Auf der Suche nach den 4 Meerjungfrauen von Todesengel1618 (H2O - Plötzlich Meerjungfrau) ================================================================================ Kapitel 1: Eine Situation, der man lieber auf dem Grund gehen sollte -------------------------------------------------------------------- Aufgewühlt ließ ich meinen Spind ins Schloss fallen, wo ich mich bei jenen dann dagegen lehnte. Meine langen roten Haare, die mir bis zur Hüfte reichten, fielen mir über die Schultern, welchen ich jedoch keinerlei Beachtung schenkte diese aus meinem Gesicht zu entfernen. Die anderen vielen Mitschüler, die im endlos langen Gang der unzähligen Spinde durchgingen, begrüßten oder verabschiedeten sich freundlich von mir. Ich erwiderte dies mit einem Kopfnicken. Zum Glück standen keine weiteren Unterrichtsstunden mehr an… Momentan war ich unter den Stunden sowieso zu nichts zu gebrauchen. Wie ein nerviges Wrack benahm ich mich. Ich war zu sehr in meinen Gedanken versunken, als dass ich mich bei den Lernstoffen bemühen konnte mitzukommen. Dementsprechend waren meine Noten auch so ziemlich im Keller. Ich hörte unter den Stunden nie zu, verbrachte meine Zeit damit mich mit anderen Dingen zu beschäftigen als dass ich Hausaufgaben machte. Oder für die Tests und Schularbeiten lernte. Zeigte nie auf, wusste nie was zu sagen, wenn ich dazu aufgefordert wurde und war im Unterricht sehr oft unkonzentriert. Die Lehrer und der Direktor ermahnten mich schon des Öfteren, doch gaben sie es dann auf mich mit solch einer Lappalie zu nerven. Ich hatte wirklich wichtigeres zu tun, als mich zurzeit mit so etwas unwichtigem zu befassen, Sorgen zu machen und dadurch kostbare Zeit zu vergeuden. Mit meinen Eltern konnten sie nicht sprechen, oder einen Brief zukommen lassen und bekam somit auch keinen Ärger von meinen Eltern, da diese tot waren. Zu meinem sechzehnten Geburtstag, also vor einem halben Jahr, hatte ich meine Eltern verloren… Durch einen schlimmen Autounfall kamen sie ums Leben. Ein Wind des Schicksals würden andere sagen…weil ich ansonsten auch nicht mehr hier wäre, da ich meine Mutter und meinen Vater zu einem bestimmten Ort nicht mit begleitete. Doch für mich…war es eher ein Fluch als ein Segen nicht ins Auto gestiegen zu sein… Ich hätte mit sterben sollen. Meine Eltern hatte ich so sehr geliebt wie es Kinder eben taten. Keinen Ersatz es in meinem bisherigen Leben je gab das meine Eltern an zweiter Stelle gebracht hätte. Gerade dann in den Momenten des endgültigen Todes hatte ich auf der Beerdigung, zweier ganz tollen und liebenswürdigen Menschen die ich somit verloren hatte, sehr stark darunter gelitten. Auch jetzt hatte ich, wenn ich zu sehr an die vergangenen glücklichen Zeiten dachte, oder man mich darauf ansprach, noch etwas zu kämpfen nicht gleich in Tränen auszubrechen. Da ich sechzehn war steckte man mich zu meinem Glück nicht in Heime oder Internate. Gesetzlich durfte ich mir eine Wohnung zulegen. Das Geld, um die Miete zu bezahlen und um einigermaßen über die Runden zu kommen, verdiente ich mir in einem Imbiss Laden. Nach wie vor arbeitete ich dort, wenn an manchen Tagen meine Schicht begann. Wenn ich so überlegte. Früher in der Schule war ich eine unter den Musterschülern gewesen. Mein Tiefpunkt der Schule hatte allerdings nichts mit dem Tod meiner Eltern zu tun. Es war etwas anderes was mich aus der Bahn warf und mich ablenkte. Es geschah heute genau vor zwei Monaten, als meine vier besten Freundinnen auf unerklärliche Weise spurlos verschwanden. Die Polizei suchte gründlich nach ihnen. Doch ohne Erfolg. Auch ich und die Freunde von mir und den verschwundenen Mädchen suchten nach ihnen. Jedoch ebenfalls Fehlanzeige. Zähneknirschend unterlag ich - mich dabei umdrehend - der Verzweiflung und lehnte die Stirn an das kalte Metall des Spinds. »Es ist doch echt zum aus der Haut fahren! Wo können die vier denn nur sein? Wo haben wir noch nicht gesucht?« Mit jedem Tag, wo sie nicht mehr auftauchten, verschwand die Hoffnung darauf sie wieder zu finden immer mehr und wurde zu einer aussichtslosen Sucherei. Die Familien von ihnen sorgten sich sehr von dem Verschwinden ihrer Kinder. Hatten von Tag zu Tag immer mehr Angst eine schlechte Nachricht zu bekommen. Ich konnte es ihnen nicht verübeln. Mir ging es da nicht anders. Meine besten Freundinnen bedeuteten mir unglaublich viel… Ich erinnerte mich noch genau daran wie ich sie dann das erste Mal kennenlernte. Fast so als ob es gestern gewesen wäre. Als ich dann auf diese Schule kam ging ich in dieselbe Klasse wie die vier. Bella, Cleo, Emma und Rikki. Alle sehr tolle und sympathische Mädchen. Größtenteils jedoch lernte ich sie in dem Imbiss Laden besser kennen. Emma arbeite dort nämlich ebenfalls wie ich. Gleichzeitig war das auch der beliebte Treffpunkt von ihnen. Allerdings war daran in dem Sinn nichts Ungewöhnliches, oder gar geheimes daran. Stammgäste waren tatsächlich die vielen Schüler der ganzen Schule, die diesen Imbiss Laden zu ihrer Freizeit gerne aufsuchten. Es dauerte auch nicht lange, da wurden wir dann auch die besten Freundinnen die es überhaupt gab. Alle waren in meinen Augen etwas Besonderes. Vor allem ergänzten sie sich mit ihren verschiedenen Persönlichkeiten einfach perfekt. Cleo war eher schüchtern, ruhig und versuchte Streitereien aus dem Weg zu gehen so gut sie konnte. Ihr fehlte es hin und wieder an Selbstvertrauen und ließ sich dadurch etwas leichter entmutigen. Oft traute sie sich auch nicht richtig im Leben kleine Risiken einzugehen. Stattdessen drückte sie sich meist davor sich deren anzunehmen. Wobei sie dann ihre Freunde darum bat dies an ihrer Stelle zu machen. Auch ging sie an die Probleme der anderen mit Vernunft heran. Doch besonders machte sie sich Gedanken wie sie auf andere wirkte, weswegen sie versuchte ein gutes Bild bei anderen abzugeben. Wenn auch recht selten so ein Bild von ihr zu sehen war, so konnte sie auch mal schnippisch werden. Rikki war da jedoch gänzlich anders. Sie hatte eher ein sehr kraftvolles Gemüt und Temperament. Sehr schnell reizbar und aggressiv wurde sie, wenn ihr etwas gegen den Strich ging. Noch deutlicher, wenn sie sich von den anderen unfair behandelt fühlte. Schlagfertig war sie und sagte direkt wie auch ehrlich immer das was sie dachte. Doch auch wenn sie mal ihre zickige Phase hatte stand sie stets zu ihren Freunden. Tat alles um ihren Freunden beizustehen und zu helfen wo sie nur konnte. Selbst wenn ihre chaotische Lebensweise nicht zuverlässig erschien, wie mal den Unterricht zu schwänzen, oder weniger ordnungsgemäße Kleidung aufzuweisen, so konnte das täuschen. Es war eben so, dass sie abwog für was es sich die Mühe lohnte. Bei ihr konnte man sich sicher sein, dass nur das gefährlichste Risiko das beste war. Die Lockerste in der Gruppe war wohl am treffendsten Bella. Mit Ruhe und Optimismus schaffte sie Probleme aus dem Weg und versuchte eine gute Lösung für alle zu finden. Zudem hatte sie ein enorm starkes potentielles Gesangstalent, was sie in einer Band zum Ausdruck verlieh. Und Emma war charakterlich gesehen mit einer Mutter zu vergleichen. Sie schlichtete meistens die Streitereien. Passte auf, dass die anderen drei sich benahmen oder keinen Unsinn anstellten. Und half ihnen in der Schule bei den Noten, oder wenn es persönlich wurde. Nicht selten war sie es die bei ihren Freunden dahinter war, dass in der Schule die Hausaufgaben und so weiter gut funktionierten. Im Gegensatz zu Rikki war sie sehr vorsichtig mit ihren Handlungen. Viel eher bekam sie Panik, wenn Situationen passierten, die nicht vorbildlich waren. Erst recht, wenn es nicht wie geplant ablief. Das alles zusammengefasst konnte man sagen, dass durch sie die Gruppe nicht auseinanderfiel, sondern zusammenhielt. »Ich vermisse das alles so sehr an meinen Freundinnen… Sie fehlen mir unglaublich!« dachte ich wehmütig daran. Die vier Mädels schafften es immer mich zum Lachen zu bringen. Dankbar war ich vor allem, dass sie mich von dem Tod meiner Eltern ablenken konnten. Doch nun…fühlte ich mich mehr als nur einsam. Deshalb beunruhigte mich das Verschwinden von ihnen umso mehr. Die Angst und Sorge um sie fraß mich innerlich auf. Während ich noch so deprimiert im Gang stand kam mir dann die Idee zu wem ich nun hingehen konnte. Bei jener Person konnte ich mich dann nicht nur von den Geschehnissen ablenken, sondern auch in Erfahrung bringen ob es vielleicht etwas neues diesbezüglich darüber gab. Mit einem neuen Ziel vor Augen drehte ich mich erneut um und verließ schließlich das Gebäude der Schule. Danach machte ich mich auf den Straßen Australiens mit zügigen Schritten auf dem Weg zu einem meiner guten Freunde. Nach ca. fünfzehn Minuten stand ich vor dessen Haus. Ich klingelte an der Tür. Wenige Sekunden später machte mir sein Vater die Tür auf. Gleich danach, als ich den Grund meines Besuchs nannte, ließ er mich hineintreten. Sogleich rief er den Namen seines Kindes, dass Besuch da war. Ich ging auf das Zimmer von einem meiner Freunde zu und betrat dieses sogleich. Wie immer, wenn ich diesen Freund besuchte, sah ich mich in diesem Zimmer neugierig um. Mit Faszination in den Augen. Im Zimmer des Besitzers befand sich alles Mögliche. Hauptsächlich jedoch wissenschaftliche Dinge. Bücher, ein Teleskop sowie auch mehrere Mikroskope als Reserve. Verschiedene chemische Mixturen für das Fach Physik standen in den Regalen allzeit bereit. Zudem noch Luppen und ein Gestell, welches die Mondphasen bestimmen konnte. Ein junger blondhaariger Mann, der nur wenige Jahre älter war als ich und dieser obendrein eine Beziehung mit Cleo hatte, saß auf einem Stuhl seines Schreibtisches und tippte überaus beschäftigt etwas in seinem Laptop ein. Sein rollbesetzter Schreibtischstuhl drehte sich ein wenig vom Laptop weg. Vermutlich wollte er sich von der konzentrierten Arbeit die Arme dehnen. Nachdem er sich tatsächlich die Glieder gestreckt hatte bemerkte er mich nun doch. Seine hellblauen Augen sahen überrascht, jedoch überwiegend erfreut, zu mir hinüber. „Ach. Hallo, Leila! Freut mich sehr, dass du mich wieder besuchen kommst! Was verschafft mir denn die Ehre?” sagte er sichtlich gut gelaunt, während er sich vom Sessel erhob. Ich erwiderte es ebenso freundlich. „Hallo, Lewis! Gibt es vielleicht schon etwas Neues?” In Null Komma Nichts verschlechterte sich seine Miene ins Depressive. Ich ahnte schon was er gleich sagen würde… Er tappte noch immer im Dunkeln. „Nein, leider nicht. Es ist wirklich schwierig… Ich weis einfach nicht wo die Mädels bloß sein könnten! Ich versteh das einfach nicht! Irgendwo müssen sie doch sein! Fast so als wären sie vom Erdboden verschluckt! Sie können sich doch nicht mir nichts, dir nichts in Luft auflösen!” Seine Nerven lagen blank. Das merkte man nur zu deutlich. Es war ihm nicht zu verübeln so zu fühlen, wenn die eigene feste Freundin einfach verschwand. Bestimmt ein ziemlich mieses und hilfloses Gefühl… Ich konnte mir sehr gut vorstellen wie sehr er darunter litt. Cleo wäre sicherlich gerührt von seiner Sorge zu ihr. Lewis schritt dann zur Landkarte Australiens, welche in der Nähe seines Schreibtisches an der Wand hing. Ich ging ebenfalls zur Karte und kam neben dem Blondhaarigen zum Stehen, bevor ich dann tröstend eine Hand leicht auf seine linke Schulter legte. „Wir werden Cleo und die anderen schon finden! Ganz sicher! Versprochen!” Ich wusste wirklich nicht woher ich die Zuversicht und den Mut nahm dies auszusprechen. Vielleicht um mich selbst zu beruhigen. Um darauf zu vertrauen, dass doch noch am Ende alles gut ging. Lewis sah von der Karte leicht zu mir und lächelte kurz, bevor er dann niedergeschlagen wieder zur Karte sah. Ich tat es ihm gleich. Auf der Karte waren ringsherum rote wie auch schwarze Punkte und Kreuze als Markierung. Die wichtigen Orte wo sie vielleicht sein könnten hatten wir abgesucht, was aber bis jetzt erfolglos war. Neben mir wurde ein Finger auf eine ebenfalls markierte Stelle hingefahren. „Selbst auf Mako sind sie nicht zu finden… Wo sind die vier nur?” Diese Frage stellte ich mir auch oft. Mako Island, oder auch nur Mako genannt, war eine große mystische Insel, die man nur mit Schiffen und Motorbooten erreichen konnte. Nach der Legende sagte man sich, dass es diese Insel lange vor dem ersten Menschen gab. Und selbst die schlausten von ihnen bis heute auf die ungelösten Rätsel keine Antwort darauf finden konnten. Dieser Ort war nicht nur geheimnisvoll, sondern da war auch Magie im Spiel. Es war schwer zu glauben, aber Cleo, Rikki, Bella und Emma waren durch Mako zu Meerjungfrauen geworden. Durch ein Ereignis schenkte die Magie dieser Insel ihnen die Gestalt einer Meerjungfrau und dessen Fähigkeiten. Cleo konnte Wasser formen und Gestalt annehmen lassen. So konnte sie, das machte sie ziemlich oft, aus einem Glas so eine Art Kugel bilden lassen und somit ohne das Glas zu berühren spielend leicht Wasser trinken. Emma und Bella hatten die Fähigkeit alles um sich herum einfrieren zu lassen. Egal wie das Wasser eine Rolle spielte jenes zu Eis zu erstarren. Sogar ohne Wasser ging es wie zum Beispiel die Klinke einer Tür. Und Rikki hatte die Gabe das Wasser um sich herum verdampfen und heiß werden zu lassen. Hauptsächlich passierte es oft, wenn sie wütend wurde. Jedoch hatte sie, wie auch die anderen drei, diese Fähigkeit mittlerweile gut im Griff. Somit konnte sie beispielsweise an einem kleinen kalten Meeresbecken eine sehr heiße Quelle errichten, Swimmingpools austrocknen lassen, Getränke wie Cola kochend heiß machen und sich selbst trocknen, um die Flosse weg zu bekommen. Wann auch immer Wasser auf deren Haut kam verwandelten sie sich in Meerjungfrauen. Von daher mussten sie sich in der Öffentlichkeit vom Wasser fernhalten. Sei es in der Badewanne, im Meer, oder auch ein Tropfen des Wasserstrahls eines Rasensprengers. Ein kleiner Tropfen genügte bereits, um eine Verwandlung auszulösen. Weswegen Emma ihre Leidenschaft im Schwimmverein aufgeben musste. Die Eltern und Geschwister der vier Mädels wussten nichts davon. Was auch besser war. Auch wenn das Emma quälte ihrer Familie über dieses Geheimnis nichts offenbaren zu können. Besonders sie tat sich schwer damit. Die Erziehung ihrer Eltern knüpfte mit der Bedingung nie zu lügen. Dass man alles in der Familie voneinander wusste. Jedes noch so kleine Geheimnis nicht existieren dürfte. Jedenfalls, zurück zum eigentlichen Thema. Seit die Fischschwänze durch Wasser dazugehörten durfte keiner von ihnen es ausplaudern. Natürlich klar weshalb man zu solchen Maßnahmen griff. In der Gesellschaft würde im wahrsten Sinne des Wortes die Hölle ausbrechen, wenn diese davon wüssten! Besonders gierige Menschen, die sich von ihren Vorteilen was versprechen würden… Am Ende würden die Mädels in Labore gesteckt werden, wo man an ihnen Experimente durchführen und als Attraktion dadurch Geld verdienen würde! Nein. Diese Gefahr einzugehen war es nicht wert. Einzig und allein ich, Lewis und drei weitere Jungs wussten davon und war dieses Geheimnis bei uns sicher. Eine Hand fuchtelte mir vors Gesicht und ließ mich somit aus meinen vertieften Gedankengängen aufschrecken. Leicht verwirrt blickte ich zu Lewis, welcher sich in der Zwischenzeit zu mir gedreht hatte und mich nun mit besorgtem Blick betrachtete. „Da du nun auch endlich wieder anwesend bist… Es wäre besser, wenn du dich von nun an da raushältst und nach Hause gehst.” sprach er sachlich. Bei diesen Worten fiel ich buchstäblich aus allen Wolken. „Was?! Aber warum?! Ich konnte doch bis jetzt auch helfen weiter zu suchen!” „Ich seh doch, dass dich das mitnimmt. Du leidest massiv darunter! Seit den zwei Monaten, wo die Mädels verschwunden sind, bist du nicht mehr du selbst. Du tust dir doch selbst nichts Gutes dabei, wenn du dich mit dem Suchen so sehr quälst!” „Und da wunderst du dich?! Natürlich beschäftigt mich das und lässt mir keine Ruhe! So etwas kann einem nicht kalt lassen! Um jeden Tag mehr, wo sie spurlos weg sind, leide und bange ich sehr darum ob sie überhaupt lebend zurückkehren! Seit den zwei Monaten kann ich nicht mal mehr durchschlafen! Ich muss die ganze Zeit für meine Hände und für mich eine Beschäftigung finden, um nicht verrückt zu werden! Diese Reaktion ist doch ganz normal! Sie sind verdammt nochmal meine besten Freunde, ja sogar meine Familie, Lewis!” In Rage versetzt ging ich in seinem Zimmer währenddessen aufgewühlt auf und ab. Meine Hände hakte ich verzweifelt ineinander. Starrte abwesend auf dem Boden. „Genau das meine ich! Deine Reaktion ist eben nicht normal! Siehst du denn nicht, dass dich das völlig fertig macht?! Diese Situation überfordert dich! Die Anzeichen dafür sind doch schon da, wie das mit der Schule! Es wird nur immer schlimmer, wenn du damit nicht endlich aufhörst! Bring dich in der Schule doch nicht in noch größere Schwierigkeiten, als du sowieso schon steckst!” Abrupt blieb ich stehen. Dabei schaute ich dann ungläubig auf. Mit einer enormen Wut im Bauch schmälerten sich meine Augen aggressiv als ich in seine Richtung sah. Gerade wegen meinen explodierenden Gefühlen hielt ich mich nicht zurück ihm kalte Worte um die Ohren zu hauen. „Wem interessiert denn die Schule?! Diese Suche ist um etliches wichtiger! Es geht hier um Menschenleben! Und nicht nur irgendwelche! Ich kann doch nicht tatenlos herumsitzen und nichts tun! Es ist besser einen Sucher zu viel, als zu wenig zu haben! Und außerdem solltest du dir eher mehr Sorgen um dich machen! Dafür, dass Cleo ebenfalls verschwunden ist bist du ungewöhnlich ruhig und gelassen! Ist dir denn absolut egal wo sie ist und wie es ihr gerade geht?! Wäre es dir dann auch noch gleichgültig, wenn sie sich in Lebensgefahr befindet?! Oder sogar schon tot ist?!” Lewis Sicht: Vor blankem Zorn ging ich die wenigen Schritte zu meinem Schreibtisch und schmiss mit voller Wucht die Gläser und Meeresmuscheln um, welche dann am Boden in tausend Scherben zersprangen. Um die Muscheln war es schade. Hatte ich doch diese mit Cleo gesammelt. Jedoch konnte ich darauf jetzt keine Rücksicht nehmen. Besser das zu opfern, als Leila eine Ohrfeige zu verpassen. Wenigstens war meine Beherrschung so halb noch vorhanden. Aber was sie da behauptete! Das war ja echt die Höhe! „Jetzt reicht es! Irgendwann hab selbst ich davon genug! Denkst du wirklich mich berührt das alles nicht und lässt mich vollkommen kalt?! Du hast ja absolut keine Ahnung wie es mir damit geht! Wenn du in meiner Lage wärst wüsstest du wie ich mich fühle! Du weist nicht wie es ist jemanden zu verlieren den man liebt! Meinst du mir macht das Spaß, dass Cleo und die anderen spurlos verschwunden sind?! Denkst du mich freut es und lache darüber, dass Cleo sich vielleicht in Lebensgefahr befindet und ich sie womöglich nie wiedersehe?! Denkst du das wirklich?! Ich bin nicht so ruhig wie ich tue! Mich quält das Ungewisse, wo sie wohl sein könnten, viel mehr als dich! Einer von uns muss ja schließlich einen kühlen Kopf bewahren, um nicht vollkommen den Verstand zu verlieren!” Ganz und gar in Rage versetzt hatte ich die Zeit über keinen Luftzug geholt. Was ich jetzt nachholte. Verärgert blies ich sogleich die Luft aus. Beruhigte mich ein bisschen wieder. Etwas wütend schaute ich in Leilas Richtung. Ihre Mimik hatte sich von Kaltherzigkeit in tiefsten Schmerz wie auch gleichermaßen Verzweiflung verändert. In diesem Moment fühlte ich eine erdrückende Beklemmung in mir. Ihre braunen Augen und ihre körperliche Haltung sahen so zerschlagen aus. Hatte ich was Falsches gesagt? „Du irrst dich… Ich weis wie es ist jemanden zu verlieren den man über alles liebt… Daher weis ich selbst zu gut wie dir zumute ist. Dieser Schmerz ist so unermesslich groß, wenn man jemanden verliert und man sich nicht einmal mehr verabschieden kann…” Ich musste darauf hart schlucken. Leila sprach bestimmt von ihren Eltern, die vor einem halben Jahr verunglückt waren. Ihre brüchige Stimme mit diesen Worten, am aller meisten aber ihre trauernden Gesichtszüge, deuteten ganz darauf hin. Ihre verletzte Erscheinung… Sie gab sich noch immer die Schuld an deren Tod. Diese Erkenntnis schnürte mir die Kehle zu. Ich war mit einem Kloß im Hals außerstande etwas darauf zu erwidern. Niemals hatte ich gewollt ihren wunden Punkt bei meinen wütenden Worten noch mehr zu vertiefen. Meine Absicht war ihr deutlich zu machen, dass nicht nur sie litt. Doch das war nicht damit gemeint. Irgendwie fühlte ich mich jetzt ziemlich mies. Zwar trug ich dabei keine Schuld. Schließlich trieb sie mich dazu meiner Wut freien Lauf zu lassen. Trotzdem…wollte ich ihr es eigentlich nicht sagen. Doch zurücknehmen konnte ich es nun auch nicht mehr. Reuevoll sah ich ihr wieder in die Augen. Dieser betrübte abwesende Blick. Ich würde sie so gerne trösten und mich bei ihr entschuldigen. Doch es kam kein Ton aus meinem Mund. „Ich…gehe jetzt lieber. Möchte ich dich doch nicht mehr länger stören. Und entschuldige, dass ich so anmaßend war… Mir war bis jetzt nicht so deutlich klar gewesen, dass du ziemlich darunter leidest.” flüsterte sie den Kopf gesenkt. So wie ihre Worte zuvor sprach sie so leise, dass ich mich ziemlich darauf konzentrieren musste alles zu verstehen. Leila ging dann zurück zur Zimmertür, verharrte jedoch kurz an der Stelle. Ihren Kopf wandte sie seitlich etwas zu mir. Den Blick weiterhin betrübt auf mich gerichtet. „Ich werde trotzdem versuchen weiter nach ihnen zu suchen… Auch wenn ich deine Gegenargumente nachvollziehen kann. Ich bin das den Mädels einfach schuldig. Verzeih mir bitte nochmals für meine Grobheit.” Schließlich trat Leila raus in den Gang und machte die Tür hinter sich zu. Seufzend ließ ich mich niedergeschlagen auf den Schreibtischsessel hinter mir hinunter plumpsen. Die linke Hand umfasste meinen Nacken, während die andere sich auf meine geschlossenen Augen niederließ. Momentan war die Anspannung zwischen uns beiden oft aufgeladen. Es war nicht der erste Streit seitdem Cleo und die anderen plötzlich verschwanden. Jedoch war er nie so derart heftig ausgeartet wie jetzt. Ich nahm dann die Hand von meinen Augen weg. Sah gedankenverloren aus dem Fenster. Das Verschwinden der Mädchen machte uns allen schwer zu schaffen. Wenn ich nur daran dachte wie es den anderen wohl erging und ob sie in Gefahr schwebten machte mich schon wahnsinnig mit vollster Unruhe. Leila hatte mit dem was sie sagte natürlich recht… Dennoch durfte sie sich im Leben nicht so gehen lassen. Kurz lächelte ich. Was sich jedoch nach wie vor nicht bei ihr verändert hatte war ihre Sturheit. Beharrlichkeit war in Zeiten wie diesen durchaus positiv. Auf der Fensterscheibe bemerkte ich vereinzelte Wassertropfen, die dann häufiger immer mehr wurden. Schließlich prasselte der Regen nur so was das Zeug hielt von den dunklen Wolken hinab. Was somit ein leichtes Hämmern an der Fensterscheibe erzeugte. Hoffentlich konnte Leila sich irgendwo unterstellen. Dieser Regen allerdings… Er erinnerte mich an die frühere Zeit mit den Mädels. In Gedanken zu der Vergangenheit abdriftend ließ mich dieser Moment in meinem inneren Auge alles noch einmal vom Neuen erleben. Damals hatte es ebenso wie jetzt heftig geregnet. Am Nachmittagsunterricht konnten Cleo und die anderen aufgrund des Platzregens nicht raus, um am Unterricht teilzunehmen. Zu groß war die Angst bei dem kleinsten Schritt vor die Tür zu Meerjungfrauen zu werden. Also blieb ihnen keine andere Wahl als zuhause abzuwarten, bis der Regen wieder aufhörte. Auch im Regen verwandelten sich alle in Meerjungfrauen. Natürlich blieb das von den Eltern nicht ungesehen. Mit den Kräften der drei - damals war Bella noch nicht in der Gruppe - tüftelten sie spontan an einem Plan. Der jedoch wirklich von der schwierigen Lage mächtig wackelte. Wie es war, wenn man sich einen unbekannten Virus ausdenkt, erkannten die Mädels dann am eigenen Leibe. Ich seufzte nach dieser Erinnerung wieder verzweifelt. »Cleo…wo bist du nur?« Kapitel 2: Magische Energie --------------------------- Leilas Sicht: Am nächsten Morgen wachte ich um 06:15 unter großem Schlafmangel wieder auf. Den Wecker brauchte ich gar nicht mal mehr zu stellen. Es brachte mit meinem ständigen Aufwachen sowieso nichts. Eigentlich war ich ein totaler Langschläfer, doch seit dem Verschwinden meiner vier besten Freundinnen nicht mehr. Eine halbe oder sogar ganze Stunde vor Stundenbeginn spazierte ich tagtäglich immer draußen und machte meine Runden, um den Kopf frei zu kriegen. Mich genügend ablenken zu können. Ein innerer Zwang sozusagen. Gähnend rieb ich mir den Schlaf aus den Augen. Streckte mich noch ausgiebig, bevor ich dann die Bettdecke zur Seite schlug. Mich sogleich aus dem warmen kuscheligen Bett erhoben schlurfte ich etwas schlaftrunken ins Badezimmer. Da putzte ich mir in Gedanken versunken die Zähne, bürstete meine vom Morgen zerzausten langen roten Haare und erledigte die restlichen Sachen, die nach dem Aufstehen immer anstanden. Als ich im Bad alles Wichtige erledigt hatte wühlte ich dann, mit nur einem Badetuch an meinem Körper drumherum gewickelt, in meinem Kleiderschrank und schmiss wahllos eines meiner Lieblingsklamotten aufs Bett. Anschließend zog ich mich um. Als ich vollständig eingekleidet war trat ich vor dem Spiegel. Mein Spiegelbild erblickte einen schwarzen Pulli mit Kapuze. Dazu noch passend eine ebenfalls schwarze Hose. Meine roten Haare ließ ich wie immer offen. Zufrieden mit diesem Bild verließ ich somit das Zimmer. An der Küche angekommen richtete ich nicht viel her zum Essen. Das wenige davon brachte ich auf den Esstisch als ich wenig später etwas frühstückte. Meine Sorge um die vier Mädels hatte auch Einfluss auf meinen Appetit. Nur das aller notwendigste aß ich. Dementsprechend war der Körperbau meiner Taille ziemlich mager. Lewis und die anderen drei Jungs sprachen mich schon des Öfteren darauf an, doch es veränderte sich auch weiterhin nichts daran. Als ich mit dem Essen und Trinken fertig war schnappte ich mir meinen Rucksack, zog mir die Sneakers an und ging zur Tür hinaus. Dort schloss ich dann die Tür ab und machte mich auf dem Weg an verschiedenen Orten ein paar Runden zu spazieren. Die Hände vergrub ich in die warmen Taschen meines Pullis, während ich ziellos hier und dort meines Weges ging. Hin und wieder, wenn ich anderen Menschen begegnete, sahen diese argwöhnisch zu mir hinüber. Kein Wunder…es war ja schließlich Sommer. Mir selbst wurde es darunter natürlich wie immer zu warm. Doch ich mochte diesen Pulli. Außerdem zog ich diesen immer an, wenn ich bei dem Tiefpunkt meiner Trauer angekommen war. Als ich dann auf meine Armbanduhr sah bemerkte ich, dass ich mich so langsam auf dem Weg in die Schule machen sollte. Also hielt ich an und ging in die entgegengesetzte Richtung. Nach acht sinnlosen Stunden den Lehrern zuzuhören, einen Test zu verhauen und in Chemie unkonzentriert eine flüssige Substanz in die Luft explodieren zu lassen, befand ich mich nun sichtlich erleichtert vor meinem Spind und räumte einige Bücher wieder hinein. Ein Schatten legte sich über mich als ich dann eine weibliche Stimme hinter mir hörte. „Wie lange willst du denn noch Trübsal blasen und dieses Affentheater noch machen? Die vier sind es doch nicht wert ihnen hinterher zu trauern. Vielleicht hatten sie das ja alles satt und sind an einem anderen Ort umgezogen.” Abrupt hielt ich bei meiner Tätigkeit inne. Dabei knurrte ich leise von diesen boshaften Worten. Ganz langsam, fast mechanisch, drehte ich mich zu der Person um und sah dieser wutverzerrt in die Augen. Vor mir stand eine junge Frau ungefähr in meinem Alter, die ebenfalls wie ich rote lange Haare besaß und ebenso braune Augen hatte. Diese hatte ein hochmütiges Lächeln auf den Lippen. Charlotte. „Wie kannst du es bloß wagen-” hörte ich mich selbst lauernd aus Zorn, kurz vor der Explosion stehend, sagen. Wenige Sekunden später der kleinen Pause fuhr ich fort Partei für meine Freunde zu ergreifen. „so schlecht von ihnen zu reden! Du weist ganz genau dass die vier mir sehr viel bedeuten! Ohne mir, Lewis und den anderen drei Jungs Bescheid zu geben und sich zu verabschieden würden sie niemals einfach so gehen!” zischte ich ihr erbost von ihrer Dreistigkeit zu. »Diese miese-« Doch weiter kam ich nicht meinen wüsten Gedanken nachzuhängen, da sie das zu unterbrechen wusste. Nicht mal einen wörtlichen Kratzer zufügend sprach sie davon unbeeindruckt schon weiter. „Na vielleicht haben sie dich ja nur ausgenutzt. Wäre ja nicht das erste Mal, dass sie jemanden um den Finger wickeln! Lewis ist ebenso naiv und blind einfach zu glauben, dass sie dazu nicht fähig sind!” sprach sie hochnäsig und mit Verbitterung in der Stimme. Das was sie sagte machte mich nicht weniger wütend. Ich konnte daraufhin nicht anders, als sie abmurksend anzusehen. Meine Hände wurden eiskalt und zitterten aufgrund meiner aufgewühlten Gefühle, bis diese sich zu Fäusten ballten und die Knochen dann weiß hervortraten. Das waren alles Lügen was sie da sagte! Ich wusste was sie da machte. Sie wollte mich manipulieren und den Hass auf meine Freundinnen schüren lassen. »Aber nicht mit mir! Darauf kann sie warten bis sie schwarz wird! Niemals würde ich beginnen meine aller besten Freundinnen abgrundtief zu hassen und mich auf Charlottes unterstes Niveau zu begeben!« Charlotte war durch Mako früher auch eine Meerjungfrau gewesen… Allerdings keine von der guten Sorte. Damals waren sie nur zu dritt gewesen. Bella kam etwas später dazu. Sie hatte sich in Lewis verguckt und war auch für kurze Zeit mit ihm zusammen gewesen. Cleo war ihr deutlich ein Dorn im Auge und hasste diese abgrundtief, wenn sie mit Lewis etwas unternahm und in dessen Nähe war. Der Hass beruhte jedoch auf Gegenseitigkeit. Charlotte war Lewis gegenüber äußerst besitzergreifend und machte bei Cleo keinen Hehl daraus ihr zu zeigen wie sehr sie sie hasste. Rikki merkte zuerst, dass man ihr nicht trauen konnte. Und auch Emma musste sich dem später anschließen. Das was die drei an ihr am aller wenigsten leiden konnten war wie unberechenbar und listig sie sein konnte. Bei Lewis benahm sie sich zuckersüß wie ein Engel in Person. Doch wenn er weg war zeigte sie wortwörtlich ihre wahre Natur. Dazu kam noch, dass sie als Meerjungfrau natürlich auch gewisse Fähigkeiten besaß. Jedoch die exakt gleichen wie die der anderen, die in ihnen wohnten. Das Wasser formen, verdampfen und einfrieren zu lassen. Doch auch die später weiterentwickelten der drei Mädels entdeckte sie äußerst schnell in sich. Da wäre mal Feuer zu entfachen, Winde und Stürme herbei zu befehlen, und auch Regen entstehen zu lassen. Charlotte lernte unheimlich schnell mit ihren Kräften umzugehen und diese zu kontrollieren, für welche die anderen wesentlich länger gebraucht hatten. Diese Erkenntnis stieg ihr jedoch deutlich zu Kopf. Prahlte ziemlich oft bei den drei. Rieb es ihnen bei jeder sich bietenden Gelegenheit unter die Nase, dass sie besser als sie alle zusammen sei. Den Titel Super Meerjungfrau nahm sie häufig in den Mund. Es kam jedoch noch schlimmer. Charlotte hätte es beinahe mal geschafft dafür zu sorgen, dass die drei all ihre Kräfte und Gestalt als Meerjungfrau verloren! Meerjungfrauen waren nämlich in Vollmondnächten massiv beeinflussbar, wenn sie hinauf zum Vollmond guckten. Wie leblose Puppen begaben sie sich magisch angezogen vom Vollmond zu Wasser und taten dann Dinge, die sie am nächsten Tag bereuen konnten. Manchmal, wenn der Vollmond eine besonders starke Magie auf die Mädels ausübte, konnte dieser, wenn sie zu Wasser zu einem bestimmten Ort der Insel Mako Island hinschwammen, für einen halben Tag ihre magischen Kräfte wegnehmen. Oder sogar für immer. Emma und Rikki – Cleo schwamm zu dem Zeitpunkt schon zur mystischen Insel - untersagten es mir ihnen zu folgen. War dieser besonders wichtige und brandgefährliche Kampf nicht für meine Augen bestimmt. Ich widersetzte mich dennoch dem Verbot und folgte ihnen per Motorboot heimlich nach Mako. Den ganzen Ablauf des hart erbitterten Kampfes beobachtete ich bis ins kleine Detail und hatte sich tief in mein Gedächtnis eingebrannt. Zum Glück ging der Kampf gut aus. Cleo, Rikki und Emma hatten noch weiterhin die Form und magischen Fähigkeiten einer Meerjungfrau. Und Charlotte bekam das was sie verdiente. Als gerechte Strafe für ihre Taten fiel sie in den Mondsee. Verlor damit all ihre Kräfte auf ewig. Das Einzige was ihr blieb war die Sterblichkeit eines stinknormalen Menschen. „Und? Denkst du jetzt endlich auch dass sie es nicht wert sind und sehr wohl dazu fähig sind so etwas zu tun?” sagte Charlotte gehässig und mit Erwartung in der Stimme. Dabei spielte sie mit einer langen Strähne ihrer blutroten Haare. Wieder aufgewacht von meinem Trancezustand trat ich ihr abweisend entgegen. Mit Augen, die nur so darauf warteten herausfordernd zu funkeln. „Nicht im Entferntesten! Ich war nur in Gedanken versunken gewesen!” entgegnete ich kühl. „Du bist ja wirklich oft in Gedanken versunken.” Entrüstet davon keifte ich: „Es kann nun mal nicht jeder so kalt sein wie du! Und auch noch froh darüber sein, dass sie verschwunden sind!” Damit war das Gespräch für mich auch schon beendet. Ich hatte echt keinen Bock mehr auf diesen Scheiß! Somit drehte ich mich zu dem Spind um und räumte noch kurz die restlichen Bücher ordnungsgemäß hinein. Danach ließ ich die Spind Tür mit einer gewissen Wut im Bauch schwungvoll ins Schloss fallen. Mich nochmal zu Charlotte umdrehend blickte ich ihr verachtend entgegen. „Wenn du glaubst mich damit beeindrucken zu können, dann täuscht du dich gewaltig! Deine manipulierende Art kannst du dir bei mir sparen! Du wirst mich nie dazu bringen können meine besten Freundinnen zu hassen! Das würde ihnen gegenüber einem Verrat gleichen! Auf dein elendes Niveau begebe ich mich nicht! So wie du die anderen behandelst ist das aller letzte! Da gebe ich mir wenn schon eher die Kugel, als es dir gleich zu tun und wie du zu sein! Ich verabscheue dich über alle Maßen!” Mit diesen Worten ging ich an ihr, ohne sie eines Blickes zu würdigen, vorbei und verließ sogleich die Schule. Ich begab mich dann zu mir nach Hause und schlief dann für etwa eineinhalb Stunden in meinem Bett. Als ich wieder erwachte guckte ich verschlafen auf die Nachttischuhr, welche 17:54 anzeigte. Kurze Zeit später aß ich noch zu Abend. Wobei ich nebenbei in meinen Gedanken versank. Während ich aß spielte ich mit dem Gedanken nach Mako hinzufahren. Mit Lewis und den anderen Jungs hatte ich diese Insel schon einige Male gründlich abgesucht. Aber nochmal einen Blick darauf zu werfen konnte ja nicht schaden. Vielleicht stieß ich ja dann auf wichtige Spuren des Verbleibes der Mädels. Und aus irgendeinem Grund hatte ich das Gefühl, dass mich auf Mako etwas erwarten würde. Ich entschied mich somit der geheimnisvollen Insel einen Besuch abzustatten. Nach dem Essen packte ich in meine Umhängetasche mein Handy, eine Taschenlampe, etwas zu trinken und noch andere Dinge ein, die ich dafür brauchte. Eine halbe Stunde später saß ich auch schon in einem gemieteten Motorboot. Fuhr bereits eine Weile auf dem endlos blauen Ozean. Das laute Geräusch des Motors drang stätig in meine Ohren, doch da meine Gedanken woanders waren störte mich das nicht. Schließlich sah ich dann die Umrisse von Mako Island. Man konnte sagen was man wollte. Mako war in der Tat wunderschön und einzigartig. Schon von Anfang an, als ich sie sah, war ich fasziniert davon. Das Gefühl stets als würde sie mich in ihren Bann ziehen. Das Besondere dabei war auch dass sich in diesem Gebiet auffällig viele Haie befanden. Ich kam der Insel von Minute zu Minute immer näher. Dann stellte ich den Motor ab, als ich mein Ziel erreicht hatte. Zuletzt stieg ich von dem Motorboot auf sandigem Boden ab und zog es – wenn auch mühselig - letzten Endes etwas weiter zu einer trockenen Stelle des Sandes. Nicht dass es mir noch davon schwamm. Als das geschafft war drehte ich mich um und erblickte weit und breit die große Umgebung dieser einzigartigen wunderschönen Insel. Hier und dort haufenweise Sand und Muscheln. Ein bisschen weiter von mir begann schon die pure Natur des Waldes. Vollkommen unberührt von den Menschen. Wodurch die Atmosphäre von Mako regelrecht erstrahlte vor lauter exotischen Pflanzen und Tieren. Ein viel schöneres und besseres Bild einfach. Um nichts auf der Welt mit anderen Wäldern meiner Heimat zu vergleichen. Gleich darauf sah ich nach links. Erkannte dabei schemenhaft die Umrisse des Vulkans, der seit zwanzigtausend Jahren nicht mehr ausgebrochen war. Nach dem kurzen Umschauen setzte ich mich in Richtung Wald in Bewegung. Vielen interessanten Tieren begegnete ich, die mich mit Vorsicht und Neugier beobachteten. Auch den exotischen Pflanzen sah ich mit großem Interesse entgegen. Einige Meter weiter begannen vom Boden aus viele Felsbrocken raus zu wachsen. Machten mir den Weg weiter zu gehen etwas schwerer. Ich ging vorsichtig von Stein zu Stein. Manchmal weiter tiefer und hin und wieder weiter höher. Zum Glück war es noch nicht ganz so dunkel, dass man nichts mehr erkennen konnte. Zur Not hatte ich im Fall der Fälle jedoch meine Taschenlampe dabei. Bei einem ganz großen und dicken Felsen hielt ich allerdings an, um eine kleine Pause einzulegen. In der Nähe von mir vernahm ich leichtes Wasserrauschen. Ich sah zu dem Ort der Quelle nach und entdeckte einen kleinen Wasserfall. Dies machte es somit irgendwie noch idyllischer, und wenn ich nicht wüsste warum ich eigentlich hier war, würde ich noch weiterhin an Ort und Stelle verharren. Doch ich hatte eine Aufgabe und mir ein Ziel gesetzt weiter zu suchen! Also ging ich weiter. Oder versuchte es jedenfalls. Vor mir tat sich ein Problem auf, welches es geradezu unmöglich machte weiter zu kommen. Direkt nach dem großen Stein, auf dem ich mich befand, erstreckte sich eine Schlucht. Ein paar Meter weiter gelang man zum nächsten Felsen. Und drumherum konnte man auch nicht gehen. Der einzige Weg war nun mal dieser um weiter zu kommen. Ich musste also wohl oder übel hinüberspringen. »Na klasse! Im Sportunterricht bin ich sowieso eine Null, und als ob das nicht schon genug ist habe ich nicht die passenden Schuhe an!« Statt Berg oder Wanderschuhe, die ein wesentlich stärkeres und sicheres Profil besaßen, hatte ich meine alles geliebten Sneakers angezogen. Vor lauter Eile hatte ich das total vergessen! Man…und jetzt hatte ich das nachsehen! Mit diesen Schuhen rutschte man leichter aus und durch den feuchten Felsen war die Wahrscheinlichkeit noch größer. Tja. Aber den Sprung musste ich wohl wagen. Um vielleicht bei dem Verschwinden der vier Mädels eine Spur darauf zu finden tat und riskierte ich einfach alles. Mein Leben war durch den Tod meiner Eltern sowieso nichts mehr wert. Ohne meine besten Freundinnen noch weniger. Mit diesem Entschluss atmete ich tief durch. Nahm sodann auf dem Felsvorsprung Anlauf. Kurz dachte ich, dass ich es wirklich schaffte. Doch ich irrte mich. Wie nicht anders zu erwarten rutschte ich auf dem etwas nassen Felsen aus und fiel steil hinunter. Meine Augen riss ich unter Schock weit auf und betete, dass mein Tod mich schnell ereilen würde. Denn ich würde nun unweigerlich in der Schlucht mein Ende finden. Um das Unvermeidliche nicht mehr mitansehen zu müssen kniff ich die Augen zusammen. „Au!” Festen Boden spürte ich sitzend unter meinen Händen und meine Stimme hallte im Echo wider. Mein Hintern schmerzte höllisch. Doch hieße das nicht, dass ich noch am Leben war? Ungläubig machte ich die Augen auf und tatsächlich. Ich war nicht wie erwartet in die Schlucht gefallen, sondern war in eine Höhle gestürzt. Allen Anschein nach ging es mir aber ansonsten gut. »Da bin ich wohl mit einem blauen Auge davongekommen! Glück im Unglück würde ich sagen. Es hätte auch anders ausgehen können!« Meine braunen Augen erkundeten etwas die dunkle Höhle. Sehr viel konnte ich zwar nicht erkennen, aber die wichtigen Umrisse genügten mir. Langsam gewöhnten sich die Augen an die Dunkelheit. Weshalb ich dann Steinwände ausmachen konnte. Hier drinnen sahen die Steinwände so mystisch aus. Genau hier hatte die Magie ihren Ursprung. Je länger ich mich in dieser Höhle umschaute, desto mehr konnte ich mich wieder daran erinnern. Ich kannte diesen Ort… Hier war ich schon einmal gewesen. Jedoch war es eine Weile wieder her gewesen, weswegen ich es vergaß. Direkt unter mir bei dem Felsen befand sich dann ein Spalt, wo man in die Höhle gelangte. Ich hätte mir echt ein Seil mitnehmen sollen. So hätte ich dann ohne Probleme hinunter und wieder hinauf klettern können. Denn so steil wie der einzige Ausgang war konnte ich niemals wieder hinauskommen. »Aber natürlich hatte ich das wieder mal vergessen! Das ist so typisch für mich!« Halb noch im Sarkasmus schweifend knirschte ich verärgert mit den Zähnen. Dass das immer mir passieren musste. Jedoch begriff ich schnell, dass mir in dieser Situation jetzt auch kein Seil mehr helfen würde. Ich erhob mich, oder beziehungsweise wollte es zumindest. Ein schmerzender Laut entkam mir, als ich bei meinem Fuß einen Schmerz verspürte. Ich betastete diese Stelle vorsichtig als ich einen meiner Schuhe ausgezogen hatte und sah dann, dass ich mir den Knöchel verstaucht hatte. »Na toll! War ja klar, dass das passiert!« dachte ich mir sarkastisch. Jedoch hatte ich eine Idee und holte aus meiner Umhängetasche Verbandszeug heraus. Behutsam wie gleichermaßen sorgfältig wickelte ich diesen einige Male um meinen dick angeschwollenen Knöchel und tat als Befestigung noch zwei Pflaster drauf, als ich mit dem Verbinden fertig war. Kurz nahm ich mir die Zeit den jeweiligen Schuh wieder anzuziehen. Danach stand ich sachte auf und sah mich in der Höhle nun genauer um. Um besser sehen zu können nahm ich aus der Umhängetasche die Taschenlampe heraus. Im selben Moment schaltete ich den Lichtkegel ein. Nun konnte ich wesentlich mehr sehen. Diese Höhle war etwas klein gehalten. Jedoch kam man bei einem Weg weiter. Zurück konnte ich definitiv nicht mehr. Also musste ich wohl oder übel diese Höhle weiter erkunden. Auf diese Weise irgendwie einen Weg finden wie ich am besten wieder hinauskam. Somit setzte ich mich langsam in Bewegung und schritt zu dem einen Weg wo man weiterkam. An sich hatte ich jegliches Zeitgefühl verloren wie lange ich schon in dieser komplexen Höhle irrte. Doch immerhin hatte ich ja eine wasserfeste Uhr am Handgelenk – ein Geschenk eines anderen Freundes -, an der ich sehen konnte, dass viel Zeit draufgegangen war. Überall musste ich bei den nächsten vielen Durchgängen weiter voranschreiten. Diese Höhle war ja echt gewaltig groß! Da gab es schon so viele Wege die ich abgesucht hatte, und noch immer war kein Ende in Sicht. Erst recht keine Möglichkeit hier raus zu kommen. So langsam zweifelte ich daran aus dieser Höhle überhaupt noch raus zu finden. Resigniert seufzte ich. Sogleich betrat ich dann den nächsten Durchgang, welcher zu einem Raum führte. Offenbar der letzte wie es aussah. Ich blickte etwas genauer in diesem Raum, welcher durch das Licht meiner Taschenlampe heller erstrahlt wurde. In diesem Moment blieb ich mit entgleisten Zügen überrascht davon sofort stehen. Das was ich vor mir sah überwältigte mich. Vor mir war ein mittelgroßes Wasserbecken, welches sagenhafte Schönheit ausstrahlte. Dieser Raum war der Einzige der größer war und irgendwie kam mir vor, dass hier die Magie am stärksten war. Nach kurzem Überlegen wusste ich auch diesen Ort der Höhle wieder. Man nannte dieses Wasserbecken den Mondsee. Ich war praktisch in dem inaktiven Vulkan, den ich von außen aus gesehen hatte. Denn oberhalb von dem Mondsee war hoch oben ein Krater von diesem. Ich ging näher an den Mondsee heran. Betrachtete leicht verträumt die Oberfläche des schimmernden mystischen Wassers. In dem Raum war wie gesagt außer dem Mondsee absolut rein gar nichts was mir verhelfen könnte hier raus zu kommen. »Ob…man beim Mondsee wieder raus könnte, wenn man untertauchen würde? Soll ich es wirklich riskieren?