Auf der Suche nach den 4 Meerjungfrauen von Todesengel1618 (H2O - Plötzlich Meerjungfrau) ================================================================================ Kapitel 6: Noch ein Schock -------------------------- Kohakus Sicht: Das Knistern des Feuers, welches ich vor geraumer Zeit entfacht hatte, erfüllte diesen Ort. Ein nahezu beruhigendes Geräusch wie ich fand. Auch wie das Feuer sich gierig um die dünnen Äste züngelte hatte auf mich eine hypnotische Wirkung. Weshalb es sich in meinen braunen Augen widerspiegelte als ich hinein starrte. So wie immer dachte ich nach. War in meine Gedanken vertieft. Plötzlich raschelte in der Nähe ein Gebüsch. Erschrocken davon fuhr ich hoch, während ich meine Kettensense in die Hand nahm. Die in der Nähe stehenden Büsche nicht aus den Augen ließ. Ich sah Umrisse einer Person von mittlerer Größe, bevor das Licht des Feuers den Blick freilegte. Ein junges Mädchen, dessen rote Haare zur Hüfte gehend während dem Gehen leicht hin und her wippten. Aber ihre Kleidung war seltsam. So etwas hatte ich bisher noch nie gesehen. Das Erscheinungsbild von ihr war gewöhnungsbedürftig. Von dem eingehenden Mustern besah ich mir näher ihr Gesicht, welches ich nur flüchtig in Augenschein genommen hatte. »Augenblick mal… Das ist doch die junge Meerjungfrau, die ich am Ort des Baches entdeckt habe!« fiel es mir wieder ein. Ich erstarrte sofort als ich sie wiedererkannte. Wie aufs Stichwort erschien diese Stimme wie zuvor schon in meinem Kopf, die wohl das auch zu bemerken schien und bestätigte das was ich sah, während diese meine Gedanken und meinen Körper lahmlegte. Diesmal klang sie lauernder als sonst. Außer einen Hauch von Überraschung schwang da auch zum Großteil Freude mit. »Das Mädchen von zuvor!« schien sie zu flüstern. Danach sprach die männliche Stimme in einem verschärft herrischen Ton: »Behalte sie im Auge! Versuche sie zu überzeugen hier zu bleiben!« Danach war es still. Doch das Gesagte von meinem Meister hallte noch weiterhin in meinem Kopf. Ich konzentrierte mich wieder auf das Mädchen, das mich mit leicht vor Schock geweiteten Augen ansah, jedoch dann neugierig den Kopf schief legte. „Oh… Verzeihung! Ich wollte dich nicht erschrecken oder stören!” kam es von ihrer sanft hoch klingenden Stimme. Das Mädchen wandte sich schon ab um zu gehen, als ich sie jedoch davon abhielt. „Aber nicht doch! Ihr braucht nicht zu gehen! Stören tut Ihr mich keineswegs! Ihr könnt ruhig hierbleiben! Sicher habt Ihr doch nach einem Schlafplatz gesucht, oder?” Ihre Miene hellte sich augenblicklich auf als sie sich dann gegenüber von mir zaghaft zu dem Feuer hinsetzte. Um nochmal sicher zu gehen fragte sie ein wenig unsicher nach ob es auch wirklich in Ordnung ginge hier zu übernachten. Ich bejahte dies. Gab ihr zusätzlich noch einen Grund dafür wegen dem Feuer, da sie es schön warm hätte, und es sie vor wilden Tieren schützen würde. Somit nickte sie und die Sache war damit auch schon erledigt. Das rothaarige Mädchen sah zu den Flammen, die flackernd mal kleiner und mal größer wurden. Stille breitete sich aus zwischen uns. Nur das Knistern des Feuers unterbrach dieses Schweigen. Es war keine unangenehme Stille. Jedoch eine die etwas Unbehagen auslöste. Mein Meister wurde zunehmend ungeduldiger, was er sehr verdeutlichte. »Worauf wartest du! Bring sie dazu sie in ein Gespräch zu verwickeln!