Wir Kinder der Wüste - die Geschichte der Ninjas aus Sunagakure von MadMatt (Buch I - Neustart) ================================================================================ Kapitel 25: Wir Kinder der Wüste* --------------------------------- Schreie, überall Schreie, egal wo er hinrannte, überall schrien die Menschen. Sie rannten vor ihm weg, ihre Blicke waren panisch. Man konnte die Angst förmlich riechen, doch sie würden ihm sowieso nicht entkommen können, nichts entkam ihm, das war Gewiss. Der Sand holte jeden ein, ob Mann, Frau oder Kind. Und dann, wenn er sie alle lebendig in Grab stürzte, war dieser diabolische Gesichtsausdruck da – er empfand es fast schon als lustig -wie sie zitterten und schrien, um ihr Leben erbärmlich bettelten.  Zu diesem ganzen Vergnügen kam dann noch dieser rothaarige  Junge, der sich so dagegen sträubte, immer um Liebe und Zuneigung bettelte und im Grunde machtlos gegen ihn war. Es hatte einige Zeit gedauert, doch er hatte ihm den Willen gebrochen, gezüchtigt und zu einer Marionette gemacht.   Gaara schreckte auf. Seine Hände waren eiskalt, sein T-Shirt schweißnass. Er setzte sich auf, seine müden Augen schweiften umher. Langsam wurde dem Teenager klar wo er war. Friedlich schien der Mond am Himmel, es war eine angenehme Nacht. Hin und wieder hörte man die Stimme eines Vogels die Dunkelheit durchdringen. Der Kazekage setzte sich an die Bettkante. Ein Blick auf die Uhr an der Wand genügte, um ihm klar zumachen, dass er rund drei Stunden geschlafen hatte.   Dieser Höllentrieb kam mir viel länger vor…, dachte er und atmete schwer.    Ja, Schlaf war schon immer ein heikles Thema gewesen. Natürlich konnte kein Mensch ganz auf ihn verzichten, so auch Gaara nicht. Allerdings schaffte er es ohne Probleme zwei volle Nächte darauf zu verzichten, in Notfällen auch eine Dritte. Allerdings war danach jede Stunde eine Tortur. In seinem Inneren spürte er jedes Mal die Rebellion, den Kampf er gegen Shukaku.   „Gestern Abend war er kaum zu spüren.“, sprach der Kazekage leise und griff sich mit einer Hand auf den Bauch. Das nasse Shirt klebte an seiner Hand. Warum war das nur so? Er hatte nichts anders gemacht als sonst. Irgendwie hatte er versucht über die Jahre mit dem Einschwänzigen zurecht zu kommen- nicht immer mit Erfolg. Die Tatsache, dass mit der Pubertät Gaara nicht nur an Größe, sondern auch an Chakra zugelegt hatte, war einer der wenigen Vorteile. Allerdings war er immer noch nicht sonderlich groß und muskulös. Der Kazekage war schmal, der ein oder andere hätte ihn als etwas zu Mager empfunden. Vielleicht hatte dies an dem Bijuu gelegen, denn im Vergleich zu Kankurou und Temari, welche beide hochgewachsen waren, wirkte er noch unscheinbarer.    Der Kazekage erhob sich, streifte das verschwitze Shirt ab und nachdem er dieses durch ein frisches ersetzt hatte, ging er müde zum Fenster. Er ließ seine Augen über den Garten schweifen. Schnell war sein Fokus wieder auf den kleinen Fischteich gefallen und die Worte Matsuris wieder in seinem Ohr. Sie sah ihn immer mit diesen großen, rehbraunen Augen an, voller Erwartung, glücklich und herzlich. Gerade jetzt hatte Gaara das Gefühl, dies nicht verdient zu haben.    