Whitebeards Söhne & Töchter von Votani (Marco x Ace x Nojiko | Law x Nami) ================================================================================ Teil 4: Crossfire [1] --------------------- "It seems like we need someone to know us as we are — with all we have done — and forgive us. We need to tell. We need to be whole in someone’s sight: know this about me, and yet love me. Please." - Sue Miller, While I Was Gone I Von unten drang die Stimme des Kommentators aus dem Fernseher, der leidenschaftlich Spielernamen ausrief und die Vorgänge des Footballspiels mitteilte. Thatchs Proteste gesellten sich hinzu, während ein Hämmern aus dem oberen Stockwerk des Hauses drang. Summend warf Ace die Tasche in seiner Hand über die Schulter und erklomm die Treppe. Noch bevor er die letzte Stufe hinter sich gelassen hatte, erhaschte er einen Blick auf Marco und Nojiko durch die offenstehende Schlafzimmertür. Marco hockte mit Hammer und Schraubenzieher zwischen einem Haufen länglicher Bretter auf dem Boden und Nojiko stand mit einem ausgebreiteten Bauplan in den Händen neben ihm. „Ihr hättet einfach das bisschen Geld mehr zahlen sollen, damit die Lieferanten das Bett aufbauen“, gluckste Ace, als er sich den Weg zwischen den herumstehenden Möbeln im kleinen Flur suchte und im Türrahmen zu Nojikos Schlafzimmer zum Stehen kam. Die obere Etage war im Chaos versunken, da sie das Schlafzimmer komplett hatten ausräumen müssen, um das Bett aufbauen zu können. „Würdest du nicht immer verschwinden und stattdessen mit anpacken, wären wir vielleicht schon weiter“, bemerkte Marco und schenkte ihm einen unbeeindruckten Seitenblick. Wenigstens ein Stück des Bettgestells stand schon. Marco zog ein weiteres Brett heran, kürzer als die anderen und offensichtlich das Stück, welches das Kopfende bildete. „Du musst es einmal drehen“, informierte Nojiko, bevor sie die Tasche musterte, die über Aces Schulter geschwungen war. Sie hob eine Augenbraue in stummer Frage. Ace grinste. „Ein paar Sachen von Paps’ Haus. Es haben sich doch einige von uns dort angesammelt.“ Sie sprachen nicht oft über Whitebeard und den Vorgängen in der Villa seines alten Herren. Anfangs hatte Nojiko ihre Beziehung von ihrer Verbindung zu Whitebeard und den Jungs abschirmen wollen, doch ihr Schweigen bestätigte Ace, dass sie längst verstanden hatte, dass das unmöglich war. Dass diese Welt ein Teil von Marco und ihm war und irgendwie schaffte Nojiko es, das zu akzeptieren. Ace ließ die Tasche sinken, bis sie neben seinen Beinen auf dem Boden lag. Über sie hinwegsteigend kletterte er über das halbfertige Bettgestell hinüber, um schmunzelnd nach dem Plan in Nojikos Händen zu greifen und ihn zu senken. Seine freie Hand zog Nojiko im Nacken heran, zögerte jedoch und fragte somit nach Erlaubnis, als ihre Lippen nur noch Zentimeter voneinander getrennt waren. Nojiko schnaufte. „Du bist ein Idiot“, murmelte sie, doch ihr lächelnder Mund presste sich dennoch gegen seinen. „Ihr seid im Moment keine große Hilfe“, beschwerte sich Marco, doch sein Ton blieb halbherzig. Aces Finger rutschten ertappt aus Nojikos Nacken und er hob abwehrend die Hände. „Schon gut, schon gut. Ich bin sicher nicht hier, um deine Helferin von der Arbeit abzulenken. Tut einfach so, als sei ich nicht da.“ Er kehrte zu der mitgebrachten Tasche zurück, schnappte sie sich und öffnete stattdessen den eingebauten Wandschrank. Die Regale auf der linken Seite waren freigeräumt und leere Bügel waren hingehangen worden. „Eh? Als ob das möglich wäre...