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Whitebeards Söhne & Töchter

Marco x Ace x Nojiko | Law x Nami
von

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Teil 3: It Starts With Fire... [2]


 

VI

Er war verschwunden. Doch selbst im verschlafenen Zustand konnte Nami nicht behaupten, dass sie etwas anderes erwartet hatte. Oder dass sie sich etwas anderes erhofft hatte. Sie hatten Spaß miteinander gehabt, aber sie hatten sich nichts versprochen und das war gut so.

Gähnend setzte sich Nami im Bett auf und streckte sich. Die Decke sammelte sich in ihrem Schoß, aber da niemand da war, der sie sehen konnte, spielte es auch keine Rolle wie unbekleidet sie war. Sie stieg aus dem Bett und holte sich frische Kleidung aus dem Schrank, bevor sie in das kleine Badezimmer schlüpfte, das nur von ihrem Zimmer aus zugänglich war. Das war das Gute daran, endlich wieder Zuhause zu sein. In der Wohnung, die sie mit zwei Mitbewohnerinnen in Jacksonville bezogen hatte, hatte es nur ein einziges Badezimmer gegeben, was sie hatten teilen müssen. Allein die Vorstellung dort ohne ein Top herumzulaufen, stieß Nami säuerlich auf. Dort hatte es keinerlei Privatsphäre gegeben, während in diesem Haus jeder sein eigenes Bad hatte. Nojiko hatte eines und Bellemere, der das Schlafzimmer zwischen Namis und Nojikos Zimmer gehört hatte und stets das Badezimmer in dem kleinen Flur für sich beansprucht hatte, um ihren Mädchen ein bisschen Luxus zu gönnen. Sie hatten vielleicht stets abgetragene Kleidung aus zweiter Hand getragen, die Bellemere für sie angepasst hatte, und an manchen Tagen zu viele Orangen gegessen, um ihren Hunger zu stillen, aber Bellemere hätte ihr letztes Hemd für sie gegeben.

Seufzend stellte sich Nami unter die Dusche und schaltete das Wasser ein, welches zunächst eiskalt ihren Rücken hinunterlief und ihr den Atem raubte. Binnen weniger Sekunde und mit einem Dröhnen der alten Rohre in den Wänden wärmte es sich auf und Nami verlor sich in ihren Gedanken.

Sie konnte sich noch viel zu gut an Laws Berührungen erinnern, an die rauen Lippen und den kratzenden Kinnbart, der ihre Haut gereizt hatte. Vor allem konnte sie auch jetzt noch, trotz des Wassers, noch immer seine Fingerkuppen auf ihren Körper spüren. Fast so, als stünde er mit ihr unter der Dusche, dicht an sie gepresst, weil er einfach nicht genug von ihr bekommen konnte. So lief es für gewöhnlich ab. Normalerweise verschwanden die Männer, die Nami in ihr Bett einlud, nicht bei Anbruch der Dämmerung, sondern blieben, bis Nami sie mit mal mehr und mal weniger energischen Worten vor die Tür setzte. Doch Law... Nun, Nami hatte von Anfang an gewusst, dass er nicht zu dieser Sorte Mensch gehörte.

Er hatte sich nicht einmal in der Dunkelheit und in ihren Armen wirklich fallengelassen. Stattdessen hatte sie die gesamte Nacht den Eindruck gehabt, er sei angespannt gewesen und hatte sich zurückgehalten, als hätte er erwartet, dass Nami ihn jede Sekunde aus dem Bett schubsen würde. Law war verflucht leise gewesen und nicht mehr als ein gelegentliches Keuchen hatte es über seine Lippen geschafft, die halb geöffnet gegen Namis Schlüsselbein gepresst gewesen waren. Feuchter, heißer Atem auf ihrer verschwitzten Haut.

Nami drehte den Hahn zu und wrang sich die nassen Haare aus, bevor sie nach dem Handtuch griff, welches über den Griff hing. Sie trocknete sich die Haare ab, die viel zu lang geworden waren, bevor sie es sich um den Körper band und aus der Dusche stieg. Der Spiegel über dem Waschbecken war von der Hitze beschlagen und gab nur vage ihr Abbild wider. Dennoch konnte Nami ihre geröteten Wangen sehen. Sie fühlte die Effekte des Sturms noch immer, obwohl ein Blick durch das Fenster bestätigte, dass er fortgezogen war. Er hatte nur einen bewölkten Himmel hinterlassen. Wieso fühlte sie sich also immer noch fiebrig an? Warum spürte sie trotzdem dieses Hämmern hinter ihrer Stirn, das nichts mit den Drinks von gestern zu tun hatte? Aus irgendeinem Grund schlug ihre Intuition noch immer Alarm, wenn auch nicht mehr so stark und einnehmend.

Nami verdrängte diesen Gedanken, trocknete sich ab und zog sich an. Vielleicht musste sie einfach etwas essen und trinken, um die Nachwirkungen wie die Überbleibsel eines Alptraums zu verscheuchen.

Doch der Weg hinunter ins Erdgeschoss und in die Küche wurde unterbrochen von der angelehnten Tür, die in Bellemeres Schlafzimmer führte. Sonst war sie stets geschlossen, da das Zimmer seit ihrem Tod vollkommen unberührt war. Nur anhand des fehlenden Staubs wusste Nami, dass Nojiko es regelmäßig betrat, um es sauber zu halten. Um Bellemeres Andenken zu erhalten.

