The Darkness Inside Me von robin-chan ================================================================================ Kapitel 18: Una cena ... ------------------------ Ein Abendessen ... 1. August 2012 Draußen verblasste gemächlich die Schwüle des Tages. Wind war aufgekommen, der der vom Tage stehenden und stickenden Luft Einhalt gebot. Gar die Temperatur schien Gnade walten zu lassen – Wenn auch nur für die wenigen spürbar. Von der aktuellen Wetterlage bekam Nami noch nichts mit, denn die Klimaanlage verströmte eine angenehm kühle Brise während sie vor einem Bücherregal, das die gesamte südliche Wand in Beschlag nahm stand und neugierig die Titel beäugte. Manche sagte ihr nichts, andere wiederum bescherten ihr eine wage, verschwommene Erinnerung. Irgendwann hatte sie davon gehört – Vermutlich im Schulunterricht. Erst bei jenen Büchertiteln, die Ortsangaben enthielten, blühte sie auf. Solch ein Lesestoff entsprach eher ihrem Interesse und dabei stach ihr ein Buch besonders ins Auge, das sie sogleich aus dem Regal nahm. „Entschuldige die Warterei.“ Robin Nico fühlte sich nicht wohl dabei, aber musste sie der Arbeit neuerlich Vorrang gewähren. Eine Deadline war einzuhalten – Etwas, das ihr im Normalfall nie schwer fiel, aber in den letzten drei Tagen war kaum etwas unter die Kategorie der Normalität gefallen und sie wurde ungemein auf den Beinen gehalten. Von der eigentlichen Arbeit war sie abgehalten worden und das stieß ihr sauer auf. „Tue dir keinen Zwang an.“ Nami hatte sich auf dem Ledersessel, der direkt vor dem Schreibtisch stand, niedergelassen und sogleich das Buch aufgeschlagen. Gespannt stöberte sie darin; überflog Seite für Seite, bis sie an einer Passage angelangt, die ihr neue Informationen zuspielte. Konzentriert las sie Zeile für Zeile, blätterte weiter und fand eine dazu gehörige Abbildung einer alten Karte, die ihre Augen aufleuchten ließ. Woher die Leidenschaft zur Kartographie kam, konnte Nami bis heute nicht benennen. Denn seit ihrer Kindheit an, strahlten Karten eine unüberwindbar scheinende Faszination aus. Das Tippen verstummte für wenige Sekunden; Robin spähte über den Bildschirm hinweg. So vertieft, so eingetaucht in eine andere Welt, sah sie die junge Frau zum ersten Mal und Robin kam nicht drum herum sie dabei zu beobachten und zu lächeln. „Was ist?“, feixte Nami – Natürlich war der Blick der Archäologin nicht ungesehen geblieben, den sie nun über den Buchrand hinweg erwiderte. Ertappt, schüttelte Robin den Kopf. „Gib mir fünfzehn Minuten und das Buch – Du kannst es dir gerne ausborgen.“ 9. September 2012 „Ich kann auf einen Sprung vorbei schauen, sofern du möchtest.“ Vorgestern hatten sie bereits miteinander gesprochen und Kalifa hatte durchaus geahnt, dass der nächste Anruf spätestens an diesem Sonntag folgte; schließlich war ihr Rückkehr bereits bekannt gewesen. Knapp fünf Minuten telefoniert, und schon hatte Kalifa den notwendigen Überblick erhalten oder besser, die aktuelle Lage. Nun war es durchaus klar, dass sich jene komplizierte Lage in die Länge ziehen würde. „Brauchst du für nächste Woche Begleitung? Ich unterstütze dich, das weißt du … und Franky und Kaku. Wir sind da.“ Daran gab es kein Rütteln. Sie waren Freunde, eine kleine – wenn auch bizarre – Familie, die sich tatkräftig unterstützte. In allen Belangen. „Danke – Und nein. Belassen wir es bei dem morgigen Treffen, dort können wir alles Weitere besprechen.“ Um bei der Wahrheit zu bleiben, hatte Robin lediglich die Abmachung erfüllt und sich, wie versprochen, gemeldet. Kalifa hatte seither die Angewohnheit. Jeder musste sich nach einer Reise melden. Egal welcher Natur diese auch war. Obwohl sie nicht länger darüber sprechen wollte, empfand sie dennoch Dankbarkeit; besonders der Blonden gegenüber. Schließlich hatte ihr diese Freitag lange genug zugehört und an momentan war ihr nicht nach einem expliziteren Gespräch zu mute, zumal noch eine Verabredung auf sie wartete. „Sag, hast du noch etwas vor?