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Wir Kinder der Wüste - die Geschichte der Ninjas aus Sunagakure

Buch I - Neustart
von

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Mama*

Es war der letzte Nachmittag in Okanoshigakure, morgen würden Matsuri, Gaara und Temari zu ihrer vorletzten Station aufbrechen, ihr Ziel war im ganzen Land bekannt, jedoch waren nur wenige Menschen jemals dort. Jeder im Windreich nannte diesen Ort nicht bei seinem richtigen Namen, in den Köpfen der Menschen hatte sich ein anderer Name eingebrannt – die Grenze zum Nichts.

Gaara war noch nie an diesem Ort gewesen, doch sah er es als notwendig an, auch diesen einmal gesehen zu haben. Viele Geschichten hatten die Grenze zu einem fast mystischen Platz am äußersten Rand des Windreiches gemacht – jedoch im negativen Sinne.

Die beiden Mädchen waren an diesem Nachmittag mit Packen beschäftigt, während Gaara über den Markt des Dorfs lief und einige Einkäufe erledigte. Es war nicht sonderlich viel, ein paar Kleinigkeiten, etwas Reis, Trockenfleisch, Obst und eine neue Trinkflasche.

Nachdenklich und im Inneren die beste Route durchgehend bemerkte der Kazekage erst im zweiten Moment eine alte Dame, welche hinter ihrem Gewürzstand ihm zuwinkte.
 

„Sie sind der Kazekage, richtig? Mein Name ist Nana und ich möchte ihnen etwas zeigen. Bitte folgen sie mir.“

Gaara war ein wenig irritiert, dass diese alte Frau so direkt auf ihn zugekommen war und fragte sich, ob sie nicht etwas geistig verwirrt war.
 

„Ahm, gute Frau, ich kenne Sie leider nicht. Sind Sie sicher, dass Sie überhaupt mich meinen?“, antwortet der Kazekage.

Die Frage schien bei der alten Dame keine Verwunderung auszulösen, eher das Gegenteil: sie lachte.
 

„Natürlich, junger Mann! Sie sind ihr doch schließlich wie aus dem Gesicht geschnitten.“, sprach Nana und winkte noch einmal, dass der Kazekage ihr folgen sollte.
 

Das kann doch nichts Gutes sein. Obwohl was ist, wenn es nur eine alte Frau ist? Vielleicht verwechselt sie mich wirklich…Und wenn es doch ein Hinterhalt ist? Nein, Unsinn, wieso? Die Dame kommt nur im Schneckentempo voran. Vor allem was meinte sie mit „ihr“? Ich sollte es einfach versuchen...

 

So geschah in diesem Moment etwas, was dem Kazekagen im Grunde nie passierte: er gab sich seiner Neugier hin. Nur ein paar Schritte entfernt befand sich neben dem auf der Straße aufgebauten Marktstand der eigentliche Laden Gaara öffnete die uralte Holztür und verschiedenste Gerüche stiegen ihm sofort in die Nase. Alles war verwinkelt und schien seit Anbeginn der Zeit seinen Platz zu haben.

"Hallo? Nana? Wo sind Sie?“, rief der Teenager und versuchte die kleine, alte Frau in dem vollgestellten Laden zu entdecken. War dies doch eine Falle? Er spürte Shukaku innerlich in Alarmbereitschaft. Den Sand hatte er bei sich, doch waren enge verwinkelte Räume nicht sein bevorzugter Kampfort.

 

„Ich hab‘ es!“, kam es plötzlich aus einer Ecke und Gaara folgte zügig dem Ruf. Der Kazekage spürte, wie er sich entspannte, als die kleine Frau mit einer Schatulle auf ihn zukam.

 

„Dass ich noch einmal die Möglichkeit habe, das hier jemandem zu geben. Wissen Sie, Meister Kazekage, ich wollte es schon vor einigen Jahren ihrem Vater geben, doch dieser hatte leider keine Zeit für mich.“, sprach Nana mit einem sentimentalen Unterton.

Langsam fragte sich Gaara wirklich, was die alte Dame ihm so unbedingt geben wollte. Es musste schon sicherlich etwas älter sein und es schien einen hohen emotionalen Wert zu haben. Immerhin war auch sein Vater nun seit über zwei Jahren tot. Das letzte Mal hier musste Jahre her sein. Nana hätte den Gegenstand sicherlich auch schicken können, doch hatte sie Jahre gewartet, um es persönlich übergeben zu können. 

 

„Hier.“, mit zitternden Händen reichte sie Gaara den Inhalt des kleinen Kistchens.

