The Darkness Inside Me von robin-chan ================================================================================ Kapitel 37: Sete di sangue. --------------------------- Blutdurst 30. Jänner 2013 Blut. „Lass uns gehen, Lucci“, ermahnte die Frau. Sie mochte kein Blut, tötete schnell, präzise, wenn möglich ohne das kostbare Lebenselixier zu vergießen. Er aber liebte es, schon immer. Ohne Wissen, woher das Gefühl rührte, aber strahlte es seit jeher eine Faszination aus, die nie aufhörte. Auf unerklärliche Weise war dieser Durst erwacht und ihn zu stillen, war notwendig. Zwischen jenen Minuten in denen er irgendwo eindrang, zu seinem Opfer voran schritt und anschließend verschwand, geschah etwas. Eine Veränderung, die er selbst miterlebte und die auch seine Partner erkannten. Es war, als ob ein anderer übernahm, ihn führte. Die einzige Zeit in der diese Persönlichkeit daran dachte, sich ins Licht zu rücken. Hatte er ein zeitliches Limit, dann spürte er eine nervöse, aber auch fuchsteufelswilde Ader, die mehr und nicht aufhören wollte. Eine seltsame Weise seines Blutdurstes – eine andere, gefährlichere. Niemand durfte ihm dabei in die Quere kommen. Ein simpler Mord reichte nicht aus, er brauchte mehr. Später, wenn Rob verschwand und das Opfer zurückließ, verschwand auch diese Seite in ihm wieder. Ein ewiges hin und her, dem er nicht entkam. „Von mir aus“, gab der Mann weniger erfreut zurück, „aber entspann dich. In letzter Zeit wirkst du unruhig, nicht bei der Sache.“ „Du irrst dich.“ Kalt warf sie einen Blick zurück, bevor sie das Zimmer endgültig verließ. Er irrte nicht. Etwas an ihr hatte sich verändert, zum Schlechten. Das missfiel ihm, denn es führte unweigerlich zu Problemen. Ihre Schritte verebbten, sie musste an der Treppe sein. Er seufzte. Dieses Mal zwang er sich abzulassen, seiner Partnerin zu folgen. Sie waren noch nicht fertig. Rasch hatte er aufgeschlossen, und sie verschwanden auf demselben Weg, ohne Hinweise auf ihre Anwesenheit zu hinterlassen, auf dem sie gekommen waren. Dabei behielt er auch seine Partnerin stets im Auge. Erneut seufzte er. „Manchmal bist du rätselhafter, als es sonst der Fall ist. Ist dir das bewusst, Nico Robin?“ Vollkommen schlau war er nie aus ihr geworden. In ihr schlummerten zwei Seiten, zwei vollkommen konträre. Wie sie beide ausreichend zufriedenstellte, mit ihnen lebte, das vermochte er nicht zu sagen. Machte sie ihre Arbeit, lag ihm nichts daran, sich unnötige Gedanken zu machen, aber dachte er an ihre subtile Veränderung. Was, wenn sie miteinander rangen? Wer würde gewinnen? Warum tat sich Nico Robin das überhaupt an? „Wie du weißt, war das der leichte Part, der große Brocken liegt erst vor uns. Solltest du abgelenkt sein, dann wäre das der Moment, um dich zurückzuziehen“, setzte er an, als er dicht vor ihr zum Stehen kam. „Emotionen sind eine Fehlerquelle und seit geraumer Zeit wirst du von ihnen geleitet. Was geschehen ist, kann nicht rückgängig gemacht werden. Lass los oder du wirst untergehen.“ „Seit wann erteilst du Ratschläge?“, belächelte Robin seine Worte, die aus seinem Mund ungewöhnlich waren. Natürlich. „Was zwischen der Arbeit ist, ist meine Sache, findest du nicht?“ Obwohl die Nacht dunkel war, setzte Rob sein typisches, süffisantes Grinsen auf, während er an ihr vorbei marschierte. „Obwohl ich deine helle Seite verabscheue, schätze ich das Dunkle in dir. Um deine Fähigkeiten täte es mir leid.“ Robin rührte sich nicht. Er hatte einen wunden Punkt getroffen. Blieb sie auf diesem Weg, dann musste sie bald eine Entscheidung treffen, das war ihm klar. Fähigkeiten hin oder her, irgendwann standen sich beide Seiten im Weg, und gewinnen konnte nur eine. Die Frage war allerdings, ob sie dazu bereit war, alles aufzugeben. Was sie auch wählte, auf jede Entscheidung folgten Gefahr und Verlust. „Wurzeln kannst du später schlagen, wir haben einen Zeitplan“, wies er auf den zweiten Teil des Auftrages hin, als er die Autotür öffnete und seine Fingernägel nervös auf dem Lack trommelten. Mai 1991 „Hab ich dich!