Auf der Suche nach den 4 Meerjungfrauen von Todesengel1618 (H2O - Plötzlich Meerjungfrau) ================================================================================ Kapitel 1: Eine Situation, der man lieber auf dem Grund gehen sollte -------------------------------------------------------------------- Aufgewühlt ließ ich meinen Spind ins Schloss fallen, wo ich mich bei jenen dann dagegen lehnte. Meine langen roten Haare, die mir bis zur Hüfte reichten, fielen mir über die Schultern, welchen ich jedoch keinerlei Beachtung schenkte diese aus meinem Gesicht zu entfernen. Die anderen vielen Mitschüler, die im endlos langen Gang der unzähligen Spinde durchgingen, begrüßten oder verabschiedeten sich freundlich von mir. Ich erwiderte dies mit einem Kopfnicken. Zum Glück standen keine weiteren Unterrichtsstunden mehr an… Momentan war ich unter den Stunden sowieso zu nichts zu gebrauchen. Wie ein nerviges Wrack benahm ich mich. Ich war zu sehr in meinen Gedanken versunken, als dass ich mich bei den Lernstoffen bemühen konnte mitzukommen. Dementsprechend waren meine Noten auch so ziemlich im Keller. Ich hörte unter den Stunden nie zu, verbrachte meine Zeit damit mich mit anderen Dingen zu beschäftigen als dass ich Hausaufgaben machte. Oder für die Tests und Schularbeiten lernte. Zeigte nie auf, wusste nie was zu sagen, wenn ich dazu aufgefordert wurde und war im Unterricht sehr oft unkonzentriert. Die Lehrer und der Direktor ermahnten mich schon des Öfteren, doch gaben sie es dann auf mich mit solch einer Lappalie zu nerven. Ich hatte wirklich wichtigeres zu tun, als mich zurzeit mit so etwas unwichtigem zu befassen, Sorgen zu machen und dadurch kostbare Zeit zu vergeuden. Mit meinen Eltern konnten sie nicht sprechen, oder einen Brief zukommen lassen und bekam somit auch keinen Ärger von meinen Eltern, da diese tot waren. Zu meinem sechzehnten Geburtstag, also vor einem halben Jahr, hatte ich meine Eltern verloren… Durch einen schlimmen Autounfall kamen sie ums Leben. Ein Wind des Schicksals würden andere sagen…weil ich ansonsten auch nicht mehr hier wäre, da ich meine Mutter und meinen Vater zu einem bestimmten Ort nicht mit begleitete. Doch für mich…war es eher ein Fluch als ein Segen nicht ins Auto gestiegen zu sein… Ich hätte mit sterben sollen. Meine Eltern hatte ich so sehr geliebt wie es Kinder eben taten. Keinen Ersatz es in meinem bisherigen Leben je gab das meine Eltern an zweiter Stelle gebracht hätte. Gerade dann in den Momenten des endgültigen Todes hatte ich auf der Beerdigung, zweier ganz tollen und liebenswürdigen Menschen die ich somit verloren hatte, sehr stark darunter gelitten. Auch jetzt hatte ich, wenn ich zu sehr an die vergangenen glücklichen Zeiten dachte, oder man mich darauf ansprach, noch etwas zu kämpfen nicht gleich in Tränen auszubrechen. Da ich sechzehn war steckte man mich zu meinem Glück nicht in Heime oder Internate. Gesetzlich durfte ich mir eine Wohnung zulegen. Das Geld, um die Miete zu bezahlen und um einigermaßen über die Runden zu kommen, verdiente ich mir in einem Imbiss Laden. Nach wie vor arbeitete ich dort, wenn an manchen Tagen meine Schicht begann. Wenn ich so überlegte. Früher in der Schule war ich eine unter den Musterschülern gewesen. Mein Tiefpunkt der Schule hatte allerdings nichts mit dem Tod meiner Eltern zu tun. Es war etwas anderes was mich aus der Bahn warf und mich ablenkte. Es geschah heute genau vor zwei Monaten, als meine vier besten Freundinnen auf unerklärliche Weise spurlos verschwanden. Die Polizei suchte gründlich nach ihnen. Doch ohne Erfolg. Auch ich und die Freunde von mir und den verschwundenen Mädchen suchten nach ihnen. Jedoch ebenfalls Fehlanzeige. Zähneknirschend unterlag ich - mich dabei umdrehend - der Verzweiflung und lehnte die Stirn an das kalte Metall des Spinds. »Es ist doch echt zum aus der Haut fahren! Wo können die vier denn nur sein? Wo haben wir noch nicht gesucht?