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Wir Kinder der Wüste - die Geschichte der Ninjas aus Sunagakure

Buch I - Neustart
von

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Nachts im Büro des Kazekagen*

Zwei Tage vor Matsuris Geburtstag herrschte in Sunagakure ein heftiger Sandsturm. Es war normal für diese Jahreszeit, dass es hin und wieder zu solchen Unwettern kam. Der Sturm hielt den ganzen Tag bis in die Abendstunden an. Der Kazekage saß in seinem Büro und versuchte des riesigen Bergs Papier Herr zu werden, der den ganzen Schreibtisch einnahm. Wieder und wieder las er Formulare, Briefe, Schreiben und Gesuche und sortierte sie auf diverse Stapel. Im Hintergrund war das leise, taktvolle Ticken einer Uhr zu hören.

Er las sich alles gründlich durch, machte Notizen, trank hin und wieder einen Schluck schwarzen Tee. Plötzlich klopfte es an der Tür.
 

„Ja?“
 

„Hey.“ Es war Kankurou, der mit einer Plastiktüte hereinkam.
 

„Hey…“, antwortet Gaara ein wenig abwesend und wendet sich wieder seinem Papierstück zu.
 

„Willst du nicht mal eine Pause machen? Oder Feierabend? Wir haben schon halb zehn, es ist keiner mehr im Gebäude.“
 

„Dich hat Temari geschickt?“, der Kazekage sah von seinem Papier auf und versuchte mit einem prüfenden Blick aus Kankurou etwas herauszubekommen.
 

„Ja...“, gab dieser zu.
 

„Komm setz dich. Was ist in der Tüte?“
 

„Dein Abendessen. Du kommst sowieso heute Nacht nicht nach Hause, also hat Temari mich losgeschickt dir eine Kleinigkeit zu holen, damit du überhaupt etwas isst.", erklärte Kankurou und ließ sich auf den Stuhl fallen.
 

„Wo sie recht hat.“, antwortet der jünger Bruder und Kankurou begann aus der Tüte das Abendessen hervorzukramen.

 

„Was hast du besorgt?“

 

„Rinderzunge. In Konoha kriegst du keine gute.“

„Stimmt.“
 

Also begannen beide mit dem späten Abendessen. Die Brüder hatten schon lange nicht mehr gemeinsam Zeit verbracht, das Amt des Kazekagen war für alle drei Geschwister eine große Umstellung gewesen.
 

„Hey Gaara, sag mal: Wie sind jetzt so die ersten sieben Wochen als Kazekage?“, unterbrach Kankurou das Schweigen während der Mahlzeit und schüttete kräftig Sojasauce über sein Essen.
 

„Ich habe von vielen Menschen das Gefühl mehr respektiert und auch ernst genommen zu werden, allerdings spüre ich ihre hohe Erwartungshaltung. Um ganz ehrlich zu sein, frage ich mich, ob ich es alles so umsetzten werde. Vor allem hier habe ich oft das Gefühl, dass mich einige scheitern sehen wollen, da sie mir immer noch nicht vertrauen können  sprach Gaara und stocherte etwas in seinem Reis herum.
 

„Ja, die Leute hier sind sehr voreingenommen, aber wem sage ich das.“ Kankurou fiel wieder das Gespräch mit der alten Chiyo ein und der wahre Grund weshalb Gaara zum Kazekage ernannt wurde. Sollte er es ihm sagen? Eigentlich musste er es. Gaara war sein Bruder, sie sollten keine Geheimnisse vor ihm haben. Was wäre, wenn er es irgendwann herausfinden würde und wüsste er, sein großer Bruder hätte es vor ihm verheimlicht. Nein! So sollte es nicht passieren.
 

„Ahm Gaara?“
 

„Hm…?“
 

„Also ich glaube, ich sollte dir noch etwas erzählen, was ich bisher nicht in einem der Briefe erwähnt hatte.“, begann Kankurou. Er versuchte alles behutsam anzugehen, allerdings schien dies nicht eines seiner Stärken zu sein. Der Kazekage hatte den Braten bereits gerochen.
 

„Was hat die alte Puppenmeisterin vom Stapel gelassen?“.
 

„Wow Gaara, du musst doch nicht gleich so abfällig sein.“, versuchte der Ältere die Stimmung noch zu retten, aber auch dies war nicht von Erfolg gekrönt.
 

