Christbaum mit Chaos geschmückt... von Gaomee (Ein Higurashi-Weihnachtsfest mit Besuch aus dem Mittelalter) ================================================================================ Kapitel 12: Heißt es "Monoplie" oder "Monopoly"? ------------------------------------------------ Souta war für die Feiertage von der Universität nach Hause gekommen und hatte gerade seiner Mutter eine neue Freundin vorgestellt. Seine Mutter war allerdings nicht wirklich das Problem. Sie servierte Tee und Kekse, lächelte wie immer und machte höfliche Konversation. Sein aufdringlicher Großvater, mit seinen siebzig Jahren noch immer quicklebendig, der mit seinen kuriosen Willkommensgeschenken und haarsträubenden Dämonengeschichten Souta eine peinlich berührte Röte ins Gesicht trieb, war das größere Problem. Ganz davon abgesehen, dass offenbar seltsame Dinge in seinem Heim vor sich gingen. Seine Familie hatte so gut wie nie Hausgäste… Während er den trägen Buyo, der mittlerweile zu alt zum Spielen war, mit einem Zeh unter dem Tisch kraulte, warf er Sayuri einen entschuldigenden Blick zu als sie die getrocknete Dämonenklaue unsicher entgegennahm. “Danke”, erwiderte sie und gab sich wirklich Mühe es aufrichtig klingen zu lassen. Niemand ahnte, dass dieses Familienzusammenkommen schon bald sehr viel größer und vor allen Dingen sogar noch seltsamer werden würde: Als seine Schwester - wie in alten Zeiten - die Tür aufriss und eintrat, stellten alle ihre Handlungen ein. Bis auf Sayuris, die nicht verstand, wer diese Priesterin war, standen alle Münder offen. Kagomes Atem ging schwer und ihr Blick huschte unstet und ungläubig über alle Anwesenden. Schließlich fragte sie “Souta?” und als er nickte, trat sie aus der Tür heraus, kam auf ihn zu und gab ihm eine Bärenumarmung. Seine stets ruhige Mutter akzeptierte die Situation wie sie war und kam hinzu, um die Arme um ihre Kinder zu legen, während ihr Großvater einen rituellen Zauber zitierte, der Kagome wohl auf alle Ewigkeiten an sie binden sollte, aber höchstwahrscheinlich vollkommen nutzlos war. Dabei zerstreute er geweihte Asche im gesamten Raum, die er aus unerfindlichen Gründen in seinem Kimono mit sich herum trug. Trotzdem liefen Kagome Tränen über das Gesicht. Lange war ihnen das Familienglück nicht vergönnt, denn Rin konnte Shippou unmöglich länger zurückhalten und er brach durch die Tür, um sich ebenfalls an Kagome zu schmeißen. “Da bist du ja!”, freute er sich. Dann fiel ihm wieder ein, dass er siebzehn und ein echter Mann war, nahm von seiner Ziehmutter Abstand und räusperte sich: “Obwohl ich die Situation auch ohne dich im Griff hatte.” Kagome konnte ihr Glück kaum fassen. “Shippou!” Sofort gab sie ihm einen dicken Schmatzer auf die Wange. “Hier seid ihr also!” Sie konnte Rin und Kohaku vom Türrahmen aus entschuldigend lächelnd sehen. “Wie geht`s den anderen?”, wollte Rin wissen. Sie sorgte sich etwas um Sesshoumarus Gemütfassung. “Hat er schon begonnen Köpfe abzureißen?” Noch bevor Kagome antworten konnte, meldete sich die wohl verwirrteste Person im Raum zu Wort: “Sind das eure Angestellten?”, fragte eine verstörte Sayuri in die emotional geladene Atmosphäre, die sie aufgrund ihrer Annahme nicht verstehen konnte. “Ach, nein, mein Kind”, versicherte Opa und setzte sich zu Sayuri. “Ich sollte dir wohl ein paar Dinge erklären, jetzt, wo du bald auch ein Mitglied dieser Familie sein wirst-” “Wie bitte?”, entfuhr es Souta und Kagome gleichzeitig. Sayuri errötete zutiefst. “Opa, du hast da was falsch ver-” Was sie aus dieser peinlichen Situation rettete, war eine noch viel schlimmere Situation. Ein Knall ertönte. “Was war das?”, unterbrach Kagome ihren Bruder. Kohaku war schon aufgesprungen und eilte nach draußen. “Es kam vom Brunnen!”, war sich Shippou sicher und folgte dem Älteren auf den Fersen. “Mama, bleib hier!”, riet Kagome und machte sich mit Rin auf den Weg. “Glaubst du…?”, fragte jene, doch darauf hatte Kagome auch keine Antwort. Als sie ankamen, hatten Kohaku und Shippou die Tür bereits weit aufgerissen. Laute Stimmen drangen an ihre Ohren. “Wo sind die Kinder?!” Das war definitiv Sangos Stimme! Aber leider bekam sie nicht sofort eine eindeutige Antwort. Ein ziemliches Handgemenge schien da vor sich zu gehen: “Ich weiß nicht, hier ist alles drunter und drüber!” “Ich glaube, es waren noch nie so viele Leute in diesem Brunnen.” “Au! Der Floh hat mich gebissen!” “Nein, das war ich. Nimm deine Füße aus meinem Gesicht!” “Dann nimm du deinen Ellbogen aus meinem Bauch!” Doch endlich: “Hier sind wir! Wir haben auch die Biester!” “Gott sei dank! Kaede?” “Ebenfalls hier!” Dann waren da noch tiefere Stimmen, auch wohl bekannt: “Wie konntest du das tun, einfach so eine Meidou erschaffen? Ich war doch dagegen!” Oh ja, sehr bekannt... “Sei still.” Oder: “Ich helfe der edlen Kaede auf die Beine!” “Nein, ich!” “Ich steh doch schon längst!” Rin spürte wie Kagome beim Laufen bereits entnervt den Kopf schüttelte. “Houston, wir haben ein Problem”, murmelte sie schließlich, fassungslos. Rin wusste zwar nicht wer mit Houston gemeint war, doch sie konnte der Aussage sonst nur zustimmen. Vor allen Dingen als sie noch weitere Stimmen