“, lachte der Mann und packte den Jungen grob am Nacken. Unbeeindruckt wehrte sich dieser, zerrte am Arm des Mannes, dessen Lachen gehässiger wurde. „Lass los und kämpfe!“, spie der Junge, aber alles was er tat, war zwecklos, er entkam dem Griff nicht und das abfällige Lachen, stachelte seine Wut umso mehr. Dabei war er auf einem guten Weg gewesen. Das Geld hätte ihn eine Weile über die Runden gebracht, aber nein, der Mistkerl hatte ihn ertappt und bald eingeholt. „Was willst du? Eine ordentliche Trachtprügel täte dir gut!“ Er machte sich lustig und der Junge hasste das. „Weit bist du nicht gekommen“, stieß der Alte hinzu, dessen Geldbörse Rob Lucci entwendet hatte. „Pures Glück!“ Es musste das ihm fehlende Glück gewesen sein. Rob war in der Gegend aufgewachsen, stiehl täglich und war bislang jedem entkommen. Drei totsichere Routen standen ihm zur Verfügung, also musste ihm heute das nötige Glück gefehlt haben, sonst wäre er längst über alle Berge! „Lass endlich los, du Feigling!“ Anstatt ihn festzuhalten, sollte er lieber kämpfen. „Rotzlöffel, befrei dich lieber mal“, brummte der breite Mann, der bestimmt eine Leibwache darstellte. „Du bist kein zimperliches Kerlchen“, sprach der Alte süffisant und trat näher, musterte Rob Lucci schweigsam, als überlegte er, mit welcher Strafe der Diebstahl geahndet werden sollte. Wild schlug Rob um sich und dann erhob der Alte erneut das Wort: „Also gut, ich mach dir ein Angebot. Nimm ihm das Geld ab und es gehört dir. Bei deiner Klappe ein Kinderspiel, oder?“ „Ihr Ernst?“ Seine Leibwache wusste nicht so recht. Also doch, er unterschätzte Rob, weil er noch ein Kind war. „Soll er sich austoben!“ Dabei nahm ihn der Alte den Geldbeutel ab, holte genug Scheine hervor, die Rob locker einen Monat, wenn nicht gar länger, satt machten und gab sie seinem Lakai. „Große Wort spucken kann jeder.“ Rob wurde grob abgesetzt und er fiel vorn über. Der vom Tage erhitzte Steinboden schmerzte, und Rob hustete mehrmals, als ihm der aufgewirbelte Staub in die Nase stieg. Dem würde er das heimzahlen. Furcht hatte er noch nie empfunden, vor nichts und niemanden. Dann wurde er neuerlich am verschlissenen Shirt gepackt und auf die Beine gezogen. Der Mann lachte wieder, klopfte den Staub ab und schlug ihm dabei fest auf den Rücken, wodurch Rob zwei Schritte brauchte, um das Gleichgewicht zu halten. „Na, na, Kleiner. Bisschen empfindlich, was?“ „Mach dich nicht lustig!“, keifte der abgemagerte Junge. Von dem würde er sich nicht aufhalten lassen. Der Alte überließe ihn das Geld, sollte er Erfolg haben und was der Grobian an Stärke aufwies, das musste er eben mit seinen flinken Füßen wettmachen. Blutverschmiert lag Rob Lucci da und schnappte verzweifelt nach Luft. Der Alte lehnte im Schatten, sein Lakai stand einen Meter abwartend vor ihm. Am Arm zeichnete sich ein Schnitt ab, den verdankte Rob seiner Schnelligkeit und der abgebrochenen Glasflasche, die er gefunden hatte, die aber mittlerweile gänzlich in Scherben lag. Das Blut tröpfelte zu Boden, bildete ein kleines Rinnsal und Rob beobachtete es. Es hatte was, aber was genau es war, wollte nicht einfallen, aber dafür blieb ihm keine Zeit. Weiter. Immer weiter, ermahnte er in Gedanken. Aufgeben gehörte nicht in sein Repertoire. Nur so überlebte er auf der Straße. Vollkommen am Ende, das signalisierte sein Körper, aber Rob Lucci hatte gelernt den Schmerz zu ignorieren, drüber zu stehen, rappelte er sich auf. Es musste bescheuert ausgesehen haben, wie er sich nach und nach, zeitlupengleich auf die Beine hievte, mit den Armen schwang, um das Taumeln in Griff zu bekommen. Sein Körper durfte ihm nicht im Weg stehen. „Weiter geht’s“, brachte er stammelnd hervor und seine Augen waren auf die Brusttasche des Mannes gerichtet. Darin bewahrte er das Geld auf. Das war sein Ziel. Ein Kopfschütteln war die Folge, der Mann wandte sich ab. „Du hast deine Trachtprügel. Jetzt hau ab.