„Kankurou sag es einfach frei raus. Mein ganzes Leben hat diese alte Frau nichts Gutes an mir gelassen, das wird sich kaum geändert haben.“

Der Ältere nickte: „Schön, also die Wahl, dich zum Kazekage zu machen hatte den Grund, dich besser überwachen zu können, falls du mal wieder die Kontrolle verlierst.“

Nichts geschah. Der Puppenspieler hätte alles erwartet, Wut, Zorn, Hass, doch Gaara blieb ruhig und er sprach kein Wort. So ging das ganze einige Minuten, keiner sprach auch nur eine kleine Silbe.
 

„Gaara? Ist alles okay?“

 

„Was soll ich dazu sagen. Es war ja schon fast offensichtlich. Wieso dachte ich nur nicht dran. Ich kann es sowieso nicht mehr ändern, oder? Ich muss hinnehmen und damit hat sich es erledigt.“, sagte Gaara mit kühler, reservierter Stimme.
 

Es wundert mich, dass er es so verkraftet. Ich hätte jetzt ehrlich gesagt mehr Zorn erwartet. Gaara war früher wirklich emotional viel instabiler, war Kankurous erster Gedanken.
 

 

„Ich finde es echt gut, dass dich dies nicht so trifft. Du wirst echt langsam erwachsen Gaara und auf das Geschwätz einer alten Schachtel sollte man eh nicht zu viel geben. Ich werde mich dann mal wieder auf den Weg machen. Du kommst heute Abenden noch nach Hause?“, erklärte Gaaras Bruder und erhob sich gut 20 Minuten später von seinem Platz.

 

„Ja, sicher. Ich mache nur noch ein paar Formulare fertig und komme dann auch Heim.“, log der Kazekage. Er würde nicht nach Hause kommen, der Grund rebellierte seitdem er die Wahrheit über sein Amt erfahren hatte.

 

„Also dann... vielleicht sehen wir uns ja dann noch.“

 

„Sicher, bis dann.“, sprach Gaara und schloss die Tür hinter sich.

 
 

 

Was für ein Idiot! Die Bemalung fand ich ja schon immer hässlich, sprach eine ihm wohl bekannte Stimme in seinem Kopf.
 

Halt die Klappe, sei einfach still, ja?, doch von Gaaras Worten ließ sich Shukaku nicht wirklich beeindrucken, nein, er machte einfach weiter.
 

Oh, versucht mir der kleine Junge mit den feuerroten Haaren Angst zu machen? Du hast mir viel besser gefallen, als du mich noch deine Mami genannt hast.

 

„Hör auf! Shukaku, die Zeiten sind vorbei.“, zischte der Kazekage und lehnte die Stirn an die Tür. Sein Magen schmerze, er spürte, wie seine Knie begangen zu zittern. So begann es immer - der Bijugeist schien auf Streit aus zu sein.

 

Mami ist das richtig? Mami gefalle ich dir? Bist du stolz auf mich?, äffte Shukaku den jungen Gaara nach.

 

„Hör auf, bitte!“
 

Hihi. Oh ja Gaara, deine Mami ist stolz auf dich, ja ja. Seh' es ein, du bist ein Monster, an mich gebunden, irgendwann begreifst du es. Sie hassen dich alle, sie haben alle Angst vor dir. Du hast keine Freunde!  Schallend erschien Shukakus Gelächter in der Stille.

 

„Du lügst!“, Gaaras Stimme zitterte. Er durfte keine Schwäche zeigen, sonst würde Shukaku gewinnen - dies war klar!

 

Aww…kommt der kleine Gaara jetzt wieder mit der Kindheitsnummer? Ich kann dein Geschwätz von Liebe und Zuneigung nicht mehr hören. Du bist so eine kleine Heulsuse, ein Waschlappen, der nun den Beschützer für die ganzen Arschgeigen spielt. Du magst jetzt zwar kleine Freunde haben, aber Liebe bekommst du nicht. Du kannst nur dich selbst lieben, so hat es doch deine Alte immer gewollt – Gaara, der sich selbst liebende Dämon. So hast du es doch immer wieder wiederholt, die Worte deines tollen Onkels, spottete Shukaku.

 

„Das reicht.“, kurte der Kazekage und schaffte es, sich auf den Bürostuhl zu schleppen.

 

Oh, was will der kleine rote Teufel denn jetzt tun?, japste der Einschwänzige.