« kam es von der Stimme in einem befehlshabenden Ton. Ich tat das was Meister Narake von mir verlangte und begann mit einer einfachen Frage. „Wie heißt Ihr?” Von der Frage aufmerksam geworden sah das Mädchen auf und sagte: „Leila.” „Und du?” lautete prompt die Gegenfrage. Kaum hatte sie ihren Namen ausgesprochen redete die Stimme in meinem Kopf auch schon mit. »Leila also…« Den Rest ließ dieser unausgesprochen. Was vielleicht sogar besser war. Außer das hämische Grinsen, was man geradezu hören konnte, war da auch etwas in dessen Stimme, was ich anhand meines jetzigen Alters nicht wirklich verstehen oder benennen konnte. Was bei den Erwachsenen mehr Thema war. Leicht genervt davon verdrehte ich im meinem inneren Bewusstsein die Augen. Doch ich war meinem Gegenüber noch eine Antwort schuldig. „Ich heiße Kohaku.” „Und wie alt bist du?” fragte sie mich nun. „Elf.” kam es gleich aus meinem Mund. Leilas Gesicht zeigte Schock und Entsetzen, bevor sie dann wieder sprach. „Und mit dem Alter bekommst du schon so eine Waffe in die Hand?” Leicht verstört sah sie mir in die Augen. Deutete dabei mit einem seitlichen Nicken zu meiner Kettensichel, welche ich unbemerkt von mir noch immer in der Hand hielt. Ich verstand nicht so recht was die Frage sollte. Seit ich mich erinnern konnte in Meister Narakes Diensten zu stehen war ich niemals ohne meine Waffe an Orten gewesen. Es wäre auch nicht besonders ratsam unbewaffnet durch Dörfer zu ziehen oder durch Wälder zu streifen. Ich diente einzig und allein dazu Dämonen zu töten, und auch jene, die meinem Meister im Weg standen. Daran zweifeln tat ich nie ob das was ich tat vielleicht falsch war, oder an Grausamkeit herankam was ich an Befehlen Folge leistete. Meister Narake hatte mich aufgenommen. Auch wenn er zu den Halbdämonen gehörte, so zögerte ich nie seine Befehle auszuführen. Somit hielt ich es nicht für notwendig darauf zu antworten. Danach folgte weitere Stille. Eine Frage konnte ich mir jedoch nicht verkneifen. „Von woher stammt Eure Kleidung? So eine Art sich anzukleiden sehe ich zum Ersten Mal.” Die verdutzte Mimik war ihr regelrecht ins Gesicht geschrieben. So als wäre es verrückt gewesen diese Frage zu stellen. „Du hast so eine Art davon wie man sich anzieht wirklich noch nie gesehen?” Ich nickte bestätigend. Hang noch ein „Bei Frauen bekommt man so etwas nie zu Gesicht. Man sich sagt, dass sich das für eine Frau nicht gehört.” dazu. Durch das Gesagte von mir wurden ihre Augen noch größer. „Alter… Kommt mir wie im Mittelalter vor!” brabbelte sie vor sich hin. Verwirrt durch diese Aussage hob ich eine Augenbraue. Leilas Ausdrucksweise fand ich auch befremdlich. Durch meine Gesichtszüge stutzte das rothaarige Mädchen und sah mir misstrauisch in die Augen. Man sah darin eine Vermutung aufflackern. Jedoch erhoffte man sich, dass es nicht stimmte. Leilas Augen waren wie ein offenes Buch für mich. Schließlich fragte sie: „Welches…Jahrhundert schreiben wir?” Unsicher sprach sie diese Worte aus. Dabei auch eine angespannte Haltung und ein unterdrücktes Zittern ihrer Stimme. „Fünfzehnhundert sechsundneunzig.” Nach dieser Antwort war sie wie ausgewechselt. Sie benahm sich sonderbar. Ihr Verhalten darauf zeigte Verstörung wie sich das auf sie auswirkte. Ihr Körper zitterte nur mehr und das wärmespendende Licht des Feuers zeigte, dass sich in dessen Gesicht ein unnatürliches Weiß gebildet hatte. „Und…an welchem Ort…befinde ich mich?” gelangten diese Worte piepsend an meine Ohren. Sachlich sowie auch selbstverständlich aus meiner Sicht antwortete ich: „In Japan.” Noch ein Schock, der Leila anscheinend auch schwer zusetzte. Ebenfalls wie ihr kreidebleiches Gesicht unnatürlich weit geöffnete Augen. Ich ließ sie noch ihren Gedanken nachhängen, bis es mir zu viel wurde. „Könntet Ihr mich bitte aufklären was Euch so aufwühlt?” Anhand dessen meiner Frage, die sie aus ihrer Abwesenheit erwachen ließ, hörte das Mädchen