« Ich wog lange Zeit ab was wohl besser wäre. Entschied mich dann aber dafür es zu versuchen. Schlimmer konnte es nicht mehr werden. Meine Umhängetasche legte ich auf dem Boden ab. Die würde ich mir zu gegebener Zeit, diesmal jedoch mit einem Seil, wieder zurückholen. Danach hockte ich mich durch meinen verletzten Knöchel langsam auf dem Boden. Ließ meine Beine schon mal ins Wasser hängen. Die Beine zuckten durch die Kälte leicht zusammen als mir aus der Kehle prompt ein „Brrr, ist das kalt!” durchfuhr. Mich überkam bei der Kälte schon ein leichter Schauer. Aber es nutzte wohl nichts. Die Taschenlampe schaltete ich aus und legte sie neben meine Tasche ebenfalls zu Boden. Schließlich gab ich mir einen Ruck und ließ mich nun gänzlich ins kalte Wasser gleiten. Aber von aber Millionen von kleinen Nadelstichen drangen unbarmherzig auf einem Schlag in mich ein. Wodurch mich die Kälte sofort erzittern ließ. Je länger ich drinnen war, desto mehr fühlte sich mein Körper steif an. Meine Kleidung sog sich bereits immer mehr mit dem Wasser des Mondsees auf. Tief Luft holend war ich gerade im Begriff unter zu tauchen, als ich etwas sehr Helles ober mir bemerkte. Ich neigte leicht vor Überraschung gepaart mit Neugier in den Augen den Kopf in die Höhe und erstarrte bei dem Anblick. Der Vollmond schien in seiner vollsten Pracht majestätisch und wunderschön direkt in den Vulkan Krater hinab. Atemberaubend, dieser Anblick. Wie gebannt sah ich hinauf. Nichts anderes bedeutete mehr und war nicht mehr wichtig, als diesen Mond zu bestaunen. Selbst den Schmerz des kalten Wassers, welches sich immer mehr in mich hineinfraß, merkte ich nicht mehr. Plötzlich veränderte sich etwas. Das Wasser, in dem ich mich befand, fing augenblicklich an zu sprudeln. Verstört darauf beobachtete ich das, bevor meine braunen Augen wieder zurück zum Vollmond fanden. Auch da veränderte sich etwas. Kleine unzählige Lichter, wie die von Glühwürmchen, begannen um mich zu kreisen. Es sah atemberaubend aus. Diese Atmosphäre, die diese Lichter erschufen, ließ es somit mehr als mystisch wirken. Einfach ein magischer Moment. Das ging dann kurz so weiter, als es dann sein Ende fand. Der Mond verschwand langsam vom Krater bis er komplett nicht mehr zu sehen war. Somit verschwanden dadurch gleichzeitig auch diese seltsamen Lichter. Ebenso auch das sprudelnde Wasser. Nichts zeugte mehr von dem was kurz davor noch da war. »Okay…das war seltsam! So etwas habe ich noch nie gesehen oder bisher erlebt! Ich habe schon so einiges in meinem Leben gesehen, aber das…« Leicht weggetreten dachte ich über dieses eigenartige Naturschauspiel nach. Jedoch beließ ich es sogleich dabei. An diesem Ort war keine Zeit sich darüber Gedanken zu machen. Das konnte ich auch später. Bevor ich also vor Kälte in dem Mondsee erfror holte ich abermals tief Luft und tauchte somit nun wirklich endgültig unter. So schnell es ging schwamm ich immer tiefer hinunter und dann nach einer Weile wieder hinauf, während ich so gut es ging versuchte so wenig Wasser wie nur irgend möglich in die Lungen zu bekommen. Schließlich kam ich, nach meiner Meinung schier unendlichen Zeit, tatsächlich an die Oberfläche. Sofort nutzte ich den Moment begierig sowie auch japsend die frische Luft in mich aufzunehmen. Meine Kehle brannte höllisch. Hatte ich also doch zu viel Wasser verschluckt gehabt. Sofort spuckte ich jenes, welches sich noch in meinem Hals befand, noch einmal aus. Ein Glück, dass ich schwimmen konnte. Ansonsten hätte es für mich nicht so gut ausgesehen. Mit der benötigten Zeit die ich brauchte beruhigte sich mein Körper so langsam wieder. Mit langsamen Atemzügen öffnete ich die Augen. Vor mir erstreckte sich das weite Meer des Ozeans. Sogleich den Kopf in den Nacken legend beobachtete ich in dem mittlerweile nachtschwarzen Himmel die unzähligen Sterne des Firmaments. Ich verharrte noch kurz so, bis ich dann begann zum Motorboot hin zu schwimmen. Plötzlich blendete mich ein ganz grelles Licht, was somit mein Tun unterbrach. Als ich zu der Quelle des Lichts blickte sah ich ein kleines Schiff, welches der Wasserschutz Polizei gehörte. Jene sprachen dann in einem Megafon laut etwas zu mir, was so viel bedeutete, dass ich am Bord kommen sollte. Mit einer äußerst dicken Decke um meinen Körper gewickelt wärmte ich mich somit, während ich zurück ans Land gefahren wurde. Als ich dann zuhause war machte ich mir allerdings keine Mühe mehr mich umzuziehen. Stattdessen fiel ich dann wie ein Stein todmüde ins Bett. Schlief in nur wenigen Sekunden ein. Am nächsten Morgen wachte ich noch recht müde auf. Gähnte ausgiebig, während ich meine Glieder streckte. Dabei blinzelnd zur Uhr meines Nachtkästchens sah. In Null Komma Nichts war ich hellwach, als die Zeiger 07:29 schlugen. Schnell machte ich mich auf dem Weg, jedoch noch leicht schlaftrunken, ins Badezimmer. Ebenso geschwind putzte ich mir die Zähne. Danach trank ich noch etwas kaltes Wasser. Um nun endlich wacher zu werden wusch ich mir ausgiebig das Gesicht. Trocknete es anschließend mit einem Handtuch wieder ab. Jedoch war eines seltsam. Ich spürte ein leichtes Ziehen, welches meinen ganzen Körper einnahm. Insbesonders in meinen Beinen. Jedoch kein unangenehmes. In nur Bruchteil weniger Sekunden taumelte ich und fiel der Länge nach auf dem Fließboden. Kurz verwundert darüber verharrte ich so, bis ich dann die Kälte des Fließbodens auf der Haut meines Oberkörpers spürte. Recht verwirrt über diese Situation setzte ich mich dann doch auf. Als mein Blick auf meine Beine fiel erstarrte ich zusehends. Wie man in Momenten zu sagen pflegte, dass einem das Blut in den Adern gefror. So konnte ich das felsenfest bezeugen. Dieses Entsetzen, das meinen Körper lahmlegte, verschlug mir die Sprache. Total abwesend merkte ich nicht wie meine Hände zu zittern begannen. Jedoch schaltete sich nach dem ersten Schock mein Gehirn wieder ein. Mir wurde bewusst, dass ich nicht ewig hier herumsitzen konnte. Also setzte ich mich in Bewegung. Robbte, noch innerlich zitternd, so schnell es mir möglich war aus dem Badezimmer. Auf gleiche Weise tat ich das bis ich mich zurück in meinem Schlafzimmer befand. Von dort aus robbte ich zum Nachtkästchen. Wo ich am Boden sitzend den Arm zu meinem Handy streckte. Natürlich fackelte ich nicht lange herum es in die Hand zu nehmen. Fast erledigt von dem Kraftakt, denn zurück ins Zimmer zu gelangen war mehr als nur mühselig gewesen, seufzte ich, während ich die Nummer meines Freundes wählte. Kurz tutete es am anderen Ende der Leitung, als ich dann die gut gelaunte Stimme von Lewis hörte. „Hallo, Leila! Was gibt’s?” Seine Stimme wie eh und je immer ruhig und alles unter Kontrolle behaltend. Doch auch dies brachte mich nicht dazu mich beruhigen zu können. Eher im Gegenteil. Gleich auf dem Punkt, was ansonsten gar nicht so meine Art war, erwiderte ich aufgewühlt: „Du wirst nicht glauben was mir gerade passiert ist!” „Nicht so schnell! Da versteht man ja gar nicht was du mir sagen willst! Tief durchatmen!” kam es etwas überfordert aus dem Handy. Ich tat wie geheißen und beruhigte mich tatsächlich wieder. „Also. Ich war gestern Abend auf Mako und-” „Du warst auf Mako?!” unterbrach er mich aufgeregt. »Was ist denn jetzt los?« Seine Stimme war sehr aufgewühlt, sogar fast gereizt würde ich sagen. Hatte ich was Falsches gesagt? „Du hast auf eigene Faust auf Mako weiter gesucht…nicht wahr?” Irgendwie machte er mich mit seinem speziellen Ton in der Stimme, so als ob ich etwas angestellt hätte, nervös. Doch ich war mir keinerlei Schuld bewusst. Schließlich entgegnete ich sichtlich verunsichert: „Ja…habe ich. Was soll die Frage?” Was dann kam hätte ich nie und nimmer damit gerechnet. Deutlich erschrocken davon entfernte ich reaktionsschnell mein Handy am Ohr und hielt mit einer Hand den Hörer meines Handys zu, als Lewis aufgebracht hinein schrie. „Sag mal, tickst du noch richtig?! Ist dir dein Leben denn gar nichts mehr wert, dass du dich in Lebensgefahr begibst, oder wie?! Ohne jemanden von uns mitzunehmen ist es gefährlich auf der Insel herum zu suchen! Gerade nachts! Was hast du dir dabei nur gedacht?! Du hättest dich verletzen können!” „Hab ich auch… Meinen Knöchel hat es ein wenig erwischt.” gab ich kleinlaut von mir, nachdem ich die Hand vom Hörer nahm. „Genau das meinte ich! Du bist wirklich lebensmüde! Glaubst du es mir denn erst, wenn es schon zu spät ist, oder wie?! Du hast echt Nerven! Du-” Doch bevor er seine Predigt weiterführen konnte unterbrach ich ihn. „Aber jetzt hör mir doch mal zu! Ich bin in die kleine Öffnung der Vulkanhöhle gefallen und gelangte dann zum Mondsee!” „Zum Mondsee sagtest du?” In seiner Stimme schwang Aufregung mit. Was ich ihm nicht verübeln konnte. Mir erging es da nicht anders. Bei meinen nächsten Worten stockte ich kurz, wobei sich meine Stimme dann ungewohnt heißer anhörte. Doch ich versuchte dennoch es auszusprechen. „Ja! Aber nicht nur das! Mir ist jetzt am Mondsee das passiert, was die vier Mädels erlebt haben! Ich bin eine Meerjungfrau…” Kapitel 3: Entschluss --------------------- Leilas Sicht: Seit zwei Wochen war ich nun eine Meerjungfrau. Es mochte zwar unwirklich klingen. Als wäre ich vollkommen übergeschnappt. Was ich mir auch wegen meines geistigen Zustandes ohne weiteres zumuten würde. Wenn ich die Fischflosse nicht selbst spüren würde. Ich selbst konnte es noch immer nicht glauben, aber ich war leibhaftig eine Meerjungfrau. Mit allem was dazu gehörte. Ein Irrtum war vollkommen unmöglich. Daran gab es nichts zu rütteln. Die Gestalt, also die Schwanzflosse, glich der einer Meerjungfrau, und auch dessen Fähigkeiten besaß ich nun. Und zwar alle meiner vermissten vier Freundinnen, die sie ihr Eigen nennen konnten. Ich besaß also das was Charlotte einst besessen hatte. Zum Glück wusste diese nichts davon. Sonst würde sie bei mir vor Neid Gift und Galle spucken. Aber sie ahnte es. Denn da ich eine Meerjungfrau war konnte ich in der Öffentlichkeit nicht mehr ins Wasser. Was hieß, dass ich die Volleyball und Schwimm Unterrichtsstunden schwänzen musste. Natürlich bekam ich wieder mal haufenweise Ärger von den Lehrern. Aber was sollte ich sonst machen? Mich den Leuten offen mit meinem so wichtigen Geheimnis anbieten? Sicher nicht! Gerade schwamm ich unter Wasser des unendlich weiten Ozeans gemächlich meine Runden. Erkundete voller Euphorie all die lebhaften Erscheinungen am Meeresboden. Oft begegnete ich dabei einigen verschiedenen Fischen, darunter auch Delfine, die ich anhand eines Winkes begrüßte. Die Delfine erwiderten das mit einem etwas schrillen, jedoch fröhlichen, Rufen ihrerseits. Zugleich schwammen diese Meerestiere verspielt um mich herum. Auch die Fische begrüßten mich. Was sie durch einige Umkreisungen um mich herum zum Ausdruck brachten. Nebenbei sah ich auf mein linkes Handgelenk, wo sich meine wasserfeste Armbanduhr befand. Am Ziffernblatt war deutlich 07:23 abzulesen. In der Bewegung innehaltend überlegte ich kurz. Während ich das tat sah ich zu wie die goldenen Schuppen meiner Fischflosse im schimmernden Licht der Sonne auffallend schön funkelten. Ich hatte noch vor nach Mako Island zum Mondsee zu schwimmen, bevor ich mich dann wieder in die Schule aufmachen würde. Also musste ich wohl einen Zacken zulegen. Als Meerjungfrau konnte man die Geschwindigkeit sehr stark beschleunigen und bis zum Äußersten gehen. Ähnlich wie bei einem Düsenjet. Dies machte ich dann auch. Schneller als der Blitz glitt ich im Wasser zum einen Ort zu dem nächsten. Meine Flosse war dabei so schnell, dass sich richtig viele kleine Wasserbläschen bildeten und mich überall wie ein Schleier umgaben. In nur kürzester Zeit, es mochten vielleicht nur wenige Minuten gewesen sein, was ansonsten eine halbe Stunde gebraucht hätte, war ich an mein Ziel angekommen. Mako Island. Ich hielt somit an. Begann mich nach wie vor unter Wasser zu orientieren. Meine Erinnerung zu diesem Ort sagte mir, dass es hier in diesem Gebiet unheimlich viele Haie gab. Und so war es auch. Allmählich sammelten sich nach und nach Haie in dem Gewässer. Nicht lange und schon hatte ich unter, neben und ober mir überall haufenweise von Haien soweit das Auge reichte. Sie taten mir zwar nichts. Was bei den Menschen ganz anders ausgesehen hätte. Aber sie beobachteten mich lauernd. In dessen kalten Augen – wo darin der unbarmherzige Killerinstinkt schlummerte - lag ein Versprechen, dass sie zuschlagen würden, sollte ich unachtsam werden oder anfangen seelisch zu zerbrechen, welches mich zugrunde richten würde, und somit angreifbar wäre. Jede kleinste Schwäche würden sie schamlos ausnutzen. Würden durch ihrem Jägerinstinkt wissen wie sie vom Hinterhalt eiskalt angreifen würden, wenn sie eine Chance witterten. Von Lewis erfuhr ich mal, dass Cleo einst genau das beinahe passiert wäre, als Charlotte ihr so gemein mitgespielt hatte. Zum Glück kam Lewis noch rechtzeitig, bevor ein Hai ihr gefährlich werden konnte. Wieder zurück von meinen Gedanken in die Realität beobachtete ich nun die Haie um mich herum wachsamer. Ich mochte Tiere generell sehr gerne. Haie ebenso. Von Spinnen mal abgesehen verstand ich mich mit den Tieren wunderbar. Besser als mit so manch einem von den Menschen. Von diesen distanzierte ich mich etwas. Haie interessierten mich von ihrer Art und Weise ihres Auftretens sehr und faszinierten mich. Jedoch fühlte ich mich von den lauernden und berechnenden Blicken von dessen Gesellschaft ziemlich unwohl. Weshalb ich es vorzog hier nicht sonderlich lange zu verweilen. Somit begab ich mich auf dem Weg zum Mondsee. Ich schwamm dann zu dem Durchgang der Unterwasser Höhle, wo ich vor exakt zwei Wochen als Mensch hinuntertauchte, um wieder raus zu kommen. Gleich darauf tauchte ich an die Oberfläche auf, von wo ich dann die Höhle und den Krater des Vulkans im Blick hatte. Am Rande des Beckens lehnte ich mich mit dem Bauch an. Verschränkte zugleich die Arme ineinander, welche dann dazu dienten den Kopf darauf zu betten. In dieser entspannten Position schloss ich ein wenig müde die Augen, während ich meine Gedanken abschweifen ließ. Ich erinnerte mich noch gut an den einen Tag vor genau zwei Wochen daran, wo ich Lewis per Telefon gesagt hatte, dass ich nun auch eine Meerjungfrau sei. Zu meiner Verwunderung hatte ich es tatsächlich geschafft noch rechtzeitig zur ersten Unterrichtsstunde dort zu sein. Lewis hatte sich gleich nach dem Telefonat schnell zu mir auf dem Weg gemacht. Hatte mir dann dabei geholfen das Problem mit der Schwanzflosse loszuwerden. Er selbst hatte nichts tun können. Seine Variante hätte zu lange gebraucht. Also hatte er mir im Großen und Ganzen erklärt, dass ich mit der Fähigkeit von Rikki, die nun in mir innewohnte, meine goldene Flosse verschwinden lassen konnte. Es hatte auch gar nicht lange gedauert und an Versuchen gekostet bis ich es dann spielend leicht zu anwenden wusste. Kurz vor den rauen Schuppen meines Fischschwanzes hatte ich meine Hand in der Luft gehalten und sie zur Faust geformt, während ich mit der geballten Hand auf und ab gefahren war. Meine Kraft hatte ich in meine geballte Hand fließen und hatte somit das Wasser verdampfen lassen. In Sekundenschnelle war die goldene Flosse verschwunden. Stattdessen waren meine Beine wieder zum Vorschein gekommen. Am selben Tag noch hatte ich mir mit einem weiteren Motorboot auf Mako in der Höhle meine Umhängetasche und Taschenlampe dann zurückgeholt. Schon am nächsten Tag hatte Lewis sich dazu entschlossen mich zu trainieren. Damit ich meine Kräfte zu zügeln und beherrschen wusste. Und ich musste inzwischen sagen, dass es sich ausgezahlt hatte. Meine Kräfte konnten sich wirklich sehen lassen! Langsam hoben sich meine Augenlider etwas. Leicht verträumt betrachteten meine braunen Augen die wunderschönen und geheimnisvollen Wände dieser Höhle. Ich dachte gerade daran was ich nun war. Jetzt verstand ich es sehr gut warum Emma, Rikki, Bella und Cleo sehr oft im Meer waren und davon schwärmten wie atemberaubend es war als Meerjungfrau im Meer zu schwimmen. Denn das war es tatsächlich. Es war einfach so unbeschreiblich toll und einzigartig schön dies nun selbst zu erleben. Mit Worten gar nicht zu beschreiben. Ich bereute es keineswegs eine Meerjungfrau zu sein. Sowie auch nicht, dass es mir passiert war. Zwar war ich nun komplett anders als die anderen, und es hatte gewisse Nachteile so zu sein, doch es störte mich nicht im Geringsten. Wenn man mit einer Schwanzflosse im Meer herumschwamm, sich von den Strömungen treiben ließ und den Unterwasser Meeresbewohnern begegnete, fühlte man sich so frei und unbeschwert. Dieses Gefühl in sich zu spüren tat ungemein gut! Jedoch verließ der verträumte Blick meine Augen. Ersetzte stattdessen einen abwesenden und ziemlich niedergeschlagenen. Mir wurde nämlich schlagartig bewusst was es nun bedeutete eine Meerjungfrau zu sein. Dadurch dass der Mondsee mir alle Fähigkeiten, was die anderen vier besaßen, nun gegeben hatte zeigte sich eine unnatürliche Variante, die es nicht geben hätte sollen. Wenn ich nicht alleine gewesen wäre, wäre die Verteilung der sonderbaren und einzigartigen Kräfte anders abgelaufen. Da ich eben nun mal alleine war konnte es gar nicht anders ablaufen. Aber ich schweifte ab... Auf was ich eigentlich hinaus wollte war, da ich nun alle Fähigkeiten auf einem Schlag besaß, was für jeden eigentlich einzeln angedacht gewesen wäre, dass mich das an jemanden erinnerte. Charlotte. Sie hatte dasselbe gehabt wie ich nun. Nur der Unterschied, dass der Vollmond ihn ihr weggenommen hatte. Zum Glück. Doch erheiterte mich diese Tatsache absolut nicht. Ich hatte Angst. Angst davor, dass ich eines Tages wie sie werden würde. Eine widerliche Persönlichkeit. »Ich will nicht so sein wie sie! Um nichts auf der Welt würde ich das jemals wollen! Aber da ich nun alle Kräfte in mir habe... Besteht da wirklich die Möglichkeit, dass ich dann auch mal so böse, berechnend und so hinterhältig wie sie werde? Mir die Kräfte zu Kopf steigen?« Ich wollte einfach nicht so sein. So ehrlos und vollkommen ohne Gewissen. Ich schüttelte oft schnell mit dem Kopf, um diese deprimierenden Gedanken versuchend loszuwerden. Wie mechanisch bewegte sich mein Rotschopf zu der Armbanduhr, wo ich im selben Augenblick erstarrte. »Scheiße! Es ist 07:51! Jetzt muss ich mich aber beeilen!« Ich wollte mir lieber nicht vom neuen den Zorn des Lehrers auf mich richten lassen. Wo Lehrer solche Fehler einem immer zu spüren lassen würden. Somit verließ ich meine gemütliche Position als ich mich schließlich aufrichtete. Sofort hetzte ich mit meiner Geschwindigkeit untertauchend ins Wasser und gelangte von der Unterwasser Höhle wieder in den Ozean. Von dort aus schwamm ich in die Richtung zurück aus der ich gekommen war. So schnell ich konnte schwamm ich immer, immer, und immer weiter. Die blaue Farbe des Ozeans zog an mir vorbei, so schnell war ich. Ich wollte jedoch noch ein bisschen schneller sein. Also konzentrierte ich mich etwas mehr. Ließ meine Kräfte so gut es mir möglich war in meine Schwanzflosse fließen. Dies erhöhte dann sogleich mein Tempo. Kurz darauf entdeckte ich dann rasch den Ort von wo ich ins Wasser reingegangen war. Ich spürte dann bei jeder auf und ab Bewegung meiner Fischflosse wie unerträglich träge und schmerzlich es sich anfühlte. Mir wurde sofort klar, dass ich stetig etwas langsamer wurde. »Scheint so als habe ich es übertrieben. Doch ich muss durchhalten! Nur noch einen Meter!« Schlussendlich kam ich an die Oberfläche. Sogleich hievte ich mich auf einem der Felsbrocken des großen Strandes. Meine Flosse fühlte sich wie Blei an. Ich sah abermals auf die Uhr. 07:58. »Verdammt!« Verärgert biss ich mir auf die Lippe. Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren setzte ich wieder eines meiner Kräfte ein. Ließ auf der goldenen Schwanzflosse das Wasser mit meiner geballten Faust verdampfen. Im nu war sie ausgetrocknet und wie damals ersetzten meine Beine die schuppige Schwanzflosse. Glücklicherweise war es nicht so dass ich nach der Verwandlung keine Kleidung mehr am Leibe trug. Sonst stände ich schon doof da. Meinen Rucksack – den ich abgeschirmt von Menschen an einem Felsen anlehnend versteckt hatte - schulterte ich mir auf dem Rücken und stand mit etwas wackligen Beinen somit auf. Allem Anschein nach schien sich das Schwimmen auf die Beine etwas auszuwirken. Das Gute war zumindest, dass sich die Schule in der Nähe von diesem Strand befand. Mit etwas Muskelkater in den Beinen spurtete ich zähneknirschend in Richtung Schule. Letzten Endes kam ich dann doch zu spät. Um 08:05 öffnete ich leise die Klassentür, wo ich mich vorsichtig umsah. Da erspähte ich den Lehrer an der Tafel. »Mist! Jetzt heißt es sich leise zu verhalten! Unter keinen Umständen darf ich auffallen!« Mich so vorsichtig wie nur irgend möglich hinkniend krabbelte ich geduckt den Boden entlang. Selbst wenn der Lehrer auch jetzt noch seine Aufmerksamkeit auf die Tafel lenkte, so hatte ich trotzdem wie erwartet die der Mitschüler auf mich gezogen. Die meisten meiner Mitschüler sahen sichtlich amüsiert zu mir hinüber. Einige beobachteten mein Tun mit Schadenfreude. Konnte ich mir denken, dass ihnen meine problematische Situation gefiel. Lautlos seufzte ich. Es gab jedoch auch manche darunter, die zählten dann schon zu Musterschüler und Streber, die mich mit gewissem Missfallen ebenfalls beobachteten. Und anschließend genervt die Augen verdrehten. Oder auch sogar verachtend in meine Richtung guckten. Ungerührt von diesen Blicken krabbelte ich weiter, bis ich dann aufflog. „Liebe Leila! Hättest du bitte die Güte und würdest dich nicht wie ein Affe benehmen? Wir sind doch nicht im Zirkus!” Ich zuckte zusammen, als ich die sarkastische sowie auch leicht zynische Stimme meines Lehrers vernahm. Leises Gekicher kam von meinen Mitschülern. »Wie peinlich!« Leicht gerötet um die Nase stand ich auf und sah etwas eingeschüchtert zu dem Lehrer. Wie nicht anders zu erwarten bekam ich nach den Schulstunden eine Strafe aufgebrummt. Eine Stunde lang, die Betonung lag auf eine Stunde, musste ich, anhand von Schulordnung schreiben und Hausaufgaben nachmachen, nachsitzen. Statt halb drei wurde es somit halb vier, als ich das Schulgebäude verließ. Leichte Kopfschmerzen plagten mich. Was mich dazu veranlasste unterm Gehen die Schläfen zu massieren. »Sind das wieder einmal qualvolle Minuten gewesen! Mir kommt es fast so vor als wären es Stunden, und nicht eine Stunde, gewesen!« Genervt stieß ich die Luft aus. In Gedanken versunken schritt ich gemächlich den Weg zu mir nach Hause an. Jedoch stoppte ich abrupt, als ich an etwas Spezielles dachte. Ich ging alles durch, um nichts zu überstürzen und das Richtige zu tun. Doch meine Entscheidung war gefallen. »Ich werde es tun! Das werden Lewis und die anderen mit absoluter Sicherheit nicht gutheißen. So viel steht fest. Doch ich werde nicht klein beigeben! Die ganze Zeit über fühle ich mich fehl am Platz tagein tagaus zu leben, ohne eine lebenswichtige Entscheidung zu treffen. Und außerdem...habe ich mich bereits entschieden.« Entschlossen griff ich in die Hosentasche und zog dann mein Handy heraus. Danach tippte ich die Nummer von Lewis ein. Hob es anschließend zu meinem Ohr hin. Es läutete lange. Sehr lange sogar. Doch schließlich hob er doch noch ab. Schlaftrunken kam es aus dem Handy: „Cleo? Bist du es?” Ich musste mir daraufhin mehr als nur ein Lachen verkneifen. Jedoch hörte man meine Reaktion dennoch aus der belustigten Stimme heraus. „Nicht ganz. Hier spricht Leila.” „Was... Leila?” Ein weiteres Mal musste ich mir das Lachen verkneifen. So schlimm schlaftrunken war er ja noch nie gewesen. Allerdings merkte ich, dass es hinter dem Telefon so langsam bei ihm ratterte. Mit viel Vorstellungskraft konnte man ihn sogar nachdenken hören. „Leila... Ach, du bist es. Tut mir leid wegen dem gerade. Bin vom Schlafen noch etwas verpeilt.” „Hat man gemerkt.” erwiderte ich grinsend. Kurz folgte Stille, bevor er fragte: „...Was möchtest du eigentlich von mir?” „Ach, richtig! Ich hab dir und den anderen Jungs noch etwas zu sagen!” „Und was?” wollte er nun hellwach wissen. Tja. Auch ein wissenschaftliches Genie wie er konnte seine Neugier nicht verstecken. Verheißungsvoll antwortete ich darauf: „Das wirst du dann schon sehen! Wir treffen uns alle in fünfzehn Minuten am Strand!” Ohne ihn zu Wort kommen zu lassen legte ich sogleich auf. Meine Schritte beschleunigten sich bis ich dann in meiner Wohnung war. Dort verwahrte ich den Rucksack in mein Schlafzimmer und verließ die Wohnung sofort wieder. Noch zehn Minuten hatte ich noch Zeit, als ich auf meine Armbanduhr sah. Schnellen Schrittes hastete ich zurück und kam dann zu dem Strand. Mir kam es sehr gelegen, dass außer mir noch keiner da war. Somit konnte keiner der Jungs mich aufhalten, wenn ich es ihnen sagen würde. Mit dem Vorsatz meinen Plan in die Tat umzusetzen ging ich mit jedem Schritt näher ans Wasser heran. Kurz bevor das Wasser meine Füße berühren konnte blieb ich stehen. Sah zu wie sich das Wasser im Takt von Ebbe und Flut auf und ab bewegte. Tief durchatmend schritt ich langsam ins Wasser, bis ich zu den Kniekehlen nass wurde. Ich zählte in Gedanken ganze zehn Sekunden, und dann geschah es. Mein Körper begann - als würde es so ähnlich wie ein Kokon mich umhüllen - zu glitzern. Diese erste Veränderung lief so wie immer ab, wenn sich die Form als Meerjungfrau aktivierte. Wankend kippte ich nach vorn der Länge nach ins Wasser. Dieser Ort des Strandes war menschenleer. Weswegen ich keine Bedenken dazu hatte, dass irgendeine fremde Person diese Verwandlung mitbekommen würde. Was mein Äußeres anging brauchte ich mir ebenso keinerlei Sorgen dazu zu machen, dass die Jungs etwas Spezielles zu sehen bekommen würden. Wodurch ich daher keinem Scham ausgesetzt war. Meine Brüste wurden nämlich von einem bauchlosen Oberteil bedeckt. Was dafür sorgte, dass man zwar viel Haut zeigte, jedoch die wichtigste Stelle einem verwehrt wurde. Jenes war ebenfalls wie die Schwanzflosse in Gold gehalten und wies ebenso Schuppen auf. Als ich dann auf die Uhr sah kamen dann die vier Jungs auch schon auf die Minute zu mir hingerannt. „Was hat das zu bedeuten, Leila? Wieso hast du uns herkommen lassen?” kam der Dunkelhaarige namens Zane gleich auf dem Punkt. Einer der Männer fragte dann gleich darauf: „Hast du in Bezug auf die Mädels vielleicht etwas herausgefunden?” Das war Ash. Ebenfalls ein Dunkelhaariger. Zuletzt kam noch Lewis, der dazu noch etwas zu sagen hatte. „Und wieso besprichst du das mit uns als Meerjungfrau?” Etwas misstrauisch musterte er mich. Der letzte der vier Männer, welcher Will hieß, schwieg nur und beobachtete was nun geschehen würde. Ein wenig nervös griff er sich in die blonden Haare, welches wie Lewis die gleiche Haarfarbe hatte. Ich musste dazu einfach grinsen. Das war wieder einmal typisch für die Jungs. Genau durch diese Art mochte ich diese auch so sehr. Wie bei den Mädels gab es bei den Jungs immer etwas zu lachen. Zane war mit Rikki zusammen. Er zeigte es zwar nicht und gab es auch wirklich nicht gerne zu, aber er sorgte sich sehr das Rikki unauffindbar blieb. Hart von außen, jedoch sanft von innen. Daher passte der Spruch "Harte Schale, weicher Kern" wie die Faust aufs Auge zu ihm. Früher war er jedoch noch ganz anders gewesen! Da war er noch das reinste Arschloch gewesen wie die Welt ihn je gesehen hatte! Sein Vater besaß viel Geld. Konnte dadurch viele Jachten sein Eigen nennen und hatte bei der Unterwasserschutz Polizei das Sagen. Ich würde jetzt nicht sagen, dass sein Vater stinkreich war. Aber er konnte es sich leisten teure Sachen zu besitzen. Man konnte zwar ebenfalls nicht behaupten, dass er so richtig verehrend angesehen wurde. Jedoch genoss dieser einen gewissen Rang unter den Leuten den anderen verwehrt wurde. Und wie stark Zane dabei prahlte! Da wurde einem regelrecht schlecht, wenn man ihm dabei zuhörte! Er meinte er könnte sich alles erlauben und könnte bei allen Leuten Mist bauen, ohne dabei Konsequenzen dafür tragen zu müssen. Auch hatte er Kontakt zu falschen Menschen wie zum Beispiel mit der Tussi Miriam. Mit der war er auch für kurze Zeit zusammen gewesen. Miriam war eine Sorte Mensch als Tussi auf die man gut und gerne verzichten konnte. Von oben herabsehend, zickig und hatte ebenso eine reiche Familie. Doch als Zane und Rikki sich näher kamen änderte er sich. Er nahm nun die Dinge nicht mehr als selbstverständlich an. Dachte mehr nach was er sagte und tat. Auch hörte er damit auf sich bei den Leuten und in der Schule unmöglich zu benehmen. Man konnte also sagen, dass Rikki aus ihm einen besseren Menschen gemacht hatte. Will war ein Schwimmprofi in Meisterschaften und lernte Bella besser kennen, als er hinter ihr Geheimnis kam. Von dort aus wurden die beiden kurze Zeit später ein Paar. Da sich seine Schwester jedoch querstellte war es eine schwierige Zeit gewesen. Aber es war zum Glück noch gut ausgegangen. Ich wusste nicht genau ob man das Schicksal nennen konnte, aber wie der Zufall es so wollte bekam Emma in dem Imbiss Laden einen neuen Chef zugeteilt. Und das war genau Ash gewesen. Mit der Zeit begannen die beiden füreinander Gefühle zu hegen und versuchten eine Beziehung miteinander zu führen. Doch es war schwierig die Liebe zueinander in Balance zu halten, als Emma dann immer eine Mauer um sich baute, wenn etwas Seltsames passierte. Unerklärliche Situationen, die durch Magie der Meerjungfrauen geschahen. Geheimnisse waren Gift für eine Beziehung. Jedoch zögerte sie immer ihm zu sagen was sie in Wirklichkeit war. Denn sie hatte Angst. Angst, dass er sie als Monster sehen würde. Und somit mit ihr nichts mehr zu tun haben wollte, wenn er sehen würde, dass sie eine Meerjungfrau war. Egal wann prägte sie die Angst von Mal zu Mal mehr und verschwieg es deshalb. Diese Tatsache jedoch bewirkte, dass die beiden sich durch einen heftigen Streit trennten. Kurz nach dem Kampf gegen Charlotte zeigte Emma ihm ihre wahre Gestalt. Ash reagierte zu ihrer Verwunderung ziemlich cool und gelassen. Von da an kamen die beiden schließlich wieder zusammen. Cleo und Lewis waren schon seit langem miteinander befreundet gewesen. Wenn ich mich nicht irrte waren die beiden sogar durch eine tiefe Sandkastenfreundschaft miteinander verbunden. Irgendwann funkte es mehr als gewöhnlich zwischen ihnen und daraus wurde eine Beziehung. Da die beiden das Geheimnis gleich von Anfang an, von ihrer Meerjungfrauen Gestalt, miteinander teilten wurde die Bindung zueinander stärker. Allerdings gab es zwischen den beiden durch irgendetwas einen Streit und Cleo machte mit ihm schluss. Danach kam Charlotte in die Schule und machte sich an Lewis ran. Durch den Trennungsschmerz ließ er sich von dieser miesen Schlange einlullen. Sah dadurch nicht was sie aus ihm machen wollte. All ihre Versuche richteten sich danach aus ihn auf ihre Wünsche umzuändern. Auch die Freundschaft zwischen ihm und Cleo war sie sich nicht zu schade diese zu manipulieren. Cleo bereute es sehr was sie getan hatte und litt jedes Mal mehr darunter, wenn sie Charlotte mit Lewis zusammen sah. Dass die Rothaarige sie immer heftiger fertigmachte war mitunter genauso schmerzhaft. Eines Tages merkte Lewis zum Glück was für ein falsches Spiel da von seiner "sogenannten Freundin" gespielt wurde. Daraufhin konnte er Cleo von den Haien noch in allerletzter Minute retten. Zuletzt kam dann der entscheidende Kampf. Ab da wendete sich zum Glück alles zum Guten. Meine braunen Augen blinzelten verwirrt, als ich von den Männern ein Räuspern vernahm. Ich tadelte mich dann selbst dafür schon wieder in Gedanken versunken gewesen zu sein. Abwartend sahen mich alle an. „Tut mir leid... War mit meinen Gedanken woanders gewesen. Also, weswegen ich euch hier alle sprechen wollte. Mir ist da eine Idee gekommen was die Mädels angeht. Und daher habe ich einen Entschluss gefasst. Ich werde mich im Meer auf eine Reise begeben.” Plötzlich wurden alle still. Nur mehr die Geräusche des Meeres und des Windes waren mehr zu hören. Jeder betrachtete mich mit kritischen Blicken. Zweifel konnte man in ihren Augen auch erkennen. »Trauen sie mir denn so wenig zu?« kam mir vor Enttäuschung der Gedanke. Allmählich erwachten wieder die Geister in ihnen als sie mich ungläubig anschauten. Dann sprachen alle im Chor: „Was?!” Schützend hielt ich mir die Ohren zu. Die Hände senkte ich wieder als ich erklärte: „Ja, möchte ich wirklich. Ich-” „Das kommt gar nicht in Frage, Leila!” kam es von Ash und Lewis wie aus der Pistole geschossen. „Und warum nicht?!” entgegnete ich wütend. „Weil das für dich zu gefährlich ist! Außerdem brauchst du einfach mehr Zeit dich an deinen Kräften zu gewöhnen!” beantwortete mir mein bester Freund die Frage sachlich und keifend zugleich. Gleich danach hörte ich von Emmas Freund mit etwas versöhnlichem Ton: „Und außerdem wird es sicher auch noch eine bessere Lösung dazu geben die vier zu finden.” Das alles was die beiden als Argumente brachten ließ mich vor Trauer kraftlos den Kopf hängen. Ich war enttäuscht. Mehr als nur enttäuscht! »Dass es nicht leicht werden würde sie zu überzeugen war mir klar, aber dass es so schwierig werden würde... Und das schlimmste dabei ist noch, dass die Jungs es mir nicht zutrauen, dass ich es schaffen werde alleine etwas Gefährliches und Schwieriges zu bewältigen! Ich weis ja dass es alle nur gut mit mir meinen. Aber trotzdem. Bin ich denn wirklich so schwach, dass ich bei solch einer Herausforderung nicht selbst auf mich aufpassen kann...? Ich es nicht schaffte allen Dingen zu trotzen und klar zu kommen, es einfach aussichtslos und zum Scheitern verurteilt ist es überhaupt versuchen zu wollen? Nein... Daran kann und vor allem will ich nicht glauben! Ich bin stark! Ich bin in der Lage auf mich selbst aufzupassen! Genug Mut es durchzuziehen hab ich doch! Ich kann das!« versuchte ich mich selbst wieder zu motivieren. Dadurch, dass ich nun ebenfalls eine Meerjungfrau war, eröffneten sich mir nun vollkommen neue Möglichkeiten und Chancen. Dieses Abenteuer würde mich reifer werden lassen. Würde mich dadurch weiterentwickeln und daran wachsen. Es wäre eine eindeutig willkommene Abwechslung, als andauernd dem frustrierenden Alltagstrott nachzugehen. Außerdem. Wo sonst konnte ich denn noch nach meinen besten Freundinnen suchen, wenn nicht im Meer? Mit neuem Entschluss sah ich wieder auf und verkündete das was mir auf der Seele lag. „Mehr Zeit... Ist es das was ich brauche?” sprach ich das offensichtliche an ihren Gesichtern ablesend mit tonloser Stimme aus. Jedoch mit verengten Augen. Allgemeines Nicken folgte. Diese synchrone Reaktion der Männer ließ mich ungehalten werden. „Glaubt ihr wirklich wir könnten es uns leisten noch mehr Zeit zu verlieren, indem ich mich noch länger mit meinen Kräften vertraut mache?! Je länger wir damit warten ist es umsonst an Hoffnung zu glauben! Wenn wir noch mehr Zeit verstreichen lassen ist die Chance noch geringer sie noch lebend aufzufinden! Ich will es zumindestens versucht haben auch dort alles abgesucht zu haben, bevor wir mit dem schlimmsten rechnen müssen! Es gibt keine andere und bessere Lösung! Wacht endlich auf von diesem Irrsinn! Macht euch damit doch nichts vor! Es gibt nur diese Möglichkeit, um das Hoffen nicht gänzlich aufzugeben!” Mein zischender sowie auch aufgebrachter kalter Ton erschreckte selbst mich, doch ließ ich es mir nicht anmerken. Totenstille. Alle, und damit meinte ich auch wirklich alle, erwiderten nichts mehr darauf. Starrten mich stattdessen nur an. Solch eine Durchsetzungskraft waren die Jungs von mir nicht gewohnt. Vor allem mein schneidender Ton in der Stimme. Ich war mir nicht sicher, aber so wie es aussah hatte ich sie wohl damit beeindruckt. Zane fand als erster seine Stimme wieder als er sich räusperte. „Lasst sie doch gehen! Sie hat recht mit dem was sie sagt! Leila wird im Meer und sonst wo die Mädchen besser suchen können als es wir die ganze Zeit getan haben!” „Und die Wahrscheinlichkeit ist definitiv höher die vier auch wirklich lebend zu finden.” half Will dabei mit die anderen beiden Jungs zu überzeugen. Zane setzte dann anschließend noch einen drauf: „Und ich vertraue darauf, dass sie die Mädels sicher und wohlbehalten zurückbringt! Sie ist alt genug, um selbst zu entscheiden! Auf sich selbst aufzupassen ist sie auch in der Lage! Leila schafft das schon!” Zugleich sah er optimistisch in meine Richtung. Als ich einen dankenden Blick an ihn richtete grinste er mir frech zu. »Das ist wieder einmal typisch Zane! Ich kann gut verstehen wieso Rikki sich in ihn verliebt hat.« Nicht nur dass er nicht gerade schlecht aussah. Auch das Böse und Harte in ihm zog einem regelrecht an. Reizte einem auch so ein Leben zu führen. Noch dazu das Rikki aus ihm einen besseren Menschen gemacht hatte machte es noch interessanter. Jedoch, wenn ich das tun würde, würde mir Rikki eindeutig die Hölle heiß machen, wenn ich sie finden würde. So viel war sicher. Außerdem gehörte ich nicht zu der Sorte Freundin die das ausnutzen würde, dass sie gerade nicht da war und ihr somit ihren Freund ausspannte. Nein! So tief war ich nicht gesunken um so etwas Widerwärtiges zu tun! Charlotte würde gewiss so etwas Erbärmliches machen! So etwas würde ich ihr ohne weiteres zutrauen. Doch so war ich mit Sicherheit nicht. Ich war einfach glücklich, dass die beiden erneut nach zwei Trennungen zueinander gefunden hatten. Wieder in der Gegenwart von meinen Gedanken erwiderte ich seine Mimik ebenso frech grinsend. Ash und Lewis sahen die anderen beiden Jungs an, bevor sie dann zu mir blickten und allem Anschein nach überlegten. Kurz blieb es still zwischen ihnen. Was mein Herz wie irre klopfen ließ vor Aufregung. »Das ist ja reinste Folter was die gerade machen! Wenn das so weitergeht funktioniert mein Herz vor Spannung nicht mehr zu schlagen!« Dann endlich tat sich etwas. Ich musste zweimal gucken, bevor ich es glaubte. Doch zögernd nickten die beiden mir einverstanden zu. Ich könnte Luftsprünge machen vor Freude und Glück. Doch als Meerjungfrau ging das ja schlecht. „Echt?! Im Ernst?! Ihr lasst mich ziehen?!” „Klar meinen wir das ernst! Wir vertrauen dir! Außerdem wird es Zeit, dass du etwas Neues erlebst und erwachsen wirst. Auf andere Gedanken kommst, und nicht immer an deine Eltern denkst. Zudem glaube ich, dass du trotzdem gegangen wärst, auch wenn wir nein gesagt hätten. Schließlich wolltest du uns nicht ohne Grund als Meerjungfrau gegenübertreten, nicht wahr?” kam es schmunzelnd von Lewis. Dass er das herausgefunden hatte wunderte mich gar nicht. Nicht umsonst war er stets der Schlauste in der Schule. Kombinieren lag ihm einfach. Doch dass sie sich so umentscheiden konnten. Ich war noch immer hin und weg vor Glück. Mein Lächeln strahlte wie noch nie zuvor, als ich ertappt einen Laut von mir gab, während ich die Finger in meine noch vom Meerwasser feuchten roten Haare vergrub. „Ja, da hast du recht. Du hast mich durchschaut. Und danke, dass du und ihr alle da zustimmt.” Somit war es entschieden, dass ich eine weite Reise übers Meer antreten würde. Ich wusste, dass ich im Meer nach den vier Mädels geradezu wie eine Nadel im Heuhaufen suchen würde. Das Meer war unendlich weit. Geradezu unmöglich sich ausgerechnet dort auf die Suche zu begeben. Trotzdem ließ ich mich nicht davon entmutigen. So lange ich noch ein Fünkchen Hoffnung in mir trug würde ich weiter im Meer nach ihnen suchen. Auch wenn es noch so aussichtslos war. Ich verabschiedete mich noch von den vier Männern und sah jeden von ihnen lange in die Augen. „Sagt den Lehrern am besten, dass ich mich auf die Reise begebe, um nach den anderen zu suchen. Ist halb sogar die Wahrheit...wenn auch nicht ganz. Es wird länger dauern bis ich wieder zurückkomme. Vielleicht sogar mit den vier Mädels.” sprach ich sachlich. Lewis erwiderte nickend darauf: „Machen wir! Und pass gut auf dich auf, hörst du?” „Ja, werde ich! Versprochen!” Ich musste darauf einfach schmunzeln. Mit ihm verstand ich mich immer am besten. Zuletzt hörte ich Ashs Stimme sagen: „Und bring die Mädchen wieder heil zurück!” „Das werde ich! Ihr könnt euch auf mich verlassen!” Ein letztes Mal sah ich die vier Jungs an und winkte noch zum Abschied. Dann tauchte ich unter bis nur mehr das Ende meiner Schwanzflosse zu sehen war, bevor dann auch diese im Meer verschwand. Ich fackelte gar nicht lange herum den Schnellgang meiner Flosse zu aktivieren. In Windeseile sauste ich im Ozean zur Insel Mako. Bevor ich die Suche beginnen würde wollte ich mich dort nach etwas vergewissern. Ich schwamm in die Unterwasser Höhle hinein. Wiederauftauchend gelangte ich dann zum Mondsee. Anschließend bewegte ich mich zum Rand des Beckens. Legte die Hände auf dem Steinboden. An anderen Stellen des Vulkanbodens tastete ich ebenso ab. Gleich darauf hievte ich mich hinauf auf dem steinernen Boden und erhitzte meine Fischflosse mit der Faust, welche sich dann sofort zu Beinen formte. Als das erledigt war stand ich auf und machte bei den Vulkanwänden das gleiche. Doch als ich dann alle Stellen dieser Wand abgesucht hatte gab ich es zähneknirschend auf. Ich ließ meine zur Faust geballten Hände auf die Steinwände ruhen. Auch lehnte ich sichtlich enttäuscht meine Stirn an jene Wand. »Was für eine Enttäuschung! Der Vulkan kann mir da also nicht weiterhelfen! Und dass, obwohl ich dieses Zeichen wirklich dringend bräuchte!« Wenn man die Wände oder den Boden des inaktiven Vulkans berührte, sich dabei fest konzentrierte, spürte man ganz deutlich die Energie, die diese Insel ausstrahlte. Was der betreffenden Person Einblick in eine Vision gewährte, einen Blick auf die zukünftige Zeit zu werfen. Allerdings nur selten. Was ich auch jetzt gemerkt hatte. Sauer über diesen Misserfolg spannte ich missmutig den Kiefer an. »Und dabei habe ich so gehofft eine kleine Fährte darauf zu finden, um die suchenden Gebiete damit besser bestimmen oder ausgrenzen zu können! Tja... Daraus wird wohl nichts werden. Es wird wohl doch ein schwierigeres Unterfangen werden die vier zu finden!« Schwer seufzte ich. Aber so war das eben mit dem wünschen. Wenn es mal Situationen wie diese gab dann war es nie so wie man es sich erhoffte. Doch hier noch weiter zu verweilen brachte mir nichts. Also ging ich ein paar Schritte von dieser steinernen Vulkanwand weg und bewegte mich in die Richtung des Mondsees zu, bevor ich dann hockend ins kalte Meerwasser glitt und mit meiner Schwanzflosse gleich hinuntertauchte. Als ich von der Unterwasser Höhle wieder raus schwamm bewegte ich meine Fischflosse in Richtung Oberfläche. Dann tauchte ich schließlich gänzlich auf. Die Insel Mako Island betrachtete ich noch ein wenig. Ebenso den Rückweg von wo ich wieder zurück konnte. Es tat weh diesen Ort zu verlassen bei dem so viele Erinnerungen hingen. Schöne vor allem. Sah man von dem Unfall meiner Eltern davon ab. Jedoch hatte ich eine Aufgabe der ich nachkommen musste und wollte. Was für mich oberste Priorität hatte. Ich sogar, wenn es sein musste, mein Leben aufs Spiel setzen würde, um meine Freundinnen wieder zu finden und unter Umständen auch zu retten. Ohne sie würde ich ganz gewiss nicht zurückkommen, bevor ich nicht auf etwas stoßen würde was meinem Wissen weiterhalf. Sei es auch etwas Negatives auf das ich stoßen würde. Das Leben war für mich wertlos und nicht mehr von Bedeutung geworden, seitdem meine Eltern auf dieser Welt nicht mehr existierten. Cleo, Rikki, Emma und Bella ließen meinen Schmerz und Leid zur Hälfte vergessen. Linderten es ein wenig sogar. Daher hielt mich an meinem Leben und an meiner Heimat nicht so viel, als dass ich es mir anders überlegen würde umzukehren. Es gab kein Zurück mehr. Ab jetzt war der Schuss gefallen und keiner würde meine Entscheidung mehr ändern können. Mit einem entschlossenen Blick sah ich noch ein letztes Mal zurück, bis ich dann schließlich erneut untertauchte. Die Strömung des Wassers schlug leichte Wellen, während ich meinen Weg mit gemächlichen auf und ab Bewegungen meiner goldenen Flosse fortsetzte. Sorgfältig suchte ich langsam jede Ecke ab die mir begegnete. Das ging dann vielleicht eine Stunde oder eineinhalb Stunden so weiter - hatte nicht so wirklich ein gutes Zeitgefühl - als sich dann was tat. Sehen konnte ich nichts. Nur das Wasser des Ozeans selbst. Ganz normal eben. Doch dem war nicht so. Ich spürte etwas. Und das fühlte sich definitiv nicht gut an! Ein beklemmendes Gefühl, welches mir die Kehle zuschnürte. Es fühlte sich wie eine Vorahnung an. So als ob gleich etwas Schlimmes passieren würde. Ich hatte sowas von nicht den blassesten Schimmer was hier überhaupt abging, aber mein Instinkt sagte mir das etwas Gefährliches auf mich zukam. Leicht unruhig hielt ich somit an. Wartete mit angespannter Haltung. »Irgendwie kommt mir mein Verhalten albern vor. Bei so einem friedlichen Gewässer wie diesem kann doch unmöglich etwas Gefährliches passieren!