Bird On A Wire von yezz ================================================================================ Kapitel 78: Claude ------------------ Sie redeten stundenlang von ihrer anstehenden, gemeinsamen Reise. Yūri sprach mit leuchtenden Augen von Sehenswertem in Hasetsu und Umland. Als Yūri Victor gestand, dass seine Eltern bereits von ihm wussten und sie ihre Beziehung zumindest – wenn nicht sogar mehr – akzeptierten, war Victor ein wenig geschockt. Für einen kurzen Moment fühlte es sich an, als sei ihm schwindelig, als hätte man ihm den Teppich unter den Füßen weggezogen. Warum konnten diese völlig fremden Menschen ihn ungesehen akzeptieren und seine eigene Tante, die ihn teilweise großgezogen hatte, war nicht dazu in der Lage? Aber aufgrund Yūris Aufgeregtheit konnte er den Gedanken schnell zurSeite schieben und freute sich immer mehr auf ihren Urlaub. Tatsächlich konnte er es sogar kaum noch erwarten. Während er weiter zuhörte, wie Yūri mit so viel Zuneigung von dem kleinen Hotel seiner Eltern erzählte, wurde ihm ganz warm ums Herz. Er wunderte sich, wie es sein konnte, dass er so schnell so tiefgreifende Gefühle für diesen Mann vor ihm entwickeln konnte. Er war ein offener Mensch, ja. Er kannte viele Leute, aber die wenigsten davon würde er als Freunde bezeichnen. Da brauchte es bei ihm ein wenig mehr als drei Sätze auf einer Party und den Freunde-Button bei Facebook. Nebenbei fiel ihm ein, dass er dort schon ein paar Monate nicht mehr reingeschaut hatte. Ihm graute es schon vor den vielen Benachrichtigungen, die er dort wohl haben würde. Irgendwelche Erwähnungen zu irgendwelchen Challenges, die ihn einfach nur nervten. Solche Dinge ließen jedes Mal seine Freundesliste wieder schrumpfen. Er konzentrierte sich wieder auf die Stimme, die er so liebgewonnen hatte. Auf die Lippen, die er so gerne küssen wollte… Sein unbeabsichtigtes Seufzen schien Yūri aus seinem Redefluss gerissen zu haben. „Oh, ich plappere wie ein aufgeregtes Kindergartenkind“, sagte er mit etwas Röte im Gesicht und senkte den Blick. Victor musste grinsen. „Es ist ja auch aufregend, Любимый. Und das Seufzen galt nicht deinen Worten“, versicherte Victor ihm. Er beobachtete, wie sich Yūris Augenbrauen fragend nach oben schoben. „Mir ist nur klar geworden, wie gerne ich dich küssen möchte“, gab Victor zurück und lehnte sich vor, um genau das zu tun. Ihr Kuss blieb nicht lange unschuldig. Bald hatte Victor seine Hände unter Yūris Pullover, während Victor schon gar keinen mehr trug. Als er spürte, wie Yūris Hände schon fast ehrfurchtsvoll über seinen Rücken glitten, kam ihm eine Idee. Er löste sich von Yūri, der dies nur widerwillig zuließ, zog ihn aber gleich mit auf die Beine. Sofort küsste er Yūri wieder und dirigierte ihn mit sanftem Schieben in die Richtung seines Schlafzimmers. Währenddessen kümmerte er sich um den Pullover, der mittlerweile eindeutig im Weg war. Noch bevor sie das Bett erreicht hatten, hatte Victor Yūri vollständig ausgezogen. Aber auch Victor hat seine Hose eingebüßt, was ihn natürlich herzlich wenig interessierte. Er schob Yūri auf sein Bett und kletterte hinterher, kniete sich zwischen Yūris Beine, ohne den Kuss zu lösen. Er ließ seine Hände langsam über Yūris Körper gleiten und folgte dann mit seinen Lippen. Er küsste nahezu jeden Zentimeter nackte Haut, die er erreichen konnte. Er wollte, dass Yūri merkte, wie stark seine Gefühle für ihn waren und dass er sich nicht mit irgendwelchen Gedanken stressen sollte, dass er nicht mehr attraktiv genug für Victor sein könnte. „Weißt du, Любимый“, begann Victor, als er gerade auf Höhe von Yūris Bauchnabel angekommen war, nachdem er die ganze Länge von Yūris Körper hinunter und bis zu diesem Punkt wieder hinauf geküsst hatte. Natürlich hatte er dabei einen