All we'll ever need is us von phean ================================================================================ Kapitel 4: Ich vermisse euch ---------------------------- Ich vermisse euch Donnerstag, 03. April 2014 Mimi bewegte sich zum Takt der Musik. Ihre Hüften bewegten sich beständig und den Rhythmus ließ sie durch ihren gesamten Körper wandern. Die Blicke des – größtenteils männlichen – Publikums spürte sie. Die der Frauen waren neidisch und die Männer zogen sie weiter aus. Die Brünette kümmerte sich jedoch nicht darum, so ging sie total auf, wenn sie sich der Musik hin gab. Sie hörte nur das Lied, sie bewegte sich dazu und da war alles um sie herum vergessen. Das einzige was sie sich zu spüren lassen vermag, war die Melodie und der Stoff der sie umschmeichelte. „Wo sind sie?“, brummte Taichi und vergrub seine Hände in den Hosentaschen. Er machte sich nicht groß die Mühe, die Menge nach ihnen abzusuchen. „Ich guck doch schon, du könntest mir ja helfen“, beschwerte sich Hikari, angestrengt sah sie sich um und prompt wurde sie hochgehoben. Ein aufgeschrecktes Glucksen kam über ihre Lippen. Sie drehte ihren Kopf und sah zu ihrem Freund. „Meintest du das anders mit ‚du könntest mir ja helfen‘?“, grinste Takeru strahlend und frech. Taichi brummte erneut und verdrehte die Augen. Er mochte den Blonden ja, aber er wünschte, seine Schwester würde für immer seine kleine Schwester sein. Doch das konnte er sich wohl abschminken, sie wurde erwachsen. Machte ihre Ausbildung. Wohnte zwar bei ihm, doch sie war auch mit dem Blonden auf Wohnungssuche und das nicht nur nebenbei. Sie wollten es wirklich und das so schnell es ging. Taichi hatte Angst, dass es dann nicht mehr lange dauern würde, bis sie sich verlobten – heiratete und schließlich würde sie ein Kind mit ihm haben und war dann überhaupt nicht mehr seine kleine geliebte Schwester. Denn dann hatte sie ein Kind und würde nie wieder dieses junge Mädchen sein, das er für immer beschützen konnte. Er befand sich in einem Dilemma, denn er freute sich für sie, sie hatte ihr Glück gefunden. Schnell lenkte er sich von seinen Gedanken ab, noch hatte er sie für sich, noch war sie seine kleine Schwester. „Ja, dass ihr euch vielleicht auch umschaut, denn so viel größer bin ich jetzt auch nicht“, tadelte die Jüngere. „Doch, ich glaube, dass du mich jetzt überragst“, witzelte der Blonde, dabei waren sie jetzt lediglich fast gleich groß. „Ich hab sie, also könnt ihr euch den Quatsch sparen“, kam es barsch von Taichi. Mittlerweile hatte Takeru seine Freundin wieder abgesetzt, hielt sie dennoch in seinen Armen. Beide starrten Taichi aus großen Augen an. Dass er laut wurde, kam nicht oft vor. Aber kaum war Mimi zurück, ging das wohl wieder los. Dann konnten sie sich aber wieder auf etwas einstellen. Beide musterten den Yagami stumm, dann folgten sie mit dem Blick Taichis Nicken. Da war Mimi – sie tanzte. Sie bewegte sich allein zum Rhythmus der Musik und zog dabei eine Vielzahl an Blicken auf sich. Auf einem Barhocker in der Nähe saß Alex. Hikari hatte ihrem Freund bereits von dem Assistenten ihrer Freundin erzählt. Der Schwarzhaarige war unter anderem ein Grund gewesen, weswegen der Student hatte mitgehen wollen. Der andere war Mimi selbst und der letzte natürlich, dass er Kari nicht allein hierher gelassen hätte. Die Kindergärtnerin betrachtete weiter das ungleiche Paar. Sie erkannte, dass die Heimgekehrte mit einem Schlag nicht mehr ernsthaft tanzte, sie zog sich selbst mehr und mehr ins lächerliche. Dann war sie weg. Verwirrt sah Kari wieder zu ihren Begleitern. Mimi hätte wirklich früher darauf kommen können. Sie war so dumm. Doch es war ihr erst am Nachmittag so richtig klar geworden. Als