« Ich sollte mich jedoch schlagartig täuschen was das betraf. Wie aus dem Nichts entstand in unmittelbarer Nähe von mir ein gigantisch großer Wasserstrudel, der stetig immer breiter wurde. Der Sog sah unmenschlich stark aus. Noch weniger hatte ich Zweifel an der Kraft des Strudels als die Fische, die sich aus dem Manöver nicht mehr retten konnten, genauso auch die Meerespflanzen von dieser immensen Kraft ausgerissen wurden, mit einer Geschwindigkeit herumgewirbelt wurden, dass einem vom Zusehen Angst und Bange wurde. Ich konnte nur hilflos mitansehen was dieser Strudel alles anrichtete. Dieser Macht war ich eindeutig nicht gewachsen. Mit meinen Kräften war ich noch nicht bereit und stark genug diesem Strudel etwas entgegenzusetzen. Noch bevor ich mich umentschieden hatte einen anderen Weg zu nehmen riss ich die Augen plötzlich mit blankem Entsetzen ein Stück weiter auf. Der Strudel kam direkt auf mich zu! Bevor ich jedoch überhaupt noch reagieren konnte hatte dieser mich schon erreicht und riss mich regelrecht in sich hinein. Wie ein Tennisball wurde ich wie wild hin und her geschleudert. Auch wenn es nichts brachte schrie ich aus vollem Halse ganz automatisch. »Nur gut, dass ich als Meerjungfrau unter Wasser atmen kann.« dachte ich sarkastisch. Wenn das noch so weiterging würde mir früher oder später davon richtig schlecht werden! Noch so halb die Ruhe bewahrend lenkte ich mich in die Kurven. Und wartete ab. Prägte mir die kurzen Sekunden ein, in welchen sich der Strudel ein wenig veränderte. Man konnte es fast surfen nennen was ich da machte. Bei so einer Situation war eine Schwanzflosse äußerst praktisch. Noch einige Runden machte ich das so, während ich aufpasste wann sich mir eine Gelegenheit auftat. Dann endlich öffnete sich mir ein guter Moment. Sofort schwamm ich so schnell es ging aus der kurzzeitig lückigen Stelle hinaus. Doch noch ehe ich gänzlich wieder draußen war erwischte mich der Strudel vom neuen. Zog mich abermals mit Gewalt in sich hinein. Bald darauf versuchte ich es wieder als es mit der lückenhaften Stelle wieder anfing, doch jede Fluchtmöglichkeit scheiterte. Ich hatte schon aufgehört zu zählen, so oft hatte ich es versucht hier raus zu kommen. Plötzlich kam mir eine Idee, welche mich dazu veranlasst hätte meine Hand auf die Stirn zu klatschen, wenn ich jetzt dazu in der Lage gewesen wäre. »Dass ich nicht eher darauf gekommen bin! Diese Idee ist idiotensicher! Es wird ganz bestimmt funktionieren!« Hoch motiviert startete ich also einen neuen Versuch. Kurz bevor ich es wieder wagte lächelte ich siegesgewiss. Aktivierte zugleich die höchste Geschwindigkeit meiner Flosse. Und schon brauste ich geschwind zu diesem Loch aus Wasser. Doch keine Chance! Noch ehe ich überhaupt hinausschlüpfen konnte wurde ich auch schon eiskalt zurückgestoßen. Ich versuchte es einige Male wieder auf dieselbe Weise, doch alle gingen gleich aus. Selbst als meine Fischflosse stark anfing zu pochen wie auch gleichermaßen wehzutun hörte ich nicht damit auf. Jedoch musste ich nun innehalten. Mich ein wenig ausruhen so gut es in einem Strudel nun mal ging. Ich war am Ende meiner Kräfte. Dennoch wollte ich nicht aufgeben. Auch wenn mein Innerstes dagegen ankämpfte drang Verzweiflung gepaart mit Panik in mein Herz ein. Was mich deutlich mehr unruhiger werden ließ. Ich wollte nicht noch länger hier sein! Vermutlich hier sogar sterben! Anstatt hier wie gefangen zu verweilen wäre es besser die Zeit zum Suchen meiner Freunde sinnvoll zu nutzen! Doch dazu würde ich vermutlich gar nicht mehr kommen. Mir kam dieser Strudel wie ein Käfig vor. Gefangen in einem Käfig aus Wasser. »Ist das mein Ende? Noch ehe ich überhaupt die Suche begonnen hatte?« Ich vergoss eine Träne, die allerdings durch den Ozean gar nicht wahrgenommen wurde. Und meine Augen durch das Salzwasser leicht zu brennen anfingen. Vermutlich bildete ich mir das durch meine panische Angst auch nur ein, doch mir kam die ganze Zeit so vor als wollte dieser Strudel nicht, dass ich hier rauskam. Als hätte dieser anderes mit mir vor. Meine in Gedanken versunkene Unaufmerksamkeit wurde sogleich auch schon bestraft, indem ich die Kontrolle der lenkenden Kurve verlor und im nu aufs härteste wieder durch alle Richtungen geschleudert wurde. Diesmal jedoch blieb ich in dieser Situation gefangen. Konnte mich gegen die Strömungen nicht mehr zur Wehr setzen. In meiner Schwanzflosse hatte ich keine Kraft mehr. Nur der pochende und stechende Schmerz erinnerte mich daran, dass ich eines besaß, jedoch nichts tun konnte. Vollkommen leer blickten meine Augen in die starken Strömungen, bevor mir dann die Augen zufielen und ich in endlose Schwärze der Bewusstlosigkeit glitt. Erzähler Sicht: In diesem Moment erschlaffte der Körper dieser Meerjungfrau. Gab dem Strudel zusätzlich Angriffsfläche als der Körper noch schneller in alle Richtungen geschleudert wurde. Eine gefühlte Ewigkeit, so schien es zumindest, hörte es nicht auf. Erst nach einer Weile wurde die Kraft des Strudels schwächer. Bis dieser schließlich vollkommen von Leila abließ und jene hart auf dem Sand des Meeresbodens aufprallte. Noch immer war die junge Meerjungfrau bewusstlos. Und dies würde sich auch weiterhin in nächster Zeit nicht ändern. Die leichten Strömungen des Ozeans hoben sie behutsam, wie eine Mutter ihr Kind, auf und trugen sie langsam weiter. Immer und immer weiter führte das Wasser den Körper voran. Das Ziel ungewiss. Auch die Fluten beteiligten sich daran und beschleunigten dieses Vorhaben somit ein wenig. Sanft aber bestimmend. Dann an einer anscheinend besonderen Stelle hielt die Flut mit ihr inne. Wartete anscheinend auf irgendetwas. Kurz darauf wurde diese Stelle gleißend hell, bis es dann wieder erlosch. Stattdessen ersetzte nun ein Portal das Licht. Die Strömung gab dem bewusstlosen Körper einen kleinen Schubs in diese Richtung. Verursachte dabei, dass dieser in das Portal hineintrieb. Augenblicklich schloss sich jenes wieder. Es sah wieder so aus wie zuvor. So als ob gar nichts passiert wäre. Auf der anderen Seite des Portals öffnete sich dieses wieder als die Meerjungfrau schon hinausgezogen wurde. Danach schloss es sich endgültig. Auch jetzt wieder mitten im Meer befindend trieb es Leila dabei auch weiterhin vor sich hin. Die Strömungen und die Fluten übernahmen wieder die Richtung in der sie die Meerjungfrau hinbrachten. Auch dieses Mal immer und immer weiter. Als dann ein Unterwasser Durchgang, welches als Unterschlupf diente, in Sicht kam. Das Wasser bewegte sie direkt hinein. Ließ sie dann jedoch dort. Unerwartet ging die Höhle etwas größer hinauf. Somit stieg Leilas bewusstloser Körper nach oben. Ihr Kopf tauchte schließlich auf. Und ihr Körper bewegte sich durch dem Willen des Wassers auf einem mittelgroßen Felsen zu, welcher direkt neben dem Wasser emporwuchs. Auf jenen kam der Körper der Meerjungfrau letztendlich zur Ruhe. Kapitel 4: Der Meister ---------------------- Kohakus Sicht: In einem Wald machte ich gerade meinen Rundgang, welchen mein Meister mir aufgetragen hatte. Ein paar der Riesen Bienen begleiteten mich währenddessen. Es war schon über Sonnenuntergang und wurde somit bald dunkel. »Ich werde wohl bald ein Lagerfeuer errichten müssen.« überlegte ich in Gedanken. Allerdings war ich bei dem Erkunden nicht ganz bei der Sache. Seitdem ich dieser Frau begegnet war wollte mir das verzweifelte Bild von ihr nicht aus dem Kopf gehen. »Diese Frau… Sie scheint wichtig in meinem Leben zu sein. Wenn ich nur wüsste warum. Ich kann mich an gar nichts mehr erinnern wie mein Leben vorher aussah, oder wie ich früher gelebt hatte. Vielleicht ist es auch besser so… Vielleicht sollte ich mich an gewisse Dinge auch gar nicht erinnern. Und dennoch… Sie geht mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Sie bedeutet mir anscheinend etwas… Bloß was?« Vor Schmerz hielt ich mir den Kopf. Dabei kniff ich die Augen zu. Warum musste bloß mein Kopf so stark wehtun, wenn ich mehr darüber herausfinden wollte? Wenn ich mich an diese Frau zu erinnern versuchte wurde mir immer schlecht. Ein grauenvolles Gefühl. Mit der Zeit hörte dann der Schmerz in meinem Kopf auf. Ich ließ meine Hand dann wieder sinken. Auch wenn ich wusste, dass ich mir damit eher mehr schadete als half und ich keine Antwort darauf finden würde, so konnte ich dennoch gar nicht anders als immerzu daran zu denken. Irgendwie trieb mich ein innerer Instinkt dazu an zwanghaft darüber nachzudenken. Ganz so als ob ich es nicht vergessen dürfte. Der Grund wieso ich im Diensten meines Meisters stand, und meine Existenz was ich war, nicht in Vergessenheit geraten sollte. Ganz egal wie schlimm diese Geschehnisse sein sollten. Ich hörte dann auf mir darüber den Kopf zu zerbrechen als ich einen kleinen Bach entdeckte. In der Umgebung und in der Nähe des Gewässers sah ich mich etwas genauer um. Befand sogleich, dass ich mir dort einen perfekten Lagerschlafplatz machen konnte. Etwas stöberte ich im Wald herum und wurde fündig, als ich ein paar geeignete Äste fand. Diese trug ich dann als kleinen Stapel auf meinen Armen zu dem einem Platz zurück. Unter anderem nahm ich zwei bis drei Pilze wie auch einen kleinen Hasen beim Weg zurück mit, um diese angebraten zu verspeisen. All die gesammelten Erbeutungen legte ich übersichtlich auf dem Boden. Zufrieden damit machte ich mich auf dem Weg zu dem Bach den ich zuvor gesehen hatte. Als ich dort ankam kniete ich mich nieder und machte meine Hände zu einer Mulde zusammen, bevor diese anschließend ins kalte Wasser glitten. Das Summen der Riesen Bienen ignorierte ich geflissentlich, welche stets an meiner Seite verweilten. Ich hatte solch einen mächtigen Durst, dass mir dieses Geräusch gleichgültig war. Als sich genügend Wasser in den Handflächen angesammelt hatte hob ich jene vorsichtig aus dem Wasser und führte diese zu meinem leicht geöffneten Mund. Bis ich seitlich von meinem Blickfeld etwas glänzen sah, was mein Tun sofort unterbrach. Etwas irritiert davon blickte ich in jene Richtung. Doch ich sah nichts mehr was darauf schließen würde. Auch dann nicht, als ich länger darauf wartete. »Hab ich mir das etwa nur eingebildet?« Ratlos zuckte ich mit den Schultern. Von der Verwunderung löste ich mich recht schnell, weswegen ich es dabei beließ dem nicht auf dem Grund zu gehen. Es war sowieso unwichtig. Nichts das Gefahr ausströmen würde. Ohne Bedenken zu haben entschloss ich mich meiner Tätigkeit wieder zu widmen. Ich begann den nächsten Versuch meinen Durst zu stillen, als ich es an der gleichen Stelle noch einmal leuchten sah. Doch wieder verschwand es vor meinen Augen, als ich den Kopf erneut in jene Richtung wandte. Verärgert darüber knirschte ich mit den Zähnen. Stur drehte ich mich erneut zu dem Bach und kam dann endlich zu meinem Wasser. Gierig trank ich es bis sich nichts mehr in den Handflächen befand. Da ich jedoch noch nicht genügend davon getrunken hatte schöpfte ich mir noch dreimal Wasser hinein, um meine Kehle genüge zu stimmen. Bei dem dritten Mal hielt ich inne. Denn ich sah es vom neuen in der Ecke funkeln. Auf diesen albernen Trick fiel ich kein drittes Mal rein! So als ob ich nichts gesehen hätte trank ich weiter bis ich meinen Durst dann vollkommen gelöscht hatte. Doch eines ließ mich stutzen. Dieses Funkeln verschwand diesmal nicht. Misstrauisch, jedoch neugierig genug um nachzuschauen, stand ich auf und folgte diesem schwachen Leuchten mit langsamen Schritten. Falls es etwas Gefährliches war würde ich mich mit meiner Kettensense dennoch gut zu wehren wissen. Kurz dachte ich, ich hätte dieses Licht verloren, als es wieder verschwand. Doch es kam erneut zurück, wodurch ich mich weiter orientieren konnte von wo ich dieses merkwürdige Funkeln bemerkt hatte. Bei der konzentrierten Suche vergaß ich diese Riesen Bienen meines Meisters komplett, die mir nach wie vor wie ein Schatten folgten. Ein paar Büsche und Sträucher, die mir über dem Weg kamen und mir die Sicht versperrten, schob ich mit den Händen sachte beiseite und ging dann weiter. So langsam lichtete sich der Wald ein bisschen. Gab somit eine kleine schöne Lichtung preis. Ich sah mich dort etwas um. Mein Blick wanderte von links nach rechts. Dabei schnellte von dem was mir auffiel mein Augenpaar zurück. Denn mein Augenmerk ruhte auf etwas Seltsames, das an diesem Ort nicht dorthin passte. Mit leicht hinaufgezogener Augenbraue gepaart mit argwöhnischem Blick ging ich ein wenig näher heran. In dem Moment stockte ich. Großen Schrittes hastete ich plötzlich zu dieser Stelle die meine Aufmerksamkeit erregt hatte. Neben mir erstreckte sich eine kleine Wasserfläche. Allen Anschein nach Meerwasser, da es salzig roch. Ein mittelgroßer Felsen ragte vom Wasser heraus. Und direkt darauf lag der Oberkörper eines Mädchens. Dürfte vielleicht so alt sein wie diese Frau. Kurz durchzuckte mich durch diesen Vergleich wieder ein Schmerz, bevor es dann sogleich verschwand. Ungläubig fiel mein Blick nach unten und sah dann den Grund was mich hierhergeführt hatte. »Goldene Schuppen.« traf mich die Erkenntnis. Durch die Reflektierung des Wassers und des Vollmonds, der hell leuchtend im langsam immer dunkleren Firmament erstrahlte, ließen diese Schuppen glänzen. Lockte mich deshalb hierher. Auch wenn ich es jetzt sah konnte ich es schwer glauben. Dieses wunderschöne, einzigartige und oberstseltene Wesen. Bisher las ich von diesen in Schriftrollen. Es nun jedoch in echt zu sehen war etwas vollkommen anderes. Fasziniert davon kniete ich mich zu dem anscheinend bewusstlosen schuppenartigen Mädchen nieder. Führte die Hand neugierig zu den Schuppen, um zu wissen wie sich diese unter meinen Fingern genau anfühlten. Jedoch unterband eine dunkle sowie auch dominante Stimme – die sich gewollt unheimlich anhörte - in meinem Kopf mein Vorhaben, welches mein Bewusstsein in die hinterste Ecke sperrte. Weswegen meine braunen Augen trübe durch dieses Mädchen hindurchsahen. Herrisch sprach die Stimme: »Fass sie nicht an! Ich will sie mir selbst ansehen! Erwarte mich in kürze!« Wie befohlen gehorchte ich der Stimme meines Meisters sie nicht anzurühren. Ohne noch Anstalten zu machen dem Befehl nicht folge zu leisten stand ich auf. Das Warten dauerte etwas, da mein Aufenthaltsort vom Schloss ein wenig weiter weg war. Doch dann war eine große Wolke aus Miasma des abendlichen Himmels zu sehen, die direkt in meine Richtung zusteuerte. In der Nähe von mir flog diese Wolke hinein in den Wald. Landete danach direkt auf dem Boden. Im nu verdorrten ein paar Bäume und alles Grüne was mit dem Miasma in Berührung kam. Leicht verschwand dieses gefährliche Gift. Und heraustrat ein Mann mit tiefrot stechenden Augen, welche im Dunkeln listig wie gleichermaßen unnahbar aufblitzten. Mit langsamen, vor allem mit Macht demonstrierenden, Schritten wippten seine bis zur Hüfte gehenden pechschwarzen Haare, die gewellt über seinen Rücken fielen, leicht hin und her, sodass es wie lebendige Schlangen aussehen ließen. Kurz vor mir blieb er stehen. Musterte mich, während er ausdruckslos zu mir herabsah. „Kohaku.” kam es aus dieser dunklen und Gefahr ausstrahlenden Stimme des Mannes. Ehrfürchtig verbeugte ich mich leicht, bevor ich dann ebenfalls das Wort an ihn richtete. „Meister Narake.” Leicht nickte er, bis er einen Blick aufsetzte, welches verdeutlichte, dass ich beiseite gehen sollte. Dies tat ich dann gleich wie geheißen und gab ihm somit den Weg frei. Narakes Sicht: Ich schritt an meinem Diener vorbei, und als ich schon das Objekt meiner Neugierde entdeckte beschleunigten sich meine Schritte etwas. Kurz vor dem Gewässer hielt ich an. Besah mir meine Giftinsekten aus der Hölle, die neben mir in der Luft flogen. Summend gaben sie mir die Informationen die ich brauchte und nickte verstehend. Meine Saimyosho schickte ich dann hinüber zu Kohaku, damit diese mit ihm dieses Gebiet vor ungebetenen Gästen bewachten. Ich würde inzwischen mit etwas anderem beschäftigt sein. Sofort blickten meine Augen hinunter zu diesem weiblichen mysteriösen Geschöpf, welches ich durch Kannas Spiegel schon beobachten konnte. Mich zu ihr niederkniend musterte ich sie eingehend. Um mich zu vergewissern, dass ich mit meiner Vermutung richtig lag, beugte ich mich etwas zu diesem Mädchen vor und nahm das salzige Meerwasser, welches den Großteil ihres Unterkörpers verbarg, mehr in Augenschein. Von dieser Position aus hatte ich einen besseren Blickfang. »Eine Schwanzflosse.« dachte ich im selben Augenblick. Das ließ somit nur einen Schluss zu. Vor mir lag eine bewusstlose Meerjungfrau. Ich hatte also mit meinem Verdacht recht behalten. Augenblicklich zeichnete sich ein hämisches Grinsen auf meinem Gesicht. Meerjungfrauen besaßen sehr viel Macht und konnten einem die Unsterblichkeit übertragen, wenn man sich diese zu eigen machte. Das traf sich äußerst gut, dass ich auf solch eine "stolperte". »Wenn ich mir die Fähigkeit der Kleinen in mich einverleiben werde kann mir dann Inu Yasha mit seinem Schwert noch weniger gefährlich werden! Werde ihn nun endlich beseitigen können! Mein Sieg über das Juwel der vier Seelen sicher!« malte ich mir euphorisch aus wie Inu Yashas Ende aussehen würde. Jedoch kam ich am Boden der Tatsachen wieder zurück. Verwarf diese Idee sofort wieder. Auch wenn sich der Plan vielversprechend anhörte. Reichlich missmutig stellte ich bei der Aura dieser Meerjungfrau nämlich fest, dass etwas mit dieser nicht stimmte. Sie schien schwächer zu sein als die der Meerjungfrauen für gewöhnlich sein sollten. Folglich war sie ein Halbblut. »Nicht schon wieder eines dieser unfertigen Wesen!« Die Erkenntnis darüber ließ mich wütend die Augen verdrehen. Ließ mich gleichzeitig aber auch verärgert die Zähne knirschen. Dieser Umstand zerstörte meinen Plan, was mir überhaupt nicht passte! Tja. Aber damit musste ich mich wohl oder übel abfinden. Wenn es darauf ankommt würde ich mir schon was Neues einfallen lassen. Ich könnte natürlich ihre Kräfte in mich einverleiben. Das wäre eine Kleinigkeit dies umzusetzen. Dann würde ich an Macht meiner Kräfte noch etwas dazu gewinnen. Jedoch, da sie nur zur Hälfte eine Meerjungfrau war, war sie für mich so gut wie unbrauchbar. Halbblüter waren mir deutlich zuwider, um mich an ihren Kräften zu bedienen. Und vermutlich würden mir diese gar nicht einmal nützen. Falls es sich jedoch nicht anders vermeiden ließe würde ich darüber mal nachdenken. »Hm. Was mache ich bloß mit dir.« überlegte ich im Stillen. »Ob ihre Kräfte trotzdem ausreichen, um mein Interesse zu wecken, und vor allem, dass sie doch zu etwas nutze ist?« Meine krallenbesetzte Hand wanderte zu ihren langen Haaren. Spielte etwas mit ihren Strähnen, während ich abwog was wohl am besten wäre. »Versuchen kann ich es ja. Als Test könnte ich sie unter meine Fittiche nehmen. Dabei wäre es die ideale Gelegenheit zu beobachten ob sie zu etwas taugen würde. So als Vorwand würde sie im Schloss als Dienerin fungieren. Eigentlich sogar nicht mal schlecht. Wirklich zuverlässige Diener, außer dem Jungen, kann ich unter meinen Diensten nicht davon behaupten! Unter Umständen, wenn ihre Kräfte zu etwas dienlich wären um mich zu beeindrucken, könnte sie mir mit der Sache mit Inu Yasha und seinen Freunden behilflich sein. Schließlich schuldet die Kleine mir dann einen Gefallen, dass ich sie aufgelesen habe.« endete ich nun mit meinen taktischen Überlegungen. Der Plan gefiel mir wirklich gut. Sichtlich besser gelaunt als zuvor schlich sich abermals ein hinterhältiges Lächeln auf meine Züge. Von dieser Meerjungfrau, die meine Neugier weckte, wollte ich jedoch nicht nur dessen Körper und Haarschopf betrachten, sondern auch ihr Gesicht ansehen. Also griffen meine Finger unter ihr Kinn bis ihr Gesicht zu mir gedreht war. Ein paar ihrer roten Haarsträhnen, wo ich zugeben musste, dass mich die überaus seltene Farbe - gerade für einen Menschen, wo doch solch eine Haarfarbe in Japan nicht verbreitet war – faszinierte, die sich in ihr Gesicht verirrt hatten, strich ich sachte beiseite, bevor ich diese dann hinters Ohr brachte und mein Blick auf das nun freigelegte Gesicht fiel. Sie war in der Tat sehr schön. Das konnte ich nicht leugnen. Wenn man nicht wissen würde, dass sie ohnmächtig war würde man glauben sie schlief… Ich zuckte anhand meiner Trance leicht zusammen, als ich neben mir ein Geräusch wahrnahm. Zur Hälfte wandte sich mein Haupt seitlich ein wenig zu Kohaku, der neugierig an meine Seite getreten war. Nur mit Mühe konnte ich es unterlassen einen erzürnten Laut von mir zu geben. Wo es dem dann unterstrichen hätte was ich davon hielt. Nämlich gar nichts! Obwohl Kohaku durch den Splitter in seinem Nacken nur mehr eine leblose Puppe war, die ich nach meinen Wünschen handeln ließ wie es mir gefiel, war meine Macht anscheinend dennoch nicht ausreichend gewesen gänzlich alle Gefühle aus ihm auszutreiben. Schließlich sollte er als Kampfmaschine keinerlei hinderliche Empfindungen besitzen, die nur im Weg wären. Doch dem Dämonenjäger ist es gelungen – wenn auch äußerst schwach - sich meiner Kontrolle zu entziehen. Ansonsten würde seine Neugierde nicht über meinen Befehl hinwegsehen und die Oberhand gewinnen. Dies nun festzustellen beunruhigte mich… Ich würde wohl meine Macht der Kontrolle verdoppeln müssen. So etwas konnte ich wahrlich nicht gebrauchen, dass meine Marionette mir nicht mehr gehorchte! Als einfacher Diener hatte er meinen Befehlen gefälligst Folge zu leisten! Ganz zu schweigen davon, wenn ich das durchgehen lassen würde, dass ich beispielsweise über die Dämonenjägerin keine Macht der Verzweiflung und des Leides mehr besitzen würde. Kohaku war meine Trumpfkarte auf alles oder nichts. Ich brauchte ihn noch, bevor ich dann eines Tages den Juwelensplitter aus seinem Nacken entfernen würde, um mich seiner zu entledigen. Ich sagte zwar nichts, doch mein stechender Blick verdeutlichte meinen versteckten Befehl darin, welchen der Bengel zu seinem Glück auch richtig deutete. Mit gesenktem Kopf ging er wieder zurück auf seinen Posten in der Gegenwart meiner Giftinsekten. Meinen Blick nun ungestört auf der Meerjungfrau ruhend seufzte ich lautlos. Hin und wieder war es wirklich anstrengend über alles zu kontrollieren und die Augen offen zu halten, damit nicht alles in meiner An und Abwesenheit ins totale Chaos stürzte. Aber genug davon. Ich konzentrierte mich noch einmal auf das bewusstlose Mädchen vor mir. Während ich sie so betrachtete streichelte ich ihre Wange. Mein zorniger Blick verschwand, ersetzte stattdessen eine Vorfreude an Gier und List. »Oh ja, dieses Mädchen wird mir nützen und von Vorteil sein!« Meine Vorfreude war ungemein groß auf das was ich mit ihr machen würde! Boshaft grinste ich in mich hinein, als ich mir all die Dinge vorstellte, während meine Krallen leicht über ihre Lippen fuhren. Danach gelangten diese zu ihrem Hals, wo ich dem widerstehen musste leicht in ihr Fleisch zu schneiden. Mich juckte es tatsächlich sehr in den Fingern ihr Blut etwas hinunter fließen zu sehen. Wobei ich dann gleichzeitig die Gelegenheit ergreifen würde ihr Blut mit meiner Zunge abzulecken. Allein schon der Gedanke daran machte mich unruhig vor Lust. Auch wenn es nur innerlich vor meinen Augen Bilder zeigte erregte es mich, wodurch mir ein leises Knurren entlockte. Ich beließ es für heute. Nahm mir jedoch vor dies nachzuholen, wenn sie sich in meinem Schloss etwas eingelebt hatte. Auf ihre Reaktion war ich schon gespannt, wenn ich an ihrem Blut kosten würde. »Mitnehmen werde ich sie nun auf jeden Fall!« entschied ich mich entschlossen. Gleich darauf wanderte meine Hand von der Schulter weiter zu ihrem Arm, an der ich langsam und mit Genuss hinunterfuhr, bis hin zu ihrer Hüfte, an dem die Schwanzflosse begann. Von dort aus strich ich über die goldenen Schuppen. Wobei ich dann erstaunt feststellte, dass diese zwar scharf waren, sich jedoch angenehm kühl anfühlten. Die Schuppen nun genug inspiziert platzierte ich meine Arme an ihren Hüften und umschlang diese, um die Meerjungfrau aus dem Wasser zu ziehen. Doch es stellte sich schwerer heraus als ich angenommen hatte. Egal wie viel Kraft ich dabei auch anwendete. Ich konnte sie nur millimeterweise hinaufbewegen. Nicht einmal der Rede wert was ich sie zu mir heraufzog. Ihre Flosse musste Unmengen an Gewicht wiegen! Meine Arme leicht entkräftet unterbrach ich diesen sinnlosen Aufwand. Es ginge wohl, wenn ich mehr meiner dämonischen Kraft anwenden würde. Doch das hatte ich nicht in dem Sinne vor. Nur um eine Meerjungfrau aus dem Wasser zu ziehen. Nichts dass sich dafür lohnen würde körperliche Kraft anzuwenden. An einem Kampf würde es passender erscheinen. Somit ließ ich meine Arme sinken, als ich aufstand. Emotionslos sah ich zu dem Halbblut Mädchen hinunter. »Tja. Wenn das nicht geht, dann eben anders!« Einige der langen Tentakel kamen aus meinem Rücken hervor. Umschlangen sogleich ihre Hüften, um sie nun wirklich raus aus dem Wasser zu heben. Jedoch stellte sich mir eine Macht entgegen der ich nichts entgegenzusetzen hatte. »Ich kenne diese Macht!« kam mir ungläubig der Verdacht. Bevor ich jedoch überhaupt noch reagieren, geschweige denn ausweichen, konnte wurde ich auch schon mit gewaltiger Kraft weggeschleudert. Noch im selben Atemzug zerstörte diese spirituelle Kraft meinen Körper durch diese gleißende Energie als wäre es praktisch nichts, bis nur mehr mein Kopf in der Luft schwebend übrigblieb. Geschockt durch diesen Überraschungsangriff, den ich nicht kommen sah, weiteten sich meine roten Augen vor Entsetzen, als ich diese Person auch schon entdeckte, die mir dies angetan hatte. »Warum bloß ausgerechnet sie?! Von der Macht bin ich dieser Miko zu diesem Zeitpunkt noch weit unterlegen! Wenn diese sogar mächtiger ist als es Kikyou war! Hitomiko… Wenn ich eines Tages noch mehr Macht zur Verfügung haben würde, würde ich dieser starken Miko, so wie einst, als diese noch ein kleines Mädchen war, erneut einen Besuch abstatten! Diesmal aber endgültig das Lebenslicht aus ihr aushauchen! Eine so mächtige Miko ist zu gefährlich für mein Leben! Aber so…« Mein Blick fiel hinunter zu diesem bewusstlosen halb Fisch Mädchen, das sich nach wie vor im Wasser befand. Die Erkenntnis nichts machen zu können, die Meerjungfrau sogar dort liegen lassen zu müssen, ließ mich höchst verärgert darüber den Kiefer anspannen. Mir passte es ganz und gar nicht, dass ich sie durch diese verdammte Miko nicht mitnehmen konnte! Doch hatte ich keine andere Wahl, als mich zurückzuziehen. Wenn mir noch etwas an meinem Leben lag wäre es besser nun zu verschwinden. Was blieb mir auch anderes übrig. Ich schnaufte bei meinem Entschluss verächtlich, zischte vor blanken Zorn die Worte, die ich Hitomiko widmete folgendes: „Das wirst du mir büßen! Dich hier einzumischen wird dich eines Tages dein Leben kosten! Ich werde mir holen was mir gehört! Da wirst auch du mich nicht davon abhalten können!” Gleich darauf ließ ich um mich eine Miasma Wolke entstehen, die um mich herumwirbelnd mich schützend umhüllte, als ich dann davonflog. Noch einmal sah ich kurz hinter mich, während ich unterm Fliegen verärgert knurrte. Durch diese Miko hatte ich Pech gehabt. Aber wenn ich wieder vollkommen genesen war würde ich sie mir holen! »Du wirst von mir keine Ruhe mehr finden! Denn du gehörst mir!« Kapitel 5: Umstellung --------------------- Leilas Sicht: Mich umhüllte alles in einem aufgebauschten Schleier voller Schwärze. Nur totale Finsternis empfing mich. War nicht in der Lage dem zu entkommen. Auch Geräusche, die ich um mich herum wahrnahm, kamen dumpf und verzerrt. Durch die Taubheit, welche meinen Körper bis in den letzten Winkel fest im Griff hielt, war ich nicht imstande mich zu bewegen. Nicht einmal reagierend zu zucken konnte ich, als ich an der Wange, dem Hals als auch auf meinem Arm sanfte Berührungen bemerkte. Dennoch, vor allem gerade wegen dieser Wahrnehmung auf der Haut, versuchte ich es immer wieder meine wie Blei schweren Augenlider zu öffnen. Schließlich schaffte ich es tatsächlich mich von meiner Taubheit zu lösen und konnte meine Augenlider dazu bewegen aufzuschlagen. Als ich das tat verschwamm für einen Augenblick die Umgebung vor mir. Ein wenig unscharf sah ich etwas Grünes. Hörte dazu noch vertraute Geräusche. Ich blinzelte ein paar Mal bis ich dann alles wieder scharf sah. Was meiner Benommenheit entgegenkam war, dass ich keinem hellen Tageslicht ausgesetzt war. Das hätte sich für die Augen sonst unangenehm angefühlt. Statt dem Tag war es schwarze Nacht. Nun, nicht ganz. Licht ober mir konnte ich ausmachen. Doch war ich noch zu benebelt, als dass ich den Kopf nach oben heben könnte. Aber zurück zu dem was ich vor mir sah. Rings um mich herum erstreckte sich überall hochwachsendes Gras. Etwas weiter begann dann ein tiefer Wald, wodurch ich diese Geräusche zuvor gehört hatte. Hin und wieder raschelndes Gebüsch, welches von einem angenehm sanften Wind begleitet wurde. Ich sah hinauf in den Himmel, der bereits schon tiefstes Schwarz angenommen hatte und die Sterne sich in all ihrer schönsten Pracht zeigten. Das jedoch war hingegen noch gar nichts was ich dann erblickte. Hoch oben im Sternenmeer des Firmaments stand in Hülle und Fülle ein atemberaubender Vollmond. Wunderschön, zugleich aber auch majestätisch, sah dieser zu mir hinunter, weswegen mir dieser Anblick der sich mir bot mir die Luft zum Atmen nahm. Bislang hatte ich noch nie solch einen Vollmond, der so wunderschön war wie dieser, gesehen. Selbst der Vollmond oberhalb des Vulkan Kraters Mako Island war im Vergleich zu diesem hier gar nichts gewesen! So unfassbar rein. Als ob diesem bei den Gezeiten dieser Welt nichts bezwingen könnte. Sein strahlendes Licht so stark auf die Lichtung scheinen ließ, dass man meinen könnte es wäre später Nachmittag. Womit es das Gras und den Wald weniger schaurig wirken ließ. Mein Blick wanderte dann unter mir auf dem Felsen auf dem mein Oberkörper ruhte. »Augenblick mal… Wald?« „Ihr seid wach.” Sogleich zuckte ich zusammen, als ich wie aus dem Nichts eine Stimme hörte. Wurde dann aber ruhiger durch diese sanfte Stimme mit beruhigendem Klang. Welches – auch wenn ich nicht verstand woher ich dieses Wissen nahm - Sicherheit ausstrahlte. Seitlich drehte ich den Kopf zu der Stelle, von wo ich angesprochen wurde. Entdeckte neben mir eine wunderschöne junge Frau, welcher wohl diese Stimme gehörte. Schätzungsweise maximal fünfundzwanzig Jahre alt. Da ich jedoch von Natur aus misstrauisch war ließ ich mich von der Frau nicht beirren sie eingehend zu mustern. Sie besaß dunkelbraune lange Haare, die ihr bis über dem gesamten Rücken fielen. Genauso hatten ihre Augen den gleichen Braunton, welche, außer ihrer Stimme, überaus viel Sanftheit preisgaben. Eines ließ mich jedoch stutzen, was somit dieses vertrauenswürdige Bild was diese darstellte störte. Die zweiteilige Kleidung, welche diese Frau am Körper trug und die Farben Weiß und Rot aufwies, ging sehr tief nach unten bis zu den Füßen und war generell sehr seltsam was diese da am Leibe trug. Auch ging der Stoff ihrer Kleidung ziemlich weit bis zu den Handgelenken. Dazu bemerkte ich an ihren Füßen merkwürdige, ebenfalls in Weiß gehaltene, Socken, die unter den Sandalen zu sehen waren. Das Gesamtbild ihrer Erscheinung wirkte deutlich altmodisch. Was noch dazu kam war, dass es ja Sommer war. »Wieso trägt diese Frau solche warmen Sachen?« war das erste was ich mich dazu fragte. Argwöhnisch sowie auch verwirrt darüber ließ ich meinen Blick auf ihrem Körper weiterhin kommentarlos auf und ab wandern. »Ist das vielleicht eine mittelalterliche Verkleidung, was diese junge Frau an ihrem Körper trägt? Findet hier in der Nähe ein alter Brauch eines Festes statt?« überlegte ich weiter. „Keine Angst! Ich will Euch nichts Böses antun! Auch hege ich keinerlei schlechten Absichten, die Euch schaden könnten! Mein Name lautet Hitomiko und bin eine Miko. Und Ihr seid?” kam es aus der gutmütigen Stimme dieser Frau, die sich offenbar um mich bemühte. Anscheinend konnte man ihr tatsächlich trauen. Mein Misstrauen, welches ich bei ihr verspürte, verschwand. Jedoch musste ich erneut stutzen. »Euch? Ihr? Und was bedeutet bitte Miko?« zerbrach ich mir überfordert den Kopf. Jetzt war ich vollkommen verwirrt. Nur zögernd antwortete ich ihr darauf: „Ich heiße Leila. …Und bin ein Mensch, welcher zum Teil in eine Meerjungfrau verwandelt wurde.” „Aha. Ein Halber also.” flüsterte sie feststellend. Was sollte denn diese Anspielung nun schon wieder? Dass es eine war, war ich mir sicher. Auch wenn ihre Stimme keinerlei Vorurteile besaß, so konnte ich dennoch einen gewissen Unterton dabei heraushören. Jedoch konnte ich es nicht so wirklich benennen. „Sicher müsst Ihr hungrig sein! Hier, damit Ihr von Eurer anstrengenden Reise wieder zu Kräften kommt!” In ihren Händen befand sich ein kleines Stück Brot. Davon nahm ich allerdings keine Notiz. Viel wichtiger war das was die Bedeutung ihrer Worte in mir auslöste. Vollkommen entsetzt sah ich Hitomiko an. Was sie da gerade gesagt hatte war mir nicht geheuer. Mit etwas brüchiger Stimme fragte ich also: „W-Woher weist du, wissen Sie das?” Doch anstatt zu antworten lächelte sie lediglich nur. »Hat sie nur verdammt gut geraten, oder…weis sie es tatsächlich?« Als ich darüber nachdachte überkam mich eine richtige Gänsehaut, die sich über meinen gesamten Nacken ausbreitete. Auch wenn sie auf mich nett wirkte, so war mir diese Frau dennoch unheimlich. Zögernd nahm ich das kleine Stück Brot an mich, welches Hitomiko mir gab, und biss sogleich hinein. Anschließend überreichte sie mir einen hölzernen Becher angefüllt mit Wasser, aus welchem ich dann sofort alles leer trank. Als ich zuletzt auch das Brot fertig aufgegessen hatte leckte ich mir kurz über die Lippen. »Eine Wohltat einfach nach den Strapazen mit dem riesigen Wasserstrudel nun etwas zu mir zu nehmen!« machte sich in mir diese Zufriedenheit breit. Mir kam dann ein Gedanke, weswegen ich von dem nun leeren Becher zu Hitomiko aufsah. Eines interessierte mich dann doch und sprach meine Frage somit aus. „Sagen Sie mal…Hitomiko. Wie haben Sie mich eigentlich gefunden?” fragte ich neugierig. Mein Gegenüber schmunzelte aufgrund meiner Neugierde, wurde jedoch gleich darauf ernst. »Was hat sie denn?« kam es mir in diesem Augenblick. Auch ihre Stimme wurde ernst, als sie begann zu erzählen. „Als ich Euch entdeckt hatte wart Ihr so wie auch jetzt unverändert im Wasser gewesen. Ich vermute, dass Euch die Kraft der Strömungen hierhergebracht hat.” Sie stoppte kurz bei ihrer Erzählung. »So war das also! Das erklärt natürlich wie ich hierhergekommen bin.« Ich erinnerte mich an diesen riesigen Strudel. Dieser musste mich dann aber ziemlich weit weggeschleudert haben, als ich dann bewusstlos wurde. Ich sah wieder auf und bemerkte etwas was mich verwirrte. Hitomiko schien sich ihre darauffolgenden Worte zurechtzulegen. So als ob sie mich auf etwas vorbereiten wollte. Aber warum? Nun sprach sie weiter. Hin und wieder zögerte sie unterm Reden. „Jedoch wart Ihr kurzzeitig in Gefahr gewesen! Jemand wollte Euch mitnehmen, um Euch für seine Zwecke einzusetzen! Ein abscheulicher Dämon namens Narake hatte Interesse an Euch gefunden. Weshalb weis ich nicht. Doch ist klar, dass er Euch von hier fortbringen wollte! So viel ich bei meiner Reise in Erfahrung gebracht habe ist sein Erstreben nach Macht! Egal zu welchem Preis! Wer weis was dieser Dämon mit Euch noch vor hätte, wenn es diesem gelungen wäre Euch in die Finger zu bekommen! Bevor Narake Euch jedoch an sich nehmen konnte habe ich dies verhindern können!” Schließlich endete Hitomikos Stimme und Stille kehrte ein. Wobei ich diese als zu still empfand. Ich musste zugeben, dass mir diese Informationen ein lähmendes Gefühl gaben. »Was für eine Nachricht…« überwältigte mich Hitomikos Offenheit. Schon der Gedanke daran, dass mich jemand, während ich bewusstlos war, mitnehmen wollte erschauderte mich. Ich wäre diesem…Narake, oder wie auch immer der hieß, hilflos und vollkommen schutzlos ausgeliefert gewesen. Ohne dass ich es gemerkt hätte, hätte er mich in seine Gewalt bringen können. Und wer weis noch alles mit mir gemacht. Allein schon die Vorstellung ließ meinen Körper erzittern und Gänsehaut auf meine Haut legen, obwohl mir als Meerjungfrau im Wasser nie kalt wurde. Ganz sicher hätte das nur übles zu bedeuten gehabt, dass er meine Fähigkeiten besitzen wollte. Allerdings, dieses Gefühl… Ich erinnerte mich, dass ich während meiner Bewusstlosigkeit etwas wahrgenommen hatte. »Sanfte Berührungen an meiner Wange bis abwärts zu meinem Unterarm. War das…etwa er?« Leichte Panik überkam mich dabei als mir die Erkenntnis kam. Es fühlte sich zwar angenehm an, und irgendwie waren diese Berührungen schön gewesen. Fühlte mich wohl und beschützt. Das konnte ich nicht leugnen. Dennoch wurde meine Angst für diesen Mann nicht weniger. Vor allem war, nach der Erzählung von Hitomiko zu urteilen, meine Angst nicht unbegründet… »Aber warte! Hitomiko sagte noch etwas! Was war das noch gleich?« Ich überlegte fieberhaft was das nochmal sein könnte. Als es mir wieder einfiel sah mein Blick erstarrt voller Unglaube ins Leere. »Was… Ein Dämon?! Ich muss mich da verhört haben!« versuchte ich entgeistert eine Antwort darauf zu finden. Aber Hitomiko hatte dieses Wort zu oft in den Mund genommen, und vor allem mit fester Überzeugung, als dass ich es mir nur eingebildet haben konnte. Vor Schock musste ich mir mit aufgerissenen Augen die Hand vor dem Mund halten. Hitomiko besah mich währenddessen mit einem verwunderten Blick. Gekonnt ignorierte ich diesen jedoch. »Das kann doch nicht wahr sein! Dämonen gibt es doch gar nicht! Diese existieren im Geiste und im Herzen eines Menschen, wenn sie das Böse in einem zulassen! Aber dass Dämonen selbst einen Körper besitzen sowie auch Gestalt annehmen können geht doch gar nicht… Dämonen sind doch nichts weiter als Mythen aus Büchern, die gar nicht existieren! Wieso dann war so einer neben mir und wollte mich entführen?! Das alles ergibt doch gar keinen Sinn! Doch warum war dann einer hier?!« Verzweifelt hielt ich mir den Kopf, raufte mir zudem abwesend an den Haaren. Wenn Lewis jetzt hier wäre. Der hätte es kategorisch geleugnet, dass es solche Wesen gab. Hätte dem nicht mal für einen Moment Glauben geschenkt. Zudem hätten mir seine wissenschaftlichen Argumente den Kopf zurechtgerückt. Würde über diese Situation nahezu lachen. Was ich gerade sicher nicht konnte. Es war irrsinnig, vor allem aber naiv das zu versuchen, doch am Rande des Wahnsinns klammerte ich mich an jeden kleinen Strohhalm den es gab. Und sei dieser auch noch so klein. Also fragte ich mit zitternder Stimme: „H-Hast du D-Dämon gesagt?” Doch wie vermutet erstarb dieser kleine Funken meiner Hoffnung, als sie meine Frage bestätigte. „Ja, das habe ich. Warum fragt Ihr? Ist Euch bis jetzt etwa noch nie einer begegnet?” Zur Bestätigung nickte ich einfach. Was hätte ich auch anderes sagen können? Ich war nicht mehr in der Lage irgendetwas darauf zu sagen. Es noch einmal zu hören und somit nun zu realisieren nahm mir mit voller Härte buchstäblich den Boden unter den Füßen. Damit klar zu kommen und es vor allem zu akzeptieren war gar nicht mal so leicht wie man vielleicht glaubte. „Wenn das so ist werde ich Euch vor den Dämonen beschützen, bis Ihr Euch selbst mit Euren Fähigkeiten beschützen könnt! Nach Tagesanbruch würde ich zurück in mein Dorf gehen. Wenn Ihr möchtet könnt Ihr mich zu meinem Dorf geleiten. Dort wärt Ihr gut versorgt und hättet als Bleibe ein Dach unter dem Kopf. Es würde Euch an nichts fehlen.” bot sie mir mit hochüberzeugter Stimme großzügiger Weise und zuvorkommend an. Es wäre mehr als nur dumm dieses Angebot auszuschlagen. Besonders wäre es unhöflich es nicht anzunehmen. Sie wollte es nur zu meinem Besten. Das spürte ich. Genauso würde ich dann vor diesen Wesen beschützt werden, bis ich mich dann selbst verteidigen konnte. An und für sich gut. Es waren nur Vorteile die ich hatte. Ich musste zugeben, dass ich für Hitomikos freundliche Gastfreundschaft ziemlich dankbar war. Tat auch nicht jeder. Und vor allem so ehrlich dafür zu stehen, obwohl sie mein Geheimnis wusste. Jedoch, ich wusste nicht ob es an meinem Stolz lag, oder an meinem Misstrauen zu anderen. Vielleicht war es sogar eine Mischung aus beidem. Der Gedanke machte mich unwohl mit Hitomiko in ein Dorf von Bewohnern zu gehen welche sie kannte, für mich jedoch alle wildfremd waren. Ich traute Menschen, die ich nicht kannte, nicht über dem Weg. So wie es mich beunruhigte in dessen Nähe zu sein. Dass sie etwas mit mir anstellten und einen Zweck an mir sahen, wenn sie meine Gestalt als Meerjungfrau zu Gesicht bekommen würden. Die Gier nach Macht und Kontrolle über jene zu erlangen, um Vorteile daraus zu ziehen, war beängstigend hoch bei uns Menschen. Ein innerer Instinkt - Zwang erst recht - dem wir alle ausgesetzt waren. Wenn das in diesem Dorf sich bestätigen würde. Ich mit meiner Vorahnung richtig lag. Nahezu in die Höhle des Löwen würde ich gehen und mich zum Opfer anbieten. Meine Kräfte könnte ich zwar dafür verwenden, um mich gegen jene zu verteidigen die mir etwas antun wollten. Doch war ich es nicht gewohnt gegen andere zu kämpfen. Und besonders wollte ich den Menschen kein Leid zufügen. Wenn eine Situation mich dazu auffordern würde, würde ich es dennoch als falsch ansehen diese anzugreifen. Selbst wenn es durch die Verteidigung gerechtfertigt war. Und außerdem. »Wieso habe ich dann meine Heimat verlassen um meine Freundinnen zu suchen, wenn ich mich so leicht unterkriegen lasse! Etwa um mich zu verstecken und darauf zu warten, dass die Mädels von selbst kommen? Nein! Und wenn es Dämonen gibt, so stark wird der sogenannte Dämon namens Narake nun auch wieder nicht sein, dass meine Kräfte gegen ihn nicht ankommen!« dachte ich mit großem Optimismus und Hochmutsgefühl. Ich kam mir in diesem Moment überaus lächerlich und dumm vor, so wie ich mich benahm. Wie ein kleines verschrecktes Kind. »Also wirklich! Wozu habe ich dann die Kräfte in mir, wenn ich diese nicht dazu einsetze, um mich vor diesen Monstern zu beschützen?