Bird On A Wire von yezz ================================================================================ Kapitel 1: Arsch hochkriegen (Prolog II) ---------------------------------------- "Yūri! Es wird Zeit!", erklang eine Stimme bis in Yūri Schlafzimmer. „Ich will aber noch nicht, es ist so schön warm!“, maulte er zurück und drehte sich in seinem Bett um, damit er sein Gesicht ins Kissen drücken konnte. Gleichzeitig zog er die Decke über den Kopf und hoffte, dass man ihn heute einfach in Ruhe lassen würde. Er driftete schon wieder langsam ins Reich der Träume ab, als die Tür zu seinem Schlafzimmer aufgerissen wurde. „Yūri! Du müsstest eigentlich seit 5 Minuten unterwegs sein. Wenn du noch weiter trödelst, kommst du zu spät!“ Das ließ ihn nun doch mit einem Mal hellwach werden. „Waaaas?“, kreischte er schon fast, während er aus dem Bett sprang. „Warum hast du nichts gesagt?“, jammerte er, während er hektisch seine Kleidung zusammensuchte. „Nichts gesagt? Willst du mich auf den Arm nehmen? Seit ich von der Arbeit zurück bin, versuche ich dich zu wecken. Du bist echt eine Schlafmütze!“ „Du musst mich eben richtig wecken! Ich habe gestern noch lange an der Arbeit gesessen!“, jammerte Yūri weiter, während er im Laufschritt aus dem Zimmer hechtete, um ins Bad zu gelangen. „Ja ja, ich weiß genau, was dein 'an der Arbeit gesessen' bedeutet“, kam es zurück und Yūri konnte daraufhin nur mit den Augen rollen. „Wenn das Geld für die Miete da ist, hast du dich noch nie beschwert!“, erwiderte er dem Anderen durch die Tür des Bads, während er sich nur darauf beschränkte, schnell die nötigsten Stellen zu waschen, bevor er in seine Kleidung schlüpfte. „Aber du lenkst vom Thema ab. Unser Thema war, dass du ein miserabler Wecker bist.“ „Hey, jetzt mach mal halblang. Ich komme vom Nachtdienst! Ich habe dich geweckt, als ich zur Tür reinkam. Wenn der Herr meint, mich ignorieren zu müssen, ist das wohl nicht mein Problem!“ „Und ob das dein Problem ist, wegen dir kann ich mir kein Kaffee auf dem Weg mehr holen. Und du weißt, wie der Kaffee da schmeckt!“, beklagte sich Yūri und riss die Tür zum Bad auf. Phichit stand vor ihm und hielt ihm einen Becher hin. „Medium geröstet, zwei Mal Milch, ein Mal Zucker. Ich kenne dich doch, wie lange wohnen wir zusammen?“, fragte er grinsend als er Yūris erleichterten Gesichtsausdruck sah. „Du bist echt der Beste! Danke!“, lachte dieser, drückte sein Gegenüber kurz, bevor er den Becher nahm. Während er den Autoschlüssel aus dem Körbchen fischte, in dem sie ihre Schlüssel aufbewahrten, nahm er einen tiefen Schluck. „Ach, jetzt auf einmal. Ich merke mir das alles, irgendwann zahle ich dir die morgendlichen Anschuldigungen heim“, murrte Phichit halb im Scherz, während er sich an die Wand lehnte und zuschaute, wie sich Yūri die Schuhe band. „Vergiss deine Tasche nicht. Da sind alle deine Unterlagen drin“, erinnerte er ihn noch, als dieser gerade aus der Tür hinausstürmen wollte. Yuri schlug sich mit der freien Hand gegen die Stirn, verschwand kurz in seinem Schlafzimmer. „Wenn ich dich nicht hätte“, lachte Yūri. „Dann hättest du entweder wen anderes oder müsstest endlich mal lernen, deine Gedanken zusammenzuhalten“, schnaubte Phichit belustigt, als er sah, dass Yūri wieder einmal ein wenig rot wurde. „Dann schlaf mal gut“, Yūri winkte über die Schulter. „Ach, könntest du auf dem Rückweg noch Futter für die Hamster mitbringen?