Der Chat ihres Lebens von Hotepneith ================================================================================ Kapitel 29: Energie -------------------   Inu Yasha war so erschöpft, dass er kaum die Gestalt identifizieren konnte, ehe er doch seinen Halbbruder erkannte. Spät, aber doch. Sesshoumaru war endlich gekommen, er hatte lange genug durchgehalten. Der Junge blieb einfach auf der Erde liegen und entspannte sich.   Der Erbprinz hatte aus der Entfernung noch die Energien hier wahrnehmen können, ebenso, dass eine, mächtige, erloschen war. Da er der Spur des Drachen bis hier gefolgt war, dieser nicht mehr existierte und sein Vater offenbar einen niedrigen Energiepegel besaß, zog er einen einfachen Schluss. „Es ist Ihnen gelungen, mein verehrter Herr und Vater, Ryuukossusei zu besiegen.“ „Nein.“ Der Fürst erhob sich mühsam. „Das war dein kleiner Bruder.“ Der Blick Sesshoumarus glitt zu dem Halbdämon. Nun, er war sicher der Letzte, der nicht wusste, was diese Windnarbe vermochte – aber das gegen den Drachenprinzen? Oder war da noch etwas anderes im Spiel gewesen? Gleich. Hatte er sich nicht schon gedacht, dass mit diesem Tessaiga der Kleine zu einem bemerkenswerten Gegner heranwuchs? Er sah eilig wieder zu seinem Vater. Wie unhöflich, einen Fürsten zu missachten, ja, töricht, zumal, wenn man offenkundig dessen Befehl nicht gehorcht hatte. Vorsorglich neigte er den Kopf.   Der Taishou war sogar froh darüber, dass sein Ältester selbständig mitgedacht hatte, wusste jedoch, dass die strikte Kommandostruktur der Dämonen, die er auch seinem Erben eingebläut hatte, herrschte, und der auf einen Tadel wartete. „Gut, dass du gekommen bist. Offenbar hast du den Unterschied zwischen blindem Gehorsam und Verantwortung erkannt. - Komm, wir Zwei suchen nach Naraku. Etwas in mir schreit, dass er sich dort oben auf dem Berg befindet. Und etwas in mir schreit nach seinem Blut.“ Er blickte zu den Menschen. „Kümmert euch um Inu Yasha und Kagome. Ich denke, wenn der heutige Tag Helden hat, dann diese Zwei.“ Sie hatten beide etwas gut bei ihm, diese halben Kinder. Sein jüngster Sohn, weil er bewiesen hatte, dass er ihn in absoluter Loyalität beschützen wollte und, erschwerend, das auch konnte, dass er mehr als ein Dämonenkrieger leisten konnte, das Mädchen, weil er durchaus mitbekommen hatte, dass sie in seiner Seele gewesen war, dieses unglaubliche Risiko eingegangen war, sich dem Juwel selbst zu stellen. Sicher, sie war eine Higurashi, aber dennoch. Ohne sie hätte er nicht sein Bewusstsein zurückerlangt – höchstens als Sklave des Juwels, das anscheinend ebenso höllische Eigenschaften besaß wie sein Schwert. Immerhin war es nun ruhig und schien sich seinem Willen zu beugen. Darüber sollte er später nachdenken. „Sesshoumaru, geh links um den Berg, ich rechts. Wir werden den Verräter auftreiben.“ Der Erbprinz war zu strikt erzogen, um auch nur einen leisen Zweifel daran zu denken, dass sein Vater kaum in der Lage wäre diesen Naraku selbst zu erledigen. Noch immer war der Energiepegel des Fürsten recht niedrig. Sesshoumaru hoffte, dass er von seiner Familie doch erzählt bekam, was sich hier abgespielt hatte. Nun ja, wenn nicht, würde Kouga mit der Antwort herausrücken müssen.   Kaum, dass die zwei Hundedämonen weg waren, stürzte sich Sango förmlich auf Kagome und Miroku auf In Yasha. „He, wie geht’s dir?