ausmachen konnten: “Was mach ich überhaupt hier?” “Kouga? Wie bist du...?” Sango wieder! “Er muss zufällig mit in den Sog geraten sein… Mushin, komm stell dich mal auf meine Hände.” “Ist gut, Vater!” “Liebling?” “Ja, Sango?” “Hier ist eine Leiter.” “Oh.” Sie hatten den Eingang erreicht und schauten Kohaku und Shippou über die Schulter als Mirokus Jüngster nach oben geklettert kam und seinem Onkel beim Anblick um den Hals fiel. “Ich habe vielleicht ein Abenteuer erlebt!”, berichtete er. Kohaku drückte ihn fest, während Rin ihm über den Schopf fuhr. Nach und nach kamen die anderen auch ans Licht. Nach ihrem Sohn ließ Sango nicht lange auf sich warten und fiel ihrem Bruder ebenfalls um den Hals. Ihr Gatte folgte mit seinen Töchtern, die sich verstört im Schrein umsahen. Daraufhin folgte Kaede, der Rin beim Aussteigen half und zwei sich streitende Tattergreise, die Kagome geflissentlich ignorierte. Als sie ihren kleinen Souta erblickte, stürmte sie auf ihn zu und riss ihn an sich. Dasselbe Schicksal widerfuhr nur wenig später seiner Schwester und beide sträubten sich als ihre Mutter sie mit Küssen bedecken wollte. “Hast eine ganze Handvoll da, was?”, amüsierte Kouga sich über das Spektakel als er ebenfalls seinen Kopf aus dem Brunnen steckte. Überrascht sah Kagome auf. Ihn hatte sie nicht als Nächstes erwartet. Die Biester sahen ihre Chance und nahmen Reißaus. Ganz im Gegensatz zu den Zwillingen fühlten sie sich überhaupt nicht eingeschüchtert, sondern rannten schnurstraks zu ihrem Ziehbruder und stellten ihm alle möglichen Fragen über diese Welt. “Aber wo ist…?” Sie hatte doch seine Stimme gehört. “Keine Sorge, der Köter streitet sich nur noch mit seinem Bruder.” “Halbbruder”, stellte Sesshoumaru klar und kletterte elegant über den Wolfsdämon hinüber, weil dieser ihm zu lange die Leiter versperrt hatte. Sein Blick fuhr geschwind über alle Anwesenden bis er entdeckte, wen er suchte. Ihr Lächeln erhellte ihr gesamtes Antlitz und sie winkte ihm zu, rief seinen Namen. Sein Blick tastete ihren Leib ab, aber außer der Tatsache, dass sie ungewöhnliche Kleidung trug, schien alles wie sonst auch. Bis sie begann auf ihn zuzukommen. Sie hinkte. Eine steile Furche bildete sich zwischen seinen Brauen. “Es ist nichts”, beruhigte Rin ihn als sie nah genug bei ihm war. “Ist Meister Jaken bei dir?” Statt zu antworten, hörten sie beide ein schrilles “Ja!” und Rin sah wie sich ebengenannter abmühte ebenfalls über Kouga hinüber zu klettern. Dabei bediente er sich Sesshoumarus Pelz, der so lang war, dass er noch halb im Brunnen hing. “Hier bin ich! Mir geht`s gut!”, verkündete er und ließ sich von Rin auf den Arm nehmen und über die Glatze streicheln. “Oh Gott, war das anstrengend...” Sie führte ihren Ziehvater und die restliche Sippe nach draußen, wo der Großvater Kagomes, der dachte, dass Kagomes Warnung sicherlich nicht für ihn galt, mit einem Exorzismusspruch wartete. Zurück blieben nur Kagome und der sture Köter, der immer noch im Brunnen war. “Inu Yasha? Bist du da drin?”, fragte seine Frau. Endlich hörte sie das knirschende Holz der Leiter. Der weiße Schopf tauchte vor ihren Augen auf und ihre Blicke trafen sich. Elegant kam Kagome auf die Füße und trat zurück, um ihm etwas Platz zum Aussteigen zu lassen. “Ich...”, begann er. Erwartungsvoll sah sie ihn an. Irgendwas war mit ihm. Sie kannte ihren Köter jetzt schon lange genug, um zu wissen, wann ihn etwas bedrückte. “Wie? Ich meine … hier, du, bist...?” Er schüttelte den Kopf. Offenbar war ihm selber klar, dass er Kauderwelsch sprach. Aber dann, besonders gut mit Worten hatte er noch nie umgehen können. Stattdessen zog er sie einfach für eine Minute an sich, vergrub die Nase tief in ihrem Haar und sog ihren Geruch ein. Wie altbewährt schlang sie die Arme um seine Taille und hielt ihn genauso fest. “Wenn die Biester mich doch nur so umarmen würden”, seufzte Kagome ironisch. Sie wusste, dass im Augenblick das Leben für die zwei Wildfänge einfach viel zu interessant war als dass man Zeit mit der Mutter verschwenden konnte. Sie wollte einen sowieso immer nur vom Spaßhaben abhalten. “Kagome?”, rief Shippou und kam hereingestürzt. “Dein Großvater macht da ein paar sehr seltsame Sachen und Sesshoumaru wird, glaube ich, langsam wütend!” Als sie Arm in Arm hinaus schritten, erfasste Kagome das Problem auf einen Blick. Kouga wurde von Sango und Miroku zurückgehalten, während Rin sich schon mal demonstrativ an die Seite Sesshoumarus gestellt hatte. Kohaku redete beruhigend auf den alten Herrn ein und versuchte ihm die Bannsprüche aus der Hand zu nehmen. Mushin Sr. strich seinem Namensverwandten über den Kopf und bedeutete ihm sein Gewand, welches jener angstvoll umklammert hielt, loszulassen. Entschlossen marschierte er auf den alternden Priester zu, der kurz aufhörte mit den Bannsprüchen vor Kohakus Nase herumzufuchteln, weil er in dem Herannahenden einen Gleichgesinnten erkannte. Die beiden verbeugten sich voreinander, dann besah sich Mushin die Bannsprüche. “Aber die sind ja wertlos”, urteilte er schließlich. “Was?” Ihr Großvater war außer sich vor Wut und begann aufzuzählen wieviele Generationen diese Bannsprüche bereits