Sie schielte in den offenen Türspalt hinein und erhaschte einen Blick auf ihre Schwester. Sie war gerade dabei den Nachttisch abzuwischen, auf dem nur eine kleine Lampe und ein Fotorahmen stand, das ein Foto von Nojiko, Bellemere und ihr enthielt.

Die Tür weiter aufschiebend lehnte Nami im Türrahmen und verschränkte die Arme locker vor der Brust. „Morgen.“

Nojiko warf einen Blick über ihre Schulter und ein neckendes Lächeln ruhte auf ihrem Gesicht. Wie diese Frau es schaffte, die ganze Nacht zu arbeiten und dann noch die Hausarbeit zu erledigen, war Nami ein Rätsel. Aus irgendeinem Grund musste Nojiko immer etwas zu tun haben und konnte einfach nicht entspannen. Zumindest nicht, wenn es irgendwo noch Arbeit zu erledigen gab.

„Gut geschlafen?“, fragte Nojiko und legte den Lappen zusammen mit dem Handtuch beiseite, um sich auf den Rand von Bellemeres Bett zu setzen. Es hatte frisches Bettzeug, als ob Bellemere nur vereist wäre und nicht auf dem örtlichen Friedhof zwischen einigen Palmen begraben lag.

„Ich kann mich nicht beklagen“, erwiderte Nami und zuckte mit den Schultern. Nojiko etwas vormachen konnte sie nicht, das wurde ihr schnell klar. „Du hast Law noch gesehen, bevor er gegangen ist“, schlussfolgerte sie.

„Er benutzt eine merkwürdige Anrede“, erwiderte Nojiko. „Nami-ya...“

Nun war es an Nami zu grinsen. „Es ist japanisch und ziemlich förmlich, soweit ich das verstehe. Ich hab ein bisschen nachgeforscht.“ Sie zuckte mit den Schultern, als Nojiko wissend nickte.

„Law also? Dieser Law sieht gut aus.“

„Er ist auch gut im Bett“, sagte Nami und beide Frauen teilten ein leises Lachen, welches sich nach der Trennung und dem Sturm und in diesem auseinanderfallenden Haus furchtbar gut tat. „Unten regnet es rein“, wechselte Nami das Thema.

„Ich hab den Kochtopf gesehen“, erwiderte Nojiko, die aufstand und sich mit dem Handrücken über die Stirn fuhr. „Und dein Freund war auch so nett und hat mich darauf hingewiesen.“

Nami schnaubte und löste die Verschränkung ihrer Arme. „Er ist nicht mein Freund. Er ist nur... ein Kerl.“

„Ein Kerl, der gut aussieht und gut im Bett ist“, fasste Nojiko zusammen und nahm den Lappen und das Handtuch auf, um die Kommode abzuwischen, die sich zwischen Bett und Fenster befand. Auf ihr standen weitere Bilderrahmen, welche die lachenden, runden Gesichter ihrer Kindheit zeigten. In einem Foto halfen sie Bellemere beim Ernten der Orangen und in einem anderen saßen sie gemeinsam am Esszimmertisch und aßen Spagetti. Dieser Raum sprudelte vor Erinnerungen und Nami lächelte Nojikos Rücken an, als ihre Schwester behutsam einen Bilderrahmen nach dem anderen anhob, um darunter abzuwischen.

„Du solltest das Geld von Ace und Marco benutzen, um wenigstens das Dach reparieren zu lassen“, sagte sie, obwohl sie wusste, dass Nojiko dieses Thema nicht mochte und es zu vermeiden versuchte. „Von den Wasserrohren rede ich erst gar nicht. Oder der Klimaanlage und allen anderen kleinen Sachen, die am Haus gemacht werden müssen. Ich meine, wie lange soll es denn noch in der Schublade liegen?“

Ein Schweigen folgte, von dem Nami nicht glaubte, dass es noch gebrochen werden würde. Sie drehte sich weg, doch bevor sie das Zimmer verlassen konnte, stieß Nojiko einen frustrierten Laut aus. „Geld zerstört Beziehungen, Nami. Wir sollten das am besten wissen.“

„Was meinst du?“

Nojiko wandte sich ihr zu und lehnte sich mit der Hüfte gegen die Kommode. Plötzlich sah sie müder aus, als sie es davor schon gewesen war. „Erinnerst du dich noch? Als du sieben oder acht warst und Bellemere dir das Kleid angepasst hat? Das mit dem Motiv der Sonnenblume?“

„Die Sonnenblume, die eigentlich ein Löwe war“, beendete Nami.

„Genau. Damals habt ihr euch gestritten, weil du neue Kleider haben wolltest, aber wir nicht genug Geld gehabt hatten und du daher mein altes Kleid tragen musstest“, rief Nojiko die Erinnerung wach. „Du bist von zu Hause weggelaufen. Direkt zu Genzo, bis er dich wieder nach Hause gebracht hat. Verstehst du jetzt, was ich meine? Selbst innerhalb der Familie streitet man sich, wenn es um finanzielle Dinge geht. Irgendwann wird es auch zum Streit kommen, wenn ich Aces Geld benutze. Das weiß ich einfach. Außerdem ist unsere Beziehung nicht einmal gefestigt und generell... ziemlich ungewöhnlich.“ Die letzten Worte waren leiser gesprochen, unsicherer – und Nami konnte nicht anders, als auf ihre Schwester zuzugehen und die Arme um ihren Nacken zu schlingen, um sie umarmen zu können.

