The Darkness Inside Me von robin-chan ================================================================================ Kapitel 8: L'inizio della fine. ------------------------------- Der Anfang vom Ende 17. Februar 2013   „Dein Weg war umsonst. Sie ist vor einer Weile aufgebrochen.“ Ihr Magen rebellierte, jede Faser des Körpers auf Zerreißprobe angespannt. Vivi erschien als erste Anlaufstelle plausibel, aber hatte diese offensichtlich in einer Sackgasse geendet. Ihr zweiter Gedanke musste herhalten. „Nein, sie meinte lediglich, sie nehme sich eine Auszeit.“ Bingo. Für manche eine Enttäuschung, für sie der entscheidende Hinweis. Suchte Nami Ruhe, gar die Einsamkeit, so existierte innerhalb dieser Stadt lediglich ein Ort, der ihr das Gewünschte bot. „Muss ein heftiger Streit gewesen sein.“ Eine Bemerkung, die Robin innehalten ließ, am Gehen hinderte. Natürlich, Vivi war Namis beste Freundin, ihr brauchte sie nichts vorzumachen, sie kannte die anderen länger, in vielerlei Hinsicht besser. Somit wusste sie, wann es Nami schlecht erging. Dennoch stand Robin dem Ganzen mit gemischten Gefühlen gegenüber. Einerseits empfand sie Erleichterung. Vivi kannte den Grund nicht, aber genau darin lag auf der anderen Seite das Problem. Ganzgleich welche Probleme Nami hatte, sie erzählte Vivi davon. Verschwieg sie den Grund, dann steckte mehr dahinter und das sah Robin als Knackpunkt an. Etwas lag in der Luft. Etwas das alles veränderte. „Sie ist still, sehr still. Das ist beängstigend.“ Beängstigend. Ja, besser hätte Vivi es nicht ausdrücken können. Nami galt als temperamentvoll, impulsiv. Wie schnell sie das herausgefunden hatte. Und doch, ganzgleich wie schnell Nami ihre Wut zum Ausdruck brachte, Robin mochte diese Art. Irgendwie. Ein Gegenpol und manchmal, das musste sie eingestehen, wünschte sie, sie konnte ähnlich agieren. Ihren Gefühlen freien Lauf lassen, aber so war sie nicht. Nun, da Nami anders als gewohnt reagierte, wusste Robin umso mehr, wie ernst die Situation zwischen ihnen war. Doch woher diese radikale Veränderung kam, blieb, offiziell gesehen, offen. Denn bis zum gestrigen Abend verlief die Beziehung reibungslos, ohne gröbere Auseinandersetzungen, jedenfalls seit sie ein Paar waren. Der Anfang war eine Sache für sich, aber seither verlief alles in ruhigen Bahnen. Wie aus einem anderen Leben, das Robin glaubte vergessen zu haben. In Nami hatte sie die einzig stabile Normalität gefunden. Ausgerechnet sie führte eine ernsthafte Beziehung und diese holte sie aus dem tristen Alltag. Der dunklen, tödlichen Realität, die ihr Leben Jahre über bestimmte. Mit Nami hatte sie den entscheidenden Faktor gefunden, für den ein Ausstieg sich lohnte. Wegen dem sie sich gegen das Morden sträubte, mehr als jemals zuvor. Naiv hatte sie angenommen, dass ihr dieses Glück auf längere Distanz hin hold war. Wie oft dachte Robin die Zeit spielte mit ihr und sie brauchte den entscheidenden Schritt bloß planen, umsetzen. Fertig, dieser Bestandteil war abgehakt, die Zukunft konnte kommen und wie auf wundersame Weise hätte sie nie davon erzählen müssen. Gewiss, eine einfache, ja naive Denkweise, aber dennoch ein ersehnter Wunsch. Wie immer, bewies das Leben wie kurzweilig Glück war, jedenfalls ihres. Ihr Doppelleben forderte seinen Tribut ein und den mochte Robin unter keinen Umständen der Welt bezahlen. Der Preis war hoch, viel zu hoch. So