Bird On A Wire von yezz ================================================================================ Kapitel 44: Zweifel ------------------- Alan war gegangen und Ruhe in seinem Büro eingekehrt. Nun hatte er sich auf seinen Bürostuhl gesetzt und schaute aus dem Fenster, überblickte die Stadt mit leerem Blick. Der Ausblick war zwar nicht so gut, wie aus dem Büro seines Onkels, aber trotzdem durchaus beeindruckend. Zumindest für alle, die etwas für Städte übrig hatten. Doch was Victor mehr beschäftigte, war das Gespräch mit seinem Onkel. Vor ein paar Stunden noch war er mit sich im Reinen gewesen. Er hatte mit der unabänderlichen Vergangenheit abgeschlossen. Immerhin hatte er ja noch Yūri. Yūri war immerhin in kürzester Zeit zum neuen Dreh- und Angelpunkt seiner Welt geworden. Doch je länger sein Kopf mit dieser neuen Erkenntnis verbracht hatte, desto mehr sendete es seine Gedanken in seine Abwärtsspirale. Seine Gedanken kreisten immer wieder um dieses elendige 'was wäre gewesen, wenn...', das es niemals gab, da man nicht in die Vergangenheit reisen konnte. Noch nicht, fügte der Science-Fiction-Fan in ihm an. Und wer konnte ihm garantieren, dass der einzige Punkt, der ihn das Ganze nicht vollkommen bereuen ließ, nicht doch eingetroffen wäre? Vielleicht gab es tatsächlich so etwas wie Schicksal und egal, welchen Weg er eingeschlagen hätte, er Yūri auf jeden Fall begegnet wäre? Vielleicht hätten sie sich über den Sport kennengelernt? Vielleicht hätten sie sich bei einer internationalen Juniorenauswahl getroffen, sich gegenseitig inspiriert und er hätte Yūri die Ängste nehmen können? Vielleicht hätten sie so beide an der Spitze des Eiskunstlaufs stehen, eine freundschaftliche Rivalität aufbauen können und wären vielleicht irgendwann darüber hinausgegangen. Gemeinsam trainiert und sich gegenseitig geholfen, die Sprünge, Schrittsequenzen und den Ausdruck zu perfektionieren. Vielleicht hätten sie sich gegenseitig immer wieder übertrumpft. Immer den Rekord des jeweils anderen egalisiert. Und dabei seinen Bruder als Ansporn gedient, sie zu schlagen... Als wäre das alles noch nicht genug, fühlte er sich schäbig, dass er sich nicht richtig darüber freuen konnte, dass sein Bruder kam. Es lief gerade so gut mit Yūri, da konnte er eigentlich keinen großmäuligen und daueraggressiven Teenager brauchen, um den er sich auch noch kümmern musste. Und gerade diese Gedanken ärgerten ihn. Er war sein großer Bruder, vielleicht nicht von Geburt her, aber sie waren zusammen aufgewachsen und haben so einige schwere Phasen in ihrem Leben gemeinsam gemeistert. Und doch schien er bereit, ihn für seinen Partner einfach fallen zu lassen? Natürlich würde er das niemals tun, aber wenn es nach ihm ginge... Aber es ging nicht nach ihm. Es ging ja nie nach ihm. Deswegen saß er gerade auch in diesem muffigen Büro und stand nicht auf dem Eis von irgend... Die Vibrationen seines Handys waren lautstark auf dem Holz seines Schreibtisches zu hören. Er blinzelte ein paar Mal, um sich in das hier und jetzt zurückzuholen und drehte seinen Stuhl zu seinem Schreibtisch um. Yūri. Sein Herz machte einen Satz vor Freude, als er den Namen und das Bild von ihnen beiden auf seinem Handy sah. „Yūri“, sang er fast ins Handy und fühlte sich plötzlich um Längen besser. „Alles in Ordnung, Victor?“, hörte er Yūris Stimme und meinte sogar, etwas Sorge darin zu hören. Er blickte auf die Uhr. War er etwa mittlerweile so spät, dass sich Yūri Sorgen machte, wo er blieb? Doch die Uhr verriet ihm nicht, warum Yūri gerade das fragte. „Was meinst du?