Whitebeards Söhne & Töchter von Votani (Marco x Ace x Nojiko | Law x Nami) ================================================================================ Teil 4: Crossfire [4] --------------------- XIII „Der Plan ist einfach“, sagte Marco ohne um den heißen Brei herumzureden. Sein müder Blick wanderte über Thatch und Law, die auf dem Sofa saßen, bevor er zu Ace und Nojiko huschte, die mit verschränkten Armen vor ihm standen. „Law wird diese Monet anrufen und einen Geiselaustausch vorschlagen. Dadurch können wir sichergehen, dass es Nami gut geht und sie zurückbekommen.“ „Und wer sagt, dass sie darauf reinfällt?“, fragte Thatch mit gekräuselter Stirn. Er stützte die Ellenbogen auf den Oberschenkeln ab. „Weil es kein Trick ist“, antwortete Marco und ignorierte den verwirrten Ausdruck auf Aces Gesicht, der noch immer mit derselben Wut vermischt war, seit Marco ihn davon abgehalten hatte, Law aus dem Haus zu werfen. Es war absehbar gewesen, doch es war nicht der richtige Moment, um sich damit auseinander zu setzen. „Was redest du da, Marco?“, entwich es Nojiko und ihre Augenbrauen zogen sich in dieser kritischen Art zusammen, die Marco schon bei ihrer ersten Begegnung aufgefallen war. Aus der Geste sprach die pure Ungeduld und Skepsis. „Law wird Nami gegen mich eintauschen“, erklärte er und hob die Hand, bevor Ace protestieren konnte. Dieser schnappte nach Luft und trat einen Schritt vor, als wollte er Marco am Kragen packen und durchschütteln. Oder ihm denselben Kinnhaken verpassen, den auch Law sich eingefangen hatte. „Das ist was Doflamingo will. Was Monet will“, fuhr Marco unbeirrt fort und sah hinüber zu Law, der nicht widersprach, sondern schweigend und mit übereinander geschlagenen Beinen auf dem Sofa saß. „Wenn wir ihr geben, was sie will, kann sie die Übergabe nicht ausschlagen. Und dann—“ „Und was ist mit dir, Marco?“, platzte es nun doch aus Ace heraus. „Das ist doch Unsinn. Lass mich wenigstens den Lockvogel spielen. Du bist zu—“ „Alt?“, unterbrach Marco und Ace schoss die Hitze in das Gesicht. „Das ist ganz bestimmt nicht, was ich sagen wollte“, zischte er, beendete seinen Satz jedoch nicht, sondern wandte stattdessen den Blick ab. Doch jeder Muskel blieb zum Reißen angespannt und die angezogenen Schultern zeichneten sich deutlich unter dem Hemd ab, das er aus Marcos Schublade stibitzt hatte. Er wusste, dass Ace nicht aus sein Alter anspielte. Dass er sich gern als Lockvogel präsentiert hätte, um ihn und sie alle zu beschützen, aber... Marco empfand ähnlich. Nichts war ihm je wichtiger gewesen, als diese zusammengewürfelte Familie, die Whitebeard um sich herum gesammelt hatte. Es war ihm auch nichts wichtiger als zu wissen, dass Ace, Nojiko und Nami sicher waren. „Im Gegensatz zu dir bin ich in der Lage einen klaren Kopf zu behalten, Ace. Außerdem weißt du doch, wie gut ich mich aus Handschellen befreien kann“, brachte Marco es auf den Punkt, anstatt ihm oder sonst jemanden im Raum Honig um den Mund zu schmieren. „Wir werden auch nicht Paps und die anderen kontaktieren, bis wir Nami zurückhaben.“ „Was?“, entwich es Thatch und Ace wie aus einem Mund. Doch kein Muskel in Marcos Gesicht zuckte. „Es würde Namis Sicherheit nur gefährden. Wir wissen nicht, wie informiert Monet ist.“ „Wenn sie auch nur ahnt, dass wir etwas planen, wird sie sich entweder mit Nami aus dem Staub machen oder—“, erhob nun auch Law das Wort. Nojiko hob abwehrend die Hände. „Schon gut. Okay. Wir werden nicht Whitebeard und eure Leute einweihen. Aber... was wir aus dir, Marco?“ Ihr Blick trug Sorge in sich, die ausnahmsweise nur ihm galt. Sie war sauer, aber nicht gefühlskalt – und Marcos Mundwinkel hob sich zu einem faulen, wenn auch recht halbherzigen, Lächeln. „Glaubst du, dass ich mit einer einzigen Frau nicht auch allein klarkomme?“, erkundigte er sich. Als Antwort zogen sich Nojikos Augenbrauen abermals zusammen. Doch es war Ace, der vortrat und den Abstand zwischen ihnen überbrückte. Genau wie Marco es vorhergeahnt hatte, packte er Marco am Kragen seines Hemdes. „Lass mich es machen. Marco, ich meine es ernst.