überdauert hatten. Kagome löste sich von Inu Yasha, um ihrem Großvater gut zuzureden. Aber Mushin Sr. rief nur: “Miroku, komm schau dir das mal an! Sind das nicht deine?” Der jüngere Mönch kam tatsächlich hinzu und musterte die Sutras interessiert. “Aber ja, das stimmt! Definitiv meine Handschrift!” “Und warum sind sie dann wertlos?”, wollte seine Frau auf der Lauer wissen. “Ohh, ehm... Das ist so...”, begann Miroku und kam ins Schwitzen. Kagome konnte schon fast vermuten, was folgen würde und bedeutete Inu Yasha mit einer raschen Geste, die Ohren von Mushin jr. geschlossen zu halten, damit er nicht so jung schon erfahren musste, was für ein Taugenichts und Schwindler sein Vater sein konnte: “Die hast du doch damals verkauft, obwohl sie gar nicht funktionieren. Die spirituelle Energie dafür hast du dir gespart, weshalb sie einfacher zu produzieren waren und du hast sie mit Rabatt und einer unglaublichen Umsatzrate verhöker-” “Das reicht”, erklärte Sango entschieden und drohte dem alten Trunkenbold mit dem Hieraikotsu. “Kein Problem. Schon verstanden!”, erwiderte dieser sofort und hob beschützend die Hände. Die Zwillinge, bei denen niemand umsichtig genug war die Ohren zu bedecken, starrten mit offenen Mündern ihre Eltern an. “Und das ist der Grund, weshalb keiner von euch Mönch wird. - Oder zumindest das Handwerk nicht von einem Familienmitglied erlernen wird”, erläuterte Sango, schnappte sich das Ohr ihres Gatten und zischte: “Entschuldige dich bei Kagomes Großvater. Er hat deine wertlosen Sutras sein ganzes Leben lang aufbewahrt!” “Wertlos…?” Die Stimme des Higurashi-Schrein Hüters klang ganz schwach und sein Blick starrte in die Leere. “Entschuldigung, verehrter Meister. Kommt nicht wieder vor!” “Und jetzt erklär deinen Kindern, dass das falsch war.” “Das war falsch”, sagte er so ernst wie er konnte an seine zwei Mädchen gewandt. “Kannst du die Hände jetzt wieder von meinen Ohren nehmen?”, fragte Mushin jr. Inu Yasha. “So wie ich deinen Vater kenne, wundert es mich, dass Sango dir nicht direkt nach der Geburt Ohrstöpsel angedreht hat, wenn er zu Hause war”, murmelte dieser mehr zu sich selbst als dem Jungen. Trotzdem nahm er widerstandslos seine Pfoten zurück. “Ist jemand hungrig?”, fragte Kagomes Mutter - Ohne das Haus zu verlassen, wie ihre Tochter es ihr befohlen hatte. Das ließ sich keiner der Versammelten zwei Mal fragen. Außer vielleicht die Biester. Die zwei liefen noch immer mit der Energie, die Sechs- und Achtjährige nun mal so an sich hatten, auf dem heiligen Boden des Schreinanwesen herum und spielten Dämon und Dämonenjäger. Die Eltern waren die Jäger. “Wenn du nicht auf der Stelle zum Mittagessen kommst, muss ich dich mit einem Pfeil bannen!”, drohte die Priesterin ihrer Tochter, die die Warnung natürlich als Teil des Spiels sah. “Kagome, darf ich jetzt Tetsuaiga bei der Kindererziehung anwenden?”, erkundigte sich Inu Yasha angespannt. “Nein!”, war die klare Antwort. Als die zwei endlich aufgaben, aber zu ausgelaugt waren, um selbst zum Essenstisch zu schreiten, sanken sie an einem Baumstamm nieder. Kagome legte matt ihre Hand auf seine und gab ihm die Schuld an ihrem Dilemma: “An deiner Vaterschaft besteht kein Zweifel - Sie haben definitiv deine Energie...” “Meine Energie? Wohl eher deine!” “Ok, ok. Einigen wir uns einfach darauf, dass wir beide nicht die ruhigsten Persönlichkeiten sind”, schlug Kagome vor. Inu Yasha nickte erschöpft. “Allerdings hätten sie genauso gut auch nicht aus der Ruhe zu bringen sein können”, gab Kagome zu. “Wie deine Mutter?” Kagome hatte ihn einst gezwungen zusammen mit den Dorfkindern dem Biologieunterricht in ihrer Schule beizuwohnen und daher hatte er eine ungefähre Vorstellung davon was Gene waren. “Ja, schade, dass das nicht dominant vererbt wird...oder Eigenbrödlerei, wie dein Bruder.” “Ich glaube nicht, dass ich wollen würde, dass unsere Kinder dem ähneln.” Kagome korrigierte sich: “Ja, stimmt. Ich auch nicht. Selbst, wenn sie dann etwas ruhiger wären.” Kagome öffnete ihre erschöpften Augen und spinxte durch die Terassentür ins Esszimmer. Rin schien ihrem Ziehvater gerade sehr enthusiastisch von ihren Jeans zu erzählen, während der schweigsame Dämon sehr fehl am Platze aussah als er auf Rins und Kagomes Mutters Anweisungen hin Zwiebeln schnitt. Ohne auch nur eine Träne zu vergießen. Wie konnte es auch anders sein. “Aber es ist schon seltsam wie ein Mädchen so unbekümmert neben dem mächtigsten Youkai im Land stehen kann…” “Ja, aber dass dieser Streich des Schicksals für alle unbegreiflich ist, steht doch schon lange - Moment! Ich bin der Mächtigste!” Kagome tätschelte ihm abwesend die Hand. “‘Türlich, Schatz.” Bevor Inu Yasha sich darüber aufregen konnte, wurden die zwei Dämonenjäger von den Dämonen angegriffen. “Ich werde euch mit meiner Windnarbe erschlagen!”, rief Souta jr. und hob ein imaginäres Schwert weit über den Kopf. “Du lässt deine Deckung offen”, schalt sein Vater und konterte mit einer Kitzelattacke direkt am Bauch. Kikyou erfur ein ähnliches Schicksal und bald mussten die Dämonen sich zurückziehen. “Wir kommen wieder!”, drohten sie. Inu Yasha und Kagome lachten Seite an Seite. Bis Kagome