“, murrte Marco, wischte sich den Schweiß von der Stirn und schraubte das nächste Brett an den Rahmen heran, während sein Blick zu der in Folie eingepackten Matratze hinüberwanderte, die an der Wand lehnte und breit genug für drei Personen war. Ace grinste, als er diesen Blick auffing. Vor einer Weile waren es nur Marco und er gewesen, sie und Paps und ihre Brüder. Nun bauten sie sich etwas mit Nojiko in diesem Haus auf, in dem es vor kurzem noch schrecklich leise und leblos gewesen war – und in Aces Bauch kribbelte es bei dem Gedanken, dass Nojiko sich für sie entschieden hatte. Nojiko lehnte sie nicht ab, obwohl ihre Beziehung nicht der Norm entsprach, genauso wenig wie ihr Job es tat. Die Wohnung von Marco und ihm mochte mitsamt ihres Hab und Guts abgebrannt sein, doch er wurde das Gefühl nicht los, dass es einen Sinn gehabt hatte. Im ersten Moment hatte es nicht so gewirkt, doch Nojikos Angebot hatte seine Meinung ein klein wenig geändert. Diese Eingebung war neu, doch seit er sich auf den Key Inseln befand, hatte sein Leben ohnehin eine Wandlung durchlaufen. Sie war schleichend gekommen, gefördert durch Paps Vertrauen in ihm und Marcos Blicke, die selbst jetzt noch Feuer auf seiner Haut darstellten. „Wir brauchen mehr Bügel“, sagte Ace, als er die zusammengeknüllten Klamotten aus der Tasche aufgehangen und noch ein paar von Marcos violetten Hemden übrig hatte. „Lass sie einfach in der Tasche. Ich kümmere mich später drum“, antwortete Nojiko. „Nami müsste noch welche in ihrem Schrank haben. Sie sammelt sie, was kein Wunder bei all ihren Sachen ist...“ „Wir werden noch so einige Dinge brauchen...“, bemerkte Marco und erhob sich mit knackenden Knien, um das fertige Bettgestell zu betrachten. „Einen zweiten Nachttisch, zum Beispiel. Mit einer zweiten Lampe. So unruhig wie du schläfst, Ace, steht man nachts schon mal auf.“ „Wer schläft hier unruhig?“, beschwerte sich Ace. Nojiko lachte. „Da muss ich Marco allerdings recht geben“, sagte sie. „Erinnerst du dich noch an die Nacht, die ich bei euch verbracht habe? Deine Arme und Beine waren überall. Du hast das ganze Bett versucht einzunehmen und lagst halb auf mir drauf, Ace.“ „Daran würde ich mich erinnern. Das kann also—“, begann Ace, doch Marco unterbrach ihn, als er mit einem belustigten Schnaufen einen Schritt auf ihn zumachte und ihm den Hut ins Gesicht stulpte. II Nami wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Die gelegentlichen Brisen, die vom Meer herangetragen wurden, taten rein gar nichts, um ihr Abkühlung zu verschaffen. Das Bikinioberteil war durchgeschwitzt und nur der Sonnencreme war es zu verdanken, dass ihre Haut dank der regelmäßigen Gartenarbeit langsam einen dunkleren Ton annahm und sie keine Sonnenbrände entwickelte. Sie hob die letzten abgeschnittenen Äste vom Boden auf und warf sie auf den kleinen Komposthaufen, der sich zwischen einigen Orangenbäumen angesammelt hatte. Anschließend schlüpfte sie aus den Gartenhandschuhen und warf sie im Vorbeigehen auf den Stuhl, der neben der Tür zum Haus stand. Das war genug körperliche Arbeit für heute, denn immerhin wollte sie sich nicht überanstrengen. Das gewisse Schwächegefühl unterlag noch immer ihrem Körper, obwohl es von dem Sturm kaum noch Spuren gab. Die umgefallenen Palmen wurden fortgeschafft und auch die letzten Pfützen, die der heftige Regen hinterlassen hatte, waren getrocknet. Doch das ungute Gefühl, welches sich auf ihren Körper ausübte, blieb. Bis jetzt hatte sie sich stets auf ihren sechsten Sinn verlassen können, aber im Moment kam ihr ihre Intuition fast wie Paranoia vor. Sie war unbegründet. Im Moment lief es gut und Nami war... glücklich. Dieses Gefühl kam ihr fremd vor, denn bisher bestand ihr gesamtes Leben aus einem einzigen Weglaufen. Erst vor ihrer Adoptivmutter, der sie einst im Zorn vorgeworfen hatte, nicht gut genug für sie zu sorgen, danach vor ihrem Tod und vor dem Schmerz. Vor Nojikos Schmerz, von dem Nami gewusst hatte, dass ihre