“ Selbst die Sommersprossen, die über Aces Wangen und Nasenrücken verteilt waren, konnten nicht über die scharfgeschnittenen Züge und die Härte in seinen Augen hinwegtäuschen. Hätten nicht so viele verschiedenen Augenpaare auf sie geruht, hätte Marco vielleicht reagiert. Aber das Letzte, was sie nun gebrauchen konnten, war eine Diskussion oder gar Zweifel. Dieser Plan war der beste, den sie sich unter den Umständen aus dem Ärmel schütteln konnten. Zugegeben, er brachte seine Risiken mit sich, denn wenn sich Marco irrte und Law das hier auch geplant hatte, dann gab es keinen Ausweg für ihn. Law wusste zu viel. Ohne ihn funktionierte dieses Szenario nicht. Marcos Augen wanderten an Ace vorbei zu Law hinüber, der noch immer bewegungslos auf dem Sofa saß und seinen Blick emotionslos erwiderte. Er war ein guter Manipulierer, das hatte er bewiesen, denn Marco hatte nicht einmal etwas geahnt. Doch war er so skrupellos, dass er hier mit ihnen im Wohnzimmer sitzen konnte, wenn er vorhatte sie erneut zu betrügen? „Es ist zu spät, um den Plan noch zu ändern“, sagte Marco schließlich. „Law hat bereits Monet angerufen.“ Ace sah über seine Schulter zu Law hinüber, der ein Nicken andeutete, und Aces Hand löste sich von seinem Hemd. XIV Obwohl es trotz der nächtlichen Uhrzeit relativ warm war, kam es Law so vor, als würden eiskalte Finger seiner Wirbelsäule entlang fahren. Jede Berührung stellte eine stumme Erinnerung an die Konsequenzen seiner fehlgeschlagenen Strategie dar. Mit Monets Auftauchen in Key West hatte er nicht gerechnet, noch weniger mit Namis Entführung. Monet hatte ihm nicht nur Nami und Nojikos Vertrauen gekostet, sondern vor allem auch das von Marco, Ace und diesem Thatch. Es hatte ihm seine zurechtgelegten Pläne vermasselt und er wusste nicht, ob sie noch zu retten waren. Der erste Schritt, um die Konsequenzen wieder auszubügeln, war Nami unverletzt zurückzubekommen. Ein Blick ging über seine Schulter, doch die Fabrikhallen nahmen ihnen die Sicht auf Ace, Thatch und Nojiko, die sie in einer dunklen Passage zwischen den Gebäuden zurückgelassen hatte. Law war ohnehin dagegen gewesen, die anderen mitzunehmen, Nojiko mitzunehmen. Immerhin ging es hierbei um ihre Schwester und nicht einmal Law würde es ihr verübeln, wenn sie sich von ihren Emotionen leiten und unüberlegt handeln würde. Doch sie hatte sich nicht einmal von Marcos ruhiger Erklärung umstimmen lassen, was wohl ebenso verständlich war. Obwohl seine Erinnerung an seine Schwester schwammig war, konnte er sich an den Beschützerinstinkt erinnern, der wie Kohle in seiner Brust geglüht hatte. Gegen ihre Krankheit war er jedoch nicht angekommen, was ein Grund gewesen war, wieso er überhaupt ein Medizinstudium absolviert hatte. Marco ging vor ihm. Er drehte den Kopf zur Seite und warf ihm einen Blick aus den Augenwinkeln zu. „Fühlst du dich schuldig?“, fragte er mit rauer Stimme und zog Laws Aufmerksamkeit mit diesen überraschenden Worten auf sich. Law schnaufte, bevor er an der Kapuze seines T-Shirts zupfte, die er aufgesetzt hatte. „Wie kommst du darauf?“ Ein Zucken der Schultern folgte von dem Mann vor ihm. „Du siehst danach aus.“ Es lag Law auf der Zunge zu fragen, wie genau er denn aussah, dass Marco auf diese absurde Idee kam, doch er schluckte die abwertenden Worte hinunter. Stattdessen schwieg er, als sie gemeinsam im Dunkeln an den momentan verlassenen Fabrikhallen den Hafen entlang wanderten. Die Pistole in Laws Hand wog schwer, war jedoch mehr zur Schau als alles andere. „Ich weiß, was du hiermit bezwecken willst“, fuhr Marco unbeirrt fort. Seine Stimme war furchtbar ruhig dafür, dass seine Hände in einem Paar Handschellen steckten und er die Geisel für einen Mann spielte, der nicht einmal auf seiner Seite stand. „Und was wäre das?