« Innerlich schüttelte ich über mich den Kopf. Ich wollte doch den anderen, und vor allem mir selbst, beweisen, dass ich nicht feige war und auf mich selbst aufpassen konnte. Das war nun die Gelegenheit! Mir Mut zusprechend atmete ich tief durch. Sprach dann meine Meinung aus. „Nun. Ich muss Ihr großzügiges und überaus freundliches Angebot leider ablehnen. Ich…würde die Gegend lieber selber gerne auskundschaften und mich etwas mit der Umgebung vertraut machen, bevor ich mich wieder auf dem Rückweg mache. In dem Wald verbringe ich dann dort am besten die Nacht. Aber Ihre Hilfe weis ich trotzdem sehr zu schätzen.” Hitomikos Mimik war zu Anfang nicht richtig zu deuten. Von Verwirrung und Verständnislosigkeit bis hin zu Entsetzen und Unglaube. Ich konnte mir schon vorstellen was und wie sie über das dachte. Wer wäre denn auch so dumm, und würde aus Schutz vor einem Dämon, solch ein Angebot nicht annehmen? Tja, das wäre dann wohl ich. „Im Wald befinden sich aber Unmengen an Dämonen.” gab sie zu bedenken. „W-Was?! Noch mehr Dämonen?!” fragte ich fassungslos mit zittriger Stimme. Nickend bejahte sie dies. „In Wäldern sind sie meistens aufzufinden. Nachts jedoch ist es am gefährlichsten. Dies ist dann die Zeit der Dämonen, wo sie auf die Jagd gehen und überall auf einem lauern, wenn man vor Sonnenuntergang nicht wohlbehütet in einer Hütte Schutz findet. Das geht dann niemals gut aus, wenn man zu dieser Zeit noch draußen ist! Im Allgemeinen sind Dämonen sehr mächtig. Generell sollte man sie nicht unterschätzen! Aber in Gestalt eines Menschen sind diese am gefährlichsten und stärksten, sodass man sich vor diesen insbesonders in Acht nehmen muss!” klärte Hitomiko mich diesbezüglich auf. Jetzt mal im Ernst. Das alles was sie da sagte war richtig bizarr und abgedroschen! Aber davon würde ich mich auch selbst überzeugen können, wenn ich einem dieser abartigen Monster womöglich über dem Weg laufen würde. Mir war echt zum Heulen zumute. In der Welt, wo so etwas normalerweise nicht existierte, befand ich mich nun. Ich hatte Mühe aufgrund dieser Situation nicht leicht hysterisch zu lachen, so sehr warfen mich diese Informationen aus der Bahn. »So wie Hitomiko mir das beschreibt scheinen die Angriffe der Dämonen alltäglich zu sein. Kommt mir richtig vor wie Jäger und Gejagter. Oder besser gesagt die Beute.« Schon mal dieser Gedanke brachte mich dazu wie ein Geisteskranker zu lächeln. »Ich fühle mich wahrhaftig wie in einem Irrenhaus!« ging es mir durch den Kopf. Dies brachte mich allerdings zu etwas. Weswegen ich auch nachfragte. „Wie…kann man Dämonen am besten erkennen, falls ich auf einem in Menschengestalt treffen werde?” Auch wenn ich eher darauf hoffte, dass ich nicht davon betroffen werden würde war die Chance mehr als nur gering. Wenn nicht sogar gar nicht vorhanden. Daher war es umso wichtiger zu wissen welcher nun ein Dämon und welcher ein Mensch war. Für jeden Tipp war ich dankbar, um hier fürs erste zu überleben. „Auf dem ersten Blick verwechselt man solche gar nicht mal selten. Daher ist es umso wichtiger, dass man wachsam bleibt. Besonders aber lieber zu viel als zu wenig den Gegenüber ansieht. Wenn man dies beachtet ist es gar nicht schwer diese zu erkennen und von den Menschen zu unterscheiden. Sie haben dämonische Merkmale, wodurch sie leichter zu identifizieren sind. Darunter wären spitz zulaufende Ohren. Und anstatt kurze Fingernägel lange krallenbesetzte Hände. Wenn es vollblütige Dämonen sind haben manche Markierungen im Gesicht, die wie Kriegsbemalungen aussehen. Das kann alles Mögliche sein. Wie in etwa Kreise, Striche, Verschnörkelungen, Zacken oder Punkte. Was auch sein kann ist, dass vollwertige Dämonen, so wie die vom Stamm der Wölfe, eine Rute hinten haben. Also einen Wolfsschwanz. Je nachdem welcher Tier Gene diese angehören. Was sowieso des Öfteren zutrifft ist, dass Dämonen übernatürliche Augenfarben besitzen. Wie unter anderem meistens Rot, Schwarz, Violett sowie Gold, die eine Erkennung dann auch leichter macht. Und dann gibt es noch die Halbdämonen. Die, wie der Name schon sagt, zur Hälfte Mensch sind. Solche erkennt man am leichtesten. Da diese, je nachdem welcher Tierart jene angehören, Tierohren auf dem Haupt tragen.” Vielleicht lag es daran, dass mir noch nicht ausreichend von den Dämonen erzählt wurde. Doch ich musste zugeben, dass mich diese Informationen neugierig machten. Besonders das Thema zu den Halbdämonen. »Da Hitomiko gerade das mit den Halbdämonen anschneidet. Ich könnte schwören wieder einen gewissen Unterton daraus gehört zu haben! Oder bilde ich mir das gerade nur ein? Ob ich sie fragen soll?« Doch bevor ich wusste wie mir geschah kam mir diese Frage auch schon über die Lippen. „Sag mal, Hitomiko. Ich kann mich natürlich auch irren, aber hat es mit den Halbdämonen vielleicht etwas Spezielles auf sich, weswegen du so reagierst? Als du davon gesprochen hast, hattest du einen gewissen Unterton in der Stimme gehabt.” Ihr Ausdruck zeigte Verwunderung gemischt mit Überraschung, dass mir das aufgefallen war. Lächelte dann aber etwas. Was mich allerdings am meisten wunderte war, dass sie sich nicht daran störte, dass ich sie geduzt hatte. Irgendwie hatte ich das auch gar nicht verhindern können. Es kam einfach. Während sie nun begann mir ihre Reaktion zu erklären wurde ihre Miene wieder ernst. „Tja, weist du, es gibt wirklich einen Grund dafür. Wie du ja jetzt weist jagen und töten die Dämonen uns Menschen zu ihrem Vergnügen! Hegen besonders viel Spaß daran uns leiden zu sehen, bevor sie uns dann den Gnadenstoß versetzen! Daher ist es natürlich nicht verwunderlich, dass wir stets Angst und am aller meisten abgrundtiefen Hass diesen Monstern gegenüber empfinden! Hin und wieder kommt es vor, dass die Ungeheuer menschliche Frauen verführen. Was dann dazu führt, dass sie sich von ihnen beschlafen lassen. Wie es nicht anders zu erwarten ist werden die Frauen von den Dämonen schwanger. Dadurch werden die Halbdämonen in die Welt gesetzt. Da diese Wesen nur zur Hälfte zu den Menschen gehören werden diese stets ausgegrenzt und verurteilt! So eine Kreatur hat es niemals gut in der Gesellschaft von Menschen. Ebenso wenig unter den Dämonen. Eine schwere Bürde an Last des Schicksals wird den Halbdämonen auferlegt. Ab da wo sie ihr Leben fristen wird ihr Leben zur Qual. Ihr Dasein als Halbdämon ist nicht so leicht wie du es dir vielleicht denkst! Da diese nur zur Hälfte einer Rasse angehören werden sie von beiden Seiten nicht akzeptiert! Die Halbdämonen müssen ihren harten und beschwerlichen Weg gänzlich alleine gehen. Leider auch ohne jeglichen Beistand zurechtkommen. Menschen fühlen Angst und Hass in ihre Herzen, wenn sie Halbdämonen begegnen. Weil diese Wesen anders sind. Etwas besitzen was unsereins niemals haben kann und deshalb etwas Besonderes sind. Dann auch noch die Ungewissheit, weil Halbdämonen ihnen dennoch gefährlich werden können! Die geerbte Kraft eines Halbdämons ist uns weitaus überlegen! Auch wenn diese Halbblüter schwächer sind als die Vollwertigen. Der Grund für den Hass, genauso auch die Verachtung der Dämonen ist, dass menschliches Blut in ihnen fließt. Ein Halber ist in ihren Augen nichts wert. Nicht von Bedeutung. Von Geburt an schwächere Kräfte besitzen, gerade weil sie auch zur Hälfte Menschen sind. Weshalb man von den Ungeheuern oft zu hören bekommt, falls sie mit ihnen verwandt sind, dass das dreckige Halbblut die Blutlinie entehrt und beschmutzt. Es vergeht kein einziges Mal, wo diese von ihnen nicht bis ins Mark beleidigt werden! Doch es gibt noch einen weiteren Grund warum diese Wesen von den Dämonen immer so sehr missbilligend und herablassend betrachtet werden, wenn die Monster ihnen kaltblütig und arrogant entgegentreten. Ein großer und durchaus sehr wichtiger Bestandteil sogar! Die Gefühle der Menschen werden an den Halbdämonen weitergegeben, die den Vollblütigen zutiefst anwidern! Welches dem Halbdämon im Blut liegt Liebe zu zeigen, Gnade walten zu lassen als auch Trauer, Wut, Eifersucht und Verzweiflung zu fühlen, ist bei den Dämonen nicht vorhanden. Es ziemt sich für einen Dämon einfach nicht sich diesen Gefühlen anzunehmen. Geschweige denn es zuzulassen. Diese Bestien sind es gewohnt ohne jegliches Gewissen ohne mit der Wimper zu zucken zu töten! Auf alles und jeden kaltblütig und zum Teil auch sadistisch entgegenzutreten! Durch ihre Grausamkeit haben diese Monster mit Gefühlen unsereins nichts am Hut! Es ist sogar so dass sie Gefühle als Schwäche ansehen. Und genau das ist der Hauptgrund wieso auch die Dämonen den Halbdämonen nicht gut gesinnt sind…” Bei allem was sie sagte hörte ich mit Spannung zu. Unterbrach Hitomiko kein einziges Mal. »Das ist ja höchst interessant was sie da erzählt!« war ich noch vertieft in meinen Gedanken. Ich empfand…tiefstes Mitleid den Halbdämonen gegenüber. Ja, genau so konnte man es nennen! »Sie können doch nichts dafür, wenn sie so geboren werden! Nur weil sie nicht vollkommen sind hackt man an ihnen herum! Und das nur, weil sie anders und in meinen Augen etwas Besonderes sind! Wie gemein und unfair diese Welt doch ist! Vor allem rücksichtslos! Insbesonders die Dämonen! Alle beiden Seiten sollten sich dafür schämen! Für die Feindschaft der beiden, in die diese Halbdämonen hineingeboren werden, können diese doch nichts dafür! Die beiden Rassen sollte man meiner Meinung nach ordentlich dafür bestrafen! Mir tun die Halbdämonen so unendlich leid… Nicht auszudenken welch inneren, sowohl bestimmt auch äußeren, Schmerz sie tagtäglich erleiden müssen!« regte ich mich fast wie in Rage versetzt auf. Von diesen Gedanken, die ich in meiner Vorstellungskraft mir ausmalte, wurden meine Augen trübe und schimmerten durch die Tränen etwas, die ich so gut es ging versuchte zurückzudrängen. Dabei entkam mir, ohne dass ich es merkte, mit leicht belegter Stimme ein „Wie traurig…”, dass meine inneren Gefühle somit noch weiter verstärkte wie ich dabei empfand. Hitomiko ließ mir die Zeit die ich brauchte, um mich wieder zu sammeln. Nun etwas klarer denkend blickte ich wieder zu der mittelalterlich gekleideten Frau neben mir. Abermals tat sich mir im Kopf eine Frage auf die mich neugierig machte und ich beantwortet haben wollte. „Was mich interessieren würde. Welche Meinung hast du selbst zu den Halbdämonen?” Während ich das fragte sah ich sie erwartungsvoll an. Hitomikos Blick wurde von mitfühlend zu nachdenklich. „Hm. Gar nicht mal so leicht diese Frage zu beantworten. Zu den Halbdämonen selbst habe ich keinerlei solche Vorurteile was die meisten haben! Ich verstehe die Meinungen und Ängste der Menschen, doch ich selbst denke nicht so! Ein Leben ist heilig, auch wenn ein Wesen wie dieses geboren wird! Wenn die Tatsache nicht wäre, dass weder die Menschen noch die Dämonen sie akzeptieren und schätzen, würde ich sogar sagen, dass die Halbdämonen glücklich und dankbar darüber sein sollten dieses Leben und besonders diese Gabe, die ihnen geschenkt wurde, erhalten zu haben!” Hier machte sie kurz eine Pause und schwelgte - so sah es für mich zumindest aus - in Gedanken. Irgendwie kam ich dabei nicht ganz mit. »Dass das Leben heilig ist, egal welche Art von Wesen, verstehe ich. Gebe ihr dabei auch recht. Aber die Halbdämonen sollen dankbar darüber sein solch eine Gabe bekommen zu haben? Und welche Gabe meint sie genau?« Außer ihre Kräfte sah ich nichts was auf Gabe schließen würde. Bevor ich jedoch näher darüber nachdenken konnte sprach Hitomiko auch schon weiter. „Mit Gabe meine ich wie ein Mensch Gefühle im Herzen zu empfinden und diese auch in sich zuzulassen. Den Menschen zu zeigen, dass auch ein stärkeres Wesen in der Lage ist diese zu beschützen anstatt zu töten! Und den Dämonen klar zu machen, dass Gefühle einem keinesfalls schwach werden lassen, sondern sogar Stärke verleihen können! Die Halbdämonen sind das Mittelmaß zwischen Gut und Böse. Sie sind das Gleichgewicht zweier unterschiedlicher Rassen dieser Welt, die somit zeigen können, dass Menschen und Dämonen doch miteinander ohne Tod und Verderben leben können. Würden den Frieden der beiden Seiten herbeiführen. Wie gesagt würden… Aber so lange die Feindschaft so bleibt wird sich das niemals ändern! Ich persönlich finde es jedoch unbegreiflich wie Menschen sich von den Bestien freiwillig verführen und sogar beschlafen lassen! Dämonen sind doch so boshaft! Die können doch gar nicht lieben…” Ab da stoppte sie im immer leiser werdenden Ton, bis dieser dann endgültig verstummte. An und für sich hatte sie Recht. Das mit den Gefühlen, diese als wertschätzende Gabe anzusehen, hatte ich nicht mit bedacht. Ebenso wenig, dass Halbdämonen ein gutes Mittelmaß hatten und sogar den Frieden bringen konnten, wenn man sie lassen würde. Eines jedoch störte mich was Hitomiko sagte. Dass Dämonen anscheinend nicht lieben konnten… „Also hast du zu diesem Thema zweiteilige Meinungen!” stellte ich darauf fest. Was mich bei mir jedoch stutzen ließ war, dass ich mit einer kühlen Stimme diesen Satz ausgesprochen hatte. »Seltsam. Ist es vielleicht wegen Hitomikos letzten Satz gewesen?« Besagte Person nickte leicht darauf, bevor es zwischen uns erneut ruhig wurde. Jeder seinen eigenen Gedanken nachhängend. Als ich noch tiefer in meine Gedanken abdriftete erhob jedoch mein Gegenüber dessen Stimme, um zum Sprechen anzusetzen. „Möchtest du eigentlich noch immer alleine durch den Wald schreiten? Mein Angebot steht noch.” Kurz blinzelte ich verwirrt auf diese Aussage, kam aber gleich darauf was sie damit meinte. Leicht lächelnd schüttelte ich verneinend den Kopf. „Ja, das möchte ich! An meiner Entscheidung hat sich nichts geändert. Tut mir leid, dass ich dein großzügiges Angebot nicht annehmen kann.” Hitomiko schwieg kurz, lächelte aber beschwichtigend, dass es mir nicht leidtun musste. Ihr Blick wurde sogleich zweifelnd, was damit meine Vermutung bestätigte, als sie es dann auch schon ansprach. „Kommst du in Gegenwart der Dämonen auch wirklich alleine zurecht dich vor ihnen zu schützen? Dich ausreichend zu verteidigen? Narake wird, wenn sich ihm eine nächste Gelegenheit anbietet, seine Chance ergreifen seinen Fehlschlag dich in seine Gewalt zu bringen wiederholen!” Ihre Zweifel erstickte ich jedoch sofort im Keim, als ich ihr unterm Reden dazwischenfuhr und mit bestärkter Stimme meine Meinung äußerte. „Der soll nur kommen! Ich habe keine Angst vor Dämonen! Und vor diesem Narake erst recht nicht! Meine Kräfte sind allemal stark genug, um mich solchen wie ihn zur Wehr zu setzen!” sagte ich aussagekräftig mit berauschendem Hochmut in der Stimme, während meine Arme die Worte anhand von aufgeregten Bewegungen noch zusätzlich verstärkten. Schließlich akzeptierte Hitomiko meine Entscheidung und wir verabschiedeten uns. Dabei fiel auch das Wort „Viel Glück!”, was sie mir auf dem Weg noch mitgab. Danach stand die Frau, die neben mir bei dem Felsen wo ich mich derzeit noch befand zuvor verweilt hatte, auf und ging dann. Immer weiter ging sie. Ich sah ihr nach wie sie sich mit jedem Schritt von diesem Ort entfernte. Bis sie dann eine beachtliche Strecke hinter sich gelassen hatte. Nur noch schemenhaft konnte man sie erkennen, als sie plötzlich anhielt. Hitomiko erhob nochmal ihre Stimme. Sprach lauter, damit ich sie aus der Entfernung dennoch deutlich hören konnte. „Falls du es dir doch noch anders überlegst kannst du gerne zu mir kommen und bei mir im Wald nächtigen, bevor wir am nächsten Tag aufbrechen werden! Ich werde in der Nähe mein Lager aufschlagen! Doch wenn dein Herz für den selbstständigen Weg wählt werden sich wohl hier unsere Wege trennen müssen! Wie du dich auch entscheidest, wünsche ich dir ein schönes Leben! Vielleicht sehen wir uns eines Tages wieder! Lebewohl!” Dann verschwand sie endgültig vor meinem Blickfeld bis die Schwärze des Waldes sie verschluckte. Auch wenn unsere Bekanntschaft nur kurz war, so musste ich zugeben, dass ich anfing sie zu vermissen. Hitomikos Charakter ähnelte der meiner Mutter… Mein Gesicht senkte sich, als ich daran wieder dachte, und sah verbittert hinab. Ich schweifte in Gedanken an die Zeit zurück wo sie und mein Vater noch lebten. Und ich dachte auch über das Gespräch mit dieser seltsam gekleideten Frau nach. Den Kopf darüber schüttelnd versuchte ich mich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Ich musste weg von diesem Ort und im Meer weiter meine Suche fortsetzen. Glauben tat ich es nicht, dass meine Freundinnen sich hier irgendwo aufhielten. Zudem. Auch wenn ich an das mit den Dämonen noch immer nicht so ganz glauben konnte, und ich selbst wenn es sie gab Neugier für diese empfand, so wollte ich in das ganze dennoch nicht hineingezogen werden. Also tauchte ich unter Wasser. Schwamm in Richtung Ausgang dieser kleinen Höhle. In Gedanken versunken nun mit der Suche von vorne beginnen zu müssen realisierte ich erst spät auf das was nun passierte. Blitzartig spürte ich einen Widerstand. Zugleich wurde ich abrupt zurückgeschleudert. Ganz perplex verstand ich nicht was das gerade war, noch was das zu bedeuten hatte. Ich zuckte nur mit den Schultern. Dachte mir nichts mehr dabei. Noch einmal bewegte ich meine Flosse in Richtung Ausgang. Gleich darauf prallte ich an der gleichen Stelle abermals ab. Kam somit nicht durch. So langsam verstand ich diese Situation nicht mehr. »Das kann doch gar nicht sein! Wie ist das möglich?!« Ohne dass ich von meiner gewohnt gelassenen genauso wie ruhigen Art zurückgreifen konnte ließ ich auch schon all meiner aufgestauten Wut freien Lauf. „Alter! Ernsthaft?! Das kann doch nicht wahr sein! Verarschen kann ich mich auch selber! Lass mich durch, verdammt!” Ein drittes Mal versuchte ich es. Doch wieder ließ man mich nicht passieren. Drängte mich sogar gewaltsam zurück. »Ich kapier das einfach nicht! Warum zum Kuckuck komm ich nicht weiter?! Fast so als wäre da eine Blockade, die ich nicht durchdringen kann! Aber ich sehe doch überhaupt nichts!« Stocksauer nahm ich Anlauf. Mit allem was ich in meiner Fischflosse Kraft ansammeln konnte schwamm ich auf den Höhlenausgang zu. Jedes Mal, wenn ich scheiterte, rappelte ich mich auf und machte weiter. Mittlerweile dürften es inzwischen an die zehn bis zwanzig Versuche sein, die immer wieder vom neuen misslangen. Es ärgerte, vor allem aber frustrierte es mich zusehends, dass ich einfach nicht von hier wegkam. Egal was ich auch tat und so sehr ich es wollte, es blieb so wie es war. Mit dem hilflosen Gefühl aufgeben zu müssen sammelte ich all meine Kräfte für diesen einen letzten Versuch und flitzte sekundenschnell noch einmal zu besagter Stelle. Mit einer gigantischen Kraft fing es an zu vibrieren, warf mich so schnell ich kam erschreckend schnell wieder zurück. Bei der immensen Wucht schlug ich hart an die Steinwand auf. Im gleichen Moment entkam mir ein Schmerzensschrei aus der Kehle, bevor es mir die Luft aus den Lungen presste. Langsam ließ das Wasser mich zu Boden gleiten. Von unten aus blickte ich entsetzt mit zusammengebissenen Zähnen hinüber zum Ausgang dieser Unterwasser Höhle. Undeutlich sah ich etwas und schaute genauer hin. In der Farbe von Rosa konnte ich ein leichtes Schimmern erkennen. »Was ist denn das bitte?« Danach verschwand es wieder. Seltsam. Ich sah dann aber schließlich ein, dass ich hier nicht viel ausrichten konnte, um von diesem Ort zu verschwinden. Also entschied ich mich gezwungenermaßen dazu das Thema mit den Dämonen näher anzusehen. Meine Aufmerksamkeit lenkte sich allerdings sogleich zu dem salzigen Meerwasser und ließ das Problem, dass ich nicht mehr zurück ins Meer konnte, kurzzeitig unwichtig erscheinen. Rote dünne Fäden zogen direkt vor meinen Augen vorbei, die durch die Bewegung des Gewässers hin und her tänzelten. Je länger ich dieses Schauspiel beobachtete, desto stärker und dicker wurde es. Auch das intensiver werdende Brennen meines gesamten Rückens trug dazu bei mich daran zu erinnern. Es war nicht sonderlich schwer zu erraten was es war. Nachdenklich blickte ich hoch. »Anscheinend ist der Aufprall an die raue Steinwand doch härter ausgefallen als ich zunächst gedacht habe.« Mit dem Gedanken hielt es mich aber nicht davon ab mich vom Höhlenboden aufzurichten und anschließend wieder hinauf zu schwimmen. Zwar langsam und träge durch diese Verletzung, aber ich schaffte es an der Oberfläche aufzutauchen. Als das geschafft war lehnte ich mich an den Felsen und hievte mich anschließend durch das Gewicht meiner Schwanzflosse langsam raus aus dem Wasser. Danach spürte ich den Boden aus Gras, dass zwischen meine Finger glitt. In der frischen Luft spürte ich das Brennen auf meiner Haut noch viel stärker als zuvor unter Wasser, weswegen ich scharf die Luft einsog. Außer dem Schmerz merkte ich mit dem leichten Verrenken meines Kopfes, dass meine Schultern - und leider auch mein Nacken - von dem Aufprall nicht davongekommen waren. Viele Kratzer und Schrammen fand ich vor. Allesamt nicht besonders tief, jedoch tief genug, um diese unter jedem Muskel meiner Bewegungen nicht ignorieren zu können. Nicht wirklich schlimm, aber lästig. »Wird wohl oder übel etwas dauern bis diese verheilen! Und wichtiger noch, dass ich uneingeschränkt mein Tempo wieder beschleunigen kann!« dachte ich leicht angesäuert. »An einem Ort wie diesem, wo es anscheinend von Dämonen nur so wimmelt, geradezu geeignet nicht schnell flüchten zu können!« Meine Gedanken trieften ja nur mehr so vor Sarkasmus! Ich verdrehte dabei die Augen. Nun gut. Es nützte mir nichts mich über meine Verletzung zu ärgern. Vielmehr war nun wichtiger, dass ich mir die Umgebung ansah. Mir einen geschützten Ort zum Schlafen suchte. Ich gebrauchte eines meiner Fähigkeiten, indem ich meine Flosse durch Verdampfen verschwinden ließ. Danach brachte ich meine Beine dazu sich zu erheben. Stand nun auf sicheren Füßen. Meine Schritte bewegten sich fort von diesem Gewässer und steuerten zu dem Gebüsch, von wo dieser tiefe Wald zu beginnen schien. Leicht grimmig verzog sich mein Gesicht. Es lag nicht daran, dass ich den Wald betreten würde. Ich liebte die Nacht und den Wald! Eine Kombination davon machte es noch reizvoller, steigerte meine Neugier etwas Aufregendes zu erleben! Ließ mein Adrenalin hochsteigen. Daher nein. Daran lag es nicht. Es war wegen meinem schwarzen langen Kapuzenpullover. Dieser rieb an den Wunden meines Rückens nicht gerade wenig, wenn ich mich bewegte. Und durch die Wärme, was dieser von sich gab, spürte ich dieses Brennen umso deutlicher. Was dazu kam war mein BH. Der machte sein Übriges. Meine Gedanken dazu verdrängte ich, als ich nun direkt vor Beginn des Waldes ankam. Dort hielt ich an, drehte mich noch um. Da der Vollmond mich wegen seinem Bann nicht losließ ihn vom neuen kurz zu bewundern. Für einen Moment blickte ich weiter hinauf zu diesem angenehm hellen Licht. Wendete mich dann kurz darauf davon ab. Dann ging ich weiter meinen Weg. Schob den Busch beiseite, der sich vor mir befand. Nun den Weg freigelegt betrat ich den Wald. Dadurch, dass ich durch das Mondlicht, welches sich durch das Blätterdach der Bäume brach, besser sehen konnte passierte es erst gar nicht, dass ich auf Bäume knallte, von deren Wurzeln stolperte, oder Äste mein Gesicht aufkratzten. Das Licht zeigte mir den Weg den ich durch den Wald Minute zu Minute passierte. Gab mir ein gelassenes und gutes Gefühl dort weiter zu spazieren. Fast so als ob mir die junge Frau das mit den Dämonen nie erzählt hätte. So friedlich wie es war blendete ich das fast komplett aus. Es unwirklich erschien. Wie gesagt fast. Nur weil es jetzt friedlich aussah machte ich mir dennoch keine Illusion daraus, dass nichts davon von der Erzählung wahrwerden würde. Ich war ein Realist. Machte mir nichts vor was unweigerlich passieren könnte. Stets misstrauisch ein wachsames Auge habend auf alles was potenziell als Gefahr darstellen könnte. Da zu jeder Zeit und einfach überall alles passieren konnte. Auch wenn ich noch immer so meine Zweifel hatte, dass es Dämonen gab… Jedoch gab mir noch etwas zu denken. »Der Name dieser Frau. Hitomiko klingt merkwürdig! Irgendwie japanisch!« Genauso war aber auch der Begriff Miko mir schleierhaft. Abgesehen davon, dass ihre höfliche Anrede ebenso argwöhnisch war. Eventuell so wie die mittelalterliche Sprache, die ich glaubte in Schulbüchern kurz mal überflogen zu haben. »Aber das wäre doch noch verrückter als das mit den Dämonen! Das geht doch erst recht nicht!« ermahnte ich mich nicht an solch einen Unsinn zu glauben. Plötzlich sah ich in der Ferne etwas aufflackern, welches meine Gedanken dann vertrieb. Neugierig setzte ich einen Fuß nach dem anderen. Kam diesem Leuchten näher. »Was ist das bloß für ein Licht?« Kapitel 6: Noch ein Schock -------------------------- Kohakus Sicht: Das Knistern des Feuers, welches ich vor geraumer Zeit entfacht hatte, erfüllte diesen Ort. Ein nahezu beruhigendes Geräusch wie ich fand. Auch wie das Feuer sich gierig um die dünnen Äste züngelte hatte auf mich eine hypnotische Wirkung. Weshalb es sich in meinen braunen Augen widerspiegelte als ich hinein starrte. So wie immer dachte ich nach. War in meine Gedanken vertieft. Plötzlich raschelte in der Nähe ein Gebüsch. Erschrocken davon fuhr ich hoch, während ich meine Kettensense in die Hand nahm. Die in der Nähe stehenden Büsche nicht aus den Augen ließ. Ich sah Umrisse einer Person von mittlerer Größe, bevor das Licht des Feuers den Blick freilegte. Ein junges Mädchen, dessen rote Haare zur Hüfte gehend während dem Gehen leicht hin und her wippten. Aber ihre Kleidung war seltsam. So etwas hatte ich bisher noch nie gesehen. Das Erscheinungsbild von ihr war gewöhnungsbedürftig. Von dem eingehenden Mustern besah ich mir näher ihr Gesicht, welches ich nur flüchtig in Augenschein genommen hatte. »Augenblick mal… Das ist doch die junge Meerjungfrau, die ich am Ort des Baches entdeckt habe!« fiel es mir wieder ein. Ich erstarrte sofort als ich sie wiedererkannte. Wie aufs Stichwort erschien diese Stimme wie zuvor schon in meinem Kopf, die wohl das auch zu bemerken schien und bestätigte das was ich sah, während diese meine Gedanken und meinen Körper lahmlegte. Diesmal klang sie lauernder als sonst. Außer einen Hauch von Überraschung schwang da auch zum Großteil Freude mit. »Das Mädchen von zuvor!« schien sie zu flüstern. Danach sprach die männliche Stimme in einem verschärft herrischen Ton: »Behalte sie im Auge! Versuche sie zu überzeugen hier zu bleiben!« Danach war es still. Doch das Gesagte von meinem Meister hallte noch weiterhin in meinem Kopf. Ich konzentrierte mich wieder auf das Mädchen, das mich mit leicht vor Schock geweiteten Augen ansah, jedoch dann neugierig den Kopf schief legte. „Oh… Verzeihung! Ich wollte dich nicht erschrecken oder stören!” kam es von ihrer sanft hoch klingenden Stimme. Das Mädchen wandte sich schon ab um zu gehen, als ich sie jedoch davon abhielt. „Aber nicht doch! Ihr braucht nicht zu gehen! Stören tut Ihr mich keineswegs! Ihr könnt ruhig hierbleiben! Sicher habt Ihr doch nach einem Schlafplatz gesucht, oder?” Ihre Miene hellte sich augenblicklich auf als sie sich dann gegenüber von mir zaghaft zu dem Feuer hinsetzte. Um nochmal sicher zu gehen fragte sie ein wenig unsicher nach ob es auch wirklich in Ordnung ginge hier zu übernachten. Ich bejahte dies. Gab ihr zusätzlich noch einen Grund dafür wegen dem Feuer, da sie es schön warm hätte, und es sie vor wilden Tieren schützen würde. Somit nickte sie und die Sache war damit auch schon erledigt. Das rothaarige Mädchen sah zu den Flammen, die flackernd mal kleiner und mal größer wurden. Stille breitete sich aus zwischen uns. Nur das Knistern des Feuers unterbrach dieses Schweigen. Es war keine unangenehme Stille. Jedoch eine die etwas Unbehagen auslöste. Mein Meister wurde zunehmend ungeduldiger, was er sehr verdeutlichte. »Worauf wartest du! Bring sie dazu sie in ein Gespräch zu verwickeln!« kam es von der Stimme in einem befehlshabenden Ton. Ich tat das was Meister Narake von mir verlangte und begann mit einer einfachen Frage. „Wie heißt Ihr?” Von der Frage aufmerksam geworden sah das Mädchen auf und sagte: „Leila.” „Und du?” lautete prompt die Gegenfrage. Kaum hatte sie ihren Namen ausgesprochen redete die Stimme in meinem Kopf auch schon mit. »Leila also…« Den Rest ließ dieser unausgesprochen. Was vielleicht sogar besser war. Außer das hämische Grinsen, was man geradezu hören konnte, war da auch etwas in dessen Stimme, was ich anhand meines jetzigen Alters nicht wirklich verstehen oder benennen konnte. Was bei den Erwachsenen mehr Thema war. Leicht genervt davon verdrehte ich im meinem inneren Bewusstsein die Augen. Doch ich war meinem Gegenüber noch eine Antwort schuldig. „Ich heiße Kohaku.” „Und wie alt bist du?” fragte sie mich nun. „Elf.” kam es gleich aus meinem Mund. Leilas Gesicht zeigte Schock und Entsetzen, bevor sie dann wieder sprach. „Und mit dem Alter bekommst du schon so eine Waffe in die Hand?” Leicht verstört sah sie mir in die Augen. Deutete dabei mit einem seitlichen Nicken zu meiner Kettensichel, welche ich unbemerkt von mir noch immer in der Hand hielt. Ich verstand nicht so recht was die Frage sollte. Seit ich mich erinnern konnte in Meister Narakes Diensten zu stehen war ich niemals ohne meine Waffe an Orten gewesen. Es wäre auch nicht besonders ratsam unbewaffnet durch Dörfer zu ziehen oder durch Wälder zu streifen. Ich diente einzig und allein dazu Dämonen zu töten, und auch jene, die meinem Meister im Weg standen. Daran zweifeln tat ich nie ob das was ich tat vielleicht falsch war, oder an Grausamkeit herankam was ich an Befehlen Folge leistete. Meister Narake hatte mich aufgenommen. Auch wenn er zu den Halbdämonen gehörte, so zögerte ich nie seine Befehle auszuführen. Somit hielt ich es nicht für notwendig darauf zu antworten. Danach folgte weitere Stille. Eine Frage konnte ich mir jedoch nicht verkneifen. „Von woher stammt Eure Kleidung? So eine Art sich anzukleiden sehe ich zum Ersten Mal.” Die verdutzte Mimik war ihr regelrecht ins Gesicht geschrieben. So als wäre es verrückt gewesen diese Frage zu stellen. „Du hast so eine Art davon wie man sich anzieht wirklich noch nie gesehen?” Ich nickte bestätigend. Hang noch ein „Bei Frauen bekommt man so etwas nie zu Gesicht. Man sich sagt, dass sich das für eine Frau nicht gehört.” dazu. Durch das Gesagte von mir wurden ihre Augen noch größer. „Alter… Kommt mir wie im Mittelalter vor!” brabbelte sie vor sich hin. Verwirrt durch diese Aussage hob ich eine Augenbraue. Leilas Ausdrucksweise fand ich auch befremdlich. Durch meine Gesichtszüge stutzte das rothaarige Mädchen und sah mir misstrauisch in die Augen. Man sah darin eine Vermutung aufflackern. Jedoch erhoffte man sich, dass es nicht stimmte. Leilas Augen waren wie ein offenes Buch für mich. Schließlich fragte sie: „Welches…Jahrhundert schreiben wir?” Unsicher sprach sie diese Worte aus. Dabei auch eine angespannte Haltung und ein unterdrücktes Zittern ihrer Stimme. „Fünfzehnhundert sechsundneunzig.” Nach dieser Antwort war sie wie ausgewechselt. Sie benahm sich sonderbar. Ihr Verhalten darauf zeigte Verstörung wie sich das auf sie auswirkte. Ihr Körper zitterte nur mehr und das wärmespendende Licht des Feuers zeigte, dass sich in dessen Gesicht ein unnatürliches Weiß gebildet hatte. „Und…an welchem Ort…befinde ich mich?” gelangten diese Worte piepsend an meine Ohren. Sachlich sowie auch selbstverständlich aus meiner Sicht antwortete ich: „In Japan.” Noch ein Schock, der Leila anscheinend auch schwer zusetzte. Ebenfalls wie ihr kreidebleiches Gesicht unnatürlich weit geöffnete Augen. Ich ließ sie noch ihren Gedanken nachhängen, bis es mir zu viel wurde. „Könntet Ihr mich bitte aufklären was Euch so aufwühlt?” Anhand dessen meiner Frage, die sie aus ihrer Abwesenheit erwachen ließ, hörte das Mädchen mir gegenüber auf zu zittern. Schluckte aber, während sie nervös mit ihren Fingern spielte. Den Blick leicht gesenkt mit leiserer Stimme erläuterte sie: „Ich komme nicht aus dieser Zeit! Wie man von meiner Kleidung gut sehen kann. Ich lebe in dem einundzwanzigsten Jahrhundert. Dem Jahre zweitausendsiebzehn. Besser ausgedrückt komme ich aus der Zukunft…” Als sie somit endete machte ich große Augen. Jetzt verstand ich warum sie so reagiert hatte. Die Stimme in meinem Kopf horchte auf und regte sich wieder in einem sehr boshaften Ton. »Interessant!« sprach mein Meister nun aus. Ich wusste nicht warum, aber allein schon dieses Wort brachte meinen Körper dazu, dass die Nackenhaare sich aufstellten. Danach hörte ich in meinem Kopf noch etwas. »Hehe! Wie es scheint dürfte sich das weitaus mehr abwechslungsreich mit dem Mädchen gestalten als ich erwartet habe! Mal sehen was wir noch so alles über sie herausfinden können! Bleibe hartnäckig weiter dran!« Das tat ich auch. „Und wisst Ihr-” Doch Leila unterbrach mich. „Du kannst mich ruhig duzen! Ist mir sogar angenehmer so mit dir zu reden!” bestand sie gelassen darauf. „Und wisst Ihr-weist du wie du hierhergekommen bist?” korrigierte ich mich schnell. Ihr Blick schien darauf leicht abwesend als sie antwortete. „Ich weis nicht wie das geschehen konnte… Eigentlich wäre so etwas gar nicht möglich! Das einzige an was ich mich erinnern kann ist, bevor ich hier aufwachte, dass ich im Meer nach meinen Freundinnen suchte! Dabei hatte mich dann ein großer Strudel erfasst! Selbst mit meiner Schwanzflosse konnte-” Leila unterbrach sich bei dem Satz als sie große Augen bekam. Schockiert hielt sie sich mit beiden Händen den Mund zu. Es wirkte so als hätte sie etwas gesagt was sie nicht hätte sagen sollen. Vermutlich lag es an dem Wort "Schwanzflosse", dass somit zeigte was sie war. Die männliche Stimme im Kopf lachte in sich hinein. »Ach. Hat sie sich etwa ungewollt verplappert? Hehe. Als ob ich nicht wüsste, dass sie eine Meerjungfrau ist!« Diesen Kommentar von Meister Narake ignorierte ich gekonnt. Ich überging das was gerade war, und die nächste Frage kam über meine Lippen. „Wie alt bist du eigentlich?” „Ich bin sechzehn.” kam die Antwort zurück. Man sah es ihr an, dass sie erleichtert darüber war, dass ich nicht weiter nachfragte. Und erst gar nicht drum herum stocherte. Doch ihr Blick wurde interessiert, als sie ihre Stimme erhob. „Was brachte dich eigentlich dazu im Wald übernachten zu wollen? Und so ganz allein? Was tust du so den ganzen Tag über?” erklang es neugierig von dem rothaarigen Mädchen. Meine Antwort lautete: „Ich habe im Auftrag meines Meisters die Gegend erkundet. Und meine Aufgabe ist es Dämonen zu töten, sowohl auch welche, die meinem Meister im Wege stehen.” „Dein…Meister?” fragte Leila zögernd. „Ja.” „Ich verstehe das Mittelalter einfach nicht! Er ist doch noch ein Kind! Ein solches sollte erst gar keine Waffe bei sich haben! Vor allem nicht so eines! Und dann auch noch gezielt jemanden zu töten…” murmelte sie in ihrem nicht vorhandenen Bart in sich hinein. Von dem gebratenen Spieß meiner Beute bot ich dem rothaarigen Mädchen etwas an, dass dieses dankend, jedoch entschieden, ablehnte. Nach einer Weile des Schweigens fächerte sie sich mit ihrer Hand Luft zu. Allem Anschein nach wurde Leila durch das Feuer zu warm. Schuld war vermutlich das was sie da anhatte. Dieses Schwarze, was sie da am Oberkörper trug, sah schon von der Ferne sehr wärmespendend aus. Sie hielt bei ihrer Tätigkeit inne und sah nachdenklich zu mir hinüber. „Warum bist du dann trotzdem alleine unterwegs, wenn du doch deinen Meister hast? Kümmert er sich um dich nicht genug? Ihm scheint wohl wenig daran zu liegen was mit dir passiert… Bei deinen Alleingängen, die du durch seine Befehle machen musst, kann das ziemlich ins Auge gehen! Du vielleicht dann schwer verletzt oder sogar getötet wirst! Du bist noch so unglaublich jung… Auf dich muss man doch aufpassen! Dein Meister scheint wohl kein Pflichtgefühl zu haben! Und was ist mit deinen Eltern?” Ich schwieg jedoch. Warum sollte ich auch antworten. Ich befand es nicht für nötig darauf was zu erwidern. Zumal ich mich sowieso an nichts erinnern konnte. An nichts. Ich wusste nur dass ich schon seit ich mich erinnern konnte Meister Narake diente. Mich bei ihm wohnen ließ. An meine Eltern, oder ob ich noch weitere Familienmitglieder hatte, erinnerte ich mich nicht. Ob ich überhaupt je welche hatte… Mehr brauchte ich nicht zu wissen, um meinem Meister zu dienen. Dass ich nichts darauf sagte schien ihr wohl nicht zu gefallen. Das Mädchen spannte leicht verärgert den Kiefer an. Sagte jedoch nichts. Sah mir nur in die Augen und beobachtete mich. Wollte in meine Seele blicken. Was ihr jedoch nicht gelang. Beharrlich hakte sie weiter nach. „Warum sagst du nichts? Hast du etwa keine Eltern mehr?” Weitere Stille. Wieder sagte ich nichts dazu. Sah ihr nur stumm in ihre ebenfalls braunen Augen. Noch eine Weile blieben wir so. Dem Gegenüber still in die Augen blickend. Schließlich gab sie es auf und seufzte resigniert. Dabei entkam ihr flüsternd ein „Dann eben nicht!”, bevor wieder nur das Knistern des Feuers zu hören war. Ein paar Sekunden später schob sie den linken Ärmel nach oben. Sah einen Gegenstand an. Ein etwas seltsames Ding. So wie es aussah eine Sonnenuhr am Handgelenk. „Ich werde mich jetzt schlafen legen! Gute Nacht!” gähnte sie mehr als dass sie es sagte. Gleich darauf lag sie auch schon und rückte zu einem Baum, der gleich in der Nähe des knisternden Feuers stand. Ihren Kopf bettete sie auf eines dessen Wurzeln, die durch die Größe viel Platz benötigten. Danach schloss sie die Augen. Nicht lange und sie verfiel bald in einen leichten Dämmerschlaf. »Kohaku!« Mein Meister mal wieder. »Du wirst sie am nächsten Tag zu mir bringen! Ich wünsche keinerlei Verzögerungen! Und versage ja nicht!« zischte die männliche Stimme bedrohlich in meinem Kopf. Danach kehrte endgültig Ruhe ein. Mein Blick glitt von den Flammen zu dem schlafenden Mädchen. Leilas Gesicht beobachtete ich noch für einige Zeit. Doch dann wurde schließlich auch ich müde, und so legte ich mich ebenfalls schlafen. Leilas Sicht: Das Zwitschern der Vögel weckte mich aus meinem Schlaf auf. Verschlafen öffnete ich die Augen, bevor ich diese wieder schließen musste, da das Tageslicht mich blendete. Nach ein paar Momenten gewöhnte ich mich an dieses Licht. Streckte währenddessen meine Glieder als ich leise gähnte. Ein bisschen wacher geworden ließ ich mein Gehirn arbeiten. Ging den gestrigen Tag durch. Um mich zu vergewissern, dass all das was ich erfahren hatte kein Traum war, wendete ich den Kopf in Richtung Feuerstelle, von welcher nur mehr die Glut übriggeblieben war. Dort fand ich den Jungen Kohaku vor, der noch seelenruhig schlief. Den Kopf drehte ich wieder weg. »Unglaublich… Ich bin tatsächlich im Mittelalter!« war der unfassbare Gedanke der erste was ich zustande bekam. Es war mehr als nur befremdlich. Aber damit musste ich nun leben. Den linken Ärmel meines schwarzen Pullovers, der nach dem Rauch des Lagerfeuers roch, krempelte ich hoch und schaute auf meine Armbanduhr. 04:31 war es gerade. »Puh… Wie früh!« Allerdings, da ich ja sonst immer auch ungefähr um diese Zeit herum aufstand, nicht wirklich tragisch. Als ich mich aufhockte durchzuckte mich sofort ein Schmerz, der sich von meinem Hinterkopf bis hin zum Kreuz bemerkbar machte. Ich biss mir auf die Lippe, um keinen Laut zu verursachen. Den Jungen wollte ich nicht wecken, der gerade den Schlaf der Gerechten schlief. »Tja, das kommt davon, wenn man auf dem Boden schläft! Da sind Schmerzen natürlich vorprogrammiert! Aber ich habe eben nun mal keine andere Wahl gehabt! Wie verspannt mein Rücken doch ist! Was würde ich nicht alles für eine Massage geben!« dachte ich wehmütig daran. Mein Blick glitt zu Kohaku, während ich nachdachte. Obwohl ich ihn erst gestern traf mochte ich ihn auf unerklärliche Weise. Er war mir sehr sympathisch. Auch wenn er sehr wenig von sich preisgab konnte ich aus seinen Augen ablesen, dass er wohl schlimmes erlebt hatte. Zu schnell erwachsen geworden war. Nicht verwunderlich zu hören. Im Mittelalter war die Zeit selbst bei Kindern sehr rau und finster gewesen. »Armer Junge! In meiner Zeit hätte er es bestimmt schöner zu leben gehabt!« besah ich mir den Jungen mitleidig. Jedoch war eines seltsam gewesen als ich mit Kohaku ein Gespräch geführt hatte. Seine braunen Augen hatten getrübt ausgesehen. Auch seine Stimme hatte sich monoton angehört. Noch etwas was mich beschäftigte war aber auch, dass er keine Gefühlsregung wie Trauer oder Freude zeigte. Nicht das Geringste war zu sehen gewesen. Nicht mal ansatzweise. Fast schon teilnahmslos und ohne jegliche Emotionen. Mich beschlich ein ungutes Gefühl, dass etwas mit dem Jungen nicht stimmte. Nur was war die Frage… Daher entschied ich mich, dass es besser war zu gehen. Bedächtig und überaus vorsichtig stand ich somit auf. Teils wegen meinem vor Schmerz verspannten Körper, und auch um keinen Mucks von mir zu geben. Keinerlei Geräusche zu verursachen. Es tat mir leid das machen zu müssen. Ich hätte ihn gerne seines Weges begleitet. Aber es war besser so. Ich vergewisserte mich nochmal ob Kohaku noch immer tief und fest schlief. Was er nach wie vor tat. Mich nun davon überzeugt ging ich langsam rückwärts von ihm weg. Den Blick fixierend auf dem schlafend liegenden Jungen gerichtet. Dabei auch kurz am Boden schauend ob kein Zweig mein Vorhaben verraten würde. Oder ich bei einem Ast stolperte, der meinen Weg behindern könnte. Schritt für Schritt bewegte ich mich so leise wie möglich fort. Bis ich mich so weit entfernt hatte, dass man nur mehr Büsche sehen konnte. Augenblicklich drehte ich mich um und ging nun mit normalem Tempo den Weg entlang. Währenddessen atmete ich erleichtert auf. Nicht mehr lange wie sich gleich herausstellte. Ich bog gerade ab, wo ich in der Nähe einen weiteren dieser Bäume erblickte, als ich von einem Geräusch aus sofort stehen blieb. Misstrauisch die Gegend beäugte. Gar nicht so weit von mir entfernt vernahm ich ein Summen, welches stetig immer lauter wurde. Als der Blick mir dann freigelegt wurde verschlug es mir regelrecht die Sprache, so geschockt sah ich fassungslos in diese Richtung. In der Luft flogen im wahrsten Sinne des Wortes riesengroße monströse Insekten geradewegs auf mich zu! Ähnelten Hornissen sehr stark. Nur deutlich größer. Aber irgendetwas sagte mir, dass das Bienen darstellen sollten. Seltsame Wesen. Sahen irgendwie etwas gruselig aus. Jetzt schien ich wohl diesen besagten Dämonen begegnet zu sein. Diese Insekten waren bestimmt Dämonen. Aus meiner Starre erwacht ging ich leicht schluckend ein paar Schritte zurück, um von diesen wieder etwas Abstand zu bekommen. Doch das brachte nichts. Sie flogen weiter zu mir, egal wie viele Schritte ich auch tat. Hin und wieder sammelten sich viele von ihnen vor mir, sodass ich schnell eine andere Richtung einschlug, um diese wenigstens etwas von mir fern zu halten. Mich überforderte das was ich sah. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Fühlte mich hilflos. Schutzlos. Jedoch griffen diese Riesen Bienen mich nicht an. Worüber ich auch mehr als nur froh war. Langsam stutzte ich jedoch was diese dämonischen Biester da taten. »Was bezwecken sie damit?« Plötzlich ging mir ein Licht auf und ich begriff. Diese Insekten wollten mich wieder zurück zu Kohaku bringen. Hatten diese mit ihm etwas zu tun? 'Ich habe im Auftrag meines Meisters die Gegend erkundet.' »Natürlich…sein Meister! Kohaku erzählte mal davon! Ob diese überdimensional großen Insekten zu seinem Meister gehören?« fiel mir diese Sache dazu ein. Doch bevor ich länger darüber nachdenken konnte kamen einige von diesen auch schon zu mir geflogen. Drängten mich ein weiteres Mal weiter zurück. Voller Panik tat ich unbewusst etwas was ich noch nie getan hatte: Ich setzte meine Fähigkeiten ein. Im nu erhellten sich durch das panische Fuchteln meine Handinnenflächen und frierten diese Riesen Bienen in binnen weniger Sekunden zu Eis ein. Laut plumpsend fielen diese zur Salzsäule erstarrt in unmittelbarer Nähe vor meinen Füßen zu Boden. Die restlichen dieser dämonischen Wesen hielten nun wesentlich von mir Anstand. Schätzten ein was ich als nächstes tun würde. Ganz erstaunt und ungläubig starrte ich auf meine Hände, die ich noch ausgestreckt in der Luft hatte. Ich konnte nicht fassen, dass ich das war. Völlig überrumpelt davon sah ich weiterhin auf meine Hände. Stolz überflutete mich, dass ich es geschafft hatte, wenn auch unwillkürlich, diese Biester nicht noch näher zu mir kommen zu lassen. Ich schöpfte nun motiviert neuen Mut, was man jetzt in meinen Augen sah, die entschlossen und unerschrocken zu den Insekten guckten. Drei von ihnen wagten sich vorsichtig etwas näher zu mir zu fliegen, was sie dann aber sogleich bereuten. Noch ehe sie reagieren konnten erwischte sie schon mein nächster Angriff. Diesmal setzte ich meine Kraft ein, dass alles um sich herum verdampfen und verbrennen konnte. Mit einem Puff zerrissen ihre Körper und wurden zu Staub. Wieder fiel mein Blick auf die Dämonen. Siegessicher lächelte ich zu ihnen hinüber. „Kommt ruhig her! Ich fürchte mich nicht!” Mit erhobener Stimme sagte ich das hochmütig. »Kampflos werde ich ganz bestimmt nicht das tun was diese Riesen Bienen verlangen! Ich habe nicht vor zu Kohaku zurückzukehren, und womöglich seinem Meister zu begegnen!