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Die Chroniken der Vier

von
Koautor:  Arane

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo, dies ist eine Geschichte, welche ich in Zusammenarbeit mit Arane geschrieben habe. Ich hoffe sie gefällt euch. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi, ich hoffe euch gefällt das Kapitel.
Freue mich sehr über Kommentare.
Liebe Grüße
REB Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo, zurzeit bin ich beim Bearbeiten dieser Geschichte sehr motoviert. Wenn euch diese gefällt würde ich mich sehr über Kommentare oder Favoriteneinträge freuen. Und nun viel Spaß beim Lesen. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich wünsche euch allen eine schöne Weihnachtszeit. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi, wer will kann die Geschichte favorisieren oder kommentieren.
Das würde mich sehr freuen weil ich dadurch sehe ob euch diese Story gefällt.
Nun viel Spaß beim Lesen. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo, wenn euch unsere Geschichte gefällt würden mein Koautor und ich uns sehr über eure Kommentare und Favoriteneinträge freuen. Und nun, viel Spaß beim Lesen des neuen Kapitels. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Viel Spaß beim Lesen. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Vorwort: Einen besonderen Dank geht diesmal an meine Beta Leserin Nummer Zwei die mir durch ihr Korrektur lesen richtig hilft. Komplett anzeigen

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Der Anfang

Kapitel 1. Der Anfang
 

Erzähler:
 

Ich erzähle euch von einer Welt voller Magie und Wunder. Diese wird von vielen verschiedenen Völkern bewohnt. Da wären zum Beispiel die Elfen, die Menschen, die Zwerge und die edlen altehrwürdigen Drachen. Unsere Geschichte beginnt in einer kleinen Menschenstadt namens Lumia. Diese Bewohner jener Stadt, leben in friedlichen Zeiten, da zurzeit kein Krieg herrscht. Damals war es anders. Ein Grund, weshalb es noch so viele Waisen gibt.
 

Arashi:
 

Es war ein kalter und verregneter Tag. Wie so oft im Herbst haben Banditen versucht einen Laden zu überfallen. Meine Aufgabe ist es dann immer derartiges Gesindel zu stellen. Mein Name ist Arashi und ich bin eine Kriegerin. Von Kindesbeinen an war es mein Traum Kriegerin zu werden. Nicht, weil es mich besonders reizt gegen Verbrecher zu kämpfen oder weil ich an die Illusion namens Gerechtigkeit glaube sondern allein deshalb weil man gut verdient und nicht von einen Mann abhängig ist. Außerdem gibt es nicht viele Arbeiten die Frauen ausüben dürfen und Kriegerin ist der einzige Beruf bei dem man seine Würde behielt. Bis vor siebzehn Jahren durften sie nicht einmal das. Doch dann fingen die arroganten Elfen einen Krieg mit uns Menschen an. Die Armee der Menschen war der Elfenarmee stark unterlegen. Nur deshalb wurde es den Frauen gestattet der Armee beizutreten. In diesem Krieg sind meine Eltern ums Leben gekommen. Das ist zumindest das was mir die Heimleiterin Haruna erzählt hatte. Ich selbst besitze keine Erinnerungen an meine Eltern. Seit ich ein kleines Kind war lebe ich im Waisenhaus, aber das macht mir nichts aus. Die Vergangenheit und die Zukunft sind mir egal. Nur die Gegenwart zählt. Und im Augenblick zählte für mich nur so schnell wie möglich zurück ins Heim zu kommen, bevor ich noch nasser wurde als ich es eh schon war. Unterwegs kam ich an einem Schaufenster vorbei. Im Glas spiegelte sich das ernste Gesicht einer Siebzehnjährigen wieder. Ich hatte ein schmales Gesicht, dunkelblaue Augen und lächelte fast nie. Allein meine kleine Schwester Fenja ist in der Lage mich zum Lachen zu bringen. Wir sind nicht wirklich verwandt, aber da bei uns beiden die Chance sehr gering ist adoptiert zu werden kümmerte ich mich um sie. Bei Fenja war der Grund recht simpel. Sie war eine Halbelfe und niemand wollte ein Kind aufnehmen welches nur zur Hälfte Mensch war. Mich wollte niemand mehr weil ich schon zu alt war. Meine Haare waren braun. Ich trug sie lang, obwohl das eigentlich unpraktisch ist. Dafür flocht ich sie immer zu einen Zopf. Inzwischen war ich schon fast am Heim angekommen. Wie immer wartete Fenja vor der Tür.

„Arashi, endlich bist du wieder da! Ich habe die ganze Zeit auf dich gewartet!“, rief Fenja während sie mir aufgeregt entgegen rannte.

„Und, gibt es schon etwas zu Essen?“, erkundigte ich mich. Nach einen Auftrag hatte ich immer Hunger. „Nein, die Jungen sind mit Küchendienst dran und die wollen einfach nicht kochen“, beschwerte sich Fenja. „Na, denen werde ich mal meine Meinung sagen“, erwiderte ich mit einen leichten Lächeln. Fenja kreischte vor Vergnügen. Sie wusste ganz genau was das bedeutete. Ich würde die Jungs in die Küche zerren und ihnen einen mehrstündigen Vortrag über Gemeinschaft halten. Zum Beispiel, das jeder seinen Beitrag dazu leisten musste. Noch ein Grund weshalb ich Kriegerin wurde. So konnte ich das Heim finanziell unterstützen. Außerdem hatte ich dann immer noch etwas für mich selbst. Im Moment sparte ich auf einen neuen Umhang. Alles war so wie an jeden Tag. Was ich nicht wusste war, dass sich dass alles sehr bald ändern würde.
 

Erzähler:
 

An einen ganz anderen Ort in dieser Welt ging eine junge Elfin durch die Krankenzimmer eines Hospitales.
 

Violetta:
 

Meine Aufgabe war es wie fast jeden Tag sich um die Patienten zu kümmern. Immer wenn ich zu einem anderen Patienten ging, reinigte ich mir meine Hände mit einem speziellen Wasser, das mit meiner Magie gefüttert war sodass alle Keime beseitigt wurden die an meinen Händen waren. Ich empfand es als sehr nervend, da ich oft zwischen den Patienten arbeitete, aber ich wusste das es sehr wichtig ist da sonst die Krankheiten sich leicht verbreiten konnten und das wollte ich nicht. Als ich mit der Arbeit fertig war ging ich nach Hause, zog mich um und las ein Buch. Kurz legte ich es zur Seite und dachte wieder über meine Arbeit nach. Eigentlich wollte ich keine Heilerin werden aber ich tat es meiner Mutter zuliebe welche auch Heilerin ist, wie meine Großmutter und so weiter. Mein wirklicher Traum war es Abenteuer zu bestehen und vielleicht dabei einen gutaussehenden jungen Mann zu treffen. Leider musste ich hierbleiben da meine Familie meinte dass die Welt da draußen viel zu gefährlich wäre wegen all der Menschen und Zwerge. Mir gingen die ganzen Belehrungen langsam auf den Geist. Immer wenn ich frei hatte von meiner Heilertätigkeit schlich ich heimlich in die Menschenstadt um alles zu erkunden und um den Geschichten der Reisenden zu lauschen die von aller Welt kamen um die Hauptstadt der Elfen zu besuchen. So durchquerten sie dieses Menschendorf um vorher noch einmal auf ihrem oftmals langem Weg zu rasten.
 

Auch heute hatte ich mir vorgenommen dort hin zu gehen. Ich zog mir einfache Kleidung an und setzte eine Mütze auf um meine spitzen Elfenohren zu verstecken. Elfen wurden in diesem Dorf nicht immer so gern gesehen da der letzte Krieg nicht lange her war. Ich betrachtete mich nochmal im Spiegel. Ich trug ein langes dunkelviolettes Kleid mit nur einer einfachen Stickerei an den Ärmeln und am Saum unten. Schnell kämmte ich mein blondes Haar da es noch sehr durcheinander war von der Arbeit und setzte die Mütze wieder auf. Meine Eltern waren bei meiner Tante. So brauchte ich mir keine Sorgen machen das sie mich bei meinen kleinen Ausflug erwischten. Ich ritt mit meinem Pferd Phiona bis an die Baumgrenze zur Menschenstadt, ehe ich abstieg um es an einem Baum festzubinden. Elfenpferde sind sehr edle und teure Tiere, weshalb man schon anhand dieser Pferde uns erkannte. Das letzte Stück ging ich zu Fuß um in meine Lieblingsbar zu gelangen, doch ich wurde von einer Gruppe grobschlächtiger Menschen Männer aufgehalten. Der Anführer, wie es schien, kam auf mich zu. Er trug robuste Lederhosen, einen schlichten gräulichen Pullover und eine große Tasche an seiner Seite.

„Na wen haben wir den da, wenn das mal nicht so eine Elfen Tussi ist. Mal sehen was die zu bieten hat“, sagte er verächtlich und griff nach seinem Messer. Ich bekam es mit der Angst zu tun, da ich ganz alleine war und niemand wusste wo ich war. Ich griff unbewusst nach meinen Anhänger.

Die anderen Männer umrundeten mich und der Anführer griff nun nach meiner Kette und riss sie mir brutal vom Hals. Es war ein blaues Juwel mit einer feinen Gravur das an einem Lederband hing.

„Gib mir das zurück!“, schrie ich verzweifelt, da es für mich einen unersetzbaren wert hatte. Jede Elfe bekam am Tag ihrer Geburt eine Kette die sie vor böser Magie beschützte. Zudem zeigte es an das man eine ehrbare Elfin ist. Sollte sie aber die Kette verlieren oder weggenommen werden weil sie etwas Böses getan hatte galt sie nun als Ausgestoßene und würde von keinen Elfen mehr geachtet.

„Warum sollte ich dir dieses schöne Juwel zurückgeben?“, spottete der Mann und wandte sich an seine Männer.

„Los und seht nach ob ihr noch mehr Schätze an ihr findet.“ Sie stahlen mir mein ganzes Geld, mein Pferd und meine Hoffnung je wieder nachhause zu können. Fassungslos sah ich ihnen hinterher. Mir war so etwas noch nie passiert. Ich kannte so was nur aus Geschichten die diese betrunkenen Männer so erzählten. Ich fasste mir Mut und sagte zu mir dass.

„Nun da hast du ja dein Abenteuer nachdem du dich so sehr gesehnt hattest.“ Ich ging weiter in die Stadt um mich über dies Räuber zu erkundigen und um alles zu tun damit ich wieder eine ehrbare Elfin wurde. Denn der Gedanke nie wieder nach Hause zu dürfen oder ausgegrenzt zu werden beunruhigte mich zutiefst.

Die Räuber

Kapitel 2.
 

Arashi:
 

Ich stand im Innenhof des Waisenhauses und trainierte mit meinen beiden Schwertern. Es war wichtig dass alle Bewegungen perfekt saßen. Aber im Augenblick kämpfte ich um mich abzulenken. Nach einen verspäteten Abendessen waren die Steuereintreiber gekommen. Sie kamen immer einmal im Monat. Allerdings nur dann, wenn man es nicht erwartete. Sie taten es auf Befehl des Bürgermeisters. Für ihn war das Waisenhaus ein Schandfleck, den er so schnell wie möglich verschwinden lassen wollte. Ich sprang in die Luft und machte einen Salto. Dabei ließ ich meine beiden Schwerter kreisen. Sanft landete ich auf den Boden. Ich blieb nicht stehen um Luft zu holen sondern drehte mich um und attackierte die Luft. Erst als meine Lungen brannten blieb ich stehen, um zu Atem zu kommen. So verblieb ich eine Zeit lang. Es war Abend und alle braven Bürger waren in ihren Häusern. Wahrscheinlich waren nur noch Diebe, Betrunkene und ein paar Reisende unterwegs. Plötzlich hörte ich einen Schrei. Sofort rannte ich ins Waisenhaus. Im Flur blieb ich stehen, um zu lauschen aus welcher Richtung der Schrei kam. Als eine Gruppe von Männern mir entgegen kam wusste ich sofort was diese hier wollten. Sie hatten die ganzen Ersparnisse des Heims geklaut. Die braune Holztruhe mit den Geld würde ich überall erkennen. Dem einen Mann stellte ich ein Bein. Einen anderen schlug ich mit den Schwertknauf nieder. Es war wichtig dass die Männer am Leben blieben, damit der Bürgermeister nichts gegen uns in der Hand hatte. Leider gelang es mir nicht den Mann mit dem Geld zu erwischen. Er war einfach zu schnell. Offenbar handelte es sich bei ihm um den Anführer. Ohne groß darüber nachzudenken sprintete ich ihm hinterher. Hoffentlich würde ich ihn noch erwischen. Mit diesem komischen blauen Amulett würde ich ihn zwar leicht erkennen, trotzdem hatte ich meine Zweifel ob es mir gelingen würde ihn einzuholen. Ich fluchte während ich den Dieben hinterher rannte. Meine Wortwahl wurde noch schlimmer als ich erkannte wohin die Männer unterwegs waren. Sie wollten zum Todeswald. Gerade wollte ich in den Wald rennen als ich von einer Elfe aufgehalten wurde. Diese hatte blondes Haar und hellblaue Augen. Sie war schmächtig gebaut und im Gegensatz zu mir blass wie ein Fischbauch.

„Was willst du? Siehst du nicht dass ich beschäftigt bin!“, fauchte ich diese an. Am liebsten wäre ich der Elfe an die Kehle gesprungen, aber ich beherrschte mich.

„Wurdest du auch bestohlen?“, fragte die Elfe. Sie klang verzweifelt. Trotzdem hatte ich kein Mitleid mit der arroganten Elfe. Woher ich wusste das sie arrogant war. Ganz einfach. Alle Elfen waren so.

„Ja, wurde ich“, bestätigte ich ihren Verdacht. Ich legte keinen Wert darauf auch nur eine Spur freundlich zu klingen. Noch bevor die Elfe etwas erwidern konnte sprintete ich weiter. Ich musste das Geld wiederbekommen. Zu meinen Missfallen folgte mir die Elfe. Hatte sie eigentlich nichts besseres zu tun als mir auf die Nerven zu gehen? Aber dieses verwöhnte Elfenpack war ja dafür bekannt viel Zeit zu haben. Wenn ich Glück hatte konnte sie kämpfen. Aber wann hatte ich schon mal Glück? Wahrscheinlich konnte sie nicht einmal ein Schwert halten, geschweige denn kämpfen. Auf einmal kamen wir auf eine Lichtung. Die Banditen hatten dort ihr Lager aufgeschlagen. So wie es aussah hatten sie nicht damit gerechnet verfolgt zu werden. Die Banditen trugen Äxte und Schwerter bei sich. Also die üblichen Waffen eben. Ich wusste was zu tun war und griff an.
 

Violetta:
 

In der Bar erfuhr ich das seit einigen Wochen eine Räuberbande dreiste Überfälle verübte und das sie im Osten zu finden seien. Also in der Nähe des Todeswaldes wo sich keiner hinein traute, da viele dort umgekommen waren oder gar verhungert, weil sie den Ausgang nicht mehr wiederfinden konnten. Trotz dieser Gruselgeschichten ging ich zum Wald. Dort fand ich eine Kriegerin, welche es sehr eilig hatte. Ich dachte mir, wenn ich so eine solche an meiner Seite hätte bräuchte ich keine Angst mehr haben. Immerhin sind die Menschenkrieger bei uns Elfen sehr berüchtigt und sie wirkte so als wäre sie eine aus den Geschichten. Sie wirkte sehr entschlossen und war gut bewaffnet. Wir hatten zudem eindeutig das selbe Ziel und zwar die Räuber.

Als ich sie ansprach wies sie mich brüsk ab doch ich folgte ihr, da ich unbedingt meinen Anhänger brauchte. Wir erreichten eine Lichtung. Die Kriegerin schlug sogleich einige mit ihren Schwertern nieder.

Die Räuber waren erst zu überrascht um richtig zu reagieren, aber nun sah es anders aus. Ich erwachte aus meiner Starre und begann einen Zauber zu weben den ich mir selbst ausgedacht hatte für solche Fälle. Da meine Eltern eine Kriegerausbildung als viel zu gefährlich für mich empfanden brachte ich es mir so gut es ging selber bei. Aus dem Boden wuchsen Schlingpflanzen heraus welche die Beine der Gegner festhielten, sodass sie nicht fliehen oder gar richtig kämpfen konnten.

Leider fesselte ich auch diese Menschenkriegerin an den Boden. Da ich diesen Zauber nie im Ernstfall probiert hatte, geschah mir dieses Missgeschick. Wenn Blicke töten könnten wäre ich schon längst an denen der Kriegerin gestorben. Erleichtert sah ich zu wie sie sich befreite. Doch bei der Aktion bekam sie einen bösen Schnitt am Bein. Trotz der Verletzung, schaffte sie es den Flüchtenden mit der Schatztruhe zu erwischen und dessen Beute einzusacken. Leider bemerkte ich dadurch zu spät dass der Anführer mit meiner Kette und meinem Pferd geflüchtet war. Ich war einfach zu sehr vom Anblick dieser mutigen wenn auch etwas unhöflichen Kriegerin mitgerissen gewesen. Als ich mich wieder gefangen hatte und mir sagte, dass alles gut gehen würde, ging ich zu der Verletzten um ihre Wunde zu heilen. Denn nur durch mein Verschulden war sie verletzt. Die Kriegerin wirkte äußerst erleichtert ihre Schatztruhe wiederbekommen zu haben, denn was hätte es sonst sein können?

„Du Mensch, wie heißt du?“, fragte ich neugierig.

„Arashi“, sagte diese mir kurz angebunden und wirkte etwas abweisend auf mich.

„Arashi? Das ist aber aber ein schöner Name. Ich heiße Violetta. Das mit vorhin tut mir wirklich leid“, entschuldigte ich mich bei ihr. Die Kriegerin zuckte mit den Schultern aber sagte nichts.

„Wenn du willst heile ich dein Bein“, bot ich ihr an.

„Warum sollte ich dich daran lassen. Immerhin habe ich schon gesehen wie gut deine Zauberkünste sind“, lehnte sie meine Hilfe barsch ab. Mit jedem Wort was dieser Mensch zu mir sprach wurde sie mir immer unsympathischer. Ich konnte sie mir als stumme Leibwächterin vorstellen, aber nicht als Freundin.

„Du hast wohl eine Abneigung gegen Elfen, oder?“, erkundigte ich mich düster, da ich mir doch insgeheim erhofft hatte, dass sie mir bei meiner Suche helfen könnte. Doch diese Hoffnung schwand immer mehr.

„Ich habe nichts gegen Elfen. Nur gegen welche, die mich von hinten angreifen“, antwortete sie bissig.

„Ich bin nur heilfroh dass meine Schwester nicht so ist“, murrte sie schlecht gelaunt.

„Schwester?“, wiederholte ich irritiert da an ihr nichts elfenhaftes zu sehen war.

„Ja, meine Schwester ist eine Halbelfe“, offenbarte sie mir. Meine Gedanken rasten im Kreis um herauszufinden wie sie das meinte.

„Bedeutet es dass dein Vater fremd ging?“, wagte ich es zu fragen obwohl ich wusste wie unhöflich es war.

„Was weiß ich. Wir sind im selben Waisenhaus aufgewachsen. Sie ist wie eine kleine Schwester für mich, aber warum sollte es dich etwas angehen. Arrogante Elfen wie du verachten doch Halbelfen“, sagte sie Verachtend zu mir. Das gab mir einen Stich. Klar kannte ich Elfen die wirklich so dachten, aber ich war keine von denen. In meiner Arbeit als Heilerin hatte ich öfters mit Halbelfen zu tun da sie immer mal von anderen verletzt wurden. Besonders die jungen Elfen haben es schwierig, da Kinder eher ihre Gefühle zeigten und ihre Halbelfen Mitschüler verletzten und verspotteten. Ich wurde neugierig. Wie wuchs eine Halbelfin bei den Menschen auf? Besser oder eher schlechter? Zumindest zeigte sie positive Gefühle für diese Halbelfe, was bedeutete, dass sie nicht ganz so schlecht vom Charakter sein konnte.

„Ich möchte deine Schwester kennen lernen. Darf ich dich begleiten?“, fragte ich da mich das sehr interessierte und ich im Moment nichts besseres zu tun. Die Kriegerin sah mich erstaunt an.

Die Stadt namens Lumia

Kapitel 3.
 

Arashi:
 

Ich konnte es nicht fassen! Die Elfin wollte mich doch tatsächlich begleiten. Ich versuchte aufzustehen, aber die Verletzung schmerzte immer noch. Sodass ich das Angebot der Elfin schließlich doch annahm. Außerdem würde sich Fenja nur unnötig Sorgen machen. Entgegen aller Erwartungen machte sie ihre Sache sogar recht ordentlich. Ihre Hand leuchtete und meine Wunde schloss sich. Anschließend sprang sie auf und überprüfte alle bewusstlosen Räuber. Doch egal was sie suchte, sie fand es nicht.

„Suchst du vielleicht so ein blaues Amulett?“, informierte ich mich.

„Ja, hast du es gesehen?“, bestätigte sie und wirkte ziemlich aufgeregt.

„Der Anführer hatte eins, aber der ist auf einen Pferd geflohen“, erklärte ich ihr. Diese Nachricht schien die Elfin zu schockieren. Ich hatte noch niemanden gesehen der so verzweifelt war.

„Sei nicht traurig. Die Diebe werden im ganzen Menschenreich gesucht. Wir gehen einfach zur Wache und wenn jemand von denen später das Amulett findet wirst du benachrichtigt. Außerdem kannst du dir ein neues kaufen. Du siehst nämlich nicht gerade arm aus.“ Das schien die Elfe nicht sehr zu beruhigen, trotz meiner besänftigenden Worte die ich zu ihr sprach. Wir gingen los. Der Weg aus den Wald war lang, länger als erwartet.

„Was ist eigentlich in dem Kästchen. Etwa ein Schatz?“, erkundigte sich die Elfe neugierig.

„Meinst du die Truhe? Darin ist das Geld vom Waisenhaus. Zum Glück habe ich es zurück bekommen“, berichtete ich erleichtert.

„Wieso ist das Geld so wichtig?“, bohrte sie nach.

„Damit wird das Essen, das Brennholz, die Kleidung und die Miete für das Haus bezahlt.“

„Das sind ja alles sehr wichtige Dinge“, kommentierte sie es.

„Ja, vor allem die Miete. Wenn die nicht bezahlt wird, werden wir aus den Haus geworfen und der Winter ist ein schlechter Zeitpunkt um obdachlos zu werden.“ Das was ich erzählte schien die Elfe sehr zu überraschen. Wahrscheinlich deshalb, weil es bei ihrem Volk nicht so viele Kinder gab. Ganz im Gegensatz zu den Menschen hatten sie eher zu wenig als zu viel.
 

Wir erreichten Lumia. Die Hauptstraße war groß. An Marktständen boten die Händler ihre Waren preis, Kunden feilschten um niedrige Preise, Handwerker beendeten ihre Arbeit. Da die Wache immer besetzt war, wusste ich, dass ich dort jemanden antreffen würde. Ich ging auf ein großes steinernes Gebäude zu, welches mit den Flaggen der Stadt geschmückt war. Die Elfe folgte mir aufgeregt. Ich stieß die Tür zur Wache auf.

„Guten Abend, Leute. Na alles ruhig heute?“, rief ich in den Raum.

„Ah, guten Abend Hauptmann. Ich wusste nicht das sie vorhatten heute noch mal vorbei zu schauen. Ich dachte sie hätten den Abend frei“, begrüßte mich einer der Männer. Daraufhin sah mich die Elfe mit großen Augen an.

„Jepp, das stimmt schon. Aber das Waisenhaus wurde bestohlen. Keine Sorge, die Diebe habe ich gestellt. Sie liegen bewusstlos auf einer Lichtung. Allerdings sind ein paar entkommen.“

„Ach so. Bei ihnen ergreifen alle Diebe die Flucht. Warte mal, das Waisenhaus wurde bestohlen? Da steckt bestimmt der Bürgermeister dahinter und ich ich habe mich schon gewundert warum er uns heute besucht hatte. Dieser Mistkerl“, schlussfolgerte er. Das der Bürgermeister das Waisenhaus loswerden wollte war ein offenes Geheimnis. Zumindest jeder in der Wache wusste es. Leider konnte niemand offen darüber sprechen weil alle Angst hatten ihre gut bezahlte Arbeit zu verlieren.

„Na egal. Jedenfalls hat einer der Diebe ein wertvolles, blaues Amulett mitgenommen. Gebt die Nachricht an die Wachen der anderen Städte weiter. Falls jemand das Amulett findet, soll er es im Waisenhaus abgeben.“

„Zu Befehl Hauptmann“, sagte Kai und salutierte übertrieben. Eigentlich albern. Trotzdem musste ich grinsen. Kai war ein Halbzwerg und ich wusste dass er erst aufhören würde albern zu sein wenn ich lachte. Er war derjenige der angefangen hatte mich Hauptmann zu nennen. Die Anderen taten es ihn gleich. Ich verdrehte die Augen, winkte zum Abschied und ging.

„Du bist wirklich schon Hauptmann der Wache? Beeindruckend, dabei bist du noch so jung.“ Ich sah wie erstaunt sie war.

„Nein, ich bin nicht Hauptmann sondern nur eine reguläre Kriegerin. Die Anderen nennen mich nur so. Es ist ein Witz. Nicht mehr.“ Auf den Mark kaufte ich noch ein Süßgebäck für Fenja. Das machte ich immer, wenn ich erst spät zurück kam. Denn die Halbelfe konnte erst schlafen, sobald ich im Haus war. Ich bog in eine Seitengasse ein welche schmal und dunkel war. Vor der Tür des Heims stand Fenja und wartete ungeduldig.

„Arashi, endlich bist du wieder da. Ich habe dich so vermisst!“, rief sie aufgeregt. Ich hob sie hoch und wirbelte mit ihr ein paar Runden im Kreis herum. Fenja kreischte vor Vergnügen. Erst als ich sie abgesetzt hatte, fiel mir ein, dass ich nicht allein gekommen war.

„Das ist Fenja, meine kleine Schwester und das ist Violetta. Sie ist eine Elfe. Aber das hast du sicher schon bemerkt. Sag mal Violetta, wo schläfst du eigentlich oder hast du vor noch nach Hause zu gehen?“, fragte ich Sie.

„Wäre es möglich, für eine Nacht hier zu übernachten?“, bat sie zögerlich. Ich dachte angestrengt nach ob noch ein Zimmer frei war. Aber zurzeit gab es zu viele Waisenkinder und zu wenig Menschen die bereit waren ein Kind aufzunehmen. Ich überlegte. Dann fiel mir ein das zwar kein Zimmer mehr frei war, aber dafür ein Bett. Fenja schlief immer bei mir, deshalb war ihr Bett seit Jahren ungenutzt.

„Ich denke du kannst in Fenjas Bett schlafen. Keine Sorge, du nimmst ihr nichts weg. Sie schläft seit Jahren bei mir“, schlug ich vor. Violetta nahm dankbar an. Ich reichte Fenja das Gebäck, welches ich ihr mitgebracht hatte. Diese freute sich riesig. Zu tritt betraten wir das Waisenhaus und gingen auf mein Zimmer. Ich reichte der Elfe eines meiner Nachthemden und zog mein anderes an bevor ich Fenja beim Umziehen half. Ich legte mich hin ohne wirklich darauf zu achten was mein Gast machte.

„Sag mal Arashi, kannst du mir morgen die Stadt zeigen?“, wandte sich die Elfe an mich.

„Nein, kann ich nicht. Ich muss arbeiten. Aber Fenja kann sie dir zeigen“, sagte ich und musste dabei ein Gähnen unterdrücken. Ich hörte noch das sie etwas sagte, aber ich schlief ein bevor ich etwas dazu erwidern konnte.
 

Violetta:
 

Ich sah zu wie die junge Menschenfrau einschlief und bat Fenja darum mir die Stadt zu zeigen.

„Natürlich, aber nur wenn du mir über dein Leben als Elfe erzählst und über das Elfenreich“, verlangte das kleine Mädchen von mir.

„Gut, abgemacht. Ich erzähl dir alles was du wissen möchtest“, stimmte ich der Vereinbarung zu. Ich sah aus dem Fenster wo nun finstere Nacht herrschte.

„Lass uns schlafen gehen. Gute Nacht Fenja“, sagte ich und musste nun ebenfalls gähnen.

Der Tag war wirklich sehr anstrengend für mich gewesen. Erst die Arbeit, dann der Diebstahl und zuletzt der Angriff auf die Räuber.
 

Ich wurde von Fenja geweckt, welche mir sagte das Arashi immer früh morgens zur Arbeit ging. Darauf zog ich mich um und folgte der Halbelfin in den Speisesaal welcher voller Kinder unterschiedlichen Alters und Rasse war. Bei diesem Anblick kam ich kaum aus den Staunen heraus. Ich meine, wann sah man so viele Mischlingskinder auf einen Haufen? In meiner Heimat sicher nicht. Es gab ein einfaches Essen. Brot, Marmelade und Milch.

„Sag mal, was essen die Elfen? Tun sie wirklich nur Milch und Honig essen?“, sprudelten die Fragen aus ihr heraus. Allein bei diesen Gedanken musste ich lachen.

„Nein, ganz so ist das nicht. Bei uns wird wie hier viel Fisch und Gemüse gegessen aber es gibt auch Milch und Honig. Zum Beispiel beim Kaffeetrinken. Der entschiedene Unterschied ist dass wir bedeutend weniger Fleisch zu uns nehmen als die Menschen und die Zwerge, da wir jedes Lebewesen achten“, erläuterte ich ihr geduldig.
 

Als wir fertig mit Essen waren führte mich Fenja erst einmal durch das Waisenhaus. Die Halbelfin zeigte mir dabei den Dienstplan den jeder Bewohner befolgen musste. Es gab verschiedene Gruppen weiche jeden Tag eine andere Aufgabe zugewiesen bekamen. Zum Beispiel Essen kochen, Geschirr abwaschen, Boden kehren und einmal in der Woche wischen. Ich half Fenja bei ihrer Aufgabe den Boden zu kehren. Wir waren deshalb schneller fertig, wie sie mir versicherte. Draußen schien die Sonne und viele Menschen waren in den Straßen unterwegs, aber auch viele Halbelfen welche ich noch nie gesehen hatte. Dann fiel mein Blick auf die Gebäude. Einige Häuser waren kunstvoll gearbeitet woran man die Schmiedekunst der Zwerge wiedererkannte. Ich war zwar noch nie in einer Zwergenstadt gewesen aber ich hatte mir einige Bildbände davon angesehen und einige Reiseberichte durchgelesen. Bei den neueren Häusern war der Einfluss von den Zwergen stark gesunken,wie ich bemerkte. Wir gelangten auf den Marktplatz wo das Gewimmel sehr stark war.

„Bei uns ist niemals so ein Gedrängel gewesen“, kommentierte ich den Ort. Fenja zupfte an meinem Kleid.

„Du, lass uns einen Kuchen kaufen. Es ist so das Arashi und ich heute unseren Jahrestag haben“, erzählte sie mir sehr laut da ein reges Stimmengewirr im Hintergrund war.

„Jahrestag?“, wunderte ich mich laut.

„Ja Jahrestag. Es ist nun genau fünf Jahre her, seit ich die Schwester von ihr wurde. Deshalb möchte ich dass mit ihren Lieblingskuchen feiern“, erklärte sie mir sehr bestimmt.

„Das ist schön. Na los, nicht dass der beste Kuchen schon ausverkauft ist bevor wir ankommen!“, rief ich ihr zu. Je mehr Zeit ich mit Fenja verbrachte desto sympathischer wurde mir diese Arashi. Wahrscheinlich war sie nur während ihrer Arbeit so kaltschnäuzig, da es gewiss oft um Leben oder Tod ging.
 

In einer kleinen Bäckerei kauften wir den Kuchen. In diesem Moment vermisste ich zum ersten mal meinen Geldbeutel da es darin so herrlich nach frischen Backwaren roch und ich nichts kaufen konnte. Fenja zeigte mir noch einige Geschäfte. Als wir in einer kleinen Seitengasse kamen wurden wir von zwei bewaffneten Männern umzingelt.

„Kommt mit oder ich garantiere für nichts“, bedrohte uns einer von ihnen. Diesmal erholte ich mich schneller vom Schreck, da ich in letzter Zeit scheinbar ein Gefahrenmagnet geworden bin. Meine Begleiterin schrie vor Schreck und lies den Kuchen fallen. Ich beschwor wieder meine Ranken. Doch dadurch das dieser Kerl meine Arme gepackt hatten verlor ich meine Konzentration und die Ranken wickelten sich mehr um mich selbst als um meine Feinde, wie beabsichtigt. Das war auch einer der Gründe, weshalb sie nur Fenja entführt hatten und nicht auch noch mich.
 

Durch einen weiteren Zauber befreite ich mich, doch die Entführer waren schon längst weg. Ich rannte so schnell ich konnte zum Stadttor und verlief mich etwas, da ich mich hier noch nicht richtig auskannte. Nach einer Weile erreichte ich das Stadttor und rief nach der Menschen Kriegerin Arashi, welche alarmiert herkam, da sie mir offensichtlich anmerkte, das etwas ganz und gar nicht stimmte.

„Was ist los? Du weißt doch dass ich arbeite“, meckerte sie genervt los.

„Es ist Fenja...“, brachte ich keuchend hervor.

„Fenja? Was ist mit ihr? Na sag schon“, fragte sie panisch. Beschämt sah ich zur Seite. Ich hatte schon wieder versagt. Warum klappte meine Magie nicht richtig? Ich kannte alle wichtigen Heilkräuter und Behandlungstechniken. Ich beherrschte sogar die ganz schwierigen Heilzauber aber Kämpfen konnte ich scheinbar nicht.

„Fenja wurde vor meinen Augen entführt, nachdem wir einen Kuchen für dich gekauft hatten wegen euren Jahrestag als Schwestern“, teilte ich ihr mit. Ich erwartete alles nur nicht folgende Frage: „Wo sind diese Kerle?“

„Ich kenne nicht den Namen der Straße, aber ich kann dich hinführen“, schlug ich ihr begeistert vor.

„Na, dann renne! Nicht, das diese Mistkerle über alle Berge sind“, schnauzte sie mich an. Ich war wieder zu Atem gekommen und führte sie zu dieser Gasse, wo man die Überreste meiner Magie noch sah und den Kuchen.

„Hier war es passiert und da sind sie entlanggelaufen“, berichtete ich ihr und zeigte in diese Richtung. Arashi sah sich die Straße an wobei ihre Augen sich vor Schreck weiteten.

„Was ist los?“, fragte ich besorgt da sie eigentlich immer gefasst wirkte.

„Ich weiß wo die Straße hinläuft. Sie wollen die Stadt verlassen. Los hinterher!“, rief sie und sprintete los.

Auf der Suche nach Fenja

Kapitel 4.
 

Arashi:
 

Der Tag hatte eigentlich ganz gut angefangen. Die Patrouilliere war friedlich verlaufen und es gab keinerlei Anzeichen irgendeiner Gefahr bis Violetta gekommen war. Wir rannten zu der Stelle an der meine Schwester entführt wurde. Sofort erkannte ich dass die Elfe wieder versucht hatte zu zaubern. Das Ergebnis war ja offensichtlich. Sie sollte wirklich damit aufhören. Zumindest mit diesen Angriffszauber. Damit brachte sie noch alle in Gefahr. So schnell wie ich konnte verfolgte ich die Verbrecher. Ich musste sie einholen, bevor sie weg waren. Auf einmal holte Kai mich ein.

„Hauptmann, ich weiß dass es um ihre Schwester geht. Trotzdem kann ich Sie nicht alleine gehen lassen!“, rief er.

„So, hast du vor, mitzukommen? Gut, dann passe ein bisschen auf die Elfe auf, damit sie nichts anstellt“, erwiderte ich. Gut das Kai mitkam. Er war ein erfahrener Kämpfer und solche Leute konnte ich im Moment wirklich gebrauchen. Wir erreichten das Stadttor. Wo waren sie nur hingegangen? Vermutlich in ein Gebiet das man nicht so gut einsehen konnte, also der kleine Wald. Ohne groß darüber nachzudenken sprintete ich direkt darauf zu. Ein großer Fehler, wie sich herausstellte.

Hinter mir tauchten mehrere Männer auf. Ohne große Worte zu verschwenden griff ich an. Auch Kai fackelte nicht lange. Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte ich wie Violetta niedergeschlagen wurde. Ob das nun gut oder schlecht war wusste ich nicht. Ich erledigte zwei Männer mit meinen Schwertern. Der Dritte besaß zwar selbst eine Waffe, doch er hatte jedoch nicht damit gerechnet, dass ich ihm meinen Fuß ins Gesicht rammen würde. Auch den anderen ging es nicht besser. Sie wurden entweder von mir oder von Kai fertig gemacht. Zufällig geriet mein Blick nach oben und ich sah einen Mann welcher sich nicht in den Kampf eingemischt hatte. Er hatte das Geschehen ganz ruhig beobachtet. Trotzdem gehörte er offensichtlich zu den Angreifern. Was plante dieser Mann nur? Plötzlich begriff ich was er vor hatte. Er bereitete einen Schlafzauber vor und seine Vorbereitungen waren genau in diesen Moment abgeschlossen. Alles geschah wahnsinnig schnell. Vor meinen Augen ging Kai zu Boden. Dann schlief auch ich ein.
 

Was war das? Ich war mir sicher, ich hätte ein Geräusch gehört. Aber das war wohl nur Einbildung. Eine Zeit lang herrschte Stille. Bevor ich wieder das Geräusch hörte. Offensichtlich war es doch keine Einbildung. Doch um ganz sicher zu gehen öffnete ich die Augen. Das Erste was in mein Blickfeld geriet war eine Tür. Diese war jedoch verschlossen und ich lag auf den Boden. Warum war ich an diesen Ort? Ich setzte mich auf um einen besseren Überblick über die Lage zu bekommen. Auf einmal hörte ich eine Stimme.

„Na klasse. Eine verwirrte Elfe“, maulte ein Mann, der in der Ecke saß. Er hatte langes lockiges, schwarzes Haar und war sehr klein. Es war offensichtlich dass dieser Mann ein Zwerg war.

„Bist du bescheuert? Ich bin keine Elfe, sondern ein Mensch“, stellte ich klar.

„Wie wunderbar. Ein Mensch. Das ist ja noch schlimmer“, motzte er herum.

„Das muss ich mir von einem Zwerg nicht sagen lassen. Oder bist du überhaupt ein Zwerg? Du hast ja gar keinen Bart“, entgegnete ich recht kühl.

„Pah! für einen Krieger siehst du aber ziemlich weiblich aus. Ist eure Armee schon so verzweifelt, dass sie sogar Jammergestalten wie dich aufnimmt? Oder bist du etwa gar eine Frau?“

„Gut erkannt. Ich bin eine Frau und im Gegensatz zu dir kein Feigling“, erwiderte ich ruhig.

„Wie hast du mich genannt?“, empörte sich der Zwerg.

„Was ist denn mit dir los? So klein und so schlechte Ohren? Wenn du kein Feigling bist. Wieso sitzt du dann in der Ecke?“, provozierte ich ihn. Der Zwerg wurde ganz rot im Gesicht. Eine Tomate war blass dagegen. Er wollte etwas erwidern. Doch in diesen Moment wachte Violetta auf.
 

Violetta:
 

Mein Kopf dröhnte als ich in einer ziemlich schmutzigen Zelle erwachte. Die lauten Stimmen der anderen taten meinen Kopfschmerzen nicht wirklich gut.

„Was ist los? Wo sind wir? Und wer wer ist dieser Zwerg?“, fragte ich verwirrt da ich mir sicher war bis vorhin in einem Kampf gewesen zu sein.

Arashi holte tief Luft, ehe sie mir erzählte was mit uns geschehen war.

Als erstes erzählte sie mir, dass wir offensichtlich in ein Hinterhalt geraten waren und ich dabei bewusstlos geschlagen wurde, ehe sie und Kai mit einem Schlafzauber belegt wurden. Mir war es wieder einmal sehr peinlich, dass ich keine große Hilfe war. Ich nahm mir aber vor mich zu bessern und genau so großartig wie Arashi beim Kämpfen zu werden. Das war einer der wenigen Punkte die ich an den Menschen so sehr beneidete. Es erhielten bisher nur Frauen der Menschen eine Kriegerausbildung. Sollten wir jemals hier herauskommen, so nahm ich mir vor würde ich sie fragen ob sie mich ausbildet. Der kleine Mann hieß Peter und erschien mir ein sehr mürrischer Zwerg zu sein, aber es war auch verständlich, bedachte man die Lage in der er wahrscheinlich schon lange steckte. Ich heilte meine Verletzung am Kopf, was eine richtige Wohltat war.

In diesen Moment hörte ich schwere Schritte und sah wie zwei Männer hereinkamen. Der eine war offensichtlich ein Zauberer, da er unbewusst magische Wellen aussandte. In seinen Armen trug er eine recht schlichte Truhe. Den anderen Mann hingegen erkannte ich als den Anführer der Räuber. Meine Augen wanderten zum Hals dieses Mannes. Doch meine Kette war nirgends an ihm zu erblicken was mich sehr beunruhigte. Denn das bedeutete wahrscheinlich dass mein Anhänger derzeit in einem seiner Verstecke war deren Aufenthaltsort mir unbekannt war.

„Mach die Probe Magier!“, herrschte er den Ersten ungeduldig an.

„Ich mach ja schon“, erwiderte der Zauberer sichtlich genervt. Meine Aufmerksamkeit wendete sich widerwillig ihm zu. Er öffnete die Truhe und holte einen schwarzen, unauffälligen Stein heraus. Den gab er als erstes Arashi, welche ihn misstrauisch musterte.

„Was soll das?“, begann diese, doch da fing der Stein an in einem violetten Farbton zu leuchten.

„Wie es aussieht hast du Glück, gleich zwei Auserwählte“, kommentierte der Magier mit einem Nicken zum Zwerg hin.

„Na los, prüfe auch die Elfe da“, befahl der Anführer und ich sah wie sein Blick voller Gier auf mich gerichtet war. Mich fröstelte es dabei. Auch in meiner Hand fing der Stein an zu leuchten, was mich unruhig werden ließ.

„Was wollen sie nur von uns?“, dachte ich ängstlich.

„Wer hätte das vermutet? Aber umso besser. Denn je mehr ich habe, desto weniger brauche ich mir Sorgen um die Zukunft machen“, lachte er triumphierend und ging ohne auch nur zu erklären was los war mit den Magier raus.
 

„A… Auserwählte?“, stotterte ich perplex in den Raum hinein.

„Da habt ihr wirklich Pech gehabt dass ihr diese Probe bestanden habt. Denn ab den heutigen Tag werdet ihr nie wieder frei sein. Aber wenn man das genau nimmt ist heute mein Unglückstag, da ich ab heute mit einem unfähigen Menschen und einer ahnungslosen Elfin hier gefangen bleibe“, formulierte der Zwerg abfällig. Arashi packte den ihn an den Kragen und stieß ihn grob zur Wand.

„Entweder du sagst uns alles was du weißt oder ich prügle alles aus dir raus was ich wissen will. Und eines kann ich dir schon mal sagen ich will sehr viel wissen“, fauchte sie ihn wütend an.

„Okay, ich erzähle es euch. Aber nur wenn du mich loslässt“, flehte er sie an. Arashi ließ den Zwerg los und setzte sich wieder hin.

„Es ist so. Vor langer Zeit gab es ein mächtiges Artefakt, welches so gewaltig war das man es in vier Teile spaltete, da man einer Person nicht zutraute diese Macht alleine zu besitzen. Diese Macht wurde irgendwie versiegelt und da kommt ihr ins Spiel. Es gibt sogenannte Auserwählte die nur in gewissen Blutlinien auftauchen. Dieser Stein den ihr gesehen habt dient der Suche nach den Auserwählten“, informierte er uns.

„Verstehe und da wir Auserwählte sind wollen die uns nicht freilassen. Das war auch wahrscheinlich der Grund weshalb sie Fenja entführt hatten. Immerhin habe ich gesehen wie gern du sie hast, Arashi und das ist ja kein Geheimnis“, kombinierte ich zusammen.

„Das glaube ich weniger. Woher wollen die vorher gewusst haben dass ich eine Auserwählte bin. Ich glaube eher, sie wollten sich rächen weil ich den Überfall auf das Waisenhaus verhindert habe, bei dem einige von seinen Leuten gefangen genommen wurden“, schlussfolgerte sie.

„Sag mal Zwerg. Wie kommt es dass du das alles weißt und wie hatte man dich eingefangen?“, fragte sie argwöhnisch. Ich beobachtete ihn ganz genau und bemerkte eine leichte Röte im Gesicht. „Em... Ich wusste schon von Anfang an Bescheid. Meine Eltern haben nie ein Geheimnis über meinen Status als Auserwählter gemacht.“

„Und deine Gefangennahme?“, hakte ich nach, da Zwerge doch eigentlich als sehr starke Krieger bekannt waren, bis zum letzten Krieg, wo man sie seitdem nur noch als Feiglinge bezeichnete.

„Das ist nicht wichtig“, wich er aus. Arashi begann zu Grinsen und meinte:

„Wahrscheinlich geschah es in einem Moment als er unbewaffnet war.“ Ehe das nun wieder in einer sinnlosen Diskussion kam unterbrach ich diese:

„Wir sollten versuchen hier so schnell wie möglich auszubrechen. Also Peter, hast du einige Ideen, immerhin bist du schon länger hier als wir.“

„Ich habe es versucht aber das Schloss ist mit Magie geschützt und nur durch den Magie neutralisierenden Schlüssel kann man diese Tür öffnen. Das hat mir zumindest die Wache gesagt“, schilderte er uns. „Schade...“, seufzte ich entmutigt.
 

Es kam diesmal eine Wache mit einem Waagen herein.

„So, hier ist eure Suppe“, sagte er kühl und reichte jeden eine Schüssel.

„Ich komme in einer Stunde und hole alles Geschirr ab“, unterrichtete er uns und schritt raus. Ich roch an meinen Essen um herauszufinden was ich da bekommen hatte. Es roch nach Kartoffeln und einer Zutat, die mir äußerst bekannt vorkam. Aber Woher? Als mein Blick auf Arashi fiel erinnerte ich mich wieder daran. „Ihr dürft das auf gar keinen Fall essen!“, äußerte ich alarmiert.

„Und warum nicht? Ich esse es doch schon seit Wochen und lebe immer noch“, widersprach der Zwerg spöttisch.

„Es ist so das hier ein Schwächungsmittel drin ist ist. Zuhause arbeite ich als Heilerin und da hatte ich öfters Kontakt mit diesen Wirkstoff. Während des Krieges habe ich mich ab und zu um die Verwundeten gekümmert. Also jene, welche sehr überarbeitet waren, da sie jahrelang jeden Tag gekämpft hatten und ihre Muskeln es nicht mehr gewohnt waren zu ruhen, bekamen oft Muskelkrämpfe. Durch diesen Trank konnten sie sich erholen, da die überflüssigen Muskeln langsam abgebaut werden konnten, sodass sie normal leben konnten. Ich glaube das sie uns daran hindern wollen zu fliehen indem sie uns so schwach machen das sogar eine durchschnittliche Wache dich besiegen könnte“, erklärte ich ihm ausführlich. Verstehen zeichnete sich auf dem Zwergengesicht.

„Diese miesen Schweine. Also war es doch keine Einbildung, dass ich mich seit einiger Zeit so schwach fühlte“, schimpfte er empört.

„Was machen wir? Immerhin brauchen wir die Nahrung um gestärkt zu flüchten“, ärgerte sich Arashi. Aufgeregt teilte ich ihnen mit: „Ich kann das Gift mit meiner Magie neutralisieren, sodass wir davon nicht mehr betroffen sind.“ Endlich hatte ich das Gefühl bei unserem Abendeuer doch etwas nützlich zu sein.

„Sehr gut. Hier fang mit meiner Schüssel an. Ich hab nämlich riesigen Hunger“, sagte Peter recht motiviert. Ich neutralisierte also das Gift im Essen und erzählte ihnen meinen Plan den ich aus meinen Lieblingsabenteuerroman hatte aber die anderen lachten darüber.

„Also wirklich. Wer fällt schon auf diesen alten Trick herein. Außer die Bösewichte aus diesen Groschenromanen.“ Nach einer Weile machte Arashi ein sehr nachdenkliches Gesicht und sagte. „Obwohl, es könnte vielleicht doch klappen. Solange wir keinen anderen Plan haben nehmen wir diesen“, bestimme die Kriegerin am Ende.

Eine Reise ins Unbekannte

Kapitel 5.
 

Arashi:
 

Die Wache kam nach einer Stunde wieder. Ich lehnte mich an die Wand und beobachtete sie genau. Violetta stand neben mir und die leeren Teller vor der Tür. Ohne Vorwarnung kippte die Elfe um. Erschrocken kniete ich mich neben sie. Doch mit der panischen Reaktion der Wache hatte ich nicht gerechnet. Der Mann rannte in die Zelle, ohne auch nur die Tür wieder zu schließen. Darauf hatte ich nur gehofft. Schnell stellte ich mich hinter dem Wachmann und legte ihm meinen Arm um den Hals.

„Entweder du sagst mir jetzt sofort wo die Waffen sind oder ich breche dir das Genick“, drohte ich. Um zu zeigen wie ernst ich meine Drohung meinte, verstärkte ich den Druck um den Hals des Mannes.

„Die zweite Tür rechts“, keuchte er. Damit er nicht aufmucken konnte schlug ich ihn nieder.

Zufrieden verließ ich die Zelle. Violetta bot dem Zwerg an ihn zu stützen, aber der Kerl war viel zu stolz dafür. Solange ich ihn nicht tragen musste sollte es mir recht sein. Das die Anderen so langsam waren machte mir zu schaffen. Ohne Waffen fühlte ich mich irgendwie schutzlos. Im Gang waren noch zwei weitere Männer. Sie stürmten auf uns zu. Mit einen Salto sprang ich über sie hinweg und schlug sie von hinten nieder. Zusammen mit Violetta schleppte ich die beiden in die Zelle und sperrte sie mit ein. Ein Feind der nicht bei Bewusstsein war, konnte sich zwar nicht wehren, aber er konnte aufwachen und Alarm schlagen. So jedoch war es egal, ob sie wach waren oder nicht. Der Zwerg schaute mich erstaunt an. Vermutlich hatte er noch nie eine Frau kämpfen gesehen. Bei denen konnten ja nur die Männer in die Armee eintreten. Was für eine bescheuerte Regelung. Tatsächlich waren am Ende des Ganges mehrere Türen, wie der eine Wachmann gesagt hatte. Hinter der rechten Tür befanden sich meine beiden Schwerter und eine Axt, die von Zwergen geschmiedet wurde. Wahrscheinlich gehörte sie dem Zwerg. Normalerweise hätte ich ihm die Axt gegeben. Jedoch konnte ich das in seinem Zustand nicht verantworten. Also reichte ich Violetta die Waffe.

„Wie kannst du es wagen einer Elfe meine Axt zu geben?“, blaffte mich Peter an.

„In unserer Situation ist es wichtig schnell zu sein. Wegen deinem Stolz sind wir sowieso schon zu langsam. Wenn ich dir deine Waffe gebe sind wir morgen noch nicht draußen. Wenn es dir nicht passt dann bleib halt hier“, argumentierte ich schroff. Mir fehlte die Einsicht warum ich auf die Gefühle einer einzigen Person Rücksicht nehmen sollte, wenn die Freiheit aller auf dem Spiel stand. Das Grummeln des Zwergs zeigte mir, dass er mir recht gab, auch wenn er es niemals zugegeben hätte. Es befanden sich noch mehr Waffen im Raum. Aus diesem Grund nahm ich mehrere reich verzierte Dolche mit. Bei Gelegenheit konnte ich sie verkaufen. Wir rannten so schnell es möglich war durch die nächste Tür. Hinter dieser lauerten bereits einige Wachen. Aber mit meinen Schwertern war das kein Problem für mich. Ich versuchte so viele wie möglich am Leben zu lassen. Trotzdem richtete ich ein ziemliches Blutbad an. Wir beschäftigten uns nicht groß damit zu überprüfen wer noch lebte. Zum Glück hatte ich kaum Blut abbekommen und das waren ja nicht die ersten Blutflecken auf meiner Kleidung. Vor allem der Umhang war voll mit ihnen. Deshalb wollte ich ja auch einen neuen, da man nicht alles herauswaschen konnte.

„Unglaublich. Ich hätte nie gedacht dass es Menschen gibt die so gut kämpfen können“, staunte der Zwerg nicht schlecht.

„Tja und ich hätte nicht gedacht dass es Zwerge gibt die in so einer Situation nicht abhauen“, entgegnete ich. Es erstaunte mich wirklich, dass Peter noch da war. Anscheinend war er nicht so feige wie die meisten von ihnen. Hoffentlich kamen wir bald zu einen Ausgang. Wir rannten durch eine neue Tür und gelangten in einen Raum mit vielen Fenstern und einer weiteren Tür, dem Ausgang. Vor der Tür stand jemand, von den ich gehofft hatte ihn nie wieder sehen zu müssen. Es war nämlich der Magier welcher uns betäubt hatte. Ich schaute zu Violetta und sah dass sie dabei war zu zaubern. Schnell packte ich Peter am Arm und sprang mit ihm rückwärts. Keinen Augenblick zu früh. In diesen Augenblick schossen Ranken aus den Boden und fesselten alle in unmittelbarer Nähe. Also den Zauberer und sein Gefolge. Violetta hatte es irgendwie geschafft sich selbst vor den Zauber zu schützen. Doch mich und Peter hätte sie fast erwischt, wenn ich nicht rechtzeitig reagiert hätte. Ich verdrehte die Augen.

„Was war denn das?“, keuchte Peter erschrocken.

„Violetta hat gerade gezaubert“, klärte ich die Situation auf.

„Passiert das immer?“, fragte der Kleine leicht schockiert. Ein kurzes Nicken meinerseits genügte als Antwort. Es war besser den Zauberer möglichst schnell auszuschalten, aber vorher musste ich ihn noch etwas fragen. Schnell sprintete ich auf den Magier zu und packte ihn am Kragen.

„Wo ist meine Schwester?“, zischte ich ihn in einen bedrohlichen Ton an.

„Keine Sorge. Sie ist in Sicherheit. Wir haben sie freilassen als wir keinen Nutzen mehr von ihr hatten. Genauso wie den Halbzwerg“, kicherte mein Gegenüber. Ich schlug ihn nieder bevor er einen Zauber sprechen konnte.
 

Wir verließen das Gebäude. Erst als ich es von außen betrachten konnte erkannte ich, dass es eine kleine Burg war. Es war also reines Glück gewesen so schnell entkommen zu sein. Leider blieb uns nun eine Frage offen. Was nun? Auch wenn es weh tat, konnte ich nicht nach Lumia zurück. Dort würden mich die Kerle sofort finden. Warum mussten solche Situationen nur so kompliziert sein? Auch Violetta und der Zwerg sahen nicht gerade glücklich aus. Bestimmt weil sie ihre Kette nicht zurück bekommen hatte. Offenbar hatte die Kette für die Elfe einen sehr großen Wert. Mein Wissen über die Elfenkultur war aber zu gering um zu sagen, warum.

„Also was nun? Herumstehen und Wurzeln schlagen? Oder hauen wir ab?“, fragte Peter.

„Wie wäre es wenn wir nach Osten gehen. Dort suchen sie uns nicht so schnell“, schlug ich vor. Da niemand Einwände erhob wurde der Plan in die Tat umgesetzt. Nach kurzer Zeit war die Burg außer Sichtweite. Die Landschaft war von Hügeln, ein paar Feldern und vor allem vielen Wiesen geprägt. Wie überall im Land der Menschen. Unterweg schmiedeten wir Pläne was wir zu tun gedachten. Anfangs wollte der Zwerg nach Hause, aber wir machten ihn klar, dass dies keine Option war. Dort würde man ihn schnell wieder finden. Ein bisschen ziellos erreichten wir ein kleines Dorf. Wir waren den ganzen Tag unterwegs gewesen und sehr müde. Zum Glück hatten die Läden noch offen. So konnte ich die mitgebrachten Dolche verkaufen. Dafür bekam ich mehr Geld als ich erwartet hatte.

„Ach, deshalb hast du die Waffen mitgenommen. Ich habe mich schon gewundert“, stellte Violetta beim hinausgehen fest.

„Na klar. Das ist nur gerecht. Immerhin haben diese Banditen sie auch geklaut und das Geld können wir gut gebrauchen. Von irgendetwas müssen wir ja leben“, erklärte ich nüchtern. In einen Gasthaus gönnten wir uns erst mal etwas zu essen. Der Zwerg griff ordentlich zu. Beruhigt stellte ich fest dass er langsam wieder zu Kräften kam. Er wäre schlecht gewesen wenn sein Zustand keine Fortschritte gemacht hätte. Nach der Mahlzeit gingen wir zur Herberge wo wir zwei Zimmer nahmen. Müde fiel ich ins Bett und schlief schnell ein.
 

Violetta:
 

Es waren nun drei Tage vergangen seit dem Beginn meines Abenteuers. Mein Fluchtplan funktionierte wirklich so gut wie in meinen Lieblingsroman beschrieben. Aber auch er bereitete mich nicht auf den Anblick vor wie Arashi einige Wachen ermordete. Ich musste mein Drang unterdrücken die Überlebenden zu heilen, da jede Heilerin einen Schwur geleistet hatte jeden Patienten zu heilen egal von welcher Rasse oder Seite dieser angehörte. Als wir in den Raum mit den Magier kamen klappte sogar mein Schlingzauber recht gut. Wehmütig blickte ich zurück und fragte mich ob ich je meinen Anhänger wieder zurück bekommen würde. Ich stimmte Arashi´s Vorschlag zu und folgte ihr bis zum nächsten Menschendorf. Nachdem wir Dolche verkauft und uns mithilfe des Geldes versorgt hatten schlief ich erschöpft in einer Herberge ein.

Am nächsten Tag wachte ich recht früh auf. Arashi schlief noch da es ein wirklich anstrengender Tag gewesen war. Ich erkundete dieses Dorf und atmete die frische Morgenluft ein. Die Menschen hier lebten sehr einfach aber auch sehr friedlich. Am Rande des Dorfes entdeckte ich ein Zirkuszelt. Meine Neugier war nun geweckt da ich nur die Elfenzirkusse kannte. Leider hatte dieser zu, aber ein Geräusch weckte mein Interesse. Es klang wie ein Schnauben, aber nicht von einem Menschen sondern... aber das konnte nicht sein. Immerhin waren wir weit im inneren des Landes der Menschen. Ich hob die Plane von einem sehr großen Käfig hoch und meine Vermutung bestätigte sich. Hier gab es einen Drachen.

„Hallo. Ich heiße Violetta Rosental und du?“, redete ich freundlich mit ihm da es noch ein Drachenjunges war. Mein Gegenüber blickte zu mir und riss erstaunt die Augen auf.

„Kann es sein? Du bist eine Elfin?“, erkundigte er sich aufgeweckt

„Ja, das bin ich. Erzähl mal, warum bist du in so einem Käfig?“, verlangte ich zu wissen da mir schlimmes schwante.

„Ich wurde von einigen Menschen entführt als ich noch sehr klein war. Seit dem muss ich für sie arbeiten und darf nicht nach Hause“, schilderte er mir. Mitfühlend sah ich ihn an da ich wusste wie man sich fühle, wenn man nicht mehr nach Hause konnte.

„Ich befreie dich und dann das verspreche ich dir, sorge ich dafür das du deine Eltern wiedersiehst“, versprach ich ihm.

„Ich habe wegen der Menschen keine Eltern mehr“, antwortete er mir düster.

„Aber bestimmt hast du dort Freunde welche dich richtig vermissen. Stimmt doch, oder?“, entgegnete ich betroffen vom schweren Schicksal des anderen. Der Drache schniefte traurig

„Ja, die habe ich und ich vermisse es mit ihnen zu spielen oder zu jagen“, offenbarte er mir.

„Wie heißt du Kleiner?“

„Ich heiße Erim“, antwortete er. Ich begann nun mit einem Zauber um ihn zu befreien. Doch ich wurde gestört. Offensichtlich hatte mich einer gesehen und die ganze Belegschaft geholt. Der Zoodirektor rief zornig zu mir: „Damit kommst du nicht durch Elfin. Ergreift sie!“ Ich erblickte nun plötzlich den Zwerg Peter der genervt sagte: „Mit euch Elfen hat man nur Ärger.“ Der Kleine besiegte mit der Axt mehrere auf einmal um mich zu beschützen. Ich unterließ es diesmal den Schlingpflanzenzauber zu benutzen, da ich keine Wiederholung wollte wie mit Arashi und den Räubern bei unserer ersten Begegnung. So konzentrierte ich mich auf die Befreiung des Drachen was mir sogar gelang.

„Los, wir gehen weiter!“, brüllte Peter und hatte seinen Kampf nun auch beendet. Ich folgte ihm sowie Erim unserem allerneuesten Mitglied. Wie es aussah würde wir nun zu viert sein.

„Mal sehen was Arashi darüber denkt“, dachte ich grinsend und betrachtete den schwarzen, jungen Drachen der schon um einiges heiterer wirkte.

Ein neuer Reisegefährte

Kapitel 6.
 

Arashi:
 

Als ich aufwachte war Violetta nicht mehr im Zimmer. Also war sie vermutlich draußen und übte Zauber oder so. Mir war es gleich. An diesen Morgen hatte ich wichtigere Dinge zu erledigen. Auf den schnellsten Weg ging ich zum Rathaus, wo sich auch die Post befand. In meiner Hand hielt ich einen Brief der für die Heimleiterin des Waisenhaus bestimmt war. Darin stand das ich nicht wusste wann ich wieder kommen würde und wenn Fenja wieder da sein sollte bat ich sie darum ihr zu sagen, dass es mir gut ging. So verhinderte ich dass sich irgendjemand unnötig Sorgen machte. Ob die Elfe wohl eine Familie hatte? Bis jetzt hatte sie ja keinen Kontakt zum Elfenreich aufgenommen. Ihre Eltern vermissten sie wohl nicht. Falls sie überhaupt Eltern hatte. Nach dem ich den Brief abgegeben hatte, machte ich mich auf die Suche nach meinen beiden Begleitern. Es dauerte eine Weile bis ich sie bei einen Zirkuszelt fand. Die vielen Toten und verletzten sagten mir schon dass es zu einen Kampf gekommen war. Durch die Person neben Violetta sagte mir auch wie es zum Kampf gekommen war. Neben ihr stand ein Drache. Ich war sprachlos. Wieso brachte diese Elfe einen solche Kreatur mit und wieso unterstützte der Zwerg sie auch noch dabei?

„Violetta, kannst du mir das mal erklären?“, fragte ich leicht genervt. Den Drachen schien mein Auftreten ziemlich erschreckt zu haben da er sich hinter den Rücken der Elfe versteckte.

„War ich etwa so furchterregend?“, wunderte ich mich sehr.

„Der Drache begleitet uns ab jetzt. Na, was sagst du dazu?“, erzählte Violetta beschwingt.

„Sag mal, ist dir eigentlich klar was das bedeutet? Wir können nicht mehr in einen Dorf oder einer Stadt übernachten. Außerdem brauchen wir ein Zelt oder zumindest Schlafsäcke und Vorräte. Ach ja Peter, wieso hast du sie nicht aufgehalten?“, wollte ich empört wissen.

„Ja, aber er ist doch nicht so auffällig und er ist noch so klein. Wir können ihn doch nicht allein zurück lassen“, argumentierte Violetta.

„Sag mal, provozierst du mich mit Absicht oder ist das alles nur Zufall?“, erwiderte ich aggressiv. Aber am Ende stimmte ich doch zu. Von Peter erfuhr ich später dass sein Stolz ihm verboten hatte die Elfe sterben zu lassen. Nur deshalb hatte er ihr geholfen. Typisch Zwerge und ihr verfluchter Stolz. Nach einer viel zu langen Debatte, kaufte wir alles was wir für die Reise brauchen würden. Als das erledigt war reisten wir los. Bis zum Abend waren wir unterwegs. An einer durch Felsen windgeschützten Stelle machten wir halt. Der Drache, den Violetta als Erim vorgestellt hatte hielt sich meist hinter ihren Rücken versteckt. Ich hatte gerade Feuer gemacht als die Elfin auf mich zukam.

„Arashi, bring mir bitte bei mit den Schwert zu kämpfen“, bat sie mich darum. Mit dieser Frage hatte ich nicht gerechnet. Doch nach kurzen zögern willigte ich ein. Es würde bestimmt praktisch sein wenn diese damit kämpfen konnte.

„Von mir aus. Aber erwarte nicht das ich dich schonen werde“, willigte ich ein. Anschließend holte ich meine beiden Schwerter hervor. Das eine reichte ich ihr, dass andere nahm ich selbst zur Hand.

„Als erstes üben wir eine Grundstellung. Du nimmst das Schwert in beide Hände und machst einen Ausfallschritt“, wies ich die Elfe an und ging selbst in die Grundstellung. Danach zeigte ich ihr wie man leichte Angriffe pariert und kontert. Nach einer Weile war ich mir sicher dass sie alles verstanden hatte. Zum Schluss holte ich einen Lederball, den ich hoch in die Luft warf. Violettas Aufgabe war es mit einen Stock den Ball zu treffen. Zuerst übte ich mit ihr, bevor mich Erim ablöste. Hoffentlich war das nicht der einzige Vorteil den der Drache hatte. Die Tatsache, nicht mehr in einer Herberge übernachten zu können, missfiel mir sehr. Nach einer Weile bestimmten wir wer die erste Nachtwache halten sollte. Die Wahl fiel auf Peter, der nichts dagegen hatte. Violetta und der Drache schliefen sofort ein. Ich lag jedoch noch lange wach und beobachtete den Sternenhimmel. Wohin unsere Reise wohl noch führen würde?
 

Violetta:
 

Ich war richtig erleichtert als Arashi meiner Bitte zustimmte mich zu trainieren.

Das Training war hart aber ich hatte das Gefühl, dass sie recht zufrieden mit mir war. Die Übungen mit dem Lederball schien Erim sehr zu gefallen, weshalb er mitmachen wollte und mir den Ball zuwarf. In den folgenden Tagen machte ich mit dem Drachen öfters diese Übung wo meine Treffsicherheit immer besser wurde. Er blühte in unserer recht lustigen Truppe richtig auf. Früh nahmen wir etwas zu uns und reisten weiter. Am Mittag trainierte Arashi mit mir, damit ich, wie sie es sagte, sogar im Schlaf kann. Peter ließ sich anstecken aber er übte alleine besonders nach seinem Kommentar.

„Hey, Mensch du bist recht vorhersehbar. Ich wette wenn ich gegen dich kämpfen müsste wärst du ein leicht zu besiegender Gegner.“

„Wie kommst du darauf, Peter?“, entgegnete Arashi sehr eisig

„Ich habe beobachtet, dass du immer das eine Schwert zum Parieren benutzt und das andere zum Angriff.“ Sie griff nun Peter mit beiden Schwertern an und fragte ihn mit dem Schwert an dessen Kehle: „Und bin ich jetzt vorhersehbar gewesen?“ Ich dachte in diesem Moment nur, dass es gut war das Arashi nicht meine Feindin war. Auch am Abend üben wir.
 

So verging eine Woche. In dieser Zeit wurde ich immer unruhiger. Ich war nämlich noch nie so lange vom Elfenreich weg gewesen. Aber diese Gefühle zeigte ich den Anderen nicht, weil ich schon eine große Elfe bin und es mir peinlich wäre es ihnen zu sagen das ich Heimweh habe. Außerdem konnte ich sowieso nicht mehr zurück, weil alle Elfen denken würden dass ich jemanden ermordet habe oder etwas noch viel Schlimmeres.
 

Wir wanderten immer weiter Richtung Norden und mussten wieder bei einem Menschendorf halt machen, da uns die Lebensmittel ausgingen. Ich hörte einige Bemerkungen von Arashi, die meinte, Erim sei ein Vielfraß. Sie müsste doch wissen dass besonders junge Drachen viel essen müssen, da sie noch im Wachstum sind. Als es Mittag war rasteten wir.

„So, heute machen wir ernst“, bestimmte Arashi nach ein paar Aufwärmübungen. So ruhig wie möglich nahm ich ihr zweites Schwert und der Kampf begann nach einer leichten Verbeugung. Ich parierte ihre ersten Angriffe und ging in den Angriff über. Diesen Moment nutze sie aus und entwaffnete mich. Sie kam mir sehr nah und hielt das Schwert an meine Kehle.

„Du bist gut aber du musst noch sehr viel lernen“, sagte sie weshalb ich einen eiskalten Schauer am ganzen Körper bekam. Plötzlich war ein helles Leuchten. Geblendet davon schloss ich meine Augen.

Es gab einen Ruck sodass Arashi mich los ließ. Ich sah gerade noch wie sie davon gewirbelt wurde. Meine Aufmerksamkeit schoss zu den Neuankömmlingen. Erstaunt riss ich meine Augen auf.

„Mutter? Vater? Was macht ihr hier?“, rief ich überrascht.

„Mach dir keine Sorgen meine Kleine! Dein Vater wird nur noch diese beiden Krieger besiegen und dann bist du wieder frei“, teilte sie mir mit um mich zu beruhigen aber sie bewirkte genau das Gegenteil. Ich rannte zu Arashi und stellte mich schützend vor ihr.

„Lasst sie in Ruhe. Mir geht es gut und du brauchst dir wirklich keine Sorgen machen!“, schrie ich um ihr Leben zu retten, da mein Vater wie viele andere Elfen eine gewisse Abneigung gegen Menschen hatten und da er Offensichtlich glaubte das sie ihr etwas böses antun wollte würde er sie vielleicht sogar töten.

„Schatz. Wenn das so ist, wie kommt es das du so plötzlich verschwunden bist? Dass ist doch nicht normal für dich. Oder hast du etwa ein Verhältnis mit diesem Krieger?“, fragte mich meine Mutter, die dazu trat.

„Ein Verhältnis mit ihr? Niemals. Ich bin eine Frau. Außerdem ist mir das viel zu gefährlich“, entgegnete Arashi leicht verärgert wegen dieser Unterstellung.

„Es ist wegen des Amuletts. Es wurde mir Gestohlen“, antwortete ich. Die Augen meines Vater weiteten sich erschreckt aber dann erschien ein grimmiger Blick in seinen Augen.

„Es ist uns egal Kleines. Du bist immer willkommen. Außerdem ist es hier viel zu gefährlich für dich. Deine Mutter und ich haben uns schreckliche Sorgen um dich gemacht, weshalb wir sogar diesen verbotenen Teleportzauber benutzt hatten um dich zurück zu holen“, berichtete er mir.

„Aber...“ Weiter kam ich nicht.

„Es ist wohl Zeit dir die Wahrheit zu sagen. Du bist in großer Gefahr und das schon dein Ganzes leben schon. Wir haben es nur nicht gesagt damit du ein normales Leben hast aber jetzt können wir es nicht mehr verschieben. Es ist so du bist eine Auserwählte“, erklärte meine Mutter.

„Ich weiß“, äußerte ich bleiern.

„Woher?“, hinterfragte sie erstaunt.

„Es ist so das wir in Gefangenschaft geraten waren und die Kriegerin und der Zwerg da sind auch Auserwählte“, berichtete ich ihr.

„Ich weiß, man sollte so was nicht seinen Eltern erzählen aber ich wollte sie auch nicht anlügen“, dachte ich.

„Wenn das so ist sollten deine Freunde mitkommen“, beschloss mein Vater.

„Das ist eine schlechte Idee“, vernahm ich Arashis Stimme.

„Wie es aussieht gibt es eine Gruppe welche die Auserwählten für ihre bösen Pläne sammelt. Wir müssen so viel wie möglich über dieses mystische Artefakt herausfinden. Ich habe ehrlich gesagt schon seit ein paar Tagen darüber nachgedacht uns aufzuteilen um schneller voran zu kommen und kam zu folgenden Ergebnis. Wir sollten uns in zwei Gruppen aufteilen.“

„Ich geh mit Arashi in eine Gruppe“, entschied der Zwerg welcher zu uns dazugestoßen war.

„Und ich bleibe bei Violetta“, verkündete darauf Erim.

„Violetta, bei uns gibt es viele Bücher darüber und du kannst sie da benutzen“, bot meine Mutter an,was ich annahm, weil ich nicht wirklich wusste wo ich anfangen sollte mit der Suche.

„Wo sind wir eigentlich?“, fragte sie und blickte sich um.

Wege die sich trennen

Kapitel 7.
 

Arashi:
 

Waren Elfen eigentlich immer so planlos? Doch nun konnte ich verstehen woher Violetta diesen Charakterzug hatte.

„Wir sind im Menschenreich“, erklärte ich leicht genervt.

„Wo willst du eigentlich nun hin?“, erkundigte sich Violetta.

„Nach Scire, der Stadt des Wissens. Wenn ich etwas über die Artefakte in Erfahrung bringen will, dann dort“, erläuterte ich meinen Plan.

„Gut, wenn was los ist holst du mich zur Hilfe“, bot Violetta an.

„In Ordnung. Aber nur wenn du nicht zauberst“, sagte ich zum Spaß. Die Elfe schien den Witz zu verstehen denn sie grinste nur. Ihre Eltern dagegen schienen nicht zu verstehen was ich damit meinte. Doch es war mir zu umständlich es ihnen zu erklären. Wir verabschiedeten uns.
 

Peter und ich gingen weiter nach Osten. Wir reisten noch bis zum Abend, bevor wir eine Rast machten. Diese Nacht hielt ich Wache. Es war inzwischen ziemlich kalt geworden. Der Winter kam mit großen Schritten näher. Hoffentlich würden wir Scire vor den ersten Schnee erreichen. Nach einer Weile konnte ich nicht mehr dasitzen und ins Feuer starren. Also stand ich auf und trainierte ein bisschen, damit ich gut in Form blieb. Nur für den Fall dass die Kerle immer noch hinter uns her waren. Leider musste ich davon ausgehen dass sie die Verfolgung nicht aufgegeben hatten. Bis spät in die Nacht kämpfte ich mit meinen Schatten. Plötzlich hatte ich das Gefühl beobachtet zu werden. Noch bevor ich wusste was ich tat hatte ich einen Stein genommen und ihn in die Finsternis geworfen. Das Gras raschelte und ein Hase lief davon. Dies irritierte mich, weil mein Gefühl mich sonst auch nicht täuschte. Wieso hatte ich mich nur so getäuscht? Was war nur mit mir los? Hoffentlich war ich nur übermüdet und wurde nicht langsam wahnsinnig. Nach einer kleinen Kontrollrunde weckte ich Peter auf damit er seine Schicht übernehmen konnte. Ich legte mich hin und schlief bald ein.
 

Am Morgen ging es weiter. Während wir unterwegs waren sprachen wir kein Wort miteinander. Es gab nichts worüber wir hätten reden sollen. So hing jeder seinen eigenen Gedanken nach.
 

Mittags machten wir eine Pause. Ich aß gerade ein Stück Brot als Peter auf einmal aufsprang. „Wer ist da? Zeig dich!“, brüllte er in die Stille hinein. Unbewusst zog ich meine Waffen und sprintet in die Richtung in welche der Zwerg schaute. Dieser fackelte nicht lange und rannte mir hinterher. Aber wir fanden niemanden. Nun war ich mir sicher, dass wir beobachtet wurden. Leise teilte ich Peter meine Vermutung mit. Inzwischen bereute ich es aus den Hasen keinen Hasenbraten gemacht zu haben. Denn das Stückchen Brot hatte nicht wirklich satt gemacht. Wir beschlossen weiter zu gehen. Die Stadt war noch weit weg.
 

Am Abend machten wir wieder eine Rast. Diesmal blieben wir jedoch beide wach, um die Person, welche uns beobachtete, zu stellen. Um nicht einzuschlafen trainierten wir. Ich verwendete nur ein Schwert, weil Peter meinte, es wäre sonst unfair. Der Zwerg schlug mit einer Wucht zu die ich ihm nie zugetraut hatte. Aber auch ich konnte ein paar Treffer mit der flachen Seite meines Schwertes landen. Auch mehrere Tritte teilte ich aus. Doch auch Peter konnte mich mehrmals treffen. Nach einer Weile hatte ich ihn in der Tasche. Mit einer Finte lockte ich ihn in eine Falle. Zu spät merkte ich dass er nur darauf gewartet hatte. Der Kampf endete damit dass wir uns gegenseitig unsere Waffen an die Kehle hielten. Mein Atem ging schnell, und auch der Zwerg keuchte. In diesen Moment ertönte ein Schrei.

„Halt, ihr dürft euch nicht gegenseitig umbringen.“ Es war eine kleine Frau mit lockigen, roten Haar die geschrien hatte. Sie war recht klein. Trotzdem rannte sie mit einer großen Geschwindigkeit auf uns zu.

„Bitte tut das nicht“, flehte uns die Zwergin unter Tränen an. Peter und ich senkten unsere Waffen und betrachteten die Frau.

„Keine Sorge holde Maid. Es war nie meine Absicht diese Menschenfrau ernsthaft zu verletzten“, entgegnete Peter. Erstaunt riss ich die Augen weit auf. Mir war nie in den Sinn gekommen das der Zwerg auch höflich sein konnte. Am liebsten hätte ich laut gelacht. Dieser Ton passte wahrlich nicht zu diesen vorlauten, unhöflichen und unzivilisierten Zwergen.

„Bist du auch wirklich unverletzt?“, wollte die Zwergin besorgt wissen.

„Keine Sorge, nur ein paar Schrammen. Also nichts Ernsthaftes. Aber sag, wie lautet dein Name“, versuchte ich sie zu beschwichtigen.

„Ich bin Rei. Lass mich mal diese Schrammen sehen“, erwiderte die Frau. Widerwillig zeigte ich ihr die Verletzungen an meinen Armem und die paar blauen Flecken an den Beinen.

„Von wegen, keine ernsthaften Verletzungen. Wie kannst du es wagen sie so zuzurichten? Sie ist doch eine Frau die sich nicht so gut wehren kann. Also wirklich, du solltest dich schämen“, brauste Rei auf. Eigentlich hatte ich damit gerechnet dass Peter heftig protestieren würde, stattdessen wurde er knallrot und entschuldigte sich kleinlaut. In Gedanken nahm ich mir vor mich nicht zu entschuldigen.

„Keine Sorge, ich lasse nicht zu dass dir dieser brutale Kerl noch mal weh tut“, meinte die Zwergin. Da wurde es mir zu bunt. Immerhin war ich keine verweichlichte Frau. Ich konnte sehr gut auf mich selbst aufpassen.

„Keine Sorge, es geht mir wirklich gut. Als Kriegerin bin ich Verletzungen gewohnt. Außerdem war das nur ein Training. Sowohl Peter, als auch ich, haben mit der stumpfen Seite unserer Waffen angegriffen. Wäre das ein ernsthafter Kampf gewesen, wäre ich nicht so glimpflich davon gekommen und er auch nicht. Das ist sicher“, kommentierte ich es.

„Das ist ja furchtbar wenn du als Kriegerin arbeiten musst. Eine Frau sollte nicht kämpfen sondern ihre Schönheit bewahren“, erwiderte die Frau. Mit so einer Einstellung hatte ich nicht gerechnet. Sie machte mich richtig sprachlos. Es dauerte einen Moment bis ich wieder in der Lage war zu sprechen.