“ war die seltsam einhellige Frage, ehe sich doch die Ansichten trennten. „Arme Kagome,“ murmelte Sango. „Aber du hast es geschafft, du hast den Fürsten gerettet. Was ist jetzt mit dem Juwel?“ „Ich weiß es nicht so genau,“ murmelte Kagome und kuschelte sich einfach in den Arm ihrer Freundin, eine Geste, die Kouga ein inneres Seufzen entlockte. „Sie ...sie sagten, ein Teil von mir sei jetzt in dem Juwel, aber ich merke nichts. Vielleicht bin ich auch nur zu müde.“ „Das sicher. Du hast vermutlich, ebenso wie wir, die ganze Nacht nicht geschlafen. Das wird schon alles gut. Ein heißes Bad für uns, dann ab ins Bett. Bald.“ Ein Teil von ihr im Juwel und das wiederum im Fürsten? Sango war zu gut ausgebildet, um das nicht merkwürdig – und riskant – zu finden. Aber jetzt erst einmal sollte sie nichts dazu sagen. Kagome war an der Grenze der menschlichen Leistungsfähigkeit, ja, schlief ein, und sie selbst war auch nicht gerade das, was man fit nannte.   Miroku dagegen zog den Halbdämon etwas auf. „Mann, Kumpel jetzt lass dich doch mal ansehen. Schrecklich. Sicher, dass ich keinen Notarzt rufen soll?“ Ach ja, sie hatten ja gar kein Handy dabei. Er war offenbar auch erschöpft nach diesem unendlichen, nächtlichen, Abenteuer mit dem Giftmischer und dem Fluchbrechen. „Keh, ich bin kein Mensch, das heilt schon wieder. Der blöde Drache war nur der zweite Kampf nacheinander ...“ Inu Yasha sah langsam um sich. „Kagome hat alles überstanden?“ „Ja, sie ist nur sehr müde, aber du wohl auch.“ „War da nicht Sesshoumaru?“ Oder hatte er ihn sich nur eingebildet? „Ja, er und der Fürst sind weg auf die Suche nach einem Naraku.“ „Fein.“ Der jüngste Prinz grinste ein sehr dämonisches Lächeln. Miroku stutzte. „Was war denn los?“ „Der Mistkerl hat die arme Kagome richtig in Schwierigkeiten gebracht. Außerdem anscheinend die Drachen eingeladen. Das finden Vater und Sess vermutlich noch weniger witzig.“ Vater und Sess … Das war kaum protokollgerecht, oder auch nur für das Kendama passend. Miroku sah sich gezwungen zu sagen: „Da drüben steht Kouga, der ist auch langsam wieder fit. Dämonen heilen schneller. Sango ist auch da.“ „Ja, alles klar.“ Er spürte, wie seine Energie wieder floss und das war ein verflixt gutes Gefühl. Hinzu kam, dass ihm langsam bewusst wurde, dass er seinem Vater, seinen Freunden, das Leben gerettet hatte, mit einem Typen fertig geworden war, von dem selbst der Inu no Taishou mit Respekt sprach … Es konnte nur gut enden. Alles würde gut werden, das sollte er wohl Kagome sagen. Aber ein zweiter Blick verriet ihm, dass sie eingeschlafen war. Das war eine gute Idee. So schloss er einfach die Augen.   Naraku hatte sich soeben die letzte Handvoll Erdnüsse einwerfen wollen, als er sich verschluckte. Was war das denn gewesen? Und – wo war der Drachenprinz? Immerhin fiel der Kleine jetzt zu Boden, der war ausgeschaltet. Aber, wo steckte Ryuukossusei? Etwa schon im Berg? Fast hektisch blickte er sich um. Nein, diese Aura hätte er bemerkt, ebenso wie die da unten … Moment. Hastig sah er hinunter, nur, um sich zu erheben. Sesshoumaru in voller Lebensgröße und der Fürst stand jetzt auch. Schön, das wurde eng. Aber, bis die Beiden sich alles erzählt hatten, war er schon weg. Er durfte nur keinen Fehler mehr begehen und zu neugierig sein. Mit Vorbeigehen nahm er die Tasche von seinem Schreibtisch, die ihm das Überleben im Ausland mehr als nur einfach machen würde, ehe er einen Hebel löste und ein Bambusregal beiseite klappte. Davon hatten selbst seine Leibwächter nichts gewusst, aus gutem Grund. Er hatte schon lange gelernt, dass man niemandem vertrauen sollte. Diese kleine, zugegeben steile und nasse, Höhle, würde ihn direkt zu seinem Auto bringen. Und er sollte doch nicht umsonst das Geld für dreihundert PS ausgegeben haben.   