« Nun kamen auch die letzten zu mir geflogen. Wieder setzte ich die Fähigkeit Dinge einzufrieren ein. Doch dieses Mal wichen sie geschickt aus. Die Riesen Bienen schienen wohl daraus was dazugelernt zu haben. Auch als sie hin und wieder kurz in meine Nähe kamen versuchte ich es diese einzufrieren oder zu verbrennen. Doch immer wieder schafften sie es dem gerade noch zu entkommen. Irgendwann wurde mir das jedoch zu bunt. Weswegen ich meine Taktik änderte. Ich wusste auch schon wie. Schnell ließ ich einen kleinen Teil des Wassers, da sich in der Nähe ein Fluss befand, in die Höhe steigen und in der Luft zu mir hinziehen. Dieses formte ich gleich zu einer langen Peitsche. In Windeseile schlang ich diese ganz fest um die dämonischen Insekten, damit sie auch gar nicht mehr die Möglichkeit hatten daraus hinaus zu schlüpfen. In der Wasserpeitsche kombinierte ich das geformte Wasser mit Eis und Hitze. »Jetzt können sie mir nicht mehr entkommen!« grinste ich fies in mich hinein. Vor Schmerz wanden sich diese. Schlugen wild mit den Flügeln, um aus der Schlinge der Wasserpeitsche raus zu kommen. Doch die Mühen und Kräfte waren umsonst. Die Umklammerung hatte sie fest im Griff. Nach einer gewissen Zeit wurden die kleinen Dämonen bei ihrer Gegenwehr immer langsamer. Ihre Bewegung von Mal zu Mal schwächer. Bis die Körper von ihnen dann schließlich erschlafften. Die Peitsche lockernd fielen die Riesen Bienen sofort tot zu Boden. Manche blieben so wie sie waren. Und andere wiederum fingen an sich zu pulverisieren. Das Wasser ließ ich zurück in den Fluss gleiten. Beruhigende Stille erfüllte den Wald in dem ich mich befand. Die Gefahr gebannt. Vollkommen erleichtert diese Insekten nun los zu sein atmete ich auf. Endlich hatte ich wieder meine Ruhe. Noch für eine Weile verharrte ich so. Verarbeitete das Geschehene. Dann setzte ich mich langsam in Bewegung und setzte meine Reise fort. Narakes Sicht: Tief im Herzstück meines vor Miasma verhüllten Schlosses verweilte ich in meinem Gemach. Durch die immerwährende Dunkelheit, die drinnen im Raum als auch draußen herrschte, leuchteten meine roten Augen besonders stark. An der Wand, leicht vor Schmerzen gekrümmt, angelehnt saß ich da. Mein erster Abkömmling Kanna gleich gegenüber von mir, die den Seelenspiegel in den Händen hielt. Eine Hand von mir stützte sich am Boden ab, während die andere auf meinem Bauch ruhte. Den Blick ausdruckslos auf den Spiegel gerichtet. Ich ließ mir nichts anmerken, aber ich musste mir eingestehen, dass die Wunden, die Hitomiko mir zugefügt hatte, längst nicht so schnell einzustecken waren als erwartet. Das Aufsitzen verlangte viel von mir ab. Vor Zorn ballte ich meine Hand zur Faust. »Diese verdammte Miko!« verfluchte ich Hitomiko in Gedanken nicht zum ersten Mal. Jedoch war mein Zorn zu meinem Fehlschlag durch diese Person gerade weniger intensiv. Mich beschäftigte gerade etwas anderes. Durch Kannas Spiegel beobachtete ich was sich bis eben gerade ereignet hatte. Diese Leila, von der ich den Namen durch Kohaku in Erfahrung gebracht hatte, haute tatsächlich vor meinen Augen ab, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte! Mir waren momentan machtlos die Hände gebunden etwas zu unternehmen! Und dann auch noch so einen nichtsnutzigen Diener von Kohaku! Zu nichts zu gebrauchen! »Nicht einmal dazu fähig ist er auf dieses Mädchen aus der Zukunft aufzupassen und ein Auge auf sie zu haben! Obwohl ich ihm ausdrücklich gesagt habe, dass er sie zu mir führen soll! Immer muss man alles selbst in die Hand nehmen, um es richtig zu machen! Aber nun gut… Ist jetzt auch nicht mehr von Belang!« schimpfte ich über Kohaku, der nicht mal solch eine einfache Aufgabe übernehmen konnte. Viel wichtiger war nun was sie mit meinen geliebten Saimyosho angestellt hatte! Zum Teil war ich wütend auf sie. Doch auch fasziniert davon. Immerhin wusste ich jetzt schon mal welche Fähigkeiten in ihr steckten. Möglich auch dass sie unter Umständen noch weitere besaß. Ihre Kräfte waren nützlicher als ich es mir zu Anfang gedacht hätte. Mit etwas mehr Training könnte sie ganz schön viel Kraft in sich besitzen. »Dieses Halb Fisch Mädchen habe ich eindeutig unterschätzt! Umso wichtiger sie auf meine Seite zu bringen!« Noch konnte ich dies nicht selbst in die Hand nehmen. War zu meinem Missfallen zu schwach, um mich an ihre Fersen heften zu können. Konnte mich fast kaum bewegen. Es wäre zu erbärmlich in diesem Zustand einen Versuch zu starten. Also würde ich mich in Geduld üben. Sowohl dass meine Wunden dann verheilen würden, als auch auf eine passende Gelegenheit warten würde, um dieses Mädchen mir ohne weitere Umstände nun endgültig zu holen. Bis dahin würde ich durch Kannas Seelenspiegel Leila weiter beobachten. Kapitel 7: Neue Umgebung, andere Sitten --------------------------------------- Leilas Sicht: Seitdem ich auf diese merkwürdigen dämonischen Riesen Bienen getroffen war, die ich mir alle durch meine drei Hauptfähigkeiten vom Leibe halten konnte, waren mir diese nicht mehr über dem Weg gelaufen. Oder geflogen, besser gesagt. Und dass, obwohl es nun zwei Tage her gewesen waren. Nicht eine Spur davon, dass diese sich zeigen würden. Es schien so als hätte ich den Besitzer dieser Insekten dabei beeindruckt. Auch wenn mir nicht klar war woher dieser das wissen konnte. Schließlich hatte ich keine Person gesehen die mich beobachtet haben könnte. Was ich aber mit Bestimmtheit sagen konnte war, dass ich die Riesen Bienen nicht ausgelöscht hatte. Es existierten sicher noch weitere Exemplare von denen. Davon gab es bestimmt mehrere Nester davon. Möglich, dass ich diesen mal wieder begegnen würde. Ob es der Meister von Kohaku war dachte ich bisher viel darüber nach. Nur war ich mir noch immer nicht so sicher ob dem auch so war… War jetzt momentan aber auch nicht mehr wichtig. Die gesamten zwei Tage des Wanderns verbrachte ich damit mich von Beeren und Früchten zu ernähren. Keine leichte Sache sich damit am Leben zu erhalten. Was für ein luxuriöses Leben ich in meiner Zeit geführt hatte wurde mir nun schmerzlich bewusst. Hier im Mittelalter musste man das essen was man kriegen konnte. Selbst stehlen könnte mal zum Thema werden. So wie Hitomiko mir den dringenden Rat gab hielt ich mich am Rande der Wälder auf, um so wenig wie möglich Dämonen zu begegnen. Mittlerweile wusste ich wie ich meine Kräfte dazu einsetzte mich zu schützen. Aber friedlicher war es unterwegs zu sein ohne Stress mit den Dämonen zu bekommen. Geeignete Feuerstellen machte ich mir durch meine weitere Fähigkeit Feuer zu entfachen. Menschen war ich seitdem auch nicht mehr begegnet. Ich durchquerte gerade eine schöne große Lichtung. Genoss es im Wald spazieren zu gehen. Auch wenn ich unfreiwillig hier war, da mich diese Zeit nicht gehen lassen wollte. Andernfalls wäre ich nicht mehr hier, sondern würde meine Suche nach meinen Freundinnen fortsetzen. Was ich jedoch nicht mehr konnte. Mein Blick wurde deswegen jedes Mal immer betrübter, je mehr Zeit verstrich. Auch wenn es mir schwer fiel versuchte ich mich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Mir blieb momentan nichts anderes übrig als mich damit abzufinden. Den Kopf zuvor während dem Gehen auf dem Boden gerichtet wandte ich diesen hinauf in Richtung Himmel. Die Sonne stand schon hoch im Zenit. Dementsprechend war mir ziemlich heiß mit dem Pullover. Ich konnte diesen jedoch nicht ausziehen. Durch das grelle Licht der Sonnenstrahlen war mir wohler den Kopf erneut in Richtung Boden zu wenden. Da ich zu sehr damit beschäftigt war über die Hitze zu klagen bemerkte ich das neue Umfeld meines Weges nicht. Nahm es erst wahr, als es schon zu spät war. Ein großer Schatten breitete sich über mir aus. Was mich stutzen ließ. Ich schritt doch nicht unter den Baumkronen vorbei, wo es die Sonne etwas verdecken könnte. Plötzlich rempelte ich etwas an das mich am Weitergehen hinderte. Mein Kopf knallte sofort an dieses "etwas" wodurch ich stehenbleiben musste. Erstarrte dabei und ließ schluckend meine Augen geschlossen. Abtastend benutzte ich die Hände sowie auch die Arme, um abzuschätzen wie groß und breit der Körperbau war. Durch die typischen Bauchbewegungen, wenn man Atemzüge macht, konnte ich damit rechnen, dass es sich um einen Körper handelte. Was für ein Wesen auch immer das war. Bei dem Abtasten musste ich verwundert erneut stutzen. „Was zum-?!” entfuhr es mir. Meine Finger fuhren zentimeterweise hinauf, doch es nahm einfach kein Ende. Die Haut fühlte sich sehr glatt an. Allerdings auch rasiermesserscharf, weswegen sich meine Haut dabei aufschnitt. Angenehm kühl nahm ich es ebenso wahr. Zaghaft öffnete ich nun doch die Augen und erblickte gleich die Farbe Blau. Königsblau, welches die Haut anscheinend sein sollte. Langsam, sehr langsam, neigte ich den Nacken weiter hoch. Diese Haut machte auf mich irgendwie einen schuppenartigen Eindruck. Auf dessen Haut haftete leicht das Blut meiner Handinnenflächen. Nun war es soweit. Als ich es sehen konnte was genau sich vor mir aufgebaut hatte entkam mir ein lauter Schrei von dem gewaltigen Schock den ich bekam. Panisch entfernte ich mich so schnell wie möglich von diesem Wesen gute vier Meter, um Abstand zu gewinnen. Dieses "Etwas" entpuppte sich als mega Riesen Schlange. Weitaus über fünf Meter betrug die Größe von diesem Tier. Der Umfang war so breit, dass man sich das nicht vorstellen konnte, und die Länge war sowieso eine Liga für sich. So beängstigend lang, dass man das Ende davon kaum mehr zu sehen bekam. Jetzt, da man von der Ferne die Haut der Schlange besser in Augenschein nehmen konnte, fiel mir etwas auf. Durch die Sonnenstrahlen, die auf die königsblauen Schuppen fielen, schimmerten diese leicht in einem schwärzlichen Ton. Wenn man es so betrachtete hatte ich Gefallen an diesem Tier gefunden. Es war schön anzusehen. Eine ungewöhnliche, jedoch sehr schöne Färbung dieser Schuppen. Wenn diese weniger entsetzlich und unheimlich groß so wie auch dementsprechend lang wäre, so wäre ich der Versuchung nahe dieses Tier an meinen Armen schlängeln zu lassen. Ich mochte Schlangen sehr gerne. Doch ich verscheuchte diesen Gedanken alsbald wieder, da gerade eine "Kleinigkeit" meinem Denken ein schnelles Ende setzte. Nämlich die Augen. Dort, wo es bei den Menschen weiß sein sollte, war diese Stelle in ein tiefes Schwarz getaucht. Die Augenfarbe besaß ein stechendes Rot, dass sich nicht rund, sondern wie bei einer Katze zu Schlitzen formte. Außer dieser Länge und Höhe wusste ich durch diese Augen, dass ich mal wieder einem Dämon gegenüberstand. Der schien jedoch robuster und stärker zu sein, als beim letzten Mal die Bienen. »Ich seh schon… Dieser Kampf dürfte wesentlich länger und zäher werden! Falls ich natürlich mit dem fertig werde!« musste ich resigniert daran denken. Mein Gegenüber zischelte mit der typischen Schlangenzunge unheilvoll, während dessen Augen mich hinterlistig anfunkelten. Ein geradezu gespenstisches Lachen erklang aus der Kehle des Reptils. »Moment… Die Schlange lacht?« „Wasss sssagt man dazzzu? Welch glückliche Fügung! Da ssstolpert mir doch genau ein verlockend kössstlichesss Menssschlein über dem Weg! Dasss musss mein Glückssstag sssein!” Dabei leckte sich diese übers Maul. Entsetzt darüber weiteten sich meine Augen. Konnte nur regungslos zur Schlange starren. »D-Die Schlange h-hat tatsächlich g-geredet!? Und dann auch noch in g-ganzen Sätzen! A-Aber das kann doch gar nicht sein! S-So etwas ist doch u-unmöglich!« bekam ich vor Schock keinen ordentlichen Gedanken zusammen. „Wasss issst denn Menssschlein? Hat esss dir die SSSprache verssschlagen? Oder kannssst du gar nicht sssprechen?” sprach die Schlange amüsiert zu mir. Mühsam versuchte ich zögernd meine Stimme fest klingen zu lassen. „…Doch, kann ich! Nur bin ich bis jetzt noch keinem Dämon begegnet der sprechen kann…” erwiderte ich ehrlich. Erneut begann dieses Tier entsetzlich an zu lachen. Als es schließlich die Belustigung hinter sich hatte zu lachen grinste mich dieses auf eine unheimliche Art und Weise amüsiert an. „Na ssso etwasss! Dasss geht doch nicht dasss du bisssher keinem begegnet bissst der diesss kann! Issst fassst ssschon eine Beleidigung für einem Dämon wie mich! Aber fühle dich geehrt auf mich anzzzutreffen! Denn ich werde der erssste und letzzzte sssein den du sssprechen hörssst! Alsss leckeresss Mittagesssen landessst du nämlich in meinen Magen!” verkündete das Reptil feierlich seine Freude dazu. Eiskalt lief es mir dabei den Rücken hinunter, als der Dämon diese Worte böswillig und voller Vorfreude mir entgegen zischelte. Mit einem Satz flitzte dieser auch schon mit einer beängstigenden Geschwindigkeit in meine Richtung. Riss sein Maul weit auf, was somit seine langen Fangzähne mehr als nur bedrohlich aussehen ließ. Ich war in dem Moment wie gelähmt nicht imstande dazu einen Muskel zu bewegen. Meine Augen vor Schock aufgerissen. Es fehlten nur noch wenige Zentimeter, wo die Schlange in Bruchteil einer Sekunde mich in seinem Maul mit seinen spitzen Zähnen zerreißen und mich schließlich verdauen würde. Ich wusste vor kalter Furcht wieder mal nicht was ich tun sollte. »Es ist aus mit mir… Gegen den hab ich doch nie und nimmer mit meinen Kräften eine Chance!« Im letzten Moment ging jedoch ein Ruck von mir mich zu Boden zu schmeißen, wobei ich durch die Wucht des Angriffs ein wenig von der Schlange weg direkt in die Büsche hineingelangte. Die leider jedoch Dornen bei sich bewohnten und somit meine Hände aufkratzten, wie auch meinen Pullover etwas aufrissen und dadurch der Rest meines Körpers ebenfalls Kratzer abbekam. Leise fluchend stöhnte ich, bei meiner von Dornen gereizten Haut, kurz vor Schmerzen, bevor ich dann letzten Endes mit Karacho an einem der Bäume stieß, der mich dann abbremsend zum Stillstand brachte. Durch den Aufprall schrie ich kurz auf. Als ich sicher war, dass nichts mehr passierte, schlug ich die Augen auf. Musste jedoch gleich vor Schmerzen das Gesicht verziehen. Wenn sich vor Panik mein Körper nicht von alleine instinktiv bewegt hätte, so wäre ich jetzt vermutlich schon tot. Man konnte sagen, dass genau diese Reaktion mir das Leben gerettet hatte. Vorerst. Geschafft hatte ich es natürlich bei weitem nicht. Das war mir klar. Am Baum abstützend richtete ich mich schwerfällig auf, wobei mir Zähne zubeißend ein schmerzender Ton entkam. Sofort zu meiner Hüfte schauend betastete ich diese. Ein Keuchen war die Folge darauf. »Na toll! Durch den Baum dürfte ich nun bald einen blauen Fleck an der Seite bekommen! Das fehlt mir gerade noch! Unpassender hätte es wohl kaum kommen können!« beschwerte ich mich. Nun würde ich es noch schwerer im Kampf haben gegen diesen Dämon zu bestehen. Das konnte ja heiter werden… Ich konnte nur mehr auf ein Wunder hoffen, dass ich noch irgendwie heil dabei herauskam. Sonst gute Nacht! Danach blickte ich direkt zum Problem des Geschehens, dass mir am meisten Kopf und Bauchschmerzen bereitete. Züngelnd beobachtete das Reptil mich mit Wohlwollen. Wahrscheinlich zutiefst angetan von meinen Schmerzen. Dazu sah es mir provokant blitzend in die Augen. Durch meine Verletzung zog sich die Schlinge noch enger zusammen dieser Situation zu entkommen. Eine erneute Flucht auf diesem Weg diesen Zähnen zu entkommen ohne meine Fähigkeiten zu benutzen vollkommen unmöglich! Ich würde nun nicht mehr ausweichen können. Das wusste auch der Dämon. „Wie jämmerlich ssschwach ihr Menssschen doch seid! So zzzerbrechlich, wenn mal ein Dämon aufkreuzzzt! Doch esss hat auch sssein Gutesss! Esss hat etwasss belussstigendesss an sssich ein Menssschlein in Panik zzzu versssetzzzen! Diessse wohlklingenden SSSchmerzzzensssschreie! Gib mir mehr davon, von deinem sssüßlichen Leiden! Renne um dein erbärmlichesss Leben, fallsss du esss noch kannssst! Ich finde dich ja sssowiessso!” kam es feixend leise zischelnd aus dem Maul der Schlange. Jene Augen glänzten böswillig und voller Hohn. Das Grinsen spöttisch zu einer hässlichen Fratze verzogen. Auf diese Worte hin musste ich mal heftig schlucken. Doch dann wurde ich wütend. »So ein verdammter Mistkerl! Was bildet sich dieser eigentlich ein?! Der stichelt doch mit Absicht, dass ich verletzt wurde! Und dem scheint das auch noch Spaß zu machen!« Angesäuert davon knirschte ich mit den Zähnen. Gleich darauf griff sie wieder an. Diesmal war jedoch mein Wille geweckt. »Ich will kein Dämonenfutter werden! Bis zum letzten Atemzug werde ich alles in meiner Macht stehende tun, um zu überleben!« Meine Hände ausstreckend tat ich diese übereinander. Mein vor Wut gewordener Blick konzentriert auf das schlangenartige Reptil gerichtet. Kurz bevor der Dämon erneut zuschlagen konnte, oder sein Kopf mir zu nahe kam, entfachten die Hände einen großen Schwall von Feuer direkt in dessen Gesicht. Die Reaktion kam schnell: Ein ohrenbetäubender schriller Ton, der sich zwischen Schreien und Zischen abwechselte, erfüllte den Ort des Waldes. Der große überdimensionale Körper taumelte auf Grund meines Angriffs und fiel unüberhörbar zu Boden. Blieb bewegungslos an Ort und Stelle liegen. Die königsblauen Schuppen rauchten. Den Kopf unter dem Rest des Körpers begraben. Man konnte auch den Geruch von verbranntem Fleisch wahrnehmen. Es stank entsetzlich! »Mit dem Feuer scheine ich ihn wohl ordentlich erwischt zu haben! Gut so! Ich muss zugeben, ich bin stolz auf mein Werk! Dass ich es tatsächlich geschafft habe… Da sieht man eben wieder, dass ich mehr kann als ich mir zutraue!« lobte ich mich als Sieger aus dem Kampf hervorgegangen zu sein. Trotzdem war ich mir ziemlich sicher, dass ich die Schlange nicht getötet hatte. Stark verletzt, aber mehr auch wieder nicht. Da müsste ich mehr tun, um das zu erreichen. Was ich aber nicht darauf ankommen lassen wollte. Ich hatte nicht vor ihm das Licht auszuknipsen, wenn es nicht unbedingt sein musste. Das wäre nicht nur falsch und feige, sondern auch grausam. Auch wenn er ein Dämon war, so war er dennoch ein Lebewesen. Somit drehte ich mich um und ging ein paar Schritte. Bevor die Riesen Schlange aus ihrer Ohnmacht erwachen würde war es besser zu verschwinden. Der hatte fürs erste genug. Langsam ging ich weiter. Leicht humpelnd versuchte ich nicht zu große Schritte zu machen. Die Heilung könnte sich unter Umständen länger hinziehen. »Als ob ich mir das in dieser Welt erlauben könnte!« Ich seufzte tief. Dann ging alles ganz schnell: Die Erde bebte und mit einem Ruck wurde ich hart von der Seite aus an den nächsten Baum geschleudert, bevor ich dann noch lauter schreiend zu Boden kam. Mein Körper rollte sich zuckend nur mehr so schmerzlich zusammen. Das Atmen stoßweise. Es tat sogar weh zu atmen. Krümmend lag ich da und wimmerte. Der Rücken tat mir so höllisch weh. Eigentlich tat mir sogar alles weh. Es brauchte einen Moment bis ich mich ein wenig beruhigte und wenigstens so halb wieder im Rhythmus normal atmen konnte. Langsam und kraftlos schaffte ich es mich ein bisschen mit den Armen hoch zu stemmen. Doch dadurch, dass meine Arme heftig zitterten, merkte man, dass mein Körper anfing immer mehr zu schwächeln. Den Kopf drehte ich zur Seite. Sah dabei nach hinten. Was ich dann zu Gesicht bekam war wie ein Schlag ins Gesicht. Der Schlangendämon von vorhin baute sich in der Nähe von mir in seiner vollsten Größe wieder auf. Zugleich die Endspitze des Körpers zurück schlängelnd und nicht weit von dem Kopf entfernt hochhebend, während dieser schadenfroh grinsend in meine Richtung sah. »Dieser verdammte! Dann war er es der-« Ich stockte jedoch, als ich bei der Schlange etwas bemerkte. Dieser Blick. Der änderte sich sofort zu fassungslos und ziemlich überrascht. Vermutlich hatte dieser nicht mit dem Angriff meinerseits gerechnet. Doch gleich verwandelte sich dieser erstarrte Blick zu abgrundtiefem Hass. Vielmehr jedoch beschäftigte mich das Erscheinen dieses Monsters. »Wie zum Geier hat er es geschafft sich so schnell von dem zu erholen?! Das Feuer hat ihn doch frontal ins Gesicht getroffen! Jetzt sind jedoch nur mehr leichte Brandwunden zu sehen, die von dem Angriff noch vorhanden sind! Alles andere ist schon verheilt! Wie ist das nur möglich?!« „Wie kannssst du esss nur wagen mich anzzzugreifen! Und dann auch noch ein wertlosssesss Menssschenweib!!!” donnerte das dämonische Wesen aufgebracht in vollster Stärke. Das Zischeln dadurch unerträglich laut. Durch das unheimliche Grollen, was somit dessen Zorn sehr intensiv zum Ausdruck brachte, erzeugte es eine Gänsehaut auf meiner Haut. Schneller konnte ich jedoch gar nicht schauen, da erwischte mich auch schon peitschend der Schwanz der Schlange, der mich dann abermals auf einen Baum knallen ließ. Am Boden aufkommend schrie ich mir erneut die Seele aus dem Leib. Diesmal jedoch, wegen der stärkeren Wucht, noch schmerzvoller. Ich vermochte es nicht zu sagen wie hoch der Schmerzensgrad mittlerweile schon war. Doch vermutlich, wie ich den Dämon einschätzte, war das im Vergleich dazu was noch kommen würde noch gar nichts, was dieser noch mit mir vorhatte. Bei dem Gedanken schluckte ich schwer. Sogleich wurde ich jedoch durch dessen bedrohliche Stimme aus meinen Gedanken gerissen. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, wie das Reptil immer mehr in Raserei verfiel. „Wasss bissst du für ein Wesssen!? Ein Mensssch kannssst du wohl kaum sssein!” Doch ich erwiderte nichts darauf. Das wiederum schien meinem Gegenüber wohl nicht zu gefallen. Somit demonstrierte er mir seine Wut, indem sein Körper mich ohne Rücksicht zu nehmen auf dem Rücken drehte und sich mit etwas mehr Kraft auf meinen Brustkorb drauflegte. Was somit zur Folge hatte, dass es mir die Luft allmählich zudrückte. Den dämonischen Tierkopf leicht zu mir hinunter beugend zischelte dieser: „Habe ich mich eben unklar ausssgedrückt!? Ich habe dich gefragt wasss für ein Wesssen du bissst!!!” Unerschrocken von der harschen Tonlage sah ich dem Dämon feindselig, und doch auch herausfordernd, in die stechend roten Augen. Obwohl ich durch dessen Körper vor Schmerz die Augen hin und wieder zukniff belächelte ich unbeeindruckt die Wut der Riesen Schlange. Auch Spott konnte man in meiner Mimik ablesen. Innerlich zitterte ich, doch von außen blieb ich stark. Ich wollte am aller wenigsten, dass dieses Monster sich an meiner Angst laben würde. Was ich diesem Mistkerl auch ohne weiteres zutraute. »Diesen Triumph will ich ihm nicht auch noch gönnen! Soweit kommt es noch! Vermutlich kann der Dämon meine Angst seit Anbeginn schon riechen! Das reicht schon! Es muss nicht noch mehr sein, um ihm meine Furcht zu präsentieren!« wehrte ich mich mit aller Macht nicht auch noch psychisch zu schwächeln. „Warum sollte ich ausgerechnet dir das sagen?!” ließ ich es ihm inzwischen verachtend wissen. Meine Stimme so gut wie nur möglich kalt klingend lassend. Falsche Antwort, was man in dessen Gesicht sogleich erkennen konnte. Die Gesichtszüge der Schlange verdunkelten sich augenblicklich. Sofort wurde ich ein weiteres Mal an einem Baum geschmissen. Ich wollte gar nicht mehr auf den Schmerz eingehen der meine Lippen verließ. »So langsam nervt mich das! Soll das jetzt immer darauf hinauslaufen, dass ich von der Schlange von dem einen bis zum nächsten Baum zu Tode rauf geschleudert werde!« dachte ich sarkastisch und mit Verbitterung in diesem Moment. Ob wohl alle Dämonen sich so wenig beherrschen konnten und eine Aggressivität an den Tag legten? Ich hoffte nicht. Konnte das aber sowieso nicht mehr herausfinden, wenn das noch so weiter ging. Röchelnd schnappte ich nach Luft. Am Bauch liegend, zitternd vor gepeinigtem Schmerz. Das war aber auch schon das Einzige was ich bewegen konnte. Mich aufzustützen hatte ich nicht mehr die Kraft dazu. Also ließ ich es. Das Einzige was ich gerade noch so machen konnte war den Kopf seitlich am Boden zu bewegen, um meinen Gegenüber wenigstens sehen zu können. Dieser sah noch gleich aufgebracht aus wie zuvor. Wenn auch nun auf ein Minimum weniger, da dieser seinen Dampf an mir ausgelassen hatte. »Na großartig…« Wie auf ein Wunder, und als hätte er meine Gedanken gelesen, änderte sich das. Was aber nicht weniger bedeutete, dass es mir nun besser ergehen würde. Außer dass der Schlangendämon mich gereizt ansah kam noch ein ziemlich verschlagener Ausdruck dazu, als dieser auch schon sprach: „Nicht gerade klug von dir ssso etwasss zzzu sssagen… Bei sssolch einer Antwort wirssst du ssschneller, jedoch auch qualvoller, den Tod finden alsss dir lieb issst! Allerdingsss-” Er schlug dann einen Ton an, der mir ganz und gar nicht gefiel. „ssspielt esss ssso gesssehen keine sssehr große Rolle wasss du nun bissst! Auch wenn esss mich brennend interesssiert! Denn nun wird esss mir eine noch viel größere Freude sssein dich zzzu verspeisssen! Mit deinen Kräften werde ich der SSStärkssste und der Angesssehenssste meiner Artgenosssen sssein! Werde dann endlich der Anführer sssein können! Dann werde ich wohl wahr der Mächtigssste aller SSSchlangendämonen sssein, ssso wie esss vor langer ZZZeit ssschon hätte sssein sssollen!” »Ach du meine Güte! Das ist nicht gut! Das ist wirklich gar nicht gut!« geriet ich alarmiert in größte Sorge. Nicht nur dass die "nette" Schlange sadistisch war. Nein, damit nicht genug! Nun zeigte sich soeben bestens, dass dieser eine machtgierige Seite an sich hatte! Die besten Voraussetzungen dazu… »Wie nett!« kam es mir zynisch in den Sinn. Während mir das im Kopf schwirrte bestätigte ein böses Lachen das was ich dachte. Unheimlich einfach. Jedoch hörte es sofort wieder auf. Nur um dann bedrohlich weiter zu reden. „Hehe. Alssso, wasss issst jetzzzt? Wasss bissst du für ein Wesssen? Und diesssmal will ich eine Antwort!” Ich dachte jedoch nicht im Traum daran ihm diese zu geben! »Für wen hält er mich? Ich bin nicht so dumm, als dass ich mein Geheimnis ohne weiteres einfach so ausplaudern würde! Und bei so einem Dreckskerl schon mal gar nicht! Selbst im Tausch für mein Leben werde ich es nicht tun!« Somit blieb ich weiter stumm. Das was als nächstes kam beschrieb meine Lage mit Rollen und Werfen. Wenn der Körper des Reptils mich hin und wieder, da ich mich schwerfällig abrollte, gerade so nicht erwischte, warf mich jedoch eher meistens härter dessen Schwanz kreuz und quer an jedem Baum, der mir über dem Weg kam. Jedoch nicht in solcher Stärke, dass es mich umbringen würde. In Anbetracht der Tatsache, dass es so oft vorkam, glaubte ich so langsam aber sicher immer mehr, dass das ein Spiel des Dämons war. Ein Spiel, welchem diesen zunehmend gefiel und es genoss mich leiden zu sehen. Obwohl ich diesen Vorsatz hatte und diese immer einhielt, so konnte ich es diesmal nicht. Diese Schmerzen waren zu groß. Ich konnte mich durch dieses Gefühl kaum mehr bewegen. Weswegen ich das Zittern einstellte, um wenigstens das nicht ganz so intensiv zu spüren. Nach all dem fühlte sich mein Körper so merkwürdig taub an. Und somit geschah es letztendlich, dass mir, ohne dass ich was dagegen machen konnte, ein „Ich bin…zur Hälfte eine…Meerjungfrau!” aus meinem Munde entfloh. Ich wollte einfach nur mehr, dass dieses kranke Spiel aufhörte! Die Schlange hielt bei ihrer Tätigkeit inne. Begann mich eingehend zu mustern. Dann jedoch zierte dieser ein zufriedenes Lächeln. „Na sssieh mal einer an! Jetzzzt bissst du ja doch redssseliger, alsss du esss eigentlich sssein wolltessst! Ich wussste doch, dasss ich dich mit diessser Methode am besssten zzzum SSSprechen bringen würde!” Resigniert schloss ich kurz die Augen, bevor ich dem Reptil wieder in die Augen blickte. Ich war zu erschöpft, um mich durch dessen Worte aufzuregen. Doch der Blick, der mir zugeworfen wurde, wurde dann zu misstrauisch. „Meerjungfrau sssagtessst du? Ja, klar! Und ich bin in Wahrheit ein Halbdämon! Erzzzähl mir keine Gessschichten! Erkläre mir dann wie du dasss Feuer beherrssschen kannssst! Issst esss nicht ssso, dasss Meerjungfrauen bekannterweissse die Macht desss Wasssers besssitzzzen?” Die grimmige Stimme des Dämons wurde bei jedem Wort immer lauter und genauso bei jeder Tonlage aggressiver. Doch ich verteidigte mich natürlich auf der Stelle mit den Worten: „Aber es ist die Wahrheit! Ich lüge nicht! Die Kräfte des Wassers habe ich ja auch in mir! Nur haben sich eben noch weitere entwickelt, die für eine Meerjungfrau ungewöhnlich sind!” „…Wenn diesss wahr sssein sssollte, dann beweissse esss mir!” kam es prompt zurück. „Eh?” konnte ich nur darauf erwidern. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Schlange genau das damit sagen wollte was ich dachte. Doch wieder irrte ich mich. „ZZZeige sssie mir, deine Kräfte, und beweissse mir, dasss diesss ssstimmt wasss du sssagssst!” Meine Verblüffung darüber konnte ich nicht verstecken, weswegen mir provozierend ein „Möchtest du so sehr getötet werden?” über die Lippen kam. Jedoch nicht wie erwartet kam eine wütende Reaktion, sondern ein grässliches mehr als nur amüsiertes Lachen erklang aus seiner Kehle. Ein belustigendes Lächeln zierte dem Maul des Dämons. „Mach dir um mich keine SSSorgen, Menssschlein! Alsss ob du mir etwasss anhaben könntessst! Dasss issst ja geradezzzu lächerlich! Du wirssst esss niemalsss ssschaffen mir überlegen zzzu sssein! ZZZwecklosss daran denken zzzu wollen! Nein, ich habe keinerlei Bedenken dabei, dasss ich deine Kräfte besssitzzzen werde! Bevor ich dich fressse möchte ich mich nur davon überzzzeugen ob dasss der Wahrheit entssspricht wasss du sssagssst!” sagte der Schlangendämon gehässig. Dass dieser mir die Möglichkeit gab mich zu verteidigen wunderte mich. Doch ich folgte der Aufforderung und erhob mich. Da sich mein Körper taub anfühlte dauerte es, aber ich schaffte es mich aufzurichten und auf beiden Beinen zu stehen. Fragte sich nur für wie lange noch. „Na dann lasss mal sssehen wasss du kannssst, Kleine! Halte dich nicht zzzurück! Ich werde auch ganzzz sssanft mit dir umgehen!” Allein schon dieses Grinsen würde ich nur zu gerne in Stücke schneiden! So berechnend, dass einem gleich schlecht wurde! Als ob der sanft auf mich eingehen würde! Wer's glaubt! Schon allein seine Tonlage bewies das Gegenteil! »Na warte! Dem zeig ich's! Der wird es noch bereuen mir eine Chance dazu gegeben zu haben!« Das Reptil baute sich erneut auf. Dann schnellte es als Startsignal zu mir vor. Reflexartig entzog ich etwas Wasser aus einem naheliegenden See und wehrte den Angriff mit dem zu Eis gewordenen Wasser ab. An manchen Stellen des Schlangenkörpers kristallisierte es sich, bevor diese jedoch zersprangen und am Boden liegen blieben. Der Dämon richtete sich nicht weit weg von mir wieder auf. Teils überrascht und mit einem Grinsen. „Interesssant! Dann ssstimmt esss alssso doch wasss du sssagssst! Gefrorenesss Wassser… Diesss wird eine tolle Fähigkeit meiner SSSammlung abgeben, wenn diessse dann mir gehören wird! Mach nur weiter! Wasss hassst du noch ssso allesss für mich zzzu bieten! Jedoch bedenke, dasss dir dasss allesss gegen mich nichtsss bringen wird! Mit diessser Macht könntessst du mich erledigen! Doch wie man sssieht bissst du zzzu ssschwach dazzzu! Bei mir sssind deine Fähigkeiten bessser aufgehoben!” »Grrr! Mit dem was der Mistkerl sagt hat er leider recht! Ich muss stärker werden!« Jedoch müsste ich es hier noch lebend herausschaffen, bevor ich überhaupt daran weiterdenken konnte. Ich biss mir aus Verzweiflung leicht auf die Lippe. Danach ging es ähnlich zu. Meine Fähigkeit Wasser formen zu lassen konterte ich gegen die weiteren Angriffe meines Gegners. Dann bekam ich mit der formenden Peitsche den schuppigen blauen Körper zu fassen. Jedoch kam gleich die Enttäuschung. Die Peitsche brachte absolut nichts. Wenn die Schlinge saß und ich den Körper des Dämons leicht aufhob, um die Distanz von uns zu vergrößern, lockerte es sich und dessen Körper schlüpfte geradezu mühelos heraus. Selbst der Wind brachte nichts, welchen ich heraufbeschwor. Der Wind ließ die Riesen Schlange nach hinten wehen, aber es erzeugte nicht den Effekt was es haben sollte. Gegen den Wind etwas ankämpfend kam dieser trotzdem immer wieder in meine Nähe. Von dem was ich bei meinen Angriffen sah merkte ich dann wie schwach ich doch war. Intensives Training hatte ich bitter nötig, um in der Welt der Dämonen zu bestehen. Wie erbärmlich ich doch war, wenn ich nicht mal richtig mir selbst helfen konnte! Der Selbsthass als auch die blinde Wut brachte mich dazu verzweifelt mit den Zähnen zu knirschen. Ich sah momentan kein Licht des Tunnels, dass mir dabei half ans Ende zu kommen. »Doch ich gebe nicht auf! Es muss doch eine verdammte Lösung dafür geben! Vielleicht-« Ich hatte nun eine Idee, die sich in meinem Kopf verankerte, welche ich solgleich in die Tat umsetzte. Da ich mich zuvor an etwas erinnerte ging ich dieser Vermutung nach. So schnell ich konnte, bevor das Reptil es noch bemerken und somit ausweichen konnte, bildete ich in der Luft eine große Wasserfläche, die ich dem Dämon rauf schüttete. Die Reaktion kam prompt. Lautstark hörte ich den Schmerzensschrei meines Gegenübers und wusste somit, dass es funktioniert hatte. »Na endlich!« war mein Gedanke. Der Schlangendämon entfernte sich augenblicklich von mir. Erholte sich von diesem Schock. Ich hatte ihm nämlich ein kochend heißes Wasser rauf gebrüht. Zuvor war es Feuer, welches ihn erwischt hatte, und nun heißes Wasser. Die Lösung war also seinen Körper zu verbrennen. All meine anderen Angriffe halfen nichts gegen diesen Dämon. Beeindruckten ihn keineswegs. Doch diese Methode schien der Riesen Schlange nicht kalt zu lassen. Ich hatte nun seine Schwachstelle entdeckt. Der Blick des Reptils haftete dann auf mir. Und zwar nicht gerade freundlich. Man sollte dabei keine Schadenfreude verspüren, doch konnte ich nicht leugnen, dass ich es genoss. Was ich in Form eines Grinsens widerspiegelte. „Du verdammtesss Missstssstück! Dasss du esss wagssst deine Hand gegen mich zzzu erheben! Dir werde ich wohl Manieren beibringen müsssen, bevor du ssstirbssst! Dasss wirssst du büßen!” Ich konnte seine Absicht abschätzen, dass er mir keine weitere Chance mehr dazu geben wollte. Doch hatte dieser sich dabei überschätzt. Mit freiem Auge bemerkte man sofort, dass seine Bewegungen nun etwas langsamer wurden. Diese Gelegenheit würde ich mir nicht entgehen lassen! Ehe der Dämon mich aufhalten konnte bekam dieser frontal das Feuer ab. Zu spät, um da noch auszuweichen. Jedoch fackelte ich nicht lange und feuerte sogleich das kochend heiße Wasser auf die Schlange ab. Das Risiko wollte ich nicht nochmal naiv eingehen, dass die Heilungskräfte des Dämons sich aktivieren und all die Wunden sich wieder schließen würden. Denn dann wäre das alles umsonst was ich da machte! Das wollte ich einfach nicht zulassen! Also setzte ich ununterbrochen diese beiden Fähigkeiten ein. Griff ihn unbarmherzig ohne Pause an. Und es zahlte sich aus. Dieser kam gar nicht mehr dazu zurück zu schlagen. Die Schreie meines Gegners wurden stetig immer lauter. Und eine Zeit lang ging es auch noch gut. Bis ich jedoch durch meinen Übermut meine Deckung vernachlässigte. Schneller konnte ich gar nicht gucken, da befand ich mich schon am Baum. Der Schlangendämon mir gegenüber, der meinen Körper kräftig umschlang. »Scheiße…« konnte ich zu meinem Missgeschick dieser misslichen Lage nur mehr denken. So langsam machte ich mir noch deutlicher Sorgen als im Anbeginn des Kampfes. Ich bekam von dem Würgegriff fast keine Luft. Mein Peiniger sah mich unterdessen abmurksend an, während dieser mit düsterer Stimme sprach: „Jetzzzt reicht'sss! Ich dachte mit meiner Beute würde esss mir gefallen zzzu ssspielen, doch ich habe mich geirrt! Bei ssso einem lissstigen störrissschen Ding wie dir verdirbt einem der Spaß! Tu mir den Gefallen und ssstirb gleich!” Sein Griff um mich wurde mit jedem Wort grober, und als der letzte Satz kam verstärkte sich das wesentlich deutlicher. Mit dem Zusammendrücken des Brustkorbs wurde die Luft zum Atmen immer knapper. Zusätzlich erklang durch die Schmerzen ein Wimmern aus meiner Kehle. Im selben Moment lächelte das Reptil süffisant. Innerlich unterdrückte ich ein Fluchen. »Wenn ich doch nur meine Arme rausbekommen könnte!« jammerte ich in mich hinein. Doch war das durch den blau schuppigen Körper geradezu unmöglich mich frei zu bekommen. »Wie kann das bloß sein, dass die Schlange noch so viel Kraft besitzt!? Ich hab ihn doch richtig erwischt!« Unmengen an Verbrennungen zierten dem Körper und Kopf des Dämons. Ich verstand es einfach nicht. Das gewisse Etwas um mich, und das wäre eben das größte Problem was im Begriff war mich umzubringen, brachte mich ins Hier und Jetzt zurück. Von dem Schuppenkörper, das mich beinhart umklammerte, sah ich hinauf zu den unheimlich dämonischen Augen, die mich mörderisch durchbohrten. Niemals zuvor kam mir die Farbe Schwarz und Rot so erdrückend vor wie jetzt. Ein grausames Lächeln breitete sich auf dessen Fratze aus. „Bereite dich auf deinen Tod vor! Ich werde dein Leiden genießen! Jetzzzt wird ernssst gemacht! Bringen wir die SSSache zzzu Ende!” ließ er es mich noch zu meiner Todesminute wissen. Somit warf dieser mich in die Luft und riss sein Maul auf. Wieder mal begegnete ich diesen furchteinflößenden spitzen Reißzähnen, die Angst in mir hervorriefen. Doch dieses Mal ließ ich mich nicht davon lähmen. Ohne Zeit damit zu vergeuden entfachte ich Feuer und heißes Wasser zur selben Zeit, und zielte alle beide gleichzeitig zu meinem Gegner. In diesem Angriff gab ich an Kraft alles was ich noch hatte! Eine noch viel größere Energie als die davor setzte ich frei, die dem Schlangendämon entgegenkam. Im selben Augenblick entstand ein ohrenbetäubender Knall gepaart mit zischelndem Geschrei. Ein Nebel aus Erde stieg empor. Auch ich schrie aus vollem Halse. Durch die Druckwelle und dem Körper des Reptils wurde ich abwechselnd immer höher und etwas tiefer mitgerissen. Ein Zufall wollte es jedoch, dass ich einen Teil des Körpers zu fassen bekam und von dort aus hinunterrutschte. Wo ich mir allerdings bei der Reibung der Schuppen gewaltig die Hände verletzte. Zuletzt landete ich mehr oder weniger unverletzt auf Knien am Boden ohne Brüche zu erleiden. Was ansonsten in der Höhe passiert wäre. Oder schlimmeres. Mit erschöpften Augen sah ich auf meine Handinnenflächen. Dass sah schlimm aus. Sehr sogar, dass es erschreckend war. So richtig konnte man die Haut gar nicht mehr sehen, so viel war von meinem Blut bedeckt. Auf die Schmerzen der Schnittwunden, die überaus unangenehm spannten, achtete ich jedoch gar nicht mehr. Um mich herum war es so merkwürdig still. Während ich den Körper bewegte durchfuhr mich ein Zucken, wodurch ich mit dem Kopf voraus am Boden aufkam. Noch ehe ich nachsehen konnte wo der Dämon war. Dann wurde alles um mich herum tiefschwarz. Kapitel 8: Ich hab es doch gewusst! [Teil 1] -------------------------------------------- Leilas Sicht: Ich wusste nicht mehr wie lange es dauerte bis ich im Unterbewusstsein aufwachte und etwas spürte. Das Zeitgefühl hatte ich verloren. Vermutlich lag ich sogar etwas länger. Dass ich was spürte ließ mich stutzen. »Also lebe ich noch…« stellte ich fest. Ganz dumpf drang plötzlich eine Stimme an mein Ohr, das sich jedoch weit weg anhörte. Auch konnte ich sie nicht wirklich zu einem Geschlecht zuordnen. Nun wurde ich sachte aufgehoben und wohin getragen. Durch das taube Gefühl fühlte sich mein Körper so merkwürdig an. So als ob dieser gar nicht mir gehören würde. Richtig fremd. Das war schon ziemlich beunruhigend. Während die eine Person mich trug versuchte ich die Augen aufzukriegen. So wirklich gelingen wollte es mir jedoch nicht. Meine Augenlider waren so schwer wie Beton Klötze, dass es kaum möglich war diese zu öffnen. Also hörte ich auf. Ich war sowieso zu erschöpft, als dass ich dazu noch in der Lage war. Ausgeliefert war ich dieser fremden Person sowieso. In diesem körperlichen Zustand war ich eindeutig zu schwach, um mich zu wehren oder zu schützen. Danach wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als ich unter mir den Boden spürte. Etwas plätscherte im Hintergrund und mir wurde etwas aufs Gesicht gestrichen. Ich verzog das Gesicht. Drehte dabei den Kopf zur Seite. Das Gefühl auf der Haut hörte auf. Doch dann nach wenigen Augenblicken kam dieses Feuchte wieder. Über das gesamte Gesicht, so wie auch über die Augen, wurde dieses Kühle gefahren. »Das stört! Es soll aufhören!« Gleichzeitig grübelte ich was das Feuchte wohl war. Bis ich darauf kam und hektisch voller Schock hochfahrend die Augen aufriss. »Wasser!« schoss es mir durch den Kopf. Grelles Abendlicht kam mir entgegen. Blendete mich für den Moment. Nicht richtig sehend versuchte ich mit den Armen rückwärts hinter einem Baum Schutz zu suchen. Doch es war bereits zu spät. Mitten in der Bewegung umgab ein glitzerndes Licht meinen Körper. Und noch im selben Atemzug begegnete mein Blick der goldschuppigen Schwanzflosse, die nun zum Vorschein kam. »Scheiße! Und das ausgerechnet in Anwesenheit eines Fremden! Was mach ich jetzt nur!« kam mein verzweifelter Gedanke. Totenstille. Mein Blick war gesenkt, während ich nervös auf der Lippe kaute. Was diese Person wohl nun dachte? Bestimmt nichts Gutes. Ich spürte geradezu diese Blicke, die mir zugeworfen wurden. „Oh… Das erklärt einiges.” hörte ich nach einer Weile die Stimme des Gegenübers. »Wie hab ich diese Aussage nun zu verstehen! Ist das gut oder schlecht?