Auf der Suche nach den 4 Meerjungfrauen von Todesengel1618 (H2O - Plötzlich Meerjungfrau) ================================================================================ Kapitel 8: Ich hab es doch gewusst! [Teil 1] -------------------------------------------- Leilas Sicht: Ich wusste nicht mehr wie lange es dauerte bis ich im Unterbewusstsein aufwachte und etwas spürte. Das Zeitgefühl hatte ich verloren. Vermutlich lag ich sogar etwas länger. Dass ich was spürte ließ mich stutzen. »Also lebe ich noch…« stellte ich fest. Ganz dumpf drang plötzlich eine Stimme an mein Ohr, das sich jedoch weit weg anhörte. Auch konnte ich sie nicht wirklich zu einem Geschlecht zuordnen. Nun wurde ich sachte aufgehoben und wohin getragen. Durch das taube Gefühl fühlte sich mein Körper so merkwürdig an. So als ob dieser gar nicht mir gehören würde. Richtig fremd. Das war schon ziemlich beunruhigend. Während die eine Person mich trug versuchte ich die Augen aufzukriegen. So wirklich gelingen wollte es mir jedoch nicht. Meine Augenlider waren so schwer wie Beton Klötze, dass es kaum möglich war diese zu öffnen. Also hörte ich auf. Ich war sowieso zu erschöpft, als dass ich dazu noch in der Lage war. Ausgeliefert war ich dieser fremden Person sowieso. In diesem körperlichen Zustand war ich eindeutig zu schwach, um mich zu wehren oder zu schützen. Danach wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als ich unter mir den Boden spürte. Etwas plätscherte im Hintergrund und mir wurde etwas aufs Gesicht gestrichen. Ich verzog das Gesicht. Drehte dabei den Kopf zur Seite. Das Gefühl auf der Haut hörte auf. Doch dann nach wenigen Augenblicken kam dieses Feuchte wieder. Über das gesamte Gesicht, so wie auch über die Augen, wurde dieses Kühle gefahren. »Das stört! Es soll aufhören!« Gleichzeitig grübelte ich was das Feuchte wohl war. Bis ich darauf kam und hektisch voller Schock hochfahrend die Augen aufriss. »Wasser!« schoss es mir durch den Kopf. Grelles Abendlicht kam mir entgegen. Blendete mich für den Moment. Nicht richtig sehend versuchte ich mit den Armen rückwärts hinter einem Baum Schutz zu suchen. Doch es war bereits zu spät. Mitten in der Bewegung umgab ein glitzerndes Licht meinen Körper. Und noch im selben Atemzug begegnete mein Blick der goldschuppigen Schwanzflosse, die nun zum Vorschein kam. »Scheiße! Und das ausgerechnet in Anwesenheit eines Fremden! Was mach ich jetzt nur!« kam mein verzweifelter Gedanke. Totenstille. Mein Blick war gesenkt, während ich nervös auf der Lippe kaute. Was diese Person wohl nun dachte? Bestimmt nichts Gutes. Ich spürte geradezu diese Blicke, die mir zugeworfen wurden. „Oh… Das erklärt einiges.” hörte ich nach einer Weile die Stimme des Gegenübers. »Wie hab ich diese Aussage nun zu verstehen! Ist das gut oder schlecht?« Aus der Stimme hörte man eine männliche heraus, die etwas älter war und erfahren zugleich. Und irgendwie auch…freundlich. Neugierig davon geworden wagte ich den Schritt meinen Kopf zu heben. Sogleich konnte ich in smaragdgrüne Augen blicken. Die Gesichtszüge des Mannes wirkten überrascht und zum Teil auch neugierig. Was man außer dem eingehenden Mustern noch erkennen konnte. Sein kastanienbraunes langes Haar war auf der Schulter gebettet, welches fast am Ende des Haares zugebunden war. An einer Stelle des Halses war eine mittelgroße verblasste Narbe zu sehen. Eine blau rote Kimono ähnliche Kutte wie die eines Mönchs trug dieser am Körper. Von oben bis unten, zu den in Sandalen tragenden Füßen, verbarg es die Haut des Mannes. Auch an den Armen war es das gleiche. Und wieder einmal fragte ich mich wie man im Sommer so warm angezogen sein konnte. Na