The Darkness Inside Me von robin-chan ================================================================================ Kapitel 15: Ritorno. -------------------- Rückkehr 8. September 2012 Das Display wurde schwarz und frustriert schob Nami das Smartphone zurück in ihre Tasche. Keine neue Nachricht, jedenfalls nicht von der Person, von der sie sich eine erhoffte. Dementsprechend seufzte sie auf; suchte neuerlich Sanji, der sich auf dem Markt heimisch fühlte und von einem Stand zum nächsten eilte. Heute lud er alle zu einem Essen ein und da Nami früher als gewohnt auf den Beinen war, hatte sie gefragt, ob er ein wenig Gesellschaft wollte. Vorerst bewegten sie sich am Fischmarkt fort; diesen hatte Nami nie näher unter die Lupe genommen. Wenn, dann hielt sie lediglich an den Obst- und Gemüsemärkten und nahm sich eine Stärkung mit. „Die Auswahl ist viel zu groß für dich“, lachte sie über Sanjis Eifer, der ihr einen Blick über die Schulter zuwarf; er hatte ein breites Grinsen aufgesetzt. Hier war er in seinem Element und fühlte sich wohl. „Deshalb habe ich genügend Beilagen eingekauft, die zu diversen Fischgerichten passen.“ Das hatte er. Der Fisch war die letzte Besorgung, die sie machten mussten; alles Weitere war bereits in den Einkaufstüten verstaut, die neben ihm am Boden standen. „Langweilst du dich?“, fragte er nach. Sacht schüttelte sie den Kopf. Er konnte sich ruhig seine Zeit nehmen. „Und? Triffst du dich noch mit Viola?“ Eine knappe Stunde später spazierten sie durch die Gassen; Richtung WG. Nami hatte ihm ein paar Einkäufe abgenommen, damit er nicht alles alleine tragen musste. „Nein. Wir beiden haben unseren Spaß gehabt, aber mehr wäre nie daraus geworden“, antwortete der Koch, nachdem er den Rauch ausgeatmet hatte. „Lag es am Alter?“ „Nein. Gefühle, die du für eine Beziehung brauchst, sind auf beiden Seiten einfach nicht vorhanden und das ist okay.“ Von Anfang an hatte er gewusst, worauf es hinaus laufen würde und solange niemand zu Schaden kam, hatte er keinerlei Gewissensbisse. Dafür waren sie zu sehr auf ihre Kosten gekommen. „Liebe kann kompliziert sein, was?“, griente Sanji schief. „Sagtest du nicht gerade, es wären keine Gefühle im Spiel gewesen?“ Hörbar hörte sie ihn ausatmen und so lugte sie fragend hoch. „Was?“ „Ich rede von dir, Nami. Dich bedrückt etwas oder sollte ich besser sagen, du bist einer Frau wegen bedrückt?“ Irgendetwas lag im Busch, das spürte er seit sie sich zum Markt aufgemacht hatten. Nami war anders als üblich und dann ihre Blicke, wenn sie aufs Smartphone sah. „Wie kommst du darauf?“ „Frauen sind mein Spezialgebiet.“ Und daran gab es bei ihm nichts zu rütteln, nur selten traf er nicht ins Schwarze und bei Nami konnte er sich lediglich einen Grund vorstellen, der zu dieser Haltung führte und das war Robin. Schließlich hatte er sehr wohl mitbekommen, dass die beiden vermehrt in Kontakt miteinander standen. „Also? Ich halte dicht, versprochen.“ „Sie ist Donnerstag nach St. Petersburg geflogen“, begann sie nach einer längeren Pause, in der sie damit haderte, ob sie ihm davon erzählte oder lieber alles unter den Teppich kehrte, „und seither herrscht Funkstille.“ Allein dieser Umstand brachte sie durcheinander. Es war anders als bei den anderen Reisen. „Was macht sie dort?“ „Hat sie nicht gesagt.“ Nami starrte wieder geradeaus, las hie und da eines der Schilder. „Für heute wären wir verabredet gewesen. Dann kamen der Anruf und die Absage. Sie müsse dringend verreisen.“ Nachdenklich fuhr sie sich nun durchs Haar und rückte mit ihren Bedenken heraus: „Sanji, ich mache mir Sorgen. Nicht der Funkstille wegen … sie hörte sich nicht gut an. Als ob etwas Schlimmes passiert ist.“ „Lass mich raten, du hast diese Seite an ihr bislang nicht gesehen?“ Sie schüttelte den Kopf. „Hast du mal nachgefragt?