„Du machst dir viel zu viele Gedanken, Nojiko“, meinte Nami, als sie sich von ihr löste. „Gerade weil eure Beziehung nicht der Norm entspricht, bin ich mir fast sicher, dass ihr ganz andere Probleme haben werde, als die mit denen sich andere Paare herumschlagen werden. Geld wird euer kleinstes Problem sein, glaub mir.“

Nojiko lachte freudlos. „Das klingt ja sehr optimistisch.“

„Ich bin ein Realist, kein Optimist“, erwiderte Nami. „Mach dir keine Sorgen. Was kommt, kommt eben. Da hast du keine Kontrolle drüber. Mach einfach das Beste draus. Und jetzt komm mit mir frühstücken.“ Ihre Hand rutschte von Nojikos Schulter zu ihrem Handgelenk hinunter und sie zog ihre Schwester aus dem Zimmer hinaus zur Treppe. „Danach solltest du dir etwas Schlaf gönnen. Du bist doch schon ewig auf den Beinen, Nojiko.“
 


 

VII

Ace war der launischste Mensch, den Marco kannte. Man sah es ihm auf den ersten Blick nicht an, doch er sprudelte vor Emotionen, vor guten und schlechten und allen, die dazwischen lagen. Einen Moment trug er noch dieses strahlende Grinsen auf den Lippen und war locker und gelassen und unheimlich charmant, im nächsten tobte es hinter seinen Augen wieder vor Wut und er wurde ernst und erwachsen und furchtbar zornig und unberechenbar. Ace war ein Tornado. Nur wenn man sich in seinem Auge befand, konnte der Schein trügen. Aber vielleicht war es gerade dieses Unberechenbare, was Marco von Anfang an angezogen hatte. Selbst in seinem Zorn und seinem Schmerz war Ace noch wunderschön.

Marco schmunzelte unwillkürlich bei dem Gedanken an Aces Reaktion, wenn er ihn tatsächlich wunderschön nennen würde. Er konnte sich die Röte in seinem Gesicht und die halbherzigen Proteste bildlich vorstellen. Es war kein Vergleich zu dem schlafenden Ace, der im Moment neben ihm auf dem Bett lag.

Da er das vertraute Rauschen der Klimaanlage vernahm, schien der Strom wieder zu funktionieren. Bei dem Sturm gestern hatte es keinen Sinn gemacht zu Marcos Wohnung zurückzukehren, weshalb sie stattdessen bei Paps geblieben waren. Hier gab es genug Betten und Marco nannte ohnehin eines der Zimmer sein eigenes. Als Whitebeards rechte Hand brauchte er einen Ort, an dem er sich zurückziehen konnte, um die Pläne und alles weitere in Ruhe durchgehen zu können.

Dieses Zimmer hatte er schon vor etlichen Jahren bezogen, lange bevor ihre zusammengeschusterte Familie dermaßen angewachsen war. Es bestand aus einem Schreibtisch mit einem Laptop und viel zu vielen Unterlagen und Papieren. Eine Kommode enthielt wenige Kleidungsstücke von ihm und Ace, da es öfter mal Nächte gab, an denen der Alkohol floss und an denen sie es nicht nach Hause schafften. Das Bett war schmal und durchgelegen und Marco spürte die Federn in seinem Rücken.

Er setzte sich auf und rieb sich mit einer Hand die Augen. Die Decke lag in seinem Schoß und anders als Ace war er bis auf die hellblaue Boxershorts ausgezogen. Ace hingegen lag mit seiner schwarzen Dreiviertelhose und seinem geöffneten Hemd auf dem Bauch, alle Glieder von sich gestreckt und das Gesicht halb im Kissen begraben. Nur die schweren Stiefel hatte Marco ihm gestern noch ausgezogen, als Thatch und Marco ihn ins Bett geschafft hatten, nach dem er im Wohnzimmer weggenickt war.

Die Finger nach Ace ausstreckend schob Marcos Hand sich unter den hochgerutschten Rand von Aces Hemd und über seinen Rücken. Der Stoff wurde bei seiner Berührung weiter hinaufgeschoben, bis die Tätowierung teilweise aufgedeckt wurde. Die Tinte war dunkel auf Aces heller Haut und markierte ihn für sein restliches Leben als Whitebeards Sohn. Kein Wunder, dass es Aces gesamter Stolz war. Es gab niemand anderen hier, der dringender einen Vater benötigte. Oder Brüder.

Viel wusste er nicht über Aces Vergangenheit, nur ein paar Sachen konnte er sich aus seinen Geschichten zusammenreimen. Er war bei seinem Großvater aufgewaschen, zusammen mit seinem Cousin, der wie ein Bruder für ihn war. Und obwohl sein Großvater Polizist war und eine ähnliche Zukunft für ihn geplant hatte, floss in seinen Adern auch das Blut eines Kriminellen, der Whitebeard gar nicht so unähnlich gewesen war. Aber auch das war etwas, was er Ace nicht sagen würde, denn er kannte den Hass, den er für seinen Erzeuger in sich trug.

Stattdessen begnügte Marco sich damit, Fingerspitzen über die warme Haut von Aces Rücken wandern zu lassen und die Tätowierung nachzuzeichnen, die ihm beinahe so vertraut wie seine eigene war.