„Ein Krieger muss nicht schön sondern stark sein. Außerdem habe ich mich selbst für diesen Weg entschieden. Ich wurde nie von irgendjemanden dazu gezwungen“, stellte ich klar.

„Meine arme Kleine. Du musst grauenhafte Sachen erlebt haben wenn du so eine Einstellung hast“, bekundete die Zwergin ihr aufrichtiges Mitleid.

„Können wir das Thema vertagen? Ich bin müde und würde jetzt sehr gerne schlafen.“ Ich gähnte und legte mich hin. Vage nahm ich noch wahr, dass Peter Rei seinen Schlafsack überließ. Mir sollte es recht sein. Offenbar mochte er sie. Ich hatte jedoch das Gefühl, dass ich nicht mit ihr klar kommen würde.
 

Violetta:
 

Schweigsam folgte ich an diesem Tag meinen Eltern. Es dauerte einige Tage bis ich meine Heimatstadt wiedersah. Auf dem Weg erzählten sie mir einiges was sie über die Auserwählten wussten. Es gab da einen Test, der in der Familie gemacht wurde um herauszufinden wer ein Auserwählter ist. Als Kleinkind wurde ich zum Tor gebracht, welches auf mich reagierte, doch ich konnte mich nicht mehr daran erinnern. Dazu war es zu lange her. Die Elfenstadt befand sich hauptsächlich im Blattwerk großer Bäume.

Es gab dazu Seilkonstruktionen die nach oben führten. Man machte es deshalb so da auf dem Boden so gut wie kein Licht hinunter kam. Obwohl, es gab doch ein Licht. Dieses kam von einer Laterne. Es zeigte einem wo man hoch musste. Erim war es unangenehm durch den düsteren Wald zu gehen, weshalb er immer in unserer Nähe blieb. Mein Vater und ich wechselten uns mit dem Leuchten immer ab. Oben angekommen schlief Erim im Drachenhort, den wir geschaffen hatten, da wir ab und zu Besuche von seinesgleichen bekamen.
 

Ich forschte im Büro meines Vaters über die Auserwählten nach, welches ich bisher nicht betreten durfte. Zuerst musste ich die Bücher zu dem Thema finden. Dabei fielen mir auch noch ganz andere interessante Bücher auf. Zum Beispiel ein paar über Angriffsmagie und Verteidigungsmagie. Trotz meines Interesse für diese Werke, las ich zuerst über die Auserwählten und deren Bedeutung. Das, was mir die Bücher sagten, war, dass wir erst am Anfang unseres Abenteuers waren. Manchmal kam ich mir vor als wäre ich einer der Charaktere meiner Abenteuerbücher. Der einzige Unterschied war, dass dies die Wirklichkeit war und keine ausgedachte Geschichte, die man zuschlagen konnte, wenn sie einem doch zu gruselig wurde oder in die Ecken werfen konnte, da einem das Ende nicht gefallen hatte wenn die Guten besiegt wurden.
 

Ich las bis zum Mittag und aß mit meiner Familie. Dann trainierte ich von da bis zum Abend meine Magie. Erim half mir dabei. Der kleine Drache warf einen Ball und da wo er landen würde benutzte ich meinen Schlingpflanzenzauber oder meinen neuen Zauber die Dornengeschosse, weshalb ich öfters den Ball ersetzen musste. Mit meinen magischen Stein wäre diese Übungen einfacher gewesen da er mir half meine Magie zu fokussieren aber leider konnten meine Eltern mir keinen Ersatzstein geben, da sie keinen weiteren besaßen. Diese waren äußerst selten. Wenn man einen haben wollte musste man es beantragen. Diese wurden nur bei der Geburt eines Kindes ausgehändigt oder man bekam sie von jemanden vererbt oder geschenkt.
 

Ich nahm mir mein Notizbuch hervor und überflog die Notizen. Dabei überlegte ich wie man meine neuen Erkenntnisse am besten erzählte, da es recht kompliziert war. Ich schloss die Augen und stellte mir meine Gefährten vor wie sie mir lauschten.

„Also ich habe folgendes herausgefunden. Vor langer Zeit lebten die vier Völker in Frieden zusammen. Dabei erschufen sie den Stein der Macht. Die Schmiedekunst der Zwerge, die Magie der Elfen, das Feuer der Drachen und der Geist der Menschen brachten das zustande. Das Problem war nur dass die Menschen voller Gier sich des Steines bemächtigten wollten um damit die anderen damit zu unterjochen. Deshalb erschuf dieser Menschenanführer eine Armee, die aber nie zum Einsatz kam. Dieser Mensch wurde recht schnell besiegt bevor er noch Schlimmeres machen konnte.“ An dieser Stelle stellte ich mir vor dass Arashi die Nase rümpfte da man den Menschen die Alleinschuld gab.

„So erschuf man aus diesem Grund die Schutzkammern, da man keinem Volk den Stein allein anvertrauen wollte, weshalb er in vier Teile zerteilt wurde. Das Zeichen für den Stein der Macht ist ein Stundenglas welches auf die Kammern eingraviert wurde. Es heißt, dass es ein Hinweis sei wie man die Kammern öffnen könnte. In einem anderem Buch stand dass die Auserwählten die Nachfahren jener sind welche diese Kammern erschaffen hatten und mit Blutmagie versiegelten. In diesem Punkt konnten meine Eltern mir helfen da dieses Wissen nur mündlich überliefert werden durfte. So erfuhr ich dass dieses Versteck im Königspalast liegt.

„So wie es aussieht wollen sie uns zusammen bekommen um den Stein der Macht zu erhalten“, schlussfolgerte ich.

„Und schon wieder sind es die Menschen, welche diese Macht missbrauchen wollten“, überlegte ich mir dazu. Aber ich wollte Arashi auch nicht beleidigen, nur weil sie ein Mensch war.

„Ich muss nur noch die anderen herbringen damit wir den ersten Stein bekommen. Nur für die anderen Steinteile sehe ich erstmals schwarz, da ich nicht weiß wo sie versteckt sind“, dachte ich düster.

„Ach was, bestimmt haben die anderen auch etwas herausgefunden das uns weiterbringt“, machte ich mir laut Mut.

„Wie ihr seht“, fuhr ich lauter fort.

„Wir müssen die Steine sammeln bevor diese Bösewichte sie für ihre gemeinen Ziele finden“, beendete ich mit diesen Worten meinen Vortrag. Ich packte die Bücher zusammen und ging zu meinen Vater und bat ihn mich zu trainieren. Erst weigerte er sich. Doch als ich von meinen Abenteuern erzählte und wie erfolgreich ich mit meinen Zaubern war stimmte er mir zu, mich zu trainierten. So übten wir Tag für Tag.

Mit jeden Tag der verstrich, wurde ich neugieriger wie diese ominöse Kammer aussah. So beschloss ich, trotz meines Status als Verbannte, dort hinzugehen. Am Tor des Palastes wurde ich aus dem vorher genannten Grund nicht eingelassen. Obwohl ich mich so sehr bemühte ließ sich die Wache nicht von ihrem Standpunkt abbringen. Trotzdem gab ich nicht auf. Irgendwie würde ich schon da rein kommen.

Eine kleine Zwergin namens Rei

Kapitel 8.
 

Arashi: Tag 8
 

Als ich von Peter geweckt wurde spürte ich wie sich jemand an mich klammerte. Das verwirrte mich leicht, weil ich so etwas nur von Fenja gewöhnt war. So öffnete ich die Augen und blickte in das Gesicht dieser Zwergin. Mit einen unterdrückten Aufschrei sprang ich auf. Wieso rückte sie mir nur so dicht auf die Pelle?

„Ist das normal das Zwergenfrauen so anschmiegsam sind? Wenn ja, werde ich von nun an die erste Nachtwache übernehmen“, wollte ich von Peter wissen.

„Das ist gar nicht so ungewöhnlich. Mich erstaunt nur dass sie dir schon so sehr vertraut. Immerhin kennt ihr euch erst seit gestern“, meinte Peter.

„Vertraust du ihr?“, fragte ich.

„Ja das tue ich. Immerhin ist sie eine Zwergin, wenn auch mit einen ungewöhnlichen Namen“, beurteilte mein Gegenüber.

„Gut, dann will ich ihr auch vertrauen, vorerst“, meine ich. Er legte sich ins Gras und war bald darauf eingeschlafen. In der Nacht machte ich Dehnungen bevor ich wieder mit den Schwert bis zum Sonnenaufgang trainierte. Peter erwachte noch vor Rei. Ich bot an auf Jagd zu gehen. Vor allem deshalb weil ich der Zwergin aus den Weg gehen wollte.
 

Ich schlich mich durchs Gras und erlegte einen Hasen. Trotzdem ließ ich mir Zeit mit den Rückweg obwohl mir klar war was für ein Armutszeugnis mein Verhalten darstellte. Anschließend röstete ich den Hasen auf der offenen Flamme. Von den Geruch des Essens wurden die Zwergin wach.

„Wer hat den Hasen gefangen?“, erkundigte sich Rei neugierig.

„Peter war es“, rief ich frustriert.

Rei schien es zu glauben. Auch der Zwerg widersprach nicht. Vermutlich weil er keine weitere Standpauke haben wollte.
 

Nach dem Essen besprachen wir was wir zu tun gedachten. Zu Peters Freude und meinen Leidwesen beschloss Rei uns bis nach Scire zu begleiten. Zuerst gingen Peter und ich voraus. Nach einer Weile schwärmte der Zwerg von der Zwergenfrau. Zuerst versuchte ich ihn mit Worten zum schweigen zu bringen. Schließlich gab ich ihn den Rat aufzuhören, ansonsten würde er eine Ohrfeige bekommen. Seine Schwärmerei hörte allerdings nicht auf. Also wurde es mir zu blöd und ich ohrfeigte ihn. Der war ganz perplex und versuchte aus einen Reflex heraus zurück zu schlagen. Ich grinste und wehrte den Schlag ab. Etwas das ihn noch mehr aufzuregen schien.

„Also wirklich, Peter, wie kannst du es wagen sie ohrfeigen zu wollen“, tadelte Rei ihn und wirkte sehr wütend.

„Aber ich habe gar nichts gemacht“, beklagte sich Peter.

„Das stimmt. Ich habe ihn zuerst geohrfeigt. In so einer Situation ist es ganz normal zurück zu schlagen“, mischte ich mich ein.

„Meine arme Kleine. Du wurdest wohl wie ein Junge erzogen. Aber keine Sorge. Ich werde dir beistehen“, versicherte sie mir und wollte sich bei mir unterhaken. Doch ich war schneller und tauschte mit Peter den Platz. Rei machte keine Bemerkung darüber das sie seinen Arm festhielt, anstatt meinen. Auch der Zwerg beklagte sich nicht. Na klasse! Nun hatte ich nicht nur einen verliebten Zwerg, sondern auch noch eine verrückte Zwergin an der Backe. Schlimmer konnte es echt nicht mehr werden.
 

Am Abend machten wir Rast. Diesmal übernahm ich die erste Wache. Denn ich wollte keine bösen Überraschungen mehr erleben. Die beiden Zwerge schliefen nebeneinander und zu meinen großen erstaunen war Rei bei den Zwerg nicht so anhänglich. Wie jedes mal verbrachte ich die Zeit damit zu trainieren. Seltsam war nur dass ich seit Rei dabei war nicht mehr das Gefühl hatte beobachtet zu werden. Konnte es wirklich sein dass die Zwergin uns beobachtet hatte? Allerdings fiel mir kein Argument für ihr Handeln ein und Grund konnte ich den Zwerg nicht darauf ansprechen.
 

Die nächsten Tage verbrachte ich damit die Zwergin genau im Auge zu behalten. Allerdings zeigte diese keine Blöße. Stattdessen wurde sie nur noch anhänglicher. Sie wurde richtig gehend zur Klette. Das war sehr anstrengend für mich, denn so ein Verhalten war ich einfach nicht gewohnt. Der Zwerg war fast schon eifersüchtig.
 

Am zehnten Tag erreichten wir endlich Scire, der Stadt des Wissens. Wir standen vor den großen Tor auf den in der alten Sprache etwas geschrieben stand.

„Arashi was steht da?“, wollte Peter wissen.

„Woher soll ich das wissen?“, entgegnete ich etwas schlecht gelaunt.

„Na du bist doch ein Mensch. Oder kannst du etwa gar nicht lesen?“, konterte der Zwerg hämisch.

„Natürlich kann ich lesen. Alle Kinder im Waisenhaus können es. Die neue Sprache jedenfalls. Das hier ist die alte Sprache, welche nur noch Gelehrte entziffern können“, klärte ich ihn verärgert auf.

„Haha. Ihr Menschen seid wirklich zu blöd. Erfindet eine neue Sprache obwohl ihr doch noch eine habt“, spottete der Zwerg.

„Was weiß ich. Zu dieser Zeit war ich noch nicht auf dieser Welt. Frag einen Gelehrten warum sie das gemacht haben“, entgegnete ich aufgebracht. Es klang wie ein schwaches Argument. Aber ein besseres fiel mir nicht ein.
 

In der Herberge bestellten wir zwei Zimmer. Ein Einzelzimmer und ein Doppelzimmer. Bevor die Anderen etwas sagen konnten hatte ich das Einzelzimmer in Beschlag genommen. Auf keinen Fall wollte ich mit der Zwergin ein Zimmer teilen. Die Zeit in der ich alleine war nutzte ich um mich zu waschen. Ich genoss endlich mal wieder ordentlich sauber zu sein. Aber auch in einen Bett zu schlafen hatte gewisse Vorteile. Vor allem tat es gut alleine zu sein. Ich lag da und dachte über alles mögliche nach. Dabei betrachtet ich meine Hände. Sie waren rau wie die Hände eines Mannes, pflegte Fenja immer zu sagen. Ich vermisste meine kleine Schwester und betete für ihre Sicherheit. Endlich gelang es mir einzuschlafen. Erst am Morgen erwachte ich. Darauf zog ich mich an und ging in den Speisesaal. Dort warteten Peter und Rei bereits auf mich. Wir aßen schweigend. Danach machten wir uns auf den Weg in die Bibliothek. Als Rei meinte, sie habe einen Bekannten in der Gegend der sich damit auskannte, machten wir uns auf den Weg zu diesen Mann. Wir blieben vor einen großen Haus stehen. Rei klopfte und ein vornehm gekleideter älterer Herr machte auf. Die Beiden begrüßten sich mit einer Umarmung. Anschließend stellte der Mann sich als Dario vor und reichte mir und Peter die Hand. Zu Viert gingen wir ins Haus. Erstaunt stellte ich fest dass es kein Personal gab, wie es sonst in solchen Häusern üblich war. Der Mann brachte uns in eine Bibliothek. Dort sollten wir uns in aller Ruhe umschauen, während er mit Rei reden wollte. Dann ließen sie uns allein. Sofort nahm Peter ein Buch zur Hand und begann zu lesen. Aus irgendeinen Grund zögerte ich. Es roch komisch in diesen Raum. Woher kam nur dieser süßliche Geruch? Am liebsten hätte ich ein Fenster aufgemacht, aber in diesen Raum konnte ich kein einziges entdecken. Ich holte ein Tuch heraus und bedeckte damit Mund und Nase, bevor ich mich selbst auf die Suche nach einigen Interessanten Werken machte. Da entdeckte ich ein Buch mit einen Titel der mich stutzig machte. Es hieß: „Die Geschichte der Gestaltwandler.“ Was waren nur Gestaltwandler? Zur Sicherheit steckte ich das Buch ein. Ein Gefühl sagte mir dass ich es nicht hier lesen sollte. Plötzlich hörte ich ein lautes Rumpeln. Peter war umgekippt. Ich sprintete zu ihm um zu überprüfen was ihm fehlte. Erleichtert stellte ich fest das er nur schlief. Nun war ich mir sicher dass der seltsame Geruch kein Zufall war. „Eine Falle“, schoss es mir durch den Kopf. Ich packte Peter am Kragen und zerrte ihn zur Tür. Diese ließ sich ohne Probleme öffnen. Doch der Gang war genauso verseucht, wie das Zimmer.

Ich rannte weiter als Rei mir entgegen kam, auch sie trug eine Maske. Ihre hingegen war jedoch nicht so improvisiert wie meine. Sie hatte uns also verraten. Ich stürmte an ihr vorbei. Auf einmal packte sie meinen Arm und hielt mich fest. Seit wann war diese Zwergin nur so stark? Ich drehte mich um und sah dass sie keine Zwergin mehr war. Vor mir stand ein Mann mit kurzen, leuchteten grünen Haar.

„Es wäre besser gewesen, wenn du das nicht gesehen hättest.“ Mit diesen Worten nahm er mir das Tuch weg ohne mich dabei loszulassen. Mit einen Sprung versuchte ich den Mann die Maske wegzunehmen, bevor ich bewusstlos wurde. Aber zu spät. Ich taumelte und fiel hin. Ich war einfach zu lange diesen Nebel ausgesetzt gewesen. Ich versuchte mich aufzurappeln. Doch ich war so furchtbar müde. Auch konnte ich nicht mehr den Zwerg mitschleifen. Verflucht. Ich hatte verloren. Dann verlor ich die Sinne.
 

Violetta:
 

Ich saß in der Bibliothek als mein Vater mir berichtete das Besuch da war. Er sagte mir zwar nicht wer dass war aber er meinte ich würde mich darüber freuen. Als ich die Eingangshalle betrat erblickte ich meinen Cousin. Früher hatten wir immer zusammen gespielt aber dann wurde er ein richtiges Ekelpaket und verbrachte nur noch Zeit mit seinen Freunden. Lange beneidete ich ihn darum weil er eine Kriegerausbildung machen durfte. Er war lang gewachsen und hatte dunkelblondes Haar welches ihm bis zu den Schultern reichte. Seine Kleidung war eher schlicht da er ganz und gar Krieger war. Magisch war er zwar recht unbegabt aber er konnte sehr gut mit Schwert und Bogen umgehen.

„Komm, lass uns Mittagessen. Wir wollten ja sowieso gleich essen. Warte nur, ich hole nur noch schnell ein Gedeck für dich, Luciano, mein Lieblingsneffe“, bot meine Mutter ihm freundlich an.

„Von mir aus Tante. Darf ich helfen?“, fragte er mit einem breiten Lächeln.

„Wenn du unbedingt willst? Na komm“, sagte Sie dankend. Ich folgte meinen Vater ins Esszimmer. Als alle am Tisch saßen, stießen wir an mit einem Elfenwein den mein Cousin mitgebracht hatte an. Da ich keinen Alkohol mochte stieß ich mit einen Saft an.

„Wie geht es deinen Eltern?“, erkundigte sich meine Mutter sogleich bei ihm.

„So wie immer“, entgegnete er gelassen.

„Nun da alle vollzählig sind sollten wir auf etwas anstoßen. Stoßen wir darauf an das es uns allen gut geht“, sagte mein Vater worauf wir anderen sagten:

„Auf das es uns allen gut geht.“ Als wir tranken kippten meine Eltern um. Ich erstarrte und konnte nicht fassen was vor meinen Augen geschah. Meine Augen wanderten zu meinen Cousin. Dieser lehnte sich zurück und wirkte sehr gelassen. Dies konnte nur eines bedeuten.

„Luciano. Warum?“, fragte ich geschockt da er offensichtlich dahintersteckte

„Ich habe es gemacht weil du die Auserwählte bist. Folge mir oder dein echter Cousin muss sterben“, stellte er mir seine Forderung.

„Wo ist er?“, flüsterte ich. Klar, ich mochte ihn nicht aber er gehörte zur Familie und ich wollte nicht für dessen Tod schuld sein.

„Mein Kollege hat ihn in unseren Versteck“, antwortete er mir.

„Da du weißt, das ich eine Auserwählte bin müsstest du wissen das die Kammer im Palast liegt. Gerade dort wo ich nicht hin darf, da ich eine Ausgestoßene bin“, informierte ich ihn. Er lachte gehässig.

„Ich weiß das alles. Darum habe ich auch das hierher gebracht“, teilte er mir mit und schob mir einen blauen Anhänger zu.

„Woher?“, begann ich da ich zu überrumpelt war dass er an so was herankam.

„Er besteht zwar nur aus Glas aber für unsere Zwecke wird es ausreichend sein“, erklärte er mir gelassen. Ich folgte ihm widerwillig zum Palast. Fieberhaft überlegte ich was ich machen konnte. Teleportzauber? Nein zu schwierig. Wir wurden ohne Problem in das Schloss hineingelassen da wir scheinbar erwartet wurden.

„Meine Königin Rosalie Wolkenmeer. Hier ist die Auserwählte. Mit ihrer Macht haben wir genügend Macht um die Menschen aufzuhalten bevor sie uns mit einem Überraschungsangriff überrennen.“

„Das stimmt“, stimmte sie meinem falschen Cousin zu. Dann wandte sie sich an mich.

„Violetta, schön dich wieder zu sehen. Du bist groß geworden und recht hübsch. Ich habe letztens mit deinen Eltern geredet und hatte erfahren dass du gewisse Schwierigkeiten in der Menschenwelt hattest. Doch ich bin froh das du wohlbehalten wieder da bist. Komm, ich zeige dir die Kammer“, sprach sie zu mir und erhob sich von ihrem Thron. Angespannt folgte ich ihr.

„Königin Wolkenmeer. Sagt mir, warum brauchen wir den Stein der Macht, der in unserem Reich ist?“, wagte ich es sie zu fragen. Gutmütig sah sie mich an.

„Die Menschen sind das Problem. Du kennst doch ihre Gier auf unsere Langlebigkeit, der Magie und unseren wertvollen Schätzen. Erst begann es mit den Stein der Macht den sie nur für sich beanspruchen wollten und dann...“

„Aber das ist lange her“, schritt ich ein.

„Aber die Überfälle auf unsere Händler oder die Ermordung unserer Kinder nicht. Ich selbst habe meinen geliebten Sohn verloren, weshalb wir den Krieg mit den Menschen begannen.“

„Aber meine Königin.“

„Ich weiß worauf du hinaus willst, Kind. Dann lass mich weiter erklären. Seit einigen Jahren überfallen die Menschen wieder unsere Händler, welche mit ihren Kutschen an der Grenze reisen, da der Wald zu beschwerlich ist für sie. Des weiteren werden seit ein paar Monaten Elfen überfallen um den Auserwählten zu fangen. Genau das was dir geschehen ist, nicht wahr?“ Ich nickte da dies der Wahrheit entsprach.

„Sie wollen unseren Stein der Macht um uns zu unterjochen, da sie ihren nicht finden“, kam sie nun zum Schluss mit ihrer Erklärung. Ich konnte ihren Standpunkt verstehen da sie nicht zu spät agieren wollte. Nicht wie beim letzten male. Eine Gänsehaut kroch hoch. Während des letzten Krieges sah ich was für Verwundungen die Menschen anrichten konnten.

„Ich glaube nicht das es wie früher ist“, widersprach ich heftig. Arashi war auf jeden Fall anders und ich würde ihr immer wieder mein Leben und dass meiner Familie anvertrauen. Vom Weg bekam ich wenig mit, da ich zu sehr in Gedanken versunken war.

„So und nun Violetta, öffne uns die Tür“, richtete die König wieder das Wort an mich.

„Ich mach das nicht. Ja, es gibt Menschen die schlecht sind aber dafür leben auch viele welche gut sind. Bitte lasst es drinnen“, weigerte ich mich weil ich nicht die Verantwortung für all die toten Menschen haben wollte. Als ich Luciano betrachte wie er nun die Hand an den Dolch gelegt hatte und zur Königin zunickte verstand ich. e Doch es funktionierte nicht, egal was ich versuchte.

„Wie kann das sein? Sie ist doch eine Auserwählte“, fragte der falsche Luciano fassungslos.

„Wie es aussieht, muss man wahrscheinlich einen Spruch aufsagen oder irgendwas anderes tun um es zu öffnen. Leider konnte meine Mutter mir nichts mehr sagen, da auch sie von den Menschen ermordet wurde, aber erst während des Krieges.“ War die Vermutung der Königin.

„Solange wir nicht genau wissen, was es bedeutet, solltest du wie bisher bei deinen Eltern im Elfenreich bleiben. Geh und denk daran kein Wort zu jemand anderen zu verraten wo die Kammer ist“, ermahnte sie mich. Ich nickte ihr zu und folgte dem Betrüger zu seinem Versteck. Dort entdeckte ich meinen Cousin welcher an der Wand angekettet saß. Daneben stand ein Halbelf. Den erkannte ich als solchen weil er nur einen Stein als Anhänger hatte, der aber die selbe Schutzfunktion hatte wie einer aus Kristall.

„Und wie war die Mission?“, fragte dieser grinsend.

„Schrecklich. Ich habe den Stein nicht bekommen“, beklagte sich dieser und holte zwei Handschellen, die wie ich gleich spürte, meine Magie unterdrückte.

„Wie bitte? Warum nicht?“, wollte der Andere sogleich Wissen. Während er das erklärte kettete er mich an die Wand. „Wenn das so ist sperren wir sie solange hier ein bis das Problem gelöst ist“, beschloss der Andere. Ein Flügelschlagen war jetzt zu hören und eine erboste Stimme.

„Das lasse ich nicht zu!“, schrie Erim, mein Drachenbegleiter und flog mit so einem Schwung in das Versteck der Bösen dass er nicht mehr anhalten konnte und gegen die Wand Krachte. Bei dieser Aktion verlor er offensichtlich das Bewusstsein. Da er sich nicht mehr rührte bekam ich es kurz mit der Angst zu tun. Zum Glück atmete er noch, was mich unheimlich erleichterte. Die beiden Entführer wirkten zwar erst überrascht aber dann erholten sie sich davon und fesselten auch den Drachen.

„Machen wir noch einmal den Test. Immerhin kann es sein, das der Anführer der Räuber uns belogen hatte um an mehr Geld zu gelangen“, schlug der eine dem anderen vor.

Das böse Erwachen

Kapitel 9.
 

Arashi:
 

Das Erste was ich nach meinen Erwachen feststellte war, dass ich unglaublich wütend war. Am liebsten hätte ich irgendetwas zertrümmert. Wie konnte ich nur zweimal auf den selben Trick herein fallen? Wieder wurde ich betäubt und zu einem geheimen Ort gebracht. Doch am meisten ärgerte es mich das ich auf Rei hereingefallen war. War diese Person eigentlich nun ein Mann oder eine Frau? Ich lag in einen komfortablen Bett. So einen Standard war ich nicht gewohnt. Ich stand auf und schaute mich um. Ein Tisch aus edlem Holz stand im Zimmer, um den Tisch standen mehrere Stühle aus den selben Material. Eine angrenzende Tür führte in ein Badezimmer. Es gab zwar Fenster aber alle waren vergittert. Mit der Faust schlug ich gegen die Wand. Verärgert versuchte ich die Tür zu öffnen. Natürlich wurde das ein Fehlschlag. Das machte mich nur noch aggressiver. Vermutlich hätte ich einen Weg heraus gefunden wenn ich meine Schwerter noch hätte. Doch die waren mir abgenommen worden. Also überlegte ich mir einen neuen Plan. Ich stellte mich neben die Tür, sodass man mich nicht sehen konnte, wenn jemand die Tür öffnete. So wartete ich eine gefühlte Ewigkeit bis jemand herein kam. Es war Rei. Jedoch kam er schon in seiner männlichen Form. Obwohl ich wusste wie unprofessionell es war, lies ich mich von meinen Gefühlen leiten und griff an. Mit den ersten Schlag hatte ich ihn überrascht. Leider konnte er schon den zweiten Schlag abwehren.

„Beruhige dich. Ich bin nicht dein Feind!“, rief der Gestaltwandler.

„Ach ja? Hast mich und Peter wohl nur aus reiner Freundlichkeit in eine Falle gelockt, oder weil du so gütig bist hast du dem Zwerg das Herz gebrochen.“ Meine Stimme war voller Abscheu. Diese Person widerte mich einfach nur an. Mit einen Trick überlistete ich Rei und sprintete auf den Gang. Auf diesem lagen mehrere Personen mit grünen Haaren. Scheinbar hatten sie mit jemanden gekämpft und waren außer Gefecht gesetzt worden. Nun konnte sich keiner mehr rühren. Ob sie noch am Leben waren konnte ich nicht sagen. Sie stellten auf jeden Fall keine Gefahr mehr dar für mich. Hinter mir tauchte Rei auf.

„Na, glaubst du mir jetzt?“, wollte er wissen. Allein von dieser Dreistigkeit wurde mir schlecht. „Vergiss es, Verräter. Das was du getan hast verzeihe ich dir nie. Ich will auch gar nicht deine Motive kennen“, konterte ich verärgert. Nun war es erst mal wichtig den Zwerg zu finden. Doch, wie sollte ich das anstellen? Im Gang waren mehrere Türen, welche aber alle verschlossen waren. Bevor ich mich entscheiden konnte was ich tun wollte nahm mir der Gestaltwandler die Entscheidung ab. Er öffnete eine Tür und der Zwerg sprang heraus. Mit wilden Blick schaute er sich um. Als er jedoch nur mich im Gang entdeckte wirkte er erleichtert. Er begrüßte mich mit einer Umarmung, wobei er mir auf den Rücken klopfte.

„Schön, dich zu sehen, Arashi. Wo ist Rei?“, erkundigte sich der Zwerg. Auf diese Frage konnte ich ihm nicht antworten. Mir fiel dabei sehr schwer in seine Augen zu schauen. Ich konnte ihm einfach nicht offenbaren dass die Person in die er sich verliebte ihn verraten und ausgenutzt hatte.

„Oh, ich verstehe.“ Peter senkte den Blick und schwieg. Er verstand vermutlich gar nichts aber das war nun nicht so wichtig. Zu dritt verließen wir den Korridor. Den Gestaltwandler nahmen wir notgedrungen mit. Eine Situation die mir überhaupt nicht passte, doch ich konnte es nicht ändern. Wir kamen zu einer wuchtigen Treppe. Automatisch nahmen wir den Weg nach unten. Mehrere Männer kamen uns entgegen. Die meisten davon hatten wie Rei grünes Haar. Also waren das alles Gestaltwandler. Ich und der Zwerg griffen an. Zum Glück konnten wir uns auch ohne Waffen wehren. Zu meinem großen Erstaunen griff auch Rei an. Meinte er es also ernst damit, dass er auf unserer Seite kämpfte? Trotzdem hatte ich so Zweifel an seinen Worten. Immerhin hatte er schon einmal gelogen. Ich schlug einen Mann nieder und schaltete einen anderen mit einen Tritt aus. Wie aus heiterem Himmel sprang ein Wolf auf mich zu. Doch ich bemerkte ihn zu spät um den Angriff abzuwehren. Auf einmal stellte sich Rei ihm in den Weg. Ich sah dass er verletzt wurde. Wieso nahm dieser Narr das nur auf sich? Das ergab alles keinen Sinn. Einen weiteren Angriff der auf mich gezielt war wich ich aus. Es dauerte eine Weile bis wir alle Gegner außer Gefecht gesetzt hatten. Da wir keine Waffen hatten hielt sich die Zahl der Toten in Grenzen. Doch wichtiger war die Frage, wo waren unsere Waffen? Unaufgefordert ging Rei voran und zeigte uns einen kleinen, gut geschützten Raum. Dort war nicht nur unser Gepäck und unsere Waffen sondern auch jede Menge Geld. Ich stopfte mir so viel wie nur möglich in meinen Geldbeutel ein. Danach rannten wir wieder zur Treppe und gelangten einen Stockwerk tiefer. Im unteren Stockwerk wartete niemand auf uns. Die Räume dort kamen mir bekannt vor. Das war das Haus in den wir in die Falle gelockt wurden. Als ich die Räume betrachtete hätte ich Rei am liebsten eine geknallt. Endlich waren wir draußen. Auf den schnellsten weg versuchten wir Abstand von den Haus zu gewinnen. Wir rannten in die Innenstadt. Dabei fiel mir auf, dass alle Häuser weiß waren und es keine engen Gassen gab. Alle Leute, mit Ausnahme von ein paar Kriegern, waren vornehm gekleidet. Peter, Rei und ich fielen richtig auf. Vor allem weil nur Menschen dort wohnten. Alles war so anders als in Lumia. Auch hatten die Leute sich die Mühe gemacht Blumen zu pflanzen. Wir entschieden uns für ein Hotel im inneren der Stadt. Dort nutzten wir das Zimmer um Rei zur Rede zu stellen.

„Also Rei, wieso hast du uns erst geholfen und dann befreit?“, fragte ich ihn in einen eiskalten Ton. Statt einer Antwort beugte er sich vor und küsste mich. Etwas, dass er lieber bleiben lassen sollen. Denn als Antwort rammte ich ihn meine Faust in den Magen. Keuchend ging er zu Boden.

„Das habe ich gemacht weil ich dich liebe. Als ich erfahren habe das sie euch töten wollten konnte ich nicht anders. Ich musste etwas tun“, verteidigte er sich.

„Also, noch mal zum mitschreiben. Wer will mich und den Zwerg töten und warum?“, erkundigte ich mich wütend.

„Die Gestaltwandler, zu denen auch ich gehört habe. Sie wollen die vier magischen Steine. Nur deshalb wurdet ihr Beiden schon zweimal entführt. Aber wenn sie ihr Ziel erreicht haben werden sie euch beide und die anderen töten“, wimmerte Rei. Vermutlich vor Schmerz. Denn ich hatte mich bei meinen Schlag nicht zurück gehalten. Ich wusste nicht was ich von seiner Geschichte halten sollte. Nach einer kurzen Absprache mit Peter kamen wir zu den Schluss dass es besser war wenn Peter ihn verhörte. Ich ging in die Stadt. Dort wollte ich in die große Bibliothek gehen um herausfinden ob es noch mehr Bücher über Gestaltwandler zu finden gab. In den großen Gebäude erweckte ich großes Aufsehen vor allem deshalb weil die Bibliothek nur von Gelehrten besucht wurde. Als Kriegerin fiel ich da einfach auf. Trotz gründlicher Suche fand ich nichts. Ich suchte bis zum Abend und kehrte ins Hotel zurück. Peter hatte nichts aus Rei herausbekommen. Da es schon spät war hatte es keinen Sinn mehr wieder aufzubrechen. So blieben wir im Hotel. Ich nahm ein Einzelzimmer. Peter und Rei nahmen wieder ein Doppelzimmer. Soweit ich wusste würde Rei die Nacht angekettet am Fenster verbringen. Mir sollte es recht sein. Ob Rei dem Zwerg wohl die Wahrheit erzählt hatte? Das würde ich noch früh genug erfahren. Dann fiel mir ein, dass ich noch das Buch aus den Haus hatte. Ich holte es aus den Rucksack. Leider war nur der Titel in der neuen Sprache verfasst. Der Rest war in der alten Sprache geschrieben. So würde mir das Buch nicht viel bringen. Doch mit ein wenig Glück würde es mir gelingen einen Gelehrten aufzutreiben, der es übersetzen konnte. So konnte ich mit ruhigen Gewissen schlafen.
 

Violetta:
 

Trotz des Trainings war ich schon wieder in Gefangenschaft geraten. Als unsere Gefängniswärter den Test erneut durchführten stellte sich heraus das auch Erim ein Auserwählter ist. So beschlossen sie erstmals einen Bericht an ihre Vorgesetzten zu schreiben und dann abzuwarten. Mitleidsvoll sah ich den kleinen Drachen bei der Nachricht über seinen neuen Status an. Erst wuchs dieses Waisenkind unter der Unterdrückung der Menschen auf und nun würde man auch nach ihm jagen um durch ihn an eines der vier Teile der Macht zu gelangen, sollte uns die Flucht gelingen.

„Mach dir keine Sorgen, Kleiner. Wir schaffen das schon“, sagte ich liebevoll. Manchmal fragte ich mich wie es Peter und Arashi ging und was sie machten. Aber ich beruhigte mich immer damit dass sie Krieger waren und wissen, was bei Gefahr zu tun. Es wurde Nacht. Ich bemerkte dass die zwei Wachen sich ihrer Sache sehr sicher waren, dass wir nicht flüchten könnten, da sie schlafen gingen. Ich lächelte. Das Licht des Mondes strahlte hinein. Für das was ich vorhatte kam mir dieses sehr gelegen. Aus meinen Haaren nahm ich eine Haarspange. Schmunzelnd musste ich an früher erinnern wo ich diesen Trick verwendet hatte um vor meinen Hausarrest zu flüchten. Dies geschah um weiter mit Luciano und einem Waisenjungen namens Tiziano zu spielen.

„Mann, das hast du Klasse gemacht“, lobte mich Luciano bewundernd. Ohne etwas zu erwidern öffnete ich die Handschellen der Anderen.

„Erim, glaubst du dass du in der Lage bist uns beide zu tragen?“, fragte ich ihn da ich nicht einschätzen konnte ob er dafür stark genug war.

„Aber sicher, Violetta. Mach dir keine Sorgen“, versicherte er mir beruhigend. Ich stützte Luciano, da er zu geschwächt war und flogen nach Hause. Dort wurden wir von meinen Eltern herzlich begrüßt.

„Mutter, Erim und ich wollen weiterreisen da es hier zu gefährlich ist“, informierte ich sie.

„Bist du dir sicher, meine Kleine?“, fragte mich meine Mutter äußerst besorgt.

„Ja, ich bin mir ziemlich sicher. Und ich habe eine Bitte an euch. Ich möchte dass ihr euch versteckt. Nur für den Fall, dass sie euch benutzen um mich oder einen meiner neuen Freunde damit zu erpressen“, äußerte ich ernst.

„Ja, das wissen wir. Geh und pass auf dich auf. Aber bevor du gehst, nimm das hier mit.“ Meine Mutter ging raus und holte mir eine Tasche mit Proviant, einen Geldbeutel und ein Bündel mit Kleidung. Zudem reichte sie mir ein gutes Schwert.

„Es ist von uns beiden“, teilte sie mir und und umarmte mich dabei ganz fest. Ich flüsterte ihr ein Danke zu. Als wir uns verabschiedeten, flogen wir bis zum Morgengrauen. Wir rasteten an einem Felsen, der uns vor starken Wind schützte und überlegten was zu tun sei. Zum Ende kamen zu dem Entschluss sich wieder mit den Anderen zu treffen.

„Laut Plan müssen wir immer Richtung Westen reisen um in die Stadt des Wissens zu kommen“, überlegte ich laut. Es dauerte drei Tage bis wir diese Stadt erreichten. Auf unserer Reise mussten wir ab und zu jemanden nach dem richtigen Weg fragen .
 

Die Stadt des Wissens war großartig. Leider durfte Erim nicht mit hinein, aber dafür versprach ich ihm bis auf die Suche nach den Anderen bei ihm zu bleiben und ihn mit Essen aus der Stadt zu versorgen. Bis auf das Geld ließ ich mein Gepäck bei meinen Drachenfreund. Ich betrat die Stadt und sah viele Adlige und reiche Menschen aber auch viele Gelehrte. Diese erkannte ich weil einige tief in einem Buch versunken waren, während sie liefen. Bis auf meine spitzen Ohren, fiel mir auf, passte ich hier äuserlich sehr gut hinein. Zwischen den Reichen tummelten sich auch viele Bedienstete die tunlichst darauf achteten ihrem Herrn oder Herrin zu dienen. Meine Beine bewegten sich zu einer Dame, die einen Einkaufsbummel machte. Ihr Bediensteter sah recht genervt aus, da er alle Taschen tragen musste.

„Verzeiht dass ich euch störe meine Dame aber kann es sein das sie in den letzten Tagen einen Zwerg und eine Menschenkriegerin gesehen haben?“, fragte ich höflich.

„Ich habe solche Gestalten hier nicht gesehen. Johann, lass uns weitergehen, hier stinkt es mir zu sehr nach Elf“, befehligte sie ihren Diener und schritt davon. Ich sah ihr Wütend hinterher. „Zumindest hatte sie mir geantwortet“, dachte ich leicht verärgert und ging zur nächsten Adligen.
 

Später ging ich in ein Restaurant und aß zu Abend. Dort wunderte ich mich darüber, dass es hier zwar vereinzelte Geschäfte aber keinen Marktplatz gab. Ich fragte daraufhin den Kellner. Dieser erklärte mir dass sich die Bewohner es leisten konnte ihre Nahrung und alles andere, was man zum Leben brauchte, direkt ins Haus Liefern zu lassen. Ein andere Variante war es in piekfeine Restaurants zu gehen, statt daheim zu speisen.

Ich wollte wieder aus der Stadt, raus aber die Stadtwache ließ mich nicht hinaus, da es schon zu spät sei wieder das Tor zu öffnen. Dies bedeutete, das ich in einem Hotel übernachten musste. Ich war froh dass meine Mutter mir genügend Geld mit gegeben hatte da um mir eine Unterkunft zu leisten. Als ich am nächsten Morgen erwachte, wusch ich mich, da ich die letzten Tage keine Chance dazu hatte. Als ich in den Speiseraum kam entdeckte ich meine Gefährten wieder. Es muss Schicksal sein dass wir uns hier wieder trafen. Vor Freude strahlend kam ich auf sie zu.

Ein unerwartetes Treffen und neue Erkenntnisse

Kapitel 10.
 

Arashi:
 

Ich konnte es kaum glauben. Aber Violetta war tatsächlich in dem selben Gasthof wie wir. Rei hatten wir oben gelassen. Wenn er Glück hatte würde ich ihm etwas zum Essen mitnehmen. Auch war ich mir nicht sicher was ich mit ihn machen sollte. Doch im Augenblick hatte ich nicht den Nerv darüber nachzudenken. Violetta erzählte uns dass es mal einen großen magischen Stein gab. Doch wegen der Gier der Menschen wurde dieser in vier Teile aufgeteilt. Auch haben die Menschen eine neue bösartige Lebensform erschaffen. Alles sollte also auf das Konto der Menschen gehen. Dies machte mich wahnsinnig wütend. Es konnte doch nicht sein das die Menschen für all das Übel das diesen Land widerfahren war, verantwortlich war. Wieso waren immer die Menschen die Bösen? Auch konnte ich mir nicht vorstellen dass die Menschen einen derart sinnlosen Krieg mit den Elfen beginnen würden.

„Mit anderen Worten sind die Menschen an allem Schuld. Sehe ich das so richtig?“, brachte ich es auf den Punkt. Dabei versuchte ich meine Stimme unter Kontrolle zu halten.

„So steht es zumindest in unseren Aufzeichnungen“, versuchte Violetta mich zu beruhigen.

„Na klar! Alle anderen Völker bestehen nur aus Heiligen. Die Menschen haben den Krieg begonnen. Wie auch die Kriege davor. Natürlich sind die Menschen an allen Schuld, schon klar!“ Mir wurde das alles zu viel. Ich sprang auf ging auf mein Zimmer und packte meine Sachen. Ich hatte genug von der Reise. Genug davon immer als Buhmann da zu stehen nur weil man ein Mensch war und mir dieses falsche Mitleid anzuhören. Es war mir klar was sie alle dachten. Die Menschen sind durch und durch bösartig. Gerade als ich den Gasthof verlassen wollte stellte sich mir Rei in den Weg.

„Keine Sorge, die Geschichte der Elfe entspricht nicht der Wahrheit. Ich weiß was wirklich passiert war. Zumindest was den neusten Krieg betrifft“, erklärte Rei.

„Was ist passiert?“, rief Violetta erstaunt worauf ich leicht zusammenzuckte. Ich hatte gar nicht mitgekriegt dass die anderen mir gefolgt waren.

„Wir können immer noch im Speisesaal reden. Ich würde gerne aufessen und du erzählst mir mal wie du aus den Zimmer entkommen bist, Freundchen“, kommentierte Peter. Mit einer Erklärung wartete Rei aber solange bis alle saßen.

„Ihr kennt doch alle die offizielle Geschichte in der es die Menschen waren welche die Elfenkinder getötet haben. Nun diese Geschichte ist falsch. Eine Gruppe Gestaltwandler haben die Kinder getötet und sich dabei als Menschen ausgegeben. Die Unruhen haben sie dann genutzt um den Auserwählten der Menschen zu finden und zu entführen. Ich weiß nicht viel über diese Frau. Nur dass sie ein Kind hatte welches aber als verschollen galt. Ich vermute das Arashi dieses Kind ist“, berichtete Rei.

„Was ist ein Gestaltwandler?“, meldete sich Violetta zu Wort.

„So jemand wie ich“, antwortete Rei und verwandelte sich in eine perfekte Kopie von mir. Erstaunt riss die Elfin ihre Augen weit auf. Während Rei nur breit grinste. Ich gähnte nur.

„Schon klar, Grinsebacke, aber verwandle dich endlich zurück“, meinte ich genervt. Rei wirkte enttäuscht auch wenn mir der Grund dafür nicht ganz klar war. Wichtig war nur das er sich zurück verwandelte.

„Was wurde aus der Menschenfrau?“, erkundigte sich Violetta und wirkte sehr interessiert.

„Soweit ich weiß wollte sie fliehen und wurde dabei tödlich verwundet, sodass sie später ihren Verletzungen erlag. Tut mir leid“, beendete Rei seinen Bericht. Keiner wusste was er sagen sollte. Auch ich nicht. Ich wollte mehr über die Gestaltwandler wissen. Zwar hatten wir einen unter uns doch ich vertraute ihm nicht ganz. Klar haben wir ein Buch über diese aber keiner von uns konnte es lesen soweit ich wusste. Auf einmal fiel mir ein wer vielleicht in der Lage sein könnte es zu lesen. Und im nach hinein ärgerte es mich selbst, das ich nicht eher darauf gekommen war. Ich kannte eine sehr weise Gelehrte. Im Grunde schon mein ganzes Leben lang. Haruna, die Leiterin des Kinderheims in dem ich aufgewachsen war. So weit ich wusste hatte sie früher in Scire gelebt und zählte dort zu den gebildetsten Leuten. Aus einen mir unbekannten Grund hatte sie beschlossen das alles aufzugeben und ein Heim zu leiten. Nach einigen Bedenken teilte ich den anderen mit was mir eingefallen war. So brachen wir nach Lumia auf. Vor Scire wartete der Drache auf uns. Belustigt stellte ich fest dass er immer noch Angst vor mir hatte. Obwohl, er versuchte sich diesmal nichts anmerken zu lassen. Inzwischen merkte man dass der Winter fast da war und ich bereute es nicht mir neue Stiefel und einen Umhang gekauft zu haben. Für den Umhang verwendete ich wieder meine alte Brosche. Diese trug ich nur aus einen Grund. Sie war das Erkennungszeichen der Wache von Lumia. Nur mit der Verteilung der Schlafsäcke würde es nun anders verlaufen. Zwei Personen würden immer schlafen und die dritte hielt Wache. Rei und Erim bekamen keinen Schlafsack. Die erste Wache übernahm ich. Wie auf den Hinweg würde ich mich mit Peter abwechseln, sobald ich nicht mehr konnte. Violetta und Erim wollte ich das nicht zumuten und Rei vertraute ich nicht. Peter machte ein Feuer, während ich Holz sammelte. Was wie immer sehr schwierig war, da es keine Bäume, sondern nur Büsche gab. Die drei anderen Auserwählten schliefen sofort ein. Nur Rei blieb wach und war wieder genauso anhänglich wie als Frau. Doch nun wo ich sein Geheimnis kannte, ging es mir noch mehr auf die Nerven.

„Sag, hatte es einen Grund warum du als Frau immer anhänglicher wurdest?“, knurrte ich genervt.

„Na ja, ich habe bemerkt das du mich beobachtet hast. Ich dachte dies wäre das Zeichen dass du dich in mich verliebt hast“, schilderte der Gestaltwandler.

„Bist du irre? Du kamst mir komisch vor. Deshalb habe ich dich im Auge behalten. Peter war ja über beide Ohren in dich verliebt und hatte bis zum Schluss nichts bemerkt. Ach übrigens. Wehe du erzählst ihn das du die Zwergin warst. Glaub mir, ein Wort und du wirst es bitter bereuen“, warnte ich ihn.

„Hahaha. Du spielst zwar die Kaltherzige. Doch in Wahrheit bist du sehr nett und kümmerst dich um andere“, lachte Rei ausgelassen.

„Sei ja still, sonst kümmere ich mich um dein vorzeitiges Ableben“, knurrte ich und drehte mich um. Plötzlich spürte ich wie Rei mich umarmte. Dafür bekam er eine schallende Ohrfeige. Der Schlag war so laut das Erim davon aufwachte und sich verwirrt umschaute. Zum Glück schlief er schnell wieder ein. Ich blieb noch etwas auf bevor ich Peter weckte. Mir fiel dabei auf dass er im Schlaf seine Hände zu Fäusten geballt hatte. Wovon er wohl geträumt hatte? Ich bat ihn noch dafür zu sorgen dass der Gestaltwandler auf der anderen Seite des Feuers bleiben soll. Erstaunlicherweise brauchte ich diese Nacht eine gefühlte Ewigkeit bis ich endlich einschlafen konnte.
 

Am Morgen war Rei immer noch auf der anderen Seite des Feuers, aber stritt sich heftig mit Peter, der nicht bereit war ihn loszulassen. Wir brachen auf. Während wir unterwegs waren, fragte mich Erim ob ich nicht auf seinen Rücken reiten wollte. Vermutlich wollte er damit seine Angst vor mir überwinden. Ich lehnte dankend mit der Begründung ab, dass ein Krieger lieber mit beiden Füßen auf den Boden blieb. Darüber war der Drache sichtlich erleichtert. Der Kleine war wirklich komisch. Wir brauchten etwa sieben Tage bis wir wieder in Lumia waren. Ich würde im Heim wohnen, während die drei Anderen in einer Herberge übernachten und Erim außerhalb der Stadt. Die Reise war ziemlich anstrengend. Vor allem da Rei nun eine noch größere Klette war als vorher. Des weiteren hatte ich Violettas Schwerttraining wieder aufgenommen. Ich freute mich Fenja wieder zu sehen. Bestimmt hatte meine Schwester mich genauso vermisst wie ich sie. Am Stadteingang trafen wir Kai der gerade auf Patrouille war.

„Hauptmann. Willkommen zurück in Lumia. Wie lauten ihre Befehle?“, begrüßte Kai mich voller Tatendrang.

„Hör auf die Befehle des echten Hauptmannes. Was macht eigentlich der Bürgermeister?“, informierte ich mich neugierig.

„Er versucht immer noch das Kinderheim zu schließen. Es gab mehrere Überfälle. Zum Glück war immer einer von der Wache dort stationiert um das Schlimmste zu verhindern. Gut dass bei der Wache noch die alten Regeln gelten und wir nur den Hauptmann gehorchen müssen. Ich weiß zwar nicht wer das Gesetz aufgestellt hat aber es ist Großartig. So können gierige Machthaber wie unser Bürgermeister nicht so viel Einfluss bekommen. Fenja geht es gut. Sie vermisst dich furchtbar. Geh am besten gleich zu ihr“, schilderte Kai mir.

„Sieh an. Sieh an. Willst du mir etwa Befehle erteilen?“, fragte ich zum Spaß.

„Niemals nicht Hauptmann. Wie käme ich denn dazu“, entgegnete Kai belustigt und salutierte übertrieben. Ich grinste und verabschiedete mich von ihm.

„Wer ist dieser Mann? Ist dass etwa dein Gefährte?“, wollte Rei wissen, wobei er sehr eifersüchtig klang.

„Freue dich. Ich halte nichts von Beziehungen am Arbeitsplatz. Wir sind Kollegen, mehr nicht“, klärte ich ihn auf. Er wirkte nun viel ruhiger. Der Kerl war wirklich nervig. Da es schon spät war schickte ich die Anderen zum Gasthof. Rei musste mitgeschleift werden. Vor der Tür des Waisenhaus wartete Fenja ungeduldig auf meine Ankunft. So wie es aussah hatte jemand von der Wache verraten das ich kommen würde.

„Arashi! Da bist du ja wieder, große Schwester. Wieso warst du so lange fort?“, rief Fenja während sie mir entgegen rannte. Ich hob sie hoch so wie ich es immer tat.

„Verzeih mir Schwester aber ich hatte keine andere Wahl. Auch jetzt kann ich nicht lange bleiben“, entschuldigte ich mich. Wir gingen ins Heim. Erstaunt stellte ich fest das auch die anderen Heimkinder mich vermisst hatten. Ich erfuhr das es wegen meiner Heimkehr ein besonders gutes Essen gab. Haruna selbst stand in der Küche und kochte. Das passierte sonst nur wenn einer der Kinder das Heim dauerhaft verließ. Wie es bei mir in fünf Jahren der Fall sein würde. Das Essen schmeckte wirklich gut. Ich zeigte Haruna das Buch und fragte sie ob sie es übersetzten konnte. Zu meiner großen Erleichterung stellte es kein Problem für sie dar. Danach suchte ich mein Zimmer auf, wusch mich und ging früh schlafen. Fenja schlief wieder im selben Bett wie ich. Alles war wieder so wie früher. Doch tief in meinen Herzen wusste ich, dass dies nur eine Illusion war.
 

Violetta:
 

Wir trennten uns von Arashi und gingen zum Gasthof das Klein aber sehr gemütlich wirkte. Ich nahm mir ein Einzelzimmer, während die Anderen ein Zimmer teilten. Wir aßen zu Abend.

„Es ist so schade das Arashi nicht bei uns ist“, beklagte sich Rei bevor er in sein Zimmer verschwand. In meinem Raum betrachtete ich mich im Spiegel. Dabei trug ich die Rüstung, welche mir meine Eltern mitgegeben hatten. In diesem Moment beschloss ich, diese bei unserer Weiterreise zu tragen. Dieses Kleid war nun wirklich Unpraktisch für diese Reise. Besonders beim Rennen.
 

Am nächsten Morgen ging in in den Essensraum wo Rei schon saß. Wahrscheinlich war er ungeduldig weil er unbedingt zu „seiner“ Arashi wollte. Irgendwie war das schon romantisch. Ich kicherte beim Gedanken daran da Arashi nicht so darauf stand und er wenig Erfolg damit bei ihr haben wird. Ich setzte mich an den Tisch und nahm mir ein Brötchen.

„Warum hast du gekichert?“, fragte er misstrauisch.

„Ähm... Einfach nur so...“, flunkerte ich etwas und blickte etwas verlegen auf meinen Teller.

„Du bist doch ein Gestaltwandler?“, wechselte ich das Thema. Er nickte nur und wartete worauf ich hinaus wollte.

„Also ich finde, dass du deine Haare dunkel färben solltest damit wir nicht unnötig Aufmerksamkeit auf uns lenken. Ich meine außer dir habe ich noch nie einen grünhaarigen Mann gesehen“, formulierte ich es vorsichtig, da ich ihn wegen seines Aussehens nicht beleidigen wollte.

„Da hast du vollkommen recht, da hätte ich auch selber darauf kommen können“, lachte er verlegen und fuhr sich mit der Hand durch sein Haar.

„Welche Farbe mag Arashi? Immerhin kennst du sie am längsten“, erkundigte er sich und beugte sich leicht zu mir vor.

„Ich weiß es leider nicht“, gestand ich ihm. Gerade in diesem Moment kam Peter herunter und aß mit. Zusammen gingen wir dann zum Waisenhaus, wobei ich sie führte, da ich mich hier am besten auskannte.

„Guten Morgen Arashi und guten Morgen Fenja“, begrüßte ich beide.

„Guten Morgen ihr alle!“, rief Fenja aufgeweckt. Arashi nickte nur.

„Kommt mit. Es gibt da noch einiges zu besprechen“, verkündete die Kriegerin ernst. Gemeinsam betraten wir das Zimmer von ihr und Fenja.

„Bevor wir mit irgendeiner Besprechung anfangen habe ich eine Frage an dich Arashi“, ertönte die Stimme von Rei, welcher sich leicht rot werdend an diese wendete.

„Was ist deine Lieblingsfarbe?“

„Schwarz wie der Tod, wenn du mich noch weiter nervst damit dann...“, entgegnete sie und wirkte wie kurz vor einen Wutausbruch.

„Arashi, bevor wir noch herumstreiten und nichts wird sollten wir dass hinter uns bringen“, unterbrach ich sie schnell damit der Streit nicht eskalierte.

„Du hast ja recht. Wo war ich noch einmal? Ach ja. Wie es aussieht hat der Feind vor alle Auserwählten zu benutzen um an die Macht der Steine zu gelangen. Doch wissen wir von keinem Versteck.“

„Ich weiß wo eines ist, Arashi. Meine Familie stammt von den Erschaffern der Kammern ab. Im Elfenreich befindet sie sich im Königlichen Palast“, unterrichtete ich meine Reisegefährten.

„Das ist gut“, beurteilte Arashi es.

„Ich weiß auch wo eine ist. Es befindet sich bei uns im Zwergenreich. Genauer gesagt in der ehemaligen Hauptstadt. Die Stadt wurde während des letzten Krieges von den Drachen zerstört, weshalb man sie nicht wiederaufgebaut hatte, da wir Zwerge zu große Sorgen hatten das sie wieder so leicht zerstört wird“, erklärte er uns.

„Das bedeutet wir wissen schon von zwei versteckten Kammern, welche wir öffnen können“, fasste Arashi zusammen.

„Das können wir nicht“, erklärte ich niedergeschlagen.

„Und weshalb nicht?“, fragte sie deutlich leicht genervt da ich sie andauernd unterbrach. Ich erzählte ihnen was im Elfenreich geschehen war. Also dass es mir nicht gelungen war die Kammer zu öffnen. Das mit dem Amulett ließ ich aus. Beim erzählen erkannte ich dass es Gestaltwandler waren die meinen Cousin entführt und gedoubelt hatten.

„Wenn das stimmt haben wir größere Probleme als erwartet“, sagte Arashi darüber frustriert dass nicht jeder Auserwählter die Schutzkammer im Elfenreich öffnen konnte.

„Was machen wir nun?“, verlangte Peter zu Wissen.

„Das weiß ich noch nicht, aber Rei kann uns weiter helfen indem er uns erzählt was die Gestaltwandler wollen mit den Steinen.“ Alle Blicke richteten sich nun auf ihn. Rei der nun schwarzes Haar hatte begann zu erzählen. Es versprach sehr interessant zu werden, da ich so gut wie nichts über ihn wusste. Außer der Tatsache dass er sich verwandeln konnte und Arashi liebte.

„Dafür muss ich aber ausholen. Uns Gestaltwandler gibt es seit der Erschaffung des Stein der Macht. Wir leben jenseits der Berge im Süden und hatten damals wie ihr fruchtbares Land gehabt. Doch durch die Kurzsichtigkeit unseres Volkes begann alles zu veröden. Durch den Städtebau holzte man immer mehr Wälder ohne Rücksicht ab. Der Boden korrodierte und Wüsten entstanden in einem rasanten Tempo. Zudem gab es einige Dürren und andere Naturkatastrophen, welche unser Land plagten. Als wir dieses Problem erkannten war es zu spät um die Folgen zu verhindern.

In den letzten Jahrhunderten begann man Nachforschungen über den Stein der Macht zu machen. Mit diesen erhoffen viele alle Probleme aus der Welt zu schaffen. So bildeten sich zwei Gruppen.

Die einen wollen euer Land erobern und euch in die Wüste schicken oder gar als Sklaven halten während sich die anderen damit zufrieden geben wenn sie mit dem Stein der Macht unser Land wieder für ein besseres Leben fruchtbar machen können. Vor 20 Jahren kam es zu einen Tag den wir nur noch den „Schwarzen Tag“ nennen. Es gab eine Naturkatastrophe die unsere gesamte Ernte vernichtete. Die Jahre danach hatten wir Unglück. So kam es das die erstere Gruppe die Macht gewann und eure Länder ausbeutete und es jeweils einem anderen Land die Schuld gab um keinen Ärger zu erhalten. Da reifte bei uns schnell der Gedanke einen Krieg künstlich zu erschaffen um an die Steine heranzukommen und die lang gehegten Ziele zu verwirklichen.“

„Wofür bist du?“, unterbrach ich ihn angespannt.

„Ich? Ich bin für die letztere Gruppe. Das ist einer der Gründe warum ich hier bin“, erklärte er uns. „Wirklich?“, hakte Arashi nach aber als sie keine Antwort bekam fuhr sie fort: „Wie dem auch sei. Wir können nicht zulassen das die erste Gruppe ihr Ziel erreicht aber solange wir nicht weiter wissen bleiben wir hier. Violetta zeig ihnen die Stadt, damit sie beschäftigt sind. Ich geh derweil zu Fenja.“ Mit diesen Worten verschwand sie aus den Raum.

„Wenn das so ist, dann folgt mir“, wandte ich mich an diese.

Ich zeigte ihnen das Rathaus und die Märkte. Dabei beobachte ich wie Peter bei den Waren der Waffenverkäufer nur den Kopf schüttelte.

„Stimmt etwas nicht Peter?“, erkundigte ich mich bei ihm als wir gerade aus einen Geschäft kam wo ein Halbzwerg war. „Es sind diese Waffen hier. Ich meine sie sind zwar nicht schlecht aber auch nicht so gut wie früher. Als der Krieg noch nicht ausgebrochen war gab es einen regen Austausch über das Wissen der Schmiedekunst zwischen den Menschen und uns Zwergen. Aber seit dem Ende des Krieges ist es ganz anders. Zudem kommt noch das viele gute Schmiede während des letzten Krieges gefallen waren sodass deren Wissen verloren ging.“ Ich schwieg dazu. Was hätte ich auch dazu sagen sollen?
 

Als wir zufällig am Stadttor vorbei kamen um von dort in die Gaststätte zu gelangen hörten wir die aufgeregte Stimme eines Bauern zu einer Wache reden.

„Was ist los?“, mischte ich neugierig ein. Der Bauer beruhigte sich etwas und begann zu erzählen.

„Ich heiße Gregor und komme aus einem Dorf namens Katona. Das was bei uns geschah begann vor einigen Monaten als plötzlich ein riesiger Drache uns angriff. Als ich meinen Hof wegen ihm verloren hatte habe ich mich auf den Weg begeben um Hilfe zu holen.

Bitte helft uns“, flehte dieser arme Mann. Er klang sehr verzweifelt. So als habe er seine letzte Hoffnung in die Stadtwache von Lumia gesteckt.

„Ich werde mal sehen was sich machen lässt“, versicherte Kai ihm.

„Ich möchte auch helfen. Was haltet ihr davon?“, fragte ich und blickte erwartungsvoll zu meinen Freunden.

„Keine schlechte Idee. Du als Elfe kennst dich sicher mit diesen Ungetümen aus und kennst sicher ihre Schwachstellen“, stimmte mir Peter nach einer kurzen Gedenkzeit zu. Rei wirkte aber alles andere als Begeistert.

„Das ist eine schlechte Idee immerhin wird dadurch meine Arashi unnötig in Gefahr gebracht“, verkündigte er seinen Unmut.

„Deine Arashi?“, empörte sich Peter.

„Arashi ist eine selbständige Kriegerin die weiß was sie sich zumuten kann“, verteidigte er ihre Kriegerehre. Nun mischte sich der Wachmann Kai ein.

„Aha ich weiß zwar nicht wie lange du Arashi schon kennst. Doch ich kenne sie gut genug um zu wissen dass sie dich köpfen würde wenn sie deine Worte hört. Ach übrigens der Hauptmann hasst es bemuttert zu werden. Also wenn du Arashi zur Feindin haben willst dann ist das der beste Weg, oder du verhältst dich wie eine Klette.“

„Schon gut aber wehe ihr geschieht etwas“, gab der Gestaltwandler nach.

„Wollt ihr wirklich helfen?“, hakte der Bauer nach.

„Aber sicher so wahr ich ein Krieger bin“, versprach Peter.

„Also Kai, wir nehmen ihn erstmals zu uns bis ihr das geregelt habt“, sprach ich zu ihm. Mit dem Bauern gingen wir zum Waisenhaus und erklärten Arashi die Sache.

„Wir haben ja sowieso gerade nichts zu tun solange wir nicht mehr über diese eine Sache wissen“, sprach ich zu ihr.

„Ich packe meine Sachen und ihr solltet das auch machen“, meinte die Kriegerin. Ich ging mit den anderen in den Gasthof und packte meine Sachen. Nur zog ich jetzt mein neues Kriegerin Outfit an.

„Sieht gut ausgerüstet aus... diesmal“, lobte mich Peter was mich etwas verlegen machte. Ich wartete am Tor auf Arashi welche sagte dass die Wache leider keinen entbehren konnte wegen der ständigen Überfälle von Räuberbanden.

„Machen sie sich keine Sorgen Gregor, wir werden das schon schaffen.“ Mit diesem Worten wollten wir los. Als der Bauer aber Erim sah geriet er in Panik doch ich konnte ihn beruhigen. Trotzdem hielt er großen Abstand von Erim. Es waren einige Stunden vergangen als wir Katona erreichten wo eine große Verwüstung herrschte. Gregor führte uns zum Bürgermeister der uns begrüßte.

„Seid gegrüßt, Krieger. Wie ihr vernommen habt wird unsere Stadt von einem Drachen tyrannisiert. Ich muss gestehen das wir gerade knapp bei Kasse sind aber wenn ihr diese Bestie besiegt habt steht euch der halbe Schatz zu“, lockte er uns damit weil er wusste das er so oder nichts zu verlieren hatte.

Er beschrieb uns den Weg zum Ungetüm und wünschte uns viel Glück.

Wir erreichten den Drachen welcher uns scheinbar erwartete.

„Da seid ihr elendes Gewürm“, begrüßte er verachtend und schnaubte mit der Nase ein feurigen Atemstoß aus. Ich merkte wie sein Blick zu Arashi glitt.

„Ihr seid doch gewiss hier um meinen Schatz zu stehlen wie all die Anderen vor ein paar Monaten“, warf er uns unvermittelt vor.

„Nein, das stimmt nicht! Wir sind nicht wie sie!“, stellte ich klar um ihn zur Vernunft zu bringen. Doch es half wenig.

„Woher soll ich wissen ob ihr die Wahrheit sagt? Und nun werdet ihr sterben auch wenn ihr nicht alle Menschen seid aber ihr seid nicht desto trotz sicher in deren Auftrag hier. Das stimmt doch, oder?“, rief er erbost und stieß ein Feuersalve aus. Ich schaffte es gerade noch rechtzeitig einen magischen Schutzwall vor uns zu errichten sodass die Flammen nach oben gelenkt wurden. Mein nächster Zauber war mein allseits bekannter Schlingpflanzenzauber.

Die Schlingpflanzen wickelten sich an seinen Beinen hoch doch er konnte sich befreien indem er hoch flog und hinter uns landete.

„Bitte hör auf.“ Versuchte ich doch der Drache hörte nicht auf mich.

„Lass das und konzerntrier dich auf die Verteidigung“, ermahnte Peter mich streng.

Der Drache griff uns wieder mit einem Feuerstrahl an. Nur war dieser um einiges stärker als der letzte. Das spürte ich schon im voraus. Ich mobilisierte meine letzten Kräfte und errichtete einen Schutzwall. In diesen Moment wünschte ich mir mein Amulett herbei da er extra dafür gemacht wurde einem zu erleichtern Schutzwälle und dergleichen zu errichten. Zudem schützte er einen vor schwachen Zaubern. Mir wurde langsam Schwarz vor Augen aber ich riss mich zusammen. Zumindest so lange um meine Gefährten zu beschützen, die sonst schreckliche Verbrennungen abbekommen würden. Ich spürte gerade noch wie ich umkippte ehe ich nichts mehr um mich herum wahr nahm.

Ein verbitterter Drache

Kapitel 11. Ein verbitterter Drache
 

Arashi:
 

Der Schutzwall, den Violetta errichtet hatte, zerbrach. Zum Glück konnten alle rechtzeitig entkommen. Die Elfin war zwar bewusstlos, doch sie atmete noch. Also ein Zeichen dafür das sie noch am Leben war. Aber mit ihr auf den Rücken konnte ich nicht angreifen.

„Erim bring Violetta aus seiner Reichweite.“ Ich sprang auf einen Felsvorsprung. Dort übergab ich die bewusstlose Elfe Erim. Der Tat wie geheißen und brachte sie weg. Nun vorerst waren wir nun zu dritt. Die Strategie welche wir anwenden wollten war recht simpel. Ich griff von vorne an, während der Zwerg und der Gestaltwandler von der Seite angriffen. Der Drache wirkte wegen meinen direkten Angriff ziemlich erheitert. Er attackierte uns mit seinen Feueratem. Mir gelang es nicht ganz auszuweichen und mein Arm wurde verletzt. In diesen Augenblick griff Peter an. So das der Drache von mir abließ. Meine Arm schmerzte, trotzdem hatte ich nicht die Absicht tatenlos zuzusehen. Als der Drache abgelenkt war, nutzte ich die Gelegenheit zum Angriff. Mir gelang es den Drachen am Bein zu verletzten. Etwas dass ihn noch wütender machte. Aus den Augenwinkel heraus sah ich das Peter ebenfalls ein Treffer gelungen war.

„Wieso wollt ihr unbedingt meinen Schatz Menschen?“, brüllte er sichtlich verärgert.

„Spiel dich nicht so auf. Dein Schatz ist mir egal. Aber ich kann es nicht tolerieren wenn jemand meine Kameraden verletzt!“, schrie ich aus vollen Halse. Nun hatte ich wieder die komplette Aufmerksamkeit des Drachen. Er griff mit seinen Krallen an. Obwohl er sehr groß war, bewegte er sich sehr schnell. In diesen Augenblick bemerkte ich das Rei auf den Rücken des Drachen stand und ihn von dort anzugreifen. Der Zwerg und ich attackierten weiter die Beine des Drachen. Den Zwerg versuchte der Drache mit seinen Klauen in Schach zu halten. Mich versuchte er mit seinen Schweif zu erwischen. Mit einen Salto wich ich leicht aus. Dann fiel mir auf, dass die Angriffe des Drachen unsicherer wurden. Offenbar hatte Rei seine Augen verletzt. Das war zumindest die einzige logische Erklärung. Der Schmerzensschrei des Drachen bestätigte meine Vermutung. Ich sah dass auch der Zwerg aus mehren kleineren Wunden blutete. Doch da er noch kämpfte bedeutete es dass es ihm nicht so schlecht ging. Vermutlich würde er nicht mal aufgeben wenn es um sein Leben ging. In diesen Punkt konnte ich ihm keinen Vorwurf machen, denn ich war ja nicht anders. Bestimmt war auch Rei verletzt. Plötzlich wurde Rei vom Rücken des Drachen geworfen, wenn niemand etwas unternahm würde er gefressen werden. Na gut, ich mochte ihn nicht besonders aber so einen Tod hatte er nicht verdient. Aber was sollten wir tun? Sowohl Peter als auch ich waren zu weit weg um wirklich eingreifen zu können. Deshalb machte ich das Einzige das mir einfiel. Ich warf eines meiner beiden Schwerter nach den Drachen. Es drang tief in seine Schnauze ein und verursachte eine weitere blutende Wunde. Ob ich das Schwert jemals wieder sehen würde wusste ich zu diesen Zeitpunkt noch nicht. Ich konnte es nur hoffen. Der Drache spuckte Feuer, doch so wie er zielte war klar das er mich nicht sah. Stattdessen versenkte er sogar seine eigene Schwanzspitze. So war es ein reinstes Kinderspiel ihm auszuweichen. Er jaulte laut auf vor Schmerz und schlug mit seinen Schweif wild um sich. Er erwischte alles mögliche außer seine Feinde. Dabei lösten sich Felsbrocken von der Wand und ich wurde mehrmals getroffen. Zum Glück war keine ernsthafte Verletzung dabei. Endlich war Erim wieder da und stürzte sich sofort in den Kampf.

„Die Jugend von Heute hat einfach kein Ehrgefühl mehr. Weißt du nicht dass dies Feinde sind?“, wetterte der Drache.

„Nein, das sind meine Freunde und ich werde sie beschützen!“, rief Erim. Ich war ganz erstaunt. Ich hatte den kleinen Drachen nicht als so mutig eingeschätzt. Auch seine Geschwindigkeit hatte ich unterschätzt. Erim spuckte entweder Feuer, oder gab den anderen Deckung. Nun fiel es den großen Drachen sehr schwer sich noch zu wehren. Lange würde der Kampf nicht mehr dauern. Ob wir den Drachen nun töteten oder nicht war dabei eigentlich ziemlich egal. Leider sagte ein bekanntes Sprichwort, dass eine in die Ecke gedrängte Ratte immer zubeißen wird. So verhielt sich jedenfalls der Drache. Jedoch würde ich auch nicht mehr lange durchhalten.

„Ihr bekommt meinen Schatz nicht. Nur über meine Leiche“, brüllte der Drache außer sich vor Wut. Doch nach seiner Stimme zu urteilen wusste er wie aussichtslos dieser Kampf war.

„Du bist ein Narr. Deinen blöden Schatz kannst du ruhig behalten. Wir wollen doch nicht solchen wertlosen Kram haben“, lachte Peter.

„Ich glaube euch kein Wort. Weshalb seit ihr sonst hier wenn nicht wegen meinem Schatz?“

„Wir sind gekommen um mit dir zureden. Wenn du nicht sofort angegriffen hättest wüsstest du das“, keuchte ich. Zum Glück landete in diesen Moment Erim neben mir sodass ich mich an ihn festhalten konnte. Der Steinschlag hatte mir doch mehr zugesetzt als ich es zugeben wollte. Der große Drache wurde zum Glück friedlich nun wo er wusste das sein Schatz in Sicherheit war.

„Nun gut. Was wollt ihr?“, fragte der Drache nun sichtlich ruhiger.

„Wir wollten dich bitten aufzuhören die Menschenstadt anzugreifen. Außerdem wollten wir wissen ob du etwas über die vier magischen Steine weißt“, erklärte Peter.

„Ha! Bei euch ist wohl zu viel Wissen mit der Zeit verloren gegangen. Na gut dann setzt euch mal und hört mir zu. Es gibt ja bekanntlich vier davon. In jeden Land einer. Sie werden in einen magischen Raum aufbewahrt. Wichtig ist jedoch das nicht jeder Auserwählter jede Tür öffnen kann.

Ich weiß noch das der Mensch das Tor in der Elfenwelt öffnen kann. Das Wappen auf der Tür liefert auch noch einen wichtigen Hinweis“, schilderte der Drache.

„Ihr habt es geschafft wie schön“, hörte ich Violetta begeistert rufen. Sie stand auf einer Höherliegenden Ebene. Offenbar ging es ihr wieder gut. Nun wo der Kampf zu ende war kam Rei auf mich zu.

„Arashi. ist alles in Ordnung mit dir? Oh nein du bist verletzt. Ich wusste doch dass es eine schlechte Idee war dich mitzunehmen. Ein Glück das es nur diese paar Verletzungen sind. Du musst dir unbedingt einen anderen Beruf suchen bevor etwas schlimmeres passiert“, redete Rei ohne Punkt und Komma auf mich ein.

„Nun Rei. Da du weder meine Mutter noch meine Amme bist hast du kein recht dich einzumischen. Es ist immer noch meine Sache welchen Beruf ich ausübe. Also geh mir nicht auf die Nerven“, rügte ich ihn.

„Aber ich mach mir doch nur Sorgen“, meinte Rei. Dabei klang er wie ein schmollendes Kind.

„Du klingst wie meine Mutter. Das nervt, lass das“, entgegnete ich genervt.

Rei schwieg widerwillig. Erim brachte Violetta nach unten. Dort heilte sie erst mal den Zwerg, danach kamen meine Verletzungen dran. Rei bestand darauf als letzter geheilt zu werden. Letzten Endes war er doch ein ziemlich seltsamer Kerl. Auch heilte sie die Verletzungen welche wir den Drachen zugefügt hatten. Das war unglaublich zu was sie fähig war. Heilen konnte sie richtig gut. Der Drache versprach dem Dorf es in ruhe zu lassen. Für die Schatzjäger die ihn aufsuchten konnte er jedoch nicht garantieren. So etwas konnte man aber nicht von ihn erwarten. Mit diesen neuen Information um die Steine kehrten wir nach Lumia zurück. Rei bot an mich zu tragen, doch schon mein Stolz verboten es mir. Es war ja nicht mehr weit. Mein zweites Schwert hatte ich wieder bekommen. Leider sah man ihn an das ihm der Flug nicht bekommen hatte. Auch mein anderes Schwert wurde bei den Kampf sehr in Mitleidenschaft gezogen.

„Deine Schwerter sehen ziemlich ramponiert aus. Wie wäre es wenn ich sie reparieren würde“, bot Peter an. Ein Angebot das ich dankend annahm. Erst in diesen Moment wurde mir bewusst wie sehr ich an meinen Waffen hing. Nun war das nächste Ziel klar. Erst nach Lumia und dann ins Elfenland.
 

Violetta:
 

Als wir Lumia erreichten aß ich noch etwas und beschloss dann gleich schlafen zu gehen da ich sehr müde war, wegen der Magie, die ich ausgeführt hatte. Ich war Erim sehr dankbar da er mich nach Lumia getragen hatte.
 

Am nächsten Morgen rief Arashi uns zu einer Besprechung in ihr Zimmer.

„Soweit wir wissen ist das nächste Ziel das Elfenreich, da nur ich das Tor dort öffnen kann. Ich habe mir einige Überlegungen gemacht und bin zu folgendem Schluss gekommen.

Ich werde nur Rei mitnehmen da er am besten die Situation erklären kann.

Ihr werdet stattdessen alle ins Zwergenreich reisen da einer von euch Garantiert das Tor öffnen kann und Peter den Weg dorthin kennt. Was haltet ihr davon?“, fragte sie in dem Raum. Wie sie so redete konnte ich sie mir recht gut als Hauptmann vorstellen.

„Ich halte das für eine fantastische Idee von dir“, stimmte Rei begeistert zu.

„Wehe du kommst mir während der Nacht zu nahe, denn sonst wirst du es bereuen. Glaube mir“, drohte sie ihn an.

„Ich finde auch dass es ein toller Vorschlag ist immerhin sehe ich meinen älteren Bruder dadurch wieder. Am besten reisen wir schon heute ab damit wir es schnell hinter uns haben“, meinte Peter und fuhr fort. „Aber wir müssen vorsichtig sein da in den Bergen der Frost eher da ist als woanders und es dadurch gefährlich ist für ungeübte Bergwanderer“, warnte er uns vor.

„Da hast du recht Peter doch wir müssen es durchziehen“, sagte Arashi entschlossen. Nach der Einsatzbesprechung deckte ich mich mit Heilkräutern, Lebensmitteln, Heilersachen und warmer Kleidung ein. Am Tor verabschiedeten wir uns von Arashi und Rei welche in Richtung Nord - Ost gingen. Wir wanderten in Richtung Süd - West. Je weiter wir gingen desto kälter wurde es. Wir benutzten viele unbenutzte Höhlenwege die stetig nach oben gingen. Peter erklärte uns dass es Markierungen gibt die einem Suchenden den Weg anzeigten. Ich bemerkte das Erim unruhig wurde da er diese dunklen und oft feuchten Gänge überhaupt nicht mochte. Zwar schliefen Drachen in Höhlen, doch diese waren eher trocken. Zudem flogen sie oft aus. Des weiteren wuchs Erim hier bei den Menschen auf wo er fast immer nur im Käfig gehalten wurde. Ich leuchtete den Gang aus da es hier keine Fackeln gab die wir hätten nutzten können.
 

„Aber das wichtigste ist...“, so sagte Peter uns.

„...ist, das wir nicht entdeckt werden von den anderen Zwergen da auch unter ihnen Gestaltwandler sein könnten.“ Dann wechselten der Zwerg das Thema.

„Wer hätte gedacht dass ein Drache hier ist? Dabei wurden die Wege extra dafür erschaffen ihnen aus dem Weg zu gehen um dadurch Waren leichter zu transportieren“, sagte Peter es mit Humor in seiner Stimme.