“, fragte er, nachdem er sich geräuspert hatte. „Nun ja, du klangst irgendwie anders. Als wäre etwas passiert“, Yūris Stimme war leiser geworden, als war er sich plötzlich unsicher. Doch Victor war einfach nur verblüfft, wie gut er das erkannt hatte. Vielleicht hätte er direkt Yūri anrufen und ihm davon erzählen sollen. Das hätte ihm wahrscheinlich besser geholfen, als diese finsteren Gedanken. Er atmete tief durch. „Wahrscheinlich hast du recht. Es war ein eigenartiger Tag...“, seufzte er, bevor er erneut ansetzte: „Was hältst du davon, wenn ich dich gleich mit meinem neuen Auto abhole und wir irgendwo etwas essen gehen? Wir könnten sogar Makkachin mitnehmen! Und dann erzähle ich auch von meinem Tag, wenn du das überhaupt hören möchtest.“ Yūri machte ein kleines Geräusch, das irgendwie nach einem Schnauben klang. Doch Victor war sich nicht ganz sicher. „Du musst mich aber nicht schon wieder einladen“, sagte Yūri dann. „Aber natürlich muss ich das, Yūri! Ich zwinge dich, mit jemandem durch die Gegend zu fahren, der erst kürzlich bewiesen hat, ein schlechter Autofahrer zu sein und plane, dich den ganzen Abend vollzujammern. Da ist ein gutes Essen das Mindeste, womit ich dich entlohnen kann“, echauffierte sich Victor ein wenig übertrieben. „In Ordnung, aber übertreib es nicht, ja?“, lachte Yūri leise. „Wo denkst du hin, Yūri! Du kennst mich doch!“, schmollte Victor ein wenig. „Ja, eben. Deswegen sag ich das ja“, hörte er Yūri lachen. Getroffen legte Victor eine Hand auf sein Herz, auch wenn er wusste, dass Yūri diese theatralische Geste nicht sehen konnte. Er überlegte noch, was er erwidern konnte, doch stimmte dann einfach in Yūris Lachen ein. „Tadaaaa“, Victor machte eine ausladende Geste zu seinem Auto. Hinter Victor stand ein Tesla Model S mit dunkelblauem Metallic-Lack. Victor hatte die Beifahrertür bereits geöffnet und gab damit den Blick auf die schwarzen Ledersitze und das Eschenholz-Dekor der Mittelkonsole und dem Amaturenbrett frei. Doch was ihm noch mehr ins Auge fiel, war Victor selbst. Den Anzug hatte er bereits gestern gesehen und sich gefragt, ob das eine Sonderanfertigung für ihn war. Es war ein dunkelgrauer Anzug aus leicht schimmernden Stoff. Er saß Victor wie angegossen. Darunter trug er ein einfaches weißes Hemd, doch seine Krawatte hatte schräg angesetzte Blockstreifen in weiß und genau dem dem Farbton seiner Haare. Vor jedem breiten, weißen Streifen war ein dünner Streifen von dem Blauton seiner Augen. Als hätte jemand ein Foto von ihm in einem Bildbearbeitungsprogramm hochgeladen und dort die genaue Farbe bestimmt. Und es sah atemberaubend aus. Yūri hingegen fühlte sich dagegen in seiner dunklen Jeans, weißem T-Shirt und blauen Zip-Hoodie absolut underdressed. Hätte er sich vielleicht zumindest ein Hemd anziehen sollen? Wohin wollte Victor eigentlich mit ihm? Er hätte sich doch sicher umgezogen, wenn sie einfach nur in ein normales Restaurant gehen würden? Victor bedeutete ihm, einzusteigen und Makkachin bellte im Kofferraum vergnügt und wedelte mit dem Schwanz. „Wo fahren wir eigentlich hin?“, fragte Yūri, als er vor Victor stand. Ein Lächeln huschte Victor über das Gesicht und bevor Yūri reagieren konnte, hatte er kurz seine Lippen auf seine gelegt. Doch so überraschend, wie der Kuss gekommen war, war er auch schon beendet. Doch das reichte natürlich, dass Yūri wieder die Hitze in seinen Wangen spürte. „Guten Abend, Yūri“, säuselte er ihm dann ins Ohr und es kam auch noch Gänsehaut dazu. „Ich hoffe, du konntest dich noch gut erholen.