“, erkundigte sich Law. Zwar hatte er sich innerlich bereit erklärt mit Marco und den anderen zusammenzuarbeiten, um Nami aus Monets Klauen zu befreien, aber das bedeutete nicht, dass er sich von Marco oder irgendjemand anderen schikanieren ließ. Marco blieb stehen und Law juckte es in den Fingern die Pistole zu heben und den Lauf Marco zwischen die Schulterblätter zu pressen. Doch stattdessen kam auch Law ebenfalls zu einem Stillstand und wartete ab. Sie waren noch weit genug vom Treffpunkt am Ende des Piers entfernt, so dass die Wahrscheinlichkeit niedrig war, dass Monet von diesem eigenartigen Gespräch etwas mitbekam. Marco drehte sich zu ihm um und in der nächtlichen Dunkelheit wirkte seine Mimik weniger verschlafen und dafür härter. War es Einbildung? „Du versuchst deinen Verrat wieder gutzumachen“, sagte Marco. „Ich weiß nicht, wovon du redest“, antwortete Law, doch selbst bei den schlechten Lichtverhältnissen konnte Law erkennen, dass sich Marcos Mundwinkel hob. „Wenn du es wieder gutmachen willst, dann sorgst du dafür, dass Ace und Thatch mir nicht nachkommen“, sagte Marco, anstatt auf Laws Worte einzugehen. Es war keine Bitte und Marco erwartete auch kein Versprechen, aber genau danach fühlte es sich dennoch an. Law antwortete nicht, aber Marco setzte sich ohnehin wieder in Bewegung. Schweigend wanderten sie am Ufer des Hafens entlang, in dem Transportschiffe vor Anker lagen, aber nur monströse Schemen darstellten. Die privaten Anlegestellen der Anwohner befanden sich auf der anderen Seite des Hafen, nicht hier, wo alles nach Anbruch der Dunkelheit zum Stillstand kam. Gelegentliche Laternen erhellten den Weg und gaben die schlanke Person preis, die vor Lagerhaus 3 stand und bereits auf sie wartete. Law erkannte sie selbst aus der Ferne, da sich das fahle Laternenlicht auf ihren grüngefärbten Haaren brach, die ihr lang und wild den Rücken hinunterhingen und über ihre Schultern wallten. Sie trug nur ein Spagettitop und eine kurze Hose, die an ihr haftete wie eine zweite Haut. Ebenso wie Law trug auch sie eine Pistole bei sich, die Glock ruhte vertraut in ihrer Hand und war auf sie gerichtet, bevor sie Monet überhaupt erreicht hatten. „Law, ich dachte schon, du hättest dich verlaufen“, sagte sie mit hoher Stimme und Spott, den man nicht überhören konnte. Monet nahm nicht viel ernst, nur ihre Aufträge, die Doflamingo ihr höchstpersönlich erteilte. „Aber wenigstens hast du mir ein Geschenk mitgebracht. Ein gutaussehendes dazu.“ Marco schwieg, während Law sich die eigene Pistole besah. „Ist das wirklich nötig?“, erkundigte er sich. „Immerhin sind wir beide auf derselben Seite, soweit ich weiß.“ Als er aufschaute, sah er Monet lächeln. „Inzwischen bin ich mir nicht mehr so sicher“, flötete sie. „Ich hab gesehen, wie du sie angeschaut hast. Du kannst mir nichts vormachen. Ich kenne diesen Blick.“ „Woher willst du den kennen?“, fragte Law und zog die Augenbrauen zusammen. Diese Frau hatte es aus irgendeinem Grund immer schon geschafft, ihm unter die Haut zu gehen und seine Geduld zu strapazieren. Das zwischen ihnen war immer schon ein Katz-und-Maus-Spiel gewesen. „Weil du mich nie so angesehen hast“, erwiderte Monet, doch wie erwartet war da nur Belustigung in ihrem Ton. „Deine kleine Herzdame dagegen…“ Sie brach ab, aber Law presste dennoch knirschend die Zähne aufeinander. Sein Griff um die Beretta wurde fester und sein Blick flackerte zu Marco hinüber, der regungslos mit dem Rücken zu ihm stand und abwartete. „Wo ist Nami-ya?“ Monet machte mit der Hand, welche die Pistole hielt, einen Schlenker zum Lagerhaus hinüber. „Spiel den Ritter in weißer Rüstung und rette deine Prinzessin. In der Zeit nehme ich mir, wofür ich hergekommen bin.“ Eine andere Wahl hatte er nicht. Monet hatte hier den Vorteil und er war im Grunde nur eine weitere Spielfigur, auch wenn sie nicht wissen konnte, dass sie auch nur eine war. Sie war zu hochmütig um anzunehmen, dass er sich mit den Söhnen Whitebeards zumindest für den Moment verbündet haben konnte. Außerdem konnte Marco auf sich allein aufpassen. Doch was war, wenn Monet ihn reinlegte? Wenn Nami sich nicht hinter der Metalltür befand, die in die Lagerhalle führte? „Okay“, war alles, was Law sagte. Lange Schritte brachten ihn zur Tür hinüber, wobei seine Sinne auf Monet konzentriert blieben. Aber der Lauf ihrer Glock zeigte nicht auf ihn, sondern auf Marco. Sie wartete, bis er die Tür öffnete. Im Inneren war es dunkel, doch ein Lichtschein erhellte es gerade genug, um die nähere Umgebung erkennen zu können. Auf einem der kleineren Holzkisten lag ein Handy, dessen Taschenlampe eingeschaltet war und ihr Licht