mir gegenüber auf zu zittern. Schluckte aber, während sie nervös mit ihren Fingern spielte. Den Blick leicht gesenkt mit leiserer Stimme erläuterte sie: „Ich komme nicht aus dieser Zeit! Wie man von meiner Kleidung gut sehen kann. Ich lebe in dem einundzwanzigsten Jahrhundert. Dem Jahre zweitausendsiebzehn. Besser ausgedrückt komme ich aus der Zukunft…” Als sie somit endete machte ich große Augen. Jetzt verstand ich warum sie so reagiert hatte. Die Stimme in meinem Kopf horchte auf und regte sich wieder in einem sehr boshaften Ton. »Interessant!« sprach mein Meister nun aus. Ich wusste nicht warum, aber allein schon dieses Wort brachte meinen Körper dazu, dass die Nackenhaare sich aufstellten. Danach hörte ich in meinem Kopf noch etwas. »Hehe! Wie es scheint dürfte sich das weitaus mehr abwechslungsreich mit dem Mädchen gestalten als ich erwartet habe! Mal sehen was wir noch so alles über sie herausfinden können! Bleibe hartnäckig weiter dran!« Das tat ich auch. „Und wisst Ihr-” Doch Leila unterbrach mich. „Du kannst mich ruhig duzen! Ist mir sogar angenehmer so mit dir zu reden!” bestand sie gelassen darauf. „Und wisst Ihr-weist du wie du hierhergekommen bist?” korrigierte ich mich schnell. Ihr Blick schien darauf leicht abwesend als sie antwortete. „Ich weis nicht wie das geschehen konnte… Eigentlich wäre so etwas gar nicht möglich! Das einzige an was ich mich erinnern kann ist, bevor ich hier aufwachte, dass ich im Meer nach meinen Freundinnen suchte! Dabei hatte mich dann ein großer Strudel erfasst! Selbst mit meiner Schwanzflosse konnte-” Leila unterbrach sich bei dem Satz als sie große Augen bekam. Schockiert hielt sie sich mit beiden Händen den Mund zu. Es wirkte so als hätte sie etwas gesagt was sie nicht hätte sagen sollen. Vermutlich lag es an dem Wort "Schwanzflosse", dass somit zeigte was sie war. Die männliche Stimme im Kopf lachte in sich hinein. »Ach. Hat sie sich etwa ungewollt verplappert? Hehe. Als ob ich nicht wüsste, dass sie eine Meerjungfrau ist!« Diesen Kommentar von Meister Narake ignorierte ich gekonnt. Ich überging das was gerade war, und die nächste Frage kam über meine Lippen. „Wie alt bist du eigentlich?” „Ich bin sechzehn.” kam die Antwort zurück. Man sah es ihr an, dass sie erleichtert darüber war, dass ich nicht weiter nachfragte. Und erst gar nicht drum herum stocherte. Doch ihr Blick wurde interessiert, als sie ihre Stimme erhob. „Was brachte dich eigentlich dazu im Wald übernachten zu wollen? Und so ganz allein? Was tust du so den ganzen Tag über?” erklang es neugierig von dem rothaarigen Mädchen. Meine Antwort lautete: „Ich habe im Auftrag meines Meisters die Gegend erkundet. Und meine Aufgabe ist es Dämonen zu töten, sowohl auch welche, die meinem Meister im Wege stehen.” „Dein…Meister?” fragte Leila zögernd. „Ja.” „Ich verstehe das Mittelalter einfach nicht! Er ist doch noch ein Kind! Ein solches sollte erst gar keine Waffe bei sich haben! Vor allem nicht so eines! Und dann auch noch gezielt jemanden zu töten…” murmelte sie in ihrem nicht vorhandenen Bart in sich hinein. Von dem gebratenen Spieß meiner Beute bot ich dem rothaarigen Mädchen etwas an, dass dieses dankend, jedoch entschieden, ablehnte. Nach einer Weile des Schweigens fächerte sie sich mit ihrer Hand Luft zu. Allem Anschein nach wurde Leila durch das Feuer zu warm. Schuld war vermutlich das was sie da anhatte. Dieses Schwarze, was sie da am Oberkörper trug, sah schon von der Ferne sehr wärmespendend aus. Sie hielt bei ihrer Tätigkeit inne und sah nachdenklich zu mir hinüber. „Warum bist du dann trotzdem alleine unterwegs, wenn du doch deinen Meister hast? Kümmert er sich