Die Chroniken der Vier von REB ================================================================================ Kapitel 29: Abschied nehmen --------------------------- Kapitel 29. Abschied nehmen Arashi: Der Umhang des Hauptmanns war schwer sowie die Verantwortung welches er mit sich brachte. Außerdem war er mir mehrere Nummern zu groß. Zum ersten Mal in meinen Leben fühlte ich mich klein, unbedeutend und hilflos. Ein Gefühl das ich überhaupt nicht mochte. Ich stand vor dem frischen Grab des Hauptmanns und wartete auf meinen Auftritt. Es lag an mir ihn endgültig von dieser Welt zu verabschieden. Angespannt hielt ich seine Klinge fest und stellte mir vor es wäre ein Kampf. Ein fester Stand und den Blick stur geradeaus gerichtet. Lass dich nicht ablenken oder gar verunsichern. Atme ruhig und gleichmäßig aus und wieder ein. Hebe dein Schwert und schlage zu wenn der Zeitpunkt gekommen ist. Ich wusste es, dass nun der richtige Augenblick gekommen war. Andächtig hob ich die Klinge in die Luft. „Für Etjen Gregory!“, rief ich und rammte das Schwert in den Boden. Anschließend holte ich erst mal tief Luft ehe ich fort fuhr: „Vor zwei Jahren, als ich gerade zur Wache gekommen war, fragte ich Etjen warum der Umhang des Hauptmanns dunkler sei, als die der anderen Krieger. Er Antwortete das käme vom Blut. Damals dachte ich, er meinte das von seinen Feinden. Doch dies war nur die halbe Wahrheit. Das habe ich nun begriffen. Es sprach auch vom Blut der Mutigen die bereit waren alles für ihre Stadt und ihre Bewohner zu geben. Die bereit sind ihr Leben zu geben um andere zu beschützen. Ich, Arashi Gregory, schwöre hiermit, vor dem Grab meines Vorgänger und Vaters, diese Aufgabe zu übernehmen und die Bewohner von Lumia mit meinen Leben zu beschützen.“ Ich kniete vor dem Grab des Hauptmanns und verharrte so mehrere Sekunden. Anschließend ging ich an den Trauernden vorbei und verließ den Friedhof ohne mich noch einmal umzudrehen. Am Tor wurde ich bereits von Peter erwartet. Zusammen gingen wir zurück zur Herberge. Ich wollte so schnell wie möglich wieder meinen eigenen Umhang tragen. „Warum bist du nicht geblieben bis sich die anderen verabschiedet haben?“, wollte der Zwerg von mir wissen. „Ganz einfach. Das ist eine alte Tradition. Sie stammt aus einer Zeit als die Straßen noch sehr viel gefährlicher waren als heute. Damals hatten die Leute von der Wache keine Zeit um lange zu trauern, sondern mussten schnell wieder auf die Straße. Darum ist es Brauch dass der Nachfolger auf der Beerdigung gleich den Schwur leistet und als erster wieder geht. Im Gegensatz zu heute mussten die Leute allerdings dann ganz normal weiter arbeiten“, erklärte ich. Dabei wurde mir schmerzhaft bewusst dass es der Hauptmann war der mir mit eben jenen Worten auf diese Frage geantwortet hatte. Er war noch keine Woche tot und ich vermisste ihn schrecklich. In der Herberge angekommen zog ich mich um und packte den alten Umhang weg. Offiziell gehörte er zwar nun zu meiner Arbeitskleidung, doch ich brachte es einfach nicht übers Herz ihn anzuziehen. Vielleicht würde ich es ja eines Tages machen, aber definitiv nicht heute. Zu zweit kletterten wir aufs Dach und betrachteten den wolkenverhangenen Himmel. „Morgen müssen wir wieder zur Versammlung erscheinen“, erinnerte mich Peter daran. „Stimmt, wir können Erim nicht alles alleine regeln lassen. Vor allem jetzt wo Violetta weg gefallen ist.