in die Höhe schickte. Nami lehnte mit dem Rücken an der Kiste, auf dem Boden kniend. Handschellen hielten ihre Arme hinter ihrem Rücken, während ein Stück Klebeband sie vom Schreien abhielt. Ihre Haare waren zerwuselt und hingen ihr teilweise ins Gesicht, doch selbst durch den Schleier unzähliger Haarsträhnen konnte Law den Schnitt auf ihrer Wange erkennen, sowie das blaue Auge. Das Quietschen der Türscharnieren ließ sie aufschauen und als sie ihn entdeckte, huschte zunächst Verwirrung und dann Hass über ihr Gesicht. Doch Law huschte dennoch zu ihr hinüber, um sich vor ihr hinzuhocken und sie von dem Klebeband zu befreien. „Autsch“, zischte Nami kratzig. „Geht das auch sanfter, du Idiot?“ „Entschuldige“, murmelte Law, als er ihr auch ein paar der Haarsträhnen hinter das Ohr strich. Seine Hände fanden den Weg an ihre Wangen und seine Fingerkuppe fuhr sanft an dem Schnitt dort entlang, der blutverkrustet war. Es war ihm ein Rätsel, wie sie selbst in diesem Zustand attraktiv für ihn aussehen konnte. „Tu nicht so“, fauchte Nami, als er sie auf die Beine zog. Er griff um sie herum und erfühlte das harte Metall der Handschellen. „Weißt du, wo der Schlüssel ist?“, fragte er, anstatt auf ihre Worte einzugehen. So oder so wusste er, worauf sie anspielte. Er machte sich keine Hoffnungen darüber, dass Monet ihr nicht alles Schreckliche über ihn erzählt hatte und es noch mit grausamen Details ausgeschmückt hatte. Einen Moment starrte sie ihn an, bevor sie die Luft ausstieß. „Auf der Kiste. Neben meinem Handy irgendwo.“ Law trat an die Kiste heran und griff nach ihrem Mobiltelefon, um die Taschenlampe zu nutzen und nach dem Schlüssel zu suchen. Monet hielt ihr Wort, wie es den Anschein hatte. Das grelle Licht der Taschenlampe brach sich auf dem Metall. Sich ihn schnappend schloss er Namis Handschellen auf. Das Schweigen zwischen ihnen war schwer wie Blei, gleichzeitig lauschte Law nach irgendwelchen Geräuschen von draußen, doch dort war es genauso still geworden. Als sie gemeinsam das Lagerhaus verließen, bestätigte sich Laws Verdacht: Monet und Marco waren verschwunden. „Lass uns gehen“, brummte Law und packte Nami am Oberarm, um sie mit sich zu ziehen. Nami riss sich los und funkelte ihn an. „Wo ist diese Monet?“ „Fort“, antwortete er, doch es stellte sie nicht zufrieden. Ihr Gesicht war schon bei ihrer ersten Begegnung ein offenes Buch für ihn gewesen, obwohl sie ihm gern anderes vorspielte. Das war ein Grund, warum sie einnehmend für ihn war. „Was soll das heißen?“, forderte sie. „Meinst du nicht, dass ich wenigstens jetzt die Wahrheit verdient habe? Nach allem, was vorgefallen ist?“ Nami hielt seinen Blick, rieb sich jedoch die abgeschürften Handgelenke. Es juckte Law in den Fingern nach ihren Händen zu greifen, doch er unterdrückte es. „Nicht jetzt. Ein anderes Mal. Wenn die Sonne wieder aufgegangen ist und diese Nacht vorbei ist“, sagte er und ging an ihr vorbei, den Weg zu Ace, Thatch und Nojiko zurückverfolgend. Nach ein paar Sekunden konnte er Namis Schritte auf dem Asphalt vernehmen, doch sie holte nicht mit ihm auf, sondern entschied sich hinter ihm zu gehen. XV Alles in Ace bebte. Die Wut war ein Stück Blei in seinem Bauch, das ihn an Ort und Stelle hielt, aber ihm gleichzeitig auch das Atmen erschwerte. Nojikos Hand war seine Fessel. Der Schmerz ihrer Fingernägel, die in das Fleisch seines Gelenk bissen, erinnerten Ace an das, was wichtig war. Um Nami zurückzubekommen musste sie alle am gleichen Strang ziehen und an Marcos Plan festhalten. Doch es war schwer dumm in der Nacht herumzustehen und auf irgendein Zeichen zu warten, während Marco sein Leben riskierte. Während Marco sein Leben ohne ihn riskierte. Ace hatte sich einmal geschworen, sein Leben so zu leben, dass er nichts bereuen würde. Wie konnte er also hier stehen und nichts tun? Wie— „Ace“, erklang Nojikos Stimme und holte ihn aus seinen unnutzen Gedanken. Sie zog an seiner Hand, bis er sich gänzlich zu ihr herumdrehte. Sie standen zwischen einigen Schiffscontainern zwischen den Fabrikhallen, außer Sichtweite und am abgesprochenen Treffpunkt. Hier wurden sie einst von Doflamingo und seinen Leuten zum Russisch Roulette gezwungen. Daran hatte Ace seit langer Zeit nicht mehr gedacht, aber nun kehrten all die Bilder und Erinnerungen zu ihm zurück. Marco zeigte nicht oft Emotionen, aber dort in der Fabrikhalle war etwas in seiner Stimme gewesen, die Aces Herz flattern gelassen hatte, was rein gar nichts mit dem kalten Pistolenlauf an seiner Schläfe zu tun gehabt hatte. Thatch befand sich einige Meter entfernt und spähte um die Ecke des Containers, um nach Marco und Law Ausschau zu halten. „Es tut mir leid, Ace“, flüsterte Nojiko inzwischen. Diese Worte waren es, die Aces Augen von Thatch zu Nojiko huschen ließen. „Was tut dir leid?