Sesshoumaru wagte es seinem Vater einen raschen Blick zuzuwerfen, ehe er sich gehorsam nach links um den Berg Hakurei wandte. Ja, der Bannkreis, wenngleich extrem kleiner und jetzt in dem Hügel, war noch immer deutlich zu spüren, aber das schien nicht die Ursache für die unerwartete Schwäche des Fürsten zu sein. Freilich, er konnte spüren, wie sich Vater mit jeder Minute regenerierte. Irritierend war allerdings – neben der Kleinigkeit, dass es ausgerechnet mit Inu Yasha einem Halbmenschen gelungen war einen ausgewachsenen Drachenprinzen zu töten, - dass sich die Aura des Fürsten verändert hatte. So schwach seine dämonische Energie momentan auch wirkte, darunter lag noch ganz etwas anderes. Es war nicht zu durchschauen, fast, als ob viele Dämonen nun ihre Energie dem Herrn der westlichen Gebiete liehen. Viele Dämonen und noch etwas Ungewöhnliches. Nun, es würde sehr interessant sein zu erfahren, was in den letzten Stunden hier geschehen war. Kouga würde reden, und, darauf würde er setzen, auch das Vorzimmer seines Halbbruders, wenn er sie nur befragte. Jetzt sollte er sich lieber auf die Suche nach Naraku machen. Natürlich kannte er den Herrn des Gumo-Konzerns, aber er hatte ihn eigentlich stets ignoriert. Nie hätte er angenommen, das solch ein Schmeichler gefährlich werden könnte. Das wäre fast gewesen, als ob Jaken … Sekunde. Er sollte jetzt nicht paranoid werden. Ein Dämon, erst recht ein Dämonenfürst blieb sachlich. Aber er sollte wohl Jakens Machtbefugnisse ein wenig ….eingrenzen, ohne den treuen Diener zu beleidigen. Hm. Wenn der Kerl wirklich oben auf dem Berg hockte, würde er sicher als Hochverräter alles tun, um Vater nicht in die Klauen zu laufen. Also war das hier nur ein Kontrollgang, suchen müsste er erst hinten, auf der entgegengesetzten Seite des Berges. Der Erbprinz beschleunigte etwas seinen Schritt, ohne freilich das Spüren nach anderen Dämonen aufzugeben.   Der Inu no Taishou ging aufmerksam, die Nase im Wind, um den hier nur von Wiesen und Steinen belegten Berg Hakurei. Viele Höhlen, aber keine Witterung nach dieser Spinne. Oder diesem Halbdämon, denn er war sicher, dass der das war. Allerdings keiner im ehrlichen Sinn, wenn er so an Inu Yasha dachte. Irgendetwas mit Magie war dabei – und er war zu leichtfertig gewesen, um es zu bemerken. Oder hatte er es gar nicht erfassen können? Er spürte zwar, wie seine vertraute Energie Stück um Stück aus der Quelle seiner Seele wuchs, aber er war eigentlich sicher, dass er nun über eine Macht verfügte wie nie zuvor. Das Juwel? Bot der darin eingeschlossene Dämon ihm nun seine Energie mit an? Aber, was wäre mit der Priesterin? Midoriko? Kagome! Sie musste es gewesen sein. Irgendwie hatte dieses kleine Mädchen, das er noch gestern Abend für eine Hexe und Hochverräterin gehalten hatte, es vermocht haben, dass das Juwel der vier Seelen ihm seine legendäre Macht zukommen ließ. Das bedeutete vor allem eines: sie war, ohne es zu wissen, eine mächtige Priesterin und auf seiner Seite. Er durfte sie nicht mehr aus den Augen lassen. Überdies: sie war ganz offenkundig in seiner eigenen Seele gewesen. Schon das führte zu weiteren magischen Konsequenzen, musste es führen. Er vermutete allerdings, dass die Kleine davon noch nichts ahnte. Er sollte wohl behutsam vorgehen, in jeder Hinsicht. Sie war noch sehr jung, ein Mensch – und hatte Anspruch auf seine Dankbarkeit.   