„Vor mehr als 17 Jahren wurde dieser Wege oft für den Handel verwendet. Es geschah bis zu dem Tag als unsere Hauptstadt von den Drachen zerstört wurde“, erklärte er uns und schwieg eine Weile. Eine Frage kam in mir auf.

„Sagt mal Peter, wie kommt es das die Zwerge sich vom Krieg zurückgezogen hatten?“, erkundigte ich mich neugierig, weil mich dieses Thema seit langem zum Grübeln brachte.

„Ich darf mit Außenstehende darüber nicht reden“, erwiderte er nur.

„Warum?“, fragte ich neugierig.

„Jedes Volk hat doch seine Geheimnisse. Das ist bestimmt auch bei euch Elfen so, oder?“, entgegnete er wobei ich unwillkürlich nach meinem Amulett greifen wollte welches aber nicht da war. Auch das gefälschte aus Glas befand nicht dort, welches ich von den Gestaltwandlern im Elfenreich bekommen hatte. Dieses hatte ich Rei mitgegeben damit er und Arashi in den Palast kommen. „Da hast du recht“, bestätigte ich es.
 

Bevor wir an unser Ziel erreichten wurden wir von einigen Zwergen umzingelt.

„Wer seid ihr?“, rief deren Anführer welcher sich breitbeinig mit einer Axt vor uns gestellt hatte.

„Wir sind Freunde!“, rief Peter und trat vor doch der Zwergenanführer spuckte auf den Boden und sagte aggressiv.

„Du bist eher ein Verräter. Wo du doch den Fremden das Allerheiligste offenbarst hast.“

„Ich bin kein Verräter an unserem Volk“, verteidigte Peter sich.

„Es ist doch offensichtlich! Leugnen hilft dir hier überhaupt nichts. Wie sonst könnte ein Drache und eine Elfe hier hereinkommen? Außerdem darf man nur mit Erlaubnis des Königs diesen Ort betreten“, konterte er zornig.

„Und wer seid ihr?“, verlangte ich zu wissen um sicher zu sein mit wem wir überhaupt redeten. Die Augen des Zwerges verengten sich und er warf mir einen scharfen blick zu.

„Ich bin die „Rechte Hand“ des Zwergenkönigs und mein Name lautet Siegwart Unterberg“, erklärte er überheblich. „Und wer seid ihr, die nun in unserer Gefangenschaft seid, da ihr unerlaubt diesen Ort betretend habt?“, fragte er lauernd. Ich sah mich nach einem Fluchtweg um da mir der Gedanke überhaupt nicht gefiel in die Gefangenschaft der Zwerge zu geraten.

„Das geht euch nicht an. Los, Blondy, mach was!“, rief Peter mir zu, stürmte los und schwang seine Axt zum ersten Hieb.

Das Elfenland

Kapitel 12. Das Elfenland
 

Arashi:
 

Konnte man eine Entscheidung bereuen noch während man sie aussprach? Ja, man konnte es. Dies wurde mir klar als ich zusammen mit Rei aufgebrochen war. Ich lief voraus und Rei lief mehrere Meter hinter mir her. Zuerst war er neben mir hergelaufen, aber dann hatte ich ihn mit ein paar Morddrohungen klar gemacht dass ich ihn nicht in meiner Nähe haben wollte. Der Kerl war einfach so lästig. Es war sehr kalt, doch ich fror kaum. Allein der Wind machte dass Ganze unangenehm. Ende Herbst war keine gute Zeit um auf eine Reise zu gehen. Wir liefen an der Grenze entlang. Wegen der uralten Feinschaft der beiden Völker war ich mir sicher das uns die Elfen nicht mit offenen Armen willkommen heißen würden. Zur Sicherheit hatte Rei sich in die Elfin Violetta verwandelt. Trotz dieser schlechten Nachrichten hatte ich gute Laune. Peter hatte Wort gehalten und mein Schwert repariert. Auch mein zweites Schwert hatte er ohne Aufforderung verbessert. Nun waren sie so scharf wie nie zuvor. Dabei wogen sie weniger.

„Arashi, können wir eine Pause machen?“, keuchte Rei erschöpft.

„Nein, für eine Pause ist es noch zu früh. Selbst schuld wenn du schon müde bist. Wer hat darauf bestanden das ganze Gepäck zu tragen?“, entgegnete ich gelassen. Ich hatte kein Mitleid mit ihm. Schon zu Beginn der Reise hatte er angekündigt alles zu tragen. Wenn er unbedingt angeben wollte würde ich ihn davon nicht abhalten.

„Das liegt nur daran das ich als Elfe weniger Kraft habe“, verteidigte sich der Gestaltwandler.

„Vergiss es. Du bist einfach zu stolz um dir helfen zu lassen. Komm schon. Ich kann auch ein paar Taschen tragen“, erwiderte ich entgegenkommend.

„Auf gar keinen Fall. Eine Dame sollte sich schonen“, widersprach Rei heftig. Eigentlich hatte ich vorgehabt eine Pause zu machen, doch nach diesen Kommentar beschloss ich erst nach Einbruch der Dämmerung eine Pause zu machen. Wann würde Rei wohl lernen dass ich nicht nur eine Frau, sondern auch eine Kriegerin war? Ich konnte auf mich selbst aufpassen. Während Rei Feuer machte ging ich auf Jagd und fing drei Wildhühner. Nach dem Essen übernahm ich die erste Nachtwache. Rei schlief auf der anderen Seite des Feuers. Offenbar hatte er meine Warnung nicht vergessen. Diese Zeit zum Training zu nutzen war inzwischen ein fester Bestandteil geworden für mich. Rei schlief zum Glück schon. Ich blieb so lange wach wie möglich bevor ich den Gestaltwandler weckte. Ich erwachte mit dem Sonnenaufgang.

Der Weg war nicht so weit wie nach Scire. Ich war mir sicher dass wir spätestens morgen die Hauptstadt der Elfen erreichen würden. Gegen Mittag erreichten wir den Punkt wo wir die Grenze zum Elfenreich überschreiten mussten. Von da an lief Rei voraus, weil er sich dort besser aus kannte als ich. Das Gepäck übernahm ich. Es hätte auch komisch gewirkt wenn, die schwache Violetta damit herum lief. Früher als gedacht erreichten wir die Stadt. Ohne Probleme kamen wir zum Palast. Rei spielte seine Rolle perfekt. Die Kapuze hatte ich übers Gesicht gezogen. Einen Menschen hätten die Elfen bestimmt nicht in die Stadt gelassen. Auf den Weg erfuhr ich dass Violettas Eltern verschwunden waren. Wir wurden sofort in den Palast gelassen.

Der Palast war riesig. So groß wie die Bücherei in Scire und die war nicht klein. Durch ein mit Ranken verziertes Tor gelangten wir in eine gewaltige Eingangshalle. Ein grüner Teppich war auf den Boden ausgerollt. Die Wände und die Säulen waren komplett weiß. Ich sah zwar viele Elfen aber kaum Kinder. Wieso gab es hier nur so wenig Kinder? In meiner Heimatstadt gab es mehr als genug davon. So viele das die Eltern nicht mehr wussten wohin mit ihnen. Deshalb waren die Waisenhäuser auch so voll.
 

Im Thronsaal standen drei Throne. Ein großer ein mittlerer und ein kleiner. Auf den großen Thron in der Mitte saß die Elfenkönigin.

„Königin Wolkenmeer es gibt etwas das ihr unbedingt wissen müsst“, begann Rei sogleich.

„So und das wäre?“, fragte die Königin. Sie sah mich zornig an, bestimmt wusste sie das ich ein Mensch war.

„Die Geschichte über die Teilung des magischen Steins die ihr bisher kennt ist falsch. Der Stein wurde in vier Teile aufgeteilt, damit kein Volk einen Alleingang wagen kann. Das Gerücht, das allein die Menschen an allem schuld sind, ist falsch. Dieses Gerücht entstand nur um den Hass zwischen den Völkern zu mehren. Auch am letzten Krieg sind die Menschen unschuldig. Es waren die Gestaltwandler welche eure Kinder töteten“, erklärte Rei und erzählte alles was er mir erzählt hatte.

„So, hast du auch irgendeinen Beweis dafür, Violetta?“, hakte die Königin nach.

Rei nickte und verwandelte sich zurück. Alle anwesenden außer mir waren darüber erschrocken gewesen da niemand damit gerechnet hatte.

„Du bist also so ein Gestaltwandler? Wie lautet euer Name?“, wollte die Königin wissen.

„Ich heiße Rei und ja ich bin ein Gestaltwandler. Die junge Frau bei mir heißt Arashi. Sie ist die Auserwählte der Menschen die in der Lage ist dieses Tor zu öffnen“, schilderte Rei gelassen. Mir fiel auf dass einer der Elfen bei meinen Namen aufgeregt wurde.

„Nimm deine Kapuze ab. Dann werden wir ja sehen ob dieser Mann die Wahrheit sagt“, bestimmte der Elf. Offenbar ein Minister oder so. Ich tat wie geheißen weil ich keinen Streit wollte.

„Eure Majestät, sie ist es. Das ist die Auserwählte der Menschen“, meinte der Mann.

„Wie kannst du dir da so sicher sein Salvator?“, wunderte sich Königin Wolkenmeer.

„Sie ist ihrer Mutter wie aus den Gesicht geschnitten. Kein Zweifel. Auch der Name stimmt“, berichtete Salvator. Er ging ein paar Schritte auf mich zu.

„Meine Mutter. Ihr habt meine Mutter gekannt?“ Diese Nachricht erschütterte mich. Noch nie hatte ich jemanden getroffen der meine Eltern gekannt hatte. Dem entsprechend aufgeregt war ich.

„Ich habe sie hier getroffen. Sie wurde von mehreren Männern hierher gebracht. Das geschah während des Krieges. Früher dachte ich es wären Menschen. Jetzt denke ich es waren Gestaltwandler. Die Männer wollten dass sie das Tor öffnet. Ich weiß nicht wie, doch ihr gelang zuvor die Flucht. Sie wurde leider dabei schwer verletzt. Da habe ich sie wieder getroffen. Sie war zu dem Zeitpunkt verzweifelt. Sie wollte unbedingt zu ihren kleinen Tochter die sie offenbar in einen Waisenhaus versteckt hatte. Ich wollte ihr helfen doch leider waren ihre Verletzungen zu schwer. Als eurer Mutter klar wurde dass sie nicht überleben würde bat sie mich unter Tränen euch diese Kette zu geben. Sie erzählte mir auch dass sie eine Auserwählte war. Doch um ihr Kind und ihr Land zu schützen flüchtete sie mit den Säugling und übertrug ihm auch die Gabe das Tor zu öffnen. Dann starb sie. Zuerst wollte ich nach ihrer Tochter suchen, doch schnell wurde mir klar dass es sicherer für das Kind war, wenn niemand wusste wo es sich aufhielt. Es gab dutzende von Kriegswaisen. Ich nehme an die Personen, welche damals hinter deiner Mutter her waren, wissen inzwischen auch wer du bist. Deshalb hat es auch keinen Sinn mehr dir die Kette vorzuenthalten“, erläuterte Salvator und überreichte mir ein altes Medaillon. Es war aus Gold und auf einer Seite war eine Rose abgebildet und auf der anderen Seite eine Katze. Ich nahm die Kette und drückte sie fest an mich. Dabei kamen mir die Tränen. Ich versuchte erst gar nicht sie zurück zu halten. Diese Kette war das Einzige was mir von der Frau geblieben war die mich geboren hatte. Der Frau die mich so sehr geliebt hatte dass sie mich weggab. Meine Gefühle spielte in diesen Moment verrückt. Ich war glücklich, weil ich endlich mehr über meine Mutter wusste aber auch traurig, weil sie gestorben war. Salvator reichte mir ein Taschentuch. Ich trocknete meine Tränen damit ab. Trotzdem brauchte ich einen Moment bis ich mich wieder gefangen hatte. Rei starrte mich unsicher an. So, als ob er nicht wusste was zu tun war. Schließlich ging er auf mich zu und nahm mich in den Arm. Allein der Umstand, dass ich die Informationen noch nicht vollständig verarbeitet hatte, rettete ihn vor einer Ohrfeige. Ich stieß ihn von mir und gab Salvator das Taschentuch zurück.

„Danke, es geht wieder. Also wo ist nun dieses Tor wegen dem meine Mutter sterben musste“, informierte ich mich. Alle sahen die Königin an. Sie sah so aus als wäre ihr das Gesehene sehr nahe gegangen. Zugegeben, mir fehlte das Verständnis dafür. Immerhin hatte sie nur gesehen wie einer ihrer Feinde angefangen hatte zu weinen. Vielleicht bewegte die Szene sie deshalb so sehr weil sie selbst ein Kind verloren hatte wie auch ihre Eltern. Hoffentlich war Sie mir gegenüber nicht mehr so feindlich gesinnt.

„In Ordnung. Ich zeige dir das Tor“, stimmte die Königin zu. Das war mehr als ich erwartet hatte.
 

Violetta:
 

Ich schloss meine Augen um mich zu sammeln und konzentrierte mich darauf meinen ersten Zauber zu vollbringen. Mit wilder Entschlossenheit fesselte ich alle Feinde die noch stehen konnte.

Peter und Erim hatten da schon einiges geleistet, bemerkte ich bewundernd.

Wir rannten so schnell wir konnten und kamen an eine verfallene Ruine an wo wir eine Falltür benutzten um ins Innere zu gelangen. Es dauerte eine Weile bis wir ein großes Tor erreichten mit einer großen Sanduhr die zu leuchten begann als wir den Raum betraten.

„Willst du zuerst, Peter?“, fragte ich den Zwerg.

„Ich glaube kaum dass es mir gelingt dieses Tor zu öffnen immerhin hat es bei dir in deinem Reich auch nicht geklappt“, erklärte er mir.

„Mach du, aber beeil dich“, forderte er Erim zuerst auf. Dieser scheiterte dabei.

„Beim nächsten mal klappt es bestimmt“, munterte ich den kleinen Drachen etwas auf.

„Jetzt versuche ich es“, beschloss ich und trat nach vorne. Ich war ganz aufgeregt ob es mir gelingen würde.

„Es hat geklappt!“, rief ich begeistert als sich mir die Tür öffnete. Doch Peter ermahnte mich streng, leise zu sein. Der Raum war recht groß und voller Runen. Diese begannen zu leuchten als wir den Raum betraten.

Ich schritt schnell auf das Podium in der Mitte zu und nahm den Stein an mich. Dieser fing leicht an zu leuchten und erlosch dann wieder. Eine unglaublich Kraft durchströmte mich.

„Los, beeilt euch“, ermahnte Peter uns zur Eile und holte mich wieder in die Realität. Wir rannten zur Oberfläche.

„Gebt uns den Stein oder ihr werdet sterben“, rief der Stellvertreter des Zwergenkönigs der sich offensichtlich wieder befreit hatte und uns gefolgt war.

„Das werden wir noch sehen“, brüllte Erim und schoß eine Feuersalve vor die Füße der Zwerge um sie zurückzudrängen aber nicht zu töten. Immerhin taten sie nur ihre Arbeit.

„Erim, kannst du uns beide tragen?“, wollte ich wissen.

„Aber sicher doch aber warum fragst du, Violetta?“ Ich errichtete einen starken Schutzwall um uns. Peter und ich stiegen auf Erims Rücken und flogen weg. Die Zwerge versuchten uns abzuschießen, doch es gelang ihnen nicht.

„Wo sollen wir am besten hin?“, fragte ich meine beiden Begleiter.

„Keine Ahnung aber mir ist das egal. Hauptsache wir kommen weg von hier“, entgegnete Erim mir.

„Da stimme ich dir zu,kleiner Drache“, stimmte Peter zu und riskierte einen Blick nach unten auf die immer kleiner werdenden Zwerge. Sie folgen uns eine ganze Weile doch wir waren viel zu schnell für sie. Als wir zwischen dem Zwergen- und Menschenreich ankamen schlug Erim vor.

„Lasst uns doch nach Lumia fliegen. Immerhin ist das ganz in der Nähe.“

Ein Streit und seine Folgen

Kapitel 13. Ein Streit und seine Folgen
 

Arashi:
 

Die Kammer, in der sich das magische Objekt befand, war riesig. Säulen aus einen unbeschreiblich hellen Stein waren links und rechts platziert. In der Mitte der Kammer befand sich ein Altar auf dem ein leuchtender Stein lag. Nichts in diesem Raum wirkte verschwenderisch. Obwohl ich ein Mensch war konnte ich die gewaltige Kraft spüren die davon ausging. Vorsichtig griff ich nach den Stein als die Königin mein Handgelenk festhielt.

„Nein, ich kann nicht erlauben dass du den Stein mit nimmst. Er ist das Heiligtum meines Volkes.“ Die Stimme der Herrscherin klang bestimmt und ließ keine Widerrede zu.

„Eure Majestät, ich kann euch verstehen doch wir habe keine andere Wahl. Kennt ihr das Motto - Geschichte wiederholt sich? Die Steine wurden erschaffen weil sie gebraucht wurden. Nun werden sie wieder benötigt. Ich weiß, es fällt euch schwer, doch wir müssen diesen hergeben.“ Salvators Argumente war nicht schlecht. Ich war überrascht dass sich ein Elf auf meine Seite stellte. Immerhin war das nach so langer Feindschaft ja nicht selbstverständlich. Die Königin nickte, wobei man ihr ansehen konnte wie sehr es ihr missfiel.

„Nimm den Stein mit. Verwende ihn in den Kampf gegen die Gestaltwandler.“ Ihre Stimme war leise und angespannt. Ich nahm den Stein und steckte ihn in meine Tasche. Auch wenn ich es nicht beschreiben konnte, hatte ich das Gefühl dass etwas Altes beendet war und etwas Neues begonnen hatte. Wir verließen die Kammer und ich verschloss den Raum sorgfältig. Auf den Weg erklärte Rei der Königin und Salvator dass das Geschehene ein Geheimnis bleiben musste. Niemand durfte etwas erfahren denn so gut wie jeder konnte ein Gestaltwandler sein. Mit diesem Wissen und den Stein verabschiedeten wir uns. Das Angebot von den Elfen, bei ihnen zu übernachten, lehnten wir dankend ab. Wir fielen einfach zu sehr auf. Wieder bestand der Gestaltwandler darauf alles zu tragen. Ich ignorierte ihn einfach. Es war schon spät und ich hatte nicht die Absicht wegen ihm Rast zu machen. Wichtig war es erst mal zurück nach Lumia zu kommen. Mit etwas Glück hatte Haruna das Buch bereits übersetzt. Vielleicht waren ja auch die drei anderen wieder da. Auf den Weg wurde mir wieder klar wie sehr ich meine neuen Schwerter liebte. Sie waren einfach perfekt. Ich musste mich bei Peter bedanken wenn wir angekommen waren. Mit einen Lied auf den Lippen lief ich voraus. Ich fühlte mich so lebendig wie noch nie zuvor. Nach einer Weile wirkte Rei etwas besorgt.

„Du machst mir Angst mit deiner guten Laune“, stellte er leise fest. Aus irgendeinen Grund fand ich seine Worte unglaublich witzig. Ich fing an zu lachen woraufhin Rei mich ganz besorgt ansah. Der Kerl war wirklich seltsam. Den restlichen Weg legten wir schweigend zurück. Wir machten keine einzige Schlafpause. Zum Teil, weil ich nicht müde war und zum anderen weil Rei keine Schwäche zeigen wollte.
 

Zurück in Lumia bemerkte ich wie ich langsam aber sicher doch müde wurde. Wie immer schickte ich Rei in ein Gasthaus während ich selbst im Heim übernachtete. Fenja schlief wieder bei mir. Es tat einfach gut Zuhause zu sein.
 

Am nächsten Tag traf ich nicht nur auf Rei sondern auch auf die anderen beiden Auserwählten. Der Drache musste draußen warten. Ich begrüßte den Zwerg und die Elfe mit einer Umarmung. Wobei Peter mir so fest auf den Rücken schlug als hätte ich mich verschluckt. Natürlich schlug ich zurück. Außerdem erfuhr ich von Haruna das sie das Buch fast vollständig übersetzt hatte. Zu meiner großen Überraschung bestand sie darauf mir die Übersetzung erst am Abend zu zeigen. Ich sollte einkaufen und meine alten Freunde besuchen. Peter suchte eine Schmiede auf. Vermutlich vermisste er seine Arbeit als Schmied, jedenfalls deutete sein Verhalten darauf hin. Violetta, Fenja und Rei begleiteten mich zur Wache. Fenja kam mit weil sie einfach in meiner Gesellschaft sein wollte, immerhin hatte ich sie früher nie so lange allein gelassen. Rei ließ mich sowieso nur ungern allein, außerdem sah er Kai nach wie vor als Konkurrenten an. Wieso die Elfe mitkam wusste ich nicht. Doch ihre Anwesenheit störte mich schon lange nicht mehr, dafür die von dieser nervigen Klette namens Rei. Im Hauptquartier begrüßte mich Kai wie immer. Wir besprachen alle möglichen Dinge zum Beispiel über die neuen Intrigen des Bürgermeisters. Eine Reihe von Diebstählen wollte der miese Kerl den Heimkindern in die Schuhe schieben. Die wenigsten hielten etwas davon. Jedoch hatte Haruna bereits Drohbriefe erhalten. Während unseres Gesprächs vergaß ich sowohl die Zeit als auch die Anwesenheit der Anderen. Nebenbei erteilte ich Anweisungen für einen Angriff bei dem ich nicht dabei sein würde.

„Arashi, wir müssen noch einkaufen“, bemerkte Fenja mit einen Blick nach draußen. Wir verließen die Wache und machten uns auf den Weg. Nach einer Weile wurde mir bewusst das wir Rei verloren hatten. Also gingen wir zurück. In einer Gasse fanden wir ihn, doch das was er tat machte mich sprachlos.
 

Violetta:
 

Als ich den anderen folgte schaute ich überrascht auf das Geschehen vor uns.

Ja ich habe bemerkt was für Gefühle Rei für Arashi hegte aber ich hätte nicht gedacht das seine Eifersucht so ausarten könnte dass er sich mit ihrem Arbeitskollegen eine Schlägerei veranstalten würde.

Ich wollte gerade damit anfangen sie mit einem Zauber außer Gefecht setzen um sie am Kämpfen zu hindern als ein Fremder mir zuvor kam. Nur verwendete er keine Magie.

„Was soll das Kai, einfach mit ein paar Reisenden eine Schlägerei zu führen?

Du bist eine Schande für unsere Wache. Ich hätte mehr Disziplin von dir Erwartet“, tadelte ihn der Mann.

„Tut mir leid Herr Hauptmann. Aber ich kann nichts dafür. Der Verrückte hat mich angegriffen“, entschuldigte sich Kai beschämt.

„Warum sollte diese Person das tun? Soweit ich mitbekommen habe habt ihr nicht viel miteinander zu tun. Außerdem hätte ich mehr von dir erwartet. Immerhin bist du ein ausgebildeter Wachmann.“ Staunend sah ich zu wie dieser Hauptmann, von dem ich so einiges gehört hatte, seinen Untergebenen zurechtwies. Mit einem Blick nach hinten bemerkte ich das der Hauptgrund für die Schlägerei verschwunden war. Ich hoffte nur das sie die Einrichtung in Ruhe ließ, bei der Wut die sie sicherlich hatte. Böse sahen sich die beiden Kontrahenten an.

„Herr Hauptmann, Kai kann nichts dafür, er hat nicht damit angefangen“, teilte ich ihm mit.

„Sei still, junge Dame. Es ist unwichtig wer angefangen hat oder nicht“, belehrte er mich und ging weg.

„Lasst uns jetzt ins Hotel gehen. Es ist nun sehr spät. Aber morgen geht es richtig los dann wird gesoffen bis zum geht nicht mehr“, schlug Peter vor.

„Peter, woher kommst du?“, fragte ich verblüfft weil mir nicht aufgefallen war dass er dazu gestoßen war.

„Mir waren eure zarten Stimmchen aufgefallen und bin denen gefolgt. Also was haltet ihr von dem Trinken? Ich meine, immerhin haben wir noch nicht den Sieg über den Drachen gebührend gefeiert“, sagte er beschwingt.

„Das hört sich gut an. Was hält du von einer Wette? Wenn ich dich unter den Tisch trinken kann bekomme ich einen Kuss von Arashi?“, schlug der Gestaltwandler vor.

„Und wenn ich gewinne, Rei..?“, fragte Peter nach

„Wenn du gewinnst darfst du Arashi küssen und ich werde dich dafür nicht töten.“ „Gegenangebot. Du weißt, ja ich steh eher auf Zwergenfrauen. Wenn ich gewinne musst du Violetta küssen“, konterte der Zwerg.

„Was? Ich will keinen Kuss von dem“, ächzte ich entsetzt.

„Keine Sorge, so weit wird es schon nicht kommen“, beruhigte Rei mich. Wir gingen zurück ins Hotel aber das Bild von mir und Rei wollte noch nicht ganz verschwinden.

Eine Wette und deren Ausgang

Kapitel 14 Eine Wette und deren Ausgang
 

Arashi:
 

Der Morgen begann mit einer schlechten Nachricht. Violetta hatte mir von der bescheuerten Wette des Zwerges und der Klette erzählt. Sofort suchte ich Peter auf, der sich in einer Schmiede einquartiert hatte.

„Bist du irre? Du kannst doch nicht auf so eine albernen Wette eingehen“, fragte ich aufgebracht.

„Keine Sorge. Ich werde nicht verlieren. Mach dir lieber Sorgen um Violetta. Sie bekommt den Kuss wenn ich gewinne“, versicherte er mir selbstbewusst.

„Besser sie als ich“, knurrte ich den Zwerg an. Plötzlich tauchte ein Halbzwerg im Zimmer auf.

„Meister, das Schwert ist jetzt heiß genug und bereit für den nächsten Bearbeitungsschritt.“ Als ich das hörte musste ich unwillkürlich losprusten. Peter schaute mich kurz beleidigt an, ehe er auch grinste.

„Ja, Meister. So reden die Lehrlinge ihren Ausbilder immer an. Ich muss jetzt weiter machen. Ich will ein neues Schwert für die Elfe schmieden“, teilte er mir mit und wandte sich ab.
 

Ich verließ die Schmiede und lief durch den Schneeregen zur Wache. Im kleinen Büro der Wache wartete der Hauptmann bereits auf mich. An den Wänden hingen Zierschilder und Schwerter. In der Mitte stand ein massiver Schreibtisch.

„Also Arashi, bitte setz dich, wir müssen reden“, begann der Hauptmann das Gespräch.

„Ja, Hauptmann“, sagte ich während ich Platz nahm.

„Es geht erstens um deinen Status als Auserwählte. Glaub nicht ich wüsste nicht Bescheid. Haruna hat es mir erzählt als du öfters nicht zur Arbeit erschienen bist. Nun, ich hoffe, du wirst deshalb nicht kündigen.“

„Auf gar keinen Fall, Hauptmann!“, rief ich erfreut.

„Gut, ich wünschte ich hätte dir die zweite Nachricht unter anderen Umständen mitteilen können, aber ich weiß nicht wie lange du bleiben wirst. Sven ist tot. Ich will das du seinen Posten übernimmst, wenn du wieder da bist“, schilderte der Hauptmann.

„Vielen Dank, Hauptmann. Bitte gib mir etwas Zeit und richten Sie der Familie bitte mein Beileid aus“, bat ich meinen Vorgesetzten darum.

„In Ordnung. Du darfst gehen“, beendete er das Gespräch.
 

Ich verließ den Raum. Noch ehe ich mich entscheiden konnte was ich als nächstes machen könnte, wurde ich mit Kai und einen Menschen auf Patrouille geschickt. Zum Glück geschah nichts außergewöhnliches. So war ich bis zum Abend beschäftigt, ehe ich in die Bar ging, wo die anderen mich bereits erwarteten. Die Bar war so wie man sich eine typische Bar eben vorstellte. Es gab eine große Theke mit Hockern davor, mehrere kleine Tische, die im Raum standen und die Luft war etwas stickig. Dabei waren wir im Moment die einzigen Gäste. Das es so leer war kam sicher daher, weil unter der Woche kam kaum jemand zum Trinken her kam. Am Tisch angelangt bemerkte ich, dass vor allem Peter und Rei bereits ungeduldig waren. Scheinbar konnten sie es kaum noch abwarten zu beweisen, wer der bessere Trinker ist. Die Bestellungen wurden aufgenommen. Peter und Rei entschieden sich für Bier, Violetta wählte auf den Rat der Bedienung einen Likörwein und ich entschied mich für ein Wasser, was mir einen verächtlichen Blick von Peter einbrachte.
 

Es dauerte nicht lange bis die Getränke abgefüllt waren. Die Bedienung stellte zwei große Humpen Bier auf den Tisch, einen Krug mit Wasser und einen mit Wein. Dazu stellte sie zwei Gläser auf.

„Auf unseren Erfolg und auf uns.“, rief Peter und wir stießen gemeinsam an.

Beim ersten Bier sah es so aus als würden die beiden Kontrahenten es exen. Violetta trank dagegen vorsichtig. Zum Glück musste ich mir bei ihr keine Sorgen machen. Erstaunt stellte ich fest dass die Elfin offenbar sehr von dem Wein angetan war. Nach dem dritten Krug Bier wurden die beiden Männer schon heiterer. Auch bei Violetta setzte langsam die Wirkung ein. Vermutlich würde sie aufhören zu trinken, wenn ein gewisser Zwerg ihr nicht andauernd nachschenken würde.

„Los, Peter. Du schaffst es“, feuerte ich den Zwerg an. Während Violetta sich auf Rei´s Seite stellte. Inzwischen war der Tisch voller Biergläser und die Haare des Gestaltwandlers wurden langsam wieder grün. Als ich ihn darauf ansprach meinte er nur: „Egal, Hauptsache ich gewinne.“ Darauf trank er fröhlich weiter, wobei er schon etwas lallte.

„Pah! Ich trink dich locker unter den Tisch!“, grölte Peter fröhlich. Obwohl ich es nicht ganz verstand, warum man unbedingt so viel Alkohol trinken musste, war die Idee des Zwergs richtig gut. Es war schön einfach mal ausgelassen zu feiern. Auf einmal stimmte der Zwerg ein Sauflied an. Außer mir sangen alle begeistert mit. Trotzdem musste ich bei den Anblick der Betrunkenen kichern. Nach den zehnten Bier kippte Rei vom Stuhl. Damit war klar wer die Wette gewonnen hatte.

„Du musst sie küssen“, lachte der Zwerg.

„Was? Will nicht“, weigerte sich Rei und blieb liegen.

„Wette ist Wette. Selber schuld.“ Bei so etwas blieb Peter hart. Violetta kicherte wie ein kleines Schulmädchen.

„Bitte schau weg, meine Angebetete“, flehte Rei mich und hatte Mühe sich aufzurichten. Ich zuckte mit den Schultern und tat so als würde ich seiner Bitte folge leisten. Aber so etwas konnte ich mir doch nicht entgehen lassen. Er beugte sich zu der Elfe vor die ebenso nervös war wie er. Allerdings stolperte Rei und aus den Kuss auf den Mund wurde ein Wangenkuss. Nun war es Zeit diese lustige Versammlung aufzulösen. Ich nahm Violetta am Arm und zog sie mit ins Waisenhaus. In meinen Zimmer konnte ich ein Auge auf sie werfen während sie schlief. Nicht dass sie sich im Schlaf übergeben würde und dann am erbrochenen erstickte. Außerdem würde es ihr bestimmt peinlich sein mit einen Kater aufzuwachen. Währen dessen kümmerte sich Peter um Rei.
 

Im Waisenhaus angekommen legte ich Violetta in die stabile Seitenlage bevor ich selbst zu Bett ging. Die Nacht verlief ereignislos und der Morgen war sehr erholsam. Fenja hatte Küchendienst und war deshalb schon auf den Beinen. In den Augenblick kam sie ins Zimmer um zu schauen ob ich schon wach war.

„Guten Morgen Schwesterherz. Na, auch schon wach?“, begrüßte sie mich mit einen breiten Grinsen. Offenbar vermutete sie das ich gestern auch zu tief ins Glas geschaut hatte.

„Keine Sorge. Ich habe keinen Kater. Im Gegenteil, mir geht es gut“, erklärte ich ihr grinsend.

„Och, wie öde“, beschwerte sie sich und fuhr fort: „Na egal, ich habe Frühstück dabei. Guten Appetit.“ Mit diesen Worten reichte sie mir einen Teller mit Brot und einen kleinen Becher Honig.

„Fenja, Schatz, würdest du bitte bei Violetta bleiben, für den Fall das sie aufwacht? Ich muss dringend etwas besorgen“, bat ich um Hilfe.

„Lass mich raten, Weidenrindensud und Salzheringe“, kicherte meine Schwester.

„Woher weißt du das denn, Fenja? Außerdem will ich Erim besuchen. Bis gleich.“ Ich gab ihr einen Kuss auf die Wange und verließ das Haus. Zuerst besuchte ich den kleinen Drachen Erim. Dieser hatte sich eine naheliegende Höhle gesucht. Er war gerade dabei sein Frühstück zu verspeisen was ein Hirsch war. Anscheinend machte ihn die Kälte nichts aus und ich versprach ihm, dass wir bald weiter reisen würden. Anschließend besuchte ich den Fischstand und die Apotheke, bevor ich zurück zu Violetta ging.
 

Violetta:
 

Als ich aufstand hatte ich schreckliche Kopfschmerzen. Kurz erinnerte ich mich an eine ähnliche Situation. Das war als ich und Arashi im Gefängnis aufgewacht waren. Mit einem Blick sah ich wo ich lag und war beruhigt aber bei dieser Aktion bekam ich noch mehr Kopfschmerzen. Erschreckend hinzu kam eine Lustlosigkeit überhaupt aufzustehen. So schlief ich wieder ein. Fenja weckte mich später mit einer schrecklich lauten Stimme.

„Guten Morgen Violetta. Hast du gut geschlafen? Hab gehört, dass ihr gestern viel Spaß hattet. Außer Arashi natürlich. Und wie war es ihn zu küssen?“, fragte sie mich ganz aufgeregt.

„Was? Wie bitte? Wen soll ich geküsst haben?“, erkundigte ich mich total entsetzt als ich langsam realisierte was sie meinte.

„Warum hab ich das nur getan? Tiziano wird mir dass nie verzeihen wenn er davon erfährt“, dachte ich besorgt.

„Sag schon, wer war das?“, hakte sie nach. Ich rieb mir die Schläfe da die Kopfschmerzen immer stärker wurden.

„Erinnerst du dich wirklich nicht?“, bohrte sie nach da ich noch nicht geantwortet hatte.

„Nein“, entgegnete ich entschieden genervt. In dem Moment kam Arashi herein.

„Es war Rei“, begrüßte die Kriegerin mich.

„Mach dir keine Sorgen wegen Gestern. Du kannst ihn ruhig haben wenn du willst“, machte sie mir das Angebot.

„Was? Nein! Er gehört doch zu dir. Ihr währt so ein schönes Paar“, protestierte ich.

„Was ich und diese elende Klette? Niemals. Aber egal ich habe etwas für dich.

Hier nimm das. Es hilft gegen deinen Kater“, wechselte sie das Thema und hielt mir ein übelriechendes Getränk entgegen. Beim Trinken ich Mühe mich nicht zu übergeben. Ich hielt die Nase zu und trank es so schnell es ging aus, da ich wusste wie bitter Medizin sein kann. Wie erwartet war es scheußlich und der Fisch der mir anschließend gereicht wurde war viel zu salzig, aber es half. Arashi grinste.

„Du schuldest mir nun 15 Silbermünzen.“

„Nimm dir das aus dem Beutel da, Arashi.“

Ich machte mich mit einer kalten Wasserschale frisch und folgte Arashi zu den anderen. Im Hotel unserer Gefährten bemerkte ich schnell das auch ihnen der gestrige Abend zu schaffen machte. Mir war die Nähe von Rei unangenehm da ich andauernd an diesen Kuss denken musste.

Würde sich jetzt etwas zwischen ihm und mir ändern oder gar nichts?

Ich meine Rei ist zwar ganz toll aber nicht meine wahre Liebe.
 

Arashi klärte uns auf, dass sie Haruna begegnet war. Diese berichtete ihr von Drohungen gegen das Waisenhaus. Am Anfang nahm sie es nicht ernst doch als sie dann zufällig konkrete Hinweise von einer Wache bekam, die das aufgeschnappt hatte, bat sie Arashi um Hilfe.

Alle waren dafür zu helfen. Besonders Rei, der wusste wie wichtig das Waisenhaus für Arashi war. Immerhin war es ihr Zuhause. Nach einem Katerfrühstück gingen wir gemächlich ins Waisenhaus zurück wo unsere Totur begann.

Die Kinder Klapperten mit dem Geschirr, sangen Lieder und spielten.

Arashi überredete Rei ein schreiendes Kind dazu motivieren sein Mittagsschlaf zu machen und noch viele andere unaussprechlich Grausamkeiten zu tun. Die Kriegerin war die Einzige welche mit den Aufgaben keine Probleme hatte. Klar, immerhin war sie es gewohnt und musste nicht gegen die Folgen des Alkohols kämpfen. Rei versuchte besonders ihr gegenüber sich nichts anmerken zu lassen.
 

Ich verzog mich nach dem Mittagessen zu Erim der sich im Stall aufhielt um sich vor den anderen Dorfbewohnern versteckt zu halten. Das er sich hier in Lumia befand war mein Vorschlag, weil ich nicht wollte, dass er die ganze Zeit alleine in der Kälte blieb. Ich gab ihm etwas zu Essen und redete mit ihm bis ich einschlief. Erschreckt wachte ich von einem Geräusch auf und sah mich etwas um. Angstvoll blickte ich in das Gesicht eines Grünhaarigen der nicht Rei war. In diesem Moment wusste ich dass es vorbei sein würde. Noch ehe ich es richtig wahrnahm bemerkte ich wie Rei diesen Mann von mir wegriss und ihn in die Mangel nahm. Seine sonst so lustige Art war weg. Eiskalt befragte er diesen Gestaltwandler.

„Was willst du hier?“

„Das sag ich dir nicht“, entgegnete der Fremde.

„Ich kann es mir schon denken.“ Mit einem Ruck war ein lautes knacken der Halswirbelsäule zu hören. Der Angreifer war tot bevor er wusste was überhaupt los war. Ich starrte zu Rei und dann zur Leiche.

„Warum hast du das getan? Es war nicht nötig gewesen ihn zu töten“, verlangte ich zu wissen.

„Es war nötig. Jeder der beauftragt wird uns zu entführen und anschließend zu töten verdient diese Behandlung“, belehrte er mich. Ich wollte zu dem Leichnam um dessen Augen zu schließen doch Rei hielt mich auf. Mit einer seltsamen Faszination schaute ich zu wie der Angreifer verbrannte und nur noch ein Häuflein Asche übrig blieb.

„Wa... Was war das?“, stotterte ich verwirrt.

„Das was du gesehen hast ist ein Schutzzauber der verschleiert das es uns gibt. Auf mir liegt übrigens auch so ein Zauber. Also brauchst du dir keine Mühe machen mir ein Grab zu schaufeln“, erzählte er mir bereitwillig. Mich erschreckte diese Kaltblütigkeit die er gegenüber seinen alten Kollegen zeigte.

„Bitte erzähl Arashi nicht davon was geschehen ist. Wir wollen sie ja nicht unnötig beunruhigen“, bat er mich darum. Ich nickte nur, da ich zu nichts anderen gerade fähig war. „Erim ist jagen gegangen, wenn es das ist was du wissen willst“, sagte er als er meinen suchenden Blick bemerkte.

„Lass uns zu den anderen gehen und sehen ob es ihnen gut geht“, schlug er vor. Ich folgte ihm darauf und hörte Kampfgeräusche. Wir eilten zu der Quelle und landeten im Speisesaal. Es war ein großen Durcheinander.

Es gab einige Angreifer die gegen Peter und Arashi Kämpfen welche sich jeweils Rückendeckung gaben. Die Stadtwache war auch im Raum und unterstütze uns beherzt. Kleine Kinder konnte ich zum Glück nicht sehen. Ich entdeckte nur ein paar der älteren die Übungsschwerter bei sich trugen und Fenja.

Ich erstarrte als mir klar wurde in was für einer gefährlichen Situation sie sich befand. Rei handelte einmal schneller als ich und hielt den einen Angreifer zurück der Fenja fast schwer verletzt hätte mit diesem Schwerthieb. Ich hätte auch gern eingegriffen.

Leider stellte ich fest dass ich keine Waffe bei mir trug. Diese war im Zimmer und Magie konnte ich auch nicht nutzen da sie alle viel zu eng beieinander standen. Das Einzige was ginge wäre ein Schlafzauber. Doch dieser würde bewirken dass alle außer ich einschlafen würden. Etwas was Arashi bestimmt nicht gut heißen würde. Das was an Option noch blieb war im Hintergrund zu bleiben und zu hoffen das sie die Angreifer besiegen können. Mein Part wäre dann die Verletzten zu versorgen. Da fiel mir der Attentäter ein. Dieser trug doch ein Schwert bei sich. Ich rannte zurück, schnappte mir die Waffe und war wenige Zeit später wieder bei den anderen. Doch ich kam zu spät. Wie es aussah war der Kampf vorbei.

Ich hörte erschreckte Ausrufe als die Gestaltwandler anfingen zu verbrennen. Einer nach den anderen. Rei erklärte den anderen warum das so war und wir legten die Gefallenen , welche noch nicht verbrannt waren an einer Stelle damit nicht das Haus anfing zu brennen, was den Bürgermeister aber nicht gerade stören würde. Fenja musste sich bei Arashi entschuldigen, da sie trotz direkten Befehl einfach dageblieben war um zu kämpfen. Über den Anschlag des einen Gestaltwandlers auf mich erzählte ich nichts. Das war ich Rei schuldig. Immerhin hatte er mein Leben gerettet.

„Was machen wir? Wie es aussieht war es nicht nur ein Anschlag gegen das Waisenhaus sondern auf uns. Wir dürfen nicht weiter hier bleiben aber wo sollen wir hin? Und wer passt hier auf?“, fragte sich Arashi laut.

„Na, wir passen auf! Denk ja nicht das nur ihr etwas drauf habt“, rief Kai enthusiastisch.

„Und ich kann euch sagen was euer nächstes Ziel ist“, kam nun die ruhige Stimme von der Leiterin des Waisenhauses.

„Ich habe die Übersetzung des Buches geschafft Arashi und fertigte für dich eine Abschrift. Es heißt dass in Scire ein Versteck ist. Also muss einer von euch beiden den Schatz dort abholen“, erklärte uns Haruna ernst. Da ich und Arashi ihre Kammern schon geöffnet haben blieben nur noch Peter und Erim übrig. So sahen alle zu Peter.

„Dann ist doch alles klar“, meinte dieser.
 

Wir halfen beim Aufräumen des Speisesaales und packten unsere Sachen. Peter und ich machten uns auf um Proviant zu besorgen, während Arashi und Rei mit den Hauptmann der Wache reden würden. Zusammen mit Peter ging ich noch mal ins Waisenhaus wo ich Fenja das Schwert meines Vaters schenkte. Ich begründete es ihr damit, dass sie eine ordentliche Waffe brauche um später bei der Wache arbeiten zu können und um sich beim nächsten Kampfeinsatz besser verteidigen zu können. Denn die Wahrscheinlichkeit war leider sehr hoch, dass sie wieder in Kämpfe verwickelt werden würde.
 

Am Anfang wollte die Halbelfe es nicht annehmen, da es sehr wertvoll war und ich dann unbewaffnet wäre, aber als ich ihr den Dolch vom Gestaltwandler Attentäter zeigte und meinte das er und meine Magie ausreichen würde für meine Reise umarmte sie mich freudestrahlend und versprach jeden Tag zu trainieren. Peter hielt sich zurück was ich als untypisch empfand. Doch es gab wichtigere Dinge im Moment als sich darüber den Kopf zu zerbrechen.

Begegnungen

Kapitel 15. Begegnungen
 

Arashi:
 

Wie bereits vermutet hatte er von Anfang an damit gerechnet dass ich wieder gehen würde. Ich hasste solche Abschiede. Nach einen kurzen Gespräch verließen wir die Stadt wo die Anderen uns bereits erwarteten. Da wir nun schon Winter hatten und der Schnee seit heute morgen liegen blieb waren wir besser ausgerüstet als bei unserer ersten Reise nach Scire.

„Hoffentlich werden wir nicht von irgendwelchen wild gewordenen Verwandten angegriffen“, überlegte ich laut.

„Na, meine Eltern können es nicht sein diese wissen Bescheid. Vielleicht mein Verlobter oder Peters Verwandtschaft?“, überlegte Violetta laut. Wobei sie laut lachte. Peter und ich grinsten zurück, während Rei etwas ratlos aussah.
 

Wir kamen in die Nähe des Dorfs in den wir Erim kennen gelernt hatten. Diesmal würden wir allerdings in einen Zelt schlafen. Beschwingt lief ich voraus denn Rei trug wieder mein Gepäck. Dazu kam noch sein eigenes und das von Violetta. Meine Bedingung war, dass er meine Sachen nur tragen durfte, wenn er das Zeug der Elfe auch schleppte. Meine Hoffnung war das er aufgeben würde. Er tat es leider nicht. Am Abend bauten wir das Zelt auf. Das heißt Peter und ich bauten das Zelt auf während Rei und Violetta Feuerholz sammelten. Es war eine schwierige Aufgabe, denn das Holz war zum großteil nass. So dauerte es etwas bis wir genug besaßen.
 

Zum Essen gab es gegrilltes Wildhuhn. Anschließend teilten wir die Nachtwache ein. Inzwischen vertrauten wir Rei soweit dass er eine Wache antreten durfte. Als er darauf bestand meine Wache mit zu übernehmen war die einzige Antwort eine Kopfnuss. Wann würde er es endlich lernen? Hoffentlich noch bevor ich alt und grau wurde.
 

Nach dem Essen verkroch ich mich in meinen Schlafsack, während Peter die erste Wache übernahm. Die zweite würde ich wach bleiben und die dritte Rei. In dieser Nacht geschah nichts weiter Erwähnenswertes. Außer dass Rei am Morgen etwas nervös wirkte, was er jedoch mit der größten Mühe abstritt. Durch den Schnee kamen wir nicht so gut voran wie ich es gern hätte. Das zweite Problem war diese elende Kälte. Zwar war das Artefakt der Elfen bei mir. Jedoch konnte nur ich von der Stärke profitieren. Violetta trug auch eines der Vier mit sich, weshalb sie schneller war als sonst. Das waren die einzigen Veränderungen, welche mir auffielen. Erim konnte sich nicht entscheiden ob er fliegen wollte oder lieber neben uns her lief. Auf einmal sprang Rei hinter ein Gebüsch. Wir hörten Kampfgeräusche, ehe er mit einen Elf auftauchte. Wobei er nicht besonderes nett mit den Gefangenen umging. Wenn man den Gestaltwandler in die Augen sah schien es an ein Wunder zu grenzen dass er ihn nicht gleich die Kehle aufgeschnitten hatte. Als erste von uns reagierte Violetta.

„Tiziano, was machst du hier?“, fragte sie ganz aufgeregt.

„Ich bin hier um dich von diesen Packt zu befreien. Die bringen dich nur unnötig in Gefahr!“, rief der Angesprochene. Er stöhnte vor Schmerzen. Offenbar war Rei kurz davor ihm den Arm zu brechen.

„Lass ihn los, Rei!“, befahl die Elfe ihm.

„Er ist wohl ein Freund von Violetta“, meinte Peter.

„Was ist wenn er ein Gestaltwandler ist? Es wäre nicht das erste mal dass sich jemand als Freund ausgab“, sprach Erim das aus was sich Violetta schon zu denken schien.

„Hey Violetta. Frag ihn etwas das nur er wissen kann“, bestimmte Rei und behielt diesen in der Mangel. Den Elfen schien es gar nicht recht zu sein wie wir mit seiner Bekannten redeten.

„Wo ist mein Verlobungsring“, wollte Violetta wissen. Ihre Stimme war leise. Wahrscheinlich hatte sie ein bisschen Angst vor seiner Antwort.

„Im Bezug deines Kopfkissens damit du ihn nicht vergisst und beim Einschlafen an mich denkst. Das hast du mir damals ganz verlegen erzählt“, knurrte er.

„Er ist es, lass ihn los! Er ist es“, frohlockte Violetta. Nun richtete sie sich direkt an Rei als ob sie etwas ahnen würde. Sofort machte der Kerl ein paar Schritte nach vorne und schüttelte sich vor Abscheu. So ein arroganter Kerl. Nun da der Elf frei war stürmte Violetta auf ihn zu und nahm ihn in den Arm. Nach einer fröhlichen Begrüßung stellte sie den Kerl als Tiziano, ihren Verlobten vor.

„Sag Violetta, mein Schatz. Was machst du bei diesen Barbaren? Hat dich einer dieser Menschen verführt oder gar der Zwerg? Ich weiß das du alles Exotische liebst aber das geht schon zu weit. Komm, geh mit mir nach Hause. Wir wollten doch bald heiraten“, nervte der Verlobte.

„Ich glaube Violetta ist alt genug um selbst zu wissen was sie tut. Ach ja, ich habe sie bestimmt nicht verführt“, belehrte ich ihn und hoffte, dass er endlich die Klappe halten würde.

„Mit dir habe ich nicht geredet, Mensch“, zischte der Elf verachtend. Ich musste mich beherrschen um ihn nicht eine zu knallen. Nach einer langen Diskussion beschlossen wir ihn mitzunehmen. Auf den Weg erklärte Violetta dem Kerl die Situation. Ich lief weit voraus, denn in seiner Gegenwart bekam ich den seltsamen Wunsch ihm die Kehle aufzuschlitzen.
 

Violetta:
 

Ich hätte nicht gedacht Tiziano hier zu sehen aber ich hätte es auch nicht allzu überreicht sein sollen, immerhin war ich auch meinen Eltern unverhofft begegnet. Tiziano spielte sich mal wieder auf aber ich nahm es ihm nicht ganz übel da von ihm erwartet wurde so zu den Menschen und Zwergen zu sein. Man verlor nämlich seinen guten Ruf wenn man zu sehr mit den „niederen“ Völkern Zeit verbrachte oder mit ihnen sympathisierte. Aus diesen Grunde verbrachte ich eher heimlich meine Freizeit bei den Menschen da ich den Ruf meiner Familie nicht leichtfertig aufs Spiel setzen wollte. Nur bei Halbelfen war es egal mit wem diese die Zeit verbrachten. Man kann nur hoffen das er hier außerhalb des Elfenreiches aufhören würde so unhöflich zu sein.

Nachdem ich meine Situation erklärt hatte, versprach er mir mich nicht mehr nach Hause schleppen zu wollen. Als wir unser Lager aufschlugen, war Tiziano dafür mit mir die erste Wachschicht zu übernehmen. Doch man entschied sich dagegen. So musste er mit Rei zusammen arbeiten, da er scheinbar neben mir am wenigsten Probleme mit ihn hatte.

„Der Name passt nicht zu dir Rei“, hörte ich Tizianos verächtliche Stimme da ich noch nicht schlafen konnte. Dazu ging mir einfach zu viel durch den Kopf.

„Ach wirklich? Warum denn nicht? Mir gefällt er, Tiziano“, erwiderte er munter.

„Du bist nur ein Mensch, da ist es klar dass du es nicht verstehst“, knurrte Tiziano ihn wütend an.

„Wie kommt es dass ihr heiratet?!“, kam es erstaunt vom Gestaltwandler.

„Unsere Eltern haben es bestimmt“, antwortete mein Verlobter knapp.

„Nur deshalb?“, hakte er nach. Ich schlief ein und bekam die Antwort nicht mehr mit.
 

„Angriff!“ Das war das erste was ich hörte nachdem ich eingeschlafen war.

Alarmiert stand ich auf. „Was war los? Räuber oder gar Gastaltwandler?“, dachte ich verwirrt und sah mich um. Ich kletterte aus dem Zelt und beobachtete wie Arashi und Peter riesige Wölfe abwerten. Weil das Lagerfeuer mittlerweile zu klein geworden war um alles zu beleuchten vertrieb ich die Dunkelheit mit einem Zauber. Ich unterstützte meine Freunde dann mit meinem altbewährten Schlingpflanzenzauber. Diesen Zauber verwendete in einem Bereich wo ich keinen meiner Freunden erkennen konnte. So setzte ich zwei Wölfe außer Gefecht. Ich glaubte alle Wölfe seien gefasst, doch da irrte ich mich gewaltig, denn das größte Vieh sprang aus dem Gebüsch und versuchte mich zu töten. Da ich damit nicht gerechnet hatte stand ich einfach nur und starrte es an. Peter erschlug ihn von der Seite sodass dieser Wolf leblos umkippte. Ich starrte erst den Wolf und dann den Zwerg an.

„Ich sehe es dir an dass du dich wie ein Klotz am Bein füllst, weil man dich immer retten musste. Kopf hoch, nächstes mal rettest du vielleicht meinen Kopf“, versuchte er mich aufzumuntern.

„Wie kannst du es wagen so etwas zu sagen, Zwerg? Sie ist immerhin meine Verlobte und muss beschützt werden“, mischte sich Tiziano ein und starrte ihn eiskalt an.

„Wenn sie nicht kämpfen soll dann mach deine Arbeit besser und beschütze sie. Du bist genauso wie Rei. Verliebte Trottel“, erwiderte Peter abfällig.

„Ja, das musst du gerade sagen“, stellte Arashi klar die hinzukam.

„Erinnre mich bloß nicht daran“, grummelte der Zwerg schlecht gelaunt. Rei gab nach einer Weile Entwarnung.
 

Die restliche Nacht war friedlich, doch Ruhe fand ich keine mehr. Arashi und Peter waren als erstes wach, da sie die letzte Wache hatten. Es ging weiter und wir erreichten Scire noch bevor die Tore zumachten. Viele sahen uns mit gerümpfter Nase hinterher weil wir noch etwas zerzaust aussahen von der Auseinandersetzung mit den Wölfen. Ich mietete für mich und Arashi ein Doppelzimmer und für die anderen ein Dreierzimmer was Tiziano sehr missfiel. Wir bestellten das billigste Mahl und planten was nun zu tun sei. Im Dreierzimmer begannen wir unsere Planung.

„Wir müssen herausfinden wo die nächste Kammer ist. Es wird schwer werden, da die Leute Fremde schwer akzeptieren. Am besten ist es wenn Tiziano und ich uns bei der Bevölkern erkundigen“, schlug ich vor.

„Das ist gut Violetta. Ihr braucht nur noch andere Kleidung. Rei begleitet euch nur zur Sicherheit. Ich kann ja noch einmal in die Bibliothek gehen um dort etwas zu überprüfen und dann das Museum besuchen. Peter, du begleitest mich. Vielleicht gibt es ja einige Bücher der Zwerge die etwas berichten. Erim muss leider draußen bleiben aber er kann dafür die Umgebung etwas erkunden und uns berichten wenn er etwas entdeckt“, schlug Arashi vor. Nachdem sich alle mit diesen Plan einverstanden erklärten reinigte ich mich an der Waschschüssel in meinen Zimmer. Dann legte ich mich ins herrlich weiche, frisch bezogene Bett. Es roch gut nach frischen Kräutern und reiner Luft.
 

Meine Augen fielen zu und ich konnte nun den Schlafdefizit der letzten Nacht ausgleichen. Obwohl es die billigsten Zimmer waren, wirkten sie sehr komfortable. Der Boden war aus einem sehr dunklen Holz, während die Wände mit einer hellen gemusterten Tapete tapeziert wurden. Es gab dunkelblaue Vorhänge aus einem teuren Stoff. Die Betten waren mit einfachen Jagdschnitzereien verziert. In der Ecke stand eine Schüssel mit Wasser und ein Spiegel an dem man sich zurechtmachen konnte. Es gab auch zwei Kleiderkisten indem man Sachen aufbewahren konnte und einen Schrank. Nachdem ich erwacht war, gab ich meine Sachen zur Reinigung der Wirtin und zog wieder mein schlichtes Kleid an.
 

Am nächsten Tag brachen wir nach einem einfachen reichlichen Frühstück auf. Als wir das Haus verließen fing mein Verlobter an mit mir in unserer Muttersprache zu sprechen und wirkte dabei sehr ernst. Offenbar wollte er nicht das Rei ihn verstand welcher uns auf gewisser Distanz folgte.

„Hör mal, ich habe über unsere Situation nachgedacht. Die Sache, in die du dich da mit reingeritten hast, wird immer gefährlicher. Am besten ist es wenn du den Typen das gibst was sie wollen und in Ruhe weiterlebst. Ich meine, sie würden dich bestimmt belohnen und du bräuchtest keine Angst mehr zu haben. da sie dich dann in Ruhe lassen würden. Alles wäre perfekt.“ Erstarrt hörte ich zu was er von sich gab.

„Wie kannst du du so etwas schreckliches sagen? Soweit du inzwischen weißt würden die Gestaltwandler uns alle versklaven, wenn nicht sogar schlimmere Sachen mit uns machen. Tiziano, ich kann dir versichern, ich würde niemals meine Freunde so hintergehen nur um so mir meine Sicherheit zu gewährleisten. Ich bitte dich, geh nicht zu ihnen, nur um mein Leben zu schützen“, erklärte ich ihn eindringlich auf elfisch.

„Das was ihr vorhabt ist doch wirklich abenteuerlich und zum Scheitern verurteilt und das weißt du ganz genau. Jeder könnte einer von denen sein. Ich vermute das diese Menschenfrau und dieser Zwerg welche sind“, erwiderte er ebenso eindringlich auf mich einredend.

„Ich vertraue ihnen genauso mein Leben an wie dir. Ich weiß dass du Angst hast aber ich glaube dass alles gut ausgehen wird. Besonders wenn wir zusammen halten“, sagte ich so zuversichtlich wie möglich um ihn Mut zu machen und zog ihn zum ersten Geschäft hin wo wir uns neue elegante Kleidung kauften. Ich trug nun ein blaues Samtkleid mit einem Mantel wegen der Kälte währen er einen passenden Anzug passend zu meinem Kleid. Auch Rei bekam etwas, aber er weigerte sich dass ich es für ihn bezahlte.
 

In dieser neuen Kleidung fühlte ich mich richtig wohl. Auch wenn es schwieriger sein würde darin zu rennen oder zu kämpfen konnte ich meine Magie einsetzen um mich zu beschützen. Es dauerte eine ganze Weile bis die Sachen angepasst waren. Am nächsten Tag könnten wir sie schon abholen. Nun bemerkte ich dass Rei ungewöhnlich still war. Was da wohl war? Wir schlenderten noch etwas in der Stadt herum ehe wir zu dritt zu Mittag aßen.

„Glaubst du dass die anderen weiter gekommen sind? Und was machen wir bis zum Abend?“, wandte ich mich an meine Begleiter.

„Lasst uns das beste hoffen. Wir können die anderen in der Bibliothek unterstützen“, schlug Tiziano vor.

„Ein gute Idee“, stimmte ich ihm zu.

„Ich hab gehört was ihr besprochen habt. Würdest du uns wirklich verraten wollen nur um deine Verlobte zu retten, Tiziano? Ich weiß, du liebst sie, doch würdest du ihre Sicherheit und ihr Wohlergehen wirklich über die Freiheit der vier Völker stellen?“, konfrontierte Rei ihn damit. Ich wollte einschreiten, ihm versichern das man Tiziano vertrauen konnte, doch Rei sah mich scharf an, sodass ich schwieg.

„Natürlich würde ich euch niemals verraten aber ich wollte das Violetta sich der Gefahr bewusster wird. Nur durch euch stürzt sie sich pausenlos in Gefahr. Ihre Eltern würden es mir nie verzeihen wenn sie sterben würde“, rechtfertigte sich Tiziano.

„Bist du so naiv oder tust du nur so?“, meinte Rei verächtlich.

„Ich weiß dass es falsch ist. Ich wollte nur sehen ob sie es freiwillig macht“, versicherte er Rei der ihn noch kurz misstrauisch anstarrte.

„Sollte ich aber jemals merken ...“, begann Rei.

„Ja ja ich weiß. Ich werde einen grausamen Tod sterben ehe ich flüchten könnte“, spottete er. Unser restliches Essen verlief schweigend. Wir kamen in der Bibliothek an doch wir konnten weder Peter noch Arashi treffen. So begaben wir uns zu einem kleinen Abteil mit Elfischen Büchern, wo ich viele Bücher wiedererkannte die meine Familie selber hatte und in den Büchern stand nichts wirklich Interessantes für uns drinnen. Es waren Bücher wie „Gute Benimmregeln am menschlichen königlichen Hofe“, „Reiseführer durch das Menschenland“, und so weiter. Als es Abend wurde trafen wir uns mit den anderen und aßen zu Abend. Erst im Zimmer unserer Begleiter besprachen wir über unsere allerneuesten Erkenntnisse.

Recherche

Kapitel 16. Recherche
 

Arashi:
 

Obwohl ich überhaupt keinen Grund dazu hatte hielt ich mich mit den Bericht zurück. Nur von einem Bild erzählte ich. Es zeigte die magischen Steine und Menschen die sich vor ihnen fürchteten. Im Museum fanden wir auch heraus warum es so war. Diesen entscheidenden Teil ließ ich allerdings weg. Peter war eingeweiht und schwieg deshalb ebenfalls. Außerdem berichtete ich von einer Karte die mir wortwörtlich ins Auge gesprungen war. Um genau zu sein aufs Gesicht. In der Bücherei war sie plötzlich aus den Regal gefallen und mir direkt im Gesicht gelandet weshalb ich nun ein blaues Auge besaß.

Diese Tatsache machte Rei offenbar sehr nervös. Trotzdem schwieg er. Jedoch bedachte er den Zwerg mit einem bösen Blick. Peter erzählte inzwischen von einem Tanzball und schlug den Elfen vor dort hin zu gehen um mehr in Erfahrung zu bringen. Diese willigten ein. Zur Sicherheit wollten sie auch Rei mitnehmen, aber davor musste ich noch mit ihm reden. Aus diesen Grund passte ich ihn ab.

„Rei, wir müssen reden. Komm mit“, sagte ich eine Spur schroffer als beabsichtigt. Rei tat es, offenbar missverstehen, denn er war auf einmal unglaublich aufgeregt. In den Fall würde ich ihn furchtbar enttäuschen müssen. Er konnte einen fast leid tun.
 

Wir gingen durch die Straßen bis wir zu einen Geschäft kamen. Dort verwendete ich die Macht meines Steins. Wie erwartet verwandelte sich Rei zurück. Der Zauber klappte problemlos weil ich ihn am Vormittag geübt hatte.

„Schau in das Schaufenster“, wies ich ihn an denn er selbst bemerkte nichts von der Veränderung.

„Was ist passiert? Warum habe ich mich zurück verwandelt? Ich kann mich nicht verwandeln. Was ist los?“, fragte Rei fast schon panisch.

„Keine Sorge. Es ist alles in Ordnung. Peter und ich haben herausgefunden wie wir deine Leute dazu bringen können ihre wahre Gestalt anzunehmen“, erläuterte ich ihm beruhigend. Mit diesen Worten deaktivierte ich den Stein. Sofort nahm Rei wieder sein altes Aussehen an.

„Achso, deshalb wolltest du mit mir reden.“ Er war tatsächlich enttäuscht. Ich zögerte einen Moment ehe ich mit meiner Erklärung fort fuhr. Obwohl es mir etwas peinlich war, konnte ich ihn immer noch nicht ganz vertrauen. Schließlich überwand ich mich.

„Es ist der Stein der Macht. Wenn seine Kräfte freigesetzt werden wird deine wahre Gestalt offenbart. Ich weiß nicht warum aber ein Gefühl sagte mir das es besser ist wenn Tiziano nicht weiß wer du bist.“ Rei nickte zustimmend er murmelte noch etwas vor sich hin was ich jedoch nicht verstand. Ohne weitere Umwege machte ich mich auf den Weg zur Herberge. Nicht das Violettas Verlobter noch misstrauisch wurde. Im Zimmer angekommen wollte Violetta sofort alles über mein Gespräch mit dem Gestaltwandler wissen. Allerdings zog ich es vor nicht aus dem Nähkästchen zu plaudern in den Wissen das dies viel Raum für Spekulationen bot. Nach einer Weile gab Violetta ihre Fragerei auf und legte sich schlafen. Schade das ich nicht genauso schnell einschlafen konnte wie sie. Mir ging einfach zu viel im Kopf herum, weshalb ich wieder aufstand und das Hotel verließ.
 

Während ich so im Freien stand fiel mir ein deutlicher Unterschied zu Lumia auf. Dort waren selbst in der Nacht Leute auf den Straßen. In dieser Stadt nutzten offenbar alle die Nacht zum schlafen. Ich drehte eine Runde ums Haus. Unter dem Zimmer der Männer fiel mir auf das man hören konnte wie Rei und Tiziano sich unterhielten. Schön zu wissen dass noch jemand außer Violetta mit ihm klar kam. Eigentlich ist es ja nicht mein Stil zu lauschen, aber ich war neugierig was die beiden zu bereden hatten. Darum blieb ich stehen und hörte zu.

„Ich weiß dass du mich beobachtest Rei. Wer bist du?“, fragte Tiziano leise. Vermutlich um den Zwerg nicht zu wecken.

„Wie schon gesagt heiße ich Rei und bin ein ganz normaler Mensch“, gähnte Rei.

„Du bildest dir ganz schön viel darauf ein ein Mensch zu sein. Das würde ich zumindest sagen wenn ich nicht genau wüsste dass du keiner bist“, zischte Tiziano. Wenn er so redete fühlte ich mich dezent an eine Schlange erinnert. Vielleicht war er ja eine? Gut das Violetta nicht hören konnte was ich von ihren Verlobten dachte.

„Schon klar, wenn ich kein Mensch bin was soll ich dann sonst sein?“ Nun provozierte Rei den Elf eindeutig.

„Ein Gestaltwandler“, erwiderte dieser wütend.

„Schon klar, irgendwelche Beweise?“ Rei pokerte ganz schön hoch.

„Keine Sorge. Die finde ich noch. Man kann dir nicht trauen“, knurrte der Elf.

„Dito, das Kompliment kann ich nur erwidern. Aber wenn möglich sollten wir diese Unterhaltung vertagen. Im Gegensatz zu dir bin ich müde“, murrte Rei.

„Ich bin noch nicht fertig mit dir!“, konterte Tiziano gereizt.

„War ja klar. Trotzdem solltest du schlafen oder willst du mit Augenringen auf den Ball gehen?“, ermahnte Rei ihn. Entweder fiel dem Anderen nichts mehr ein oder er stimmte Rei zu. Denn nun war es still. Hoffentlich fand Tiziano nicht heraus wie recht er mit seiner Vermutung hatte. Gleichzeitig hoffte ich das Tiziano keine Gefahr für unsere Gruppe wurde. Da mich Grübeln nicht weiter brachte ging ich aufs Zimmer zurück in der Hoffnung nun schlafen zu können. Tatsächlich war ich sofort eingeschlafen, wachte aber für meinen Geschmack wieder viel zu früh auf. Ausgerechnet Peter weckte mich, dabei war es nicht mal hell.

„Was ist denn los? Man wieso weckst du mich schon so früh?“, murmelte ich im Halbschlaf.

„Wir müssen los“, flüsterte Peter.

„So früh?“, gähnte ich missmutig.

„Ja, so früh. Komm endlich“, erwiderte Peter ohne auch nur einen Ton lauter zu werden.

„Ich komm ja schon. Also warte draußen.“ Erleichtert verließ der Zwerg das Zimmer. Nun wo ich langsam wach wurde merkte ich wie verzweifelt Peter sein musste, denn er hatte mich noch nie so früh geweckt. Außerdem hatte er noch nie mein Zimmer betreten, wenn wir in einer Stadt waren. Darum beeilte ich mich mit dem Umziehen und machte mich auf den Weg. Im Flur begegnete ich Tiziano der leise vor sich hin fluchte. Ich verstand zwar nicht alles aber genug um zu wissen dass es um den Zwerg ging. Ich wollte an ihn vorbei schleichen, leider entdeckte er mich und versperrte mir den Ausweg.

„Einen Augenblick, wo willst du mit dem Zwerg hin?“, erkundigte sich Tiziano.

„Wir wollen zu einem Professor, den wir in der Bücherei kennen gelernt haben“, log ich.

„So Früh? Ich glaube dir nicht“, bohrte er nach.

„Stimmt, war auch nur die halbe Wahrheit. Der Zwerg und ich können dich nicht leiden und sind daher für jede Minute dankbar die wir nicht in deiner Gegenwart verbringen müssen“, konterte ich und verließ auf den schnellsten Weg die Herberge.
 

Nicht weit weg wartete Peter. Zusammen gingen wir zum Museum. Unterwegs begegneten wir Rei der inzwischen ebenfalls etwas genervt von Tiziano war. Wie schaffte es der Kerl nur alle gegen sich aufzubringen? Unterwegs beschwerte sich Peter über Violettas Verlobten. Inzwischen war ich mir in einen Punkt sicher. Der Kerl war ein wandelndes Klischee. Vor dem Museum mussten wir feststellen dass es erst in ein paar Stunden aufmachen würde. So lange würde ich aber nicht in der Kälte stehen. Darum schickten wir Rei zurück zur Herberge während Peter und ich die Ruinen etwas nördlich von hier untersuchen würden. In den Aufzeichnungen stand dass dort ein vergessener Schatz war. Diese Idee brachte gleich zwei Vorteile mit sich. Der Erste war das wir Erim mitnehmen konnten. Der Zweite das wir nun zu dritt gingen. Während ich so darüber nachdachte wurde mir bewusst dass Rei, wenn er nur konstruktives von sich gab, eigentlich ganz okay war. Natürlich würde ich ihm das nicht sagen. Erim musste uns aus der Luft entdeckt haben, denn er kam uns fröhlich entgegen. Eigentlich eine ziemlich einzigartige Situation die bestimmt seit mehreren tausend Jahren nicht mehr vorgekommen war. Wir erklärten dem Drachen unseren Plan. Der war sofort Feuer und Flamme für diesen und bot an uns auf seinen Rücken zu tragen. Ich lehnte ab und wurde prompt überstimmt. Zuerst nahm der Zwerg platz und danach ich.

„Keine Sorge, wenn du Angst hast kannst du dich an mir festhalten“, scherzte Peter fröhlich. Er hatte keine Ahnung das ich sein Angebot ernst nehmen würde.
 

Violetta:
 

Irgendwas war mit Arashi los.

Bei der Besprechung wirkte sie diesmal zurückhaltender als sonst.

Als sie mit Rei unsere Herberge verließ stellte ich mir vor was sie von ihm wollte und errötete. Dann schüttelte ich den Kopf. Nein, Arashi war nicht so eine.

„Peter, was glaubst du will Arashi von ihm?“, erkundigte ich mich bei den Zwerg, doch dieser antwortete nur: „Was geht mich das an. Ach bevor ich das schon wieder vergesse. Ich habe etwas für dich“, informierte er mich. Aus seiner Tasche zog er ein Schwert mit einer Halterung für einen Gürtel hervor.

„Das ist für dich und denk ja nicht ans Bezahlen. Ich nehme nämlich nicht das Geld von Elfen an.“ Sprachlos sah ich Peter an und umarmte ihn was ihm äußerst unangenehm war. Wie auch für Tiziano der sich lauthals Gehör verschaffte. Bis auf diesen kleinen unangenehm Zwischenfall war nicht mehr viel geschehen.
 

Später, als Arashi zurück war, fragte ich Sie aus und wollte alles im Detail wissen doch ich bekam nichts heraus. Vielleicht war es ihr zu peinlich zu offenbaren dass sie und Rei nun ein Paar waren.
 

Das Kleid hing ordentlich am Schrank. Die Ballschuhe standen neben dem Bett und der Schmuck lag in der Truhe. Den Stein trug ich bei mir und ich würde ihn auch auf dem Ball tragen. Nur halt etwas versteckt im Ärmel meines Kleides da das Gepäck bei der Garderobe abgenommen werden würde. Ich hoffe das alles gut geht. Gedanklich ging ich die Liste noch mal durch. Der letzte Gedanke bevor ich in den Schlaf entglitt war an Arashi und Rei. Als ich wieder erwachte bemerkte ich recht schnell das Arashi nicht mehr da war. Ich ging zu Tiziano um mit ihm noch mal zu reden. Gähnend verließ dieser das Zimmer welches er mit Rei und Peter teilte.

„Guten Morgen, Tiziano. Das trifft sich sehr gut dass du da bist. Ich muss mit dir noch einmal reden.“

„Wie bitte?“, murmelte er irritiert. Da Arashi nicht da war ging ich mit Tiziano in unser Zimmer.

„Also... um es dir direkt zu sagen. Ich will dass du zu meinen Freunden netter bist. Besonders wenn du uns noch weiter begleiten möchtest.“

„Ihr seid doch diejenigen welche mich nicht leiden könnt“, regte er sich auf aber dann beruhigte er sich wieder.

„Du weißt doch wie schwer es mir fällt unter nicht Elfen zusammenzuleben aber ich werde mich um deinetwillen noch mehr bemühen“, lenkte er ein und ging raus. Sein Gesicht wirkte dabei sehr nachdenklich. Ich hoffe er nahm meinen Rat zu Herzen.
 

In diesem Moment klopfte es an der Tür und Rei kam herein.

„Entschuldige dass ich störe aber ich wollte dir das unbedingt zeigen.“ Ich sah wie er mit einem Kleiderbündel unterm Arm ganz ins Zimmer hineintrat und es öffnete. Das Kleid was er offenbarte war wunderschön.

Es war ein goldenes Kleid mit einem Reifrock was momentan Mode war bei den Menschenfrauen. In der Mitte des Kleides war eine ovale silberne Brosche.

„Es ist wunderschön Rei. Sag schon, ist es euer Hochzeitskleid. Ich meine ihr seid doch jetzt ein Paar, oder?“, fragte ich begierig. Der Gestaltwandler errötete stark und blickte verlegen weg.

„Wie kommst du darauf?“, hakte er nach.

„Na, das Kleid ist doch viel zu schön um es nur für einen normalen Tanzball zu tragen und dann das heimliche Gespräch letztens“, offenbarte ich ihm meine Vermutungen.

„Achso das... Nein es war eher weniger romantisch dieses eine Treffen und dieses Kleid. Ich dachte mir sollte dir etwas geschehen sodass du nicht zum Ball kannst könnte Arashi für dich einspringen. Nur brauchte sie für diesen Fall ein eigenes Kleid da ihr unterschiedliche Maße habt“, erläuterte er.

„Du übertreibst doch mit der Gefahr, Rei“, konterte ich.

„Erinnerst du dich noch das was im Waisenhaus geschehen war?“, kam es dunkel von ihm. Klar tat ich es. Wer würde es nicht?

„Ich kann auf mich selber aufpassen außerdem Rei. Pass du mal lieber mehr auf deine zukünftige Verlobte auf. Ich finde das ihr sehr gut zusammenpasst und unterstütze dich“, entgegnete ich.

„Danke“, brachte er nur hervor räusperte sich und wechselte das Thema.

„Wegen dem Ball heute Abend. Es ist wohl am besten wenn wir so tun als würden wir uns nicht kennen.“

„Das geht in Ordnung es würde auch zu seltsam aussehen.“ Als Rei das Zimmer verlassen hatte las ich noch ein paar Bücher über die menschliche Etikette am Tisch und über das gute Benehmen am Hofe des Königs, welche ich mir ausgeliehen hatte.

Die Bücher halfen mir meine Nervosität zu beruhigen da es nun mein erster Ball bei den Menschen war. Mittags verbrachte ich die Zeit mit Tiziano und Rei und den Nachmittag bereitete ich mich für den Ball vor was einiges an Zeit benötigte.
 

Gemeinsam gingen wir die Straßen zum Ball da eine Kutsche zu bestellen überflüssig wäre. Dazu war es zu nah. Ich wollte gerade meinen Mantel in der Garderobe abgeben als ich einen Aufruhr hörte. Als ich danach umsah entdeckte ich ein allzu bekanntes Gesicht.

Eine Höhle

Kapitel 17. Eine Höhle
 

Arashi:
 

Erim landete sanft auf einer Wiese vor der Höhle. Erst als er mit beiden Beinen auf der Erde ankam entließ ich Peter aus meinen Klammergriff. Dieser nutzte die Gelegenheit um vom Drachen zu springen, ehe er mir hinunter half.

„Kann es sein das du Höhenangst hast?“, fragte er mit einem leisen Lachen.

„Wie kommst du denn darauf?“, erwiderte ich, wobei meine Stimme etwas höher klang als normal.

„Ach, war nur so ein Gedanke. Nicht weiter wichtig. Gehen wir?“

Ich tat so als so als würde ich nach ihm treten, bevor ich seiner Aufforderung folge leistete. Noch auf den Weg erkundigte ich mich wie wir dort etwas sehen wollten. Wenig später kannte ich die Antwort. Peter hatte zwei Laternen mitgenommen. Da der Eingang sehr breit war, folgte Erim uns ins Innere. Nach ein paar Minuten Fußmarsch, kamen wir zu einer großen Schlucht. Da es keinen weiteren Weg gab war klar das wir da runter mussten. Zu meinen Leidwesen war Fliegen der schnellste Weg. Dieser Flug dauerte zum Glück nicht so lange, obwohl der Kleine langsamer flog. So landeten wir in der Schlucht wo wir bereits erwartet wurden. Eine Gruppe Zwerge stand uns gegenüber von denen einer Peter überraschend ähnlich sah. Er war es auch der zu sprechen begann.

„Sei gegrüßt, Peter Katzengold. Es ist lange her.“

„Das ist es, Siegbald. Was willst du hier?“, fragte Peter erstaunt.

„Ich bin hier um die Familienehre wieder her zu stellen. Durch deinen Verrat wurden wir aus der Hauptstadt verbannt und werden seit diesem Tage geächtet. Diese Schande kann nur wieder gut gemacht werden, wenn ich den Stein der Macht zurück bringe.“ Traurig schüttelte Peter den Kopf.

„Verzeih mir, Bruder, aber ich kann das nicht machen. Es gibt zu viele Feinde im eigenem Land. Arashi teste sie.“ Ich nickte und verwendete die Kraft des Steins. Zu meinen Erstaunen stellte ich fest das es sich um den echten Bruder handelte. Dafür waren alle anderen Gestaltwandler. Der Zwerg drehte sich zu seine Kameraden geschockt hin. Unglauben zierte sein Gesicht.

„Was...“ Weiter kam er nicht, da er in diesen Augenblick angegriffen wurde. Erstaunt stellte ich fest dass er ein sehr geschickter Krieger war. Leider blieb zum bewundern wenig Zeit denn in den Moment wurde auch ich angegriffen. Ich wehrte einen Axthieb mit beiden Schwertern ab und brachte meinen Gegner mit einem Fußtritt aus dem Gleichgewicht. Zum endgültigen Schlag kam ich nicht, da Peter ihn mit einen gezielten Axthieb köpfte. Wir nickten uns kurz zu und stürzten uns wieder ins Kampfgetümmel. Plötzlich spürte ich einen starken Schmerz im Bauch. Ich sah mein Gegenüber geschockt an, ehe ich ihm mit letzter Kraft mein eigenes Schwert in den Hals rammte. Der Gestaltwandler stürzte zu Boden und es grenzte an ein Wunder das ich noch ausweichen konnte. Gerade als ich mich bemühte wieder auf die Beine zu kommen bemerkte ich wie Peter mir geschockt entgegen kam. Meine Sicht wurde langsam etwas verschwommen. Vage bekam ich mit wie Erim und Peters Bruder zu uns stießen. Offenbar hatten wir den Kampf gewonnen.