“ Ihr Griff um sein Handgelenk wurde sanfter. „Alles, was passiert ist. Ein Teil von mir gibt euch die Schuld für Namis Entführung, aber...“ Nojiko zögerte, als ob sie nach den richtigen Worte suchte, weil sie sich auf dünnem Eis befand, das unter ihren Füßen zu brechen begonnen hatte. Wo war all die Vertrautheit und Sicherheit hin, die sie gestern noch geteilt hatten? Es war Ace ein Rätsel. Binnen eines Tages hatte sich so furchtbar viel verändert, selbst zwischen Marco und ihm. Er konnte sich nicht erinnern, wann er jemals so wütend auf Marco gewesen war. Er wusste nicht einmal, weshalb er zornig war. Vielleicht, weil er alle Pläne alleine schmiedete. Weil er Ace nicht einbezog, obwohl sie doch Partner waren. „Ich meine nur, vielleicht seit ihr nicht nur schlecht für uns, sondern wir sind auch schlecht für euch“, fasste Nojiko schließlich zusammen. Sie hielt seinen Blick, ernst und entschlossen. „Eure Gefühle für mich - und somit auch für Nami - sind eure Schwäche. Sie werden von euren Feinden ausgenutzt. Diese Monet und dieser Doflamingo sind nur die Ersten, die das geschafft haben, aber bestimmt nicht die Letzten. Es... soll einfach nicht sein.“ Ein freudloses Lächeln huschte über Nojikos Lippen, an dem Aces Blick festhielt, als Nojiko von ihm abließ. Er wollte so viel sagen, aber kein logisches Gegenargument formte sich in seinem Kopf. Da waren nur Wortfetzen, halbe Ideen und Wünsche, die es nicht aus seiner Kehle schafften. Es war sinnlos. Nojiko hatte sich bereits entschieden, entschlossen, dass Namis Sicherheit sowie die von Marco und ihm wichtiger war, als das zwischen ihnen. Und Ace konnte nicht widersprechen, denn... sie hatte recht. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und er sah sich nach etwas um, das er treten oder zerstören konnte. „Da kommt jemand.“ Thatchs harsche Worte, die flüsternd die aufgekommene Stille durchbrachen, ließen Ace innehalten. Er sah zu Nojiko hinüber, doch sie trat an ihm vorbei. Er war vergessen, denn im nächsten Moment kamen Law und Nami um die Ecke des Containers. Thatch steckte mit einem erleichterten Seufzen die zwei Pistole zurück in das Halfter an seiner Hüfte, als sei er ein Cowboy, der einem Western entflohen war. „Nami!“ Nojikos Stimme war schrill, bevor sie ihre kleine Schwester in die Arme schloss. „Nojiko!“ Doch Ace marschierte auf Law zu und packte ihn am Kragen seines offenstehenden T-Shirts, um ihn heranzuziehen. „Wo ist Marco?“ Laws Gesicht blieb ausdruckslos. „Ich weiß es nicht. Monet muss ein Boot in der Nähe versteckt haben. Sie ist zu schnell verschwunden.“ Ein Boot. Das bedeutete, dass sie überall und nirgends mit Marco sein konnte. Dass Ace keinen Ansatzpunkt hatte, um nach ihm zu suchen. „Findest du nicht, dass es jetzt endlich an der Zeit ist, um Paps einzuweihen?“, fragte Thatch, der neben ihm zum Stehen kam. Seine Hand landete auf Aces Arm, bis Ace die Finger aus Laws T-Shirt löste, obwohl er etwas ganz anderes tun wollte. Trotz der Dunkelheit, die nur von entferntem Laternenlicht erhellt wurde, konnte Ace die leicht angeschwollene Unterlippe erkennen, die er vor einigen Stunden erst blutig geschlagen hatte. „Wir haben keine andere Wahl“, sagte Ace und wandte sich von Law ab, aber auch von Nojiko und Nami, die wieder einander hatten und sicher und gesund waren. Es sollte Ace freuen, aber ohne Marco war es einfach nicht genug. Nicht, wenn er nicht wusste, wo er war und ob es ihm gut ging. „Ich bin sicher, dass es Marco gut geht“, erhob Nojiko das Wort, als hätte sie seinen Gedanken gelesen, einen Arm noch immer um Nami gelegt. Ace warf ihr einen finsteren Blick zu. „Nojiko-ya hat recht“, sagte Law. „Noch läuft alles nach Plan.