Auf der Suche nach den 4 Meerjungfrauen von Todesengel1618 (H2O - Plötzlich Meerjungfrau) ================================================================================ Kapitel 3: Entschluss --------------------- Leilas Sicht: Seit zwei Wochen war ich nun eine Meerjungfrau. Es mochte zwar unwirklich klingen. Als wäre ich vollkommen übergeschnappt. Was ich mir auch wegen meines geistigen Zustandes ohne weiteres zumuten würde. Wenn ich die Fischflosse nicht selbst spüren würde. Ich selbst konnte es noch immer nicht glauben, aber ich war leibhaftig eine Meerjungfrau. Mit allem was dazu gehörte. Ein Irrtum war vollkommen unmöglich. Daran gab es nichts zu rütteln. Die Gestalt, also die Schwanzflosse, glich der einer Meerjungfrau, und auch dessen Fähigkeiten besaß ich nun. Und zwar alle meiner vermissten vier Freundinnen, die sie ihr Eigen nennen konnten. Ich besaß also das was Charlotte einst besessen hatte. Zum Glück wusste diese nichts davon. Sonst würde sie bei mir vor Neid Gift und Galle spucken. Aber sie ahnte es. Denn da ich eine Meerjungfrau war konnte ich in der Öffentlichkeit nicht mehr ins Wasser. Was hieß, dass ich die Volleyball und Schwimm Unterrichtsstunden schwänzen musste. Natürlich bekam ich wieder mal haufenweise Ärger von den Lehrern. Aber was sollte ich sonst machen? Mich den Leuten offen mit meinem so wichtigen Geheimnis anbieten? Sicher nicht! Gerade schwamm ich unter Wasser des unendlich weiten Ozeans gemächlich meine Runden. Erkundete voller Euphorie all die lebhaften Erscheinungen am Meeresboden. Oft begegnete ich dabei einigen verschiedenen Fischen, darunter auch Delfine, die ich anhand eines Winkes begrüßte. Die Delfine erwiderten das mit einem etwas schrillen, jedoch fröhlichen, Rufen ihrerseits. Zugleich schwammen diese Meerestiere verspielt um mich herum. Auch die Fische begrüßten mich. Was sie durch einige Umkreisungen um mich herum zum Ausdruck brachten. Nebenbei sah ich auf mein linkes Handgelenk, wo sich meine wasserfeste Armbanduhr befand. Am Ziffernblatt war deutlich 07:23 abzulesen. In der Bewegung innehaltend überlegte ich kurz. Während ich das tat sah ich zu wie die goldenen Schuppen meiner Fischflosse im schimmernden Licht der Sonne auffallend schön funkelten. Ich hatte noch vor nach Mako Island zum Mondsee zu schwimmen, bevor ich mich dann wieder in die Schule aufmachen würde. Also musste ich wohl einen Zacken zulegen. Als Meerjungfrau konnte man die Geschwindigkeit sehr stark beschleunigen und bis zum Äußersten gehen. Ähnlich wie bei einem Düsenjet. Dies machte ich dann auch. Schneller als der Blitz glitt ich im Wasser zum einen Ort zu dem nächsten. Meine Flosse war dabei so schnell, dass sich richtig viele kleine Wasserbläschen bildeten und mich überall wie ein Schleier umgaben. In nur kürzester Zeit, es mochten vielleicht nur wenige Minuten gewesen sein, was ansonsten eine halbe Stunde gebraucht hätte, war ich an mein Ziel angekommen. Mako Island. Ich hielt somit an. Begann mich nach wie vor unter Wasser zu orientieren. Meine Erinnerung zu diesem Ort sagte mir, dass es hier in diesem Gebiet unheimlich viele Haie gab. Und so war es auch. Allmählich sammelten sich nach und nach Haie in dem Gewässer. Nicht lange und schon hatte ich unter, neben und ober mir überall haufenweise von Haien soweit das Auge reichte. Sie taten mir zwar nichts. Was bei den Menschen ganz anders ausgesehen hätte. Aber sie beobachteten mich lauernd. In dessen kalten Augen – wo darin der unbarmherzige Killerinstinkt schlummerte - lag ein Versprechen, dass sie zuschlagen würden, sollte ich unachtsam werden oder anfangen seelisch zu zerbrechen, welches mich zugrunde richten würde, und somit angreifbar wäre. Jede kleinste Schwäche würden sie schamlos ausnutzen. Würden durch ihrem Jägerinstinkt wissen wie sie vom Hinterhalt eiskalt angreifen würden, wenn sie eine Chance witterten. Von Lewis erfuhr ich mal, dass Cleo einst genau das beinahe passiert wäre, als Charlotte ihr so gemein mitgespielt hatte. Zum Glück kam Lewis noch rechtzeitig, bevor ein Hai ihr gefährlich werden konnte. Wieder zurück von meinen Gedanken in die Realität beobachtete ich nun die Haie um mich herum wachsamer. Ich mochte Tiere generell sehr gerne. Haie ebenso. Von Spinnen mal abgesehen verstand ich mich mit den Tieren wunderbar. Besser als mit so manch einem von den Menschen. Von diesen distanzierte ich mich etwas. Haie interessierten mich von ihrer Art und Weise ihres Auftretens sehr und faszinierten mich. Jedoch fühlte ich mich von den lauernden und berechnenden Blicken von dessen Gesellschaft ziemlich unwohl. Weshalb ich es vorzog hier nicht sonderlich lange zu verweilen. Somit begab ich mich auf dem Weg zum Mondsee. Ich schwamm dann zu dem Durchgang der Unterwasser Höhle, wo ich vor exakt zwei Wochen als Mensch hinuntertauchte, um wieder raus zu kommen. Gleich darauf tauchte ich an die Oberfläche auf, von wo ich dann die Höhle und den Krater des Vulkans im Blick hatte. Am Rande des Beckens lehnte ich mich mit dem Bauch an. Verschränkte zugleich die Arme ineinander, welche dann dazu dienten den Kopf darauf zu betten. In dieser entspannten Position schloss ich ein wenig müde die Augen, während ich meine Gedanken abschweifen ließ. Ich erinnerte mich noch gut an den einen Tag vor genau zwei Wochen daran, wo ich Lewis per Telefon gesagt hatte, dass ich nun auch eine Meerjungfrau