Der Chat ihres Lebens von Hotepneith ================================================================================ Kapitel 30: Überraschungen -------------------------- Seine Gefährtin? Für einen langen, zu langen, Augenblick breiteten sich vollkommene Stille und absolute Regungslosigkeit in dem verwüsteten Wäldchen aus, dann brachte Kagome etwas wie ein Quieken hervor und es kam Bewegung in die Szene. Inu Yasha ließ sie zwar, seinem Vater gehorsam, los, richtete sich aber im gleichen Moment auf ein Knie auf und schob sie mehr instinktiv als nachdenkend hinter sich. Kagome krallte sich ebenso ohne zu überlegen in seinem Rücken, in sein rotes Gewand, auf dem dunkle Flecken noch immer von dem Kampf zeugten, und schielte über seine Schulter auf den Fürsten. Dieser bemerkte, dass auch sein Ältester ihn anstarrte, als habe er ihn noch nie gesehen, und beschloss, da müsse die Erklärung her, wenngleich nicht vor den Ohren von Fremden. Offenbar hatte niemand außer ihm die logische Schlussfolgerung gezogen, wobei Sesshoumaru ja auch nichts von dem Vorgefallenen wissen konnte. „Kouga, gehe zum Heer und sage ihnen, sie können die Alarmbereitschaft aufgeben. Sie sollen aber noch zwei Tage an der Grenze patrouillieren. Drachen, die nach Norden ziehen, können sie passieren lassen. Danach können sie nach Hause. - Sango und … Miroku, war doch dein Name: ich sehe hier ein Motorrad. Geht in das Schloss, lasst euch unter Berufung auf meinen Befehl ein Zimmer geben und schlaft euch aus. Danach erwarte ich euren Bericht.“   Die Drei gehorchten wortlos, wenngleich in dem Bedauern den aufsteigenden Familienstreit nicht mitbekommen zu dürfen. Nun ja, Streit würde es in dem Sinn kaum geben, dazu war die Rangfolge bei Dämonen zu strikt, zumal das hier nicht nur der Vater, sondern auch noch der Herr der westlichen Gebiete war, aber keiner seiner Söhne schien glücklich über diese Aussage zu sein. Jeder der Drei vermutete, dass die Aussicht erneut eine menschliche Stiefmutter zu bekommen dem Erbprinzen ungefähr so behagte wie kopfüber über einem Geysir zu baumeln, und, dass der jüngere Fürstensohn ein gewisses Faible für Kagome hatte, war ja kaum zu übersehen gewesen. Es blieb Inu Yashas Vorzimmer überlassen, auch eben diese in ihre Erwägungen einzubeziehen – verheiratet ohne gefragt zu werden, war in diesen modernen Zeiten wohl nur noch unter Dämonen üblich, und sie würde vermutlich, wenn sie ihren Schock überwunden hatte, ziemlich sauer werden. Und das gegenüber dem Fürsten, zumal sie sichtlich erschöpft und übermüdet war, kurz, unberechenbar. „Au weia,“ sagte Sango, wohlweislich erst, als sie hinter Miroku auf dessen Motorrad saß und ein gutes Stück entfernt war. „Ich kann nur hoffen sie wird nicht zu böse.“ „Nun ja, Fürstin des Westens zu werden ist kein so arges Schicksal, oder?“ „So fertig, wie sie ist, ist ihr das egal. Abgesehen davon – ich denke, sie hat eher was für Inu Yasha übrig. Und der ist immerhin auch noch der Drachenbezwinger.“ „Und Inu Yasha etwas für sie. Oh, oh. Ich hoffe, die reden miteinander, statt dass der Fürst einen weiteren Befehl fallen lässt.“ „Und ich dachte es ginge heute Nacht nur darum einen eigenartigen Typen zu beschatten,“ seufzte die Dämonenjägerin, schlang die Arme fester um ihren Freund und Kollegen und lehnte die Stirn müde an ihn. „Vielleicht ist es unser Glück, jetzt erst einmal aus der Schusslinie zu sein. Drei doggies und Kagome – au weia.