Naraku erreichte sein Autoversteck zwar etwas durchnässt, aber erfreut, alles beim Alten zu finden. Feuchte Höhlen machten ihm dank Spinnenahnen wenig aus und er konnte im Dunkel des Berges wie bei Tage sehen. Für einen Moment dachte er daran, sich hier im Hakurei erneut hinter einem Bannkreis zu verschanzen, aber er würde sich nur in der Grotte des Priesters und dessen Bannkreis sicher aufhalten können, um erneut einen derart machtvollen erschaffen zu können. Ganz offenkundig war es jemandem allerdings gelungen ebenfalls dorthin zu gelangen und den seinen zu brechen. Nein, das war eine schlechte Idee. Flucht war in diesem Fall wohl besser, zumal er sich die Stimmungslage des Fürsten recht gut ausmalen konnte. So warf er sein Paket auf den Beifahrersitz und schwang sich in den schweren Jeep. Als die dreihundert PS aufheulten, hallte das förmlich in der Höhle wieder. Das konnte die Hunde rasch auf seine Fährte bringen. Er sollte sich beeilen. So fuhr er hinaus, sich doch ein wenig sorgfältiger als sonst umsehend. Aber kein großer, weißer Hund kam um den Hakurei galoppiert. Störte der Bannkreis des alten Priesters trotz allem die Fähigkeiten der Dämonen? Umso besser. Er fuhr an, Richtung Osten, dankbar für seinen Einfall einen Wagen mit Vierradantrieb zu nehmen. Es wäre töricht gewesen nach Süden, zur Hauptstadt, zu fahren, und noch idiotischer einfach direkt zu dem gebuchten Flugzeug. Damit hätte er nur sofort seine Fluchtrichtung verraten. Das Flugzeug würde auf Onigumo warten – und er musste eben einen kleinen Umweg von einigen hundert Kilometern in Kauf nehmen. Sein Handy hatte er wohlweislich oben in der Villa liegen lassen. Schon jetzt war er fast einen Kilometer von der Höhle weg und noch immer kein Hund in Sicht. Sehr gut. Er wagte es zu beschleunigen, soweit der grasige Boden das gestattete. Und es würde bald zu regnen anfangen, damit wäre seine Spur endgültig verwischt.   Es hätte Naraku kaum beruhigt, dass sich Vater und Sohn soeben auf halber Berghöhe trafen und dem davonjagenden Auto nur einen Blick schenkten. Sesshoumaru sah aufmerksam zu seinem Vater. Der Fürst nickte etwas. „Halte ihn auf.“ Dem Erbprinzen war der eisige Unterton nicht entgangen, aber ihm war klar, dass sich das nicht auf ihn sondern sein Zielobjekt bezog. Wie von der Leine gelassen sprang er mit wenigen Sätzen den Berg hinunter, um mit aller Schnelligkeit, die ihm so zu Gebote stand, dem Fliehenden hinterherzujagen.   Naraku prallte mit dem Gesicht auf den Airbag, als ohne Vorwarnung sein Wagen stoppte. Der Motor lief noch, das bemerkte er, als er den Kopf etwas mühsam hob. Seine Lippe blutete und er wischte drüber. Diese Bewegung kam allerdings nie zum Abschluss, als er etwas Eisiges durch seine Adern schleichen spürte und sich sein Magen unangenehm verkrampfte. Sesshoumaru! Dieser Hundesohn stand direkt vor dem Jeep, lässig einen Fuß in dem Abfanggitter – und hielt damit sein Auto auf. Naraku starrte ihn fassungslos an. Als er jedoch einem Blick aus goldfarbenen Dämonenaugen erhaschte, durchfuhr ihn erneut eine nie gekannte Kälte, während sich Schweißperlen auf seiner Stirn