sei. Zu meiner Verwunderung hatte ich es tatsächlich geschafft noch rechtzeitig zur ersten Unterrichtsstunde dort zu sein. Lewis hatte sich gleich nach dem Telefonat schnell zu mir auf dem Weg gemacht. Hatte mir dann dabei geholfen das Problem mit der Schwanzflosse loszuwerden. Er selbst hatte nichts tun können. Seine Variante hätte zu lange gebraucht. Also hatte er mir im Großen und Ganzen erklärt, dass ich mit der Fähigkeit von Rikki, die nun in mir innewohnte, meine goldene Flosse verschwinden lassen konnte. Es hatte auch gar nicht lange gedauert und an Versuchen gekostet bis ich es dann spielend leicht zu anwenden wusste. Kurz vor den rauen Schuppen meines Fischschwanzes hatte ich meine Hand in der Luft gehalten und sie zur Faust geformt, während ich mit der geballten Hand auf und ab gefahren war. Meine Kraft hatte ich in meine geballte Hand fließen und hatte somit das Wasser verdampfen lassen. In Sekundenschnelle war die goldene Flosse verschwunden. Stattdessen waren meine Beine wieder zum Vorschein gekommen. Am selben Tag noch hatte ich mir mit einem weiteren Motorboot auf Mako in der Höhle meine Umhängetasche und Taschenlampe dann zurückgeholt. Schon am nächsten Tag hatte Lewis sich dazu entschlossen mich zu trainieren. Damit ich meine Kräfte zu zügeln und beherrschen wusste. Und ich musste inzwischen sagen, dass es sich ausgezahlt hatte. Meine Kräfte konnten sich wirklich sehen lassen! Langsam hoben sich meine Augenlider etwas. Leicht verträumt betrachteten meine braunen Augen die wunderschönen und geheimnisvollen Wände dieser Höhle. Ich dachte gerade daran was ich nun war. Jetzt verstand ich es sehr gut warum Emma, Rikki, Bella und Cleo sehr oft im Meer waren und davon schwärmten wie atemberaubend es war als Meerjungfrau im Meer zu schwimmen. Denn das war es tatsächlich. Es war einfach so unbeschreiblich toll und einzigartig schön dies nun selbst zu erleben. Mit Worten gar nicht zu beschreiben. Ich bereute es keineswegs eine Meerjungfrau zu sein. Sowie auch nicht, dass es mir passiert war. Zwar war ich nun komplett anders als die anderen, und es hatte gewisse Nachteile so zu sein, doch es störte mich nicht im Geringsten. Wenn man mit einer Schwanzflosse im Meer herumschwamm, sich von den Strömungen treiben ließ und den Unterwasser Meeresbewohnern begegnete, fühlte man sich so frei und unbeschwert. Dieses Gefühl in sich zu spüren tat ungemein gut! Jedoch verließ der verträumte Blick meine Augen. Ersetzte stattdessen einen abwesenden und ziemlich niedergeschlagenen. Mir wurde nämlich schlagartig bewusst was es nun bedeutete eine Meerjungfrau zu sein. Dadurch dass der Mondsee mir alle Fähigkeiten, was die anderen vier besaßen, nun gegeben hatte zeigte sich eine unnatürliche Variante, die es nicht geben hätte sollen. Wenn ich nicht alleine gewesen wäre, wäre die Verteilung der sonderbaren und einzigartigen Kräfte anders abgelaufen. Da ich eben nun mal alleine war konnte es gar nicht anders ablaufen. Aber ich schweifte ab... Auf was ich eigentlich hinaus wollte war, da ich nun alle Fähigkeiten auf einem Schlag besaß, was für jeden eigentlich einzeln angedacht gewesen wäre, dass mich das an jemanden erinnerte. Charlotte. Sie hatte dasselbe gehabt wie ich nun. Nur der Unterschied, dass der Vollmond ihn ihr weggenommen hatte. Zum Glück. Doch erheiterte mich diese Tatsache absolut nicht. Ich hatte Angst. Angst davor, dass ich eines Tages wie sie werden würde. Eine widerliche Persönlichkeit. »Ich will nicht so sein wie sie! Um nichts auf der Welt würde ich das jemals wollen! Aber da ich nun alle Kräfte in mir habe... Besteht da wirklich die Möglichkeit, dass ich dann auch mal so böse, berechnend und so hinterhältig wie sie werde? Mir die Kräfte zu Kopf steigen?« Ich wollte einfach nicht so sein. So ehrlos und vollkommen ohne Gewissen. Ich schüttelte oft schnell mit dem Kopf, um diese deprimierenden Gedanken versuchend loszuwerden. Wie mechanisch bewegte sich mein Rotschopf zu der Armbanduhr, wo ich im selben Augenblick erstarrte. »Scheiße! Es ist 07:51! Jetzt muss ich mich aber beeilen!« Ich wollte mir lieber nicht vom neuen den Zorn des Lehrers auf mich richten lassen. Wo Lehrer solche Fehler einem immer zu spüren lassen würden. Somit verließ ich meine gemütliche Position als ich mich schließlich aufrichtete. Sofort hetzte ich mit meiner Geschwindigkeit untertauchend ins Wasser und gelangte von der Unterwasser Höhle wieder in den Ozean. Von dort aus schwamm ich in die Richtung zurück aus der ich gekommen war. So schnell ich konnte schwamm ich immer, immer, und immer weiter. Die blaue Farbe des Ozeans zog an mir vorbei, so schnell war ich. Ich wollte jedoch noch ein bisschen schneller sein. Also konzentrierte ich mich etwas mehr. Ließ meine Kräfte so gut es mir möglich war in meine Schwanzflosse fließen. Dies erhöhte dann sogleich mein Tempo. Kurz darauf entdeckte ich dann rasch den Ort von wo ich ins Wasser reingegangen war. Ich spürte dann bei jeder auf und ab Bewegung meiner Fischflosse wie unerträglich träge und schmerzlich es sich anfühlte. Mir wurde sofort klar, dass ich stetig etwas langsamer wurde. »Scheint so als habe ich es übertrieben. Doch ich muss durchhalten! Nur noch einen Meter!« Schlussendlich kam ich an die Oberfläche. Sogleich hievte ich mich auf einem der Felsbrocken des großen Strandes. Meine Flosse fühlte sich wie Blei an. Ich sah abermals auf die Uhr. 07:58. »Verdammt!