ja. Ich war selbst auch nicht besser dran. Sitzend bewegte er sich zu mir, was mich weg zucken ließ. Sofort erhob er seine tief klingende Stimme mit einem sanften Lächeln. „Habt bitte keine Angst! Ich werde Euch nichts tun! Ich möchte lediglich die Wunden Eurer Hände versorgen! Nicht dass sie sich noch entzünden! Wenn Ihr es erlaubt!” Seine behutsame Art mit mir zu sprechen beruhigte mich irgendwie. Prüfend mit etwas Misstrauen darin sah ich den braunhaarigen Mann an. Mit reichlichem Zögern gab ich seiner Bitte nach als ich die Handrücken in seine legte. Mit ihm bewegte ich mich sitzend in Richtung des Flusses, wo es diesem leichter fiel sich an dem Gewässer zu bedienen. Ein kleines Tuch tunkte der Mann ins Wasser und wringte dieses leicht aus. Dann wurde das vom Wasser befeuchtete Tuch auf die Wunden getupft. Ein Zischen entkam mir dabei. Zugleich biss ich mit zukneifenden Augen die Zähne zusammen. Danach öffnete ich sie wieder. Das machte er ein paar male bis er es ins Gewässer legte, wo das inzwischen Blut verdünnte sich mit diesem vermischte und aus dem Tuch verschwand. Nach kurzem Säubern reinigte er meine blutverschmierten Hände noch einmal. Währenddessen schwiegen wir. In der Zwischenzeit überlegte ich wie ich mit ihm ins Gespräch kommen könnte. Ich würde mit dieser Sprache sprechen die im Mittelalter zugegen war. Fingen wir doch mal mit einer einfachen Frage an. Also fragte ich nach einer Weile: „Lag ich schon lange in Eurer Anwesenheit bewusstlos?” So lange ich in dieser Zeit festsaß war es besser, wenn ich mich dessen bemächtigte. Auch wenn es dauern würde sich daran zu gewöhnen. „Nicht sehr lange! Dürften nur wenige Minuten gewesen sein!” antwortete mein Gegenüber überlegend. „Wie heißt Ihr?” kam es gleich darauf zurück. „Leila. Und Ihr?” „Kouki. Von woher kommt Ihr? Solch einen Namen habe ich noch nie gehört.” Kurz blieb ich still und überlegte wie ich es ihm am besten erklären sollte. „Nun… Dieses Land werdet Ihr sicherlich nicht kennen! Der Name würde Euch auch bestimmt nichts sagen! Von Japan ist das schon etwas weiter weg. Ihr würdet es nicht erreichen können!” Überrascht kam von Kouki: „Ihr seid nicht von hier?” Dann veränderte sich der Ton zu erwartet. „Ja, das dachte ich mir beinahe schon! Die Kleidung von Euch wäre zu ungewöhnlich, als dass Ihr von hier stammen würdet!” Nach diesem Gespräch gab es nichts mehr zu bereden. Weshalb es still zwischen uns wurde. Ich beobachtete weiter wie er vorsichtig das gröbste Blut mit dem Tuch entfernte. Als er zur Gänze damit fertig war gab er mir meine Hände zurück und kümmerte sich darum das Tuch zu reinigen. Dabei besah ich mir meine Hände genauer. An den vielen unzähligen Schnittstellen kam leicht Blut wieder hervor, doch war es nicht mehr so schlimm wie es zuvor mal ausgesehen hatte. Konnte nun auch besser die Schnittverletzungen sehen. Alle unterschiedlich tief. Manche mehr und mache weniger. Mir kam sogleich ein Gedanke, was meinen Kopf ruckartig hochheben ließ. „Was ist mit dem Dämon?! Habt Ihr ihn noch gesehen?! Versteckt er sich in der Nähe gerade?!” stellte ich hastig und mit Furcht in der Stimme meine Fragen. Ich hatte Mühe dabei mich nicht zu verhaspeln, so schnell redete ich. Kurz hielt der Mann bei seiner Tätigkeit inne. Machte dann jedoch wieder weiter. Kouki hatte den Rücken zu mir gewandt und arbeitete mit aller Ruhe und Gelassenheit, während er sagte: „Der Dämon? Der ist tot.” Ungläubig sah ich ihn an. Obwohl ich darüber froh sein müsste so etwas zu hören, so drang es dennoch nicht in meinem Kopf. „…Tot? Inwiefern tot…?” Mein Kopf war einfach wie leergefegt. Konnte vor Fassungslosigkeit nicht die Worte begreifen, die mir gesagt wurden. „Als ich Euch fand, Leila – da lag dieser Schlangendämon schon tot da. Auf dem ersten Blick sah man schon, dass der Dämon nicht mehr lebt. Muss anhand des Waldes ein harter Kampf gewesen sein! Dieser Dämon hatte sehr starke tiefe Brandwunden, die wohl für dessen Tod verantwortlich waren. Ich vermute mal, dass Ihr es geschafft habt diesen zu erledigen.” »… Was… Ich hab dieses schuppige Scheusal getötet…erledigt? Kann mich mal einer kneifen?