“ „Ja, aber als sie auswich-“ „Hast du es dabei belassen.“ „Und mich seither selbst nicht gemeldet.“ „Du erhoffst dir wirklich mehr“, stellte der Koch fest und warf den Stummel in den Abfalleimer. „Entweder wartest du ab oder du schreibst ihr. Oder weißt du wann sie zurückkommt?“ „Eben nicht.“ × × „Deine Mutter braucht noch ein bisschen“, sprach der Mann entschuldigend und hörte das Mädchen traurig ausatmen. Ihre Mutter, Olvia, lebte förmlich für ihre Arbeit und stand Großes an, verlor sie meist jegliches Zeitgefühl; versank förmlich darin. Sehr zum Leidwesen ihrer Tochter. Diese hatte zwar dieselbe Liebe und Leidenschaft geerbt, aber an manchen Tagen – und heute war solch ein Tag – wünschte sie sich anderes. Mehr Zeit mit ihrer Mutter, das konnte selbst ein Außenstehender von ihrem Gesicht ablesen. „Mama reist morgen ab …“, gab Robin kleinlaut zu verstehen, „und ich muss bei Tante und Onkel bleiben, die mich nicht mögen. Ich würde viel lieber mit ihr reisen.“ Oran war nicht das Problem, er hatte nichts gegen seine Nichte, das wusste Clover, es war Roji, ihre Tante. In Schutz nehmen konnte er beide nicht, denn Oran tat nichts gegen das Verhalten seiner Frau. Und wie diese mit Robin umging, hatte er selbst gesehen, als sie Robin einmal vom Museum abgeholt hatte. Sie mochte ihre Nichte nicht und woran das lag, wusste wohl nur Roji selbst. „Du hast bestimmt von der neuen Ausstellung gehört, nicht wahr? Wenn du magst, können wir hinunter gehen, du könntest die Stücke vor allen anderen sehen“, versuchte Clover das Mädchen aufzumuntern, „und bis dahin ist deine Mutter fertig.“ Zwar nickte sie nach kurzer Bedenkzeit, aber das Strahlen, das sie sonst an den Tag legte, fehlte in ihren Augen. „Gehen wir“, legte er nach und nahm sie an der Hand. Gemeinsam schlenderten sie durch das leere Museum und anschließend hinunter in jene Räume, in denen nur Befugte Zutritt hatten. Betrübt blickte sie die Fassade empor. Die Eremitage strahlte eine Mächtigkeit und Erhabenheit aus, die Robin Nico eine Gänsehaut bescherte. Als ob ihr Herz nicht bereits schwer genug trug, machte es einen weiteren Satz, der ein beklemmendes Gefühl auslöste. Viele Kindheitstage hatte sie an diesem Ort verbracht. War durch die Gänge geschlendert, hatte sich in Ruhe die Exponate angesehen und manchmal, musste sie länger auf ihre Mutter warten – und das kam recht oft vor – hatte sie sich in eine Ecke verschanzt und gelesen oder sich von Clover umher führen lassen. Lange Zeit war das Museum ihr zweites Heim gewesen; Olvias Tod hatte besonders dazu beigetragen. Dem sie im Anschluss ihres Umzuges nach Moskau Jahre den Rücken gekehrt hatte. Das schlechte Gewissen saß tief; statt hie und da zurückzublicken, hatte sie sich abgewandt gehabt. Von allen, auch von ihm. Wie oft hatte der Professor sie eingeladen und stets hatte sie die passende Ausrede retour geschickt. Robin wusste, dass das falsch war, aber in Anbetracht ihres Lebens hatte sie geglaubt, er würde sie durchschauen. Mitbekommen an welchem Ufer sie sich fortbewegte. Ein einfältiges Denken. Am Ende hatten sie sich lediglich per Brief- und Mailverkehr ausgetauscht. Clover hatte ihre Arbeit bis zum Schluss hin verfolgt, ihr Gratulationen gesandt oder sogar neue Impulse gegeben. Dreizehn Jahre lag das letzte Treffen zurück, Clover hatte sie in Moskau besucht, und Robin war nie aufgefallen, wie schnell die Zeit vergangen war. Bis dieser eine Anruf kam. Dieses Telefonat, das ihr seinen Tod mitteilte, hatte sich wie ein Tiefschlag angefühlt. Hocha war es gewesen, die nach Olvias Tod ihren Posten eingenommen hatte. Dieses Mal, das hatte Robin gewusst, durfte sie nicht fernbleiben und so war sie schnellstmöglich hierher geflogen. Für einen Grund, den sie sich nie und nimmer gewünscht hatte. Doch