« Verärgert biss ich mir auf die Lippe. Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren setzte ich wieder eines meiner Kräfte ein. Ließ auf der goldenen Schwanzflosse das Wasser mit meiner geballten Faust verdampfen. Im nu war sie ausgetrocknet und wie damals ersetzten meine Beine die schuppige Schwanzflosse. Glücklicherweise war es nicht so dass ich nach der Verwandlung keine Kleidung mehr am Leibe trug. Sonst stände ich schon doof da. Meinen Rucksack – den ich abgeschirmt von Menschen an einem Felsen anlehnend versteckt hatte - schulterte ich mir auf dem Rücken und stand mit etwas wackligen Beinen somit auf. Allem Anschein nach schien sich das Schwimmen auf die Beine etwas auszuwirken. Das Gute war zumindest, dass sich die Schule in der Nähe von diesem Strand befand. Mit etwas Muskelkater in den Beinen spurtete ich zähneknirschend in Richtung Schule. Letzten Endes kam ich dann doch zu spät. Um 08:05 öffnete ich leise die Klassentür, wo ich mich vorsichtig umsah. Da erspähte ich den Lehrer an der Tafel. »Mist! Jetzt heißt es sich leise zu verhalten! Unter keinen Umständen darf ich auffallen!« Mich so vorsichtig wie nur irgend möglich hinkniend krabbelte ich geduckt den Boden entlang. Selbst wenn der Lehrer auch jetzt noch seine Aufmerksamkeit auf die Tafel lenkte, so hatte ich trotzdem wie erwartet die der Mitschüler auf mich gezogen. Die meisten meiner Mitschüler sahen sichtlich amüsiert zu mir hinüber. Einige beobachteten mein Tun mit Schadenfreude. Konnte ich mir denken, dass ihnen meine problematische Situation gefiel. Lautlos seufzte ich. Es gab jedoch auch manche darunter, die zählten dann schon zu Musterschüler und Streber, die mich mit gewissem Missfallen ebenfalls beobachteten. Und anschließend genervt die Augen verdrehten. Oder auch sogar verachtend in meine Richtung guckten. Ungerührt von diesen Blicken krabbelte ich weiter, bis ich dann aufflog. „Liebe Leila! Hättest du bitte die Güte und würdest dich nicht wie ein Affe benehmen? Wir sind doch nicht im Zirkus!” Ich zuckte zusammen, als ich die sarkastische sowie auch leicht zynische Stimme meines Lehrers vernahm. Leises Gekicher kam von meinen Mitschülern. »Wie peinlich!« Leicht gerötet um die Nase stand ich auf und sah etwas eingeschüchtert zu dem Lehrer. Wie nicht anders zu erwarten bekam ich nach den Schulstunden eine Strafe aufgebrummt. Eine Stunde lang, die Betonung lag auf eine Stunde, musste ich, anhand von Schulordnung schreiben und Hausaufgaben nachmachen, nachsitzen. Statt halb drei wurde es somit halb vier, als ich das Schulgebäude verließ. Leichte Kopfschmerzen plagten mich. Was mich dazu veranlasste unterm Gehen die Schläfen zu massieren. »Sind das wieder einmal qualvolle Minuten gewesen! Mir kommt es fast so vor als wären es Stunden, und nicht eine Stunde, gewesen!« Genervt stieß ich die Luft aus. In Gedanken versunken schritt ich gemächlich den Weg zu mir nach Hause an. Jedoch stoppte ich abrupt, als ich an etwas Spezielles dachte. Ich ging alles durch, um nichts zu überstürzen und das Richtige zu tun. Doch meine Entscheidung war gefallen. »Ich werde es tun! Das werden Lewis und die anderen mit absoluter Sicherheit nicht gutheißen. So viel steht fest. Doch ich werde nicht klein beigeben! Die ganze Zeit über fühle ich mich fehl am Platz tagein tagaus zu leben, ohne eine lebenswichtige Entscheidung zu treffen. Und außerdem...habe ich mich bereits entschieden.« Entschlossen griff ich in die Hosentasche und zog dann mein Handy heraus. Danach tippte ich die Nummer von Lewis ein. Hob es anschließend zu meinem Ohr hin. Es läutete lange. Sehr lange sogar. Doch schließlich hob er doch noch ab. Schlaftrunken kam es aus dem Handy: „Cleo? Bist du es?” Ich musste mir daraufhin mehr als nur ein Lachen verkneifen. Jedoch hörte man meine Reaktion dennoch aus der belustigten Stimme heraus. „Nicht ganz. Hier spricht Leila.” „Was... Leila?” Ein weiteres Mal musste ich mir das Lachen verkneifen. So schlimm schlaftrunken war er ja noch nie gewesen. Allerdings merkte ich, dass es hinter dem Telefon so langsam bei ihm ratterte. Mit viel Vorstellungskraft konnte man ihn sogar nachdenken hören. „Leila... Ach, du bist es. Tut mir leid wegen dem gerade. Bin vom Schlafen noch etwas verpeilt.” „Hat man gemerkt.” erwiderte ich grinsend. Kurz folgte Stille, bevor er fragte: „...Was möchtest du eigentlich von mir?” „Ach, richtig! Ich hab dir und den anderen Jungs noch etwas zu sagen!” „Und was?” wollte er nun hellwach wissen. Tja. Auch ein wissenschaftliches Genie wie er konnte seine Neugier nicht verstecken. Verheißungsvoll antwortete ich darauf: „Das wirst du dann schon sehen! Wir treffen uns alle in fünfzehn Minuten am Strand!” Ohne ihn zu Wort kommen zu lassen legte ich sogleich auf. Meine Schritte beschleunigten sich bis ich dann in meiner Wohnung war. Dort verwahrte ich den Rucksack in mein Schlafzimmer und verließ die Wohnung sofort wieder. Noch zehn Minuten hatte ich noch Zeit, als ich auf meine Armbanduhr sah. Schnellen Schrittes hastete ich zurück und kam dann zu dem Strand. Mir kam es sehr gelegen, dass außer mir noch keiner da war. Somit konnte keiner der Jungs mich aufhalten, wenn ich es ihnen sagen würde. Mit dem Vorsatz meinen Plan in die Tat umzusetzen ging ich mit jedem Schritt näher ans Wasser heran. Kurz bevor das Wasser meine Füße berühren konnte