« Mit jedem Tag, wo sie nicht mehr auftauchten, verschwand die Hoffnung darauf sie wieder zu finden immer mehr und wurde zu einer aussichtslosen Sucherei. Die Familien von ihnen sorgten sich sehr von dem Verschwinden ihrer Kinder. Hatten von Tag zu Tag immer mehr Angst eine schlechte Nachricht zu bekommen. Ich konnte es ihnen nicht verübeln. Mir ging es da nicht anders. Meine besten Freundinnen bedeuteten mir unglaublich viel… Ich erinnerte mich noch genau daran wie ich sie dann das erste Mal kennenlernte. Fast so als ob es gestern gewesen wäre. Als ich dann auf diese Schule kam ging ich in dieselbe Klasse wie die vier. Bella, Cleo, Emma und Rikki. Alle sehr tolle und sympathische Mädchen. Größtenteils jedoch lernte ich sie in dem Imbiss Laden besser kennen. Emma arbeite dort nämlich ebenfalls wie ich. Gleichzeitig war das auch der beliebte Treffpunkt von ihnen. Allerdings war daran in dem Sinn nichts Ungewöhnliches, oder gar geheimes daran. Stammgäste waren tatsächlich die vielen Schüler der ganzen Schule, die diesen Imbiss Laden zu ihrer Freizeit gerne aufsuchten. Es dauerte auch nicht lange, da wurden wir dann auch die besten Freundinnen die es überhaupt gab. Alle waren in meinen Augen etwas Besonderes. Vor allem ergänzten sie sich mit ihren verschiedenen Persönlichkeiten einfach perfekt. Cleo war eher schüchtern, ruhig und versuchte Streitereien aus dem Weg zu gehen so gut sie konnte. Ihr fehlte es hin und wieder an Selbstvertrauen und ließ sich dadurch etwas leichter entmutigen. Oft traute sie sich auch nicht richtig im Leben kleine Risiken einzugehen. Stattdessen drückte sie sich meist davor sich deren anzunehmen. Wobei sie dann ihre Freunde darum bat dies an ihrer Stelle zu machen. Auch ging sie an die Probleme der anderen mit Vernunft heran. Doch besonders machte sie sich Gedanken wie sie auf andere wirkte, weswegen sie versuchte ein gutes Bild bei anderen abzugeben. Wenn auch recht selten so ein Bild von ihr zu sehen war, so konnte sie auch mal schnippisch werden. Rikki war da jedoch gänzlich anders. Sie hatte eher ein sehr kraftvolles Gemüt und Temperament. Sehr schnell reizbar und aggressiv wurde sie, wenn ihr etwas gegen den Strich ging. Noch deutlicher, wenn sie sich von den anderen unfair behandelt fühlte. Schlagfertig war sie und sagte direkt wie auch ehrlich immer das was sie dachte. Doch auch wenn sie mal ihre zickige Phase hatte stand sie stets zu ihren Freunden. Tat alles um ihren Freunden beizustehen und zu helfen wo sie nur konnte. Selbst wenn ihre chaotische Lebensweise nicht zuverlässig erschien, wie mal den Unterricht zu schwänzen, oder weniger ordnungsgemäße Kleidung aufzuweisen, so konnte das täuschen. Es war eben so, dass sie abwog für was es sich die Mühe lohnte. Bei ihr konnte man sich sicher sein, dass nur das gefährlichste Risiko das beste war. Die Lockerste in der Gruppe war wohl am treffendsten Bella. Mit Ruhe und