„Was ist hier los? Sag schon Peter. Was wird hier gespielt?“, fragte der Zwerg. Dabei klang er mehr verwirrt als wütend.

„Gestaltwandler. Ich erkläre es dir später. Hilf mir lieber Arashis Wunde zu versorgen. Hey, wach bleiben. Nicht schlafen.“ Er sagte noch mehr doch ich verstand ihn nicht so ganz. Dafür bekam ich mit wie meine Verletzung verbunden wurde.

„Du bleibst bei Arashi. Ich gehe mit den Drachen den Stein holen.“ Der Angesprochene nickte nur und stellte mir ein paar Fragen um mich wach zu halten. Wenig später kamen die beiden mit einem leuchtenden Stein zurück. Peter hob mich einfach auf den Drachen und stieg dann selbst auf. Sein Bruder kletterte ebenfalls auf den Drachenrücken. Dann flogen wir los. Während des ganzen Fluges nahm ich alles nur sehr vage mit. Sogar die Höhe war in den Moment unwichtig. Dafür nahm ich die immer stärker werdenden Schmerzen um so deutlicher wahr. Ebenso dass mir die Kälte in alle Glieder kroch. Ohne Peter wäre ich vermutlich entweder erfroren oder vom Drachen gefallen.

„Hey, durchhalten Mädel, wir sind gleich da. Kratz mir jetzt bloß nicht ab. Rei bringt mich sonst noch um“, sprach Peter auf mich ein. Ich nickte leicht.

„Mach ich“, flüsterte ich leise während wir der Stadt entgegen flogen. Wir landeten im Hof der Herberge, wo Peter mich sofort ins Haus trug. Mir war vorher nie aufgefallen, wie stark der Zwerg eigentlich war. Im Zimmer angekommen, ging der Zwerg sofort los um Violetta zu holen während ich in einen leichten Dämmerzustand glitt.
 

Violetta:
 

Meine Gedanken an den Ball waren erst einmal verflogen als ich bemerkte wie aufgeregt Peter war. Dieser versuchte zu mir und meinen beiden Begleitern zu gelangen doch man ließ ihn nicht durch, da er nicht passend gekleidet war. Ich warf mir den Mantel wieder um und eilte zu ihm.

„Der gehört zu uns!“, rief ich worauf man ihn losließ.

„Was ist passiert, Peter? Geht es den anderen gut?“, erkundigte ich mich sogleich.

„Wo ist Arashi?“, fragte Rei direkt mit deutlicher Angst in der Stimme.

„Mir und Erim geht es gut aber Arashi... Komm keine Zeit alles zu erklären. Sie braucht dringend Hilfe“, berichtete er hastig. Ich eilte so schnell es mir das Kleid ermöglichte Peter hinterher.
 

Der Weg führte uns zu unserer Herberge. Oben im Zimmer verharrte ich kurz an der Tür ehe ich zu Arashi hineinstürmte. Ihr Anblick erschreckte mich sehr.

Die sonst so starke Kriegerin lag geschwächt in ihrer blutdurchtränkten Kleidung da. Ich schickte Rei weg um warmes Wasser und Tücher für die Wunden zu besorgen. Die anderen Männer schickte ich ganz raus da ich die Wunde befreien musste um einen besseren Blick darauf zu haben und Arashi wäre es sicher nicht recht wenn diese sie so entblößt sähen. Auf dem Bauch entdeckte ich einen Verband der von ihrem Blut durchtränkt war.

Ihr Atem ging stoßweise. Auch war ihr Blick ganz glasig. Ich war mir nicht sicher ob sie mich wahrnahm. Der Verband auf dem Bauch lag gut aber es reichte noch lange nicht um sie über den Berg zu bringen. Rei klopfte an und ich rief ihn herein. Mit schnellen schritten stellte er den Eimer mit Wasser und Tüchern neben mir.

„Woher hast du so schnell heißes Wasser herbekommen?“, fragte ich verdutzt.

„Erim“, antwortete er nur.

„Wie geht es ihr?“

„Nicht gut aber sie wird durchkommen. Geh, ich brauch meine volle Konzentration dafür“, informierte ich ihn. Dieser rührte sich keinen schritt.

„Geh, hab ich gesagt!“, fauchte ich ihn an. Wenn es um Patienten ging war ich unerbittlich. Besonders nahe Angehörige störten bei Operationen.
 

Nachdem Rei widerwillig den Raum verlassen hatte säuberte ich grob den Bereich um den Verband. Darauf legte ich meine Hand auf diesen. Mit meiner Magie suchte ich nach Kieselsteinen und anderen Sachen die zu einer Entzündung führen könnten. Als ich nichts fand entfernte ich den Verband und legte meine Hand direkt auf die Wunde um ein Verbluten zu verhindern. Sogleich verschloss ich mithilfe des Steins der Macht die Verletzung. Ich ließ dazu das Fleisch wieder zusammenwachsen. Früher wäre das ein schwerer magischer Kraftakt gewesen, aber nun, mit dem magischen Stein gelang es mir um einiges einfacher. Es war trotzdem schwer weil jeder Fehler von mir ihr restliches Leben negativ beeinflussen würde. Ich reinigte ihre Wunde mit einem in Wasser getränkten Tuch und untersuchte den Körper nach anderen Verletzungen doch ich fand nichts rnsthaftes. Es waren nur kleine Schrammen und blaue Flecken. Ich reinigte zuletzt noch einmal ihr Gesicht, kleidete sie neu ein, deckte sie zu und bat Rei, der vor der Tür stand Arashi später etwas zu trinken zu geben, da sie noch zu geschwächt war selber es selber zu tun.
 

Ich ging an die frische Luft wo ich Peter, Tiziano und einen mir unbekannten Zwerg sah.

„Wie geht es ihr“, fragten Peter und Tiziano wie aus einem Munde.

„Sie wird durchkommen. Rei ist bei ihr“, teilte ich ihnen erschöpft mit.

„Nur meine Schuld“, hörte ich Peter bitter fluchend.

„Wie meinst du das? Willst du behaupten das du ihr diese Verletzung angetan hast?“, spottete ich leicht.

„Nein, das nicht aber obwohl sie eine starke Kriegerin ist, bleibt sie eine Frau und ich hätte sie da besser beschützen sollen“, erklärte er sich.

„Du klingst ja fast genauso wie Rei. Was soll das? Reiß dich gefälligst zusammen. Außerdem wäre sie ein Mann hätte es ihr genauso passieren können“, konterte ich trocken.

„Aber es ist trotzdem meine Schuld.“

„Und warum, Peter? Du hast ihr die Wunde nicht zugefügt und hast wohl auch nicht nur die Däumchen gedreht als sie gegen die Feinde gekämpft hatte, wer auch immer das war, oder?“, sagte ich genervt. Schweigen herrschte unter uns.

„Kann mir mal jemand endlich mal erzählen was hier vorgeht?“, meldete sich nun der mir unbekannte Zwerg zu Wort. Peter begann zu erzählen.

„Also es ist so. Es wurde vor langer Zeit ein mächtiges Artefakt hergestellt das zu mächtig war sodass es in vier Teile aufgesplittert wurde. Es gibt eine Gruppe die aus Gestaltwandlern besteht, welche diese Artefakte an sich nehmen wollen um es für ihre eigenen Ziele zu nutzen. Das Gefährliche an ihnen ist dass sie sich in jeden verwandeln können sodass sie überall sein können.“

„Du meinst also dass meine Kameraden vielleicht schon seit Wochen ausgetauscht wurden sind und vielleicht sogar schon lange tot sind?“

„Oder, dass es sie nie gegeben hat, so wie du die glaubtest zu kennen“, fügte ich grimmig hinzu.

„Warte mal. Diese Leute mit den komischen grünen Haaren heißen also Gestaltwandler?“, wollte der Zwerg wissen.

„Wir sollten nicht hier draußen über so etwas reden. Wer weiß, wer uns alles zuhört“, warnte Tiziano uns.

„Da hast du vollkommen recht. Lasst uns reingehen“, stimmte ich ihm vollkommen zu und sah mich noch kurz nach Lauschern um. Doch ich entdeckte niemanden Fremden der uns zuhörte.
 

Wir gingen ins Schlafzimmer meiner Begleiter und erzählten Siegbald unsere Geschichte. Ich hätte nicht gedacht das Peter einen Bruder hat aber jetzt sah man schon die Familienähnlichkeit.

„Ich geh und sehe nach Arashi ob es ihr besser geht“, verabschiedete ich mich von ihnen und gähnte leise. Als ich das Zimmer betrat sah ich wie Rei besorgt neben Arashi´s Bett saß und ihre Stirn nach Fieber abtastete.

„Du kannst gehen. Ich passe jetzt auf sie auf“, versicherte ich ihm, doch er schüttelte nur den Kopf.

„Du kannst draußen Wache halten. Ich bin sicher das Peter dir helfen wird immerhin hat er noch ein schlechtes Gewissen. Von mir aus auch Tiziano. Der schien auch besorgt zu sein.“ Als er sich immer noch nicht rührte fügte ich noch hinzu: „Außerdem muss ich mich umziehen.“ Widerwillig verließ er das Zimmer und ich überprüfte Arashi, welcher es nun um einiges besser ging aber es würde noch ein paar Tage dauern bis sie wieder ganz in Ordnung wäre. Ich zog mir ein Nachthemd an und versuchte die Blutflecken aus dem Ballkleid zu entfernen was sich als sehr schwierig erwies. Leider konnte ich es nicht zur Reinigung geben. Wie sollte ich auch nur das ganze Blut erklären? Am Ende müsste dann Arashi wirklich mich auf dem nächsten Ball ersetzen um an Informationen heranzukommen, dachte ich belustigt und hängte das Kleid zum trocknen über einen Bügel.
 

In der Nacht schlief ich sehr unruhig. In meinen Träumen erschienen Gestaltwandler die versuchten mich und meine Freunde zu töten oder sie zu quälen um dadurch an meinen Stein heran zu kommen.

Mit Angstschweiß erwachte ich und schaute nach Arashi um die scheinbar ruhig schlief. Im Dämmerlicht der aufgehenden Sonne überprüfte ich sie. Darauf versuchte ich im Schein einer Kerze ein Buch zu lesen um mich abzulenken. Es war ein kleiner Abenteuerroman der Menschen wo ein Ritter eine Prinzessin vor einem bösen Drachen rettete und die Prinzessin heiratete. Kurz vor Ende des Buches schlief ich ein.

Ein neuer Plan

Kapitel 18. Ein neuer Plan
 

Arashi:
 

Um mich herum war es dunkel. Vermutlich würde ich mit offenen Augen auch nicht mehr sehen, doch im Moment fehlte mir die Kraft sie zu öffnen. Darum blieb ich einfach liegen und lauschte den Geräuschen um mich herum. Als erstes hörte ich den Atem einer weiteren Person. Wer das wohl war? Es klang nach einen männlichen Person. Mit großer Kraftanstrengung gelang es mir die Augen zu öffnen. Ich lag in der Herberge, in dem Zimmer welches ich mir mit Violetta teilte. Es war um einiges heller als zunächst angenommen. Vermutlich war schon Vormittag. Leider war mein Sichtfeld immer noch stark eingeschränkt so dass ich nicht erkennen konnte wer da noch im Zimmer war. Dann hörte ich ein paar Schritte und wie jemand endlich in mein Sichtfeld trat. Ich erkannte Tiziano. Was machte er in diesen Zimmer und warum sah er so besorgt aus? Weiter kam ich nicht zum Nachdenken, denn in diesen Augenblick schlief ich wieder ein.
 

Beim zweiten Erwachen an diesen Tag fühlte ich mich schon wieder viel Kräftiger. Jedenfalls stark genug um die Augen beim ersten Versuch zu öffnen. Ein kleiner Erfolg meinerseits. Das Zimmer war noch heller und ich schätzte dass es bereits früher Nachmittag sein musste. Mit aufstehen würde es im Moment nichts werden da mir schwindelig war, doch der Durst war unerträglich. Zum Glück entdeckte ich auf einen kleinen Tisch neben den Bett ein Glas mit Saft. Ob es in Ordnung war wenn ich davon etwas trank? Sei es drum. Ich streckte meinen Arm aus und griff nach dem Becher. Zwar dauerte es etwas länger als normal bis es mir gelang den Becher zu greifen, doch es gelang mir. Ich trank ihn mit zwei Schlucken komplett aus. Nun wo dieser Durst verschwunden war, schloss ich erneut die Augen und schlief wieder ein.
 

Als ich das dritte Mal erwachte war es schon wieder Morgen. Mist, warum schlief ich nur so lange? Nun war es aber wirklich an der Zeit aufzustehen. Was zu meiner großen Freude ohne große Schwierigkeiten gelang. Meine Kleidung lag auf meiner Tasche. Jemand hatte sich die Mühe gemacht, den Lederharnisch zu reparieren. Gerade, als ich mit den Umziehen fertig war, kam Rei leise ins Zimmer.

„Guten Morgen Rei. Schon mal was vom Anklopfen gehört?“, fragte ich mit einen leichten Lächeln. Man sah ihn nämlich ganz deutlich an dass er sich große Sorgen gemacht hatte.

„Guten Morgen, Arashi. Wie geht es dir?“, erkundigte er sich leicht verlegen.

„Mir geht es gut. Wie lange habe ich geschlafen?“, wollte ich neugierig wissen.

„Einen vollen Tag. Keine Sorge, du hast nicht viel verpasst. Es gibt ein paar Bälle auf denen wir an Infos kommen könnten. Hast du Hunger? Soll ich dir etwas zu Essen bringen?“ Ich schüttelte den Kopf.

„Ich gehe runter in den Speisesaal. Ich bin fit genug.“

Er runzelte die Stirn, sagte aber nichts mehr dazu. War auch besser so. Der Gestaltwandler begleitete mich nach unten wo wir bereits erwartet wurden. Peter benahm sich wie ein perfekter Gentleman und zog den Stuhl zurück damit ich mich hinsetzen konnte. Ob er wohl ein schlechtes Gewissen hatte? Ne, auf gar keinen Fall. Es war meine Schuld dass ich verletzt wurde. Ich war unvorsichtig.
 

Wir redeten darüber was wir zu tun gedachten.

„Ich bin dafür dass wir weiter reisen. Hier haben wir nichts mehr zu tun“, begann Peter.

„Nein, ich will noch zu diesen Ball. Bitte“, mischte sich Violetta ein.

Tiziano schloss sich Peters Meinung an, weshalb ihn alle anderen verwirrt anschauten. Ein Klischee Elf der einen Zwerg zustimmte. Vielleicht wurde er langsam verrückt oder er wurde ja still und heimlich ersetzt. Ne, das hätten wir gemerkt. Er wurde verrückt. Rei war ebenfalls dafür auf den Ball zu gehen.

Siegbald mischte sich während des Gesprächs nicht ein.

„Was denkst du, Arashi?“, wollte Peter meine Meinung hören.

„Ich denke, wir sollten zum Ball gehen. Dort können wir vielleicht einen Verbündeten finden der den König warnt.“

„Wieso interessiert du dich für den König, Arashi? Ich will dich nicht beleidigen, aber ich glaube kaum das du ihn schon mal begegnet bist“, erkundigte sich Tiziano.

„Stimmt, ich bin ihm wirklich noch nie begegnet, doch ich bin ein Mitglied der Wache von Lumia. Ich habe geschworen mein Land und meinem König zu beschützen. Darum.“ Das schien den Elf ziemlich zu erstaunen. Komischer Kerl. So etwas war doch offensichtlich. Damit war das ganze beschlossene Sache. Wir entschieden alle zum Ball hin zu gehen, wobei Violetta vorschlug dass ich im Kleid kommen sollte. Etwas das ich schon aus Prinzip ablehnte. Allein die Vorstellung. Ich in einen Kleid. Auf gar keinen Fall.

„Warum nicht. Ich meine das wäre die Gelegenheit für dich wieder ein Kleid zu tragen. Immerhin sind wir hier nicht auf den Schlachtfeld“, kommentierte Siegbald.

„Nicht jede Frau trägt gerne Kleider. Komm schon, hat niemand eine bessere Idee?“, fragte ich und schaute dabei bewusst Peter an.

„Du könntest dich als Mann verkleiden“, schlug dieser vor. Woraufhin Rei ihn böse ansah.

„Das geht nicht dann haben wir nicht genug Frauen“, mischte er sich ein.

„Dann geh doch du als Frau, Rei. Wenn wir dich ein bisschen ausstopfen geht das schon“, argumentierte ich bissig. Der Gestaltwandler sah mich enttäuscht an, sagte aber nichts mehr dazu. Am Ende beschlossen wir dass ich und Rei uns bei der Wache bewarben um so beim Ball dabei zu sein. Die anderen vier würden als Gäste dort aufkreuzen.
 

Rei und ich brauchten etwas Zeit um das richtige Haus zu finden da die Häuser zwar alle sehr prachtvoll waren jedoch irgendwie alle gleich aussahen. Bei der Rekrutierungsstelle war außer uns niemand zu sehen. Ein Mann mittleren Alters der so aussah als hätte er Zwergen- und Elfenblut in sich trat hinzu. Er stellte sich mit mich als stellvertretende Kommandantin der Wache von Lumia vor. Rei gab ich als meinen Schüler aus. Laut meiner Erzählung war er aus guten Hause und sein Vater bezahlte mich dafür um aus ihn einen Mann zu machen. Wir waren auf Durchreise und ich dachte mir das wäre eine gute Gelegenheit ihn einiges bei zu bringen. Haakon war begeistert. Zur Sicherheit forderte er uns trotzdem zu einem Probekampf heraus. Ich trat zuerst gegen ihn an und hatte innerhalb weniger Minuten gewonnen. Rei´s Kampf dauerte etwas länger, da er ja einen Schüler spielte. Am Ende verlor er knapp gegen seinen Gegner. Der Kampf war trotzdem ziemlich beeindruckend. Vor allem da der Gestaltwandler es schaffte seine Kampftechnik, sowie seine Art zu sprechen seiner Rolle perfekt angepasst hatte. Als wir uns verabschiedeten bot Haakon mir eine dauerhafte Anstellung an. Doch ich lehnte dankend ab da ich nicht aus Lumia weg wollte. Die Möglichkeit in der Kaserne zu übernachten nahm ich allerdings an. Wenn wir so tun wollten als würden wir uns nicht kennen war es besser an verschiedenen Orten zu übernachten.
 

Nach dem Gespräch sprach ich Rei auf seine schauspielerischen Fähigkeiten an.

„Beeindruckend wie gut du dich in eine Rolle hinein versetzen kannst“, lobte ich ihn.

Er wurde etwas rot und zuckte seine Schulten.

„Das haben wir seit frühster Kindheit gelernt. Da wird einen schon in frühen Jahren eingetrichtert die eigene Persönlichkeit aufzugeben um ein guter Spion zu werden. Ich glaube wir sollten die anderen einweihen und dann wieder zurück zur Wache gehen.“

„Stimmt, du brauchst Unterricht.“ Ich lachte und boxte ihn leicht gegen die Schulter. Dann ging ich voran zu meinen Freunden.
 

Violetta:
 

Dank meines Tees mit gewissen Schlafkräutern brauchte ich mir keine Sorgen machen dass Arashi sich in unnötige Abenteuer stürzte ohne an ihre Gesundheit zu denken. Der Tag verging und es stand ein neuer Ball an doch Arashi weigerte sich strickt das Kleid anzuziehen welches Rei besorgt hatte. Schade. Dabei hätte es ihr so gut gestanden. Peter und dessen Bruder Siegbald verabschiedeten sich da sie sich doch anders entschieden hatten und lieber Zeit mit Erim verbrachten als in der Gesellschaft von arroganten adligen Menschen. Die, wie Peter sagte: „nichts mit unzivilisierten kleinen schmutzigen Gnomen Gesellschaft haben wollten.“

Dies hieß das nur noch Tiziano und ich den Ball als Gäste genießen konnten.

In der Garderobe gaben wir unsere Mäntel ab. Das Kleid sowie der Mantel waren dank der guten Seife vom Gasthof wieder in Ordnung. Im Ballsaal waren viele fein gekleidete Adlige anwesend welche kleine Diskussionen führten oder auf der Tanzfläche beschwingt mit der Musik tanzten die von Musikanten in der Ecke gespielt wurde.
 

Am Rand entdeckte ich einige Tische mit einigen Getränken wie Wasser oder erlesene Weine aus allen Ländern sowie kleine Happen.

Ich begab mich an einen Tisch mit jungen Herren die mir sogleich einen Platz anboten. In der Diskussion ging es darum dass der Menschen König höhere Steuern eintreiben wollte. Ich erzählte im Vergleich kurz wie wir das im Elfenreich mit den Steuern handhabten doch die Männer waren nicht gerade begeistert davon. Immerhin sei ich nur eine Frau und dazu eine Elfin die mit der Politik der Menschen viel zu wenig vertraut sei um da mit zu diskutieren.
 

Beleidigt ging ich auf eine Gruppe von Frauen zu in der es darum ging dass der König möglicherweise eine Geliebte habe was für mich weniger von Interesse war. Mit geschickten Worten wendete ich das Thema auf magische Artefakte ihre Besonderheiten und Aufenthaltsorte doch ich merkte schnell dass sie wenig Ahnung davon hatten oder gar großes Interesse daran besaßen. Das überraschte mich etwas, immerhin war diese Stadt berühmt für ihren exzellenten Magie Unterricht. Gerade kam Tiziano heran und bat mich um einen Tanz den ich gerne annahm. Am Anfang war es ein schnelles Lied bei dem ich aus Versehen gegen ein anderes Paar anstieß doch durch ein schnelles Entschuldigen war es wieder in Ordnung. Danach kam ein romantisches Lied wo wir uns anschmiegten.
 

Ein Schrei durchbrach die schöne Stimmung. Es war eine dieser adligen Damen die entsetzt nach ihren Hals griff und dann auf mich zeigte.

„Sie war es! Ich weiß es ganz genau“, verurteilte sie mich. Tiziano stellte sich schützend vor mir und sah sie mit hochgezogenen Augen ansah was ich gerade so von der Seite sah

„Woher wollen sie das wissen? Immerhin sind so viele Gäste hier die es auch hätten sein können“, fragte er herausfordernd

„Das ist doch klar“, erwiderte sie hochnäsig.

„Ich weiß doch wie die Elfen sind. Sobald sie Diamanten sehen können sie einfach nicht widerstehen“, erklärte sie worauf ihre Freundinnen zustimmten. Zornesröte schoss meinen Wangen hoch.

„Wie könnt ihr es wagen...“, fauchte ich und ballte meine Fäuste. Weiter kam sie nicht da ein anderer sagte den ich gerade nicht sah.

„Dann prüft doch! Wenn in ihren Taschen nichts ist wird sie wohl unschuldig sein. Wir sollten dann auch bei allen anderen nachsehen ob es sich vielleicht bei diesen befinden könnte.“ Von vielen Ecken hörte ich ein empörtes Schnauben.

„Fein... ich werde euch meine Unschuld beweisen“, äußerte ich und griff in meine Kleidertaschen und erstarrte. Es war wie aus großer ferne als ich ein Diamantenhalsband herauszog. Meine Gedanken überschlugen sich. Wie konnte das nur geschehen? Ich war völlig ratlos.

„Seht ihr? Ich habe recht!“, rief diese Frau triumphierend und nahm sich ihre Kette wieder an sich.
 

Ohne große Widerworte ließ ich mich abführen. Tiziano folgte mir. Da dachte ich es könnte ein schöner Abend werden und nun das! Die Gänge waren lang. Man sagte mir dass ich solange in Gewahrsam verharren müsste, bis ein Urteil gesprochen ist. Einer der Wachen meinte gehässig auf die Frage meines Begleiters dass meine Bestrafung eine extrem hohe Geldstrafe sein könnte wie auch den Ausschluss aus allen Festivitäten in dieser Stadt. Als ich mich aufregen wollte beruhigte mich Tiziano. Dieser versprach, als er sich von mir verabschiedete, die anderen aufzusuchen um berichten was geschehen war. Ich setzte mich auf die Holzbank und hoffte dass alles doch irgendwie gut ausgehen und der wahre Dieb gefangen werden würde.

Ausbruch

Kapitel 19. Ausbruch
 

Arashi:
 

Ich konnte es nicht glauben. Da war doch tatsächlich einer der Diener so dreist und pinkelte an eine der feinen Kutschen. Da ich so ein Verhalten aus Lumia nicht kannte, trat ich ihn in den Rücken, weshalb er mit den Gesicht voran in der von ihn geschaffenen Pfütze landete. Der Mann stand auf und sah erst mal richtig wütend aus.

„Was bildest du dir du...“, lallte der Mann aufgebracht. Sein Atem stank nach Alkohol. Ich rümpfte die Nase und blickte ihn ernst an.

„Was bilden sie sich ein? Es gehört sich nicht einfach so vor eine Kutsche zu pinkeln“, entgegnete ich ruhig.

„Was muss, das muss. Gegen die Natur kann man nichts machen.“ Er kam auf mich zu, und es sah so aus als wollte er zuschlagen. Jedoch hatte er so viel getrunken dass er viel zu langsam reagierte. Es war ein Kinderspiel auszuweichen und ihn von hinten eines meiner Schwerter an die Kehle richten.

„In Lumia macht man so etwas nicht und willst du auch wissen warum das so ist? Ich sag es dir. Weil jedem, der sich betrunken in eine Seitengasse oder so etwas verirrt, die Kehle aufgeschlitzt wird. Vielleicht sollte ich das hier einführen und mit dir anfangen.“ Den Kerl ließ ich laufen. Trotz seines hohen Alkoholkonsums rannte er überraschend schnell. Ich drehte mich zu Rei um der Aufmerksam zugeschaut hatte und nun applaudierte.

„Und so geht man mit einen betrunkenen Wildpinkler um“, erklärte ich Rei, da in diesen Augenblick Haakon kam.

„Sei gegrüßt, gibt es etwas neues von drinnen?“, erkundigte ich mich, obwohl die Frage streng genommen vollkommen überflüssig war. So aufgeregt wie er aussah musste etwas los sein. Die Frage war nur was?

„Eine Elfe hatte zu lange Finger“, schilderte er mir.

„Verstehe und was ist daran so besonders? Ich meine so etwas ist schon öfters vorgekommen. Sie würden mich bestimmt nicht wegen einen einfachen Diebstahl holen“, wunderte ich mich schon sehr darüber.

„Stimmt. Ein Elf ist bei ihr. Dieser sagt, er würde nur mit jemanden aus Lumia sprechen. Und, naja außer euch beiden kommt niemand von uns aus jener Gegend. Daher dachte ich...“

„Ist schon in Ordnung. Ich werde mit ihn reden“, versicherte ich dem Mann, der darauf hin erleichtert Luft holte. Ich dagegen runzelte besorgt die Stirn. So wie es im Moment aussah musste der Elf Tiziano sein und die Diebin Violetta. Das war zumindest die einfachste Erklärung.
 

Zu dritt gingen wir zum Hauptquartier, wo wir bereits erwartet wurden. Tiziano saß in einen Verhörraum und sah so wie eh und je stolz aus. Haakon bot an mit rein zu kommen. Etwas, dass ich nicht annehmen konnte, weshalb ich höflich ablehnte. Zusammen mit Rei betraten wir den Raum und ich wartete bis sich die Tür hinter mir schloss bevor ich mit meinen Fragen anfing.

„Was ist passiert, Tiziano?“

„Jemand hat Violetta etwas zugesteckt und sie anschließend des Diebstahls beschuldigt. Sie wurde eingesperrt und zur Sicherheit hat man auch mich mitgenommen“, schilderte er in knappen Sätzen.

„Verstehe. Schlecht, sehr schlecht. Diese intriganten Adligen. Wir müssen euch hier rausholen. Bei den Vorurteilen welche hier herum schwirren hat sie keine Chance einen Prozess zu gewinnen. Am besten noch heute, solange sie nicht im richtigen Gefängnis steckt. Ich suche Peter und seinen Bruder. Keine Sorge wir holen euch noch an diesen Tag hier heraus“, versicherte ich ihnen.

„Wie willst du das machen? Es ist immer jemand da“, fragte der Elf etwas verzweifelt.

„Das sieht nur so aus. Vermutlich arbeiten sie in drei Schichten, welche sich überlappen damit immer jemand unterwegs ist und so. Nur, in der Praxis geht das nicht auf. In der ersten Stunde wird immer besprochen was passiert ist und ob man auf irgendetwas besonders achten soll. Wie zum Beispiel ein geflohener Gefangener und in der letzten Stunde im Dienst werden Berichte geschrieben. Wenn wir wissen wann die Ablösung ist können wir euch ganz leicht da raus holen“, erklärte ich ihm leise. Tiziano bedankte sich und wir ließen ihn allein.
 

Draußen schnappte ich mir Haakon um ihn erst mal ordentlich auszuquetschen. Er schien ein ehrlicher Mensch zu sein. Zur Sicherheit testete ich ihn heimlich mit den Stein. Während ich das tat trug Rei eine Kapuze. Zu meiner Erleichterung war Haakon tatsächlich ein Mensch. Ich fragte ihn über die Wachzeiten aus. Anschließend schickte ich Rei los. Offiziell um etwas essbares zu kaufen, inoffiziell um Peter und dessen Bruder zu finden. Ich wollte die Zeit nutzen um mit meinen Kollegen zu reden. Er sah irgendwie bedrückt aus.

„Was hast du? Du siehst so bedrückt aus?“, erkundigte ich mich höflich.

„Die Elfe. Ich glaube nicht dass sie etwas gestohlen hat. Ich denke es ist eine Intrige der Adligen. Vielleicht klingt das verrückt, aber ich glaube hinter unseren Rücken findet gerade eine richtig große Verschwörung statt aber ich kann es leider nicht beweisen“, gestand er mir.

„Das tun sie. Nur ist sie viel größer als du glaubst. Wenn ich dir einen Brief gebe. Würdest du ihn den König geben?“, wollte ich wissen. Haakon dachte kurz angestrengt nach ehe er antwortete.

„Ja, das werde ich machen. Hier hast du Feder, Tinte und Papier. Ich bin in einer halben Stunde wieder da“, teilte er mir mit. Ich beeilte mich mit den Brief. Erstaunt stellte ich fest dass mein Kollege mir keine normale Tinte gegeben hatte. Es war Tinte mit zwei besonderen Eigenschaften. Die erste war dass sie schnell trocknete und die zweite war das die Schrift unsichtbar wurde.
 

Während wir auf Rei warteten redeten wir über unsere Arbeit. Es dauerte noch etwas bis Rei zurück kam. Zu meiner großen Überraschung hatte er tatsächlich etwas dabei. Mein Lieblings Obst, welches leider nur im Winter wuchs. Es waren Drachenfrüchte. Ich aß eine paar davon. Man, waren die lecker! Dann bemerkte ich wie Rei sich eine dieser Früchte genauer ansah.

„Du kannst es ruhig essen. Es ist nicht giftig. Nur etwas sehr bitter, aber ich mag diesen Geschmack“, ermunterte ich ihn. Er kostete etwas davon und verzog sogleich das Gesicht. Erschrocken stellte ich fest das sich seine Augen röteten. Natürlich wusste ich was es bedeutete. So einen allergischen Schock konnte ich oft genug im Waisenhaus sehen. Beim Gestaltwandler war sie noch relativ harmlos. Doch offensichtlich fing auch seine Haut an zu jucken. Oh je. Wenn wir hier weg waren musste ich die Elfe unbedingt nach einen Heilmittel dafür fragen. Wir verabschiedeten uns unter den Vorwand der Allergie. Wenn man es genau nahm hatten wir wirklich Glück dass er darauf allergisch reagierte.

Beim hinausgehen erfuhr ich dass die Befreiung der Gefangenen geglückt war und die anderen außerhalb der Stadt warteten. Außer Erim der an der Mauer auf uns wartete um uns nach draußen zu bringen. Nun das hieß wohl vorerst Abschied von Scire zu nehmen und ins Elfenreich zu reisen.
 

Violetta:
 

In diesem Moment war ich unglaublich glücklich so gute Freunde zu haben.

Würde ich jemanden erzählen das zwei Zwerge mich aus einen Menschengefängnis befreit haben hätten sie über mich gelacht und mich als Lügnerin oder Spinnerin abgetan. Aber es war wirklich so! Peter öffnete geschickt mit einem Dietrich das Schloss sodass ich in die Nacht hinausschlüpfen konnte. Die Nachtluft war eisig und ich fror in diesem Ballkleid. Gemeinsam eilten wir auf einen freien Platz wo Erim auf uns wartete. Diesen umarmte ich zur Begrüßung. Mit ihm flogen wir aus der Stadt da die Tore dieser geschlossen waren. Ich wühlte in meinem Gepäck herum und zog mir noch etwas Warmes über um mir nicht eine Erkältung zu holen. Erim verabschiedete sich und flog über die Mauer der Stadt.
 

Die folgenden Tage waren beschwerlicher als bisher da es viel schneite und starker Wind aufkam sodass wir geschützte Orte aufsuchen mussten um uns am Feuer erwärmen zu können. Mit verschiedenen schmerzstillenden Kräutern und Zaubern heilte ich Rei von seinen allergischen Reaktionen. Wenn nichts zu tun war las ich in den Büchern von Scire, die ich, wie ich mir schwor, eines Tages wieder zurückgeben würde.
 

Wir erreichten nun die Händlerstadt welche die reichste und kulturell bunteste Stadt sein soll im Menschenreich. Erim durfte diesmal mit rein aber mit der Warnung das jeder Schaden den er verursachen würde abbezahlt werden müsse. Scheinbar hatte man nicht immer gute Erfahrung mit Drachen gemacht. Die Stadt stellte ich schnell fest hatte viele Viertel die von den Zwergen oder von einer anderen Gruppe dominiert wurde. Bis auf Drachen, da sie die Berge bevorzugten und nur zum Handel in die Stadt kamen. Wir erreichten ein Gasthaus wo wir uns zwei Zimmer für eine Nacht nahmen. Erim schlief im Stall.
 

Nachdem wir uns mit einer guten Mahlzeit gestärkt hatten besprachen wir unser weiteres Vorgehen im dem Zimmer um nicht belauscht zu werden.

„Was machen wir jetzt?“, fragte ich in die Runde und erhoffte mir eine Antwort. Als keine kam fuhr ich fort: „Soweit wir wissen sind die Gestaltwandler hinter den Steinen der Macht her von denen wir bis jetzt drei Stück besitzen. Also Arashi, Erim und ich. Der einzige Stein welcher uns fehlt liegt soweit wir wissen bei den Drachen“, fasste ich zusammen.

„Das stimmt Violetta, doch dazu kommt dass die Gestaltwandler einen Krieg wollen um dieses Land und alle Bewohner darin zu Untertanen zu machen die nicht ihresgleichen sind“, merkte Rei an. Arashi setzte fort „Und deshalb haben wir die Elfenkönigin gewarnt sowie den Menschenkönig. Jetzt müssen nur noch die Zwerge und Drachen warnen. Mal überlegen... Am besten ist es wenn Erim mit dir Violetta zum schwarzen Drachen in Katona hin fliegen um mit dessen Hilfe die restlichen Drachen überzeugen.“

„Ich will mit. Immerhin ist sie meine Verlobte“, meldete sich Tiziano zu Wort.

„Von mir aus“, willigte Arashi genervt ein.

„Nun beim Zwergen König dachte ich mir dass es am besten ist wenn Siegbald und Rei hingehen um ihn zu überzeugen. Peter benötigen wir bei uns da wir direkt zu den Drachenbergen gehen um den Stein von dort zu nehmen.“

„Ihr wollt was? Ich lass das nicht zu. Nicht dass dir wieder etwas zustößt nur weil ich nicht da sein konnte Arashi“, kam es entsetzt von Rei.

„Ich bin auch gegen diesen Plan. Es ist so, ich brauche meinen Bruder bei mir weil ich ohne ihn nicht nach Hause darf. Wie ihr wisst wurde ich losgeschickt um ihn den gestohlenen Gegenstand zurück zu holen und ihn zu töten oder gefangen zu nehmen damit dieser seine gerechte Strafe erhält was in seinem Falle der Tod wäre. Aber nun wo ich seine Beweggründe kenne für den Diebstahl wird er sicher nicht bestraft“, meldete sich Siegbald zu Wort, was ihm erstaunte Blicke einbrachte.

„Da hast du vollkommen recht Siegbald aber wenn wir Peter mit dir schicken, kommen wir nicht an diesen Stein heran. Nur er kann diese eine Kammer öffnen. Außerdem drängt die Zeit. Ich bin mir sicher dass dein König dir schon zuhören wird. Zudem kannst du dich auf Rei verlassen. Er hat ein paar Tricks drauf um den König milde zu stimmen“, sprach Arashi beruhigend auf ihn ein. Dann wandte sie sich an den Gestaltwandler und fuhr fort: „Und was dich betrifft Rei. Ich bin dieses Mal vorsichtiger. Zudem ist Peter an meiner Seite. Sollte es dennoch scheitern weißt du ganz genau dass es keine Zukunft für Leute wie mich darin geben wird“, erklärte sie ernst. Widerwillig stimmte er ihr zu.

„Arashi, wir haben noch ein Problem“, meldete ich mich zu Wort.

„Und das wäre?“, fragte sie leicht gereizt was mir unangenehm war.

„Das Geld was mir meine Eltern für unsere Reise gaben neigt sich langsam dem Ende zu. Besonders die Übernachtungen und die Kleider haben sehr viel Geld gekostet. Wir müssen irgendwie an Geld herankommen damit wir weiterkommen“, legte ich ihr schüchtern mit.

„Oh nein, auch noch das noch“, murmelte diese frustriert.

„Peter und ich werden hier schon eine Möglichkeit finden an Geld heranzukommen Violetta. Die Frage ist nur ob das ausreichen wird.“

„Wie wäre es wenn Tiziano auch da bleibt“, schlug Rei überraschend vor.

„Kann es sein dass du schmollst weil ich bei meiner Geliebten sein kann und du nicht?“, erkundigte sich Tiziano feixend.

„Kann sein“, entgegnete dieser trocken.

„Die Idee ist eigentlich gar nicht so schlecht Rei. Wenn wir zu dritt sind können wir mehr Geld verdienen und Violetta ist ja nicht allein unterwegs“, überlegte Arashi laut.

„Auf gar keinen Fall. Ich muss sie beschützen“, rief mein Verlobter verärgert.

„Ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen, Tiziano. Außerdem ist Erim bei mir und wenn alles aus geht auch der große Drache. Also mach dir keine Sorgen und hilf den anderen beim Geld verdienen“, belehrte ich ihn. Widerwillig gab er sich geschlagen.

„Gut dass wir das geklärt haben. Gute Nacht, alle miteinander“, gähnte Arashi.

„Warte. Ich weiß ihr seid erledigt von der Reise aber wäre es nicht schön den Abend noch etwas gemeinsam zu verbringen? Ich weiß das es etwas unpassenden ist da wir viel Schlaf brauchen für den morgigen Tag aber gerade in düsteren Zeiten wie diesen sollten wir die friedlichen Minuten zusammen genießen und etwas zur Ruhe kommen. Außerdem werden wir uns eine ganze Weile nicht mehr wiedersehen und bei einigen kann es sein das sie es vielleicht nie wieder sehen werden und... und...“ Meine Stimme brach ab.

„Da hast du recht“, stimmte Peter mir zu und setzte sich auf sein Bett. Tiziano und ich besorgten kleine Knabbereien sowie Getränke.

„Also was machen wir zuerst. Flaschendrehen?“, spottete Arashi etwas. Ich lachte und entgegnete belustigt: „Nein das lieber nicht, Arashi aber wir könnten von Früher erzählen. Es gibt etwas was ich mich schon eine ganze Weile gefragt habe. Wie kommt es das du der Wache beigetreten bist, Arashi?“

Ein gemeinsamer Abend

Kapitel 20. Ein gemeinsamer Abend
 

Arashi:
 

Ich überlegte kurz ehe ich zu erzählen begann wie ich zur Wache kam.

„Es geschah wegen einem Ereignis vor fünf Jahren. Damals war ich auf den Weg nach Hause als ich jemanden um Hilfe rufen hörte. Ich bin mir nicht mehr so ganz sicher warum ich reagierte. Naja, auf jeden Fall bin ich der Stimme gefolgt. In einer kleinen Seitengasse wurde eine Halbelfe von mehreren älteren Jungs aus guten Hause zusammen geschlagen. Ich weiß selber wie hart so etwas sein kann, darum habe ich mir einen großen Stock geschnappt und den erstbesten von denen angegriffen“, erzählte ich und lachte bei der Erinnerung an damals.

„Und wie ist es gelaufen. Hast du gewonnen?“, fragte die Elfe neugierig.

„Natürlich nicht. Die waren, älter, stärker und vor allem in der Überzahl. Mit dem ersten wurde ich noch fertig. Nur bei den beiden anderen wurde es kritisch. Zum Glück kam mir die Stadtwache zu Hilfe und vertrieben die Jungs. Einer von den Helfern kümmerte sich sogar um meine Verletzungen. Ich weiß noch wie er sagte dass die Stadtwache Leute wie mich bräuchte und er mir anbot mich zu trainieren. Das hat er auch gemacht. Ich war damals so beeindruckt von den Kriegern dass ich genauso werden wollte wie sie. Darum bin ich zur Wache gegangen und ich habe meine Entscheidung bis jetzt nicht bereut. Das ist die ganze Geschichte“, schilderte ich unbekümmert.

„Beeindruckend, ich kann mir das lebhaft vorstellen“, kommentierte Peter meine Geschichte lachend.

„Was ist mit dir, Rei? Was hast du früher gemacht? Kennst du Arashi schon von damals?“, erkundigte sich der Elf bei ihm. Der Gefragte überlegte kurz ehe er antwortete.

„Nein wir haben uns erst in Scire kennengelernt. Ich war in einer Diebesbande und habe in der Stadt des Wissens die Reichen bestohlen. Die Jungs wollten auch Arashi und ihre Freunde überfallen. Wie es der Zufall will habe ich mich in sie verliebt und mich gegen die Anderen gestellt. Tja seit dem begleite ich sie“, berichtete der Gestaltwandler. Es war schon fast erschreckend wie gut er lügen konnte.

„Du hast also deine Leute verraten“, hakte der Elf weiter nach.

„Verraten…Nein so würde ich das nicht nennen. Wir waren keine eingeschworene Gruppe. Wir waren eine Hand voll Diebe die bemerkt haben dass es sich in der Gruppe besser stehlen lässt. Nicht mehr und nicht weniger. Ich habe mir einfach eine andere Gruppe gesucht, das ist alles. Was hast du früher so gemacht?“, fragte Rei Tiziano.

„Ach, das was man als Adliger so macht. Zum einen war ich auf vielen Bällen und habe unter anderen in der Armee gedient.“

„Ich bin Dieb Tiziano. Ich habe keine Ahnung was Adlige den lieben langen Tag machen.“

„Das kann ich mir gut vorstellen. Also.. Ich bildete mich immer weiter. Zum einen las ich einige Bücher oder übte an meinen Kampffertigkeiten.“ Er zählte noch ein paar weitere Sachen auf. Himmel die waren aber ganz schön beschäftigt. Rei stand auf um ein paar Getränke zu holen. Zwei Bier für die Zwerge, Saft für Violetta, und für die Restlichen kaltes Wasser.

„Erzählt mal, Arashi, seid ihr eigentlich ein Paar? Ich meine du und Rei?“, fragte Siegbald mich. Die Frage kam so überraschend dass ich ihn mehrere Sekunden mit offenem Mund anstarrte. Dann brach in schallendes Gelächter aus.

„Nein. Ich schätze ihn als Krieger und er ist ein guter Freund, aber er ist nicht mein Geliebter“, klärte ich ihn auf.

„Schade eigentlich. Ihr Beide passt wirklich gut zusammen“, mischte sich Violetta ein. Ich erwiderte nichts darauf, da dieser in den Augenblick mit den Getränken zurückkam. Ich trank erst mal einen großen Schluck Wasser, und wollte von Violetta wissen warum sie Heilerin geworden war. Die Antwort was eigentlich klar. Ihre Mutter war Heilerin, und deren Mutter auch und so weiter und sofort. Etwas was bei den meisten Menschen auch sehr verbreitet war. Naja außer bei den Waisen. Was ich wohl geworden wären wenn meine Mutter mich groß gezogen hätte? Tja das würde ich wohl nie herausfinden.
 

„Hey, die Kette sieht genauso aus wie die von Violetta!“, rief Tiziano plötzlich. Alle am Tisch schauten ihn überrascht an, während der Elf auf Rei deutete.

„Meinst du die?“ Dieser zeigte das Imitat von Violettas Kette. Dann fiel es mir wieder ein. Stimmt, seit unseren Ausflug ins Elfenreich hatte er dieses Teil.

„Genau, diese meine ich. Verrat mir, wie kommt es dass ein Mensch wie du an so ein Schmuckstück heran gekommen bist?“, wollte ihr Verlobter aufgeregt von ihm wissen.

„Partnerlook“, konterte der Gestaltwandler lässig und zuckte leicht mit den Schultern.

„Was soll denn das schon wieder heißen? Violetta, du hast mich doch nicht etwas mit diesem Kerl betrogen?“, wandte Tiziano sich an seine Verlobte. Sie sagte nichts dazu aber ich bemerkte ein starkes Rot auf ihren Wangen.

„Komm mal runter. Die Kette habe ich vor Jahren von einem anderen Dieb gestohlen und weil sie mir gefallen hat, habe ich sie behalten. Was hast du gedacht?“, meinte Rei und kicherte leise.

„Ich steh nicht so auf Elfen“, haute er dann noch raus. Der verdutzte Gesichtsausdruck von Tiziano brachte darauf alle zum Lachen.
 

Nun erzählten die beiden Zwerge Peter und Siegbald von ihrer Kindheit. Nach dem wir uns wieder beruhigt hatten, wollte ich von Peter wissen warum er keinen Bart trug wie sein Bruder.

„Tja mein Bruder ist eben schon ein echter Krieger, der es sich verdient hat einen zu tragen. Ich dagegen konnte bis zum heutigen Tag meine Fähigkeiten nicht beweisen. Darum ist es mir nicht gestattet einen zu tragen. Aus diesem Grund habe ich auch eine Lehre als Schmied gemacht. Da ist es egal ob man einen Bart trägt oder nicht.“ Er trank sein Bier aus, und ging los um ein neues zu holen. Tiziano und Siegbald begleiteten ihn.

„Sag mal, warum sagen wir ihnen nicht was Rei ist?“, fragte Violetta flüsternd.

„Weil nicht jeder wissen muss, was ich bin“, erklärte Rei entschieden.

„Bei meinen Verlobten kann ich es verstehen aber was ist mit Siegbald?“, erkundigte sich die Elfe weiter.

„Ich denke ja. Nach diesem Verrat von seinen alten Gefährten wird er besonders misstrauisch sein. Es wäre nicht gut wenn er sich wegen mir gegen uns stellen würde.“ Weiter konnten wir das Thema nicht vertiefen, da in den Augenblick die Männer zurückkamen.
 

Violetta:
 

Nachdem alle wieder an ihrem Platz waren begann ich zu sprechen.

„Jetzt bin mit Erzählen dran. Ich kann mich noch ganz genau an meine erste Begegnung mit Tiziano hier erinnern. Damals, dass war vor 90 Jahren ging ich noch auf die Elfenschule für feine Damen und Herren, während Tiziano auf die einfache Schule ging wo man die Halbelfen und Waisenkinder wie ihn hinschickte. Diese war nicht weit entfernt von meiner.

Früher verstand ich mich sehr gut mit meinem Vetter Luciano mit dem ich sehr viel unternahm. Mit ihm verbrachte ich viel Zeit an der Grenze des Waldes um die Menschen zu beobachten oder einfach Ritter und Prinzessin zu spielen. Da keiner meiner Mitschüler dazu Lust hatte waren wir immer nur zu zweit. Als es dann zu langweilig wurde besuchten wir oft das Waisenhaus um dort gleichaltrige Kinder zu treffen die bereiter waren mit uns etwas zu unternehmen. Am Anfang hatten wir Tiziano nicht wirklich bemerkt da er lieber Tagebuch schrieb als mit den anderen etwas zu machen. Aber an diesem Tag änderte es sich. Da er ein Außenseiter war ärgerten die anderen ihn. So war es nicht verwunderlich dass sie ihm sein Buch stahlen um sich so über ihn lustig machten. Luciano und ich schritten da natürlich ein und verteidigten ihn so gut es ging. Seit dem mieden uns die meisten Kinder aus dem Waisenhaus aber das störte uns überhaupt nicht. Seit diesem Tag war zwischen uns eine starke Freundschaft entstanden. Zusammen spielten wir Prinzessin und Ritter sowie andere Spiele bis es Luciano dann zu peinlich wurde vor seinen Freunden und er sich nicht mehr mit uns abgab.“

„Prinzessin und Ritter? Wie geht denn das Spiel?“, fragte Arashi interessiert.

„Es ging so. Einer spielte die Prinzessin, welche vom Bösewicht entführt wurde um sie durch eine Heirat auf den Thron zu kommen aber die Prinzessin wird von dem Helden gerettet und es endet immer mit einem guten Ende.

Als Tiziano noch nicht bei uns war musste die Prinzessin sich alleine vor dem Thronräuber erwehren. Aber zu dritt änderte sich das. So gab es noch den Ritter oder den Prinzen aus einem fernen Reich.

Wir wechselten immer mal die Rollen. Am liebsten mochte ich die Rolle des Ritters welche Prinzessin Tiziana vor dem bösen, dunklen, schrecklichen Lord Luciano dem Tyrannen von Düsterwald rettete. Am wenigsten mochte ich dann die Rolle der Prinzessin weil sie als wir zu dritt waren nichts tun durfte außer um Hilfe zu rufen wenn sie in Gefahr geriet oder die Rolle des Bösewicht weil er immer verlor. Tiziano hasste auch die Rolle der Prinzessin.“ Die Anderen lachten lauthals nur Tiziano nicht dem es unangenehm war.

„Und ich war froh das Luciano nach einigen Jahren keine Lust mehr hatte es zu spielen, da ihr beide mich nicht andauernd überstimmen konntet bei der Wahl der Rollen“, brummte er verärgert.

„Das kann ich mir auch gut vorstellen, Prinzessin Tiziana Duilio“, neckte Peter ihn worauf dieser ihn wütend ansah.

„Hast du noch eine andere Geschichte?“, fragte Rei grinsend.

„Aber sicher doch“, versicherte ich ihm grinsend worauf auch ich einen wütenden Blick von meinem Verlobten ab bekam der wohl sagen wollte. Sag ja nichts peinliches über meine Vergangenheit.

„Ich sprach damals mit meinen Eltern über Tiziano und half ihn von Bekannten meiner Eltern den Duilios adoptiert zu werden worauf er die Schule wechselte und mit mir in die Klasse ging. Wir hatten eine wirklich schöne Schulzeit. Später begann ich wegen meinen Eltern eine Ausbildung zur Heilerin. Ich kann mich noch an die Zeit erinnern als der Krieg begann und wie er endete. In dieser Zeit wäre ich gerne bei Luciano und Tiziano gewesen aber ich musste mich um die Verletzten kümmern. Außerdem hätte ich sowieso nicht viel helfen können da ich nie eine Kampfausbildung bekam.
 

Das erinnert mich, viele Jahre später nach dem Krieg fragten meine Eltern mich ob ich Tiziano ehelichen möchte da dieser seine Eltern gebeten hatte uns zu verheiraten. Für mich war es ein Schock, immerhin waren wir seit Jahrzehnten einfach nur Freunde gewesen und in all den Jahren habe ich nicht bemerkt das er solche Gefühle für mich entgegen brachte! Ein paar Tage später machte er mir persönlich einen Antrag den ich annahm aber nur unter zwei Bedingungen und die waren wie folgt...“ Ich hielt inne und sagte zu meinem Verlobten: „Wenn du nicht willst das ich etwas peinliches erzähle dann sag es einfach.“

„Von mir aus“, brummte Tiziano.

„Erinnerst du dich noch vor drei Jahren an unseren Streit?“, fragte er und ich nickte kurz.

„Ja. Du warst da unausstehlich geworden... bis ich dich wieder aus der Patsche rettete.“ Ich musste lachen auch wenn es in diesem Zeitpunkt alles andere als Lustig war.

„Ich wollte unbedingt wissen was er all die Jahre in seine Tagebücher geschrieben hatte und als er mich beim Lesen seiner Bücher erwischte wurde er fuchsteufelswild und meinte. ´Wie kannst du es wagen meine Privatsphäre zu verletzen?´“

„Ach was stand drinnen?“, fragte Rei neugierig und sah feixend zu Tiziano.

„Sag das nicht“, fauchte Tiziano wütend.

„Nachdem er mich beim Tagebuch lesen ertappte wollte er nichts mehr mit mir zu tun haben aber ich ließ nicht locker. Immerhin konnte ich mir nicht vorstellen nicht mehr mit ihm befreundet zu sein. Ich wollte mich bei ihm entschuldigen und sogar anbieten mein Tagebuch zu lesen. Doch er ließ mich nicht an sich ran. Tage später geriet er in einem Unfall. Da man ihn für ein Reh hielt wurde er mit einem Pfeil verletzt. Wäre ich ihn nicht gefolgt... Er wäre bestimmt verblutet aber so rettete ich sein Leben“, berichtete ich stockend und erinnerte mich daran wie entsetzt ich von seinem Anblick war.

„Blut... soviel Blut...“, dachte ich schaudernd.
 

Anfang Rückblende:

Ich rutschte ins Loch in dem Tiziano lag und untersuchte den Pfeil welcher offensichtlich seine Lunge gestreift hatte da er Blut hustete. Auch sein Bein wirkte verletzt. Es stand in einem schiefem Winkel ab was mir einige Schauer bereitete.

„Was machst du hier du dumme Elfe?“, fragte er matt und schien am Ende seiner Kräfte zu sein.

„Na, dich retten du Idiot und denk ja nicht daran zu sterben denn wenn du das machst bring ich dich um!“, fluchte ich ihn durcheinander an. Er lachte nur leise wobei er leicht zusammenzuckte und noch mehr Blut hustete. Als ich um Hilfe rief und keiner reagierte geriet ich fast in Panik doch dann beruhigte ich mich. Ich war immerhin gelernte Heilerin. Wenn ich nichts tat würde er sterben da keiner sonst da war um ihm zu helfen. Mit aller Macht riss ich den Pfeil heraus und heilte ihn sogleich da der Blutfluss wieder ging. Ich verwendete mehr meiner Magie als nötig war aber da er mein bester Freund war konnte ich nicht anders. Als ich merkte dass die Verletzung in der Brust ohne einer Narbe geheilt war versuchte ich das Bein zu heilen was nicht ging da es erst geschient werden musste. Ich kletterte also raus, holte loses Holz, schiente sein Bein und fing an es zu heilen. Ich spürte einen Schwindel sodass ich das Bein nur teilweise heilte und stattdessen versuchte seine Schmerzen einzudämmen. Erschöpft wie ich war kuschelte ich mich deshalb an ihn ran um ihn vor einer Unterkühlung zu bewaren. Meine Magie war zuende und ich weinte vor Erleichterung das er noch am leben war und es bleiben würde wenn alles gut ging.

„Warum weinst du, du dumme Elfe?“, flüsterte er schwach.

„Na, weil du am Leben bist Idiot“, entgegnete ich.

„Ach nur deshalb?“, erklang es von ihm und ich merkte dass seine Stimme kräftiger wurde.

„Du Idiot! Wenn du sterben würdest wüsste ich nicht mehr weiter. Du bist der Einzige der mir wirklich etwas auf der Welt bedeutet, der Einzige der alle meine Geheimnisse kennt, der welchen ich niemals hintergehen würde selbst wenn mein Leben davon abhinge. Du bist mein aller bester Freund und wirst es immer sein. Egal was in der Zukunft geschehen wird“, versicherte ich ihm.

„Wirklich?“, hakte er nach.

„Wirklich“, beteuerte ich ihm und drückte seine Hand.

„Dann will ich dein Freund sein“, versprach er mir und sagte etwas was ich nicht mehr verstand. Erschöpft und mit einem Lächeln auf den Lippen schlief ich in seinen Armen ein.
 

Ich weiß nicht wie lange ich neben ihm lag aber Tizianos Eltern waren dann aufgetaucht. Scheinbar hatte Tiziano vorgehabt das Land zu verlassen und nie wieder zurückzukehren und als seine Eltern den Brief gelesen hatten wollten sie selber mit ihn reden weshalb sie sich magisch zu uns transportiert hatten und uns heimbrachten. In den nächsten Tagen lag ich mit einer Grippe im Bett und musste mir eine ordentliche Standpauke von meinen eigenen Eltern anhören doch das störte mich nicht da Tiziano im selben Zimmer wie ich lag und wir wieder Freunde waren.
 

Rückblende Ende.
 

„Das ist die Violetta wie wir sie kennen“, hörte ich Arashi sagen.

„Violetta, ist etwas?“, fragte Tiziano mich was mich komplett aus meinen Gedanken raus riss.

„Was? nein. Es ist nichts. Also Ich vertrug mich wieder mit ihm und zwei Jahre später fand dann unsere Verlobung statt, was jetzt vor einem Jahr war. Man bin ich müde. Gute Nacht“, verabschiedete ich mich von allen.

Wege die sich trennen

Kapitel 21. Wege die sich trennen
 

Arashi:
 

Ich stand auf dem Balkon und starrte gedankenversunken nach draußen. Wir brauchten Geld und zwar dringend. Nun, wir waren in der Stadt der Händler. Eine Stadt wo man sehr viel Geld verdienen konnte, wenn man sich geschickt anstellte. Gleichzeitig konnte man sein ganzes Geld verlieren. Wie sollten wir da schnelles Geld machen? Glücksspiel vielleicht? Am besten illegales, da gab es mehr Kohle. Nur war es leider immer noch illegal und das ging mir gegen den Strich. Ich hörte wie sich eine Tür hinter mir schloss und Violetta den Raum betrat um ihre Sachen zu holen.

„Kommst du? Wir wollen gehen.“

„Ja ich komme.“ Ich schloss die Tür, ließ meine Sachen aber drinnen da wir das Hotel für einen weiteren Tag gemietet hatten. Ich begleitete die Vier zum Ausgang während Peter und Tiziano bereits nach Arbeit suchten. Siegbald war inzwischen eingeweiht worden. Wenn sie wieder kamen sollten sie uns suchen.
 

Anschließend kehrte ich zurück zur Herberge wo ich bereits von den beiden Männern erwartet wurde. Wie ich waren sie im punkto Geldverdienen keinen Schritt weiter gekommen. Wir setzten uns in den Speisesaal wo mehrere Abenteurer saßen.

„Vielleicht sollten wir zu der Stadtwache gehen. Ich meine in Lumia gab es so ein Brett, auf dem Aufträge waren“, schlug Peter nach längerer Diskussion vor.

„Stimmt, da gibt es ein schwarzes Brett mit allerlei Aufträgen. Da könnten wir suchen“, rief ich aufgeregt.

„Was machen wir wenn wir dort nichts finden?“, fragte Tiziano etwas pessimistisch. Peter und ich schauten uns an und zuckten mit den Schultern. In dieser Stadt gab es sicher viele Wege um Geld zu verdienen, nur kannten wir keinen von ihnen.

„Arashi, du bist doch ein Mensch. Hast du keine Idee wie wir etwas dazu verdienen können?“, erkundigte sich der Elf bei mir.

„Ne, diese Stadt ist nicht so wie Lumia. Hier treffen alle Rassen aufeinander. Diese Stadt ist einzigartig.“
 

Wir machten uns auf den Weg zur Stadtwache und schauten uns das schwarze Brett an. Meine Güte war die Kriminalität hoch hier. So viele Verbrecher, auf die ein Kopfgeld ausgesetzt war. Das brachte mich auf eine Idee.

„Hey. Wir könnten doch auf Kopfgeldjagd gehen“, schlug ich begeistert vor.

„Hat das einen besonderen Grund warum du das machen willst?“, wollte Tiziano wissen.

„Ist doch logisch. Wir können doch alle drei kämpfen, also warum nicht?“, mischte sich Peter ein. Damit war es beschlossene Sache, dass wir auf die Jagd nach Verbrecher gehen würden. Dafür nahmen wir ein paar Steckbriefe mit. Der eine erschien mir besonders interessant zu sein. Der Gesuchte war ein Dieb, außerdem zwang er andere Diebe für ihn zu stehlen. Ja, dieser Abschaum musste auf jeden Fall bestraft werden. Nach dem wir den Steckbrief gelesen hatten machten wir uns auf die Suche nach dem Verbrecher. Da er ein Mensch war, würde er wahrscheinlich im Menschenviertel sein. Obwohl das Stadtmotto sagte, dass jeder willkommen war, stimmte es in der Praxis überhaupt nicht. Hier herrschten genauso Hass und Vorurteile wie woanders. Schon beim Betreten des Viertels wurde ich von nervigen Leuten angesprochen.

„Hey, Kleine. Du solltest dir lieber ein paar neue Freunde suchen, wenn du weißt was gut für dich ist“, riet er mir. Ich zuckte nur mit den Schultern und zeigte den jungen Mann den Steckbrief.

„Wenn du weißt was gut für dich ist, sagst du mir sofort wo ich diesen Kerl finde.“

Verrückt wie viel eine einfache Frage bewirken konnte.

„Er treibt sich im Norden des Viertels herum. Soll ich dich herum führen, Süße?“, bot er mir an. Als Antwort rammte ich ihn mit meiner Faust in den Magen. So ein unverschämter Kerl. Was bildete er sich eigentlich ein? Peter lachte und Tiziano runzelte die Stirn.

„Musste das wirklich sein?“, fragte der Elf mich skeptisch.

„Ja, musste es. Der soll sich mal dieses überhebliche Gerede ganz schnell abgewöhnen. Außerdem hättest du anders reagiert wenn er so mit Violetta gesprochen hätte?“ Er erwiderte nichts darauf, aber seine Reaktion war bereits Antwort genug.
 

Wir gingen in den Norden des Viertels wo wir ein paar Kinder beim Klauen erwischten. Wir rannten ihnen hinterher. Dabei verlor ich die anderen aus den Augen. In einer Sackgasse konnte ich sie einholen. Zu spät bemerkte ich dass ich in eine Falle geraten war. Mehrere Männer standen am Ausgang und waren schwer bewaffnet. An ihren Bewegungen erkannte ich dass sie Profis waren.

„So, du suchst also unseren Boss? Freu dich. Du wirst ihn sehr bald kennen lernen. Mädchen wie dich lassen sich gut verkaufen“, war seine gehässige Stimme zu vernehmen. Ich starrte den Mann gelassen an und zog meine Waffen.

„Da wäre ich mir nicht so sicher.“ Ich hob eines der beiden Schwerter und zeigte direkt auf den Anführer der Gruppe. Zum Glück griffen nicht alle auf einmal an sondern nur einer. Nach einem kurzen Kampf lag er stöhnend am Boden. Jedoch griffen nun alle auf einmal an. Nur mit Mühe und Not gelang es mir allen Angriffen auszuweichen und selbst zu kontern. Verdammt! Wenn das so weiter ging würde ich verlieren. Ich sprang zur Seite, als ein großes Schwert auf mich zugerast kam. Es gehörte dem Anführer. Ich nutzte den Moment welchen er brauchte um sein Riesenteil anzuheben um selbst zuzuschlagen. Ein Fehler denn in diesen Augenblick schlug mir einer von ihnen eines meiner Schwerter aus der Hand. Krachend flog es zu Boden. Triumphierend wollte der Mistkerl noch mal zuschlagen, als plötzlich ein Schwert aus seinen Hals ragte. Ich war erstaunt als ich Tiziano erkannte. Schnell zog er sein Schwert heraus und erschlug einen weiteren, der dazu kam, nieder. Ich schnappte mir meine verloren gegangene Waffe und beteiligte mich wieder am Kampf bis alle Gegner entweder tot waren oder sich vor Schmerzen auf den Boden krümmten. Nun war es Zeit nach ihren Oberboss zu fragen. Nach einen kurzem Gespräch brachten wir ihn zum Hauptquartier der Wache, da er ebenfalls gesucht wurde. Auf den Weg dorthin bedankte ich mich bei den Elfen und bat ihn darum vor Rei nichts zu sagen, da der sofort überreagieren würde. So wie ich ihn kannte. Beim Hinausgehen trafen wir auf Peter, der mit einen kleinen Jungen redete. Es war der gleiche dem ich bis vorhin gefolgt war. Als wir nach draußen gingen lief er mir freudestrahlend entgegen und begrüßte mich mit folgenden Worten: „Bitte unterrichte mich.“
 

Violetta:
 

Die Müdigkeit hatte auch mich gepackt sodass ich mit Arashi das Zimmer verließ. Ein Lächeln zierte meine Lippen als ich an die Geschichten der anderen dachte die sie gerade erzählt hatten. Die Schlafkammer, welche wir betraten wirkte viel einfacher als die in Scire, doch das störte mich nicht. Es war gut genug und um darin zu nächtigen und es war auf jeden Fall um einiges gemütlicher als draußen im Freien.
 

Am nächsten Morgen ging ich mit Tiziano Reiseproviant und neue Stiefel einkaufen. Die Reise mit Erim würde ein weiter Weg werden und meine Schuhe Löcher aufwiesen. Zum Glück waren wir so früh auf dass noch nicht ganz so viel los war und ein gutes Durchkommen möglich war. Zusammen mit den anderen aßen wir später Frühstück.

Das letzte Geld, welches mir noch blieb, überreichte ich an Arashi, ab da sie es nötiger haben würde in dieser Stadt als Erim und ich weil wir in nächster Zeit die Dörfer meiden würden.
 

Beim gemeinsamen Frühstück überraschte Tiziano mich vollkommen indem er Rei und Siegbald darum bat mich ein Stück auf meiner Reise zu begleiten da wir fast denselben Weg teilten. Eine Röte schoss über mein Gesicht. Sollte ich Tiziano von dem Kuss zwischen mir und Rei erzählen? Was ist wenn Rei davon erzählt? Nein! Ich wollte keine unnötigen Konflikte verursachen und aß weiter.
 

Wir berichteten Erim über das was wir besprochen hatten. Es ärgerte ihn, da er fast immer außen vorgelassen wurde wenn es um Besprechungen ging. Diese hielten wir aber meist da ab wo leider keine Drachen erlaubt waren.

Nachdem ich mein Gepäck an Erim befestigt hatte verabschiedeten wir uns von den anderen.

Rei, Siegbald und ich flogen los während die anderen aufbrachen um Geld zu besorgen. Der Wind war noch immer frostig und ich war froh nach vielen Stunden wieder absteigen zu können. Während der Reise machte ich mir um die anderen in der Stadt große Sorgen und schlief sehr schlecht. Diese bescheuerten Albträume waren immer wieder da. Aber was konnte ich schon großartig dagegen machen? Durch meine Magie hatten wir zumindest immer warmes Feuer und heißen Tee was unsere Gemüter besserte.

Auf dem Weg zum Drachen zeigte mir Rei eines seiner Verstecke wo er für seine Missionen ein paar Waffen und Wechselkleidung versteckt hielt.

Ich betrachtete mir die Kleidung. Mir fiel auf das alle sehr schlicht waren, was wohl den Vorteil hatte das man nicht zu sehr auffiel. Es gab etwas für Zwerge, Menschen und Elfen. Rei nahm sich die Kleidung der Zwerge und kam nach einer Weile als Peter verwandelt zu uns. Erstaunt sah ich ihn an und bekam eine Gänsehaut. Rei machte mir wieder bewusst wie einfach es war von denen einen von uns zu ersetzen. Siegbald runzelte zwar die Stirn sagte aber nichts dazu.
 

Wir erreichten die Höhle des Drachen in der wir Zuflucht fanden nachdem ein Schneesturm begonnen hatte.

„Was wollt ihr hier, ihr unwürdigen Menschen?“, echote die Stimme des Drachen durch die Höhle.

„Wir sind hier um Hilfe zu ersuchen“, antwortete Erim als erstes. Jetzt trat der große Drache in den Lichtschein den ich mittels meiner Magie erschaffen hatte.

„Und wieso ausgerechnet mich?“, erkundigte sich der Drache misstrauisch

Erim klärte ihn über die Gefahr der Gestaltwandler auf.

„Ich kann euer Problem verstehen. Wirklich, aber ich kann euch nicht helfen. Wie ihr wisst habe ich einen großen Schatz und wohne unglücklicherweise in der Nähe von diesen geldgierigen Menschen die seid ihr weg seid noch ein paar Mal versucht hatten meine Schätze zu stehlen. Aber macht euch keine Sorgen. Ich habe nur diese verspeist welche besonders dreist waren“, erzählte er uns grinsend.

„Ich kann meinen Kostbarkeiten nicht ungeschützt lassen. Es ist das Einzige was ich noch habe“, meinte er ernst werdend.

„Wenn das so ist bleibt einer von uns hier um deinen Schatz zu beschützen während du uns hilfst“, schlug Erim vor.

„Und wer soll das sein?“, fragte er und betrachtete uns mit einem lauerndem Blick.

„Ich mach das“, meldete ich mich dazu bereit.

„Das kann ich nicht zulassen Violetta. Ich habe immerhin Tiziano versprochen auf dich aufzupassen“, widersprach Rei heftig.

„Ich kann auf mich selber aufpassen.“ Ich bemerkte wie er Einspruch erheben wollte doch ich ließ es nicht zu.

„Rei... es ist wichtig dass der Zwergenkönig gewarnt ist und das kannst nur du als Gestaltwandler machen. Nur geht es nicht alleine. Siegbald muss dich begleiten damit es klappt. Zum einen damit du dem König vorgeführt wirst und zum anderen weil du dich sicherlich nicht in der neuen Zwergen - Hauptstadt auskennst und seine Führung brauchst. Was Erim betrifft... Es ist am besten wenn er mit dem großen Drachen reist um alles zu erklären“, führte ich aus.

„Das kann dieser doch auch alleine erledigen“, meinte er und deutete auf den großen Drachen.

„Das geht nicht. Zwar weiß der Große hier über die Gefahr Bescheid aber es ist am besten wenn Erim seinem Volk alles persönlich erklärt. Dieser hat selbst am eigenen Leib gespürt wie gefährlich die Gestaltwandler sein können. Nur ist es leider so dass er nicht alleine Reisen kann da er noch im Reich der Drachen war.“ Widerwillig stimmte Rei ein.

„Wenn das so ist werde ich euch helfen, doch muss ich vorher jagen da wir eine lange Reise vor uns haben“, willigte der ältere Drache ein. Ich blickte kurz raus und sah wie der Schneesturm sich gelegt hatte.

„Darf ich bei der Jagt dabei sein?“, fragte Erim erwartungsvoll der wahrscheinlich noch nie mit einem anderen Drachen jagen war.

„Nur wenn du mich dabei nicht störst. Na los Kleiner, komm mit“, rief er zu ihm was den Jüngeren fröhlicher stimmte.
 

Jetzt waren nur noch Rei, Siegbald und ich anwesend. Die Kälte kroch in meine Glieder da meine Kleidung noch feucht vom Schnee war. Um ein Lagerfeuer machen zu können suchte der Zwerg Holz in der Umgebung zusammen. Das Holz war aber noch nass und so trocknete ich es mit Hilfe meiner Magie. Erst danach konnten wir es anzünden.

Stück für Stück vertrieb das Feuer nicht nur die Kälte und die Dunkelheit sondern auch noch die düstere Stimmung.

„Rei... Ich habe da vor einiger Zeit diese Waffe bei diesem Gestaltwandler - Attentäter gefunden und ich wollte dich fragen ob du mir zeigen kannst wie man mit solch einer Waffe umgeht.“ Rei´s Augen weiteten sich beim Anblick des Dolches und nickte.

„Wie du weißt ist ein Dolch eine Hieb und Stichwaffe. Dieser Dolch, darf ich?“, fragte er und ich gab ihm die Waffe welche er nun genauer betrachtete.

„Dieser Dolch ist bei uns Gestaltwandlern weit verbreitet. Ich habe selber ein paar von denen“, erklärte er und zeigte mir was man mit dem Dolch alles machen konnte und wie man den am besten unter der Kleidung verbarg. Ich versuchte so gut es ging ihn nachzuahmen, was nicht sehr schwer war, da diese Bewegungen dem eines Schwertes sehr ähnelten. Die Waffe versteckte ich nun um einiges geschickter unter meiner Kleidung als zuvor.
 

Als die beiden Drachen zurückkamen bot Erim einen Teil seiner Beute an die wir dankend annahmen damit unser Proviant so lange wie möglich reichen würde. Jetzt hieß es bald dass wir uns trennen mussten und der Gedanke behagte mir nicht doch es musste sein. Ich hörte eine Eule und fragte mich kurz ob es ein getarnter Gestaltwandler war der den anderen zurief das wir hier seien oder die Spinne welche über mir an der Decke hing.

Im Grunde waren wir ständig in Gefahr. Sie konnten überall sein. Überall...

Mit diesen höchst beunruhigenden Gedanken schlief ich unruhig ein.
 

Als der Morgen anbrach verabschiedete ich mich von ihnen. Rei und Siegbald würden noch ein Stückchen fliegen bis zu einem Höhleneingang wo sie vor dem Schnee und Wind in Sicherheit sein würden.
 

In den folgenden Tagen wanderten meine Gedanken zu Rei und dessen Begleiter Siegbald Katzengold. Ihre Reise ins Zwergenreich dauerte sich noch eine Weile an. Hoffentlich ging es ihnen gut. Da ich nun alleine war nahm ich mir vor jeden Tag diese Rüstung von meinem Vater zu tragen. Mit dieser fühlte ich mich sicher. Um mich warm zu halten trainierte ich jeden Tag einige Stunden mit dem Dolch und erkundete die Gegend um herauszufinden von wo Diebe herkommen könnten wenn welche kommen würden. Laut dem Drachen gab es ab und zu welche in der Gegend.
 

Als ich von meinem Kontrollgang zurück war bewunderte ich den Schatz des Drachen. Es war erstaunlich wie viel hier herum lag. Darunter waren auch Waffen wie kunstvoll geschmiedete Schwerter oder Rüstungsteile. Zaghaft hob ich eine goldene Krone auf. Trotz des schlechten Lichtes funkelten mir die Diamanten entgegen. Vorsichtig setzte ich sie mit auf mein Haupt und wollte mich gerade in einem Spiegel betrachten als ich aus der ferne fremde Männerstimmen vernahm wie auch schwere Schritte. Schnell legte ich die Krone weg griff mit einer Hand nach dem Schwert, welches ich von Peter geschenkt bekommen hatte. Mit diesem in der Hand eilte ich zum Höhleneingang.
 

Dort angekommen ergriff mich ein großer Schrecken. Es waren die gleichen Räuber von damals und das in einer Anzahl bei der ich nicht sicher war ob ich es schaffen würde.

„Verlasst die Höhle!“, rief ich ehrerbietend.

„Na, wen haben wir denn da?“, kam es spottend vom Anführer der Bande. Als ich ihn so betrachtete fiel mir nun auch sein Nebenmann auf.

„Warte mal. Das war doch dieser Menschenmann namens Gregor, dessen Bauernhof vom Drachen verwüstet wurde“, fiel es mir auf.

„Gregor...?“, fragte ich verdattert.

„Wie ich sehe erinnerst du dich an mich. Ja, ich bin ein Räuber geworden da unser Bürgermeister zu fein war mir zu helfen und du. Du hattest versprochen mich zu unterstützen, doch am Ende hast du dich mit der Bestie verschworen, welche mein Leben zerstört hat. Jetzt stirb, du Verräterin“, rief dieser am Ende hasserfüllt.

Ein Kampf um einen Schatz

Kapitel 22. Ein Kampf um einen Schatz
 

Arashi:
 

„Bitte. Du willst mein Schüler werden? Warum?“, erwiderte ich sehr verwirrt.

„Du bist so stark. Ich will genauso werden wie du“, entgegnete der Junge.

„Dann geh einfach zu der Stadtwache. Die werden dich bestimmt ausbilden“, erklärte ich ihm. Als er das hörte verzog er nur das Gesicht.

„Die sind doch alle so schwach. Bitte unterrichte mich“, bettelte er mich darum. Ich holte meine Brosche aus der Tasche und zeigte sie ihm.

„Siehst du. Ich bin ebenfalls bei der Stadtwache. Nur mit dem Unterschied dass ich nicht aus dieser Stadt komme. Außerdem könntest du die Stadtwache wieder stark machen indem du und deine Freunde dort hingeht“, wies ich ihn zurecht. Der kleine Junge dachte mehrere Sekunden über das eben gesagte nach ehe er antwortete:

„Ich glaube, du hast recht. Da gibt es schon welche die so stark sind wie du, oder?“

„Ja, die gibt es. Viele sind sogar noch stärker als ich.“ Das schien ihn richtig zu beeindrucken. Denn er stürmte voller Begeisterung in das Gebäude aus dem ich gerade gekommen war.

„Respekt. Du kannst ziemlich gut mit Kindern umgehen, Arashi. Wo hast du das gelernt?“, erkundigte sich Tiziano bei mir. Ich zuckte mit den Schultern als ich antwortete: „Im Waisenhaus kommt man nicht ohne aus. Wir sollten jetzt lieber mal seinen Boss aufsuchen.“
 

Wir gingen die Straße entlang und erreichten nach einer Weile das Haus in dem der Mann lebte. Tiziano ging als erstes rein. Dicht gefolgt von Peter. Meine Aufgabe war es dafür zu sorgen, dass wir nicht von hinten angegriffen wurden, weshalb ich als letzte ging. Im ersten Stock fanden wir außer ein paar Wachen niemanden. Im zweiten Stock dasselbe Ergebnis. Erst im dritten Stock wurden wir fündig, wo es erneut zum Kampf kam. Diesen konnten wir zum Glück für uns entscheiden. Na gut. Dort trafen wir auf andere Kopfgeldjäger die uns im Kampf unterstützten. Ohne sie hätten wir es wohl nicht geschafft. Eine Elfe Namens Nina und ein Mensch der auf den Namen Logan hörte. Nachdem wir den Kerl bei der Stadtwache abgegeben hatten genehmigten wir uns eine Mahlzeit in der Gaststädte. Unsere neuen Bekanntschaften waren auch dabei. Während Tiziano den einen Platz suchte testete ich sie heimlich mit dem „ Stein der Macht“. Mit dem Ergebnis sah ich dass sie keine Gestaltwandel waren. Kurze Zeit später kam Tiziano zurück und führte uns zu einem Platz am Ende des Raums.

„Ihr seid ja eine seltsame Truppe - ein Mensch, ein Elf und ein Zwerg. Ich frage mich wie dass Schicksal euch drei zusammen geführt hat“, begann Nina.

„Gute Frage, das wüsste ich auch gerne“, brummte Peter, woraufhin alle lachten.

„Wahrscheinlich aus demselben Grund aus dem wir beide zusammen arbeiten“, entgegnete Logan gut gelaunt.

„Und der wäre?“, bohrte ich weiter nach.