sehr sie auf einen anderen Grund hoffte, alles schrie förmlich nach der Wahrheit, die Nami irgendwie zugetragen wurde. Dieser Februartag passte sich ihrem Innersten an. Der raue Wind, dessen Kälte unangenehm spürbar war, keine Sonnenstrahlen sondern dicke Wolken. Lediglich Schnee und Regen würden das Gesamtbild abrunden. Ungewohnt schwer stieg sie aus dem Vaporetto. Allem Anschein nach wollte ihr Körper das Aufeinandertreffen verlangsamen. Robin hatte Angst. Eine Gefühlsregung, die sie kaum kannte. Selbst ihr erster Mord kam ohne sie aus. Vielmehr hatte sie damals einen Adrenalinkick gefühlt, gepaart mit ein wenig Nervosität und, das hatte sie lange nicht eingestehen können, dem Hauch Faszination, erst recht darüber wie einfach sie ein Menschenleben auslöschte. Und ausgerechnet hierbei kam Angst zum Vorschein, die allmählich in Panik überschlug. Robin kannte den Ort in und auswendig. Somit steuerte sie automatisch einen besonderen Punkt an. Dieses Eiland strahlte eine besondere Atmosphäre aus, bescherte ihr, innerhalb dieser Situation, unangenehme Erinnerungen. In allen war sie glücklich, verbrachte gemeinsame Zeit mit Nami. Vor und während der Beziehung. Hier fanden sie ihren Treffpunkt, lernten die andere besser kennen, entflohen zusammen dem hektischen Treiben der Stadt. Fanden sie ausgerechnet auf dieser Insel das Ende? Kaum erkannte sie die Gesuchte, blieb Robin stehen, betrachtete sie lediglich. Nami saß am Rand, ließ die Beine baumeln. Während dieser Jahreszeit kein einladendes Erlebnis. Hörbar schlugen die Wellen gegen den kalten Beton. Wie lange saß sie hier? Ihr musste kalt sein. Robin schluckte. Wieder kam ihr das gestrige Gespräch in den Sinn. Wie jeden Abend, wenn sie verreist war, telefonierten sie miteinander. Allein Namis Stimme reicht aus, schob das Getane, das Gesehene in ihre tiefsten, dunkelsten Abgründe. Ein paar Minuten die Robin alles vergessen ließ. Dieses Mal verlief das Gespräch anders. Von Anfang an hörte sie die Anzeichen. In Namis Stimme lag eine Kälte, Distanz. Sofort wusste Robin, etwas war vorgefallen. Fünf Minuten, in denen sie kaum ein Wort sagte, brachen ihre neue Welt erneut zum Einsturz. Die Schwärze kehrte zurück. Worum es sich handelte, verschwieg Nami. Die Ansprache genügte und das erdrückende Gefühl das die Wahrheit ans Tageslicht gekommen war, erwachte. „Nami“, gewispert, lediglich für die Ohren der anderen bestimmt. Langsam war Robin an sie herangetreten und sichtlich erkannte sie das Zucken des Körpers. Hatte Nami mit ihrem Auftauchen gerechnet? Vermutlich nicht. War auch nicht geplant gewesen. „Was…was ist passiert?“ Wenn ihr Gefühl richtig lag und das tat es immer, dann musste sie die Worte hören. Noch schwieg Nami, hielt lediglich ihre Tasche in die Höhe. Eine Aufforderung der Robin äußerst langsam nachging. Eine Mappe kam zum Vorschein, die sie skeptisch musterte. Das Herz schlug ihr wahrlich bis zum Hals. Nami starrte unterdessen weiter auf das Meer hinaus. Ein Teil hatte auf längeren Abstand gehofft, der andere auf ein rasches Wiedersehen. Zweites verstand sie nicht, aber vielleicht logisch. So erhielt sie die Möglichkeit ihrem Entsetzen, ihrer Wut freien Lauf zu lassen. Denn ganzgleich wie viele Stunden sie erhielt, sie würde nie auf einen Nenner kommen. Ihre Gedanken ratterten unaufhörlich. Eine Sortierung erschien unmöglich. „Der Absender?