 

„Wir klären das jetzt!“, fauchte Gaara und hob beide Hände. Im Gegensatz zu Naruto war der Kazekage in der Lage, bewusst mit Shukaku in Kontakt zu treten und sich in einer Tranceebene sogar räumlich mit ihm zu treffen. Es war eine abgewandelte Form des Tanukineiri no Jutsu, welche den rothaarigen Ninja zwar bewegungsunfähig machte und in eine Art Schlaf versetzte, allerdings blieb sein Bewusstsein wach und klar („bei vollem Verstand“ klang in diesem Zusammenhang gedoppelt). 

 

Als Gaara wiedererwachte, befand er sich in seinem grün schimmernden Raum mit hohen Wänden. Es war kalt.

 

„Du bist tatsächlich zu mir gekommen, schön… Dann ist doch sicher mal eine Umarmung fällig!“, brüllte Shukaku und griff an. 

Gaara war klar gewesen, dass Shukaku nicht gerade in Freudentränen ausbrechen würde, wenn der Kage „seinen Raum“ betrat, allerdings hatte er nicht geahnt, wie sauer der Bijugeist war. Shukakus Sand schoss pfeilschnell gegen Gaara, der dies ebenfalls mit Sand konterte, musste all sein Können aufwenden, um dem Geist standzuhalten. Schnell hatte sich ein hitziger Kampf entwickelt.

 

„Gib auf! Lass es!“, schrie Gaara. Allerdings beeindruckten diese Worte den Dämon nicht wirklich.

 

„Ich lasse mir von dir gar nichts sagen. Ts, nur weil du mittlerweile mehr Chakra besitzt, kannst du es nicht mit mir aufnehmen Teufelsbengel.“

 

„Ach ja? Wüstenformation: Bedeutendes Begräbnis!“ 

Sand schoss von allen Seiten auf Shukaku zu und drückte ihn zu Boden, er schrie aus Leibeskräften und versuchte sich loszureißen.

 

„Du Bastard willst mich versiegeln! Das schaffst du nicht! Meinst du mich damit besiegen zu können?“

 

„Ich kann dich nicht besiegen. Du bist ein Teil von mir, das habe ich mittlerweile gelernt, wenn ich dich töten wollte, müsste ich mich selbst töten – das wäre selbst für mich eine Spur zu hart. Allerdings…“, Gaara stockte, er blickte zu Shukaku, der seine Zähne fletschte und nach allen Seiten biss. 

 

„…habe ich versuchte herauszufinden, wie man dich versiegelt hat. Dabei half mir ein Gespräch mit Naruto. Ich weiß nun, wie dein alter Freund Kuruma versiegelt wurde.“

 

„Kuruma! Dieser dreckige Fuchs kann mich mal!“, brüllte Shukaku, mit ganzer Kraft riss er sich los, schleuderte Sand empor und traf Gaara. Dieser folg mehrere Meter nach hinten und prallte mit dem Kopf an die kalte Wand. Er keuchte, der Schmerz war grauenhaft. Plötzlich bemerkte Gaara, wie Blut an seiner Stirn herunterlief, doch er hatte keine Zeit, sich damit zu beschäftigen. Im nächsten Moment warf er sich zur Seite, um Shukakus Angriff auszuweichen. Da dieser ebenfalls wie er den Sand delegieren konnte, konnte er auch Gaaras eigenen Sand gegen ihn verwenden, was der Rotschopf am eigenen Leib schon zu spüren bekam. Es war nicht das erste Mal, dass der Junge versuchte, sich gegen den Bijuu zu behaupten. Er hatte es schon als Kind versucht und war bitterlich gescheitert. Shukaku hatte ihn dann immer so lange gequält, bis Gaara ihn angefleht hatte, endlich die Kontrolle über diesen Körper zu nehmen, damit die Qualen ein Ende fanden. Irgendwann hatte Gaara aufgeben sich zu wehren, er hatte akzeptiert, nicht der Herr über diesen Körper zu sein und legte das Schicksal in die Hände von Shukaku. 

 

Bitte! Hör auf ich kann nicht mehr, nimm meinen Körper. Tue es, nur hör auf! Hör auf ich flehe dich an, erinnerte sich der Kazekage an einen seiner bitterlichen Schreie, während der nicht enden wollenden Folter von Shukaku.