Ein leiser Laut drang aus Aces Kehle und er drehte sich zunächst auf die Seite, dann weiter und weiter, bis er auf dem Rücken lag und mit verwuselten Haaren und verschlafenem Blick zu Marco aufschaute. Ein faules Grinsen zog an seinen Lippen, wissend und neckend. „Guten Morgen.“

„Morgen“, erwiderte Marco und beugte sich über ihn. Mit einer Hand stützte er sich neben Aces Kopf ab, die andere fand den Weg in seinen Nacken, als er ihn küsste. Aces Arme legten sich um Marcos nackte Schultern und zogen ihn näher. In seinen Gesten lag keinerlei Unsicherheit und auch kein Unmut wegen gestern, nur Hitze und Lust und eine Intimität, die Marco mit niemandem vor Ace geteilt hatte.

Marco ließ seine Lippen weiter wandern, weg von dem fordernden Mund und über den Kieferknochen zu Aces Nacken hinab. Die fremden Finger pressten sich fester in seine Haut und wanderten seinen Rücken hinunter, bis sie den Bund seiner Shorts erreichten. Bevor jedoch nur eine einzige Fingerkuppe unter diesen wandern konnte, ließ sie ein heftiges Klopfen an der Tür zusammenzucken. Marco zog sich schnaufend zurück und sackte zurück auf das Bett, während Ace einen frustrierten Laut ausstieß.

„Paps hat eine Besprechung einberufen. Es gibt Neuigkeiten“, rief Vista durch das Holz hindurch. Inzwischen wussten die Jungs es besser, als einfach in ihr Zimmer hineinzuspazieren. Zumindest alle, bis auf Thatch, der noch immer regelmäßig die Tür aufriss, nur um mit einer Hand vor die Augen geschlagen wieder rückwärts hinauszustolpern.

„Wir sind unterwegs“, rief Marco zurück und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Anschließend rollte er sich aus dem Bett, um sich anzuziehen.

Aces Blick ruhte auf seiner Gestalt, doch die Lust war verpufft und hatte stattdessen diese Ernsthaftigkeit zurückgelassen, die ihn viel älter wirken ließ, als er eigentlich war.

„Du ziehst dich nicht um?“, erkundigte sich Marco tonlos, als Ace sich schließlich aufsetzte und nach den Stiefeln angelte, die Marco ordentlich neben dem Bett abgestellt hatte.

Ace schüttelte den Kopf. „Später.“ Ohne die Schnürsenkel zu schließen, war er bereits auf den Beinen. Er strich das zerknitterte Hemd notdürftig glatt und marschierte aus dem Zimmer. Wieder einmal war es an Marco ihm zu folgen.

Die Küche des Hauses ähnelte viel eher einer kleinen Halle, da sie mit einem offenen Durchgang mit dem Speisezimmer verbunden war. Mehrere Tische befanden sich in ihm, die um diese Uhrzeit allesamt besetzt waren. Whitebeard saß in einem bequemen Sessel, den er mit seiner muskulösen Gestalt fast vollständig einnahm. Ein Bottich mit frischem Kaffee stand neben ihm auf dem kleinen Ecktisch, während die Jungs verschiedene Cornflakespackungen und Milchcontainer aneinander weitergaben.

Thatch winkte ihnen zu. „Ich hab euch Plätze freigehalten“, rief er. Seinen weißen Anzug hatte er gegen ein zu enges T-Shirt und eine zu kurze Hose eingetauscht, die er sich offensichtlich von jemandem geborgt hatte.

Marco schenkte seiner Kleidung einen vielsagenden Blick und Thatch drückte ihm energisch die Packung mit den Frühstücksflocken in die Hand. Er schüttete ein paar davon in die bereitgestellte Schüssel, als er sich zu Thatch an den Tisch setzte. Außer ihm saß noch Izou dort, der schweigend aß und ihnen zur Begrüßung zunickte. Seine Haare waren hochgesteckt und sein exotisches Gewand machte bereits auf den ersten Blick seine asiatische Herkunft kund. Auch er war schon ewig ein Mitglied dieser Familie, länger noch als Thatch, der vor Jahren irgendwann nach Key West gestolpert kam, weil er hübschen Frauen hinterhergerannt und durch illegale Wetten mit der Polizei in Schwierigkeiten geraten war. Paps hatte ihn mit dem Grund, dass er ein lustiger Idiot war, aus der Zelle geholt und Thatch hatte ihm daraufhin mit tränenüberströmtem Gesicht als seinen Vater anerkannt.

Izous Geschichte war hingegen langweilig. Das Visa seiner alleinerziehenden Mutter war abgelaufen und Whitebeard hatte seine schützende Hand über sie und ihren kleinen Einkaufsladen gelegt, wenn Izou für ihn arbeiten würde. Es war eine Zweckgemeinschaft, die sich schnell in einen tieferen Bund verwandelt hatte. Selbst dann, als seine Mutter den Kampf gegen Krebs verloren hatte. Sie alle hatten ihre Geschichte, doch eines hatten sie gemeinsam: Sie alle hatten ein Zuhause gebraucht und es bei Paps gefunden.

Vista räusperte sich, um die Aufmerksamkeit aller auf sich zu ziehen. „Es gibt Neuigkeiten über Flamingo.“

Sogleich verstummten die allgemeinen Gespräche an den Tischen. Ace, der neben Marco am Tisch saß und seine Schüssel bis weit über den Rand hinaus mit verschiedenen Cornflakesarten gefüllt hatte, sah auf.