Schwester ihn tief in sich begraben würde, um für Nami stark zu sein, obwohl sie das nicht wollte. Ihre Entscheidung, die Uni zu verlassen und nach Key West zurückzukehren, war schwer gewesen, doch sie bereute es nicht. Bellemeres Abwesenheit wog immer noch schwer, aber ihre kleine Familie hatte sich nicht aufgelöst, sondern war gewachsen. Der Fernseher dröhnte so laut, dass sie jedes einzelne Wort problemlos aufschnappte, als sie die Küche betrat. Kopfschüttelnd wusch sich Nami die Hände und das Gesicht, bevor sie mit dem Handtuch ins Wohnzimmer spazierte. Thatch lag ausgebreitet auf dem Sofa, mit den Beinen auf dem Coachtisch gebettet. Als er ihre Anwesenheit bemerkte, wanderten seine Augen in Zeitlupe von ihrem Gesicht hinunter zu ihrem Bikinioberteil und der kurzen Shorts. Ein faules Lächeln zog an seinen Mundwinkeln, was vermutlich charmant wirken sollte, Nami aber mit den Augen rollen ließ. „Du hast Makino, wenn ich mich recht erinnere“, kam sie ihm zuvor, als er den Mund öffnete. „Also heb dir deine Worte für sie auf.“ „Hey“, brummte er und setzte sich auf, bis er im Schneidersitz saß. „Ist es jetzt schon ein Verbrechen einer hübschen Frau ein Kompliment zu machen?“ Doch sein sogenannter Charme perlte an Nami ab, denn darauf fiel sie bei einem Mann nicht rein. Ganz besonders nicht, wenn er es so offensichtlich machte und sich nicht einmal anstrengte. Sie schmunzelte. „Ja. Vor allem, wenn wir beide bereits vergeben sind.“ Ihr Blick wanderte zu der Wanduhr über dem Fernseher. „Apropos... Law dürfte bald vorbeikommen. Sei so gut und öffne ihm die Tür. Ich geh nämlich jetzt erst einmal duschen.“ Sie zog das Zopfband aus ihren Haaren und sie wallten ihr über die Schultern, bevor sie Thatch den Rücken kehrte und die Treppe ansteuerte. Thatch verbog sich, um ihr hinterher sehen zu können. „Oder ich könnte dir Gesellschaft leisten. Braucht nicht jeder jemanden zum Schrubben des Rückens?“ Nami schmunzelte, denn sein Unterton verriet, dass es ohnehin nur halber Ernst war. „In deinen Träumen, Thatch.“ Zwar mochte sie Thatch noch nicht so gut kennen, aber er schien nicht der typische Macho zu sein. Jedenfalls war er ein guter Freund von Marco und Ace, der ihre Beziehung mit Nojiko unterstützte. Außerdem hatte sie ihn schon einige Male mit Makino zusammen im Grandline gesehen. Seine Blicke sprachen Bände und waren kein Vergleich zu denen, mit denen er sie anschaute. Außerdem machte sich Nami nichts vor, ihr war schon jetzt klar, dass Thatch inoffiziell mit Marco und Ace eingezogen war und von nun an häufig ihr Sofa besetzen würde. „Wie ich sehe, seit ihr mit dem Bett fertig geworden“, sagte Nami, als sie auf dem Weg zu ihrem Bad an Nojikos Schlafzimmer vorbeikam. Das Bett war breit genug für drei Personen, nahm jedoch den Raum ein. Marco und Ace schleppten Nojikos Kommode vom Flur aus hinein, um sie unter dem Fenster abzustellen, während Nojiko einigen Krimskrams im Einbauschrank verstaute, da sie ihre andere Kommode aufgeben musste. Nojiko schenkte ihr ein schmales Lächeln, errötete jedoch. „Leider passt nicht mehr alles rein“, wechselte sie das Thema. „Wahrscheinlich werde ich einige Dinge in Bellemeres Schrank unterbringen, damit Marco und Ace etwas mehr Platz haben.“ „Wir brauchen nicht viel. Eine Schublade reicht. Die können Marco und ich uns teilen“, warf Ace ein. Nojiko schnaubte belustigt. „Wundert mich nicht, so freizügig, wie du immer rumläufst.“ „Meistens ziehst du sowieso meine Hemden an, Ace“, gab Marco zu bedenken und beäugte das hellblaue Hemd, welches Ace offen um die Schultern hing. „Habt ihr euch gegen mich verschworen?