“   Inu Yasha realisierte, dass er Kagome erst einmal hinter sich gebracht hatte, sie deckte – auch, wenn das natürlich gegenüber seinem Vater unhöflich, gegenüber dem Fürsten sogar respektlos war. Aber … Das einzige Mädchen, das er so gern hatte, sollte seine Stiefmutter sein? Er träumte von einem Kuss von ihr - und sein Vater legte sich in ihr Bett? Wieso? Nie im Leben. Aber Kagome hatte ja schon im Chat gesagt, sie fände den Fürsten elegant und anziehend, dachte er dann bitter. Er war eben nur ein Halbdämon. Trotzdem … „Verzeihen Sie, mein Herr und Vater, ich habe da wohl etwas nicht verstanden,“ brachte er irgendwie höfisch erzogen hervor. Da er erkannte, dass Sesshoumaru um ein Haar genickt hätte, stand also nicht nur er auf der Leitung. Der Taishou senkte auch nur kurz zustimmend den Kopf, und wandte sich an denjenigen seiner Söhne, der überhaupt keine Ahnung hatte. „Ich sandte auf deine Nachricht hin Inu Yasha und Kagome her, um den Bannkreis zu überprüfen und die beiden Menschen ins Schloss zu bringen. Danach kam ein weiterer Bote, dass erneut Drachen Richtung Süd gegangen waren, und ich beschloss selbst herzukommen. Um zu verhindern, dass das Ganze nur ein raffinierter Schachzug Narakus sei, legte ich mir das Juwel der vier Seelen um, wenn auch um den Preis, dass ich So´unga nicht bei mir tragen konnte. Zwei beseelte, magische Gegenstände sind stets einer zu viel. Wie recht ich hatte, stellte sich bereits auf dem Weg hierher heraus, als das Juwel versuchte mich zu beeinflussen. Als ich herkam, waren alle, auch Kouga, hier, und ich war zunächst einmal erleichtert, dass sie lebten, allerdings alle erschöpft und verwundet waren. Nur kurz ließ ich in meiner Aufmerksamkeit nach und es gelang dem Juwel mit mir zu verschmelzen. Es wollte mich übernehmen und ich wehrte mich dagegen. - Was dann geschah, müsste Kagome wissen.“ Er war ja im wahrsten Sinne des Wortes beschäftigt gewesen.   Das Mädchen bemerkte, dass ihre Aussage gewünscht wurde, und nahm sich zusammen. Heirat? Eigentlich nein, danke. Sie hatte nicht vergessen, dass Sango erzählt hatte, dass selbst Sesshoumaru als Sohn schon vor fünfhundert Jahren im Großen Krieg mitgekämpft hatte. Wie alt war dann erst der Fürst? Oder war doch etwas ganz anderes gemeint? Es waren Dämonen und sie kannte doch deren Sprachregelungen nicht. „Äh, ja, Inu Yasha sagte, ich sollte das Juwel irgendwie aus Ihnen wieder herausbekommen. So setzte ich mich neben Sie und versuchte mich zu konzentrieren. Dann war ich in etwas Schwarzem, wo Blitze zuckten, erkannte aber auch einen hellen Schein und vermutete, das sei das Juwel. Ich wollte ... Midoriko, das ist die Priesterin, die es geschaffen hat, um Hilfe bitten.“ „Was dir auch gelang, offenbar,“ warf Inu Yasha prompt ein. „Aber, Vater ...“ Der Fürst zog etwas die Augen zusammen, was seinen Jüngsten gehorsam abbrechen ließ. „Begreift ihr noch immer nicht?“ Keine Ahnung von Magie! „Zwei Dinge: erstens, es gelang Kagome das Juwel der vier Seelen zu beeinflussen. Sie ist eine Priesterin von wirklich bemerkenswerter Kraft, mangelnde Ausbildung hin oder her. Das müsste übrigens nachgeholt werden. Da sie die Einzige ist, die das Juwel beeinflussen kann, muss sie zukünftig stets in meiner Nähe sein. Ich kann nur hoffen, dass ich bis zu ihrem Tod gelernt habe das Juwel vollständig unter Kontrolle zu halten. Zweitens: sie war in meiner Seele, unsere Seelen haben sich berührt. Man nennt das Seelengefährten.