“ Noch einmal konnte er sich nicht zu dem Verräter umdrehen, denn ansonsten würde er ihm die Lippe erneut blutig schlagen, aber diesmal nicht nur die Unterlippe. Stattdessen schloss Ace die Augen und atmete durch, während er das Beben in seinem Körper zu ignorieren versuchte. Natürlich wusste er, dass Law recht hatte, auch wenn es schwer einzugestehen war. Es war Marcos Plan, sich von Monet als Geisel nehmen zu lassen, um sich dann selbst um sie zu kümmern, damit niemand mit hineingezogen und verletzt werden konnte. Nicht einmal Ace. „Und woher willst du das wissen?“, entwich es Thatch. „Woher wollen wir wissen, ob alles nach Plan läuft und Marco mit ihr klarkommt, wenn wir nicht einmal wissen, wo sie sich aufhalten? Was, wenn er nicht nach Hause kommt? Sollen wir hier sitzen und Däumchen drehen? Wenn Marco etwas passiert, wird Paps uns das niemals verzeihen!“ Thatchs Atem ging schwer, als er fertig war. Das Rasseln war das einzige Geräusch, welches das folgende Schweigen begleitete. Ein Gefühl kam in Ace auf, dass ausnahmsweise keinem Zorn glich. Es war schwächer, aber nicht weniger einnehmend und brannte wie Feuer. Wie sollte er Paps erklären, dass er Marco hatte ziehen lassen, obwohl er es hätte besser wissen müssen? Dass Marco ihm nicht genug vertraute, um ihn in seinen Plan einzubringen? Um ihn seinem Rücken zu stärken? Dass er einfach nicht gut genug war? „Thatch.“ Ace drehte sich zu seinem Freund um. „Ich muss derjenige sein, der Paps einweiht.“ Thatch hinterfragte seine Entscheidung nicht, worüber Ace froh war. Widerspruch konnte er im Moment nicht gebrauchen. Sie würde nur wie Kritik in seinen Ohren klingen und seine Wut antreiben. Auch Law sagte nichts mehr, obwohl seine Lippen zu einer schmalen Linie zusammengepresst waren. „Ich finde, dass Thatch und Ace recht haben.“ Ausgerechnet Nami war es, die ihre Partei ergriff. Mit einem müden Lächeln löste sie sich aus Nojikos Umarmung. „Ich weiß zwar nicht alles haargenau, aber soweit wie Law es mir auf dem Weg hierher erklärt hat, können wir uns nicht darauf verlassen, dass Marco sich befreien kann.“ Ihr Blick richtete sich auf Ace und er sah dieselbe Entschlossenheit, die auch Nojiko in sich trug, in ihr. „Du musst Whitebeard Bescheid sagen. Es war dumm, dass ihr ihn nicht gleich eingeweiht habt.“ Dabei war Nami es, die sie am Anfang noch als Verbrecher abgestempelt und gehasst hatte, die sie und Whitebeard nur wegen Nojiko in ihrem Leben akzeptiert hatte. „Nami, es tu-“, begann Ace, doch Nami brachte ihn mit einer harschen Handbewegung zum Schweigen. „Dafür haben wir jetzt keine Zeit“, fuhr sie ihm über den Mund und Ace musste grinsen, ebenso wie Nojiko, die den Kopf schüttelte, jedoch seinen Blick auffing. „Du hast recht“, sagte Ace. „Ihr schafft es allein nach Hause?“ „Natürlich“, antwortete Nojiko, die Namis Hand in ihre nahm. Sie zog sie hinter sich her und Nami ließ es zu, einen letzten Blick in Laws Richtung werfend. „Okay, Thatch, lass uns gehen“, rief Ace aus und setzte sich mit Thatch in Bewegung, um sich auf den Weg zur Villa zu machen, denn es gab gewisse Dinge, die sollte man nicht am Telefon bereden. Marcos Verschwinden war eine davon. XVI Das Metall der Handschellen biss kalt und unnachgiebig in das Fleisch seiner Handgelenke. Der Schmerz war vertrauter, als Marco es zugeben wollte. Zudem nahmen die Handschellen ihm das Gefühl der Kontrolle, denn diese hatte er für diesen Plan aufgeben müssen. Vor einigen Jahren hätte er es nicht getan oder zumindest wäre es ihm schwerer gefallen. Doch ein Geiselaustausch war die beste Lösung gewesen, um Nami aus den Fängen ihrer Entführerin zu befreien, die laut Laws Beschreibung keinerlei Skrupel kannte. Das war er Nami schuldig, denn immerhin war sie nur durch Ace und ihm in diese Lage geraten. Durch Law, der sie ausgenutzt und betrogen hatte, um an Whitebeards Familie heranzukommen. Wahrscheinlich hatte sich Marco in der Beziehung, die er mit Ace und Nojiko aufgebaut hatte, verrannt und war blind gegenüber den Konsequenzen gewesen. Doch