Aber Gaara hatte sich nicht ergeben, er war aus der Dunkelheit hervorgetreten und war nun endlich im Stande, den Machtkampf erneut zu bestreiten. Er würde kämpfen, es war sein Körper, also würde der Rotschopf alles versuchen, um auch dessen Herr zu sein.

 

„Wenn du nicht freiwillig dich beruhigen willst, dann werde ich wohl nachhelfen.“, rief Gaara und startetet einen neuen Versuch den Dämon einzudämmen. 

 

„Sandversteck – Sternhagel der großen Wüste!“

Im nächsten Moment schlugen Sandkugeln in der Größe von Fußbällen mit einem Donnern auf Shukaku ein. Dieser versuchte auszuweichen, allerdings hinderte die Enge des Raumes ihn daran, sich zu schützen.

 

„Ist das alles! Warte ab bis, ich dich habe, ich werde dich so lange foltern, bis du mich anbettelst, dich zu töten.“, schrie Shukaku aus Leibeskräften. Beide schenkten sich nichts.

 

„Ach ja? Sandversteck – Sandblitznadeln!“, brüllte Gaara und aus dem Sand ab Boden erhoben sich kleine Nadeln. Im nächsten Moment wurde der Raum gleißend hell, tausende Blitze strahlten taghell und schafften es tatsächlich, Shukaku zu paralysieren. 

 

Jetzt aber schnell!
 

„Wüstenformation – bedeutendes Sandbegräbnis!“, schrie der Kazekage und formte in schneller Abfolge Fingerzeichen. Endlich! Shukaku wurde unter Sand begraben und Gaara schaffte es ihn zu versiegeln.

 

„Du Mistgöre, du dummer Junge, nicht mal den Sand unter deinen Füßen bist du wert! Ich tötete dich! Warte ab, ich bring dich um und alle, die dir wichtig sind!“, japste der Einschwänzige.

 

 

„Irgendwann kommt hoffentlich der Tag, an du begreifst, dass ich nicht dein Feind bin. Der wollte ich nie sein. Du hast mich zu einem gefühlskalten und mordlustigen Monster werden lassen. Ich will das nicht mehr sein, ich will für die Menschen da sein. Akzeptiere das! Das hier ist mein Körper und ich bestimme was mit ihm geschieht. Leb damit! Dann können wir in geraumer Zukunft vielleicht auch ein Team werden.“, versuchte der Kage seinem Bijuugeist ins Gewissen zu reden – vergebens.

 

„Verschwinde Gaara…verschwinde…dieses Mal hast du vielleicht gewonnen, aber ein Kampf ist noch nicht die ganze Schlacht, vergesse das nie.“

 

Im nächsten Augenblick war Gaara wieder in der Realität. Er hatte es geschafft! Shukaku hatte Ruhe gegeben. Müde ließ er sich tiefer in den Stuhl fallen. Der Kazekage war schweißnass, sein Mantel klebte an seinem Körper, wie auch sein Haar. Vorsichtig griff er sich an die Stelle, welche noch vor ein paar Sekunden geblutet hatte – nichts. Scheinbar waren Verletzungen im Trancezustand keine richtigen Verletzungen? Oder etwa doch?  Als sich Gaara erhob um am Fenster frische Luft zu holen, überkam ihm plötzlich eine enorme Übelkeit, er stütze zu Boden, griff hektisch zum Mülleimer und erbrach sich. Minutenlang würgte er so stark er konnte. Erst, als aus sein Mund nur noch Gallenflüssigkeit hervorbrachte, setzte er ab. Alles schmerze, sein Kopf dröhnte, seine Augen waren blutunterlaufen, die Beine waren unfähig auch nur im entferntesten seinen Körper zu tragen. 

 

„Ich brauch Wasser, Wasser dringend.“, krächzte der Kazekage mit vor Schmerz zitternder Stimme. Gaara versuchte hektisch die Wasserflasche auf dem Schreibtisch zu packen, dabei warf er mehrere Stapel Papier um, welche zu Boden fielen, dann endlich hatte er die Flasche. Panisch riss er den Deckel ab und trank eilig den gesamten Restinhalt mit einem Zug leer, dabei lief Flüssigkeit seine Mundwinkel herunter, er musste ein so jämmerlicher Anblick sein, dachte er – allerdings war dies ihm gleich. Der Kazekage wollte um jeden Preis jetzt nicht vor Erschöpfung das Bewusstsein verlieren, sonst war er wieder bei Shukaku und er hätte nichts gewonnen. Mit einem dumpfen Schlag fiel die Flasche in eine Ecke des Büros. Gaara atmete schwer.