schließlich auffiel an welchem Baum sie sich angelehnt hatten. “Liebling, das ist...” “Das ist unser Baum”, führte er ihren Satz zu Ende. Es war Ewigkeiten her, dass sie in ihrer Welt diesen Ort aufgesucht hatten. Mit den guten Erinnerungen barg er einfach zu viele schlechte. Vor allem für Inu Yasha. “Denkst du noch oft an sie?”, fragte Kagome, währed sie das Kinn auf seine Schulter stellte. Im Hintergrund hörte sie das Lachen ihrer Tochter und Kaede aus dem Esszimmer rufen: “Jetzt hört auf eure Eltern und kommt essen! Es steht schon alles auf dem Tisch!” Inu Yasha zögerte nur kurz. Als er sprach lag beinah so etwas wie ein hilfloses Schmunzeln in der Stimme: “Du hast unsere Tochter nach ihr benannt...”, verteidigte er sich. Sie zwitschte ihn in die Seite, lachte aber nicht mit. “Das habe ich nie verstanden”, gab er zu. Bevor er einen seiner Söhne ‘Kouga’ nannte, müsste schon die Hölle zufrieren. “Ich auch nicht… Aber es ist gut so.” Bevor er nachsehen konnte ob der Gesichtsausdruck seiner Frau ihrer traurigen Stimme glich, wurden sie wieder von ihren Dämonenkindern angefallen. “Rin sagt, wir müssen jetzt kommen sonst spielen Shippou und sie nie wieder mit uns!”, riefen die Kinder erschrocken und rießen ihre Eltern aus der emotionalen Stimmung heraus und fort von dem emotionsschwangeren Ort. In der Küche war reger Betrieb. Jeder hatte ein Schneidebrett in der Hand und war dazu verordnet irgendwas zu schnibbeln, während Kagomes Mutter mit einem Tablett und ihren vorbereiteten Snacks die Runde machte, um jedem schon mal Appetit zu machen. Opa, Myoga, Toutousai und Mushin Sr. waren bereits dicke Freunde und saßen zusammen vor dem Fernseher: “Ein Floh, der reden ka-...? Aua!” “Entschuldige, aber ich muss sagen für Euer Alter schmeckt Ihr noch sehr gut. Ein bisschen wie Kagome.” “Ehh … dankeschön?” Dann fuhr er an den Herrn, der ihm die Wahrheit über seine Bannsprüche offenbart hatte, weiter fort: “Und Ihr seid also ebenfalls Priester?” “Hiecks - Allerdings! Ausgezeichneter Sake übrigens!” “Und Ihr? Welchem Beruf geht ihr nach? Metzger?” Opa deutete auf den Hammer, den Toutousai mit sich herumschleppte. “Nein, ich bin Waffenschmied.” “Aha. Natürlich.” Opa schien sich besser als erwartet mit Leuten aus dem Mittelalter zu verstehen. “Oh Kagome!” Ihre Mutter hatte ein Leuchten in den Augen wie sie es selten vorher bemerkt hatte. “Ist das nicht wundervoll? Das ganze Haus ist voll - und jeder scheint eine gute Zeit zu haben!” Kagome erfreute sich an der Reaktion ihrer Mutter ob des Chaoses in ihrem Heim. Inu Yasha nahm ihr dankbar einen Snack vom Tablett und verschlang ihn ganz. “Ach, die Küche deiner Mutter….”, schwärmte er. “Wenn du doch so kochen könntest. Weißt du noch wie ich immer die Fertignahrung deiner Kochkunst vorgezogen habe?” Kagome lachte: “Ja, zum Glück bin ich viel besser geworden, was?” “Türlich, Schatz”, machte er abwesend, genau wie sie vorhin. Bevor Kagome vor Wut überkochen konnte, wurde sie wegen Jaken von den Füßen gerissen, der sich mit seinem Stock einen Weg durch das Getümmel zu seinem Herrn bahnte. “Hey, Vorsicht!”, mahnte sie. Beim Aufstehen war ihr Kouga behilflich. “Ganz schön voll hier, was?” “Allerdings, meine Mutter ist begeistert… Ich…. Ich glaube, sie war die Jahre über ein wenig einsam”, gestand sie dem Wolfsdämon. Ihre Mutter hatte ein paar Falten mehr im Gesicht bekommen, ihr Gemüt hatte bis vorhin noch ruhiger gewirkt als sie es in Erinnerung gehabt hatte und sie hatte das Gefühl, dass ihr die ganze Aufregung im Augenblick gut tat. Wie man diesen Haufen gern beherbergen konnte, war Kagome zwar ein Geheimnis, aber ihre Mutter strahlte noch immer. Dann wäre sie beinah wieder hingefallen, weil Jaken schon wieder unterwegs war. Allerdings war es nicht ganz seine Schuld: “Souta, Kikyou! Gebt sofort Lord Sesshoumarus Zwiebeln her! Die sind doch nicht zum Spielen!” Inu Yasha, Miroku und Kouga hatten auf Frau Higurashis Anweisung die Wand zwischen Esszimmer und Wohnzimmer heruntergenommen und weitere Tische aus dem Schuppen herangeschafft, um Raum für alle zu schaffen. Als sie dann endlich alle einen Platz hatten und essen fassen konnten, war das die Gelegenheit für die Erwachsenen kurz ihre Erlebnisse auszutauschen und zu beratschlagen wie es kam, dass sie sich plötzlich in Kagomes Welt befanden. Und woher die dämonische Aura gekommen war. Die Kinder saßen nämlich an einem anderen Tisch, zusammen mit Kagomes Familie. Ihr Großvater hatte sehr viel Freude daran gefunden zu erfahren, dass er auf einmal Enkelkinder hatte - nachdem er sich an den Gedanken gewöhnt hatte, dass sie zu einem Viertel Dämonen waren. “Sesshoumaru hat eine Meido geöffnet?” “Genau und dann-” “Obwohl ich nicht wollte”, unterbrach Inu Yasha Sango. “Dann waren wir alle in vollkommener Düsternis - und dann war da ein schwaches Licht und im nächsten Augenblick fanden wir uns zusammen gepfercht im Brunnen wieder.” “Aber ihr habt davor gespürt, dass etwas nicht stimmte? Eine … dämonische Aura?”, erkundigte Kagome sich hoffnungsvoll. Sie blickte vor allem Kaede an, doch diese konnte nur mit dem Kopf schütteln. “Leider nein, die Dämonenaura war schon verschwunden