“ Rob verstand nicht. Wann hatte er vom Aufgeben gesprochen? „Bist du ein Feigling! Wir sind nicht fertig!“, schrie er aus tiefster Seele. „Ich bin vieles, aber keiner, der Kinder umbringt.“ „Großmaul!“ Rob torkelte los, sah darin seine Chance. Der Mann hatte ihm den Rücken zugewandt und steuerte auf seinen Boss zu. Wenn er sich richtig angestellte, dann konnte er auf seinen Rücken und von da schnell in die Brusttasche greifen. Ja! Das Geld war greifbar. Aber, und die Lektion musste Rob Lucci schmerzhaft erfahren, war das allein kein Schlüssel zum Sieg. Sein Körper war am Ende, unbeweglicher und sein Verstand zu sehr auf das Geld fokussiert. Der Mann brauchte lediglich eine einfache, schwungvolle Drehung, um Lucci im Sprung abzuschütteln und grob auf den Boden zu werfen. 30. Jänner 2013 Das Eindringen verlief reibungslos. So, wie Rob es sich wünschte, aber bei den Vorbereitungen, die er und seine Partnerin gewissenhaft ausführten, brauchte er nie einen Gedanken an Probleme verschwenden. Deshalb schätzte er, etwas das er nie offen aussprechen würde, Nico Robin. Sie war anders als der Rest. Sie arbeitete genau, blieb konzentriert und sah stets das Ziel vor Augen, einzig der Abschluss trieb ihre Präferenzen auseinander. Daher plante sie den gesamten Ablauf, um niemanden unnötig töten zu müssen. In seinen Augen unverständlich, wer sich gegen sie stellte, der hatte kein anderes Ende verdient. Vielleicht, so dachte er, war das dann einfach eine Fügung des Schicksals. Wer seine Wege kreuzte, musste verschwinden, das Schicksal hatte ihr Leben als beendet befunden. Welch simple Erklärung! „Geh und such die Dokumente, ich kümmere mich um den Rest“, flüsterte er seiner Partnerin zu, die ohne Regung um die Ecke bog. Recherche war alles und so hatten sie bald herausgefunden, wo sie danach suchen mussten. Er hingegen, er würde das Schlafzimmer aufsuchen, ihr unwissendes Opfer auf das Kommende vorbereiten. Schleichend schritt Rob Lucci voran. In wenigen Minuten war der Auftrag erledigt, sein Blutdurst gestillt. Letzteres trieb ihn mehr an, als es Geld je könnte. Stimmte die Vorbereitung, dann war alles einfach, fast zu einfach. Die vier Männer im unteren Stockwerk waren seiner nicht würdig gewesen und hatten keinerlei Befriedigung gebracht. Genauso gut hätte er den Auftrag alleine, ohne Unterstützung absolvieren können, aber hatte er nun wenigstens die Chance, sich vollends auf sein Opfer zu konzentrieren, während Nico Robin die für ihn lästigere Aufgabe erledigte. Er war da, und so auch die Vorfreude. Einen Spalt breit stand die Tür offen, ein wahrliches Kinderspiel, wodurch er geräuschlos eintrat. „Ich schätze pünktliches Erscheinen.“ Rob erstarrte. Was los war, wollte er wissen. Das Vorhaben war durchdacht, bis ins kleinste Detail durchgeplant worden. Verschwiegenheit galt als oberstes Gut, wer hatte davon erfahren und wie? Das Licht ging an und er schloss die Augenlider. Die plötzliche Helligkeit schmerzte und sein Augenlicht brauchte, um sich daran zu gewöhnen. Wenige Sekunden, die ihn ablenkten und dem Feind zum Schlag ausholen ließ. Ein Brennen am Hals war alles, das Rob Lucci noch empfand, ehe vollkommene Dunkelheit ihn umhüllte. August 1997 Erschöpft lehnte er an den Jeep. Sein weißes Shirt hatte er auf die Motorhaube gelegt, so durchgeschwitzt, wie es war, klebte es auf der Haut. Etwas, das er gar nicht mochte und vielleicht würde es dort trocknen. Schweiß tröpfelte vom Kinn, rann seinen Rücken hinab. Irgendwie