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Die Chroniken der Vier

von
Koautor:  Arane

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Trauer

Kapitel 26. Trauer
 

Arashi:
 

Zum Glück war Violetta noch am Leben. Gerade als ich nach dem Hauptmann sehen wollte, hörte ich ein seltsames Geräusch. Es klang wie zerbrechendes Glas. Der komische Anhänger von Violetta zerbrach und die Splitter flogen in alle Richtungen davon. Zum Glück wurde ich nur von einen getroffen, denn die Teile waren irre scharf. Ich spürte wie er meine Wange aufriss, doch in den Augenblick war es mir gleich. Ohne weiter nachzudenken hob ich den Splitter auf der mich verletzt hatte. Er bestand aus einem Material das ich nicht kannte. Es klebte noch etwas Blut von mir dran.Tja, die Kette welche die Elfe bis gerade eben noch getragen hatte war wohl hin. Ohne weiter darüber nachzudenken warf ich diese weg und stand auf.
 

Ich wollte zum Hauptmann, denn ich musste wissen wie es ihm ging. Kai war schon bei ihm. Als ich dazu kam schüttelte er nur den Kopf. Ich wusste sofort was er damit meinte. Der Mann den ich in meinen Leben am meisten bewundert hatte, war von uns gegangen.

„Willst du ihm als Nachfolgerin die letzte Ehre erweisen?“, fragte Kai mich leise. Ich nickte nur und schloss dem starken Krieger die Augen.

„Wie lauten deine Befehle, Hauptmann?“

„Nenn mich Arashi. Ich kann diesen Titel nicht annehmen Kai. Er soll weiter ihm gehören. Leb wohl. Möge ihre Seele in Frieden ruhen“, wies ich ihn zurecht.

„Ich hole die Wache, damit die Totenwache vorbereitet wird“, informierte er mich und schritt davon.
 

Damit Violetta sich ausruhen konnte von der Aufregung, wurde sie von Rei in unser Quartier gebracht. Da sie noch ohnmächtig war trug er sie dort hin.
 

Bis die Wache kam blieb ich an diesen Ort und wartete. Man brachte den Hauptmann weg. Ich spürte wie mir Tränen die Wange herunter liefen, doch ich wischte sie nicht weg. Stattdessen ging ich zu Kai und umarmte ihn. Im Moment brauchte ich jemanden der mir halt gab. So standen wir einfach nur da. Ich kann nicht sagen wie viel Zeit verging. Nach einiger Zeit ließ ich los und nahm das Schwert des Hauptmanns zur Hand und hielt es in die Höhe. Dann schrie ich mit aller Kraft in den Himmel.

„Ihr verdammten Schweine. Das zahle ich euch heim. Ich schwöre, ich werde mich rächen.“ Dann ließ ich das Schwert fallen und rannte davon. Es heißt ja, Bewegung machte den Kopf frei und in diesen Augenblick wollte ich nicht nachdenken. Ich war ziemlich lange unterwegs bis ich irgendwie in unseren Quartier ankam. Dort begab ich mich ins Zimmer von mir und Violetta um mich frisch zu machen. Außerdem wollte ich nach der Elfe sehen. Nur um sicher zu gehen dass es ihr wirklich gut ging. Dort erfuhr ich von Rei dass Peter und Erim die restliche Besprechung mit den Vier Reichen alleine überwachen würden. Ich bekam für den restlichen Tag frei. Kein Wunder nach dem was passiert war. Eine Weile blieb ich einfach im Zimmer sitzen und sah der Elfe beim Schlafen zu. Das tat ich so lange bis mir bewusst wurde, dass ich nicht der Typ war der still saß und wartete was passieren würde. Nein. Ich wollte aufstehen und kämpfen. In den Augenblick kam Rei schon wieder ohne anzuklopfen herein.