“, erkundigte sich Ace, die Hand in die Hüfte stemmend. „Das kommt dir nur so vor“, erwiderte Nojiko, doch die Grüppchen in ihren Wangen straften ihre Worte Lügen. „Tja… willkommen in der Familie, Ace“, sagte Nami und zwinkerte ihm zu. „Jetzt kann Nojiko endlich auch mal jemand anderen necken.“ Die Proteste ihrer Schwester schallten hinter ihr her, als Nami den Weg zum Badezimmer fortsetzte. Insgesamt hatte das Haus zwei Bäder, die sich beide im oberen Stockwerk befanden. Eines lag zwischen Bellemeres und Nojikos Schlafzimmer, das andere in Namis Zimmer. Bellemere hatte damals die Zimmer mit ihr getauscht, damit sie ihr eigenes Bad hatte, weil sie scheinbar von allen dreien am längsten in ihm brauchte. Selbst nach Bellemeres Tod und ihrem Auszug hatte Nojiko alles im Haus erhalten, anstatt selbst im Zimmer einzuziehen und das größere Badezimmer für sich zu beanspruchen. Ihre Schwester war einfach zu gut für diese Welt… Summend spazierte Nami ins Bad, trat mit einem Bein hinter sich die Tür zu und öffnete den Verschluss ihres Bikinioberteils. Sie streifte es ab, gefolgt von ihrer Shorts. Law würde bald hier sein… Obwohl sie eigentlich für den späten Abend verabredet gewesen waren, hatten sie ihr Treffen ein paar Stunden vorgezogen, da es ein paar Liveauftritte in einer der Bars gab, die Nami besuchen wollte. Da sie aber auch nicht allein hingehen wollte, war Law die perfekte Gesellschaft. Interessante Gesellschaft, korrigierte sich Nami gedanklich, als sie unter die Dusche stieg. Die Worte, die sie an Thatch gerichtet hatte, geisterten noch immer in ihrem Kopf herum. Sie beide waren vergeben… Nami war nicht vergeben, nicht an Law, denn dieser war nichts als ein Besucher auf den Key Inseln. Er war ein vorläufiger Teil ihres Lebens, ein gutaussehender dazu. Während Thatch sie unweigerlich an ihren Exfreund Sanji erinnerte, der jedem Mädchen hinterhergesehen hatte, ihr letztendlich jedoch treu geblieben war, hatte sie Laws ungeteilte Aufmerksamkeit. Das wollte sie an einem Mann. Sie wollte die einzige sein, an die Law dachte. Nami belächelte ihren eigenen Gedanken, der in eine Sackgasse führte, weil es keine Zukunft für diese Beziehung gab. Außerdem war sie nicht auf eine aus, nicht mit Law und auch mit niemand anderen. Das Wasser war erfrischend kühl, als es ihren Körper hinunterfloss und im Abfluss verschwand. Nami konnte den Schweiß abwaschen, aber nicht die Frage, die unbeantwortet im Raum lag: Oder irrte sie sich und sie wollte mehr als nur Sex? III „Die Tür ist offen“, rief eine Stimme nach seinem Klingeln, die weder Nami noch ihrer Schwester gehörte. Sie gehörte auch nicht Marco oder Ace, das wusste Law genau. Trotzdem ergriff er den Türknauf und öffnete die besagte Tür, um in das Haus der Schwestern einzutreten. Der Mann mit der Haartolle warf ihm einen Blick vom Sofa aus zu, ehe er die Lautstärke des Fernsehers wieder lauter drehte, als ob man nicht auch so den Kommentator bis draußen hören konnte. Law verweilte in der Nähe des Eingangs, die Hände in den Hosentaschen seiner Jeans vergraben. Nur seine Augen ruhten auch weiterhin auf dem anderen Mann, der auf der Couch lag, als gehörte das Haus ihm. Doch Laws Nachforschungen hatten ergeben, dass es keine weiteren Verwandten in Nami und Nojikos Leben gaben, denen sie nahstanden. Ihre Mutter war verstorben, ihr biologischer Vater unbekannt und ihr Stiefvater war schon an Krebs gestorben, bevor Bellemere bei dem Unfall ums Leben gekommen war. Viele enge Freunde gab es auch nicht. Nami war lange fortgewesen und hatte sich bisher nicht die Mühe gemacht, um mit alten Bekannten großartig anzubändeln. Auch Nojiko hatte sich nach dem Tod ihrer Mutter mehr und mehr isoliert und von allen alten Familienfreunden war Makino die engste, weshalb sie ihr auch den Job im Grandline gegeben hatte. Die hier ansässigen Bewohner, insofern sie nicht zurückgelebt lebten, nahmen