The Darkness Inside Me von robin-chan ================================================================================ Kapitel 12: Franchezza e riservatezza. -------------------------------------- Offenheit vs. Verschlossenheit 18. Juli 2012 „Habt ihr den Groll begraben?“ Robin umfasste die Tasse mit beiden Händen. Mit den Ellbogen abgestützt, saß sie leicht vor gebeugt da und betrachtete das, von den Sonnenstrahlen glitzernde Wasser. Die Frage lag ihr seit jenem Abend auf der Zunge, aber seither hatten sie nicht miteinander gesprochen. Überhaupt hatte ihr Nami gestern erst geschrieben, ob sie nicht Zeit und Lust hätte, mit hierher zu kommen und da sich die Archäologin die Arbeit einteilen konnte, hatte sie nicht lange überlegen müssen. Auf das Eiland kam sie immerhin regelmäßig und eine kurze Pause vom Trubel, den ließ sie sich nie nehmen. Robin merkte, wie sich die andere tiefer zurück lehnte und ein leises Schnauben von sich gab. „Wir haben getan, was wir häufig tun“, begann Nami kleinlaut, „stur ignorieren wir den Vorfall. Er hat angefangen, ich habe die Draufgabe gebracht und wir haben uns im Abseits gestritten. Fertig. Machen wir seit Monaten.“ „Auf Dauer sehe ich darin keine Lösung.“ Nami lachte. Eine Lösung fanden sie wohl nie. Sie hatten sich arrangiert, für mehr schien es zu spät. „Robin, glaub mir, wir machen Fortschritte.“ „Wir darf ich das verstehen?“, hinterfragte die Archäologin und drehte den Kopf skeptisch zur Seite, erkannte das verschmitztes Grinsen der anderen. „Vergo und ich, wir streiten uns seit Jahren. Manchmal überspannt er den Bogen, dann wieder ich. Wir pushen uns gegenseitig, aber ich muss anmerken, ich habe nicht den reißfestesten Geduldsfaden. Es gab Zeiten, da stritten wir täglich. Dann habe ich gesagt, ich möchte für eine Weile hierher ziehen und da haben wir ein stillschweigendes Abkommen getroffen. Für Bellemere, also meine Mutter, nehmen wir uns zurück. Bis auf Ausnahmen funktioniert’s.“ „Wie gesagt, ich sehe darin keine Lösung. Hattet ihr schon immer so ein zerrissenes Verhältnis?“ Vivi hatte ihr zwar ein bisschen erzählt, aber sagte sie ihr lieber nichts davon. Wenn schon, dann wollte sie es von Nami selbst hören. „Nein. Wir werden nie auf einen Nenner finden. Nicht solange er bei seiner Einstellung bleibt oder ich an Männer kein Interesse hege. Eine lesbische Tochter existiert in seiner Weltanschauung nicht.“ Nami trank einen Schluck ehe sie den Kopf in den Nacken gab. „Und manchmal ist meine Schwester keinen Deut besser. Jedenfalls bei einem gewissen Arsch, aber der ist glatt ein eigenes Thema.“ „Deshalb rebellierst du“, stellte Robin fest und grinste leicht. „Sagt Vergo.“ „Komm. Er fragt mich nicht grundlos, ob du mir Probleme bereitet hast.“ „Ich habe dir damals gesagt, ich mag keine steifen Veranstaltungen. Generell ist mir alles zu dick aufgetragen. Die halben Leute sind nicht besser und durch die Streitereien, ist meine Laune dementsprechend. Ich verliere schnell die Lust mich anständig zu verhalten, wenn ich mir Stunden zuvor anhören muss, ich solle ja das artige Mädchen mimen. Und der Arsch, Law, macht meine Situation nicht besser. Er hat einen Narren an mir gefressen und für Vergo ist er der perfekte Schwiegersohn. Lädt ihn zu allem ein.“ Tief atmete Nami durch und wieder war sie froh darüber, sich für Venedig entschieden zu haben. Hier erhielt sie den nötigen Abstand. „Wenn er wenigstens ein Idiot wäre. Leider ist er ein schlaues Kerlchen. Ein kleines Genie. Ist mit seinen jungen Jahren schon ein ziemlich guter Chirurg und er weiß, wie er seine Mitmenschen um den Finger wickelt. Ein Vorzeigesohn. Recht schwer so jemanden los zu werden.