blieb ich stehen. Sah zu wie sich das Wasser im Takt von Ebbe und Flut auf und ab bewegte. Tief durchatmend schritt ich langsam ins Wasser, bis ich zu den Kniekehlen nass wurde. Ich zählte in Gedanken ganze zehn Sekunden, und dann geschah es. Mein Körper begann - als würde es so ähnlich wie ein Kokon mich umhüllen - zu glitzern. Diese erste Veränderung lief so wie immer ab, wenn sich die Form als Meerjungfrau aktivierte. Wankend kippte ich nach vorn der Länge nach ins Wasser. Dieser Ort des Strandes war menschenleer. Weswegen ich keine Bedenken dazu hatte, dass irgendeine fremde Person diese Verwandlung mitbekommen würde. Was mein Äußeres anging brauchte ich mir ebenso keinerlei Sorgen dazu zu machen, dass die Jungs etwas Spezielles zu sehen bekommen würden. Wodurch ich daher keinem Scham ausgesetzt war. Meine Brüste wurden nämlich von einem bauchlosen Oberteil bedeckt. Was dafür sorgte, dass man zwar viel Haut zeigte, jedoch die wichtigste Stelle einem verwehrt wurde. Jenes war ebenfalls wie die Schwanzflosse in Gold gehalten und wies ebenso Schuppen auf. Als ich dann auf die Uhr sah kamen dann die vier Jungs auch schon auf die Minute zu mir hingerannt. „Was hat das zu bedeuten, Leila? Wieso hast du uns herkommen lassen?” kam der Dunkelhaarige namens Zane gleich auf dem Punkt. Einer der Männer fragte dann gleich darauf: „Hast du in Bezug auf die Mädels vielleicht etwas herausgefunden?” Das war Ash. Ebenfalls ein Dunkelhaariger. Zuletzt kam noch Lewis, der dazu noch etwas zu sagen hatte. „Und wieso besprichst du das mit uns als Meerjungfrau?” Etwas misstrauisch musterte er mich. Der letzte der vier Männer, welcher Will hieß, schwieg nur und beobachtete was nun geschehen würde. Ein wenig nervös griff er sich in die blonden Haare, welches wie Lewis die gleiche Haarfarbe hatte. Ich musste dazu einfach grinsen. Das war wieder einmal typisch für die Jungs. Genau durch diese Art mochte ich diese auch so sehr. Wie bei den Mädels gab es bei den Jungs immer etwas zu lachen. Zane war mit Rikki zusammen. Er zeigte es zwar nicht und gab es auch wirklich nicht gerne zu, aber er sorgte sich sehr das Rikki unauffindbar blieb. Hart von außen, jedoch sanft von innen. Daher passte der Spruch "Harte Schale, weicher Kern" wie die Faust aufs Auge zu ihm. Früher war er jedoch noch ganz anders gewesen! Da war er noch das reinste Arschloch gewesen wie die Welt ihn je gesehen hatte! Sein Vater besaß viel Geld. Konnte dadurch viele Jachten sein Eigen nennen und hatte bei der Unterwasserschutz Polizei das Sagen. Ich würde jetzt nicht sagen, dass sein Vater stinkreich war. Aber er konnte es sich leisten teure Sachen zu besitzen. Man konnte zwar ebenfalls nicht behaupten, dass er so richtig verehrend angesehen wurde. Jedoch genoss dieser einen gewissen Rang unter den Leuten den anderen verwehrt wurde. Und wie stark Zane dabei prahlte! Da wurde einem regelrecht schlecht, wenn man ihm dabei zuhörte! Er meinte er könnte sich alles erlauben und könnte bei allen Leuten Mist bauen, ohne dabei Konsequenzen dafür tragen zu müssen. Auch hatte er Kontakt zu falschen Menschen wie zum Beispiel mit der Tussi Miriam. Mit der war er auch für kurze Zeit zusammen gewesen. Miriam war eine Sorte Mensch als Tussi auf die man gut und gerne verzichten konnte. Von oben herabsehend, zickig und hatte ebenso eine reiche Familie. Doch als Zane und Rikki sich näher kamen änderte er sich. Er nahm nun die Dinge nicht mehr als selbstverständlich an. Dachte mehr nach was er sagte und tat. Auch hörte er damit auf sich bei den Leuten und in der Schule unmöglich zu benehmen. Man konnte also sagen, dass Rikki aus ihm einen besseren Menschen gemacht hatte. Will war ein Schwimmprofi in Meisterschaften und lernte Bella besser kennen, als er hinter ihr Geheimnis kam. Von dort aus wurden die beiden kurze Zeit später ein Paar. Da sich seine Schwester jedoch querstellte war es eine schwierige Zeit gewesen. Aber es war zum Glück noch gut ausgegangen. Ich wusste nicht genau ob man das Schicksal nennen konnte, aber wie der Zufall es so wollte bekam Emma in dem Imbiss Laden einen neuen Chef zugeteilt. Und das war genau Ash gewesen. Mit der Zeit begannen die beiden füreinander Gefühle zu hegen und versuchten eine Beziehung miteinander zu führen. Doch es war schwierig die Liebe zueinander in Balance zu halten, als Emma dann immer eine Mauer um sich baute, wenn etwas Seltsames passierte. Unerklärliche Situationen, die durch Magie der Meerjungfrauen geschahen. Geheimnisse waren Gift für eine Beziehung. Jedoch zögerte sie immer ihm zu sagen was sie in Wirklichkeit war. Denn sie hatte Angst. Angst, dass er sie als Monster sehen würde. Und somit mit ihr nichts mehr zu tun haben wollte, wenn er sehen würde, dass sie eine Meerjungfrau war. Egal wann prägte sie die Angst von Mal zu Mal mehr und verschwieg es deshalb. Diese Tatsache jedoch bewirkte, dass die beiden sich durch einen heftigen Streit trennten. Kurz nach dem Kampf gegen Charlotte zeigte Emma ihm ihre wahre Gestalt. Ash reagierte zu ihrer Verwunderung ziemlich cool und gelassen. Von da an kamen die beiden schließlich wieder zusammen. Cleo und Lewis waren schon seit langem miteinander befreundet gewesen. Wenn ich mich nicht irrte waren die beiden sogar durch eine tiefe Sandkastenfreundschaft miteinander verbunden. Irgendwann funkte es mehr als gewöhnlich zwischen ihnen und