Der Chat ihres Lebens von Hotepneith ================================================================================ Kapitel 10: Angriffe -------------------- Kagome ließ den Bogen verstört sinken. „War … war ich das?“ Der junge Mönch nickte, sparte sich aber die Antwort, da Sango bereits eilig zurückkehrte und zu ihm sah. „Nein, ich war das nicht“, erklärte er daher. „Das war Kagome. Und mit was für einer läuternden Energie. Jetzt merkt man davon wieder überhaupt nichts.“ Er blickte zu der Bogenschützin, die verständnislos von Einem zum Anderen sah. „Anscheinend schlummert die Magie in dir und wird nur von bestimmten Dingen aufgeweckt, Gefühlen oder so.“ „Jedenfalls, danke.“ Die Dämonenjägerin guckte zu ihrer Freundin. „Sieh nicht so drein, Kagome. Du hast meinen Onkel gerettet.“ „Ja, aber … wie?“ erkundigte sich diese entgeistert. „Du hast die Krähe geläutert“, antwortete Miroku. „Und das mit wirklich starker Magie. Man sollte dich als Dämon nicht unbedingt ärgern, will mir scheinen. Jedenfalls ist der Bogen die richtige Sache für dich. Du solltest mal auch zuhause damit üben.“ Sango nickte. „Du kannst den hier behalten. Und jetzt üben wir noch hier.“ Normalität war wieder angesagt, so war sie ausgebildet worden.   Inu Yasha hörte die Nachricht von Miroku sofort am Montagmorgen und war zufrieden, dass er sich nicht getäuscht hatte, und so die Higurashis für noch eine Generation ihren Schrein behalten durften. Und er war begeistert, als er hörte, dass Kagome ihn noch einmal sehen wollte. Vielleicht wäre es doch möglich sich mit ihr irgendwie anzufreunden, ohne gegen Vaters Gebot zu verstoßen. Auf jeden Fall wollte er sich mit ihr nächste Woche als Reddemon treffen, da war Neumond und er wurde zu einem Menschen. So würde sie ihn bestimmt nicht wieder erkennen, nun ja, als ihren Chatpartner.   Als er sich abends kurz nach neun an den Computer setzte, hätte er fast geseufzt. Er spürte seine Armmuskulatur nur zu deutlich und auch einige Prellungen, die aber rasch verschwinden würden. Zwei Stunden jeden Tag Training mit Sesshoumaru? Das konnte nur heiter werden. Er kämpfte noch immer mit dem Gewicht Tessaigas, musste das mit beiden Händen halten – und hatte schon gesehen, dass sein Halbbruder mit seinem Schwert keinerlei Probleme hatte, ja anscheinend seine dämonische Energie mit der Klinge verbinden konnte. Zum Glück hatte der das heute noch nicht gegen ihn eingesetzt, sondern nur Stahl auf Stahl getestet. Inu Yasha gab sich allerdings nicht der Illusion hin, dass dies eine Rücksicht auf ihn gewesen war. Vermutlich morgen schon wäre das anders. Immerhin hatte sein Halbbruder merken müssen, dass er nicht so leicht zurückzudrängen war, auch Kraft besaß. „Hallo, Juwel!“ tippte er, als er sie online sah. „Wie war das Wochenende?“ „Guten Abend, Reddemon.“ Sie berichtete von der Totentanzkrähe. „Ich war wirklich erschrocken und überrascht, aber Miroku meinte, es sei kein Wunder, dass man bei einem Test nichts bemerken konnte. Das kann ich anscheinend nur, wenn ich wütend bin oder so. Jedenfalls habe ich zwei Zeugen, dass ich es kann.“ „Ja, da könnt ihr sicher den Schrein behalten.“ „Und am Freitag habe ich noch einmal Audienz bei Inu Yasha. Ich muss mich doch für seine Idee bedanken.“ Er freute sich schon darauf, aber davon sollte sie lieber nichts erfahren. „Ja, mach nur. - Juwel, nächste Woche bin ich wieder in der Stadt. Am Dienstag.