um dich nicht genug? Ihm scheint wohl wenig daran zu liegen was mit dir passiert… Bei deinen Alleingängen, die du durch seine Befehle machen musst, kann das ziemlich ins Auge gehen! Du vielleicht dann schwer verletzt oder sogar getötet wirst! Du bist noch so unglaublich jung… Auf dich muss man doch aufpassen! Dein Meister scheint wohl kein Pflichtgefühl zu haben! Und was ist mit deinen Eltern?” Ich schwieg jedoch. Warum sollte ich auch antworten. Ich befand es nicht für nötig darauf was zu erwidern. Zumal ich mich sowieso an nichts erinnern konnte. An nichts. Ich wusste nur dass ich schon seit ich mich erinnern konnte Meister Narake diente. Mich bei ihm wohnen ließ. An meine Eltern, oder ob ich noch weitere Familienmitglieder hatte, erinnerte ich mich nicht. Ob ich überhaupt je welche hatte… Mehr brauchte ich nicht zu wissen, um meinem Meister zu dienen. Dass ich nichts darauf sagte schien ihr wohl nicht zu gefallen. Das Mädchen spannte leicht verärgert den Kiefer an. Sagte jedoch nichts. Sah mir nur in die Augen und beobachtete mich. Wollte in meine Seele blicken. Was ihr jedoch nicht gelang. Beharrlich hakte sie weiter nach. „Warum sagst du nichts? Hast du etwa keine Eltern mehr?” Weitere Stille. Wieder sagte ich nichts dazu. Sah ihr nur stumm in ihre ebenfalls braunen Augen. Noch eine Weile blieben wir so. Dem Gegenüber still in die Augen blickend. Schließlich gab sie es auf und seufzte resigniert. Dabei entkam ihr flüsternd ein „Dann eben nicht!”, bevor wieder nur das Knistern des Feuers zu hören war. Ein paar Sekunden später schob sie den linken Ärmel nach oben. Sah einen Gegenstand an. Ein etwas seltsames Ding. So wie es aussah eine Sonnenuhr am Handgelenk. „Ich werde mich jetzt schlafen legen! Gute Nacht!” gähnte sie mehr als dass sie es sagte. Gleich darauf lag sie auch schon und rückte zu einem Baum, der gleich in der Nähe des knisternden Feuers stand. Ihren Kopf bettete sie auf eines dessen Wurzeln, die durch die Größe viel Platz benötigten. Danach schloss sie die Augen. Nicht lange und sie verfiel bald in einen leichten Dämmerschlaf. »Kohaku!« Mein Meister mal wieder. »Du wirst sie am nächsten Tag zu mir bringen! Ich wünsche keinerlei Verzögerungen! Und versage ja nicht!« zischte die männliche Stimme bedrohlich in meinem Kopf. Danach kehrte endgültig Ruhe ein. Mein Blick glitt von den Flammen zu dem schlafenden Mädchen. Leilas Gesicht beobachtete ich noch für einige Zeit. Doch dann wurde schließlich auch ich müde, und so legte ich mich ebenfalls schlafen. Leilas Sicht: Das Zwitschern der Vögel weckte mich aus meinem Schlaf auf. Verschlafen öffnete ich die Augen, bevor ich diese wieder schließen musste, da das Tageslicht mich blendete. Nach ein paar Momenten gewöhnte ich mich an dieses Licht. Streckte währenddessen meine Glieder als ich leise gähnte. Ein bisschen wacher geworden ließ ich mein Gehirn arbeiten. Ging den gestrigen Tag durch. Um mich zu vergewissern, dass all das was ich erfahren hatte kein Traum war, wendete ich den Kopf in Richtung Feuerstelle, von welcher nur mehr die Glut übriggeblieben war. Dort fand ich den Jungen Kohaku vor, der noch seelenruhig schlief. Den Kopf drehte ich wieder weg. »Unglaublich… Ich bin tatsächlich im Mittelalter!« war der unfassbare Gedanke der erste was ich zustande bekam. Es war mehr als nur befremdlich. Aber damit musste ich nun leben. Den linken Ärmel meines schwarzen Pullovers, der nach dem Rauch des Lagerfeuers roch, krempelte ich hoch und schaute auf meine Armbanduhr. 04:31 war es gerade. »Puh… Wie früh!