“, hörte sie das Kichern ihrer Vertrauten und Robin war froh, dass sie lediglich miteinander telefonierten. Denn deutlich, prompt auf Kommando, kam ihr der belustigte Gesichtsausdruck in den Sinn, den Kalifa stets passend zu dieser Stimmlage trug. Säßen sie sich gegenüber, so würde sie die Blonde nie und nimmer aus dem Haus bekommen. „Daran gedacht, dass ich ankommen und die erworbenen Erkenntnisse sacken lassen möchte?“ Niemanden hatte sie hiervon erzählt. Das hatte Zeit. Und das bisherige Gerede, das sie sich unter ihren Freunden ausgebreitet hatte, reichte. „Geht ihr schick Essen? Der Nachtisch lässt längst auf sich warten.“ „Kalifa!“, antwortete sie streng. „Schon gut, schon gut – Viel Spaß!“ Das Säuseln in der Stimme blieb nicht ungehört. Natürlich nahm Kalifa die sofortige Witterung auf. Anderes würde nicht ihrem Charakter entsprechen. Zu Robins Überraschung jedoch, war das Telefonat beendet. Bestimmt lag es daran, dass sie sich morgen zu Mittag trafen und dort würde die blonde Killerin garantiert darauf zurückkommen. Das Smartphone wurde zur Seite gelegt; tief atmend beugte sich die Archäologin vor und vergrub das Gesicht in den Handflächen. All das in Erfahrung gebrachte, musste verdaut werden; Robin spürte das sachte, nicht vordringende Kratzen an der Spitze des Eisberges. Was erwartete sie? Die Nacht hatte sie im Anwesen verbracht, die Räume oberflächlich unter die Lupe genommen. Zwar überwog die Neugierde, aber hatte sich Robin entschieden, das Untersuchen für den nächsten Besuch aufzusparen. Für mehr war ihr keine Zeit geblieben, denn hätte sie bereits ein weiteres Puzzlestück gefunden, dann wäre sie gewiss nicht nach Venedig zurück geflogen. Etwas, das sie sich diese Woche nicht erlauben durfte. Und vielleicht – sofern ihr Gemütszustand es zuließ – würde sie die Einladung ihrer Cousine annehmen. Sie besuchen, ihren Mann kennenlernen und über alte Zeiten zu plaudern. Wenn ihr danach war. Dann froren jene Gedanken ein. Ein Klingeln ließ die Hände sinken und der Blick glitt zur Standuhr. Pünktlich auf die Minute und verräterisch zuckten ihre Mundwinkel. Hiermit brach sie eine alte Gewohnheit. Statt einem Treffen irgendwo in der Lagunenstadt nachzugehen, hatte sie die junge Frau kurzerhand eingeladen, zu sich nach Hause. Ein Vorschlag, der Robin neuerlich aufzeigte, wie sehr ihr Leben auf den Kopf gestellt wurde. 18. August 2012 „Gott“, stöhnte die junge Frau, gefolgt von einem langgezogenen Gähnen. Warum hatte sie diese Idee gehabt, sich früher auf den Weg zu machen, um etwas vom Tag zu haben? In der Nacht hatte sie deutlich weniger Schlaf gefunden, umso schwieriger war sie aus dem Bett gekommen. Es dämmerte und neben ihr hörte sie ein helles, belustigendes Lachen. „Ich habe mir schon gedacht, dass du das bereuen wirst“, kommentierte Robin, nippte nun an ihrem Kaffee. Das frühe Aufstehen hatte sich noch nie als Problem erwiesen, daran war sie gewohnt. Umso mehr hatte es sie überrascht, als Nami den Vorschlag gemacht hatte. „Komm, trink deinen Kaffee. Er kann Wunder bewirken.“ Argwöhnisch blickte Nami hoch, die andere musternd. „Ist das dein Geheimnis? Der Koffeinschub?“ Wie sonst konnte jemand knapp nach sechs Uhr morgens so putzmunter daher kommen? „Nicht nur, aber die Macht der Gewohnheit trägt dazu bei“, antworte Robin amüsiert. Natürlich wusste sie von der recht kurzen Nacht. „Trink und du darfst während der Autofahrt Schlaf nachholen.“ Von Nami kam ein hörbares Schnaufen, ein ungläubiges Kopfschütteln, welches Robin irritierte. „Ich bezweifle, dass wir lange genug unterwegs sind.“ „Du hast dir Padua ausgesucht und eine Stunde ist für eine kurzes Schläfchen ausreichend.