“ Er warf einen raschen Blick auf den Kalender. Doch, das war die Neumondnacht. „Vielleicht können wir uns treffen? Nach der Arbeit?“ Er wartete mit einem seltsam pochenden Herzen. „Ja, gern. Eine gute Idee. Es gibt da ein kleines Lokal … “ Sie beschrieb es. „Kennst du das? Sie haben Sushi.“ „Äh, nein. Ich wollte eigentlich in das Tora-Tora. Kennst du das?“ „Ist das nicht recht teuer?“ „Keine Sorge, ich lade dich ein.“ „Das meinte ich nicht.“ Kagome spürte, dass sie rot wurde. „Das will ich nicht, ich meine, du bist auch in Ausbildung.“ „Ich habe eine Kreditkarte vom Kendama.“ Ach du je, war das etwa falsch gewesen? Er wollte sie doch nicht beleidigen. „Die ist nur dafür da, dass ich mir Essen kaufen kann, wenn ich unterwegs bin. Ich nutze sie sowieso kaum, da kann ich dich auch damit durchfüttern. Und keine Angst, das ist vollkommen legal.“ Keine Angst. Doch, die hatte sie, mehr als er glauben würde. Aber nicht vor ihm, sondern vor Mittwoch. Was sollte sie nur Naraku sagen? Hoffentlich wäre der zufrieden. Aber ein Treffen mit Reddemon wäre etwas Nettes. Oh, war das etwa ein Date? Nein, doch nicht mit einem Jungen, den sie nur einmal gesehen hatte. „Ja, in Ordnung. Dann treffen wir uns um sieben vor dem Tora-Tora. Ich weiß, wo das ist.“ „Gegenüber vom Rathaus.“ Inu Yasha atmete tief ein. Sie hatte zugestimmt. Und er hatte sich doch noch nie mit einem menschlichen oder dämonischen Mädchen verabredet. Nun ja, das musste er jetzt seinem Vater erzählen, schon, weil der bestimmt erwartete, dass er auch an diesem Abend mit ihm nach Hause fuhr, aber der hatte doch gesagt, er solle zu ihm kommen, wenn er mal mit einem Mädchen … Nein, das war ja der Tag dieses Wirtschaftsgipfels. Und Vater hatte ja schon gesagt, er stelle ihm einen Fahrer zur Verfügung. Hm. „Fein, ich freue mich.“ „Auf der Rückfahrt von den Dämonenjägern habe ich übrigens Kouga wieder getroffen, ich meine, Herrn Okami.“ Der Halbdämon starrte auf die Zeilen. „Kouga? Hat er dir etwa angeboten ihn beim Vornamen zu nennen?“ „Ja. Er war sehr nett.“ Verdammt, was machte dieser Mistkerl da mit Kagome? Ruhig bleiben, sich nicht verraten, ermahnte er sich. „Das solltest du jedenfalls nicht im Kendama machen.“ „Ja, das sagte er auch.“ Aha, das Wölfchen wollte sich also unauffällig an sie heranmachen, damit er selbst das nicht mitbekam, oder? Da hatte sich Kouga aber geschnitten. Sie ging mit IHM aus, nicht mit dem. Oder? Besorgt schrieb er: „Hast du dich auch mit ihm verabredet?“ „Nein, wie kommst du denn darauf? Das ist nicht nett.“ Und ein etwas grimmiges Smiley. Au weia, wie kam er da jetzt wieder raus? Er wollte sie doch treffen. „Entschuldige. Ich war nur erstaunt. Dämonen machen so etwas normalerweise nicht mit Menschenmädchen. Ich meine, ausgehen.“ Dieser Wolf sollte sich trauen sie anzufassen! „Macht er ja auch nicht. Er war nur nett. - Wie war dein Wochenende? Hast du mit deinem Vater Sport getrieben?“ „Ja, auch mit meinem Bruder.“ Er war froh, dass er das Gespräch in harmlosere Bahnen lenken konnte. Das war anscheinend jedenfalls ein Punkt, wie auch das Geld, bei dem er bei Menschen oder Frauen im Allgemeinen vorsichtig sein musste.   