“   Und auch diese mussten nahe beieinander sein, das war zumindest dem Erbprinzen klar. Nun gut. Das erklärte, wie Vater auf diese unheilvolle Eheschließung kam. Gab es denn keine andere Lösung? Immerhin, da konnte er bei einem Blick auf seinen fassungslosen Halbbruder sicher sein, dass auch der hastig nach einer suchte. Der Kleine schien ja wirklich an diesem Menschen zu hängen. Kurz streifte Sesshoumarus Blick die Überreste Ryuukossuseis. Nein, er sollte ihn wohl selbst in Gedanken bei Namen nennen: Inu Yasha. Sein kleiner Bruder Inu Yasha. Hm. Half er diesem, würde der im Austausch vielleicht auch seinen Einfall unterstützen, bezüglich seiner eigenen Zukunft?   Der Fürst wollte nicht erwähnen, dass er auch seinen Jüngsten irgendwie vor einer überstürzten Heirat bewahren wollte, zumal der doch noch fast ein Kind war, und … Er sah zu den tiefen Scharten im Boden, dann zu den staubigen, vom Winde bereits zum Teil fortgetragenen, Resten des mächtigen Drachen, zu Inu Yashas Gesicht. Das war hart geworden, ja, verbittert, und der Welpe hielt Kagome noch immer mit der Linken hinter sich. Nein, erkannte der Taishou plötzlich. Das war kein Kind mehr, auch nicht nach dämonischen Maßstäben. Der Junge hatte gekämpft, gesiegt – und war zum Mann geworden. Und er würde für das, was er für sein Recht hielt, auch weiterhin kämpfen wollen. Leider änderte das nichts an der Magie, aber dem Fürsten wurde klar, dass er in diesem Augenblick die bedingungslose Loyalität Inu Yashas, die dieser gegen Ryuukossusei noch gezeigt hatte, verspielen würde. Hatte er nicht schon genug falsch gemacht mit dem Jungen? Das Verschweigen der Rettungstat Sesshoumarus über Jahrhunderte, um den eigenen Stolz zu schonen, hatte das Missverständnis, ja, Zerwürfnis, der Halbbrüder forciert, Inu Yasha hatte sich nie für voll genommen gefühlt, nicht einmal nach rein dämonischen Maßstäben, wie viel weniger nach menschlichen. Aber Magie war Magie und forderte nach ihren eigenen Gesetzen. Es gab keine andere Lösung.   Naraku fand sich in der Dunkelheit des Juwels schwebend wieder, vor sich drei Figuren, die er als Dämon und Priesterin identifizieren konnte, wohl auch Seelen, aber wer war die dritte? Das klärte sich sofort, denn der Geist des Dämons sah zufrieden zu der Verkörperung des unheilvollen Schmuckstücks. „Wunderbar. Damit bin ich wieder in der Überzahl. Ein Dämon mehr gegen unsere Lieblingspriesterin und diese Teilseele dieses Mädchens.“ „Falsch.“ Midoriko legte sich die Hand an die Brust. „Keine Teilseele. Sie ist mit mir verbunden, da sie nicht nur aus meiner Familie, sondern eine Art Wiedergeburt ist. Wir sind eines.“ „Erschwerend kommt hinzu,“ erklärte das Juwel bemerkenswert geduldig, was die Seelen, die es schon länger kannten, Übles ahnen ließ. Geduld bewies dieser Geist nur, wenn er sich amüsierte. „Dass das hier kein Dämon ist. Irgendwie nicht einmal ein Halbdämon, so wie der Welpe da gegen den Drachen. Seht euch doch nur einmal seine dämonische Energie an. Magiekenntnis, ja. Aber kaum Energie.