„Du hast wohl noch immer nichts von anklopfen gehört, oder?“, erkundigte ich mich schlecht gelaunt bei ihm und warf mit einem Schuh nach ihm. Der Gestaltwandler wich geschwind aus, warf aber nicht zurück. Was vermutlich auch besser so war.

„Ich ähm… Ich wollte schauen wie es dir geht“, stammelte er.

„Den Umständen entsprechend“, entgegnete ich nur und zuckte mit den Schultern.

„Ich weiß, dass du sehr traurig bist Arashi…“

„Ich bin nicht traurig.“ Meine Aussage schien Rei ziemlich aus der Bahn zu werfen, denn er starrte mich erstaunt an. Ich schüttelte den Kopf um meine Aussage zu unterstreichen.

„Ich bin nicht traurig. Jedenfalls jetzt noch nicht. Im Moment bin ich einfach nur wütend.“ Unbewusst hatte ich meine Hand zur Faust geballt.

„Ich wollte dir nur sagen dass ich jederzeit für dich da bin, Arashi, wenn du mich brauchst“, versicherte er mir.

„Nein, im Augenblick nicht. Ich gehe trainieren. Wo ist eigentlich Tiziano? Seine Verlobte wurde verletzt und er spielt Verstecken?“, ärgerte ich mich über ihn. Erst spielt dieser den großen Beschützer und dann war er nicht da als sie ihn am meisten brauchte. Rei runzelte die Stirn und schwieg kurz ehe er antwortete: „Ich glaube dass er uns verraten hat.“ Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.

„Wie kommst denn darauf, Rei?“

„Er hat versucht Violetta auf die Seite der Gestaltwandler zu ziehen und ist immer wieder von Zeit zu Zeit heimlich verschwunden. Ich dachte mir schon dass er zu ihnen gehören könnte, doch ich hatte keine Beweise.“ Wir schwiegen uns eine Zeit lang an. Stimmt, wenn jemand so etwas bemerkte, dann war das eindeutig Rei.

„Könnte sein. Wenn ja wird er sich vorerst verstecken. Nun wo er weiß das…“ Ich hielt inne und ein Grinsen schlich sich auf meinen Lippen.

„Halt, Moment bei der Besprechung war er nicht dabei. Spannend.“

„Was wirst du tun, Arashi?“

„Ich gehe trainieren.“

„Das meine ich nicht. Was wirst du mit Tiziano machen?“, verlangte er zu wissen und stellte sich mir in den Weg.

„Na was wohl. Wenn er ein Verräter ist bring ich ihn um. Vor allem wenn er etwas mit den Tod des Hauptmanns zu tun hat“, erklärte ich ihm aufgebracht und versuchte an ihm vorbei zu kommen.

„Wie willst du das herausfinden?“, bohrte Rei weiter nach. Er war nicht dumm, aber manchmal stellte er sich ganz schön doof an.

„Violetta wird es wissen. Ich muss nur warten bis sie aufgewacht ist.“ Damit verließ ich das Zimmer und sorgte dafür, dass der Gestaltwandler draußen Wache hielt.
 

Ich suchte den Trainingsraum der Herberge auf. Dass sie so etwas hatten, zeugte davon, dass sie oft Krieger beherbergten und nicht wollten dass diese alles kurz und klein schlugen, wenn diese im Haus trainierten. Ich zog meine beiden Schwerter und übte den Nahkampf. Es frischte meine Erinnerungen an die Bewegungen auf und es ließ mich für einen Moment das vergessen womit ich mich früher oder später auseinander setzen musste. Nur für den Augenblick wollte ich nicht daran denken. Ich fühlte nur Wut und die würde mich in einen Kampf nur ablenken. Außerdem wie hieß es so schön. Ein unaufmerksamer Krieger war ein toter Krieger. Plötzlich hörte ich jemanden klatschen. Noch bevor ich wusste was ich tat, hielt ich der mir unbekannten Frau mein Schwert vor die Brust.

„Was willst du von mir?“, erkundigte ich mich leise und bedrohlich. Sie hielt beide Hände nach oben.