Am Dienstag wartete Kagome vergeblich auf ihren Chatpartner, ein wenig verwundert, dass er nicht gesagt hatte, dass er keine Zeit habe. Aber vielleicht musste er so lange arbeiten. Morgen war sie mit Sango in der Mittagspause verabredet und sie hoffte, dass sie bis zum Abend das unangenehme Gespräch mit dem Herrn des Gumo hinter sich gebracht hatte. Länger als zu dem von ihm angegebenen Termin wagte sie nicht zu warten. Da käme bestimmt irgendetwas, zumal ihr auch gestern und heute Verfolger in der U-Bahn aufgefallen waren. Allerdings auch nur, weil sie nach ihnen gesucht hatte. Naraku hatte sie am Haken, dachte sie. Und weder Reddemon noch Sango konnten ihr da helfen.   Inu Yasha musste in der Tat arbeiten – wenn man das abendliche Training mit seinem Halbbruder so bezeichnen konnte. Nachdem sie sich beide umgezogen hatten und mit ihren Schwertern auf den Übungsplatz gegangen waren, hatten sie sich angesehen. Sesshoumaru zog. „Heute werde ich dich nicht mehr schonen.“ „Keh, wie großzügig von dir das anzukündigen.“ Damit hatte er schließlich schon gerechnet. Wenn der Mistkerl ihn quasi mit Vaters Erlaubnis schlagen durfte, würde er die Gelegenheit nutzen. Da half wohl nur dem Halbbruder zu zeigen, dass er nicht ganz wehrlos und schwach war, ja, dem womöglich sogar Respekt einzubläuen. Immerhin hatte er sich in den letzten beiden Tagen an das Gewicht Tessaigas so gewöhnt, dass er die schwere Klinge mit beiden Händen führen konnte. Ohne weiter nachzudenken lief er los und schlug zu, nicht überrascht, dass Sesshoumaru Tokejin hochzog und Stahl auf Stahl parierte. Das war auch gestern schon so gewesen. Zum ersten Mal allerdings pressten sie so ihre Klingen mit stetig steigendem Druck aneinander, maßen in direktem Kontakt ihre Kräfte, beide bemüht, den Anderen zurückzudrängen. Der ältere Halbbruder stellte dabei mit gewissem Erstaunen fest, dass es nicht so einfach war wie zuvor gedacht den Mischling zu Boden zu schicken. Aber das gab er nicht zu erkennen. Vaters Anweisung lautete, sie sollten gegeneinander üben um ihre Techniken zu verbessern. Nun, das würde er tun – wenn der Junge dabei Schaden nahm, konnte er selbst kaum dafür verantwortlich gemacht werden. Zumindest, solange er nicht übertrieb. Blessuren passierten eben, wenn man nicht aufpasste oder zu schwach war. Inu Yasha sprang zurück um aus dem direkten Kontakt zu kommen. Ihm war bewusst, dass der Ältere auch der Stärkere war, und dass er so nur verlieren oder schlimmer, sich blamieren, würde. So blieb er stehen, beide Hände um Tessaigas Griff, die große Klinge vor sich haltend, um den Angriff zu erwarten. Zu seiner gewissen Überraschung machte sein Halbbruder einen Satz auf ihn zu und schlug mit Tokejin zu. Stahl auf Stahl, nicht, wie er es gestern, wenngleich bei Einzelübungen, schon gesehen hatte mit dämonischer Energie. Nun gut, damit konnte er umgehen. So parierte er, in dem er sein Schwert empor riss. Die nächste Attacke folgte sofort.   Minuten später fluchte Inu Yasha in Gedanken. Jetzt wusste er, was Sesshoumaru damit gemeint hatte, er würde ihn nicht schonen. Das war praktisch ein ernster Kampf, ein Duell. Angriff folgte auf Angriff, ohne dass er auch nur eine Pause erhielt. Er spürte, dass das doch ungewohnte Gewicht seines Schwertes sich in seinen Armen bemerkbar machte. War es das, was der Halbbruder beabsichtigte? Das er Tessaiga fallenließ? Oder schlimmer, da er ebenso bemerkte, dass der Stahl unter den dauernden Schlägen zitterte, dass es zerbrach? Vater würde alles andere als begeistert sein, wenn er das neue Schwert, das zudem bestimmt teuer gewesen war, gleich kaputtmachte. Die nächste Attacke. Verdammt, wenn das so