“ Naraku war es sehr unangenehm so abqualifiziert zu werden und suchte hastig nach einem Schachzug, um sein Leben, oder eher seinen Tod, doch noch angenehm und erfolgreich zu gestalten. „Ihr seid also die Seelen, die das Juwel beherrschen. Augenblicklich scheint ihr ja dem Fürsten zu helfen, aber, ich könnte euch einen besseren Vorschlag machen.“ „Wir helfen ihm, ja, denn das war die Bedingung,“ erwiderte das Juwel prompt. „Und er wünschte sich, dass die Kinder vor dir gerettet werden. Das hat funktioniert. Jetzt werden wir ihn kaum mehr unterstützen. Und müssen.“ „Was gehen euch denn die Kinder an? Welche Kinder, überhaupt?“ Midoriko griff lieber ein. „Eine junge Priesterin namens Kagome, ein Welpe namens Inu Yasha oder Reddemon, zwei andere Menschen ... Du entsinnst dich. Oh, ich spüre es jetzt auch. Kein Dämon kein Halbdämon, in Liebe gezeugt, nur ein Sammelsurium abgehalfterter Dämonen. Ich fürchte, mein Gegner, der ist nicht einmal dir das wert.“ „Also, Moment mal,“ protestierte Naraku unverzüglich. „Ihr, das Juwel, ihr scheint einem gewissen Irrtum zu unterliegen. Ich bin viel klüger, machtbewusster als dieser dumme Hund … ich wäre mit Sicherheit ein besserer Herr für den Westen.“ „Möglich,“ gab der Dämon zu. „Aber du bist mir so nicht nützlich, als Nicht-Dämon. Midoriko hier, und die Kleine, haben im Augenblick die Hälfte des Juwels. Und solange wir mit dem Taishou verschmolzen sind, hilft der ihnen. Leider. Damit gehört das Juwel zu den ätzend Guten. Erst nach seinem Tod können wir wieder um unseren Sieg kämpfen. Und du bist schlicht unnütz.“ „Oh,“ sagte der Geist der Priesterin so plötzlich, dass alle zu ihr blickten. „Ich weiß nicht, warum, aber Kagome wird gerade wütend. Das kann nicht gut enden, für sie, für die Dämonen bei ihr, für uns. Was da wohl los sein mag?“ „Gleich,“ beschloss das Juwel. „Naraku ist ein Muster ohne Wert. Er wird ebenso wie die anderen Seelen behandelt, die Eigennutz hierher brachte.“ „Was?“ Das Letzte, das der Spinnenabkömmling bemerkte, waren feine Fäden, die sich aus der Dunkelheit kommend, um ihn schlangen, ihn umwanden, so dass er nur mehr mit dem Kopf herausblickte. Und dann schlief er ein, ohne zu ahnen, dass seine Kräfte und sein Wissen nun dem Juwel – und damit dem Taishou – zur Verfügung standen. Midoriko seufzte nur kurz, ehe sie meinte: „Es gibt ein Problem.“ „Schon wieder?“ stöhnte der Geist ihres Gegners auf. „Was wurde nur aus den guten alten Kampfsitten?“ „Kagome ist auf unseren Träger wütend. Wir sollten ihm helfen – aber sie ist ein Teil von uns.“ „Oh.“ Das Juwel prüfte hektisch seine magischen Fähigkeiten. „Nichts. Wir müssen ihn schützen, aber mehr auch nicht, was immer er getan hat, um sie wütend zu machen.“ „Oder war er doch eigennützig und brachte Menschen um?“ erkundigte sich der Dämon hoffnungsvoll. „Nein, das nicht.“ Die Priesterin seufzte. „Ich fürchte sogar, er wollte sich opfern – und deswegen wird sie so wütend.“   Sango zuckte dermaßen zusammen, dass es Miroku trotz der holperigen Fahrt bemerkte. „Soll ich langsamer werden?“ erkundigte er sich. „Querfeldein bin ich noch nie gefahren.