vermisste er Rom. Die dortige Hitze war ihm bekannt, mit ihr konnte er umgehen, aber der Dschungel war anders. Schatten half nicht. Die Luftfeuchtigkeit war furchtbar. Um dem Durst entgegenzukommen, öffnete er hastig den Flaschenverschluss, trank gierig das Wasser. Fünfzehn Jahre war Rob Lucci mittlerweile und zum ersten Mal außerhalb Europas. Das ihn diese Reise ausgerechnet nach Südamerika verschlug, in diesen abgelegenen Dschungel, in dem sein Boss einen großen Schatz vermutete, hatte er nicht auf der Rechnung gehabt. Sein Starrsinn hatte Rob hierher gebracht. Dieser eine Nachmittag, als er sich die Seele aus dem Leib hatte prügeln lassen, nur um ein bisschen Geld zu machen, hatte sein Leben von Grund auf verändert. Hatte einen guten Eindruck hinterlassen. Seit diesem Tag hatte er für den Alten hervorragende Arbeit geleistet, Aufträge sorgfältig abgeschlossen und natürlich trainiert. Irgendwann hatte er das Geld, das als Ansporn dienen sollte, sogar aus der Brusttasche erobert. Rob hatte sich mehr und mehr empfohlen und dann, aus heiterem Himmel, hatte er von diesem Trip erfahren, es wurde ihm mitgeteilt, er durfte mit und nun befand sich Rob tatsächlich in einem Expeditionsteam! Sein Boss war von Antiquitäten besessen. Während der sechs Jahre hatte Rob angefangen, sich mit der Thematik auseinander zu setzen. Er forschte nach. Die Objekte selbst interessierten ihn recht wenig, eher überraschten ihn die Summen, mit denen gehandelt wurden. Damit ließ es sich leben. Wenn sie denn fündig wurden. Mittlerweile glaubte Lucci, er befand sich auf einer Schnitzeljagd, statt einer gezielten Suche. Eine von anderen gefundene Ruine plündern, das würde alles erleichtern, aber den Vorschlag behielt er für sich. Das war nicht seine Art. Lucci blieb abseits, wortkarg und tat, was von ihm erwartet wurde. So lebte er ein halbwegs gutes, sorgenfreies Leben und bekam sehr wohl, was ihm gefiel. Wenngleich ihm diese Reise momentan langweilte. Erst eine kleine Gruppe hatte ihren Weg gekreuzt. Keine Herausforderung, schnell erledigt. Ein bisschen Nervenkitzel schadete nie. Und deshalb würde er anders vorgehen. Sich umhören, die Arbeit machen lassen und auf den richtigen Moment warten um zu zuschlagen, um Geld zu machen. Ja, den kaltschnäuzigen Schatzjäger geben, das würde ihm gefallen, daher nahm er alles auf, beobachtete und lernte. „Hey, Grünschnabel!“ „Ich habe einen Namen!“, brummte Lucci. „Grünschnabel, sagte ich ja“, grinste der andere, dessen Haar langsam weiße Spuren aufwies. Er war derjenige, der ihn damals schmerzhaft darauf aufmerksam gemacht hatte, was er noch alles zu lernen hatte und das er durchdacht handeln musste. Oft hatte er ihn halbtot geprügelt, aber das hatte Lucci umso stärker gemacht. „Was willst du?“ Das Brummen war in ein Knurren übergegangen. „Na, ich soll dich holen. Also, Junge, Abmarsch.“ Rob verblieb stumm, aber folgte gehorsam, sich fragend, was war. Schließlich waren sie zur Pause stehen geblieben und sollten bald weiterreisen. Immer tiefer, bis der ersehnte Hinweis vor ihnen lag. 30. Jänner 2013 Unbekannte Stimmen holten ihn aus der Dunkelheit. Sein Kopf dröhnte, aber war der Schmerz in den Armen bedeutend größer. In den Armen – Rob schlug schlagartig die Augen auf und da realisierte er, was vermutlich geschehen war. Er war überrannt worden. Das Licht hatte ihn wenige Sekunden unkonzentriert gelassen, dann der dumpfe Stich – betäubt, ja, nur so hatte ihn der Unbekannte überlisten können. Blinzelnd warf er den Kopf in den Nacken, seine Arme waren festgebunden, er hing fast gänzlich in der Luft, was auch erklärte, warum ausschließlich seine Zehenspitzen, und da musste er sich bemühen, den kahlen Boden berührten. „Dachte schon, du wachst gar nicht auf“, hörte er gehässig gesprochen und war bereit für den Wahnsinnigen, der es gewagt hatte, ihn auf subtile Weise in die Falle zu locken. Als Rob den Mann erblickte, nahm sein Gedächtnis sofort die Arbeit auf. Die Statur und sein Gesicht – das was eben erkenntlich war, war bis zur Nase hin alles mit einem Schal bedeckt – brachten ein vertrautes Gefühl mit sich. Er war ihm nicht gänzlich unbekannt, aber noch blieb aus, wo er ihn gesehen hatte und in welchem Zusammenhang. Die Aufmache. Der Schal, war es das, das ihm bekannt vor kam? „Ich bring dich um!