bildeten. Was jetzt? Den schlicht zu überfahren war wohl unmöglich – der hatte das fahrende Auto eingeholt und getoppt, würde solche Aktion wohl auch beantworten. Im Unterschied zu seinem kleinen Bruder hatte er offensichtlich auch nicht gekämpft, war also nicht angeschlagen oder müde. Der Fürst allerdings schien etwas schwächer zu sein, wenn er, Naraku, sich das so überlegte. Der war bewusstlos geworden. Vielleicht konnte er Sesshoumaru überreden der neue Fürst zu werden und Papa auszuschalten? Ryuukossusei war offenbar erledigt und auf die sieben Krieger brauchte er auch nicht mehr zählen. Ein Kampf allein gegen den jungen Hund? Schwierig, das war klar. Wohin guckte der Erbprinz denn jetzt? Naraku wandte den Kopf. Mist. Da kam der Taishou fast heran geschlendert, als ob er einem Schauspiel beiwohnen müsse, das ihm nicht sonderlich gefiel. Zumindest war die Miene nicht ausgesprochen freundlich. Leider war er sicher, dass Sesshoumaru im Zweifel eher auf Papa als auf ihn hören würde. Was nun? In solch einer Klemme war er nicht mehr gesessen, seit der Taishou damals sein Haus und seine Leute erledigt hatte. Allerdings hatte dieser da das Höllenschwert dabei gehabt, was er jetzt offenbar nicht trug. Immerhin etwas.   Der Taishou warf einen Blick auf den Verräter, der sichtlich keine Anstalten traf auszusteigen. Glaubte der Narr, er sei in dieser Blechbüchse sicher? „Öffne,“ befahl er daher seinem Sohn. Naraku hatte es gehört und sah seine Chance. In dem Moment, in dem der junge Hund seinen Fuß wegnahm, um die Fahrertür zu öffnen, was der Fürst ja anscheinend für unter seiner Würde hielt, würde er erneut losfahren. Möglichst unauffällig drückte er den Verriegelungsbolzen der Türen, den Fuß noch immer auf dem Gaspedal. Immerhin war er durch den Schreck nicht so töricht gewesen den Motor absterben zu lassen. Wieso hob Sesshoumaru jetzt die Rechte, und wieso leuchtete die so grün? Das hatte er nie zuvor gesehen – allerdings auch nicht die immer länger werdende grüne Schnur, die aus der Hand drang, und wie eine Peitsche über den Jeep zog, den damit säuberlich halbierte. Der Motor starb ab. Das war das Letzte, was Naraku dachte, ehe er realisierte, dass er zu Füßen des Fürsten im Gras lag. Er wollte sich aufrichten, wollte … Ein helles Licht drang aus dem Brustpanzer des Taishou, etwas zerrte an Naraku, dann hörte er: „Willkommen im Juwel der vier Seelen.“   „Verehrter Vater?“ wagte es der Erbprinz sich vorsichtig zu erkundigen. Solch eine Fähigkeit hatte er nie zuvor bei dem Taishou gesehen. Der Fürst blickte an sich hinunter, legte die Hand auf die Brust, ehe er langsam entgegnete: „Das war wohl die Macht des Juwels der vier Seelen. Es hat seine Seele eingenommen. Ich bin sicher, er ist tot.“ „Er ist jetzt in Ihnen?“ Sesshoumaru gelang es gerade noch seinen Abscheu nicht in seine Stimme zu legen, bevor noch ein Missverständnis auftrat. Immerhin hatte er anscheinend bislang alles richtig gemacht, ja, Vater hatte ihr gelobt. „Das ist wohl so.“ Als das Juwel versucht hatte ihn zu übernehmen, ja, da hatte er sich gewünscht die Kinder zu beschützen – vor Naraku, hauptsächlich, denn von Ryuukossusei hatte er da ja noch nichts wissen können. Offenkundig hatte das Juwel ihm diesen Wunsch erfüllen wollen. Er sollte ab nun mit Wünschen vorsichtiger sein. „Kehren wir zu den Anderen zurück .- Das Heer?