daraus wurde eine Beziehung. Da die beiden das Geheimnis gleich von Anfang an, von ihrer Meerjungfrauen Gestalt, miteinander teilten wurde die Bindung zueinander stärker. Allerdings gab es zwischen den beiden durch irgendetwas einen Streit und Cleo machte mit ihm schluss. Danach kam Charlotte in die Schule und machte sich an Lewis ran. Durch den Trennungsschmerz ließ er sich von dieser miesen Schlange einlullen. Sah dadurch nicht was sie aus ihm machen wollte. All ihre Versuche richteten sich danach aus ihn auf ihre Wünsche umzuändern. Auch die Freundschaft zwischen ihm und Cleo war sie sich nicht zu schade diese zu manipulieren. Cleo bereute es sehr was sie getan hatte und litt jedes Mal mehr darunter, wenn sie Charlotte mit Lewis zusammen sah. Dass die Rothaarige sie immer heftiger fertigmachte war mitunter genauso schmerzhaft. Eines Tages merkte Lewis zum Glück was für ein falsches Spiel da von seiner "sogenannten Freundin" gespielt wurde. Daraufhin konnte er Cleo von den Haien noch in allerletzter Minute retten. Zuletzt kam dann der entscheidende Kampf. Ab da wendete sich zum Glück alles zum Guten. Meine braunen Augen blinzelten verwirrt, als ich von den Männern ein Räuspern vernahm. Ich tadelte mich dann selbst dafür schon wieder in Gedanken versunken gewesen zu sein. Abwartend sahen mich alle an. „Tut mir leid... War mit meinen Gedanken woanders gewesen. Also, weswegen ich euch hier alle sprechen wollte. Mir ist da eine Idee gekommen was die Mädels angeht. Und daher habe ich einen Entschluss gefasst. Ich werde mich im Meer auf eine Reise begeben.” Plötzlich wurden alle still. Nur mehr die Geräusche des Meeres und des Windes waren mehr zu hören. Jeder betrachtete mich mit kritischen Blicken. Zweifel konnte man in ihren Augen auch erkennen. »Trauen sie mir denn so wenig zu?« kam mir vor Enttäuschung der Gedanke. Allmählich erwachten wieder die Geister in ihnen als sie mich ungläubig anschauten. Dann sprachen alle im Chor: „Was?!” Schützend hielt ich mir die Ohren zu. Die Hände senkte ich wieder als ich erklärte: „Ja, möchte ich wirklich. Ich-” „Das kommt gar nicht in Frage, Leila!” kam es von Ash und Lewis wie aus der Pistole geschossen. „Und warum nicht?!” entgegnete ich wütend. „Weil das für dich zu gefährlich ist! Außerdem brauchst du einfach mehr Zeit dich an deinen Kräften zu gewöhnen!” beantwortete mir mein bester Freund die Frage sachlich und keifend zugleich. Gleich danach hörte ich von Emmas Freund mit etwas versöhnlichem Ton: „Und außerdem wird es sicher auch noch eine bessere Lösung dazu geben die vier zu finden.” Das alles was die beiden als Argumente brachten ließ mich vor Trauer kraftlos den Kopf hängen. Ich war enttäuscht. Mehr als nur enttäuscht! »Dass es nicht leicht werden würde sie zu überzeugen war mir klar, aber dass es so schwierig werden würde... Und das schlimmste dabei ist noch, dass die Jungs es mir nicht zutrauen, dass ich es schaffen werde alleine etwas Gefährliches und Schwieriges zu bewältigen! Ich weis ja dass es alle nur gut mit mir meinen. Aber trotzdem. Bin ich denn wirklich so schwach, dass ich bei solch einer Herausforderung nicht selbst auf mich aufpassen kann...? Ich es nicht schaffte allen Dingen zu trotzen und klar zu kommen, es einfach aussichtslos und zum Scheitern verurteilt ist es überhaupt versuchen zu wollen? Nein... Daran kann und vor allem will ich nicht glauben! Ich bin stark! Ich bin in der Lage auf mich selbst aufzupassen! Genug Mut es durchzuziehen hab ich doch! Ich kann das!« versuchte ich mich selbst wieder zu motivieren. Dadurch, dass ich nun ebenfalls eine Meerjungfrau war, eröffneten sich mir nun vollkommen neue Möglichkeiten und Chancen. Dieses Abenteuer würde mich reifer werden lassen. Würde mich dadurch weiterentwickeln und daran wachsen. Es wäre eine eindeutig willkommene Abwechslung, als andauernd dem frustrierenden Alltagstrott nachzugehen. Außerdem. Wo sonst konnte ich denn noch nach meinen besten Freundinnen suchen, wenn nicht im Meer? Mit neuem Entschluss sah ich wieder auf und verkündete das was mir auf der Seele lag. „Mehr Zeit... Ist es das was ich brauche?” sprach ich das offensichtliche an ihren Gesichtern ablesend mit tonloser Stimme aus. Jedoch mit verengten Augen. Allgemeines Nicken folgte. Diese synchrone Reaktion der Männer ließ mich ungehalten werden. „Glaubt ihr wirklich wir könnten es uns leisten noch mehr Zeit zu verlieren, indem ich mich noch länger mit meinen Kräften vertraut mache?! Je länger wir damit warten ist es umsonst an Hoffnung zu glauben! Wenn wir noch mehr Zeit verstreichen lassen ist die Chance noch geringer sie noch lebend aufzufinden! Ich will es zumindestens versucht haben auch dort alles abgesucht zu haben, bevor wir mit dem schlimmsten rechnen müssen! Es gibt keine andere und bessere Lösung! Wacht endlich auf von diesem Irrsinn! Macht euch damit doch nichts vor! Es gibt nur diese Möglichkeit, um das Hoffen nicht gänzlich aufzugeben!” Mein zischender sowie auch aufgebrachter kalter Ton erschreckte selbst mich, doch ließ ich es mir nicht anmerken. Totenstille. Alle, und damit meinte ich auch wirklich alle, erwiderten nichts mehr darauf. Starrten mich stattdessen nur an. Solch eine Durchsetzungskraft waren die Jungs von mir nicht gewohnt. Vor allem mein schneidender Ton in der Stimme. Ich war mir nicht sicher, aber so wie es aussah hatte ich sie wohl damit