selten ein Blatt vor den Mund. Ganz besonders nicht, wenn Alkohol im Spiel war und längst ihre Zungen gelockert hatten. Law war niemand, der andere Leute einfach um den Finger wickeln und ihnen Geheimnisse entlocken konnte, doch er besaß eine Unauffälligkeit und ein gutes Gehör, wodurch er vielen Unterhaltungen beiwohnen konnte. Gerade in den Bars schnappte man einige interessante Dinge auf. „Du bist bestimmt wegen Nami hier. Sie ist unter der Dusche“, plapperte der Mann beiläufig und ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen. Er gestikulierte mit der Hand, während seine Augen auf den Fernsehbildschirm klebten. „Sie hat gesagt, du kommst vorbei. Law, richtig? Ich bin Thatch, sozusagen ein Freund der Familie. Setz dich zu mir. Magst du Football?“ Langsam setzte sich Law in Bewegung und schlenderte auf Thatch und das Sofa zu. Eigentlich war er jemand, der nachforschte, einen Plan erstellte und sich an ihn hielt. Überraschungen mochte er nicht, obwohl er wusste, dass sich diese nicht immer vermeiden ließen. Thatch war eine Überraschung, gleichzeitig sagte ihm der Name jedoch etwas. Er war schon einmal gefallen, als Doflamingo nach Key West gekommen war, nachdem einer ihrer Leute in Texas ermordet worden und Geld gestohlen worden war. Die Spuren hatten zu Whitebeard und seinen Söhnen gedeutet. Law erinnerte sich nicht mehr genau daran, doch er hatte einen von Whitebeards Männern zum Russisch Roulette gegen Cirkies gezwungen. Nur das Einschreiten von Whitebeard hatte einen weiteren Tod verhindert. Law bezweifelte jedoch, dass er seine Söhne dauerhaft vor Doflamingo und seinem ungebändigten Ehrgeiz beschützen konnte. Doflamingo war am Aufrüsten und Laws Anwesenheit hier war nur der Anfang. „Ich kenne mich mit Football nicht besonders aus“, antwortete Law verspätet, obwohl er nicht einmal sicher war, dass es Thatch auffiel. Dieser musterte ihn aus den Augenwinkeln und ein belustigtes Grinsen zeigte sich auf seinem bärtigen Gesicht. „Nami scheint einen eigenartigen Geschmack an Männern zu haben.“ Law zuckte mit den Schultern. „Ich habe noch nicht so viele von denen getroffen, mit denen Nami ausgegangen ist.“ Zudem erkannte Law es, wenn man ihn zu provozieren versuchte. Thatch testete ihn, auch wenn Law den Grund nicht verstand. Doch nun, da er Thatchs Namen kannte und ihn Whitebeards Organisation zugeordnet hatte, war die anfängliche Verwirrung über seine Anwesenheit in diesem Haus verpufft. Er war ein Freund und sogenannter Bruder von Marco und Ace, was nur bedeuten konnte, dass sie ebenfalls hier waren. Kurz huschte sein Blick zur Treppe hinüber, bevor sie zu Thatch zurückkehrten, der sich halb an seinem eigenen Lachen verschluckte. Obgleich seiner sogenannten Liebe für Football galt seine Aufmerksamkeit nun Law. Er war nicht so naiv und unvorsichtig, wie er Law anfangs Glauben gemacht hatte. Law musste vorsichtig bleiben! „Gute Antwort, gute Antwort“, sagte Thatch und schlug ihm spielerisch mit der Hand gegen den Oberarm. „Ist vielleicht auch besser so. Frauen sind ganz besondere Kreaturen, die man nur schwer durchschauen kann. Glaub mir, ich kann ein Lied davon singen. Mich haben schon Hunderte von Frauen abgewiesen. Aber das war früher, nun bin ich ein anderer Mann. Ein Mann, der nur einer einzigen Frau gehört und das ist Makino. Sie ist—“ Thatch erzählte weiter, doch Law blendete seine restlichen Worte aus, als er diese Neuigkeit analysierte. Er war mit Nojikos Freundin Makino zusammen, welche das Grandline besaß. Vielleicht hatte sich Law geirrt, womöglich war Thatch doch ein kompletter Vollidiot, der direkt vor dem Feind aus dem Nähkästchen plauderte. „Hey, wenn das nicht Law ist!