Dieses Strahlen hatte sie vom ersten Tag an, schoss es dem Rotschopf durch den Kopf, während er sich gegen das Fensterbrett lehnte und weiter nach draußen sah. Er seufzte. Dieses Mädchen war ihm wirklich suspekt. Sie schien jedes Wort, was er sagte, aufzusaugen. Dabei konnte Gaara nicht nachvollziehen, wie jemand so an dem interessiert sein konnte, was er tat. Jedoch hatte er vor einigen Stunden, dort draußen, das Gefühl gehabt, dass Matsuri wirklich an seinem Befinden Interesse hatte. Er hatte es wirklich genossen, ja, so viel konnte sich Gaara im Angesicht der kalten Nachtluft eingestehen. Er mochte sie wirklich - so irgendwie.   „Wie schön wäre es jemand zu haben, der einen wirklich mag und sich deine Probleme anhört…“   „Du hast doch mich, Junge!“, antwortete es in seinem Kopf.   Da war die Antwort. Im Grunde konnte der Kazekage niemanden nah an sich heranlassen, denn Shukaku würde schon dafür sorgen, dass derjenige auf grausame Art zu Schaden kommen würde. Warum stellte er sich überhaupt so eine Frage?  Wer wollte denn schon sein Leben mit einem Monster verbringen? Niedergeschlagen entzündete Gaara eine Öllampe, es würde noch einige Stunden dauern bis die Sonne den Horizont wiedererlangen würde. Genug Zeit, den Gedanken wieder tief unter seinen Verpflichtungen zu begraben.   Er setzte sich an den alten Holztisch, der eine feine Maserung aufwies und kramte noch einmal alle Schriftstücke hervor, welche der Kazekage beim Feudalherrn vorbringen wollte. Allerdings schien er es nicht zu schaffen, sich zu konzentrieren. Innerlich wollte Gaara die Uhr einige Stunden zurückdrehen - ein vergeblicher Wunsch. Außerdem könnte Matsuri vielleicht etwas falsch verstehen. Ja, dies war gut möglich.   „Lieber eine Freundschaft, die funktioniert…“, sprach er leise und kratzte missmutig das Etikett an einer Wasserflasche ab.       Einige Stunden später erwachte in einem Zimmer einige Meter weiter ein Mädchen mit braunem Haar und ziemlichen Kopfschmerzen. Müde griff sie nach ihrer Armbanduhr auf dem Nachtisch und warf scheppernd die Bücher zu Boden.   „Verdammt!“   Matsuri schwang sich aus dem Bett und hob die Bücher auf, sie vertrug wirklich keinen Wein. So sehr wie ihr Kopf gerade hämmerte, wollte sie am besten nie mehr etwas davon wissen. Als sie die beiden Bücher wieder auf den Nachttisch legen wollte, entdecke sie auf einer zufällig aufgeschlagenen Seite eine Randnotiz sowie eine Skizze.   „Verdreifacht die Rotationsgeschwindigkeit…“, lass sie leise. Mehr konnte sie von der Handschrift in diesem Moment nicht entziffern. Auch die Zeichnung daneben war nur schwer zu lesen. Es zeigte eine Hand, welche ein Fingerzeichen formte. Doch Matsuri hatte so ein Fingerzeichen noch nie gesehen. Der Zeigefinger zeigte extrem gestreckt nach unten und wurde vom Daumen der gleichen Hand festgehalten, fast schon fixiert. Natürlich konnte die Brünette nicht widerstehen und versuchte ebenfalls mit ihrer linken Hand dies zu formen. Plötzlich war ein leises Knacken zu hören und Matsuri fluchte vor Schmerz. Sie stellte fest, dass sie sich schier den Finger brechen müsste, um so weit herunter zu kommen, wie auf der Skizze. Letztendlich konnte die junge Kunoichi es nicht lassen und die Überschrift des Textes, mit welcher die Randnotiz versehen war, zu lesen.   „Windversteck – Jutsu des rasenden Windshuriken…“, begann sie. Weiter im Text waren noch Passagen zu lesen wie: „…extreme Rotation…“ , “hohes Maß der Charkamanipulation notwendig“, „ Kategorie B-S.“ Das Buch schien sie mehr und mehr einzunehmen. Beim Weiterblättern entdeckte Matsuri immer weitere Kommentare des ihr unbekannten Vorbesitzers, die auf den ersten Blick nützliche Tipps zu sein schienen.   „Matsuri? Matsuri? Bist du wach es gibt Frühstück.