sie ihre Bewegungen überzog, die Schritte und den Hüftschwung übertrieb, drehte sich Alex kopfschüttelnd weg. So war sie ihm peinlich, er konnte es nicht mit ansehen – und genau das war ihr Schlupfloch. Ein listiges Lächeln breitete sich auf ihren Lippen auf und eilig verschwand sie in der tanzenden Menge. Sie ging etwas in die Knie und quetschte sich hindurch, wo sie nur durch kam. Sie musste flink sein. Dabei war sie sich sicher, dass manche Hand ihren Körper – speziell ihren Hintern – nicht nur zufällig berührte oder streifte. Schließlich hatte sie es zur Theke der Bar auf der anderen Seite geschafft. Sie orderte zwei Shots und sah zu der Frau neben sich. Als ihre Getränke da waren, kippte sie den ersten gleich in ihren Mund. Sie genoss das Brennen und ließ es lange anhalten, indem sie langsam schluckte und nicht alles auf einmal. Sie blickte erneut zu Alexander, dieser war auf der Suche nach ihr. Sah sich aufgeschreckt um. Nun waren auch Taichi, Hikari und sogar Takeru bei ihm. Erstaunt musterte sie die drei, freute sich aber, dass sie gekommen waren – sogar Taichi. Sie trank auch den zweiten und wollte die Gläser erneut gefüllt haben. „Hey“, wandte sie sich an die junge Frau neben sich, träge sah diese auf, „siehst du den schwarzhaarigen Typen?“, sie deutete auf ihren Freund, sah wieder zu der Dame und erfasste das Nicken, „… er wird es sicher nicht zugeben … doch bis eben hat er dich beobachtet. Vielleicht solltest du ihn ansprechen, er ist einfach zu schüchtern … das sieht man ihm an“, zwinkerte die Brünette. Sie musste wirklich darauf achten, bei ihren eigenen Worten nicht laut loszulachen. Es war einfach nur amüsant. Die Angesprochene folgte dem Fingerzeig und lächelte und lächelte schüchtern, „wirklich?“, sie zwirbelte einige Haarsträhnen zwischen ihren Fingern. Bekräftigend nickte die Köchin, „ja, aber beeil dich … sonst ist er noch weg …“ „Soll ich wirklich?“ Genervt schnaubte Mimi, das konnte doch wohl nicht wahr sein. Diese Frau sollte mal zeigen, dass sie Mumm in ihren Knochen hatte. Da hatte sie sich wohl die falsche Frau ausgesucht. Aber nun hatte sie mit ihr angefangen, dann musste sie das auch zu Ende bringen. „Jetzt geh“, zischte sie schon fast. Aufgeschreckt zuckte die Fremde zusammen, packte schnell ihre Sachen und lief über die Tanzfläche zu Alexander. Wieder trat dieses listige Grinsen auf ihre Lippen, damit wäre der Ältere ein wenig beschäftigt. Schnell trank sie die zwei Shots, legte dem Kellner das Geld dafür auf den Tresen – die Scheine dafür hatte sie sich aus dem BH gezogen – und schlug den Weg zum Ausgang ein. An der Garderobe holte sie sich noch ihre Handtasche und ihre Jacke. Vor der Tür der Disko angekommen, umfing frische Luft die junge Frau. Sie spürte den Alkohol in ihrem Blut, welcher ihr langsam in den Kopf stieg. Natürlich hatte sie vor den Shorts schon anderes getrunken. Einen Moment sah sie sich irritiert um. Es standen genügend Leute an, welche in den Club wollten. Sie hörte einige Rufe der wartenden, unter anderem, dass sie doch wieder mit hinein gehen solle. Auf der Straße fanden sich aber auch einige, die nur rauchten und dann wieder hinein wollten. Ihr Blick glitt noch ein letztes Mal zum Eingang hinter sich, dann machte sie sich leise kichernd auf den Weg. „Hi“, grüßte Hikari Alex, „wo ist denn Mimi hin, sie war doch gerade noch bei dir, oder nicht?“ „Ja“, grummelte der Angesprochene. Während er sich weiter umsah, fiel sein blick auf Takeru, „wer ist denn das?