“, rief Ace hinter ihnen und kam polternd die Treppenstufen hinunter. Ein breites Grinsen auf dem Gesicht tragend ließ er sich auf der Armlehne des Sofas nieder, um ungefragt einen Arm um Laws Schultern zu legen und ihn kurzerhand in den Schwitzkasten zu nehmen. Laws Mütze fiel zu Boden und die Luft wurde ihm von Aces Arm gegen seine Kehle abgeschnitten. „Ace, willst du den armen Jungen ersticken?“, fragte Marco, der zusammen mit Nojiko ebenfalls die Treppe herunterkam. Thatch beugte sich grinsend vor, um Law ins Gesicht zu sehen. „Ja, Ace, er läuft schon rot an.“ Ein Lachen ausstoßend ließ Ace abrupt von ihm ab und Law sank hustend und mit schwarzen Punkten vor seinen Augen nach hinten gegen die Sofalehne. Nojiko lachte verhaltend hinter ihrer Hand. „Nami müsste gleich fertig sein“, sagte sie jedoch im versöhnlichen Ton, während Law seine Kehle rieb. „Wisst ihr schon, wo ihr hingeht?“ „Es gibt eine Reihe an Liveauftritten in der Rip-off-Bar, die Nami sehen möchte“, erwiderte Law mit kratziger Stimme und warf Ace einen finsteren Blick zu, was dieser nicht bemerkte. „Vielleicht sollten wir auch hingehen. Klingt nach Spaß“, sagte Ace stattdessen, doch Marco schüttelte den Kopf und stemmte die Hände in die Hüften. „Und wer stellt die restlichen Möbel in der Zeit zurück?“ Ace zuckte mit den Schultern. „Thatch?“ „Lasst uns lieber was zu essen bestellen und hier bleiben“, warf Thatch ein und angelte eine Sekunde später bereits sein Handy aus der Tasche seiner weißen Stoffhose. „Koreanisch? Mexikanisch? Chinesisch? Oder vielleicht doch etwas von der Pizzeria?“ „Keine Pizza“, murmelte Marco, der den Weg in die Küche fortsetzte, um sich ein Glas Wasser zu holen. In der Zwischenzeit streckte Ace den Arm nach Nojiko aus. Er saß noch immer auf der Armlehne des Sofas und zog Nojiko heran, bis sie auf seinem Oberschenkel saß und seine Arme sich um ihre Taille schlangen. Seine Lippen küssten Nojikos Schulter, bis er sein Kinn auf ihrer Schulter bettete. Sie saßen so nah bei Law, dass er sogar den leichten Rotschwimmer auf Nojikos Wangen sehen konnte. Umständlich ertastete er seine Mütze auf dem Boden und hob sie auf, bevor er sein schwarzes Haar mit einer Hand glättete und sie wieder aufsetzte. Es war fast ein wenig traurig, dass keiner von ihnen auch nur die leiseste Ahnung zu haben schien, dass Law für die andere Seite arbeitete. Dass sie ihn so freundlich empfingen und ihn behandelten, als sei er ein Teil ihrer merkwürdig zusammengewürfelten Familie. Er sollte die bemitleiden, obwohl der schwere Klumpen in seinem Magen nicht an Mitleid erinnerte, viel eher an— „Ah, da bist du ja, Law“, erklang Namis melodische Stimme und Law drehte den Kopf, um sie auf der Treppe zu sehen. Ihre orangenen Haare waren noch feucht und hingen glatt ihrem Rücken hinunter, während das blau-weiße Minikleid ihre schlanke Figur hervorbrachte und die offenen Hackenschuhe ihre langen Beine betonten. Law stand auf. „Ich hoffe, sie haben dich nicht zu sehr in Anspruch genommen“, fügte sie hinzu und warf Ace, Nojiko und Thatch einen vielsagenden Blick zu. „Hast du Angst, dass wir Law vergraulen?“, gluckste Thatch, wartete jedoch nicht auf eine Antwort, sondern hielt sich das Mobiltelefon ans Ohr, bevor er zu bestellen begann. „Ich denke, Law weiß, dass die Jungs nur Spaß machen“, sagte Nojiko. „Nicht wahr, Law?“ „Natürlich“, erwiderte Law, beließ es jedoch dabei. Weniger war oft mehr und er musste aufpassen, dass er sich vor so vielen Leuten nicht verriet. Besonders vor Marco, der sich nur ein Zimmer weiter befand und der Vorsichtigste in dieser Gruppe zu sein schien. „Wollen wir dann?“, fragte Law, als er das Sofa umrundete und neben Nami zum Stehen kam. Ihre Augenbraue zuckte in aufreizender Manier, ehe sie nach seinem Arm griff und sich bei ihm einhakte. Sie zog ihn mit zur Tür. „Bis später, Nojiko. Es wird spät, aber es kann auch sein, dass ich bei Law übernachte.