Bird On A Wire von yezz ================================================================================ Kapitel 10: Katzenmensch ------------------------ Mit Arbeitstasche über der Schulter und zwei Papiertüten in der Hand, betrat Victor das Treppenhaus seines Wohnkomplexes. Er hatte die Tasche so voll, dass er tatsächlich noch zwei Papiertüten aus der Marketingabteilung hatte holen müssen. In der einen Tüte war das neuste Exemplar von Christoph Lakes Reihe 'Die unbekannte Einöde'. Er war froh, dass er Stéphane dazu hatte überreden können, eine Signatur dafür zu bekommen. Katya würde ausflippen, so viel war sicher. In der anderen Tüte lagen zwei Manuskripte. Zum einen diese ominöse Erwachsenenliteratur, die ihm Emil eingebrockt hatte und dann noch das Manuskript eines neuen Autors, mit dem er sich morgen zum ersten Mal treffen würde. Er blieb stehen und drückte auf die Klingel, über der ein Schild mit dem Namen 'Tursunbaj' hing. Nun war noch ein Zettel darunter festgeklebt, auf dem mit Aidas sauberer Handschrift 'Altin' stand. Schwungvoll wurde die Tür geöffnet und Katya stand vor ihm. Ohne groß nachzudenken, drückte Victor ihr die Papiertüte in die Hand. „Als kleines Dankeschön für das Makkachin-Sitting“, grinste er. Doch als Katya stirnrunzelnd in die Tüte blickte, kam Victor erst auf die Idee, in die verbliebene Tüte zu schauen. Natürlich hatte Katya in dem Moment eines der Manuskripte herausgeholt und – ebenso natürlich – war es diese eine gewisse Erwachsenenliteratur. „Nein! Falsche Tüte!“, er riss ihr förmlich das Manuskript und die Tüte aus der Hand und drückte ihr dafür die andere in die Hand. In diesem Moment war er darüber froh, dass er mittlerweile darin geübt war, sein Pokerface aufrecht zu halten. Katya blinzelte. „War das so geheim, dass du so hektisch werden musstest?“, fragte sie. „Ähm... Na ja, das ist noch nicht veröffentlicht und... nun ja... ich darf das eben keinem zeigen“, zum Schluss hin hatte Victor seine Souveränität wieder gefunden und zwinkerte dem Teenager zu. Als diese das Buch hervorholte, warf sie sich Victor sofort um den Hals. „Das erscheint doch erst nächste Woche!“, jubelte sie und sprang, nachdem sie Victor losgelassen hatte, freudig auf und ab. „Und es ist sogar signiert, mein Name steht drin!“, ihre Stimme überschlug sich fast. „Oh, danke Victor!“ „Kann man hier noch nicht einmal in Ruhe fernsehen?“, kam eine Stimme aus der Wohnung. Zweifelsohne gehörte sie ihrem Cousin. „Sag mal, hast du heute Abend Zeit, um Makkachin noch eine Runde auszuführen? Ich muss noch Einiges vorbereiten“, fragte Victor hoffnungsvoll. „Ja, klar! Beka, kommst du auch mit?“, rief sie über die Schulter. „Wohin?“, kam es knapp zurück. „Mit Makkachin raus!“, antwortete sie. „Wer oder was ist Makkachin?“, jetzt hatte Otabek den Fernseher lautlos gemacht. „Der tollste Hund auf der ganzen Welt!“, antwortete Katya und Victor platzte fast vor Stolz. Natürlich war ihm klar, dass Makkachin der beste Hund der Welt war, aber es aus dem Mund von jemand anderem zu hören, war einfach toll. „Nee, lass mal. Ich bin eher so der Katzenmensch“, kam es aus der Wohnung und die Geräusche des Fernsehers füllten wieder die Stille. Katya schmollte ein wenig. „Otabek? Um diese Zeit wäre es besser, wenn Katya nicht alleine geht. Nicht, dass sie wieder einen Fremden mit ins Haus schleppt“, grinste Victor unter dem hasserfüllten Blick der Nachbarstochter. „Du hast was?“, Otabek stand plötzlich hinter ihr. „Victor! So war das doch gar nicht!