Hotel de Jarjayes - Das etwas andere modernere Leben der Lady Oscar von weisserose ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Oscar und André hatten heute zusammen die Nachmittagsschicht. Als es im Hotel endlich etwas ruhiger wurde, guckte sich André die heutigen Buchungen an, um diese auch im PC einzugeben. „Übernachtet Hans bei uns?“, fragte er bei Oscar nach, da er ihre Handschrift erkannte. Sie trat zu ihm und guckte in den Kalender. „Da muss ich mich vertan haben“, kam es von ihr etwas peinlich berührt. Sie dachte sehr oft an ihn in der letzten Zeit. Ja, zum ersten Mal in ihrem Leben war sie in einen Mann verliebt. Doch gestand sie sich ihre Gefühle ihm gegenüber nicht ein, da er scheinbar mit ihrer Freundin zusammen war. Also hatte sie ihre Chance verpasst und zudem sah er sie mehr als Kumpel als eine Frau. Aber das alles nutze nichts. Sie liebte ihn. „Fersan“, sagte Oscar dann. „Ich hab mich wohl verschrieben“, fügte sie noch hinzu. „Gut“, kam es von André. Er wusste was in seiner Freundin vorging, auch wenn sie ihm nie ein Wort diesbezüglich gesagt hatte. Innerlich hoffte er auch, dass es nicht passieren würde. Das würde ihm bestimmt das Herz brechen, es auch noch mit ihren Worten zu hören. Doch war er auch etwas froh darüber, das die beiden kein Paar wurden. Wer wusste schon, was er dann gemacht hätte. Er gönnte ihr zwar das Glück, aber zu gerne wäre er selber mit ihr zusammen. „Ich glaub, es war mir heute zu stressig. Kommst du alleine zureicht? Dann würde ich in mein Büro gehen und dort noch was lernen“, erkundigte sie sich bei André. „Klar, geh ruhig. Falls was ist melde ich mich“, sagte er und setzte seine Arbeit fort. „Danke“, kam es von ihr und ging in ihr kleines Zimmer, was hinter der Rezeption lag. Dort angekommen setzte sie sich und legte ihren Kopf in ihren Händen. Wie konnte ihr bloß so Fehler passieren? Gerade sie sollte doch ein Vorbild für ihre Angestellten sein. Sie sollte sich mehr auf ihre Arbeit konzentrieren und nicht von einem guten aussehenden Schweden träumen. Schon versank sie wieder in einen Tagestraum. Eine wohl bekannte Stimme riss sie ins jetzt zurück. „André, was gibt es?“, fragte sie und stand auf, als hätte sie was angestellt. „Suchen wir noch ein Zimmermädchen oder Küchenkraft? Da ist eine junge Frau, sie sucht ein Job“, erklärte er ihr. „Ich komme“, kam es von ihr und ging wieder nach vorn. Eigentlich waren sie voll besetzt, doch sagte sie sowas immer lieber persönlich. Vor der Theke der Rezeption stand ein junges Mädchen. Wenn es hoch kam, gerade mal 16. Sie war blond und recht hübsch, aber man sah ihr an, das sie schon viel mitgemacht hatte im Leben. „Guten Tag, ich heiße Rosalie. Ich suche ganz dringend einen Job. Ich mache alles. Ob putzen, kochen oder sonst was für Arbeit. Nur bitte schicken sie mich nicht weg. Ich mach wirklich alles“, kam die Kleine direkt zu Wort. „Komm setzten wir uns“, sagte Oscar höflich und deutete auf eine kleine Sitzgruppe in der Ecke. Das junge Mädchen nickte. „Herr Grandier, könnten Sie uns bitte ein Wasser bringen lassen“, befahl Oscar. Auch wenn sich hier fast alle Duzten, sollte es nicht von den Gästen passieren. Das fand ihr Vater für das Hotel nicht angemessen. „Gewiss“, bekam sie als Antwort. „Setzten Sie sich doch bitte. Ich bin Oscar de Jarjayes, mein Vater gehört das Hotel. Also hat er das letzte Wort dazu zu sagen, aber meist vertraut er mir in solchen Angelegenheiten. Frau?