„Wir haben heute Morgen von unseren Jungs aus Texas Wort erhalten“, erzählte er weiter und Marcos Blick wanderte durch die Runde, um sich zu erinnern, wen sie nach Texas geschickt hatten. Whitebeards Netzwerk war groß und ausgebaut, so dass nicht einmal Marco als seine rechte Hand jeden einzelnen von ihrer Organisation kannte. In Key West befanden sich lediglich die höheren Mitglieder, die Thatch in guter Laune gern „Kommandanten“ nannte, was Marco meist nur ein belustigtes Schnaufen abverlangte. Aber Spione in der Nähe ihrer Feinde zu haben hatte ihnen schon oft wichtige Informationen zugespielt, die sie sonst nicht so schnell in Erfahrung gebracht hätten. Scheinbar war es diesmal nicht anders.

„Und, was plant er?“, verlangte Haruta zu wissen, die weiter hinten an einem der Tische saß. Ihre Stimme war hell, doch ihr Aussehen verriet erst auf den zweiten Blick ihr Geschlecht. „Ist er nun auf dem Vormarsch?“

Vista zwirbelte seinen Schnauzbart zwischen den Fingern und die Erheiterung, die sonst auf seinen Zügen ruhte, war verschwunden. „Soweit wie unsere Informanten das sagen können, läuft alles wie immer. Aber Gerüchte liegen in der Luft. Gerüchte, die auf einen Spion von Flamingos Seite deuten, der auf den Weg nach Key West ist.“

„Flamingo weiß, dass er gegen uns nicht ankommt, darum versucht er es nun auf diese hinterlistige Tour“, brummte Thatch und Izou deutete ein Nicken an.

„Wir finden diesen Spion einfach und kümmern uns um ihn“, sagte Ace mit vollem Mund, bevor er sich grimmig weitere Cornflakes hineinschaufelte.

Marco seufzte. „So einfach ist das nicht. Key West hat zu viele einreisende Touristen, als dass wir diesen einen einzigen Spion ausfindig machen könnten. Wir müssen einfach vorsichtiger sein. Die Augen eben offen halten.“

„Marco hat recht“, erklärte Whitebeard und seine tiefe Stimme überwog alle Proteste, die ausbrechen wollten. „Das ändert nichts für uns. Key West gehört immer noch uns. Und unsere Geschäfte gehen auch weiter. Wann ist unsere nächste Lieferung fällig, Vista?“

Vista konsultierte einen kleinen Notizblock, den er aus der Westentasche seines samtenen Jacketts zog. „Hm... die Glocks kommen am Montag an. Um Mitternacht am Hafen. Und wir haben eine offene Lieferung von Meth nach Alabama für nächste Woche anstehen.“

Aces Hand wollte in die Höhe schießen, doch Marco packte sein Handgelenk und schüttelte den Kopf. Irritation huschte über das markante Gesicht, das von Sommersprossen übersät war. „Was?“

„Lass das jemand anderen übernehmen“, sagte Marco. „Ich bin sicher, dass Nojiko sich freuen würde, wenn du die nächste Zeit ein bisschen mehr hier bist und nicht in der Weltgeschichte herumreist.“

Die Härte wich aus Aces Gesicht, langsam und für niemanden außer Marco sichtbar. Es war diese Reaktion, die Marco abermals zeigte, wie sehr Ace sich in Nojiko verguckt hatte und wie unterschiedlich seine Gefühle für Nojiko und ihn selbst waren. Ihr eigener Bund war tief und verankert und intim, während Aces Bund zu Nojiko neuartig und beschützend und zart war. Ace war in Nojiko verliebt.

„Wir können aber nicht ewig rumsitzen und nichts tun“, entrann es ihm halbherzig und er griff nach der Packung mit Frühstücksflocken, um sich nachzufüllen, während um sie herum geklärt wurde, wer sich um welchen Auftrag kümmerte.

Marcos Hand fand Aces Oberschenkel und er spürte die angespannten Muskeln, welche die verschiedenen Impulse widerspiegelten, mit denen Ace rang.
 


 

VIII

Das „Bitte nicht stören“-Zeichen baumelte noch immer am Türknauf. Es wirkte unberührt, obwohl der Eindruck auch leicht täuschen konnte. Law angelte nach dem Zimmerschlüssel mit der abgetragenen Ziffer und schloss die Tür auf.

Stille empfing ihn in dem kleinen Raum, welchen er nun seit gut einer Woche bereits bewohnte. Viel gab es nicht her, nichts außer ein schmales Bett, eine Kommode und einen kleinen Tisch mitsamt Stuhl, der vor dem Fenster stand.

Lautlos schloss er die Tür hinter sich und sperrte damit auch die Stimmen anderer Gäste dieses Motels aus. Es kreierte wenigstens die Illusion einer gewissen Privatsphäre, die Law grundsätzlich wichtig war. Er war kein Menschenfreund und machte auch kein Geheimnis daraus.

Sein Blick wanderte durch das Zimmer, doch nichts sah verändert aus. Selbst das Bett, das er absichtlich unordentlich hinterlassen hatte, war nicht gemacht. Scheinbar hatte die Putzfrau einen Bogen um sein Zimmer gemacht, genau so wie er es gewollt hatte. Trotzdem ging Law auf das Bett zu, hockte sich davor und hob die Matratze am unteren Ende an, um die Pistole herauszuziehen, die zwischen dieser und dem Bettgestell steckte.