“, empörte sie sich. „Doch, genau so war es. Deswegen habe ich ja auch erst gedacht, du wärst dieser Yusri“, stellte Victor klar, wozu er vorher noch nicht die Gelegenheit bekommen hatte. „Makkachin hatte einem Jogger über das Gesicht geleckt. Ich habe ihm nur angeboten, sich das Gesicht hier zu waschen“, maulte Katya kleinlaut. „Als weder deine Mutter, noch ich im Haus waren“, fügte Victor hinzu. „Das kannst du doch nicht bringen!“, Otabek zog die Augenbrauen zusammen. „Und deswegen bin ich der Meinung, du solltest unbedingt mit“, schlussfolgerte Victor. „Meinetwegen. Gib mir 2 Minuten“, Otabek stapfte davon und ließ die beiden an der Tür zurück. Victor konnte sehen, dass Katya hin und hergerissen war. Doch Victor vermutete, dass sie sich einfach nicht entscheiden konnte, ihr Knie in seinen Schritt oder die Magengrube zu rammen. Daher wechselte er schnell das Thema. „Ich bin von Samstag bis Freitag wohl unterwegs. Könntest du dich um Makkachin kümmern? Vielleicht darf er ja auch bei euch bleiben in der Zeit?“, er setzte seinen treudoofen Blick auf, dem normalerweise niemand widerstehen konnte. Er ohrfeigte sich in Gedanken selbst, das Thema nicht vorher angesprochen zu haben. Doch Katya nickte. „Hast du was vor?“ „Ja, ich fahre zu meiner Familie. Mein Cousin hat einen Wettkampf und mein Onkel will unbedingt, dass ich mitkomme“, erklärte er. „Oh! Er macht doch Eiskunstlauf, oder? Ich will auch mit!“, strahlte Katya wieder, als wäre alles vorherige vergessen. „Wenn er mal in der Nähe ist, dann sag ich Bescheid. Das sind aktuell einfach nur Nachwuchswettkämpfe, noch nichts Großes. Aber er ist wohl gut genug, um für Russland an den Juniorenweltmeisterschaften teilzunehmen. Wie auch schon die letzten Jahre“, erklärte er. „Für Russland? Warum nicht für die USA? Ihr lebt doch hier“, fragte Katya neugierig. „Nun ja“, begann Victor. „Er ist in Russland geboren. Sein Opa ist krank und war der Meinung, dass er hier mehr für das Leben lernen könne. Er ist eben Russe, kein Amerikaner.“ „Und du?“, wollte sie nun wissen. „Ich definiere mich nicht über die Nationalität. Aber ich bin ebenfalls in Russland geboren und erst hierher gekommen, als meine Eltern gestorben sind. Vor dem Gesetz bin ich also in erster Linie Russe“, Victor zuckte mit den Achseln. Er hatte gute Erinnerungen an sein Heimatland, allerdings gab es zurzeit nur wenig, dass ihn dort erwartete. Doch galt das auch für seine neue Heimatstadt, in der seine Tante wohnte. Katya sah aus, als wolle sie noch etwas erwidern, doch Otabek kam wieder zu ihnen. „Also los. Ich hab nicht ewig Zeit.“ Es hatte ungefähr 10 Minuten gedauert, bis die beiden dann tatsächlich losgegangen waren. Hauptsächlich weil Victor darauf bestand, noch ausgiebig mit Makkachin zu kuscheln. Immerhin sollte er sich nicht abgeschoben fühlen. Nun saß er auf seinem Sofa und kaute auf einem der Blini rum, die er sich gemacht hatte. Die kleinen Buchweizenpfannkuchen waren genau das Richtige für solche Abende. Er konnte sie einfach aus der Hand essen und sie waren schnell gemacht. So hatte er wertvolle Zeit gespart und war soweit mit dem Vorbereitungen zu seinem morgigen Termin mit dem Nachwuchsautor fertig, als die Tür aufgeschlossen wurde und Makkachin freudig bellend auf ihn zugestürmt kam. „Ich hab dich ja auch vermisst!“, Victor vergrub kurz sein Gesicht in dem flauschigen Fell und schaute dann zu Katya. Otabek hingegen war nicht mehr zu sehen. „Ich hänge die Leine auf. Schönen Abend noch und noch einmal danke für das Buch!“ Offensichtlich schien sie das Kriegsbeil von vorhin begraben zu haben. Oder sinnte auf Rache im Verborgenen. Vielleicht schlug sie zu, wenn er damit gar nicht rechnete? Nachdem sich Makkachin neben ihm auf der Couch zusammengerollt hatte, griff Victor nach dem Manuskript. Der Titel war 'Gefangenschaft' geschrieben von Lily Fae. Sofort kreisten Victors Gedanken. „Der Name klingt viel zu filigran und süß für 'Erwachsenenliteratur'.