“ Er streckte sich und betrachtete den Himmel. „Ich wünschte wir könnten darauf verzichten. Ich bin ein Krieger und kein Diplomat. Ich kämpfe lieber anstatt zu reden“, erwiderte er missmutig. „Da gebe ich dir recht. Ich glaube Erim langweilt sich genauso auf diesen Versammlungen. Das ganze passt viel besser zu Violetta.“ „Ich frage mich wo sich dieser Tiziano herumtreibt. Seit er die „Leiche“ seiner Verlobten gesehen hat, habe ich ihn nicht mehr gesehen“, wunderte er sich nicht zu unrecht. Auch mir gab es zu denken. „Ich bin mir nicht sicher ob er noch trauert oder schon an seiner Rache arbeitet.“ Wir schwiegen uns kurz an. Vermutlich dachte Peter dasselbe wie ich. Er würde kommen und sich an uns rächen wollen. Er war viel zu überzeugt von seinem Volk um bei denen die Schuld zu suchen. Nein, er würde sie bei uns suchen und ein Gefühl sagte mir dass er erst Ruhe geben würde wenn Blut vergossen wurde. „Ja, vermutlich eines von beiden. Sag mal, was ist mit dieser Gestaltwandlerin. Traust du ihr?“ „Ich weiß es nicht, Peter. Irena hat viel riskiert nur um mich zu warnen. Ihr Hass gegenüber Rei ist auf jeden Fall echt. Ich frage mich ob er wirklich so schlimm ist wie sie behauptet. Das kann ich mir nur schwer vorstellen“, gab ich zu bedenken und runzelte die Stirn. „Er verhält sich wie ein liebeskranker Krieger, der alles tut um seiner Liebsten zu gefallen“, sprach Peter meine Gedanken aus. „Anderseits soll er ein gnadenloser Mörder sein. Wer sagt das er nicht beides ist.“ „Stimmt. Er könnte diese Seite dir gegenüber verstecken Arashi um dir besser zu gefallen.“ „Das kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen. Na gut. Ich bin nicht einverstanden wenn jemand Unschuldiges ermordet wird. Aber genau diese Sachen die er in seiner Verliebtheit macht sind ja der Grund warum ich mich lange Zeit nicht mit ihn anfreunden konnte.“ Peter hielt den Kopf schief und schien nachzudenken. Auch ich schwieg eine ganze Zeit lang. „Vielleicht sind ja alle Gestaltwandler so ähnlich drauf. Ich meine, Tiziano war zum Beispiel genauso eifersüchtig wie Rei. Außerdem haben sie den starken Drang, die Person ihrer Begierde zu beschützen“, verglich er diese. „Kann sein. Ich kann Irena fragen, wenn ich sie das nächste Mal treffe. Ich brauch erst mal etwas zum Essen.“ Zusammen gingen wir in den Speisesaal. Es tat gut sich mit jemand zu unterhalten der einen Verstand. „Sag mal. Dein Nachname. Hast du einfach den vom Hauptmann genommen?“, erkundigte sich Peter plötzlich während des Essens. Ich nickte bestätigend. „Warum nicht. Er war für mich wie ein Vater und ein Kind hat meistens erstmals den Namen des Vaters. Also, warum nicht?“ „Das macht Sinn. Erzähl mal. Wenn du heiratest. Wirst du dann den Namen deines Mannes annehmen oder auf deinen Familiennamen bestehen?“ „Wer sagt, dass ich überhaupt heirate“, konterte ich ruhig. „Ich dachte immer, dass jedes Mädchen geheiratet werden will“, entgegnete Peter mit einen breiten Grinsen. „Quatschkopf“, erwiderte ich und trat nach seinem Fuß. Übers Heiraten hatte ich mir noch nie Gedanken gemacht und für meinen Geschmack war ich entschieden zu jung um nun damit Anzufangen. Außerdem gab es Wichtigeres zu tun. Zum Beispiel überleben und nach Hause zurück kehren. Violetta: Nun war eine Woche vergangen, seit ich in dem Palast lebe. Wie jeden Abend erkundigte sich der König nach dem Mahl nach meinen Wohlbefinden. Als ich meine Antwort gab nickte er leicht und schien sich zu freuen, dass mir gut ging und alles gut verlief. „Eure Majestät, wisst ihr etwas neues von meinen Freunden?