„Geld. Was sonst? Kommt, ihr könnt es ruhig sagen. Es läuft ja doch immer darauf hinaus“, kicherte die Elfe. Ihre Fröhlichkeit erinnerte mich auf den ersten Blick an Violetta, doch auf den zweiten Blick entdeckte ich etwas darin schimmern was ich bei meiner Freundin nie gesehen hatte. Leider wusste ich nicht was es war.

„Irgendwie schon“, stimmte Tiziano ihr zu.

Wir redeten bis unsere Bestellung kam weiter. Peter war ganz erstaunt, als ich wieder kein Bier trank, sondern nur Tee zu mir nahm.

„Komm schon, Arashi. Trink doch auch mal einen Schluck. Du bist doch ein Mensch. Du solltest schon ein bisschen was vertragen.“ Ich schaute ihn Stirnrunzelnd an.

„Du weißt dass ich noch keinen Alkohol trinken darf. Ich bin zufällig noch nicht alt genug.“

„Ach stimmt ja. Du bist erst 17. Tut mir leid. Ich vergesse das manchmal einfach.“

Wir redeten noch etwas weiter bis die beiden Kopfgeldjäger sich verabschiedeten. Die Beiden waren ziemlich interessante Leute. Vor allem Logan. Es war unglaublich wie gut er den Umgang mit zwei Schwertern beherrschte. Ob ich auch mal so gut werden würde wie er? Bestimmt, wenn ich nur hart genug trainierte. Wir zählten gerade das verdiente Geld und stellten fest, dass es nicht übel war. Das Geld reichte um ein Jahr lang in Scire zu leben, ohne zu arbeiten und das obwohl wir für einen der Verbrecher nur die Hälfte bekommen hatten. Wir teilten das Geld, nur um sicher zu gehen. Jeder bekam genau ein Drittel. Anschließend blieben wir noch etwas sitzen und überlegten ob wir in den nächsten Tagen auch so vorgehen sollten. In diesen Fall brauchten wir keine Angst davor haben belauscht zu werden. Offiziell waren wir nur ein paar Kopfgeldjäger. Niemand würde auf uns achten.
 

Auf einmal überrasche mich Tiziano mit einer Frage.

„Sag mal, haben Rei und Violetta ein Verhältnis?“ Diese Frage kam derart unerwartet, dass ich mich prompt an meinen Tee verschluckte. Ich huste erst mal kräftig und Peter klopfte mir auf den Rücken.

„Wie kommst du denn darauf?“, wollte ich von ihm wissen.

„Naja. Wie ich den Anhänger von Rei gesehen habe ist sie rot geworden. Genauso wie ich sagte das er sie ein Stück begleiten soll… Ich glaube, sie verheimlicht etwas vor mir“, erläuterte dieser. Der Elf war also eifersüchtig auf Rei. Spannend. Obwohl zu Recht, immerhin waren die beiden verlobt und es gab wirklich ein paar Anzeichen dafür dass da was laufen könnte. Anderseits war Violetta nicht der Typ der fremd ging. Zumindest wäre es eine ziemlich große Überraschung.

„Ich denke nicht. Warum auch? Sie hat doch dich“, meinte ich.

„Stimmt und Rei liebt dich, aber warum wurde sie dann so rot?“, hakte er nach und runzelte Nachdenklich seine Stirn.

„Na weil Rei sie geküsst hat“, haute Peter raus. Nun war es Tiziano der sich an seinem Getränk verschluckte.

„War das wirklich nötig?“, erkundigte ich mich leise beim Zwerg.

„Wieso? War doch nur ein einfacher Kuss. Die beiden waren nicht mal nüchtern. Darum war es ja nicht so schlimm“, verteidigte sich der Zwerg und wirkte leicht eingeschnappt.

„Jaaa. Daran bist du nicht ganz unschuldig Peter“, konterte ich.

„Wie?! Die beiden haben sich geküsst?!“, rief Tiziano entsetzt.

„Ja, sie haben sich geküsst. Ich meine, ist das so verwunderlich? Immerhin zeigt unsere liebe Arashi ja keinerlei Interesse mit ihm zusammen zu kommen. Da ist es doch nur logisch dass er nach jemanden anderen Ausschau hält. Jemanden der ganz anders ist als Arashi. Das erinnert mich doch an diese rothaarige Zwergin mit der er vorher zusammen war. Ich glaube ihr Name war Rei. Leider starb sie in Scire aber da ist leider nichts zu machen. Ich meine er hat ja jetzt eine neue Frau im Blick“, erläuterte der Zwerg gehässig. Wütend kniff ich die Augen zusammen. Scheinbar hatte Peter diese Sache noch nicht überwunden als Rei sich als eine hübsche Zwergin ausgeben hatte in welche er sich unglücklich verliebt hatte.

Er wollte sich eindeutig rächen. Tiziano trug einen sehr grimmigen Blick als würden all seine düsteren Vermutungen bestätigt wissen. Den restlichen Teil mit den Trinkspiel und der Tatsache das beide schon ziemlich heiter waren schien der Elf einfach ignorieren. Hoffentlich würde das keine Probleme geben.
 

Am nächsten Tag machten wir uns wieder auf die Jagd nach Verbrechern. Einen Auftrag führten wir mit Logan und Nina aus, wobei mir Logan ein paar Tricks zeigte. Am Ende des Tages waren wir doppelt so reich. Kein Wunder, dass es derart viele Kopfgeldjäger gab. Es war eine gute Einnahmequelle. Das Thema Rei und Violetta wurde jedoch während des gesamten Tages nicht angesprochen.
 

Violetta:
 

Die Räuber standen nun vor mir und ich verfluchte meine Voreiligkeit. Wäre ich hinten in der Höhle geblieben hätte ich sie alle mit einem Schlafzauber außer Gefecht setzen können doch jetzt war es nicht mehr möglich. Sie würden es niemals zulassen dass ich die lange Zauberformel aussprach.

Ich griff nach meinem Schwert. Die Worte von diesem Menschenbauern namens Gregor traf mich sehr. Mitleid durchschoss mich für ihn. Immerhin hatte er durch den Drachen seinen Hof mit all seinen Besitz verloren und bekam zudem keine Unterstützung von den anderen seines Ortes.

„Es tut mir leid Gregor, hätte ich gewusst...“, begann ich hilflos doch er unterbrach mich harsch.

„Haltet euer verlogenen Mund, Spitzohr!“, schrie er wutentbrannt und griff mich an. Mit Mühe und Not parierte ich seine Angriffe. Nach einer Weile gelang es mir ihn auf den Boden zu legen. Ich atmete schwer, da dieser nicht gerade leicht für mich zu besiegen war.

„Na los, Elfe. Vollende euer Werk. Bring mich statt des Drachen um“, sagte er verbittert. Ich erstarrte und stand behutsam auf.

„Ihr verstehst mich falsch. Ich bin ni...“, begann ich und wurde diesmal von der ruhigen Stimme des Räuber Anführers unterbrochen:

„Egal, was ihr seid. Wir werden nicht zulassen dass sich jemand uns vom Schatz fernhält. Gerade jetzt wo der Drache nicht da ist.“ Er legte seine Hand an sein Schwert und hob es in die Höhe.

„Los Männer, greift sie an!“, rief er befehlend. Bis auf Gregor griffen die Männer mich an. Ich holte noch einmal tief Atem und wehrte die Räuber ab.

Es war ganz anders als die Kämpfe davor wo meine Freunde mir Rückendeckung gaben oder die wo ich mit Arashi Eine gegen einen kämpfte. Das Gute an meinen Feinden war, dass diese scheinbar keine gute Kampfausbildung genossen hatten sodass es mir gelang diese zu besiegen. Wahrscheinlich lag es daran dass die meisten, wie Gregor Bauern, waren. Die, welche gut kämpfen konnten, waren wahrscheinlich noch hinter Gittern.
 

Ich atmete wieder schwer. Blaue Flecke und kleine Schnittwunden zierten nun meinen Körper. Kurz danke ich meinen Vater in Gedanken für diese Elfenrüstung, welche ich trug. Ohne diese wäre ich nicht so glimpflich davon gekommen.
 

Der Anführer der Räuber riss mich aus meinen Gedanken.

„Ihr seid gut geworden. Doch nicht gut genug um es mit mir aufzunehmen.“ Trotz meiner Erschöpfung würde ich nicht aufgeben da es sonst meinen Tod bedeuten würde. Keiner meiner Freunde war da. Kurz dachte ich an die Gestaltwandler, welche überall lauern könnten. Doch was würde ihnen meine Rettung bringen? Für sie war meine Leben sicher nutzlos geworden da der Stein nicht mehr in der Kammer war welche nur ich öffnen konnte. Ich zog etwas Kraft aus dem Stein um mich zu erholen. Doch es ging nicht komplett, da mein Gegenüber mir nicht die Zeit dazu geben würde.
 

Ich ging in Angriffsstellung über.

„Wenn ich euch besiege, gebt ihr mir dann mein Amulett zurück?“, forderte ich ihn heraus. Ich durfte keine Schwäche zeigen! Dieser lachte höhnisch.

„Ich bin bin seit unserer letzten Begegnung stärker geworden“, versicherte ich ihm grimmig.

„Das habe ich gesehen, doch um gegen mich bestehen zu können fehlt euch noch einiges“, spöttelte er. Ich griff ihn an doch er schien darauf gewartet zu haben da er mich spielend leicht entwaffnete. Klappernd viel meine Waffe zu Boden.

„Seht. Ihr seid mir noch lange nicht gewachsen“, verhöhnte er mich.

Ich tat etwas was ich niemals selbst von mir erwartet hätte.

Er stand über mir und ich griff nach den Dolch der in meinem Stiefel versteckt war und rammte ihn in seine Kehle. Röchelnd versuchte er die Verletzung mit seiner Hand zu verschießen doch es half nicht. Er starb vor meinen Augen. Entsetzt starrte ich auf das Messer in meiner Hand und dann zum Toten. Grob befreite ich die Klinge vom Blut und bemerkte wie Gregor mir stumm entgegenblickte. Ich schluckte hart und durchsuchte die Taschen des Toten nach meinem blauen Medaillon. Als ich es berührte verspürte ich ein vertrautes Kribbeln, welches mich etwas beruhigte.

„Also...“, sagte Gregor kalt. Zitternd stand ich auf. Ich war nun einer dieser Helden wie aus den Geschichten die ich gelesen hatte. Doch warum fühlte es sich so falsch an?

„Wenn Ihr Rache wollt dann kommt und kämpft noch mal. Gebt alles“, erwiderte ich. Der Kampf der nun herrschte war sehr ausgeglichen. Man bedenke das Gregor noch nicht lange ein Räuber war, sondern ein Bauer, so wie ich nur eine verträumte Heilerin war. Ich drängte ihn zurück und stand vor der Entscheidung ihn zu töten oder nicht. Doch bevor ich zu einem Entschluss kam waren Erim und der große Drache zurück und ich war unendlich dankbar.

„Na wie ich sehe hast du gerade einen vergnüglichen Nachmittag gehabt“, stellte der große Drache fest. Erim eilte an meine Seite und erkundigte sich wie es mir ginge.

„Es geht schon“, antwortete ich matt.

„Wie es aussieht war es doch keine Fehlentscheidung gewesen dich als Bewacher zu nehmen“, lobte mich der Drache wohlwollend und musterte seine Heim.

„Was machen wir mit ihnen?“, fragte ich und sah zu den Verletzten die nicht mehr kämpfen konnten und demoralisiert zu ihren toten Anführer schauten.

„Das ist die kleinste Sorge. Ich habe nämlich wieder großen Hunger und diese haben sogar keine elende Blechrüstungen an die schwer zu öffnen sind“, schlug der ältere Drache vergnügt vor.

„Nein!“, rief ich aufgebracht und blickte ihn vorwurfsvoll an.

„Wir bringen sie nach Lumia und sorgen dafür das sie dort ihre gerechte Bestrafung erhalten“, konterte ich. Dieser willigte ein.
 

Ich machte mich nun daran die Männer zu entwaffnen und zu fesseln. Bei einigen versorgte ich sie medizinisch damit sie nicht starben. Als letzter war Gregor dran. Dieser bot mir unerwarteterweise an beim Transport der anderen Räuber zu helfen. Gemeinsam packten wir die Gefangenen auf unsere Drachenbegleiter und flogen nach Lumia. Da übergaben wir sie der der Stadtwache welche uns bewaffnet begrüßten. Das lag daran weil sie Angst vor den großen Drachen hatten. Sie glaubten, er würde ihre Stadt niederbrennen wollten. Zum Glück war Kai dort, welcher Erim von weiten erkannte. Diesem gelang es auch seine Kollegen zu beruhigen. Weil ich eine gesuchte Räuberbande brachte gab mir Kai sogar als Belohnung einen ganzen Beutel Geld mit.
 

Der große Schwarze, dessen Name Feodor war, wie ich nun endlich erfuhr, reiste wegen seinem Schatz gleich wieder ab. Das beruhigte viele Stadtbewohner da sie von seinem Ruf als Menschenfresser und Brandstifter der Dörfer gehört hatten.

Da wir schon mal hier in Lumia waren gingen Erim und ich zum Waisenhaus um da zu übernachten.
 

Nachdem ich mich geheilt sowie gewaschen hatte, wollte ich von Erim wissen wie ihre Mission war. So erfuhr ich von ihm dass die Drachen schon von der Gefahr wussten da die Elfenkönigin sie gewarnt hatte, was logisch war, da die Drachen und wir Elfen schon immer eine enge Freundschaft verband.
 

Fenja kam erst später dazu weil sie eine Freundin besucht hatte. Sie fragte mich alles über unser Abenteuer aus was noch geschehen war seit dem ich das letzte mal hier war mit den anderen. Ich lachte und der Knoten der sich in mir gebildet hatte löste sich auf. Ich weiß nicht wie lange ich erzählte aber ich merkte wie mir die Augen zufielen.

„Ich bin müde. Lass und am Morgen weiter reden.“

„Aber ich will noch wissen wie...“, begehrte sie auf.

„Morgen“, beschwichtigte ich sie bestimmt und schlief in Arashis Bett ein.
 

Am nächsten Morgen durchlöcherte mich Fenja beim Frühstück gefühlt mit tausend Fragen. Nach der Mahlzeit konterte ich zurück und fragte sie aus. Sie erzählte mir dass sie ganz fleißig mit dem Schwert trainierte, für die Schule lernte und dass sie eine neue Freundin gefunden habe die sie oft besuche.
 

Ich bat Fenja darum mir eine Schüssel mit Wasser zu bringen. Mit dieser reinige ich meine Sachen vom Blut und überprüfte mein Gepäck. Fenja war inzwischen raus gegangen um mit Erim zu spielen. Zu Mittag aß ich draußen mit Erim.

Darauf verabschiedeten wir uns von Haruna und Fenja und bedankten uns für die Überachtung. Zum Abschied gab Fenja uns ein Bündel mit Lebensmitteln und einem kleinen Brief an Arashi mit. Unser Zeil war klar. Es würde die Stadt der Händler sein.

Zusammenarbeit

Kapitel 23. Zusammenarbeit
 

Arashi:
 

Wir standen zu dritt an einen Stand in der Nähe des Marktes und warteten. Also Peter, ich und Logan. Tiziano und Nina spielten die Lockvögel. Der Täter griff mit großer Vorliebe reiche Elfen an. Da kamen die beiden angerannt. Mehrere Männer waren hinter ihnen her. Sofort zogen wir unsere Waffen und griffen an. Auch die beiden Lockvögel hatten sich umgedreht und machten mit. Zu fünft war dieser Kampf kein Problem und es gelang uns die Männer zu überwältigen. Anschließend schafften wir sie zur Wache. Es war unglaublich! Obwohl wir in den letzten Tagen so viele Verbrecher gefangen hatten, liefen noch so viele frei herum. Gerade als ich ins Gebäude gehen wollte hielt Logan mich zurück.

„Warte. Es reicht wenn drei gehen.“ Ich drehte mich erstaunt zu ihn um. Es war sehr selten dass er redete und noch seltener das er mit so was ankam.

„Was gibst?“, fragte ich dementsprechend überrascht.

„Hast du Interesse an etwas Training?“, bot er an. Ich nickte begeistert. Während die drei um den Preis verhandelten zeigte mir der Kopfgeldjäger ein paar ziemlich starke Tricks mit denen man auch bei mehreren Gegnern die Oberhand behalten konnte. Er war wirklich ein sehr guter Lehrer und Kämpfer. Leider kamen die anderen viel zu schnell wieder heraus.

„Hei Logan. Du magst die Kleine. Hab ich recht?“, rief Nina gut gelaunt zur Begrüßung.

„Sie ist eine gute Kämpferin“, erwiderte der Krieger.

„So lange du mich nicht mit ihr betrügst soll es mir recht sein“, neckte sie ihn.

„Machst du Witze? Sie ist viel zu jung für mich“, entgegnete er nüchtern. Für ihn war das Thema damit beendet und er widmete sich wieder dem Training während die drei anderen das Geld aufteilten. Ich verstand offen gesagt nicht warum die Leute so oft ans Fremdgehen dachten nur weil sich zwei gut verstanden. Bei Tiziano war es nicht anders. Er war furchtbar neidisch auf Rei nur weil er sich mit Violetta verstand. Nach ein paar Minuten hörten wir endgültig auf.

„Nicht schlecht. Mit ein bisschen Übung nimmst du mir die ganzen Aufträge weg“, lobte Logan mich beim Abschied. Ich nickte und ging mit meinen Begleitern zurück zur Herberge.

„Du hast aber gute Laune. Kann es sein das du dich verliebt hast?“, fragte Peter zum Spaß.

„Nein das nicht. Aber ich freue mich über sein Kompliment.“
 

Den restlichen Tag verbrachte ich damit die Tricks zu üben die mir Logan gezeigt hatte. Am Ende des Tages schlief ich völlig erschöpft ein. Ich weiß nicht warum ich mitten in der Nacht erwachte. Auf jeden Fall lag ich wach im Raum. Nach einer Weile bemerkte ich wie ungewohnt still es war. Außer Peters schnarchen, dass man durch die Wand hören konnte herrschte Stille an diesen Ort. Ich stand auf, zog mich an, verließ das Zimmer und ging zur Treppe. Es war bestimmt eh bald Morgen und mir war nicht nach schlafen zu mute. Gerade als ich nach unten gehen wollte hörte ich eine vertraute Stimme.

„Ja, sie sind ganz sicher hier“, meinte dieser. Instinktiv zog ich mich in den Schatten zurück und begann zu lauschen. Es war Nina die mit einer mir unbekannten Person sprach. Doch wo war nur Logan? So wie es aussah bewachte er einen der Ausgänge.

„Gut. Ich hole meine Leute. Passt auf dass sie nicht fliehen“, ordnete der Unbekannte die Elfe an. Ich wartete nicht auf ihre Reaktion sondern hastete zum Schlafzimmer der Jungs. Dort weckte ich die beiden ziemlich unsanft und drängte sie zum Aufbruch. Durch ein Fenster im ersten Stock gelangten wir nach draußen. Da teilten wir uns auf, damit wir nicht alle auf einmal erwischt werden konnten. Ich nahm eine dunkle Seitengasse. Auf einmal tauchte am Ende der Straße jemand auf. Zuerst konnte ich diese Person nicht erkennen, da es einfach zu dunkel war. Bei genauerer Betrachtung erkannte ich dass es Nina war.

„Wo hast du Logan gelassen?“, fragte ich wobei ich versuchte meine Stimme möglichst ruhig zu halten.

„Ach der ist trainieren. Ich dachte mir wir sollten mal reden. So von Frau zur Frau“, meinte diese. Ich runzelte die Stirn. Was wollte sie von mir?

„So? Und worum geht es?“, hakte ich nach.

„Ich kenne einen Weg wie du ganz schnell sehr reich werden kannst. So viel Geld wie du in sonst in deinem ganzen Leben verdienst.“

„Wie denn?“, verlangte ich zu wissen und ein flaues Gefühl überkam mich.

„Du musst nur deine Freunde verraten, Arashi.“ In diesen Augenblick konnte ich nicht sagen was mich mehr schockierte. Die Aussage an sich oder die Ruhe mit der sie es aussprach.

„Warum sollte ich das tun? Es sind meine Freunde…“ Sie machte mit der Hand eine wegwerfende Bewegung.

„Freundschaft mit einen Elfen taugt nichts. Ich muss es wissen immerhin bin ich ja selbst eine und auch der Zwerg wird dich bei der erst besten Gelegenheit zurück lassen. So wie sie es bereits im Krieg taten. Sieh es nicht als Verrat an. Sie werden es auch tun. Du bist einfach schne…“, belehrte sie mich.

„NEIN. Ich werde meine Freunde nicht verraten. Beide hatten mehr als genug Gelegenheiten mich zu hintergehen und haben es nicht gemacht. Warum sollten sie es jetzt tun? Ich vertrauen ihnen.“ Bei dem letzten Satz klang meine Stimme jedoch erschreckend leise. Zweifelte ich so sehr an meinen Worten? Ich konnte diese Frage nicht mit einem klaren Nein beantworten und genau das machte mir Angst. Die Elfe bemerkte meine Unsicherheit sofort.

„Keine Angst, ich weiß wie das ist, aber es ist wirklich besser so. Du kannst dich ja uns anschließen und weiter als Kopfgeldjägerin arbeiten“, schlug sie sanft vor.

„Nein…“ Ich schüttelte den Kopf.

„Nein, das kann ich nicht!“ Ich wollte an ihr vorbei rennen jedoch versperrte sie mir den Weg. Sie rammte mir eine Faust in den Magen und ich taumelte zurück. Verdammt für eine Elfe konnte sie ganz schön hart zuschlagen.

„Logan war dagegen dass wir einen Menschen ausliefern. Er meinte unsere Geschäftspartner wären suspekt. Darum kann ich nicht zulassen das du vorbei gehst“, erklärte sie mir.

„Warum? Tiziano ist wie du ein Elf und du willst ihn trotzdem hintergehen?“

„Elfen sind widerwärtige Kreaturen. Von mir aus können alle krepieren.“ Offenbar sprach sie nicht gerne über ihr Volk. Das konnte ich zu meinen Vorteil ausnutzen.

„Warum. Du gehörst doch zu ihnen, nicht wahr Nina?“

„Das eigene Blut kann man sich nicht aussuchen, Arashi“ Endlich eine Lücke. Sofort nutzte ich die Gelegenheit und griff an. Jedoch sah sie meinen Angriff kommen und parierte ihn. Plötzlich kam ein Stein durch die Dunkelheit geflogen. Er traf die Elfe am Kopf. Leider blieb mir keine Zeit um mich beim Werfer zu bedanken. So schnell ich konnte rannte ich davon.
 

Beim Tor traf ich auf Tiziano und Peter. Schweigend verließen wir die Stadt und suchten den Himmel ab. Vielleicht entdeckten wir irgendwo Erim. Währenddessen wechselten wir kein Wort. Ich musste die ganze Zeit an die beiden Kopfgeldjäger denken. Sie waren keine Gestaltwandler und hatten uns dennoch verraten. Diese Welt war doch voller Verrat. Aus einem unerfindlichen Grund machte mich das total fertig, denn irgendwie hatte ich die beiden gemocht. Vielleicht war es zu Beginn gar nicht ihr Ziel gewesen unser Vertrauen zu erschleichen um uns letztendlich zu verraten. Vielleicht war unsere erste Begegnung wirklich nur Zufall. Vielleicht. Wer konnte das schon so genau sagen. Traurig schüttelte ich den Kopf. Nach mehrstündiger Wanderung durch die Hochebene machten wir Rast. Während Tiziano sich weiter umsah suchte Peter das Gespräch: „Hey irgendwas ist doch. Du bist doch sonst auch nicht so schweigsam.“

„Sag mal. Hast du dich schon mal gefragt wen du eigentlich noch trauen kannst?“, wollte ich von ihm wissen.

„Andauernd. Außenstehenden traue ich zum Beispiel gar nicht mehr. Ich weiß nur dass ich dir und den anderen vertrauen kann“, offenbarte dieser mir. Er klopfte sich auf die Brust. Genau auf die Stelle an der unter seiner Kleidung der Stein verborgen war. Ich lächelte ihn an.

„Ich hoffe, du weißt, dass du mir trauen kannst, Arashi.“ Ich nickte nur und wusste sofort was er meinte. Auch die doppelte Bedeutung seiner einfachen Geste. Ja, ihn konnte ich auf jeden Fall vertrauen.
 

Violetta:
 

Auf der Reise zur Händlerstadt bemerkte ich dass unter uns der Schnee langsam wich und es bald Frühling sein würde. Die Dunkelheit brach langsam an und es wurde rasch immer dunkler. In der Ferne entdeckte ich die gesuchte Stadt. Diese wurde von Laternen erleuchtet sodass ich sie sogar von hier ausmachen konnte. Als wir fast schon da waren bemerkte ich wie außerhalb der Stadt drei kleine Gestalten an einer Feuerstelle saßen. Das machte mich neugierig.

„Flieg bitte zum Lagerfeuer!“, rief ich deshalb zu meinem Drachenbegleiter. Wir landeten in der Nähe des Feuers. Vorsichtig stieg ich ab und trat den dreien entgegen. Wie sich herausstellte waren es Arashi, Peter und Tiziano. Vor lauter Freude umarmte ich alle.
 

„Wo sind Rei und Siegbald?“, wunderte sich Peter und sah sich nach ihnen um.

„Als ich sie das letzte mal sah ging es ihnen gut“, informierte ich sie. Gerade als ich das ausgesprochen hatte, stießen die beiden zu uns.

„Freunde!“, rief ich überglücklich und umarmte Rei. Ich nahm Tiziano wütend Blick wahr sodass ich es unterließ auch noch Siegbald zu umarmen.

„Habt ihr es geschafft?“, erkundigte sich Arashi sogleich bei ihnen.

„Es lief ausgezeichnet. Naja, bis auf diese kratzige Zwergenkleidung die ich die ganze zeit tragen musste“, beklagte sich Rei bei ihr.

„Und das ganze von Generve von dieser viel zu groß geratenen Nervensäge. Andauernd meinte dieser: `Oh warum durfte ich nicht bei meiner geliebten Arashi sein?´ Das war mit der Zeit unerträglich“, beschwerte sich Siegbald bei uns.

„Oh ja das kenne ich nur zur Genüge“, gab Arashi ihm recht.

„Armselig“, kommentierte Tiziano es herablassend.

„Ich und armselig? Was ist mit dir? Bei ihr ist es doch offensichtlich das sie nur Freundschaft für dich empfindet“, entgegnete Rei kühl.

„Hört auf zu streiten. Lasst uns doch erst einmal ausführlich erzählen was geschehen ist, da wir uns eine Weile nicht gesehen haben“, mischte ich mich ein bevor der Streit ausarten würde. Wir setzten uns ans Lagerfeuer und ich verteilte das Essen was mir Fenja mitgegeben hatte an die anderen und an Arashi den Brief. Diese meinte sie würde ihn später lesen.
 

Als erstes erzählte Arashi wie sie mit Tiziano und Peter sowie zwei Kopfgeldjägern zusammen das Kopfgeld verdient hatten, bis sie von ihnen verraten wurden und sie flüchten mussten. Ich war erschüttert davon und es schnürte mir den Hals noch enger zu. Wie es aussah hatten wir nicht nur die Gestaltwandler als unsere Feinde sondern auch noch ihre Verbündeten die ganz gewöhnliche Elfen oder Menschen sein konnten.
 

Jetzt begann Siegbald zu erzählen. Ich merkte wie er ab und zu ins Stocken geriet wenn es um Rei´s Rolle ging aber ich verstand warum er es tat. Der Zwergen König wusste schon von der Gefahr Bescheid. Er berichtete dass die Gestaltwandler ihn beim letzten Krieg dazu gezwungen hatten das Bündnis mit den Menschen aufzugeben und sich zurückzuziehen von den kriegerischen Auseinandersetzungen mit den anderen Ländern. Er musste auch die Versuche unterbinden das Land, was oberhalb der Berge im Norden war, besetzen zu wollen. Zwar war es scheinbar unbewohnt doch das war nicht so. Das Gebiet gehörte den Gestaltwandlern.
 

Die einzigen wirklich erfreulichen Punkte an diesem Bericht waren für mich zum einen das der König Siegbald einen Plan gegeben hat worauf die Kammer bei den Drachen lag. Scheinbar hatten sie während des Krieges Spione dort hin geschickt um an deren Stein der Macht heranzukommen da sie an den eigenen nicht heran kamen. Was noch erfreulich war die Tatsache dass es bald eine Versammlung der vier Könige geben würde in der Königsstadt welche im Menschenreich liegt. Man wählte diese Stadt aus, weil sie am weitesten von den Gestaltwandlern entfernt lag und es schon dort ein passendes Gebäude gab was man nutzen konnte für die Besprechung.
 

Jetzt begann ich von meinen Abenteuer zu schildern. Arashi klopfte mir stolz auf die Schultern und sagte: „Da hat sich das Training ja gelohnt.“

„Wenn du dich weiter so machst können wir dir öfters. Einzelmissionen geben“, lobte Peter mich. Ihre Worte erfreuten mich.

„Beim nächsten Mal werdet ihr mich nicht aufhalten sie zu begleiten. Egal was ihr dazu sagt“, versicherte Tiziano ihnen grimmig. Ihm schien es überhaupt nicht zu gefallen in was für eine Gefahr ich geraten war und das auch noch ganz auf mich allein gestellt. Er warf Rei einen wütenden Blick zu.

„Darf ich mir die Karte vom Zwergenkönig ansehen?“, wechselte ich das Thema und nahm sie entgegen von Siegbald entgegen. Noch bevor ich diese entfalten konnte sprach mich Tiziano an: „Violetta? Ich habe eine Bitte an dich“, hörte ich ihn sagen und sah wie er mir meinen Verlobungsring reichte.

„Wie? Woher?“, stotterte ich fassungslos.

„Ich habe einen guten Freund gebeten mir das für dich abzuholen. Ich möchte das du ihn offen trägst“, äußerte er und lächelte mich ermutigend an.

„Aber unsere Vereinbarung“, widersprach ich heftig.

„Was ist das?“, erkundigte sich Arashi neugierig und versuchte einen Blick auf das Schmuckstück zu erfassen.

„Es ist mein Verlobungsring“, antwortete ich rot werdend und steckte ihn an meine linke Hand die er nun zufrieden lächelnd hielt. Man war das peinlich! Warum musste Tiziano das auch nur machen?
 

Unsere Reise ging ins Gebirge. Da unser Drachenbegleiter nicht alle tragen konnte ging die Reise größtenteils zu Fuß weiter. So trug Erim immer nur drei von uns wenn ein gewisser Abschnitt zu gefährlich wurde. Wir erreichten die Höhle wo laut Karte die Kammer sei. Nach einigem Suchen fanden wir diese. Peter trat nun vor und öffnete die Kammer. Es dauerte nicht lange und er kam mit dem Stein heraus.

„Jetzt haben wir nun alle Steine zusammen“, freute ich mich sehr und umarmte Tiziano vor lauter Freude der offensichtlich auch glücklich darüber war.

„Sei nicht so voreilig mit deiner Siegesfeier, Violetta“, bremste Arashi mich bei meiner Euphorie. Verwirrt blickte ich zu meiner Menschen Freundin.

„Vergiss nicht dass wir noch einiges vor uns haben. Jetzt ist es an der Zeit dass wir zur Königsstadt reisen, um mit zu entscheiden, was wir mit dem Stein der Macht getan werden soll“, erklärte sie ihr Einschreiten.

„Sollten wir das nicht unter uns entscheiden? Wir sind doch die Wächter jener Steine. Also steht es uns zu“, widersprach Peter mit verschränkten Armen.

„Ich stimme ihm zu. Am besten verwenden wir die Steine, da ich offen gesagt, dieser Versammlung nicht vertraue. Was ist wenn die von den Gestaltwandlern untergraben wurde und sie uns damit in eine Falle locken wollen?“, sprach ich mich gegen diesen Plan aus.

„Wir können nie vor ihnen sicher sein“, ermahnte uns Rei. Ich schluckte hart.

Er war einer von ihnen und wusste deshalb am besten Bescheid.

„Außerdem um Frieden schließen zu können müssen wir zum einen alle zusammen arbeiten und dazu muss die Öffentlichkeit Bescheid wissen und diese Versammlung der vier Könige ist geradezu perfekt dafür“, rechtfertigte sie ihre Sicht. Widerwillig stimmten Peter und ich Arashi zu.

Der gemeinsame Weg in die Stadt

Kapitel 24. Der gemeinsame Weg in die Stadt
 

Arashi:
 

„So wie du schaust muss man Angst haben das du jemanden erschlägst.“ Ich zuckte erschrocken zusammen und schaute zu Peter auf. Ich war so in Gedanken versunken gewesen dass ich ihn gar nicht bemerkt hatte. Der Zwerg setzte sich neben mich und starrte in die Flammen.

„Ich habe nachgedacht“, erwiderte ich schließlich.

„Verstehe. Es geht immer noch um diese beiden Kopfgeldjäger. Solche Ereignisse bringen einen zum Nachdenken.“ Ich schaute zu den anderen die zum Großteil schon schliefen. Bei genauerer Betrachtung stellte ich fest dass Tiziano sehr nah bei seiner Verlobten schlief. Ob er wohl Angst hatte dass sie ihn verließ?

„Selbst wenn wir erkennen wer ein Gestaltwandler ist nützt uns dieses Wissen nichts, da auch die anderen Verräter sein können. Ich meine, wer sagt das keiner von ihnen still und heimlich die Seiten gewechselt hat? Das ist doch zum verrückt- werden“, regte ich mich auf. Mein Gegenüber nickte zustimmend und wir starrten wieder schweigend ins Feuer. In dieser Nacht fehlte mir die Motivation zum Training, weshalb ich einfach nur meinen düsteren Gedanken.
 

Schließlich holte ich den Brief von Fenja heraus. Darin schrieb sie dass es ihr gut ging und sie sich große Sorgen um mich machte. Des teilte sie mir dass der Hauptmann in die Königsstadt gerufen wurde und ich als seine Stellvertreterin sollte auch dort hin. Ein neuer Beruf bedeutete auch mehr Veränderung. Traurig betrachtete ich meine Brosche. Ich würde eine neue bekommen, wenn ich wieder arbeiten würde. Obwohl die meisten dieser Schmuckstücke hatten mehr Jahre auf den Buckel als ich. Irgendwie ironisch. Doch gerade Hauptmann und Stellvertreter lebten in der Regel nicht sehr lange. Noch ironischer das ich in solchen Zeiten über so etwas nachdachte. Dabei kam mir ein deprimierender Gedanke. Was würde von mir übrig bleiben wenn ich starb? Nur die Erinnerung und die würden irgendwann verblassen. Es wäre als hätte ich nie existiert. So wie meine Mutter. Nun beschloss ich doch noch zu trainieren. Egal was kommen würde oder wen ich noch trauen konnte. Aufgeben konnte ich nicht. Dafür hatte ich. Nein dafür hatten wir einfach schon zu viel erreicht.
 

Auf einmal bemerkte ich mehrere Gestalten die sich langsam unseren Lager näherten. Sofort wusste ich, dass es keine Freunde waren.

„Angriff!“, rief ich so laut ich konnte. Ich zog meine Schwerter und wartete darauf dass sich die Feinde näherten. Es waren mehrere Männer. Zum Glück waren die anderen schnell auf den Beinen. Sie griffen gleichzeitig an. Ich wehrte eine Mann ab der mit einer großen Keule angriff. Ich weiß nicht genau wie ich es schaffte, doch es gelang mir das dicke Holz mit meinen beiden Klingen zu spalten. Ich schickte den Mann ins Land der Träume und wandte mich den anderen Gegnern zu. Schon kurze Zeit später war der Kampf zu Ende. Die Überlebenden fesselten wir um zu warten bis sie aufwachten. Es war wichtig zu wissen wer sie geschickt hatte. Leider war die Antwort alles andere als beruhigend. Sie kannten ihre Auftraggeber nicht. Während dieser Befragung schickten wir Erim mit einer Nachricht für die nächstgelegene Stadtwache weg mit den dezenten Hinweis wo sie ein paar gut verschnürte Banditen finden würden. Um der Stadtwache nicht zu begegnen reisten wir noch vor den Morgengrauen weiter.
 

Langsam kam der Frühling und der Schnee schmolz langsam. Ich genoss die ersten warmen Sonnenstrahlen und hoffte dass dies ein Zeichen für das endgültige Ende des Winters war. Zugegeben der Gedanke daran die Hauptstadt zu betreten machte mir Angst. Ich wusste nicht was uns erwarten würde. Während unserer Reise flog mich Erim gelegentlich durch die Lüfte. Ich zog laufen immer noch vor. Warum musste man auch so hoch fliegen? In dieser Höhe blieb mir nichts anderes übrig als den Drachen voll und ganz zu vertrauen.
 

Endlich erreichten wir nach mehreren Tagen die Hauptstadt. Sie war genauso wie ich sie mir vorgestellt hatte, groß und mit vielen protzigen Gebäuden. Vor den Toren der Stadt wurden die Leute kontrolliert, was nüchtern betrachtet jedoch nichts weiter war als eine Schikane für die ehrlichen Bürger. Diebe und andere Verbrecher nahmen sowieso die geheimen Pfade, weshalb hier die Kriminalität ständig zunahm.

Des weiteren war es nur noch eine Frage der Zeit bis dieselben Ausmaße wie in der Händlerstadt sein würden. Dazu kam noch ein Gerücht welches ich jedoch nicht bestätigen konnte. Es heißt aber, dass die Wachen hier fast so arrogant sein sollen wie die Adligen und von diesen hatte ich einiges gehört.
 

Natürlich reihten wir uns wie brave Bürger in die Schlange ein. Die zusätzliche Schikane war noch dass die Männer und Frauen getrennt kontrolliert wurden. Lustigerweise war es Tiziano der mitgeschleift werden musste. Irgendwie seltsam. Ein bisschen erinnerte mich der Elf mit seinen Verhalten an Rei als er noch nicht lange bei uns war. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis wir ankamen. Vor einem kleinen Holzhaus standen zwei Männer mit der offiziellen Uniform der Wache dieser Stadt.

„Wer seid ihr beiden Hübschen?“, begrüßte uns einer der beiden mit einem anzüglichen Lächeln.

„Mein Name ist Arashi Katz, Mitglied der Wache von Lumia und das ist meine Begleiterin Violetta Rosental.“ Während ich sprach deutete ich mit einer Handbewegung auf die Elfe.

„So, wir überprüfen jetzt ob ihr irgendwelche verbotenen Sachen mit euch herum tragt. Wenn ihr versteht was ich meine“, erklärte einer der beiden Männer. Violetta schien etwas verunsichert und wisch einen Schritt vor ihnen zurück. Naja, in ihrem Land wurde sie bestimmt noch nicht so behandelt.

„Nein, ihr habt nur das Recht unser Gepäck zu überprüfen. Wenn es euch nicht reicht seid ihr verpflichtet ein weibliches Mitglied der Stadtwache herzuholen“, wies ich sie daraufhin.

„Du kleines Miststück“, zischte einer der Männer und holte zur Ohrfeige aus, die ich spielend leicht abfangen konnte.

„Hey, was soll das Theater? Ihr haltet die Reisenden auf“, rief eine mir nur zu vertraute Stimme. Ich drehte mich um und erkannte den Halbzwerg Kai. Dieser stand mit einem breitem Grinsen beim Tor.

„Hey, ihr beiden Faulpelze. Steht nicht so dumm rum sondern kümmert euch darum dass die Schlange weiter geht. Arashi, Violetta, ihr dürft passieren“, befahl er. Kaum waren wir durch, begrüßte ich überglücklich meinen Freund mit einer Umarmung.

„Kai, was machst du denn hier?“, erkundigte ich mich lachend bei ihm.

„Der Hauptmann wurde hierher gerufen und ich habe darauf bestanden ihn zu begleiten. Devlin, übernimmt das Kommando während wir weg sind“, berichtete er gut gelaunt.

„Oh je. Hoffentlich überlebt der Bürgermeister unsere Abwesenheit“, erwiderte ich schmunzelnd.

„Ja, hoffentlich. Es wäre doch zu schade wenn ihm etwas zustoßen würde“, fügte Kai hinzu, woraufhin wir beide kicherten. Es tat gut über so etwas alltägliches zu scherzen. Violetta begrüßte inzwischen die Jungs.
 

Die vier kamen in diesen Augenblick durchs zweite Tor.

„Sag mal, ist Katz dein Nachname?“, erkundigte sich Violetta neugierig.

„Nö, ich habe ihn mir gerade ausgedacht“, offenbarte ich ihr schulterzuckend.

„Wieso hast du nicht deinen echten Namen genannt?“, fragte sie weiter. Ich sah sie an und grinste.

„Ich kenne meinen Nachnamen gar nicht“, gestand ich ihr. Alle außer Kai sahen mich erstaunt an.

„Was meine Mutter mir gab war ein Vorname. Ihren Nachnamen konnte sie mir nicht hinterlassen, weil ich sonst zu schnell gefunden worden wäre. Tja und meinen Vater kennt keiner. Außerdem hat im Waisenhaus so gut wie niemand einen Nachnamen. Das ist auch nicht nötig. Entweder wird man adoptiert und nimmt den Familiennamen der neuen Eltern an oder man sucht sich einen aus wenn man volljährig ist.“ Die anderen schwiegen. Kein Wunder, da keiner von ihnen wusste was es bedeutete ohne Eltern und Familie aufzuwachsen. Trotzdem war ich nicht eifersüchtig auf sie. Mit meinen Eltern war ich zwar nicht blutsverwandt, doch in meinen Leben nahmen diese beiden Menschen stets den Platz der Eltern ein. Der Hauptmann war für mich stets wie ein Vater gewesen und Haruna wie eine Mutter. Mehr brauchte ich nicht. Mit diesen Gedanken ging ich selbstbewusst Richtung Schloss. Bereit für alles das kommen konnte.
 

Violetta:
 

Arashi ist schon echt stark, wie sie sich gegenüber der Wache am Eingang behaupten konnte. Kai wieder zu sehen bereitete auch mir Freude, da er schon sehr nett war. Die Königsstadt konnte es mit der unsrigen Hauptstadt im Elfenreich mithalten. Ich ging mit Tiziano Hände haltend staunend durch die Stadt. Arashi machte sich darüber etwas lustig und meinte warum ich ihn nicht gleich hier heiraten wolle. Wütend starrte ich diese an. Ich war noch lange nicht für so etwas bereit immerhin war ich doch gerade 100 Jahre alt geworden. Also wirklich.
 

Wir baten beim König um eine Audienz. Die gewährte man uns aber erst am Nachmittag, da der König viel zu tun hatte und uns erst kurz vor der Besprechung der Vier Könige treffen wolle. Wir legten unser Reisegepäck in eine Herberge ab wobei Tiziano darauf bestand mit mir ein Zimmer teilen zu wollen. Ich widersprach heftig und sagte das ich lieber mit Arashi ein Zimmer teilen möchte. Immerhin waren wir ja noch lange nicht verheiratet. Unruhig packte ich meine Sachen aus und beschloss an die frische Luft zu gehen um mich zu beruhigen.
 

Für das Treffen mit den König kaufte ich mir ein schönes elegantes Kleid. Dieses zog ich sogleich an. Zu meinem Schutz schnallte ich mir den Dolch an die Innenseite meines Beines. Klar hatte ich meinen Anhänger aber mit dieser versteckten Waffe fühlte ich mich sicherer. Es klopfte an und Rei trat ein und meinte das die anderen gleich aufbrechen wollten.

„Danke, dass du Bescheid gesagt hast“, bedankte ich mich bei ihm. Eine Frage kam auf die ich sogleich an ihn stellte: „Wirst du dich dem König offenbaren?“

„Eher nicht. Ich glaube kaum, dass er so einen Beweis benötigt“, antwortete er gelassen.

„Was ich noch fragen will ist. Wie alt werdet ihr Gestaltwandler im Durchschnitt?“

„Du bist aber neugierig. Aber damit wir es schnell hinter uns haben. Wir Gestaltwandler haben eine Lebensspanne wie die der Menschen“, beantwortete er mir auch noch diese Frage bereitwillig.

„Nun müssen wir uns beeilen“, ermahnte er mich zur Eile.
 

Zusammen mit meinen Gefährten begaben wir uns zum Königlichen Palast. Jener war wirklich beeindruckend. An den Wänden der Korridore hingen alte, kunstvolle Gemälde sowie vergoldete Spiegel und Kerzenleuchter.

An den Decken hingen diamantene Kronleuchter.
 

Im Thronsaal empfing uns der König mit seiner Frau. Er war ein älterer Mann von 40 Jahren. Neben seiner Frau saßen die beiden Söhne sowie auch seine Tochter.

„Herzlich Willkommen, Auserwählte von weit her. Soweit ihr vielleicht wisst findet eine Versammlung der vier Königreiche statt und ich werde euch persönlich dorthin bringen“, begrüßte er uns mit einer einladenden Geste.
 

Vom Palast gingen wir zu einem Gebäude das sich die „große Kammer des Friedens“ nannte. Heutzutage wurde sie, laut dem König, für Konzerte und Politische Treffen genutzt. Ich sah ein großes Gebäude mit einem riesigen offenen Tor. An der Seite befand sich eine Plattform. Verwunderte fragte ich den König wofür es gedacht war.

„Diese ist dazu da damit die Vertreter der Drachen ins Gebäude kommen können. Ihr Eingang befindet sich dort. Die anderen benutzen den Vordereingang“, erklärte er uns. Wir betraten ein. Der Boden bestand aus weißen Marmor. Die Wände der Vorhalle waren mit prachtvollen Teppichen ausgestattet. Links war der Eingang für die Elfen, rechts für die Zwerge und in der Mitte einer für die Menschen. Dieser führte an einer Wendeltreppe nach oben. Ich erkannte es weil an den Türen die Wappen der Länder darauf bemalt wurden. Naja bis auf die zwei neutrale Türen auf denen keine Wappen befanden. Diese waren links und rechts von der Wendeltreppe.

„Jeder Auserwählte geht zu der Tür des eigenen Landes und werden dort als Berater für ihre jeweiligen Länder fungieren. Jedes Reich darf seine Berater oben haben sowie eine kleine Wache von höchstens zwei Leuten.

Alle anderen können durch diese nicht markierten Türen neben der Wendeltreppe gehen um als Gäste den Verhandlungen beizuwohnen“, erklärte er uns geduldig.

„Wie es aussieht müssen wir uns trennen“, bemerkte ich traurig.

„Das macht nichts“, sagte Arashi und klopfte mir aufmunternd auf die Schultern und folgte ihrem König zur Wendeltreppe.

„Dann bis später“, verabschiedete sich Peter und machte sich ebenfalls auf den Weg. Rei, Erim und Siegbald verschwanden als Gäste in die große Halle.

„Bis später Tiziano“, verabschiedete ich mich von ihm. Dieser beschloss noch etwas in der Halle zu bleiben.
 

Nachdem ich die Tür mit dem Wappen meines Volkes durchschritten hatte erspähte ich eine Treppe welche nach oben führte. An den Wänden erblickte ich viele Porträts von Elfen Königinnen und Königen. Als ich oben ankam betrat auch ich die Hauptkammer.

Der Anblick beeindruckte mich. Das erste, was ich wahr nahm, waren die vielen Berater welche im Halbkreis um unsere Königin Rosalie Wolkenmeer herum saßen. Ich kannte einige von den Beratern wieder. Einer von ihnen hieß beispielsweise Salvator. Dieser war immer sehr freundlich zu mir. Als ich vorging entdeckte ich das der Raum wie ein Kreis war an deren Ecken dicke Säulen den Raum säumten und die Kammern trennte. Vor jedem Land war eine große Flagge zu erkennen. Unten waren die Zuschauer und oben die herrschende Klasse.
 

Links im Raum sah ich drei Repräsentanten der Drachen. Gegenüber von mir aus gesehen entdeckte ich Peter der neben einem sehr Bärtigen kleinen Zwerg und einer Zwergin stand.

Auch sie waren wie wir von Beratern aus adligen Hause umgeben. Jetzt bemerkte ich rechts im Raum Arashi neben dem Menschen - Königspaar.

„Sei herzlich willkommen,meine Violetta. Komm doch her mein liebes Mädchen“, begrüßte mich die Königin freundlich und bot mir einen Platz an ihrer Seite an.

„Seid gegrüßt meine Königin Wolkenmeer und vielen Dank für diesen Platz“, bedankte ich mich bei ihr und knickste leicht.
 

Nun begann die Besprechung.

„Wie uns allen bewusst ist gibt es eine neue beziehungsweise alte Gefahr. Es sind die Gestaltwandler“, begann der Menschenkönig. Ein Raunen brach im Zuschauerraum aus.

„Aber um genauer zu erklären was es damit auf sich hat übergebe ich der Elfenkönigin das Wort.“ Sie nickte ihm zu und berichtete von allen was sie von ihnen wusste. Darauf teilte der Zwergenkönig sein Wissen und seine Erfahrungen mit. Was nun folgte war ein riesiger Streit. Jeder beschuldigte den anderen ein Gestaltwandler beziehungsweise ein Verräter zu sein. Keiner glaubte dem Anderen. Ich konnte sie verstehen da auch mich diese Ängste plagten und mir keine ruhige Nacht gönnten.
 

Die Angst ergriff mich von neuem. Doch ich versuchte sie nicht zu zeigen.

Mein Griff um den Stein der Macht war eisern. Dieser gab mir Halt und Kraft mich und jederzeit die Königin vor Angreifern zu retten. Mir stockte nun der Atem. Was wäre wenn die Königin eine von ihnen war. Eine von diesen neuen Feinden? Es kam zu ersten Handgreiflichkeiten in der Halle.

„Ruhe!“, schrie meine Freundin Arashi. Mit lauter Stimme erklärte sie uns das man mit den Stein der Macht alle Gestaltwandler enttarnen konnte. Das demonstrierte sie mit Peter. Jener hob seine Hand mit dem Stein darinnen.
 

Es war eine große Aufregung als urplötzlich einige der Leute grüne Haare bekamen. Schneller als gedacht konnten wir die Gestaltwandler ausfindig machen und gefangen nehmen. Alle bis auf Rei natürlich. Dieser bekam von Arashi und meiner Königin eine Bürgschaft. So ließ man ihn gehen. Fassungslos schaute ich zu Arashi und in meiner Brust schmerzte es sehr.

Meine Gedanken rasten.

Sie haben mir nie wirklich vertraut.

Sie hatten mich mit meiner Angst alleine gelassen.

Seit Wochen hatte ich diese schrecklichen Alpträume gehabt und sie sagten mir nicht dass ich die ganze Zeit den Schlüssel bei mir trug um diese Gestaltwandler aufzudecken. Mein iIneres war zu Eis erstarrt. Wie aus weiter Ferne hörte ich der Besprechung zu. Es gab insgesamt vier Lösungsansätze welche wie folgt waren.
 

Erstens, die Gestaltwandler ausrotten damit sie keine Gefahr mehr darstellten.

Zweitens, alle Gestaltwandler versklaven da sie mit uns dasselbe machen wollten.

Drittens, den Gestaltwandlern helfen und sie alle in ihr Land abschieben.

Viertens und zuletzt ihnen helfen und als fünftes Volk neben ihnen in Frieden leben.
 

„Violetta was ist deine Meinung? Was sollen wir deiner Meinung machen?“, weckte mich meine Königin aus meinen Gedanken als man eine Pause eingelegt hatte.

Ich hielt es nicht mehr aus. In meinen Inneren war etwas zerbrochen und es schmerzte so sehr das das ich keine Luft mehr bekam. Ohne dass ich es wollte rannen mir Tränen von meinen Wangen als ich die Treppe runter rannte. Ich stieß mit Tiziano zusammen der besorgt nachfragte was los sei doch ich konnte noch nicht antworten. Dazu war der Schmerz in meinen Herzen einfach zu neu.

„Du brauchst nichts zu sagen. Sieh mal was ich für dich besorgt habe“, sprach er behutsam. In seinen Händen bemerkte ich eine Kette mit einem Herzen daran hängen. Dieser legte sie mir um meinen Hals.

„Danke“, brachte ich gerade noch zustande und umarmte ihn. Er war mein Rettungsanker und mein ständiger Begleiter seit ich ein kleines Mädchen war. Ich weiß nicht wie lange wir so standen. Doch war es mir egal.
 

„Komm, lass uns gehen“, schlug er vor und führte mich raus. Die kühle Luft tat mir gut. Er hielt meine Hand und ich folgte ihm. Auf den Weg achtete ich nicht. Warum auch?

„Warum haben sie es mir nicht Gesagt und was haben sie mir noch alles verschwiegen?“, kamen mir die düsteren Gedanken in den Sinn.

Ich merkte wie wir in ein Haus betraten das nicht unsere Herberge war.

Auch dieser Elf, der meinen Verlobten begrüßte, war mir unbekannt.

Tiziano brachte mich in ein karg eingerichtetes Zimmer mit Gittern an den Fenstern. Er schloss hinter sich ab und trat auf mich zu. Langsam kam ich zur Besinnung.

„Wo sind wir?“, erkundigte ich mich und betrachtete den Tisch, die Stühle sowie das Bett mit milden Interesse.

„Wir sind bei einen guten Freund in Sicherheit“, erklärte er beruhigend und bugsierte mich auf das Bett und setzte sich mit einen Stuhl vor mir.

„Erzähl mir was dich aufgebracht hat“, bat er darum. Ich erzählte ihm vom Verrat meiner Freunde.

„Sie haben es gewusst und haben es mir nie offenbart“, beendete ich.
 

„Ich muss dir etwas gestehen, Violetta. Auch ich war nicht immer ehrlich zu dir gewesen aber lass es mich dir erklären.

Vor über 100 Jahren wurde meine Familie beauftragt die Auserwählte der Elfen zu beobachten. Mein Urgroßvater begann damit und freundete sich zehn Jahre später im Waisenhaus mit dir an. Jetzt drei Generationen später war ich dran.

Ich hatte den Gedanken gehasst das machen zu müssen, da ich lieber als Spion tätig sein wollte um in immer neuere und aufregendere Rollen schlüpfen zu können. Stattdessen wurde ich Taishi dazu gezwungen immer in der ein und derselben Rolle des Tiziano Duilio zu sein. Es war vor etwa drei Jahren als ich dir das erste mal begegnet war.

Du fragst dich bestimmt, warum ich so viel über unsere angebliche Vergangenheit weiß, obwohl ich erst 20 Jahre alt bin. Meine Beruf nennt sich Schläfer. Das bedeutet dass ein Gestaltwandler in eines der vier Reiche eingeschleust wird wo er ein scheinbar normales Leben führt bis sein Auftrag kommt. Bei Elfen ist das natürlich schwieriger zu machen da sie eine lange Lebensspanne haben. Doch wir fanden eine Lösung. Man schrieb Tagebücher sodass die Nachfolger immer Bescheid wussten, wenn sie diese Rolle übernahmen. Ich wurde von klein an auf diese Aufgabe vorbereitet und musste diese Bücher lesen.
 

Als du das Tagebuch meines Onkels gelesen hattest glaubte ich schon das meine Tarnung aufgeflogen sei und wollte flüchten.

Ich verwandelte mich in ein Reh und wurde im Wald angeschossen. Fast glaubte ich schon sterben zu müssen. Doch du hast mein Leben gerettet und hast mir geschworen immer mein bester Freund zu sein, egal was in der Zukunft geschehen würde. Das war der Zeitpunkt als ich mich Stück für Stück in dich verliebte. Nach einer Weile machte ich dir über meine sogenannten Eltern einen Antrag.“ Er verwandelte sich in seine wahre Gestalt. Er hatte runde Ohren, kurzes dunkelgrünes Haar und war von kräftiger Statur. Ich schreckte zurück.

„Du fragst dich bestimmt, wo wir sind. Ich habe dich hier her gebracht damit du weit vom Krieg weg bist, der nun folgen wird, und wenn alles vorbei ist werden wir endlich heiraten. Gib mir nur dazu den Stein der Macht“, verlangte er von mir.

„Das werde ich niemals tun“, weigerte ich mich und versuchte mich magisch zu meiner Familie zu transportieren was mir nicht gelang. Um genau zu sein spürte ich überhaupt keine Magie in mir. Entsetzt riss ich meine Augen auf.

„Die Kette welche ich dir gegeben habe verhindert dass du Magie verwenden kannst“, informierte er mich. Ich versuchte die Kette abzunehmen was mir nicht gelang. Sie war zu eng als dass sie über meinen Kopf ging und es war kein normales Schloss, welches diese zuhielt.

„Warum?“, flüsterte ich erstickt.

„Ich will nur dein Leben retten, Violetta, da sie dich sonst niemals am Leben lassen würden“, erklärte er mir sanft. Grob riss er den Stein an sich und steckte ihn in seine Tasche. Da er abgelenkt war nahm ich den Dolch aus meinen Versteck.

„Taishi, oder?“, fragte ich unsicher.

„Was ist, meine Liebste?“, hakte er nach und wandte sich nun wieder mir zu.

Die Versammlung der vier Königreiche

Kapitel 25. Die Versammlung der vier Königreiche
 

Arashi:
 

In der Pause sah ich wie Violetta den Raum verließ und wollte ihr folgen. Doch der Hauptmann hielt mich mit der Begründung zurück, dass ich bei der Versammlung gebraucht wurde. Verdammt, wir hätten es ihr früher sagen sollen. Jedoch gab es keine Gelegenheit dazu. Nur wegen dieser Streithähne waren wir überhaupt erst aufgeflogen. In diesem Augenblick ging die Versammlung weiter. Ich suchte mir einen Platz der etwas außerhalb lag und beobachtete das Ganze. Hoffentlich war die Versammlung bald zu Ende und ich konnte mich abseilen. So lange musste ich warten. Zu Beginn hatte ich versucht zuzuhören, doch die Gespräche drehten sich im Kreis, weshalb sie mich schon nach kurzer Zeit langweilte. Träge wanderte mein Blick durch den Raum und stellte fest das Erim sich genauso langweilte. Der kleine Drache schielte immer wieder zur Tür und spielte offenbar mit den Gedanken sich zu verdrücken. Als sich unsere Blicke kreuzten schüttelte ich den Kopf. Sofort verstand er worauf ich hinaus wollte.
 

In diesem Moment gesellte sich Kai zu mir.

„Du, Arashi, wir müssen reden.“ Er sprach leise und eindringlich. In seinen Augen glänzte nicht der Schalk. Was auch immer los war. Es musste sehr wichtig sein. Darum kam ich gar nicht erst auf den Gedanken ihn abzuwimmeln.

„Was ist?“, flüsterte ich.

„Es geht um diese Gestaltwandler. Sie wollen mich abwerben…“

„Was! Warum wollen die dich abwerben?“, fragte ich ungläubig nach.

„Weil ich ein Halbzwerg bin. Du weißt genau das Halbwesen wie ich als minderwertig angesehen werden. Ich glaube das nutzen sie aus um Leute abzuwerben.“ Schockiert starrte ich meinen besten Freund an. Alles was lebte konnte von den Gestaltwandlern gekauft worden sein, oder gar selber einer sein. Irgendwie war der Gedanke echt beängstigend.

„Was hast du ihnen gesagt?“

„Das ich Bedenkzeit brauche… Ich glaube, ich mach es“, gestand er und mied meinen Blick. Ihm war es offensichtlich unangenehm. Kurz wunderte ich mich weshalb er mir das alles erzählt hatte aber als es mir klar wurde weiteten sich meine Augen.

„Bist du irre? Die bringen dich um wenn sie merken das du sie ausspionierst“, zischte ich wütend. Kai lachte kurz.

„Du kennst mich eindeutig viel zu gut. Keine Sorge. Mir wird schon nichts passieren“, versuchte er mich zu beruhigen.

„Wir reden später weiter, Kai. Ich glaube wir werden beobachtet.“ Tatsächlich fühlte ich dass die Blicke, einer mir unbekannten Person, auf mir ruhten. Ich schaute, gerade noch rechtzeitig hoch um zu sehen wie ein roter Drache den Blick abwandte. War er es der mich beobachtet hatte? Die Versammlung endete. Endlich konnte ich auf die Suche nach Violetta machen. Sie war noch immer nicht zurück gekommen. Davor musste ich noch das Gespräch mit Kai beenden. Dafür zogen wir uns in einen Nebenraum zurück.

„Ich kann nicht zulassen, dass du dich in Lebensgefahr begibst. Das ist Wahnsinn“, begann ich als Kai die Tür hinter sich verschloss.

„Spielt dass eine Rolle? Ich meine je mehr wir über den Feind erfahren umso sicherer sind wir alle. Außerdem begibst du dich doch auch ohne zu zögern in Lebensgefahr“, begründete er seine Entscheidung.

„Das ist doch etwas völlig anderes.“

„Ist es nicht. Du kannst mich nicht davon abbringen Arashi.“ Ich wollte etwas erwidern, doch in den Augenblick kam Rei herein.

„Ohne das richtige Training fliegst du sofort auf“, kommentierte er Kais Plan. Der Halbzwerg musterte ihn kritisch, sagte aber nichts dazu.

„Ich werde dich so gut es in dieser kurzen Zeit geht Ausbilden“, fuhr Rei ohne zu zögern fort.

„Aha. Und warum, wenn ich fragen darf?“

„Weil Arashi traurig wird wenn du abkratzt“, war seine schlichte Antwort.
 

Damit war das Gespräch zu Ende. Kai verließ uns um nach den Hauptmann zu sehen, während Rei und ich nach Violetta suchen würden. Die Stadt war seltsam. Auf der einen Seite waren die prunkvollen Häuser und auf der anderen Seite die der Bettler und Waisenkinder. In einer Seitengasse bemerkte ich einen kleinen Jungen und ein kleines Mädchen. Die beiden Kinder prügelten sich. Dabei schenkten sie sich nichts. Irgendwie erinnerte mich das an früher. Genau das hatte ich auch immer gemacht, als ich klein war und streng genommen immer noch machte. Anders konnte man die vielen Übungskämpfe zwischen Kai und mir nicht nennen. Allerdings in letzter Zeit, trainierten wir lieber mit anderen Personen. Wir kannten uns einfach zu gut und konnten immer voraus sagen was der andere tun würde. Was bei einem Kampf auf Leben und Tod definitiv nicht der Fall sein würde. In den Augenblick erblickte ich Violetta. Sie war alleine und ging gerade in eine Seitengasse. So schnell wie ich konnte machte ich mich auf den Weg um sie ja nicht zu verpassen. Ich musste mich unbedingt bei ihr entschuldigen. Schnell kam ich zu der Gasse. Diese war jedoch verlassen. Auf einem alten Holzfass lag ein zusammengefaltetes Stück Papier. Es war noch nicht von der Nässe durchweicht, darum konnte es noch nicht lange dort liegen. Ich hob die Notiz auf. Dabei bemerkte ich, dass auf der Unterseite etwas stand. Die Worte „Nicht in Rei´s Gegenwart lesen“, verwunderten mich. Seit wann misstraute die Elfe ihm? Spannend. Was wollte mir Violetta sagen wenn es sie überhaupt gewesen war. Die Gestalt war zu schnell wieder verschwunden um das zu bestätigen oder zu widerlegen. Ich zuckte mit den Schultern. Hoffentlich ging es ihr gut. Langsam machte ich mir wirklich Sorgen um sie.
 

Ich suchte mir ein stilles Plätzchen um den Brief zu lesen. Dafür schickte ich Rei sogar weg. So konnte ich auch die Forderung auf der einen Seite erfüllen. Ich schaute mich vorsichtshalber noch einmal um. Jedoch konnte ich niemanden entdecken. Nun las ich die Nachricht.

„Rei ist ein sehr gefährlicher Kerl.

Er verführt dich nur um dein Vertrauen zu gewinnen.

Wenn er sein Ziel erreicht hat, wird er dich ohne zu zögern töten.

Halte dich von ihm fern.

Er wird dich und die anderen verraten.

Vertrau mir. Eine Freundin.“ Erstaunt starrte ich den Brief an. Rei wollte mich verführen?! Der doch nicht. Obwohl? Ach darüber wollte ich eigentlich gar nicht nachdenken. Ich schüttelte den Kopf und schaute mich wieder um. Dieser seltsame Brief sollte mich nicht ablenken. Egal wer diese Person war. Es war ganz sicher nicht meine Elfenfreundin. Entschlossen suchte ich weiter. Ich musste sie unbedingt finden.
 

Violetta:
 

Ich saß auf dem Bett und blickte zu ihm hin.

„Taishi, oder?“, fragte ich unsicher. Zum einen weil sein wahrer Name mir noch so fremd war und dann wegen meinem Vorhaben.

„Was ist Violetta?“, wandte er sich mir wieder zu. Ich strafte meine Schultern.
 

„Wenn du mich wirklich geliebt hast. Warum hast du mir nicht viel eher offenbart was du bist?“, erkundigte ich mich mit zitternder Stimme.

„Ich wollte nicht dass du deinen besten Freund verlierst, denn außer Tiziano besitzt du keine“, beantwortete er meine Frage.

„Ich verstehe“, wisperte ich bedrückt und senkte den Blick.
 

„Es tut mir leid“, entschuldigte ich mich bei ihm im Voraus. Ich überwältigte ihn und saß rittlings auf ihn und hielt ihm den Dolch an seiner Kehle.

„Wie? Woher kannst du das?“, wollte er erschrocken wissen und wehrte sich nicht.

„Ich habe mich seit damals verändert.“ Er nickte leicht.

„Das hast du“, bestätigte dieser und schien darauf zu warten was ich mit dieser Aktion bewirken will. Angst schien er keine zu verspüren.

„Ich habe es zum einen getan, damit du mit dem Stein nicht verschwindest und zum anderen um dich darum zu bitten die Seiten zu wechseln. Du wärst nicht der Erste. Rei hat es auch getan“, bat ich hoffnungsvoll darum und lockerte den griff um das Messer.

„Wie, Rei?“ Geschockt sah er mich an.

„Ja, er ist einer von deiner Art. Dieser war es, welcher mir beibrachte, mit dem Dolch zu kämpfen. Es tut mir leid aber Arashi wollte noch nicht dass ich es dir sage“, erläuterte ich ihm. Ich bemerkte wie er wütend seine Fäuste ballte und sein Gesicht von mir abwandte. Ohne Worte verstand ich dass er niemals zu uns wechseln würde.

„Ich verstehe“, flüsterte ich traurig.

„Wenn du jetzt gehst kann ich nicht mehr für dich da sein, Violetta“, warnte er mich. Entschlossen nahm ich den Stein der Macht sowie den Schlüssel des Zimmer an mich.

„Ich weiß. Bitte bleib am Leben, denn ich will meinen besten Freund immer noch nicht verlieren“, verabschiedete ich mich erschöpft von ihm und rannte raus.
 

Leider sahen mich die anderen Gestaltwandler. Ich schaffte es aus dem Haus zu gelangen und lief durch die Gassen zum Haupttor. Dort traf ich auf den Hauptmann von Lumia. Doch ehe ich etwas sagen konnte musste ich mich gegenüber meinen ersten Angreifer erwehren. Ich bemerkte einen Magier in der Nähe, welcher versuchte mich mit einem Schlafzauber zu belegen. Das gelang ihm nicht da mein Anhänger mich vor diesen Zauber beschützte. Der Hauptmann sowie einige seiner Männer halfen mir im Kampf gegen diese Angreifer, welche wie Menschen aussahen. Im Vergleich zu den Räubern in der Drachenhöhle waren das ernster zu nehmende Feinde, da diese offenkundig eine Kriegerausbildung erhalten hatten.
 

Es war ein erbitterter Kampf, wo ich meine ganze Kraft aufwenden musste um das Schwert gegen meine Feinde führen zu können. Ich sah wie der Hauptmann zu Boden ging und eilte zu ihm um ihn zu schützen doch es war zu spät. Es waren nur noch zwei Gestaltwandler übrig. Tiziano war aber nicht dabei was mich unheimlich erleichterte. Fassungslos merkte ich wie mich einer der Gestaltwandler von hinten erwischte und sein Schwert durch mich stieß sodass ich die Schwertspitze sehen konnte. Ich fiel auf meine Knie und hielt meine Wunde zu nachdem er sein Schwert herausgezogen hatte.

Am Rande nahm ich wahr, dass ich im Schockzustand war. Der Schmerz war unglaublich präsent aber ich hatte eine seltsame Distanz dazu. kurz fragte ich mich wie die Welt so verrückt werden konnte. Gerade als der zweite Gestaltwandler mein Leben beenden wollte kam Kai dazwischen. Er wehrte den Todesstoß ab und bekämpfte meine beiden Angreifer. Ich konnte ihm nicht helfen. Dazu fehlte mir einfach die Kraft. Am liebsten hätte ich mich zumindest mit meiner Magie geheilt um außer Lebensgefahr zu sein. Nur ging es leider nicht, da die Kette von Tiziano dies verhinderte. Ohne dass ich es verhindern konnte floss mein Leben aus mir heraus.

Kai gelang es diese Gestaltwandler zu überwältigen und zu besiegen.
 

„Was ist geschehen?“, rief Arashi, die angerannt kam.

„Deine Elfen Freundin wurde von Gestaltwandlern angegriffen“, informierte Kai diese.

„Violetta, was sollte das nur?“, schimpfte sie und trat näher heran.

„Was geht dich das an?“, brachte ich schwer atmend hervor und funkelte sie wütend an.

„Red doch keinen Schwachsinn. Natürlich geht es mich etwas an“, widersprach sie aufgebracht.

„Lüge“, zischte ich sie an und fühlte mich noch immer von ihr hintergangen. Dennoch nahm ich meinen Stein der Macht und übergab ihn dieser Menschenfrau.

Ja, ich war wütend auf sie aber ich wollte auch nicht dass die Gestaltwandler in den Besitz der Steine kam.

„Nimm“, flüsterte ich und spürte dass mir nicht mehr viel Zeit blieb. Sie kniete sich neben mich und große Sorge war auf ihrem Gesicht geschrieben.

„Behalt ihn. Es ist immerhin deiner“, wehrte sie ab und musterte meine Verletzung.

„Jetzt heil dich doch endlich du dumme Elfe“, befahl diese mir und führte meine Hand mit dem Stein zur Wunde.

„Kann nicht“, keuchte ich.

„Was meinst du damit? Du bist doch eine verfluchte Wunderheilerin!“, keifte sie mich aufgebracht an.

„Kann keine Magie mehr verwenden“, klärte ich sie auf.

„Rede doch keinen Unsinn“, rief Arashi zornig. Sie wandte sich an Kai ob dieser Verbandszeug holen könnte, doch dieser meinte, dass es zu lange dauern würde.

„Selbst wenn du ihre Verletzung zuhältst Arashi könnte ich mit den Verbänden nicht rechtzeitig genug zurück sein um sie damit zu behandeln“, klärte dieser sie auf.

„Dann hol einen dieser Elfenheiler aus ihrem Volk“, fuhr sie fort.

„Leider geht auch das nicht. Es gibt zwar ein...“ Noch ehe der Halbzwerg weiter reden konnte fauchte Arashi ihn an: „Rede nicht davon was nicht möglich ist Kai.“
 

„Lass mich gehen“, flüsterte ich mit letzter Kraft.

„Das mach ich nicht!“, beteuerte sie mir. Die Angst um mich war nun deutlich aus ihrer Stimme zu hören und ich glaubte Tränen auf meinem Gesicht zu spüren. Wahrscheinlich weil ihr bewusst geworden, dass sie nichts mehr für mich tun konnte. Sie presste beide Steine der Macht auf meine Wunde.

„Es tut mir leid, dass wir dich angelogen haben. Wir wollten doch nur dein Bestes. Es war nie unsere Absicht gewesen dich zu kränken oder alleine in deiner Angst zu lassen. Du bist meine beste Freundin. Ich lasse dich doch nicht einfach im Stich, wenn du mich am meisten brauchst. Also stirb nicht du verfluchte Elfe!“, schrie sie verzweifelt. Die Kraft meine Augen offen zu halten schwanden. Plötzlich erstrahlten beide Steine und verschmolzen miteinander. Ein warmer Strom der Kraft durchfloss meinen Körper und vertrieb die Kälte aus meinen Gliedern. Eine wohltuende Dunkelheit überkam mich.

Trauer

Kapitel 26. Trauer
 

Arashi:
 

Zum Glück war Violetta noch am Leben. Gerade als ich nach dem Hauptmann sehen wollte, hörte ich ein seltsames Geräusch. Es klang wie zerbrechendes Glas. Der komische Anhänger von Violetta zerbrach und die Splitter flogen in alle Richtungen davon. Zum Glück wurde ich nur von einen getroffen, denn die Teile waren irre scharf. Ich spürte wie er meine Wange aufriss, doch in den Augenblick war es mir gleich. Ohne weiter nachzudenken hob ich den Splitter auf der mich verletzt hatte. Er bestand aus einem Material das ich nicht kannte. Es klebte noch etwas Blut von mir dran.Tja, die Kette welche die Elfe bis gerade eben noch getragen hatte war wohl hin. Ohne weiter darüber nachzudenken warf ich diese weg und stand auf.
 

Ich wollte zum Hauptmann, denn ich musste wissen wie es ihm ging. Kai war schon bei ihm. Als ich dazu kam schüttelte er nur den Kopf. Ich wusste sofort was er damit meinte. Der Mann den ich in meinen Leben am meisten bewundert hatte, war von uns gegangen.

„Willst du ihm als Nachfolgerin die letzte Ehre erweisen?“, fragte Kai mich leise. Ich nickte nur und schloss dem starken Krieger die Augen.

„Wie lauten deine Befehle, Hauptmann?“

„Nenn mich Arashi. Ich kann diesen Titel nicht annehmen Kai. Er soll weiter ihm gehören. Leb wohl. Möge ihre Seele in Frieden ruhen“, wies ich ihn zurecht.

„Ich hole die Wache, damit die Totenwache vorbereitet wird“, informierte er mich und schritt davon.
 

Damit Violetta sich ausruhen konnte von der Aufregung, wurde sie von Rei in unser Quartier gebracht. Da sie noch ohnmächtig war trug er sie dort hin.
 

Bis die Wache kam blieb ich an diesen Ort und wartete. Man brachte den Hauptmann weg. Ich spürte wie mir Tränen die Wange herunter liefen, doch ich wischte sie nicht weg. Stattdessen ging ich zu Kai und umarmte ihn. Im Moment brauchte ich jemanden der mir halt gab. So standen wir einfach nur da. Ich kann nicht sagen wie viel Zeit verging. Nach einiger Zeit ließ ich los und nahm das Schwert des Hauptmanns zur Hand und hielt es in die Höhe. Dann schrie ich mit aller Kraft in den Himmel.

„Ihr verdammten Schweine. Das zahle ich euch heim. Ich schwöre, ich werde mich rächen.“ Dann ließ ich das Schwert fallen und rannte davon. Es heißt ja, Bewegung machte den Kopf frei und in diesen Augenblick wollte ich nicht nachdenken. Ich war ziemlich lange unterwegs bis ich irgendwie in unseren Quartier ankam. Dort begab ich mich ins Zimmer von mir und Violetta um mich frisch zu machen. Außerdem wollte ich nach der Elfe sehen. Nur um sicher zu gehen dass es ihr wirklich gut ging. Dort erfuhr ich von Rei dass Peter und Erim die restliche Besprechung mit den Vier Reichen alleine überwachen würden. Ich bekam für den restlichen Tag frei. Kein Wunder nach dem was passiert war. Eine Weile blieb ich einfach im Zimmer sitzen und sah der Elfe beim Schlafen zu. Das tat ich so lange bis mir bewusst wurde, dass ich nicht der Typ war der still saß und wartete was passieren würde. Nein. Ich wollte aufstehen und kämpfen. In den Augenblick kam Rei schon wieder ohne anzuklopfen herein.

„Du hast wohl noch immer nichts von anklopfen gehört, oder?“, erkundigte ich mich schlecht gelaunt bei ihm und warf mit einem Schuh nach ihm. Der Gestaltwandler wich geschwind aus, warf aber nicht zurück. Was vermutlich auch besser so war.

„Ich ähm… Ich wollte schauen wie es dir geht“, stammelte er.

„Den Umständen entsprechend“, entgegnete ich nur und zuckte mit den Schultern.

„Ich weiß, dass du sehr traurig bist Arashi…“

„Ich bin nicht traurig.“ Meine Aussage schien Rei ziemlich aus der Bahn zu werfen, denn er starrte mich erstaunt an. Ich schüttelte den Kopf um meine Aussage zu unterstreichen.

„Ich bin nicht traurig. Jedenfalls jetzt noch nicht. Im Moment bin ich einfach nur wütend.“ Unbewusst hatte ich meine Hand zur Faust geballt.

„Ich wollte dir nur sagen dass ich jederzeit für dich da bin, Arashi, wenn du mich brauchst“, versicherte er mir.

„Nein, im Augenblick nicht. Ich gehe trainieren. Wo ist eigentlich Tiziano? Seine Verlobte wurde verletzt und er spielt Verstecken?“, ärgerte ich mich über ihn. Erst spielt dieser den großen Beschützer und dann war er nicht da als sie ihn am meisten brauchte. Rei runzelte die Stirn und schwieg kurz ehe er antwortete: „Ich glaube dass er uns verraten hat.“ Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.

„Wie kommst denn darauf, Rei?“

„Er hat versucht Violetta auf die Seite der Gestaltwandler zu ziehen und ist immer wieder von Zeit zu Zeit heimlich verschwunden. Ich dachte mir schon dass er zu ihnen gehören könnte, doch ich hatte keine Beweise.“ Wir schwiegen uns eine Zeit lang an. Stimmt, wenn jemand so etwas bemerkte, dann war das eindeutig Rei.

„Könnte sein. Wenn ja wird er sich vorerst verstecken. Nun wo er weiß das…“ Ich hielt inne und ein Grinsen schlich sich auf meinen Lippen.

„Halt, Moment bei der Besprechung war er nicht dabei. Spannend.“

„Was wirst du tun, Arashi?“

„Ich gehe trainieren.“

„Das meine ich nicht. Was wirst du mit Tiziano machen?“, verlangte er zu wissen und stellte sich mir in den Weg.

„Na was wohl. Wenn er ein Verräter ist bring ich ihn um. Vor allem wenn er etwas mit den Tod des Hauptmanns zu tun hat“, erklärte ich ihm aufgebracht und versuchte an ihm vorbei zu kommen.

„Wie willst du das herausfinden?“, bohrte Rei weiter nach. Er war nicht dumm, aber manchmal stellte er sich ganz schön doof an.

„Violetta wird es wissen. Ich muss nur warten bis sie aufgewacht ist.“ Damit verließ ich das Zimmer und sorgte dafür, dass der Gestaltwandler draußen Wache hielt.
 

Ich suchte den Trainingsraum der Herberge auf. Dass sie so etwas hatten, zeugte davon, dass sie oft Krieger beherbergten und nicht wollten dass diese alles kurz und klein schlugen, wenn diese im Haus trainierten. Ich zog meine beiden Schwerter und übte den Nahkampf. Es frischte meine Erinnerungen an die Bewegungen auf und es ließ mich für einen Moment das vergessen womit ich mich früher oder später auseinander setzen musste. Nur für den Augenblick wollte ich nicht daran denken. Ich fühlte nur Wut und die würde mich in einen Kampf nur ablenken. Außerdem wie hieß es so schön. Ein unaufmerksamer Krieger war ein toter Krieger. Plötzlich hörte ich jemanden klatschen. Noch bevor ich wusste was ich tat, hielt ich der mir unbekannten Frau mein Schwert vor die Brust.

„Was willst du von mir?“, erkundigte ich mich leise und bedrohlich. Sie hielt beide Hände nach oben.