Die Beretta lag schwer in seiner Hand, vertraut und warm, da die Klimaanlage den Raum nur bedingt kühlte. Kurz inspizierte Law die Waffe, bevor er sie zurück in ihr Versteck schob. Er hatte nur ein Magazin mitgenommen, da er nicht vorhatte sie in nächster Zeit zu benutzen. Zwar mochte er keine Skrupel zu haben den Abzug zu drücken, aber für gewöhnlich vermied er, sich bei der Arbeit dreckig zu machen. Er war kein Anfänger und agierte daher auch nicht wie einer. Er war nicht umsonst als der Chirurg des Todes bekannt, was relativ wenig mit seiner medizinischen Ausbildung zu tun hatte. Seine Jobs verrichtete er stets mit Genauigkeit und Mitteln der Manipulation, nicht mit roher Gewalt und Blutvergießen. Zu diesem kam es nur, wenn alle anderen Pläne bereits ausgeschöpft waren – und für die Söhne von Whitebeard hatte er noch einiges geplant. Fertig war er mit ihnen noch lange nicht, denn er hatte erst gerade angefangen.

Er schlenderte zu der gepackten Tasche hinüber, die sein weniges Hab und Gut hielt, welches er mit nach Key West gebracht hatte. Viel war es nicht, aber er war schon immer ein Minimalist gewesen. Er wusste, wie man auch mit wenig überlebte, vollkommen anders als so manche Menschen, die er kannte.

Aus der Tasche suchte er sich das zweite Handy heraus. Er ließ es grundsätzlich im Motel. Einerseits, um nicht in Erklärungsnot zu geraten, andererseits, um nicht ständig für Texas erreichbar zu sein. Daher überprüfte er die verpassten Anrufe nicht einmal, sondern wählte die einzig wichtige Nummer, die auf diesem Mobiltelefon eingespeichert war.

Schon nach wenigen Sekunden wurde der Anruf beantwortet, was die Ungeduld verriet, obwohl die Stimme samtig und ruhig war. „Law.“

Obwohl er Doflamingos Gesicht nicht sah, konnte er sich bildlich vorstellen, wie der hochgewachsene Mann seine Sonnebrille richtete. Er konnte das breite Grinsen, welches weder Freude noch Wut verriet, vor seinem innerlichen Auge sehen. Es stellte ihm jedes Mal neu die Nackenhaare auf.

„Ich konnte mich nicht früher melden“, antwortete Law nonchalant. Erklären würde er sich dem Mann nicht, dafür kannten sie einander zu lange. „Aber der Plan ist am Laufen.“

„Gut. Sehr gut“, entrann es Doflamingo. „Ich wusste, ich kann mich auf dich verlassen, Law. Du bist nicht umsonst einer meiner besten Leute. Einer der Wichtigsten in unserer Familie.“ Ein heiseres Lachen folgte, dem jegliche Aufrichtigkeit fehlte. Es klang gänzlich anders als Namis Lachen, welches ihm noch immer in den Ohren klingelte. Er hatte nur seine Lippen über ihren Nacken wandern lassen, seinen kurzen Bart über ihre nackte Schulter, um ihr ein leises Kichern zu entlocken. Es wäre furchtbar einfach gewesen heute Morgen in dem warmen Bett zu bleiben, sich umzudrehen, Nami zu küssen und eine Hand unter die Bettdecke wandern zu lassen. Allerdings wäre das nicht sonderlich schlau gewesen. Immerhin konnte man es einer Frau wie Nami nicht zu einfach machen. Das was sie an ihm interessierte, war das Mysteriöse und das Unnahbare. In dieser Hinsicht musste er ihr nicht viel vorspielen, denn er war kein Mann, der besonders einfach Emotionen zeigte und offen alle Karten auf den Tisch legte. Das funktionierte in seiner Welt nicht, sondern führte eher zum Tod, den er gern noch eine Weile aufschieben würde.

„Law?“, rief ihm Doflamingos Stimme aus seinen Gedanken.

Er blinzelte. „Hm?“

Ein weiteres Lachen folgte, triefend vor Spott. „Wo warst du mit deinen Gedanken? Bei dieser Frau? Hat sie dich etwa schon um den Finger gewickelt? Ich hätte nicht gedacht, dass du so einfach bist.“

Law schnaufte. „Sie ist ein Mittel zum Zweck.“

Eine kurze Pause folgte. Glaubte Doflamingo ihm nicht? „Hauptsache, du verlierst das Wesentliche nicht aus den Augen“, sagte Doflamingo. „Melde dich morgen wieder bei mir.“ Damit war die Leitung tot und Law beendete den Anruf, das Mobiltelefon anstarrend, als könnte er hindurch und Doflamingo ins Gesicht sehen. Er hatte so viele Jahre daran gearbeitet, um in der Organisation aufzusteigen – und dieser Auftrag würde ihm das nicht kaputtmachen.

Seine Kiefernmuskeln spannten sich an, als er die Zähne aufeinander biss. Er verstaute das Handy wieder in der Tasche, bevor er zum Bett hinüberging und sich auf den Rand fallen ließ. Die Müdigkeit ließ seine Augen brennen, ebenso wie das helle Tageslicht, welches durch das einzige Fenster im Raum fiel. Es war früh, aber es gab noch einiges zu tun, wenn heute Abend alles reibungslos ablaufen sollte. Trotzdem konnte er der Hämmern hinter seinen Schläfen nicht vollständig vergessen, welches ihn an die Drinks von gestern erinnerte, an seine Nacht mit Nami.

Sich mit einer Hand über das Gesicht fahrend strich Law anschließend seine kurzen Haare zurück, bevor er sich wieder aufsetzte und sicherging, dass er die Zimmerschlüssel bei sich trug. Er verließ ein weiteres Mal das Zimmer, in dem er sich ohnehin nur zum Schlafen und zum Telefonieren aufhielt. Erst einmal musste er noch einige Besorgungen erledigen, denn der nächste Schritt in seinem Plan war von höchster Wichtigkeit.
 