« Ich konnte es nicht fassen. Dass ich diese Riesen Schlange tatsächlich besiegen konnte kam mir wie ein Traum vor. Während ich gerade abwesend war beobachtete ich am Rande wie der ältere Mann mich nachdenklich ansah, jedoch nichts darauf sagte. Dann schreckte ich dessen ungeachtet auf, als er dann doch zu Reden anfing. „Ich könnte Euch in meinem Dorf gut gebrauchen! Soweit ich sah war der Schlangendämon unter seines gleichen einer der dickeren Brocken gewesen! Wisst Ihr, ich bin nämlich ein Dorfältester. Und da liegt es mir natürlich sehr am Herzen meine Dorfbewohner zu schützen und ihnen Sicherheit zu geben wo es nur geht! Mit Euren Kräften wärt Ihr in der Lage mich dabei zu unterstützen! Eine kleine Belohnung als Gegenleistung können wir Euch dabei selbstverständlich anbieten! In meinem Dorf seid Ihr herzlich willkommen! Und natürlich ist Euer Geheimnis bei mir sicher aufgehoben!” Bei dem letzten Satz zwinkerte mir Kouki lächelnd zu. Ob er es ehrlich mit mir meinte, ich wusste es nicht. Er hatte mich zum Fluss gebracht und sich um meine Hände gekümmert. Doch was sagte das schon aus. Ich wusste nicht ob ich ihm vertrauen konnte und durfte. Dabei besah ich ihn mir mit Zweifel. Offenbar ahnte mein Gegenüber, dass ich in diese Richtung dachte, weswegen dieser mit weiteren Worten einlenkte und damit versuchte mein Misstrauen verschwinden zu lassen. „Ihr müsst natürlich nicht auf meinen Vorschlag eingehen, wenn Ihr das nicht möchtet. Es würde mich sehr freuen, insofern Ihr mir diesen Gefallen machen würdet. Doch ich zwinge Euch nicht dazu! Aber dennoch würde ich Euch gerne bitten in mein Dorf zu kommen! Dort könnte ich Euch besser verarzten, Leila. Eure Hände müssen behandelt werden, noch ehe die Wunden sich entzünden können! Und auch der Rest Eures Körpers wird es nötig haben zur Ruhe zu kommen nach diesem Kampf! Ich bitte Euch Leila…hört auf Euren Körper!” Da war etwas dran. So ungern ich es zugab, er hatte recht. Mit meinem lädierten Körper war ich für den nächsten Dämon, der mir über dem Weg laufen würde, ein gefundenes Fressen. Verteidigen würde ich mich dann wirklich nicht mehr können. Auch das mit meinen entzündeten Verletzungen wäre ein Problem, wenn ich die Hilfe ausschlagen würde. Und vielleicht war ja das Dorf am Ende doch nicht so schlecht wie ich dachte. Ich sah ein, dass es besser war vernünftig zu sein. Also gab ich nach. Schluckte mein Misstrauen hinunter und nickte zögerlich, um ihm so verstehen zu geben, dass ich einverstanden war. Danach senkte ich gleich den Kopf wo ich nochmal zu meiner goldschuppigen Flosse blickte, die noch immer zu sehen war. Doch dann verschwand diese im selben Augenblick. Zum Vorschein traten die menschlichen Beine, als ich die Kraft zum Verdampfen einsetzte. Ich konnte zwar den Blick von Kouki nicht sehen, aber ich vermutete Mal, dass dessen Augen kurz überrascht oder ähnliches aufgeblitzt hatten. Danach sah ich auf und sah in seine smaragdgrünen Augen. Zufrieden als auch erleichtert lächelte er. Dann jedoch wurde sein Blick etwas ernster. Mit einem Hauch von sanfteren Augen sprach er: „Könnt Ihr aufstehen?” Gute Frage. Ich versuchte es sogleich, doch gelang es mir nicht so recht. Ein