“ Anstatt auf eine Erwiderung zu warten, verließen sie gemeinsam das Haus und Law betrachtete die Frau an seiner Seite aus den Augenwinkeln, als sie den schmalen Pfad zur Stadt hinüber folgten. IV „Wenn Ace und du Nojiko heiraten und Nami Law heiratet, ist Law dann dein Schwieger-irgendwas? Dein Schwiegerbruder?“, fragte Thatch, der in die Küche getrabt kam. Wahrscheinlich hätte Marco wissen sollen, dass so eine absurde Frage folgen würde, jetzt da das Footballspiel vorbei war und Thatch nicht länger von seinem Lieblingssport abgelenkt war. Er wollte mit den Augen, als er an dem Wasserglas in seiner Hand nippte. „Drei Leute können nicht heiraten“, erwiderte Marco und unterdrückte das Gähnen, das in seiner Kehle steckte. Nachdem sie die halbe obere Etage umgestellt und das Bett zusammengebaut hatten, erfasste ihn doch die Müdigkeit. Die letzten Tage waren alles andere als ruhig gewesen. Nicht, nachdem ihre Wohnung abgebrannt war. Marco hatte den Firmen für Strom und Wasser Bescheid gegeben und sich mit der Versicherung auseinandersetzen müssen. Dem Polizeibericht zu Folge lag der Verdacht auf Brandstiftung, aber Genaueres war noch nicht bekannt – und Marco bezweifelte, dass nähere Details jemals das Tageslicht sehen würden. Für andere wäre dies ein Problem, für ihn weniger, denn Whitebeard hatte seine Mittel und Wege um Dinge herauszufinden. An Schlaf war in den letzten Tagen jedoch kaum zu denken gewesen. Die letzten Nächte hatten sie in Paps Villa verbracht, in dem kleinen Zimmer, das Marco noch immer dort zustand und welches er sich inzwischen dort ebenfalls mit Ace teilte. Dieser hatte sich wortwörtlich in jede Faser seines Lebens eingewoben, aber Heirat war etwas, das wahrscheinlich keiner von ihnen jemals in Erwägung ziehen würde. Dafür war ihr Leben zu ungewiss und sie selbst brauchten ihre Freiheit viel zu sehr. Er nahm an, dass Nojiko es genauso sah, jedenfalls zu diesem Zeitpunkt in ihrer Beziehung. Über Thatchs Schulter hinweg beobachtete er sie mit Ace auf dem Sofa. Ace hatte sich zurückgelehnt und Nojiko saß noch immer auf seinem Schoß. Nur die Anspannung hatte sich deutlich aus ihren Schultern gelöst und sie hatte die gerade Sitzhaltung verloren und lehnte stattdessen an Ace. Ihr gemeinsames Lachen drang durch das Wohnzimmer, als Ace sie seitlich auf das Sofa umkippte und ihren Hals küsste. „Aber was wäre wenn?“, beharrte Thatch. „Es ist eine theoretische Frage. Theoretisch!“ „Dann würde ich behaupten, dass Law nicht lange genug in Key West ist, um Nami zu heiraten“, antwortete Marco und Thatch stieß ein geplagtes Stöhnen aus. Bevor er zu einem Protest ansetzen konnte, ertönte die Türklingel und riss ihn aus seinen schwer zusammengesetzten Theorien. Marco stieß sich von dem Küchenschrank an, an dem er lehnte, stellte das Glas ab und ließ Thatch stehen. „Lasst euch nicht stören“, murmelte er Ace und Nojiko zu, die über die Sofalehne Richtung Tür schielten. Sie benahmen sich ein wenig wie kleine Kinder, aber Marco genoss es, sie so unbefangen zu sehen. Der Lieferant übergab ihm mit freundlichen Worten die kleinen Nudelboxen und Marco stellte sie auf dem Schrank neben der Tür ab, um den Mann bezahlen zu können. Auch wenn Thatch ihn zahlen ließ, besaß er wenigstens genügend Anstand, um ihm beim Herübertragen zum Wohnzimmertisch zu helfen. Thatch war dabei sich in den Sessel zu werfen, als er abrupt zum Stillstand kam. Mit einem theatralischen Lufteinziehen zog er sein Handy aus der Hosentasche und warf einen Blick auf das Display. „Du meine Güte, es ist schon nach acht Uhr? Warum hat mir das niemand gesagt? Ich hab Makino versprochen sie für ihre Pause im Grandline abzuholen!