Schlagartig war alles still. Der rothaarige Ninja aus Sunagakure spürte wie ihm die Luft wegblieb. Er hatte alles erwartet, nur nicht das. Wie konnte dies sein? War dies einfach nur ein Zufall oder wollte das Schicksal ihm wieder einmal einen Tritt verpassen?

 

„Das ist…“, stotterte er, mit Mühe musste er seine Gefühle zurückhalten. Sie lächelte ihn mit ihren strahlenden Augen an und hielt eine Kiste mit Gemüse in der Hand. 

 

„…ihre Mutter, Meister Kazekage. Ganz recht! Karura hat einige Zeit für mich gearbeitet und auf diesem Bild ist sie gerade mal siebzehn Jahre.“, erklärte Nana mit einem Strahlen.

 

„Sie war ein sehr fleißiges Mädchen, herzensgut. Sie wollte später einmal einen eigenen Laden haben.“
 

Gaara quälte ein Lächeln hervor. Seine Laune war auf dem Tiefpunkt. Er fühlte sich schlecht, schuldig, dieser Frau das Leben verdorben zu haben.  Seine Mutter wirkte glücklich. Sie ahnte nicht, dass sie ein Monster zur Welt bringen würde, welches sie, ihre Familie und alle Menschen in Sunagakure ins Unglück stürzte. Gaara hatte sich schon oft gewünschte einfach nicht geboren worden zu sein und manchmal glaubte er, dass so die Welt ein Stück besser gewesen wäre. Jedoch konnte niemand die Vergangenheit ändern. Es war so wie es war und er musste nun damit leben. Seine Karura hatte ihren jüngsten Sohn nie geliebt, sie hatte ihn gehasst und alles, was mit ihm einherkam. Doch war Gaara nun auf dieser Welt.
 

„Danke, vielen Dank Nana. Ich werde es in Ehren halten.“, sprach der Kazekage und versuchte sich im Griff zu haben, würgte seine Emotionen herunter, versuchte Haltung zu bewahren. Allerdings wäre er am liebsten in Tränen ausgebrochen, über seinen Schmerz und die Trauer, keine Mutter zu haben, die ihn liebte und auf diesem Bild so glücklich wirkte.

Nana strahlte.

 

„Wie wunderbar! Ich war bestürzt, als sie wieder in ihr Heimatdorf ging und mich verlies. Sie war so ein herzliches Mädchen. Ich traf sie ein letztes Mal wieder, damals erzählte sie mir, dass sie einen jungen Mann geheiratet hatte und ihr erstes Kind erwartet - ein Mädchen. Sie wollte mich noch einmal besuchen, doch kam es leider nie dazu.“, erklärte die alte Dame und ihre Augen spiegelten Wehmut wieder.
 

„Das tut mir leid für Sie, Nana. Ich habe sie leider nicht gekannt, sonst hätte ich Ihnen mehr von ihr erzählt.“, sprach Gaara mit schwerer Stimme.

 

„Ach wirklich? Das ist aber schade. Aber Sie haben ihr Wesen, das spüre ich. So ruhig und gelassen -  ganz typisch für Karura.

Es heiterte den Kagen des Windreiches ein wenig auf, dass endlich mal eine Person nicht sagte, dass er in allen Zügen seinem Vater ähnelte. Allerdings war dieses kleine Hoch auf dem Nachhauseweg wieder verflogen. Seine Mutter wirkte auf diesem Foto so glücklich, warum war sie nicht einfach dortgeblieben? Die Welt wäre eine andere gewesen. Der junge Kazekage fragte sich, was genau seine Mutter nur an seinem Vater gefunden hatte. Rasa war ein strenger Mann gewesen, ein erfahrener Shinobi - aber ein liebevoller Mann und Vater?

 

 
 

Nachdem Gaara wieder zum Wasserpalast zurückkehrte, war ihm nicht nach packen zumute. Er hing mit seinen Gedanken wieder in der Vergangenheit. Eine Angewohnheit, welche ihm eigentlich nicht guttat, aber mit den emotionalen Tiefpunkten kamen auch die negativen Gedanken und der Selbsthass wieder an die Oberfläche.

Es war einer dieser Momente, in dem ihm alles sinnlos vorkam, in dem er sich selbst hasste und seine ganze Existenz in Frage stellte. Er beobachtete den Sonnenuntergang und war ein letztes Mal in dem prachtvollen Garten mit seinen unzähligen, wunderschönen Pflanzen. Mit angewinkelten Beinen saß er auf einer der großen Steinbänke und beobachte die Wolken am Himmel.

 

„Hey kleiner Bruder.“

Gaara blickte herum. Seine Schwester kam auf ihn zu und setzte sich neben ihm auf die Bank.