Bereich geflissentlich ausgelassen. Yūri atmete schon schwer und seine Erektion schien schon an der Grenze zu schmerzhaft zu sein. „Ich liebe jeden Millimeter deines Körpers, jedes deiner Worte, jeden deiner Gedanken. Ich hoffe, dass du eines Tages erkennst, was für ein großartiger Mensch du bist und dass du dich nicht wegen jeder Kleinigkeit runtermachen musst. Diesen Tag möchte ich mit dir erleben und noch Tausende andere“, er schaute auf und lächelte Yūri an. Im Halbdunkeln des Zimmers konnte er Yūri nicht genau erkennen. Er wusste nicht, ob er tatsächlich leicht feuchte Augen hatte und ob seine Worte ihn so sehr gerührt hatten oder ob es vielleicht auch seine kleine Folter war, die er vollführt hatte. Yūri räusperte sich. „Danke, Vitya. Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, seine Stimme war mehr ein Krächzen. Es war aber auch fies von Victor, so etwas im Taumel der Lust zu sagen, das empfand er zumindest selbst. Aber Victor hatte sich das Ziel gesetzt, dass Yūri endlich verstand, dass er es wert war, geliebt zu werden. Von sich selbst genauso wie von anderen. „Vielleicht, dass du auch Tausend andere Tage mit mir erleben willst?“, neckte er. Eine Antwort wartete er gar nicht ab, denn er kannte sie bereits. Er nahm Yūris Penis in die Hand, pumpte ihn ein wenig, bevor er ihn mit einem Mal in den Mund nahm. Yūri keuchte auf und schob seine Hüfte ein wenig nach vorne, schien den Instinkt nicht unterdrücken zu können. Victor verkniff sich ein Grinsen, stattdessen saugte er leicht, während er seinen Kopf auf und ab bewegte. Er wirbelte mit seiner Zunge um Yūris Eichel herum, nur um ihn dann wieder so tief in den Mund zu nehmen, wie es ging. Dabei massierte er mit einer Hand gelegentlich Yūris Hoden und pumpte mit der anderen Hand Yūris Schaft im Takt seines Mundes. Bald wandte sich Yūri stöhnend unter ihm, während Victor auch leise stöhnte. Er hatte irgendwann einmal erfahren, dass die Vibrationen im Mund noch weiter reizen können und auch Yūri schien es zu genießen. Seine Hüfte zuckte und irgendwann hatten sich seine Hände in Victors Haare verschränkt. Er zog nur leicht an seinen Haaren, aber Victor hätte sich an das Gefühl gewöhnen können. Yūri keuchend, stöhnend und leise flehend unter ihm, während er die absolute Gewalt über seine Lust hatte. Aber er hatte nicht vor, diese Macht zu missbrauchen. Also zog er das Tempo langsam an, nahm ihn so tief in dem Mund und saugte, spielte mit der Zunge, bis Yūri mit einem heiseren Aufschrei kam. Langsam kam Yūri von seinem Hoch herunter, sein Sichtfeld klarte auf und das Rauschen in seinen Ohren verebbte. Victor lag mittlerweile neben ihm und warf ihm einen Blick zu, den man durchaus selbstzufrieden nennen konnte. Doch etwas anderes fiel Yūri auf. Er hatte immer noch seine Boxerbriefs an, seine Erektion presste sich deutlich dagegen. Sein Körper kribbelte noch von seinem Höhepunkt, trotzdem streckte er seine Hand aus, um sie unter den Bund von Victors Unterwäsche zu haken und sie ihm auszuziehen. Doch Victors Hand hinderte ihn daran. Mit einem Stirnrunzeln blickte er in Victors Gesicht, das nur leicht vom Licht aus dem Wohnzimmer beleuchtet war. Seine blauen Augen schienen fast im Dunkeln zu leuchten. Kurz sank Yūris Herz, als Victor den Kopf schüttelte. „Heute Abend ging es nur um dich, also untersteh dich“, mahnte er mit einem kleinen, liebevollen Lächeln. Langsam hatte Yūri die Befürchtung, dass all die Emotionen von dem heutigen Tage ihn mit sich rissen. „Vitya, das ist nicht nötig. Das ist sicher schmerzhaft…“, seine letzten Worte waren nur noch ein leises Flüstern und er wendete die Augen ein wenig verschämt ab. Victors leises Lachen war nicht hämisch, sondern voller Freude und Liebe. „Wenn ich jedes Mal Geld dafür bekommen hätte, wenn