“ Robin nickte dann und wann, der Name kam ihr schleierhaft bekannt vor, aber musste das nichts heißen. Ein Vorname, den viele haben konnten. Sie stellte die leere Tasse ab und lehnte sich nun selbst zurück. „So wie du ihn schilderst, versteht er sehr gut, wie er an sein Ziel kommt. Schätze sein Aussehen geht mit seiner Masche konform?“ „Gebe ich ungern zu, aber er sieht nicht schlecht aus. Er weiß zu überzeugen und deshalb werde ich ihn nicht los. Alle fallen auf seinen Charme rein, kennst du ihn allerdings näher, dann siehst du seinen wahren Kern.“ „Und was ist, wenn er sich tatsächlich in dich verliebt hat?“ Kaum hatte Robin ihre Frage ausgesprochen, begann Nami erneut zu lachen und die Archäologin hob skeptisch eine Augenbraue. „So unwahrscheinlich?“ „Du kennst Law nicht. Er verliebt sich nicht, er erobert. Ein Player wie er im Buche steht. Bis du ihn ran lässt, ist er der Charmeur schlecht hin, ab da lässt er jede fallen.“ „Nett“, betitelte Robin das Gesagte. Jedem das seine. Zwar galt sie selbst nicht als eine Frau, die nach mehr suchte, aber sie machte ihren Standpunkt deutlich und hatte noch nie einer anderen falsche Hoffnungen gemacht. „Sagt die, die selbst keine Beziehungen führt“, neckte Nami, obwohl sie dieser Punkt nicht gerade erfreute. Sie sollte auch lieber gar nicht erst anfangen, sich darüber wirkliche Gedanken zu machen. Darüber war sich Nami im Klaren. Denn bisher kannte sie die andere nicht, nicht wirklich. Sich angezogen fühlen war eine Sache, mehr eine vollkommen andere. Dennoch stieß ihr der Gedanke säuerlich auf. Sie musste eindeutig aufhören, sich in einer Schwärmerei zu verlieren. Robin schenkte ihr einen kritischen Blick, den sie scheinheilig erwiderte. „Nami, ich habe noch nie mit einer Frau gespielt“, erwiderte sie bestimmt und für wenige Sekunden nahmen ihre Gesichtszüge einen gemessenen Ausdruck an, ehe sie sich sprunghaft erhellten, „Männer sind ein anderer Fall.“ Ein Grinsen breitete sich auf ihren Lippen aus. Mit denen spielte sie in der Tat gerne. „Okay, dann haben wir den Wechsel ja hinbekommen. Erzähl mir von dir.“ An einem schönen Tag wie diesem, wollte sie nicht große Worte dahingehend verschwenden um über ihre zerrissene Vater-Tochter-Beziehung oder gar Law zu plaudern. Lieber packte sie die Gelegenheit beim Schopf und nutze sie zur Informationsbeschaffung. Robin blieb weitgehend ein äußerst unbeschriebenes Blatt, das sollte sich ändern, sofern die andere sich bereit erklärte. Robin gluckste und überlegte, was sie großartig über sich berichten sollte. Ein Blick in die Augen der anderen reichte und sie erkannte die lodernde Neugierde. Sie räusperte sich. „Ich arbeite und reise viel. Mein Haus hat ein Zimmer, das mehr einer Bibliothek gleicht. Kein Haustier, hätte gerne eines. Ich bin eine Frühaufsteherin, Sport inklusive. Oh, und ich werde gerne zur Mörderin“, erklärte sie trocken. Sie stützte den Kopf an ihrer Hand ab, der Ellenbogen ruhte auf der Banklehne. „Möchtest du tatsächlich diese langweiligen Standardfloskeln hören oder hättest du eine genauere Frage parat?“ Smalltalk mochte Robin nicht so gerne, genauso wenig die übliche Fragerei. Dabei fühlte sie sich stets als füllte sie einen unliebsamen Fragebogen aus. Vermutlich ließ sie so manche oder manchen, je nach dem wer sie gerade mit ihr in ein Gespräch zu stürzen erhoffte, eben deshalb recht schnell abblitzen. Besonders abstoßend empfand sie nach ihrem Lieblings-Was-auch-immer gefragt zu werden. Viel zu oft hatte sie dabei schon entnervt – innerlich verstand sich – aufgestöhnt. „Gehört das nicht zum Kennenlernen dazu?