“ „Lamorlière“, kam es von der jungen Frau. „Warum suchen Sie so schnell eine Anstellung? Darf ich fragen wie alt Sie sind?“, fragte Oscar nun. „Ich will offen zu Ihnen sein. Meine Mutter ist sehr krank und die einzige Medizin, die ihr hilft, zahlt die Krankenkasse nicht… Die Ärzte meinen, ohne diese Tabletten wird meine Mutter bald sterben und ich habe nur noch sie… letzten Monat bin ich erst 16 geworden“, erzählte Rosalie ganz ehrlich und fing fast an zu weinen. „Da darfst du noch nicht viel Arbeiten und wenn wir dich brauchen könnten, bist du in der Schule“, kam es von Oscar, doch sie hatte Mitleid mit dem Mädchen. „Oh bitte, schicken Sie mich nicht auch weg. Ich bin seit Tagen unterwegs, und ich bekomme immer dasselbe zu hören“, sagte sie nun und fing jetzt richtig an zu weinen. Kurz überlegte die Ältere der beiden, während in der zwischen Zeit André ein kleines Tablett mit Getränken bei ihnen abstellte. „Komm morgen einfach um die Zeit mal zum Probearbeiten. Vielleicht werden Sie unser Mädchen für alles werden. Das heißt Küche, vielleicht hier vorne, aber auch sauber machen. Wenn es Ihren nicht aus macht.“ „Danke, vielen Dank. Ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Ich bin morgen auf jeden Fall hier und mache wirklich alles“, kam es nun freudig von ihr und sprang Oscar fast um den Hals. Dann verabschiedeten sie sich von einander. „Ich glaub, da hast du jemanden richtig glücklich gemacht“, bemerkte André, als seine beste Freundin wieder bei ihm war. „Ja, ich hätte Mitleid mit ihr. Falls du ihre Geschichte gehört hast, du auch“, erwiderte Oscar und zog sich wieder zurück. Mehr als pünktlich kam Rosalie zum Probearbeiten. In dieser Zeit wurde sie überall eingesetzt, wo gerade jemand fehlte, und sie stellte sich gut an und so bekam sie den Job. Im Pausenraum für die Angestellten saß André und verspeiste gerade einen Apfel, als einer, der gerade seine Schicht anfing, rein kam. „Hey hast du auch schon gehört, das jemand nachts Hotels ausraubt?“, fragte er und setzt sich zu André. „Was will er denn haben? Geld ist kaum da und sonst ist nicht viel zu holen.“ „Aber scheinbar reicht es ihm. 10 Hotels in nicht mal 14 Tagen. Die Presse nennt ihn schon den Schwarzen Ritter. Nur gut, das dies erstmal meine letzte Nachschicht ist“, erwiderte er und ging dann seinen Dienst antreten. Das Thema sprach sich auch schon in der Uni rum und immer mehr erhöhten die Sicherheitsmaßnahmen. Aber Oscar machte sich nicht verrückt. Falls es passieren sollte, hatte sie eh keine Chance. Aber trotzdem hoffe sie, das nichts passiert. Die Klausuren waren geschrieben und nun konnte sie die Semesterferien genießen und dann mit Volldampf ins letzte Semester starten. Dann war sie endlich fertig und hätte ihr Master in Wirtschaftspsychologie. Sie war etwas froh über die Ferien, denn Hans wollte zu seinen Eltern reisen. Also würde sie ihn nicht sehen und dann vielleicht über ihn hinweg kommen. André und Oscar hatten auch einen kleinen Urlaub geplant. Wie fast jedes Jahr wollten sie dann nach Arras. Dort hatten ihre Eltern ein kleines Ferienhaus und stellten es gerne ihrer Tochter zu Verfügung. Viele ihrer Kommilitonen waren in St. Moritz oder so zum Ski fahren, und das war nichts für sie. Dabei lag es mehr an den Partys, als am Fahren an für sich. So kam sie eher zur Ruhe als mit Partys. Aber erstmal