beeindruckt. Zane fand als erster seine Stimme wieder als er sich räusperte. „Lasst sie doch gehen! Sie hat recht mit dem was sie sagt! Leila wird im Meer und sonst wo die Mädchen besser suchen können als es wir die ganze Zeit getan haben!” „Und die Wahrscheinlichkeit ist definitiv höher die vier auch wirklich lebend zu finden.” half Will dabei mit die anderen beiden Jungs zu überzeugen. Zane setzte dann anschließend noch einen drauf: „Und ich vertraue darauf, dass sie die Mädels sicher und wohlbehalten zurückbringt! Sie ist alt genug, um selbst zu entscheiden! Auf sich selbst aufzupassen ist sie auch in der Lage! Leila schafft das schon!” Zugleich sah er optimistisch in meine Richtung. Als ich einen dankenden Blick an ihn richtete grinste er mir frech zu. »Das ist wieder einmal typisch Zane! Ich kann gut verstehen wieso Rikki sich in ihn verliebt hat.« Nicht nur dass er nicht gerade schlecht aussah. Auch das Böse und Harte in ihm zog einem regelrecht an. Reizte einem auch so ein Leben zu führen. Noch dazu das Rikki aus ihm einen besseren Menschen gemacht hatte machte es noch interessanter. Jedoch, wenn ich das tun würde, würde mir Rikki eindeutig die Hölle heiß machen, wenn ich sie finden würde. So viel war sicher. Außerdem gehörte ich nicht zu der Sorte Freundin die das ausnutzen würde, dass sie gerade nicht da war und ihr somit ihren Freund ausspannte. Nein! So tief war ich nicht gesunken um so etwas Widerwärtiges zu tun! Charlotte würde gewiss so etwas Erbärmliches machen! So etwas würde ich ihr ohne weiteres zutrauen. Doch so war ich mit Sicherheit nicht. Ich war einfach glücklich, dass die beiden erneut nach zwei Trennungen zueinander gefunden hatten. Wieder in der Gegenwart von meinen Gedanken erwiderte ich seine Mimik ebenso frech grinsend. Ash und Lewis sahen die anderen beiden Jungs an, bevor sie dann zu mir blickten und allem Anschein nach überlegten. Kurz blieb es still zwischen ihnen. Was mein Herz wie irre klopfen ließ vor Aufregung. »Das ist ja reinste Folter was die gerade machen! Wenn das so weitergeht funktioniert mein Herz vor Spannung nicht mehr zu schlagen!« Dann endlich tat sich etwas. Ich musste zweimal gucken, bevor ich es glaubte. Doch zögernd nickten die beiden mir einverstanden zu. Ich könnte Luftsprünge machen vor Freude und Glück. Doch als Meerjungfrau ging das ja schlecht. „Echt?! Im Ernst?! Ihr lasst mich ziehen?!” „Klar meinen wir das ernst! Wir vertrauen dir! Außerdem wird es Zeit, dass du etwas Neues erlebst und erwachsen wirst. Auf andere Gedanken kommst, und nicht immer an deine Eltern denkst. Zudem glaube ich, dass du trotzdem gegangen wärst, auch wenn wir nein gesagt hätten. Schließlich wolltest du uns nicht ohne Grund als Meerjungfrau gegenübertreten, nicht wahr?” kam es schmunzelnd von Lewis. Dass er das herausgefunden hatte wunderte mich gar nicht. Nicht umsonst war er stets der Schlauste in der Schule. Kombinieren lag ihm einfach. Doch dass sie sich so umentscheiden konnten. Ich war noch immer hin und weg vor Glück. Mein Lächeln strahlte wie noch nie zuvor, als ich ertappt einen Laut von mir gab, während ich die Finger in meine noch vom Meerwasser feuchten roten Haare vergrub. „Ja, da hast du recht. Du hast mich durchschaut. Und danke, dass du und ihr alle da zustimmt.” Somit war es entschieden, dass ich eine weite Reise übers Meer antreten würde. Ich wusste, dass ich im Meer nach den vier Mädels geradezu wie eine Nadel im Heuhaufen suchen würde. Das Meer war unendlich weit. Geradezu unmöglich sich ausgerechnet dort auf die Suche zu begeben. Trotzdem ließ ich mich nicht davon entmutigen. So lange ich noch ein Fünkchen Hoffnung in mir trug würde ich weiter im Meer nach ihnen suchen. Auch wenn es noch so aussichtslos war. Ich verabschiedete mich noch von den vier Männern und sah jeden von ihnen lange in die Augen. „Sagt den Lehrern am besten, dass ich mich auf die Reise begebe, um nach den anderen zu suchen. Ist halb sogar die Wahrheit...wenn auch nicht ganz. Es wird länger dauern bis ich wieder zurückkomme. Vielleicht sogar mit den vier Mädels.” sprach ich sachlich. Lewis erwiderte nickend darauf: „Machen wir! Und pass gut auf dich auf, hörst du?” „Ja, werde ich! Versprochen!” Ich musste darauf einfach schmunzeln. Mit ihm verstand ich mich immer am besten. Zuletzt hörte ich Ashs Stimme sagen: „Und bring die Mädchen wieder heil zurück!” „Das werde ich! Ihr könnt euch auf mich verlassen!” Ein letztes Mal sah ich die vier Jungs an und winkte noch zum Abschied. Dann tauchte ich unter bis nur mehr das Ende meiner Schwanzflosse zu sehen war, bevor dann auch diese im Meer verschwand. Ich fackelte gar nicht lange herum den Schnellgang meiner Flosse zu aktivieren. In Windeseile sauste ich im Ozean zur Insel Mako. Bevor ich die Suche beginnen würde wollte ich mich dort nach etwas vergewissern. Ich schwamm in die Unterwasser Höhle hinein. Wiederauftauchend gelangte ich dann zum Mondsee. Anschließend bewegte ich mich zum Rand des Beckens. Legte die Hände auf dem Steinboden. An anderen Stellen des Vulkanbodens tastete ich ebenso ab. Gleich darauf hievte ich mich hinauf auf dem steinernen Boden und erhitzte meine Fischflosse mit der Faust, welche sich dann sofort zu Beinen formte. Als das erledigt war stand ich auf und machte bei den Vulkanwänden das gleiche. Doch als ich dann alle Stellen dieser Wand abgesucht hatte gab ich es zähneknirschend auf. Ich ließ meine zur Faust geballten Hände auf die Steinwände ruhen. Auch lehnte ich sichtlich enttäuscht meine Stirn an jene Wand. »Was für eine Enttäuschung! Der Vulkan kann mir da also nicht weiterhelfen! Und dass, obwohl ich dieses Zeichen wirklich dringend bräuchte!