Optimismus schaffte sie Probleme aus dem Weg und versuchte eine gute Lösung für alle zu finden. Zudem hatte sie ein enorm starkes potentielles Gesangstalent, was sie in einer Band zum Ausdruck verlieh. Und Emma war charakterlich gesehen mit einer Mutter zu vergleichen. Sie schlichtete meistens die Streitereien. Passte auf, dass die anderen drei sich benahmen oder keinen Unsinn anstellten. Und half ihnen in der Schule bei den Noten, oder wenn es persönlich wurde. Nicht selten war sie es die bei ihren Freunden dahinter war, dass in der Schule die Hausaufgaben und so weiter gut funktionierten. Im Gegensatz zu Rikki war sie sehr vorsichtig mit ihren Handlungen. Viel eher bekam sie Panik, wenn Situationen passierten, die nicht vorbildlich waren. Erst recht, wenn es nicht wie geplant ablief. Das alles zusammengefasst konnte man sagen, dass durch sie die Gruppe nicht auseinanderfiel, sondern zusammenhielt. »Ich vermisse das alles so sehr an meinen Freundinnen… Sie fehlen mir unglaublich!« dachte ich wehmütig daran. Die vier Mädels schafften es immer mich zum Lachen zu bringen. Dankbar war ich vor allem, dass sie mich von dem Tod meiner Eltern ablenken konnten. Doch nun…fühlte ich mich mehr als nur einsam. Deshalb beunruhigte mich das Verschwinden von ihnen umso mehr. Die Angst und Sorge um sie fraß mich innerlich auf. Während ich noch so deprimiert im Gang stand kam mir dann die Idee zu wem ich nun hingehen konnte. Bei jener Person konnte ich mich dann nicht nur von den Geschehnissen ablenken, sondern auch in Erfahrung bringen ob es vielleicht etwas neues diesbezüglich darüber gab. Mit einem neuen Ziel vor Augen drehte ich mich erneut um und verließ schließlich das Gebäude der Schule. Danach machte ich mich auf den Straßen Australiens mit zügigen Schritten auf dem Weg zu einem meiner guten Freunde. Nach ca. fünfzehn Minuten stand ich vor dessen Haus. Ich klingelte an der Tür. Wenige Sekunden später machte mir sein Vater die Tür auf. Gleich danach, als ich den Grund meines Besuchs nannte, ließ er mich hineintreten. Sogleich rief er den Namen seines Kindes, dass Besuch da war. Ich ging auf das Zimmer von einem meiner Freunde zu und betrat dieses sogleich. Wie immer, wenn ich diesen Freund besuchte, sah ich mich in diesem Zimmer neugierig um. Mit Faszination in den Augen. Im Zimmer des Besitzers befand sich alles Mögliche. Hauptsächlich jedoch wissenschaftliche Dinge. Bücher, ein Teleskop sowie auch mehrere Mikroskope als Reserve. Verschiedene chemische Mixturen für das Fach Physik standen in den Regalen allzeit bereit. Zudem noch Luppen und ein Gestell, welches die Mondphasen bestimmen konnte. Ein junger blondhaariger Mann, der nur wenige Jahre älter war als ich und dieser obendrein eine Beziehung mit Cleo hatte, saß auf einem Stuhl seines Schreibtisches und tippte überaus beschäftigt etwas in seinem Laptop ein. Sein rollbesetzter Schreibtischstuhl drehte sich ein wenig vom Laptop weg. Vermutlich wollte er sich von der konzentrierten Arbeit die Arme dehnen. Nachdem er sich tatsächlich die Glieder gestreckt hatte bemerkte er mich nun doch. Seine hellblauen Augen sahen überrascht, jedoch überwiegend erfreut, zu mir hinüber. „Ach. Hallo, Leila! Freut mich sehr, dass du mich wieder besuchen kommst! Was verschafft mir denn die Ehre?” sagte er sichtlich gut gelaunt, während er sich vom Sessel erhob. Ich erwiderte es ebenso freundlich. „Hallo, Lewis! Gibt es