Hinterhalt
"Du siehst wirklich mitgenommen aus, sicher, dass alles in Ordnung ist? Du musst mir nicht helfen."
"Mir geht es gut - wirklich. Außerdem hast du mich schon vor zwei Wochen gefragt, ob ich dir helfen kann. Ich lasse dich nicht hängen."
"Gut, gut... Aber das Training momentan hat schon seine Spuren an dir hinterlassen. Meinst du nicht du solltest dich jetzt kurz vorher etwas ausruhen. Immerhin wird es uns sicherlich wieder alles abverlangen. Und zudem lassen sie und dieses Mal komplett im Dunkeln."
Matsuri nickte. Das zusätzliche Training mit Baki verlangte alles ab. Sie hatte in den letzten drei Wochen viel dazugelernt. Allerdings litt sie auch regelmäßig unter Hemmatomen, Schürfwunden und Prellungen, zudem schien ihr steifer Nacken ihr regelmäßig den Schlaf zu rauben.
Allerdings war die junge Kunoichi sehr pflichtbewusst und half Mikoshi trotzdem einige Kisten mit Eierschalen in das Gewächshaus zu bringen. Es war früh am Morgen und in Gedanken war Matsuri wieder ganz und gar bei den Prüfungen. Sie hatte härter den je trainiert und dank Baki sogar neue Jutsus gelernt, welche sie bereit war auch einzusetzen. Sie war voller Hoffnung und doch nicht guter Dinge es bis zum Ende zu schaffen. Diese Prüfung würde intern zwischen allen Genin von Sunagakure stattfinden, alle die die zweite Prüfung abgeschlossen hatten oder zumindest es zum Zielort geschafft hatten, durften nun ihr Können noch einmal unter Beweiß stellen. Dies verringerte zwar das potenzielle Teilnehmerfeld, allerdings erhöhte es auch eine Wahrscheinlichkeit - die auf Ken zu treffen. Matsuri und er pflegten mittlerweile eine ausgewachsene Feindschaft. Er hielt sie für eine einfältige Göre, der alles in den Schoss geworfen wurde und trotzdem nichts konnte, eben ein hoffnungsloser Fall. Sie wiederum hielt Ken für einen krankhaft, hasserfüllten Sadisten, der es liebte Menschen zu quälen - emotional wie vermutlich auch körperlich. Eben ganz normale Erzfeinde.
"Ich werde mich ausruhen - versprochen!", sprach sie und versuchte ihr inneres Ich auch wirklich davon zu überzeugen.
"Aber nun erklärst du mir bitte mal was es mit den Eierschalen genau auf sich hat?", Matsuri versuchte das Thema zu wechseln, die Frage ob sie sich zuviel zumutete in den letzten Wochen hing ihr derweil etwas zum Hals raus und etwas oberflächlicher Smaltalk würde sie sicher von dieser Frage ablenken.
"Das sind Eierschalen unserer Blauschwanzfalken, ganz fein gemahlen binden sie Giftstoffe und helfen akut gegen die meisten Arten von Toxinen.", erklärte Mikoshi.
"Wow, ist ja fast schon eine Wunderwaffe. Und diese bringen wir nun ins Gewächshaus, weil?"
"Warst du noch nie in der toxikologischen Abteilung des Militärdienstes von Sunagakure?"
Matsuri schüttelte den Kopf, immer wieder schien sie auf vollkommenes Neuland zu stoßen, allerdings hatte sie sich immer wieder ermahnt dies nicht negativ zu sehen, sondern ihre eigenen Emotionen in dieser Sache zurückzustellen und einfach sich auf die Dinge einzulassen und zu lernen.
"Nein, war ich nicht.", sagte sich schließlich und sah zu Mikoshi der zu Lächeln schien.
"Oh, das wird dir sicher gefallen.", sprach dieser und wenig später hatten sie das Gewächshaus von Sunagakure erreicht.
Das Gewächshaus von Sunagakure bestand aus insgesamt zehn gläsernen Komplexen die alle durch durch ein hexagonales Gebäude in der Mitte miteinander verbunden waren. Rings herum gab es unzählige Beete, die durch ein komplexes Bewässerungssystem in regelmäßigen Abständen bewässert wurden, meist kam ein angenehmer Sprühnebel auf, der allem eine angenehme Frische verpasste.
Die beiden jungen Shinobi traten in das sechseckige Gebäude ein und wurden auch gleich im Empfang genommen. Eine ältere Dame mit blondem Haar, welches bereits breite graue Strähnen aufwies, begrüßte Mikoshi mit einem breiten Lächeln.