„Bitte, ich bin unbewaffnet und will nur reden“, beteuerte sie mir. Misstrauisch betrachtete ich die Frau welche vom Aussehen her ein Mensch sein könnte. Doch nachdem ich diese testete stellte sich heraus dass sie definitiv keiner war.
 

Violetta:
 

Ich erwachte und wusste erst einmal nicht wo ich mich befand. Kurz glaubte ich wieder im Versteck der Gestaltwandler zu sein, aber als ich die unvergitterten Fenster sah beruhigte ich mich schnell. Langsam wurde mir klar wo ich mich befand. Es befand mich im Zimmer von mir und der Menschenkriegerin.

„Schön dass du wieder wach bist“, begrüßte Kai mich heiter.

„Was ist geschehen? Wie kam ich hier her?“, wollte ich von ihm wissen da noch nicht alle Erinnerungen zurück gekommen waren.

„Du bist hier in deiner Herberge und somit in Sicherheit. Wäre Arashi nicht dann...“

„...dann wärst du nicht hier“, beendete Arashi den Satz und trat mit Rei ein.

„Ich möchte mich noch einmal entschuldigen Violetta dass wir dir geheim gehalten haben dass der Stein der Macht die Gestaltwandler enttarnen kann“, entschuldigte sie sich. Jetzt wo sie dieses magische Artefakt erwähnte griff ich panikartig zu der Stelle wo der Stein hätte sein sollen.

„Mach dir keine Sorgen. Ich habe ihn bei mir. Als ich dich rettete verschmolzen unsere Steine miteinander aber frag nicht wie das geschehen konnte. Ich habe echt keine Ahnung“, offenbarte sie mir und blickte mich dabei direkt an.

„Ich verzeih dir Arashi, aber ich möchte nicht dass noch mehr solcher Geheimnisse zwischen uns liegen. Gibt es noch irgendetwas was du mir offenbaren möchtest?“, fragte ich sie ernst ansehend.

„Es gibt eigentlich nichts und du?“, konterte sie. Ich dachte eine Weile darüber nach und erzählte ihr von meinem magischen Schutzanhänger und von Tizianos wahrer Identität.

„Das heißt er zählt nun offiziell zu unseren Feinden“, stellte Arashi fest.

„Das tut er“, stimmte ich ihr leise zu.
 

Kai meldete sich zu Wort: „Es gibt eine neue Entwicklung, Arashi.“

„Und die wäre?“, hakte sie nach.

„Wie ich dir schon mal erzählt habe wollen die Gestaltwandler, dass ich für sie arbeite. Bei der Versammlung erfuhr ich die Zeit und den Ort für die Aufnahme. Ich werde zum vereinbarten Treffpunkt hingehen um zu sehen was ich für sie tun soll.“ Ungläubig hörte ich dem zu.

„Was soll das bedeuten?“, wollte ich wissen.

„Ich werde die Gestaltwandler ausspionieren damit wir ihnen einen Schritt voraus sind“, erklärte er mir. Verständnis zeichnete sich auf meinen Gesicht ab und ich atmete erleichtert aus.

„Ich geh dann mal“, verabschiedete sich Kai und verließ das Zimmer.
 

Es verging ungefähr eine Stunde in der ich über meine Freundschaft mit Tiziano nachdachte. Noch immer konnte ich nicht richtig begreifen was geschah. Ich bat Arashi mir etwas zu trinken zu holen und starrte die Wand an um nicht mit den anderen reden zu müssen.
 

Kai bat uns um eine erneute Versammlung.

„Die Gestaltwandler wollen wissen was für Verluste ihr erlitten habt. Besonders über Violetta soll ich berichten“, teilte er uns mit. Verkrampft starrte ich nun meine zitternden Hände und mied die Blicke der anderen.

„Am besten ist es wenn die Elfe für Tod halten sodass sie einige Tage Ruhe hat. Ich meine, wer würde schon eine tote Person entführen wollen?“, schlug Peter vor. Dieser kam erst jetzt dazu, weil der Zwergenkönig einiges mit ihm zu besprechen gehabt hatte.

„Eine gute Idee“, stimmte Arashi ihm zu.

„Aber sie wollen bestimmt einen Beweis für meinen Tod“, warf ich leise ein und spielte mit meinen Verlobungsring herum. Trotz des Verrates trug ich ihn noch.

„Der Ring wäre doch geeignet“, meinte Rei. Erschrocken zuckte ich zusammen und übergab ihm widerwillig das Schmuckstück. Jener reichte ihn an Kai weiter.

„Du bleibst hier und ruhst dich aus Violetta. Man darf dich nicht lebend sehen. Wir verbreiten erst einmal das Gerücht über deinen Tod“, schlug Arashi vor.

„Was ist wenn Tiziano herkommt und sieht das ich noch am Leben bin?“, merkte ich an.

„Ich kenne einen Stoff der dich für einige Stunden in einen todesähnlichen Zustand verfallen lässt“, schlug der Gestaltwandler vor.

„Gut Rei, besorge ihn“, stimmte Arashi zu und verschloss darauf die Vorhänge in unserer Schlafkammer. Ich hörte dem Gespräch schweigend zu und sah zu wie bis auf die Menschenkriegerin alle das Zimmer verließen.

„Ich werde immer für dich da sein wenn du reden möchtest“, bot Arashi mir noch an.

„Ich mag jetzt nicht reden“, lehnte ich ab und hörte wie die Tür von außen geschlossen wurde. Nun war ich ganz alleine.
 

Am Abend nahm ich noch eine Kleinigkeit zu mir und schlief die Nacht durch. Erst erst als die Sonne aufgegangen war erwachte ich aus meinem Schlaf. Ein leichter schwindel erfasste beim Aufrichten. Trotz der Heilung von Arashi würde es noch etwas Zeit brauchen mit es mir wieder gut gehen würde. Mein Blick suchte die Kriegerin doch diese war offensichtlich schon längst aufgestanden und weg. Neben meinem Bett entdeckte ich eine kleine Viole auf den Tisch sowie eine Anleitung in welcher Dosis man das Mittel einnehmen sollte. Ich hoffte das es nicht nötig sein würde dieses einzunehmen. Mein Magen knurrte und ich fragte mich leise ob die anderen mir bald etwas zu Essen vorbeibringen würden, da ich das Zimmer nicht verlassen durfte.
 

Plötzlich hörte ich leise Stimmen von draußen und ich spitzte meine Ohren um besser zu verstehen über was diese sprachen.

„Es tut mir leid. Wir konnten wirklich nichts machen um ihr Leben zu retten, Tiziano“, entschuldigte Arashi sich sehr laut. Ich nahm eine Portion vom Schlafmittel. Dieses schmeckte ganz bitter. Darauf versteckte ich den Zettel mit der Anweisung und die Flasche unter meinem Kissen und wartete auf den kommenden Schlaf der sich hoffentlich bald einstellen würde. Ich hoffte nur dass wenn er mich „tot“ sah würde er sich aus der ganzen Sache mit den Gestaltwandlern abwenden. Immerhin waren diese für meinen „Tod“ verantwortlich. Die Kriegerin hielt ihn so gut es ging zurück.

„Ich muss sie sehen. Sie ist doch... war doch...“, hörte ich die verzweifelt klingenden Proteste aus seiner Stimme durch die Türe. Meine Augen schlossen sich und ich hörte noch wie die Tür aufgeschlagen wurde. Wie aus großer Ferne spürte ich wie Tiziano meinen Oberkörper hob und an sich drückte oder bildete ich mir das nur ein? Ich driftete in die Dunkelheit ab und nahm nichts mehr um mich herum wahr.

Gedanken an die Toten

Kapitel 27. Gedanken an die Toten
 

Arashi:
 

Die Aussicht vom Dach war unglaublich. Die ersten warmen Sonnenstrahlen und der Wind, welcher nicht mehr so kalt war, wirkten beruhigend auf mich. Tiziano war unter Tränen zusammen gebrochen nachdem er seine Verlobte gesehen hatte. Irgendwie fühlte ich mich einfach nur leer. Wir hatten gedacht, dass nun alles gut gehen würde. Nun ging jedoch alles den Bach hinunter. Violetta musste versteckt werden und der Hauptmann war tot. Man, nun lief wirklich alles schief.

Ich beschloss, dass es nun an der Zeit war, Erim zu besuchen. In der letzten Zeit hatte ich ihn nicht mehr so oft gesehen. Ich stand auf und kletterte durchs Fenster wieder ins Schlafzimmer. Dieses wirkte so verlassen seit Kai und einer von der Wache Violetta weg gebracht hatten. Es dauerte einige Zeit bis ich den Stall fand wo Erim untergebracht wurde. Vor allem weil ich in jeder Ecke nach Feinden Ausschau hielt. Nach dem, was mir die Gestaltwandlerin erzählte hatte, ich auch einen guten Grund dazu. Immerhin beobachteten sie mich schon länger als Rei. Zu mehr kam sie nicht, da in diesem Augenblick der andere Gestaltwandler den Raum betrat und sie schnell wegrannte. Dabei bemerkte ich etwas, dass ich nicht ganz einordnen konnte. Die Frau hatte Angst vor ihm. Nur im Augenblick wollte ich mir keine Gedanken darüber machen. So richtete ich meine Gedanken wieder auf meinen Drachenbegleiter.

Erim begrüßte mich überschwänglich bei meiner Ankunft. Ich sattelte ihn, als erneut die Gestaltwandlerin zu mir kam. Diesmal hatte sie sich nicht die Mühe gemacht sich zu verwandeln.

„Bitte. Wir müssen reden. Du bist in großer Gefahr.“

„So? Das weiß ich zufälligerweise bereits. Also, hast du noch mehr so nützlich Infos für mich?“, knurrte ich diese Frau wütend an.

„Ja, die habe ich. Bitte begleite mich zusammen mit Erim zur Jagd. Es geht um Rei.“

„Wer sagt, dass du uns nicht weglockst um leichter an den Stein zu kommen“, entgegnete ich misstrauisch.

„Erinnerst du dich an Nina? Ich war die, welche sie mit einen Stein außer Gefecht gesetzt hatte. Bitte glaube mir. Ich will nur deine Sicherheit.“

„Wenn du unbewaffnet bist. Glaube ich dir.“ Zu meinen großen Erstaunen trug sie tatsächlich nichts bei sich. Zu dritt verließen wir die Stadt in Richtung Berge. Die Gestaltwandlerin nahm die Gestalt eines Drachen an. Ihr Name lautete Irena. Zum Glück fühlte ich mich schon etwas sicherer in luftigen Höhen. Trotzdem mochte ich es überhaupt nicht.

„Rei versucht dich nur zu verführen um an Informationen heran zu kommen. Ich weiß, es ist schwer so etwas über eine geliebte Person zu hören, aber es ist wahr. Mit meiner besten Freundin hat er genau das Gleiche getan.“

„Moment Rei hat deine beste Freundin verführt und ermordet?“, hakte ich nach.

„Ja, so ist es“, bestätigte sie mir und klang dabei sehr grimmig.

„Warum hat er das getan?“, forschte ich nach.

„Weil sie zur zweiten Gruppe gehörte und für die erste Gruppe sind wir Verräter“, informierte sie mich. Moment mal. Wenn das stimmte was die Frau da erzählte, dann konnte das nur bedeuten das Rei uns angelogen hatte. Laut ihm gehörte er auch zur zweiten Gruppe. Wer von den beiden war nun der Lügner und warum?

„Seltsam. Rei hat behauptet er würde auch zur zweiten Gruppe gehören“, teilte ich ihr nachdenklich mit.

„Er hat gelogen. Rei ist ein Elite - Auftragsmörder. Seine Aufgabe war es Verräter ausfindig zu machen und zu eliminieren. So einer würde nie die Seiten wechseln.“

Tatsache. Wenn das stimmte, dann wusste ich ja noch weniger von dem Gestaltwandler als angenommen. Eigentlich wusste ich überhaupt nichts über ihn. Nur, spätesten auf den Rückweg vom Elfenland, hätte er mich ohne zu zögern töten können. Warum hatte er es nicht getan?

„Kann sein. Trotzdem vertraue ich ihm. Wenn er hätte verraten wollen, dann hätte er es schon längst getan.“

„Nun gut. Ich vertraue auf dein Urteil, aber das ist nicht das Einzige was ich dir sagen wollte. Die erste Gruppe bereitet sich auf etwas Großes vor. Unsere Spione wissen nichts genaueres, jedoch werden sie langsam unruhig“, berichtete sie mir.

„Verstehe. Also muss ich auf der Hut sein, wie noch nie zuvor in meinen Leben“, kommentierte ich die Lage, als sich auf einmal der Himmel über mir verdunkelte. Wir wurden von einem großen dunkelblauen Drachen angegriffen. Auf ihn saßen mehrere Personen. Sie sprangen auf Irinas Rücken und zwangen sie zum Landen. Noch bevor ich wusste was ich genau tat, war ich zu ihr rüber gesprungen und stürzte mich auf einen von ihnen. Der Kerl gehörte zu den unhöflichen Wachen, die uns schon bei der Ankunft so unsympathisch waren. Zu meinem Glück reagierte er zu langsam und es gelang mir ihn runter zu stoßen. Jedoch wäre ich dabei ebenfalls fast in die Tiefe gestürzt. Es gelang mir gerade noch mich an einer von Irinas Schuppen festzuhalten. Verdammt. Nur nicht nach unten schauen. Ich schaute nach oben und sah wie die Kerle versuchten zu mir runter zu kommen. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis wir auf einer Höhe waren. So schnell wie ich konnte zog ich mich hoch und überwältigte einen von ihnen. Plötzlich schoss Erim auf uns zu und schnappte sich einen von ihnen. Bei dieser Aktion wäre ich fast wieder vom Drachenrücken geflogen. Auf einmal schrie die Drachendame vor Schmerz auf. Einer dieser Mistkerle, hatte ihr sein Schwert in den Nacken gestoßen. Nun ging alles sehr schnell. Noch ehe ich wirklich wusste was eigentlich Sache war, hatten wir den Boden erreicht wo noch mehr von unseren Feinden uns erwartete. Mit beiden Schwertern schlug ich um mich und versuchte mir irgendwie die Gegner vom Leib zu halten. Etwas das mir mehr oder weniger gut gelang. Gerade als ich mich auf einen Elfen stürzen wollte bemerkte ich dass aus seinem Hals plötzlich ein Schwert ragte. Der Kerl ging zu Boden und hinter ihm tauchte Logan auf. Leider blieb mir keine Zeit um zu fragen was er hier wollte, denn Erim wurde von den Gestaltwandlern umzingelt. Zu zweit gelang es uns zum Glück die Feinde in die Flucht zu schlagen. Gerade als ich nach seiner Partnerin Nina fragen wollte bemerkte ich das sie sich um die verletzte Drachen Dame kümmerte.

„Keine Sorge, sie wird durch kommen“, rief die Elfe ungefragt.

„Was macht ihr beide hier und warum habt ihr uns geholfen?“, entgegnete ich ohne meine Waffen zu senken.

„Wir wollen unser Geld zurück. Diese Scheißkerle haben uns reingelegt“, schilderte Nina. Zusätzlich legte Logan seine beiden Schwerter nieder um zu zeigen das er in friedlicher Absicht kam. Trotzdem traute ich den beiden nicht. Sie verrieten uns schon einmal. Wer sagte, dass sie es nicht wieder tun würden. Ohne die beiden aus den Augen zu lassen ging ich zu Erim. Dabei bemerkte ich etwas Furchtbares. Erim war am Leben, doch der Stein der Macht war weg. Er wurde uns gestohlen.
 

Violetta:
 

Nachdem ich aus meinem Schlaf erwachte erzählte mir Kai dass er den König um Hilfe gebeten hatte mich unter seinen Schutz zu nehmen. Der Menschenkönig soll geradezu begeistert zugestimmt haben. Irritiert hatte ich gefragt warum das so sei. Dieser meinte, sollte es bei der Verhandlung zu Problemen kommen könnte man mich als Druckmittel gegen meine Königin verwenden. Ich wusste nicht was ich davon halten sollte und versuchte es zu verdrängen.
 

Man hatte mich also ins Schloss getragen wo für mich eine kurze Trauerfeier arrangiert wurde. Laut Kai waren nur die engsten Freunde da gewesen sowie Königin Wolkenmeer welche nach seinem Bericht sehr bedrückt wirkte. Dies verstand ich. Zum einen weil sie mit meinen Eltern sehr gut befreundet war und zum anderen in dieser Sache nicht eingeweiht worden war. Man wollte mein Überleben so wenig wie möglich erzählen um die Gefahr so gering wie möglich zu halten erneut in Gefahr zu geraten. Als ich nachfragte ob Tiziano bei der Trauerfeier war antwortete er nur: „Er war anwesend.“ Ich nickte leicht und hing meinen Gedanken noch etwas nach.
 

Um im Schloss nicht aufzufallen verkleidete man mich als adlige Menschenfrau aus reichen Hause. Mein Haar sowie meine spitzen Ohren wurden unter einer Perücke versteckt welche nach einigen Stunden des Tragens auf den Kopf unangenehm war. Zum einen schwitzte ich darunter und zum anderen juckte es unangenehm. Des weiteren trug ich prachtvolle Kleider welche von der Königin zugestellt wurden.
 

Das Leben am Königlichen Hofe war interessant und dank meiner Recherchen fiel ich nicht besonders auf unter ihnen. Doch nach einiger Zeit merkte ich wie einige dieser Adligen Damen hinter meinen Rücken über mich tuschelten, auf mich zeigten oder die Nase verächtlich rümpften wenn ich an ihnen vorbei lief. Wahrscheinlich missgönnten sie die Aufmerksamkeit, welche ich vom Königspaar bekam. Aber sicher konnte ich mir nicht sein. Dazu kannte ich mich hier zu wenig aus. Je mehr ich diese adligen Menschen kennen lernte desto mehr verachtete ich sie. Ich vermisste meine Freunde. Ich vermisste sogar Tiziano zu dem ich nun ein sehr gespaltenes Verhältnis hatte. Leise fragte ich mich was diese gerade taten. Es war so frustrierend nichts machen zu können. Fast wünschte ich mir schon das die Gestaltwandler eine Verschwörung im Palast planten damit ich etwas zu tun bekam aber es war nichts in Sicht.
 

Ich freundete mich mit der Tochter des Königs an. Mit ihr führte ich interessante Diskussionen über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten unserer Länder. Sie berichtete mir des weiteren dass sie sich nicht besonders gut mit ihren älteren Brüdern vertrug. Besonders nicht mit dem ältesten der ziemlich arrogant war, soweit ich es beurteilen konnte. Das kam wahrscheinlich daher weil er ja der Erstgeborene ist und deshalb irgendwann das Königreich erben würde.

Während unserer Diskussionen merkte ich dass auch sie sich freute sich einfach unbeschwert mit jemanden zu unterhalten.
 

Am Abend speiste ich mit der Königlichen Familie wo der König sich nach meinen Wohlbefinden erkundigte und ob mir etwas fehle. Dies verneinte ich. Ein Lächeln schlich sich auf meinen Lippen. Diese Familie war wirklich sehr freundlich und zuvorkommend zu mir. Das hätte ich niemals erwartet
 

„Kai! schön dich wieder zu sehen. Erzählt schon, gibt es etwas Neues?“, wollte ich leise von ihm wissen und sah nach ob man uns belauschte. Zum Glück befand sich keiner in der Nähe.

„Es gab einen Angriff auf Arashi und Erim aber ihnen geht es gut. Sie werden sich bald wieder erholen“, berichtete er mir flüsternd.

„Das ist schrecklich aber es ist gut zu hören das es ihnen gut geht“, sagte ich erleichtert.

„Ich muss jetzt leider weiter zum König und denk dran sollte einer deiner Gefährten hier auftauchen darfst du nicht mit ihnen in Kontakt treten damit deine Tarnung nicht gefährdet ist“, erinnerte er mich an diese Anweisung. „Ich weiß“, stimmte ich ihn traurig zu und senkte meinen Blick.

Der Diebstahl

Kapitel 28. Der Diebstahl
 

Arashi:
 

Schockiert starrte ich das leere Halsband an und wusste was passiert war. Die Kerle hatten es geschafft den Stein von Erim zu stehlen. Verzweifelt schlug ich mit der Faust in die Luft. Nein, das konnte nicht wahr sein. Das durfte nicht wahr sein. Dabei waren wir doch so vorsichtig gewesen. In den Augenblick kamen Peter und Rei dazu. Wie üblich war der Gestaltwandler um mich sehr besorgt. Aus diesem Grund machte ich ihm klar dass nicht mein Gesundheitszustand das Problem war sondern, der fehlende Stein. Wie sollten wir ihn nur von den Gestaltwandlern wieder zurückholen? Ging denn wirklich alles schief? Der Zwerg dagegen blieb erschreckend ruhig.

„Keine Sorge, der Stein ist nicht echt“, versicherte mir Peter. Ich hörte auf herum zu fluchen und starrte den Kleinen einfach nur an.

„Bitte?“, rief ich erstaunt.

„Der Stein von Erim war nicht echt. Wir fanden, dass es zu gefährlich wäre wenn wir sie alle mit uns herum schleppen. Ich wollte es dir schon eher sagen, aber du warst ja verletzt.“ Ich brach in schallendes Gelächter aus und umarmte den Zwerg.

„Du bist genial, Peter.“ Der Zwerg wartete bis ich mich wieder beruhigte, ehe er mit seiner Erzählung fort fuhr: „Ja, das bin ich, aber das wusste ich schon vorher.“ Kichernd schlug ich ihn auf den Hinterkopf ehe ich mich von ihm löste. Nun war es an der Zeit mich den Neuankömmlingen zu widmen. Die Elfe Nina hatte Irina geheilt und durchsuchte nun die Toten nach Wertgegenständen. Noch immer verstand ich nicht was sie und ihr Partner hier wollten und warum sie sich gegen die Gestaltwandler stellten. Zeit, es herauszufinden.

„Was meinst du damit, die Gestaltwandler hätten euch hereingelegt, Nina?“, erkundigte ich mich misstrauisch.

„Nach dem ihr beiden geflohen seid, sind die Dreckskerle abgehauen ohne uns eine einzige Goldmünze da zu lassen. Also sind wir ihnen gefolgt und haben gesehen wie sie euch angegriffen haben“, antwortete sie mir bereitwillig.

„Naja. Und da dachten wir, es wäre eine gute Gelegenheit um uns bei euch zu entschuldigen, Arashi.“ „Immerhin haben wir euch verraten“, beendete Logan den Satz wobei er sich verlegen über sein Haar strich. Zur Sicherheit testete ich die beiden mit meinen Stein. Sie waren keine Gestaltwandler. Gut, das hieß aber nicht dass ich ihnen traute. Das es schon sehr spät war flogen wir zurück. Die beiden Kopfgeldjäger würden laufen. Nur zur Sicherheit. An diesen Tag unternahmen wir nichts mehr. Es war wirklich schon sehr spät.
 

Der darauffolgende Tag begann damit, dass ich eine Nachricht vom König erhielt. Er wollte mich sehen, auch wenn ich in der Nachricht nicht erfuhr worum es ging. Auf den Weg zum Schloss wurde ich von Peter begleitet. Vor der Tür wurden wir von Nina abgefangen.

„Hi, ich wollte unbedingt mit dir reden.“ Ich runzelte mit den Schultern und wandte mich zum Gehen. Jedoch folgte sie uns. Nach einer Weile gab ich auf und drehte mich erneut zu ihr um.

„Also was willst du?“, entgegnete ich etwas aufgebracht.

„Nun, du bist doch schon eine junge Frau. Im Kampf, jedoch verlässt du dich ausschließlich auf die Technik, deine Kraft und deine Waffen. Wenn du willst bringe ich dir bei, wie du die Waffen einer Frau verwendest.“ Verwirrt legte ich den Kopf schief und schaute sie an. Die Waffen einer Frau. Was meinte sie wohl damit? Messerscharfe Fingernägel. Mhmm lange Haare konnte man abschneiden und jemanden damit erdrosseln, doch Männer konnten sich auch Haare und Fingernägel lang wachsen lassen.

„Was meinst du damit?“, äußerte ich verwirrt.

„Du weißt nicht was die Waffen einer Frau sind? Wo bist du nur aufgewachsen.“, rief Nina überrascht.

„In einen ganz normalen Heim. Ach, ist auch egal. Bin beschäftigt.“ Mit diesen Worten ließ ich sie einfach stehen. Im Palast angekommen brauchte ich eine Weile bis ich zum König vorgelassen wurde. Er wollte mich weder in einen Beratungszimmer sprechen noch im Thronsaal. Dazu bestand er darauf, dass Peter draußen wartete. Der Raum entpuppte sich als Bildergalerie. Der König stand vor einem großen Gemälde. Darauf zu sehen waren eine hochschwangere Frau und ein Mann der offensichtlich zur örtlichen Wache von Lumia gehörte. Ich betrachtete die Schwangere genauer und stellte fest wie ähnlich sie mir sah.

„Wer ist diese Frau?“, erkundigte ich mich neugierig.

„Es ist deine Mutter. Ich dachte mir es würde dich freuen mal ein Bild von ihr zu sehen. Der Mann neben ihr ist dein Vater. Das Bild entstand eine Woche vor ihren verschwinden“, erzählte der König. In seinen Augen lag etwas unglaublich Trauriges.

„Mein Vater. Wie hieß er?“, fragte ich weiter. Bedauernd schüttelte der gefragte den Kopf.

„Ich weiß es leider nicht. Sie hat ihn mir nie vorgestellt. Das Einzige was wir noch von ihm haben ist dieses Gemälde was in mehreren Sitzungen von einem meiner Hofmaler gemacht wurde. Doch dieser verstarb vor einigen Jahren“, erzählte er.

„Wieso dann dieses Bild?“

„Ich bin mir nicht sicher. Vermutlich wollte sie ein Andenken für dich schaffen.“

„Gibt es jemanden der meinen Vater kannte?“

„Nein. Ich weiß nur, dass er vor langer Zeit für die Wache von Lumia arbeitete, ehe er viel auf Reisen ging und deine Mutter traf. Als wir uns nach seinem Tod bei der dortigen Wache meldeten wusste bereits niemand mehr von ihm. Verzeih mir.“

„Es ist nicht Eure Schuld. Nur die Gestaltwandler können etwas dafür. Was ist aus ihm geworden?“

„Man fand seine Leiche einige Meilen entfernt von der Hauptstadt.“ Das war nicht fair. Das war einfach nicht fair, aber das Leben war nun einmal nicht gerecht. Zornig ballte ich die Hand zu einer Faust. Ich spürte wie es wehtat.

„Gibt es sonst noch etwas?“, fragte ich um nicht näher auf dieses Thema einzugehen.

„Ja, es geht um die Beerdigung des Hauptmanns. Ich möchte die Kosten übernehmen“, erklärte der König.

„Verstehe. Dieses Angebot nehme ich gerne an. Wenn es Euch nichts ausmacht würde ich die Zeremonie gerne übernehmen“, bat ich darum.

„Es macht mir nichts. Im Gegenteil, ich bestehe sogar darauf, dass du sie leitest. Außerdem, wenn du willst, kannst du in der Hauptstadt leben und arbeiten.“ Ich zögerte kurz ehe ich Antwortete.

„Nein. Ich kann dieses Angebot nicht annehmen. Meine Heimat ist Lumia. Mein Herz hängt an dieser Stadt und die Menschen die für mich wie eine Familie sind dort. Diese Stadt zu verlassen käme für mich einen Verrat gleich“, machte ich meinen Standpunkt klar und blickte ihn ernst an. Er nickte leicht und sagte: „Verstehe, morgen ist die Beerdigung. Ich schicke dir einen Boten wenn es an der Zeit ist.“

Ich bedankte mich und verließ den Raum. Nach diesen Gespräch wollte ich einfach nur meine Ruhe.
 

Violetta:
 

Als ich in Richtung meines Zimmer ging hielt mich die Prinzessin auf.

„Samantha, komm doch mit“, bat sie mich darum und zog mich in ihre Schlafkammer. Der Boden des Raumes war mit einem weichen Teppichen ausgelegt worden und in der Mitte stand ein schönes rotes Himmelbett. Wir setzten uns beide aufs Bett.

„Also, wie gefällt es dir hier?“, fragte sie wissbegierig und schien mich neugierig zu mustern.

„Es ist wunderschön. Nur frage ich mich warum mich die anderen von Hof meiden? Ich bin mir sicher dass ich immer alles korrekt gemacht habe als ich mit euch gespeist hatte und mein Verhalten gegenüber den anderen Adligen welche in diesem Schloss wohnen würde ich als sehr angemessen beurteilen“, versuchte ich ihr zu erklären. Klar hatte ich einen Verdacht. Nur wollte ich erst ihre Meinung hören. Sie kicherte.

„Na, sie halten dich für die neue Geliebte meines Vaters“, erklärte sie mir vergnügt. Schockiert sah ich sie an.

„Aber er ist mir doch viel zu Jung. Also wirklich! Ich finde das ein Mann mindestens 80 Jahre alt sein sollte um eine gewisse Reife zu besitzen. Genau wie bei meinen Verlobten“, teilte ich ihr mit und wurde am Ende etwas leiser.

„Aber wir sind Menschen und da ist es etwas anderes. Außerdem denken alle das du Samantha Gold, eine junge 20 jährige ledige Frau seist die hier auf der Suche nach der wahren Liebe sei oder jemanden mit einem tiefen Geldbeutel. Am königlichen Hofe gibt es einige welche für sich einen passenden Mann suchen. Für mich kann das egal sein da ich schon weiß wen ich heiraten muss“, erklärte sie mir.

„Und wie ist er so?“, erkundigte ich mich neugierig.

„Er ist in Ordnung. Sag mal sind Elfenmänner wirklich so gut im Bett wie man sagt?“, wollte sie von mir wissen. Ich errötete stark.

„Ich weiß es nicht, Anora“, gestand ich ihr ein und fragte mich woher dieses peinliche Gerücht stammte.

„Wie alt bist du?“, wollte sie wissen.

„Ich bin 100 Jahre alt“, antwortete ich ihr. Diese schaute mich darauf ganz erstaunt an. „Was schon 100 Jahre alt und du hast es noch nicht getan? Ihr Elfen seid da sehr zu beneiden. Mein Vater drängelt schon seit zwei Jahren das ich bald heiraten müsse und viele Kinder zur Welt bringen solle damit er Großvater wird. Ich glaube kaum dass er noch 80 Jahre warten würde wollen“, kam es genervt von ihr.

„Was würdest du wegen meiner Haare empfehlen? Ich meine, welche Kleidung würden am besten zu meinen nun schwarzen Haaren passen?“, wechselte ich das Thema. Sie unterbreitete mir darauf gut gelaunt einige Vorschläge was am besten mir stehen würde. Zudem bot sie mir einige relativ einfach gehaltenen Kopfschmuckteile an. Diese nahm ich gerne an. Mit Arashi hätte ich niemals so ein Gespräch führen können, fiel mir auf.

Sie war dafür einfach zu sehr eine Kriegerin. Nachdem die Prinzessin mir bei meinen Haaren geholfen hatte zeigte sie mir das Schloss. Zwar kannte ich schon einige Plätze wie den Speisesaal und den Thronsaal, doch es gab noch viele Räume die es noch zu entdecken galt. Die Schlossbibliothek empfand ich als sehr beeindruckend. Die Auswahl der Bücher darin war ausgesprochen bemerkenswert sowie die Plätze welche einen geradezu verführten sich einfach mit einem der Werke hinzusetzen und darin zu vertiefen. Die Gemäldegalerie war auch nicht zu verachten. Auf unserer Erkundungsreise gab sie mir Tipps wen ich von den Adligen meiden sollte und wen ich vertrauen konnte.

„Das ist schon ziemlich kompliziert“, stellte ich fest. Klar kannte ich mich mit den Adligen meines Landes aus. Doch jene waren ganz anders als diese hier.

„Wenn du hier aufgewachsen wärst würde es dir auch nicht schwerfallen Samantha“, machte sie mir klar und lächelte mich aufmunternd an.

„Solltest du mich irgendwann im Elfenreich besuchen, werde ich dich in unseren Palast herum führen. Versprochen“, versprach ich ihr flüsternd.

„Das wäre schön“, stimmte sie mir zu.

Abschied nehmen

Kapitel 29. Abschied nehmen
 

Arashi:
 

Der Umhang des Hauptmanns war schwer sowie die Verantwortung welches er mit sich brachte. Außerdem war er mir mehrere Nummern zu groß. Zum ersten Mal in meinen Leben fühlte ich mich klein, unbedeutend und hilflos. Ein Gefühl das ich überhaupt nicht mochte. Ich stand vor dem frischen Grab des Hauptmanns und wartete auf meinen Auftritt. Es lag an mir ihn endgültig von dieser Welt zu verabschieden. Angespannt hielt ich seine Klinge fest und stellte mir vor es wäre ein Kampf. Ein fester Stand und den Blick stur geradeaus gerichtet. Lass dich nicht ablenken oder gar verunsichern. Atme ruhig und gleichmäßig aus und wieder ein. Hebe dein Schwert und schlage zu wenn der Zeitpunkt gekommen ist. Ich wusste es, dass nun der richtige Augenblick gekommen war. Andächtig hob ich die Klinge in die Luft.

„Für Etjen Gregory!“, rief ich und rammte das Schwert in den Boden. Anschließend holte ich erst mal tief Luft ehe ich fort fuhr: „Vor zwei Jahren, als ich gerade zur Wache gekommen war, fragte ich Etjen warum der Umhang des Hauptmanns dunkler sei, als die der anderen Krieger. Er Antwortete das käme vom Blut. Damals dachte ich, er meinte das von seinen Feinden. Doch dies war nur die halbe Wahrheit. Das habe ich nun begriffen. Es sprach auch vom Blut der Mutigen die bereit waren alles für ihre Stadt und ihre Bewohner zu geben. Die bereit sind ihr Leben zu geben um andere zu beschützen. Ich, Arashi Gregory, schwöre hiermit, vor dem Grab meines Vorgänger und Vaters, diese Aufgabe zu übernehmen und die Bewohner von Lumia mit meinen Leben zu beschützen.“

Ich kniete vor dem Grab des Hauptmanns und verharrte so mehrere Sekunden. Anschließend ging ich an den Trauernden vorbei und verließ den Friedhof ohne mich noch einmal umzudrehen.
 

Am Tor wurde ich bereits von Peter erwartet. Zusammen gingen wir zurück zur Herberge. Ich wollte so schnell wie möglich wieder meinen eigenen Umhang tragen.

„Warum bist du nicht geblieben bis sich die anderen verabschiedet haben?“, wollte der Zwerg von mir wissen.

„Ganz einfach. Das ist eine alte Tradition. Sie stammt aus einer Zeit als die Straßen noch sehr viel gefährlicher waren als heute. Damals hatten die Leute von der Wache keine Zeit um lange zu trauern, sondern mussten schnell wieder auf die Straße. Darum ist es Brauch dass der Nachfolger auf der Beerdigung gleich den Schwur leistet und als erster wieder geht. Im Gegensatz zu heute mussten die Leute allerdings dann ganz normal weiter arbeiten“, erklärte ich. Dabei wurde mir schmerzhaft bewusst dass es der Hauptmann war der mir mit eben jenen Worten auf diese Frage geantwortet hatte. Er war noch keine Woche tot und ich vermisste ihn schrecklich. In der Herberge angekommen zog ich mich um und packte den alten Umhang weg. Offiziell gehörte er zwar nun zu meiner Arbeitskleidung, doch ich brachte es einfach nicht übers Herz ihn anzuziehen. Vielleicht würde ich es ja eines Tages machen, aber definitiv nicht heute. Zu zweit kletterten wir aufs Dach und betrachteten den wolkenverhangenen Himmel.

„Morgen müssen wir wieder zur Versammlung erscheinen“, erinnerte mich Peter daran.

„Stimmt, wir können Erim nicht alles alleine regeln lassen. Vor allem jetzt wo Violetta weg gefallen ist.“ Er streckte sich und betrachtete den Himmel.

„Ich wünschte wir könnten darauf verzichten. Ich bin ein Krieger und kein Diplomat. Ich kämpfe lieber anstatt zu reden“, erwiderte er missmutig.

„Da gebe ich dir recht. Ich glaube Erim langweilt sich genauso auf diesen Versammlungen. Das ganze passt viel besser zu Violetta.“

„Ich frage mich wo sich dieser Tiziano herumtreibt. Seit er die „Leiche“ seiner Verlobten gesehen hat, habe ich ihn nicht mehr gesehen“, wunderte er sich nicht zu unrecht. Auch mir gab es zu denken.

„Ich bin mir nicht sicher ob er noch trauert oder schon an seiner Rache arbeitet.“

Wir schwiegen uns kurz an. Vermutlich dachte Peter dasselbe wie ich. Er würde kommen und sich an uns rächen wollen. Er war viel zu überzeugt von seinem Volk um bei denen die Schuld zu suchen. Nein, er würde sie bei uns suchen und ein Gefühl sagte mir dass er erst Ruhe geben würde wenn Blut vergossen wurde.

„Ja, vermutlich eines von beiden. Sag mal, was ist mit dieser Gestaltwandlerin. Traust du ihr?“

„Ich weiß es nicht, Peter. Irena hat viel riskiert nur um mich zu warnen. Ihr Hass gegenüber Rei ist auf jeden Fall echt. Ich frage mich ob er wirklich so schlimm ist wie sie behauptet. Das kann ich mir nur schwer vorstellen“, gab ich zu bedenken und runzelte die Stirn.

„Er verhält sich wie ein liebeskranker Krieger, der alles tut um seiner Liebsten zu gefallen“, sprach Peter meine Gedanken aus.

„Anderseits soll er ein gnadenloser Mörder sein. Wer sagt das er nicht beides ist.“

„Stimmt. Er könnte diese Seite dir gegenüber verstecken Arashi um dir besser zu gefallen.“

„Das kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen. Na gut. Ich bin nicht einverstanden wenn jemand Unschuldiges ermordet wird. Aber genau diese Sachen die er in seiner Verliebtheit macht sind ja der Grund warum ich mich lange Zeit nicht mit ihn anfreunden konnte.“ Peter hielt den Kopf schief und schien nachzudenken. Auch ich schwieg eine ganze Zeit lang.

„Vielleicht sind ja alle Gestaltwandler so ähnlich drauf. Ich meine, Tiziano war zum Beispiel genauso eifersüchtig wie Rei. Außerdem haben sie den starken Drang, die Person ihrer Begierde zu beschützen“, verglich er diese.

„Kann sein. Ich kann Irena fragen, wenn ich sie das nächste Mal treffe. Ich brauch erst mal etwas zum Essen.“
 

Zusammen gingen wir in den Speisesaal. Es tat gut sich mit jemand zu unterhalten der einen Verstand.

„Sag mal. Dein Nachname. Hast du einfach den vom Hauptmann genommen?“, erkundigte sich Peter plötzlich während des Essens. Ich nickte bestätigend.

„Warum nicht. Er war für mich wie ein Vater und ein Kind hat meistens erstmals den Namen des Vaters. Also, warum nicht?“

„Das macht Sinn. Erzähl mal. Wenn du heiratest. Wirst du dann den Namen deines Mannes annehmen oder auf deinen Familiennamen bestehen?“

„Wer sagt, dass ich überhaupt heirate“, konterte ich ruhig.

„Ich dachte immer, dass jedes Mädchen geheiratet werden will“, entgegnete Peter mit einen breiten Grinsen.

„Quatschkopf“, erwiderte ich und trat nach seinem Fuß. Übers Heiraten hatte ich mir noch nie Gedanken gemacht und für meinen Geschmack war ich entschieden zu jung um nun damit Anzufangen. Außerdem gab es Wichtigeres zu tun. Zum Beispiel überleben und nach Hause zurück kehren.
 

Violetta:
 

Nun war eine Woche vergangen, seit ich in dem Palast lebe. Wie jeden Abend erkundigte sich der König nach dem Mahl nach meinen Wohlbefinden. Als ich meine Antwort gab nickte er leicht und schien sich zu freuen, dass mir gut ging und alles gut verlief.

„Eure Majestät, wisst ihr etwas neues von meinen Freunden?“, erkundigte ich mich neugierig.

„Ich kann leider nichts Neues berichten. Das Einzige was ich weiß ist dass euer Drachengefährte bei den Sitzungen anwesend war“, berichtete er in einem entschuldigenden Tonfall.

„Mal zu einem anderen Thema, junge Dame. Ich frage mich hättet ihr Interesse daran einen meiner Söhne zu ehelichen.“ Erschrocken blickte ich den König an.

„Verzeiht wenn ich euch damit bedränge aber ich dachte mir das eine Ehe sehr zur Diplomatie helfen würde zwischen unseren Ländern“, erklärte er sich.

„Ihre Söhne mögen zwar gute Ehemänner abgeben aber ich bin schon jemanden anderen versprochen und muss deshalb ablehnen. Außerdem sind sie mir ehrlich gesagt noch etwas zu jung“, schlug ich das Angebot höflich ab.

„Ich verstehe. Wenn das so ist kann man da nichts groß ändern“, sagte er.

„Ich danke ihnen nochmals das sie mich hier aufgenommen haben in diesen schwierigen Zeiten. Ihre Familie ist so freundlich zu mir. Solltet ihr jemals Probleme haben wird auch meine Familie für ihre da sein“, versprach ich ihm und verbeugte mich leicht.

„Sehr großzügig von Ihnen. Nun gehen Sie. Ich bin mir sicher das meine Tochter ungeduldig auf sie wartet“, verabschiedete er sich von mir.

„Einen guten Abend noch eure Majestät“, sagte ich zum Schluss, knickste leicht vor ihm und verließ den Raum.
 

Gedankenverloren schritt ich langsam zum Schlafgemach der Prinzessin. An sich war ich noch mit Tiziano... nein Ich meine mit Taishi Verlobt aber so wie die Lage nun aussah würde es nicht zu einer Ehe kommen. Irgendwie fand ich es schade aber es war auch irgendwie eine Erleichterung da ich zu ihm nur Freundschaft empfand, wenn auch eine sehr innige Freundschaft. Als ich vor ihren Schlafzimmer stand und anklopfen wollte wurde ich unfreiwillig Zeuge eines Streitgespräches.

„Also musste es sein das du den Küchenjungen schlagen musstest?“, hörte ich die Aufgebrachte Stimme von der Prinzessin.

„Er hat meine Kartoffeln versalzen und war so unverschämt gewesen sich nicht gleich bei mir zu entschuldigen“, kam die Stimme eines Mannes heraus.

„Als würdest du dich für irgendetwas entschuldigen“, konterte sie verächtlich zu ihm.

„Ich bin der zukünftige König dieses Landes und muss mich nicht entschuldigen oder gar rechtfertigen. Es ist meiner nicht würdig“, erwiderte er eiskalt. Plötzlich öffnete sich die Tür und der älteste Bruder der Prinzessin schritt heraus. Als er mich bemerkte grinste er kurz und ging an mir vorbei. Ich bekam von seinem Blick eine richtige Gänsehaut. Mir war dieser Prinz nicht ganz geheuer aber ich glaubte nicht dass er ein Gestaltwandler sein könnte oder mit ihnen gemeinsame Sache machen würde. Wozu auch? Ihm ging es doch sehr gut.
 

„Entschuldigung wenn ich unpassend komme“, entschuldigte ich mich sogleich bei ihr. „Du braucht dich nicht zu entschuldigen“, erwiderte sie ruhig und kam mir entgegen. Der restliche Abend war dann doch sehr angenehm und wir redeten über die Vorteile und Nachteile von Kleidern. So zum Beispiel von Kleider mit Reifröcken im Vergleich zu den ohne. Ich merkte das es langsam spät wurde da ich immer öfters Gähnen musste.

„Eine Gute Nacht Anora“, wünsche ich ihr. „Dir auch eine gute Nacht, Samantha“, erwiderte sie.
 

Nachdem ich ihre Gemächer verlassen hatte kam mir Kai entgegen.

„Violetta, schön dich zu sehen“, begrüßte er mich erfreut.

„Ich heiße Samantha Gold“, ermahnte ich ihn streng und wunderte mich was dieser Krieger von mir wollte. Dieser sah mich stirnrunzelnd an.

„Wie dem auch sei... Samantha. Ich muss dir etwas von Arashi ausrichten“, erklärte er eindringlich was mich sehr beunruhigte. Was war bloß geschehen? Gab es wieder einen Angriff. Wurden Leute dabei verletzt? Ich nahm wahr wie er sich nach möglichen Lauschern umsah.

„Nun sag schon, Wächter“, knurrte ich leise vor Ungeduld.

„Ich soll mich im Namen von Arashi entschuldigen“, begann er mit dem Anliegen.

„Entschuldigen? Wofür denn. So schlimm ist das Hofleben doch gar nicht“, entgegnete ich verwundert. Er sagte erst einmal nichts dazu und wirkte bedrückt.

„Arashi wird es dir erklären wenn es so weit ist.“

„Egal was es ist. Sie ist meine beste Freundin und wird es auch bleiben“, versicherte ich ihm und fragte: „Geht es ihr gut?“

„Ihr geht es gut“, antwortete er matt. Trotz seines seltsamen Verhalten erleichterte mich diese Nachricht. „Ich bin müde. Gute Nacht Kai“, verabschiedete ich mich von ihm und ging schlafen.
 

Am nächsten Tag frühstückte ich wie jeden Morgen mit der Königlichen Familie. Während meines Gespräch mit Anora bemerkte ich wie ihr ältester Bruder Damian immer wieder zu mir herüber schielte. Doch ich ignorierte es. Mit ihm und dessen jüngeren Bruder hatte ich nicht viel zu schaffen. Letzter war im Vergleich zu dem älteren sehr unauffällig. Doch ich bemerkte wie er ab und zu seinem älteren Bruder neidische Blicke hinterher warf. Wahrscheinlich wegen seines Status als Erstgeborenen. Irgendwie hatte ich Mitleid mit dem Jüngsten. Aber ich sagte es ihm nicht weil ich diesem nicht zu nahe treten wollte.
 

Damian passte mich nach dem Essen ab als die anderen schon den Speisesaal verlassen hatten. Ich war noch da, weil ich noch zu sehr in Gedanken versunken war. Das seltsame Verhalten von Kai beschäftigte mich nach wie vor.

„Nun Samantha, wie ich sehe habt ihr Euch schon sehr gut hier eingelebt“, fing er an und grinste arrogant.

„Ich habe mich auch lange mit der Menschlichen Etikette am Hofe beschäftigt um hier zurecht zu kommen. Außerdem bin ich woher ich komme auch vom Adel“, erklärte ich ihn abweisend und wollte an ihm vorbei. Nur versperrte er mir den Weg.

„Ist das so? Nun, das erklärt auch weshalb eure Königin sich auf eurer Beerdigung befand. Also wie wäre es. Du und ich“, machte er mir das Angebot.

„Ich bin Verlobt“, protestierte ich pikiert. Er beugte sich leicht nach vorne und flüsterte an mein Ohr: „Und wo ist euer Verlobungsring wenn man fragen darf?“, konterte er überheblich. Ich bekam daraufhin einen eiskalten Schauer und wusste nicht was ich darauf antworteten sollte. Er war so Aufdringlich.

„Ich habe gehört dass beste was einem Menschen Mann geschehen kann ist mit einer Elfe zusammen zu sein. Selbst wenn er ein alter Mann ist wäre sie noch eine Schönheit und keine alte Schachtel“, erzählte er mir.

„Ich habe kein Interesse mit Menschen- Männern zusammen zu kommen“, erwiderte ich kühl

„Wenn ihr nicht wollt dass euer Geheimnis heraus kommt werdet ihr eure Meinung vielleicht noch einmal überdenken. Ich werde heute Abend in meinen Zimmer auf Euch warten“, versprach er mir und schritt davon. Ich versuchte so gut wie möglich das Zittern meines Körpers zu Unterdrücken. Was konnte ich tun? Wen konnte ich um Rat Fragen? Den König oder die Prinzessin?

Die Versammlung geht weiter

Kapitel 30. Die Versammlung geht weiter
 

Arashi:
 

Endlich war eine Pause bei dieser ewig langweiligen Versammlungen, vor denen ich mich leider nicht mehr drücken konnte. Die Unterhaltung der Herrscher drehte sich immer nur um dieselben Sachen. Sie kamen einfach keinen Schritt weiter mit der Frage wem man vertrauen konnte und wem nicht. Mir war klar, dass man Jahrhunderte alte Feindschaften nicht an einem Tag aus der Welt schaffen konnte. Trotzdem war mir nicht klar gewesen dass es so lange dauern würde. Gelangweilt stand ich vor dem Eingang und genoss die kühle Mittagsluft. Zugegeben war es etwas lästig zu wissen dass Rei und Irena mich aus der Ferne beobachteten. Ich war mir nicht sicher ob ihre Sorge um mich ein gutes Zeichen war. Auf einmal tauchte jemanden auf mit dem ich überhaupt nicht gerechnet hatte. Es handelte sich um Tiziano. Egal was er von mir wollte. Das war sicher nichts Gutes.

„Lange nicht gesehen“, begrüßte ich den Elf. Dieser kam gemächlich auf mich zu.

„Stimmt, es ist ein paar Tage her. Nach Violettas Tod brauchte ich erst mal Zeit für mich“, entgegnete er.

„Warum bist du zurückgekommen?“, erkundigte ich mich ohne ihn aus den Augen zu lassen.

„Ich will Rache und dafür brauche ich deine Hilfe“, schilderte er während seine Mimik so verschlossen war wie eh und je.

„Du willst dich an ihren Mörder Rächen? Wieso bittest du dann ausgerechnet mich um Hilfe?“, verlangte ich zu wissen.

„Du bist eine gute Kämpferin. Ich könnte deine Hilfe gut gebrauchen“, begründete er es. Wir schwiegen uns gegenseitig mehrere Minuten lang an ehe ich antwortete.

„Ich glaube nicht das vorzeitiges Handeln irgendwas bringt. Im Gegenteil, die Gefahr ist groß dass wir dabei verlieren“, entgegnete ich grimmig.

„Was ist mit dem Hauptmann? Willst du dich nicht für seinen Tod rächen?!“, rief mein Gegenüber aufgebracht. Wütend knirschte ich mit den Zähnen.

„Verdammt. Natürlich will ich mich rächen. Glaubst du wirklich ich würde seinen Tod einfach so hinnehmen?“, schrie ich aufgebracht und ballte meine Fäuste.

„Aber was bringt es wenn ich voreilig werde und damit alle unnötig in Gefahr bringe?“, belehrte ich ihn und lockere meine Hände.

Der Elf schnaubte wütend und wir starrten uns einen Augenblick an. Auf einmal zog er sein Schwert und griff mich ohne zu zögern an. Den ersten Angriff konnte ich ausweichen. Genau wie den zweiten. Diese wehrte ich mit meinen Waffen ab. Seine Schläge waren so kraftvoll, sodass ich zurück weichen musste. Er trieb mich in eine Seitengasse. Auf einmal spürte ich einen scharfen Schmerz an meiner rechten Schulter.

„Das ist für Rei!“, schrie der Gestaltwandler außer sich vor Wut. Für Rei, was zur Hölle meinte er damit? Leider hatte ich diesen Moment keine Zeit um nachzufragen, denn schon im nächsten Augenblick preschte er wieder auf mich los. Nur knapp gelang es mir auszuweichen und ihn zu Fall zu bringen.

„Für Rei. Wovon sprichst du?“, rief ich ihn zu. Schnaubend stand er auf und richtete erneut seine Waffe auf mich.

„Es ist alles nur deine Schuld. Du hast ihn verführt und zu deiner Marionette gemacht“, brüllte er erbost und griff erneut an. Die folgenden Schläge konnte ich parieren und es gelang mir sogar mit einen meiner Schwerter sein Bein zu verletzten. Was ihn allerdings nicht im Geringsten in seiner Beweglichkeit einschränkte. Nun war ich die Person welche angriff. Wir prallten aufeinander und die Wucht unserer Schläge trieb uns auseinander. Der Kerl war ja komplett verrückt geworden. Wenn dieser Kampf so weiter ging konnte ich nicht gewinnen. Im Zweifelsfalle besaß er eine höhere Ausdauer als ich.

„Das ist für Violetta. Das ist dafür dass du sie umgebracht hast“, plärrte er weiter über das Klirren der Klingen hinweg.

„Bist du Irre? Es waren deine Leute die sie töteten. Ich habe damit absolut nichts zu tun“, konterte ich.

„Heuchlerin. Sie starb weil du sie nicht retten konntest. Außerdem war dein schlechter Einfluss der Grund warum sie überhaupt erst weggerannt ist. Das ist alles nur deine Schuld. Stirb!“ Der Schlag kam mit solcher Wucht das es mir nicht gelang ihn abzuwehren. Es gelang mir nur ihn etwas zur Seite zu leiten. So dass nur ein paar Holzkisten zu Schaden kamen. Den kurzen Moment den er brauchte um sich zu orientieren nutzte ich aus um erneut anzugreifen. Jedoch wehrte er meinen Überraschungsangriff problemlos ab. Ich wurde mehrere Meter weit zurück geschleudert.

„Das ist für die vielen Landsleute die du in Scire ermordet hast!“, schrie er mich an.

„Du Narr. Wovon sprichst du?“

„Spiel nicht die Dumme. Ich weiß dass du bei deiner Flucht jeden einzelnen von ihnen erschlagen hast. Bestimmt hast du Rei so um den Finger gewickelt sodass er dir sogar beim Abschlachten half.“

Wovon sprach der Kerl? Als wir zu dritt aus dem Gebäude flohen lebte der Großteil von ihnen noch.

„Sprich Schlampe. Warum hast du das getan? Warum hast du dazu auch noch Violetta für deine Zwecke manipuliert?“ Während dieser mich verhörte schaffte er es mich zu einer Wand zurück zu drängen. Verzweifelt versuchte ich seine Waffe nach oben zu drücken umso weniger Kraft anwenden zu müssen.

„Ich habe sie nie manipuliert. Du hast dich einfach nur in eine Violetta verliebt die es nicht gibt. Ihren Gerechtigkeitssinn hatte sie schon lange bevor wir uns trafen. Sie hätte sich niemals auf eure Seite geschlagen.“ Meine Worte bewirkten rein gar nichts bei ihm. Er wurde sogar noch wütender.

„Lügnerin. Du verdammte Lügnerin. Du lügst sobald du den Mund aufmachst. Gib es endlich zu und stirb.“ Ohne Vorwarnung mischte sich Rei in den Kampf ein in dem er uns voneinander trennte.

„Sie sagt die Wahrheit. Sie und Peter sind nicht schuld am Tod der Spione in Scire. Ich war es der sie reihenweise ermordet hatte“, entgegnete er ruhig.

„Nein, das kann nicht wahr sein. Warum? Warum hast du das getan!“, schrie Tiziano wobei er den Tränen nahe war. Ich war schockiert über seine Reaktion. Wieso ließ Rei`s Geständnis ihn so aus der Fassung bringen?

„Ich wollte nicht dass es zu früh heraus kommt das ich noch unter den Lebenden weile. Darum tötete ich sie alle. Sie hätten mich jederzeit enttarnen können.“

„Warum du, Rei? Du warst immer mein großes Vorbild gewesen. Der Mann der unsere Ideale mit eiserner Faust verteidigte und jeden Verräter ohne zu zögern der gerechten Strafe zugeführt hatte. Wieso hast du uns verraten? WIESO?!“ Er stürmte auf uns zu. Nur war sein Angriff so verzweifelt, dass ich ihn ohne Probleme abwehren konnte. Ich rammte ihm mein Schwert in die Brust. Es spritzte eine Menge, röchelnd ging der Angreifer zu Boden.

„Wieso…Wieso hast du uns verraten? Du warst einer der Besten.“ Ohne ihn weiter anzuschauen drehte er sich weg.

„Es ist mir vollkommen gleich was du von mir hältst. Du bist nur ein stümperhafter Narr. Ich habe deine lachhaften versuche Violetta zu verführen sofort bemerkt. Du lässt dich zu sehr von deinen Gefühlen leiten und machst mir Vorwürfe, aber ist ja auch egal.“ Offenbar wollte Tiziano noch etwas sagen, doch er hatte bereits nicht mehr genug Kraft. Er würde sterben. So viel war klar und er war viel zu gefährlich um ihn zu retten.

„Violetta lebt.“ Mit letzter Kraft riss der Sterbende die Augen auf und starrte mich an.

„Wir konnten sie mit dem Stein der Macht retten. Sie hält sich im Palast auf um sich erst mal vollständig zu erholen.“ Plötzlich wurde das Gesicht von Tiziano friedlich. Er schloss seine Augen und seine Seele verließ diese Welt. Ich stand wie zu Stein erstarrt neben ihm. In meinen ganzen Leben, hatte ich nie jemanden auf diese Art sterben sehen. Der Tod kam immer unerwartet und mit voller Härte, doch dieser war beinahe schon friedlich. Ob seine Seele jetzt in Frieden ruhen konnte? Zum ersten Mal in meinen Leben stellte ich mir diese Frage.

„Warum hast du ihn von Violetta erzählt?“, erkundigte sich Rei und wirkte sehr irritiert von meinem Verhalten. Ich zuckte nur mit den Schultern.

„Ich bin mir nicht sicher. Ich dachte nur er sollte es wissen. Er wird es niemanden mehr erzählen können.“ Wir schwiegen uns an bis Kai zum Tatort kam. Sofort fragte er uns über die Ereignisse von gerade eben ab. Zu meiner großen Erleichterung übernahm Rei das Reden und so konnte ich einfach daneben stehen und zuschauen wie es langsam anfing zu schneien. Am Ende des Berichts nickte Kai und wollte schon gehen, als ich ihn zurück hielt.

„Kai, bitte Violetta in meinen Namen um Verzeihung. Ich kann ihr im Augenblick nicht unter die Augen treten.“ Der Halbzwerg nickte und ging, während ich die Besprechung wieder aufsuchte. Diesmal wurde ich von meiner Eskorte begleitet. Kurz bevor ich beim Gebäude ankam, sprach mich die Gestaltwandlerin Irena an: „Es war Tiziano.“

„Was war Tiziano?“, hakte ich verdutzt nach.

„Er hat den Hauptmann umgebracht.“

„Und ich tötete ihn. Ich denke damit sind wir quitt.“ Eines musste man ihn schon eingestehen. Er lebte und starb für seine Ideale. In solchen Augenblicken fragte ich mich wirklich ob so etwas bewundernswert oder einfach nur traurig war.
 

Violetta:
 

Jetzt war ich wütend. Was bildete sich dieser Prinz ein mich zu erpressen und zu einer Ehe zu nötigen? Ich würde mich nicht von so einem Schnösel unter Druck setzen. Unter keinen Umständen. Nur fiel mir leider nichts gutes ein wie ich am besten handeln sollte in meinem Fall. In Gedanken spielte ich einige Szenarien durch. Wenn ich den Prinzen mit meinen Dolch bedrohen würde könnte man das als Mordanschlag gegen die Königsfamilie bezeichnen. Zudem könnte man mir unterstellen auf der Seite dieser Gestaltwandler zu, da mein Verlobter einer ist. Da lag der Verdacht nahe das ich übergelaufen sein könnte. Des weiteren sollte ich mich verweigern wurden meine Feinde auf mich aufmerksam und würden mein Leben beenden. Das traute ich ihnen zu.
 

Weil ich nicht weiter kam suchte ich Anora auf um mit ihr darüber zu sprechen. Sie wusste sicher am besten wie man mit ihren Bruder umging. Nach einigem suchen fand ich diese lesend in der Bibliothek. Als sie mich erblickte schlich sich ein lächeln auf ihren Lippen bevor ein Stirnrunzeln erschien.

„Was ist los?“, erkundigte sie sich. Ohne mich zu unterbrechen erklärte ich ihr mein Problem.

„Was für ein Mistkerl“, schimpfte sie mitfühlend.

„Am besten ist es wenn du zum vereinbarten Treffpunkt hingehst. Ich werde mich versteckt halten und für dich aussagen sollte er später irgendeine lüge über dich verbreiten“, versprach sie mir und ein wildes Funkeln erschien in ihren Augen. Darauf bedankte ich mich herzlich.

„Am besten wäre es wenn mein Verlobter hier wäre. Der würde niemals zulassen das Kerle wie dein Bruder mich belästigen würden“, erklärte ich ihr wehmütig.

„Aber leider ist er nicht anwesend“, sagte sie bedauernd.

„Das stimmt. Ich hoffe es geht ihm gut wo auch immer er sein mag“, äußerte ich Sehnsuchtsvoll und verließ die königliche Bibliothek. Auf dem Weg nach draußen entdeckte ich den zweitgeborenen Prinzen wie er im Gang stand und ein Gemälde betrachtete. Beim vorbeigehen bemerkte ich eine nachdenkliche Miene auf dessen Gesicht.
 

Gedankenverloren lief ich durch die Schlossgärten und genoss die frische Luft. Sie half meinen Geist etwas Ruhe zu finden. Plötzlich traf auf einen Elfen. Wegen seinem blonden Haar glaubte ich kurz es sei Tiziano aber dann erkannte ich ihn als einer der jüngeren Berater meiner Königin.

„Guten Tag, Herr Elf“, begrüßte ich ihn etwas ungeschickt und errötete leicht.

„Seid auch ihr gegrüßt“, entgegnete er etwas kühl. Wahrscheinlich hatte auch er schlechte Erfahrungen mit den adligen Damen dieses Hofes gemacht. Das konnte ich ihm nicht verübeln.

„Ich freue mich schon auf den Frühling, wenn der Garten aufblüht und alles voller leben ist“, erzählte ich um mit ihn ins Gespräch zu kommen.

„Die Blüten einer Blume ist nichts was sich lohnen würde darauf zu warten. Denn sobald sie da sind dauert es nicht mehr lange ehe sie verwelken. Die Bäume sind etwas anderes. In meiner Heimat gibt es welche die mehrere tausend Jahre alt sind. Sie sind sogar noch älter als der älteste Elf“, argumentierte er gegen mich.

„Genau wie Menschen und Elfen. Die Blumen sind die Menschen und die Bäume die Elfen“, dachte ich.

„Ich finde dass die Blumen uns eine Lehre geben dass wir nicht ewig leben und das Leben genießen sollten. Meine Lieblingsblume ist zum Beispiel die Lilie“, erklärte ich ihm meinen Standpunkt.

„Eine richtige Romantikerin also. Soweit ich weiß heißt Lilie. Wahre und reine Liebe bis nach dem Tode hinaus, oder?“, neckte er mich.

„Das stimmt“, bestätigte ich ihn. Dieser musterte mich nachdenklich und sagte: „Ich glaube von euch gehört zu haben. Seid ihr wirklich die heimliche Geliebte eures Königs?“, fragte er mich direkt und Neugier sprach aus seinem Blick. Ich errötete stark und verfluchte gedanklich diese haltlosen Gerüchte. Diese waren doch einfach lächerlich.

„Auch wenn es sie nichts angeht. Ich bin glücklich Verlobt und wir wollen bald heiraten. Also, warum sollte ich fremd gehen, Herr Elf?“, entgegnete ich verärgert.

„Verzeiht wenn ich Euch zu nahe getreten bin, Menschenfrau“, entschuldigte er sich.

„Ich vergebe Euch. Darf ich euren Namen erfahren?“, fragte ich ihn.

„Ich glaube kaum dass mein Name für euch eine Bedeutung spielen wird, Mensch“, blockte er mich ab. Darauf warf ich ihm einen scharfen Blick zu.

„Ich heiße Samantha Gold und ob euer Name für mich eine Rolle spielen wird hab alleine ich zu bestimmen, Herr Elf“, erklärte ich eingeschnappt. Mein Gesprächspartner lachte leise.

„Wäret ihr kein Mensch und nicht verlobt würde ich Euch um eine romantische Verabredung bitten. Gehabt euch wohl“, verabschiedete er sich von mir und verließ den Garten. Bevor ich ins Schloss ging starrte ihn eine Weile hinterher. Dieser Elf war mir Suspekt. Er wirkte zwar nicht so als würde er die Menschen im allgemeinen Verachten aber er würde auch niemals mit einer solchen zusammen kommen. Dazu waren diese ihm zu kurzlebig.
 

Nach dem gemeinsamen Mahl mit der königlichen Familie sprach ich kurz mit den König. Dieser fragte mich wie jeden Abend nach meinem Wohlbefinden und ich meinerseits nach dem meiner Freunde. Laut ihm gab es nichts neues.
 

Nach einigen Ringen mit mir selbst betrat ich das Schlafzimmer des Kronprinzen dessen Leibwächter mich hinein ließen.

„Da seid ihr ja meine liebreizende Samantha Gold oder sollte ich eher Violetta Rosental sagen?“, begrüßte er mich und breitete seine Arme aus.

„Wie ich sehe habt ihr Euch für mich entschieden“, kam es arrogant von ihm.

„Ich bin nur hergekommen um Euch zu sagen dass ich mich nicht von euch erpressen lasse Prinz Damian“, antwortete ich so ruhig ich konnte und ging entschlossen auf ihn zu.

„Ihr wisst doch was es für euer Leben bedeutet. Ihr könnt es euch in eurer Position nicht leisten gegen mich zu handeln“, sprach er bedächtig und musterte mich wachsam.

„Ich glaube kaum dass ihr mit mir glücklich werdet. Wie ihr wisst sind wir Elfen in der Magie bewandert. Es wäre für mich ein leichtes euch mithilfe eines Schlafzaubers außer Gefecht zu setzen oder mit meinen Pflanzenzauber zu fesseln sodass ihr mir nicht zu nahe kommt“, warnte ich ihn.

„Ich glaube kaum dass ihr das wagen würdet, Violetta“, sagte er und betonte meinen Namen besonders. Er überwand die Distanz welche zwischen uns herrschte.

„Ich bin der zukünftige König dieses Reiches und ich glaube kaum dass ihr mich als Feind haben wollt“, warnte er mich.
 

Es klopfte laut und Prinz Robert kam herein.

„Großer Bruder, Verzeiht dass ich störe aber ich muss dringend etwas mit Miss Gold besprechen“, unterbrach er unser Gespräch und zog mich heraus. Noch bevor Damian etwas erwidern konnte waren wir schon draußen.

„Was wollt ihr mein Prinz und wohin gehen wir?“, rief ich erschrocken. Er sagte nichts doch ich merkte dass wir nun in seinen privaten Räumen aufhalten mussten.

„Ich kam nicht drum herum zu erfahren dass ihr Probleme mit meinem Bruder habt. Wenn ihr wollt kann ich dieses Problem für euch aus der Welt schaffen und ihr müsst dafür nicht viel machen“, versprach er mir.

„Ich bin Euch sehr dankbar dass ihr mir wie eure Schwester helfen wollt. Doch was verlangt ihr von mir außer Euch zu Heiraten natürlich“, wandte ich mich etwas misstrauisch an ihn. Er kicherte leicht.

„Nein, ich hege kein Interesse dass ihr mich ehelicht. Ich bevorzuge lieber eine Frau meines Volkes aber wie dem auch sei. Es ist so dass ich seit einigen Jahren mit den Gestaltwandlern zusammenarbeite um durch sie an den Thron heran zu kommen“, berichtete er. Vor Unglauben weiten sich meine Augen. Er arbeitete für diese? Das hieße ja das meine Tarnung wahrscheinlich schon längst aufgeflogen war doch wunderte ich mich warum man nicht versucht hatte mich umzubringen.

„Ich habe einige Berichte von einen gewissen Taishi gehört. Der sagte aus, dass ihr für die Gestaltwandler arbeiten möchtet. Nur kam es zu gewissen Missverständnissen bei denen ihr Verletzt wurdet. Doch Fehler geschehen nun einmal. Wenn ihr wollt könntet ihr immer noch für diese arbeiten“, bot er mir an.

„Und was ist mit eurem Bruder? Ihr verspracht mir zu helfen“, erkundigte ich mich nervös.

„Es ist doch egal ob eure Tarnung auffliegt. Vor wem solltet ihr euch denn schon fürchten, Miss Rosental?“, merkte er lächelnd an und bereitete mir eine Gänsehaut.

Frust

Kapitel 31. Frust
 

Arashi:
 

Es war eine längere Zeit vergangen seit unserer Ankunft in der Hauptstadt und was hatten wir erreicht? Gar nichts. Die Herrscher taten nichts anderes als sich den lieben langen Tag zu streiten. So würden wir nie auf einen grünen Zweig kommen. Violetta hatte ich schon länger nicht gesehen. Im Moment wollte ich sie auch nicht sehen. Immerhin war ich diejenige welche ihren Freund Tiziano ermordet hatte. Klar, ich musste es tun sonst hätte er mich ermordet. Trotzdem war er ihr Freund und sie hatte ihn sehr gern gehabt. Das machte es sehr schwer für mich. Darum konnte ich nicht mit ihr sprechen.

„Wie lange willst du ihr noch aus dem Weg gehen?“, erkundigte sich Kai der gerade in den Trainingsraum kam.

„Ich weiß es nicht. Vielleicht ein, zwei Tage“, murmelte ich demotiviert.

„Oder drei oder vier. Vielleicht auch fünf oder sechs. Warum machen wir nicht gleich sieben oder acht Tage draus“, machte er weiter. Ich schlug mit der flachen Hand nach seinen Hinterkopf.

„Das ist nicht witzig, Kai“, beschwerte ich mich.

„Sei doch mal ehrlich. Du wirst es so lange heraus schieben wie du kannst. Also was ist? Besuchst du sie jetzt oder wirst du dich wieder drücken?“

„Sag mal. Du bist ganz schön dreist deine Vorgesetzte so zu provozieren“, merkte ich öan.

„Ich bin nicht dreist. Ich gebe dir nur gute Ratschläge“, entgegnete Kai mit einen leichten Lächeln.

„Aber manchmal brauchst du einfach einen kleinen Schubs in die richtige Richtung.“

„Das nennst du also einen kleinen Schubs. Ist ja auch egal“, murrte ich.

„Dann eben einen etwas größeren Schubs. Ach komm, wir kennen uns so lange, Arashi. Mir kannst du nicht so schnell was vor machen. Außerdem kann ich in die Zukunft sehen.“ Ich runzelte die Stirn und warf mit einem kleinen Lederball nach ihm.

„Seit wann kannst du das, Kai?“

„Schon immer. So wie ich vorausgesagt habe dass du einmal Hauptmann wirst und ich hatte absolut recht. Nun komm schon, gib dir einen Ruck“, drängelte er mich dazu. Wieso kannte mich dieser Kerl nur so gut. Wenn es nach mir ging könnte ich solche Termine ewig aufschieben. In der Hoffnung dass es sich von alleine legte. Oh man, wie ich Konfrontationen hasste, bei denen man nicht im Notfall zur Faust greifen konnte. Ich seufzte und wandte mich anschließend zu ihm.

„Kommst du mit wenn ich gehe?“

„Ja, von mir aus. Wenn du dann gehst.“ Ich sprang auf und kletterte vom Tisch. Anschließend machten wir uns auf den Weg zum Schloss. Es war kühl draußen, doch die schmerzende Kälte war inzwischen verschwunden. Der Abend brach an und die Sonne war noch nicht vollständig hinterm Horizont verschwunden. Unterwegs trafen wir auf Logan der sich gerade die Beine vertrat. Er begleitete uns, wobei wir jedoch kein einziges Wort miteinander wechselten. Vor dem Schloss trennten sich unsere Wege. Ohne große Probleme wurden Kai und ich von der Wache rein gelassen. Ich zögerte kurz ehe ich das riesige Gebäude betrat. Auf den Weg zum König spielte ich mit den Gedanken einfach wegzurennen, doch draußen warteten zwei Gestaltwandler auf mich. Von denen ich im Moment keinen begegnen wollte. Sie behielten mich im Auge, da sie den jeweils anderen nicht trauten.

Wir trafen den König im Thronsaal und er führte uns persönlich zum Garten. Was für ein Luxus den wir da genossen. Violetta erwartete uns im Garten.

„Ich lasse euch nun alleine“, sagte der König fast schon übertrieben laut.

„Es gibt etwas für das du dich entschuldigen willst. Wenn es um die Geheimniskrämerei geht, das haben wir schon längst aus der Welt geschafft“, teilte sie mir mit und lächelte mich aufmunternd an. Ich biss mir auf die Lippe und schüttelte den Kopf.

„Nein, darum geht es nicht. Es geht um deinen Verlobten. Ich…“ Die Worte brachen ab. Ich wollte mehr sagen, doch ich brachte keinen Ton heraus.

„Was ist mit ihm. Was ist geschehen?“, erkundigte sie sich verängstigt.

„Er ist tot. Ich habe ihn getötet. Es tut mir leid“, überwand ich mir ihr zu gestehen.
 

Violetta:
 

Dieser Prinz war schon ziemlich dreist mich so herein zu legen. Wie es aussah hatte Taishi ihnen nicht gesagt dass ich niemals für sie arbeiten würde aber wahrscheinlich tat er es um mich zu beschützen.

„Ihr habt damit vollkommen recht“, stimmte ich ihm zu um mir Zeit zu erkaufen zum nachdenken.

„Ihr könnt jetzt gehen. Ich werde Euch schon früh genug Bescheid geben“, teilte er mir mit einer ekelhaft gönnerhaften Stimme mit.

„Gute Nacht, mein Prinz“, verabschiedete ich mich untertänigst von ihm und überlegte fieberhaft was ich machen könnte. Mein erster Gedanke war die anderen zu warnen da meine Tarnung nicht mehr wichtig war aber dann überlegte ich. Eigentlich konnte ich wie Kai eine Spionin werden. „Ja, das wär es“, dachte ich mit mir und der Welt zufrieden und ging in mein Schlafgemach wo ich seelenruhig einschlief. Die einzige Sorge welche ich hatte war Taishi dort zu treffen, denn das würde bedeuten dass er noch für sie arbeiten würde.
 

Am nächsten Tag fragte mich die Prinzessin gleich was ihr anderer Bruder von mir wollte. Flüstern erzählte ich ihr von den Vorkommnissen des gestrigen Tages. Sie war nicht so geschockt wie ich erwartete hatte. Wahrscheinlich kam es daher weil sie ihre Geschwister besser kannte als ich.
 

Gemeinsam gingen wir zum Frühstück.

„Heute findet ein kleiner Ball statt, Miss Gold. Wenn ihr wollt seid ihr dazu herzlich eingeladen. Es sind auch die meisten der Delegierten eingeladen“, bot der König mich dazu ein. Meine Augen strahlten vor Freude. Endlich konnte ich meine Freunde treffen.

„Vielen dank für die Einladung, eure Majestät“, bedankte ich mich herzlich bei ihm und freute mich schon auf den Ball.

„Wenn ihr wollt könnt ihr einen meiner Söhne als Tanzpartner dafür nehmen“, schlug der König vor.

„Ich werde darüber nachdenken“, entgegnete ich höflich.
 

Nach dem Essen zischte ich leise zu Damian.

„Es ist mir egal geworden wenn sie meine Identität preisgeben.“ Er fasste nach meinem Handgelenk und hielt mich zurück.

„Seid ihr euch sicher?“, fragte er mich scharf ansehend.

„So sicher wie noch nie in meinen Leben, mein Prinz“, erklärte ich kühl und befreite mich von seinem Griff.
 

„Samantha. hättet ihr Interesse mit mir zum Ball zu gehen?“, wandte sich Prinz Robert an mich. Stirnrunzelnd sah ich ihn an. Er hatte doch kein Interesse an mir als Frau. Also Warum fragte er dann? Mit einem Seitenblick auf Damian wurde es mir klar.

„Aber liebend gerne, Prinz Robert. Es ist mir eine Ehre mit Ihnen auf den Ball zu gehen“, sagte ich süßlich und knickste leicht was Damian wütend machte. Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen ging ich mit Anora aus dem Speisesaal wo wir beide zusammen mit kichern anfangen mussten.

„Hast du seinen Blick gesehen?“, wies die Prinzessin mich darauf hin.

„Hab ich“, stimmte ich ihr glucksend zu.

„Komm Samantha. Wir müssen uns unbedingt für den Ball vorbereiten.“ Die Vorbereitungen für den diese Tanzveranstaltung dauerte lange. So nahmen wir ein Bad und brauchten eine Weile bis die Haare trocken wurden. Ich musste aufpassen damit nicht herauskommen würde dass ich eine Perücke trug. Das andere Probleme war noch dass wir uns einfach nicht so richtig für das richtige Kleid entscheiden konnten. Die Auswahl war nicht gerade klein.
 

Als ich mit Robert den Ballsaal betrat bewunderte ich auch hier die riesigen kristallenen Kronleuchter sowie die Vergoldeten Wände des Raumes. Es sah einfach Herrschaftlich aus.

„Beeindruckend, oder? Und eines Tages wird alles mir gehören“, flüsterte meine Ballbegleitung mir siegessicher zu. Ich erwiderte nichts darauf.

„Wollt ihr mit mir den Eröffnungstanz machen, mein Prinz“, fragte ich ihn leise.

„Aber sicher, aber erst sobald mein Vater uns das Signal dazu gibt“, antwortete er zufrieden. Ich sah mich suchend nach meinen Freunden um, welche ich leider nicht vorfand. Es gab viele Adlige Menschen sowie Elfen und Zwerge. Drachen waren auf Tanzbällen meist nicht eingeladen da sie dazu neigten das ganze Mobiliar beim Tanzen zu zertrümmern. Sie waren nicht gerade als geschickte Tänzer bekannt sodass es mich auch nicht wunderte das Erim nicht da war oder Arashi die wenig von Frauenkleidung hielt aber bei den anderen wunderte ich mich schon etwas.

„Wie ich sehe seid ihr mit Bekleidung hier, Miss Gold“, sprach mich der Elf vom Park an.

„Ja, das bin ich. Es ist Prinz Robert“, stellte ich meinen Begleiter vor.

„Ist er euer Verlobter?“, fragte er eine Augenbraue hebend.

„Das ist er nicht. Dieser ist leider geschäftlich verhindert weshalb mir der Prinz anbot mich zu begleiten. Seid ihr mit einer Elfendame als Begleiterin hier, Herr Elf?“, wollte ich wissen.

„Leider nicht“, antwortete er mit bedauern. In diesem Moment schlug der König an ein Glas und erklärte den Ball für eröffnet.

„Darf ich?“, sprach Robert und führte mich auf die Tanzfläche wo wir unseren ersten Tanz begannen.

„Ich habe eine Frage an euch, mein Prinz. Wie kommt es das ihr mich zum Ball eingeladen habt?“, wollte ich von ihm wissen.

„Ist das nicht offensichtlich?“

„Das ist es leider nicht, mein Prinz“, widersprach ich.

„Ich wollte meinen Bruder zum einen ärgern indem ich zeige das ich leicht bekommen könnte was er will und zum anderen weil ich dir sagen will wann das Treffen stattfinden wird. Komme morgen 11 Uhr zu den Pferdestellen auf der Westseite. Das weitere besprechen wir dort“, erklärte er leise an mein Ohr. Ich erbleichte leicht aber sagte tapfer.

„Das hört sich sehr gut an.“ Wir tanzten noch einige Musikstücke zusammen ehe wir uns trennten und ich mir ein alkoholfreies Getränk zu mir nahm. Diesmal wollte ich nicht Gefahr laufen jemanden unfreiwillig zu küssen oder so etwas.

„Ihr und der Prinz gebt ein gutes Paar ab“, sagte mir der noch immer unbekannte Elfenberater.

„Der Schein trügt“, erwiderte ich leicht kühl und dachte an Roberts Charakter. Dieser bereitete mir eine erneute Gänsehaut.