bevor du verschwandest. Nur eine Art Pulsieren ging durch die Welt.” Kagome fragte sich, ob das geschehen war als sie es auf die andere Seite geschafft hatte. “Also”, begann Shippou. “Wir haben drei verschiedene Methoden: Geschubst von einer unbekannten Gestalt, eigene Willenskraft und die Meido.” “Die sind alle recht verschieden.” “Klingt eigentlich nach Zufall.” Aber Kagome wusste, wenn es ums Weltenwechseln ging, gab es keine Zufälle. “Souta? Deine Schwester redet sehr wirres Zeug mit ihren Freunden”, meinte Sayuri und warf einen unbehaglichen Blick auf die tuschelnde Gruppe, die sie gerade überhört hatte. “Ach, das ist nur … ehh ... ein neuer Fantasy-Actionthriller, der demnächst ins Kino kommen soll. Sie ist ein großer Fan von solchen Geschichten.” “Wenn du meinst...” Aber das war noch nicht die seltsamste Konversation, die sie an diesem Esstisch hören sollte. Die Kinder, von der Ausfragerei ihres Großvaters angestiftet, der versuchte acht Jahre Großvatersein in die letzten zwei Stunden zu quetschen, riefen quer über den Tisch: “Mama?! Es stimmt doch, dass du mal vorhattest einen Schrein um den Brunnen errichten zu lassen, oder?! Urgroßvater fragt gerade danach!” Kagome hielt im Zumundeführen der Stäbchen inne und sah über den Tisch. “Aber hier steht doch schon ein Schrein um den Brunnen”, warf Sayuri verwirrt flüsternd ein. “Ja, ich hatte es mal überlegt. Aber dann kam die Schule - Moment, woher wisst ihr das eigentlich? - Und, Opa, was stellst du denen für Fragen?” “Ach, nur wo ihr so lebt, wie ihr lebt, was du jetzt machst… Aber, weißt du was?” “Ich bin sicher, du wirst mich sofort davon unterrichten.” “Du wirst die Gründerin unseres Schreins in der Vergangenheit werden!” Kagome, die so viel grammatikalische Zeitenwechsel in einem Satz nicht in ihrem Hirn verarbeiten konnte, brauchte eine Sekunde, um zu verstehen, weshalb ihm Tränen in den Augen standen und er so verzückt aussah. “Hä?”, machten auch die Kinder, Shippou und Inu Yasha. “Du wirst deinen Nachnamen behalten und den ersten Higurashi-Schrein gründen! Ich wusste, es konnte kein Zufall sein, dass der Name Kagome in unserem Stammbaum auftaucht!” “Was gründet sie wann?”, fragte Sayuri Souta, der das Gesicht fassungslos in Händen vergraben hatte. “Mein Großvater wird langsam senil...”, versuchte er die Sache doch noch irgendwie zu retten. “Ich weiß, es ist eher üblich, dass man nach der Heirat den Namen des Gemahls annimmt, aber, Kagome, du musst die Familientradition fortführ- ich meine, beginnen!” Ihr Großvater war Feuer und Flamme. Kagome legte ihre Stäbchen hin, weil sie das Gefühl hatte, dass sie den Bissen bald sowieso nicht zu Ende führen könnte und wollte gerade dazu ansetzen ihren Großvater aus seiner euphorischen Delusion und auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen, bevor er nicht mehr zu bremsen war, als Inu Yasha plötzlich herausbrach mit: “Es ist üblich den Namen des Gemahls anzunehmen? Und warum haben wir das nie so gemacht? Ist dir mein Name etwa nicht gut genug?” Sein aufbrausendes Temperament hatte ihn wieder einmal überwältigt, aber seine Frau versuchte ruhig zu bleiben: “Liebling, du hast doch überhaupt keinen Nachnamen.” Kurz kam er ins Stottern, während alle anderen um den Tisch ebenfalls über die Kuriosität nachdachten. “Yasha vielleicht?”, schlug Miroku vor. “Unsere Kinder werden ganz sicherlich nicht ‘Dämon’ mit Nachnamen heißen!”, stellte Kagome klar. Den zweien sah man ihr Bluterbe jetzt schon genug an. Kikyou hatte schlohweiße Haare und Reißzähne während aus Souta Juniors pechschwarzem Schopf zwei knuffige Hundeohren herauslugten. “Und warum nicht?”, wollte Inu Yasha wissen. “Schluss jetzt!”, kommandierte Kagome, aber er wollte so schnell nicht aufgeben. “Willst du mir etwa sagen, dass die zwei Kikyou und Souta Higurashi heißen, nur weil ich zufällig keinen Nachnamen haben?” “Was kann ich denn dafür? Du hast halt keinen!”, schrie sie wütend zurück. Langsam war sie am Ende mit ihrer Ruhe. “Sango...”, begann Miroku plötzlich nachdenklich. “Wie heißen unsere Kinder eigentlich mit Nachnamen?” “Jetzt fang du nicht auch noch an!”, brauste sie auf und innerhalb nur weniger Sekunden waren zwei Brandherde am Tisch entflammt. Kagomes Mutter lachte erfreut, völlig unberührt von der dicken Luft, weil sie schon lange nicht mehr so viel Leben in ihrem Heim gehabt hatte. Souta Sr. hatte das Gesicht noch immer in beiden Händen vergraben, Sesshoumaru hatte schon vor einer Weile unauffällig den Raum verlassen, weil es ihm zu laut war, und die Kinder kicherten sich einen ab. Wenn ihre Eltern stritten, fanden sie das immer besonders unterhaltsam. Die Zwillinge und Mushin jr. verdrehten ob ihren Eltern nur die Augen. “Geht das immer so?”, fragte Sayuri fassungslos. “Ach, normalerweise ist es noch schlimmer”, beruhigten die Zwillinge sie. “Gleich kommt das Beste!”, rief Kikyou, die mit ihrem Bruder zusammen aufgeregt auf ihrem Platz auf und ab hopste und ihre Mutter anstarrte. Die Kleinen mussten nicht lange warten. Der Streit wurde damit beendet, dass Kagome mit geballten Fäusten aufstand und “Ok, jetzt reicht’s!” und “Inu Yasha, Sitz!” ausrief, woraufhin ihr Vater