“ Verzweifelt gluckste Nami. Ihr Ernst? Der erste Gedanke, der Robin dabei in den Sinn kam? Wer der verdammte Absender war? Zweitranging in ihren Augen, aber was sollte sie sich anderes erwarten? „Nehmen wir an, ich gebe dir den Namen“, fing sie an, holte tief Luft, „tötest du ihn? Wie deine unzähligen Opfer?“ Schwer verließen die Worte ihre Lippen, entzog sich das Erfahrene jeglicher Plausibilität. Die Frau die sie liebte, erwies sich als kaltblütige Mörderin. Anfangs glaubte sie an einen kranken Scherz, ihre Gefühle klammerten sich förmlich daran fest. Dem war nicht so. Die Informationen, die Bilder, sie zeigten die blanke Realität. Ein Horrorszenario das sie nie erwartet hatte. Robin schwieg. „Das sagt alles“, murmelte sie, vergrub das Gesicht in ihren Handflächen. Eigentlich dachte sie stets, sie hatte eine gute Menschenkenntnis. Bisher gab es nie einen Grund für Zweifel. Lucci durchschaute sie in kurzer Zeit. Seine Ausstrahlung, die Erzählungen. Für sie war er ein Mörder, er passte in dieses Bild, aber Robin? „Nami, das ist kein Spiel! Gerät das in falsche Hände“, brach Robin ab. Entsetzen stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sie hielt Informationen in der Hand, auf die niemand Zugriff hatte. Als ob das nicht ausreichte, enthielt die Mappe Bilder. Allein deshalb musste sie den Verantwortlichen finden. Erfahren, wie diese gemacht wurden. „Ja, habe ich keine andere Wahl, dann muss ich denjenigen aus dem Verkehr ziehen.“ Hierbei ging es nicht nur um ihre Beziehung, auch ihre Freunde brachten die Informationen in eine heikle Situation. Wer zog die Fäden? Robin erpressen war eine andere Sache, aber Nami in die Angelegenheit miteinzubinden, eine vollkommen andere. „Steckt Law dahinter?!“ Ein Gedanke der ihr in den Sinn schoss. War Nam im Spiel, so hatte er einen Grund. Allmählich platzte Nami der Kragen. Durch das lange Sitzen in der Kälte war ihr Körper schwer, steif geworden, aber mit Schwung stand sie auf. Zum ersten Mal sah sie Robin an, versuchte wenigstens etwas in deren Augen zu finden das ihr die Situation erleichterte. Nichts. „Ist dein Interesse bloß darauf fixiert? Wie es mir ergeht, ist egal, Hauptsache niemand kommt hinter dein Geheimnis?“ Noch blieb ihre Stimme in einem angemessenen Rahmen. Wie lange war fraglich. Vermutlich trug jede einzelne Antwort bei. „Sei froh, dass ich sie mitgenommen und nicht zu Hause hab liegen lassen.“ „Ist es nicht, aber ich muss das erfahren.“ „Keine Sorge. Solange ich möchte, bleibt das unter uns.“ Man gab ihr tatsächlich die Möglichkeit selbst eine Entscheidung zu fällen. Immerhin, das gewünschte Ergebnis war erreicht. Was nun geschah, war in gewisser Weise eine Draufgabe. „Er ist der Übeltäter.“ Robin fühlte sich bestätigt, ein schiefes Grinsen stahl sich auf ihre Lippen. Ausdruckslos trat Nami dicht vor die andere. „Stirbt er in nächster Zeit, sorge ich dafür, dass das in die richtigen Hände fällt. Ich lass dich auffliegen und solltest du deswegen bis an dein Lebensende in einer Zelle verrotten“, erwiderte sie sogleich, brauchte keine Bedenkzeit. Die Worte entsprachen der Wahrheit, sie zögerte keine Sekunde. „Du hast mir aufgezeigt, wie krank die Welt doch ist. Wie unscheinbar und nahe das Böse in unserer Mitte ist. Du bist ein Monster und für solche hege ich kein Mitleid.“ Das war er. Der Anfang vom Ende.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)