“ Temari stand auf der anderen Seite der Tür. Hektisch legte die Schülerin des Kazekagen das Buch wieder auf den Nachttisch, dem würde sie sich später widmen, das war sicher! Jetzt oder eher gesagt heute stand etwas anders auf dem Programm. Nachdem sie Temari ein „Ich komme gleich“ entgegengerufen hatte, eilte Matsuri nach unten, wieder in den Garten des Wasserpalastes. Dort saß bereits der Kazekage und seine Schwester einem Tisch, welcher ein reichhaltiges Mahl beherbergte.   „Guten Morgen.“, sprach die Brünette und als sie den Kazekagen flüchtig ansah, schlug ihr Herz höher. Allerdings schien dieser in etwas vertieft zu sein, fast schon abwesend. Nachdem er ein knappes „Morgen“ herausquetschte, versank Gaara wieder in einer Schriftrolle voller Notizen. Ein Blick genügt Matsuri, um die Handschrift des Kazekagen zu erkennen.   „Mach dir nichts draus, mit mir redete er auch kaum.“, erklärte Temari und machte eine Handbewegung damit sich die Schülerin ihres Bruders setzte. Das Frühstück lief sehr ruhig von statten, keiner sprach sonderlich viel. Gaara war gedanklich bei dem Abendessen mit dem Feudalherrn, immer wieder las er seine Schriftrolle, die bis auf den letzten Zentimeter mit einer winzigen Handschrift vollgekritzelt war. So entschloss sich Matsuri in die Stadt zu gehen, die anderen beiden schienen sehr beschäftigt zu sein. Besonders auffällig war das Verhalten des Kazekagen. Er redete im Grunde gar nichts und war in sich gekehrt – schier unantastbar. Temari kannte dieses Verhalten seines Bruders schon seit Jahren. Niemand wusste, was genau in ihm vorging und Gaara schien in diesen Stunden auch niemanden an sich heran zu lassen. Also entschloss sie sich, in seiner Nähe zu bleiben – still, schweigend und wachsam.   Die Sonne stand hoch am Zenit als Matsuri noch durch die unzähligen verwinkelten Gassen streifte. Sie hatte festgestellt, dass hier an diesem paradiesischen Ort nicht nur alles wunderbar duftete und schmeckte, auch in Klamottenfragen war Okanoshigakure Sunagakure weit überlegen. So hatte die junge Brünette an einem Stand, der von einer alten Dame geführt wurde, einen Kimono aus besonders dünnem Stoff mit einem auffälligen Blumenmuster zum Überwerfen und eine passende Kette gefunden, welchen sie heute Abend tragen wollte. Zwischen hunderten von kleinen Ständen konnte man sich verlaufen und so schlenderte auch Matsuri verträumt zwischen Marktschreiern und Geflügelhändlern umher, als ihr bewusst wurde, dass sie absolut keinen Schimmer mehr hatte wo sie war und wie es zurück zum Wasserpalast ging. Schließlich versuchte die Schülerin des Kazekagen sich an Gebäuden zu orientieren, die höher lagen. Allerdings wurde ihr schnell klar, dass die engen kleinen Gassen nicht wirklich viele Orientierungspunkte boten. Entmutigt ließ sich Matsuri gegen eine Hausmauer sinken, auch nach zwanzig Minuten war sie dem Ganzen kein Stück weitergekommen. Sie hatte fünf Menschen nach dem Weg zum Wasserpalast gefragt und fünf verschiedene Beschreibungen erhalten, was sie letztendlich an diese alte Mauer gegenüber einem kleinen Imbiss gebracht hatte.   „Was für ein betrübtes Gesicht. Heute ist ein schöner Tag, da sollten Mädchen in deinem Alter mit ihren Freundinnen einen tollen Tag draußen verbringen.“, sprach eine männliche Stimme.   Erschrocken sah Matsuri auf. Vor ihr stand ein Mann, der schätzungsweise mindestens fünfzig war, einen runden Wohlstandsbauch aufwies und einen interessanten Bart hatte.   „Oh, also ich... Wissen sie ich bin nicht von ihr, um ehrlich zu sein habe ich mich in den ganzen Gassen verlaufen. Eigentlich will ich wieder zum Wasserpalast.“ Matsuri hatte sich erhoben.    „Das dachte ich mir fast. Wie es der Zufall will, muss ich in die gleiche Richtung. Dann begleite mich doch einfach?“, sprach der ältere, freundlich wirkende Mann. So liefen die beiden Unbekannten nebeneinander her und kamen auf dem Weg nach Hause ins Gespräch. Im Nachhinein wunderte sich Matsuri, dass sie so gutgläubig einem Fremden vertraut hatte, doch vermutlich war sie in diesem Moment einfach froh gewesen, nicht mehr alleine umher zu irren.    „Du kommst aus Sunagakure, oder?“   „Ja, ich bin dort geboren und aufgewachsen.“, sprach Matsuri.   „Und da du ein Stirnband trägst, vermute ich mal du bist ein Ninja? Das ist aber ungewöhnlich für Mädchen.“ Matsuri lachte:“ Stimmt ich bin mit zwei weiteren Shinobis gestern angekommen. Und in der Tat gibt es tatsächlich deutlich mehr Männer als Frauen, doch macht es mir trotzdem viel Spaß.“   Der Mann mit dem dicken Wohlstandsbauch rieb sich den Bart und betrachtete die vorbeischwebenden Wolken und Matsuri.   „Das ist gut zu hören. Dann gehörst du sicher zum Kazekagen, der ist nämlich auch gestern aus Sunagakure hier angereist.“   „Ja? Woher wussten sie das?“, sprach die Brünette leicht erschrocken.   Der Mann kicherte vergnügt.   „Ach Kindchen… Dieses Dorf ist verdammt geschwätzig. Zudem haben hier alle Wände Ohren und Augen. Heute Morgen gibt es kein anderes Thema. Alle sagen der junge Kazekage sei mit zwei hübschen Mädchen angereist, eine von ihnen sei seine Schwester und die andere seine Schülerin. Da meines Wissens nach seine Schwester blond ist, gehe ich davon aus, dass du seine Schülerin bist.“ Matsuri nickte: "Ja in der Tat, sie haben ein wirklich wachsames Auge.“   „Danke. Aber man kann dieser Neuigkeit hier kaum entkommen. Wie ist es die Schülerin eines so wichtigen Mannes zu sein? Können sie viel von dem Meister Kazekage lernen?“   Stille.   Der dickbäuchige Mann wandte sich Matsuri zu, da er auch nach einigen Augenblicken keine Antwort erhalten hatte und wollte erneut nachhaken, doch war es der Blick des Mädchens, der ihm die Antwort bereits verriet. Dann lächelte auch er.   „Das verstehe ich natürlich“, begann er wieder glucksend und bevor Matsuri etwas sagen konnte sprach er: "Da sind wir schon, also dann, es war mir eine Ehre, Matsuri.“, und verschwand.   Ich habe ihm nicht meinen Namen gesagt, kam es der Brünetten, als sie endlich wieder das Gästehaus des Wasserpalastes erreicht hatte, in den Sinn. Und aufgrund dieser Tatsache verharrte sie einen Moment und versuchte fieberhaft sich zu erinnern, ob sie doch irgendwo ihren Namen erwähnt hatte. Vergeblich... Nachdenklich lief sie mit ihrer Tasche nach oben, bald war das Treffen mit dem Feudalherrn. Auch für Matsuri bedeutete dies, sich nun umzuziehen und fertig zu machen. Schließlich war dies ein wichtiges, wenn nicht sogar das wichtigste Treffen ihrer Reise. Auf dem langen Flur im oberen Geschoss des Gästehauses begegnete sie dann schließlich ihrem Sensei. Das erste Mal seit gestern Abend waren sie beide wieder allein. Weit und breit waren keine Menschen zu sehen.     „Hey“   „Hey“   Beide blieben stehen und sahen sich kurz an.   „Gleich geht es los.“   „Ja...“   „Wird schon werden.