"Hallo Mika, ich habe hier etwas von meinem Vater für dich.", begrüßte Mikoshi, die Dame, welche Matsuri auf rund fünfzig Haare alt schätze und diese schien diese Nachricht sehr zu freuen.
"Mikoshi! Sind das meine Schalen? Das ist ja fantastisch! Oh wen hast du denn mitgebracht", fragte Mika und beäugte Matsuri durch ihre dicke Brille.
"Das ist Matsuri, sie ist mit mir im Team."
"Oh echt? Na dann freut es mich noch mehr dich kennen zu lernen Matsuri. Mikoshi hat schon viel von dir erzählt. Kommt doch mit rein, wir haben gerade nicht viel zu tun, wenn ihr wollt kann ich euch etwas herumführen."
Matsuri und Mikoshi folgten ihr und die junge Kunoichi kam nicht herum zuzugeben, dass sie diesen Ort mächtig interessant fand. Als sie durch die große Grünanlage durchgelaufen waren, standen sie vor einer Tür, die aus Milchglas war. Dahinter konnte man Menschen an Labortischen arbeiten sehen.
"Und das hier ist unser Labor...Hier untersuchen wir die Pflanzen auf ihre Bestandteile und versuchen herauszufinden wie wir ihre Wirkstoffe, wenn sie welche haben, am besten nutzen können. Deshalb arbeiten hier einige Mediziner, sowie erfahrene Shinobi mit. Stellt doch die Kartons einfach da drüben ab.", erklärte Mika und beide packten die Kartons in eine Ecke, dabei konnte Matsuri nicht anders, als eines der Terrarien auf dem Boden genauer zu beobachten. Dort auf dem helle Sandboden zwischen dunklen Ästen und einigen unförmigen Steinen, krabbelten Skorpione.
"Sei vorsichtig, das sind frisch geschlüpfte Riesenskoripione. Ihr Gift ist zwar nicht so stakt wie, dass der ausgewachsenen Tiere. Allerdings lassen sie dich schön ein paar Stunden schlafen. Wirklich schlaue Tiere. Wusstet ihr, dass sie ihre Beute über den Geruch ausmachen, sie haben wirklich eine herausragenden Geruchssinn, doch ihre Augen sind wirklich schlecht.", Mikas Augen schienen bei der Erläuterung der doch, nach Matsuris letzer Erfahrung nach, doch eher gefährlichen Lebewesen, stark zu leuchten. War dies hier wieder eines dieser berühmten verrückter Wissenschaftlicher Beispiele?
"Mika, verharmlose diese Tiere nicht. Du wurdest erst letzte Woche, dank eines dieser Tier ausgeknockt. Was machen die beiden eigentlich hier?", eine bekannte Stimme hatte besprochen und aus einer Ecke das Labors kratzte ein Stuhl.
"Kankurou? Ich wusste nicht, dass du hier arbeitest", Matsuri neigte den Kopf zur Seite, sichtlich etwas verwundert ihn hier zu sehen.
"Tja...Du solltest Temari nicht so viel glauben, ich sitze nicht nur rum und bastele an Puppen oder bin die Sekretärin meines kleinen Bruders, nein ich arbeite wirklich und jetzt...jetzt will ich erst einmal Kaffee.", sprach Kankurou und trotte etwas beiläufig an ihnen vorbei.
"Ich wusste gar nicht, dass er hier arbeitet.", sagte die brünette Schülerin und sah Gaaras älteren Bruder nachdenklich hinterher.
"Doch, doch...Kankurou ist zwar kein gelernter Chemiker, allerdings treibt er uns zu Höchstleistungen und ist schon in einige Testreihen involviert gewesen. Er bringt immer wieder frische Ideen mitein und dank ihm haben wir schon große Fortschritte gemacht und neue Kampfstoffe entwickeln können. Aber nun genug des Ganzen ich zeige euch mal unser neustes Gewächshaus wir nennen es liebevoll - Lotusgarten.", so gingen Mikoshi und Matsuri Mika hinterher und begutachteten das neues Gewächshaus. Es war ein überhaus freundlicher Ort, es blühten überall bunte Blüten, in allen Farben und Formen und irgendwie fühlte Matsuri sich wieder Okanoshigakure zurückversetzt - allerdings war es ohne ihn nicht das selbe.
Der Rest des Tages verlief ohne weitere erwähnenswerte Dinge und auch die beiden darauffolgenden verliefen ausgesprochen ruhig.