vielleicht schon etwas Neues?” In Null Komma Nichts verschlechterte sich seine Miene ins Depressive. Ich ahnte schon was er gleich sagen würde… Er tappte noch immer im Dunkeln. „Nein, leider nicht. Es ist wirklich schwierig… Ich weis einfach nicht wo die Mädels bloß sein könnten! Ich versteh das einfach nicht! Irgendwo müssen sie doch sein! Fast so als wären sie vom Erdboden verschluckt! Sie können sich doch nicht mir nichts, dir nichts in Luft auflösen!” Seine Nerven lagen blank. Das merkte man nur zu deutlich. Es war ihm nicht zu verübeln so zu fühlen, wenn die eigene feste Freundin einfach verschwand. Bestimmt ein ziemlich mieses und hilfloses Gefühl… Ich konnte mir sehr gut vorstellen wie sehr er darunter litt. Cleo wäre sicherlich gerührt von seiner Sorge zu ihr. Lewis schritt dann zur Landkarte Australiens, welche in der Nähe seines Schreibtisches an der Wand hing. Ich ging ebenfalls zur Karte und kam neben dem Blondhaarigen zum Stehen, bevor ich dann tröstend eine Hand leicht auf seine linke Schulter legte. „Wir werden Cleo und die anderen schon finden! Ganz sicher! Versprochen!” Ich wusste wirklich nicht woher ich die Zuversicht und den Mut nahm dies auszusprechen. Vielleicht um mich selbst zu beruhigen. Um darauf zu vertrauen, dass doch noch am Ende alles gut ging. Lewis sah von der Karte leicht zu mir und lächelte kurz, bevor er dann niedergeschlagen wieder zur Karte sah. Ich tat es ihm gleich. Auf der Karte waren ringsherum rote wie auch schwarze Punkte und Kreuze als Markierung. Die wichtigen Orte wo sie vielleicht sein könnten hatten wir abgesucht, was aber bis jetzt erfolglos war. Neben mir wurde ein Finger auf eine ebenfalls markierte Stelle hingefahren. „Selbst auf Mako sind sie nicht zu finden… Wo sind die vier nur?” Diese Frage stellte ich mir auch oft. Mako Island, oder auch nur Mako genannt, war eine große mystische Insel, die man nur mit Schiffen und Motorbooten erreichen konnte. Nach der Legende sagte man sich, dass es diese Insel lange vor dem ersten Menschen gab. Und selbst die schlausten von ihnen bis heute auf die ungelösten Rätsel keine Antwort darauf finden konnten. Dieser Ort war nicht nur geheimnisvoll, sondern da war auch Magie im Spiel. Es war schwer zu glauben, aber Cleo, Rikki, Bella und Emma waren durch Mako zu Meerjungfrauen geworden. Durch ein Ereignis schenkte die Magie dieser Insel ihnen die Gestalt einer Meerjungfrau und dessen Fähigkeiten. Cleo konnte Wasser formen und Gestalt annehmen lassen. So konnte sie, das machte sie ziemlich oft, aus einem Glas so eine Art Kugel bilden lassen und somit ohne das Glas zu berühren spielend leicht Wasser trinken. Emma und Bella hatten die Fähigkeit alles um sich herum einfrieren zu lassen. Egal wie das Wasser eine Rolle spielte jenes zu Eis zu erstarren. Sogar ohne Wasser ging es wie zum Beispiel die Klinke einer Tür. Und Rikki hatte die Gabe das Wasser um sich herum verdampfen und heiß werden zu lassen. Hauptsächlich passierte es oft, wenn sie wütend wurde. Jedoch hatte sie, wie auch die anderen drei, diese Fähigkeit mittlerweile gut im Griff. Somit konnte sie beispielsweise an einem kleinen kalten Meeresbecken eine sehr heiße Quelle errichten, Swimmingpools austrocknen lassen, Getränke wie Cola kochend heiß machen und sich selbst trocknen, um die Flosse weg zu bekommen. Wann auch immer Wasser auf deren Haut kam verwandelten sie sich in Meerjungfrauen. Von daher mussten sie