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Arcanum

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Überarbeitete Fassung: 26.12.2017 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Überarbeitung: Aufteilung Kapitel 1 in 3 Teile: 26.12.2017 Komplett anzeigen

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Antelogium

Aymeric galt als Revolutionär in ganz Rurí. Von dem Zeitpunkt an, an dem sein Vater im Krieg gefallen war und er zum Kaiser gekrönt wurde, tat er alles dafür, diesen zu beenden. Er war steht’s der Überzeugung, dass der Krieg keinen Sinn hatte und nichts weiter wäre als unnötiges Blutvergießen.

Mit 20 Jahren kam Aymeric an die Macht und war somit jüngster Regent des ganzen Kontinents. Doch er war um einiges einsichtiger und weißer als alle anderen. Ein genaues Gegenteil von seinem Vater und Großvater, die nur dafür lebten sich den gesamten Kontinent anzueignen. Noch dazu blieb er nicht alleine mit der ganzen Verantwortung, die mit der Krönung einhergingen. Ein enger Vertrauter stand ihm immer mit Rat und Tat als sein offizieller Berater zur Seite.

So pazifistisch wie er veranlagt war, bekam dies sein gesamtes Herrschaftsgebiet am Tage seiner Krönung zu spüren. Die Hälfte seiner Soldaten wurde von den Schlachtfeldern abgezogen. Nur noch vereinzelte Truppen blieben zurück unter dem Kommando einer Spezialeinheit. Eine Spezialeinheit aus anfänglich zehn Personen, die kurz vor Aymerics Krönung gegründet wurde. Zum Schutz des eigenen Volkes. Im Laufe der Jahre stieg die Anzahl der Mitglieder, der Spezialeinheit, auf 22 Personen an. Darunter Aymerics Berater, wie auch dessen Schwester, die als Kopf der Einheit fungierte.

Es dauerte fast fünf Jahre, bis der Krieg sein Ende fand.

Aymeric wollte Rurí stets so bewahren wie er es aus Erzählungen von seiner Großmutter kannte. Voller Leben, Freude und Freundschaft unter den verschiedenen Herrschaftsgebieten. Dies erfuhren die anderen Regenten jedoch erst im Laufe eines Umschwungs, den Aymeric mit den Verhandlungen eines Friedensvertrages in Gang setzte.

Doch selbst damit war die schreckliche Zeit in Rurí nicht vorbei. Es kam schlimmer als man sich ausmalen konnte. Denn Aymeric selbst war Verursacher schwerwiegender Angelegenheiten, die Kräfte entfesselten, die niemals erweckt werden sollten.

Krieg

Furchen zogen einen Weg durch das Schlachtfeld. Von der Flora war kaum mehr etwas zu erkennen. Nur vereinzelt waren noch Gräser oder gar kleinere Blumen zu erkennen, die jedoch zu gleich platt getrampelt wurden. Zwei Jahrzehnte andauernder Krieg hinterlassen ihre Spuren. Die gigantische Schlucht Origo, in der Mitte des Kontinents Rurí, war nur ein Schauplatz an welchem täglich mehrere Schwerverletzte abtransportiert wurden. Mit insgesamt fünf Gebieten des Kontinents führte ein einziger Herrscher Krieg. Keiner mehr wusste genau worum es dem damaligen Kaiser überhaupt ging, es war nur noch ein Krieg um sein Ansehen zu wahren.