„Darf ich Euch um einen Tanz bitten? Ich habe gehört das Elfenmänner gute Tänzer seien und würde gerne prüfen ob es stimmt“, trat ich mit dieser Bitte an ihn heran.

„Ach, sagt man das?“, hakte er nach. Ich errötete leicht da ich mir das gerade eben nur ausgedacht hatte.

„Das sagt man so, also?“ Ich blickte ihn nun herausfordernd an.

„Von mir aus“, willigte er ein und wir begannen zur Musik zu Tanzen.

„Für einen Menschen seid ihr sehr gut, Miss Gold“, lobte er mich.

„Aber ihr seit auch nicht schlecht“, erwiderte ich verlegen sein Lob und mied seinen Blick. Mir war das alles irgendwie unangenehm.

„Ich glaube mein Begleiter möchte wieder mit mir tanzen“, entschuldigte ich mich hastig bei ihn und eilte zu Robert. Es war noch ein schöner Abend an dem ich mich freute die Königin wieder gesehen zu haben.
 

Am nächsten Tag Vormittag passierte nicht viel. Am Nachmittag besuchte ich wieder den Park und betrachtete die ersten Frühblüher, welche aus dem Boden sprießen. Die Stunden vergingen und ich genoss es einfach einige Zeit nur für mich zu sein.

„Samantha eure Freunde sind im Schloss und sie werden bald hier sein“, kündigte die Prinzessin mir an.

„Danke“, bedankte ich mich bei ihr und sah zu wie sie im Schloss verschwand. Ich entdeckte den König wie er meine Freunde Arashi und Kai zu mir führte.

„Ich lasse Euch nun alleine“, sagte der König vernehmlich.

„Es gibt etwas für das du dich entschuldigen willst. Wenn es um die Geheimniskrämerei geht das haben wir schon aus der Welt geschafft“, kam ich ihr entgegen. Arashi schüttelte den Kopf was mich verwirrte. Was bedrückte Arashi so sehr? Sie war doch sonst nicht so zurückhaltend.

„Nein darum geht es nicht. Es geht um deinen Verlobten. Ich…“, brachte meine Freundin stockend heraus und brach ab. Dann wurde mir wieder etwas bewusst. Taishi war ein Gestaltwandler und dessen Ziele waren mir durchaus bewusst. Sie wollten den Stein der Macht und Arashi... Ich bekam sofort ein schlechtes Gewissen weil ich meine Verantwortung auf sie abgeladen hatte. Mich würden sie nicht mehr wegen des Steines töten. Bei ihr war der Fall anders.

„Was ist mit ihm? Was ist geschehen?“, erkundigte ich mich ängstlich.

„Er ist tot Ich habe ihn getötet. Es tut mir leid.“ Erschrocken hörte ich ihr zu und lachte hysterisch. Sie sah mich irritiert an.

„Das kann nicht sein. Warum solltest du das machen? Und wenn es echt wäre warum habe ich dann nichts gespürt?“, fragte ich sie nicht ernst nehmen.

„Aber es ist wahr. Er ist tot“, bestätigte sie todernst. Kurz sah ich zu Kai der bestätigend nickte.

In meinen Inneren wusste ich schon dass sie die Wahrheit sprach da sie über so etwas nie Scherze machen würde aber das konnte doch nicht sein, oder?

„Wie? wann?“ Ich wusste nicht was ich als erstes fragen sollte. Das Einzige was mir bewusst wurde war dieses riesige Loch in meinen Herzen welches sich auftat und die Gewissheit ihn wieder lachen zu sehen, nie wieder mit ihm sprechen zu können, es nie geschafft zu haben ihn zum Guten zu bekehren egal wie aussichtslos es aussah. Ich hatte noch die Hoffnung, das wenn seine Seite verlieren würde, er die Einsicht erhielt dass er falsch lag, doch nun? Ich wusste dass ich nicht das recht hatte Arashi die Schuld zu geben. Immerhin war Taishi einer von denen. Ich ballte meine zitternden Hände zu Fäusten zusammen doch es kamen keine Tränen. Sie trat auf mich zu um mich zu trösten.

„Komm mir nicht zu nahe, Arashi“, fauchte ich sie an da ich mit ihrer Nähe nicht umgehen konnte. Sie war seine Mörderin. An ihr haftete sein Blut. Das Blut des Mannes der mich über alles in der Welt liebte. Der Mann der mir nie etwas zuleide getan hätte. Ich hatte mir nie wirklich vorgestellt wie es wäre ohne ihn zu leben und ich versuchte den Gedanken so gut es ging zu verdrängen da es zu sehr schmerzte.

„Bitte, lass mich erklären“, flehte sie mich an.

„Dann erkläre und verschwinde dann, Mensch“, forderte ich sie angespannt auf. Sie begann zu erzählen und wurde immer schneller als wolle sie es schnell hinter sich bringen.

„Lasst mich alleine“, bat ich sie so gefasst wie möglich. Arashi wollte protestieren doch als Kai seine Hand auf ihre Schulter legte gingen sie schweigend weg. Als ich sie nicht mehr sah brach ich weinend zusammen.

Traurigkeit

Kapitel 32. Traurigkeit
 

Arashi:
 

Ich ging den Weg alleine zurück. Obwohl, gehen war das falsche Wort. Ich rannte den bis zur Herberge. Es war dasselbe wie beim Tod des Hauptmanns. Ich brauchte einfach nur Bewegung um das Ganze aus dem Kopf zu bekommen. Keuchend und nach Luft schnappend blieb ich stehen. Nun, Violetta hasste mich wahrscheinlich und wenn nicht war sie ziemlich bescheuert. Auf einmal rannte jemand in mich hinein. Ich stürzte zu Boden. Wenigstens fiel die Person auch hin, so, dass wir nun quitt waren. Grummelnd stand ich auf und erkannte, dass es sich um Kai handelte. Offensichtlich war er mir gefolgt. Tja, der Gute war um einiges schneller als ich ihn in Erinnerung hatte.

„Alles in Ordnung?“, erkundigte er sich besorgt. Ich stand auf und schüttelte traurig den Kopf. Nein eigentlich war überhaupt nichts in Ordnung, doch am Ende spielte das alles keine Rolle mehr. Ich betrachtete eine Weile den Himmel, ehe ich mich wieder an meinen besten Freund wandte.

„Ich glaube wir sollten erst wieder Kontakt zu ihr aufnehmen wenn sie nicht mehr in Gefahr ist“, flüsterte ich traurig.

„Wie meinst du das?“, fragte Kai und das obwohl er die Antwort genau kannte.

„Ich habe sie belogen und ihren besten Freund ermordet. Ob es Notwehr war oder nicht spielt keine Rolle. Darum halte ich es für besser wenn ich sie nicht mehr belästige. Nach all dem was ich ihr angetan habe. Gott, ich bin ein schrecklicher Mensch.“ Ich wandte mich ab und wollte gehen, jedoch hielt Kai mich zurück.

„Du bist kein schlechter Mensch und das weißt du ganz genau“, entgegnete er aufgebracht.

„Am Ende spielt das alles keine Rolle. Lass mich bitte alleine. Ich brauche einfach nur meine Ruhe.“ Wir trennten uns und ich machte einen Spaziergang durch die Stadt. Die Sonne ging langsam unter und die Straßen leerten sich. Unter normalen Umständen würde ich nicht so etwas Dummes machen. Allerdings war ich im Moment einfach nur verwirrt und unendlich traurig. Meine Gedanken kreisten noch um das Gespräch mit Violetta und das es wirklich besser war wenn wir uns nicht mehr sahen. Schließlich ging ich zurück zur Unterkunft. Dort suchte ich mein Zimmer auf wo mich bereits jemand erwartete. Instinktiv zog ich meine beiden Schwerter und richtete sie auf den Eindringling. Es war die Kopfgeldjägerin Nina.

„Ich habe gehört du hast dich mit deiner Elfenfreundin gestritten?“, begrüßte sie mich ohne Umschweife.

„Woher weißt du das? Woher weißt du das sie noch lebt?“, erkundigte ich mich misstrauisch und ohne die Waffen zu senken. Die Elfe zuckte mit den Schultern und lächelte mich an.

„Die Waffen einer Frau, meine Liebe. Die Gestaltwandler haben das Schloss bereits infiltriert. Ich habe mich umgehört und ein sehr interessantes Gespräch mit angehört. Wusstest du das Violetta still und heimlich die Seiten gewechselt hat?“

„Das kann nicht sein. Sie wurde von ihnen verletzt. Sehr schwer sogar. Warum sollten die Gestaltwandler das tun wenn sie die Seiten gewechselt hat“, entgegnete ich bissig.

„Es kam da offensichtlich zu einen Missverständnis. Ist ja auch egal. Ich wollte dir nur klar machen, dass man Elfen nicht trauen kann. Von diesem Tiziano hast du auch gesagt, dass man ihm trauen kann. Doch er gehörte zu den grünhaarigen Leuten. Bei Violetta hast du genau das selbe behauptet. Mit dem Ergebnis dass sie euch ebenfalls hintergangen hat. Wie schon gesagt. Elfen kann man nicht trauen.“ Statt einer Antwort zeigte ich ihr die Zähne und knurrte. Womit ich sie leider nicht beeindrucken konnte.

„Hat sie nicht. Egal was diese komischen Typen gesagt haben und egal was du gehört hast. Ich vertraue ihr. Nur das zählt“, rief ich wobei ich gegen Ende meines Satzes immer lauter wurde. Meine Worte schienen sie irgendwie zu beeindrucken.

„Immer mit der Ruhe, Schätzchen. Das war nur ein gut gemeinter Rat von mir. Ich wollte was tun damit wir trotz der Sache in der Händlerstadt wieder Freunde werden.“ Irgendwie war sie schon etwas seltsam. Erst verriet sie einen und dann kämpfte sie um meine Freundschaft. Ich verstand sie nicht.

„Eindeutig. Ihr Elfen seid ziemlich seltsam.“

„Bitte Vergleich mich nicht mit denen. Mein Blut habe ich mir leider nicht selbst ausgesucht. Darum vergleiche mich nicht mit ihnen. Wieso vertraust du dieser Violetta nur so sehr?“ Wollte sie von mir wissen.

„Weil sie meine beste Freundin ist.“

„Sie vertraut dir nicht“, erwiderte sie nur.

„Nach dem was ich ihr angetan habe ist das kein Wunder. Darum geht es mir auch gar nicht. Sie hat mir mein Leben gerettet und sich als absolut treue Freundin herausgestellt. Ich vertraue ihr und nur das zählt. Bitte geh nun“, beendete ich das Gespräch.

„Du bist noch viel seltsamer als alle Elfen auf dieser Welt. Ich glaube ich statte mal dieser Violetta einen Besuch ab.“ Noch bevor sie den Raum verlassen konnte hielt ich sie zurück.

„Das wirst du nicht tun. Du wirst nichts machen was sie in Gefahr bringt“, zischte ich drohend. Sie lachte nur und ging. Instinktiv warf ich mich aufs Bett und brüllte erst mal ins Kissen. Man, warum musste alles nur so verdammt kompliziert sein? Mir wurde das langsam alles zu viel. Ich wollte doch nur mein normales altes Leben wieder haben. Wütend hob ich den Stein hoch. Was wohl passieren würde wenn ich den Violetta gab und mich einfach aus den Staub machte? Dann könnte dieser Alptraum endlich ein Ende haben und das war es was ich mir so sehr wünschte. Doch schon instinktiv wusste ich, dass ich dies niemals tun würde. Dafür kannte ich mich einfach viel zu gut. Den Stein steckte ich wieder weg und holte stattdessen das Medaillon meiner Eltern aus meiner Tasche und betrachtete es. In diesem Augenblick wollte ich einfach nur ihre Nähe spüren. Nach kurzer Zeit beschloss ich, dass es an der Zeit war aufzustehen. Ich ging zum Grab des Hauptmanns. Zu schade, dass es inzwischen zu spät war um Blumen zu kaufen. Zur Sicherheit begleitete mich wieder meine Eskorte. Vor seinem Grab kniete ich mich nieder und betete. Ich betete dafür das dieser Alptraum bald ein Ende haben würde.
 

Violetta:
 

Ich saß noch eine ganze Weile so da und weinte vor mich hin. Die Kälte machte mir nichts aus. Ich hieß sie sogar willkommen da sie meinen Schmerz etwas dämmte.

„Samantha, wie geht es dir?“, fragte Anora besorgt und umarmte mich fest als sie meine verweinten Augen bemerkte.

„Egal was geschehen ist. Es wird alles wieder gut“, versprach sie mir. Ich fing wieder an zu schluchzen und krallte mich an ihr fest.

„Es ist so schrecklich“, schluchzte ich. Die Prinzessin bugsierte mich in mein Zimmer.

„Erzähl mir was geschehen ist und nimm dir soviel Zeit wie du brachst“, sprach sie beruhigend zu mir und legte mir eine Decke um. Stockend erzählte ich ihr vom Streit mit Arashi und meinem Verlust.
 

„Wie leid es mir auch tut aber in einer Stunde ist das Treffen mit den Gestaltwandlern und du musst bereit sein“, erinnerte sie mich daran. Verwirrt sah ich sie an und nickte leicht. Sie hatte recht. Ich durfte mich nicht so gehen lassen. Die Zeit des Trauern würde noch kommen. Vor dem Feind durfte ich keine Schwäche zeigen. Denn das könnte den Tod meiner Freunde bedeuten.

„Nimm noch ein schnelles Bad und geh los“, riet sie mir und ich verschwand im Bad wo mir das heiße Wasser half meinen Geist zu schärfen.

Mit Hilfe meiner Magie waren die Rötungen meiner Augen und Wangen weg . Nun sah man mir nicht mehr an dass ich geweint hatte. Sie erklärte mir wo sich der Treffpunkt befand. In einen schwarzen Kleid schlich ich mich zum Stall.

Zum einen schützte es mich in der Dunkelheit zum anderen zeigte es meine Trauer.

„Ihr seit sehr pünktlich, Violetta“, lobte mich Prinz Robert und setzte die Kapuze seines Reiseumhanges auf.

„Reitet mir nach“, befahl er mir und ich folgte ihm. Gemeinsam ritten wir bis zu einer Kneipe wo wir unsere Pferde vorne anbanden. Zusammen traten wir ein und schritten nach oben wo der Prinz vor einer der Türen stehen blieb und vier mal anklopfte. Nach wenigen Momenten wurden wir hineingelassen. Es saßen drei Gestaltwandler am Tisch.

„Violetta Rosental, nicht wahr?“, begrüßte der Linke mich.

„Ja, das bin ich“, bestätigte ich vorsichtig. Mit einem Nicken zeigte er uns an sich an den Tisch zu setzen. Nachdem das getan war ließ ich kurz meinen Blick durch den Raum schleifen um einen Überblick zu behalten.

„Es ist sehr gut dass ihr euch endlich zu uns gesellt habt. Taishi hat sehr gut über euch berichtet“, plauderte er.

„Hat er?“, rief ich erstickt.

„Oh, das hat er bis zum Schluss getan aber lass uns über etwas anderes reden. Wie Sie vielleicht wissen haben wir seit einigen Tagen den Stein der Macht vom Drachen. Jetzt benötigen wir nur noch Ihren, den von eurer Menschen Begleiterin und den des Zwerges“, erklärte er mir Sachlich.

„Ihr habt schon einen?“, fragte ich erschrocken.

„Ja, das haben wir“, bestätigte er sichtlich selbstzufrieden.

„Wir sollten sie erst einmal den Schwur leisten bevor wir weiter sprechen“, warnte einer der anderen den Wortführer.

„Einen Schwur?“, hakte ich verwundert nach.

„Ihr habt es richtig vernommen. Auch ich musste ihn leisten“, erzählte mir Robert.

„Also sprecht mir bitte nach. Ich Violetta Rosental schwöre alles zu damit die Gestaltwandlern zu ihren Glorreichen Sieg kommen. Ich schwöre alle die vom Weg abkommen zu beseitigen und nicht mit einem außenstehenden über die Geheimnisse dieser Gruppe zu reden.“ Nachdem ich den Schwur wiederholte sagte er: „Ausgezeichnet, nun weiter im Text. Könnt ihr mir bitte euren Stein der Macht überreichen?“, fragte er.

„Ich habe meinen leider nicht. Er ist bei meinen... Gefährten“, erklärte ich stockend.

„Taishi hat Euch sicherlich schon erklärt das Rei einer von euch war bis er euch Verraten hatte, oder?“, erkundigte ich mich bedrückt. Ich sah in überraschte Gesichter.

„Nein, das hat er noch nicht aber es ist gut das wir nun gewarnt sind“, bedankte er sich bei mir.

„Ihr könnt jetzt gehen, Violetta. Das was jetzt besprochen wird geht nur uns und den Prinzen etwas an. Wir werden später auf euch zukommen wenn es so weit ist.“

„Jawohl“, erklärte ich mich damit einverstanden und um keinen Ärger zu erhalten. Als ich raus ging versuchte ich an der Tür zu lauschen. Leider war diese zu massiv um etwas zu verstehen. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis er mein Begleiter den Raum verließ. Wieder zu zweit ritten wir zurück.
 

Am nächsten Tag verschlief ich das Frühstück doch es war mir Grunde genommen egal. Schwerfällig stand ich auf und ging kurze Zeit später in den Park um die Stelle zu besuchen wo ich zum ersten Mal von Taishis Tod erfahren hatte. Die Trauer, welche ich am Abend zuvor gut verstecken konnte erfasste mich von neuem und drohte mich zu verschlingen. Plötzlich sah ich eine mir unbekannte Elfenkriegerin durch den Park spazieren doch ich wendete meinen Blick von ihr ab. Was gingen mich andere Leute an.

„Violetta?“, sprach mich diese Elfe an. Ich starrte sie an und nickte leicht.

„Ich wollte dich einfach mal kennenlernen und verstehen warum Arashi dir so sehr vertraut obwohl du, wie wir beide wissen, hintergangen hast.“ Erschreckt weiteten sich meine Augen. Woher wusste sie das Ganze? War das ein Test von den Gestaltwandlern? Hatten sie deshalb noch einmal ohne mich mit dem Prinzen gesprochen? Ich musste vorsichtig sein.

„Woher kennt ihr Arashi?“, verlangte ich zu wissen. Diesen Namen auszusprechen schmerzte sehr.

„Ist das so wichtig? Also sag es mir“, forderte sie mich unverschämt auf.

„Warum sollte ich dass mit einer Außenstehenden besprechen?“, hinterfragte ich sie geringschätzig und hielt nach ihrem Anhänger Ausschau.

„Ich will Arashis Freundin sein und sie verstehen“, erklärte sie sich.

„Das ist schon seltsam dass eine Elfin sich mit einer Menschenfrau anfreunden willst. Besonders eine so unehrenhafte Elfe wie du. Ich meine, wo ist dein Anhänger?“, fragte ich so herablassend wie ich konnte.

„Wage es nicht mich als Elfe zu bezeichnen“, knurrte sie mich wütend an.

„Warum sollte ich eine so offensichtliche Sache verleugnen? Du bist genau wie ich eine Elfe“, sprach ich leise in unserer Muttersprache was sie noch mehr aufbrachte.

„Wäre Arashi nicht würde ich dich auf der Stelle umbringen, Verräterin.“ Und damit rannte Sie weg. Auch wenn ich es nicht zeigte schmerzte es mich sehr dass sie mich als eine Verräterin abgestempelt hatte was ich in Wirklichkeit nicht war. Ich musste es nur später klarstellen.
 

Vom Verhalten dieser Elfe war ich richtig verwirrt. Doch ich verjagte sie aus meinen Gedanken. Langsam plagte mich der Hunger und ich betrat den Speisesaal wo die königliche Familie schon angefangen hatten zu speisen. Ich gesellte mich schweigend zu ihnen. Während des Tages verschanzte ich mich in die Bibliothek und suchte nach interessanten Büchern und vermied dabei jegliche Gespräche mit den anderen.
 

Am Abend ging ich lustlos zum König für unser tägliches privates Gespräch.

„Mein Beileid“, begann er was mich irritiert zu ihm aufblicken ließ. Dabei fragte ich mich woher der König von meinem Verlust wissen konnte.

„Meine Tochter hat mir davon berichtet“, erklärt er mir mitfühlend.

„Ich verstehe, hab dank für eure Anteilnahme“, bedankte ich mich höflich. Immerhin war er der Herrscher dieses Landes.

„Ich kann ihnen versichern dass wir unser bestmögliches tun werden um ihnen über die Trauer eures Verlobten hinweg zu kommen“, versicherte er mir.

„Das ist nicht nötig, eure Majestät. Ich würde gerne gehen und noch etwas alleine um ihn trauern“, bat ich darum.

„Natürlich, natürlich aber sie wissen wo wir zu finden sind. Also, gute Nacht“, wünschte er mir.

„Auch Ihnen eine gute Nacht, eure Majestät“, erwiderte ich und verließ den Raum.
 

Darauf suchte ich meine Gemächer auf.

„Ich habe gehört dass ihr wieder zu haben seid“, sprach Prinz Damian an, welcher mich auf dem Weg abgefangen hatte. Erschrocken blickte ich zu ihm hin.

„Verschwindet und wagt es nie wieder ein solches Angebot an mich zu richten. Ich werde niemals freiwillig eure Frau“, schimpfte ich voller Zorn.

„Ich bekomme immer was ich will, Ms. Rosental. Es dauert nicht mehr lange und ihr werdet mir gehören“, versicherte er mir mit einem überheblichen Grinsen.

„Verschwindet oder ich vergesse meine guten Manieren“, drohte ich schlecht gelaunt. Lässig schritt er an mir vorbei.

„Vergiss niemals wer ich bin, Violetta.“ Waren seine letzten Worte als er den Korridor verließ.
 

Am folgenden Tag besuchte ich nach dem Frühstück alleine die Stadt um mir ein paar Blumenzwiebeln zu kaufen. Mit diesen suchte ich den Schlossgarten auf und vergrub sie mit meinen bloßen Händen in der Erde. Wegen der Kälte taten mir meine Hände nach einer Weile weh. Doch es war mir eigentlich egal. Als sie in der Erde lagen lies ich meine Magie hineinfließen. Zuerst geschah nichts doch dann erwuchs ein paar kleine Pflanzen. Diese wurden immer größer und es entstanden weiße Blüten. Ich seufzte wegen diesen Aufwand. Doch anders konnte ich in dieser Jahreszeit nicht an diese Blumen gelangen.

Als mein Werk Vollbracht war pflückte ich eine von diesen weißen Lilien und setzte mich auf die Bank und fing an zu trauern. Da ich nicht wusste wo sich Tizianos Leichnam befand und leider nicht die Möglichkeit und den Mut hatte Arashi danach zu fragen wollte ich mich zumindest auf diese Art und Weise von ihm verabschieden. Es verging einige Zeit in der ich einfach nur diese Blume anstarrte und versuchte zu begreifen was es bedeutet ihn nie wieder zu sehen. In meinen Gedanken huschten immer wieder Bilder von vergangenen Zeiten vorbei. Jede dieser Erinnerungen gab mir einen starken Stich in meinem Herzen.
 

Ich hörte leise Schritte, welche sich mir näherten. Ich schaute auf und erkannte relativ schnell den anderen. Es handelte sich um den Elfen von letztens. Verlegen wischte ich die Tränen von meinem Gesicht und fragte ihn: „Was macht ihr hier, Herr Elf?“ Er sah mich erstarrt an und antwortete zögerlich: „Ich wollte nach Euch sehen und mit Ihnen reden.“

„Ich glaube kaum das ich momentan eine gute Gesprächspartnerin bin“, wehrte ich ihn ab.

„Ich habe von Euren Verlust gehört. Mein Beileid“, bekundete er und setzte sich zu mir auf die Bank.

„Ihr habt davon gehört? Aber wie dem auch sei. Die Liebe wächst auch an den unwirklichsten Plätzen und gedeiht zu voller Blühte bis sie von einem Schicksalsschlag brutal niedergetreten wird. Ich frage mich, warum lohnt es sich zu lieben wenn man diesen Schmerz ertragen muss?“, fragte ich ihn verbittert.

„Weil die Blume dazu verdammt ist ein kurzes Leben zu haben aber es lohnt sich trotz dessen an die schönen Zeiten zu erinnern. An die Zeit als die Blume blühte. Sagtet ihr das nicht erst vor einigen Tagen?“, belehrte er mich sanft. Ich musste Lachen und stimmte ihm zu. Ja, meine Zeit mit Taishi war kurz aber sie war die schönste Zeit die ich mitunter hatte.

„Da haben sie vollkommen recht, Herr Elf. Ich hatte diese schon fast vergessen“, gestand ich ihm.

„Was werden Sie nun machen?“, fragte er vorsichtig.

„Ich weiß es noch nicht ganz genau“, gestand ich ihm.

„Habt ihr Freunde die euch während der Trauer helfen?“

„Ich... Die Prinzessin mit der ich sehr befreundet bin hat mir sehr geholfen. Aber meine alten Freunde. Ich weiß nicht.“

„Geht zu euren alten Freunden. Ich bin mir sicher dass sie euch gerne zuhören“, schlug er mir optimistisch vor. Meine Hände um die Blume verkrampften sich.

„Ich kann es nicht.“ Als ich seinen Blick bemerkte antwortete ich: „Sie sind für den Tod meines Verlobten schuld. Er stellte sich als Gestaltwandler heraus“, erklärte ich ihm stockend. Seine Augen weiteten sich überrascht und er nickte verstehend.

„Ich bin mir sicher dass sie es nur taten um euch zu beschützen“, verteidigte er sie.

„Taishi hätte mir niemals etwas angetan. Er hat mich wahrhaft geliebt“, protestierte ich heftig. Sein blick wurde weich.

„Versöhnt euch trotzdem mit euren Freunden und vergebt ihnen. Besonders in Zeiten der Trauer ist es gut jene bei sich zu haben“, gab er mir den Ratschlag.

„Ihr habt wohl nie eine geliebte Person verloren, oder?“, fragte ich bissig. Klar wusste ich, dass er nur helfen wollte. Doch im Moment wollte ich diese Ratschläge einfach nicht haben. Ich legte die Lilie auf meinen Platz nieder und ging ohne zurückzublicken in den Palast zurück. Im Palast schlenderte ich noch etwas herum. Dazu betrat ich die Galerie und schaute mir die Gemälde näher an.

Vor einem Bild blieb ich stehen und betrachtete ein Paar, wo mich die Frau unheimlich an Arashi erinnerte. Nur war diese Dame schwanger. Während ich das Bild in Augenschein nahm fragte ich mich wie es meiner Freundin erging und ob Rei bei ihr war um diese zu beschützen. Plötzlich bemerkte ich Arashi neben mir.

Vertrauen

Kapitel 33. Vertrauen
 

Arashi:
 

Gedankenverloren betrachtete ich das Bild meiner Eltern. Die Personen denen ich meine Existenz verdankte und trotzdem fühlte ich nur Wut wenn ich ihr Bild betrachtete. Darum war ich in den ganzen Tagen in denen wir schon hier waren, kein zweites Mal hergekommen. Leider kam dann irgendwann das schlechte Gewissen, weil ich das Grab des Hauptmanns beinahe täglich besuchte und mindestens genauso oft Blumen da ließ. Das war nicht fair. Darum war ich nun gekommen. Gedankenverloren holte ich das Medaillon aus meiner Tasche.

„Verzeiht mir Mutter, Vater. Ihr habt alles für mich geopfert und ich kenne nicht mal eure Namen“, wisperte ich leise. Ich wollte nicht weinen. Das hatte ich in letzten Tagen viel zu oft getan. Allerdings konnte ich nicht anders. Es war doch zum Verzweifeln. Auf einmal hörte ich wie jemand meinen Namen nannte. Erschrocken zuckte ich zusammen und drehte mich zu der Stimme um. Das war Violetta.

„Sie war deine Mutter, oder?“, fragte sie leise. Ich sah sie erstaunt an. Bis jetzt war ich der festen Überzeugung sie würde nie wieder ein Wort mit mir wechseln.

„Ja. Das war sie“, bestätigte ich es.

„Wie hieß sie. Du hast nie ihren Namen erwähnt.“

„Ich… ich weiß es nicht.“

„Und den deines Vater?“ Ich schüttelte nur den Kopf.

„Ich kenne nicht den Namen meines leiblichen Vaters. Doch den Namen meines Vaters kenne ich. Er hieß Etjen Gregory und war der Hauptmann der Stadtwache von Lumia.“ Sie starrte mich überrascht an. Offenbar hat sie es nicht gewusst. Doch die Art wie sie selbst den Blick senkte sagte mir, dass sie einen Verdacht gehabt haben musste.

„Weißt du wer ihn getötet hat?“, erkundigte sie sich vorsichtig.

„Ist das wichtig? Das Leben geht weiter“, entgegnete ich bitter.

„Du bist nicht traurig wegen seinen Tod?“ Die Frage entlockte mir nur ein Schnauben.

„Spielt das eine Rolle? Ich bin die Kommandantin der Stadtwache von Lumia und Auserwählte der Menschen. Ich bin hier um zu funktionieren und nicht um zu trauern. Das kann ich immer noch wenn alles vorbei ist.“ Auf einmal hörte ich jemanden applaudieren. Es war Peter. Anscheinend konnte er den Zwergenkönig vorerst entkommen. Zu meiner großen Überraschung hatte er Nina im Schlepptau.

„Hat es einen bestimmten Grund warum ihr beide gelauscht habt?“, entgegnete ich etwas bissig und wischte schnell die Tränen von meiner Wange.

„Ich wollte nur parat stehen für den Fall dass es zum Streit kommt. Ich weiß dass ihr beide um eine geliebte Person trauert, doch in Zeiten wie diesen können wir es uns nicht leisten ewig im Kämmerlein zu sitzen und zu trauen. Wir können auch dich nicht mehr in Schutz nehmen, Violetta. Darum war ich hier um dich zu einen kleinen Ausflug abzuholen. Was Nina hier macht weiß ich nicht.“ Er deutete mit einer Handbewegung auf die Elfe.

„Was? Ich wollte nur mal sehen was ihr so treibt und ob du meinen Rat befolgt hast, Arashi.“

„Vergiss es. Wem ich vertraue und wem nicht ist immer noch meine Sache. Eine derart zwielichtige Person sollte sich da mal schön raus halten“, knurrte ich bissig. Sie schenkte mir nur ein leichtes Lächeln und verschwand wieder. Wir machten uns auf den Weg nach draußen, wo Erim uns bereits erwartete. Der kleine Drache freute sich sehr darüber die Elfe wieder zu treffen.

„Violetta, ich bin so froh dich zu sehen.“ Er legte seinen Kopf auf ihre Schulter und ließ sich von ihr streicheln. Anscheinend war er gerade sehr zufrieden mit sich und der Welt.

„Wie machen wir jetzt weiter? Alle von uns können nicht weg und wir müssen den letzten Stein suchen.“

„Ja, ich weiß, ich hätte es eher sagen müssen, das ich den echten Stein liegen gelassen habe, aber dann ist so viel passiert, dass ich nicht mehr dazu gekommen bin“, erklärte Peter schnell. Stimmt ja. Violetta war nicht auf den neusten Stand.

„Wissen die Leute meines Volkes Bescheid, dass du noch lebst?“, mischte sich Rei ein. Wir zuckten alle zusammen weil wir nicht damit gerechnet hatten dass er so plötzlich auftauchen würde. Dieser Gestaltwandler hatte sich in den letzten Tagen nicht mehr gezeigt.

„Ja, sie wissen es. Sie haben mich aufgesucht und ich habe beschlossen wie Kai als Doppelagent zu arbeiten“, teilte ich ihnen entschlossen mit.

„Oh je. Warum glauben alle Amateure immer sie könnten einfach mal so einen Feind ausspionieren dessen Spezialgebiet Spionage ist“, knurrte Rei leicht verärgert. Ich sah den Gestaltwandler erstaunt an. So ein Ausraster, auch wenn es nur ein kleiner war, passte einfach nicht zu ihm.

„Wieso nicht? Wir brauchen Informationen“, erwiderte die Elfe bockig.

„Ja toll. Wir brauchen Informationen, aber die können wir auch leichter beschaffen. Ich finde es nicht gut wenn ein Haufen Amateure Spione spielen,“, spöttelte er.

„Obwohl? Ahh,ich hab es. Wir haben zwei Leute drinnen. Das heißt wir können auch einen von ihnen durch einen Gestaltwandler ersetzen. Rei, ich möchte dich um einen Gefallen bitten. Ich bitte dich. Gib dich als Violetta aus und versuche bei denen etwas herauszufinden.“ Rei lief etwas rot an und fing an etwas zu stottern.

„Ich, äh. Na klar mache ich es, Arashi. Ich brauche nur ein paar Informationen von der Elfe um das machen zu können“, fuhr er begeistert fort.

„Den Rest sollten wir drinnen besprechen. Mir ist langsam echt kalt“, fuhr Peter fort. Wir suchten die Herberge auf und setzten uns in das Zimmer von Violetta und mir. Dort besprachen wir noch ein paar Einzelheiten zum Plan. Violetta, Erim und ich würden den Stein holen, welcher vom Zwergen zurück gelassen wurde. Dieser tat es um damit die Gestaltwandler in die Irre zu führen was sehr gut gelang. Sie hatten nur das Duplikat gestohlen. Rei würde am Hof bleiben und schauen dass die Sache nicht zu sehr aus dem Ruder lief. Der Gestaltwandler war nicht gerade begeistert von diesem Plan, dass er hier bleiben sollte um die Rolle der Elfe zu übernehmen, weshalb er auch mehrmals ohne Erfolg Protestierte. Zugegeben gab es noch einen zweiten Grund warum ich wollte, dass er nicht mit kam. Wenn er da blieb könnte es auch sein, dass Irina blieb. Es ging mir nämlich langsam etwas auf die Nerven ständig von den beiden überwacht zu werden. Wir beschlossen noch am selben Tag loszugehen. Um schneller voran zu kommen würden wir fliegen. Es war an der Zeit dass sich die vier Steine der Macht wieder trafen.
 

Violetta:
 

Nachdem die anderen den Raum verlassen hatten informierte ich Rei von meinen Erlebnissen auf dem Schloss und wir beschlossen unseren Sachen zu tauschen. Wir standen Rücken an Rücken und gaben dann den jeweils anderen ein Kleiderbündel. Als ich wieder draußen im Gang stand reichte mir Rei noch zusätzlich einen Umhang mit Kapuze, sodass ich als Rei getarnt mit Arashi und Erim die Stadt verlassen konnte. Bevor das geschah, packten Arashi und ich in unseren Zimmer noch etwas für die Reise ein und begaben uns auf den Weg. Dazu verließen wir die Stadt. Unterwegs besorgten wir uns sicherheitshalber noch etwas Proviant. Wir flogen nach Scire was nicht sehr weit lag im Vergleich zu Lumia und erreichten die Höhle. Peter blieb beim Höhleneingang um uns zu warnen wenn Gestaltwandler in Sicht wären. Erim flog uns auf die andere der Schlucht. Vor dem Tor stiegen wir ab sodass der kleine Drache nun das Tor öffnen konnte. Als wir die Kammer betraten nahm Er den Stein und legte ihn mithilfe seiner Schnauze in seine Tasche. Dieser war begeistert das er nun auch einen echten Stein der Macht besitzen würde. Er versprach uns auch beim nächsten Mal sich nicht so leicht von denen bestehlen zu lassen.

„Ich weiß, Erim“, bestätigte ich liebevoll und rieb seine Schnauze was ihm zu gefallen schien.

„Lasst uns wieder zurückkehren“, schlug ich vor da ich nicht wusste wie gut Rei mich spielen konnte sodass es nicht aufflog. Ich musste leicht kichern.

Violetta Rosental musste untertauchen so dass sie als Samantha Gold bekannt wurde und jetzt musste diese durch einen Spion ersetzt werden um nun als Rei getarnt die Stadt zu verlassen um an den Stein der Macht zu gelangen.

„Was ist so lustig?“, kam es gereizt von Arashi.

„Tut mir leid, Arashi. Es ist nichts“, behauptete ich grinsend. Als Wir zurückflogen entdeckte ich zwei bekannte Gesichter vor der Stadt. Ich bat Erim zu ihnen zu fliegen was er gerne tat.
 

„Das war schon sehr leichtsinnig abzuhauen ohne uns etwas zu sagen“, schimpfte Nina.

„Es war eine spontane Sache. Außerdem durfte ja nicht herauskommen dass ich dabei bin“, erklärte ich den beiden und sah die Elfe dabei scharf an.

„Was machte diese hier?“ fragte ich mich und sah zwischen ihr und Arashi die sich gut zu kennen schienen.

„Was machst du hier, Verräterin?“, knurrte die Elfe und zog ihr Schwert.

„Hör auf, Nina. Sie ist unsere Verbündete“, schritt Arashi ein.

„Man kann ihr vertrauen“, verteidigte Erim mich.

„Das glaube ich kaum. Allein wenn man bedenkt dass ihr Verlobter ein totaler Fan vom Bastard Rei war“, höhnte nun die Gestaltwandlerin. Auch sie zog ihre Waffe hervor.

„Ihr müsst schon meine Entscheidung respektieren“, gebot Arashi.

„Lasst uns gehen“, befahl sie und wir flogen in die Stadt hinein um die Kontrolle zu umgehen und gingen zu unserer Herberge.

„Ich werde jetzt mit Rei tauschen und wenn jemand auf den Weg fragt wer ich sei antworte ich demjenigen. Ich bin Rei der Gestaltwandler und wenn du nicht sterben willst geh mir aus dem Weg“, sagte ich selbstbewusst zu ihnen und musste breit Grinsen.

Verrat

Kapitel 34. Verrat
 

Arashi:
 

Oh Mann. Musste alles nur so anstrengend sein. Ich wusste, dass Nina nicht besonders viel von Violetta hielt, aber ich hätte nie damit gerechnet, dass sie so weit gehen würde. Außerdem konnte ich nicht glauben, dass sie sich mit Irina verbündete. Warum war die nur so gegen Violetta? Konnte es wegen ihres Verlobten sein. Ich wusste es nicht und war im Augenblick einfach nur erschöpft. Die letzten Tage waren echt hart. Immer die Frage, wem man trauen konnte und wem nicht. Nun lag ich im Bett und dachte darüber nach was so alles passiert war. Dabei war gerade mal eine Jahreszeit vergangen? Müde rollte ich mich auf die andere Seite meines Bettes. Ich verstand einfach nicht was in den Leuten vor sich ging. Wo befand sich Logan überhaupt? In den letzten Tagen hatte ich nichts mehr von ihm gehört. Dabei waren er und Nina ein Herz und eine Seele.
 

Am Morgen wurde ich von dem Gesang der Vögel geweckt. Man, konnten diese Viecher mich nicht einfach schlafen lassen? Es war noch sehr früh am Tag und die Sonne war noch nicht stark genug um die Dunkelheit vollständig zu vertreiben. Ich zog mich um und verstaute den Stein. Beim Umhang stoppte ich kurz und betrachtete die Brosche. Es war die des Hauptmanns. Irgendwie konnte ich mich einfach nicht an diesen Titel gewöhnen. Bevor ich mich auf den Weg zu den nicht enden wollenden Besprechungen machte würde ich das Grab des Hauptmanns besuchen. An diesen Tag nahm ich keine Blumen mit. Ich würde eh nicht lange bleiben können. Ich wollte einfach etwas auf andere Gedanken kommen. Warum konnten sich die vier Herrscher nicht einigen? Was gab es da schon groß zu besprechen? Auf dem Weg zum Friedhof traf ich auf Logan, der allerdings ohne Nina unterwegs war.

„Wo hast du deine Begleiterin gelassen?“, fragte ich ihn zur Begrüßung.

„Sie spioniert dieser Elfe hinterher, denke ich“, fügte er schnell hinzu. Ob er damit Violetta meinte. Wie viele wohl schon wussten dass sie noch am Leben war?

„Welche Elfe?“, erkundigte ich mich neugierig.

„Ich weiß nicht. Das hat sie nicht gesagt. Ich weiß nur dass sie diese Elfe überhaupt nicht leiden kann.“ In diesem Augenblick wunderte ich mich erneut warum die Elfe ihre eigene Rasse so sehr verabscheute. Das hatte ja sicher einem Grund warum sie so schlecht mit Violetta auskam.

„Du bist heute ohne den Zwerg unterwegs. Wo ist er?“

„Er schläft noch, denke ich.“ Logan lachte und wir kamen zusammen am Friedhof an. Dort bemerkte ich wie er vor einem der Gräber niederkniete. Die Person welche dort begraben wurde, war keine 21 Jahre alt geworden. Sie starb mit 14 Jahren. Ich fragte nicht nach um wem es sich dabei handelte oder welche Rolle sie für Logan gespielt hatte. Stattdessen sprach ich ebenfalls ein Gebet für diese Person. Anschließend suchten wir das Grab des Hauptmanns auf, der eigentliche Grund für unsere Anwesenheit. Dort beteten wir noch einmal und verließen endgültig den Platz. Ich verabschiedete mich von ihm. Auf einmal entdeckte ich Violetta wie sie in eine Seitengasse rannte. Noch bevor ich wusste was ich tat folgte ich ihr in diese Gasse, wo ich bereits erwartet wurde.

„Violetta, was machst du hier?“, rief ich erstaunt, als ich bemerkte, dass sie verletzt war.

„Was ist passiert?“, fragte ich verblüfft. Plötzlich griff sie mich an. Ich wich dem Angriff aus und parierte. Das konnte unmöglich die echte Violetta sein. Dafür war sie einfach viel zu gut. Nur wer war es dann? Ich verwendete den Stein der Macht nicht, sondern griff weiter an und versuchte „die Elfe“ umzustimmen.

„Was soll das, Violetta? Warum greifst du mich an? Was ist nur mit dir los?“, brüllte ich mit gespielter Verwirrung.

„Ich will den Stein. Gib ihn mir!“, verlangte sie und streckte ihre Hand aus.

„Nein, ganz bestimmt nicht. Wir haben ausgemacht, dass ich den Stein beschütze. Was ist los mit dir?“, schrie ich aufgebracht. Leider hatte ich nicht damit gerechnet, dass sie nicht alleine kommen würde. Aus dem Hinterhalt kamen zwei weitere Personen und griffen an. Sie waren einfach viel zu schnell.
 

Das nächste was ich mitbekam war wie Rei mich besorgt wachrüttelte.

„Arashi…Arashi. Alles in Ordnung?“, rief er aufgeregt. Mein Kopf schmerzte fürchterlich und ich tastete unbewusst nach dem Stein. Ich erstarrte. Der Stein der Macht war verschwunden. In diesem Moment kam Logan angerannt. Er war vollkommen außer Atem.

„Sie sind weg“, rief er aufgebracht. Ich hörte wie Rei laut fluchte. In seinen Augen konnte ich dir pure Mordlust sehen. In dem Augenblick kümmerte es mich nicht weiter.

„Sie haben den Stein der Macht gestohlen und sich als Violetta ausgegeben. Du musst los. Schnell“, teilte ich Rei leise mit und reichte ihm einen Zettel. Auf dem stand der Notfallplan. Dieser eilte davon.

„Ich kann es nicht fassen. Violetta hat uns wirklich verraten. Verdammt.“ Ich schlug mit der Faust gegen die Wand. Der Schmerz in der Hand weckte mich auf. Taumelnd stand ich auf. Mein Kopf tat fürchterlich weh.

„Du solltest dich schonen“, riet mir der Kopfgeldjäger.

„Nein. Ich muss los“, entgegnete ich außer mir und eilte los.

„In Ordnung. Dann begleitete ich dich.“ Er stützte mich die ersten Meter bis ich wieder alleine gehen konnte. Wir hatten nicht viel Zeit. Nein, nun hing alles vom passenden Timing ab.
 

Violetta:
 

Zielsicher ging ich auf den Flügel der Schlafzimmer zu und entdeckte Rei. Das verwunderte ich mich sehr, da dieser aus dem Zimmer des Prinzen kam. Auf seinem Gesicht war ein verschwitztes Grinsen zu erkennen. Er wirkte kurz überrascht als er mich bemerkte.

„Darf ich mit Ihnen unter vier Augen mit sprechen, Samantha?“, fragte ich den Gestaltwandler.

„Aber sicher doch“, antwortete er in einer hellen Frauenstimme. Ihn so zu sehen bereitete mir eine Gänsehaut. Es war unheimlich wie gut er mich nachahmen konnte. Wahrscheinlich gelang es ihm so gut weil er mich schon eine Weile kannte. Ich begleitete ihn bis zu meinem Zimmer wo wir wieder unsere Kleider tauschten.

„Lief alles glatt?“, fragte er ungeduldig.

„Es lief alles sehr gut“, versicherte ich ihm.

„Naja bis auf die kleine Auseinandersetzung mit einer Irina und dieser Nina. Die Elfe scheint dir nicht zu vertrauen“, berichtete ich.

„Hier lief alles gut, Violetta und mach dir keine Sorgen mehr im Bezug auf diesen Prinzen. Ich glaube kaum das er noch Interesse noch an dir findet“, versicherte er mir und verließ den Raum.

„Was Rei wohl meint?“, wunderte ich mich in Gedanken. Doch dann schüttelte ich den Kopf. Es würde sich schon früh genug klären.
 

Nach einem kurzen Blick in den Spiegel verließ ich den Raum und stieß auf die Prinzessin.

„Also, das hätte ich nie von dir gedacht, Miss Gold“, begrüßte sie mich vergnügt.

„Was mein Ihr?“, erwiderte ich verwirrt.

„Na ihr wisst schon“, sagte sie und kicherte hemmungslos. Als ich sie so gut gelaunt sah wurde mir klar dass ich es nicht wissen wollte. Ich stellte mir ein peinliches Szenarios nach dem anderen vor was das vorherige übertraf. Mein Gesicht glich einer Tomate. Kurz verfluchte ich Rei dafür.

„Ihr habt gewiss Hunger, kommt mit Samantha“, forderte sie mich auf und wurde wieder etwas ernster. Gemeinsam gingen wir zum Speisesaal wo die anderen auf uns warteten. Mir fiel auf wie Damian meinen Blick mied. Der König wirkte sehr ernst wie auch die Königin.

„Stimmt etwas nicht, eure Majestät?“, begrüßte ich ihn besorgt.

„Nein, es ist nichts worüber sie sich im Moment Sorgen machen müssten Miss. Gold“, versicherte er mir grimmig.

„Ja, es ist nichts“, bestätigte auch die Königin und sprach mich das erste mal direkt an. „Dann ist ja gut“, antwortete ich zögerlich und verkniff es mir nachzuhaken.
 

Nach dem Mahl ging ich noch etwas mit der Prinzessin im Garten spazieren.

„Ich finde es wunderschön dass ihr hier seid. Ich weiß nicht wann ich in letzter Zeit so viel Spaß hatte“, erklärte Anora überglücklich.

„Ich kann mich auch nicht daran erinnern so viel Spaß mit einer Freundin gehabt zu haben“, teilte ich ihr mit und schmunzelte leicht.

„Als ich in euren Alter war spielte ich eher mit Jungs als mit den anderen Mädchen da sie sich zu fein waren im Schmutz zu spielen“, erzählte ich ihr vertrauensvoll.

„Ach wirklich?“, hakte sie wissbegierig nach.

„Das ist wahr und ich musste mir von meinen Eltern viele Vorträge anhören wie sich eine richtig Dame verhalten sollte um meine Familie nicht in den Schmutz zu ziehen. Ich meine immerhin komme ich ja aus einer adligen Familie mit guten Kontakten zur Königsfamilie“, berichtete ich ihr. Wir redeten noch eine ganze Weile über unsere Kindheit ehe wir am Abend zu Bett gingen. In dieser Nacht schlief ich sehr friedlich.

Die Probleme mit Prinz Damian waren weg. Wir besaßen nun wieder alle Steine der Macht und ich vertrug mich wieder mit Arashi. Zwar war Taishi nicht mehr am Leben aber so war nun einmal das Leben.
 

Beim gemeinsamen Frühstück mit der Königsfamilie sprach mich der König an: „Wollt ihr zur Versammlung mitkommen, Miss Samantha Gold?“

„Meine Freunde werden dort sein und das sollte reichen“, antwortete ich ihm.
 

Nach dem gemeinsamen Essen beschloss ich den Park aufzusuchen. Doch vorher ging ich erst einmal in mein Zimmer um mir etwas wärmeres anzuziehen da es noch ziemlich kühl war. Unerwartet für mich traf ich dort Rei.

„Violetta, wir müssen reden“, meinte er ernst.

„Was ist?“, fragte ich besorgt und bekam etwas in die Hand gedrückt. Erschrocken erkannte ich den Zettel und öffnete ihn zitternd.

„Heute Morgen als Arashi das Grab des Hauptmann besucht hatte wurde sie von einem Double von dir und zwei weiteren Gestaltwandlern überwältigt und der Stein der Macht wurde ihnen geraubt“, berichtete er. Erschrocken hörte ich ihm zu.

„Wie geht es Arashi. Lebt sie noch? Muss sie geheilt werden?“, bestürmte ich ihn mit Fragen.

„Sie ist dank mir und Logan noch am Leben. Die Angreifer konnten leider flüchten ehe ich diese umbringen konnte. Aber das ist jetzt leider nicht mehr zu ändern“, erklärte er und Bitterkeit schwang in seiner Stimme mit.

„Sie wird nachher vorbei kommen um dich als Verräterin zu enttarnen. Deine Aufgabe wird es sein dies zu bestätigen“, verlangte er.

„Aber...“

„Die Gestaltwandler haben zwei Steine der Macht und wir haben keine Ahnung wo sie sind. Also musst du ihr Vertrauen gewinnen um in ihrer Basis den Stein zu stehlen. Zudem kommt es dir auch so zu gute, immerhin vertrauen sie dir noch lange nicht wirklich und ich muss das Wissen, also frag nicht“, erklärte er belehrend.

„Ich verstehe. Geh bitte, nicht das man uns zusammen sieht“, verabschiedete ich mich ruhig und sah zu wie er den Raum verließ. Aufmerksam las ich den Zettel durch. Jetzt brauchte ich nun wirklich frische Luft.
 

Im königlichen Schlosspark genoss ich die kühle Luft. Sie half mir mich zu entspannen. Unbewusst sah ich mich nach dem Elfen um. Diesen fand ich relativ schnell wieder. Kurz wunderte es mich. Doch dann fiel mir ein, dass sie erst in einer halben Stunde mit der Versammlung beginnen würden.

„Herr Elf, schön das Ihr da seid“, begrüßte ich ihn fröhlich und verwendete wieder diesen Spitznamen. Klar klang dieser albern, aber ihm schien dieser nicht wirklich zu stören. Zudem, solange er mir nicht seinen wahren Namen nannte würde ich ihn auch weiterhin so anrufen.

„Wie ich sehe geht es euch schon viel besser“, stellte er fest.

„Ja, das tut es in der tat und das dank euch. Ich möchte mich bei Ihnen für alles bedanken was ie für mich getan haben“, bedankte ich mich herzlich bei ihm und war nur noch wenige Schritte von ihm entfernt.

„Das freut mich“, erwiderte er ebenso freundlich.

„Ich finde es schade dass wir bald Abschied nehmen müssen. So eine interessante Menschenfrau wie Ihr es eine seid habe ich noch nie zuvor getroffen“, gab er zu. Ergriffen sah ich ihn an und errötete leicht.

„Und ich habe noch nie einen so interessanten Elfenmann wie euch gesehen“, gestand ich ihm und errötete noch mehr. Es herrschte eine peinliche Stille zwischen uns.
 

„Verratet mir, Samantha. Wenn Ihr auf die Versammlung gehen würdet und der Entschluss käme alle Gestaltwandler auszulöschen. Was würdet Ihr sagen?“, fragte er mich.

„Da ich eine Heilerin und dazu verpflichtet bin Leben zu bewahren würde ich niemals für deren Auslöschung stimmen“, sagte ich ihm meine Meinung.

„Das hätte ich mir denken können“, wisperte er.

„Wenn Ihr wollt begleite ich Euch zum Versammlungshaus“, bot ich ihm an. Er nahm an, und so schritten wir zu zweit dort hin und schwiegen einträchtig. Während wir so liefen beobachtete ich ihn von der Seite. Er trug eine gute aber recht schlicht gehaltene Robe. An seiner Seite bemerkte ich ein Schwert. Kurz wunderte ich mich. Doch dann viel mir ein was der König während des Essens erzählt hatte.

Seit relativ kurzer Zeit war es den Teilnehmern der Versammlung erlaubt eine Waffe seiner Wahl für den eigenen Schutz zu tragen. Vor dem Palast traf ich auf meine Freunde Arashi und Peter. Diese standen neben einem Mann der wohl Logan sein musste.
 

Noch bevor ich diese begrüßen konnte wurde ich von zwei allzu bekannten Personen attackiert. Mein Begleiter hielt diese mit seiner Schwertkunst auf Abstand. So schnell ich konnte nahm ich meinen Dolch aus meinem Versteck und beteiligte mich bei dieser Auseinandersetzung. Als unsere Gegner aufhörten zu kämpfen fing die Elfenkriegerin an zu sprechen: „Da bist du ja, du hinterhältiges Biest. Wie konntest du nur?“

„Wie könnt ihr nur so über sie reden?“, sprach mein Begleiter mit ihnen und beobachtete sie wachsam. Das tat er besonders bei dieser Gestaltwandlerin.

„Halt dich bitte raus“, wies ich seine Hilfe ab.

„Seid Ihr Euch sicher?“

„Das bin ich“, versicherte ich ihm worauf er sein Schwert weg steckte.

„Ich weiß nicht von was Ihr da sprecht, Elfe“, stellte ich mit fester Stimme an sie gewandt klar.

„Das weißt du ganz genau, Verräterin“, zischte sie mich wutentbrannt an.

„Wir werden nicht zulassen dass du ungeschoren davon kommt. Diesmal werden wir uns nicht aufhalten lassen und werden dich aus dem Weg räumen“, versprach mir Irina eiskalt.

„Das werde ich noch sehen“, entgegnete ich ruhig. Mit meinem Dolch wehrte ich die Angriffe so gut es ging ab. Ich merkte schnell dass sie mir ein paar Nummern zu groß waren. Ich setzte nun meine Magie gegen sie ein aber ich konnte sie nicht mit meinen Schlingpflanzenzauber fesseln. Sie schafften es immer wieder zu entkommen. Schlafzauber fielen aus. Außer mein Elfenbegleiter würde diese solange ablenken, sodass ich genügend Zeit für diese Zauber bekäme. Doch ich entschied mich dagegen. Ich wollte ihn nicht mit hinein ziehen. Meine Freunde wollten mir helfen aber sie wurden von Logan aufgehalten. Ich verzichtete auf meine Magie und kämpfte jetzt nur noch mit meinen Dolch und kassierte einige Schnittwunden ein. Ich rang nach Atem und hatte mühe den Dolch in meiner Hand fest zu halten.

„Was geht hier vor sich? Warum wird hier gekämpft?“, kam die laute Stimme des Menschenkönigs der auf uns zuschritt. Unsicher starrte ich zu den anderen und wusste keine Antwort.

„Ich sag euch was geschehen ist“, begann Arashi gehässig.

„Diese Frau hat heute früh mich überfallen und meinen Stein der Macht an unsere Feinde verscherbelt. Sie ist genau wie ihr Verlobter“, brüllte sie und deutete auf mich. Auf den Gesichtern von Irina und Nina erschien ein verblüffter Gesichtsausdruck. Offensichtlich hatten sie mit dieser Wendung der Geschehnisse nicht gerechnet.

„Stimmt es?“, fragte der König an Peter gewandt. Ohne ein größeres Zögern sagte er: „Ja, sie ist eine eiskalte Verräterin. Ich habe genau gesehen wie sie uns bestohlen hatte. Ich wünschte nur dass ich es früher erkannt hätte wie diese beiden hier.“ Nina und Irina wirkten nun sehr zufrieden das Arashi nun auf ihrer Seite war sowie Peter.

„Ihr Verlobter war es auch welche den Hauptmann getötet hatte der wie ein Vater für mich war“, brüllte Arashi mir entgegen.

„Und du Elende hast meinen Verlobten auf den Gewissen. Du Drecksmensch. Ich habe dir nie wirklich verziehen dass du mir meine große Liebe genommen hast. Warum hast du dich nicht einfach von ihm umbringen lassen!“, schrie ich verachtend.

„Was soll ich schon sagen? Außer, los Nina. Bring diese elende Verräterin um“, stachelte Arashi die Kopfgeldjägerin an.

„Hier wird niemand umgebracht“, herrschte der König dazwischen.

„Samantha... Nein ich meine Violetta Rosental. Ich verurteile dich zu einer Kerkerstrafe bis ein anderes Urteil gesprochen ist“, urteilte er. Ich legte meine Perücke ab. Meine blonden Haare sowie meine Spitzen Ohren kamen nun zum Vorschein.

Ich lachte hysterisch und sagte vernehmlich: „Was auch immer mit mir geschieht. Die Gestaltwandler sind die wahren Herrscher und ihr seid elende Würmer“, behauptete ich aufgedreht. Mein Elfenbegleiter stand nun vor mir und ich sah Hass und Verachtung in seinen Blick.

„Gebt mir euren Anhänger, Miss Rosental“, verlangte er von mir.

Meine Augen weiteten sich überrascht. Etwas zittrig überreichte ich ihm meinen blauen Anhänger.

„Du bist eine Schande für alle Elfen und bist hiermit für immer aus dem Elfenreich verstoßen für deinen Verrat an unseren Volk.“ War seine schmerzerfüllte Stimme für alle Anwesenden zu vernehmen?

„Das ist mir vollkommen egal, Herr Elf“, behauptete ich obwohl das überhaupt nicht stimmte. Ich erkannte Bestürzung in seinen Augen. Die Leibwache des Königs führte mich in die Kerker des Schlosses wo man mich in eine einfache Zelle einkerkerte. Es gab einen Topf und ein Holzbett mit einer dünnen Decke.

„Ich hätte nie gedacht dass es so mit ihnen enden würde“, sagte der König bedauernd und verließ die Kerker.

Verwicklungen

Kapitel 35. Verwicklungen
 

Arashi:
 

Ich schaute zu wie Violetta abgeführt wurde. Am liebsten hätte ich eingegriffen, doch ich wusste, dass ich dies nicht durfte. Es lief alles so gut, dass ich es nicht mit irgendeiner unbedachten Handlung zunichte machen durfte. Stattdessen wandte mich ab und ging mit schnellen Schritten davon. Ich nahm wahr wie Nina mir folgte, doch ich beachtete sie nicht weiter. Die Angst darauf, den Plan mit einer falschen Reaktion zu gefährden, war einfach zu groß. Peter folgte mir ebenfalls. Ich beschleunigte meine Schritte und rannte schon fast, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte. Ich drehte mich um und holte gleichzeitig mit der Faust aus. Nur für den Fall das ich die Person nicht leiden konnte. Es war Nina.

„Bitte warte. Wir müssen reden.“ Ich schüttelte nur traurig den Kopf.

„Nein, ich glaube nicht, dass wir das müssen“, entgegnete ich und ging einfach weiter. Jedoch stellte die Kopfgeldjägerin sich mir in den Weg.

„Doch, müssen wir. Ich weiß aus eigener Erfahrung wie hart es ist von einer Person der man vertraut verraten zu werden.“

„Woher willst du das wissen?“, konterte ich scharf.

„Weil ich selbst von einer geliebten Person verraten wurde.“ Ich blieb stehen und starrte sie an. Zum einen weil dass was sie sagte mich interessierte und zum anderen weil sie meine Schulter nach wie vor nicht los ließ.

„Komm, wir suchen uns einen netten Platz. Dann erzähle ich dir die ganze Geschichte.“ Zusammen suchten wir einen kleinen Park auf, in dem sich im Sommer die Reichen und Schönen sammelten. Nun war er vollkommen verlassen. Ich mochte diesen Ort da man von hier aus gut erkennen konnte ob man beobachtet wurde oder nicht. Am liebsten hätte ich den Stein eingesetzt, doch ich hatte ihn nicht mehr bei mir. Etwas, das mich wahnsinnig frustrierte.

„Es war vor etwas mehr als 50 Jahren. Damals war ich eine sehr naive Elfe die von der großen Liebe träumte. Eines Tages kam ein Elf zu mir und bat mich um Hilfe. Für mich war es Liebe auf den ersten Blick. Ich half ihn sich zu verstecken, bis er nicht mehr gesucht wurde. Er schwor mir die große Liebe und so.“ Sie spukte verärgert auf den Boden ehe sie fort fuhr: „Eines Tages erwischte ich ihn mit meiner damaligen besten Freundin. Er stritt es nicht mal ab. Wenig später musste er es wohl noch mit einer anderen getrieben haben, denn meine beste Freundin verriet ihn und mich gleich mit dazu. Kannst du dir denken was er darauf hin gemacht hatte?“ Ich schüttelte nur den Kopf. Woher sollte ich das auch wissen? Bestimmt war es etwas nicht besonders nettes.

„Er stellte mich als Hauptverantwortliche hin um selbst mildernde Umstände zu bekommen. Obwohl er und auch diese Hure es besser wussten. Ich wurde verbannt und aus der Hauptstadt gejagt.“ Sie lachte verächtlich und schwieg einen Moment. Ich saß einfach nur still neben ihr und wartete darauf, dass sie fort fuhr.

„Wie gesagt, du bist nicht die Einzige die von Freunden hintergangen wurde. Du solltest dir deine Freunde einfach besser aussuchen.“ Ich nickte nur und stand auf.

„Die Versammlung beginnt bald. Da darf ich auf keinen Fall fehlen.“ Ich ging schnell ohne zurück zu blicken. Nun war ich wirklich spät dran und Peter wartete bereits beim Eingang auf mich. Zusammen gingen wir rein nur um uns dann wieder zu trennen. Ich stellte mich auf die rechte Seite des Königs. Dort holte ich tief Luft und wartete was passieren würde. Zu meinen großen Erstaunen war es der Menschen König der das Wort ergriff: „Wir haben uns heute versammelt um zu besprechen wie wir die Gestaltwandler endgültig vernichten. Wir wissen dass sie drei Steine haben und uns bleibt nicht mehr viel Zeit.“

„Moment, ihr wollt alle auslöschen?“, fragte ich mehr oder weniger schockiert.

„Exakt, das ist unser Plan.“

„Moment mal“, mischte ich mich nun offiziell ein.

„Wenn ihr das tut geht der ganze Hass von vorne los. Es wird sich nichts ändern. Es wird wieder Tod und Verzweiflung geben. Wie lange soll das noch so weiter gehen?“, rief ich in die Runde, wobei ich mich bemühte jeden einmal anzuschauen. Auf meine Worte hin, ergriff die Königin der Elfen das Wort.

„Was weißt du schon? Du bist doch nur ein kleines Mädchen was so gut wie nichts von der Welt weiß. Überlass die Politik am besten den Erwachsenen. Außerdem weißt du nicht wie es ist eine geliebte Person zu verlieren und nichts dagegen tun zu können“, belehrte sie mich.

„Man muss nicht alt und grau sein um sich damit auseinander zu setzen. Ich weiß sehr wohl wie es ist eine geliebte Person zu verlieren, aber das ist im Augenblick nicht relevant. Ich will einfach nur weiteres Blutvergießen verhindern“, korrigiert ich sie. Wieso war diese Frau nur so verbittert? Leider stimmte ihr eine Person zu von der ich es nicht erwartet hatte. Der König der Zwerge stellte sich auf die Seite der Elfen. Ich sah wie Peter auf seinen Herrscher einredete, doch dieser ignorierte ihn einfach. Er nahm ihn schlichtweg nicht mehr wahr. Erim versuchte das gleiche bei seinen. Doch es war mit demselben Erfolg gekrönt.

„Ich flehe euch an, eure Majestät. Lasst nicht zu dass ein derartiges Blutbad erneut stattfindet.“ Mit diesen Worten wandte ich mich erneut an den König, der allerdings nur den Kopf schüttelte.

„Tut mir leid, Arashi. Dieser Plan wird umgesetzt. Du kannst nichts tun um es zu verhindern“, entschuldigte er sich. Zwei geschlagene weitere Stunden versuchten wir die Herrscher umzustimmen. Schließlich gab es eine kleine Pause in der sich jeder frisch machen konnte. Ich zog mich zurück um meinen Zorn nicht offen zeigen zu müssen. Es würde zu einen unglaublichen Massaker kommen, wenn dieser Plan umgesetzt wurde. Das konnte ich auf gar keinen Fall zulassen. Gerade als ich das Gebäude verlassen wollte um mich etwas an der frischen Luft zu entspannen, wurde ich von einen der Elfen angesprochen. Ich kannte seinen Namen nicht, doch ich wusste, dass er zu den Beratern der Königin gehörte. Vage konnte ich mich daran erinnern ihn bei Violettas Verhaftung gesehen zu haben.

„Glaubst du das eben gesagte wirklich?“, erkundigte er sich bei mir.

„Ja, das glaube ich.“

„Weißt du warum Violetta uns verraten hat?“, hakte er nach.

„Woher soll ich das wissen? Ihr seid der Elf. Ihr solltet doch viel besser wissen was in ihren Kopf vor sich geht“, entgegnete ich kühl. Es sah so aus als wollte er noch etwas sagen, ließ es dann allerdings bleiben. Ohne mich noch einmal umzudrehen ging ich zurück zu der Versammlung.
 

Violetta:
 

Nun saß ich im Kerker fest und keine Menschenseele war mehr zu sehen. Ich setzte mich auf die Holzbank und dachte nach wie alles begonnen hatte. Wann war das noch einmal? Langsam stiegen die Erinnerungen hoch. Es war der Tag an dem ich mich wie so oft aus dem Haus geschlichen hatte um das Menschendorf zu besuchen. Es war der Tag wo mein Anhänger von den Räubern gestohlen wurde. Damals hatte ich eine solche Angst gehabt als ausgestoßene Elfe zu gelten sodass ich mich wagte den Räubern zu folgen um meine Ehre wieder zu erlangen. Doch jetzt wo ich eine wirkliche ausgestoßene Elfe war zählte es mir nichts mehr da ich wusste das ich Freunde hatte die zu mir hielten. Ich war nicht alleine. Allein diese Erkenntnis brachte mich trotz meiner Momentanen Situation zum Lächeln.
 

Aus der Ferne hörte ich leise Schritte. Als ich aufschaute erkannte Prinz Robert der langsam an meine Zelle herantrat.

„Wen haben wir denn da?“, kam seine lauernde Stimme.

„Was macht ihr hier, mein Prinz?“, fragte ich verwirrt und erhob mich.

„Ich habe gesehen und gehört was du getan hast und bin nun überzeugt.“

„Wie meint ihr das?“, wollte ich wissen. Warum musste er immer in Rätseln sprechen?

„Wie einige andere meiner Geschäftsleute war auch ich mir wegen Eurer Loyalität nicht ganz sicher“, erklärte er mir und schloss die Türe auf. Langsam wurde mir klar was er damit meinte.

„Wer sind diese Männer an Eurer Seite?“, fragte ich und musterte jene.

„Das sind meine Leibwächter. In Zeiten wie diesen sollte man immer vorsichtig sein“, erklärte er mir mit einen funkeln in den Augen.

„Sind es Gestaltwandler?“, äußerte ich meinen Verdacht.

„Das sind sie“, bestätigte er und reichte mir einen Reiseumhang. Verblüfft nahm ich diesen entgegen. Der war mir vorher nicht aufgefallen.

„Ihr wundert euch bestimmt was geschehen ist warum man euch angriff. Ich habe heute früh ein paar Gestaltwandler zu Arashi geschickt um in eurer Gestalt den Stein zu stehlen da sie euch nach wie vor vertraut hatte. Ich hoffe es stört Euch nicht“, schilderte er mir.

„Es stört mich keineswegs. Irgendwann hätte es sowieso so enden müssen“, log ich.

„Das ist ja Fabelhaft!“, sagte er gut gelaunt. Zögerlich trat ich aus der Zelle. Jetzt wo ich draußen war bemerkte ich noch eine Person. Es war eine Adlige die ich des öfteren im Schloss gesehen hatte.

„Folgt ihr. Sie wird euch ins Hauptquartier bringen“, befahl er mir.

„Vielen Dank mein Prinz und zukünftiger König“, bedankte ich mich bei ihm und knickste leicht.

„Das war doch klar“, antwortete er sichtlich geschmeichelt und schritt mit seiner Wache davon.

„Lasst uns gehen“, wandte sich die Adlige an mich. Ich legte den Umhang an und folgte ihr ins Freie.

Wir liefen im Schutz der Dunkelheit und erreichten ein Herrschaftliches Haus.

Meine Begleiterin klopfte vier mal an die Holztür und wurde mit mir hineingelassen.

„Es ist schön das du wieder da bist, Maika“, begrüßte ein junger Mann sie.

„Ja, das bin ich. Nun kommt Miss Violetta Rosental. Es wird Zeit“, sagte sie und ich folgte ihr von der Eingangshalle in eines der Zimmer. Es wirkte auf mich wie ein Gästezimmer, welches derzeit nicht bewohnt wurde.

„Ihr werdet erst einmal auf dieses Zimmer beschränkt sein bis neue Befehle eingetroffen sind. Auf dem Tisch da befindet sich etwas zur Stärkung. Gehabt Euch wohl“, erklärte sie und verließ den Raum. Zögerlich näherte ich mich dem Teller und betrachtete ihn eingehend. Es gab Brot, Käse und Drachenfrüchte. Weil ich seit dem Frühstück noch nichts eingenommen hatte genehmigte ich etwas vom Teller und legte mich kurz hin.
 

Nach einer Weil rappelte ich mich wieder auf und begann das Zimmer sowie den Korridor zu untersuchen. Im Gang sah ich zwei Gestaltwandler vorbei gehen.

„Ich kann es nicht glauben“, flüsterte der eine ungläubig.

„Aber es ist die Wahrheit“, bestätigte der andere. Gemeinsam betraten diese einem Raum wo ich einen kurzen Blick darin erhaschen konnte. Dort saß eine größere Gruppe von Gestaltwandlern um einen Tisch. Der Anblick bereitete mir eine Gänsehaut.
 

Da sich nun alle bei dieser Versammlung befanden nahm ich die Gunst der Stundw wahr und durchsuchte die anderen Räumlichkeiten. In einer dieser entdeckte ich eine schwer aussehende Truhe. Ich eilte rein und schloss leise die Tür hinter mir. Mit einer Haarspange öffnete ich die Truhe und entdeckte zwei Steine der Macht. Vorsichtig tastete ich diese ab und bemerkte dass es sich bei dem einem um den zusammen geschmolzen Stein von Arashi und mir handelte und bei den anderen um die Fälschung. Kurz wunderte ich mich wie es dazu kam, dass die Gestaltwandler das Imitat mittlerweile nicht als solches erkannt haben doch dann erinnerte ich mich daran was Rei mir mal erzählt hatte. Die Gestaltwandler waren zu gut wie keiner Magie fähig. So war es kein Wunder, dass sie es nicht wahr genommen haben. Ich nahm den Inhalt mit und legte stattdessen zwei Bücher hinein, welche sich im Raum befanden damit das fehlende Gewicht nicht auffiel und schlich hinaus. Zwar wusste ich nicht was ich mit der Fälschung anfangen sollte aber mir oder den anderen fiel später bestimmt etwas ein. Nun sicherer schlenderte ich in mein Zimmer. Meine Gedanken rasten. Was sollte ich tun? Rei hätte wahrscheinlich schon alles durchdacht und würde mich wieder als Amateur bezeichnen was ich im Grunde auch war. Da wollte ich mir nichts vormachen. Ich überlegte nun mithilfe des Steines mich magisch zu Arashi zu teleportieren doch soweit ich wusste war diese auf der Versammlung und wenn ich dort erscheinen würde könnte meinen Tod bedeuten. Immerhin galt ich als eine böse Verräterin oder man würde mich für eine Gestaltwandlerin halten die sich als Violetta ausgab. Trotz meiner Überlegungen fiel mir einfach nichts ein. So legte ich mich schlafen. Vielleicht fiel es mir ein wenn ich erholt wäre.

„Na steh auf.“ Wurde ich von einem mir unbekannten Gestaltwandler geweckt.

„Was ist los?“, murmelte ich verschlafen.

„Wir umzingeln das Versammlungsgebäude und brauchen jede helfende Hand“, teilte er mir hastig mit. Während er erzählte stand ich auf richtete mein Kleid und ging auf ihn zu.

„Hier nimm das und kämpfe mit“, befahl er und drückte mir ein Schwert in die Hand. Ich folgte ihm und den anderen seiner Art zum Gebäude welches wie gesagt Umzingelt war. Jetzt hieß es Farbe zu bekennen.

Gefahr in Anmarsch

Kapitel 36. Gefahr in Anmarsch
 

Arashi:
 

Der zweite Teil der Versammlung begann damit die Einzelheiten des großen Plans zu besprechen. Wir Auserwählten wurden dabei einfach ignoriert. Das ging so weiter, bis auf einmal eine Gestalt auftauchte. Es handelte sich dabei um einen Gestaltwandler, der sich aus irgendeinem Grund nicht die Mühe machte, sein wahres Ich zu verbergen. Das konnte nichts Gutes bedeuten.

„Seid gegrüßt. Ich bin Subaru um euch folgendes mitzuteilen. Wir haben das Gebäude umstellt. Ihr habt die Wahl, entweder wir bekommen den letzten Stein oder wir bringen euch alle um.“ Im Saal begann das große Getuschel. Ich nutzte die Gelegenheit um mich davon zu stehlen. Ich rannte zum nächstbesten Fenster und mir wurde klar, dass dieser Kerl nicht gelogen hatte. Es waren viele, doch nicht nur Gestaltwandler sondern auch viele Halbwesen wie zum Beispiel Halbzwerge oder Halfbelfen. Wir waren eindeutig in der Unterzahl. Wie konnten wir diese Schlacht nur gewinnen? Ich rannte zu den anderen zurück und erzählte ihnen von der mehr als heiklen Lage. Überrascht bemerkte ich wie Peter seinen Platz verließ und kurze Zeit später auf meiner Seite des Versammlungsraumes kam. Dabei war er recht außer Atem. Kein Wunder bei all den Treppen. Verwundert bemerkte ich wie er mich zur Seite zog und mir seinen Stein in die Hand drückte.

„Bist du irre? Wieso gibst du mir deinen?“, zischte ich verwirrt.

„Sie glauben dass ich ihn habe. Deinen haben sie ja schon. Darum werden sie bei mir suchen und nicht bei dir“, erklärte er sich.

„Aber ich habe es schon einmal nicht geschafft den Stein zu beschützen. Wieso glaubst du könnte ich es diesmal?“ Er zwickte mir in die Wange und hielt mir die Hand zu damit ich ihn den Stein nicht wieder geben konnte.

„In solchen Zeiten können wir uns den Luxus des Zweifels nicht leisten. Ich vertraue dir und ich weiß, dass du dieser Aufgabe gewachsen bist. Also schnapp dir Erim und versuch irgendwie aufs Dach zu gelangen. Von dort kannst du Hilfe holen.“ Er drückte mir die Hand und ich rannte davon. Es passte mir nicht. Im Grunde rief alles in mir zu bleiben, doch ich wusste dass es nicht ging. Ich suchte im Gebäude nach einer Treppe die nach oben führte. Jedoch fand ich keine. Mist, es musste doch noch einen zweiten Weg raus geben. Den gab es auch. Nur wurde er von jemanden bewacht. Er sah gerade in die andere Richtung. Ich holte das Medaillon aus meiner Tasche, denn ich hatte einen Plan. Er war zwar nicht der beste, aber im Augenblick hatte ich keinen besseren. Ich wartete noch ein paar Sekunden ehe ich das Teil auf eine Gegenüberliegende Vase warf. Sie fiel um und zerbrach in tausend Scherben. Wie erwartet schaute der Kerl weg. Eine gute Gelegenheit um ihn außer Gefecht zu setzen. Ich sprang ihn an und warf diesen gegen die Wand. Ich hörte ihn stöhnen, ehe er vollkommen das Bewusstsein verlor. Nicht besonders elegant, aber ausgesprochen effektiv. Ich rappelte mich auf und versteckte den Bewusstlosen hinter einer Ecke. Anschließend hob ich mein Medaillon wieder auf und ging durch die Tür welche er bewacht hatte, nur um fest zu stellen das sie von zwei Seiten bewacht wurde. Zum Glück sahen sie mich nicht und ich eilte wieder in den Gang zurück. Gerade als ich mich davon schleichen wollte wurde ich von jemanden angesprochen.

„Arashi? Was machst du hier?“ Ich drehte mich zu ihm um und sah das vertraute Gesicht von...
 

Violetta:
 

Vor dem Versammlungsgebäude schaute ich nach links und rechts. Die Gestaltwandler waren sehr gut bewaffnet. Ich erkannte dass weiter hinten die Bogenschützen und Armbrustschützen standen während weiter vorne Halbzwerge mit Kriegshämmern und Kurzschwertern ihre Position hielten. Die Halbelfen trugen meist Speere oder Langschwerter. Es gab aber auch einige darunter mit Kampfstäben. Viele trugen geschmiedete Rüstungen und Schilde. Man sah ihnen an dass es sich hier um keine spontane Aktion handelte sondern um eine lang geplante.

„Geh rein Elfe und zwing sie aufzugeben“, wies man mich an.
 

Nervös trat ich meinen Weg an. Meine Beine führten mich ins ins Gebäude wo ich zuerst die Vorhalle betrat. Darauf dachte ich fieberhaft nach was ich machen sollte. Kurz überlegte ich den Besuchereingang in der Mitte zu nutzen um in die Mitte des Versammlungsraum zu gelangen doch dann entschied ich mich dagegen. Ich stieg die Treppen hoch und bemerkte eine kaputte Vase auf den Boden und eine allzu bekannte Person.

„Arashi? Was machst du hier?“, wollte ich verblüfft von ihr wissen.

„Ich war, wie du weißt, bei der Versammlung gewesen“, antwortete sie genervt.

„Und diese ist von den Gestaltwandlern umzingelt“, erklärte ich ernst und nickte nach draußen.

„Am besten wäre es wenn du mit Erim durch das Drachentor flüchten würdest.“ „Das geht leider nicht da dieser nicht im Gebäude ist“, erklärte sie mir frustriert

„War er nicht bei der heutigen Versammlung dabei?“, erkundigte ich mich irritiert.

„Es könnte sein dass er in die Gefangenschaft der Gestaltwandler geraten ist als er Hilfe holen wollte“, war ihre Befürchtung.
 

„Was machst du hier?“, wollte sie von mir wissen und schien mich nun argwöhnisch zu mustern. Sie griff in ihre Tasche und überprüfte mich mit einem Stein der Macht.

„Meine Aufgabe ist es die Leute zur Übergabe des letzten Steines zu zwingen. Ich glaube, ich bin ihr Aushängeschild geworden um damit auszusagen, dass sie sogar geschafft haben einen der Auserwählten für ihre Seite gewonnen zu haben“, erklärte ich ihr unsicher und blickte in die Richtung wo die Gestaltwandler auf mich warteten. Dabei kam mir eine Idee.

„Bitte, gib mir diesen Stein da“, bat ich sie wieder anblickend

„Warum sollte ich das machen?“, fragte sie ablehnend.

„Weil er bei mir am sichersten ist. Vertrau mir. Keiner würde nach dem Verrat von mir den bei mir vermuten“, erklärte ich Arashi. Sie überreichte ihn mir und ich ihr eine Fälschung.

„Was soll ich damit?“, wunderte sie sich.