“, rutschte es ihm etwas zu schroff heraus. Doch der jungen Frau schien das gar nicht aufzufallen. Sie war noch viel zu glücklich über den Umstand, dass Mimi wieder da war, dass sie wohl einfach nichts mitbekam. „Takeru, mein Freund“, sofort hatte sich die Jüngste bei ihm untergehakt. Hikari lächelte den Neuling immer noch an, dabei veränderte sich aber nun auch die Stimmung des Blonden. Ihm wurde dieser Alexander mit jedem ausgesprochenen Wort unsympathischer, sodass Takeru ein breites Grinsen nicht vermeiden konnte, als eine fremde Frau zu ihnen trat. Sie war recht schüchtern, hatte gerötete Wangen, aber ging dennoch zu dem Schwarzhaarigen. Sie redete ihn natürlich auf Japanisch an und machte sich eindeutig an Mimis Begleiter ran. Aus Tais Kehle drang ein gedämpftes Lachen, was Takeru zu ihm blicken ließ. Hikari hingegen musterte die Frau und den verwirrten Gesichtsausdruck von Alex. Daher wandte er sich an das Mädchen, „was will sie von mir?“, seine Stimme klang verwirrt, aber auch genervt. Natürlich hatte der Assistent vor ihrer Abreise etwas Japanisch gelernt und auch Abendkurse besucht – Mimi hatte ihm ebenso geholfen, wenn er darauf auch gern verzichtet. Sie war eine grauenvolle und strenge Lehrerin gewesen. Auch wenn er wusste, was die Intention der Fremden war, die Frau sprach zu schnell und benutzte zu viele Wörter die er nicht kannte. Sie flirtete mit ihm, jedoch war das nicht auf seiner Vokabelliste gestanden. „Sie sagt, sie wisse, dass du sie angesehen hast und sie dich auch attraktiv findet. Sie würde gerne mit dir tanzen“, wiederholte die Braunhaarige, so gut es ihr möglich war – die Musik war sehr laut. Genervt seufzte Alex auf, „wie kommt sie denn auf sowas?“, er hatte sie an den Schultern gepackt und hielt die Fremde so auf Abstand. Ihre anfängliche Zurückhaltung schien vergessen. Ohne große Umschweife stellte die Jüngste die Frage und bekam auch eine Antwort, „eine braunhaarige Frau an der Bar hatte es ihr gesagt und sie dazu gedrängt, zu dir zu gehen.“ Nachdem sie es ausgesprochen hatte, bemerkte sie selbst, was sie gesagt hatte. Ihr Blick huschte zu besagter Bar, wie auch der der Älteren. Doch da war niemand mehr. Alex knurrte bedrohlich, „kannst du ihr sagen, dass sie gehen soll?“, bat er Kari erneut. Sonst würde er sich wohl vergessen und wirklich laut werden. Er war angespannt. Die Kindergärtnerin nickte und wimmelte die Fremde ab, erzählte ihr dass er schon einen Freund hatte. Dass sie ihr Gespräch auf Englisch verstanden hatte, hatten beide ausgeblendet – genau wie die Fremde, die einfach Englisch hätte sprechen können. Alexander zückte sein Handy und tippte etwas darauf herum. Leise grummelnd wollte der Schwarzhaarige aus dem Club gehen, doch Taichi packte ihn an der Schulter. Nun deutlich verärgert drehte sich der Jüngere nochmal um, „was?“, kam die Frage scharf. Alex Augen waren bedrohlich zu Schlitzen geformt. In ihm wuchs Wut heran, nicht nur weil Mimi einfach gegangen war, sondern, weil sie ihm auch noch so eine komische Frau auf den Hals hetzte und ihre Freunde auch noch so aufdringlich waren. Doch Taichi stand ihm diesbezüglich in nichts nach. Der Brünette erwiderte den Blick ebenso grimmig. „Wo ist jetzt Mimi? Wir sind extra wegen ihr hier. Und wo willst du jetzt überhaupt hin?“, seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Das konnte auch nicht ihr und sein ernst sein. Ließen die Geschwister antanzen und wollten sie dann einfach dort stehen lassen. Das brachte den Älteren wieder einmal auf die Palme. Dabei hatte er wirklich gehofft mit der Jüngeren reden zu können. Doch das wollte sie anscheinend nicht. Erst als Hikari beruhigend ihre Hände auf Taichis Rücken und seinen ausgestreckten Arm legte, merkte er, dass er sich angespannt hatte. Ebenso war ihm ein bedrohliches Knurren über die Lippen gekommen. Seine freie Hand hatte sich zur Faust geballt, während sich die andere mehr in Alex Schulter krallte. Diesen