weiterging .... Er musste sich zusammennehmen, besser konzentrieren, dachte er noch, als er begriff, dass es diesmal anders war. Nicht nur ein Schlagabtausch, sondern Sesshoumaru hatte den Druck beibehalten, drückte Tessaiga mit Tokejin beiseite und stand keinen Schritt vor ihm. Inu Yasha erkannte ein winziges Lächeln, das um den Mund des Älteren zuckte, ehe er dessen Linke auf sich zukommen sah, gegen seine Nase schlagend. Unter dem Schock des jähen Schmerzes und dem harten Aufprall taumelte er zurück, gerade noch erkennend, dass Sesshoumaru sein Schwert fallen ließ und mit der rechten Faust erneut nach ihm schlug. Diese leuchtete grün. Er begriff entgeistert, aber da setzte schon der brennende Schmerz ein. Sesshoumaru besaß, ungewöhnlich genug für einen Hundedämon, die Fähigkeit in seiner rechten Hand ätzende, giftige Säure zu bilden. Diese bewirkte jetzt bei ihm, dass er nichts mehr sehen konnte. Er sprang zurück und versuchte mit der Linken seine Augen freizureiben. Vergeblich. „Was sollte das? Das war unfair!“ „Vaters Anweisung lautete mich zu verbessern. In einem wahren Kampf ist alles erlaubt“, kommentierte Sesshoumaru kühl. War es das? Wollte der Mistkerl ihn durch einen scheinbaren Trainingsunfall umbringen? Ja, er hatte immer gewusst, dass der ihn nicht besonders leiden konnte, aber, dass der so weit gehen würde? Instinktiv wich Inu Yasha etwas weiter zurück und versuchte mit Hilfe von Nase und Ohren herauszufinden, was sein Halbbruder plante. Falls der ihn wirklich umbringen wollte, musste er sich wehren. Dämonische Energie, das musste Sesshoumaru sein. Er war offenbar hochgesprungen, das konnte er wittern. Aber da war noch etwas, wie er es nie zuvor wahrgenommen hatte. Er spürte, dass Tessaiga in seiner Hand zitterte, als ob es ihn auf etwas aufmerksam machen wollte. Zwischen der Luft und der Energie Sesshoumarus befand sich etwas anderes – eine Spalte, ein Riss? Im Nichts der Luft? Er würde keine andere Chance haben, wenn ihn sein Halbbruder ermorden wollte – und das nahm er stark an, warum hätte er ihn sonst blenden sollen. So schlug er mit Tessaiga zu, nach diesem seltsamen Riss im Wind zielend. Ein lautes Donnern klang über den Trainingsplatz, der Boden zitterte so, dass die Wachen aufmerksam wurden – und der Fürst selbst.   Inu Yasha lauschte. Was war denn jetzt los? Hatte er etwa Sesshoumaru besiegt? Wo war der? Der war doch kaum bewusstlos, oder? Oder wollte der doch nur einen Trainingskampf? Warum sagte der nichts? Seine Nase verriet ihm nur, dass der Boden aufgewirbelt sein musste, Staub und Erde. Nichts von seinem Bruder. Er ließ müde sein Schwert los. Sein Name. Er wandte den Kopf: „Vater? Sind Sie das?“ Der Inu no Taishou warf bloß einen Blick auf den Boden. Tiefe Scharten und Kerben, der aufgewirbelte Staub des zerstörten Übungsplatzes zeigten ihm, was passiert sein musste. Nur … „Du hast die Windnarbe also gefunden. Wo ist Sesshoumaru?“ „Das weiß ich nicht. Ich kann nichts sehen.“ „Was ist geschehen?“ Jetzt erst erkannte der Vater, dass sein Jüngster sich über die Augen rieb, wohl geblendet. „Wir kämpften, übten, wie Sie es wünschen. Auf einmal schlug Sesshoumaru mit der Faust zu, mit dieser Säure. Ich wurde geblendet. Und ich wollte mich wehren.“ Was bedeutete diese Windnarbe? War es dieser seltsame Riss in der Luft? „Aber wo ist Sesshoumaru?“ „Hast du gespürt, dass du ihn getroffen hast?