“ „Manches kommt von alleine. Anderes ändert sich. Wer hat immer dasselbe Lieblingsessen oder überhaupt eines?“ „Orangen.“ „Was?“ „Orangen“, wiederholte Nami gelassen, „die Frucht alleine oder in Kombination mit Gerichten aller Art. Schon als Kind habe ich sie geliebt. Da hast du ein schlechtes Beispiel gewählt.“ „Stell eine Frage“, meinte Robin nüchtern und schüttelte sacht den Kopf. Vielleicht war sie eine Ausnahme, aber damit mussten anderen wohl leben. „Wo bist du aufgewachsen?“, fragte Nami nach kurzer Bedenkzeit. „Russland.“ „Ein bisschen genauer?“ Robin seufzte leise. Nein, solche Gespräche lagen ihr nicht, nicht wenn sie erzählen musste. „St. Petersburg. Dort bin ich geboren und aufgewachsen. Später, ich war fünfzehn, zog ich zum Studieren nach Moskau.“ An die damalige Zeit dachte Robin stets mit gemischten Gefühlen. Nach heutiger Sicht jedoch, da wünschte sie sich oft jene Zeit zurück, wo ihre Hauptsorge ihrer Verwandtschaft galt. Unbesorgt hatte sie leben können. Lernen stand im Vordergrund und hatte ihr geholfen, das ungeliebte Umfeld zu verlassen, aber ab da hatte der Wahnsinn ihr Leben regiert. Es hatte sich gut angehört, irgendwie. Leider konnte sie nicht in die Vergangenheit reisen, um ihrem jüngeren Ich zu sagen, sie sollte das Angebot ablehnen und weitermachen, wie bisher. Auch so hätte sie sich durchgeschlagen und in der Arbeit Fuß gefasst. „Also bist du eine Art Genie.“ Nami stieß einen Pfiff aus. Von Law war sie schon etwas gewohnt, aber da war ihm Robin noch einmal ein kleines Stück voraus. Als sie Robins Züge musterte, erkannte sie zwar ein Zucken ihrer Schultern, aber ihre Miene blieb unbeeindruckt. Allem Anschein nach sah die andere nichts Besonderes darin. „Dann lebt deine Familie noch dort?“, fragte sie tiefer gehend. Sie musste hier wahrlich näher fragen, das durchschaute Nami recht schnell. „Jein. Du musst wissen, meinen Vater habe ich nie kennen gelernt und meine Mutter ist gestorben, als ich acht Jahre alt war. Deshalb musste ich sieben Jahre bei meinem Onkel und dessen Familie leben. Keine Ahnung, wie es ihnen ergeht. Nachdem ich St. Petersburg verlassen habe, habe ich den Kontakt abgebrochen. Weder heute noch damals sehe ich sie als Familie, wir sind einzig durch Gene verbunden.“ Nun, da Robin über sie nachdachte, musste sie feststellen, sie hatte tatsächlich keinen Schimmer, wie es ihnen erging. Nie hatte sie einen Blick zurück geworfen und Informationen eingeholt. Diese Menschen bedeuteten ihr im Grund nichts. Warum auch? In keiner Weise hatten sie ihr das Gefühl gegeben aufgehoben zu sein. Vielmehr musste sie sich hämische Kommentare anhören. „Im Gegensatz zu deinem früheren Verhältnis zu Vergo, haben wir uns nie verstanden, schon vor Mutters Tod. Ich wurde der ungewollte Eindringling in ihrer idyllischen Welt. Meine Tante war ein Scheusal, mein Onkel ohne Rückgrat und meine Cousine … dumm wie Stroh“, erweiterte sie rasch ihre Erzählung, denn sie hatte Nami angesehen, wie ihr ein Kommentar auf der Zunge lag. Immerhin war es Robin gewesen, die ihr vor wenigen Minuten noch gesagt hatte, ignorieren war keine angemessene Lösung für Probleme dieser Art. „Moskau kam dann als erlösende Alternative.“ „Korrekt“, bestätigte Robin bitter lächelnd. Niemand mehr, der sie als Last ansah oder ihren Wissensdurst ins Lächerliche zog. Zum ersten Mal, nach dem Tod ihrer Mutter, hatte sich Robin annähernd frei gefühlt. Bis zu ihrer naiven Entscheidung. Und als ob das nicht ausreichte, wurde ihr bewusst, wie weit sie ausgeholt hatte. „Wie ist St. Petersburg?