“ „Eine Stunde? Tut mir leid, Robin, aber vorher muss ich mich erst von deinen Fahrkünsten überzeugen“, flötete die Jüngere, die nun ihr Schritttempo beschleunigte und vergnügt kicherte. „Pardon? Zweifelst du an ihnen?“ Stirnrunzelnd warf sie Nami einen verblüfften Blick zu, die sich im Gehen kurzerhand umdrehte und keck grinste. Anscheinend kam jemand doch allmählich in die Gänge. „Habe ich nicht gesagt, nicht direkt. Beim Autofahren schlafe ich lediglich dann, wenn jemand am Steuer sitzt, dem ich zu hundert Prozent vertraue. Bislang schaffen das bloß zwei Fahrer, hinzu kommt, ich muss verdammt müde sein.“ „Beschwert hat sich bislang niemand. Weder bei den Dünenausflügen, den kurvigen Gebirgsfahrten noch auf den Autobahnen. Auch nicht mit dem Motorrad oder einem Schnellboot.“ „Angeberin!“ 9. September 2012 „Du hast eine interessante Art, deine Absage wiedergutzumachen“, feixte der Rotschopf. Musternd verfolgte das Augenpaar die Handgriffe der anderen. „Du lädst mich ein, also zu dir, bekochst mich – Nachdem ich Tage nichts von dir gehört habe“, ergänzte Nami ihre Aussage, hatte sie immerhin den irritierenden Blick gesehen, den ihr Robin über die Schulter hinweg zuwarf. „Stört es dich?“ „Nein, und du brauchst wirklich keine Hilfe?“ „Bezweifelst du meine Kochkünste?“ „Habe ich nie behauptet, ich biete dir lediglich Hilfe an.“ Schulterzuckend trank Nami einen Schluck Wein. Denn während Robin das Essen zubereitete, saß sie auf einem der Thekenhocker. Dann und wann wanderte ihr Blick umher. Die Küche war großräumig, modern eingerichtet und ein Gefühl sagte ihr, dass dieser Raum nur selten für seinen eigentlichen Verwendungszweck genutzt wurde. Dann ruhten ihre Augen neuerlich auf der Frau, die sie mit dem Vorschlag überrascht hatte. Es war das erste Mal, das Nami hier war. Und ein Teil in ihr, eine leise Stimme, meinte die Intention zu erkennen: Robin war ausgelaugt. Etwas, das sie an der anderen nie zuvor gesehen hatte. Selbst die sonst rigoros bewahrte Distanz, die Robin an den Tag legte, hatte an Wirkung verloren. Doch blieb das Geheimnisvolle aufrecht, und das wiederum, so musste Nami eingestehen, faszinierte sie. Zog sie auf unerklärliche Weise in den Bann. „Du hast kaum geschlafen, stimmt‘s?“, sprach Nami einen ihrer Gedanken aus. Sie wusste von dem unregelmäßigen Schlafrhythmus, den Robin allzu gerne pflegte, aber bislang hatte dieser nicht das makellose Auftreten beeinträchtigt. „Sehe ich so aus?“, hinterfragte Robin nachdenklich ehe sie dennoch antwortete, „Der Schlaf wollte nicht so recht.“ Wie auch. Erst die Beerdigung, mit den bekannten Gesichtern; dann das Gespräch mit Hocha und Roche; als Abschluss der ominöse Brief, der so viele Fragen aufwarf. Besonders letzte Nacht hatte sie kein Auge zu getan. „Dann sollte ich heute wohl früher zu Bett gehen.“ „Was verstehst du darunter? Zwei Uhr?“ Zögernd schwenkte Nami das Glas. „Das heute … wir hätten es verschieben können.“ Überraschenderweise drehte sich Robin wieder zu ihr, merklich durchatmend. „Nami, ich gebe zu, die vergangenen Tage sind nicht ohne Spuren an mir vorbei gezogen, und ja, ich bin müde. Nur sollst du wissen, dass diese Müdigkeit nicht direkt mit meinem Schlafmangel zusammenhängt und ich versichere dir, ich bin auch nicht am Einschlafen.“ Robin schüttelte den Kopf, das Gesprächsthema mochte sie nicht. „Und ich habe dich deshalb gefragt, da ich nicht nur mit dir reden sondern … dich auch sehen wollte.“ Da eine Antwort seitens der Jüngeren ausblieb, gluckste Robin. „Also, da wir das Thema geklärt haben, welchen Film hast du dir gestern angesehen? Was genau verstehst du unter bizarr?“ Nami horchte auf, vergaß sogleich den letzten Teil. Sie hörte nur die eine Tatsache heraus, die ihren Herzschlag beschleunigte und ihren vorherigen Gedanken revidieren ließ. Die Distanz verblasste. Manchmal hatte die andere es umschrieben, aber nie direkt ausgesprochen. „Was?