« Aus der Stimme hörte man eine männliche heraus, die etwas älter war und erfahren zugleich. Und irgendwie auch…freundlich. Neugierig davon geworden wagte ich den Schritt meinen Kopf zu heben. Sogleich konnte ich in smaragdgrüne Augen blicken. Die Gesichtszüge des Mannes wirkten überrascht und zum Teil auch neugierig. Was man außer dem eingehenden Mustern noch erkennen konnte. Sein kastanienbraunes langes Haar war auf der Schulter gebettet, welches fast am Ende des Haares zugebunden war. An einer Stelle des Halses war eine mittelgroße verblasste Narbe zu sehen. Eine blau rote Kimono ähnliche Kutte wie die eines Mönchs trug dieser am Körper. Von oben bis unten, zu den in Sandalen tragenden Füßen, verbarg es die Haut des Mannes. Auch an den Armen war es das gleiche. Und wieder einmal fragte ich mich wie man im Sommer so warm angezogen sein konnte. Na ja. Ich war selbst auch nicht besser dran. Sitzend bewegte er sich zu mir, was mich weg zucken ließ. Sofort erhob er seine tief klingende Stimme mit einem sanften Lächeln. „Habt bitte keine Angst! Ich werde Euch nichts tun! Ich möchte lediglich die Wunden Eurer Hände versorgen! Nicht dass sie sich noch entzünden! Wenn Ihr es erlaubt!” Seine behutsame Art mit mir zu sprechen beruhigte mich irgendwie. Prüfend mit etwas Misstrauen darin sah ich den braunhaarigen Mann an. Mit reichlichem Zögern gab ich seiner Bitte nach als ich die Handrücken in seine legte. Mit ihm bewegte ich mich sitzend in Richtung des Flusses, wo es diesem leichter fiel sich an dem Gewässer zu bedienen. Ein kleines Tuch tunkte der Mann ins Wasser und wringte dieses leicht aus. Dann wurde das vom Wasser befeuchtete Tuch auf die Wunden getupft. Ein Zischen entkam mir dabei. Zugleich biss ich mit zukneifenden Augen die Zähne zusammen. Danach öffnete ich sie wieder. Das machte er ein paar male bis er es ins Gewässer legte, wo das inzwischen Blut verdünnte sich mit diesem vermischte und aus dem Tuch verschwand. Nach kurzem Säubern reinigte er meine blutverschmierten Hände noch einmal. Währenddessen schwiegen wir. In der Zwischenzeit überlegte ich wie ich mit ihm ins Gespräch kommen könnte. Ich würde mit dieser Sprache sprechen die im Mittelalter zugegen war. Fingen wir doch mal mit einer einfachen Frage an. Also fragte ich nach einer Weile: „Lag ich schon lange in Eurer Anwesenheit bewusstlos?” So lange ich in dieser Zeit festsaß war es besser, wenn ich mich dessen bemächtigte. Auch wenn es dauern würde sich daran zu gewöhnen. „Nicht sehr lange! Dürften nur wenige Minuten gewesen sein!” antwortete mein Gegenüber überlegend. „Wie heißt Ihr?” kam es gleich darauf zurück. „Leila. Und Ihr?” „Kouki. Von woher kommt Ihr? Solch einen Namen habe ich noch nie gehört.” Kurz blieb ich still und überlegte wie ich es ihm am besten erklären sollte. „Nun… Dieses Land werdet Ihr sicherlich nicht kennen! Der Name würde Euch auch bestimmt nichts sagen! Von Japan ist das schon etwas weiter weg. Ihr würdet es nicht erreichen können!” Überrascht kam von Kouki: „Ihr seid nicht von hier?” Dann veränderte sich der Ton zu erwartet. „Ja, das dachte ich mir beinahe schon! Die Kleidung von Euch wäre zu ungewöhnlich, als dass Ihr von hier stammen würdet!” Nach diesem Gespräch gab es nichts mehr zu bereden. Weshalb es still zwischen uns wurde. Ich beobachtete weiter wie er vorsichtig das gröbste Blut mit dem Tuch entfernte. Als er zur Gänze damit fertig war gab er mir meine Hände zurück und kümmerte sich darum das Tuch zu reinigen. Dabei besah ich mir meine Hände genauer. An den vielen unzähligen Schnittstellen kam leicht Blut wieder hervor, doch war es nicht mehr so schlimm wie es zuvor mal ausgesehen hatte. Konnte nun auch besser die Schnittverletzungen sehen. Alle unterschiedlich tief. Manche mehr und mache weniger. Mir kam sogleich ein Gedanke, was meinen Kopf ruckartig hochheben ließ. „Was ist mit dem Dämon?! Habt Ihr ihn noch gesehen?! Versteckt er sich in der Nähe gerade?!” stellte ich hastig und mit Furcht in der Stimme meine Fragen. Ich hatte Mühe dabei mich nicht zu verhaspeln, so schnell redete ich. Kurz hielt der Mann bei seiner Tätigkeit inne. Machte dann jedoch wieder weiter. Kouki hatte den Rücken zu mir gewandt und arbeitete mit aller Ruhe und Gelassenheit, während er sagte: „Der Dämon? Der ist tot.” Ungläubig sah ich ihn an. Obwohl ich darüber froh sein müsste so etwas zu hören, so drang es dennoch nicht in meinem Kopf. „…Tot? Inwiefern tot…?” Mein Kopf war einfach wie leergefegt. Konnte vor Fassungslosigkeit nicht die Worte begreifen, die mir gesagt wurden. „Als ich Euch fand, Leila – da lag dieser Schlangendämon schon tot da. Auf dem ersten Blick sah man schon, dass der Dämon nicht mehr lebt. Muss anhand des Waldes ein harter Kampf gewesen sein! Dieser Dämon hatte sehr starke tiefe Brandwunden, die wohl für dessen Tod verantwortlich waren. Ich vermute mal, dass Ihr es geschafft habt diesen zu erledigen.” »… Was… Ich hab dieses schuppige Scheusal getötet…erledigt? Kann mich mal einer kneifen?« Ich konnte es nicht fassen. Dass ich diese Riesen Schlange tatsächlich besiegen konnte kam mir wie ein Traum vor. Während ich gerade abwesend war beobachtete ich am Rande wie der ältere Mann mich nachdenklich ansah, jedoch nichts darauf sagte. Dann schreckte ich dessen ungeachtet auf, als er dann doch zu Reden anfing. „Ich könnte Euch in meinem Dorf gut gebrauchen! Soweit ich sah war der Schlangendämon unter seines gleichen einer der dickeren Brocken gewesen! Wisst Ihr, ich bin nämlich ein Dorfältester. Und da liegt es mir natürlich sehr am Herzen meine Dorfbewohner zu schützen und ihnen Sicherheit zu geben wo es nur geht! Mit Euren Kräften wärt Ihr in der Lage mich dabei zu unterstützen! Eine kleine Belohnung als Gegenleistung können wir Euch dabei selbstverständlich anbieten! In meinem Dorf seid Ihr herzlich willkommen! Und natürlich ist Euer Geheimnis bei mir sicher aufgehoben!” Bei dem letzten Satz zwinkerte mir Kouki lächelnd zu. Ob er es ehrlich mit mir meinte, ich wusste es nicht. Er hatte mich zum Fluss gebracht und sich um meine Hände gekümmert. Doch was sagte das schon aus. Ich wusste nicht ob ich ihm vertrauen konnte und durfte. Dabei besah ich ihn mir mit Zweifel. Offenbar ahnte mein Gegenüber, dass ich in diese Richtung dachte, weswegen dieser mit weiteren Worten einlenkte und damit versuchte mein Misstrauen verschwinden zu lassen. „Ihr müsst natürlich nicht auf meinen Vorschlag eingehen, wenn Ihr das nicht möchtet. Es würde mich sehr freuen, insofern Ihr mir diesen Gefallen machen würdet. Doch ich zwinge Euch nicht dazu! Aber dennoch würde ich Euch gerne bitten in mein Dorf zu kommen! Dort könnte ich Euch besser verarzten, Leila. Eure Hände müssen behandelt werden, noch ehe die Wunden sich entzünden können! Und auch der Rest Eures Körpers wird es nötig haben zur Ruhe zu kommen nach diesem Kampf! Ich bitte Euch Leila…hört auf Euren Körper!” Da war etwas dran. So ungern ich es zugab, er hatte recht. Mit meinem lädierten Körper war ich für den nächsten Dämon, der mir über dem Weg laufen würde, ein gefundenes Fressen. Verteidigen würde ich mich dann wirklich nicht mehr können. Auch das mit meinen entzündeten Verletzungen wäre ein Problem, wenn ich die Hilfe ausschlagen würde. Und vielleicht war ja das Dorf am Ende doch nicht so schlecht wie ich dachte. Ich sah ein, dass es besser war vernünftig zu sein. Also gab ich nach. Schluckte mein Misstrauen hinunter und nickte zögerlich, um ihm so verstehen zu geben, dass ich einverstanden war. Danach senkte ich gleich den Kopf wo ich nochmal zu meiner goldschuppigen Flosse blickte, die noch immer zu sehen war. Doch dann verschwand diese im selben Augenblick. Zum Vorschein traten die menschlichen Beine, als ich die Kraft zum Verdampfen einsetzte. Ich konnte zwar den Blick von Kouki nicht sehen, aber ich vermutete Mal, dass dessen Augen kurz überrascht oder ähnliches aufgeblitzt hatten. Danach sah ich auf und sah in seine smaragdgrünen Augen. Zufrieden als auch erleichtert lächelte er. Dann jedoch wurde sein Blick etwas ernster. Mit einem Hauch von sanfteren Augen sprach er: „Könnt Ihr aufstehen?” Gute Frage. Ich versuchte es sogleich, doch gelang es mir nicht so recht. Ein paar Versuche machte ich wo es nicht klappte. Dabei wollte Kouki mir helfen. Doch ich ließ ihn nicht. Stellte mich auf stur. Dann endlich schaffte ich es aufrecht zu stehen. Ohne Umschweife machte ich als Test einen Schritt nach vorne und drohte sogleich schwankend zu Boden zu fallen, doch wurde ich noch gerade von ihm festgehalten. „Es ist besser, wenn ich Euch trage!” beschloss er im selben Moment. Dazu sagte ich nichts mehr. Ließ es stattdessen geschehen, dass der braunhaarige Mann mich huckepack nahm. Danach brachte er mich weg von diesem Ort. Während dem gemütlichen Gehen drehte Kouki sein Gesicht leicht zu mir als er zum Sprechen ansetzte. „Nicht sehr weit von mir entfernt liegt mein Dorf. Es wird nicht mehr lange dauern bis wir es erreichen!” Stumm nickte ich. Zeigte ihm somit, dass ich verstanden hatte. Wir streiften durch den Wald. Dabei erzählte er mir ein wenig von dem Dorf in welchem er lebte. Wie sehr er all die Dorfbewohner ins Herz geschlossen hatte. Erzählte mir manches von sich, wie er mal aus einem anderen Dorf fortgejagt wurde und in diesem nun sein Zuhause fand. Und er hatte einen Sohn. Interessiert davon hörte ich all dem ruhig zu. Als er endete verfiel ich ins Grübeln. Auch die restliche Zeit über, wo Kouki mich trug, schwieg ich. Dann jedoch hörte ich auf mir weitere Gedanken zu machen. Denn das Dorf war in Sichtweite. Ein paar Augenblicke brauchte es, dann waren wir schon da. Auf dem Rücken des Mannes sah ich mich nun um. Vom Weitem hatte es nicht so groß gewirkt wie jetzt. Hatte ich nicht gedacht. Viele Dorfbewohner gingen hin und her, und von Ort zu Ort. Einige Stände zum Verkaufen, wie Obst und Gemüse, standen offen. Es wurde oftmals getratscht und herzlich gelacht. Ein bisschen weiter weg von hier erkannte man ein großes Feld, wo einige eifrige Menschen daran arbeiteten dieses zu pflegen als auch etwas daraus zu pflücken. Ich verstand nun warum Kouki das Dorf so liebte. Diese Harmonie spürte man hier sofort. Plötzlich wurde es lauter um mich herum als die meisten Leute einen Halbkreis um uns bildeten. Ein kleines Kind, vom Aussehen her an die zehn Jahre alt, drängte sich durch die Menge. Als es sich durchgekämpft hatte strahlte es den Mann an der mich trug. „Du bist wieder da! Wo warst du die ganze Zeit, Kouki?” begrüßte der kleine Junge ihn voller Freude. All die anderen stimmten dem mit einem Raunen zu. Der Blick des Dorfältesten wurde zunehmend weicher. Genauso breitete sich ein warmes Lächeln auf seinem Gesicht aus als er sagte: „Die Tage über, wo ich nicht da war, habe ich die Gegend auskundschaftet ob alles in Ordnung ist seit meiner letzten Kontrolle. Doch nun bin ich wieder hier!” „Wenn Ihr mir die Frage erlaubt. Wer ist denn dieses Mädchen, welches Ihr auf Eurem Rücken trägt?” kam es von einem Mann, der nach vorne trat. Einmal mehr wurden mir neugierige Blicke zugeworfen. Doch anstatt davon eingeschüchtert zu sein starrte ich ebenso zurück. Diese Frage schien der Mann, der mich nach wie vor trug, erwartet zu haben. Seine Miene veränderte sich nämlich nicht. „Dieses Mädchen was Ihr da seht heißt Leila. Ich habe sie in der Nähe eines toten Dämons gefunden.” Sofort horchten alle auf und ein überraschtes „Oh.” erklang. Schon fragten ihn alle wie ich das geschafft hatte. Löcherten ihn damit. Doch er ließ keine Fragen zu und schritt mit mir in eines der Hütten. Bevor er zuletzt mit mir dorthin verschwand antwortete er folgendes: „Das fragt ihr Leila am besten selbst, wenn es ihr etwas besser geht!” Kouki trug mich zu einer am Boden befindenden Liege, die man in Japan wohl Futon nannte, und legte mich dort vorsichtig ab. Kurz verschwand er aus der Hütte. Als er wiederkam war er in Begleitung einer Frau. Mit einem Korb um die Arme setzte sie sich neben mich zu einem Tisch in Bodennähe, wo sie die Kräuter in eine Schale umfüllend mit einem Mörser zerstampfte. Kouki währenddessen entfachte Feuer im Kessel. Anschließend setzte er sich dann ebenfalls zu mir. Es wurde etwas miteinander geredet. Danach hörte ich bei den Gesprächen nur mehr zu. Nach einer Weile des Wartens wurden die Kräuter in das erhitzte Wasser des Kessels hineingetan und umgerührt. Meinen Blick ließ ich in der Hütte schweifen. Daran würde ich mich auch noch gewöhnen müssen. Alles war so eingerichtet wie man es von den ärmeren Menschen im Mittelalter erwartete. Keine Heizung zum Wärmen, sondern stattdessen bis zum Kinn zugedeckt eine Decke, falls es mal kälter werden würde. Mein Glück allerdings, dass es mitten im Sommer war. Die moderneren Sachen wie Fernseher oder Handy sah ich nicht wehmütig entgegen. Schließlich waren diese Dinge nicht das wichtigste auf der Welt. Sicherlich war das ein Genuss im Leben, aber nicht wirklich notwendig. Was allerdings problematisch werden würde wäre das Wasser, wenn ich dabei so dachte. Sobald man Wasser bräuchte müsste man aus einem Brunnen oder Fluss dieses holen. Die Vergangenheit hatte so einiges nicht, was in der Zukunft beinahe überall nun selbstverständlich war. Was mich jedoch missmutig stimmte war das Eintreten der Hütte. Es war keine allbekannte Holztür vorhanden, sondern eine Trennwand Tür aus Bambus. Man könnte somit nicht mehr rechtzeitig reagieren, wenn in der Nacht plötzlich einer kam, der keine guten Absichten hätte. In solch einer bedrohlichen Zeit war es schwer jemandem vertrauen zu können. Eine einfache Tür, die während dem Öffnen quietschte, konnte man leichter hören als solche aus Bambus. »Wenn das nur gut geht… Hoffentlich passiert da mal nichts!« dachte ich beunruhigt. „Der Kräutertee, der Eure Schmerzen lindern und Euch beruhigen wird, ist nun fertig zubereitet. Dürfte ich Euch bitten Euch zu entkleiden, damit ich die verwundete Haut reinigen und dann eine Salbe auf Eure Wunden auftragen kann, Leila?” forderte mich die Stimme der einen Frau auf, die schon bereithaltend eine kleine Schale in ihren Händen hatte. Man roch jetzt schon den sehr intensiven Geruch von verschiedenen Kräutern, die in der Salbe vorhanden waren. Mein Blick glitt kurz zu ihr, ehe ich dann nicht antwortend ins Leere sah. Starr blickend blieb mein Körper unbewegt und spannte sich an. Ich hatte sehr wohl verstanden um was mich diese Frau bat, und doch war ich nicht imstande dazu dies auszuführen. Wie ein Schalter im Kopf, welches mein Handeln beherrschte. So paralysiert war ich gerade. Inzwischen senkte ich den Kopf. Der Dorfälteste, der im selben Moment bei der Bambus Tür war und diese anhebend im Begriff war hinauszugehen, verharrte dort. Sah zu mir hinüber und musterte mich. Eine Zeit lang blieb es so, bis er dann das Wort an die Frau richtete. „Lass uns bitte für einen Moment allein! Ich danke dir für deine Dienste! Wenn du wieder gebraucht wirst rufe ich nach dir!” Die angesprochene Person nickte verstehend und verschwand sogleich. Als wir beide allein waren wurde es wieder still. Dann jedoch unterbracht Kouki das Schweigen. Zaghaft fragte er: „Wollt Ihr, dass ich es übernehme Euch die Salbe aufzutragen?” Kurz geschah nichts. Dann nach reichlichem Überlegen nickte ich. Daraufhin setzte er sich in Bewegung und nahm dann neben mir Platz. Die Hände führte ich langsam zu meinem Pullover und zog ihn aus. Leicht verdattert vergrößerten sich seine Augen, als er mich mit dem schwarzen BH sah. Ein zartes Rosa bildete sich auf meinen Wangen. Ich drehte mich etwas weg von ihm und machte schließlich auch diesen auf. Als dieser zu Boden glitt verdeckte ich sogleich meine groß gebauten Brüste. Noch mehr errötete ich vor Scham. Konnte nicht anders als schüchtern zu Boden zu sehen. Unbehagen breitete sich in mir aus. Fühlte mich nicht wohl. Trotzdem… Ich konnte nicht sagen warum, aber ich vertraute Kouki ein wenig. Auch wenn wir uns ungefähr eine knappe Stunde kannten änderte es nichts daran, dass ich mich so fühlte. Da war etwas bei seiner Ausstrahlung, was mich bei ihm das Misstrauen beiseiteschieben ließ. Doch in diesem Moment überwiegte das Unwohlsein. Als ich den Kopf etwas hob wurde mir sogleich warm ums Herz von seinem sanften und verständnisvollen Blick, den ich einfing. Voller Vertrauen und Wärme. So als wollte er mir Sicherheit geben, dass er nichts tun würde was ich nicht wollte. In der Tat gab mir dieser Blick Sicherheit. Somit lächelte ich zurück. Nun etwas ruhiger, aber weiterhin rot um die Wangen, senkte ich die Arme, bis diese auf meinen Oberschenkeln lagen. Kurz fiel sein Blick auf die nun freigelegte Haut. Wendete sich dann jedoch davon ab. Mein Blick folgte seinem Tun und beobachtete ihn dabei wie er bei seinem Gewand herum nestelte. »Was tut er da?« Schließlich bekam der Braunhaarige das zu fassen was dieser gesucht hatte. »Ein Schwert!« tauchte der Gedanke überrascht in meinem Kopf auf. »Das hat Kouki tatsächlich dort gehabt? Man hat es gar nicht sehen können, so geschickt hat er es aufbewahrt! Wie gewieft!« Jenes Schwert wurde auf dem Boden gelegt. Danach krempelte Kouki die langen Ärmel hoch. Durch die Schnittwunden machte ich behutsam die Jeans auf und legte mich dann hin. Abstreifen tat dann er, bevor diese dann endgültig ausgezogen wurde. Abermals spürte ich seinen vor Verwunderung fragenden Blick auf mir, als er diesmal meinen Slipp zu Gesicht bekam. Kümmerte sich jedoch nicht weiter darum und tat das mit einem Schulterzucken ab. Seinen Blick auf meinem Körper auf und ab wandernd wirkte er dabei besorgt. „Die Schlange hat Euch aber ordentlich erwischt…” Verwundert von den Worten machte ich mir selbst ein Bild davon als ich ebenfalls dorthin sah. Als Reaktion weiteten sich geschockt die Augen, gab zeitgleich kurz einen Laut von mir. Arme, Brustkorb und Beine waren mit unzähligen Blutergüssen übersät. Irgendwie war das logisch, dass es durch den Kampf so viele waren. Wenn ich mir dabei dachte wie oft ich das Vergnügen gehabt hatte auf Bäume zu knallen. Und dann hatte mich der Schlangendämon ja auch noch in seinem Würgegriff gehabt. Natürlich klar, dass es mich so stark erwischen musste. Und doch war ich darüber überrascht. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen – wobei ich zischend den Körper zucken ließ -, als Kouki mit der Hand leicht über die Haut meines Oberschenkels fuhr. Als er diese dann weg nahm entspannte sich mein Körper wieder. Wer hätte gedacht, dass eine leichte Berührung so etwas verursachen konnte. Offenbar war ich die ganze Zeit über zu sehr unter Schock gestanden. Sonst hätte ich es doch merken müssen. Nur das kam mir plausibel vor. Im Hintergrund hörte ich leises Wasserplätschern, weshalb ich den Kopf zur besagten Richtung drehte. Der Mann, der mich in sein Dorf gebracht hatte, wrang ein kleines Tuch aus. »Moment – Wasser?« Ohne es bemerkt zu haben stand am Boden ein mittelgroßer hölzerner Eimer, in dem sich das besagte Wasser befand. Ich ahnte sogleich was kommen würde und gab meinen Verdacht sofort bekannt. „Halt! Bevor Ihr es tut! Ist es denn sicher hier, wenn meine Verwandlung einsetzt?” Meine vorsichtige wie auch kritische Äußerung beschwichtigte er mit seinen Worten. „Aber sicher doch! Vollkommen sicher! Alle wissen, dass ich beschäftigt bin Euch zu verarzten! Daher wird uns niemand dabei stören wollen! Und falls doch, dann reicht dafür auch die Decke, um das zu verstecken was nicht gesehen werden soll!” Beruhigen tat es mich zwar nicht, aber ich ließ es geschehen, dass das Wasser auf meine Haut kam. Binnen weniger Sekunden tauchte wie gewohnt meine Schwanzflosse auf. Irgendwie verdankte ich es der Verwandlung nun, dass dadurch meine Oberweite nicht mehr zur Schau gestellt wurde. Das beklemmende Gefühl war weg und konnte somit wieder frei atmen. Zuerst wurde mein Bauch vom Dreck befreit, was bei den Schnittwunden eingedrungen war. Dann die Arme und der Rücken. Wo es durch die Bedeckung der Schuppen so gut es ging funktionierte, als ich mich auf dem Bauch legte. Dabei war es still zwischen uns. Um das Schweigen zu brechen stellte ich eine Frage, die mir spontan einfiel. „Dieser Junge davor, der Euch begrüßt hat… War das Euer Sohn, von dem Ihr erzählt habt?” „Nein, das war nicht mein Junge gewesen. Der Knabe, den Ihr meint, ist der Sohn meines besten Freundes.” erklärte Kouki mir, wobei seine Stimme sich schmunzelnd anhörte. Als mein Rücken fertig gesäubert wurde drehte ich mich liegend wieder um. Das letzte was der Dorfälteste – bereits ein weiteres Mal das Blut darin ausgewaschen - mit dem feuchten Tuch tat, war noch mein Gesicht zu reinigen. Hatte doch noch etwas abbekommen. Danach ließ er es und tat das Tuch in dem nun vom Blut verschmutzten Wasser des Eimers. Mit dem Verdampfen der Hände verschwand die goldene Flosse erneut. Sofort kehrte meine Schamröte zurück. »Was für ein Gefühl…« Plötzlich hörte ich leise wie die Bambus Tür beiseitegeschoben wurde. Panisch sah ich mich im Raum um, bis ich eine Decke nicht weit entfernt von mir entdeckte. Nach dieser griff ich schnell. Zog sie bis zum Kinn hinauf. Zugleich sah ich starrend zur Tür. Auch der Dorfälteste sah in besagte Richtung. Seine Stirn zog sich fragend in Falten. Hereintrat ein junger stattlicher Mann. Der Kimono am Körper hatte ähnliche Farben wie die Kutte von Kouki. Wenn auch nicht so besonders und ehrfürchtig. Aber dennoch stach es von den anderen Bewohnern des Dorfes hervor. Vermutlich dürfte dieser nach dem Dorfältesten den nächsten Rang haben. Von unten aus hinaufschauend schätzte ich, dass er etwas größer war als ich. Und hatte, wenn ich nicht falsch lag, gerade das achtzehnte Lebensjahr erreicht. Das kurz geschnittene Haar, welches strubbelig erschien, hatte die gleiche kastanienbraune Färbung wie bei dem Mann, der neben mir saß. Dann sah ich in die Augen des Neuankömmlings. Alles andere an diesem Mann kam einem nicht auffällig vor, aber die Augen. Und dann auch noch dieser Blick. Dieses Gefühl, das in mir aufkam, gefiel mir gar nicht! Löste in mir Unbehagen aus und ein Schauer durchfuhr mir. Die Augen waren stark ins giftgrüne getaucht. Machte es daher unerträglich stechend. Als der Blick des Mannes auf mich fiel blitzte darin etwas auf, was mir noch weniger gefiel, es jedoch nicht benennen konnte. Eine Hand glitt in die kastanienbraunen Haare und fuhr lässig herum, während der Blick noch immer auf mir ruhte. Dabei ein freches Lächeln auf den Lippen. Ich wusste nicht warum, aber irgendwie mochte ich seine Art nicht. Es kam mir so vor als wäre das ein Flirtversuch. »Wer ist dieser Kerl bitte?« stellte ich mir in Gedanken gereizt die Frage. Ein Räuspern folgte. „Verzeiht, dass ich euch beide nicht einander vorgestellt habe! Verehrteste, das ist mein Sohn Issei, von dem ich Euch erzählt habe. Mein Sohn, dieses Mädchen namens Leila habe ich unterwegs aufgegabelt.” machte Kouki uns darauf aufmerksam. »Warte… DAS ist sein Sohn?!« realisierte ich die Worte mit Entsetzen. Besagter Sohn grinste freundlich, machte ein paar Schritte auf mich zu bis er vollständig bei mir war. Bevor ich noch reagieren konnte nahm dieser in der hinknienden Haltung eines meiner Hände in seine und drückte mir auf dem Handrücken einen federleichten Kuss auf. Dabei sah mir Issei mit einer gewissen Andeutung unentwegt in die Augen. „Es ist mir eine Ehre Euch kennenlernen zu dürfen, Leila!” vernahm man eine einschleimende Stimme in den Worten des Mannes. Augenblicklich wurde dieser Kerl mir noch unsympathischer. Allein schon die Stimme brachte mich so ihn eine Spur weniger zu mögen. Als er jedoch meinen Namen aussprach bildete sich ein feindseliges Knurren in meiner Kehle. Doch ich bemühte mich freundlich zu sein. Schließlich hatte ich eine gute Erziehung genossen. Und wer war ich denn, dass ich das mit Füßen trat! „Die Freude ist ganz meinerseits!” Eine glatte Lüge, aber ich setzte mein gefälschtes Lächeln auf so gut ich konnte, damit man mir nichts anmerkte. Der Handkuss genügte schon, um mich davor zu ekeln. Doch auch das zeigte ich nicht. Zu meinem Glück rückte er wieder weg, um sogleich mit respektvoller und aufmerksamer Haltung zu seinem Vater zu sehen. Leicht neugierig wollte dieser wissen: „Was führt dich nun eigentlich zu mir, Issei?” „Nun…” Sein Blick bewegte sich kurz zu mir, dann die restliche Zeit über zum Dorfältesten. „Die anderen sagten, dass ich Euch hier auffinden könnte, verehrter Vater. Es sprach sich herum, dass eine Fremde aufgetaucht sei. Die Gerüchte scheinen zu stimmen. Stimmt es auch, dass Ihr gegen einen Schlangendämon gekämpft habt?” Am Ende richtete sich ein giftgrünes Augenpaar auf mich. Legte dabei neugierig den Kopf schief. Mein Mund öffnete sich schon, um ihm eine Antwort darauf zu geben, doch kam mir Kouki noch zuvor. „Das erfährst du dann schon früh genug, mein Sohn! Zuerst muss sich Leila genügend erholen, bevor sie dir und den anderen mehr sagen kann! Auch wenn du mein Sohn bist gilt es bei dir genauso wie bei den anderen draußen zu bleiben! So lange wirst du schon noch warten können! Also bitte ich dich, dass du gehst, Issei! Ich muss mich noch um ihre Wunden kümmern!” Streng sah er ihn während der Ansage an. Was für ein Machtwort… Da staunte selbst ich nicht schlecht. Und dabei hatte ich ihn bei der Begegnung sanftmütiger in Erinnerung. Wer hätte das gedacht. So konnte man es natürlich auch machen den Standpunkt zu verdeutlichen. Interessiert schaute ich zu seinem Sohn. Wollte brennend wissen wie dieser auf das wohl reagierte. Am liebsten hätte ich, auf das was sich mir bot, leicht aufgelacht und durchaus amüsiert geschmunzelt. Doch ich verkniff es mir. Vor Wut blähten sich Isseis Wangen auf, ballte seine Hände zusammen. Man brauchte in seinen Augen gar nicht danach zu suchen was er davon hielt. So gut sah man es. Auch seine Augenbrauen zogen sich verärgert zusammen. In diesem Moment kam er mir nicht wie ein Erwachsener, sondern vielmehr wie ein verzogener verwöhnter Bengel vor, der von seinem Vater nicht alles bekam was er wollte. Zumindest schien er noch Manieren zu haben. Denn es verließ keine spitze Bemerkung von seinem Mund. Issei zügelte seine Wut, bis sein Blick dann zu ausdruckslos wurde. Dennoch merkte ich, dass ein kleiner Funken davon noch versteckt war. Sich verbeugend senkte er unterwürfig den Kopf. Die Augen kurz geschlossen, als er sagte: „Natürlich, Vater! Wie Ihr wünscht!” Danach wandte sich der junge Mann von ihm ab und verließ den Raum. Jedoch nicht, ohne mir einen letzten Blick zuzuwerfen. Kapitel 9: Ich hab es doch gewusst! [Teil 2] -------------------------------------------- Leilas Sicht: Als ich mit Kouki wieder allein war stieß ich aus Erleichterung unhörbar die Luft aus. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich die restliche Zeit über die Luft angehalten hatte. Leicht abwesend, aber dennoch voll und ganz da, tat ich die Decke weg. Kouki ließ ich nun das machen was er zuvor, bevor sein Sohn unangemeldet hineinplatzte, vorgehabt hatte. Es war irgendwie befremdlich, dass ein so gut wie fremder Mann meinen Körper berührte. Noch dazu, dass ich in meiner Zeit nie ein Date mit jemandem gehabt hatte. Genauso wenig hatte ich einen Jungen so nah an mich herangelassen. Man konnte sagen, dass einem solch ein unangenehm verlegenes Gefühl begegnete, wie wenn man bei einem Frauenarzt wäre. So fühlte ich mich in diesem Moment zumindest. Seine Hände, die über meine Haut strichen, wirkten sehr rau. Vermutlich durch die Arbeit, die man in einem Dorf verrichten musste. Schien wohl so, dass er all den anderen Seite an Seite mithalf. Trotz seines hohen Ranges. Dennoch war es auf der Haut nicht so unangenehm wie ich dachte. Die großen Hände des Mannes fühlten sich schön warm an. Zusätzlich bewirkten die Kräuter ebenso eine Wärme, die bei jeglichen Wunden meines Körpers drauf gestrichen wurden. Auch war der Geruch von Kräutern so beruhigend, dass ich mit gesenkten Lidern friedlich die Augen schloss. Ich blieb dann weiterhin so entspannt als der Dorfälteste damit fertig war. Allein schon diesen Geruch musste ich auf mich wirken lassen. Das wegen der Wärme. Vermutlich lag es an den Kräutern. Denn die Hände von ihm befanden sich nicht mehr dort, um die angenehme Wärme herbeizuführen. Von einem nebeligen Schleier umhüllt merkte ich leicht wie der Dorfälteste mehrere Verbände nahm und diese auf meinem Körper verteilend verband. Ein wenig später als das erledigt war setzte ich mich vorsichtig auf. Besah mir die Verbände. Fast alles war mit dem bedeckt. Nur etwas sah man noch die Haut. »Kommt mir beinahe so vor wie eine Mumie.« Bei dem Vergleich musste ich kurz schmunzeln. Insbesonders hatte Kouki sich mit dem Brustkorb Mühe gegeben, damit der Blick auf meine Brüste verwehrt wurde. Gar nicht mal so dumm. Mit meinem BH würde es nur wieder wehtun. Auch an den Händen waren die Verbände vielschichtig herumgewickelt. Bei meinem Gesicht musste man jedoch nichts machen. Die kleinen Schnittwunden würden mit den Kräutern auch so verheilen. Mir wurde etwas zugeworfen und fing es auf. In meinen Händen hielt ich einen Kimono. „Hier! Zieht Euch den für die Nacht über! Am besten ruht Ihr Euch hier weiterhin aus und schlaft dann! Ich werde hin und wieder bei Euch vorbeischauen und was zu essen mitnehmen!” Seinen Worten gelauscht nickte ich. Dann ging Kouki aus dem Raum und ich war allein. Kurz strich ich über den Stoff des schlicht farbigen Kimonos. Schlüpfte sogleich in die langen Ärmel hinein. Zur Befestigung machte ich einen Knoten in dem Gürtel, der ebenso aus Stoff bestand, welcher sich glaubte ich Obi nannte. Ich hing wieder meinen Gedanken nach, während ich einen Kräutertee trank, der mir hingestellt wurde. Dabei zog sich mein Gesicht zusammen. »Der schmeckt ja furchtbar! Zu bitter, als dass man den genießen kann!« Doch ich musste zugeben, dass dieser mir half. Es linderte etwas meine Schmerzen. Und beruhigte mich zugleich. Trotz dessen, dass der Tee mir Beruhigung gab, kam ich nicht zur Ruhe. Dieser eine Kerl machte mir Sorgen. Irgendetwas sagte mir, dass man diesem nicht trauen durfte. Sowie auch gefährlich war. »Diese raubtierhaften giftgrünen Augen…« Mich erschreckte es, dass dieser der Sohn des Dorfältesten war. »Das passt einfach nicht zusammen! Vom Charakter her sind die sich gar nicht ähnlich! Wie können Vater und Sohn bloß so unterschiedlich sein? Ich verstehe das nicht!« wollte mir das einfach nicht in den Kopf gehen wie solche Unterschiede sich selbst in der Familie deutlich erkennbar machten. Zusätzlich war ich besonders nach dieser Erkenntnis froh, dass ich mit ihm nicht alleine gewesen war. Man hatte es in seinen Augen gesehen, dass er ansonsten nicht gezögert hätte mir die Decke zu entreißen, um sich von meinem entblößten Körper ja nichts entgehen zu lassen. Augenblicklich bekam ich wieder diesen kalten Schauer, welchen Issei in mir hervorrief. »Hoffentlich begegne ich ihm nicht allzu oft…« Etwas später kam Kouki wie versprochen zu mir. Hatte was zu essen dabei, welches er ebenfalls abgemacht für mich hergebracht hatte. Nebenbei erkundigte er sich wie es mir ging. Danach verschwand er aus der Bambus Tür. Das was der Mann mir mitbrachte aß ich auf, trank ebenfalls den Kräutertee leer. Sogleich legte ich mich auf den Futon und zog die Decke hinauf bis ans Kinn, während sich langsam meine Augen schlossen. Die nächsten drei Tage liefen ähnlich ab. All die Dorfbewohner passten tunlichst auf, dass ich den Raum nicht verließ und mich zurück zum Futon führten, wenn ich mal herum ging. Was anderes konnte ich zu der Zeit ja nicht tun. Es war wirklich lästig, dass alle sich um mich wie ein rohes Ei bemühten. Anstrengend noch dazu. Die pure Langeweile konnte man perfekt als Wort beschreiben. Ich verstand die Besorgnis mir gegenüber durchaus. Aber trotzdem. Das neue Verbinden meiner Verletzungen wurde jeden Tag zweimal von Kouki durchgeführt. Auch jetzt wieder, bevor er dann wie immer den Raum verließ. Es vergingen weitere Tage. Die Zeit verging wie im Flug, und schon war ich einen Monat in diesem Dorf. Meine Wunden waren größtenteils verheilt. Was noch etwas länger auf sich warten lassen würde wären die Prellungen, die hartnäckig blieben und noch hin und wieder wehtaten. Auch bei meinen Handinnenflächen war es so. Die schlimmsten Verletzungen waren weg. Allerdings, um diese nicht doch noch entzünden zu lassen, verband man jeden Tag meine Hände. Ansonsten ging es mir eindeutig besser. Seit geraumer Zeit durfte ich mich im Dorf überall frei bewegen. Es tat gut das endlich machen zu können. Doch ich wollte eine Beschäftigung haben, mich nützlich machen. Also fragte ich nach ob ich bei irgendetwas helfen könnte. Zu meiner Enttäuschung lautete überall wo es Arbeit gab die Antwort nein. Die Dorfbewohner begründeten das mit ihrer Fürsorge, dass das doch noch zu anstrengend für mich sei. Selbst bei Kouki durfte ich nichts machen. Das war wirklich unglaublich frustrierend! Allein das was mir für die Tage blieb war mit den Kindern zu spielen, den Menschen bei ihrer Arbeit zu beobachten und mit ihnen hin und wieder zu plaudern. Mit Zähneknirschen nahm ich es so hin. Von Zeit zur Zeit, wenn mir besonders langweilig war, stattete ich dem Dorfältesten in seiner Hütte einen Besuch ab. Was er immer mit Freude erwiderte. Mit ihm hatte ich über dieses und jenes reden können. Gerade eben war ich auch bei besagter Person und machte mich auf dem Weg nach draußen. Als ich aus der Hütte schritt spazierte ich um das Dorf, während ich meinen Gedanken nachhing. In den letzten Wochen hatte ich das Dorf und dessen Bewohner – außer Issei versteht sich – liebgewonnen. Und abgesehen von deren übertriebener Fürsorge fühlte ich mich sehr wohl. Irgendwann würde ich mich von ihnen jedoch verabschieden müssen. »Ich muss die Suche nach meinen Freundinnen fortsetzen! Für meinen Geschmack bin ich schon zu lange in diesem Dorf!« kreiste der Gedanke nicht selten in meinem Kopf herum. Doch es fiel mir schwer dieses zu verlassen. Der Moment würde bestimmt noch kommen allen Lebewohl zu sagen. Nur wusste ich noch nicht wann. Eine Gruppe von Mädchen, die in meinem Alter waren, kam mir entgegen. Schienen mich aber nicht zu beachten. Mittendrin in dem Geplapper wurde ziemlich oft gekichert. Dann fiel der Name "Issei" und meine Laune sank rapide zu ganz schlecht. Wissend um was es ging verdrehte ich genervt die Augen. Auch wenn es mich extrem ankotzte wunderte mich diese Reaktion nicht. Ich sah es sogar jeden Tag am laufendem Band. Wenn Issei des Weges ging und mit seinem Blick die Mädchen zum Schwärmen brachte seufzten diese wie sonst was. Ich verstand es einfach nicht. Was war denn bitte soo besonders an diesem Kerl? Er sah zwar gut aus, was er auch bei den Frauen gut einzusetzen wusste. Aber das war dann auch schon alles was man an ihm toll finden konnte. Außer mir merkte anscheinend keiner was für eine Maskerade er da mit ihnen spielte. Er heuchelte nur vor wie wertvoll jede einzelne für ihn war und wie ernst er es mit ihnen meinte. In Wahrheit jedoch genoss dieser Mann es von den Frauen begehrt zu werden. Lebte zu jeder guten Gelegenheit seinen Spaß aus. Da taten die jungen Frauen mir fast schon etwas leid. Für ihn waren Frauen nichts anderes als Trophäen, die es zu besteigen galt. Er manipulierte und benutzte. Das war das Einzige was er konnte. Deswegen dürfte ihm das ziemlich an seinem Ego ankratzen, dass seine Masche bei mir nicht funktionierte. Er ließ es mich jeden Tag zu jeder freien Minute spüren, wenn seine Wege die meinen kreuzten. Seine Bemühungen mit Schmeicheleien und netten Gesten auf sein Getue hereinzufallen waren sehr beharrlich. Das musste ich ihm schon lassen. Doch scheiterte er immer daran. »Ich bin nicht so dumm, um nicht zu bemerken was er da tut! Darauf kann er noch lange warten!« In meinen Gedanken vertieft bemerkte ich so am Rande wie die Mädchen aus meinem Blickfeld verschwanden. Mein Weg führte mich zu einem klein anlaufenden Bach, der noch im Dorf lag, sich aber ziemlich versteckt aufhielt. Als ich dort ankam ging ich in die Hocke und wusch mir das Gesicht. Natürlich setzte meine Verwandlung ein, der ich jedoch keiner Beachtung schenkte. Da so gut wie selten jemand auftauchte brauchte ich auch keine Befürchtung zu haben, dass das irgendwer mitbekommen könnte. Ich sah noch zu wie sich die Sonnenstrahlen des frühen Nachmittags in dem Wasser brachen und es somit wunderschön zum Glänzen brachte. Danach trank ich noch etwas davon. Bevor ich mich wieder auf dem Weg zurück machte ließ ich meine wahre Gestalt mit dem Verdampfen verschwinden und erhob mich. Ich entfernte mich ein paar Schritte von dem Gewässer, doch der nächste Schritt blieb mir verwehrt. Gleich in der Nähe von mir machte ich im Dunkeln eine Silhouette aus, die sich im Schutz der Bäume gut versteckt gehalten hatte. Augenblicklich blieb ich stehen. Sah nur mehr zu diesem Punkt, wo ich glaubte diesen zu sehen. Dann schritt die Person ans Licht. Unglaube trat in meine Augen und anschließend Schockstarre. Es war der Sohn des Dorfältesten… Lässig lehnte Issei an einem Baumstamm. Sein Blick boshaft auf mich gerichtet. „Da seid Ihr ja! Ich habe Euch die ganze Zeit gesucht!” Dabei ließ er gierig seinen Blick auf mir wandern. »Na großartig… Das hat mir gerade noch gefehlt! Allerdings ist das meine kleinste Sorge! Hat er meine wahre Form bemerkt?« geriet ich langsam in Panik. Um mir nichts anmerken zu lassen sagte ich: „Was macht Ihr hier?” Zu meinem Missfallen hörte sich meine Stimme leider seltsam hoch an. „Das habe ich Euch doch schon gesagt, Leila.” Ein böses Grinsen bildete sich auf seinen Lippen. Plötzlich wurde die Miene des Mannes gespielt nachdenklich. „Aber ich bin auch hier, um etwas herauszufinden.” „Und was?” ließ ich absichtlich meine Stimme forsch klingen. Misstrauisch sah ich in seine stechenden Augen. „Mir kommt diese Geheimniskrämerei komisch vor. Mein Vater lässt es unauffällig wirken und die anderen hinterfragen es erst gar nicht! Doch ich bin nicht so wie diese Narren! Ich weis, dass etwas nicht stimmt!” „Und was sollte hier nicht stimmen? Vielleicht verrennt Ihr Euch in etwas.” entgegnete ich mit keinem guten Gefühl im Bauch. So als hätte mein Gegenüber mit dieser Antwort gerechnet fing dieser daraufhin an verschlagen zu grinsen. „Seit einigen Tagen waren Dämonen immer zum Greifen nah vor dem Dorf gewesen. Doch bevor mein Vater was dagegen unternehmen musste wurden diese wie aus dem nichts mit sonderbaren Kräften ausgelöscht. Dies geschah jedes Mal, wenn die Bestien einen Angriff auf das Dorf starten wollten. Und jetzt frage ich mich wieso. Wo wart Ihr eigentlich die ganze Zeit über, als das mit den Dämonen anstand? Ich hatte Euch in diesen Momenten nie im Blick gehabt.” sagte er es gerade heraus. Meine Gesichtszüge waren unergründlich, doch ratterte es in meinem Kopf. Das was der Kerl erzählte stimmte tatsächlich. Ich hatte es beinahe vergessen. Als sich mein körperlicher Zustand Schritt für Schritt verbesserte hatte mich Kouki darum gebeten ihm mit den Angriffen der Dämonen zu helfen. Das tat ich auch. Um jedoch allen anderen meine Kräfte nicht zu offenbaren versteckte ich mich abseits der Menge, sodass ich trotzdem zuschlagen konnte. Mir fiel zusätzlich noch etwas ein was dem Sohn des Dorfältesten vielleicht auch bestärkt hatte mit mir darüber zu reden. Zu der Zeit, als ich noch nicht die Hütte verlassen durfte, hatte nur sein Vater sich um meine Genesung gekümmert. Allen anderen, so wie dieser Frau, die für die Verletzten zuständig wäre, untersagte er es. Es lag jedoch nicht nur an das Vertrauen, sondern auch wegen dem Wasser, was meine Identität schneller aufgedeckt hätte als mir lieb wäre. Innerlich wurde ich nervös und kam ins Schwitzen. Issei war nahe dran mir auf die Schliche zu kommen. Als das Wort „Dazu kommt noch, dass außer mein Vater, keiner den Raum betreten durfte, als Ihr noch geschwächt wart.” aus seinem Mund kam bestätigte sich nur meine Vermutung. Hätte ich doch mehr darauf aufgepasst, dass dieser heimtückische falsche Lüstling nicht ohne Grund seine Arme hinter seinem Rücken hatte. Dann hätte ich rechtzeitig das Weite suchen können. Denn nun wurde ich für meine Unachtsamkeit bestraft. Verschwörerisch grinsend holte er im selben Moment eine kleine hölzerne Schale hervor und zielte dessen Inhalt direkt in meine Richtung. Gleich darauf hörte man ein Schreien meinerseits. Starr vor Schreck weiteten sich meine braunen Augen, dabei versuchte ich rückwärts von hier zu verschwinden. Doch aus dem Gehen wurde ein Taumeln bis ich dann zuletzt in den Bach fiel. Kurz nochmal ein Schrei. Dann beruhigte ich mich von dem Sturz. Meine aus Panik zugekniffenen Augen öffnete ich, nur um sie bei dem Anblick auf meine nun goldenen Schuppen am liebsten wieder zu schließen. Langsam lähmte mich die Erkenntnis, dass diese ungebetene Person die Verwandlung mitbekommen hatte. »Scheiße…« war das einzige an was ich denken konnte. Deutlich schwerer schluckend hob sich mein Kopf. Wie in Zeitlupe traute ich mich dann ihm in die Augen zu sehen. Das was ich in seinen Augen allerdings sah gefiel mir überhaupt nicht! Bereitete mir sogar eine Gänsehaut, sowie einen trockenen Hals. Wie viel Bosheit konnte man bitte noch in einem Grinsen verpacken?! Sehr viel, wie ich jetzt feststellen musste. »Das kann ja noch was werden…« Sich seines Sieges sicher schritt er auf mich zu, während sein Blick von mir nicht abließ und sich anschließend zu mir hinkniete. Noch weiterhin grinsend griff dieser Widerling bestimmend nach meinem Kinn und zog es an sich heran, während dieser sagte: „Na sieh mal einer an! Ich wusste, dass da etwas dahintersteckte! Aber mit so etwas hätte selbst ich nicht gerechnet! Und dann auch noch so eine bildschöne Meerjungfrau…” Das letzte Wort hauchte er nur mehr, so angetan war er davon was er sah. Dabei entging mir nicht wie sein Blick auf mir noch eine Spur lüsterner wurde. Mein Gesicht zog sich wütend zusammen als ich sogleich seine Hand mit den Worten „Pfoten weg!” an meinem Kinn weg schlug. Doch anstatt darauf grimmig zu reagieren stahl sich ein weiteres Grinsen auf seine Züge. „Wehr dich nur! Das stachelt mich noch mehr an, wenn ich dich nicht so leicht bekomme!” entgegnete er nur darauf. Dabei hämisch in sich hineinlachend. Mir wurde schlecht von dem was dieser elende Mann von sich gab. Wie noch nie zuvor hatte ich wirklich das dringende Bedürfnis ihm eine schallende Ohrfeige zu verpassen. Zudem war ich schon auf hundertachtzig und verengte meine Augen zu Schlitzen, da dieser es dreist gewagt hatte mich zu duzen. »Was fällt dem eigentlich ein!?