“, murmelte Nami von den Erinnerungen ablenkend, denn sie sah, wie sich etwas im Augenpaar der anderen veränderte. „Einen Besuch wert.“ × × Ausgelaugt sank Bonney gegen die Hausmauer. Das Laufen gepaart mit der stechenden Sonneneinstrahlung hatten ihr zugesetzt. Schweiß bedeckte ihre Haut und das Shirt klebte an ihrem Körper. Umso mehr freute sie sich auf eine kalte, hoffentlich beruhigende Dusche. Stand das Glück auf ihrer Seite, vergaß Ruffy den Vorfall und war, wie ausgemacht, mit Vivi und Lysop unterwegs. Sollte anderes der Fall sein, hatte sie sich eine Erklärung zusammen geschustert. Allzu gut war diese nicht, aber sie setzte auf die naive Ader ihres besten Freundes. Nach ein paar Minuten der Rast und des Durchatmens hatte sie sich in die Wohnung aufgemacht. Wie vorgehabt, hatte sie einen Abstecher in die kleine Pizzeria um die Ecke gemacht, wo sie diese nur noch abholen musste. Ein Anruf genügte und egal, in welcher Verfassung sie dort auftauchte, niemand stellte Fragen, sie gehörte der Stammkundschaft an. „Wo warst du?!“, hörte sie den Straßenkünstler aufgeregt fragen, kaum als sie einen Fuß in ihr Heim steckte. Ein leises Murren war hörbar. Die Tür erhielt einen sachten Tritt und fiel hörbar zu. Schweigend schlüpfte sie aus den Schuhen, erst danach hob sie den Kopf und zu ihrer Überraschung war Ruffy nicht alleine. Bonney hielt ihm zwei Pizzen vor die Nase und grinste leicht während sie Vivi und Lysop gekonnt ignorierte. „Hunger?“ Und es trat ein, was sie sich erhoffte. Ruffys Züge erhellten sich und vorfreudig betrachtete er die Kartons, roch auffällig. „Immer“, säuselte er und streckte bereits die Hand nach der obersten Pizzaschachtel aus, die plötzlich erstarrte. „Moment! Du bist mir weiterhin eine Erklärung schuldig! Uns! Warum bist du verschwunden?“ Vorwurfsvoll sah er seiner Freundin entgegen, die ihm kurzerhand beide Pizzen in die Hände drückte. „Ich habe eine Verabredung vergessen und die Menge hat uns getrennt.“ „Du hättest uns anrufen oder schreiben können“, mischte sich nun Vivi ein, deren Blick voller Sorge war. Bonney mochte den nicht. Das tat die andere ständig. Sich sorgen, wegen jeder noch so kleinen Sache. Gegen Vivi hegte sie keine Abneigung, aber sie hasste diese spezielle Eigenschaft des Bürgermeister-Töchterchens. Als ob sie jemanden auf diese Weise weiterhalf. Was konnte sie schon verstehen? Vivi kam aus anderen Verhältnissen, war gut behütet aufgewachsen. Hatte Bonney einen schlechte Laune, nachdem sie neuerlich das Gefühl bekam, jemand war ihr auf der Lauer, hatte die andere schon öfter versucht mit ihr zu reden, besser gesagt, sie redete ihr gut zu und verstand nie, dass sie das nicht wollte. „Leerer Akku, das Problem ist dir sicher bekannt“, log Bonney unbeeindruckt. „Ich geh dann mal duschen“, fügte sie noch hinzu und entledigte sich im Gehen des durchschwitzen Shirts. Sie ließ ihnen gar keine Chance auf Widerworte, verschwand schnurstracks im Bad und verschloss die Türe, gegen die sie zu Boden sackte. Noch nie hatte sie über ihre Vergangenheit gesprochen. Hatte sie nicht vorgehabt und neben der Prinzessin und dem Lügenbaron verging ihr erst recht die Lust. Dennoch musste sie sich einen Plan zurechtlegen, denn in letzter Zeit häuften sich die Vorfälle. Entweder wurde sie verrückt oder sie hatten sie gefunden. So oder so, im schlimmsten Falle hieß es die Zelte abbrechen. Ihr Inneres rebelliert gegen den Gedanken. Sie mochte die Stadt, das aufgebaute Leben und ihre liebgewonnen Chaoten. „Bonney!