paar Versuche machte ich wo es nicht klappte. Dabei wollte Kouki mir helfen. Doch ich ließ ihn nicht. Stellte mich auf stur. Dann endlich schaffte ich es aufrecht zu stehen. Ohne Umschweife machte ich als Test einen Schritt nach vorne und drohte sogleich schwankend zu Boden zu fallen, doch wurde ich noch gerade von ihm festgehalten. „Es ist besser, wenn ich Euch trage!” beschloss er im selben Moment. Dazu sagte ich nichts mehr. Ließ es stattdessen geschehen, dass der braunhaarige Mann mich huckepack nahm. Danach brachte er mich weg von diesem Ort. Während dem gemütlichen Gehen drehte Kouki sein Gesicht leicht zu mir als er zum Sprechen ansetzte. „Nicht sehr weit von mir entfernt liegt mein Dorf. Es wird nicht mehr lange dauern bis wir es erreichen!” Stumm nickte ich. Zeigte ihm somit, dass ich verstanden hatte. Wir streiften durch den Wald. Dabei erzählte er mir ein wenig von dem Dorf in welchem er lebte. Wie sehr er all die Dorfbewohner ins Herz geschlossen hatte. Erzählte mir manches von sich, wie er mal aus einem anderen Dorf fortgejagt wurde und in diesem nun sein Zuhause fand. Und er hatte einen Sohn. Interessiert davon hörte ich all dem ruhig zu. Als er endete verfiel ich ins Grübeln. Auch die restliche Zeit über, wo Kouki mich trug, schwieg ich. Dann jedoch hörte ich auf mir weitere Gedanken zu machen. Denn das Dorf war in Sichtweite. Ein paar Augenblicke brauchte es, dann waren wir schon da. Auf dem Rücken des Mannes sah ich mich nun um. Vom Weitem hatte es nicht so groß gewirkt wie jetzt. Hatte ich nicht gedacht. Viele Dorfbewohner gingen hin und her, und von Ort zu Ort. Einige Stände zum Verkaufen, wie Obst und Gemüse, standen offen. Es wurde oftmals getratscht und herzlich gelacht. Ein bisschen weiter weg von hier erkannte man ein großes Feld, wo einige eifrige Menschen daran arbeiteten dieses zu pflegen als auch etwas daraus zu pflücken. Ich verstand nun warum Kouki das Dorf so liebte. Diese Harmonie spürte man hier sofort. Plötzlich wurde es lauter um mich herum als die meisten Leute einen Halbkreis um uns bildeten. Ein kleines Kind, vom Aussehen her an die zehn Jahre alt, drängte sich durch die Menge. Als es sich durchgekämpft hatte strahlte es den Mann an der mich trug. „Du bist wieder da! Wo warst du die ganze Zeit, Kouki?” begrüßte der kleine Junge ihn voller Freude. All die anderen stimmten dem mit einem Raunen zu. Der Blick des Dorfältesten wurde zunehmend weicher. Genauso breitete sich ein warmes Lächeln auf seinem Gesicht aus als er sagte: „Die Tage über, wo ich nicht da war, habe ich die Gegend auskundschaftet ob alles in Ordnung ist seit meiner letzten Kontrolle. Doch nun bin ich wieder hier!” „Wenn Ihr mir die Frage erlaubt. Wer ist denn dieses Mädchen, welches Ihr auf Eurem Rücken trägt?” kam es von einem Mann, der nach vorne trat. Einmal mehr wurden mir neugierige Blicke zugeworfen. Doch anstatt davon eingeschüchtert zu sein starrte ich ebenso zurück. Diese Frage schien der Mann, der mich nach wie vor trug, erwartet zu haben. Seine Miene veränderte sich nämlich nicht. „Dieses Mädchen was Ihr da seht heißt Leila. Ich habe sie in der Nähe eines toten Dämons gefunden.” Sofort horchten alle auf und ein überraschtes „Oh.” erklang. Schon fragten ihn alle wie ich das geschafft hatte. Löcherten ihn damit. Doch er ließ keine Fragen zu und schritt mit mir in eines der Hütten. Bevor er zuletzt mit mir dorthin verschwand antwortete er folgendes: „Das fragt ihr Leila am besten selbst, wenn es ihr etwas besser geht!” Kouki trug mich zu einer am Boden befindenden Liege, die man in Japan wohl Futon nannte, und legte mich dort vorsichtig ab. Kurz verschwand er aus der Hütte. Als