“ „Nein, ich will nur bald schlafen. Und mir ist gerade eingefallen, dass der Befehl lautete, wir sollen uns EIN Zimmer geben lassen. Komme mir bloß auf keine dummen Ideen. Ich werde mein Schwert zwischen uns legen,“ drohte die Dämonenjägerin und spürte erstaunt, wie der Körper des Mannes, an dem sie sich festhielt, vor Lachen zitterte. „Sango, glaub mir, selbst bei besten bösen Absichten,“ gab Miroku dann zu: „Ich könnte nicht. Ich bin viel zu müde. Es ist ein Gerücht, dass Männer immer können wollen oder können … oder so.“ „Gut. Wie weit ist es noch?“ „Keine Ahnung. Kein Navi, kein Handy ...aber ich denke, noch eine Stunde. Leider.“   Kagome dämmerte derweil etwas ganz anderes. Der Fürst hatte gesagt, sie sei seine Gefährtin? Und im Zweifel war das wortwörtlich gemeint? Ja, du lieber Himmel! Dämonen waren altmodisch, okay, das konnten sie untereinander auch sein, aber bei Menschen war es seit geraumer Zeit üblich zu fragen, ob die Dame oder der Herr überhaupt in den Stand der Ehe eintreten wollte. Und sie wollte nicht! Nicht jetzt schon und schon gar nicht mit einem Mann, dessen Alter zwar ehrfurchtgebietend sein mochte, aber genau darum nicht! Überdies war ja wohl die letzte Fürstin irgendwohin in die Pampa verabschiedet worden, naja, Inu Yashas Mutter war gestorben, aber … nein. Schlicht und ergreifend nein. Außerdem war sie hundemüde, ihr war kalt und sie hatte überhaupt die Schnauze voll von Dämonen, Drachen, Wirtschaftsbossen, Staatsaffären, Naraku und allem drum und dran. So sprang sie auf. „Falls es jemand vergessen hat, ich bin auch noch da,“ fauchte sie und steigerte sich weiter in ihren Zorn. „Ich werde nie heiraten, niemanden und schon gar keinen uralten Dämonen! Das dämliche Juwel kann mir gestohlen bleiben, von Magie will ich nie wieder was hören und … AH!!“ Sie ballte ihre Fäuste und schlug symbolisch Richtung Boden. Leider war mit ihrem Zorn auch ihre angeborene Magie erwacht und etwas wie ein golden leuchtender Kreis bildete sich um sie, eine Kugel, die rasch sich vergrößerte und ausschlug.   Der Taishou und sein Ältester sahen das Verhängnis auf sich zukommen und schafften es gerade noch aus ihrer eigenen und der des Juwels, nicht unbeträchtlichen, Energie einen Schutzschirm aufzubauen. Allerdings sah sich der Erbprinz zu einem Schritt rückwärts genötigt. Zum zweiten Mal, seit er dieses Mädchen kannte, dachte er sofort. Sein Vater hatte das besser weggesteckt, natürlich, er war stärker. Überdies trug der ja irgendwo das Juwel in sich, das jetzt mit Kagome verbunden war. Wie verworren war diese Angelegenheit doch geworden.   Kagome hätte gern weiter geschimpft, aber ein Schmerzensschrei riss sie aus ihrem Zorn. Inu Yasha besaß im Augenblick fast keine dämonische Energie, jedenfalls nicht genug, um dem Angriff einer mächtigen Priesterin aus einem Meter standhalten zu können, zumal der von hinten kam, und er durch nichts vorgewarnt wurde. So war er auf den Boden geprallt und die Verletzungen durch den Drachen brachen zum Teil wieder auf. „Aua!“ brachte er hervor. „Was sollte das denn? Kagome? Spinnst du?“ Sie sah schuldbewusst, wie unter ihm Blut in den Boden sickerte, und fiel neben ihm auf die Knie. Nicht doch, Reddemon, der ihr doch immer nur hatte helfen wollen, der arme Hund, der wohl am Meisten hier litt und nichts dafür konnte. „Entschuldige, das wollte ich nicht. Ich … ich muss wohl erst lernen, mit dieser Kraft umzugehen. Tut es sehr weh?“ „Es geht schon.