« donnerte ich gedanklich zu solch einer Unverschämtheit. „Ich werde dich schon noch gefügig machen, meine Liebe! Keine Angst! Es wird nicht mehr lange dauern bis du mir gehören wirst, und mich auf Knien anflehst mich in dir zu spüren! Ich dich besitzen werde! Außerdem habe ich gegen dich noch etwas in der Hand, dass deine Meinung schnell ändern dürfte!” Bevor ich mich auf das Gesagte noch mehr aufregen konnte sprach Issei auch schon weiter. „Da ich nun dein Geheimnis kenne wird sich das im Dorf herumsprechen! All die anderen hätten solch eine Angst vor dir, dass sie dich töten, oder auch fortjagen würden! Solch eine Kraft, die du hast, würden sie fürchten! Genauso wie bei den Dämonen! Aber ich hätte noch einen Ausweg für dich, wie du diesem Schicksal entkommen könntest.” Als ich das hörte stellte ich meine wüsten Gedanken ihm gegenüber abrupt ein. Sah dem braunhaarigen Mann leer und starr in seine Augen. Mein Kopf war wie leergefegt. Keine anderen Gedanken war ich mehr imstande in meinem Kopf zu haben. Nur diese einen Worte hallten in mir wider und brannten sich regelrecht ein. Konnte mich wie ein Stock kaum mehr bewegen, so sehr brachte mich das aus dem Konzept. Konnte nicht glauben was er mir damit sagen und zum Ausdruck bringen wollte. Davon bestärkt wie ich auf die Worte reagierte fuhr der schleimige Typ mit seiner Rede fort. „Gebe mir den Beweis dafür, dass du mir gehören wirst! Indem du deinen lieblichen süßen Mund unterwürfig öffnest und mich unten mit deiner Zunge beglückst! Dann werde ich dich vor diesem Schicksal bewahren!” flüsterte er mir verheißungsvoll ins Ohr. Danach sah er mir wieder ins Gesicht. Abwartend, ob seine Rechnung aufgehen würde. Heißer fand ich meine Stimme zurück. Hatte jedoch Probleme meine belegte Stimme weg zu bekommen. Piepsend, dann jedoch zum Ende hin schrill, hörte ich mich selbst sagen: „Eine Erpressung… Ernsthaft?!” Für einen kurzen Moment konnte ich es hinbekommen, dass meine Augen entflammt vor Zorn in Isseis Richtung sahen. Doch so schnell es hergekommen war, so verlor ich es genauso schnell wieder. Die Fassungslosigkeit gewann die Oberhand und der Schock in mir kam zurück. Leblos senkte sich mein Blick zu Boden. Dann anschließend zu dem Bereich, was dieser elende Schuft von mir als Gegenleistung für das Stillschweigen bewahren wollte. „Erpressung ist so ein böses Wort. Sagen wir es besser so, dass ich dir eine Chance zu einer Lösung gebe, die du ergreifen kannst.” ließ er die Antwort bestürzt klingen. Jedoch brauchte man nicht mal nachzuschauen, da man das sofort hören konnte, dass dem nicht der Wahrheit entsprach. Noch immer kam keine Reaktion von mir. Da spürte ich plötzlich eine Hand am Hinterkopf, die mich nach unten zu seinem Schoß drückte. „Nicht so schüchtern! Das wirst du schon gut meistern können! Bei dieser Sache kann man nicht wirklich viel falsch machen! Sei dir gewiss, dass das Gegenteil mit deinem Mund eintreten wird! Du wirst danach dafür natürlich belohnt!” redete der Sohn des Dorfältesten auf mich ein. Dachte wohl, dass er es eher von mir bekommen würde, wenn diese Worte mir einen Ansporn geben würden. Um mir diese Entscheidung abzunehmen, so schien es mir zumindest, legte Issei etwas von seiner Haut frei, als dieser den Stoff seiner Hose anhob und etwas runter schob. Sein Becken konnte man schon sehen. Im nächsten Augenblick kam wieder Leben in meine Glieder, schubste ihn mit aller Gewalt von mir weg. Völlig überrascht davon konnte mein Gegenüber nicht mehr rechtzeitig reagieren und landete mit dem Gesicht im Dreck. Wieder bei Sinnen was ich beinahe getan hätte atmete ich erleichtert auf. Ebenso überfordert. Schüttelte mich vor Ekel. Nun sah ich rüber zu dem Mistkerl, der sich leicht zu regen begann. Nur einen Moment brauchte es als er sich sogleich aufrichtete. Seine Miene war längst nicht mehr so friedlich - zumindest für seine Verhältnisse - wie vor wenigen Minuten, als sein Blick den meinem kreuzte. Isseis Mund öffnete sich bereits, doch ich unterbrach ihn einfach. „Wie kannst du es wagen mir so dermaßen unhöflich zu kommen, als auch mich zu solch einer grässlichen Tat zu zwingen! Und dann auch noch mich zu erpressen, wenn ich es nicht tue! Das ist doch die Höhe! Was für ein abscheulicher Bastard bist du eigentlich, dass du bereit bist so weit zu gehen!? So abgrundtief verdorben bist! Hast du keinen Stolz!? So ein notgeiler Dreckskerl wie du ist mir im Leben echt noch nicht begegnet! Wenn du es so sehr brauchst, die restlichen Mädchen es dir jedoch nicht geben können, dann besorg es dir gefälligst selbst!!! Und lass mich in Frieden! Meine Zeit damit nicht vergeudest! Das ist wirklich widerwärtig! Dein Vater wäre sehr enttäuscht von dir!!!” brüllte ich ihm alles entgegen was ich zur Verfügung hatte. Durch meinen unbändigen Zorn kam ich richtig in Fahrt. Was man auch deutlich sah. Mit Feuer lodernden Augen betrachtete ich dieses Monster von Mensch abwertend gepaart mit Abscheu, während meine Worte schneidend sowie auch mit viel Kälte meinem Mund verließen. Die einzige Reaktion seinerseits war, dass sich fassungslos seine Augen schockiert weiteten. Ansonsten blieb es ruhig. Nicht mal ein Wort verließ über seine Lippen. Doch er fasste sich leider schneller wieder als ich gehofft hatte. Denn sein hinterhältiges Grinsen kam zurück. Jedoch war diesmal etwas anders. Dieses süffisante Grinsen war kalt. Strahlte Gefahr aus. Sein Blick ruhte nach wie vor auf mir als er aufstand und ein paar Schritte auf mich zu machte. Dass er auf mich runter blickte wirkte bedrohlich. Vermutlich legte der Kerl es genau darauf an. Leicht zischend lachte der Sohn von Kouki trocken auf, auch in seinen Augen erkannte man Abscheu, als er sagte: „Mein Vater? Dieser alte Mann ist mir so was von egal! Versuche erst gar nicht mir ein schlechtes Gewissen einreden zu wollen! Immer sagt man mir wie sehr ich meinem Vater ähnle! Wie toll er doch sei, und was für große Erwartungen sie alle in mich, dem Sohn des Dorfältesten, setzen! Ich bin es leid das ständig gesagt zu bekommen! Es nervt und macht mich krank! Meinetwegen kann der alte Tattergreis ruhig abtreten! Es würde ihn keiner vermissen! Er hat mir nur Probleme eingebracht!” Kurz legte der ehrenlose Schuft eine Pause ein als er die Augen schloss. Schlagartig öffnete er sie wieder und ein mehr als nur gefährliches Funkeln trat in seine giftgrünen Augen. Was mich jedoch noch mehr erschreckte war dieses boshafte verrückte Grinsen. „Du allerdings hast nun einen folgenschweren Fehler begangen mein Angebot auszuschlagen! Das hättest du nicht tun sollen, Leila! Jedoch bist du zu schön, um so zu enden! Daher werde ich dein Schicksal zumindest jetzt noch nicht beschleunigen! Ich habe anderes mit dir vor! Was für eine Freude es mir bereiten wird dich leiden zu sehen! Mich daran ergötze dir Schmerzen zuzufügen! Jede einzelne Fisch Schuppe werde ich dir ausreißen! Dein qualvolles Schreien werde ich genießen! Möglich, dass deine Schuppen am Markt einiges an Wert darstellen. Somit gewinne ich zusätzlich noch etwas außer dich zu foltern! Ich werde deinen Willen brechen! Und zwar so lange bis du aufgibst, meine Schöne! Manche Frauen kann man sich nur auf diesem Weg gefügig machen…” erklang die vorfreudige Stimme an meine Ohren. Panisch schrillten bei mir die Alarmglocken von dieser lebensgefährlichen Vorhersage. Geradezu fassungslos sah ich in die Augen des sadistischen Mannes. Ich wusste, dass er jedes Wort ernst meinte und ausführte was er sagte. Aber dass dieser Kerl dazu auch noch fähig war so weit zu gehen. Ich war entsetzt. Mittlerweile musste ich leider zugeben, dass ich diesem Monster inzwischen alles zutraute. Das war keine leere Drohung! Angstschweiß bildete sich auf meiner Stirn. Schluckte schwerfällig. Ich wollte, dass dieser dreckige Bastard mich in Ruhe ließ! Doch…konnte ich meine Kräfte gegen ihn nicht einsetzen. Mein Gewissen meldete sich, wenn ich nur daran dachte. »Ich kann doch keinen Menschen verletzen! Zwar hat dieser elende Schuft es mehr als nur verdient die gerechte Strafe zu bekommen! Das zweifellos! Doch er bleibt ein Mensch! Keiner von den Guten, aber dennoch!« Ich war hin und her gerissen. Wie sollte ich nun handeln. Mich meinem Schicksal ergeben und es ertragen, oder es im Kauf nehmen ihn womöglich zu töten, dafür jedoch heil aus dieser Situation raus zu kommen? Meine Augen weiteten sich ein weiteres Mal, als Issei erneut neben mir Platz nahm. Sich schon mal sadistisch vorfreudig an den Lippen leckend die Hände knetete, während sein unheilvoller anzüglicher Blick dem meinen begegnete. »Dieser Scheißkerl ist wahnsinnig geworden! Ich hab es doch von Anfang an gewusst dass er böses ausstrahlt! Hätte ich doch früher auf mein Gefühl gehört noch rechtzeitig das Dorf zu verlassen!« machte ich mir richtige Vorwürfe deswegen. Doch all die Schuldgefühle nach mir suchend brachten mich nicht aus dieser Zwickmühle raus. Der Tränenschleier in den Augen verursachte, dass ich schemenhaft sah wie er die Hand nach mir ausstreckte. Was mich dazu veranlasste ängstlich zusammenzuzucken. Kniff verzweifelt die Augen zusammen. Als nach gefühlten Minuten, die für mich wie die Hölle waren, noch immer nichts passierte traute ich mich vorsichtig die Augen zu öffnen. Was ich vor mir sah begriff ich einfach nicht. Die Hand des Scheusals hielt bei der Tätigkeit inne. Fast schon wie festgefroren. Was mich aber am meisten verwunderte waren die Augen. Die zuvor stechend giftgrünen Augen voller sadistischer Gefahr sahen leer sowie teilnahmslos durch mich hindurch. Einen Moment lang konnte ich nicht anders als unhöflich wie auch verpeilt in die seinen zu starren. Ich kam mir vor wie im falschen Film. So sehr verwirrte mich das. Dann jedoch begriff ich. Was ich zuvor nicht wahrgenommen hatte bekam ich nun mit aller Wucht zu spüren. Es war so als würde eine Macht mein Herz mit seinen kalten Händen umschließen. Geradezu lähmend, obwohl ich alles an meinem Körper bewegen konnte. Mein Herzschlag beschleunigte sich. Die Atmung unregelmäßig. Ein Schauer nach dem anderen überkam mich durch diese erdrückend elektrisierende Luft. So stickig es sich anfühlte, dass man nicht in der Lage dazu war normal zu atmen. Auch die Haut fühlte sich merkwürdig an. So als ob die Luft es erzeugte, dass es unangenehm brannte. Ich neigte den Kopf in Richtung Himmel, der gerade noch den hellen sonnigen Tag gezeigt hatte. Doch nun war er mit tiefschwarzen Wolken bedeckt, die nicht mehr friedlich aussahen. Sondern zunehmend bedrohlich. Dazu bemerkte ich verspätet, dass der angrenzende Wald des Dorfes gespenstisch ruhig war, noch während ich mit diesem Mistkerl ins Reden gekommen war. Zu ruhig wie ich fand… Nur den Bach, in dem ich mich befand, konnte man plätschern hören. Keine Vögel, rein gar nichts. »Das gefällt mir nicht! Irgendetwas stimmt hier nicht! Warum hab ich das nicht schon früher wahrgenommen?!« Plötzlich sah ich seitlich etwas das mich dazu brachte den Blick in den Himmel zu senken. Sogleich riss ich die Augen auf. Überall von allen Seiten kam etwas Violettes am Boden schwebend auf mich und dem Mann neben mir zu. Sah aus wie Nebel oder Rauch… Ich wusste es nicht. Als dieser uns schließlich erreicht hatte änderte sich etwas. Irgendwie schien es als ob das Violette um mich einen Kreis zog, um mich zu verschonen. Und noch etwas war merkwürdig. Selbst als etwas von dem Rauch oder Nebel zu mir gelang, so prallte es augenblicklich von mir ab. Wie eine unsichtbare Wand. Jenes schimmerte leicht rosa… Genau wie damals. Mein Gegenüber schien von der Starre allmählich aufzuwachen. Gerade sah er mir mit nun geklärten Augen in die meinen. Seinen Blick konnte ich jedoch nicht deuten. Ungläubig weiteten sich die stechenden Augen vom Sohn des Dorfältesten und sprach aufgebracht: „Stammt das von dir?! Machst du das ger-” Am Ende des Satzes brach dieser jedoch ab. Fing stattdessen an, an seinem Hals zu greifen. Hustete heftig. Schlussendlich entstand daraus ein Röcheln. Sein Gesicht wechselte eine Zeit lang zur Farbe Rot, bis es dann immer blauer und blauer wurde. Man sah es immer deutlicher wie sehr der Braunhaarige um Atem rang. Seine Hand langte an meinem Hals, doch bevor er mich berühren konnte sackte er zu Boden. Zuckungen gab der Körper noch von sich. Dann kam dieser zum Stillstand. Der Kopf bewegte sich zur Seite. Zuletzt konnte ich beobachten wie das Licht in den Augen erlosch und diese dann leblos zu mir starrten. Es kam mir vor als würde der Blick des toten Mannes mich anklagen. Ich Schuld daran trug, dass es so passiert war… »Aber ich war das nicht! Dazu bin ich erst gar nicht in der Lage!« Es dauerte endlose Minuten, bis ich einen klaren Gedanken setzen konnte. Das blanke Entsetzen war mir geradezu ins Gesicht geschrieben. Ich war gerade Zeuge gewesen wie ein Mensch vor meinen Augen qualvoll starb. Doch mich beunruhigte etwas viel mehr. Aus irgendeinem Grund hatte ich nichts abbekommen. Demnach also hatte man etwas mit mir vor. Vielleicht sogar noch schlimmeres. Panik stieg in mir auf, als ich an etwas dachte. »Was ist, wenn es sich um noch einen Schlangendämon handelt, der den einen, den ich einst getötet habe, rächen will?! Und wenn es nicht nur um einen geht, sondern gleich um eine ganze Horde von ihnen?!« Dieser Gedankengang ließ mich frösteln. Denn es könnte tatsächlich sein, dass das eintraf. Ein denkbar unpassender Zeitpunkt! Plötzlich hörte ich es gegenüber von mir rascheln. Mein Herzschlag beschleunigte sich augenblicklich. Innerlich wappnete ich mich schon mal vor erneut einen schweren Kampf austragen zu müssen. Wie gebannt fixierte ich diesen einen Busch. Langsam sah ich eine Gestalt, doch war es zu undeutlich, um die Größe bestimmen zu können. Schließlich trat aus dem Schatten ein…Pavian? „Da habe ich mich bei der Wahl wohl selbst übertroffen! Mit etwas mehr Training und einer anderen Denkweise wird meine Trumpfkarte nicht mehr zu schlagen sein!” erklang eine männliche Stimme von dem weißen Pavian. Es hörte sich so an als sei er sich seiner Sache sicher und würde sich über etwas freuen. Einen böswilligen Eindruck machte diese Stimme auch. Allein schon wie er es sagte machte mich schon misstrauisch. Zugleich spürte ich wie sich mir die Nackenhaare aufstellten. Ein innerer Instinkt trieb mich dazu vorsichtig zu sein. Trotzdem wusste ich nicht so recht was dieser mit der Aussage meinte. Von daher sah ich verwirrt in die Richtung des Neuankömmlings. »Versteckt sich unter dem Pavian Fell ein Dämon? Anzunehmen. Dass es ein richtiger Pavian ist kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen! Es fehlen die Arme, die typisch für Affen sind. Genauso auch stimmt die Körperstatur mit dem Tier nicht überein. Vor allem kann man keine Augen erkennen! Nur die Augenhöhlen sind sichtbar. Von daher bin ich mir ziemlich sicher, dass mein Gegenüber seinen Körper mit diesem Pavian Fell verhüllt!« analysierte ich die Lage. Mir kam so vor als würde die Maske seine Erscheinung noch eine Spur bedrohlicher machen. Doch warum versteckte er sich dahinter? Bestimmt hatte er etwas zu verbergen. Um als Meerjungfrau nicht so verwundbar zu sein, und auch wegen der Größe, kroch ich rückwärts aus dem Bach. Sobald ich die Erde unter den Händen spürte verwandelte ich mich durch das Verdampfen in einen Menschen zurück. Der Fremde blieb jedoch auch nicht untätig. Mit jedem Schritt, den ich zurück ging, machte dieser einige nach vor. Als ich stehen blieb schritt er weiter, bis uns dann nur mehr gute drei Meter voneinander trennte. Dann blieb er ebenso stehen. Kurz musterten wir uns gegenseitig. Danach ergriff der maskierte Mann das Wort. „Es freut mich dich nun endlich kennenzulernen, Leila! Ich habe so lange darauf gewartet, dass wir uns nun gegenüberstehen! Das Warten hat sich wie man sieht gelohnt!” Meine braunen Augen weiteten sich darauf fassungslos. »Woher weis er zum Geier wie ich heiße?!« dachte ich schockiert. Für einen Moment starrte ich den Typ einfach nur stumm an. Schließlich fand ich meine Stimme wieder und fragte: „Woher wisst Ihr wie ich heiße? Und wer seid Ihr eigentlich?” Doch er überging meine Fragen einfach. „Dafür, dass du aus der Zukunft kommst, weist du ziemlich schnell wie man sich in dieser Zeit zu benehmen hat! Die Zusammenarbeit dürfte sich somit umso mehr interessant gestalten!” Jegliche Farbe wich aus meinem Gesicht als ich das hörte. Zuckte ebenso aufgrund des Schocks entgeistert zusammen. Woher wusste dieser Kerl das?! Ich trug doch einen Kimono! Erst darunter befand sich mein Pullover! Anscheinend belustigte ihn meine Reaktion, denn er lachte leise in sich hinein. Der verkleidete Mann bewegte sich erneut zu mir. Dieses Mal ein Meter mehr. „Ich finde, ich habe eine nette Geste verdient, dafür, dass ich dich vor diesem elenden Menschen gerettet habe! Wenn ich nicht eingeschritten wäre, wären deine Schmerzen qualvoll gewesen, die er dir zweifellos zugefügt hätte!” Ich konnte es nicht fassen was er mir damit sagen wollte. Wie hypnotisiert sah ich zu ihm. Konnte die Worte in diesem Moment nicht begreifen. Erst Stück für Stück sickerte die Bedeutung dahinter zu mir durch. Der Schock fraß sich in meinen Körper. Wurde eiskalt, bis ich dann auch ein leicht kribbelndes Gefühl verspürte. Ich konnte nicht mehr klar denken, weder mich noch zurückhalten, als ich mit zittriger Stimme fragte: „D-Das warst du?!” „Hehe. So ist es! Ich habe mein Miasma freigelassen und den Mann somit in die unendliche Finsternis geschickt! Wobei ich sagen muss, dass der Schwächling es länger ausgehalten hat als gedacht! Die meisten dieser schwachen nichtsnutzigen Menschen wären von meinem Miasma gleich erstickt umgefallen! Dieses Exemplar davon scheint wohl etwas zäher gewesen zu sein. Trotzdem nützte es ihm nichts! Meiner Macht hat keiner etwas entgegenzusetzen!” „Miasma…?” kam es stockend aus meinem Mund. Der Mann nickte als Antwort. Gleich darauf wechselten sich die Rollen, und er begann mir eine Frage zu stellen. „Da wir gerade dabei sind. Warum hast du nicht selbst etwas gegen diesen erbärmlichen Menschen unternommen? Deine Kräfte hätten spielend leicht dafür gereicht ihm das Leben zu nehmen, um dich selbst zu schützen! Der Kampf gegen den Schlangendämon bewies, dass du dazu in der Lage bist! Jetzt erzähl mir bloß nicht, dass du es nicht konntest, weil du es aus Mitleid nicht fertigbrachtest!” »Er hat mich beim Kampf beobachtet.« schlussfolgerte ich auf seine Erwähnung. Bloß wie? Ich hatte ihn nicht ein einziges Mal irgendwo gesehen. Ich erwiderte nichts auf seine Frage. Weshalb sich Stille zwischen uns legte. Das Schweigen schien ihm wohl Antwort genug zu sein. „Tze! Das ist doch nicht zu fassen! Dein Mitleid ist hier wirklich fehl am Platz! Menschen braucht man keine Gnade zu zeigen! Insbesonders, wenn ein solch dreckiger Wurm kurz davor ist dir etwas anzutun! Deine Einstellung macht mich krank! Man merkt, dass du nicht aus dieser Zeit stammst! Keiner mit außergewöhnlichen Kräften würde dabei zögern sich zur Wehr zu setzen! In der Zukunft wird es vermutlich keine Kriege mehr geben. Genauso wie es Dämonen nicht mehr geben wird. Sonst würdest du dich anders verhalten! Aber ich werde deine Denkweise schon noch umlenken! Verlass dich darauf, Leila!” entgegnete mein Gegenüber herablassend mit viel Verachtung. Wenn ich ehrlich war, war ich über die Worte, aber am meisten über den Ton, gelinde gesagt schockiert. Ich hatte auch lieber Abstand zu Menschen. Aber sie deshalb so zu hassen wie es die Dämonen taten… Ich erinnerte mich wieder an Hitomikos Worte. Das Problem mit den Gefühlen stand zwischen Mensch und Dämon. Während ich zu Hitomikos ausführlicher Erklärung abschweifte wanderte mein Blick zu Isseis Leiche. „Mag sein, dass meine Einstellung dazu falsch ist. Es geradezu dumm ist sich im Mittelalter nicht zu verteidigen. Aber ich könnte es niemals übers Herz bringen einen Menschen zu töten, wenn mein Leben in Gefahr ist! Das würde ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren können! Issei war durch und durch ein böser Mensch! Und es war falsch was er getan hatte! Das leugne ich erst gar nicht! Trotzdem war er ein Lebewesen. Das Leben ist zu kostbar, um ein anderes zu beenden! Ich versuche mich lieber an Gesprächen, als rohe Gewalt anzuwenden.” Kurz darauf hörte ich ein abfälliges Schnauben. Vermutlich schüttelte er gerade über mein Verhalten den Kopf. Sei es drum. Da der Mann im Paviankostüm zu den Dämonen gehörte würden sich unsere Ansichten wohl nie einigen können. Als meine Augen von dem toten Körper abließen sah ich das Dorf, in dem ich für einige Zeit gelebt hatte. »So wie es aussieht werde ich nun keine andere Wahl haben als mich von ihnen zu verabschieden. Durch den Dämon, der was auch immer etwas von mir will, ist es für die Dorfbewohner nicht mehr sicher! Ich will nicht, dass sie in irgendetwas hineingezogen werden!« musste ich mir in dieser zweifellos nicht raus zu kommender Situation eingestehen. „Falls du gedenkst in das Dorf zu gehen, um dich zu verabschieden… Da brauchst du dir keine Mühe mehr zu machen! Wenn, dann wirst du nur mehr leblose Körper auffinden! Alle, ohne Ausnahme, habe ich mit meinem Miasma verrecken lassen!” »Was…?« Meine Augen weiteten sich ein weiteres Mal. Der letzte Satz verpasste mir so einen heftigen Schlag, dass ich das Gefühl hatte kaum noch atmen zu können. Ich verfiel in einem schockgefrorenen Zustand. Die Worte immer und immer wieder in meinem Kopf widerhallend. „D-Das kann…nicht sein…” sprach ich leise eher zu mir selbst. Schwankte dabei gefährlich. Aufgrund dieser Information konnte ich es nicht mehr kontrollieren normal zu stehen. Tränen sammelten sich in den Augen und liefen mir im selben Moment über die Wangen. Nach jeder Sekunde wurden es mehr. Konnte aus Trauer nicht mehr aufhören zu weinen. Im geistigen Auge sah ich jeden Dorfbewohner einzeln vor mir, der mir ans Herz gewachsen war. Zum Schluss kam die netteste Person. Kouki war so ein toller lieber Mensch! Verantwortungsbewusst, und er opferte sich für andere! War immer fürsorglich und dachte an alle anderen zuerst, bevor er es sich gut gehen ließ. Ich sah in ihm meinen verstorbenen Vater wieder… Alles was dieser Mann gesagt hatte, wie dieser es ausgesprochen hatte. Die Gestiken. Ja sogar das Lächeln. Geradezu alles war so wie bei meinem Vater gewesen… Umso schmerzvoller war die Wirklichkeit, dass der Mann von dieser Welt gegangen war. »Und dann ausgerechnet so zu sterben… Das hat Kouki einfach nicht verdient! Warum nur mussten er und die anderen mit ihrem Leben bezahlen, und das nur, weil jemand Interesse an mir hat?! Wieso nur?!« In meinen Gefühlen gefangen hörte ich etwas im Hintergrund. Irgendwie wie Wasserplätschern, wenn man mit den Füßen in eine Pfütze trat. Als ich an der Wange eine Hand spürte bestätigte sich meine geräuschvolle Wahrnehmung. Von dem Zukneifen öffnete ich die Augen. Konnte aber durch die Tränen nur verklärt sehen. Ein Daumen strich über eines meiner Augen. Ließ somit die Tränenspur verschwinden. Bei dem anderen wurde es auch weggewischt. Nun etwas besser sehend sahen meine Augen – die gedankenverloren mit tiefster Leere ausdrückten - zu dem verkleideten Dämon hinauf. Jedoch musste ich von dem inneren Schmerz eine weitere Reaktion zulassen. Die stechend rotglühenden Augen, zu denen ich leicht hinaufsah, verleiteten mich dazu schwer zu schlucken. Zuvor war er zu weit weg gewesen, um dessen Augenfarbe sehen zu können. Doch nun konnte ich die dämonischen Augen gar nicht mehr übersehen, so deutlich war diese Farbe. Der Ausdruck in den Augen, die Gefahr und List zeigten, ließ mich erneut schlucken. „Hehe. Sei nicht traurig! Jetzt bin ich doch nun da, dich von deiner Trauer zu befreien! Die Menschen waren sowieso kein guter Zeitvertreib gewesen! Du wirst unter meinen Diensten eine überaus wichtigere Beschäftigung haben, wenn wir erst mal in meinem Schloss sind!” künstelte er mir vor mich trösten zu wollen. Als das Wort "Schloss" fiel machte ich aus Überraschung große Augen. Dass der Mann ein wohlhabender Schlossherr war hatte ich niemals in Erwägung gezogen. Beinahe hatte ich den Drang mich durch den hohen Rang zu verneigen. Doch als ich mich daran erinnerte, dass diese Person die Menschen, die ich gekannt hatte, getötet hatte, kam ich wieder bei Sinnen. Solch eine respektvolle Geste hatte nach diesem Vorfall dieses Monster sicherlich nicht verdient! Misstrauen legte sich in meine Stimme, als ich dabei nachhakte: „Um was zu tun?” Kurz lachte der Dämon im Pavian Fell auf. „Nun. Die Details verrate ich dir später dazu! Aber sagen wir mal, dass ich Hilfe von deinen Kräften benötige.” Mir gefiel immer weniger wie er meinen Fragen auswich. Also versuchte ich es noch einmal. „Und wozu du meine Hilfe brauchst möchtest du mir nicht sagen?” Das Grinsen hörte man immer deutlicher, als er sprach: „Wie gesagt erfährst du mehr dazu, wenn wir in meinem Schloss sind!” „Was, wenn ich mich weigere?” kam es prompt von mir. „Du wirst dich darauf einlassen und mich widerstandslos begleiten! Glaube mir! Denn du hast gar keine andere Wahl!” In der dunklen Stimme als auch in den Augen nahm man die Bosheit wahr. Allerdings steckte dabei auch die Ernsthaftigkeit dahinter. Dass Gefahr dabei eine Rolle spielte lag auf der Hand. Seine Drohung, sollte ich mich ihm widersetzen, war offensichtlich. Es klang dementsprechend auch nach einem Versprechen, falls das nicht eintraf was seine Forderung war. Ich zweifelte keine Sekunde daran, dass er das wirklich in die Tat umsetzen würde. Was es für mich unmöglich machte aus dieser prekären Situation raus zu kommen. So langsam kroch in mir die Angst hoch. Dennoch wollte ich das nicht tun was die maskierte Person von mir verlangte. Somit schlug ich die Hand an meiner Wange weg. Sorgte sogleich für einen gewissen Abstand. „Ich will aber nicht mit dir kommen!” Die Antwort war darauf ein abwertendes Schnalzen. Dann sagte er: „Wie unhöflich von dir meine Einladung auszuschlagen! Wenn ich dich daran erinnern darf bist du mir noch einen Gefallen schuldig!” Mit nur einem großen Schritt machte er den Abstand zwischen uns zunichte. Dann umschloss seine Hand grob meinen Unterarm. Spitze Fingernägel, die wohl die dämonischen Krallen darstellen sollten, sah ich somit umso besser und schluckte. „Du wirst mit mir kommen! Keine Diskussion! Du zögerst deine Zeit nur unnötig hinaus was sowieso passieren wird! Ergib dich mir endlich!” zischte er mir bedrohlich ins Ohr. Seine Geduld schien sich laut dem dominanten Ton dem Ende zu neigen. Aber ich dachte erst gar nicht daran mich zu ergeben! Auch wenn er mich mit seiner Art einschüchterte. „Warum sollte ich mit dir kommen! Bis jetzt hast du auf all meine Fragen nicht geantwortet! Vertraue dir somit nicht, um dir zum Schloss zu folgen! Übrigens habe ich so das Gefühl, dass du meine Kräfte für etwas Schlechtes missbrauchen möchtest! Das gefällt mir nicht!” sprach ich das aus was ich dachte. Meinem Gegenüber schien das jedoch überhaupt nicht zu beeindrucken. Eher belächelte er es mit seinen Worten. „Meine Beweggründe gehen dich nichts an! Auch wenn du damit gar nicht mal so falsch liegst…” Hier machte der Dämon absichtlich eine Pause und schaffte es erfolgreich, dass diese dramatisch wirkte. „Zudem wirst du nicht gefragt ob es dir gefällt oder nicht! Finde dich mit deinem Schicksal ab! Du gehörst ganz und allein mir und tust was ich dir sage! Ich kann mit dir machen was ich will! Und nun komm endlich!” wurde er zum Ende hin immer wütender. Knurrte sogar. Dieses Geräusch erschreckte mich so sehr, dass es diesem in der Pavian Verkleidung ohne Gegenwehr gelang mich zu ihm zu ziehen. „Nein, ich will aber nicht! Lass mich los!” schrie ich verzweifelt wie ich nur konnte. Doch er ignorierte mein Flehen ganz offensichtlich. Gerade konnte ich schemenhaft erkennen wie sich in der Luft etwas Rosanes bildete. „Hab ich dich endlich, Narake!” Ich konnte mich auch irren, aber ich könnte schwören von ihm ein „Mist!” gehört zu haben. Ruckartig ließ er mich los, brach somit das mit dem Rosa in der Luft ab, und entfernte sich schnellstens von mir. Keine Sekunde zu früh. Ein ziemlich großes Schwert sauste vor meiner Nase in den Boden rein. Verursachte somit ein leichtes Beben. Da das alles so schnell ging rutschte mir das Herz in die Hose. Wusste nicht so recht wie ich reagieren sollte. Den Besitzer des Schwertes hatte ich dann im Blickfeld, als etwas Rotes auf dem Boden aufkam. Nach ein paar Wimpernschlägen identifizierte ich diese Farbe von einem Gewand. Das Gesicht konnte ich allerdings nicht sehen, da diese Person mir den Rücken zukehrte. Ich konnte aber die langen silbernen Haare betrachten. »Seltsame Haarfarbe.« fiel mir dabei auf. Dieser Mann, so nahm ich zumindest wegen den breiten Schultern an, hob das Schwert weiter hoch, als er am Boden eine Einkerbung hinterließ. „Wie immer kommst du zum unpassendsten Zeitpunkt, Inu Yasha!” kam es feindselig von dem maskierten Dämon. Ich hatte ihn schon fast vergessen. Etwas ließ mich stutzen. Überlegte fieberhaft was es nochmal war. Der Typ in Rot hatte etwas gerufen was mir bekannt vorkam. »Was war das noch gleich…« In meinem Kopf ratterte es, weswegen mein Blick angestrengt nachdenklich wurde. »Moment! Dieser, im Pavian verhüllte, Dämon, dem es beinahe gelungen wäre mich zu entführen… Das ist Narake?!« Kapitel 10: Misstrauen ---------------------- Inu Yashas Sicht: „Tse. Das ist doch gut so! Wer weis was für miese Pläne du gerade wieder ausheckst! Endlich hab ich dich Mistkerl nun wieder vor mir! Schluss mit dem Versteckspiel!” knurrte ich meinen verhassten Feind an. Dieser sah durch die Pavian Maske grimmig zu mir. Er soll für die grauenvollen Taten büßen, die er Kikyou und all den anderen angetan hat! Ich machte mich mit Tessaiga in der Hand kampfbereit. Bereit dieses Scheusal mit meinem Tessaiga zu erledigen! Als ich hastige Schritte im Hintergrund hörte zuckten meine Ohren. »Na endlich sind diese lahmen Enten auch schon da!« Kurz sah ich zur Seite und wie erwartet kamen meine Freunde schon angerannt. Nicht weit von mir blieben sie stehen, wo sie die Lage angespannt beobachteten. Sango genau wie Kagome ebenfalls bereit einzugreifen. Shippo hielt sich wie nicht anders zu erwarten auf Mirokes Schulter auf. »Dieser Angsthase!« dachte ich grinsend. Ach ja. Dabei fiel mir auf, dass Miroke an mir vorbei etwas musterte. Die anderen nun ebenfalls. Hätte ich ja fast vergessen. Als ich Narake sah war da ja ein Mädchen in seiner Nähe gewesen, das sich offensichtlich gegen ihn wehren wollte. Aber was wollte er bitte mit einem Menschen? Sah ihm gar nicht ähnlich. Davon die Stirn irritiert runzelnd guckte ich von meiner Schulter zu dem besagten Mädchen hinter mir. Dieses starrte währenddessen geschockt zu meinem Feind. »Was ist bloß geschehen, dass es dieser Mistkerl auf sie abgesehen hat…?« fing ich an zu grübeln, doch im selben Moment unterbrach ich es. Sich unnötig den Kopf zu zerbrechen war noch nie so meins gewesen. »Egal! Das tut jetzt nichts zur Sache! Zuerst ist Narake dran! Danach werde ich es schon noch von ihr herausbekommen können!« Ich sah wieder nach vorne zu meinem Erzfeind. „Was hat das zu bedeuten, dass du ein Mädchen zu etwas zwingen wolltest? Was hast du mit ihr zu schaffen?” fragte plötzlich Miroke. Narake wandte seinen Kopf zu ihm. Schwieg jedoch. Bis er spöttisch sagte: „Na, wer weis? Auf jeden Fall ist sie mir nützlicher als ihr es wärt! Wozu sollte ich euch so etwas wertvolles, was sie besitzt, verraten? Hehe.” Grrr! Wie mich sein Gehabe ankotzte! Ich griff Tessaiga aggressiv noch etwas fester. „Schluss mit dem Gelaber! Das Problem ist dann gelöst, wenn ich dich fertig mache! Mach dich bereit!” Sofort rannte ich los bis ich auf ihn zu sprang. Tessaiga erhoben und die Klinge zu ihm schwingend. Doch er wich gerade noch aus und landete weiter weg. Unbeschadet. „Lästig wie immer!” hörte man es von ihm herablassend. Dann versuchte ich es wieder. Diesmal setzte er seine Tentakel ein, die ich mit meinen Hieben alle beseitigte. Auch Miasma setzte der Bastard frei. Doch auch das Gift wehrte ich geschickt ab, sodass meine Freunde nicht zu Schaden kamen. Schnell machte ich einen Satz auf diesen Dämon. Wieder Tessaiga bereit ihn zu töten. Ich hatte genug von seinen Tricks! Mit dem Angriff „Grrr! Stirb endlich! Windnarbe!” wurde es hell um mich herum, was die Windnarbe verursachte, welche sich genau auf Narake zubewegte. Narake beobachtete diese Attacke, die ihn zerfetzen würde. … Doch er tat nichts! Etwas blitzte in seinen Augen auf, wo zeitgleich sein Mundwinkel sich hob. Er sah es und wich nicht aus! Das tat er doch sonst immer! Doch egal! Meinetwegen konnte er ruhig so stehen bleiben, bis die Windnarbe ihm den Rest geben würde! Dann schloss das Licht ihn ein und mir wurde die Sicht kurz genommen. Als die Umgebung sich allmählich klärte und ich schon die Einkerbungen sah, die die Windnarbe hinterlassen hatte, grinste ich. „Es ist vorbei…” Ich hätte zweifellos noch etwas zu seinem Tod gesagt. Wenn mich etwas nicht so erstarren lassen würde. Dort, wo der Angriff meines Schwertes aufgeprallt war, befand sich kein zerfetzter Körper! Ich rannte zu der Stelle, an der er noch zweifellos gestanden hatte, und rief verdutzt: „Hääääh! Wo ist dieser Dreckskerl abgeblieben?!” Ein Schrei von dem einen Mädchen folgte, was mich dazu veranlasste mich hektisch umzudrehen. Genau dort war er! Einen Arm an der Hüfte der Rothaarigen gelegt und mich hämisch angrinsend. Nichts zu sehen von Wunden. Wie hatte der Kerl es so schnell geschafft zu dem Mädchen zu kommen?! „Hehehe. Das war wohl nichts, Inu Yasha! Als würde ich mich freiwillig von dir töten lassen! Was für ein Narr du doch bist! Und nun sehe artig zu wie ich dieses Mädchen hier mitnehme! Im Grunde geht sie dich doch gar nichts an! Ich verabschiede mich nun.” Dieses Arschloch! Doch noch ehe ich dazu etwas erwidern konnte flog ein Pfeil auf ihn zu. Direkt in seinen anderen Arm. Ein gleißendes Licht erstrahlte. Im selben Moment explodierte sein Körper bis zum Hals. Gleich sah ich zurück zu demjenigen dem dieser Pfeil gehörte. Es war Kagomes. „Und ob sie uns etwas angeht! Denn schließlich geht es darum sie von dir fern zu halten! Alles ist besser, als von dir mitgenommen zu werden!” schrie sie ihm wütend zu. Die Pavian Maske verschwand so langsam von der magischen Kraft einer Miko. Seine schwarzen Haare kamen zum Vorschein. Die Gelegenheit nutzend lief ich zu ihm. Jedoch strömte Miasma von ihm heraus, sodass ich schnell das Mädchen hustend packte und weiter weg zurücksprang. In der Wolke von Miasma hörte man den Dämon noch: „Ihr lästige Bande! Dies wird nicht das letzte Mal sein! Ich werde sie mir bald wieder holen kommen! Mach dich darauf gefasst, Leila!” Dann knallte es und die Wolke erhob sich in die Lüfte. »Das lasse ich nicht zu!« schrie ich in Gedanken. „Das kommt doch nicht in Frage, dass du abhaust! Narake! Bleib gefälligst hier!!!” Ich schickte eine Windnarbe zu ihm. Allerdings war ich zu langsam. Er schaffte es noch sich davor zu drücken und verschwand mitsamt der Wolke aus Gift… Leilas Sicht: Meine Beine zitterten vor lauter Furcht. Doch ich konnte mich davon noch abhalten kniend zu Boden zu fallen. Fassungslos sah ich zu der Stelle neben mir, wo noch eben Narake gewesen war, um die Entführung ein weiteres Mal zu versuchen. Ich schluckte, als ich mich an das zurückerinnerte bevor er verschwand. Durch die Kraft des Pfeils sah ich lange schwarze Haare. Jedoch, das Gesicht konnte ich nicht mehr erkennen, durch das Gift, was sich breit gemacht hatte. Ob gewollt oder nicht, hatte der Effekt des Miasmas einen unheimlichen Blick seiner roten Augen erzeugt… Mir bereitete das noch einen Schauder daran zu denken. Da er mich wieder nicht schnappen konnte war es offensichtlich, dass ich nun wie ein Schießhund aufpassen musste, dass er nicht sein Ziel verwirklichen konnte. Das, was man nicht so einfach bekam, hat noch einen viel größeren Reiz es zu besitzen. So tickte das Mittelalter eben. Behagte mir gar nicht. Mein Kopf bewegte sich zu dem Dorf, was laut dem fiesen Dämon nun totenstill sein müsste. Ganz automatisch machte ich Schritte darauf zu, bis ich dann rannte. „Hey! Renn nicht weg! Nicht, bevor ich nicht alles weis, was zwischen dir und Narake ablief!” kam es aufbrausend von dem Mann in Rot. Doch ich hörte nicht darauf und rannte direkt ins Dorf hinein. Am Rande bekam ich mit, dass diese Gruppe mir folgte. Machte mir nichts. Es war mir egal. Ich wollte Gewissheit, ob der Dämon mich mit der Angst nicht ebenso beeinflussen wollte. Seit ich das gesehen hatte, zu was der in der Lage war, konnte ich es diesem Schuft auf jeden Fall zutrauen. Als ich dort ankam blieb ich augenblicklich stehen. Sah schockiert zu jeder Hütte hin und her, was mir ins Auge stach. Der Anblick, den ich zu sehen bekam, bestätigte das fürchterliche, was mir mitgeteilt wurde. Viele der Dorfbewohner lagen draußen. Um Atem gerungen, am Boden kauernd. Die Fingerkuppen in der Erde vergraben. Manche gleich neben dem Brunnen, Feldern sowie Ständen umgekippt. Ich sah mitleidig zu jedem einzelnen, dem dieses grauenvolle Schicksal ereilt hatte. Wie dieses Monster schon erwähnt hatte gab es keine Ausnahmen von denen, die starben. Männer und Frauen. Egal ob alt oder jung. Sogar Kinder hatte es erwischt… Hätte ich dieses Dorf doch schon früher verlassen… Dann wäre dieses Dorf von diesem Dämon verschont geblieben. Im nu dachte ich an Kouki, was mich dazu veranlasste weiter auf der Suche nach ihm zu rennen. Vielleicht hatte es ihn nicht erwischt! Überall in jeder Hütte sah ich nach. Auch auf ein Lebenszeichen anderer, falls das Miasma manche weniger erwischt hatte. Doch alle, denen ich über dem Weg lief, waren tot. Einzig und allein Kouki konnte ich darunter nicht ausmachen. Konnte es sein, dass er zu diesem Zeitpunkt nicht im Dorf war? Ich wüsste dann zwar nicht wo er sich aufhielt, doch zumindest wäre er dann gerettet. Und dann sah ich ihn. Den Dorfältesten. Schnell rannte ich zu ihm am Rande des Dorfes. Dann fiel ich neben ihm auf die Knie, bettete seinen Kopf auf meinen Schoß und hielt diesen mit meinen Händen fest. Abwesend sah ich mir an was geschehen war. Auch den Vater von Issei hatte es erwischt. Tot. Doch eines war anders als bei den anderen. Der Boden unter ihm war rot gefärbt. Seine Kleidung auch damit befleckt. Wovon es kam sah man sofort. An den Augen und den Mundwinkeln befand sich noch haufenweise Blut. Wenn ich es so bedachte war er als einziger im Dorf, der so zugerichtet war. Es sah ganz danach aus, als hätte er mit Narake gekämpft, um das Dorf zu beschützen. Ihn hatte der Angriff vom Gift als erstes erwischt. Und man musste nicht raten wie es dazu kam. Kouki wurde qualvoll gefoltert, bis ihn der Tod allmählich erlöste. Die erste Träne fiel zu Boden. »Warum… Warum?! Was plant dieser kranke Typ, der mich so sehr haben will, dass selbst welche, die mit mir im Kontakt stehen, nicht verschont wurden?!« Es war ganz und allein meine Schuld. Meine Anwesenheit in diesem Dorf trug dazu bei, dass Kouki so lange Qualen erleiden musste… Es war meine Schuld! Nur ich allein! Dann folgte die nächste Träne. Bis ich dann laut schluchzend meinen Tränen freien Lauf ließ. „Hier steckst du also! Und nun raus mit der-” „Inu Yasha! Es reicht! Nicht jetzt!” wies eine männliche Stimme besagten zurecht, welche ich auch kurz bei Narake gehört hatte. Dieser hockte sich zu mir, während er mich ansah. Sagte jedoch nichts. Diese Zeit nutzend nahm ich die Hände von Koukis Kopf, um mir die Tränen weg zu wischen. Danach musterte ich die Person neben mir. Eine violett schwarze Kimono Kutte. Wie der Dorfälteste sie hatte. Ein Ohrring im Ohr steckend. Dazu noch einen Stab bei sich. Sah nach einem Mönch aus. Sachte sprach er: „Dieser Anblick wird dir sicherlich zu schaffen machen. Ich nehme an, er ist dein Vater gewesen?” Ich schüttelte den Kopf. „Nein… Kein Verwandter von mir. Er gewährte mir für längere Zeit Unterschlupf in diesem Dorf. Daher war er mir so ans Herz gewachsen…” kam es brüchig aus meiner Stimme. Der Mönch nickte verstehend, als er mit traurigem Blick zu dem verstorbenen Mann sah. Meine Hände gelangten wieder zu dem Kopf, der sich nicht mehr rühren würde. „Zu was Narake immer für abscheuliche Mittel greift…” Wutverzerrt schloss er die Augen. Als er sie wieder öffnete sah er zu mir, während er begann weiter zu sprechen. „Den Toten wäre es nicht gerecht sie so liegen zu lassen. Wo sie doch qualvoll starben. Ich würde eine Totenandacht für alle halten, um den Seelen Frieden zu bringen.” Hauchdünn lächelnd nickte ich. Ja, für die Dorfbewohner und dem Dorfältesten würde es zumindest helfen Ruhe und Frieden zu finden. Wenigstens das hätten sie verdient, nach all dem was passiert war. Koukis Kopf legte ich sanft auf dem Boden ab, bevor ich mit dem Mönch gleichzeitig aufstand. Jetzt sah ich die anderen der Gruppe, die bislang geschwiegen hatten. Ein Mädchen, was ungefähr in meinem Alter war, trug eine schwarz rote Rüstung. Die braunen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden. In den Händen haltend eine Waffe, die wie ein Bumerang aussah. Nur noch viel größer. Auf ihrer Schulter saß noch eine süße Katze. Weiter rechts von ihr stand mit verschränkten Armen dieser Kerl in Rot, der mich vor Narake gerettet hatte und wohl auf dem Namen Inu Yasha hörte. Er sah skeptisch zu mir, schien jedoch auch Mitleid zu haben was passiert gewesen war. Von seinem Aussehen zu deuten, lange silberne Haare und Hundeohren so wie auch goldene Augen, war er ein Halbdämon. So wie Hitomiko mir mal davon erzählte. »Faszinierend.« war mein erster Gedanke. Was mich verstärkt mehr zu interessieren begann war das Kind, welches auf Inu Yashas Schulter hockte. Ein süßes noch dazu. Spitz zulaufende Ohren, die eindeutig einem Volldämon gehörten. Kindliche grüne Augen als auch einen buschigen kastanienbraunen Schwanz wie die Farbe seiner Haare. Die Beine hatten die Gestalt von Tierpfoten. Ein Fuchs. Wie süß. Das ließ mich leicht von meiner Trauer lächeln. Und dann die letzte von der bunten Gruppe. Dieses schwarzblauhaarige Mädchen, das kaum älter als ich sein konnte, hatte sofort meine Aufmerksamkeit. Eine Uniform, die es für Schulen gab… Auch das mit dem kurzen Rock fiel mir sofort auf. Im Mittelalter würden Frauen dafür verpönt werden. Ich schloss daraus, dass sie nicht aus dieser Zeit stammte. »Eine aus der Zukunft wie ich?!« „Dann beeilen wir uns mal lieber diese Leute zu begraben! Ich möchte nicht noch länger hier stehen bleiben!” Inu Yashas Stimme. Alle stimmten zu und begannen in den Hütten nach Schaufeln zu suchen. Die Menschen zu einem großen Platz bringend vergruben wir alle. Da es so viele waren dauerte es bis alle gefunden wurden. Als das schließlich erledigt war tat der Mönch das was er versprochen hatte. Mit gefalteten Händen sprach er eine kleine Rede für die Toten. Auf dass sie in Frieden in den Himmel konnten. Zur gleichen Zeit begegnete ich den Gräbern der Toten mit Trauer. Der Schock saß noch immer tief, von dem was mich im Dorf erwartet hatte. Nichts von mir gebend weinte ich. Nach dieser Andacht wurde es still zwischen allen. Ich konnte mir schon denken, dass ich sie beschäftigte. Ich sah zum Himmel, welcher schon dämmerte. „Also… Gehen wir besser zurück zum Lager und du erzählst uns was alles passiert war, Leila?” Das Mädchen aus der Neuzeit hatte mich angesprochen. „Ja. Werde ich.” Langsam gingen wir den Weg zurück den wir gekommen waren und steuerten rein in den Wald. Nach einer Weile standen wir dann vor jenem Lager. An einem Baum gelehnt stand ein Fahrrad. Gleich daneben ein randvoll gepackter gelber Rucksack. Von dem Mädchen aus der Neuzeit wie ich mir denken konnte. Kurz die Aufgaben verteilend machten wir ein Lagerfeuer. Bis das Feuer schlussendlich brannte und wir alle herum am Boden saßen. Alle sahen mich gespannt an. Ääähm… Irgendwie fühlte ich mich von diesen Blicken nicht wohl. Ich hasste es im Mittelpunkt zu stehen. „Am besten stelle ich uns mal alle vor. Ich bin Kagome. Der Mönch, der den Toten Frieden gab, heißt Miroke. Dann neben dir ist die Dämonenjägerin Sango mit ihrer Begleiterin Kiara.” Diese miaute neben mir und ließ es zu, dass ich sie streichelte. Dann fuhr Kagome schmunzelnd fort. „Dieser kleine süße Fuchs heißt Shippo. Und das neben mir ist Inu Yasha. Auch wenn er böse guckt und sich unhöflich benimmt ist er ein guter Kerl.” „Hey! Was soll diese Anspielung, Kagome!” Besagte lachte darauf. Ich schmunzelte still wie die anderen. „Hallo, Leila.” kam es von dem Fuchsdämon Shippo, der nun auf mich zu tapste. Ihn lieb anlächelnd streichelte ich seinen Kopf. Offenbar mochte er es, wenn man sich mit ihm beschäftigte. „So. Und nun wird es Zeit, dass du uns mehr darüber erzählst was Narake damit meinte.” durchbrach Inu Yasha schließlich dieses Kennenlernen. Ich sah zu ihm. Misstrauisch begegnete er meinem Blick mit verschränkten Armen. Ich erzählte ihnen was vorgefallen war. Doch dass ich eine Meerjungfrau war ließ ich aus. Auch wenn diese mich gerettet hatten konnte ich mir nicht sicher sein, ob diese keine Absichten hatten wie Issei. Auch wenn sie bisher sehr nett wirkten. Stattdessen erzählte ich ihnen, dass ich wie Kagome aus der Zukunft kam und weshalb auch immer in der Vergangenheit gelandet war. Da ich meine besten Freundinnen suchte. Auch verschwieg ich das mit dem Schlangendämon. Dass ich stattdessen von einem kleineren als auch schwächeren Dämon verletzt wurde, woraufhin Kouki mich fand. Und ich bis zu dem heutigen Tag hier lebte, bis Narake sein Miasma ausbreitete und Issei tötete, der mich belästigt hatte. Wenn man die Erpressung mit meiner Verwandlung ausließ konnte man ja auch sagen, dass er mich belästigt hatte. Aufmerksam hörten sie mir zu. Es schien allerdings, dass sie einen sechsten Sinn dafür hatten, dass ich etwas verschwieg. Das zeigten mir die Blicke, die sie mir zuwarfen. „Und sonst war nichts weiter gewesen?” stellte Sango die Frage, welche allen auf der Zunge brannte. „Was meinst du?” Inu Yasha erklärte genervt: „Dass sie damit meint, ob es nicht noch etwas gibt! Es ist ein zu kleinerer Grund dafür, dass Narake es auf dich abgesehen hat!” Prüfend starrte er mich an. Tja… Mit meiner Lüge kam ich wohl nicht weit wie es aussah. »Narake muss mit seinen Gründen ziemlich eigennützig sein.