“, grinste Phichit, noch bevor der Andere die Tür schließen konnte. „Geht klar, bis heute Abend!“ Damit rauschte Yūri die Treppenstufen des Wohnhauses hinunter, übersprang immer die letzten paar Stufen. Wenn er Pech hatte, würde sich heute Abend wieder eine der älteren Nachbarn beschweren, dass er beim Verlassen des Hauses manchmal so einen Lärm machte, aber in diesem Moment war ihm wirklich wichtiger, nicht zu spät zu kommen. Mit ein bisschen Glück, würden sie sich auch gleich einfach bei Phichit beschweren und ihn so von seinem wohlverdienten Schlaf abhalten. Und wenn dieser ganz viel Pech hatte, würden sie ihn wegen irgendwelcher Wehwehchen belästigen. Seit sie herausgefunden hatten, dass er Medizin studierte und gerade seinen vierjährigen Studiengang zum Doktor absolvierte, war er der Liebling der älteren Herrschaften im Haus. Manchmal stellte man ihm sogar Kuchen, selbstgemachte Marmelade oder andere Leckereien vor die Tür. Er dagegen wurde da wohl eher als der nutzlose, junge Freund des Überfliegers angesehen. Jemand, der zu schnell zunahm, wenn er mal wieder seine faule Phase hatte und generell doch fast nur im Haus blieb. Die alten Leute konnten eben nichts damit anfangen, was er so machte. Doch Yūri war das eigentlich egal. Immerhin nervte man ihn dann auch nicht. Nur zum Schneeschaufeln war er im Winter dann doch wieder gut genug. Er schnaubte, als er am Auto ankam. Wie immer betete er, dass sein altes Gefährt ansprang und ihm nicht den Dienst verweigerte. Nicht, dass es unzuverlässig wäre, aber bei einem 12 Jahre alten Auto waren Zickereien auf Dauer einfach vorprogrammiert. Außerdem würde es zu einem solchen Tag einfach hervorragend passen. Er richtete ein Stoßgebet Richtung Himmel, bevor er den Schlüssel umdrehte. Der Motor schnurrte auf und erleichtert machte er sich auf den Weg. Er lenkte das Auto durch die bekannten Straßen, bis an sein Ziel. Mit einem Blick auf die Uhr stellte er erleichtert fest, dass wenn er nun schnell einen Parkplatz bekommen würde, er noch schnell einen Zwischenstopp bei einem Bäcker machen konnte, um sich noch etwas zu Essen zu besorgen. Denn langsam knurrte sein Magen doch ein wenig und das würde ihm später nur peinlich sein. Aber auch hier war ihm tatsächlich ausnahmsweise einmal das Glück hold, er fand einen freien und auch noch kostenlosen Parkplatz, der nur ein paar Meter von einer seiner Lieblingsbäckereien der Stadt entfernt war. Schnell parkte er ein, schnappte sich seine Tasche, trank den Kaffee aus und sprang aus dem Auto, wobei er allerdings nicht den Verkehr beachtet hatte und nur mit Glück nicht die Tür von einem heranfahrenden Fahrzeug abgerissen bekommen hatte. Mit hochrotem Kopf entschuldigte er sich bei dem schimpfenden Fahrer und trat die Flucht an. „Um dich muss man sich wirklich immer Sorgen machen“, lachte Yūko, als er die Bäckerei Nishigori betrat. Mittlerweile war Yūri dunkelrot im Gesicht und rieb sich verlegen den Hinterkopf. „Hehe, ja... Irgendwie nicht mein Tag heute“, stammelte er verlegen. Es war ihm wirklich peinlich, dass sie das auch noch so mitbekommen hatte. „Das Übliche?“, fragte sie mit gewohnt fröhlicher Stimme und er nickte, bezahlte und nahm dann die Tüte entgegen. Als er sich verabschiedete, dachte er, dass der Tag wirklich nur noch besser werden konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)