« Wenn man die Wände oder den Boden des inaktiven Vulkans berührte, sich dabei fest konzentrierte, spürte man ganz deutlich die Energie, die diese Insel ausstrahlte. Was der betreffenden Person Einblick in eine Vision gewährte, einen Blick auf die zukünftige Zeit zu werfen. Allerdings nur selten. Was ich auch jetzt gemerkt hatte. Sauer über diesen Misserfolg spannte ich missmutig den Kiefer an. »Und dabei habe ich so gehofft eine kleine Fährte darauf zu finden, um die suchenden Gebiete damit besser bestimmen oder ausgrenzen zu können! Tja... Daraus wird wohl nichts werden. Es wird wohl doch ein schwierigeres Unterfangen werden die vier zu finden!« Schwer seufzte ich. Aber so war das eben mit dem wünschen. Wenn es mal Situationen wie diese gab dann war es nie so wie man es sich erhoffte. Doch hier noch weiter zu verweilen brachte mir nichts. Also ging ich ein paar Schritte von dieser steinernen Vulkanwand weg und bewegte mich in die Richtung des Mondsees zu, bevor ich dann hockend ins kalte Meerwasser glitt und mit meiner Schwanzflosse gleich hinuntertauchte. Als ich von der Unterwasser Höhle wieder raus schwamm bewegte ich meine Fischflosse in Richtung Oberfläche. Dann tauchte ich schließlich gänzlich auf. Die Insel Mako Island betrachtete ich noch ein wenig. Ebenso den Rückweg von wo ich wieder zurück konnte. Es tat weh diesen Ort zu verlassen bei dem so viele Erinnerungen hingen. Schöne vor allem. Sah man von dem Unfall meiner Eltern davon ab. Jedoch hatte ich eine Aufgabe der ich nachkommen musste und wollte. Was für mich oberste Priorität hatte. Ich sogar, wenn es sein musste, mein Leben aufs Spiel setzen würde, um meine Freundinnen wieder zu finden und unter Umständen auch zu retten. Ohne sie würde ich ganz gewiss nicht zurückkommen, bevor ich nicht auf etwas stoßen würde was meinem Wissen weiterhalf. Sei es auch etwas Negatives auf das ich stoßen würde. Das Leben war für mich wertlos und nicht mehr von Bedeutung geworden, seitdem meine Eltern auf dieser Welt nicht mehr existierten. Cleo, Rikki, Emma und Bella ließen meinen Schmerz und Leid zur Hälfte vergessen. Linderten es ein wenig sogar. Daher hielt mich an meinem Leben und an meiner Heimat nicht so viel, als dass ich es mir anders überlegen würde umzukehren. Es gab kein Zurück mehr. Ab jetzt war der Schuss gefallen und keiner würde meine Entscheidung mehr ändern können. Mit einem entschlossenen Blick sah ich noch ein letztes Mal zurück, bis ich dann schließlich erneut untertauchte. Die Strömung des Wassers schlug leichte Wellen, während ich meinen Weg mit gemächlichen auf und ab Bewegungen meiner goldenen Flosse fortsetzte. Sorgfältig suchte ich langsam jede Ecke ab die mir begegnete. Das ging dann vielleicht eine Stunde oder eineinhalb Stunden so weiter - hatte nicht so wirklich ein gutes Zeitgefühl - als sich dann was tat. Sehen konnte ich nichts. Nur das Wasser des Ozeans selbst. Ganz normal eben. Doch dem war nicht so. Ich spürte etwas. Und das fühlte sich definitiv nicht gut an! Ein beklemmendes Gefühl, welches mir die Kehle zuschnürte. Es fühlte sich wie eine Vorahnung an. So als ob gleich etwas Schlimmes passieren würde. Ich hatte sowas von nicht den blassesten Schimmer was hier überhaupt abging, aber mein Instinkt sagte mir das etwas Gefährliches auf mich zukam. Leicht unruhig hielt ich somit an. Wartete mit angespannter Haltung. »Irgendwie kommt mir mein Verhalten albern vor. Bei so einem friedlichen Gewässer wie diesem kann doch unmöglich etwas Gefährliches passieren!« Ich sollte mich jedoch schlagartig täuschen was das betraf. Wie aus dem Nichts entstand in unmittelbarer Nähe von mir ein gigantisch großer Wasserstrudel, der stetig immer breiter wurde. Der Sog sah unmenschlich stark aus. Noch weniger hatte ich Zweifel an der Kraft des Strudels als die Fische, die sich aus dem Manöver nicht mehr retten konnten, genauso auch die Meerespflanzen von dieser immensen Kraft ausgerissen wurden, mit einer Geschwindigkeit herumgewirbelt wurden, dass einem vom Zusehen Angst und Bange wurde. Ich konnte nur hilflos mitansehen was dieser Strudel alles anrichtete. Dieser Macht war ich eindeutig nicht gewachsen. Mit meinen Kräften war ich noch nicht bereit und stark genug diesem Strudel etwas entgegenzusetzen. Noch bevor ich mich umentschieden hatte einen anderen Weg zu nehmen riss ich die Augen plötzlich mit blankem Entsetzen ein Stück weiter auf. Der Strudel kam direkt auf mich zu! Bevor ich jedoch überhaupt noch reagieren konnte hatte dieser mich schon erreicht und riss mich regelrecht in sich hinein. Wie ein Tennisball wurde ich wie wild hin und her geschleudert. Auch wenn es nichts brachte schrie ich aus vollem Halse ganz automatisch. »Nur gut, dass ich als Meerjungfrau unter Wasser atmen kann.