er wiederkam war er in Begleitung einer Frau. Mit einem Korb um die Arme setzte sie sich neben mich zu einem Tisch in Bodennähe, wo sie die Kräuter in eine Schale umfüllend mit einem Mörser zerstampfte. Kouki währenddessen entfachte Feuer im Kessel. Anschließend setzte er sich dann ebenfalls zu mir. Es wurde etwas miteinander geredet. Danach hörte ich bei den Gesprächen nur mehr zu. Nach einer Weile des Wartens wurden die Kräuter in das erhitzte Wasser des Kessels hineingetan und umgerührt. Meinen Blick ließ ich in der Hütte schweifen. Daran würde ich mich auch noch gewöhnen müssen. Alles war so eingerichtet wie man es von den ärmeren Menschen im Mittelalter erwartete. Keine Heizung zum Wärmen, sondern stattdessen bis zum Kinn zugedeckt eine Decke, falls es mal kälter werden würde. Mein Glück allerdings, dass es mitten im Sommer war. Die moderneren Sachen wie Fernseher oder Handy sah ich nicht wehmütig entgegen. Schließlich waren diese Dinge nicht das wichtigste auf der Welt. Sicherlich war das ein Genuss im Leben, aber nicht wirklich notwendig. Was allerdings problematisch werden würde wäre das Wasser, wenn ich dabei so dachte. Sobald man Wasser bräuchte müsste man aus einem Brunnen oder Fluss dieses holen. Die Vergangenheit hatte so einiges nicht, was in der Zukunft beinahe überall nun selbstverständlich war. Was mich jedoch missmutig stimmte war das Eintreten der Hütte. Es war keine allbekannte Holztür vorhanden, sondern eine Trennwand Tür aus Bambus. Man könnte somit nicht mehr rechtzeitig reagieren, wenn in der Nacht plötzlich einer kam, der keine guten Absichten hätte. In solch einer bedrohlichen Zeit war es schwer jemandem vertrauen zu können. Eine einfache Tür, die während dem Öffnen quietschte, konnte man leichter hören als solche aus Bambus. »Wenn das nur gut geht… Hoffentlich passiert da mal nichts!« dachte ich beunruhigt. „Der Kräutertee, der Eure Schmerzen lindern und Euch beruhigen wird, ist nun fertig zubereitet. Dürfte ich Euch bitten Euch zu entkleiden, damit ich die verwundete Haut reinigen und dann eine Salbe auf Eure Wunden auftragen kann, Leila?” forderte mich die Stimme der einen Frau auf, die schon bereithaltend eine kleine Schale in ihren Händen hatte. Man roch jetzt schon den sehr intensiven Geruch von verschiedenen Kräutern, die in der Salbe vorhanden waren. Mein Blick glitt kurz zu ihr, ehe ich dann nicht antwortend ins Leere sah. Starr blickend blieb mein Körper unbewegt und spannte sich an. Ich hatte sehr wohl verstanden um was mich diese Frau bat, und doch war ich nicht imstande dazu dies auszuführen. Wie ein Schalter im Kopf, welches mein Handeln beherrschte. So paralysiert war ich gerade. Inzwischen senkte ich den Kopf. Der Dorfälteste, der im selben Moment bei der Bambus Tür war und diese anhebend im Begriff war hinauszugehen, verharrte dort. Sah zu mir hinüber und musterte mich. Eine Zeit lang blieb es so, bis er dann das Wort an die Frau richtete. „Lass uns bitte für einen Moment allein! Ich danke dir für deine Dienste! Wenn du wieder gebraucht wirst rufe ich nach dir!” Die angesprochene Person nickte verstehend und verschwand sogleich. Als wir beide allein waren wurde es wieder still. Dann jedoch unterbracht Kouki das Schweigen. Zaghaft fragte er: „Wollt Ihr, dass ich es übernehme Euch die Salbe aufzutragen?” Kurz geschah nichts. Dann nach reichlichem Überlegen nickte ich. Daraufhin setzte er sich in Bewegung und nahm dann neben mir Platz. Die Hände führte ich langsam zu meinem Pullover und zog ihn aus. Leicht verdattert vergrößerten sich seine Augen, als er mich mit dem schwarzen BH sah. Ein zartes Rosa bildete sich auf meinen Wangen. Ich drehte