“ Yūri nickte, da er befürchtete, seine Stimme könnte ihn betrügen. „Da freue ich mich den ganzen Tag darauf, dich zu sehen, Любимый, und du schaust mich nicht einmal an?“, schmollte Victor. „Wenn du mich so überraschst“, gestand Yūri und wusste, dass er immer noch knallrot im Gesicht war. Victor schaute ihn kurz an, legte dabei den Kopf schief. „Es war dir unangenehm, oder? Verdammt, ich hätte darauf achten sollen. Es tut mir leid“, sagte er nun und sah dabei ehrlich zerknirscht aus. Yūri wollte auf keinen Fall, dass er sich schlecht fühlte, nur weil er selbst nicht wusste, was er denken oder machen sollte. Und weil Victor es war, der so etwas mit ihm anstellte. Er war sicher, dass jemand, der nur halb so gut aussah wie Victor ihm weniger Berührungsängste bereiten würde. Immerhin stand der wohl attraktivste Mensch der westlichen Hemisphäre vor ihm und küsste ihn einfach in der Öffentlichkeit. Wie hatte es dieser Mann geschafft, Model- und Schauspielagenturen durch die Lappen zu gehen? Doch Victor sah gerade so kleinlaut aus, dass Yūri nicht anders konnte, als eine Hand in seinen Nacken zu legen und ihn für einen weiteren Kuss zu sich hinunter zuziehen. Er bemerkte, dass Victor kurz verdutzt schaute, ihn aber trotzdem gewähren ließ. Als sie sich lösten, grinste Victor ihn an. „Also kein Problem?“, fragte er mit hochgezogener Augenbraue. Yūri schüttelte den Kopf und fügte dann hinzu: „Du hast mich nur überrascht“, gestand er. Victor grinste wieder über beide Ohren und beugte sich zu ihm hinunter „Ich werde dir jede Menge Möglichkeiten geben, um dich daran zu gewöhnen“, flüsterte er und zwinkerte ihm zu, bevor er sich wieder aufrichtete. „Komm schon! Auf, auf!“, grinste er dann und bedeutete ihm, einzusteigen. Yūri fügte sich seinem Schicksal und stieg ein. Während Victor, ganz gentlemanlike, die Tür für ihn schloss, drehte er sich zu Makkachin um und begrüßte ihn. Er bedauerte ein wenig, dass er nicht an ihn herankam, um seinen Kopf zu tätscheln und so wie Makkachin winselte, ging es ihm wohl genauso. „Ich bin wirklich froh, dass vorne auch noch ein Kofferraum ist“, scherzte Victor, als er sich neben ihn gesetzt hatte. „So hat Makkachin jede Menge Platz. Einer der Vorzüge eines Elektroautos“, seine Augen funkelten begeistert und Yūri konnte nicht anders, als auch zu grinsen. Wie ein kleines Kind mit einem neuen Lieblingsspielzeug, schoss es Yūri durch den Kopf. „Also, Victor. Wo geht es hin?“, hakte Yūri nun nach. „Willst du nicht erst noch ein wenig die Fahrt genießen?“, Victor zog eine Augenbraue hoch, doch fokussierte sich voll auf die Straße, was Yūri auch ehrlich gesagt lieber war. „Nun ja, würde ich gerne. Aber ich mache mir zurzeit eher Gedanken, ob wir noch irgendwo anhalten müssen, um mir schickere Klamotten zu besorgen“, gestand Yūri halb ernst, halb im Spaß. „Yūri, du siehst toll aus. Egal ob und was du anhast“, grinste Victor und Yūri verschluckte sich fast. Er sparte sich den bösen Blick, denn Victor schaute ihn ja momentan doch nicht an. Doch nun schienen auch seine Ohren zu kochen. Er rieb sich das Gesicht und seufzte. „Victor, ich meine das ernst“, mahnte er dann. „Oh ja. Ich auch“, das Grinsen wurde breiter. Yūri wusste, dass er auf die Bilder dieses einen verhängnisvollen Abends abzielte. Doch bevor er noch etwas sagen konnte, fuhr Victor fort: „Aber keine Sorge, das ist nur der Anzug von der Arbeit. Um ehrlich zu sein, konnte ich nicht erwarten, dich zu sehen, daher habe ich mich noch nicht einmal umgezogen“, sagte Victor dann und lachte leicht. Yūri beäugte ihn kritisch von der