„Wenn die Gestaltwandler unbedingt einen Stein haben wollen dann gib ihnen dieses Exemplar. Damit können wir etwas Zeit schinden um einen besseren Plan zu schmieden“, schlug ich ihr vor.

„Nicht schlecht, Violetta“, lobte mich die Kriegerin was mich etwas zum erröten brachte.

„Ich habe halt von den Besten der Besten gelernt. Ich gehe mal raus und behaupte versagt zu haben“, entgegnete ich und schritt nach draußen und hoffte auf das Beste. Dabei ging ich an Kai vorbei, der mich kalt musterte.
 

„Und?“, erkundigte sich der Gestaltwandler, welcher mich rein geschickt hatte. Bedauernd schüttelte ich den Kopf.

„Wo ist der Drache?“, wollte ich wissen.

„Er ist dort drüben gefesselt“, erklärte er und deutete nach rechts. Bei Erim angekommen fragte er mich: „Hast du uns wirklich verraten?“

„Du kennst mich doch seit langer Zeit. Was denkst du?“, entgegnete ich und erkundigte mich dann besorgt nach seinem Wohlergehen. Dabei streichelte ich seine Schnauze und griff in seine Tasche wo ich den Stein der Macht an mich nahm. Das tat ich bevor die anderen auf die Idee kamen seine Taschen zu durchsuchen. Ich spürte ein Gefühl der absoluten Macht sodass ich unwillkürlich lächeln musste obwohl es unpassend war. Er hielt seine verletzt Pfote hin.

„Das tut weh“, beklagte er sich und winselte leicht. Nach wenigen Momenten war seine Wunde geheilt. Man müsste nur noch die Stelle reinigen. Nach dem Gespräch mit ihm schritt ich zum Eingangtor des Versammlungsgebäudes und zu schauen wie es weiter gehen würde.

„Die Zeit ist abgelaufen. Kommt raus oder sterbt“, wurde bei geöffneter Tür hinein gerufen. Arashi kam heraus geschritten.

„Wir geben auf. Ihr habt gewonnen. Hier, nehmt den Stein der Macht“, rief Arashi ergeben. Ein Gestaltwandler kam mit einer Truhe auf sie zu wo diese den Stein hinein legte ohne groß hinein zu sehen. Die Gestaltwandler und deren Verbündeten Jubelten und ich mit ihnen da es sonst auffallen würde wenn ich es nicht täte.

„Was geschieht jetzt?“, fragte ich Kai neugierig.

Umzingelt

Kapitel 37. Umzingelt
 

Arashi:
 

Nach der Übergabe trat ich zu den anderen zurück. Die Wut welche ich in diesen Augenblick verspürte war absolut echt. Auf einmal kam ein Mann auf uns zu. Seine Haare waren grün und doch irgendwie anderes als die der anderen. Auch verhielt er sich komplett anders. Es war klar, dass er ihr Anführer sein musste. Vom Alter schätzte ich ihn nicht viel älter als den Menschenkönig. Er schritt in die Mitte des Saals. Ich stellte mich zu Violetta und raunte ihr unauffällig ins Ohr, dass sie die Steine aktivieren sollte, wenn er merkte das der Rest fehlte. Drei Leute folgten ihn wobei jeder eine Truhe fest hielt.

„Nun beginnt eine neue Zeit. Ihr wart einst mächtige Völker, doch nun seid ihr nichts, gar nichts. Öffnet die Truhe, damit alle es sehen.“ Sie öffneten auf einmal und ein Aufschrei des Entsetzens ging durch die Reihen der Gestaltwandler. Nun wurde auch ihnen klar, dass sie nur noch einen Stein besaßen. Ihr Anführer nahm den einen Stein in die Hand und brachte ihn zum Leuchten. Dabei wurde ihm schnell klar, dass es sich nur um eine Fälschung handelte. Während des Spektakels musste ich schmunzeln. Es dauerte nicht lange bis er auf mich zukam. Er packte mich am Kragen und begann mich zu würgen. Aus dem Augenwinkel sah ich wie Rei von Peter zurück gehalten wurde. Wann war der Kerl nur hier rein gekommen? Egal. Im Augenblick sah ich, dass es wichtigeres zu tun gab. Zum Beispiel nicht erwürgt werden.

„Wo sind die Steine?“, fragte er leise und mit einer beängstigenden ruhe. Er lockerte den Griff etwas damit ich sprechen konnte. Ich spuckte ihm ins Gesicht. Woraufhin ich eine Ohrfeige bekam.

„Wo sind die Steine?“ Ich schwieg da ich viel zu wenig Luft zum Atmen bekam. Er würgte mich noch einen Moment bis er wieder locker ließ.

„Jetzt“, keuchte ich. Der Kerl verstand nicht was passierte, doch Violetta wusste es. Ich konnte nicht sehen was vor sich ging. Auf einmal ließ er mich los und begann zu schreien. Unsanft landete ich auf dem Boden, wo ich mich aufrappelte. Von der Elfe ging ein strahlend helles Licht aus, das immer heller wurde. Es blendete, jedoch war es nicht unangenehm. Es fühlte sich warm und angenehm an, obwohl es mir die Sicht raubte. Langsam wurde das Licht schwächer. Ich konnte erkennen, dass die Gestaltwandler ihre wahre Form annehmen. So schnell ich konnte sprintete ich zu Erim. Den befreite ihn von seinen Fesseln und kletterte auf seinem Rücken.

„Bring mich hier weg. Beschützt sie. Ich werde Hilfe holen.“ Damit verschwand ich aus dem umstellten Gebäude. Draußen erkannte ich, dass es gar nicht so viele waren welche gegeneinander kämpften. Offenbar unterstützte uns die zweite Gruppe der Gestaltwandler. Mit einem triumphierenden Grinsen machte ich mich auf den Weg zur Stadtwache, wo eine Menge Soldaten warteten. Nicht nur Menschen sondern auch ein paar Elfen und Zwerge, die von ihren Königen in die Stadt mitgeschleppt wurden.

„Eure Herrscher sind in großer Gefahr. Ihr müsst mitkommen und kämpfen. Jetzt.“

„Woher sollen wir wissen, dass du uns nicht reinlegst. Hä?“, kommentierte der Kerl von der hiesigen Stadtwache, den ich bei der Ankunft in die Schranken gewiesen hatte.

„Du musst mir nicht glauben, aber denk daran, es ist das Blut deines Herrschers das dann vergossen wird“, konterte ich und verschwand mit den kleinen Drachen. Sie folgten mir alle. Sofort flogen wir zurück wo es schon die ersten Toten zu betrauern gab. Erim und ich nahmen den Eingang der Drachen. Wir landeten in der Mitte des Saals wo auch Violetta stand. Noch bevor Erim den Boden berühren konnte hatte ich meine Schwerter gezogen und war runter gesprungen um mich in den Kampf zu stürzen.
 

Violetta:
 

„Was wird jetzt geschehen?“, fragte ich meinen Nebenmann neugierig.

„Das werden wir noch sehen“, antwortete Kai mir und sahen zu wie ein Gestaltwandler im alter vom Menschenkönig hervortrat.

„Brüder und Schwestern, vor mehr als 20 Jahren versprach ich euch das zu beanspruchen was uns zusteht und ihr seid mir gefolgt. Jetzt ist es endlich so weit. Das ist der Tag an dem uns Gerechtigkeit widerfährt. Folgt mir!“, rief dieser aus und ich sah wie ihm drei seiner Art mit ebenso vielen Truhen folgte. Mir war ganz mulmig zumute über diese Situation. Ich folgte ihm da ich neugierig geworden war was er nun vorhatte und stellte mich an den Rand der Halle der Versammlung wo mir Arashi die Anweisung gab den Stein der Macht auf ihren Befehl hin zu verwenden.

„Nun beginnt eine neue Zeit. Ihr wart einst mächtige Völker, doch nun seid ihr nichts, gar nichts. Öffnet die Truhe, damit alle es sehen.“ Ich sah zu den Königen die erschreckt zu den Truhen blickten. Nur der Blick meiner Königin wandte sich dann zu mir und wurde schockiert und dann wutverzerrt.

„Wo sind die Steine?“, fragte der Gestaltwandler Anführer mit leiser Stimme die trotz dessen Hörbar war da alle zu erstaunt waren über dieses Ereignis. Er packte Arashi am Kragen und verhörte sie brutal. Bei diesem Anblick bekam ich ein schlechtes Gewissen da ich nicht helfen durfte ohne meine Tarnung zu gefährden doch dann konnte ich nicht mehr zusehen. Ich musste einfach handeln. Ich nahm die Steine hervor welche miteinander verschmolzen. Die Wärme und Zuversicht flossen durch mich hindurch. Ich enttarnte die Gestaltwandler und griff den Anführer mit meinem Zauber an damit er meine Freundin loslassen würde, was er auch tat. Fröhlich sah ich zu wie Arashi mit Erim davon flog. Mir wurden nun die ersten Kampfgeräusche von draußen bewusst. Ich sah wieder nach meiner Königin hoch doch ich erblickte sie nicht mehr dort. Hastig steckte ich den Stein der Macht wieder ein und zog mein Schwert für den bevorstehenden Kampf.

„Was soll das werden? Wie kommt es das du am Leben bist und uns verraten hast?“, fragte mich meine Königin schmerzerfüllt. Sie hatte sich mir gegenüber gestellt. Ich sah neben ihr eine mir allzu vertraute Gestalt eines bestimmten Elfen der mich misstrauisch musterte und sein Schwert zog um mich jederzeit zu bekämpfen und unsere Königin vor mir zu beschützen. Ihn so hasserfüllt zu sehen tat in meiner Seele sehr weh.

„Ich habe Euch nicht...“, versuchte ich mich zu erklären doch Sie schnitt mich ab.

„...verraten? Warum bist du mit ihnen hinein geschritten? Warum trägst du dann deren Waffen? Verrat es mir wenn du kannst. Ich versteh dich nicht mehr. Warum musstest du das machen? Warum musstest du mich in den Konflikt bringen deinen Eltern die Botschaft überbringen zu müssen ihre einzige Tochter verloren zu haben während du quicklebendig mit den Gestaltwandlern zusammen paktiert hattest.“ Über ihre harten Anschuldigungen gegen mich schüttelte ich den Kopf.

„Das ist nicht wahr“, widersprach ich heftig. Nur schienen meine Worte sie nicht zu erreichen. Von draußen vernahm ich heftige Kampfgeräusche.

„Da ich sehr gut deinen Eltern befreundet bin gebe ich dir ihretwegen noch eine letzte Chance. Du musst mir dafür nur dieses magische Artefakt in deinen Händen überreichen“, bot sie an.

„Warum wollt ihr ihn besitzen?“, verlangte ich zu wissen und eine dunkle Vorahnung trat in mir auf da sie Willenskraft ausstrahlte wo ich ihr alles zutraute. Besonders da sie in der Magie um einiges bewanderter war als ich.

„Ist das nicht offensichtlich? Aber ich kann es dir nicht verübeln. Immerhin warst du bei den Gesprächen um dieses Volk nicht wirklich anwesend.“

„Ich werde ihnen niemals den Stein geben. Es ist falsch was sie vorhaben.“ Sie sah mich kopfschüttelnd an.

„Ich bin deine Königin und du hast mir zu gehorchen“, befahl sie eiskalt.

„Meine Königin. Sie wird Euch nicht gehorchen immerhin war sie diejenige gewesen welche die Steine von ihren Freunden gestohlen hatte. Ich habe sie deshalb heute früh vom Elfenreich verstoßen“, erklärte er ihr grimmig. Die Elfenkönigin sah überrascht zu ihm hin und nickte im Einverständnis.

„Das hast du sehr gut gemacht“, lobte sie ihn mit gequälter Miene. Es kam zum Kampf zwischen mir und dem Berater doch ich merkte das er nicht seine ganze Kraft verwendete.

„Hört gefälligst auf gegeneinander zu kämpfen. Violetta gehört auf unserer Seite“, rief Peter aus.

„Genau“, stimmte Arashi ein und stellte sich bewaffnet zwischen uns. Erim blieb im Hintergrund weil er offensichtlich nicht wusste was er davon halten sollte.

„Der Anschlag auf Violettas Leben war echt. Wir haben sie zu ihren Schutz beim Menschenkönig versteckt doch sie wurde enttarnt und arbeitet seitdem als Doppelagentin für unsere Seite“, erklärte Arashi selbstbewusst.

„Und das soll ich glauben?“, fragte meine Königin ungläubig nach.

„Der Teil dass ihre Freunde bei mir um Schutz für sie baten entspricht vollkommen der Wahrheit. Violetta Rosental hatte die letzte Woche in meinem Schloss verbracht. Es tut mir leid dass ich euch hinters Licht führen musste“, erklärte ihr der Menschenkönig entschuldigend.

„Wir können ihr vertrauen, so wahr ich Peter Katzengold heiße“, verteidigte der Zwerg mich und ihr Blick wandte sich zu ihm und dann zu mir. Plötzlich wurde ich vom Anführer der Gestaltwandler wütend angegriffen und ich musste mich seiner Angriffe erwehren.

„Wir müssen den Stein in Sicherheit bringen Mädchen. Nicht das jemand ihn für seine egoistischen Zwecke verwendet“, ermahnte mich die Königin in einem versöhnlichen Tonfall. Arashi sowie Rei übernahmen den Kampf während ich mit meiner Königin und dem Elf uns vom Kampf distanzierten. Peter und Erim stellten sich schützend vor dem Menschenkönig und verteidigten ihn. Der Elfenberater drückte mir meinen Anhänger in die Hand. Ich sah ihn groß an. Vergab er mir für all die Lügen? Doch es war keine Zeit mehr für Worte da wir nun von einigen Gestaltwandlern angegriffen wurden. Seite an Seite Kämpften wir gegen unsere Feinde und hielten sie so weit wie möglich vom Stein der Macht weg.

Kämpfe

Kapitel 38. Kämpfe
 

Arashi:
 

Es war eine unglaubliche Schlacht. Menschen, Elfen, Zwerge, Drachen und Gestaltwandler kämpfen Seite an Seite. Ich tat es, Rücken an Rücken mit einem Zwerg. Nein, mit einem Freund. Ich entwaffnete einen Gestaltwandler und schlug ihn nieder. Anschließend wandte ich mich dem nächsten Gegner zu ohne groß meine Position zu verändern. Es lag an mir seinen Rücken zu schützen, während er verhinderte, dass ich von hinten angegriffen wurde. Ich konterte den Angriff einer der wenigen weiblichen Gestaltwandler von denen selbst ich auf dem Schlachtfeld nicht viele entdeckte.

„Violetta wird angriffen. Ich…“, begann Peter. Ich nickte da ich genau wusste was er mir sagen wollte. Er würde sie beschützen und ich müsste mich nun alleine gegen meine Feinde erwehren. Gut zu wissen, dass er inzwischen vollkommenes Vertrauen in meine Fähigkeiten setzte. Gleichzeitig sprangen wir auseinander und überraschten, damit zwei Gegner. Der Halbelf, welcher mich angriff, wurde dabei so schwer verletzt, dass ich ihn töten musste. Jedoch war im Augenblick keine Zeit zum trauern oder um zu bereuen. Ich stürzte mich in das Kampfgetümmel und stand auf einmal den Anführer der ersten Gruppe gegenüber. Nur konnte ich mich diesmal verteidigen. Unsere Klingen kreuzten sich und es fühlte sich gut an mich mit ihm zu duellieren. Verdammt gut sogar. Im Zweikampf wurde mir eines bewusst. Er war ein sehr starker Feind. Ihn niederzustrecken würde nicht so leicht werden. Auf einmal wurde ich von jemand zur Seite gestoßen. Ich kannte den Mann nicht, aber er sah dem Anführer der ersten Gruppe ziemlich ähnlich.

„Das reicht Bruder. Es ist genug“, flüsterte der Angreifer.

„Nein. Es ist niemals genug. Ich werde sie alle umbringen!“, schrie der Angesprochene außer sich vor Wut und Hass. Nur zu gerne hätte ich diese Auseinandersetzung weiter verfolgt, nur in diesem Augenblick wurde ich selbst von jemanden angegriffen. Als ich wieder hinsah stürzte der Angreifer zu Boden. Sein Gegner wollte sie Chance nutzen um ihn endgültig zu töten. Jedoch stellte ich mich dazwischen und blockte den Angriff mit meinen Schwertern ab.

„Warum? Warum hast du?“ Weiter kam er nicht, da ich ihn unterbrach.

„Keine Zeit. Steh auf und kämpfe“, sagte ich schnell. Es war nicht leicht den Angriffen des Kerls standzuhalten. Zu meinem Erstaunen reagierte der Angesprochene sofort und übernahm den Kampf. Ich zog mich zurück, denn dieser Kampf war doch eine Nummer zu hoch für mich. Dafür gab es noch genug zu tun. Ich stürzte mich in ein Gefecht mit einen Halbzwerg, mit dem ich eine Weile beschäftigt war bis ich ihn gewonnen hatte. Gerade als ich mich auf einen neuen Angreifer konzentrieren wollte, wurde dieser von Logan nieder gestreckt. Ich wollte ihn fragen was er hier wollte, bis mir bewusst wurde dass ich die Antwort bereits kannte. Kurz suchte ich nach Nina und entdeckte sie nach kurzer Zeit im Kampfgetümmel. Ich schlug einen Gestaltwandler nieder. Dann gelang es mir wieder zum Kampf der Brüder zu sehen. Genau zur richtigen Zeit denn der Angreifer schlug in diesem Moment seinen Gegner den Kopf ab. Der Anführer der ersten Gruppe war gefallen. Auf einmal hob der andere den Kopf seines Feindes auf und hielt ihn in die Höhe.

„Stopp. Es ist genug!“, rief er mit lauter Stimme. Tatsächlich senkten alle ihre Waffen und starrten ihn an.

„Es ist genug. Wir kapitulieren. Dieser ganze Kampf muss ein Ende haben“, brüllte er und ließ sein eigenes Schwert fallen. Jener Moment kam mir so unwirklich vor. Es war fast wie ein Traum. Wir hatten tatsächlich gewonnen. Den anderen schien es genauso zu gehen, denn sie sahen sich einfach nur sprachlos an. Dann ließen auch sie ihre Waffen fallen. Eine Geste die das Schweigen brach. Die anderen brachen in lauten Jubel aus und fielen sich in die Arme. Ich rannte auf Violetta um zu sehen ob es ihr gut ging. Das tat es auch. Sie kam mir freudestrahlend entgegen und wir nahmen uns in den Arm. Anschließend umarmte ich erst Peter und dann Kai. Sogar Rei bekam eine Umarmung. Auf einmal begann einer der hohen Tiere der Drachen zu sprechen: „Es ist noch lange nicht vorbei. Wir müssen unsere Verletzten versorgen und die Toten begraben. Dann klären wir wie es weiter geht.“ Ein paar Elfen begannen damit die Verletzten zu heilen. Dabei schienen sie niemanden auszugrenzen sondern alle gleichermaßen zu behandeln. Violetta bot an sich um meine Verletzungen zu kümmern. Genau in dem Augenblick in dem ich mich setzen wollte gaben meine Beine nach.

„Arashi. Alles in Ordnung?“, fragte Rei besorgt und eilte an meine Seite.

„Mir geht es gut. Bin nur etwas müde.“ Trotz meiner Erschöpfung überwog vor allem die Freude. Es war endlich vorbei.
 

Violetta:
 

Der Kampf war richtig anstrengend. So war ich Peter unglaublich dankbar als er mir zur Unterstützung eilte als es dem einem Gestaltwandler gelungen war mich zu entwaffnen. Dank ihm hatte ich genügend Zeit um meinen Dolch hervor zu ziehen und meinerseits wieder anzugreifen. Das Ende der Auseinandersetzungen kam überraschend für mich doch ich begrüßte diese. Vor Freude umarmte ich meinen zwergischen Freund. Als ich wieder aufblickte wurde ich unsicher ob ich auch diesen Elfenberater umarmen sollte. Zum einen weil auch mir sehr geholfen hatte in Kampf. Doch es packte mich eine gewisse Scham. Immerhin hatte ich ihn hinters Licht geführt. Dieser schien zu ahnen was ich dachte und meinte: „Ich verzeih euch.“ Vor lauter Glück strahlte ihn an und umarmte ihn euphorisch.

„Oh wie wunderbar!“, rief ich begeistert. Als ich mich zu meiner Menschenfreundin Arashi umdrehte merkte ich noch einen starken Rotschimmer auf den Wangen des Beraters und einen zuversichtlichen Glanz in seinen Augen.

„Es ist noch nicht vorbei. Wir müssen unsere Verletzten versorgen und die Toten begraben. Dann klären wir wie es weiter geht.“ Als ich die Stimme der Drachen hörte dämpfte es meine Freude etwas. So bot ich Arashi an diese zu heilen.

„Arashi. Alles in Ordnung?“, fragte Rei besorgt was ich süß fand. Schade nur dass er nur an ihr Interesse empfand. Aber so war nun einmal das Leben.

„Mir geht es gut. Bin nur etwas müde“, antwortete die Kriegerin und klappte kurz darauf zusammen. Wie es aussah war es etwas zu viel für sie gewesen. Ich kniete mich neben ihr und begann sie zu untersuchen doch ich fand zum Glück keine schweren Verletzungen und begann sie zu verarzten.

Wir schickten einige weg, welche Tragen besorgten. Mit diesen würde man die Verletzten ins Schloss bringen um sie in die Krankenzimmer zu tragen. Sollte es zu viel sein, wurde verkündigt, würde man die anderen in den Ballsaal unterbringen. Dieser wurde sicherheitshalber schon von den Freiwilligen vorbereitet.
 

Die Schwerverletzten versorgte man schon vor Ort. Die Räume lichteten sich und die Körper der Gefallenen wurden an die Seite gelegt und mit Decken zugedeckt welche man herbeigeholt hatte.

Traurig sah ich dem zu und bemerkte einen wehmütigen Ausdruck auf dem Anführer der Gestaltwandler als er seinen Bruder zur Seite trug. Ich konzentrierte mich wieder auf das hier und jetzt und fing nun ebenfalls die Verletzten zu heilen.

Hier war ich wieder in meinem Element. Kurz wurde ich schmerzlichst an die Zeit des letzten Krieges erinnert aber als ich das Miteinander der Völker sah wusste ich das es nicht wie früher war. Es würde eine Zeit des Friedens anbrechen wo all das sinnlose Blutvergießen ein Ende finden würde.

Durch den Stein der Macht konnte ich viele Leben retten, da meine Magiereserven dadurch unglaublich groß waren. Erim hatte mir nun verziehen und vertraute mir wieder vollkommen. Als es spät Abends wurde teilte ich wieder mit Arashi das Zimmer zum Schlafen.
 

Am nächsten Tag traf man sich wieder in der Halle. Das Blut und die Kampfspuren waren so gut wie nicht mehr zu sehen da sie von den Bediensteten des Menschenkönigs beseitigt wurden.

„Wir haben uns versammelt um einen neuen Anfang zu machen. Ein Miteinander statt ein Gegeneinander“, rief der Menschenkönig mit ausgebreiteten Armen aus. „Solange wir keinen besseren Platz haben nehmen wir dieses Gebäude um miteinander zu verhandeln“, erklärte er entschuldigend an die Gestaltwandler deren Platz nun in der Mitte sein würde wo sonst die Zuschauer saßen.

„Wie konnte es eigentlich soweit kommen dass alle für die Vernichtung der Gestaltwandler stimmten?“, erkundigte ich mich flüsternd beim Elfenberater.

„Es gab einige Ursachen für diese Entscheidung. Wie ihr wisst begannen die Verhandlungen nicht gerade günstig. Zum einen kam heraus das die Gestaltwandler für den letzten Krieg verantwortlich waren wie auch für den Austritt der Zwerge und somit dessen Verrate an seinen Verbündeten den Menschen denen sie die Treue im Krieg versprochen hatten. Zum anderen, wurde gleich am ersten Verhandlungstag unsere Auserwählte angeblich von den Gestaltwandlern ermordet. Auch der Menschen König hatte einen sehr guten Mann verloren. Die Tage der Verhandlungen waren sehr mühselig und jeder sehnte sich nach einer Endlösung. So viel Leid und Trauer war durch sie verursacht worden. Ich war mit für ihre Vernichtung gewesen aber nun sehe ich das anders“, erklärte er mir und richtete seinen Blick wieder nach vorne. Kurz dachte ich an den Verlust unserer Königin. Soweit ich mich erinnerte starben nicht nur ihr Sohn sondern auch ihr Gatte wegen dieser Gestaltwandler. Doch ein Blick auf diese ließ mich merken, dass sie sich nicht mehr von ihrer Rachsucht führen ließ.

„Heute beginnen wir noch nicht mit den Verhandlungen da noch die Opfer des gestrigen Tages begraben werden müssen aber soviel gebe ich euch bekannt. Die Auserwählte der Elfen wird weiterhin den Stein behalten und erhält eine Schutzwache bis wir überlegt haben was mit dem Stein der Macht gemacht werden soll“, erklärte uns der Menschenkönig. Die anderen erklärten sich damit einverstanden.
 

Am Anfang bekam ich eine Leibwache zugestellt aber das legte sich als ich den Stein der Macht in Fünf Teile splitterte und der Gestaltwandlerin Irina einen erhielt die nun als Auserwählte ihres Volkes wurde. Man plante auch in deren Land eine weitere Kammer zu errichten um ihr Artefakt im Notfall darin zu verstecken.
 

Bei den folgenden Verhandlungen mischte ich mich wieder ein. Genauso wie Peter.

Die anderen unserer Gruppe begannen derweil ein Buch zu verfassen wo sie unser Abenteuer verewigten und wo sie mit den größten Vorurteilen aufräumen wollten. Beispielsweise dass auch Zwerginnen Bärte tragen. Nur sah man diese nicht weil sie ihre Bärte immer heimlich abrasieren würden oder das alle Elfen Blond und Blauäugig seien, wie ich.
 

Die Zwerge waren voller Eifer ein neues Versammlungsgebäude zu planen wo sich viele davon anstecken ließen und mithalfen es zu gestalten.
 

Bei den Verhandlungen plante man den Gestaltwandlern bei ihren Problemen zu helfen. Beispielsweise indem man deren Wirtschaft aufmöbelte und riesige Bewässerungsanlagen anlegte um dadurch die Landwirtschaft anzukurbeln. Durch die Pläne, unsere Länder anzueignen, hatte sie ihre Ländereien vernachlässigt. Doch nun wo sie dieses Ziel aufgegeben hatten wandten sie sich neuen zu.
 

Man überlegte auch große Schiffe zu Bauen um übers Wasser mit denen Handel zu betreiben da es zu mühselig wäre andauernd über die Berge zu reisen. Die Zwerge und Drachen bräuchten diesen Weg nicht da ihr Land an ihres angrenzte.

Es gab aber auch Forderungen an sie. Die Gestaltwandler sollten helfen Schulen bei den Menschen zu errichten weil man nun merkte wie viel Wissen verloren gegangen war durch den letzten Krieg. Bei diesen menschen waren viele gefallen.
 

Man verlangte von den Gestaltwandlern zudem eine öffentliche Entschuldigung für den letzten Krieg und bat sie darum immer öffentlich zu zeigen was sie waren wenn man das verlangte. Man entschuldigte sich auch bei den Menschen das man ihnen die Schuld zugeschoben hatte.
 

Es gab noch viele weitere Punkte die wir besprachen und es gab gefühlt kein Ende in Sicht. Bei diesen Verhandlung erfuhr ich endlich den Namen von diesem Elfenberater. Er hieß Ferdinand Grünland. Wir sprachen viel über unsere gemeinsame Heimat und unsere Familien. Ich berichtete ihm dann auch von meiner Zeit mit Tiziano welchen ich sehr Vermisste. Darüber zu reden half mir sehr den Schmerz Schritt für Schritt zu verarbeiten.
 

Ich sprach nicht nur mit ihm darüber sondern auch mit dem Anführer der Gestaltwandler. Das machte ich weil ich mehr über Taishi erfahren wollte. So fragte ich ihn ob er mir helfen könne mit seiner Familie in Kontakt zu treten. Für diese Bitte bot ich ihm sogar meine Hilfe beim Aufbau seines Landes an. Ich kannte mich nämlich nicht nur in der Heilkunst aus sondern auch mit Pflanzenanbau. Das war auch kein Wunder, weil ich für meine Arbeit allerlei Kräuter verwendete.

Am Anfang war er von meiner Bitte irritiert gewesen aber dann willigte er ein mir zu helfen als ich ihm meine Bindung zu Taishi erklärt hatte. Ferdinand war alles andere als begeistert gewesen von der Idee und wir hatten uns deshalb auch heftig gestritten. Er meinte dabei: „Warum heiratest du dann nicht gleich einen von diesen.“, und stürmte davon. Seine Reaktion brachte mich ganz durcheinander. Aus diesen Grund mied ich ihn einige Tage die ich damit verbrachte an dem Buch weiter zu arbeiten.
 

Mit der Elfe Nina und hatte ich mich mittlerweile einigermaßen vertragen. Durch Arashi hatte ich erfahren warum sie ihr Volk verabscheute. Ihre Geschichte berührte mich sehr sodass ich mit meiner Königin darüber sprach. Sie hob das Urteil von damals auf. Darauf übergab man der Elfe einen neuen Anhänger. Sie nahm den zwar an aber versprach dass sie einem Volk wie den Elfen niemals ganz vergeben würde. Nach dieser Ansage verließ sie mit Logan und einer Menge Geld in der Tasche die Stadt. Woher das Geld kam wollte ich nicht genau wissen. Aber bei dem Gefluche einiger Gestaltwandler konnte ich es mir schon denken.

Eine Reise geht langsam zu Ende

Arashi:
 

„Du bist schon wieder hier“, begrüßte mich Kai. Ich schaute mich erstaunt um und lächelte.

„Ich wollte mich nur noch verabschieden. Ich weiß nicht wann ich wieder her kommen werde, oder ob ich diese Stadt noch mal wieder betrete.“

„Du willst nicht hier bleiben?“, hakte er nach.

„Nein. Das weißt du doch ganz genau. Ich will zu Fenja und Haruna zurück. Du kannst dir nicht vorstellen wie sehr ich die beiden vermisse. Außerdem bin ich die Kommandantin der Stadtwache. Ich kann mich nicht ewig vor meiner Verantwortung drücken. Immerhin habe ich mich ja schon als Auserwählte nicht so toll angestellt. Darum will ich mir mit meiner neuen Arbeit besonders viel Mühe geben.“ Kai schüttelte nur resigniert den Kopf. Er hatte mir schon öfters gesagt, dass ich auch nur ein Mensch sei und nicht alles können muss. Ich blickte noch einmal zu Etjens Grab und salutierte davor. Anschließend drehte ich mich um und ging zu Rei, Peter und Irina. Obwohl er sich nicht mehr verstecken musste, waren Rei`s Haare immer noch schwarz. Irina hatte sich in einen Drachen verwandelt um uns so leichter nach Lumia zurück zu bringen. Es war eine Art Friedensangebot von ihr, was wir dankbar annahmen. Inzwischen war der Schnee komplett geschmolzen und die Sonne fing schon an einen zu wärmen.

„Da seid ihr ja endlich. Wir wollten schon ohne euch losfliegen“, meinte der Zwerg zum Spaß, woraufhin ich ihn leicht in die Seite boxte. Er wollte nicht zurück in seine Heimat sondern in Lumia bleiben um dort als Schmied zu arbeiten. Auch Violetta würde nicht zurück in ihre Heimat gehen, sondern den Gestaltwandlern beim Wiederaufbau ihres Landes helfen. Soweit ich wusste würde Erim sie begleiten. Wir würden uns heute nicht sehen, da wir uns schon am Vortag voneinander verabschiedet hatten.

„Hey, wir müssen langsam los und der hier kann alleine fliegen nur damit das klar ist“, mischte sich Irina ein. War ja klar, dass sie Rei nicht sofort vertrauen konnte. Immerhin war er der Mörder ihrer besten Freundin. Zum Glück versuchte sie mich nicht mehr davon zu überzeugen ihn schon aus Prinzip zu misstrauen. Der Rückweg dauerte nicht so lange wie der Hinweg. Irina landete vor der Stadt und ich rannte sofort zum Waisenhaus. Fenja war gerade im Esszimmer. Wir fielen uns unter Tränen in den Arm. Die Wiedersehensfreude war nach der sehr langen Zeit noch viel schöner.

„Arashi. Endlich bist du wieder da“, schrie sie entzückt.

„Verzeih mir. Ich verspreche dir ich werde dich so bald nicht mehr verlassen.“ Wir lösten uns voneinander und Fenja reichte mir ein kleines Päckchen. Ich war mir nicht sicher was sie wollte. Vielleicht bestechen, damit ich wirklich in der Stadt blieb.

„Das ist für dich. Mach es endlich auf!“, rief meine kleine Schwester aufgeregt. Ich öffnete es und ein paar lederner Halbhandschuhe kamen zum Vorschein. Voller Freude starrte ich sie an.

„Danke, aber wofür?“

„Alles Gute zum Geburtstag“, wünschte sie mir und hatte ein strahlendes Lächeln auf ihren Gesicht. Ich war vollkommen perplex ehe ich meine Schwester lachend erneut in den Arm nahm.

„Dachtest du wirklich ich würde so etwas Wichtiges vergessen.“ In ihrer Stimme hörte ich eine leichte rüge heraus.

„Nein. Ich habe ihn vergessen. Stimmt ja. Ich bin schon vor einer Woche 18 geworden.“ Dieser Satz schien Rei sehr zu interessieren. Er war auf jeden Fall ziemlich neugierig geworden. Nach einem kurzen Gespräch machten wir uns auf den Weg zu der Wache. Dort wurde ich laut Fenja auch schon erwartet. Immerhin war ich die neue Kommandantin. Ach an diesen Tag hatte ich mal wieder so richtig gute Laune. In der Stadtwache gab es eine kleine Begrüßungsfeier für mich. Dabei erfuhr ich die neusten Nachrichten aus der Stadt. Zum Beispiel das der Bürgermeister unter mysteriösen Umständen verstorben war. Von Devlin erfuhr ich, dass er offenbar in einer Seitengasse von ein paar Räubern abgestochen wurde, wobei keiner von den Anwesenden wirklich darüber trauerte. Kai der schon vorgegangen war um mich anzukündigen zwinkerte mir zu. Klar, dass es auf so etwas hinaus lief. Naja. Ich war nicht wirklich traurig darüber. So verbrachten wir einen lustigen Abend bis es an der Zeit war nach Hause zu gehen. Rei bestand darauf mich zu begleiten. Auch er war an diesen Tag besonders gut drauf. Nüchtern betrachtet war er so gut drauf, seid unserem Gespräch mit Fenja. Vor dem Heim blieb ich noch mal stehen und drehte mich zu ihm um.

„Also, warum bist du so gut gelaunt?“, erkundigte ich mich misstrauisch. Der Gestaltwandler kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

„Ähm. Naja. Du bist ja jetzt 18 und in diesem Alter können Menschen heiraten.“ Ich sah, dass er rot wurde.

„Du spinnst“, entgegnete ich.

„Warum nicht? Ich gehe zur Arbeit und du kümmerst dich um unsere zukünftigen Kinder.“ Als Antwort rammte ich ihm meine Faust in den Magen. Rei krümmte sich unter Schmerzen zusammen.

„Ich sagte doch du spinnst. Wir beide. Das wird niemals eine Zukunft haben, vor allem werde ich niemals eine Hausfrau sein. Das solltest du eigentlich wissen.“ Mit diesen Worten ging ich ins Haus und gleich schlafen. Ich wollte nicht heiraten oder Kinder bekommen. Ich wollte den Nachwuchs der anderen beschützen. Eigentlich sogar die ganze Stadt. Vielleicht würde ich irgendwann mal Kinder haben, aber definitiv nicht heute.
 

Am nächsten Tag nahm wieder alles seinen gewohnten Lauf. Am Vormittag ging ich mit zwei Anwärtern auf Patrouille. Es war der Tag ihrer Prüfung und nun war es meine Aufgabe sie zu kontrollieren, da man bei einen echten Angriff nicht vorgewarnt wurde. Ich wusste, dass Kai mit irgendjemanden sich in der Nähe des Friedhofs versteckte. Ich überlegte mir ob es nicht besser wäre wenn ich heimlich die Route änderte, nur um ihn ein bisschen zu ärgern. Als Kommandantin konnte ich mir so etwas leider nicht leisten, zumindest nicht allzu oft. Endlich erreichten wir die Ecke und die beiden Angreifer sprangen schreiend aus ihrem Versteck heraus. Die beiden Neulinge machten ihre Sache mit Bravour. Am Nachmittag kam Besuch. Zu meinen großen Erstaunen waren es Nina und Logan. Ich Empfing die beiden in meinem Büro.

„Hallo. Wie geht es euch beiden?“, begrüßte ich die Kopfgeldjäger freudig.

„Gut. Es geht darum, wir wollen in Lumia wohnen. Vielleicht hast du ja Arbeit für unseren lieben Logan“, schilderte die Elfe grinsend.

„Du willst nicht mehr als Kopfgeldjäger tätig sein?“, fragte ich ziemlich erstaunt.

„Nun. Ich bin schwanger und kann daher nicht mehr arbeiten. Du weißt ja selber wie schwer und gefährlich diese Arbeit sein kann. Vor allem wenn man mal alleine unterwegs ist.“

„Keine Sorge. Natürlich bekommst Logan eine Arbeit. Sei aber darauf gefasst, dass er weniger verdienst als bei seiner alten Tätigkeit.“ Der Krieger zuckte nur mit den.

„Ich denke damit komme ich klar“, äußerte er gelassen.

„Freut mich. Dann herzlich willkommen bei der Stadtwache.“ Ich reichte ihm eine Brosche. Den Nachmittag verbrachte ich damit ihn die wichtigsten Dinge zu erklären.
 

Am Abend besuchte ich die Kneipe, wo Peter mich bereits erwartete. Der Zwerg arbeitete als Schmied in der Stadt um die vergessene Schmiedekunst wieder in die Stadt zu bringen. Man konnte sehen wie er in dieser Arbeit aufging. So wie ich liebte er seinen Beruf. Wir lachten uns an und der Zwerg bestellte ein Bier und ein Wasser. Er reichte mir ein Paket, mit denselben Grinsen dass ich am Vortag bei Fenja gesehen hatte.

„Hier mach mal auf. Bin mir sicher es wird dir gefallen.“ Neugierig öffnete ich es und holte zwei Armschienen heraus. Ich zog sie an und stellte fest, dass sie perfekt passten.

„Hey, danke. Die sind großartig und passen perfekt zu den Handschuhen von Fenja“, lachte ich. Ob die beiden wohl zusammen gearbeitet hatten? Na ja, war auch egal, denn in den Moment wo Rei herein kam brachte man unsere Getränke.

„Na Kumpel? Wollen wir wieder ein Wetttrinken veranstalten?“, fragte Peter und reichte Rei einen Bierkrug. Dieser setzte sich und trank einen großen Schluck.

„Nein Danke. Ich will mich nicht schon wieder blamieren.“ Der Gestaltwandler lachte und ich klopfte ihn auf die Schulter.

„Glückwunsch. Du hast tatsächlich daraus gelernt. Prost Leute.“

„Du bist ja jetzt 18. Darfst du jetzt Bier trinken?“, erkundigte sich Peter ehe er einen Schluck nahm.

„Ich bin 18 und nicht 21. Also Nein“, antwortete ich ihm.

„Naja. Dann lade ich dich in drei Jahren ein“, erwiderte er.

Von Peter erfuhr ich, dass er mehrere Lehrlinge ausbildete. Für Rei lief es noch nicht so gut. Er suchte nach einer Arbeit, da er nicht in der Stadtwache arbeiten wollte. Nur für den Fall das wir doch mal zusammen kommen würden. Was zwar nie der Fall sein würde, aber war ja auch egal. Wenigstens respektierte er die Tatsache, dass ich meinen Beruf nicht für ihn aufgeben würde. Das war ja schon mal ein Vorteil. Von nun an konnte es nur noch besser werden.
 

Violetta:
 

Jetzt war es so weit. Ich packte meine Sachen und reiste mit den Gestaltwandlern in ihre Heimat. Es war ein Fußmarsch von eineinhalb Wochen bis wir die Berge erreichten und von dort dauerte es noch weitere Tage bis wir die Berge durchquert hatten. Es war schon seltsam. Am Anfang war ich auf der Flucht vor ihnen gewesen und nun ging ich Seite an Seite mit ihnen mit. Erim war glücklich wieder auf Reisen zu sein. Überraschenderweise begleitete Ferdinand mich doch ich merkte ihm an wie misstrauisch er die anderen beobachtete. Es würde wohl eine Weile dauern bis er ihnen vollkommen vertrauen würde. Die Gestaltwandler waren eher schweigsam aber ich brachte es zustande, dass sie gesprächiger wurden.

„Erzählt. Wie sieht eure Heimat aus?“, fragte ich Yamato den Anführer der Gestaltwandler.

„Es gibt nicht viel zu erzählen. Außerdem wisst ihr schon alles aus der Verhandlung“, wies er mich ab.

„Ich möchte es noch einmal von ihnen hören. Bitte erzählt schon“, bat ich ihn darum. Er räusperte sich verlegen.

„Unser Land ist ein sehr trockenes Land. Tagsüber ist es heiß und nachts eiskalt. Wasservorräte gibt es aber genügend in unterirdischen Höhlen um uns damit zu versorgen. Unsere Städte sind unterirdisch was uns vor den wechselnden Temperaturen schützt. Wir haben auch ein sehr gutes Schulsystem das mit dem von euch Elfen mithalten kann“, berichtete er.

„Interessant. Sagt mal, was habt ihr da für einen interessanten Ring?“, fragte ich neugierig.

„Wie ihr wisst können wir Gestaltwandler jede Lebensform nachmachen, Bei uns zeigen wir durch Familien Insignien wer zu wem gehört. Das hier ist mein Familienring“, erklärte er.

„Wie macht ihr dass in der Schule? Ich meine wie unterscheidet ihr da die Lehrer mit den Schülern?“, fragte ich verwirrt und stellte mir gerade einen Schüler vor wie er gerade einen Lehrer nachmachte und sich über ihn Lustig machte.

„Jeder Schüler trägt ein Armband wo der Deckname und die Klasse darauf stehen“, klärte er mich auf.

„Das ist eine geniale Lösung!“, sagte ich bewundernd. Ich erkundigte mich nun wie das Schulsystem überhaupt ablief was er mir geduldig erläuterte.

„Nun, unsere Schule und Ausbildung dauert bei uns insgesamt 11 Jahre. Im Alter von 6 bis 14 Jahren was eine Schulzeit von 8 Jahren ergibt wird bei uns die Grundschule besucht. Man lernt dort das Lesen, Schreiben und mindestens eine Fremdsprache. Es gibt des weiteren Sport, Mathe, Völkerkunde wo das Wissen von den Spionen gebündelt vermittelt wird und Verwandlungstraining. Bei werden Kataloge verteilt mit vielen Bildern von Humanoiden Lebensformen und Tieren um dessen Form nachzumachen. Es gibt darüber hinaus Sportunterricht und ein Anfängerkurs für alle in die Schwertkunst.“ Das waren schon einige Fächer, fand ich.

„Gibt es da noch etwas besonderes?“

„Das gibt es. Während des Aufenthaltes im Schulgebäude wird von allen erwartet, dass man nie die eigene wahre Form zeigt. Um eine Verwechslung zu verhindern wird von allen erwartet ihre Armbänder mit ihren Namen darauf versehen zu tragen.“ Das machte Sinn.

„Im Alter von 14 bis 16 Jahren geht die Ausbildung vonstatten.

Es gibt verschiedene Berufe wie zum Beispiel Handwerker, Bauarbeiter, Bauer, Fischer, Spion (Informationsbeschaffung, Sabotage), Attentäter oder Schläfer (Leben ein scheinbares normales Leben bis die Anweisungen auf Anschläge kommen)

Es gibt für alle Kampftraining wo verschiedene Waffen verwendet werden z.B: Schwert, Dolche, Äxte, Pfeil und Bogen, und so weiter. Es gibt auch ein Grundkurs in Medizin wo jeder einen Erste Hilfekurs absolviert und die verschiedenen Gifte kennen lernt. Mischlingskinder werden häufig Handwerker, Bauern oder Fischer da sie sich nicht so gut bis gar nicht verwandeln können.
 

Im Alter von 16 bis 17 Jahren findet das Prüfungsjahr statt. Das ist ein spezielles Jahr bei dem der Einsatzort trainiert und geprüft wird. Es gibt drei Prüfungsdörfer dafür und ein Ort in den Drachenbergen.

„Faszinierend“, kommentierte ich das.
 

Wir erreichten unser Ziel. Ich betrat nun die unterirdische Stadt. Alles war gut beleuchtet. Ich fragte wie das ging.

„Nun es ist so, dass wir Glasfasern haben die das Licht von oben einfangen und nach unten transportieren und die Wände sind mit Phosphor bestrichen weshalb sie nachts leuchten“, erklärte er.
 

In der ersten Woche wohnten wir bei Yamato aber dann fanden wir Taishis Familie. Der erste Kontakt war sehr peinlich da sie alles von mir zu wissen schienen aber ich nichts über sie. Seine Familie war über Taishis Tod sehr traurig aber sie gaben mir nicht die Schuld dafür. Ich erfuhr, dass es Schläfern wie Taishi eigentlich verboten war eine romantische Beziehung einzugehen. Wie gesagt um einen Elfen zu spielen wurden mehrere Gestaltwandler benötigt und diese konnten richtig besitzergreifend sein sodass es immer zum Streit kam mit dem Nachfolger der dann mit der Elfe „verheiratet“ war. Bei Taishi aber machte man eine Ausnahme da er der letzte war der die Rolle einnehmen sollte. Man bot mir sogar an dessen Bruder zu ehelichen. Es war Brauch, dass wenn einer in der Familie starb jemand anderer die Rolle übernahm. Ich lehnte dankend ab. Ferdinand unterstützte mich bei meiner Entscheidung. Erim enthielt sich einer Meinung darüber da er mit der Liebe noch nicht viel anfangen konnte.
 

Mit der Zeit hatte ich ein schlechtes Gewissen das Ferdinand und ich kostenlos bei Taishis Familie wohnten sodass ich beim Kochen und beim Haushaltsputz mithalf. Mit Taishis Mutter vertrug ich mich sehr. Sie sagte mir oft, dass ich eine gute Schwiegertochter abgeben hätte. Mit Taishis Onkel der 51 Jahre alt war und Großvater der 86 Jahre alt war vertrug ich mich auch sehr gut und wir alberten oft miteinander herum. Es war wie in den alten Tagen mit Tiziano mal Zwei. Tashiro also Taishis jüngerer Bruder meinte einmal, er würde verstehen warum sein älterer Bruder sich in mich Verliebt hätte und das ich eine ideale Frau für einen Gestaltwandler abgeben würde. Ferdinand der das hörte begann daraufhin eine lange Debatte darum das es nicht so war. Es war so peinlich gewesen!

Erim beteiligte sich nicht bei dieser Sache. Dieser spielte viel lieber mit den Kindern der Gestaltwandler mit denen er oft um die Wette flog.
 

In den folgenden drei Jahren half ich in der Pflanzenzucht aus und arbeitete halbtags als Heilerin. Ferdinand, der auch etwas in der Magie bewandert war, half mir bei der Pflanzenzucht. Erim unterstützte mit die anderen Drachen beim Transport der Baumaterialien. Es stellte sich dabei heraus, als wir die Drachenfrucht einführen wollten, das fast alle Gestaltwandler allergisch darauf reagierten.

Ich arbeitete viel mit Irina zusammen. Sie und ich wurden sehr gute Freundinnen und sie verliebte sich nach einer weile in Tashiro was Ferdinand ungewöhnlich glücklich machte. Er bot ihm sogar an den Ringträger zu spielen.
 

Ferdinand und unsere Beziehung änderte sich dann als ein Patient, der regelmäßig wegen Trainingsverletzungen bei mir vorbei kam mit mir sprach.

„Du solltest wirklich besser auf dich achten, Yahiko“, belehrte ich wie immer meinen Patienten aber in manchen Dingen war einfach unbelehrbar, was mich frustrierte.

„Ich weiß, Violetta“, antwortete er und ließ sich behandeln. Am Anfang ließ er mich nicht an sich ran. Für ihn war ich früher nur eine dumme Elfe gewesen aber als er sah wie gut ich arbeitete änderte er seine Meinung. Als Ferdinand herein kam fragte Yahiko ihn ganz hibbelig.

„Darf ich die Hand eurer Schwester?“

„Wie bitte?“, entgegnete dieser verdattert.

„Ich fragte, darf ich eure Schwester ehelichen. Es ist so, dass ich schon seit langem in sie verliebt bin aber da ihre Eltern nicht da sind welche ich fragen könnte frage ich nun sie. Also, darf ich?“, kam die hoffnungsvolle Anfrage. Fassungslos sah Ich ihn an. Seit wann hatte dieser solche Gefühle und überhaupt? Ferdinand und ich, Geschwister? Mein Gesicht brannte vor Verlegenheit.

„Natürlich dürft ihr es nicht, weil ich sie selber heiraten will. Außerdem sind wir keine Geschwister“, brauste Ferdinand ihn an.

„Du willst mich auch heiraten?“, rief ich überrascht. Jetzt beruhigte er sich und errötete peinlich berührt.

„Ich habe dir nie etwas gesagt da ich dich nicht bedrängen wollte wegen der Sache mit deinem verstorbenen Verlobten, aber ja ich liebe dich und könnte mir vorstellen eines Tages mein Leben an deiner Seite zu verbringen“, gestand er mir. Ich wusste nicht was ich dazu sagen sollte.

„Ich muss darüber nachdenken“, sagte ich nur und war vollkommen überfordert mit dieser Situation. Ferdinand der das merkte verließ den Behandlungsraum.

Als auch dieser Gestaltwandler den Raum verlassen hatte beendete ich meine Schicht. An diesen Tag machte ich noch einen Spaziergang und dachte über meine Gefühle für ihn nach. Dabei fuhr meine Hand fuhr zu meinen Herzen. Schon als ich ihn das erste Mal ihn im Garten des Menschenkönig erblickte verspürte ich das Bedürfnis ihm nahe zu sein. Allein seine Nähe reichte mir schon um meine Laune zu heben. Konnte man dieses Gefühl schon als Liebe betrachten? Als wir gemeinsam zu Abend aßen, stellte ich mir vor ihn zu küssen.

„Stimmt etwas nicht? Ihr seid heute ziemlich schweigsam“, bemerkte Tashiro.

„Es ist nichts“, meinte ich und schaute scheu zu Ferdinand.

„Nach nichts sieht es aber nicht aus“, sagte er mit einen verschmitzten Grinsen.

„Lass sie in Ruhe“, rief seine Mutter ihn dazu auf damit aufzuhören.
 

Die Tage vergingen. Immer wenn er mich beobachtete richtete sich mein Blick auf ihn. Nach einigen hin und her bat ich ihn darum mit mir die Sterne zu beobachten. Als wir unter dem freien Himmel standen nahm ich seine Hand und hielt diese ganz fest. Taishi hätte sicher nichts dagegen wenn ich mein Leben nun an der Seite dieses Mannes verbrachte. Mit einem scheuen Blick sah ich zu ihm auf. Ehe ich mich versah vereinten sich unsere Lippen im Kuss der Liebe.
 

Nach einem Monat heirateten Ferdinand und ich im Elfenreich. Meine Eltern waren darüber sehr glücklich. Sie befürchteten schon fast, dass ich mich für einen der Gestaltwandler entscheiden würde. Er und ich entschieden uns dafür meinen Namen zu behalten denn der Name Violetta Grünländer gefiel mir überhaupt nicht.

Bevor man sich versah war ich von ihm schwanger. Als unsere Tochter die Welt erblickte nannten wir sie Lily. Immerhin brachte uns die Blume zusammen.
 

Während meiner Schwangerschaft besuchten Erim und ich die Zwergen Städte wo wir Siegbald Katzengold trafen dem wir von der Allergie der Gestaltwandler berichteten. Von da reisten wir wieder zu den Gestaltwandlern wo wir uns ein kleines Haus kauften welches wir vom Frühjahr bis zum Herbst bewohnten. Die Wintermonate verbrachten wir im Elfenreich.

Königin Wolkenmeer war ganz begeistert von unserer Tochter sodass diese es nicht übel nahm als Lily sie mit drei Jahren zum ersten Mal Oma Rosie nannte, weil sie Königin Rosalie Wolkenmeer nicht aussprechen konnte. Dieser schien es sogar richtig zu gefallen so genannt zu werden.
 

Jetzt waren sechs Jahre vergangen seit unserem Abenteuer mit dem Stein der Macht. Meine Tochter war gerade bei meinem Mann während ich die Schule der Gestaltwandler besuchte. Erim besuchte seine Freunde in den Drachenbergen. Wie bei meinem letzten Aufenthalt in letzter Zeit durchsuchte ich die Bibliothek nach interessanten Büchern. Ich begann nun einige von den Spionage Berichten zu lesen. Dabei fielen mir die b Rei auf. Mit faszinierten Entsetzen las ich über die erfolgreichen Missionen wo er als Auftragsmörder geschickt die Verräter enttarnte indem er sie oft verführte und eiskalt ermordete. Seine Berichte waren in einer fein säuberlichen Handschrift geschrieben ohne unnötige Ausschmückungen. Ich erfuhr so einiges. Er konnte sehr gut zwergisch sprechen wie elfisch. Nur seine Aussprache in der Drachensprache war laut ihm eher nur mittelmäßig. In der Schule war er Klassenbester, was er in einer Randnotiz angemerkt hatte. Er hatte im Lauf der Jahre viele Verstecke geschaffen wo er seine Ausrüstung versteckt hatte.

„Dieser Mann hat uns einigen Ärger eingebracht, dabei kam er nur aus einer einfachen Familie“, kommentierte einer hinter mir. Erschreckt drehte ich mich um und sah Yamato den Anführer der Gestaltwandler.

„Ja, Rei ist ein wirklich außergewöhnlicher Mann mit vielen Talenten“, stimmte ich ihm zu und legte die Berichte zurück.

„Er ist gefährlich“, warnte er mich.

„Er hatte uns sehr geholfen und mir mehrmals das Leben gerettet. Früher war ich sogar etwas in ihn verliebt gewesen aber jetzt ist er wohl mit Arashi zusammen und ich bin verheiratet“, erklärte ich ihm. Er sah mich stirnrunzelnd an.

„Er hatte wahrlich das Talent die Frauen und Männer um seinen Finger zu wickeln“, sagte er nachdenklich.

„Wie heißt er wirklich? Ich meine sie sagten doch einmal zu mir das jeder einen Tarnnamen hat, oder?“, fragte ich ihn neugierig anblickend. Er lachte belustigt auf.

„Er heißt wirklich Rei. Mein Bruder machte des öfteren Witze darüber. Es war so das Rei unter den jüngeren viele Bewunderer hatte die mehr über ihn herausfinden wollten und meinen Bruder deshalb ausgefragt hatten.“ Ich konnte mir gut vorstellen das einige ihn bewunderten und hinterfragte das auch nicht.

„Ich lebe schon seit sechs Jahren hier und im Grunde weiß ich so gut wie fast nichts über sie Yamato. Bitte erzählt mir von eurer Vergangenheit“, bat ich ihn darum.

Das Leben geht weiter

Kapitel 40. Das Leben geht weiter
 

Arashi:
 

Ich lag auf dem Dach meines Hauses und döste vor mich hin. Es war ein schöner warmer Sommertag. Außerdem hatte ich heute frei. Also warum nicht einmal ein bisschen entspannen und die Sonne genießen? Auf einmal hörte ich wie neben mir ein Vogel landete. Ich rollte mich zur Seite sodass ich ihn sehen konnte. Natürlich war es kein Vogel und ich kannte ihn sehr gut.

„Morgen, Rei. Heute kein Unterricht?“, erkundigte ich mich gähnend. Der Angesprochene verwandelte sich zurück und setzte sich zu mir.

„Nein. Heute nicht und du hast ja auch frei.“

„Du hast dir Frei genommen und schon wieder die Arbeitspläne ausspioniert. Gib es zu.“ Er zuckte mit den Schultern und machte sich nicht einmal die Mühe es zu leugnen.

„Ich bin halt ein Spion. Ich kann nicht raus aus meiner Haut. Hey, wie wär`s mit einen romantischen Abendessen? Nur wir beide.“

„Du kennst mich und du kennst meine Antwort, aber wie wäre es zusammen mit Peter und seiner neuen Freundin etwas trinken?“ Er beschwerte sich nicht. Dieser hatte es nach vier Jahren endgültig aufgegeben. Allerdings hatte er sich auch keine Frau gesucht. Zugegeben war ich auch noch nicht verheiratet und würde es in diesem Jahr auch nicht ändern. Der richtige Mann war einfach noch nicht vorbeigekommen. Vielleicht war ich auch nur zu wählerisch. Ich wollte nur jemanden heiraten für den ich mehr empfand als Freundschaft. Nur so jemanden war ich noch nie begegnet. Irgendwie war ich in dieser Hinsicht genauso naiv wie Violetta. Ich lächelte und spielte ein bisschen mit der Brosche. Ich war immer noch Kommandantin der Stadtwache und ich liebte diesen Beruf. Noch ein Grund warum ich Rei nicht heiraten konnte, auch wenn er mich aufrichtig liebte. Er brauchte eine Hausfrau die brav das Haus sauber hielt und sich um die Kinder kümmerte. Etwas was ich niemals sein würde und auch gar nicht sein wollte.

„Was ist denn so lustig?“, erkundigte sich der Gestaltwandler.

„Ach nichts.“ Plötzlich hörte ich wie jemand mich rief.

„Tante Arashi. Tante Arashi!“ Ich setzte mich auf und sah die beiden Kinder von Nina und Logan. Für die Kleinen war ich ihre geliebte Tante. Die beiden standen vor dem Haus und winkten zu mir rauf. Ich kletterte vom Dach ins Zimmer und rannte nach draußen.

„Hallo ihr Kleinen. Was gibt es?“, erkundigte ich mich grinsend.

„Vater sagt du hast frei. Spielst du mit uns?“, fragten sie wie aus einem Mund. Es waren zwei Halbelfen. Ein für sein Alter großer schwarzhaariger Junge namens Cilian und eine blonde kleine Tochter die Evelyn hieß. Ich hatte die beiden sofort in mein Herz geschlossen.

„Na? Warum fragt ihr nicht einfach mal Onkel Rei ob er mit euch spielt.“

„Nö. Wir wollen mit dir spielen“, beschwerte sich Cilian.

„Wann heiratest du endlich Onkel Rei?“, fragte mich Evelyn und sah mich mit ihren großen unschuldigen Augen an. Ich lachte und strich ihr durchs Haar. Rei tauchte inzwischen neben mir auf.

„Ich würde gerne heiraten, aber eure Tante mag nicht. Wer weiß. Wenn ihr, ihr ein bisschen gut zuredet wird das vielleicht noch etwas“, rief der Gestaltwandler lachend, worauf hin ich ihm meine Faust in den Magen rammte. Die Kinder beachteten das gar nicht sondern bettelten bei mir. Bei Rei konnte ich so ein Verhalten ja nachvollziehen, aber bei den Kindern? Naja. War ja auch nicht weiter wichtig.

„Kommt. Wir besuchen eure Mutter“, schlug ich mit einem Lachen vor.

Die Kleinen quietschten vor Vergnügen und folgten mir zum Haus der beiden ehemaligen Kopfgeldjäger. Nina und ich waren in den letzten Jahren gute Freunde geworden und auch mit ihren Mann verstand ich mich gut. Eine Zeit lang hatte Nina zum Spaß behauptet ich hätte ein Verhältnis mit ihren Mann. Vermutlich weil sie genau wusste dass es nicht so war. Logan gehörte zu der Elfe und er war außerdem viel zu alt für mich. Wir klopften an der Tür und sofort wurde die Tür geöffnet. Wir begrüßten uns mit einer Umarmung schon ehe ich hereingebeten wurde. Auch Rei durfte rein. Die Kinder zogen ihn sofort ins Spielzimmer. Das Haus war nicht überragend groß, doch für die Vier reichte es locker. Auch ich hatte mir ein Haus gekauft und wohnte dort zusammen mit Fenja und Rei.

„Und, schon die passende Frau für Rei gefunden?“, erkundigte sich Nina bei mir.

„Nö, noch nicht. Es ist so schwer eine Frau zu finden die er mag.“ Die Elfe seufzte laut. Zusammen gingen wir in die Küche.

„Schwierig. Solange er nicht an jemanden gebunden ist, wirst du kaum heiraten können.“ Ich runzelte die Stirn und trank einen Schluck.

„Wie meinst du das?“

„Du bist die Kommandantin der Stadtwache von Lumia. Du bist eine super starke Frau und hast massenhaft Verehrer von denen du nur nichts weißt.“

„So? Warum weiß ich nichts davon?“

„Weil ein gewisser Gestaltwandler sie immer verscheucht.“ Wir beide lachten und unterhielten uns über alles Mögliche. Dann kamen die Kinder und beendeten die Unterhaltung. Ich nahm mir vor Rei später darauf anzusprechen, wenn sich eine Gelegenheit ergab. Wir spielten bis es Zeit zum Abendessen wurde. Von Nina und ihrem Mann, der inzwischen heimgekommen war, wurden wir zum Essen eingeladen. Es war ein sehr schöner Tag. Als wir gingen wurde es bereits dunkel. Rei machte sich nicht mal die Mühe, die Vorwürfe zu leugnen. Darum durfte er auch an diesem Tag nicht mitkommen. Wenn ich mich auf den Weg machte um Peter und seine Freundin zu treffen. Die beiden führten eine ziemlich seltsame Beziehung. Der Zwerg war sehr vorsichtig aus Angst es wieder mit einem männlichen Gestaltwandler zu tun zu haben. Dementsprechend vorsichtig war er. Frieda war von seinem Verhalten alles andere als begeistert. Es nervte sie. Außerdem war sie zu Beginn etwas vorsichtig was unsere Freundschaft betraf. Sie verstand nicht wie ein Mann und eine Frau so gut miteinander auskamen ohne ein Verhältnis zu haben. Was sich, aber inzwischen auch wieder gelegt hatte und so kamen wir alle richtig gut miteinander aus. Ich beeilte mich die Taverne zu erreichen, wo ich bereits erwartet wurde. Schon komisch. Egal wie sehr ich mich beeilte, dieser Zwerg war immer vor mir da. Kai konnte nicht erscheinen, da er sich im Dienst befand. Schade eigentlich. Diese Gespräche zu viert oder zu fünft waren immer ganz lustig. Naja, zu dritt würde es auch ein schöner Abend werden. Plötzlich stürmten mehrere maskierte Männer den Raum.

„So wie es aussieht müssen wir unser Bier verschieben“, meinte Peter und hob seine Axt.

„Sieht so aus“, erwiderte ich grinsend. Unser Leben war nicht mehr so aufregend wie vor sieben Jahren, jedoch war es immer noch aufregend genug für meinen Geschmack. Zeit einen neuen Kampf zu gewinnen.
 

Violetta:
 

„Ich lebe schon seit sechs Jahren hier und im Grunde weiß ich so gut wie fast nichts über sie, Yamato. Bitte erzählt mir von eurer Vergangenheit“, bat ich ihn darum. Er zog sich einen Stuhl herbei und setzte sich zu mir.

„Nun gut. Wie mein Bruder besuchte auch ich damals die Militärschule und las mit großen Eifer die Berichte über die Vier Völker. Wir waren damals alles andere als begeistert darüber das sie frei und in Harmonie leben konnten während unsereins immer im Abseits waren mit der Angst behaftet ausgelöscht zu werden wenn wir uns offenbaren würden.

Mein Bruder uns ich gründeten einen Debattierklub, wo wir schon in der Schulzeit eine große Anhängerschaft besaßen. Dies kam durch Flugblätter worin wir unsere Ansichten verbreiteten.“ Er hielt inne und fuhr fort: „Dann geschah etwas was einen großen Umbruch verursachte. Durch einen Vulkanausbruch wurde fast unsere komplette Ernte vernichtet. Das geschah durch ungünstig Winde. Weil wir in Verborgenen lebten gab es niemanden an den wir uns wenden konnten. Da wir mit den Entscheidungen unserer Anführer unzufrieden waren führten wir einen Putsch durch. Nun an der Macht entschloss man die Vier Völker auszurauben um das zu holen was man zum Überleben brauchten und noch viel mehr. Ohne schlechtes Gewissen schoben wir jeweils dem anderen Volk die Schuld zu ohne selber ärger zu erhalten. Wie auch? Keiner wusste mehr etwas über uns. Zu groß war die Schande was was früher geschah.
 

Wir entdeckten die Legende des Steins der Macht wieder für uns.

Es gab zwar einige Agenten welche die Auserwählten beschatteten aber dass nur um Sicher zugehen dass sie die Steine nicht gegen uns verwendeten. Aus den anfänglichen Raubzügen entstand der Plan die Länder soweit anzustacheln sodass sie im Krieg die magischen Artefakte verwenden würden. Im diesen Moment wollten wir sie an uns reißen, doch unser Plan ging nicht so auf wie gedacht. Auch nachdem fast die ganze Königliche Elfenfamilie von uns ausgelöscht worden war.
 

Zu jenem Zeitpunkt stand ich noch ganz auf der Seite meines Bruders. Dies war bis zu dem Zeitpunkt wo wir in den Unruhen die Auserwählte der Menschen entführt und ins Elfenreich gebracht hatten. Sie flüchtete und was wir zum Leben brauchten besaßen wir.Ohne die Möglichkeit jene Kammer noch bald öffnen zu können wollte ich nur noch nach Hause zurück.
 

Ich wendete mich einem friedlicheren Weg zu. So war ich dafür verantwortlich dass die Zwerge sich vom Krieg zurückgezogen um damit das Ende des Krieges einzuleiten. Mein Bruder war alles andere als begeistern von diesen Plänen da sie nicht mit seinen vereinbar waren. Es gab einen Streit mit ihm sodass sich unsere Wege trennten. Mir folgten noch weitere Freunde welche meine Ansicht teilten. Trotz der davon schreitenden Jahre ließ ich meinen Bruder nie ganz aus den Augen. So merkte ich auch wie jener nach Jahren wieder Pläne schmiedete um die magischen Artefakte zu erhalten. Er begann mit der Suche, als er meinte, dass die Auserwählte der Menschen alt genug sei um ihre Kammer zu öffnen. Er heuerte Diebesbanden an um auch nach den anderen Auserwählten zu suchen. Zudem schleuste er wieder Agenten ein. Da er mich nicht vergessen hatte trug er Auftragsmördern wie Rei auf alle zu beseitigen welche versuchten seine Pläne zu vereiteln. Für ihn waren wir nur Verräter. Im Gegensatz zu meinen Bruder wusste ich wo die Auserwählten waren. Naja, bis auf den der Drachen. Ich schickte Beispielsweise meine beste Agentin Irina zu Arashi um sie zu beschützen, immerhin war sie die Tochter jener toten Frau welche mich zur Besinnung brachte.“ Er seufzte traurig.

„Eure Reise begann und ich war sehr besorgt als ich später erfuhr das Rei euch begleitete. Ich hielt mich immer im Hintergrund. Mittels eines Buches in Scire gab ich Arashi einen Hinweis. Das Werk stammte aus meiner persönlichen Sammlung über die Steine der Macht“, offenbarte er mir.

„Sie wusste also wie man damit Gestaltwandler enttarnt?“, fragte ich überrascht nach. Er nickte bedächtig.

„Jetzt bin ich schon seit sechs Jahren der alleinige Anführer der Gestaltwandler. Es gab noch einige Kämpfe wegen des Machtwechsels da nicht alle einverstanden waren mit dem Wechsel. Aber nun herrscht Ruhe. Dank euch haben wir so viel erreicht in den letzten Jahren“, bedankte er sich.

„Das war doch selbstverständlich“, erwiderte ich selbstbewusst.

„Findest du?“, meinte er gedankenverloren.

„Verratet mir. Wie habt ihr euch damals genannt?“, fragte ich wissbegierig.

„Nun am Anfang nannten wir uns ´Die Aufgeklärten´ weil wir glaubten alles zu wissen. Später hießen wir ´Die Befreier.´ doch dann wandte ich mich von ihm ab und nannte meine Gruppe ´Die Gerechten´. Im nach hinein war der Name doch recht anmaßend“, erklärte er verlegen

„Also hieß die erste Gruppe ´die Befreier´ und die zweite ´die Gerechten´?“

„Ja“, antwortete er knapp.

„Mama! Mama!“, rief jemand und ich erblicke meine kleine Tochter.

„Tut mir leid, aber sie wollte unbedingt zu dir“, entschuldigte sich mein Mann. Ich nahm meine Tochter in die Arme.

„Das macht doch nichts“, entgegnete ich gut gelaunt.

„Es ist schön dass wir nun so in Frieden zusammen leben“, bekundete Yamato.

„Ja, da gebe ich ihnen recht. Es ist nur schade dass ihr Bruder sowie Taishi dieses nicht miterleben können“, stimmte ich zu und wurde kurz traurig. Yamato sah mich mitfühlend an da auch er noch im Stillen trauerte.

„Mama, nicht traurig sein“, erklang die besorgte Stimme meiner Tochter. Unwillkürlich fing ich an zu lachen.

„Mach dir keine Sorgen. Wir haben uns. Da gibt es keinen Grund traurig zu sein“, beruhigte ich sie und kitzelte sie durch.

Eine Vereinbarung

Kapitel 41. Eine Vereinbarung
 

Arashi:
 

Sein Angriff traf mich vollkommen unvorbereitet. Es grenzte an ein Wunder dass ich ihn abwehren konnte. Offenbar hatte Logan nicht damit gerechnet und wich zurück. Diese Gelegenheit nutzte ich um vor diesen zu springen und ihn mit meiner eigenen Attacke weiter zurück zu drängen.

„Gib endlich auf“, knurrte der Krieger.

„Niemals. Ich kämpfe bis zum Schluss“, rief ich voller Selbstvertrauen. Das schien ihm nicht so zu gefallen, aber so leicht würde ich mich nicht geschlagen geben. Tatsächlich schaffte ich es aus dieser auf den ersten Blick brenzligen Lage ein Unentschieden heraus zu holen. Evelyn und ihr Bruder kamen uns entgegen und brachten Handtücher und etwas zu trinken mit. Obwohl es draußen noch ziemlich kühl war, fühlte ich den Schweiß der langsam meine Stirn hinunter tropfte.

„Du bist so stark“, rief meine inzwischen acht Jährige Nichte.

„Genauso stark wie Vater“, fügte ihr Bruder hinzu. Die Beiden strahlten mich an. Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und sah zu Logan der auch dazu kam.

„Du bist stark. Nicht mehr lange und ich kann mich nicht mehr mit dir Messen.“ Er lachte laut.

„Sie kommen heute, oder?“, fragte das kleine Mädchen aufgeregt. Ich blickte zum Himmel und lächelte.

„Ja, sie kommen heute. Dann lernst du endlich Violetta kennen. Wir sind schon sehr lange Freunde. Ich kann es kaum erwarten sie wieder zu sehen.“ In dem Augenblick kam Nina dazu um ihre Kinder abzuholen. Sie hatten sich nämlich heimlich davon geschlichen um beim Kampf zuzuschauen. Die Kleinen sollten eigentlich ihre Festkleidung anziehen, so wie Logan und ich. Für diesen Anlass trug ich die etwas feinere Kleidung. Was im Grunde auch keinen Unterschied machte, da sie durch den Kampf eh schon wieder verschmutzt war. Die Familie ging weg und ich blieb alleine auf dem Platz zurück. Ich machte ein paar Übungen als ein Fremder den Platz betrat. Er kam direkt auf mich zu. Bei näherer Betrachtung wurde mir klar, dass ich ihn schon mal gesehen hatte. Nur an seinen Namen konnte ich mich nicht mehr erinnern.

„Sei gegrüßt Arashi Gregory. Kommandantin der Stadtwache von Lumia“, begrüßte er mich und deutete eine leichte Verbeugung an.

„So und wer seit ihr?“, erkundigte ich mich dezent misstrauisch.

„Du hast mich also wirklich vergessen. Kein Wunder, als unsere Wege sich trennten warst du so viel jünger.“

„Moment. Bist du es Lysander?“, fragte ich erstaunt. Sein Grinsen verriet mir das ich recht hatte. Er hatte lange Zeit im selben Heim gelebt wie ich und war mit 14 abgehauen. Ich war damals 12 Jahre alt und verstand nicht warum er verschwunden war. Zur Sicherheit nutzte ich die Magie des Steins um zu testen wen ich vor mir hatte. Er war auf jeden Fall kein Gestaltwandler, so viel war schon mal klar.

„Dein Interesse am Kämpfen hat wohl niemals nachgelassen“, bemerkte er grinsend.

„So wie deine Neigung dazu völlig unwichtige Sachen festzustellen.“

„Ich bekenne mich schuldig. Ich wollte dich einfach wiedersehen.“ Wir redeten noch ziemlich lange. Es war schon spät als ich mich verabschiedete. Auf den Weg zur Taverne wo ich mit meinen Freunden treffen würde begegnete ich Rei.

„Du wirst ihn nicht verscheuchen. Denk an unsere Vereinbarung.“ Der Gestaltwandler nickte nur grimmig. Er hatte verstanden, wie wichtig es mir war. Zumindest hoffte ich es.
 

Violetta:
 

Es war eine lange Reise, die wir überwinden mussten um Lumia zu erreichen. Während ich schon abgestiegen war band mein Mann unsere Pferde an.

„Ich geh schon mal vor“, teilte ich ihm mit und schritt zum Waisenhaus wo ich schon von weitem Arashi entdeckte. Freudig kam ich dieser entgegen.

„Ist das ein neues Kind fürs Waisenhaus?“, fragte Arashi und sah sichtlich neugierig auf meine kleine Tochter die mit ihrer Menschenpuppe spielte.

„Also wirklich, bist du noch sauer auf mich?“, entgegnete ich gespielt empört und antwortete auf ihren irritierten Blick.

„Das ist meine Tochter Lily Arashi Rosental. Erzähl mal, hast du Rei geheiratet?“, horchte ich sie aus und sah mich nach dem Gestaltwandler um.

„Rei und ich heiraten? Wo denkst du hin“, antwortete sie kopfschüttelnd.

„Ist das Kind von einem Gestaltwandler?“, wollte sie von mir wissen. In diesem Moment kam Ferdinand herbei.

„Sicher nicht. Als Vater der Kleinen kann ich dir das versichern“, erklärte er und nahm meine Hand.

„Und woher soll ich das wissen?“, fragte diese eingeschnappt.

„Du Mama? Wer ist denn diese Tante da?“, wandte sich meine Tochter an mich und zupfte zaghaft an meinen Kleid.

„Das ist deine Tante Arashi von der ich dir erzählt habe“, erklärte ich ihr liebevoll.

„Tante Arashi?“, hakte die Kriegerin nach.

„Oma Arashi?“, rief meine Kleine erschreckt und versteckte sich hinter meinen Rücken als sie den verärgerten Blickte meiner alten Freundin bemerkte. Ich musste daraufhin herzhaft lachen, wie auch Peter, als er hinzu trat.

„Halt die Klappe, Zwerg“, schimpfte Arashi.

„Ach komm schon, Oma Arashi. Sei doch lieb zu meiner kleinen Lily.“

„Violetta?“, regte diese sich auf und drohte spielerisch mit ihren beiden Schwertern.

„Okay, okay. Es tut mir leid, aber weißt du was? Königin Wolkenmeer mag es sehr wenn meine Kleine sie mit Oma Rosie anspricht. Also nehme es ihr bitte nicht zu übel“, entschuldigte ich mich vergnügt für das Verhalten meiner sechs Jährigen Tochter.

„Oma Rosie hat mir diese Puppe geschenkt“, erzählte meine Tochter und zeigte sie stolz meinen Freunden.

„Sieh mal, Oma Arashi“, sagte sie und reichte diese an Arashi welche ihre Schwerter wieder weg gesteckt hatte. Peter musste sich offensichtlich richtig zurückhalten um nicht wieder in Gelächter auszubrechen.

„Ich bin doch viel zu jung um deine Oma zu sein“, erklärte Arashi ihr so ruhig sie konnte.

„Aber du bist doch mindestens 400 Jahre alt, Oma Arashi“, erklärte Lily eingeschnappt.

„Ich bin ein Mensch. Kannst du das nicht sehen? Sieh hier, runde Ohren. Ich bin doch erst 27 Jahre alt“, erklärte sie Verzweifelt. Lily sah sie groß an und stellte sich auf die Zehenspitzen um Arashis Ohren besser sehen zu können was ihr nicht recht gelang.

„Was, du bist so jung? Mama warum sieht das Kind da so alt aus?“, wollte sie nun von mir wissen und zupfte wieder an meinem Kleid.

„Ja, warum denn?“, fragte Peter gehässig. Plötzlich kam eine rothaarige Zwergin dazu.

„Da bist du ja, Peter“, begrüßte sie ihn.

„Hallo. Ich heiße Violetta Rosental und das sind mein Mann Ferdinand und unsere Tochter Lily. Darf ich erfahren wer sie sind?“, stellte ich meine Familie vor.

„Ich heiße Frieda Katzengold und bin seine Ehefrau.“

„Gratulation zur Hochzeit. Darf man erfahren wann ihr geheiratet hattet?“, erkundigte ich mich erfreut.

„Es war vor drei Jahren und ich kann sagen, es war frustrierend. Da hatte ich meinen Traummann gefunden und er traute sich über drei Monate nicht mich um eine romantische Verabredung anzusprechen. Ich musste ihn deshalb ansprechen. Das war so was von peinlich“, erklärte sie verärgert.

„Es hätte ja sein können das du in Wirklichkeit ein männlicher Gestaltwandler warst“, verteidigte sich Peter zaghaft.

„Hast du mir deshalb wochenlang mich mit diesen Drachenfrüchten gequält?“, erkundigte diese sich empört. Ich sah große Belustigung in Arashis Gesicht und Mitgefühl für Peter, welches ich nicht ganz nachvollziehen konnte.

„Ich war mir nicht ganz sicher. Aber als mein Bruder sagte, das er dich heiraten würde wenn ich mich weiter so ziere habe ich den Mut gefasst dich zu fragen ob du mit mir ausgehst. Ich musste mir aber ganz sicher gehen, also deshalb die Drachenfrüchte“, erklärte er uns verlegen

„Und es hatte auch lange gedauert bis er mir einen Heiratsantrag gemacht hatte oder mit mir das Bett teilen wollte“, schimpfte sie herum. Rei trat hinzu und meinte.

„Ich habe gehört das ihr ein Kind erwartet. Stimmt das?“

„Ja, das stimmt. Ich bin jetzt im dritten Monat schwanger“, erklärte uns die Zwergin glücklich. Auch Peter wirkte daraufhin sehr stolz. Ich merkte das wir nun fast wieder alle zusammen waren. Es fehlte nur noch Erim der gerade von seinem Ausflug zurück kam. Dieser brachte Fenja mit, die wie ich erfreut bemerkte, noch das Schwert meines Vaters bei sich trug.
 

Ende


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Das nächste Kapitel heißt: Der gemeinsame Weg in die Stadt Komplett anzeigen
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Das nächste Kapitel heißt: Die Versammlung der vier Königreiche Komplett anzeigen
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Ich hoffe euch hat die Geschichte gefallen. Die Folge Geschichte heißt: "Die Chroniken der Fünf" Komplett anzeigen

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