“, knurrte Rob. Der Mann lachte unverfroren. „Überheblich, du hast nicht gelogen“, sagte er zu jemand, der augenscheinlich hinter ihm verborgen stand. Der Mann kam näher, überragte ihn selbst in diesem Zustand. „Eben jene Eigenschaft bricht dir das Genick. Du hast dir die falsche Familie ausgesucht – ich bin dir gar nicht böse, schließlich hast du deine Arbeit erfüllt und doch, du müsstest die Risiken kennen. Und leider hast du mehrere unserer Brüder auf dem Gewissen.“ „Wer bist du?“, fragte Rob neugierig, wollte er eben wissen, wer Rache suchte. Natürlich kannte er all die Risiken, sie alle wussten haargenau, was auf dem Spiel stand, aber bislang hatte sich Rob nie gefürchtet. Bislang hatte er jeden Zeugen eliminiert. Wer also sollte ihn ausgeliefert und diesem Mistkerl als Fraß vorgeworfen haben? Und da traf ihn die zweite Erkenntnis und sein Blick wanderte, so gut es funktionierte, umher. „Oh, deine Partnerin, richtig? Ja, das ist so eine Sache“, begann er, als Luccis Gedanken durchschaut wurden und er bereits daran glaubte, man hatte Nico Robin getötet, da nur er gewollt war. „Wie sagt man? Blut ist dicker als Wasser. Daher ist ein Verrat innerhalb der Familie wesentlich seltener – bei Geschäftspartnern?“ Rob verzog keine Miene, als er Schritte hörte und den Worten lauschte. „Partner sind käuflich, solange das richtige Angebot vorliegt.“ „Und das Angebot war verlockend.“ Rob hatte sie bereits am Gang erkannt, es brauchte keine Ausführung und so starrte er in die kalten, blauen Augen jener Frau, mit der er unzählige Abenteuer erlebt hatte. „Die Intention verstehe ich, aber alleine bin ich besser bedient. Mach dir einen Urlaub und überlass mir die Historiker. Ich habe Jahre mit Schatzjägern verbracht und bin in dem Gebiet bewandert.“ Zum ersten Mal bekam er einen Partner, in diesem Fall ausgerechnet eine Frau, an seine Seite. Er, der allein besser war! Anstatt zu zustimmen, kicherte sie abwertend und das verschlug Rob die Sprache. „Mach deine Hausaufgaben, damit du besser vorbereitet bist. Wir sehen uns am Flughafen – sei pünktlich.“ Damit erhob sie sich und ließ ihn alleine in der Bar zurück, in der sie sich für eine kurze Unterhaltung getroffen hatten. Rob kannte sie nicht. Seit er für diese Organisation arbeitete, hatte er sich nur auf seine Aufträge konzentriert, hatte sich nie umgehört, eben weil er sich für niemanden interessierte. Warum also eine Partnerin? Krisengebiet hin oder her, ob sie als Paar, das gemeinsam Urlaub machte, weniger auffielen oder nicht, mit einer Gruppe von Buchwürmern kam er alleine zurecht. Und ein Mann konnte alleine genauso in Urlaub fahren! Damals hatte Rob Lucci nicht gewusst, wer Nico Robin war, was sie abseits des Schattendaseins tat und zu welchen brillanten Taten sie fähig war. Heute wusste er alles besser, aber, und obwohl er misstrauisch veranlagt war, hatte er nie … verdammt, was hatte er falsch kalkuliert! Purer Hass erwachte. Hass auf das Teufelsweib, das ihn in diese Lage versetzt hatte. Und doch spürte er zeitgleich eine tiefe Befriedigung. Mit diesem Verrat, mit dem, das in den kommenden Stunden auch immer geschah, ob er dabei sein Leben ließ oder nicht, würde er, Rob Lucci, das Kartenhaus ineinander fallen lassen. „Dafür wirst du bluten, Nico.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)