“, sprach Matsuri. Gaara und sie schienen nicht wirklich in der Lage zu sein etwas Brauchbares zu sagen. Auch, wenn sie beide alleine auf diesem weiten Flur alleine waren, so schienen alle Sorgen, Probleme und Gedanken mit ihnen hier zu stehen und sie daran zu hindern, einen normalen Dialog zu führen.   „Ich hoffe es.“, antwortete der Kazekage knapp.   „Der Wind findet immer seinen Weg. Das wirst du sicher auch, davon bin ich überzeugt. Also dann, ich gehe mich mal umziehen. Schließlich ist es ja der Feudalherr, welchen wir gleich treffen.“   Nachdem Matsuri geendet hatte, sah Gaara ihr einen Moment nach. Er wünschte sich, er könnte auch so viel Zuversicht wie sie haben - allerdings hatte die Vergangenheit im dies wohl ausgetrieben. Seine Schülerin jedoch, strahlte immer eine gewisse positive Energie aus – besonders in solchen Momenten wie diesen, das hatte er bereits festgestellt. Und er? In diesem Moment schien er in seinen Selbstzweifeln zu ertrinken. Sie hatten Gaara bereits an seinen Füßen gepackt und versuchten ihn wieder in einen Strudel aus negativen Gedanken und grausamen Ängsten von Verlust und Versagen hinab zu reißen. Das würde Shukaku sicherlich gefallen…     Rund eine Stunde später warteten Gaara und Temari bereits an einem der großen, geschwungenen Fenster im oberen Geschoss des Gästehauses und unterhielten sich noch einmal über den Ablauf des Gespräches. Beide hatten ihre gewöhnliche Tageskleidung gegen einen klassischen dunkelblauen Kimono und den Umhang des Kazekagen getauscht. Temari spürte, wie nervös ihr kleiner Bruder war. Immerhin lastete in dieser Minute ein großer Druck auf ihm. Als Oberhaupt von Sunagakure war kämpfen alleine nicht der Weg zum Ziel. Ein Geschick im Umgang mit Geldgebern, Politikern und Unternehmern konnte manchmal mehr bewirken, als große Schlachten.   Hoffentlich ist das Glück auf unserer Seite, dachte die große Schwester des Kazekagen, als eine helle Stimme von hinten sie aus ihren Gedanken riss.   „Entschuldigt, ich weiß, ich bin spät dran.“   „Alles in Ordnung. Wir haben noch genug Zeit.“   Es war Matsuri. Hektisch eilte sie auf die beiden zu, nachdem sie ihre Zimmertür geschlossen hatte. Sie trug ein schlichtes, knielanges beiges Kleid mit einem U-förmigen Ausschnitt, darüber den Kimono den sie sich am Mittag gekauft hatte. Ihr braunes Haar hatte sie zu einem klassischen Knoten zusammengebunden, sodass der Fokus auf der Kette lag, die zart um ihrem Hals hing.   „Hey! Das ist aber ein tolles Muster. Hast du das hier gekauft?“ Temari schien trotz des bevorstehenden Treffens noch zu Smalltalk aufgelegt sein.    „Ja, auf dem Markt. Die haben total niedliche Sachen.“, antwortet die Jüngere. Die Gruppe setzte sich in Bewegung. Am Ausgang des Gebäudes wurden sie schließlich schon von zwei Damen abgefangen, welche die Ninjas aus Sunagakure zum Feudalherrn geleiten sollte. Alle drei liefen schweigend mit. Temari beäugte das große Palastgebäude in seinem vollen Glanz. Jedoch entging ihr auch nicht der Blick ihres kleinen Bruders. Während Matsuri in Gedanken scheinbar die Bodenfliesen zu zählen schien, ruhten Gaaras Augen auf Matsuris filigranen Zopf. Selbst Temari musste sich eingestehen, dass die junge Brünette ein gutes Händchen dafür hatte, das meiste aus sich rauszuholen. Die Mischung aus klassischen Stilelementen und einem modernen Kimonomuster ließ sie viel reifer und anmutiger wirken. Dann schwangen die riesigen Toren auf und die Gruppe trat ein. Als sie alle schließlich hereingetreten waren, hörten sie von weitem eine Stimme sie begrüßen.     „Meister Kazekage, wie schön, sie endlich zu treffen.