“, erkundigte ich mich neugierig. „Ich kann leider nichts Neues berichten. Das Einzige was ich weiß ist dass euer Drachengefährte bei den Sitzungen anwesend war“, berichtete er in einem entschuldigenden Tonfall. „Mal zu einem anderen Thema, junge Dame. Ich frage mich hättet ihr Interesse daran einen meiner Söhne zu ehelichen.“ Erschrocken blickte ich den König an. „Verzeiht wenn ich euch damit bedränge aber ich dachte mir das eine Ehe sehr zur Diplomatie helfen würde zwischen unseren Ländern“, erklärte er sich. „Ihre Söhne mögen zwar gute Ehemänner abgeben aber ich bin schon jemanden anderen versprochen und muss deshalb ablehnen. Außerdem sind sie mir ehrlich gesagt noch etwas zu jung“, schlug ich das Angebot höflich ab. „Ich verstehe. Wenn das so ist kann man da nichts groß ändern“, sagte er. „Ich danke ihnen nochmals das sie mich hier aufgenommen haben in diesen schwierigen Zeiten. Ihre Familie ist so freundlich zu mir. Solltet ihr jemals Probleme haben wird auch meine Familie für ihre da sein“, versprach ich ihm und verbeugte mich leicht. „Sehr großzügig von Ihnen. Nun gehen Sie. Ich bin mir sicher das meine Tochter ungeduldig auf sie wartet“, verabschiedete er sich von mir. „Einen guten Abend noch eure Majestät“, sagte ich zum Schluss, knickste leicht vor ihm und verließ den Raum. Gedankenverloren schritt ich langsam zum Schlafgemach der Prinzessin. An sich war ich noch mit Tiziano... nein Ich meine mit Taishi Verlobt aber so wie die Lage nun aussah würde es nicht zu einer Ehe kommen. Irgendwie fand ich es schade aber es war auch irgendwie eine Erleichterung da ich zu ihm nur Freundschaft empfand, wenn auch eine sehr innige Freundschaft. Als ich vor ihren Schlafzimmer stand und anklopfen wollte wurde ich unfreiwillig Zeuge eines Streitgespräches. „Also musste es sein das du den Küchenjungen schlagen musstest?“, hörte ich die Aufgebrachte Stimme von der Prinzessin. „Er hat meine Kartoffeln versalzen und war so unverschämt gewesen sich nicht gleich bei mir zu entschuldigen“, kam die Stimme eines Mannes heraus. „Als würdest du dich für irgendetwas entschuldigen“, konterte sie verächtlich zu ihm. „Ich bin der zukünftige König dieses Landes und muss mich nicht entschuldigen oder gar rechtfertigen. Es ist meiner nicht würdig“, erwiderte er eiskalt. Plötzlich öffnete sich die Tür und der älteste Bruder der Prinzessin schritt heraus. Als er mich bemerkte grinste er kurz und ging an mir vorbei. Ich bekam von seinem Blick eine richtige Gänsehaut. Mir war dieser Prinz nicht ganz geheuer aber ich glaubte nicht dass er ein Gestaltwandler sein könnte oder mit ihnen gemeinsame Sache machen würde. Wozu auch? Ihm ging es doch sehr gut. „Entschuldigung wenn ich unpassend komme“, entschuldigte ich mich sogleich bei ihr. „Du braucht dich nicht zu entschuldigen“, erwiderte sie ruhig und kam mir entgegen. Der restliche Abend war dann doch sehr angenehm und wir redeten über die Vorteile und Nachteile von Kleidern. So zum Beispiel von Kleider mit Reifröcken im Vergleich zu den ohne. Ich merkte das es langsam spät wurde da ich immer öfters Gähnen musste. „Eine Gute Nacht Anora“, wünsche ich ihr. „Dir auch eine gute Nacht, Samantha“, erwiderte sie. Nachdem ich ihre Gemächer verlassen hatte kam mir Kai entgegen. „Violetta, schön dich zu sehen“, begrüßte er