« Allerdings, da ich ja sonst immer auch ungefähr um diese Zeit herum aufstand, nicht wirklich tragisch. Als ich mich aufhockte durchzuckte mich sofort ein Schmerz, der sich von meinem Hinterkopf bis hin zum Kreuz bemerkbar machte. Ich biss mir auf die Lippe, um keinen Laut zu verursachen. Den Jungen wollte ich nicht wecken, der gerade den Schlaf der Gerechten schlief. »Tja, das kommt davon, wenn man auf dem Boden schläft! Da sind Schmerzen natürlich vorprogrammiert! Aber ich habe eben nun mal keine andere Wahl gehabt! Wie verspannt mein Rücken doch ist! Was würde ich nicht alles für eine Massage geben!« dachte ich wehmütig daran. Mein Blick glitt zu Kohaku, während ich nachdachte. Obwohl ich ihn erst gestern traf mochte ich ihn auf unerklärliche Weise. Er war mir sehr sympathisch. Auch wenn er sehr wenig von sich preisgab konnte ich aus seinen Augen ablesen, dass er wohl schlimmes erlebt hatte. Zu schnell erwachsen geworden war. Nicht verwunderlich zu hören. Im Mittelalter war die Zeit selbst bei Kindern sehr rau und finster gewesen. »Armer Junge! In meiner Zeit hätte er es bestimmt schöner zu leben gehabt!« besah ich mir den Jungen mitleidig. Jedoch war eines seltsam gewesen als ich mit Kohaku ein Gespräch geführt hatte. Seine braunen Augen hatten getrübt ausgesehen. Auch seine Stimme hatte sich monoton angehört. Noch etwas was mich beschäftigte war aber auch, dass er keine Gefühlsregung wie Trauer oder Freude zeigte. Nicht das Geringste war zu sehen gewesen. Nicht mal ansatzweise. Fast schon teilnahmslos und ohne jegliche Emotionen. Mich beschlich ein ungutes Gefühl, dass etwas mit dem Jungen nicht stimmte. Nur was war die Frage… Daher entschied ich mich, dass es besser war zu gehen. Bedächtig und überaus vorsichtig stand ich somit auf. Teils wegen meinem vor Schmerz verspannten Körper, und auch um keinen Mucks von mir zu geben. Keinerlei Geräusche zu verursachen. Es tat mir leid das machen zu müssen. Ich hätte ihn gerne seines Weges begleitet. Aber es war besser so. Ich vergewisserte mich nochmal ob Kohaku noch immer tief und fest schlief. Was er nach wie vor tat. Mich nun davon überzeugt ging ich langsam rückwärts von ihm weg. Den Blick fixierend auf dem schlafend liegenden Jungen gerichtet. Dabei auch kurz am Boden schauend ob kein Zweig mein Vorhaben verraten würde. Oder ich bei einem Ast stolperte, der meinen Weg behindern könnte. Schritt für Schritt bewegte ich mich so leise wie möglich fort. Bis ich mich so weit entfernt hatte, dass man nur mehr Büsche sehen konnte. Augenblicklich drehte ich mich um und ging nun mit normalem Tempo den Weg entlang. Währenddessen atmete ich erleichtert auf. Nicht mehr lange wie sich gleich herausstellte. Ich bog gerade ab, wo ich in der Nähe einen weiteren dieser Bäume erblickte, als ich von einem Geräusch aus sofort stehen blieb. Misstrauisch die Gegend beäugte. Gar nicht so weit von mir entfernt vernahm ich ein Summen, welches stetig immer lauter wurde. Als der Blick mir dann freigelegt wurde verschlug es mir regelrecht die Sprache, so geschockt sah ich fassungslos in diese Richtung. In der Luft flogen im wahrsten Sinne des Wortes riesengroße monströse Insekten geradewegs auf mich zu! Ähnelten Hornissen sehr stark. Nur deutlich größer. Aber irgendetwas sagte mir, dass das Bienen darstellen sollten. Seltsame Wesen. Sahen irgendwie etwas gruselig aus. Jetzt schien ich wohl diesen besagten Dämonen begegnet zu sein. Diese Insekten waren bestimmt Dämonen. Aus meiner Starre erwacht ging ich leicht schluckend ein paar Schritte zurück, um von diesen wieder etwas Abstand zu bekommen. Doch das brachte nichts. Sie flogen weiter zu mir, egal wie viele Schritte ich auch tat. Hin und wieder sammelten sich viele von ihnen vor mir, sodass ich schnell eine andere Richtung einschlug, um diese wenigstens etwas von mir fern zu halten. Mich überforderte das was ich sah. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Fühlte mich hilflos. Schutzlos. Jedoch griffen diese Riesen Bienen mich nicht an. Worüber ich auch mehr als nur froh war. Langsam stutzte ich jedoch was diese dämonischen Biester da taten. »Was bezwecken sie damit?« Plötzlich ging mir ein Licht auf und ich begriff. Diese Insekten wollten mich wieder zurück zu Kohaku bringen. Hatten diese mit ihm etwas zu tun? 'Ich habe im Auftrag meines Meisters die Gegend erkundet.' »Natürlich…sein Meister! Kohaku erzählte mal davon! Ob diese überdimensional großen Insekten zu seinem Meister gehören?« fiel mir diese Sache dazu ein. Doch bevor ich länger darüber nachdenken konnte kamen einige von diesen auch schon zu mir geflogen. Drängten mich ein weiteres Mal weiter zurück. Voller Panik tat ich unbewusst etwas was ich noch nie getan hatte: Ich setzte meine Fähigkeiten ein. Im nu erhellten sich durch das panische Fuchteln meine Handinnenflächen und frierten diese Riesen Bienen in binnen weniger Sekunden zu Eis ein. Laut plumpsend fielen diese zur Salzsäule erstarrt in unmittelbarer Nähe vor meinen Füßen zu Boden. Die restlichen dieser dämonischen Wesen hielten nun wesentlich von mir Anstand. Schätzten ein was ich als nächstes tun würde. Ganz erstaunt und ungläubig starrte ich auf meine Hände, die ich noch ausgestreckt in der Luft hatte. Ich konnte nicht fassen, dass ich das war. Völlig überrumpelt davon sah ich weiterhin auf meine Hände. Stolz überflutete mich, dass ich es geschafft hatte, wenn auch unwillkürlich, diese Biester nicht noch näher zu mir kommen zu lassen. Ich schöpfte nun motiviert neuen Mut, was man jetzt in meinen Augen sah, die entschlossen und unerschrocken zu den Insekten guckten. Drei von ihnen wagten sich vorsichtig etwas näher zu mir zu fliegen, was sie dann aber sogleich bereuten. Noch ehe sie reagieren konnten erwischte sie schon mein nächster Angriff. Diesmal setzte ich meine Kraft ein, dass alles um sich herum verdampfen und verbrennen konnte. Mit einem Puff zerrissen ihre Körper und wurden zu Staub. Wieder fiel mein Blick auf die Dämonen. Siegessicher lächelte ich zu ihnen hinüber. „Kommt ruhig her! Ich fürchte mich nicht!” Mit erhobener Stimme sagte ich das hochmütig. »Kampflos werde ich ganz bestimmt nicht das tun was diese Riesen Bienen verlangen! Ich habe nicht vor zu Kohaku zurückzukehren, und womöglich seinem Meister zu begegnen!« Nun kamen auch die letzten zu mir geflogen. Wieder setzte ich die Fähigkeit Dinge einzufrieren ein. Doch dieses Mal wichen sie geschickt aus. Die Riesen Bienen schienen wohl daraus was dazugelernt zu haben. Auch als sie hin und wieder kurz in meine Nähe kamen versuchte ich es diese einzufrieren oder zu verbrennen. Doch immer wieder schafften sie es dem gerade noch zu entkommen. Irgendwann wurde mir das jedoch zu bunt. Weswegen ich meine Taktik änderte. Ich wusste auch schon wie. Schnell ließ ich einen kleinen Teil des Wassers, da sich in der Nähe ein Fluss befand, in die Höhe steigen und in der Luft zu mir hinziehen. Dieses formte ich gleich zu einer langen Peitsche. In Windeseile schlang ich diese ganz fest um die dämonischen Insekten, damit sie auch gar nicht mehr die Möglichkeit hatten daraus hinaus zu schlüpfen. In der Wasserpeitsche kombinierte ich das geformte Wasser mit Eis und Hitze. »Jetzt können sie mir nicht mehr entkommen!