So war schließlich der Abend vor der nun letzten Prüfung angebrochen und Yukata, Mikoshi und Matsuri waren kurzfristig in das Kazekagebüro gebeten worden. Es war bereits schon dunkel, da es mitten in der Woche war, waren die meisten Menschen schon zuhause, auf den Straßen waren nur noch die letzten Nachzügler, während sich die drei jungen Shinobi in Gaaras Büro Platz nahmen und der Kazekage ihnen Tee einschenkte.
"Das ist aber wirklich nicht notwendig.", sprach Yukata und trank einen Schluck.
"Ich will nur, dass ihr euch gut vorbereitet fühlt und euch etwas die Aufregung nehmen.", erklärte Gaara und setzte sich.
Matsuri griff zum Zucker und leise versenkte sie zwei Stück Zucker und sah ihnen zu wie sie langsam sich auflösten.
"Dauert die Prüfung dieses Mal genau so lange?", Mikoshi sah fragend zu Gaara.
"Nein, es dauert nicht ganz so lange. Allerdings werden wir streng aussortieren müssen, da wir für das Finale sonst zu viele Teilnehmer haben, allerdings werdet ihr das im Laufe der Prüfung noch genauer erklärt bekommen.", erklärte der Kazekage und lehnte sich in seinem Bürostuhl zurück.
"Ich vermute mal, wir bekommen nichts über die genaue Prüfung gesagt?", fragte Matsuri und als Gaara nickte, griff sie zu ihrer Teetasse und nahm einen kräftigen Schluck. Vorsichtig leckte sie sich die letzten Kristalle des Zuckers von den Lippen und lauschte dem weiteren Gespräch.
Das Licht der Schreibtischlampe flackerte und das Mädchen hatte das Gefühl, fragte sie sich wie spät es war, denn sie kam sich plötzlich sehr müde vor.
"Macht euch nicht zu viele Gedanken, ich bin mir sicher, ihr werdet einen guten Job machen. In den letzten Wochen habt ihr euch gut weiter entwickelt und werdet das schon meistern."
Matsuri neigte den Kopf zur Seite und stützte ihn auf einer Hand ab. Ihr Blick schweifte zu den anderen beiden. Mikoshi schien etwas zu fragen, doch nahm sie es gar nicht mehr war. Auch Yukata wirkte etwas mitgenommen, lange Strähnen hingen ihr vor dem Gesicht und sie schien dem Gespräch auch nicht mehr zu folgen.
Irgendetwas stimmte hier nicht. Die Schülerin des Kazekagen versuchte sich zu konzentrieren. Waren ihr Beine schon immer so schwer? Sie atmete schwer, versuchte sich zusammenzureisen. Langsam trank sie den letzten Rest ihres Tees aus und sah in die Tassen der anderen beiden - sie waren bereits leer.
Ihr Blick schweifte über den großen Schreibtisch, der aus dunklem Wüstenholz gefertigt war und auf Hochglanzpoliert war. Wieso hatte Gaara keine Tasse? Er trank sonst sehr oft Tee, zumindest hatte er es während ihrer Reise fast täglich. Nun war sie sich sicher, sie waren unter falschen Vorwand hier her gelockt worden.
"Was ist hier los!", stieß Matsuri und fast zeitgleich, kippten Mikoshi und Yukata vorn über und hingen nun über dem Schreibtisch.
Sie blickte erschrocken zu Gaara, war im Begriff aufzustehen, doch es war nicht möglich. Ihre Beine knickten weg und sie stütze sich am Tisch ab.
"Setzt dich lieber.", sprach der Kazekage, welche plötzlich neben Matsuri zu stehen schien. Ihr Kopf wurde immer schwerer, wann war er aufgestanden?
Mehr wie ein Nicken brachte sie nicht mehr hervor, der Raum schien unerträglich warm zu sein und nur einen Gedanken klar zu fassen grenzte gerade schon an ein Ding der Unmöglichkeit.
Während ihre Teamkollegen bereits nicht mehr ansprechbar waren, rang Matsuri immer noch mit ihrem Bewusstsein. Sie blickte in das Gesicht von Gaara, der einfach nur friedlich aus sie herabblickte, freundlich, wohlwollend. Wusste er was kommen würde Steckte er dahinter?
"Wir sehen uns in drei Tagen.", sagte er mit seiner, für Gaara, typischen fast schon letagisch, ruhigen Stimme.
"Wieso...", keuchte Matsuri und schien ihre Augen kaum noch offen halten zu können.
"...weil deine letze Prüfung hat begonnen. Viel Glück."