er war nicht naiv genug, um nicht zu erahnen, dass die simple Harmonie, die sie bis heute Morgen noch geteilt hatten, wie ein Spiegel zersprungen war und dass sich Spiegel nie wieder komplett zusammen setzen ließen. Dinge würden sich ändern, selbst wenn sie alle heil aus dieser Angelegenheit herauskommen würden. Er hatte die Wut in Aces Blick gesehen und in die Distanz in Nojikos. Nur sein Vorschlag hatte vorerst das Brechen des dünne Eises verhindert, auf dem sie sich alle befanden. Ob sein Plan aufging und Nami sicher war, wusste er nicht. Er konnte sich nur auf seinen Instinkt verlassen, auf seine Erfahrung und Menschenkenntnis. Aber auch diese konnte ihn nicht vor jeder Überraschung beschützen. Womit er nicht gerechnet hatte, war das kleine Motorboot, das Monet nicht unweit von der Fabrikhalle, die als ihr Treffpunkt fungiert hatte, angebunden hatte. Das kleine Boot wippte auf dem Wasser, als es über das schwarze Nass durch die Nacht sauste. Der Wind zerrte an seinen Haaren und seinem offenstehendem Hemd. Es war stockdunkel, doch gelegentlich gaben die Wolken den Halbmond preis und seine Augen, die sich längst an die Finsternis gewöhnt hatten, konnten Schemen um sich herum erkennen. Er saß auf dem Boden des Boots und lehnte mit dem Rücken an der Außenhülle, entfernt von Monet, die an dem überdachten Steuer stand. Eines seiner Beine war angewinkelt, das andere ausgestreckt. Neben ihm konnte er einige Angeln im Boot liegen sehen, ebenso wie anderes Equipment, was ihm versicherte, dass Monet dieses Boot von einem der kleinen Privatpiers gestohlen hatte. Allerdings konnte er nicht einmal erahnen, was Monet im Sinn hatte und wohin sie fuhr. Marco wollte es auch nicht herausfinden. „Und was nun?“, fragte er dennoch, da Monet sich bisher doch recht wortkarg gehalten hatte, obwohl Law ihm versichert hatte, dass sie gern große Reden schwang, weil sie sich stets allen anderen gegenüber überhaben fühlte. „Fahren wir den ganzen Weg nach Texas, damit du mich deinem Boss übergeben kannst?“ Seine Stimme blieb desinteressiert. Einerseits, um ihr nicht auch in diesem Aspekt die Oberhand zu geben, sondern auch, weil es wirklich kein Interesse an ihrem Plan hatte. Viel eher war Marco darauf konzentriert seine Hand in die linke Hosentasche zu bekommen, um den dort versteckten Draht herauszufischen. Glücklicherweise war sich Monet ihrer Sache sicher, denn sie warf nicht einmal einen Blick in seine Richtung. Stattdessen stieß sie ein schrilles Lachen aus. „Wenn der Treibstoff dafür reichen würde, sicherlich“, erwiderte sie über den Fahrtwind und das Rauschen des Wassers hinweg. „Aber nein, mein lieber Marco. Ich werde Doflamingo Bescheid geben und er wird uns eine Eskorte schicken, um uns abzuholen. Du bist immerhin ein Ehrengast, bei dem man nicht alle Tage die Gelegenheit bekommt, ihn in seiner Runde willkommen zu heißen.“ Obwohl er ihr Gesicht nicht sehen konnte, wusste er, dass sie schmunzelte und amüsiert über ihren Fang war. Marco reagierte nicht, sondern schob stattdessen umständlich den Draht in das Schloss der einen Handschelle, um sie zu öffnen. Die Dunkelheit half um sein Tun zu verstecken, sollte sie ihm doch einen Seitenblick schenken. „Du und Law... ihr hattet mal etwas miteinander, nicht?“, erkundigte er sich, um die Unterhaltung fortzuführen. Menschen, die redeten, konnten nicht heimlich Pläne schmieden. Nun drehte Monet tatsächlich den Kopf in seine Richtung. Unwirsch wischte sie sich das grüne Haar aus dem Gesicht, das im Wind hin- und herwippte. Marco stillte in seinem Tun. „Was denn? Hat sich Law euch auch noch anvertraut?“ Sie schnaufte abfällig. „Der unnahbare Law, der Chirurg des Todes...“ Ein Lachen folgte, das harsch war und auf keinerlei verlorener Zuneigung zwischen den beiden hinwies. „Er ist so erbärmlich. Obwohl er immer auf eiskalt tut, ist er in Wirklichkeit wie ein kleines Kind, das sich nach etwas Liebe sehnt. Buhu!