schien das nicht allzu sehr etwas auszumachen oder er konnte es gut verbergen. Doch der Yagami ließ ihn los und starrte seine Schwester fragend an. Die Kindergärtnerin nickte dem Ausländer zu, da er sich noch nicht dazu geäußert hatte. „Sie ist abgehauen … verschwunden … hat die Fliege gemacht“, richtete Alexander an den Älteren. Tai schnaubte verächtlich, als er sich mehrere Formen des gleichen Ausdrucks anhören musste. „Das macht sie öfters …“, nuschelte der Assistent und gab erneut etwas auf seinem Handy ein, „… sie kommt nicht mehr zurück, ihr könnt also ruhig wieder nach Hause gehen – oder so. Ich werd sie suchen“, sprach er hastig, winkte ab und starrte wieder auf sein Handy. „Aber du kennst dich hier doch nicht aus, wie willst du sie da finden?“, auf Hikaris Gesicht zeichnete sich eindeutig Sorge ab. Er war fremd in diesem Land, konnte die Sprache – nach ihren Erkenntnissen nicht – und sie konnte ihn nicht einschätzen. Am Ende wären beide verschwunden oder nur Alex und Tage oder Wochen später würde er ausgehungert oder gar tot aufgefunden werden. „Sie macht die Ortung per Handy nicht aus“, der Schwarzhaarige zeigte der jungen Frau sein Display. Eine App war geöffnet, die ihm mitteilte, dass er noch einen Moment warten solle – die gesuchte Nummer würde gesucht. „Wieso?“, war es nun Takeru, der sich einmischte. „Weil sie gefunden werden will“, bekam der Blonde erklärt, „und sie ärger bekommt, sollte sie es je ausschalten“, brummte er. Mimi summte munter vor sich hin, während sie durch die Straßen schritt. Zur Abwechslung lief sie einmal nicht völlig in Gedanken versunken durch diese. Sie war bei Sinnen und hatte ein bestimmtes Ziel. Als sie den Strand erreichte, zeichnete sie ein freudiges Lächeln auf ihrem Gesicht ab. Ohne groß darüber nachzudenken, schlüpfte die junge Frau aus ihren Schuhen und ging barfuß weiter. Sie wollte den weichen Sand zwischen ihren Zehen spüren. Sie genoss das Gefühl, die kleinen Körner auf der Haut zu haben. Zwischen den Zehen und wie sie über den Fuß bedeckten und dann runter rollten. Es war ein natürliches Peeling. Wieder reifte in ihr der Gedanke heran, dass sich der Sand hier anders anfühlte als in Amerika – obwohl beides Sand war. Aber hier fühlte es sich mehr nach Heimat an, als dort. Während sie sich noch über den Sand freute, wurde ihre Stimmung betrübter, „du hast mir gesagt, dass du einsam bist, ich weiß genau wovon du sprichst …“, begann sie leise zu singen. Dabei schritt die junge Frau weiter auf das Meer zu. Ihre Stimme erfüllte den Strand. „… du hast mich gefragt, ob ich das versteh, ja ich kann sehen wie dein Herz zerbricht. Wir müssen fort, denn ich sehe, dass dir etwas fehlt, an einem anderen Ort. So kann es nicht mehr weiter gehen …“, wurde sie etwas lauter. Ihr Herz schlug schnell in ihrer Brust. Dieses Lied ließ sie immer wehmütig werden. Es machte sie traurig, aber es half ihr, danach fühlte sie sich besser. Denn dabei gab sie zu, wie ihr alles fehlte und das war es, was ihr Erleichterung verschaffte. „… Wie ist das alles passiert? Wie konnte das nur geschehen? Ich geb die Hoffnung nicht auf und ich warte darauf, dass die Tage vergehen …“, ein leichtes, betrübtes Lächeln schlich sich auf ihre Züge, dabei überschwemmte das kalte Wasser ihre Füße. Ein kurzes Zucken durchlief ihren Körper – es war wirklich noch kalt. Aber Mimi zuckte nicht zurück, blieb dort im Wasser. Sie begann weiter zu gehen, so dicht am Wasser, dass es ihr immer wieder über die Füße floss. „… Ich vermisse euch sehr. Ich fühl mich ziemlich allein. Ich hoffe bald kommt der Tag, an dem wir uns wiedersehen, dann bin ich wieder daheim …“, erneut war sie stehen geblieben und starrte dem Horizont entgegen. Ihr Atem war ruhig, aber in ihr zitterte es wieder. Das Lied berührte sie zu tief. „Wieso hast du dich dann nie gemeldet?