 

„Was habe ich mir bei alle dem nur gedacht?“ sprach er mit zitternder Stimme, dann spürte er Tränen seinem Gesicht herunterlaufen. Hastige griff er mit seiner linken Hand an seine Wange.

 

„Lass es einfach.“, dann brach er in vollkommen in Tränen aus, er zog die Beine an sich heran und weinte, Gaara weinte bittere Tränen. War alles zu viel? Er war nun Kazekage, erst sieben Wochen im Amt, doch schien er jetzt dem Druck nicht mehr Stand zu halten. Er fühlte sich jetzt in diesem Augenblick, mitten in der Nacht alleine im Kazekagebüro, vollgekotzt und komplett nassgeschwitzt, nicht in der Lage, auch nur einen Tag weiter zu machen. Er konnte einfach nichts mehr einfach überspielen. Wie sollte er diese ganzen Probleme einfach mit Lässigkeit meistern? Bis auf den Hokage hatten ihn alle anderen Kage ignoriert, im Westen des Landes stand eine Mauer von der keiner eine Ahnung hatte warum sie überhaupt da war. Als wäre das nicht genug, gab es immer noch Shukaku, den es zu zähmen galt. Letzteres war scheinbar nur unter extremer körperlicher Anstrengung möglich. Und zu allem Überfluss gesellte sich die Gewissheit, dass er nur aus Überwachungsgründen diesen Posten bekommen hatte.
 

Wer soll denn das alles hinbekommen…, fragte sich der Rotschopf und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Alles, was er sich in diesem Moment wünschte war eine Umarmung, liebevoll Worte, damit er spürte nicht alleine zu sein. Doch die Wanduhr zeigte schon weit nach Mitternacht an. Es würde niemand mehr kommen, Gaara war alleine.

 

„Zumindest ist er jetzt endlich still.“, raunte er in die Stille und versuchte wieder Kräfte zu sammeln. Der Kampf mit Shukaku und die Versiegelung hatte sein gesamtes Chakra gefordert. Der Kazekage fragte sich wie lange das Siegel wohl halten würde. Er hatte sich erst seit kurzem damit beschäftigt und war immer noch ein klein wenig verwundert, es tatsächlich geschafft zu haben. Der Grundgedanken dahinter war banal, Gaara wollte einfach nur schlafen, schon seit Ewigkeiten hatte er den Wunsch einfach einmal einige Stunden am Stück schlafen zu können, ohne Angst, ohne Reue, ohne schlechtes Gewissen, ohne Shukaku.
 

So saß der rothaarige Kazekage eine ganze Weile auf dem Fußboden, den Mülleimer mit seinem Erbrochenen an sich gedrückt und starrte zur Wand. Er musste noch blasser aussehen, als er es von Natur aus war, dachte Gaara und wandte den Blick von der hellen Wand ab und sah zu den Blättern, welche alle auf den Boden verstreut waren. Es waren die Anmeldebögen der Genin für die Chunin-Auswahlprüfung gewesen. Nach und nach sammelte er sie alle wieder ein. Dann, als er endlich wieder in der Lage war, mehr Gewicht auf seine Beine zu bringen, gelang es ihm auch die hinteren Blätter wieder einzusammeln. Dabei bekam er auch einen speziellen Bogen in die Hand.

 

„Gott sei Dank, hast du das hier nicht gesehen.“, flüsterte er zu dem Foto auf dem Formular. Das Bild mit den rehbrauen Augen gab keine Antwort. Wahrscheinlich hätte sie alles versucht, um ihn zu helfen. So schätzte er sie mittlerweile ein. Matsuri hatte erkannt, dass Gaara kein einfaches Schicksal hatte, dass hatte er in den letzten vier Wochen gespürt. Er war darüber sehr froh. Sie war der erste Mensch aus dem Dorf gewesen, der ihm eine Chance geben hatte, ihn bestärkt hatte in seiner Entscheidung Kazekage zu sein, die ihm das Gefühl gab, nützlich zu sein. 

 

„Irgendwann sollte ich es ihr sagen.“, sprach der Kazekage leise und rappelte sie mühsam auf und legte die Formulare wieder auf ihren Stapel. Doch nicht ohne den Bogen seiner Schülerin noch einmal durchlesen, dann bemerkte er es – Matsuri hatte in zwei Tagen Geburtstag.