« dachte ich sarkastisch. Wenn das noch so weiterging würde mir früher oder später davon richtig schlecht werden! Noch so halb die Ruhe bewahrend lenkte ich mich in die Kurven. Und wartete ab. Prägte mir die kurzen Sekunden ein, in welchen sich der Strudel ein wenig veränderte. Man konnte es fast surfen nennen was ich da machte. Bei so einer Situation war eine Schwanzflosse äußerst praktisch. Noch einige Runden machte ich das so, während ich aufpasste wann sich mir eine Gelegenheit auftat. Dann endlich öffnete sich mir ein guter Moment. Sofort schwamm ich so schnell es ging aus der kurzzeitig lückigen Stelle hinaus. Doch noch ehe ich gänzlich wieder draußen war erwischte mich der Strudel vom neuen. Zog mich abermals mit Gewalt in sich hinein. Bald darauf versuchte ich es wieder als es mit der lückenhaften Stelle wieder anfing, doch jede Fluchtmöglichkeit scheiterte. Ich hatte schon aufgehört zu zählen, so oft hatte ich es versucht hier raus zu kommen. Plötzlich kam mir eine Idee, welche mich dazu veranlasst hätte meine Hand auf die Stirn zu klatschen, wenn ich jetzt dazu in der Lage gewesen wäre. »Dass ich nicht eher darauf gekommen bin! Diese Idee ist idiotensicher! Es wird ganz bestimmt funktionieren!« Hoch motiviert startete ich also einen neuen Versuch. Kurz bevor ich es wieder wagte lächelte ich siegesgewiss. Aktivierte zugleich die höchste Geschwindigkeit meiner Flosse. Und schon brauste ich geschwind zu diesem Loch aus Wasser. Doch keine Chance! Noch ehe ich überhaupt hinausschlüpfen konnte wurde ich auch schon eiskalt zurückgestoßen. Ich versuchte es einige Male wieder auf dieselbe Weise, doch alle gingen gleich aus. Selbst als meine Fischflosse stark anfing zu pochen wie auch gleichermaßen wehzutun hörte ich nicht damit auf. Jedoch musste ich nun innehalten. Mich ein wenig ausruhen so gut es in einem Strudel nun mal ging. Ich war am Ende meiner Kräfte. Dennoch wollte ich nicht aufgeben. Auch wenn mein Innerstes dagegen ankämpfte drang Verzweiflung gepaart mit Panik in mein Herz ein. Was mich deutlich mehr unruhiger werden ließ. Ich wollte nicht noch länger hier sein! Vermutlich hier sogar sterben! Anstatt hier wie gefangen zu verweilen wäre es besser die Zeit zum Suchen meiner Freunde sinnvoll zu nutzen! Doch dazu würde ich vermutlich gar nicht mehr kommen. Mir kam dieser Strudel wie ein Käfig vor. Gefangen in einem Käfig aus Wasser. »Ist das mein Ende? Noch ehe ich überhaupt die Suche begonnen hatte?« Ich vergoss eine Träne, die allerdings durch den Ozean gar nicht wahrgenommen wurde. Und meine Augen durch das Salzwasser leicht zu brennen anfingen. Vermutlich bildete ich mir das durch meine panische Angst auch nur ein, doch mir kam die ganze Zeit so vor als wollte dieser Strudel nicht, dass ich hier rauskam. Als hätte dieser anderes mit mir vor. Meine in Gedanken versunkene Unaufmerksamkeit wurde sogleich auch schon bestraft, indem ich die Kontrolle der lenkenden Kurve verlor und im nu aufs härteste wieder durch alle Richtungen geschleudert wurde. Diesmal jedoch blieb ich in dieser Situation gefangen. Konnte mich gegen die Strömungen nicht mehr zur Wehr setzen. In meiner Schwanzflosse hatte ich keine Kraft mehr. Nur der pochende und stechende Schmerz erinnerte mich daran, dass ich eines besaß, jedoch nichts tun konnte. Vollkommen leer blickten meine Augen in die starken Strömungen, bevor mir dann die Augen zufielen und ich in endlose Schwärze der Bewusstlosigkeit glitt. Erzähler Sicht: In diesem Moment erschlaffte der Körper dieser Meerjungfrau. Gab dem Strudel zusätzlich Angriffsfläche als der Körper noch schneller in alle Richtungen geschleudert wurde. Eine gefühlte Ewigkeit, so schien es zumindest, hörte es nicht auf. Erst nach einer Weile wurde die Kraft des Strudels schwächer. Bis dieser schließlich vollkommen von Leila abließ und jene hart auf dem Sand des Meeresbodens aufprallte. Noch immer war die junge Meerjungfrau bewusstlos. Und dies würde sich auch weiterhin in nächster Zeit nicht ändern. Die leichten Strömungen des Ozeans hoben sie behutsam, wie eine Mutter ihr Kind, auf und trugen sie langsam weiter. Immer und immer weiter führte das Wasser den Körper voran. Das Ziel ungewiss. Auch die Fluten beteiligten sich daran und beschleunigten dieses Vorhaben somit ein wenig. Sanft aber bestimmend. Dann an einer anscheinend besonderen Stelle hielt die Flut mit ihr inne. Wartete anscheinend auf irgendetwas. Kurz darauf wurde diese Stelle gleißend hell, bis es dann wieder erlosch. Stattdessen ersetzte nun ein Portal das Licht. Die Strömung gab dem bewusstlosen Körper einen kleinen Schubs in diese Richtung. Verursachte dabei, dass dieser in das Portal hineintrieb. Augenblicklich schloss sich jenes wieder. Es sah wieder so aus wie zuvor. So als ob gar nichts passiert wäre. Auf der anderen Seite des Portals öffnete sich dieses wieder als die Meerjungfrau schon hinausgezogen wurde. Danach schloss es sich endgültig. Auch jetzt wieder mitten im Meer befindend trieb es Leila dabei auch weiterhin vor sich hin. Die Strömungen und die Fluten übernahmen wieder die Richtung in der sie die Meerjungfrau hinbrachten. Auch dieses Mal immer und immer weiter. Als dann ein Unterwasser Durchgang, welches als Unterschlupf diente, in Sicht kam. Das Wasser bewegte sie direkt hinein. Ließ sie dann jedoch dort. Unerwartet ging die Höhle etwas größer hinauf. Somit stieg Leilas bewusstloser Körper nach oben. Ihr Kopf tauchte schließlich auf. Und ihr Körper bewegte sich durch dem Willen des Wassers auf einem mittelgroßen Felsen zu, welcher direkt neben dem Wasser emporwuchs. Auf jenen kam der Körper der Meerjungfrau letztendlich zur Ruhe. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)