ich einen Ständer wegen dir bekommen habe und sich niemand darum gekümmert hat, bräuchte ich nicht mehr arbeiten“, er schnalzte dabei noch leicht mit der Zunge. „Ich dachte, du müsstest auch nicht wirklich arbeiten“, neckte Yūri zurück. Er musste sich irgendwie ablenken, wenn er Victors Wunsch nachkommen wollte. Seine Finger zuckten und unterbewusst fuhr er über die Beule in Victors Unterwäsche. Victor zischte, aber schlug seine Hand leicht weg und bedachte ihn mit einem weiteren mahnenden Blick. „Mich hat meine Bank bisher nicht angerufen und darüber informiert, dass ich reich bin“, gab Victor zurück. „Ich bitte dich, du hast einen gottverdammten Tesla mit jeder Menge Sonderausstattung und du hast ihn direkt bezahlt. Keine Finanzierung und kein Leasing“, zählte Yūri grinsend auf. „Vielleicht wollte ich dich nur beeindrucken und habe den Kredit bei der Bank aufgenommen“, gab Victor zu bedenken. „Dann ist dir das gelungen. Ich glaube, mir war ein bisschen schwindelig, als mir klar wurde, was du da vorhast. Und wirklich gebraucht hast du mich nicht“, kicherte er ein wenig. Yūri beobachtete, wie sich Victor auf den Rücken drehte und zur Zimmerdecke starrte. Mit einem leicht besorgten Stirnrunzeln beobachtete Yūri ihn. „Любимый, glaubst du an Schicksal?“, fragte Victor nach einigen stillen Minuten. „Du meinst, dass alles vorbestimmt ist?“, hakte Yūri nach. „Hmm… so klingt es kitschig. Aber in letzter Zeit habe ich mich oft gefragt, ob unser Treffen einfach Schicksal war. Immerhin haben wir uns zwei Mal getroffen und das auf ziemlich skurrile Art und Weise“, dabei lag ein kleines Lächeln auf Victors Lippen. Auch Yūri musste Lächeln. „Skurril trifft es ganz gut“, antwortete er, denn auf mehr hatte er keine Antwort. Wieder herrschte Stille zwischen ihnen, doch sie war nicht wirklich unangenehm. „Habe ich dir erzählt, dass ich deine Durchwahl bei der Hotline noch mehrere Male angerufen habe, in der Hoffnung, du würdest doch noch abnehmen?“, fragte Victor nun, sein Blick immer noch zur Zimmerdecke gerichtet. „Oh?“, neugierig richtete sich Yūri etwas auf und blickte Victor an, doch er schien nur einen Punkt an der Decke zu fixieren. „Erst kam ich immer wieder bei dieser Vermittlung raus. Und dann, plötzlich, ein ganz anderer Klingelton. Mein Herz schlug schneller, aber dann nahm jemand anderes den Anruf an. Er stellte sich als Claude vor“, Victor seufzte und schloss kurz die Augen. Yūri wusste nicht, was er davon halten sollte, also sagte er nichts. Doch er spürte einen leichten Stich der Eifersucht. Wie weit war Victor mit diesem Claude gegangen. „Ich wusste nicht, was das bedeutete, also habe ich nach dir gefragt.“ Wieder machte Victor bei seiner Erzählung Pause und wieder traute Yūri sich nicht, irgendetwas zu sagen. „Oh la la, Mischter Nikiohrof. Ehs nischt unöflisch ist, zu fraaagen naach andere Maann?“, äffte Victor offenbar diesen Claude nach und schüttelte dabei den Kopf. „Und was hast du dann gemacht?“, fragte Yūri nun doch, weil er die schmerzhaften Stiche in seiner Brust nicht mehr aushielt. „Ich habe natürlich aufgelegt“, Victor blinzelte und schaute Yūri nun direkt an. Yūri lachte erleichtert auf. „Stehst du nicht auf Männer mit niedlichem Akzent? Immerhin ist deiner ja auch ziemlich süß“, fragte und neckte Yūri, nachdem er sich beruhigt hatte. „Mein Akzent ist süß? Bisher bin ich davon ausgegangen, dass ich keinen Akzent habe“, Victor runzelte die Stirn. „Nun ja, schon ein bisschen. Aber keine Sorge, er ist süß“, grinste Yūri ein wenig. „Süß? Süß kann ich nicht gebrauchen. Ich bin ein seriöser Geschäftsmann!“, seufzte Victor, er ging offensichtlich auf seine Neckerei ein. „Vielleicht nimmt dich Alan deswegen nicht ernst?