“ Zum wiederholten Male klopfte Vivi an die Tür. Prompt öffnete sich diese und Bonney kam aus dem Badezimmer. Gereizt stand sie vor der Schülerin, hatte ein Handtuch um den Körper geschlungen und schwere Tropfen perlten vom nassen Haar ab. „Was?!“, knurrte sie angriffslustig. „Kannst du mich nicht in Ruhe lassen?“ „Was ist vorgefallen? Ruffy macht sich Sorgen, ich auch.“ Instinktiv verdrehte Bonney die Augen. Manche konnten es eben nicht lassen und begriffen nie, wo die Grenzen lagen. Da ihr Vivi den Weg versperrte, schob sie sich an ihr vorbei. Sie wollte nur noch in ihr Zimmer, aber wieder ließ es Vivi nicht dabei, griff nach ihrem Handgelenk, wovon sich Bonney grob befreite. „Hast du ein Helfersyndrom oder ignorierst du meine Worte einfach?“, wurde Bonney indes lauter, woraufhin Ruffy den Kopf aus dem Wohnbereich streckte. „Warum bist du so stur?“, entgegnete die Schülerin nun in derselben Lautstärke. Glaubte die andere tatsächlich, sie konnte verschwinden und ohne Fragen wieder auftauchen? „Du lügst uns an und erwartest … was erwartest du? Sollen wir ständig deine Ausflüchte schlucken?“ „Hör auf, dich in meine Angelegenheit einzumischen, Prinzesschen! Was erwartest du dir? Pluspunkte bei unserer Weichbirne?“ „Prinzesschen? Du nennst mich Prinzessin? Na komm, sei meine Hofnärrin!“ „Kommt wieder runter!“, schrie Ruffy und stellte sich zwischen die beiden, die sich mit jedem Wort gefährlich näher gekommen waren. Unterdessen stieß Lysop, der alleine im Wohnbereich saß, einen tiefen, frustrierten Atemzug aus. Seinen freien Nachmittag, den hatte sich der Teenager definitiv anders, ruhiger und amüsanter vorgestellt. Schließlich hatte er in den Ferien selten einen, da das Familiengeschäft wichtig war. Versteift stand er auf, schlich auf Zehenspitzen Richtung Gang, wo er vorsichtig um die Ecke lugte. Die Streithähne registrierten ihn nicht, waren vollkommen aufeinander fixiert. Lysop wollte sich nicht einmischen und so machte er, was er als die beste Lösung ansah: Er machte sich unbemerkt rar. 7. März 2002 „Bonney … sie ist … verschwunden“, stammelte junger Mann. Sein Herz setzte einen Schlag aus und der Angstschweiß rann ihm kalt über den Rücken hinab. Die Mitteilung der Hiobsbotschaft hatte ihm seine Kurzschlussreaktion eingebracht. Während sein Instinkt ihm zum Stein geraten hatte, wählte er kurzerhand Papier. Seine Kontrahenten lachten erleichtert. Natürlich mussten alle für die Unachtsamkeit geradestehen, aber derjenige, der die Nachricht überbrachte, der galt unter ihnen als eine arme Sau. In jeglicher Hinsicht, denn der erhielt meist die volle Breitseite. „Sakazuki … wir spüren sie natürlich auf … sie kann nicht weit gekommen sein.“ Sein Arbeitgeber wandte sich vom Fenster ab und dem Mann gefror das Blut in den Adern. „Ein vierzehnjähriges Mädchen schleicht sich davon. Einfach so? Wieder?“ Bonney rannte durch die Dunkelheit, so schnell ihre Beine sie trugen. Diese Flucht sollte die letzte werden. Dieses Mal durfte sie keinen Fehler machen, sich nicht erneut aufspüren lassen. Denn nach den Fehlversuchen hatte sie einen neuen, besseren Plan geschmiedet. Wenn der nicht klappte, was dann? Er würde noch mehr unternehmen. Er ließ sie nie gehen. Egal, wie sehr sie gegen in ankämpfte. Ihre Lungenflügel brannten, Schrammen vom Dickicht zierten ihren Körper. Aber musste sie durchhalten, sie durfte nicht stehen bleiben, nicht aufgeben. Jede Sekunde zählte, denn sie konnte sich sicher sein, sehr viel Vorsprung, wie sie sich wünschte, erhielt sie nicht. Die Jagd begann auf ein Neues und dieses Mal würden ihre Jäger ohne Beute zurückkehren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)