was hatte sich Robin erwartet? Dass Clover unsterblich war? Gestern war sie auf der Beerdigung gewesen, zusammen mit all den bekannten Gesichtern aus einer längst vergessenen Zeit. Ein zermürbendes Erlebnis, in doppelter Hinsicht. Einerseits ihrem Mentor und altem Freund, der ihr manchmal das Gefühl eines Großvaters gab, Lebewohl zu sagen und ihn auf seinem letzten Weg begleiten; andererseits die Blicke, die unausgesprochenen Fragen der anderen. Manche missbilligten Robins lange Abwesenheit und hatte es sie durchaus spüren lassen. Umso mehr verblieb sie lieber im Hintergrund und wollte wieder fort; am nächsten Tag nochmals alleine zu seiner Ruhestätte, aber bevor sie verschwinden konnte, hatte sie Hocha zur Seite genommen und um einen Besuch im Museum gebeten. Und nun stand sie davor und spürte das Unbehagen. „Robin?“, wurde sie plötzlich aus den Gedanken gerissen. Äußerst langsam wandte sie sich der Stimme zu und eine Frau verweilte rechts von ihr. Sie war in ihrem Alter, hatte langes, gewelltes und blondes Haar. Es dauerte; sie kam Robin verdächtig bekannt vor und ihr Verstand arbeitete vehement. Suchte nach der passenden Einordnung, bis es ein hörbares Klicken machte. Erschrocken weiteten sich ihre Augen; es war ihre Cousine. „Mein Gott! Du bist es!“, stieß die Frau nun quiekend aus. Schnellen Schrittes trat sie näher und nahm Robin in eine feste Umarmung, die diese, vollkommen überrumpelt von der Geste, unbeholfen erwiderte. „Meine Güte. Fünfzehn, gar sechzehn Jahre?“, fragte sie mehr sich selbst, als sie Robin wieder auf Abstand brachte und sie musterte. „Du siehst gut aus.“ „Mizuira“, hauchte die Archäologin und ermahnte sich zur Besinnung. Natürlich hatte sie nicht mit einem Treffen gerechnet, mit niemandem aus ihrer Familie und sie durfte durchaus überrascht sein, aber Robin wusste, dass es nicht direkt daran lag. Vielmehr an der Offenheit, der Freundlichkeit, die ihre Cousine entgegenbrachte. Als Kinder hatten sie sich nie gemocht, Mizuira machte ihrer Mutter stets Konkurrenz, wenn es darum ging, Robin das Leben schwer zu machen. „Du bist wegen Clover hier, oder? Ich habe von seinem Ableben gehört“, sprach die Blonde weiter, jedoch schlug sie einen ernsteren Tonfall an. Robin nickte. „Dabei habe ich ihn vor drei Wochen noch gesehen, als wir mit den Kindern das Museum besucht haben. Das Alter hat ihn nicht fern gehalten. Ohne ihn dürfte sich hier einiges verändern.“ „Kinder?“ Mizuira lächelte vergnügt, der Ernst war wieder verschwunden und mit einer Kopfbewegung deutete sie Richtung Ufer. Dort tollten zwei Kinder, ein Junge und ein Mädchen. „Nikolai und Ewelina. Lass dich von ihrer Erscheinung nicht beirren, sie sind zwei kleine Biester. Kommen ganz nach ihrer Mutter. Wir wohnen in der Nähe und gehen öfter an der Newa spazieren“, erklärte sie unbehelligt. „Aber sag, Robin, meine Kinder überraschen dich mehr anstatt dem Museumsbesuch?“ „Das wäre meine zweite Frage gewesen“, gestand sie entschuldigend und sacht zuckten ihre Schultern. Ihre Erinnerungen erzählten anderes. Damals hatte sich Mizuira regelrecht gewehrt und war sie mit der Schule dort, hatte Robin stets gehört, wie unhöflich sie sich aufgeführt hatte. Roji hatte gute Arbeit geleistet und ihre Cousine zu einem unmöglichen Gör erzogen. Zum Glück lebte sie in derer Pubertät längst in Moskau. Umso mehr überraschte sie die offenbare Wandlung. „Zeiten ändern sich. Wir werden älter, erwachsener. Irgendwann habe ich eingesehen, dass mich meine Art nicht weiterbringt. Mit dem Kennenlernen meines Mannes führte das eine zum andere. Die damalige Ader kommt zwar heute noch zum Vorschein, aber nicht mehr so schlimm.“ „Verstehe.