“ Inu Yasha begriff, dass er gerade des Brudermordes verdächtigt wurde, und dachte hektisch nach. „Nein, ich glaube nicht. Es war nur dieser Lärm und er war weg.“ „Hatte er beide Schwerter dabei?“ „Ja, aber er kämpfte mit Tokejin.“ Der Taishou nickte ingrimmig, ehe er den Kopf zu seinen Kriegern wandte, die ebenfalls heran gelaufen gekommen waren, sich aber in höflicher Distanz hielten. „Bringt ihn in sein Zimmer. Und einen dämonischen Heiler zu ihm. - Und durchsucht den Park nach Sesshoumaru. Ich hoffe, dass Tenseiga sich nützlich gemacht hat.“ Ihm war nun klar, was passiert war. Inu Yasha hatte vermutlich durch die Blendung Angst bekommen und hatte instinktiv alles getan um sich zu verteidigen. Dabei hatte er die Windnarbe entdeckt, eine der Attacken, die Toutousai in diese Klinge geschmiedet hatte. Leider hatte er selbst nicht damit gerechnet, dass dies so bald geschehen würde – und dann auch noch in einem Übungskampf seiner Söhne miteinander. Immerhin hatte er den genialen Schmied gebeten dafür zu sorgen, dass sich die Beiden nicht gegenseitig umbringen konnten, eine Vorsichtsmaßnahme, gedacht für die Zeit nach seinem Tod, nicht nach drei Tagen. Jetzt war nur die Frage: wo war sein Ältester – und in welchem Zustand? Tenseiga hin oder her, die Windnarbe war als Attacke gegen ein Heer aus Dämonen gedacht, ein Distanzangriff. Nicht einmal Sesshoumaru konnte ihr auf eine solch kurze Entfernung ausweichen. Der Herr der westlichen Länder gab zu, dass er selbst auf diese Weise verletzt worden wäre, wie viel höher war die Gefahr für seinen kaum erwachsenen Sohn?   Sesshoumaru erwachte langsam. Was war nur geschehen? Der Übungskampf gegen Inu Yasha, ja. Er hatte den Jüngeren bewusst geblendet, um dem mal etwas mehr Vorsicht beizubringen im Kampf, aber dann hatte der … Ja, was hatte der gemacht? Er hatte nur noch eine ungeheure Energie auf sich zukommen gesehen, der er unmöglich ausweichen konnte. Jetzt lag er hier, offenbar verletzt, aber nicht in Stücken. Da war noch ein blaues Leuchten gewesen, ehe er das Bewusstsein verloren hatte. Er richtete sich mühsam auf. Ein Wald. War er noch im Schlosspark oder woanders? Seine Rüstung war geborsten, hatte ihn aber wohl ebenso geschützt wie .... Er sah zu seiner Hüfte. Tenseiga. Es konnte nur diese Klinge gewesen sein, die ihn hierher gebracht hatte. Tokejin lag wohl noch auf dem Kampfplatz. Etwas mühsam lehnte er sich gegen einen Baum. In seinem Anzug hätte er sein Handy dabei, aber hier musste er eben warten bis ihn jemand fand oder er sich erholt hatte. Beschämend, wenn Vater mitbekam, dass er gegen das Halbblut so schlecht ausgesehen hatte, noch dazu, weil er selbst leichtfertig gewesen war, Inu Yasha unterschätzt hatte. Genauer, dessen neues Schwert. Tessaiga verhalf anscheinend auch einem Halbdämon zu ungeahnter Stärke.   Naraku musterte die Pläne vor ihm auf seinem Schreibtisch, ehe er sich abwandte und aus dem Fenster sah. Der Besuch der kleinen Kagome bei den Dämonenjägern hatte sich auf jeden Fall für ihn gelohnt. Er hatte diese Gruppe vollkommen vergessen gehabt und war erst durch Bankotsus Nachricht, sie sei bei denen am Yoshi-Park, waren sie wieder in seinen Fokus zurückgekehrt. Interessant war natürlich nicht die Familie an sich, interessant war die Tatsache, dass ihnen ein wirklich riesiges Areal am Stadtrand gehörte, das direkt am Meer lag. Da ließ sich wirklich gewinnbringend etwas draus machen. Vielleicht ein