“ Er seufzte. Da musste er ja wohl jetzt durch. Er schlug das Manuskript auf und begann zu lesen, seine Post-Its wie immer vor ihm ausgebreitet. Hier und da gab es einige Stellen, die ihm vom Lesefluss nicht ganz so gefielen, doch er konnte erkennen, dass dort jemand ausgiebig am Text gefeilt hatte. Vielleicht hatte sie Freunden den Text gezeigt und so daran arbeiten können. Natürlich wurden die Manuskripte im Vorfeld bereits ausgesiebt, sodass sie nur Geschichten bekamen, die über dem Durchschnitt lagen. Unwillkürlich stellte sich Victor vor, wie jemand in einem Büro gesessen hatte und diese Passage gelesen hatte, die er auch gerade las. „Als er die Bisswunde versiegelt hatte, sank er auf die Knie und strich mit seinen Lippen über die festen Bauchmuskeln. Tareks Atem ging schwerer und er legte eine Hand auf Matts Kopf, ließ ihn damit wissen, dass er mehr wollte. Matt umfasste Tareks harte Länge und brachte sie zu seinen Lippen. Er neckte die Spitze, indem er ein paar Mal mit der Zunge darüber fuhr, um ihn zu schmecken, bevor er zu saugen begann, “, murmelte er vor sich hin und lachte. „Wer auch immer das gelesen hat, hat vielleicht ein paar Probleme mit seiner Hose bekommen.“ Sein Blick ging hinüber zu Makkachin, der friedlich auf dem Sofa lag. Er konnte es nicht genau benennen, doch irgendwie fühlte er sich ertappt. Vielleicht, weil es ihm gerade genauso ging? Yūri lag müde auf seinem Bett und las in einem Buch. Nicht, dass es ihn besonders fesselte, aber ihm ging langsam die Bücher aus, also las er einfach das, was er noch im Bücherregal hatte. Auch, wenn er es im Normalfall aussortiert hätte. Es ging um eine virtuelle Welt, in der man eintauchen konnte. Doch dort gab es viele Intrigen und Gefahren. Was sich Yūri also interessanter Science-Fiction-Thriller vorgestellt hatte, baute für ihn so gar keine Spannung auf. Seufzend klappte er das Buch zu und schob es auf Seite. Er musste dringend wieder in einen Bücherladen. Vielleicht sollte er JJ mal fragen, immerhin arbeitete er, wenn er nicht auf die Akademie für Tanz und Theater ging, nebenbei in einer Buchhandlung. Allerdings wusste er, dass JJ eigentlich gar nicht las. Er unterhielt sich nur viel mit Kundinnen und konnte sich ziemlich gut merken, was sie so sagten. Das machte er sich dann immer bei der nächsten Kundin zu nutze. Er schüttelte den Kopf. Das hieß also, so lange er keine Frau war, würde ihm JJ vermutlich keinen guten Buchtipp geben können. Eher würde er ihm irgendetwas Fieses vorschlagen und bei ihrer nächsten Runde sich mit den anderen darüber kaputt lachen. So dienten jede ihrer Peinlichkeiten zur Erheiterung ihrer Runde. Jeder bekam auf diese Weise einmal sein Fett weg. Yūri döste langsam weg, als ein Klingeln im Ohr ihn aufschrecken ließ. Das Klingeln war ein klein wenig anders, als der Standardton. Es konnte also nur eines bedeuten. „Guten Abend, Victor“, schnurrte er ins Telefon. „Yūri! Woher wusstest du, dass ich es bin?“, die Stimme klang überrascht, aber auch ein wenig tiefer als sonst. War er etwa schon bereit, loszulegen? „Ich habe es gehofft“, Yūri sprach noch etwas tiefer, um ihm zu zeigen, dass er genauso bereit war. Und natürlich um davon abzulenken, weitere Details über die Hotline zu verraten, immerhin gab es kaum etwas Unerregenderes, als über die Hintergründe von Telefonsex-Hotlines zu reden. „Ich bin froh, dass du angerufen hast“, schnurrte Yūri wieder ins Telefon. „Wonach ist dir heute Nacht, Victor?