“   Matsuri kam die Stimme bekannt vor, jedoch erkannte sie durch die unzähligen Personen nicht, wer dessen Urheber war.   „Es ist mir eine Ehre sie zu treffen.“, antworte der Kazekage und verbeugte sich förmlich.    „Bitte nicht so förmlich, ich bin nicht der Rede wert. Wie ich sehe, haben sie zwei Damen mitgebracht.“   Das kann nicht sein…Bitte…nein…, Matsuri dämmert plötzlich, woher sie diese Stimme kannte.    „…meine Schwester und das ist meine Schülerin Matsuri.“, irgendwo schien Matsuri die Stimme Gaaras weit, weit weg zu hören. Langsam wurde ihr bewusst, wann sie diesen Mann, der sich nun ihr zugewandt hatte, das letzte Mal gesehen hatte.   „Oh, wir hatten bereits das Vergnügen. Da hat sich der Umweg wirklich gelohnt, ein wirklich toller Kimono.“, sprach der Feudalherr.   „Dankeschön...“, stotterte die Schülerin des Kazekagen und spürte wie ihr Kopf vor Scham knallrot anlief.   „Dann setzten wir uns doch auf meine Terrasse, das Wetter ist herrlich heute Abend.“   Matsuri lief stumm hinter allen her, die anderen Beiden sahen sie fragend an.   „Erklär mir mal bitte, wo du den Feudalherrn getroffen hast.“, zischte Temari. Die Brünette sah verstohlen hoch, auch Gaara beobachte sie aus dem Seitenwinkel.   „Das glaubst du mir sicher nicht“, sprach sie knapp und gab den anderen beiden zu verstehen, jetzt die Sache auf sich beruhen zu lassen.   Kurz darauf begann das Abendessen. Serviert wurde ein Huhn, dass in einer Orangensoße stundenlang schonend, zubereitet wurde und mit allen erdenklichen Beilagen ein wahrer Gaumenschmaus war. Der Feudalherr stellte sich als charmanter Gastgeber heraus, der aus einer Dynastie von Obstbrandherstellern stammte und Satoshi Ogata hieß. Für Matsuri war es ein wirklich spannender Abend. Ogata machte einen weltoffenen, herzlichen Eindruck. Alles in allem hatten die drei Shinobi ein ganz anderes Bild von dem wichtigsten Mann im Windreich gehabt. Satoshi Ogata nahm kein Blatt vor den Mund. Er war ein offener und ehrlicher Mann, der scheinbar bestrebt war nicht nur zu reden, sondern auch zu handeln. Dabei ließ er kein Detail aus, er erklärte den Drei sogar, wie es dazu kam, dass er dieses Amt innehatte und ihm viel daran lag, wieder die Strukturen dieses Landes zu aktivieren und neu zu strukturieren.    „Also haben sie keinerlei Einnahmen mehr gehabt?“, Temari nippte an ihrem Glas. Gaara, Matsuri und sie hörten gespannt den Worten des Feudalherrn zu.   „In der Tat! Es standen eine Menge Obstbauern vorm Ruin. Sie müssen wissen, dass wir zwar über mehrere Quellen im Boden verfügen, allerdings ist die Beförderung und Bewässerung der immer weiterwachsenden Felder nur mit einem komplexen Bewässerungssystem leistbar, welches sich in Staatseigentum befindet. Ich erinnere mich genau daran, wir standen vor einer Katastrophe, monatelang hatten wir unsere Waren für den Export aufbereitet und gutgläubig ausgeliefert. Wir waren alle im Glauben, dass die Einnahmen, welche das Windreich davon hatte uns helfen könnte, die Felder wieder zu bewirtschaften. Doch niemand sah Geld. Es drohte der völlige Zusammenbruch unseres Hauptexportgutes, zudem hatten wir immer mehr Ausfälle bei den Lebensmittellieferungen im Inland. Die Menschen begannen Hamsterkäufe zu tätigen, nicht mehr lange und die Menschen hätten sich gegenseitig bekriegt - und das alles nur wegen dem Größenwahn eines Mannes. Am Ende kam so vieles zusammen. Auch ihr Vater war damals in der Stadt, wir ahnten ja nicht, wie weit die Verschleppung der Steuergelder ging. Eines Morgens verbreitete sich dich Nachricht, der Kazekage sei in der Stadt. Es dauerte nur wenige Stunden, bis wir den Grund erfahren hatten.