“ „Ist im Norden, noch in Alarmbereitschaft. Ich vermute allerdings, verehrter Vater, dass sich die restlichen Drachen nach dem Tod des Erbprinzen zurückziehen werden. Der Plan ist wohl gescheitert.“ „Ja, das ist auch meine Meinung. Und ich hoffe, dem König, meinem alten Kampfgefährten, geht es bald wieder besser.“   In dem ehemaligen Wäldchen hatte sich inzwischen einiges verändert. Inu Yasha war mehr oder weniger zu Kagome gestolpert und hatte sich neben ihr niedergelassen, was Kouga zu einem sehr eigenartigen Blick und Sango dazu bewegte aufzustehen und zu Miroku zu gehen. „Es ist wohl vorbei,“ flüsterte die Dämonenjägerin. Der junge Mönch nickte. „Ich denke nicht, dass irgendjemand diesen Zweien entkommt, zumal unser werter Erbprinz ja noch recht fit erschien. - Darf ich dir übrigens etwas sagen, ohne dass du sauer wirst?“ „Du kannst es ja versuchen, aber ich bin ziemlich müde.“ „Wir alle, wohl. Na, du warst einfach klasse heute Nacht und heute Morgen.“ Sie sah ihn ungläubig an. „Ich? Wer hat denn den Bannkreis gelöst?“ „Ich. Aber es war deine Idee überhaupt diesem komischen Typen zu folgen. Ohne den wären wir zwar nicht in Lebensgefahr gekommen, gebe ich zu, aber wir hätten auch nicht Inu Yasha hier helfen können.“ Er legte sehr vorsichtig die Hände auf ihre Schultern. Da sie sich nicht rührte, sondern ihn nur ansah, für er mutiger fort: „Ich könnte mir nichts Besseres von der zukünftigen Mutter meiner Kinder wünschen.“ Die Tatsache, dass sie mit ihrem Mund ein erstauntes „Oh?“ formte, nahm er als Einladung.   Der Halbdämon betrachtete für einen Moment die schlafende Kagome. Was hatte die arme Juwel in der letzten Zeit durchgemacht: Erpressung, Angst um ihre Familie, Einbruch beim Fürsten und dann diese ganze lange Nacht, deren Morgen auch nicht viel besser wurde. Kein Wunder, dass sie nun wirklich müde war. Sie sollt allerdings doch nicht einfach so hier auf der harten Erde liegen. So zog er sie vorsichtig auf und nahm sie in den Arm. Kagome spürte es und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. „Reddemon ...“ murmelte sie, ohne die Augen zu öffnen. „Ist es vorbei?“ „Ja, ist es. Ich bin sicher, Naraku kann dir nichts mehr tun.“ Er roch möglichst unauffällig an ihrem Haar. Sie duftete selbst jetzt so gut, so weich. Es war bequemer und er war müde, so lehnte er sein Gesicht auf ihren Kopf. „Wie geht es dir?“ fragte sie und tastete nach seiner Brust.Der Stoff hatte so zerrissen ausgesehen, aber anscheinend verschwand auch das bereits. Dämonensohn und -stoff. „Geht schon. Ich brauche keinen Arzt. Die Energie kommt zurück und alles heilt, sehr praktisch. Du kannst bestimmt auch bald nach Hause und einfach schlafen. Vielleicht können wir morgen Abend dann miteinander chatten?“ erkundigte er sich hoffnungsvoll in ihr Haar.   Kouga hätte fast den Kopf geschüttelt. Prinz hin oder her, aber der hatte keinen Ahnung von Mädchen. Als ob Kagome von ihm noch etwas wissen wollen würde, nachdem der sie anscheinend in Lebensgefahr gebracht hatte. Er verneigte sich eilig, als er sah, wer da kam.   Der Fürst zog etwas die Augen zusammen, als er bemerkte, wie eng sein Jüngster Kagome an sich drückte und seinen Mund in ihrem Haar verbarg, ihn selbst und seinen Bruder offenkundig noch nicht einmal bemerkt hatte. Gegen alle guten Vorsätze sagte er kalt wie ein sibirischer Wintersee: „Vielleicht hast du die Güte, Inu Yasha, meine Gefährtin loszulassen!“     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)