mich erfreut. „Ich heiße Samantha Gold“, ermahnte ich ihn streng und wunderte mich was dieser Krieger von mir wollte. Dieser sah mich stirnrunzelnd an. „Wie dem auch sei... Samantha. Ich muss dir etwas von Arashi ausrichten“, erklärte er eindringlich was mich sehr beunruhigte. Was war bloß geschehen? Gab es wieder einen Angriff. Wurden Leute dabei verletzt? Ich nahm wahr wie er sich nach möglichen Lauschern umsah. „Nun sag schon, Wächter“, knurrte ich leise vor Ungeduld. „Ich soll mich im Namen von Arashi entschuldigen“, begann er mit dem Anliegen. „Entschuldigen? Wofür denn. So schlimm ist das Hofleben doch gar nicht“, entgegnete ich verwundert. Er sagte erst einmal nichts dazu und wirkte bedrückt. „Arashi wird es dir erklären wenn es so weit ist.“ „Egal was es ist. Sie ist meine beste Freundin und wird es auch bleiben“, versicherte ich ihm und fragte: „Geht es ihr gut?“ „Ihr geht es gut“, antwortete er matt. Trotz seines seltsamen Verhalten erleichterte mich diese Nachricht. „Ich bin müde. Gute Nacht Kai“, verabschiedete ich mich von ihm und ging schlafen. Am nächsten Tag frühstückte ich wie jeden Morgen mit der Königlichen Familie. Während meines Gespräch mit Anora bemerkte ich wie ihr ältester Bruder Damian immer wieder zu mir herüber schielte. Doch ich ignorierte es. Mit ihm und dessen jüngeren Bruder hatte ich nicht viel zu schaffen. Letzter war im Vergleich zu dem älteren sehr unauffällig. Doch ich bemerkte wie er ab und zu seinem älteren Bruder neidische Blicke hinterher warf. Wahrscheinlich wegen seines Status als Erstgeborenen. Irgendwie hatte ich Mitleid mit dem Jüngsten. Aber ich sagte es ihm nicht weil ich diesem nicht zu nahe treten wollte. Damian passte mich nach dem Essen ab als die anderen schon den Speisesaal verlassen hatten. Ich war noch da, weil ich noch zu sehr in Gedanken versunken war. Das seltsame Verhalten von Kai beschäftigte mich nach wie vor. „Nun Samantha, wie ich sehe habt ihr Euch schon sehr gut hier eingelebt“, fing er an und grinste arrogant. „Ich habe mich auch lange mit der Menschlichen Etikette am Hofe beschäftigt um hier zurecht zu kommen. Außerdem bin ich woher ich komme auch vom Adel“, erklärte ich ihn abweisend und wollte an ihm vorbei. Nur versperrte er mir den Weg. „Ist das so? Nun, das erklärt auch weshalb eure Königin sich auf eurer Beerdigung befand. Also wie wäre es. Du und ich“, machte er mir das Angebot. „Ich bin Verlobt“, protestierte ich pikiert. Er beugte sich leicht nach vorne und flüsterte an mein Ohr: „Und wo ist euer Verlobungsring wenn man fragen darf?“, konterte er überheblich. Ich bekam daraufhin einen eiskalten Schauer und wusste nicht was ich darauf antworteten sollte. Er war so Aufdringlich. „Ich habe gehört dass beste was einem Menschen Mann geschehen kann ist mit einer Elfe zusammen zu sein. Selbst wenn er ein alter Mann ist wäre sie noch eine Schönheit und keine alte Schachtel“, erzählte er mir. „Ich habe kein Interesse mit Menschen- Männern zusammen zu kommen“, erwiderte ich kühl „Wenn ihr nicht wollt dass euer Geheimnis heraus kommt werdet ihr eure Meinung vielleicht noch einmal überdenken. Ich werde heute Abend in meinen Zimmer auf Euch warten“, versprach er mir und schritt davon. Ich versuchte so gut wie möglich das Zittern meines Körpers zu Unterdrücken. Was konnte ich tun? Wen konnte ich um Rat Fragen? Den König oder die Prinzessin? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)