von schallendem Gelächter begleitet zu Boden gerissen wurde. “Wie oft habe ich euch gesagt, dass ihr nicht lachen sollt, wenn eure Mutter das macht?!” Miroku, kurz abgelenkt von der Niederlage seines Leidensgenossen, wurde auch kleinlaut als seine Frau ihm androhte den Boomerang von draußen hereinzuholen. “Boomerang?”, fragte Sayuri in die darauffolgende Stille. Daraufhin hatte Souta Sr. endgültig genug und fragte: “Willst du nicht mal mein altes Zimmer sehen? Oben? Weg von hier?” Aber die Show war noch nicht zu Ende. Mushin jr. stubste Kikyou und Souta jr. an und flüsterte ihnen voller schadenfreudiger Erwartung etwas ins Ohr, um die Dinge wieder in Gang zu bringen. Sofort brach es aus Souta jr. ehrlich erstaunt heraus: “Papa! Du hast Mama nie gesagt, dass du sie liebst als du um sie geworben hast?” “Ehh. Was?” Der arme Vater konnte gar nicht richtig begreifen, wo dieser neuerliche Angriff herkam. Er hatte das Gefühl, die Kinder versuchten ihnen manchmal das Leben absichtlich schwer zu machen, indem sie die Erwachsenen gegeneinander ausspielten. Mushin jr. grinste bis über beide Backen als er Kagomes beleidigter Körperhaltung gewahr wurde. “Jedenfalls nicht zu mir”, murmelte sie. “Wenn man`s genau nimmt hat der Typ es ihr öfter gesagt als Inu Yasha”, zeigte Shippou nüchtern auf, mit dem Daumen in Kougas Richtung ausgestreckt. Ihr Gatte war noch von etwas ganz anderem verdattert: “Ehh… geworben?” Seufzend klärte seine Frau ihn auf: “In der Zeit, bevor wir verheiratet waren… Weißt du noch.” Das letzte sagte sie mit besonderem Nachdruck und es klang eher wie ein Befehl als eine Frage. Sie hatte den Kindern erklärt, dass ihr Vater sich ganz viel Mühe hatte geben müssen, ganz lieb und viel um sie hatte werben müssen, um ihre Hand zu gewinnen und damit die Wahrheit nur minimal entstellt. Schließlich wollte sie nicht, dass ihr Souta irgendwann wie sein Vater endete… Ohne auch nur einen romantischen oder respektvollen Knochen im Körper. “Wann hab ich denn da bitteschön um dich ge-?” Er konnte einfach nicht den Mund halten, also tat Kagome es für ihn. Im wahrsten Sinne des Wortes. Sie schlug ihm ihre Hand vor den Mund. “Drücken wir es so aus, Kinder - Von eurem Papa nehmt ihr besser keine Ratschläge an was Frauen betrifft.” “Da kann ich nur zustimmen”, bekräftigte Souta. “Von keinem eurer Eltern, um genau zu sein”, spezifizierte er seine Aussage und dachte daran zurück wie er sein erstes Liebesgeständnis abgelegt hatte und welch diffusen Ratschläge er davor eingeholt hatte. “Und wen soll ich dann fragen wenn es soweit ist?”, stellte Souta jr. eine berechtigte Frage. “Hmm, ich schätze, derjenige mit den meisten Punkten auf dieser Art von Konto wär dein Onkel Mi-”, begann Shippou. “Vorsicht”, zischte Sango dem Fuchsdämon warnend zu und hielt ihrem Sohn die Ohren zu. “Was denn?”, verlangte jener zu wissen und machte sich los. “War Papa damals nicht nett zu dir, Mama?” “Pah. Eher etwas zu nett…”, warf Inu Yasha dazwischen, während der Gegenstand ihrer Debatte versuchte seine Miene so würdevoll wie möglich zu halten, während seine Jugendfehler am Esstisch ausdiskutiert wurden. “Warum hält uns eigentlich niemand mehr die Ohren zu?”, fragte eine der Zwillinge ihre Schwester. “Vielleicht sind wir jetzt alt genug, um am ganzen Familiendrama teilzuhaben?” “Wie kann man denn zu nett sein?”, wollte Kikyou wissen. “Genau!”, warf Mushin jr. ein. “Geht ins Bett”, war Sangos kategorische Antwort. Was anderes fiel ihr dazu einfach nicht mehr ein. Es sah so aus als wolle Miroku dazu ansetzen seine Ehre zu verteidigen, doch ein warnender Blick seiner Frau ließ ihn verstummen. “Hört auf eure Mutter”, sagte er stattdessen huldvoll. “Einmal hätte sie mich beinah umgebracht. - Zugegeben sie hatte ein Salamanderei im Bauch, aber, was ich sagen will, ist - Mit eurer Mutter ist nicht zu spaßen!” Sayuri wandte sich abermals an Souta: “Umgebracht?” “Wirklich?”, erwiderte dieser. “Etwas Seltsameres hast du in dem Satz nicht finden können? Also ich hätte mich ja über das Ei gewundert…” “Stimmt...”, machte Sayuri, überfordert. “Das auch. Also? - Ei?” Aber Souta hatte auch diesmal keine Erklärung. Miroku machte indessen einen weiteren Versuch die Kinder ins Bett zu bewegen: “Wenn Sango sagt, geht ins Bett, dann sollte man wirklich ins Bett gehen!”, belehrte er alle. “Geh ins Bett”, sagte sie ihrem Gatten, der sich daraufhin irgendwie betrogen vorkam. “Aber, Sango -”, begann er. “Aber Mutter!” und “Aber Tante Sango!” kam es sofort aus fünferlei Münder. Unerwartet erhielten die Jammernden Unterstützung: “Sicherlich ist doch noch Zeit für ein bisschen weihnachtliche Higurashi Familientradition, oder?”, fragte die angenehme Stimme von Kagomes Mutter und hielt ein paar Brettspiele in die Höhe. “Mama, wir haben eigentlich keine Zeit hierfür. Wir haben ernsthafte Probleme zu lösen.” Und damit meinte sie nicht nur ein paar uneinsichtige Ehemänner. Sie wollte die Verbindung zwischen der verschiedenen Arten von Ankünften der drei verschiedenen Gruppen herausfinden. “Oh…natürlich.” Verständlich wie immer, war die gute Frau. ”Ich dachte nur, weil dein Bruder extra aus der Universität nach Hause