“ Der Halbdämon ließ sich jedoch gern von ihr aufziehen. Sie wollte also seinen Vater gar nicht heiraten? Gab es doch noch Hoffnung für ihn? Aber sie hatte auch gesagt, sie wolle überhaupt niemanden heiraten. „Aber du solltest besser den Mund halten,“ ergänzte er leiser, obwohl ihm klar war, dass seine Verwandtschaft ihn hören konnte. „So was gilt als Hochverrat.“ Nicht schon wieder, dachte Kagome, die sich kaum erinnern konnte, was sie da eigentlich gesagt hatte. Aber den Fürsten anzuschreien war sicher nicht in Ordnung - und ihn als Priesterin samt seinem Erben zu attackieren auch nicht. So sah sie vorsichtig in Richtung der Herren des Kendama.   „Sie haben selbstverständlich Recht, verehrter Vater,“ meinte Sesshoumaru sachlich. „Jemand mit diesen Fähigkeiten und der Möglichkeit das Juwel zu kontrollieren muss in Ihrer Nähe bleiben.“ Er dachte noch einmal kurz nach. Vorsicht war geboten, denn sein Vorschlag ging gegen Vaters ausdrücklich ausgesprochenen Willen. Überdies könnte der ihm Eigennutz unterstellen, wenn er nicht behutsam blieb. Aber, er sah in der Rettung für seinen Halbbruder, und dessen ach so menschlicher Zuneigung, auch eine Chance für sich. Davon sollte der Fürst freilich besser nichts erfahren. „Da dieser Mensch aber so offenkundig gegen eine Heirat mit Ihnen ist, nach der sich, da bin ich sicher, alle Dämoninnen sehnen, darf ich etwas anderes vorschlagen?“ Der Taishou nickte. Wenn es ein praktikabler Vorschlag war, warum nicht. Es war ganz augenfällig, dass er sich eine mehr als widerwillige Braut ins Bett legen würde. Das hatte er eigentlich absolut nicht nötig, aber er vermutete schwer, dass Kagome sein eigenes Opfer im Moment nicht erkannte, nicht einmal erkennen konnte. Sie war wahrscheinlich viel zu müde. Wie lange hielt ein menschlicher Körper ohne Schlaf aus? Und sie saß schon wieder auf dem Boden, den Arm um seinen Jüngsten. Eindeutig, wem ihre Vorliebe gehörte. Nun ja, er sollte sich den Vorschlag seines nüchternen Ältesten anhören. Im Zweifel war alles besser als eine erzwungene Ehe mit einer Frau, die ihn hasste und seinen Sohn liebte. Jedoch musste sowohl das Juwel bewacht werden, als auch seine und ihre Ehre bewahrt bleiben.   Sesshoumaru überdachte noch einmal kurz alle Optionen, ehe er langsam sagte: „Kagome muss nahe des Juwels sein, das ist klar. Aber meines Erachtens würde das auch ohne Heirat gehen. - Sie wird im Kendama Inu Yashas Vorzimmer zugeteilt.“ Der Fürst stutzte. „Ja, die Menschen kennen sich, aber, du weißt, dass Inu Yashas Büro und meines auseinander liegen.“ „Nun, dann wird Inu Yasha eben, ebenso wie ich, einen Bürotrakt neben Ihnen beziehen. Dort hat sein rein menschliches Vorzimmer dann auch mehr Platz.“ Der jüngere Halbbruder starrte den älteren an. Hatte das gerade der gleiche Typ vorgeschlagen, der dafür gesorgt hatte, dass sein Büro am äußeren Rand des Zentralturms des Konzerns lag? Was lief denn hier? War dieses Juwel anscheinend wirklich so wichtig? Eigentlich war es ihm vollkommen egal, aber wenn Kagome dann jeden Tag bei ihm arbeiten würde, das klang doch schon einmal nicht schlecht. Ihr Arm lag um ihn und er konnte sich an sie lehnen, und sie duftete so gut … „Weiter,“ murmelte er. Der Fürst nickte nur. Sesshoumaru wusste, er musste jetzt sehr behutsam formulieren.     Hosted by Animexx e.V. 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