Vor über 20 Jahren hatte der damalige Kaiser von As’lihan diesen Krieg angefangen und heute sollte der Grundstein für sein Ende gelegt werden. In die Hauptstädte jeder beteiligten Gebiete wurde ein Bote entsandt, der zu Friedensverhandlungen auf dem Grund von As’lihan einlud. Noch kam nichts auf dem Schlachtfeld an und die Soldaten waren alle am Ende ihrer Kräfte, doch die Armee von As’lihan hatte Anweisungen erhalten sich nicht mehr ins Gefecht zu stürzen und das Einzige was sie tun sollten war ihre Stellungen zu verteidigen. Die Befehlshaber der jeweiligen Truppen schickten ihre Soldaten von dem Schlachtfeld und so blieben an allen Stellen nur noch die Befehlshaber auf dem Schlachtfeld. An jeder Front hielten zwei Personen mit besonderen Fähigkeiten die gegnerischen Truppen auf Abstand. Sie begaben sich jedoch nicht ins Gefecht, denn sie verteidigten nur ihre Stellung und dies fiel ihnen leichter als man annehmen würde. An fünf Fronten mussten die Befehlshaber von As’lihan dafür sorgen, dass das Abschlachten langsam ein Ende fand.

Da Ana’hit direkt neben As’lihan liegt und die Hauptstädte die kürzeste Distanz zueinander haben, kam der Bote dort zuerst an und eine frohe Kunde wurde zurück nach As’lihan entsandt. Es dauerte einige Zeit, bis die Nachricht auf das Schlachtfeld drang, doch von da an musste die Stellung an Ana’hit nicht mehr aktiv verteidigt werden. Zur selben Zeit, als der Befehl an das Schlachtfeld um Ana’hit dran, kamen Boten in den Hauptstädten von Meri’dian, Aegis und Au’tris an. Auch von dort gingen die Boten mit froher Kunde zurück nach As’lihan. In Holos kam der Bote aus As’lihan zu Letzt an. Auch hier wurde frohe Kunde zurück in den Süden nach As’lihan geschickt.

Von den Schlachtfeldern wurde nach und nach der Großteil abgezogen, nur vereinzelt blieben einige Soldaten zur Grenzüberwachung zurück. Der Kaiser von As’lihan hatte eine Nachricht an seine Soldaten entsandt, dass alle freigestellt seien und zurück zu ihren Familien durften. 22 Personen blieben auf den Schlachtfeldern. Die Spezialeinheit von As’lihan. 22 Personen mit besonderen Fähigkeiten, die die gesamten Armeen der anderen Gebiete mit Leichtigkeit vernichten könnten. 22 Personen, in die der Kaiser von As’lihan sein vollstes Vertrauen hatte.

Wochen vergingen in denen die Soldaten an den Grenzen unter Spannung standen und in denen in Lihan, der Hauptstadt von As’lihan, die Herrscher der Kriegsgebiete zusammen kamen um über ein Friedensabkommen zu verhandeln. Die Verhandlungen verliefen relativ schnell, da der Kaiser von As’lihan allen ihr ursprüngliches Land, welches von As’lihan erobert worden war, zurückgeben wollte. Er war den Krieg leid und konnte es nicht weiter mit ansehen, wie immer mehr Menschen ihr Leben gaben. Er verzichtete auf alles, damit erneut Frieden auf dem Kontinent einkehren sollte. Da der Krieg von dem Großvater des derzeitigen Kaisers angezettelt worden war gab es für die Herrscher der anderen Gebiete keinen Grund nicht darauf einzugehen. So kam es, dass die Herrscher von As’lihan, Novalis, Meri’dian, Aegis, Ana’hit, Au’tris und dem Bündnis von Holos und Sha’sur ihre Unterschrift unter einen Friedensvertrag setzten. Die vier Herrschaftsgebiete, Igna, Sig’esey, Ai’los und Korin, im Norden von Ruri blieben außen vor, da sie bisher noch nicht in dem Krieg beteiligt waren. Jedoch wurde nach Unterzeichnung des Vertrages auch dorthin jeweils ein Bote geschickt, um die dortigen Herrscher über den derzeitigen Stand der Dinge zu informieren. Der Kaiser von As’lihan wollte mit keinem der Gebiete jemals mehr einen Krieg führen.

So kam es, das einige Tage nach der Unterzeichnung, alle Soldaten abgezogen worden und in Lihan Vorbereitungen für eine Feierlichkeit zu Gunsten des Friedensvertrages stattfanden.