gekommen ist und du und deine Kinder auch zufällig hier sind - Und natürlich der ganze Rest deiner Freunde und Familie”, fügte sie mit einem milden Lächeln und einer Geste, die alle im Raum mit einschloss, hinzu. “Da dachte ich, wäre es doch nicht so schlimm, wenn wir alle noch etwas wach blieben.” Dem hoffnungsvollen Blick dieser sanftmütigen Mutter konnte man praktisch nichts abschlagen. “Oh, ehm ... ent-entschuldige, bitte. Natürlich”, gab ihre erwachsene Tochter nach. “Ihr räumt ab, ihr wascht ab, der Rest hütet die Kinder”, teilte Kagome die Versammelten in Arbeitsgruppen auf. “Wir sind ja so dankbar, dass ihr uns helft”, bedankte sich Frau Higurashi aufrichtig. Die Alten waren hinüber ins Nebenzimmer migriert und saßen vor der Glotze. “Kaede, du auch?”, exklamierte Kagome enttäuscht. “In der magischen Kiste ist ein Samurei - Und er hat sich in die Tochter eines Fürsten verliebt!” Kagome verdrehte die Augen und ließ sie ihrer Wege ziehen. Unter anderem, weil sie bereits hören konnte wie sich die nächste unwillkommene Krise zusammenbraute: “Ach komm, natürlich musst du auch mitspielen!” Das war Rin. Unverständlicherweise lachte sie. Kagome fand allerdings überhaupt nichts lustig an der Tatsache, dass die junge Frau gerade einen blutrünstigen Volldämonen an den Familienspieletisch zerren wollte. “Eh, Rin? Sicher, dass das eine gute Idee ist?”, intervenierte sie daher und betrachtete den widerwilligen Sesshoumaru misstrauisch. “Hast du Angst, dass du verlierst? Keine Sorge, die meiste Zeit ist er beim Brettspielen sowieso so abwesend, dass man sich keine Sorgen machen muss.” “Ich mach mir eher Sorgen darum, dass ich gewinne. Und er verliert...” Aber das schien Rin nicht einzuleuchten, denn der Dämonenlord wurde prompt auf einem Sitzkissen platziert und bekam von Frau Higurashi einen Tee vor die Nase gestellt, wo er auch blieb, vollkommen unberührt. Jaken hingegen schlürfte seinen an der Seite seines Herrn mit Genuss. “Ist Jaken eigentlich Teil dieser Familie?”, fragte Kagome Shippou. Dieser zuckte mit den Schultern. “Vielleicht lässt er sich als eine Art zweiten Ziehvater Rins einordnen. Er und Sesshoumaru haben sie schließlich einen Großteil ihrer Kindheit großgezogen.” Kagome runzelte die Stirn. Das war ein Bild, das ihr noch eine Weile im Kopf herumschwirren würde. Sesshoumaru und Jaken, die dämonischen Ziehväter, die ein Menschenkind großzogen… Sie schüttelte schnell den Kopf und spülte die seltsamen Gedanken mit einer Tasse Tee hinunter. Bevor sie sich erholen konnte, bahnte sich der nächste Streit an. “Sind die echt?” Sayuri hatte die Hände bereits nach Inu Yashas Ohren ausgestreckt. “Ja, sind sie. Erstaunlich, nicht wahr?”, warf Kagomes Mutter naiv ein und drückte beiden eine Tasse Tee in die Hand. “Und das hier? Ist das echter Pelz?”, wandte Soutas Gast sich direkt der nächsten Katastrophe zu. “Rin”, flüsterte Kagome. “Sie fasst seinen Schwanz an...” Es wurde sehr still im Zimmer. Sesshoumaru sah mehr verdutzt als wütend aus, doch das konnte bestimmt nicht ewig anhalten. “Rin”, wiederholte Kagome. “Unternimm etwas!” Sie nickte. “Ja und er war sehr teuer. Wenn’s Flecken gibt, müssen wir dich leider bitten zu bezahlen.” Sie setzte den ernsthaftesten Gesichtsausdruck auf, den sie besaß. “Oh Verzeihung!” Sofort ließ das neue Mädchen die Finger davon und alle konnten wieder dazu übergehen die Spiele auf dem Tisch aufzustellen. Und zu atmen. “Ich will mit Onkel Souta spielen!”, rief der kleine Souta Jr. Er fand es ungemein toll den Namen eines Erwachsenen zu tragen … der noch lebte. Nicht so wie seine Schwester. “Dann will ich mit Papa spielen!”, rief Kikyou dagegen aus und sie rannten zu den jeweiligen Schößen um die Wette, um anschließend darauf zu springen. “Wie heißt das Spiel überhaupt?”, wollte Kikyou wissen. “Keine Ahnung”, antwortete Inu Yasha, der selber noch nie ein Brettspiel gespielt hatte. “Monopoly”, antwortete sein Schwager für ihn. “Monoplie?” “Ja, so ungefähr.” Nachdem Kagome und Souta aufgegeben hatten den Unwissenden die Spielregeln erklären zu wollen, da sie schon bei dem Begriff “Rente” scheiterten, beschlossen sie einfach in Teams zusammen zu spielen und die kleineren Fehler unter den Teppich zu kehren. Der scheinheilige Frieden hielt aber leider nicht an. Kagome fand es selbst schwierig Kouga und Inu Yasha im selben Ort handzuhaben, doch dies verdoppelte sich, wenn sie auch noch unter einem Dach leben mussten. Da konnten Sticheleien nicht ausbleiben. Und Sticheleien fielen bei Inu Yasha ja bekanntich immer auf fruchtbaren Boden. “Sag mal, Inu Yasha...”, begann Kouga. “Wer hat eigentlich noch mal Naraku umgebracht?” Kagome unterdrückte ein Seufzen. Es war eine ihrer ältesten Diskussionen. “Kagome natürlich”, antworteten ihre treuen Freunde, Sango und Miroku, prompt, doch ihr bescheidener Köter war wie immer anderer Meinung, da er im selben Moment selbstverständlich “Ich” von sich gab. Zu allem Überfluss meinte Jaken auch noch seinen Senf dazu geben zu müssen: “Das war ja wohl Lord Sesshoumaru!” Der diplomatische Kohaku, der es gerne gesehen hätte, wenn sich alle auf einen Kompromiss hätten einigen können, erwähnte “Ich glaube