ganzes Konzept aus Krankenhäusern und Rehakliniken, samt einem hübschen Wohnsitz, einem Schloss, für ihn selbst? Was dem Taishou recht war, sollte ihm billig sein. Grundstücke, die nicht dem Fürsten gehörten, gab es, waren aber gerade in der Hauptstadt dünn gesät. Nach dem Gesetz war es so, dass diese Böden und Häuser in der Hand der jeweiligen Familie blieben, bis diese ausstarb oder den Grund nicht mehr ordnungsgemäß nutzen konnte. Bei Schreinen und Tempeln erlosch dieses Recht, wenn niemand der Familie mehr über magische Fähigkeiten verfügte. Das würde für die Dämonenjäger kaum gelten. Also fiel dieses Grundstück wieder an den Fürsten, wenn die Familie ausgestorben war. Der Taishou verkaufte das dann wieder, in aller Regel, oder vergab das Recht für einen Schrein neu. Um an das Grundstück der Dämonenjäger zu kommen, durfte niemand der Familie mehr am Leben sein, folglich. Hm. Sinnvolle Arrondierung seiner Interessen oder verzettelte er sich? Er schätzte es allerdings mehrgleisig zu fahren. Dies war einer der Gründe für seinen großen Erfolg in den letzten Jahrzehnten. Er hatte nur einmal verloren, bedauerlicherweise kurz vor seinem Triumph, aber gegen den Inu no Taishou konnte man mal ins Leere laufen. Immerhin hielt seine Tarnung, und nicht einmal der alte Hund hatte ihn wiedererkannt – nicht nach dem Zwischenfall mit dem Juwel, aber auch nicht aus alten Zeiten in seiner früheren Gestalt. Auch da hatte sich seine Vorsicht ausgezahlt. Nun gut. Es würde in jedem Fall nicht schaden, wenn sich die sieben Krieger mal ein wenig das Anwesen der Dämonenjäger ansehen würden, Informationen sammelten. Dann könnte er noch immer entscheiden. Aber das Juwel der vier Seelen sollte Vorrang vor allem anderen haben. Sein Telefon klingelte und er wandte sich um. Da er sah, dass es sich um Bankotsu handelte, hob er ab. War etwas mit Kagome, die nach wie vor beschattet wurde? Der Sicherheitsfachmann klang ein wenig amüsiert. „Ich wollte Sie nur davon in Kenntnis setzen, dass es einen Zwischenfall im fürstlichen Schloss gegeben hat. Anscheinend hatten beide Prinzen miteinander einen kleinen Trainingsunfall.“ „Sollte ich sagen, dass mir das Leid tut? Was ist geschehen?“ Lebten die Welpen noch? „Wenn ich richtig informiert bin, weiß das momentan noch niemand. Zu Inu Yasha wurde ein Heiler gerufen und Sesshoumaru ist nicht auffindbar.“ Um Narakus Mund spielte ein zynisches Lächeln. „Wie ungemein peinlich für den werten Fürsten, dass sich sein Nachwuchs gegenseitig an die Gurgel geht.“ Würde das den Taishou ablenken? Möglich, aber kaum so sehr, dass der sein Schloss ohne Wachen lassen würde. Überdies war nicht gesagt, dass sich das Juwel der vier Seelen auch dort befand und nicht woanders. Das sollte ja Kagome für ihn überprüfen. Bankotsu wartete einen Moment, ehe er fragte: „Noch etwas zu der Kleinen?“ „Kagome? Nein. Sie soll mich am Mittwoch anrufen. Tut sie das nicht, seid ihr dran. Ist sie brav, habe ich einen neuen Auftrag für sie.“ Jahrelange Erfahrung im Bereich Erpressung hatte ihn gelehrt, dass man dem Opfer auch Pausen gewähren musste, damit es die Illusion hatte seinem Schicksal entkommen zu können, solange es mitspielte. Kagome wäre eine zu gute Zeugin gegen ihn und für seine Pläne – sie würde so oder so nicht überleben. Und Bankotsu benötigte ab und an etwas, das seine Männer besonders schätzten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)