„Bitte, ich bin unbewaffnet und will nur reden“, beteuerte sie mir. Misstrauisch betrachtete ich die Frau welche vom Aussehen her ein Mensch sein könnte. Doch nachdem ich diese testete stellte sich heraus dass sie definitiv keiner war.
 

Violetta:
 

Ich erwachte und wusste erst einmal nicht wo ich mich befand. Kurz glaubte ich wieder im Versteck der Gestaltwandler zu sein, aber als ich die unvergitterten Fenster sah beruhigte ich mich schnell. Langsam wurde mir klar wo ich mich befand. Es befand mich im Zimmer von mir und der Menschenkriegerin.

„Schön dass du wieder wach bist“, begrüßte Kai mich heiter.

„Was ist geschehen? Wie kam ich hier her?“, wollte ich von ihm wissen da noch nicht alle Erinnerungen zurück gekommen waren.

„Du bist hier in deiner Herberge und somit in Sicherheit. Wäre Arashi nicht dann...“

„...dann wärst du nicht hier“, beendete Arashi den Satz und trat mit Rei ein.

„Ich möchte mich noch einmal entschuldigen Violetta dass wir dir geheim gehalten haben dass der Stein der Macht die Gestaltwandler enttarnen kann“, entschuldigte sie sich. Jetzt wo sie dieses magische Artefakt erwähnte griff ich panikartig zu der Stelle wo der Stein hätte sein sollen.

„Mach dir keine Sorgen. Ich habe ihn bei mir. Als ich dich rettete verschmolzen unsere Steine miteinander aber frag nicht wie das geschehen konnte. Ich habe echt keine Ahnung“, offenbarte sie mir und blickte mich dabei direkt an.

„Ich verzeih dir Arashi, aber ich möchte nicht dass noch mehr solcher Geheimnisse zwischen uns liegen. Gibt es noch irgendetwas was du mir offenbaren möchtest?“, fragte ich sie ernst ansehend.

„Es gibt eigentlich nichts und du?“, konterte sie. Ich dachte eine Weile darüber nach und erzählte ihr von meinem magischen Schutzanhänger und von Tizianos wahrer Identität.

„Das heißt er zählt nun offiziell zu unseren Feinden“, stellte Arashi fest.

„Das tut er“, stimmte ich ihr leise zu.
 

Kai meldete sich zu Wort: „Es gibt eine neue Entwicklung, Arashi.“

„Und die wäre?“, hakte sie nach.

„Wie ich dir schon mal erzählt habe wollen die Gestaltwandler, dass ich für sie arbeite. Bei der Versammlung erfuhr ich die Zeit und den Ort für die Aufnahme. Ich werde zum vereinbarten Treffpunkt hingehen um zu sehen was ich für sie tun soll.“ Ungläubig hörte ich dem zu.

„Was soll das bedeuten?“, wollte ich wissen.

„Ich werde die Gestaltwandler ausspionieren damit wir ihnen einen Schritt voraus sind“, erklärte er mir. Verständnis zeichnete sich auf meinen Gesicht ab und ich atmete erleichtert aus.

„Ich geh dann mal“, verabschiedete sich Kai und verließ das Zimmer.
 

Es verging ungefähr eine Stunde in der ich über meine Freundschaft mit Tiziano nachdachte. Noch immer konnte ich nicht richtig begreifen was geschah. Ich bat Arashi mir etwas zu trinken zu holen und starrte die Wand an um nicht mit den anderen reden zu müssen.
 

Kai bat uns um eine erneute Versammlung.

„Die Gestaltwandler wollen wissen was für Verluste ihr erlitten habt. Besonders über Violetta soll ich berichten“, teilte er uns mit. Verkrampft starrte ich nun meine zitternden Hände und mied die Blicke der anderen.