Feier

In den Straßen von Lihan wurde fröhlich gesungen und getanzt. Heute war der Tag gekommen, an dem die Feier der Unterzeichnung des Friedensvertrages stattfand. Auch die Herrscher der nördlichsten Gebiete, Igna, Sig’esey und Ai’los waren gekommen, da sie ebenfalls unter dem Friedensvertrag ihr Siegel platzieren wollten. Schon früh morgens ging es in dem Palast los. Heute waren alle noch vor Sonnenaufgang aufgestanden um alles bis zum Morgengrauen fertig zu haben. Mit einem ausgiebigen Frühstück wurden die ganzen Gäste im Palast für den Tag gestärkt. Bis zum Mittag war der Festsaal auch soweit und die Feierlichkeiten konnten offiziell beginnen. Da von den anderen Gebieten hauptsächlich die Herrscher mit ihren Beratern anwesend waren, tummelte sich mehr das Volk von As’lihan, welchem die Tore des Palastes heute offen standen, in dem großen Festsaal.

Jonas, König von Meri’dian, unterhielt sich mit Tacdar und Heikki, den Königen der Gebiete Holos und Sha’sur. Alle drei sind in ihren Vierzigern und somit die ältesten der gesamten Regenten. Freek, Darkan und Baldassare, Regenten der nördlichsten Gebiete, kennen sich schon seit Ewigkeiten und verhielten sich auch genauso. Zusammen mit Conrí, König von Au‘tris und Naresh, König von Ana’hit, bilden sie vom Alter in ihren Dreißigern, die mittlere Fraktion. Conrí und Naresh lachten gemeinsam mit Suresh, dem Regent von Aegis. Nur Aldrin, König von Novalis, konnte heute nicht in As’lihan sein. Doch da er mit dem Kaiser von As’lihan verwandt war, störte sich daran niemand.

Nur Aymeric, Gastgeber und Kaiser von As’lihan, wirkte schon den ganzen Tag etwas besorgt und angespannt. Doch keiner traute sich ihn darauf anzusprechen. Erst in den frühen Abendstunden, als die große Tür des Saales abrupt durch einen Windstoß aufgeschlagen wurde, hellte sich seine Mine auf. Der komplette Saal verstummte bei dem Knall, den die Türen verursachten, als sie an die Wand schlugen und blickte neugierig zu dieser. 22 Personen in einheitlicher royal blauer Uniform standen dort. An vorderster Front die einzig weibliche Person unter den 21 Männern. Ihre blauen Augen funkelten, ihre langen roten Haare waren in einem hohen Pferdeschwanz gebunden und schwangen hin und her, als sie fröhlich in den Saal hüpfte. Direkt hinter ihr waren zwei Männer mit dunkelblonden Haaren, die ihren Kopf schüttelten. „Aleph, wieso ist Ava so?“, wollte der eine von dem anderen Wissen. Aleph gab zur Antwort, dass sie nicht mal die schlimmste sei, sondern Shin noch schlimmer wäre. Wie auf Abruf, rannte einer der Männer, mit schwarzen Haaren und grünen Augen, Ava hinterher und brüllte fröhlich den gesamten Saal zusammen, dass sie wieder hier wären. Aleph schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. „Siehst du, Milan“, meinte Aleph während er sein Gesicht hinter seiner Hand vergrub. Hinter Aleph und Milan lachte eine Person mit schwarzen Haaren und braunen Augen auf. Er legte den Beiden vor ihm seine Arme um die Schultern und schob seinen Kopf zwischen ihren Schultern hindurch. „Wir haben doch wohl ein Empfangskomitee verdient“, mit diesen Worten ließ er die Beiden wieder los und rannte Shin nach. Daraufhin gab Milan zu Bedenken, dass Samech nicht ganz unrecht hatte und schritt langsam in den Saal. Nach einem kurzen Kopfschütteln schritt auch Aleph voran und die Männer die noch hinter ihm standen taten es ihm gleich.