mich etwas weg von ihm und machte schließlich auch diesen auf. Als dieser zu Boden glitt verdeckte ich sogleich meine groß gebauten Brüste. Noch mehr errötete ich vor Scham. Konnte nicht anders als schüchtern zu Boden zu sehen. Unbehagen breitete sich in mir aus. Fühlte mich nicht wohl. Trotzdem… Ich konnte nicht sagen warum, aber ich vertraute Kouki ein wenig. Auch wenn wir uns ungefähr eine knappe Stunde kannten änderte es nichts daran, dass ich mich so fühlte. Da war etwas bei seiner Ausstrahlung, was mich bei ihm das Misstrauen beiseiteschieben ließ. Doch in diesem Moment überwiegte das Unwohlsein. Als ich den Kopf etwas hob wurde mir sogleich warm ums Herz von seinem sanften und verständnisvollen Blick, den ich einfing. Voller Vertrauen und Wärme. So als wollte er mir Sicherheit geben, dass er nichts tun würde was ich nicht wollte. In der Tat gab mir dieser Blick Sicherheit. Somit lächelte ich zurück. Nun etwas ruhiger, aber weiterhin rot um die Wangen, senkte ich die Arme, bis diese auf meinen Oberschenkeln lagen. Kurz fiel sein Blick auf die nun freigelegte Haut. Wendete sich dann jedoch davon ab. Mein Blick folgte seinem Tun und beobachtete ihn dabei wie er bei seinem Gewand herum nestelte. »Was tut er da?« Schließlich bekam der Braunhaarige das zu fassen was dieser gesucht hatte. »Ein Schwert!« tauchte der Gedanke überrascht in meinem Kopf auf. »Das hat Kouki tatsächlich dort gehabt? Man hat es gar nicht sehen können, so geschickt hat er es aufbewahrt! Wie gewieft!« Jenes Schwert wurde auf dem Boden gelegt. Danach krempelte Kouki die langen Ärmel hoch. Durch die Schnittwunden machte ich behutsam die Jeans auf und legte mich dann hin. Abstreifen tat dann er, bevor diese dann endgültig ausgezogen wurde. Abermals spürte ich seinen vor Verwunderung fragenden Blick auf mir, als er diesmal meinen Slipp zu Gesicht bekam. Kümmerte sich jedoch nicht weiter darum und tat das mit einem Schulterzucken ab. Seinen Blick auf meinem Körper auf und ab wandernd wirkte er dabei besorgt. „Die Schlange hat Euch aber ordentlich erwischt…” Verwundert von den Worten machte ich mir selbst ein Bild davon als ich ebenfalls dorthin sah. Als Reaktion weiteten sich geschockt die Augen, gab zeitgleich kurz einen Laut von mir. Arme, Brustkorb und Beine waren mit unzähligen Blutergüssen übersät. Irgendwie war das logisch, dass es durch den Kampf so viele waren. Wenn ich mir dabei dachte wie oft ich das Vergnügen gehabt hatte auf Bäume zu knallen. Und dann hatte mich der Schlangendämon ja auch noch in seinem Würgegriff gehabt. Natürlich klar, dass es mich so stark erwischen musste. Und doch war ich darüber überrascht. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen – wobei ich zischend den Körper zucken ließ -, als Kouki mit der Hand leicht über die Haut meines Oberschenkels fuhr. Als er diese dann weg nahm entspannte sich mein Körper wieder. Wer hätte gedacht, dass eine leichte Berührung so etwas verursachen konnte. Offenbar war ich die ganze Zeit über zu sehr unter Schock gestanden. Sonst hätte ich es doch merken müssen. Nur das kam mir plausibel vor. Im Hintergrund hörte ich leises Wasserplätschern, weshalb ich den Kopf zur besagten Richtung drehte. Der Mann, der mich in sein Dorf gebracht hatte, wrang ein kleines Tuch aus. »Moment – Wasser?