Seite. Wie konnte er so etwas sagen, ohne rot zu werden? War er es gewohnt, so etwas zu sagen? Oder machte es ihm einfach nichts aus? Vielleicht dachte er auch gar nicht so viel darüber nach? Yūri nahm sich vor, später einmal nachzuschlagen, warum man überhaupt rot wurde. Eventuell lag es wirklich nur daran, dass er alles noch einmal überdachte. Dann musste er nur das abstellen. Nun ja, einfacher gesagt, als getan... Er seufzte. „Nein, es ist wirklich nichts Schlimmes“, beharrte nun Victor und Yūri blinzelte verwirrt. Doch dann erkannte er, dass Victor seinen Seufzer womöglich auf die Restaurantwahl bezogen hatte. „Um ehrlich zu sein, wollte ich sogar mit dir wählen, Yūri“, erklärte Victor nun. „Mit mir wählen?“, fragte Yūri. „Ja! Also Katya muss heute Abend wieder arbeiten, also bekommen wir sicher was bei Chartreuse! Aber wenn du etwas anderes ausprobieren möchtest... Vielleicht bekomme ich uns auch bei Vicente unter, das ist kubanische Küche. Und ich kenne den Chefkoch vom London Chop House!“, erklärte Victor. Beim letzten Namen fing Yūri an zu husten. Jetzt hatte er sich tatsächlich verschluckt. Tränen formten sich in seinen Augenwinkeln, während er versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Die ersten beiden Restaurants waren schon nicht ohne, aber das London Chop House war von der Sorte Restaurant, in dem selbst die kleinsten und unkreativsten Vorspeisen 10 Dollar kosteten. „Ich bin ja wohl kaum richtig angezogen für das London Chop House. Außerdem sollst du es nicht übertreiben“, krächzte Yūri, als er sich wieder halbwegs gefangen hatte. „Also Vicente?“, fragte Victor. Yūri wollte gerade zustimmen, als ihm einfiel, dass er einmal an dem Restaurant vorbei gegangen war und draußen auf der Speisekarte keine Preise vermerkt waren. Das war für Yūri immer ein schlechtes Zeichen. „Ich glaube, mir wäre das Chartreuse lieber“, sagte er dann, denn immerhin kannte er dort die Preise. Die waren zwar nicht sonderlich günstig, aber vermutlich günstiger, als die Preise in den anderen beiden Restaurants. „Du möchtest nichts Neues probieren?“ fragte Victor nach. Yūri schüttelte den Kopf. „Du wolltest mit mir über deinen nicht so guten Tag reden. Ich finde, dass sollten wir irgendwo machen, wo man sich auch in Ruhe unterhalten kann“, er versuchte es auf die diplomatische Art, immerhin war Victor so nett und lud ihn schon wieder zum Essen ein. Da konnte er ja schlecht wieder mit der Geldfrage ins Haus fallen, zumal er sich da schon beim letzten Mal blamiert hatte und Victor mehr oder weniger gezwungen hatte, vom Tod seiner Eltern zu erzählen. Und da waren sie noch nicht einmal ein Paar gewesen! „Na gut, da hast du wahrscheinlich recht“, gab Victor zu. „Ich glaube nicht, dass dich das zu einem schlechten Menschen macht, Victor“, sagte Yūri, nachdem er ihm von allem erzählt hatte. Nun gut, er hatte natürlich nicht gesagt, dass er Yuri nicht bei sich haben möchte, weil er er das Gefühl hatte, dass es gerade zwischen ihnen beiden gut lief und er Angst hatte, dass sein Bruder es vielleicht kaputt machen könnte. Er hatte es eher auf die Sorge geschoben, ob er überhaupt dafür geeignet war, seinem Bruder eine Obhut zu geben. „Du machst dir einfach Sorgen um das Wohl deines Bruders. Das ist doch eher positiv als negativ. Und selbst wenn nicht, es ist auch nicht verwerflich, manchmal an sich zu denken. Aber ich muss schon sagen, dass ich es schade finde, ich hätte dich gerne als Star der Eiskunstlaufszene gesehen“, grinste ihn Yūri nun an. „Es sei mal dahingestellt, dass ich überhaupt das Zeug dazu gehabt hätte“, lachte Victor. „Das Aussehen und das schauspielerische Talent dazu hast du auf jeden Fall“, grinste Yūri frech und Victor trat ihm leicht unterm Tisch gegen den Fuß. „Ich fasse es nicht. Wer bist du und was hast du mit meinem lieben und süßen Yūri gemacht?