“, plapperte Thatch und griff sich zwei der insgesamt sechs Essensboxen. Anfangs hatte Marco angenommen, dass er aus Versehen für Nami mitbestellt hatte, nun runzelte Marco jedoch die Stirn. Thatch hatte das doch wohl nicht— „Makinos Pausen sind immer verdammt kurz. Sie isst auch durch den Zeitmangel nie richtig. Ich habe ihr schon einige Mal gesagt, dass sie endlich eine dritte Person einstellen sollte, aber hört sie auf mich? Genug Umsatz macht sie, um es sich leisten zu können, aber... Ich muss gehen. Ihr drei solltet euch aber einen schönen Abend machen.“ Thatch flitzte mit zügigen Schritten zur Tür hinüber, warf jedoch ein Zwinkern über seine Schulter. „Allein“, betonte er, bevor er durch die Tür schlüpfte und sie krachend hinter ihm zufiel. „Thatch ist so unauffällig wie ein Elefant im Porzellanladen“, murmelte Marco und setzte sich auf den Sessel, der nun doch nicht von Thatch eingenommen worden war. Er zog eine kleine Essensbox heran und öffnete sie. „Chinesisch“, kommentierte er, obwohl schon die mitgelieferten Stäbchen, die in Folie eingeschweißt waren, asiatisches Essen versprochen hatten. „Ich will nur, dass ihr wisst, dass ich nicht mit euch heute Abend Sex habe. Nicht, wenn Thatch es in die Wege zu leiten versucht“, fasste Nojiko zusammen, als sie sich aufsetzte. Die Anspannung war in ihre Schultern zurückgekehrt, während Ace noch immer hinter ihrem Rücken auf dem Sofa lag. Er stützte sich mit einem Ellenbogen ab und schenkte Marco ein amüsiertes Grinsen. „Falls es dich interessiert, ich bin eh zu müde“, begann Marco und reichte ihr ein Paar der verpackten Stäbchen. „Oh...“, entrann es Nojiko. „Na dann.“ Hinter ihr richtete sich Ace auf. „Und ich hab eine bessere Idee“, verkündete er und stand auf. Er schnappte Marco seine Essensbox unter der Nase weg und nahm auch seine in die Hand, ehe er zur Treppe spazierte. „Man kann das Bett auch ohne Sex einweihen.“ Mit diesen Worten verschwand er nach oben. Marco tauschte einen Blick mit Nojiko aus und beide nahmen die restlichen Utensilien, um ihm zu folgen. Oben im Schlafzimmer hatte Ace das Essen auf dem Nachttisch abgestellt und sich auf das frischgemachte Bett geworfen. Nojiko schmunzelte, als sie im Türrahmen stehen blieb. „Das hattest du im Sinn? Im Bett essen?“ „Bei Ace gehen schlafen und essen sowieso Hand in Hand“, sagte Marco und gesellte sich zu seinen Freund. Er legte alles auf dem Nachttisch ab und rutschte auf der Matratze nach hinten, bis er mit dem Rücken gegen die Wand lehnte und die ausgestreckten Beine verschränken konnte. Neben ihm veränderte Ace seine Position, bis er im Schneidersitz saß. „Wann hast du das letzte Mal im Bett gegessen? Ich wette, das ist schon eine ganze Weile her. Es ist wie ein Picknick auf einer weicheren Unterlage“, erklärte er Nojiko und sie löste sich langsam vom Türrahmen. Er streckte die Hand nach ihr aus, weil alles in ihm nach einer Berührung von Nojiko lechzte. Marco kannte das Verhalten von Ace, denn wenn Ace liebte, dann tat er es wie ein Süchtiger. Er liebte mit Haut und Haaren, mit jeder Zelle in seinem Körper. „Als Kind“, antwortete Nojiko und ein Hauch Nostalgie huschte über ihr Gesicht. Doch der Ausdruck wurde sogleich fortgewischt, als sie Aces Hand ergriff und sich auf das Bett ziehen ließ. Es erinnerte Marco unweigerlich an die Nacht, in der Nojiko bei ihnen in der Wohnung übernachtet hatte und ein Kribbeln ging durch seinen Körper, als er das Essen ein weiteres Mal an alle verteilte. „Guten Appetit.“ „Guten Appetit“, echote Nojiko und erlaubte sich ein verhaltenes Lachen. „Wenigstens ist es jetzt schön ruhig, wo Thatch weg ist.“ „Scheinbar ist sein Plan doch noch aufgegangen“, entrann es Marco. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)