Es wäre eine Schmach gewesen, würde er ihr nichts schenke, natürlich wusste der Kage, dass er morgen Nachmittag nach Konoha aufbrach, doch sollte es ihn nicht daran hindern, Matsuri zumindest eine Kleinigkeit zukommen zulassen. Und sobald er wieder da war, ihr persönlich seine Glückwünsche auszustellen. Immerhin war sie auch an seinem Geburtstag da, was ihn wirklich gefreut hatte, auch wenn Gaara dies nicht so wirklich gezeigt hatte. Im Allgemeinen ertappte er sich immer wieder dabei, wie ihm, für Außenstehende, normale Interaktionen mit Menschen immer noch schwerfielen. Wann war eine Umarmung angebracht? Wann nette Worte? Besonders bei Matsuri empfand er es besonders schwierig und spätestens seit dem Abend am Fischteich und ihrer bisher einzigen Umarmung, noch schwieriger. Der Kazekage achtete eigentlich peinlich genau darauf, wie er sich ihr gegenüber verhielt, aus Angst diese Freundschaft zu gefährden. Allerdings waren diese beiden Moment nur freundschaftlich?

Die Umarmung vielleicht ja, dachte er. Es hatte einen trösteten Charakter, aber das am Fischteich? Gaara musste sich eingestehen, dass er keine Ahnung hatte und es hier alleine im Kazekageturm sowieso nicht herausfinden würde und tat es als einmalige Sache ab. Wichtiger war nun die Wahl eines Geschenkes. Glücklicherweise hatte er einen spontanen Einfall.

 

Immer noch benommen ging er zu einem Wandschrank und kramte das Buch hervor, welches eigentlich für die Bibliothek bestimmt war. Matsuri hatte ständig darin gelesen, vermutlich würde es ihr weiterhelfen. So setzte sich Gaara mit dem Buch wieder an den Schreibtisch und versuchte ein paar nette Worte zu verfassen. Als er fertig war, fragte er sich ob seine Glückwünsche so in Ordnung waren oder zu persönlich? Aber sie waren schließlich Freunde? Schrieben so Freunde? Der Kazekage ließ es darauf ankommen, verpackte das Buch und eine Karte und versuchte seine Gedanken wieder zu ordnen. Nachdem sein Chaos einigermaßen beseitigt hatte, trat er den Heimweg an, es lag viel vor ihm. Gaara musste versuchen, weiter Haltung zu bewahren, aus seinen Fehlern zu lernen und seinen Weg finden – schließlich taten dies doch alle Kazekage? 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Mal ein Kapitel mit vielen Gedanken, Emotionen und Ängsten. Ich hoffe es hat euch gefallen :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  diamandis
2017-07-06T14:19:34+00:00 06.07.2017 16:19
Hallöchen, ich melde mich mal wieder ^^
Ich kann echt nicht nachvollziehen, wieso soviele Matsuri nicht leiden können. Es interessiert mich auch nicht wirklich aber sie ist eben die erste und einer der wenigen die Gaara voll und ganz unterstützen. Sie war von Anfang an da, nicht erst nachdem er Kazekage wurde. Auf wenn das nur in den Fillerfolgen so war ^^ Und oh man... Gaara hat es ziemlich schwer und noch dazu muss er mit sich selber kämpfen... da ist es doch schön jemanden zu haben der seine Mühe und ihn wertschätzt ^^
Antwort von:  MadMatt
06.07.2017 16:51
Hallo diamandis,

schön wiedereinmal von dir zu hören :) Ja, ich kann dir nur zustimmen. Ich finde auch, dass Matsuri etwas Unrecht getan wird, denn sie ist wirklich ein sehr offener und vorurteilsfreier Mensch. Sie unterstützt Gaara finde ich immer sehr, der wie du schon gesagt hast ja genug Probleme hat.

LG

MadMatt
Antwort von:  Melissatafu
04.10.2017 09:01
Ich weiß das hier kommt etwas spät diamandis, aber ich persönlich konnte Matsuri im Anime nie leiden.Sie kam mir meistens ziemlich zickig rüber.Aber hier kommt es mir vor als sei Matsuri gar nicht die Matsuri die ich aus dem Anime kenne und deswegen mag ich sie hier auch mehr


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