 

„Nah? Alles bekommen?“
 

Er nickte. Temari stutzte. Ihr Bruder war schon immer ruhig und nicht gerade redselig, jedoch hatte sie das Gefühl irgendetwas stimmt nicht. Er hatte einen glasigen Gesichtsausdruck, den seine Schwester nur von vergangen Tagen kannte.

 

„Gaara? Hey? Was ist los?“, Temari blickte besorgt zu ihrem kleinen Bruder. Dieser lächelte bedrückt und hielt seiner älteren Schwester das Foto entgegen. Die Schwester des Kagen blickte auf die zwanzig Jahre alte Aufnahme, auch ihre Augen spiegelten ein wenig Wehmut wieder.

 

„Mama war wirklich hübsch.“ , sprach sie nachdem beide eine gefühlte Ewigkeit schweigend auf der Bank waren.

 

„Ja, das stimmt.“, antwortet Gaara und spürte wie die Emotionen in ihm kämpften, dieses Thema – seine Mutter, war etwas was ihn im Grunde immer beschäftigten, besonders seit dem Tag, an dem er seinen eigenen Onkel tötete.

 

„Temari?“

 

„Ja?“

 

„Wie war unsere Mutter.“, fragte er plötzlich. Die Blondine stutzte, ihr kleiner Bruder hatte in all den Jahren nie gefragt, wer die Person hinter seiner Mutter war. Scheinbar spürte der Kazekage, dass seine große Schwester zu zögern schien.

 

„Bitte sag es mir!“, fordert er mit nervösem Unterton.

 

„Ich…Also…Na... ja ich kann mich leider auch nur sehr wenig an sie erinnern, immerhin war ich selbst erst drei Jahre als sie starb. Aber sie war immer sehr liebevoll, zu jeder Zeit.“, erklärte sie.

Gaara blickte zu Boden. Alles war so konträr. Er schien der Wendepunkt im Leben seiner Mutter gewesen zu sein – alles verdorben zu haben, zumindest waren dies doch die Worte ihres Bruders.

 

„Mir tut das alles so leid Temari. Ohne mich wäre vieles anders gelaufen.“

 

„Gaara!“, seine Schwester war aufgesprungen und stand nun vor ihrem Bruder.

 

„Was redest du, denn da!“

 

„Es ist doch so. Ohne mich würde sie noch leben. Sie hat mich gehasst Temari, mich als ein Monster betrachtet.“, sprach er mit bitterem Unterton.

 

„Hör auf so was zu sagen, das kann ich nicht glauben.“, konterte seine Schwestern.

 

„Doch es ist so. In der Nacht, in der Yashamaru starb, durch meine Hand, sagte er mir im Moment seines Todes, dass meine Mutter mich nie geliebt hatte, dass sie mich hasste. Dass ich meinen Namen bekam, da ich für sie nur ein Dämon war.“

 

„Nein…nein…das glaube ich nicht. Warum hast du das nie erzählt?“

 

„Wer wollte schon wissen, wie es einem Monster geht.“, sprach der Kazekage mit trauriger Stimme.

Temari war schockiert, sie hatte dies noch nie gehört, nie hatte darüber einer gesprochen. Es klang so unglaubwürdig, ihr Hirn sträubte sich dagegen es als Wahrheit anzuerkennen – zu bitter war der Nachgeschmack dieser Erkenntnis.

 

Sie schwiegen sich einige Minuten während Temari mit ihrer Fassung rang, es konnte nicht wahr sein, allerdings wusste sie ganz genau, dass Gaara keinen Grund hätte zu lügen.
 

„Ich weiß, dass man die Vergangenheit nicht ändern kann, doch hat alles einen Grund. So hat jedes Ereignis einen Sinn und beeinflusst uns. In deiner Kindheit viel schiefgelaufen, aber schau, du hast deinem Leben eine neue Richtung gegeben. Und darauf bin ich sehr stolz. Immerhin bist du jetzt Kazekage und bist und bleibst mein kleiner Bruder. Früher habe ich zwar nicht auf dich aufgepasst, aber nun müssen die alle erst mal an mir vorbei.“, erklärte die Blondine und drückte ihren jüngeren Bruder kurz an sich. Die Ansprache seiner Schwester hatte Gaaras Laune wieder gehoben. Sie hatte recht, er hatte seine Geschichte und musste damit leben, natürlich war dies in manchen Stunden schwierig, doch spürte der junge Kage, dass dies wohl dazugehörte – das Weitermachen.
 

„Wir sollten langsam packen, immerhin geht es bald weiter.“, sprach der Kazekage und seine Schwester nickte. Beide erhoben sich und gingen in verschiedene Richtung. 

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