“, er legte eine Hand auf den weißen Stoff seines Hemdes, dort wo sein Herz war und sackte zusammen, als hätte ihm gerade jemand ein Messer in die Brust gerammt. „Ja, sag ich doch. Schauspielerisches Talent ist auf jeden Fall da“, grinste Yūri wieder. Tatsächlich war Victor aufgefallen, dass Yūri immer lockerer wurde, je mehr Alkohol er trank. Das war sein dritter Cocktail und mittlerweile schien er richtig aufgetaut zu sein. Er flirtete offen mit ihm und neckte ihn zurück. Victor hoffte inständig, dass sie irgendwann zu dem Punkt kamen, an dem Yūri kein Alkohol mehr brauchte, um so locker und unbekümmert mit ihm umgehen zu können. „Ich frage mich immer noch, was du dem Kerl versprochen hast, dass der uns reingelassen hat. Immerhin ist heute geschlossene Gesellschaft“, Yūri schaute ihn mit zusammengekniffenen Augen an. Doch dazu gab es eigentlich gar nicht viel zu erzählen. Seit er vor wenigen Wochen mit Yūri hier gewesen war, benutzter er das Restaurant öfters für Treffen in der Mittagszeit, wenn er einen Autor nicht in sein Büro einladen wollte. Die Atmosphäre war lockerer und mit einem guten Essen konnte man schlechte Nachrichten gut abschwächen. Und da Victor nicht gerade ein introvertierter Typ war, war er auch schnell mit dem Besitzer ins Gespräch gekommen. Natürlich hatte ihm dabei auch geholfen, dass der Besitzer eine ausgesprochene Leseratte zu sein schien und ungefähr die Hälfte der Autoren kannte, die er betreute. Victor zuckte mit den Achseln. „Ich sagte dir doch, ich war seit unserem Abendessen das ein oder andere Mal geschäftlich hier. Und da kamen wir ins Gespräch“, zuckte er mit den Achseln. Yūri beäugte kritisch den Besitzer, der gerade am Eingang zur Küche stand und mit einer Kellnerin redete. „Vielleicht steht er auf dich“, sagte er dann und blickte Victor wieder an. Victor konnte sich mit Mühe und Not ein lautes Lachen verkneifen. War Yūri etwa eifersüchtig? Es sah fast so aus. Auf eine eigenartige Weise machte das Victor ein wenig stolz. „Soweit ich weiß, ist er verheiratet und hat Kinder“, schüttelte er dann schlussendlich doch den Kopf. Er wollte nicht gemein sein und am Ende vielleicht noch Yūris Unsicherheit verstärken. „Grund, kein Hindernis“, erklärte Yūri und blickte wieder zu dem Mann zurück. „Yūri, Любимый, hör mir bitte zu“, begann er und griff über den Tisch nach Yūris Hand. „Erstens arbeitet Katya hier, also benimm dich bitte. Und zweites, ich liebe dich. Nicht ihn. Also gibt es keinen Grund, dir darüber Gedanken zu machen.“ Yūri drehte sich wieder zu ihm um und sah Victor tief in die Augen. Victor hätte sich in den Tiefen seiner braunen Augen verlieren können. „Ich liebe dich auch, Victor“, murmelte er dann und wurde plötzlich wieder rot. Von dem kecken Gehabe war mit einem Mal keine Spur mehr. Es irritierte Victor ein wenig und doch fand er es unglaublich faszinierend, dass Yūri zwei Seiten an sich hatte. Die eine Seite war verwegen, telefonierte in einer Sex-Hotline und tanzte fast nackt an einer Stange. Die andere Seite war süß und unschuldig, sodass er ihm manchmal noch nicht einmal in die Augen schauen konnte oder sofort rot wurde, wenn Victor ihn neckte. Auf jeden Fall war Yūri für ihn alles andere als langweilig. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)