And everything chances von Yuana (oder auch: wie das Leben eben so spielt) ================================================================================ Kapitel 3: Wieso bin ich immer so? ---------------------------------- In wenigen Minuten würde sie hier sein. Takato riskierte einen nervösen Blick auf die Uhr. Ob sie sich wohl sehr verändert hatte? Noch einen Blick. Ob er sie überhaupt erkennen würde? Oder sie ihn? Und noch einen. Er fröstelte. Die Kälte von draußen saß ihm noch immer tief in den Knochen. Dass es so kalt werden würde, hätte er nicht gedacht. Seine Jacke hatte er zwar dabei, aber Rika würde ihn sowieso damit aufziehen, einen Pullover zu tragen, da muss er ihr nicht noch extra Vorwand liefern, ihn noch mehr auszulachen. Beim Gedanken an ihr Lachen musste er selbst Lächeln. Es war lange her, dass er sie zuletzt gesehen hatte. Seine Blase meldete sich plötzlich. Nervositätspinkeln, dachte er sich grinsend, als er auch schon los rannte. Zeit war ja noch und besser jetzt, als wenn er seine wichtige Neuigkeit unterbrechen musste. Die Neuigkeit.. wie sollte er es ihr erzählen? Er wusste ja gar nicht, wie ihr Leben so verlaufen war. Und wenn es sie gar nicht interessiert? Die Digimon waren ihr damals, als alles anfing, doch auch egal. Vielleicht hatte sie das alles als einen Traum abgetan. Oder als kindische Fantasie. Trübsinnig wusch er sich die Hände und ging zurück zu seinem Platz. Zumindest wollte er das. Takato war so tief in seinen Gedanken versunken, dass er den Kellner nicht sah, der um die Ecke und direkt in ihn hinein lief. Scheppernd stürzten Takato, der Kellner und mindestens ein leckerer Käsekuchen und zwei Tassen frisch gebrühten Kaffees zu Boden. Verdattert blickte Takato den Rest des zerstörten Kuchens, der nun vollkommen verschwendet auf den kalten Fließen lag, an. „Das.. tut mir Leid. Ich hab‘ nicht..“ stammelte er, doch der Kellner unterbrach ihn: „Nein, nein! Ich habe nicht aufgepasst, mir tut es Leid! Haben Sie sich verletzt? Ist alles in Ordnung?“ „Ja! Alles gut, nichts kaputt!“ eilig kehrte Takato, immer wieder Entschuldigungen über seine Tollpatschigkeit von sich gebend, Scherben und Krümel mit der Hand auf, während der Kellner vergeblich versuchte, ihn davon abzuhalten. „Ich war so in Gedanken! Tut mir Leid, ich schätze, ich bin ganz schön nervös..“ Takato kratzte sich am Hinterkopf. Die ganze Situation war so schon unangenehm, aber er konnte den Gedanken, dass Rika vielleicht bereits neben ihn stand und sich das ganze Spektakel schadenfroh ansah, nicht abschütteln. Peinlich berührt riskierte er einen Blick in die Runde, konnte aber niemanden als Rika identifizieren. Aufatmend wendete er sich wieder dem Kellner zu. „Nervös? Ah, sie erwarten sicher weibliche Begleitung?“ grinste er hämisch. Seltsam, dachte Takato; ihm war nicht aufgefallen, dass der Kellner so alt sein musste wie er selbst, vielleicht wenig älter. Er war eigentlich, wenn er das so sagen durfte, sogar ziemlich attraktiv. Dunkles, gepflegtes Haar, tief-dunkle Augen, muskulös und groß. Er hingegen war eher klein gewachsen, sein Haar war einfach immer zerzaust und groß Muskeln aufzubauen, war ihm zu zeitaufwendig. Vielleicht war er deswegen nach Jen immer allein...? Noch immer blickte er den Kellner an. Offenbar schon ziemlich lange und ohne etwas zu sagen, denn man sah ihm deutlich an, dass er nicht wusste, ob er etwas Falsches gesagt hatte, oder ob er lieber gehen sollte. „Oh! Äh… „ beeilte sich Takato, den armen Kellner zu erlösen. „Nein, also, ...nicht so wie Sie vielleicht denken! Also schon weiblich ..aber keine Begleitung, ..also nicht in dem Sinne.. ähm..“ Man sah dem Kellner deutlich das versteckte Grinsen an, dass er so beharrlich zu verbergen versuchte. Takato zwang sich in Gedanken bis drei zu zählen, bevor er antwortete. Er musste diese unangenehme Situation zu Ende bringen und er musste diese Nervosität los werden. Auf der Stelle. „Eine alte Freundin. Wir haben uns viele Jahre nicht gesehen.“ fuhr er mit einem Lächeln fort. Der Kellner nickte verständnisvoll und wandte sich wieder seiner Arbeit zu. Einen Moment noch sah er ihm hinterher, bevor er sich umdrehte, um zurück zu seinem ausgewählten Platz am Fenster zu gehen. Da.   Sie war so auffällig wie ein Komet. Sie war so schön wie ein hell-leuchtender, funkelnder Komet. Takato stand da, wie vom Blitz getroffen. Alle Muskeln waren erstarrt. Ihre langen orangenen Haare wehten im Wind, ihre Augen schimmerten wie Amethysten. Ihr Blick war stark und durchdringend. Einen Moment stand die Zeit still. Doch dann fühlte Takato sich plötzlich wieder wie ein Elfjähriger. Seine Freundin war da! Nicht mehr lange, dann würden sie alle wieder vereint sein! Von Freude überwältigt stürmte er nach draußen. „Riiikiiiii!“ rief er, wild winkend. Ihm waren alle um ihn herum egal. Er war wieder ein Kind. Und er war überglücklich.   Was er in diesem einen Moment gefühlt hatte, verdrängte er.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)