sich in der Öffentlichkeit vom Wasser fernhalten. Sei es in der Badewanne, im Meer, oder auch ein Tropfen des Wasserstrahls eines Rasensprengers. Ein kleiner Tropfen genügte bereits, um eine Verwandlung auszulösen. Weswegen Emma ihre Leidenschaft im Schwimmverein aufgeben musste. Die Eltern und Geschwister der vier Mädels wussten nichts davon. Was auch besser war. Auch wenn das Emma quälte ihrer Familie über dieses Geheimnis nichts offenbaren zu können. Besonders sie tat sich schwer damit. Die Erziehung ihrer Eltern knüpfte mit der Bedingung nie zu lügen. Dass man alles in der Familie voneinander wusste. Jedes noch so kleine Geheimnis nicht existieren dürfte. Jedenfalls, zurück zum eigentlichen Thema. Seit die Fischschwänze durch Wasser dazugehörten durfte keiner von ihnen es ausplaudern. Natürlich klar weshalb man zu solchen Maßnahmen griff. In der Gesellschaft würde im wahrsten Sinne des Wortes die Hölle ausbrechen, wenn diese davon wüssten! Besonders gierige Menschen, die sich von ihren Vorteilen was versprechen würden… Am Ende würden die Mädels in Labore gesteckt werden, wo man an ihnen Experimente durchführen und als Attraktion dadurch Geld verdienen würde! Nein. Diese Gefahr einzugehen war es nicht wert. Einzig und allein ich, Lewis und drei weitere Jungs wussten davon und war dieses Geheimnis bei uns sicher. Eine Hand fuchtelte mir vors Gesicht und ließ mich somit aus meinen vertieften Gedankengängen aufschrecken. Leicht verwirrt blickte ich zu Lewis, welcher sich in der Zwischenzeit zu mir gedreht hatte und mich nun mit besorgtem Blick betrachtete. „Da du nun auch endlich wieder anwesend bist… Es wäre besser, wenn du dich von nun an da raushältst und nach Hause gehst.” sprach er sachlich. Bei diesen Worten fiel ich buchstäblich aus allen Wolken. „Was?! Aber warum?! Ich konnte doch bis jetzt auch helfen weiter zu suchen!” „Ich seh doch, dass dich das mitnimmt. Du leidest massiv darunter! Seit den zwei Monaten, wo die Mädels verschwunden sind, bist du nicht mehr du selbst. Du tust dir doch selbst nichts Gutes dabei, wenn du dich mit dem Suchen so sehr quälst!” „Und da wunderst du dich?! Natürlich beschäftigt mich das und lässt mir keine Ruhe! So etwas kann einem nicht kalt lassen! Um jeden Tag mehr, wo sie spurlos weg sind, leide und bange ich sehr darum ob sie überhaupt lebend zurückkehren! Seit den zwei Monaten kann ich nicht mal mehr durchschlafen! Ich muss die ganze Zeit für meine Hände und für mich eine Beschäftigung finden, um nicht verrückt zu werden! Diese Reaktion ist doch ganz normal! Sie sind verdammt nochmal meine besten Freunde, ja sogar meine Familie, Lewis!” In Rage versetzt ging ich in seinem Zimmer währenddessen aufgewühlt auf und ab. Meine Hände hakte ich verzweifelt ineinander. Starrte abwesend auf dem Boden. „Genau das meine ich! Deine Reaktion ist eben nicht normal! Siehst du denn nicht, dass dich das völlig fertig macht?! Diese Situation überfordert dich! Die Anzeichen dafür sind doch schon da, wie das mit der Schule! Es wird nur immer schlimmer, wenn du damit nicht endlich aufhörst! Bring dich in der Schule doch nicht in noch größere Schwierigkeiten, als du sowieso schon steckst!” Abrupt blieb ich stehen. Dabei schaute ich dann ungläubig auf. Mit einer enormen Wut im Bauch schmälerten sich meine Augen aggressiv als ich in seine Richtung sah. Gerade wegen meinen explodierenden Gefühlen hielt ich mich nicht zurück ihm