“ „Weißt du, er ist ein äußerst wissensbegieriger Mensch, liest sich durch Blätter quer jeder Sparte. Seinetwegen habe ich auch deinen Werdegang mitbekommen“, gestand Mizuira und sie blickte zu ihren Kindern hinüber. „Manchmal habe ich an unsere Kindheit gedacht und mir ist der Gedanke gekommen, dich zu kontaktieren. Wir sind Teil einer Familie und unser Auseinandergehen ist nicht richtig gewesen. Nicht so.“ „Du bist erwachsen geworden“, sprach Robin unverblümt und schob ihre Handflächen in Taschen ihres Mantels. Ein Treffen mit ihren Verwandten hatte sie sich stets anders ausgemalt. Eher daran gedacht, dass sie sie anstarrten und stumm weitermarschierten. Schließlich kannte sie nur das Negative und nie hatte sich Robin erträumt, dass sie irgendwann ein normales Gespräch führten oder sich Mizuira zu einer Frau entwickelte, wie jene, die nun vor ihr stand. „Hey! Nicht jeder ist ein Genie, das mit acht schon spricht, als wäre sie eine erwachsene Frau! Manche brauchen eben Zeit“, lachte die Blonde und schüttelte im Anschluss den Kopf. „Wie geht es den beiden?“ Vielmehr eine höfliche Frage. „Sind alt geworden, aber es geht ihnen gut. Und dir? Abgesehen von den Artikeln, habe ich kaum etwas in Erfahrung gebracht. Ist es so geworden, wie du es dir vorgestellt hast? In die Fußstapfen deine Mutter treten und die Welt erobern?“ „Manches ist geworden, wie ich es mir ausgemalt habe. Manches lässt wiederum auf sich warten.“ „Kryptisch wie eh und je.“ Mizuira rollte die Augen über. „Hast du ein paar Minuten? Ich möchte sie dir vorstellen.“ × × „Hunger!“, flöteten Bonney und Ruffy im Chor. Alle hatten sich im geräumigen Wohnzimmer eingefunden während der Koch in der Küche zauberte. „Unmöglich die beiden“, seufzte Nami, aber fand sie es gut, dass sich die Laune innerhalb der Gruppe wieder gebessert hatte. Aber vielleicht lag es lediglich an dem Essen, das Sanji gerade zubereitete. Neben ihr stöhnte Zorro genervt, griff nach einer Flasche Bier und hoffte, dass Sanji bald fertig wurde. Die Warterei an sich war nie das Problem, sondern Bonney und Ruffy, die sich kaum in Zaum hatten. Seit dem Küchenverbot war es noch schlimmer geworden; bis dahin hatten sie dem Koch die Nerven geraubt und im Wohnzimmer herrschte eine ausgelassene Atmosphäre. Seither jedoch, da musste er die beiden aushalten und das zerrte an den Nerven. „Lasst sie“, mischte Vivi mit und kicherte vergnügt. Ihr machte das Gejammer nichts aus; sie empfand es durchaus als Bestätigung der Kochkünste des Blonden. Denn nur, wenn er kochte, waren die beiden so aus dem Häuschen. „Du musst das ja nicht ständig ertragen“, murrte Zorro, „Gott sei Dank muss ich auch bald los.“ Die Bar wartete und er hoffte auf Franky. Nach dem Gespräch mit Nami war er eingeknickt und hatte beschlossen erstmal mit ihm darüber zu reden. Franky war eher ein Mann, dem er Vertrauen schenkte; besonders nach all den Erzählungen anderer und er brauchte jemanden, der ihm half. Aßen sie gemeinsam, herrschte Frieden, aber der konnte schneller kippen als es ihnen lieb war. Zorro beugte sie näher zu Nami. „Soll ich ihn fragen?“, flüsterte er ihr dabei ins Ohr. Nami verzog eine Miene. „Nein.“ „Nur ein Gedanke, er kennt bestimmt die Hintergründe.“ Schön für ihn!, dachte sich Nami und schüttelte vehement den Kopf. Wenn sie sich Sorgen machte, dann war es ihre Sache. Immerhin war ihr die Archäologin keine Rechenschaft schuldig. „Kümmere dich lieber um dein Problem.“ „Was heckt ihr aus?“, hinterfragte Vivi das Flüstern ihrer Freunde. Mittlerweile sprachen sie oft miteinander und waren sie in der Gruppe unterwegs, dann meist abseits. Würde Vivi sie nicht kennen und es besser wissen, so würde sie ihnen eine heimliche Liebelei unterstellen. „Nichts!“, kam die Antwort, wie aus einem Mund. „Ich geh mal nachsehen, wie sich Sanji macht“, wich Nami aus und sprang auf die Beine. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)