“ Mimi zuckte bei der Frage, aber viel mehr noch bei der Stimme, zusammen. Mit einem verblüfften Ausdruck auf dem Gesicht drehte sie sich um und blickte in graue Augen. Obwohl es bereits dunkel war, erkannte sie sie deutlich. Sie stachen hervor. Sein Blick war durchdringend, vorwurfsvoll, aber trotzdem liebevoll. Das Herz der Brünetten schlug schnell, das Blut in ihren Ohren dröhnte und ihre Hände zitterten. Sie hatte ihn hier nicht erwartet. Es überraschte sie ihn hier zu sehen. Daher hatte sie seine Frage auch schon wieder vergessen, bis er auf sie zutrat, nicht ganz, nur zwei Schritte näher. „Mimi, geh aus dem Wasser raus … du erkältest dich noch“, sprach er fürsorglich, wie sie es nicht anders von dem Älteren gewohnt war. Demnach folgte sie seiner Aufforderung auch und ging ein paar Schritte auf ihn zu. Der Sand blieb sofort an ihren Füßen kleben. „Wenn du uns vermisst hast – und ja, ich glaube nicht, dass du das einfach nur so gesungen hast – wieso kamst du erst jetzt? Wieso müssen wir über die Nachrichten erfahren, dass du wieder da bist?“, sie hörte, dass er verletzt war. Dass alle verletzt waren. Es traf ihn wohl tief, dass sie nichts gesagt hatte. All die Jahre war sie dem Kontakt mit ihren alten Freunden aus dem Weg gegangen. Dass sie sich schämte, konnte sie nicht sagen. Es war ihr peinlich und sie fühlte sich gedemütigt – irgendwann hatte sie nicht mehr die Kraft gehabt. Betrübt und auf frischer Tat ertappt, fasste sie sich an den Oberarm. Sie konnte und wollte nicht darüber reden. Dabei war ihr Jou immer ein guter Freund gewesen. Sie waren sich einst so nahe gestanden. Doch das hatte sie weg geworfen – weil sie sich nicht mehr hatte im Spiegel ansehen können. Es schmerzte sie, dass sie ihre Freunde offensichtlich verletzt hatte – natürlich hatte sie gewusst, auf was sie sich eingelassen hatte – aber noch mehr schmerzte es, über das Vergangene zu reden. Ihr Stolz wurde in der Vergangenheit ziemlich verletzt, noch mehr aber ihr Herz. So leicht käme nichts über ihre Lippen, wenn das hieße, dass ihre Freunde von ihr enttäuscht waren, dann musste sie damit leben. Sie konnte sich diese Blöße nicht geben. „Es tut mir leid, es ging nicht“, murmelte sie daher, rieb sich dabei den Oberarm und sah zur Seite. Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen, dazu fehlte ihr die Kraft. „Jetzt tut es dir auf einmal leid?“, sprach er verärgert, „weißt du, wie wir uns fühlen?“ Ein Schluchzen durchlief ihren Körper, das sie nicht heraus lassen wollte. Das hier schmerzte auch. Sie fühlte sich verstoßen, aber das musste nun sein. „Nein“, Mimi blinzelte die aufkeimenden Tränen weg. Versuchte den Kloß in ihrem Hals zu ignorieren, welcher ihr die Luft und Stimme abschnürte, „ich weiß es nicht“, ihre Stimme zitterte leicht. Die junge Frau wusste wirklich nicht, wie sich ihre Freunde fühlen mussten, aber sie kannte die Einsamkeit, die ihr Herz beherrschte. So sehr sie sich dagegen auch zur Wehr setzte. Und so sehr ihr Alex auch half. Aber es half einfach nichts. „Aber wieso hast du dich nicht gemeldet?“, wieder war da dieser Unterton, der Mimi deutlich zeigte, dass der Ältere verletzt war. In ihrem Herzen gab es wieder einen Stich. Die Brünette wollte niemanden verletzen, hatte sich nur selbst schützen wollen. Doch das hatte sie nicht geschafft. Mimi konnte nicht länger standhalten, konnte sich nicht mehr zurück halten. Sie überwand den Abstand, ließ ihre Schuhe und die Tasche fallen, dass sie schließlich die Arme um den Größeren schloss, „es tut mir so leid!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)