“ In der Ferne zeichnete sich ein anderer Teil Key West ab, da sie sich weiterhin nah am Ufer befanden, anstatt auf das offene Meer hinauszusteuern. Das hätte mitten in der Nacht auch fatal sein können, da Monet sich nicht genug in diesen Gewässern auskennen konnte. „Ja, wir hatten Sex“, sprach Monet nach einigen Momenten weiter, während das leise Klicken der sich öffneten Handschelle in den allgemeinen Geräuschen unterging. Marco machte sich an der anderen zu schaffen, während Monet weiterplapperte, den Rücken zu ihm und auf das dunkle Nass gerichtet, während sie über die Wellen stoben. „Aber er war nicht besonders gut. Ich habe noch nie mit jemanden geschlafen, der so prüde und ruhig gewesen ist. Er hat keinen Ton von sich gegeben, dabei weiß ich, dass ich gut bin. Wenn du verstehst, was ich meine. Mit Sicherheit auch besser als deine kleine Freundin. Nojiko, nicht wahr?“ Die Arroganz und die Belustigung war nicht zu überhören und Marco fühlte einen Funke Wut in seinem Bauch. Doch anders als Ace erstickte er ihn im Keim. Er musste einen kühlen Kopf bewahren, alles andere war gefährlich in einer Situation wie dieser. Mit einigem Fingergefühl und noch mehr Erfahrung im Lockpicking öffnete sich auch die zweite Handschelle. Der Draht wanderte wieder in seine Hosentasche, während Marco seine Position langsam veränderte, um schneller auf die Beine kommen zu können. Der Vorteil war seiner. Monet ahnte nicht, dass er frei war, und stärker als sie war er auch. „Was denn?“, fragte sie höhnisch und wandte sich um. „Hat es dir etwa-“ Doch da hatte Marco bereits seine Hände aus den Schellen gelöst. Mit einem Sprung war er auf den Beinen und zwei lange Schritte überbrückten die Distanz zwischen ihnen. Ächzend streckte Monet die Hand nach der Glock aus, die neben dem Steuer lag. Ihre Finger schlossen sich um den Griff, als Marco sie erreichte und ihren Arm packte. Ein Schuss explodierte, der irgendwo vor ihnen in die Instrumententafel des Schiffs einschlug. Sie stieß einen spitzen Schrei aus, als sie gegen Marco ankämpfte. Ihr Ellenbogen stieß ihm in den Magen und sie rangelten miteinander um die Pistole, die Monet hielt. Mit mehr Kraft als erwartet, presste sich Monet gegen ihn und sie stolperten rückwärts, fort von dem überdachten Steuerhäuschen. Schmerz explodierte in Marcos Rücken, als er gegen die Reling des Boots stieß. Der Aufprall drückte ihm die Luft aus den Lungen. Es gab Monet genügend Zeit, um sich in seinen Armen umzudrehen und die Pistole auf ihn zurichten. Marco biss die Zähne aufeinander, packte sie an den Schultern und schleuderte sie herum. Abermals wurde ein Schuss abgefeuert und etwas Heißes fraß sich in seine rechte Schulter. Doch Marco ignorierte den Schmerz, griff nach ihrem Unterarm und schlug ihre Hand gegen die metallene Reling. Die Glock rutschte ihr aus den Fingern und schlitterte über den Boden des Motorboots. Sie wollte danach greifen, doch er schubste sie stattdessen zur Seite, um stattdessen selbst zu suchen, wohin sie verschwunden war. Er machte etwas direkt unter der kleinen Sitzbank aus, die sich weiter hinten vor dem Geländer befand und in das Boot eingebaut war. Er hechtete zu ihr hinüber, musste jedoch einen Moment unachtsam gewesen sein, denn im nächsten Augenblick spürte er nur den Zusammenstoß, als sie auf ihn zugerannt kam. Er stürzte gegen die Bank und die Reling, verlor jedoch das Gleichgewicht. Ein Moment der Klarheit folgte, in dem ihm bewusst wurde, dass er fiel. Seine Hand griff nach der Frau, welche die Verursacherin war, hielt sich an ihrem Arm fest, der als einziges greifbar war. Abermals entfloh ein Schrei ihrer Kehle, dieser jedoch panisch anstatt zornig, als sie mit ihm über die Reling fiel. Das aufwühlte Wasser verschluckte sie, eiskalt obgleich der sonst sommerlichen Temperaturen. Alles war schwarz um Marco herum, als er instinktiv die Luft anhielt und sich zu orientieren versuchte. Monet zerrte an ihm, wurde jedoch durch die tosenden Wellen fortgezogen, bis Marco sich allein wiederfand und mit hektischen Bewegungen die Oberfläche ansteuerte. Seine Lungen brannten und seine Augen tränten durch das Salzwasser, während alles um ihn furchtbar dunkel und verloren wirkte. Nach einer gefühlten Ewigkeit brach er durch die Oberfläche und sog Luft in seine Lungen. Sein Blick wandert umher, doch von dem Boot war keine Spur mehr zu sehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)