„Am besten ist es wenn die Elfe für Tod halten sodass sie einige Tage Ruhe hat. Ich meine, wer würde schon eine tote Person entführen wollen?“, schlug Peter vor. Dieser kam erst jetzt dazu, weil der Zwergenkönig einiges mit ihm zu besprechen gehabt hatte.

„Eine gute Idee“, stimmte Arashi ihm zu.

„Aber sie wollen bestimmt einen Beweis für meinen Tod“, warf ich leise ein und spielte mit meinen Verlobungsring herum. Trotz des Verrates trug ich ihn noch.

„Der Ring wäre doch geeignet“, meinte Rei. Erschrocken zuckte ich zusammen und übergab ihm widerwillig das Schmuckstück. Jener reichte ihn an Kai weiter.

„Du bleibst hier und ruhst dich aus Violetta. Man darf dich nicht lebend sehen. Wir verbreiten erst einmal das Gerücht über deinen Tod“, schlug Arashi vor.

„Was ist wenn Tiziano herkommt und sieht das ich noch am Leben bin?“, merkte ich an.

„Ich kenne einen Stoff der dich für einige Stunden in einen todesähnlichen Zustand verfallen lässt“, schlug der Gestaltwandler vor.

„Gut Rei, besorge ihn“, stimmte Arashi zu und verschloss darauf die Vorhänge in unserer Schlafkammer. Ich hörte dem Gespräch schweigend zu und sah zu wie bis auf die Menschenkriegerin alle das Zimmer verließen.

„Ich werde immer für dich da sein wenn du reden möchtest“, bot Arashi mir noch an.

„Ich mag jetzt nicht reden“, lehnte ich ab und hörte wie die Tür von außen geschlossen wurde. Nun war ich ganz alleine.
 

Am Abend nahm ich noch eine Kleinigkeit zu mir und schlief die Nacht durch. Erst erst als die Sonne aufgegangen war erwachte ich aus meinem Schlaf. Ein leichter schwindel erfasste beim Aufrichten. Trotz der Heilung von Arashi würde es noch etwas Zeit brauchen mit es mir wieder gut gehen würde. Mein Blick suchte die Kriegerin doch diese war offensichtlich schon längst aufgestanden und weg. Neben meinem Bett entdeckte ich eine kleine Viole auf den Tisch sowie eine Anleitung in welcher Dosis man das Mittel einnehmen sollte. Ich hoffte das es nicht nötig sein würde dieses einzunehmen. Mein Magen knurrte und ich fragte mich leise ob die anderen mir bald etwas zu Essen vorbeibringen würden, da ich das Zimmer nicht verlassen durfte.
 

Plötzlich hörte ich leise Stimmen von draußen und ich spitzte meine Ohren um besser zu verstehen über was diese sprachen.

„Es tut mir leid. Wir konnten wirklich nichts machen um ihr Leben zu retten, Tiziano“, entschuldigte Arashi sich sehr laut. Ich nahm eine Portion vom Schlafmittel. Dieses schmeckte ganz bitter. Darauf versteckte ich den Zettel mit der Anweisung und die Flasche unter meinem Kissen und wartete auf den kommenden Schlaf der sich hoffentlich bald einstellen würde. Ich hoffte nur dass wenn er mich „tot“ sah würde er sich aus der ganzen Sache mit den Gestaltwandlern abwenden. Immerhin waren diese für meinen „Tod“ verantwortlich. Die Kriegerin hielt ihn so gut es ging zurück.

„Ich muss sie sehen. Sie ist doch... war doch...“, hörte ich die verzweifelt klingenden Proteste aus seiner Stimme durch die Türe. Meine Augen schlossen sich und ich hörte noch wie die Tür aufgeschlagen wurde. Wie aus großer Ferne spürte ich wie Tiziano meinen Oberkörper hob und an sich drückte oder bildete ich mir das nur ein? Ich driftete in die Dunkelheit ab und nahm nichts mehr um mich herum wahr.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das nächste Kapitel heißt: Gedanken an die Toten Komplett anzeigen

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