musste sie noch arbeiten. Es war Heiligabend. Oscar und André hatten die Nachtschicht. Beiden machte es nichts aus an diesem Tag zu arbeiten. Oscar machte sich nichts daraus, da sie am nächsten Tag Geburtstag hatte und André dachte gerade an seine Eltern, daher war er über jede Ablenkung dankbar. Ein Piepen von einem Handy war zu hören und Oscar nahm es aus ihrer Hosentasche und öffnete die Nachricht. Als sie sah von wenn sie war, musste sie einfach lächeln. „Hans, er wünscht uns Frohe Weihnachten“, erklärte sie ihrem besten Freund und antwortete schnell, bevor sie es wieder weg packte. „Danke. Aber ich dachte Handys sind während der Arbeitszeit verboten“, neckte er sie. „Genauso wie heimlich zu lesen, im Internet zu surfen oder sich Pizza zu bestellen, wie es hier ein paar Angestellte in der Nachtschicht machen“, antwortete sie ihm. André sah sie erschrocken an. Denn es waren alles Sachen, die hier wirklich welche machten. Er nahm sich auch oft ein Buch mit, denn mit irgendwas musste er sich wach halten. Doch las er nur wenn all seine Arbeit getan war. „Ihr denkt, wir wissen es nicht, aber so dumm sind wir nicht…“, kam es von ihr und erhob sich. „Falls du jetzt Pizza bestellt. Du weißt ja was ich mag“, ärgerte er sie. Es dauerte nicht lange und sie kam mit zwei Tassen Kaffee wieder. „Sorry, aber ich hoffe das ist auch gut“, sagte sie und gab ihm eine Tasse. Er bedankte sich. Dann sah er, das sie ein Geschenk in der Hand hatte. „Ich weiß, wir schenken uns nichts, aber ich hab es zufällig gefunden“, kam es von ihr, als sie seinen Blick bemerkte. Dann überreichte sie es ihm und wünschte ihm Frohe Weihnachten. Er bedankte sich und öffnete das kleine Päckchen. Zum Vorschein kam eine DVD mit der Aufschrift: „Hochzeit Grandier“ Sofort bekam er große Augen und sah seine Freundin nur fragend an. „Meine Eltern waren damals eingeladen. Mein Vater hat damals alles gefilmt. Ich hab letztens was gesucht und da fiel mir die Videokassette in die Hände. Sophie erzählte mir, das ihr sie damals ausversehen überspielt habt. Ich hab es ihr dann nur auf DVD brennen lassen, damit du es dir angucken kannst und sie nicht so schnell kaputt geht“, erklärte sie ihm. „Danke“, bekam er nur noch raus, so gerührt war er davon. Am liebsten würde er jetzt weinen, aber er wusste dass es nicht angebracht war. „Gern geschehen“, sagte Oscar. Sie wusste, wie sehr er seine Eltern vermisste. „Darf ich?“, fragte er und deutete auf den PC. Als er ein Nicken als Antwort bekam, legte er sie ein und drückte auf Play. Es war eine kleine Kirche und scheinbar waren nur die engen Freunde und die Familie anwesend. Dann setzte die wohlbekannte Musik ein und Andrés Mutter trat durch die Tür. Oscar kannte sie zwar nur von Fotos, aber sie war ihr sofort sympathisch. Die ganze Hochzeit war schlicht gehalten, wie auch das Brautkleid. Aber man merkte, dass das Paar sich über alles liebte. Oscar kannte ein Video von der Hochzeit ihrer Eltern, was um einiges größer. Zudem spielte der Luxus eine wichtigere Rolle, als die eigentliche Liebe der beiden Hauptpersonen. Als das Video zu Ende war, sagte Oscar: „Falls ich mal heirate, dann wie deine Eltern.“ Bevor Andrè was sagen konnte, erhob sie sich und ging. Er war immer noch zu tiefst gerührt von dem gerade gesehenen Film. Innerlich dankte er ihr und das nicht nur für das Geschenk. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)