« Ohne es bemerkt zu haben stand am Boden ein mittelgroßer hölzerner Eimer, in dem sich das besagte Wasser befand. Ich ahnte sogleich was kommen würde und gab meinen Verdacht sofort bekannt. „Halt! Bevor Ihr es tut! Ist es denn sicher hier, wenn meine Verwandlung einsetzt?” Meine vorsichtige wie auch kritische Äußerung beschwichtigte er mit seinen Worten. „Aber sicher doch! Vollkommen sicher! Alle wissen, dass ich beschäftigt bin Euch zu verarzten! Daher wird uns niemand dabei stören wollen! Und falls doch, dann reicht dafür auch die Decke, um das zu verstecken was nicht gesehen werden soll!” Beruhigen tat es mich zwar nicht, aber ich ließ es geschehen, dass das Wasser auf meine Haut kam. Binnen weniger Sekunden tauchte wie gewohnt meine Schwanzflosse auf. Irgendwie verdankte ich es der Verwandlung nun, dass dadurch meine Oberweite nicht mehr zur Schau gestellt wurde. Das beklemmende Gefühl war weg und konnte somit wieder frei atmen. Zuerst wurde mein Bauch vom Dreck befreit, was bei den Schnittwunden eingedrungen war. Dann die Arme und der Rücken. Wo es durch die Bedeckung der Schuppen so gut es ging funktionierte, als ich mich auf dem Bauch legte. Dabei war es still zwischen uns. Um das Schweigen zu brechen stellte ich eine Frage, die mir spontan einfiel. „Dieser Junge davor, der Euch begrüßt hat… War das Euer Sohn, von dem Ihr erzählt habt?” „Nein, das war nicht mein Junge gewesen. Der Knabe, den Ihr meint, ist der Sohn meines besten Freundes.” erklärte Kouki mir, wobei seine Stimme sich schmunzelnd anhörte. Als mein Rücken fertig gesäubert wurde drehte ich mich liegend wieder um. Das letzte was der Dorfälteste – bereits ein weiteres Mal das Blut darin ausgewaschen - mit dem feuchten Tuch tat, war noch mein Gesicht zu reinigen. Hatte doch noch etwas abbekommen. Danach ließ er es und tat das Tuch in dem nun vom Blut verschmutzten Wasser des Eimers. Mit dem Verdampfen der Hände verschwand die goldene Flosse erneut. Sofort kehrte meine Schamröte zurück. »Was für ein Gefühl…« Plötzlich hörte ich leise wie die Bambus Tür beiseitegeschoben wurde. Panisch sah ich mich im Raum um, bis ich eine Decke nicht weit entfernt von mir entdeckte. Nach dieser griff ich schnell. Zog sie bis zum Kinn hinauf. Zugleich sah ich starrend zur Tür. Auch der Dorfälteste sah in besagte Richtung. Seine Stirn zog sich fragend in Falten. Hereintrat ein junger stattlicher Mann. Der Kimono am Körper hatte ähnliche Farben wie die Kutte von Kouki. Wenn auch nicht so besonders und ehrfürchtig. Aber dennoch stach es von den anderen Bewohnern des Dorfes hervor. Vermutlich dürfte dieser nach dem Dorfältesten den nächsten Rang haben. Von unten aus hinaufschauend schätzte ich, dass er etwas größer war als ich. Und hatte, wenn ich nicht falsch lag, gerade das achtzehnte Lebensjahr erreicht. Das kurz geschnittene Haar, welches strubbelig erschien, hatte die gleiche kastanienbraune Färbung wie bei dem Mann, der neben mir saß. Dann sah ich in die Augen des Neuankömmlings. Alles andere an diesem Mann kam einem nicht auffällig vor, aber die Augen. Und dann auch noch dieser Blick. Dieses Gefühl, das in mir aufkam, gefiel mir gar nicht! Löste in mir Unbehagen aus und ein Schauer durchfuhr mir. Die Augen waren stark ins giftgrüne getaucht. Machte es daher unerträglich stechend. Als der Blick des Mannes auf mich fiel blitzte darin etwas auf, was mir noch weniger gefiel, es jedoch nicht benennen konnte. Eine Hand glitt in die kastanienbraunen Haare und fuhr lässig herum, während der Blick noch immer auf mir ruhte. Dabei ein freches Lächeln auf den Lippen. Ich wusste nicht warum, aber irgendwie mochte ich seine Art nicht. Es kam mir so vor als wäre das ein Flirtversuch. »Wer ist dieser Kerl bitte?« stellte ich mir in Gedanken gereizt die Frage. Ein Räuspern folgte. „Verzeiht, dass ich euch beide nicht einander vorgestellt habe! Verehrteste, das ist mein Sohn Issei, von dem ich Euch erzählt habe. Mein Sohn, dieses Mädchen namens Leila habe ich unterwegs aufgegabelt.” machte Kouki uns darauf aufmerksam. »Warte… DAS ist sein Sohn?!