“ Also mir ist es danach, die ganze Nacht deine Stimme zu hören. Wie du meinen Namen sagst... wie du meinen Namen stöhnst. „Ich glaube, ich hätte heute Lust auf Dominieren. Ist das in Ordnung für dich?“, kam es durch die Leitung. „Ich nehme alles, was du hast, Tiger“, Yūri konnte sich ein kleines, schmutziges Grinsen nicht verkneifen. „Mmm... also gut, Yūri... fang an, dich auszuziehen... und lasse kein Detail aus.“ Ich würde so gerne wissen, wie du aussiehst, Victor... „Also gut...“, begann er. „Ich öffne den Reißverschluss meines Sweaters. Und welch ein Glück, ich habe nichts darunter... Ich schiebe mir den Stoff über die eine Schulter... dann über die andere.“ Yūri hörte auf jedes, noch so kleine, Geräusch von seinem Kunden. Reagierte er auf etwas Besonders? „Mein Oberkörper ist nun nackt... meine Haut heiß und ich kann nicht anders, als mich an dir zu reiben.“ Er stellte sich vor, wie schlanke Finger über seinen Körper strichen, ihn liebkosten. „... langsam wandern meine Finger zu den Knöpfen meiner Jeans. Ich öffne sie, ein Knopf nach dem anderen...“ In seinem Kopf sah er weiche, warme Lippen, wie sie sich gegen seine Haut drückten. „... die kalte Haut trifft auf meinem Körper und ich erschaudere... doch nur, weil du mich berührst...“ Yūri war wie hypnotisiert von den Geräuschen der anderen Seite. Nicht, dass Victor bisher viel von sich gegeben hatte, doch er konnte durch das Headset hören, dass sein Atem schneller ging. „... ich bin jetzt nackt, Victor... und warte auf deine Anweisungen.“ Als nicht direkt etwas von ihm kam, schmückte Yūri das Szenario vor seinem geistigen Auge etwas weiter aus. „Ich knie auf dem Bett... Hände hinter meinem Rücken, Kopf gebeugt... bis du mich berührst...“ Er wurde mit einem Keuchen von der anderen Seite belohnt. „Du magst, was ich mache, Victor? Ich warte darauf, dass du mich berührst... ich bin bereits hart und warte nur auf dich... berühre mich...“ Er hörte Victor stöhnen, ein Laut, der ihm Gänsehaut bescherte. „Nein“, kam es heiser von der anderen Seite. „Planänderung... Ich möchte, dass du mir zusiehst... höre zu, wie ich mich befriedige... während du gehorsam vor mir kniest.“ Yūri stöhnte und fluchte leise. „Yūri, rede mit mir“, nun schnurrte Victor in das Telefon. „Ich... ich knie auf dem Bett und ich kann sehen, wie du vor mir stehst. Mein Körper verlangt nach deinen Berührungen...“, flüsterte Yūri heiser in das Mikrofon. „Wenn du nur etwas näher kommst, Victor...“ „Nein“, er stöhnte leise ins Telefon und Yūri konnte hören, dass er seinen Rhythmus beschleunigt hatte. „Yūri...“ „Ich... oh, scheiße... Victor... Ich... lass mich dich berühren... mit meinen Händen... mit meiner Zunge... nur bitte irgendwie...“ „Nein. Bist du bereit für mich, Yūri?“ „...ja... oh Gott, ja...“ Er hörte, wie Victor hemmungslos aufstöhnte. Erst nachdem sie aufgelegt hatten, merkte Yūri, wie sehr ihn dieses Telefonat mitgenommen hatte. Er schlug die Hände vor das Gesicht. „Man... ist das unprofessionell“, beschimpfte er sich selbst, als ihm die Beule in seiner Jogginghose erst so richtig bewusst wurde. Ich sollte kalt duschen, ging es ihm durch den Kopf und er zog das Headset aus. Doch danach machte sich seine Hand bereits selbstständig. Vor seinem geistigen Auge waren die Bilder, die er sich während des Telefonats mit Victor ausgemalt hatte, noch frisch. In Gedanken kniete er auf dem Bett und hörte das Stöhnen seines Kunden, während er sich selbst befriedigte. Es dauerte nicht lange, bis er mit Victors Namen auf den Lippen kam und danach beschämt sein Gesicht im Kissen vergrub. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)