Ava ging auf Aymeric zu und sprang ihn förmlich an. Er schlang seine Arme um ihre Taille und drückte sie fest an sich. Da er etwa einen ganzen Kopf größer war als sie, legte er seinen Kopf auf ihrem ab, während sie sich an seine Brust schmiegte. „Wir sind wieder da“, murmelte sie und ein sanftes Lächeln breitete sich in Aymerics Gesicht aus. "Ich muss dir später etwas zeigen“, flüsterte er ihr zu, bevor er ihr einen Kuss auf den Kopf drückte und sie sich gegenseitig los ließen. Ava sah für einen Augenblick in seine braunen Augen, bevor sie sich neben ihn stellte und merkte, dass ihre ganze Truppe vor ihnen stand und auch die Blicke der Gäste auf ihnen lagen. Aymeric ergriff die Chance und hielt eine kleine Ansprache, darüber warum sie sich heute hier versammelt haben und das alle vollkommen ungezwungen feiern sollten. Daraufhin mischte sich Aymeric unter seine Spezialeinheit und sprach zuerst mit Aleph und Milan, die Beide fast einen Kopf größer waren als er. Danach richtet er sich an Shin, der ihm aber keines Wegs Gehör schenkte und viel lieber Ava zum Tanz aufforderte. Mit tödlichem Blick sah Aymeric zu Shin und Ava, die sich gemeinsam lachend auf die Tanzfläche begaben. „Auch wenn er sie so ansieht wie du, sieht sie keinen sonst so an wie dich“, erklang eine gelassene Stimme hinter Aymeric. Er drehte sich zu der Stimme und sah zu Klemenz auf, der einen halben Kopf größer war als er selbst. Klemenz sah mit seinen braunen Augen zu Ava und Shin und fuhr sich mit seiner rechten Hand durch sein braunes Haar, bevor er Aymeric ein Lächeln schenkte und ihm gratulierte. Aymeric sah verwirrt zu Klemenz und drei weitere Mitglieder der Einheit wollten von Klemenz wissen, was er meinte. Während Aymeric sich von Klemenz entfernte und sich zu einer Person mit schwarzen Haaren gesellte, wurde Klemenz von den Dreien mit Fragen durchlöchert. „Müsstet ihr nicht schon ins Bett?“, gab Klemenz nach einer Weile genervt von sich und blickte die drei Jungen, die alle einen Kopf kleiner waren als er, genervt an. Zwei der Jungen hatten dunkle Haare und grüne Augen. Sie zeigten Beide auf den anderen Jungen und meinten, dass der Blondschopf der Jüngste sei und deshalb als erstes ins Bett müsse. Klemenz und Vidal schauten die Beiden Verräter an. „So wie sich Resch und Cormac verhalten sind die niemals zwei Jahre älter als du“, meinte Klemenz zu Vidal und entfernte sich von den Dreien.

„Darf ich mir Dalius kurz ausleihen?“, ertönte Avas Stimme und noch bevor einer etwas sagen konnte, packte sie Aymerics Gesprächspartner am Arm und zog ihn hinter sich her. Aymeric sah ihnen hinterher und erkannte, dass Ava Dalius wohl mit jemandem verkuppeln wollte. Seufzend gesellte sich Aymeric zu denjenigen der Einheit, die es sich auf einer Bank mit Alkohol in ihren Bechern bequem gemacht hatten. Aymeric unterhielt sich mit zweien, die braune Haare und Augen hatten. Er wollte von Beiden wissen, ob sich ihr Verhältnis gebessert hätte. Zadi blieb daraufhin stumm, doch Ajin sprach als gäbe es zwischen ihnen nichts auszusetzen. Alle die Ajin gehört hatten fingen an laut loszulachen. Jeder wusste, dass Zadi absolut nichts von Ajin hielt. Selbst Aymeric musste leicht darüber schmunzeln, wie naiv Ajin doch war.