« realisierte ich die Worte mit Entsetzen. Besagter Sohn grinste freundlich, machte ein paar Schritte auf mich zu bis er vollständig bei mir war. Bevor ich noch reagieren konnte nahm dieser in der hinknienden Haltung eines meiner Hände in seine und drückte mir auf dem Handrücken einen federleichten Kuss auf. Dabei sah mir Issei mit einer gewissen Andeutung unentwegt in die Augen. „Es ist mir eine Ehre Euch kennenlernen zu dürfen, Leila!” vernahm man eine einschleimende Stimme in den Worten des Mannes. Augenblicklich wurde dieser Kerl mir noch unsympathischer. Allein schon die Stimme brachte mich so ihn eine Spur weniger zu mögen. Als er jedoch meinen Namen aussprach bildete sich ein feindseliges Knurren in meiner Kehle. Doch ich bemühte mich freundlich zu sein. Schließlich hatte ich eine gute Erziehung genossen. Und wer war ich denn, dass ich das mit Füßen trat! „Die Freude ist ganz meinerseits!” Eine glatte Lüge, aber ich setzte mein gefälschtes Lächeln auf so gut ich konnte, damit man mir nichts anmerkte. Der Handkuss genügte schon, um mich davor zu ekeln. Doch auch das zeigte ich nicht. Zu meinem Glück rückte er wieder weg, um sogleich mit respektvoller und aufmerksamer Haltung zu seinem Vater zu sehen. Leicht neugierig wollte dieser wissen: „Was führt dich nun eigentlich zu mir, Issei?” „Nun…” Sein Blick bewegte sich kurz zu mir, dann die restliche Zeit über zum Dorfältesten. „Die anderen sagten, dass ich Euch hier auffinden könnte, verehrter Vater. Es sprach sich herum, dass eine Fremde aufgetaucht sei. Die Gerüchte scheinen zu stimmen. Stimmt es auch, dass Ihr gegen einen Schlangendämon gekämpft habt?” Am Ende richtete sich ein giftgrünes Augenpaar auf mich. Legte dabei neugierig den Kopf schief. Mein Mund öffnete sich schon, um ihm eine Antwort darauf zu geben, doch kam mir Kouki noch zuvor. „Das erfährst du dann schon früh genug, mein Sohn! Zuerst muss sich Leila genügend erholen, bevor sie dir und den anderen mehr sagen kann! Auch wenn du mein Sohn bist gilt es bei dir genauso wie bei den anderen draußen zu bleiben! So lange wirst du schon noch warten können! Also bitte ich dich, dass du gehst, Issei! Ich muss mich noch um ihre Wunden kümmern!” Streng sah er ihn während der Ansage an. Was für ein Machtwort… Da staunte selbst ich nicht schlecht. Und dabei hatte ich ihn bei der Begegnung sanftmütiger in Erinnerung. Wer hätte das gedacht. So konnte man es natürlich auch machen den Standpunkt zu verdeutlichen. Interessiert schaute ich zu seinem Sohn. Wollte brennend wissen wie dieser auf das wohl reagierte. Am liebsten hätte ich, auf das was sich mir bot, leicht aufgelacht und durchaus amüsiert geschmunzelt. Doch ich verkniff es mir. Vor Wut blähten sich Isseis Wangen auf, ballte seine Hände zusammen. Man brauchte in seinen Augen gar nicht danach zu suchen was er davon hielt. So gut sah man es. Auch seine Augenbrauen zogen sich verärgert zusammen. In diesem Moment kam er mir nicht wie ein Erwachsener, sondern vielmehr wie ein verzogener verwöhnter Bengel vor, der von seinem Vater nicht alles bekam was er wollte. Zumindest schien er noch Manieren zu haben. Denn es verließ keine spitze Bemerkung von seinem Mund. Issei zügelte seine Wut, bis sein Blick dann zu ausdruckslos wurde. Dennoch merkte ich, dass ein kleiner Funken davon noch versteckt war. Sich verbeugend senkte er unterwürfig den Kopf. Die Augen kurz geschlossen, als er sagte: „Natürlich, Vater! Wie Ihr wünscht!” Danach wandte sich der junge Mann von ihm ab und verließ den Raum. Jedoch nicht, ohne mir einen letzten Blick zuzuwerfen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)