jeder hat seinen Teil beigetragen”, wurde aber geflissentlich ignoriert. Während Inu Yasha sich lautstark mit Jaken stritt und Kouga schadenfroh lächelte, fügte Rin zu Kohakus Aussage “Ich war zwar größenteils nicht bei Bewusstsein, aber ich glaube, es war etwas schwierig auseinanderzuhalten, vor allem als Naraku mit dem Juwel verschmolzen ist” hinzu. “Miau”, machte Kirara, um sicherzustellen, dass man ihren Beitrag bei der Angelegenheit nicht vergaß, aber der einzige, der davon Notiz nahm und es mit ein paar Streicheleinheiten würdigte, war Shippou, der es auch höchst ungerecht fand, dass alle ihn immer vergaßen. Obwohl ohne ihn mindestens zwei Personen nicht mit am Tisch sitzen würden. “Wer ist denn dieser Naraku?”, wollte Sayuri wissen. Sie sah so arglos aus, dass Souta vermutete, sie dächte es handle sich um ein hitziges Videospiel. Nur wenig später bestätigte sich dies als Sayuri kommentierte, dass seine Familie den Highscore aber erstaunlich ernst nahm. “Ach, das ist noch gar nichts. Du hättest dabei sein sollen als Kagome früher von den Schwertern erzählt hat und wie sie sich darum gezofft haben!”, erwiderte er ohne groß nachzudenken. Neugierig sah Sayuri ihn an und ihm ging plötzlich auf, was er da von sich gegeben hatte. Gerade im richtigen Augenblick, denn Jaken wollte eine weitere Beschwerde einreichen. Krakeelend stellte er klar: “Tetsuaiga hätte Lord Sesshoumaru gehören sollen!” “Aber er hat doch schon eine Waffe! Das wär nicht fair gewesen!”, behauptete Sango von ihrem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn angespont. Und vielleicht ein bisschen von der Tatsache, dass keiner von ihnen Gefallen daran finden konnten, wenn der Dämon noch stärker geworden wäre... “Aber, dass ein Halbdämon den Zahn eines Vollbluts führen darf, schon?”, hielt Jaken im Namen aller vollblütigen Dämonen empört dagegen. Da Vollblüter in ihrer Gemeinschaft in der Unterzahl waren, hatte Jaken nicht viel Unterstützung für seine Haltung. “Mama?” Souta jr. hatte beim Spielen von der Diskussion Wind bekommen und wie alle Jungen seines Alters ließ das Wort “Schwert” ihn hellhörig werden lassen. “Gehört Papas schwer etwa tatsächlich Onkel Sesshoumaru?” Seine großen Kinderaugen wirkten ehrlich entsetzt. Dass Papas Schwert nicht Papa gehören sollte, brachte seine ganze Weltansicht durcheinander. “Ach, nein, nein, dein Großvater war nur ein sehr großer Befürworter der …” Ja, wie sollte sie diese Erziehungsmethode á la postmortem nennen? “...Schwertpädagogik.” “Schwertpäda-was?”, wollte nun auch Kikyou wissen. “Naja, der Vater deines Papas und Onkels ist leider früh verstorben und konnte daher deinem Papa nicht alles über das Leben beibringen wie wir es mit euch tun.” So weit konnten die beiden noch folgen. “Also hat er ihnen Schwerter hinterlassen, die ihnen alles beibringen würden.” Kurz kam Kagome der Gedanke, dass Sesshoumaru viel älter als Inu Yasha war und dass Inu No Taisho sehr wohl noch am Leben gewesen war in dessen Jugend… Ob er als Kind auch schon so gewesen war, dass sein eigener Vater vor einem handfesten Kampf, der ihm Manieren beigebracht hätte, Abstand genommen hatte? Sie konnte sich den ehrfurchtgebietenden Dämonenlord bei einer Disziplinierung einfach nicht vorstellen. Vielleicht hatte der Vater eingesehen, dass, falls jemand Sesshoumaru etwas beibringen konnte, dann nur er selbst und zwar durch Selbsterkenntnis, um ein Kampfhilfsmittel und somit seine eigene Macht zu stärken. Nichts anderes hätte als Motivator hergehalten... Kluger Mann, ihr echter Schwiegervater, ging Kagome auf. “Und wie haben die das geschafft?” Souta jr. war fasziniert von der Idee ein Schwert als Kindermädchen zu haben. “Dein unheimlicher Onkel musste Güte lernen. Daher hat er ein Schwert, das Leben retten kann, und dein Vater musste stark werden, damit er nicht...” Da stockte sie, denn sie war sich unsicher darüber, wie sie ihrem Sechsjährigen erklären sollte, dass sein Vater manchmal blutrünstige Anfälle bekommen hatte. “Damit er keine Schwierigkeiten bekommt.” Das war ein guter Euphemismus, fand sie. “Hey!”, schaltete ihr Gesprächsthema sich ein. “Ich war schon immer stark!” “Aber natürlich, Schatz”, versicherte Kagome und bevor Inu Yasha seine Wut über ihren Mangel an Seriösität Ausdruck verleihen konnte, fragte Souta jr.: “Kriegen wir auch irgendwann ein Schwert aus deinem Zahn?” Knurrend erwiderte er: “Fragt eure Mutter.” Kagome wollte lieber noch nicht über Erbgeschenke sprechen. Trotzdem konnte sie die Idee jetzt nicht einfach abwimmeln. “Sprich mit Kohaku und eurem Opa Toutousai darüber. Wenn sie bereit sind, euch solche Waffen zu schmieden, können wir noch mal drüber reden, wenn ihr älter seid.” “Und ihr mir im Schlaf einen Zahn klauen könnt”, fügte Inu Yasha siegesgewiss hinzu. Aber die Kinder schwelgten schon in Tagträumen vom Erwachsensein und davon ihre eigenen Schwerter zu besitzen. Jaken, der dem Ganzen aufmerksam gelauscht hatte, sah sich persönlich genötigt noch eins klar zu stellen, bevor sie das Spiel wieder aufnehmen konnten: “Mein Herr ist definitiv nicht gütig! Sondern zum Fürchten, kapiert?” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)