« dachte ich. Es klang sehr danach. „Aus welchem Grund seid ihr eigentlich auf der Jagd nach Narake?” „Keh. Weshalb sollten wir dir das sagen! Sag du doch zuerst, weshalb Narake das Dorf getötet hat!” kam es eingebildet zurück. „Inu Yasha! Es wird schon nichts passieren, wenn wir es ihr sagen. Und vielleicht fällt es Leila dann leichter darüber zu sprechen.” sagte Kagome beschwichtigend. Der Halbdämon sah beleidigt zur Seite. Irgendwie konnte ich seine Worte mit seiner Art wie er es aussprach schwer einschätzen. Zum Teil lustig wie er sich aufführte. Und andererseits etwas unsympathisch. Schwer zu sagen was mehr überwog. Konnte mir gut vorstellen, dass er mürrisch darauf reagieren würde, würde man seine Hundeohren anfassen. Ich hielt mir die Hand vor dem Mund, um mir das Lachen zu verkneifen. Das sah er jedoch. „Was gibt es da zu lachen!?” keifte Inu Yasha. „Gar nichts. Ich hab nur an etwas gedacht.” ließ ich den Satz in der Luft hängen. Zweifellos hätte der Hunde Halbdämon darauf patzig etwas erwidert. Doch Kagome unterbrach ihn schon mit dem was sie sagte: „Wir jagen ihn unter anderem wegen den Juwelensplittern hinterher.” „Juwelensplitter?” „Ja. Diese hier.” Sie holte aus ihrer Rocktasche ein kleines Fläschchen heraus, wo besagte Splitter darin waren. „Es nennt sich Juwel der vier Seelen. Oder auch Shikon no Tama.” „Warum vier Seelen?” fragte ich nach. „Da darin, wie schon gesagt, vier Seelen in dem Juwel vereint sind. Im buddhistischen Glauben teilt man jene in Ara-Mitama den Mut, Nigi-Mitama für Freundschaft, Kushi-Mitama zu Weisheit und Saki-Mitama für die Liebe. Das macht unsere Seele aus. Wie Elemente zu Yin und Yang besitzt das Juwel genau so etwas. Die vier Seelen in einem werden entweder gut oder böse.” erklärte mir Miroke dazu. Ich guckte nachdenklich. Das war ja äußerst interessant. Am Rande bekam ich mit wie Inu Yasha sowie Shippo von der Erzählung überfordert dreinblickten. „Und dieses Juwel hat die Macht Dämonen stärker zu machen. Jedoch auch Menschen streben dieses Juwel an, um ihre Eigenschaften zu verwirklichen. Man sagt sich, das Juwel erfülle dir jeden erdenklichen Wunsch. Daher haben es alle darauf abgesehen.” machte Kagome weiter. Bei dem Wort Wunsch wurden meine Augen erstaunt größer. Auch wenn ich das nicht sollte kam mir der Wunsch in den Sinn Tote zurück ins Leben zu bringen… Schließlich brachten mich Kagomes Worte aus meinen Gedanken. „Allerdings wird jeder, der in Berührung dieses Juwels kommt, unglücklich. Es scheint, als verliert man sich selbst, wenn man das Juwel für seine eigenen Zwecke benutzt. In dem Juwel, als es entstand, kämpfen nun nach wie vor zwei Seelen gegeneinander. Die der Miko Midoriko und die der Dämonen. Ist es in Obhut einer reinen Seele bleibt das Juwel rein. Gelangt es jedoch an einen Dämon wird es mit böser Kraft besudelt. Dass das Juwel unrein wird. Darauf hat Narake es abgesehen. Aus diesem Grund täuschte er Inu Yasha und der Miko Kikyou vor sich gegenseitig zu hassen und sich bis zum Tod zu bekämpfen. Für fünfzig Jahre war er dann an einem Baum gebannt, bis ich dann kam.” Ich öffnete den Mund, um bei dem letzten Satz zu fragen, als sie mir diese schon beantwortete. „Bevor du fragst. Ich bin Kikyous Wiedergeburt. Durch ein Missgeschick von mir ist das Juwel zerborsten und die Splitter in allen Richtungen verstreut.” Miroke begann dann statt Kagome weiter zu erzählen: „Mein Grund zusätzlich, außer Narake aufzuhalten alle Splitter zu sammeln, ist ein Fluch, den dieser verdammte Dämon mir auferlegt hat! Mein verehrter Großvater, Mönch Miyatsu, hatte eine jahrelange Auseinandersetzung mit ihm gehabt, bis Narake es schaffte ihn mit einem Trick-” „Haha…ob das wirklich nur ein Trick war?” unterbrach der kleine Fuchs ihn mit einer gewissen Anspielung sowie auch wissenden Blick. Der Mönch sah kurz vorwurfsvoll durch die Unterbrechung zu ihm. Dann jedoch sah dieser gespielt eingeschnappt zur Seite, während er sagte: „Hah. Ich weis nicht was du meinst.” „Natürlich.” kam es erwartend zurück. Nicht wissend, um was es ging, sah ich verwirrt hin und her. Bis Miroke durch sein Räuspern davon ablenkte. „Jedenfalls schaffte er es die Hand meines Großvaters mit einem seiner heiligen religiösen Siegeln zu durchbohren bevor er entkam. Dieses wird immer von den Nachkommen weitervererbt. Ein Windloch, das jedes Jahr größer wird. Genauso auch der Sog entsprechend stärker wird. Ich habe gelernt dieses als Waffe anzusehen. Dennoch… Wenn das mein Schicksal ist, bin ich bereit dieses zu akzeptieren. Doch vorher muss ich es unbedingt versuchen Narake unschädlich zu machen. Sollte es mir nicht gelingen Narake rechtzeitig zu töten, werde ich schließlich selbst in das Loch gezogen.” Scharf zog ich geschockt die Luft ein. Ebenso starre große Augen, die ihn ungläubig anguckten. „Das würde deinen sicheren Tod bedeuten…” „Ja.” Diese Information musste ich erst mal sacken lassen. Wie schrecklich. Bestimmt litt er jeden Tag seines Lebens unter Angst, wann das Windloch ihn wohl verschlingen würde. Ganz plötzlich schreckte ich auf, als Miroke überrumpelnd meine Hände nahm. Als auch mir ganz tief in die Augen blickte. „Leila. Macht dich mein Schicksal betroffen?” „Natürlich. Den Tod, besonders einer solchen Art, kann man nie gelassen sehen. Und du bist auch noch zu jung dafür dir Sorgen deines Todes zu machen.” gab ich selbstverständlich von mir. Wonach wollte er bitte damit hinaus? „Dann habe ich eine Bitte an dich. Würdest du mir ein Kind gebären?” … … … Häääääääääh??? „Was… Ich… Warum…?” bekam ich nur mehr heraus. „Falls der Fall eintreten sollte, dass ich vorher schon sterbe, wäre es gut, wenn mein Nachkomme diese Aufgabe fortsetzt.” Selbst nach diesem Grund konnte ich nicht wirklich darauf reagieren. Zu perplex war diese Bitte. War das sein Ernst???! Hatte er zuvor nicht von seinem schockierten Tod gesprochen??? „Also. Ich…” „Sagst du ja?” fragte er hoffnungsvoll. Schneller als man gucken konnte erwischte ihn mit voller Wucht am Kopf etwas Hartes. „Welch herzzerreißende Geschichte, Mönch. Sag es nochmal. Komm schon. Sag es nochmal.” hörte ich neben mir eine seltsam ruhige Stimme. Etwas drehte ich mich zu Sango, die gerade ihren Bumerang leicht ein paar Mal auf seinem Kopf schlug. Dieser emotionslose und besonders monotone Blick von der Dämonenjägerin ging mir richtig unter die Haut. Ganz gruselig war sie mir jetzt. Miroke erging es nicht anders. Dann blickte ich zu den anderen drei hinüber. Diese hatten einen genervten Blick in den Augen. Eindeutig passierte das nicht zum ersten Mal… Nun verstand ich diese Andeutung von Shippo. Also ein Mönch benahm sich anders… Diese perverse Mönchsfamilie! Später, als die Situation sich beruhigt hatte, saßen die beiden wieder da wie zuvor. Nur eben der Unterschied, dass auf Mirokes Kopf eine große Beule aufzufinden war. Die anderen seufzten kopfschüttelnd. In diesem Moment kam mir diese Gruppe noch verrückter vor. Wie konnte ein Mönch nur so verdorben sein? „Tja. Dieser Mönch ist unmöglich. Ist seine Lieblingsbeschäftigung jede Frau danach zu fragen.” waren diese Worte Sangos an mich gerichtet. Dabei abwertend zu ihm schauend. „Machen wir nun bei mir weiter. Wie Kagome schon sagte bin ich eine Dämonenjägerin.” konzentrierte sie sich dann doch auf das Gespräch mit mir. Stimmt. Das wurde ja kurz erwähnt. Aber machten diese genau das wie es danach klang? Ich konnte es mir schwer vorstellen. „Heißt das genauso wie es klingt, dass man Dämonen jagt?” „Ja. Man nimmt Aufträge von Menschen entgegen - natürlich eine Bezahlung als Gegenleistung für unsere Dienste - und befreit ein Dorf vor einem Dämon. Je nachdem kann es auch in einem Schloss sein, dass man die Hilfe der Dämonenjäger benötigt. Meistens sind es Spinnen, Schlangen und Würmer, die wir als Auftrag bekommen zu erledigen.” Ich nickte. „Dämonenjäger sind doch Profis unter ihrem Gebiet Dämonen zu töten, nicht? Das braucht doch bestimmt jahrelanges hartes Training.” „So ist es. Es gab ein Dorf der Dämonenjäger, wo ich aufgewachsen war…” Plötzlich wurde ihr Blick traurig. Ich hatte nicht den Mut zu fragen was genau passiert war. Etwas schreckliches, ihrem Blick zu urteilen. Mit nicht mehr so ganz gefestigter Stimme sprach sie doch weiter. „Ich hatte viele Freunde in diesem Dorf. Mein Vater unterwies mich stets einem harten Training, bis ich in seine Fußstapfen treten hätte können. Ich habe einen kleinen Bruder namens Kohaku.” Ich wusste nicht warum. Dieser Name verursachte ein Klopfen in meinem Herzen. Doch ich versuchte nicht darauf zu achten. Also hörte ich ihrer Erzählung weiter zu. „Kohaku ist eher ein sehr zartbesaiteter Junge. Vermutlich war er einfach nicht als Dämonenjäger gemacht. Dies nutzte ein Dämon schamlos aus und zwang meinen Bruder meinen Vater wie auch meine Kameraden zu töten, als wir mitten drin einen Auftrag erledigten… Auch an mich ging dieser Versuch mich zu töten. Und eigentlich wäre er nun nicht mehr am Leben. Währenddessen zogen unzählige Dämonen, angelockt durch die Nachricht, dass die besten nicht dort waren, zu unserem Dorf. Dämonen hassen schon seit vielen Jahren uns Dämonenjäger. Das Dorf war mitsamt den Leuten vernichtet worden… Und der Hass, den ich seitdem habe, treibt mich an diesen Dämon einer gerechten Strafe für seine Taten zu unterziehen! Narake selbst wollte Splitter des Juwels aus unserem Dorf, welche wir hatten, und setzte alles um, damit sein Plan aufging! Dieser elende Dämon hat das alles verursacht!” endete Sango mit einer wutverzerrten Miene. „… Das ist ja grässlich! Zu solch einer Tat schon wieder wegen dem Juwel dafür bereit zu sein…” sprach ich stockend. Sango nickte mir emotionslos zu. Die Dämonenjägerin erwähnte noch folgendes, was mich aufhorchen ließ: „Wie schon gesagt, durch Narake wäre er an Ort und Stelle gestorben… Doch durch einen Juwelensplitter in seinem Nacken, den Narake ihm eingepflanzt hat und ihn somit manipuliert, lebt er weiter. Wird dieser Kohaku genommen bedeutet das sein Ende… Und genau das ist mein persönliches Ziel Narake ein für alle Mal zu stoppen! So lange er lebt hat er das Leben meines Bruders in der Hand und kontrolliert ihn bis zum Schluss. Ich muss ihn aus Narakes Fängen befreien! Das ist für das Dorf der Dämonenjäger, was durch dieses Scheusal gefallen ist, das einzige, was ich für die Verstorbenen noch tun kann… Rache an Narake!” Ein paar Minuten der Stille brauchte ich, um das ganze genau wie bei Mirokes Geschichte zu verarbeiten. Was für eine Qual der Mönch und die Dämonenjägerin durch ihn erleiden mussten! Inzwischen, was ich von der Gruppe gehört hatte, war ich nun voll und ganz davon überzeugt, dass er ein Herz aus Stein hatte! Dieser Narake! Nur Macht interessierte ihn und war sich nicht zu schade andere dafür leiden zu lassen, damit er das bekam was er haben wollte. Was für ein abscheulicher Charakterzug! Durch diesen Dämon litten so viele inzwischen… Bestimmt fiel es Sango genauso schwer wie Miroke anderen gegenüber stark zu sein, obwohl man doch lieber weinen möchte. »Na gut. Zu dem Mönch würde weinen auch nicht richtig passen. Dennoch wird es ihm schwer fallen den lockeren zu spielen.« korrigierte ich mich in Gedanken. Dann kam mir etwas in den Sinn, was mich schon die ganze Zeit beschäftigte, seit Sango ihren Grund erzählt hatte. Dieser Name Kohaku… Aus irgendeinem Grund kam mir dieser bekannt vor. Weshalb ich mir darüber den Kopf zerbrach. Woher hatte ich diesen schon mal gehört? Im selben Moment entstanden Bilder in meinem Kopf. Ein braunhaariger kleiner Junge, der wie Sango auch eine Rüstung trug. Meine Augen wurden größer, als mir diese Erinnerung wieder einfiel. Dieser Junge, den ich einst am Lagerfeuer traf. Dessen braune Augen so eigenartig leer wirkten. Wenn ich mich nicht irrte fiel da der Name Kohaku, als dieser sich damals vorgestellt hatte. Aber ob das genau ihr Bruder war? „Was hast du?” unterbrach die Stimme des Mädchens aus der Neuzeit meine Überlegungen. Nachdenklich sah ich ins Feuer, das knisternd sein Spiel der Flamme weiterführte. „Hat Narake womöglich Riesen Bienen an seiner Seite als Gefolge?” Allgemeines Schweigen folgte. Bis Inu Yasha misstrauisch fragte: „Woher meinst du, dass ihm diese Biester folgen?” „Ich habe da so eine Vermutung… Ich begegnete da jemandem, der vielleicht dein Bruder sein könnte, Sango. Also folgen ihm diese dämonischen Insekten?” „Mein Bruder?” wurde Sango auf meine Worte aufmerksam. „Ja.” „Es stimmt. Narake benutzt diese Riesen Bienen, auch genannt als Saimyosho, für seine Zwecke, um uns auszuspionieren. Allerdings kommen ihm diese besonders für mein Windloch sehr gelegen. Wenn diese Biester in mein Windloch rein fliegen werde ich vergiftet.” mischte sich Miroke ein, als er sogleich seine Hand zu einer Faust formte. Ein weiteres Mal sah ich geschockt wie auch mitfühlend zu dem Mönch. Sie alle hatten eine große Last am Rücken zu tragen, was Narake ihnen häppchenweise servierte. Kurz wurde über belanglose Dinge getratscht, bevor jeder etwas aß. Von Kagome bekam jeder etwas zu essen. Auch mir wurde eines davon rübergereicht. Es waren Instantnudeln in Becher Form. Auch diese Essstäbchen, die Japaner und Chinesen benutzten, wurden mir ebenfalls gegeben. Etwas zögernd nahm ich diese an den passenden Fingergriffen und aß diese Nudeln ebenfalls. Wenn auch ein wenig unbeholfen. »Ich muss mir das unbedingt zeigen lassen wie man diese Technik draufhat, geschweige denn wie man das bitte bei Reis anstellen soll!« nahm ich mir vor. Allein der Gedanke mich an Reis zu versuchen wäre eine Katastrophe. Zu beschämend. Während dem Essen bemerkte ich erst wie wunderbar Nahrungsmittel aus der Neuzeit sein konnte. Dieser fantastische Geschmack auf der Zunge. Wie sehr ich das doch vermisst hatte! Seit ich im Mittelalter war, war es selbstverständlich für mich geworden mich so zu ernähren, wie es die Dorfleute taten. Kapitel 11: Erfahrende Eigenschaften der Gruppe ----------------------------------------------- Leilas Sicht: Es regnete. Viele Wolken zogen auf und verfinsterten den Himmel. Ein Wolkenbruch mitsamt dem Gewitter. Auch der Wind machte bei dem Wetter sein übriges. Zu meinem Glück hatte ich mich noch rechtzeitig unterstellen können. Sonst würde es für mich ziemlich unangenehm werden… Mich unter dem Dach einer Terrasse befindend sah ich nun seitlich von mir weiter hinten zu den Leuten, mit denen ich hier in dem Anwesen einer wohlhabenden Familie verweilte. Diese aßen gerade ein Festmahl. Einer fehlte jedoch. Seit einer Woche, als man mich beinahe entführt hatte, begleitete ich nun diese leicht seltsam zusammengewürfelte Gruppe. „Leila. Möchtest du nicht etwas essen? Es ist für uns alle genug da!” kam es von Kagome, die zu mir sah. Inu Yashas Schmatz Geräusche waren laut zu hören. „Ich komme.” antwortete ich. Wobei ich, noch kurz dem Regen draußen zuschauend, dann hinter mir fast gänzlich die Schiebetür zuzog. Nur einen Spalt, wegen der angenehm kühlen Luft, ließ ich offen. Danach ging ich auf meinen Platz zurück. Neben Shippo setzte ich mich nieder. Kagome erklärte mir wie man diese Essstäbchen benutzte. Nur etwas verstand ich es. Plötzlich kam der Mönch um die Ecke und setzte sich neben Sango hin. „So. Da bin ich wieder! Nach vieler Arbeit nun ein gutes Essen!” „…Du, Miroke?” Besagter sah in meine Richtung. „Inwiefern arbeitest du mit deinen spirituellen Fähigkeiten für die Sicherheit der Menschen? Ich sehe keine Erschöpfung an dir.” Der Mönch führte sich mit den Stäbchen Essen in den Mund. Danach, als er es hinuntergeschluckt hatte, legte er die Stäbchen auf die Seite. Sah irgendwie zu einem üblich höflichen Bild eines asiatischen Mönchs aus. War interessant sowie passend, wie ich fand. „Da hast du ein falsches Bild von meiner Arbeit. In der Tat sieht man es verschiedentlich. Doch nur, weil ich es mir nicht anmerken lasse. Die Aufträge, Dämonen auszutreiben, verlangen schon was von mir ab.” Für mich klang es aus undefinierbarem Grund als eine Rechtfertigung. Als Inu Yasha, der noch immer beim Essen ordentlich zulangte, dazu was sagte, bestätigte sich meine Vermutung. „Wie man's nimmt. Das kann man in einen verschiedenen Blickwinkel betrachten! Besser gesagt: Miroke zieht den Leuten das Geld aus der Tasche, um im Gegenzug zu wohlhabendes Essen und einer Bleibe zu kommen.” „Bitte was?! Er betrügt?!” entfuhr es mir fassungslos. „Psssst! Nicht so laut!” versuchte Miroke es, mit dem Zeigefinger auf dem Mund, mich zu beruhigen. Mehr schlecht als recht kam ich dann schließlich doch noch zur Ruhe. Aber das war doch ungeheuerlich was der lüsterne Mönch sich dabei herausnahm! Mir fehlten die Worte. Was mich dazu noch verwunderte, war, dass die anderen nichts dazu sagten. Genervte Gesichter von Mirokes Handeln sah man schon. Doch zurechtweisen taten sie ihn nicht. Vermutlich, weil sie ja auch dabei einen Vorteil daraus ziehen konnten. Warme Mahlzeit, was man in der Wildnis längst nicht so bekommen würde. Und um draußen auf dem kalten, harten Boden nicht schlafen zu müssen. Mein Blick richtete sich dann wieder auf mein Essen. Am besten ließ ich das Ärgernis über mich vorbeiziehen. Ich konnte den Schwarzhaarigen sowieso keines Besseren belehren. Also weshalb noch wütend werden. Es hatte sowieso keinen Sinn. Somit verflog die Zeit des Essens, bis die Schlafstunde begann. Alle an jeweils einer Ecke vor sich hindösend, mit Ausnahme von mir und Inu Yasha. Dieser saß in der aufrechten Position unmittelbar neben Kagome, die Shippo schlafend im Arm hielt. Wie ich nach all der Zeit merkte, ganz so wie es eben Hunde taten, hielt er Wache. Was aber ebenfalls offensichtlich war, dass diese beiden Gefühle füreinander hatten. Diese Sturköpfe, die es sich nicht eingestehen konnten. Vor allem der Halbdämon nicht. Auch wenn es teils frustrierend war, dass die beiden nicht vorankamen, war es ja doch schon auch wieder lustig wie sie sich stritten. Wenn ich allein schon an das "Machtwort" dachte. Zu witzig. Während ich mit den Gedanken zu diesen Momenten abdriftete legte sich ein schiefes Grinsen auf meinen Zügen. Nun. Der Grund aber weshalb ich noch wach war. Ich konnte nicht einschlafen. Zu viele Gedanken kreisten um mich herum. Angefangen von dieser verdrehten Situation ins Mittelalter Japans gelandet zu sein, statt im Meer nach meinen Freundinnen suchend. So viel Zeit war nun vergangen. »Wie es ihnen wohl geht?« fragte ich mich im Stillen. Hoffentlich ging es ihnen gut, bis ich sie gefunden hatte. Eigentlich, so betrachtet, konnte es unmöglich sein, dass sie hier so wie ich in dieser Zeit feststeckten. Andererseits, da ich hier war und dieses Zeitalter mich nicht loslassen wollte, brachten mich diese Schlüsse dazu, dass es meinen besten Freunden auch so ergangen war. Das, was mir passierte, konnte inzwischen kein Zufall mehr sein! »Wo auch immer ihr nun seid, ich werde euch finden!« Ein anderes Bild in meinem Kopf lenkte nun meine Gedanken um. Nicht nur das ließ mich nicht so recht schlafen. Ebenfalls ein unüberwindbarer Grund war der Dämon Narake, der mir mitunter auch Kopfschmerzen bereitete. Er machte mir das Leben hier so ziemlich schwer mein Ziel fortzusetzen. Wenn er mich erwischte war es das! Inu Yasha war zweifellos jener Feind, von dem er geredet hatte, als er mir mehr oder weniger sagte, dass er meine Kräfte bräuchte. Auch war klar, dass sein Feind stark genug war, um nicht zuzulassen, dass ich ihm in die Hände fiel. Dennoch. So ganz sicher konnte ich mich bestimmt nicht fühlen. Das sagte mir schon mein Bauchgefühl. Bei Narake musste man äußerst vorsichtig sein. Ein weiterer Anhaltspunkt war, dass besagter sich seither – und das zog sich schon Wochen so hin - nicht mehr blicken ließ… „Jetzt schlaf doch endlich! Auch du brauchst eine Mütze voll Schlaf! Sonst fällst du uns noch um! Ich kann dich nicht auch noch beschützen!” Von dieser unfreundlichen Art angesprochen zu werden verzog ich das Gesicht. »Hach… Kann er das nicht auch netter sagen?« Ich drehte mich etwas zu dem Halbdämon. „Keine Sorge! Ich falle euch schon nicht zur Last, wie du es eben angedeutet hast! Schlaf du lieber auch, bevor es dir auch gleich geht schlapp zu machen! Gute Nacht!” gab ich mürrisch von mir und drehte mich wieder um. Leise konnte ich das trotzige Schnauben vernehmen. Er hielt sich offensichtlich zurück von meiner ebenfalls nicht netten Antwort. Immerhin etwas. Etwas sauer, wie auch müde zugleich, machte ich schließlich die Augen zu. Weitere Tage vergingen ohne bedeutsame Vorkommnisse. Nicht mal einmal wurde ein Kampf von einem Dorf tyrannisierten Dämon verursacht, wenn wir eines durchquerten. Selbst unterwegs in Wäldern war nicht eine Spur von ihnen. Meine Begleiter betrachteten diese Tatsache wie ich misstrauisch. Von daher nicht verwunderlich, dass unsere Reise zunehmend angespannt wurde. Auch jetzt am Nachmittag war dem so, als wir einem Wald Pfad entlang schritten. Natürlich sollte man mehr als nur froh darüber sein, dass bislang überall, wo wir auch waren, Frieden vor Dämonen herrschte. Gerade in Zeiten wie diesen, in der Zeit der Streitenden Reiche, sollte man über jeden friedlichen Tag dankbar sein. Und dennoch. Mich beschlich das Gefühl, dass diese trügerische Ruhe Absicht war. Als würde jemand die unruhestiftenden Dämonen von uns fernhalten. »Ach was!« dachte ich. »Das ist doch vollkommen unmöglich! Das bilde ich mir bestimmt nur ein!« Mit einem „Nicht mehr weit entfernt befindet sich eine heiße Quelle. Was haltet ihr davon, dass wir uns dort etwas ausruhen?” wurde ich durch Miroke jedoch aus meinen Gedanken gerissen. „Oh ja, das ist eine gute Idee! Diese Entspannung bräuchte ich dringend von dieser angespannten Situation!” stimmte Kagome begeistert mit ein. „Ich glaube, uns allen täte etwas Ruhe gut! Nicht wahr, Sango?” Angesprochene nickte Kagomes Worten zustimmend. Erst jetzt begann ich das Problem dieser Situation zu realisieren. Augenblicklich beschleunigte sich mein Herzschlag mit geweiteten Augen. „Pah! Muss das sein?! Wir haben doch gerade erst eine Rast gemacht!” machte sich Inu Yasha mürrisch bemerkbar. Durch den Widerstand des Halbdämons, von dem Vorhaben nichts zu halten, keimte Hoffnung in mir auf diesem Problem entgehen zu können. Von dessen Gegenwehr veranlasste das Kagome, mit allen stehen bleibend, sofort zu erwidern: „Man merkt, dass du kein Zeitgefühl hast! Das ist doch lange her, wo wir zuletzt uns in einer heißen Quelle Entspannung gegönnt haben!” Keineswegs davon überzeugt hatte der Silberhaarige aus seiner Sicht auch schon die passende Antwort parat. „Wenn es nach dir gehen würde, würden wir nur mehr auf der faulen Haut liegen!” Etwas, das im nächsten Augenblick die Atmosphäre gefährlich kippen ließ. Die Oberschülerin aus der Neuzeit spannte die Gesichtszüge verärgert an. Wenn Blicke töten könnten. Da hatte sich der Halbdämon ja mit seinem Kommentar in was hineingeritten. „Sag mal, geht's noch?! Das ist doch gar nicht wahr! Da liegt ein hoher Unterschied, ob wir ein Lager aufschlagend am harten Boden uns ausruhen, oder uns in der heißen Quelle entspannen!” verteidigte sie sich schnippisch. Noch versuchte sich Kagome so gut es ging zurück zu halten. Doch würde das Ruhe bewahren nicht mehr lange gut gehen. Man spürte zwischen den beiden die Spannung in der Luft. Zudem hatte Inu Yasha wohl nicht vor seine nicht so rosige Situation zu retten, da ihm verdächtig ein weiterer Kommentar auf der Zunge lag. Innerlich zählte ich schon die Sekunden, bis die Schwarzhaarige den Halbdämon mit dem 'Mach Platz' zu Boden schicken würde. Gerade machte er schon den Mund auf, als Sango jedoch einschritt. „Jetzt beruhigt euch beide wieder. Kein Grund zum Streiten! Inu Yasha, sei doch mal ehrlich! Dir würde eine entspannte Umgebung sicher auch guttun, von dem Gefühl, auf der Hut sein zu müssen, mal davon runter zu kommen.” schlichtete die Dämonenjägerin die aufkommende Unruhe. Und bewirkte tatsächlich ein Umdenken bei Inu Yasha. Skeptisch, doch auch zögernd von ihrem Argument, entgegnete er: „Doch was ist, wenn Narake darin eine Gelegenheit sieht das auszunutzen!” „Du musst dir nicht die Arbeit allein aufbürden aufmerksam zu sein! Wir sind ja schließlich auch noch da, bei jeder aufkommenden Gefahr aufzupassen! Inu Yasha, lass uns alle etwas Ablenkung finden! Das brauchen wir alle! Wir Menschen sowieso. Aber auch bei einem Halbdämon währt die Ausdauer nicht ewig!” half Miroke Sangos Worten dem verstärkt Ausdruck zu verleihen. Mit Erfolg auch. Vor allem das Gesagte Mirokes brachte den Silberhaarigen zum Schweigen. Somit hatten die beiden für ihn unwissentlich verhindert, dass Kagome das Machtwort verwendete. Nun ruhiger gestimmt stellte er dem Wunsch der anderen nichts mehr im Wege. Was meine Laune somit deprimiert von dem anfänglichen Schock des Vorschlags hinunter zog. Die Sorgen in meinen Gedanken wieder auftauchten diese vollständig auszufüllen. »Hach! Und dabei habe ich mir durch Inu Yasha Hoffnungen gemacht, dass die Idee, zu der Quelle zu gelangen, fallengelassen wird! Sowas blödes aber auch! Dieses vorhabende Ziel bringt mich in eine ungünstige Lage! Unweigerlich würde, in die heiße Quelle hineinsteigend, die Meerjungfrauen Sache sich nicht umgehen lassen! Das wird der Horror! Ich will nicht dorthin!« jammerte ich leidlich still vor mich hin. Mir war echt schlecht vor dem mir bevorstehenden. Jeder inzwischen weitergehende Schritt machte mein unbehagliches Gefühl nur noch stärker. Da Shippo neben mir herging bekam er meine Reaktionen mit. Der kleine Fuchsdämon sagte zwar nichts. Doch er beschäftigte sich grübelnd über meinen Zustand. Der Rest der Gruppe war viel mehr in ihre Vorfreude zu der heißen Quelle vertieft. Vermutlich bildete ich es mir durch meine Panik nur ein, doch fühlten sich meine Beine genauso schwer an, je näher wir der Richtung des Ortes kamen. Kapitel 12: Geheimnis --------------------- Leilas Sicht: Schließlich, nach wenigen Minuten, nahm man in der Luft schon die typischen Temperaturen einer Heißen Quelle wahr. An einer kleinen Waldlichtung machten wir Halt, wo weiter vor von so manchen Bäumen und Büschen sich die betreffende Heiße Quelle verbarg. Was mich dann doch aus meiner Verzweiflung herausbrachte. Diese angenehm veränderte Atmosphäre, durch die Temperaturen, vermittelte mir jetzt schon die Verlockung der Entspannung. »Man bekommt richtig gute Stimmung dazu, wie in einer Badewanne, sich tief entspannt ein heißes Bad zu gönnen! In dem Punkt gebe ich Kagome recht, dass es genau das richtige ist, was man von dieser trügerischen Ruhe bei der Reise braucht!« Doch dann trübte sich mein Blick zurück ins Deprimierte. »…Wenn nur nicht die Verwandlung in Berührung mit Wasser einsetzen würde! Ich bin geliefert! Wie soll ich daraus nur wieder raus können!« Aus den Gedanken gebracht bekam ich mit, wie Kagome ihren vollgepackten gelben Rucksack am Boden abstellte. „Na dann, wir gehen als erste!” hörte man es auch schon von Kagome und Shippo synchron voller Begeisterung. Das veranlasste Miroke als Gelegenheit dazu an Sango näher zu rücken. „Na, wie wäre es, wir beide in der heißen Quelle? Da könnten wir viel Spaß haben!” Dabei ein vorfreudiges Grinsen im Gesicht, welches nur zu deutlich erahnen ließ in welche Richtung der Spaß für den Mönch ging. Doch Sango wusste dieses Gedankenspiel zu unterbrechen. Indem sie mit den Worten „In deinen Träumen, Miroke!” schon nach ihrem Knochen Bumerang ausholend dieser direkt auf seinem Kopf landete. Somit ihm nun eine schöne Beule an dieser Stelle zierte. Auch wenn diese unnötige Aktion seitens des Schwarzhaarigen taktlos war von der Privatsphäre einer Frau, so konnte ich nicht anders, als darüber kopfschüttelnd zu grinsen. Sogar leicht zu kichern, wodurch ich den Mund mit der Hand verdeckte. »Dieser Mönch ist einfach unmöglich! Der lässt wohl nichts anbrennen!« Besagter Mönch rieb sich kurz an dem Kopf, wobei ein leises „Es war zumindest ein Versuch wert.” von ihm dazu kommentiert wurde. Während die Dämonenjägerin einen verärgerten Blick auf ihn noch übrig hatte, rollte der Rest der Gruppe über dieses Szenario nur mit den Augen. Doch als Kagome bemerkte, dass ich nicht in derselben Stimmung war sich über die Heiße Quelle zu freuen, vor allem aber auch, dass ich keine Anstalten machte mit ihnen zur Heißen Quelle zu gehen, weshalb sie mich darauf ansprach, wurde es ernst für mich. „Nein, ich hab keinen Drang danach in der heißen Quelle zu baden! Das passt schon! Ich bleibe einfach hier bei den Jungs.” war schlicht meine Antwort darauf. Doch Kagome sowie auch Sango hatten erkennbar Unverständnis in den Augen. Beide sahen sich kurz stumm an, bevor sie wieder zu mir blickten. Die Schwarzhaarige begann dann auf meine Worte was zu erwidern. „Also das glaube ich dir nicht! Du kannst mir nicht erzählen, dass du ein heißes Bad, wie in unserer Zeit die Badewanne, nicht vermisst!” Darauf blieb ich still. Auch Sango argumentierte aus Leibeskräften. „Du kannst es dir mit uns ruhig gut gehen lassen! Da können wir auch mehr Zeit dafür haben über dich was zu erfahren. Und generell ist eine Heiße Quelle etwas sehr wohltuendes!” Es war fast schon rührend, wie beide Frauen sich dafür bemühten, dass ich mich dem Weg zu der Heißen Quelle anschloss. Dennoch blieb ich hartnäckig. »Warte mal! Ich hab's! So kann ich die beiden überzeugen, dass ich hierbleibe!« fiel mir in diesem Moment eine gute Idee ein, wie ich das mitkommen verhindern könnte. „Es ist sehr lieb von euch, dass ihr mir die Heiße Quelle empfehlt, das nicht zu verpassen! Doch denkt doch mal an Miroke! Ich werde also Wache halten, dass Miroke auf keine dummen Ideen kommt bei euch zu spannen!” Dabei sah ich verdächtig in Mirokes Richtung, welcher nervös lächelte von meiner Anspielung. Kurz bekam ich mit wie Shippo und selbst Inu Yasha den Mönch mit tadelnden Blicken bedachten. „Hast du das gehört? Selbst bei Leila, als Neuzugang der Gruppe, kommen deine Angewohnheiten nicht gut an!” brachte der Halbdämon es auf dem Punkt. Zusätzlich mischte sich Shippo frech auch mit ein, als der Kleine sagte: „Das ist so traurig, dass man darauf aufpassen muss, dass du nichts Unanständiges anstellst! Die arme Leila! Dabei würde es ihr in der heißen Quelle sicher gefallen! Kannst du dich nicht mal zusammenreißen, damit Leila kein Opfer über sich bringen muss?” Damit noch nicht genug setzte der Fuchsdämon noch einen oben drauf. „Oder brauchst du wirklich einen Aufpasser?” klangen seine Worte stichelnd mit frechem Grinsen. Der Mönch wollte gerade was dazu erwidern, als ich das Wort von Shippos Gesagtem schnell ergriff. „Unsinn, Shippo! Ich bringe kein Opfer über mich! Ich kann mich doch auch gut am Lager mit den beiden Jungs entspannen! Mach dir keine Sorgen!” Nach meiner verlauteten Entscheidung befasste ich mich wieder damit mich auf Kagome und Sango zu konzentrieren, welche unsicher zu meinem Entschluss nach wie vor überlegten. Für einen Augenblick schien mein Argument gut rüberzukommen. Doch diese verzweifelte Hoffnung meiner Bemühungen schlug schnell in eine blöde Richtung um. Das erkannte ich an derer beiden Gesichtern. Die Dämonenjägerin machte schon mal den Anfang mir ihre direkte Meinung mitzuteilen. „Kommt nicht in Frage, dass du wegen ihm hierbleibst! Das wäre ja noch schöner! Das ist er doch nicht wert, Leila! Ach, und um Miroke brauchst du dich nicht sorgen! Der weiß schon was gut für ihn ist, wenn er es nicht mit mir zu tun haben will!” Sogleich schickte sie ihm einen mahnenden Blick, den er zusätzlich richtig verstand, da er kräftig schluckte. „Shippo hat recht! Wegen Miroke brauchst du darauf nicht zu verzichten!” äußerte sich Kagome derselben Meinung wie bei der Braunhaarigen. Kurz schluckte ich zu der ungünstigen Entwicklung. Auch wenn Shippo es nur gutgemeint hatte, so hatte er die Schlinge meines Problems soeben zugezogen. Mir fiel kein Argument mehr ein, der mir helfen hätte können. Da ich mich aber auch weiterhin sträubte packten mich beide jungen Frauen an jeweils einer Seite und schleiften mich mit zu der Richtung der Heißen Quelle. Der Fuchsdämon uns voraus voller Freude, dass wir uns nun auf dem Weg dorthin machten. Trotzdem gab es kleine Augenblicke, wo der Kleine nachdenkliche Blicke zu mir warf, warum ich mich denn so weigerte mitzukommen, dass man mich sogar zu dem Ziel hin zerren musste. Sicherlich war mein Benehmen nahezu kindisch. Doch es fiel mir schwer meine Hemmungen zu meinem Geheimnis loszulassen. Innerlich seufzte ich. »Ich sollte mich jetzt echt erwachsener benehmen! An dieser Situation kann ich sowieso nichts mehr daran ändern! So wie Issei werden alle aus der Gruppe das schon nicht aufnehmen das auszunutzen, oder gar mich ablehnend wegzuschicken! Ich meine, selbst Inu Yasha als Halbdämon hat keine Probleme in der Gruppe akzeptiert zu werden! Ich sollte es mir wirklich verinnerlichen, dass dieses Zeitalter purer übernatürlicher Kräfte steckt! Es also nichts Ungewöhnliches ist, dass ich eine Schwanzflosse habe!« Damit stellte ich meine Gegenwehr ein, was meine beiden Begleiterinnen sogleich registrierten. Ab da ging ich eigenständig mit zu dem immer näherkommenden Ort. Als wir auch schon vor der Heißen Quelle standen. Ein recht großes Becken sogar. Praktisch überall genügend Gestein Fläche, wo man sich daran anlehnen konnte. Während ich also diese Heiße Quelle so betrachtete machten die anderen sich schon daran sich zu entkleiden. Die Kleidung sich am Boden befindend stiegen Kagome, Sango und Shippo schon in die heiße Quelle. Nun begann auch ich, wenn auch langsam, meinen Kimono Gürtel öffnend den Kimono abzustreifen. Damit die drei auf mich aufmerksam wurden räusperte ich mich. „Leute, ich muss euch etwas Wichtiges sagen!” Von der Oberschülerin kam ein „Kann es sein, dass du Zeit schinden willst? Du kommst mir die ganze Zeit so unruhig vor.” Damit lag sie gar nicht so falsch. „Als ob du etwas verbirgst. Eine Last mit dir trägst, die zu schwer ist sie alleine zu tragen.” fügte Sango von Kagomes Worten hinzu. Nun sah ich hinüber zu den drei in der heißen Quelle. Das Wasser einladend in einen leichten Nebelschleier gehüllt erkannte ich den Wasserstand der Quelle, welcher den Körper der zwei jungen Frauen bis zum Schlüsselbein reichend verbarg. Doch zurück zu Sangos Gesagtem. In diesem Moment war ich so gerührt von der Anteilnahme der Dämonenjägerin, sodass ich einen dankbaren Blick zu ihr schickte. „Dem ist auch so.” fing ich mal an dieses Thema zur Sprache zu bringen. „Ihr alle habt euch doch gefragt wieso Narake so fixiert darauf ist mich in seine Gewalt zu bringen.” Ein Nicken allerseits folgte. Gespannte Gesichter konnte man sehen, welche aufmerksam auf meine nächsten Worte warteten. Mich inzwischen dem Kimono entledigt schlüpfte ich noch aus dem schwarzen Pullover, welcher sich zu dem Kimono am Boden dazu gesellte. „Die Wahrheit ist die. Ich bin eine Meerjungfrau!” »So! Jetzt ist es raus!« Leicht verwirrte Blicke wurden mir zugeworfen. Dennoch warteten sie still, bis ich näher auf die Erklärung einging. „Sobald ich auch nur kurz in Berührung mit Wasser komme, verwandle ich mich in die Gestalt einer Meerjungfrau. Deshalb habe ich es immer gemieden, wenn Wasser im Spiel war. So wie auch zuvor meine Reaktion wegen der Heißen Quelle.” beendete ich es damit meine Situation zu erklären. Um das zu demonstrieren bewegte ich meine Beine immer näher zu der Quelle. Als meine Füße nur mehr eine Hand breit vom Wasser entfernt waren blieb ich stehen. Noch kurz durchatmend wagte ich den Schritt hinein in das dampfende Wasser. Meinem Körper, immer mehr hineingelangend, war der Hitze Schock für einen Moment ungewohnt, als ich auch schon meine Beine zu schwanken bemerkte. Mit einem Klatsch fiel der Rest meines Körpers ins Wasser. Eine Bewegung meines Unterleibes machend erblickte ich auch schon die Gold schuppige Fischflosse. Sogleich glitt mein Blick hoch zu den anderen, wo ich dann überraschten, leicht ungläubigen, Blicken begegnete. Allesamt ließen ein unerwartetes kurzes „Oh!” erklingen. Nicht laut erschreckt, sondern leise, viel eher neugierig. Genauso spiegelte sich das in ihren Augen wider. Kagome wollte gerade den Mund öffnen, als jedoch plötzlich für uns alle etwas Überraschendes passierte. Auf einmal raschelte direkt neben uns laut ein Dickicht, wobei man auch zwei Stimmen hörte, wie auch ein Klicken, als wenn man ein Schwert aus der Schwertscheide zog. Sofort wurde das Geflecht des Busches abgetrennt, sodass wir freie Sicht auf Inu Yasha mit gezogenem Tessaiga und Miroke mit seinem Mönchsstab bekamen, wie auch umgekehrt. Für einen Augenblick waren wir in der Quelle zu sehr erstarrt von dem Überraschungsmoment. Das änderte sich jedoch schnell wieder. Sich nun der Situation bewusst kreischten Kagome und Sango - erstere ganz besonders - auch schon, sich schützend die Arme den Brustbereich verdeckten. Dabei hastige Schritte weiter nach hinten in der Quelle machend. Höchst verärgerte Blicke wurden den Neuankömmlingen zugeworfen, welche Besorgnis zurecht befürchten müssten. Kagome schimpfte sogleich auch schon: „Sagt mal, geht's noch?! Was habt ihr beide hier zu suchen?!” Auch Sango hielt sich mit ihren passenden mordfunkelnden Augen auf Miroke gerichtet nicht zurück. „Offenbar willst du tatsächlich meinen Knochen Bumerang zu spüren bekommen!” Der Mönch machte nervös lachend kleine Schritte zurück. Versuchte sich aber dennoch zu erklären. „Sango, das siehst du falsch! Es ist nicht das, nach was es aussieht!” Mehr als skeptisch in die Höhe gehende Augenbrauen der jungen Frauen kam als Antwort. Ich blieb die ganze Zeit still von der ganzen Aktion. Durch Inu Yashas gezogenem Schwert ahnte ich schon in welche Richtung der Beweggrund der beiden Männer ging. Der Halbdämon löste nun den Grund deren Aufenthaltes auf. „Wir sind hier, weil ich eine unbekannte Energie gespürt habe! Und jetzt haben wir ja die Erklärung zu Leila! Damit ist ja klar, warum der Mistkerl es auf dich abgesehen hat!” Beim letzten Satz sprach er direkt mich an, seine Aufmerksamkeit auf mich lenkend. Jeglicher Blick ruhte nun auf mir. „Ich…” wusste ich stockend nicht wie ich mich verhalten sollte. Den Kopf senkte ich anschließend. Inu Yashas abschätzender Blick, mich mehr in die Kategorie potenzielle Gefahr zu stecken, war mir unangenehm. Schließlich hörte ich die verständnisvolle Stimme der Dämonenjägerin: „Dafür hat Leila sicher ihre Gründe gehabt uns das zu verschweigen.” Auch Kagome trug dazu bei mich zu unterstützen. „Darüber reden wir später, Inu Yasha! Nicht jetzt in der heißen Quelle! Lass uns mal die Quelle genießen! Im Lager können wir näher darüber eingehen!” Ihre Worte ließen ihn sein Schwert zurück in die Hülle Tessaigas verschwinden. Zufriedengestellt für den Moment drehte er sich um und begann zum Lager zurückzugehen. Fast hätte Miroke sich der Umkehr angeschlossen. Doch seinen anfänglich verunsicherten Blick auf Sango schüttelte er kurz ab, um sich sein Augenmerk auf mich nicht entgehen zu lassen. „Ähm, wenn dich das tröstet. Du bist wirklich eine bildschöne Meerjungfrau! Inu Yasha meint es nicht so abwertend! Nehme dir das nicht zu Herzen! In Verbindung mit Narake sieht er jeden als Feind an. Für mich bist du nicht gefährlich! Glaub mir, wenn ich könnte, würde ich zu dir in die Quelle hineinsteigen! So eine schöne Meerjungfrau kann einfach nicht böse sein!” Der letzte Satz auf meine Gestalt bezogen vermittelte am meisten verlockende Sehnsucht mir näher zu kommen. Noch ehe ich richtig auf seine irgendwie aufbauenden Worte reagieren konnte hielt ein gefährlich mahnendes „Miroke!” seitens der Dämonenjägerin mich davon ab. Nun nervös auf der Hut seiend kam noch vom Mönch ein „Ich bin schon weg!”, bevor er anschließend auch schon kehrt machte dem Halbdämon in dieselbe Richtung zu folgen. Leicht schmunzelnd schüttelte ich nach seinem Abgang den Kopf. »Irgendwie war es ja doch recht verständnisvoll, lieb gemeint von Miroke mich aus diesen Gefühlen von Inu Yashas Blick loszureißen! Wenn auch tollpatschig etwas misslungen, durch seinen Aussetzer als Perverser. Hach, dieser Mönch wird sich nie ändern!« „Nun. Uns kannst du schon vertrauen, Leila.” brachte mich Shippos Stimme ins Hier und Jetzt zurück. Dadurch erhob ich meinen Kopf zu den anderen. „Tja… Jetzt wisst ihr ja, was ich bin.” Meine Worte hörten sich unsicher an das offensichtliche auszusprechen. Der kleine Fuchsdämon schwamm sogleich zu mir hinüber, als er es sich neben mir - an einem Felsen anlehnend - gemütlich machte. Mit einem kleinen Schmunzeln registrierte ich, dass er mir die Anspannung nehmen wollte. Mein Blick ging dann zurück zu den anderen beiden. „Wie Shippo bereits sagte, brauchst du vor uns nicht vorsichtig zu sein. Es gibt zwar Menschen, die vor übernatürlichen Kräften Angst haben. Doch wir sehen nichts anderes. Sind all das gewohnt. Wir akzeptieren einander, wie du bereits gesehen hast.” versuchte auch Sango, dass ich diese Vorsicht ablegte, um mich entspannen zu können. Kagome begann dann vorsichtig auf das weitere zu sprechen zu kommen. „Als du in dieses Zeitalter gezogen worden bist. Seither war ja sicher vieles geschehen. Es ist etwas passiert, nicht wahr?” Stumm nickte ich. „Ich hab euch doch kurz mal von Issei erzählt, dem Sohn des Dorfältesten, der mich belästigt hatte.” Mit einem Nicken ihrerseits signalisierten sie, dass sie sich daran erinnern konnten. „Da habe ich noch etwas ausgelassen! Es war nicht nur eine sehr aufdringliche Belästigung! Issei hatte auch eine beängstigende Erpressung zu meiner Meerjungfrauen Gestalt losgelassen! Er somit seinen Willen bekommen wollte, dafür dann nichts zu meinen Fähigkeiten verraten würde, von welchen, außer dem Dorfältesten Kouki, niemand im Dorf davon wusste.” Allein daran zurück zu denken ließ mir unbehagliche Schauer über den gesamten Körper laufen. Gänsehaut breitete sich aus, und das, obwohl es in dem heißen Wasser doch eigentlich unmöglich sein sollte. Im nächsten Augenblick verdüsterten sich die Gesichter der beiden jungen Frauen. Shippo machte entsetzt große Augen. Und somit erzählte ich ihnen alles, was sich zwischen mir und Issei abgespielt hatte, bevor Narake das ganze unterbrochen hatte. Danach wurde es für eine Weile still zwischen uns. Doch in den Gesichtern aller zeigte sich, wie jeder in seinen Gedanken vertieft war. Etwas später machten die Worte des Fuchsdämons „Das ist so schrecklich, was er dir antun wollte! Wie kann man nur so grauenvoll sein! Ich zittere noch immer, wenn ich daran denke!” den Anfang. Als Bestätigung schüttelte sich sein bauschiger Fuchsschwanz dabei. Das wiederum ließ mich zumindest etwas belustigt schmunzeln. Bevor ich dann erneut ernst wurde. Auch die Oberschülerin klang betroffen. „Damit ist natürlich kein Wunder, dass du auch uns misstraut hast! Zu deiner Wahrheit zurückhaltend warst, ob das preisgeben deiner Gestalt nicht ausgenutzt werden würde. Doch du kannst dich wirklich bei uns sicher fühlen! Wir alle würden dir nie so etwas Falsches antun!” „Narake würde zweifellos dazu in der Lage sein!” machte die Dämonenjägerin weiter, mit hassendem Ausdruck wie auch dazu passender Stimme. „Bei diesem Mistkerl würdest du es recht schnell zu spüren bekommen, wie er alles gegen einem verwendend zu seinen Zwecken ausnutzt! Vor Monstern wie ihm werden wir dich verteidigen, Leila! Bei uns ist dein Geheimnis sicher!” Zu den aufbauenden Worten aller fühlte ich mich endlich wohl in meiner Haut. Mit einem friedlichen Lächeln tauchte ich runter bis zum Kinn, während ich mich entspannt an einem Gestein zurücklehnte. Ließ den Wasserdampf auf meiner Haut wirken, welchen ich dabei beobachtete, wie dieser seine Wege in allen Richtungen zog. Meine Muskeln entspannten sich immer mehr, je länger wir alle das in der heißen Quelle genossen. »Hach, was hat mir das gefehlt ein heißes Bad zu nehmen, wie Kagome schon sagte! Und dieser umhüllende Dunst um uns herum erschafft so eine einzigartige Atmosphäre! Richtig zum Wohlfühlen!« Danach plauderten Kagome und Sango über andere Dinge, wo ich den kleinen Rotschopf dabei beobachtete, wie dieser freudig am Rücken schwimmend sich treiben ließ. Dabei musste ich an Miroke denken. »Ich bin mir sicher, dass der Mönch zu gerne an Shippos Stelle hier bei uns sein wollen würde! Uh, darum beneidet ihn Miroke ganz bestimmt, dass Shippo sich zu uns in der heißen Quelle gesellen darf, und vor allem - uns nackt sehend - keinen Ärger bekommt!« Sich das bildlich vorstellend musste ich mir ein Lachen verkneifen. Doch ein breites Grinsen zierte meine Züge, als ich dann die Hitze des Wassers genießend die Augen schloss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)