“   „Dass die Ausgaben für das Militär fast gegen Null liefen. Dass es praktisch keine eigens ausgebildeten Ninjas mehr gab und alles an Konohagakure vergeben wurde. Mein Vater musste irgendetwas tun, er sah, wie viele andere, die Stärke von Sunagakure schwinden. Dies trieb so manch einen zu radikalen Mitteln.“, sprach nun Gaara.   Ogata nickte:“ Sie sind gut informiert.“   „Ich bin das Endprodukt dieser jahrzehntelangen Misswirtschaft.“, antwortete der Rotschopf.   Der Feudalherr ruhte mit den Augen für einen Moment auf seinem Teller.   „Meister Kazekage, ich will sie nicht anlügen, ihr Name ist hier in diesen Hallen schon seit Jahren ein Begriff. Ein Baby wird als Gefäß für den Bijuugeist Shukaku verwendet und das militärische Oberhaupt des Landes wählt dafür eines seiner drei Kinder aus, um sich daraus einen militärischen Vorteil zu verschaffen. Eine groteske Sache. Andere würden sagen eine Verzweiflungstat. Es wunderte mich nicht, dass bereits nach wenigen Jahren der Plan scheiterte. Ich weiß, dass ihr Vater ein starker Kämpfer war, doch fürchtete man hier, er habe sich übernommen. Immer wieder hörten wir von neuen Toten durch Shukaku und beteten, um jeden Regenfall der unsere Felder bewässerte, uns Geld und Nahrung brachte. Wir hatten Angst...Angst, dass dieser vermeintliche blinde Aktionismus, das ganze Windreich endgültig vor die Hunde gehen lassen würde.“ Gaaras Blick war betrübt, die Tatsache, dass sein Leben, sein Handel, scheinbar jeder seiner Atemzüge, bis hier her Wellen geschlagen hatte. Er spürte, wie diese Worte seiner Stimmung einen heftigen Dämpfer verpasst hatten. Dieser Augenblick gab ihm wieder das Gefühl, er sei ein Unglücksbringer, der nur Leid, Schmerz und Verderben mit sich brachte und jeden mit sich riss, der ihm zu nahe kam.   „Aber wissen sie“, der Kage sah auf. War die Geschichte nicht zu Ende?   „Das Windreich hat großes Leid gesehen, auch ich hatte Angst um meine Existenz, jedoch stehen wir beide hier. Und, wenn sie mich fragen, hat dies einen Grund.“   „Was meinen sie damit?“, Gaara wusste in dieser Sekunde nicht auf was der Feudalherr raus wollte.   „Der Nahrungsengpass und das fehlende Geld, um unsere Felder wieder zu bewirtschaften, zusammen mit der Tatsache, dass das Windreich scheinbar jeglichen militärischen Einfluss verlieren zu schien, löste an diesem besagten Abend eine Kette von Ereignissen aus. Dabei starben viele Menschen, auf beiden Seiten gab es hohe Verluste. Auch ihr Vater und einige seiner engsten Gefolgsmänner halfen uns dabei. Wir schafften es, den alten Feudalherrn zu stürzen, er wurde im Hinterhalt erstochen, auf barbarischste Art und Weise. Allerdings waren wir erleichtert, als es vorbei war. Endlich konnten wir einen Neustart versuchen. Ein paar Vögel haben mir gezwitschert, dass auch Sie einen Neustart gewagt haben, Meister Kazekage?“, sprach Ogata. Gaara sah etwas peinlich berührt auf seine Hände.   „Ja, das versuche ich.“, antworte Gaara gewohnt knapp. Temari war sich sicher, dieses Mal allerdings aus Unsicherheit.    „Als ich von ihrer Ernennung zum Kazekagen erfahren habe, war ich wahrlich erstaunt. Sie sind er jüngste Kazekage in der Geschichte des Windreiches. Allein das hat mich neugierig gemacht. Zudem haben sie wirklich viel erlebt und durchgemacht. Wahrscheinlich gibt es deswegen keinen, der geeigneter für die Stelle ist. Ich glaube, wenn jemand den Schmerz dieses Landes verstehen kann - dann sie. Allerdings höre auch ich immer wieder einen Namen und er macht mir Angst. Akatsuki scheint eine Bedrohung für alle Länder zu sein. Meister Kazekage, ich will diesem Land nicht noch mehr Elend zumuten, ich will sie vor diesem Leid bewahren! Ich weiß, dass die Menschen, die auf den Dünen groß geworden sind und schon seit Beginn der Zeit dem Wind trotzen, hart im Nehmen sind, aber scheinen wir auf etwas Neues zuzusteuern. Jetzt frage ich mich natürlich, wie es weitergeht und kann der Kazekage dieses Land durch diese Zeit führen?“   Schweigen.   Matsuri spürte die Ratlosigkeit in sich. Was sollte man darauf sagen? Es konnte doch keiner genau wissen, was diese Zukunft brachte. Ihr war vor dieser Reise nicht bewusst gewesen, was eigentlich da draußen lauerte, vom dem keiner genau wusste, was es ist und was sie vorhatten, doch zitterte jeder bereits. Doch als Gaara das Wort ergriff, geschah etwas, was Matsuri zwar schon zuvor ein paar Mal miterlebt hatte, ihr aber jedes Mal eine Gänsehaut bereitete.    „Ich alleine kann dies nicht leisten, niemand kann das. Wir brauchen jeden einzeln, um diese Krise zu meistern. Natürlich haben die Jinchukräfte eine große Kampfkraft, doch ich glaube nicht daran, dass dies den Sieg bringen wird. Doch kann ich ihnen versprechen, dass ich jeden Menschen aus dieser Wüste mit meinem Leben beschützen werde. Ich weiß, wie sich Schmerz, Leid und Einsamkeit anfühlen, wie es ist gehasst und gemieden zu werden. Solange ich im Amt bin, werde ich alles in meiner Macht Stehende tun, um niemanden im Stich zu lassen. Dafür bin ich Kazekage und sollte dies nicht so sein werde ich dafür geradestehen. So, wie ich vor ihnen sitze.", erklärte er nun mit entschlossener Stimme. Temari war sich sicher, Gaara hatte gerade allen Mut zusammengefasst, um diese Worte auszusprechen.   Ogata lächelte, er griff zu seinem Glas und hob es in die Luft.   "Ich verstehe so langsam, was ihre kleine Blume so strahlen lässt...“, bei diesen Worten warf der Feudalherr einen kurzen Blick zu Matsuri, die sofort wieder knallrot anlief, „...sie sind eine ganz besondere Persönlichkeit Gaara, sie haben eine tragische Geschichte und schauen trotzdem nach vorne, mit einer Überzeugung, welche wahrhaftig beeindruckend ist. Sie erkennen die Fehler der Vergangenheit an und versuchen die Zukunft zu einem besseren Ort zu machen. Ein wahrlich schon heldenhaftes Ziel. Auf so jemand hat das Windreich gewartet. Wir hatten genug machthungrige Menschen, die tausende ins Verderben gestürzt haben. Es ist Zeit etwas zu tun, ich will nicht die gleichen Taten vollbringen, wie mein Vorgänger, das haben wir beide gemeinsam. Sie sprachen davon, dass niemand dieses Unheil, vor dem mächtige Länder erzittern, im Alleingang schaffen wird, deswegen möchte ich die Zusammenarbeit mit ihnen verstärken. Niemand soll mehr Geheimnisse vor dem anderen haben und deswegen will ich, dass sie zu jeder Zeit über sämtliche Dinge, die dieses Land betreffen in Kenntnis gesetzt werden. Im Gegenzug bilden sie junge Menschen zu Ninjas aus, die unser Land und unsere Kinder beschützen und es bewahren. Schließlich sind wir alle Kinder der Wüste...“  Auch alle anderen erhoben nun ihre Gläser.   „Auf die Kinder der Wüste!“, rief der Feudalherr.    „Auf die Kinder der Wüste.", stimmten die anderen ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)