Auch wenn es ungewöhnlich war, lag Aymeric viel an den Leuten in seiner Spezialeinheit und betrachtete sie alle wie seine Familie. Daher war es auch nicht ungewöhnlich, dass er die meiste Zeit des Abends bei ihnen saß und mit ihnen ungezwungen lachte. Alles war vergessen und nur der Augenblick war was zählte. Doch als Aleph und Milan anfingen über Ava zu sprechen wurde Aymeric wieder bewusst, dass er noch etwas vorhatte. Aymeric suchte in der Menge nach Ava und verabschiedete sich vorerst von dem Rest, der noch an Ort und Stelle saß.

Aymeric ging auf Ava zu, die mit Shin gemeinsam herumalberte. Er gesellte sich zu den Beiden und wollte wissen was sie trieben und Ava meinte zu ihm, dass es ein Geheimnis sei. Aymeric nahm es hin wie es war, sie wollten es ihm nicht sagen, also war es ihm schlichtweg egal. Er sah kurz zu Shin, dann zu Ava und bat sie mit ihm mitzukommen. Sie nickte und Aymeric machte sich schon auf den Weg den Saal zu verlassen. Ava entschuldigte sich noch fix bei Shin, bevor sie Aymeric folgte. Shin sah es gelassen, immerhin war Aymeric ihr Kaiser.

Ava & Aymeric

Ava folgte Aymeric bis in den kleinen Rosengarten, der an den westlichen Flügel des Palastes grenzte. Aymeric blieb für einen Moment stehen, drehte sich zu Ava um und streckte ihr seine Hand entgegen. Ohne groß darüber nachzudenken, ging sie rasch auf ihn zu und legte ihre Hand in seine. Er blickte kurz auf ihre Hand, bevor er sie mit seiner umschloss. Aymerics Gesicht strahlte vor Freude und so tat es Avas nach einem kurzen Augenblick auch. Sie sahen sich tief in die Augen und das einzige was sie gegenseitig in ihren Augen sehen konnten war pure Freude.

Aymeric wandte sich wieder ab und fing an weiter zu laufen. Er zog Ava mit sich mit, die ihm erst etwas unbeholfen hinterher stolperte, bis sie sich an seine Geschwindigkeit angepasst hatte.

Sie liefen eine Weile durch die Parkanlage und entfernten sich immer mehr von dem Palast. Es wurde dunkler um sie herum, da es hier keine Lichter gab und einzig der Vollmond ihnen ab und zu den Weg erhellte, sofern er nicht gerade von einer Wolkenwand versteckt wurde. In ihren Rücken waren die Lichter des Palastes nur noch schemenhaft zu erkennen und bildeten mehr eine einzige Lichtquelle als viele Einzelne. Langsam fragte sich Ava was Aymeric vorhatte, denn es war ungewöhnlich, dass er sowohl seine eigene Veranstaltung verließ, als auch sich so weit in die Dunkelheit begab.