« grinste ich fies in mich hinein. Vor Schmerz wanden sich diese. Schlugen wild mit den Flügeln, um aus der Schlinge der Wasserpeitsche raus zu kommen. Doch die Mühen und Kräfte waren umsonst. Die Umklammerung hatte sie fest im Griff. Nach einer gewissen Zeit wurden die kleinen Dämonen bei ihrer Gegenwehr immer langsamer. Ihre Bewegung von Mal zu Mal schwächer. Bis die Körper von ihnen dann schließlich erschlafften. Die Peitsche lockernd fielen die Riesen Bienen sofort tot zu Boden. Manche blieben so wie sie waren. Und andere wiederum fingen an sich zu pulverisieren. Das Wasser ließ ich zurück in den Fluss gleiten. Beruhigende Stille erfüllte den Wald in dem ich mich befand. Die Gefahr gebannt. Vollkommen erleichtert diese Insekten nun los zu sein atmete ich auf. Endlich hatte ich wieder meine Ruhe. Noch für eine Weile verharrte ich so. Verarbeitete das Geschehene. Dann setzte ich mich langsam in Bewegung und setzte meine Reise fort. Narakes Sicht: Tief im Herzstück meines vor Miasma verhüllten Schlosses verweilte ich in meinem Gemach. Durch die immerwährende Dunkelheit, die drinnen im Raum als auch draußen herrschte, leuchteten meine roten Augen besonders stark. An der Wand, leicht vor Schmerzen gekrümmt, angelehnt saß ich da. Mein erster Abkömmling Kanna gleich gegenüber von mir, die den Seelenspiegel in den Händen hielt. Eine Hand von mir stützte sich am Boden ab, während die andere auf meinem Bauch ruhte. Den Blick ausdruckslos auf den Spiegel gerichtet. Ich ließ mir nichts anmerken, aber ich musste mir eingestehen, dass die Wunden, die Hitomiko mir zugefügt hatte, längst nicht so schnell einzustecken waren als erwartet. Das Aufsitzen verlangte viel von mir ab. Vor Zorn ballte ich meine Hand zur Faust. »Diese verdammte Miko!« verfluchte ich Hitomiko in Gedanken nicht zum ersten Mal. Jedoch war mein Zorn zu meinem Fehlschlag durch diese Person gerade weniger intensiv. Mich beschäftigte gerade etwas anderes. Durch Kannas Spiegel beobachtete ich was sich bis eben gerade ereignet hatte. Diese Leila, von der ich den Namen durch Kohaku in Erfahrung gebracht hatte, haute tatsächlich vor meinen Augen ab, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte! Mir waren momentan machtlos die Hände gebunden etwas zu unternehmen! Und dann auch noch so einen nichtsnutzigen Diener von Kohaku! Zu nichts zu gebrauchen! »Nicht einmal dazu fähig ist er auf dieses Mädchen aus der Zukunft aufzupassen und ein Auge auf sie zu haben! Obwohl ich ihm ausdrücklich gesagt habe, dass er sie zu mir führen soll! Immer muss man alles selbst in die Hand nehmen, um es richtig zu machen! Aber nun gut… Ist jetzt auch nicht mehr von Belang!« schimpfte ich über Kohaku, der nicht mal solch eine einfache Aufgabe übernehmen konnte. Viel wichtiger war nun was sie mit meinen geliebten Saimyosho angestellt hatte! Zum Teil war ich wütend auf sie. Doch auch fasziniert davon. Immerhin wusste ich jetzt schon mal welche Fähigkeiten in ihr steckten. Möglich auch dass sie unter Umständen noch weitere besaß. Ihre Kräfte waren nützlicher als ich es mir zu Anfang gedacht hätte. Mit etwas mehr Training könnte sie ganz schön viel Kraft in sich besitzen. »Dieses Halb Fisch Mädchen habe ich eindeutig unterschätzt! Umso wichtiger sie auf meine Seite zu bringen!« Noch konnte ich dies nicht selbst in die Hand nehmen. War zu meinem Missfallen zu schwach, um mich an ihre Fersen heften zu können. Konnte mich fast kaum bewegen. Es wäre zu erbärmlich in diesem Zustand einen Versuch zu starten. Also würde ich mich in Geduld üben. Sowohl dass meine Wunden dann verheilen würden, als auch auf eine passende Gelegenheit warten würde, um dieses Mädchen mir ohne weitere Umstände nun endgültig zu holen. Bis dahin würde ich durch Kannas Seelenspiegel Leila weiter beobachten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)