 

IX

Ace war furchtbar ruhig. Das war das Erste, was Nojiko an ihm bemerkte, als sie ihn vor ihrer Tür vorgefunden hatte. Ob das mit dieser ganzen Sache mit diesem Flamingo-Typen zu tun hatte oder weil Nojiko sich gestern früh ungefragt eingemischt hatte, konnte sie jedoch nicht mit Sicherheit sagen. Sie fragte auch nicht nach. Das war alles Neuland für sie. Nicht nur, dass sie ewig mit niemandem mehr ausgegangen war, doch sie war auch noch nie in derartige Dinge verwickelt gewesen. Das war sie auch jetzt nicht, aber... sie konnte nicht gänzlich von der Welt, in der Marco und Ace lebten, abgeschottet sein. Ihre Welten begannen sich zu überschneiden, dies konnte Nojiko ganz deutlich spüren. Genauso deutlich, wie sie auch Aces Anspannung wahrnahm, obwohl er lässig mit der Hüfte am Küchenschrank lehnte und sie durch den offenen Durchgang beobachtete. Ein faules Schmunzeln lag auf seinen Lippen, welches Nojiko jedoch nicht über seine Ernsthaftigkeit hinwegtäuschen konnte.

„Bist du nur vorbeigekommen, um mir bei der Arbeit zuzuschauen?“, fragte sie und hob eine Augenbraue. Sie wrang das Handtuch über dem Eimer aus, der bereits halbvoll mit Wasser war. Erst danach wischte sie weiter das Regenwasser auf, welches durch die Decke geweicht war. Glücklicherweise hatten sie einen Holzboden im Esszimmer, was es um einiges einfacher machte. Der Kochtopf hatte nicht ausgereicht und Nojiko hatte es aufgeschoben, sich darum zu kümmern. Es war zu deprimierend und obwohl sie es sich heute Morgen schon vorgenommen hatte, war sie letztendlich in Bellemeres Zimmer gelandet. Das Schlafzimmer ihrer Mutter war auch heute noch ein Ruheort, an dem sie sich gern zurückzog, wenn ihr etwas über den Kopf wuchs. Doch erst nach dem kleinen Nickerchen zu dem Nami sie verdonnert hatte, fühlte sie sich wieder wacher und optimistischer. Optimistisch genug, um sich die aufgeweichte Esszimmerdecke und dem Regenwasser zu stellen, von den ganzen anderen Dingen, die am Haus gemacht werden mussten, ganz zu schweigen.

Ace erlaubte sich inzwischen ein Zucken der Schultern. „Nicht wirklich.“ Seine Antwort blieb vage und Nojiko hob den Kopf, um ihn mustern zu können.

„Wo ist Marco?“, wechselte sie das Thema, als er nichts hinzufügte.

„Bei Paps. Er hilft Vista einige Aufträge zu organisieren. Wir haben ausgemacht, dass wir uns zu Hause treffen.“ Aces Lächeln wuchs. „Du kannst wieder bei uns übernachten, wenn du willst.“

Nojiko stieß ein belustigtes Schnaufen aus und richtete sich auf. „Nein, danke. Mein Rücken hat bei dem schmalen Bett zu dritt doch ein wenig gelitten. Nächstes Mal vielleicht.“ Sie stemmte eine Hand in die Hüfte und hob den Eimer am Griff mit der anderen an, um ihn zum Küchenwaschbecken zu tragen und zu entleeren.

Aces Augen folgten ihr und ruhten auf ihren Rücken, obwohl er sich selbst nicht vom Fleck bewegte. „Es war also gestern dein Ernst, als du gesagt hast, dass wir ein größeres Bett kaufen sollen.“

Es war keine Frage, aber vielleicht fühlte sich Nojiko deswegen so ertappt. Sie blieb mit dem Rücken zu Ace stehen und trocknete sich die Hände an einem Handtuch ab. „Geld genug habt ihr ja. Es liegt immer noch da in der Schublade.“ Eine wegwerfende Handbewegung folgte. Sie war von einem Moment der Stille begleitet, der schwer wog.

Erst nach einigen Sekunden, in denen Nojikos Hände unlängst trocken waren, sie aber dennoch das Handtuch umklammert hielt, hörte sie das Öffnen jener Schublade. Die Erleichterung, die sie erwartet hatte, blieb aus, was Nojiko verwirrt den Wasserhahn anblinzeln ließ. Trotzdem... Sie wollte, dass Ace das – sein! – Geld zurücknahm und es für sich ausgab. Für was spielte für sie keine Rolle. Es war nun mal nicht ihr Geld und deshalb ging es sie nichts an.

Durchatmend wirbelte Nojiko herum, ein Lächeln auf den Lippen tragend. Dieses erblasste sogleich wieder, als ihr Blick auf Ace fiel und ihre Worte blieben ihr in der Kehle stecken. Die Schublade stand offen und er hatte den Briefumschlag, der viel zu viele Geldscheine enthielt, in der Hand. Doch diese Hand war stumm in ihre Richtung ausgestreckt, während in Aces dunklen Augen der Schalk funkelte.