“, schlug Yūri vor. „Alan ist ein Arschloch, deswegen nimmt er mich nicht ernst“, maulte Victor und schmollte. „Ich glaube, er schätzt dich wirklich sehr“, versuchte es Yūri und küsste langsam Victors Schmollmund. „Weißt du, Alan ist eigentlich wie ein Eisbecher im Hochsommer“, begann Victor nach ihrem Kuss. „Köstlich?“, fragte Yūri verwirrt. „Nein, erfrischend“, lachte Victor. „Ihm war immer egal, wer ich bin. Es gab so viele Autoren, die unbedingt zu mir wechseln wollten, nachdem klar war, mit wem ich verwandt bin. Alan ist das alles egal. Bei dir habe ich auch das Gefühl“, Victor blickte Yūri wieder direkt in die Augen und streckte seine Hand aus, um Yūris Wange zu streicheln. „Ist ja nicht so, als hätte ich nicht auch schon von dir profitiert. Der Job und so…“, Yūris Blick glitt zur Bettdecke. „Den Job hast du dir selbst eingebrockt. Und was den Rest angeht, natürlich profitierst du von den Vorzügen mit einem hervorragenden Liebhaber und Partner zusammen sein zu dürfen!“, Victor grinste breit, ganz offensichtlich mit sich zufrieden, dass er die Vorlage so gut verarbeiten konnte. Yūri konnte daraufhin nur mit den Augen rollen. „Aber wenn wir schon von dem Spinner sprechen. Wir haben den Adventskalender vernachlässigt“, lachte Victor nun leise. „Außerdem würde ich gerne auf unser eigentliches Thema zurückkommen: Wir haben uns auf verrückte Art und Weise kennen gelernt und aus den Augen verloren. Und dann auf mindestens ebenso verrückte Art und Weise wiedergetroffen. Auch, wenn ich dich nicht direkt erkannt habe, hat irgendetwas in mir gesagt, dass ich dich nicht wieder loslassen sollte. Daher auch der blöde Vorwand mit dem Autokauf. Ich habe nur krampfhaft versucht, dich irgendwie weiter einzubinden. Im Nachhinein war mein Versuch ganz schön erbärmlich, oder?“, wollte Victor wissen. „Erbärmlich? Nein, nichts was du bisher getan hast, würde ich als erbärmlich bezeichnen. Außerdem hast du den Vorteil, dass du echt verdammt gut aussiehst. Wie hätte ich das ausschlagen können?“, Yūri wackelte mit den Augenbrauen und Victor lachte. „Aber im Ernst“, fuhr Yūri fort. „Ich bin echt froh, dass sich das alles so entwickelt hat. Ich meine, du hast sogar Claude für mich sitzen gelassen!“, lachte Yūri jetzt. „Ganz genau! Vergiss das bloß nicht, Yūri Katsuki!“ „Möchtest du mir jetzt etwa drohen, Victor Nikiforov?“, fragte Yūri und richtete sich wieder ein wenig auf. „Vielleicht lässt sich ja Claude mehr von meinem tollen Auto und meinem süßen Akzent beeindrucken und ist nicht so aufmüpfig“, gab Victor zurück und stupste seinen Finger in Yūris Rippen. Er unterdrückte sein Kichern. „Finde es heraus, dann nehme ich eben Phichit mit nach Japan, der freut sich!“, mit den Worten streckte er Victor die Zunge raus. Victor richtete sich auf, sodass sie sich nun gegenseitig in die Augen sah. „Da gibt man dir den kleinen Finger und die willst gleich die ganze Hand. Ich muss dir wohl zeigen, wer hier das sagen hat“, funkelte er mit einem bösen Grinsen. Yūri befeuchtete gerade seine Lippen mit der Zunge, um einen zweideutigen Kommentar zurückzugeben, da traf ihn ein Kissen mitten ins Gesicht. Victors triumphierendes Lachen wurde von einem weiteren Kissen gedämpft. Das war das erste Mal seit vielen Jahren, dass Yūri eine Kissenschlacht austragen würde. Das Licht des Vollmonds schien sachte durchs Fenster. Außer diesem Licht beleuchtete nichts das Schlafzimmer, denn Yūri hatte vor einer Weile das Licht im Wohnzimmer aus gemacht. Nun lag er neben Victor und atmete ruhig und sanft, sodass der sich sicher war, dass Yūri bereits tief und fest schlief. Statt zur Decke guckte Victor nun in Yūris entspanntes Gesicht und fragte sich, wie er solch ein Glück verdient hatte. Er schwor sich, es nicht noch einmal so leichtfertig aufs Spiel zu setzen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)