“, hinterfragte Robin amüsiert. „Du hast mich vermisst“, begann Nami nach einer langgezogenen Pause hin und ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, „Der Schlagmangel tut dir gut.“ 21. August 2012 »Kennst du einen guten Auftragsmörder? So einen richtig kaltschnäuzigen Killer?« »Pardon?« »Diese coolen, abgebrühten Typen in den Filmen. Die, die sich nachts unbemerkt ins Schlafzimmer ihrer Opfer schleichen und sie im Schlaf erdrosseln … oder die, die irgendwo Gift reinmischen. Oder noch besser … die die daraus ein großes Spektakel machen. So frei nach dem Motto: Ich hab Spaß dran, wer will als nächstes?« »Pass auf deine Wünsche auf, Liebes.« »Du weißt, wie ich das meine … der Arsch kurbelt eben meine Fantasie an …« »Arlong. Was hat er dieses Mal getan?« »Das Übliche. Möchte wissen, was er gegen mich hat. Ich komme mit jedem klar, aber nein, der hasst mich, und dennoch habe ich manchmal das Gefühl, er zieht mich mit seinen Blicke aus … Widerling!« »Könnte der Grund sein. Du bist intelligent, siehst umwerfend aus und ziehst gerne mal Menschen in deinen Bann [Trotz deiner kleinen Wutausbrüche, die dir rasch verziehen werden], aber er hat keine Meter. Kann das Ego eines Mannes ankratzen.« »… sagtest du umwerfend? (Die Wutausbrüche, die es nie gegeben hat, verzeihe ich dir)« »Dann muss ich mich wohl geirrt haben.« 9. September 2012 „Mein Wochenende ist recht dürftig ausgefallen, also … klärst du mich auf?“ Bislang hatte Robin das Thema rund um St. Petersburg partout vermieden. Warum auch immer, schließlich hatte sie Nami versprochen, sie über die Einzelheiten des raschen Aufbruches aufzuklären. Neugierig spähte sie über den Rand des Glases hinweg. Klar lag es auf der Hand das sich Nami Gedanken gemacht hatte. Dennoch, inwieweit die Vorstellungen der Wahrheit entsprachen, konnte ihr lediglich Robin sagen. Diese stocherte abwartend auf dem letzten Bissen herum. Fast unentschlossen, ob sie ihn noch aß oder zurück ließ. „Robin?“ Dann kam ein tiefer Atemzug, ein Schluck Wein. „Ich hab dir von meiner Verwandtschaft erzählt, erinnerst du dich?“ Das Nicken reichte als Antwort. „Das Leben hat seinen eigenen Humor. Fünfzehn Jahre später … und ich treffe auf meine Cousine. Ausgerechnet an dem Ort, der meine Kindheit vorwiegend positiv geprägt hat. Einen Ort, den sie gerne mieden. Einfach so.“ Lag wohl daran, dass du eine Stunde vor dem Eingang standst, hörte sie ihre eigenen Gedanken, während sie eine Pause einlegte, in der sie die Begegnung Review passieren ließ. „Mizuira … sie war ein Satansbraten, gerne mal der verlängerte Arm ihrer Mutter.“ „Und“, begann Nami, die Stirn in Falten gelegt, „die Begegnung ist überraschend anders ausgefallen als du es dir ausgemalt hast?“ Anhand Robins Stimmlage und ihrer Gestik fand sie diese Annahme passend. Denn irgendetwas sagte ihr, sie hatten sich nicht gestritten oder gar gemieden. „Verheiratet, zwei Kinder … ein neuer Mensch. Keine Stichelei – Im Gegenteil. Ein Wiedersehen habe ich nie erwartet, glaub mir, und jeder Gedanke daran ...“ „Du hast dir eine Veränderung nie vorstellen können“, beendete Nami den Gedankengang und lächelte sanft. „Sie hat mich eingeladen. Ihr Mann verfolgt angeblich meine Arbeit – Ich überlege ernsthaft, ob ich mich nächste Woche mit ihr verabrede.“ „Du fliegst zurück?“ Nami verbarg ihre Überraschung nicht. Nach der Einsicht, die ihr Robin bislang gewährt hatte, hatte sie diese Stadt Jahre über partout vermieden. Und plötzlich stand bereits ein neuerlicher Aufenthalt im Raum. „Was er, der eigentliche Grund, Robin.“ „Ein Todesfall – Kaffee?“ Der Bisse blieb ungerührt und Robin erhob sich, um den Tisch abzuräumen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)