„Was?“, fragte er, als konnte er ihr die Frage von der Stirn ablesen. „Hast du gedacht, es ist so einfach?“ Er legte den Kopf schief und erlaubte sich ein einseitiges Grinsen. „Es ist nicht mehr mein Geld“, sagte er und gab somit zum ersten Mal wörtlich zu, dass es ursprünglich zumindest von ihm stammte. „Ich hab es dir geschenkt. Einen geschenkten Gaul guckt man nicht ins Maul... oder so ähnlich.“

Nojiko schürzte die Lippen, konnte aber ein belustigtes Lächeln nicht vollständig unterdrücken. Das wollte sie auch nicht. Ace sollte ruhig wissen, dass er sie amüsierte. „Ich glaube nicht, dass dieses Sprichwort hier passt, Ace.“ Sie schüttelte den Kopf und legte das Handtuch beiseite, die ausgestreckte Hand mit dem Briefumschlag ignorierend. „Außerdem wüsste ich nicht, was ich mit dem ganzen Geld machen sollte.“

„Keine Ahnung, vielleicht ein paar Reparaturen am Haus vornehmen?“, schlug Ace vor und überbrückte den Abstand zwischen ihnen mit zwei langen Schritten. Er drängte sie mit seinem Körper gegen den Waschbeckenschrank hinter ihr, bis sie dagegen lehnte. Nojiko stützte sich mit den Händen hinter sich ab, doch Ace umfasste ihr Handgelenk. Sein Griff war sanft, locker genug, um sich ihm zu entziehen. Am ersten Tag wäre das kein Problem gewesen, da hätte sie ihn ohne weiteres in die Schranken gewiesen, doch inzwischen hatte Ace eine andere Wirkung auf sie. Sein Charme war verlockender geworden und seine Gegendwart einnehmender. Sie konnte das Blut in ihren Ohren rauschen hören, während seine Körperwärme die winzige Distanz zwischen ihnen überbrückte.

Er schob den Umschlag in ihre Hand und schloss ihre Finger darum, wobei sein Blick auch weiterhin ihren hielt und ihn buchstäblich festnagelte. „Es ist okay das Geld zu nehmen. Es ist jetzt deins, Nojiko.“

Ein ersticktes Lachen steckte in ihrer Kehle. Nur Ace konnte es so nonchalant klingen lassen, jemanden ein kleines Vermögen ohne jeglichen Hintergedanken zu schenken. Nojiko wäre es lieber gewesen, wenn er welche gehabt hätte. Aber nein, stattdessen tat er es nur aus der Güte seines Herzens und weil er aus irgendeinem Grund einen Narren an ihr gefressen hatte.

Sie schüttelte kaum merklich den Kopf und senkte den Blick auf den Briefumschlag, den sie hielt. „Ich weiß beim besten Willen nicht, was du siehst.“ Ihr Ton war leiser, als sie beabsichtigte, aber Ace lachte sie aufgrund ihrer Worte nicht aus.

Seine Lippen fanden den Platz an ihrer Schläfe und seine Hände legten sich an ihre Wangen, warm und selbst nach kurzer Zeit viel zu vertraut. Er beugte sich zu ihr hinunter, um sie zu küssen. Ein sanfter Kuss war von einem längeren und tieferen gefolgt. „Wirst du das Geld für das Haus benutzen?“, flüsterte er gegen ihre Lippen und sein Atem auf ihrer Haut verursachte ihr erneutes Herzflattern.

„Wenn du drauf bestehst...“, erwiderte sie und Ace nickte, grinsend und viel zu schnell. Belustigt legte Nojiko die Arme um seinen Nacken, um ihn erneut heranzuziehen und ihren Mund auf seinen zu pressen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Hisoka_Hebi
2021-08-19T17:29:54+00:00 19.08.2021 19:29
Ich bin wieder voll auf begeistert und weiß gar nicht wo ich anfangen soll, deshalb lass ich es einfach. Dein Personenwechsel, die verschiedenen Situationen und Gefühle, alles passt perfekt harmonisch zusammen :)
Von: abgemeldet
2016-09-11T17:16:51+00:00 11.09.2016 19:16
Ich finde es immer wieder bewundernswert, wie gut du die einzelnen Charaktere triffst. Law mit seiner Zurückhaltung, Nami mit ihrer kecken Art, die alles bedenkende Nojiko, der immer absolut gefasste Marco und der Hitzkopf Ace. Selbst die, die gar nicht so viele Auftritte haben, bekommen ihre eigenen kleinen Geschichten und kommen authentisch rüber. Ich mag das sehr. Ich kriege immer wieder Feels, wenn ich neue Kapitel von dir lese.
Sehr schön finde ich auch die Idee, dass die beiden Mädels ein Zimmer extra für Bellemeres Andenken erhalten. Das ist wirklich toll. Im Manga war es das Kreuz auf der Klippe und in deinem Fall ein ganzes Zimmer. Gefällt mir wirklich gut. Auch diese Parallelen, die du nahe am Original entlang verlaufen lässt, sodass es etwas eigenes wird, aber man trotzdem auch den Manga drin erkennt. Da kann ich mir echt ne Scheibe abschneiden, wenn ich mal wieder Fanfictions schreiben sollte. ;)
Und dann sind mir noch die Rückblicke in die Vergangenheit mancher Jungs positiv aufgefallen, auch wenn ich da Marcos Part ein bisschen vermisst habe, aber vielleicht bekommt man ja auch in seine Vergangenheit einen kleinen Einblick. Bei ihm ist es halt wirklich schwierig. Man weiß so gar nichts über ihn, was ja gerade das ist, was ihn so interessant macht. Ich hab ihn so gern. Sie alle. Und genieße jede Zeile so sehr. Ich hoffe echt, das geht noch eine Weile weiter. =)


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