kalte Worte um die Ohren zu hauen. „Wem interessiert denn die Schule?! Diese Suche ist um etliches wichtiger! Es geht hier um Menschenleben! Und nicht nur irgendwelche! Ich kann doch nicht tatenlos herumsitzen und nichts tun! Es ist besser einen Sucher zu viel, als zu wenig zu haben! Und außerdem solltest du dir eher mehr Sorgen um dich machen! Dafür, dass Cleo ebenfalls verschwunden ist bist du ungewöhnlich ruhig und gelassen! Ist dir denn absolut egal wo sie ist und wie es ihr gerade geht?! Wäre es dir dann auch noch gleichgültig, wenn sie sich in Lebensgefahr befindet?! Oder sogar schon tot ist?!” Lewis Sicht: Vor blankem Zorn ging ich die wenigen Schritte zu meinem Schreibtisch und schmiss mit voller Wucht die Gläser und Meeresmuscheln um, welche dann am Boden in tausend Scherben zersprangen. Um die Muscheln war es schade. Hatte ich doch diese mit Cleo gesammelt. Jedoch konnte ich darauf jetzt keine Rücksicht nehmen. Besser das zu opfern, als Leila eine Ohrfeige zu verpassen. Wenigstens war meine Beherrschung so halb noch vorhanden. Aber was sie da behauptete! Das war ja echt die Höhe! „Jetzt reicht es! Irgendwann hab selbst ich davon genug! Denkst du wirklich mich berührt das alles nicht und lässt mich vollkommen kalt?! Du hast ja absolut keine Ahnung wie es mir damit geht! Wenn du in meiner Lage wärst wüsstest du wie ich mich fühle! Du weist nicht wie es ist jemanden zu verlieren den man liebt! Meinst du mir macht das Spaß, dass Cleo und die anderen spurlos verschwunden sind?! Denkst du mich freut es und lache darüber, dass Cleo sich vielleicht in Lebensgefahr befindet und ich sie womöglich nie wiedersehe?! Denkst du das wirklich?! Ich bin nicht so ruhig wie ich tue! Mich quält das Ungewisse, wo sie wohl sein könnten, viel mehr als dich! Einer von uns muss ja schließlich einen kühlen Kopf bewahren, um nicht vollkommen den Verstand zu verlieren!” Ganz und gar in Rage versetzt hatte ich die Zeit über keinen Luftzug geholt. Was ich jetzt nachholte. Verärgert blies ich sogleich die Luft aus. Beruhigte mich ein bisschen wieder. Etwas wütend schaute ich in Leilas Richtung. Ihre Mimik hatte sich von Kaltherzigkeit in tiefsten Schmerz wie auch gleichermaßen Verzweiflung verändert. In diesem Moment fühlte ich eine erdrückende Beklemmung in mir. Ihre braunen Augen und ihre körperliche Haltung sahen so zerschlagen aus. Hatte ich was Falsches gesagt? „Du irrst dich… Ich weis wie es ist jemanden zu verlieren den man über alles liebt… Daher weis ich selbst zu gut wie dir zumute ist. Dieser Schmerz ist so unermesslich groß, wenn man jemanden verliert und man sich nicht einmal mehr verabschieden kann…” Ich musste darauf hart schlucken. Leila sprach bestimmt von ihren Eltern, die vor einem halben Jahr verunglückt waren. Ihre brüchige Stimme mit diesen Worten, am aller meisten aber ihre trauernden Gesichtszüge, deuteten ganz darauf hin. Ihre verletzte Erscheinung… Sie gab sich noch immer die Schuld an deren Tod. Diese Erkenntnis schnürte mir die Kehle zu. Ich war mit einem Kloß im Hals außerstande etwas darauf zu erwidern. Niemals hatte ich gewollt ihren wunden Punkt bei meinen wütenden Worten noch mehr zu vertiefen. Meine Absicht war ihr deutlich zu machen, dass nicht nur sie litt. Doch das war nicht damit gemeint. Irgendwie fühlte ich mich jetzt ziemlich mies. Zwar trug ich dabei keine Schuld. Schließlich trieb sie mich dazu meiner Wut freien Lauf zu lassen. Trotzdem…wollte ich ihr es eigentlich nicht sagen. Doch zurücknehmen konnte ich es nun auch nicht mehr. Reuevoll sah ich ihr wieder in die Augen. Dieser betrübte abwesende Blick. Ich würde sie so gerne trösten und mich bei ihr entschuldigen. Doch es kam kein Ton aus meinem Mund. „Ich…gehe jetzt lieber. Möchte ich dich doch nicht mehr länger stören. Und entschuldige, dass ich so anmaßend war… Mir war bis jetzt nicht so deutlich klar gewesen, dass du ziemlich darunter leidest.” flüsterte sie den Kopf gesenkt. So wie ihre Worte zuvor sprach sie so leise, dass ich mich ziemlich darauf konzentrieren musste alles zu verstehen. Leila ging dann zurück zur Zimmertür, verharrte jedoch kurz an der Stelle. Ihren Kopf wandte sie seitlich etwas zu mir. Den Blick weiterhin betrübt auf mich gerichtet. „Ich werde trotzdem versuchen weiter nach ihnen zu suchen… Auch wenn ich deine Gegenargumente nachvollziehen kann. Ich bin das den Mädels einfach schuldig. Verzeih mir bitte nochmals für meine Grobheit.” Schließlich trat Leila raus in den Gang und machte die Tür hinter sich zu. Seufzend ließ ich mich niedergeschlagen auf den Schreibtischsessel hinter mir hinunter plumpsen. Die linke Hand umfasste meinen Nacken, während die andere sich auf meine geschlossenen Augen niederließ. Momentan war die Anspannung zwischen uns beiden oft aufgeladen. Es war nicht der erste Streit seitdem Cleo und die anderen plötzlich verschwanden. Jedoch war er nie so derart heftig ausgeartet wie jetzt. Ich nahm dann die Hand von meinen Augen weg. Sah gedankenverloren aus dem Fenster. Das Verschwinden der Mädchen machte uns allen schwer zu schaffen. Wenn ich nur daran dachte wie es den anderen wohl erging und ob sie in Gefahr schwebten machte mich schon wahnsinnig mit vollster Unruhe. Leila hatte mit dem was sie sagte natürlich recht… Dennoch durfte sie sich im Leben nicht so gehen lassen. Kurz lächelte ich. Was sich jedoch nach wie vor nicht bei ihr verändert hatte war ihre Sturheit. Beharrlichkeit war in Zeiten wie diesen durchaus positiv. Auf der Fensterscheibe bemerkte ich vereinzelte Wassertropfen, die dann häufiger immer mehr wurden. Schließlich prasselte der Regen nur so was das Zeug hielt von den dunklen Wolken hinab. Was somit ein leichtes Hämmern an der Fensterscheibe erzeugte. Hoffentlich konnte Leila sich irgendwo unterstellen. Dieser Regen allerdings… Er erinnerte mich an die frühere Zeit mit den Mädels. In Gedanken zu der Vergangenheit abdriftend ließ mich dieser Moment in meinem inneren Auge alles noch einmal vom Neuen erleben. Damals hatte es ebenso wie jetzt heftig geregnet. Am Nachmittagsunterricht konnten Cleo und die anderen aufgrund des Platzregens nicht raus, um am Unterricht teilzunehmen. Zu groß war die Angst bei dem kleinsten Schritt vor die Tür zu Meerjungfrauen zu werden. Also blieb ihnen keine andere Wahl als zuhause abzuwarten, bis der Regen wieder aufhörte. Auch im Regen verwandelten sich alle in Meerjungfrauen. Natürlich blieb das von den Eltern nicht ungesehen. Mit den Kräften der drei - damals war Bella noch nicht in der Gruppe - tüftelten sie spontan an einem Plan. Der jedoch wirklich von der schwierigen Lage mächtig wackelte. Wie es war, wenn man sich einen unbekannten Virus ausdenkt, erkannten die Mädels dann am eigenen Leibe. Ich seufzte nach dieser Erinnerung wieder verzweifelt. »Cleo…wo bist du nur?« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)