Plötzlich blieb Aymeric stehen und blickte nach oben, als er ihr sagte, sie solle die Versiegelung lösen, verstand Ava nicht was er wollte. Ava blickte zu Aymeric und danach in die Leere, die Dunkelheit, die sich vor ihnen erstreckte. „Dein Bruder hat hier einen Siegelungszauber gewirkt. Es ist Jahre her, seit meiner Krönung war ich nur noch selten hier.“ Erneut blickte Ava zu Aymeric, was ihr diese Worte weiter helfen konnten war ihr nicht klar. Doch Aymeric streckte eine Hand aus, welche hinter einer unsichtbaren Mauer zu verschwinden schien. Erneut sah Ava vor sich in die Dunkelheit und tat dasselbe wie Aymeric. Sie streckte ihre rechte Hand aus. Doch anders als seine wurde ihre nicht von etwas ungewissen verschluckt, doch sie spürte, dass etwas nicht normal war. Sie spürte die Kräfte ihres Bruders. „Der Bereich dahinter ist nur mir zugänglich“, fing Aymeric erneut an und schenkte Ava ein Lächeln, die ihren Blick erneut auf ihn gerichtet hatte. Sie nickte ihm zu und schloss ihre Augen. Sie zog ihre Hand ein wenig zurück, sodass sie die Kraft ihres Bruders nur noch an ihren Fingerspitzen spüren konnte. Ihre linke Hand fing an weiß zu leuchten, sie ballte diese zur Faust und schlug abrupt in die Leere. Ein Lichtstrahl durchfuhr die Landschaft die sich vor ihnen erstreckte. Wie einen Spiegel in dem sich einige Risse einen Weg durchbahnen, war die Landschaft von diesem Lichtstrahl gespickt. Als Ava ihre Augen wieder öffnete und ihre Hände von der Leere nahm, begannen die Lichtstrahlen kurz aufzuleuchten und die Illusion verschwand.

Ein karger Boden mit einigen Kratern erstreckte sich vor ihnen. Einige Meter von ihnen entfern stand ein hoher Turm, auf welchen sich Aymeric zu bewegte. Avas Blick lag noch auf dem Boden, als sie langsam einen Schritt vor den anderen setzte. „Was ist hier passiert?“, sprach sie zögerlich ihre Frage aus und Aymeric antworte nur mit einem schlichten ‚nichts‘, als wäre ihm nicht aufgefallen wie sich der Boden von dem anderen unterschied.

Vor der Tür des Turmes wartete Aymeric bis Ava zu ihm aufgeschlossen hatte. „Keine Fragen“, meinte er, als er die Tür öffnete und hinein schritt. Ava folgte ihm schweigend. Es war schwer etwas zu erkennen, da es keine Lichtquelle gab und der Mond nur durch einige wenige kleine Fenster scheinen konnte. Eine große Wendeltreppe führte an der Wand entlang nach oben. Während Aymeric schon die ersten Stufen hinauf gegangen war, stand Ava noch in der Türschwelle und sah sich um. Es schienen einige Bücherregale in dem Raum zu stehen, welche schon unter Spinnenweben verborgen wurden. Aymeric rief nach Ava und so setzte sie sich in Bewegung und fing an die Treppe hinauf zu steigen.

Nach einer Weile kam Ava auf einer Zwischenebene an. Dort erblickte sie sowohl einen Flügel als auch einen Schreibtisch, auf welchem einige Bücher lagen. Jedoch, anders als im Eingangsbereich schien hier alles frei von Spinnweben zu sein. Bevor Ava den Mund aufmachen konnte um sich zu erkundigen was das hier sei, erinnerte sie Aymeric daran, dass sie keine Fragen stellen sollte. So ging sie weiter die Treppenstufen hinauf.

Während sie sich die Treppenstufen hinauf quälte wollte sie von Aymeric wissen, weshalb sie sich das antuen musste. Er gab ihr nur zur Antwort, dass es sie erfreuen würde. Nicht begeistert von seiner Antwort, ging sie leise fluchend weiter.

Kurz bevor sie oben ankam, meinte sie zu Aymeric, dass sie ihn umbringen würde. Obwohl sie es eher zu sich gesagt hatte, erreichte es dennoch sein Gehör und er fing an darüber zu lachen. Auf die Bemerkung, dass er ihr dabei behilflich sein könnte, bekam er einen bösen Blick von ihr, als sie auf die Aussichtsplattform an der Spitze des Turmes schritt. Eine kleine Mauer von etwa 70 Zentimeter Höhe umgab die gesamte Plattform, an welche Ava schnell ran schritt und in die Ferne blickte. Sie konnte über ganz As’lihan blicken, auch wenn es dunkel war konnte man durch den Vollmond einiges erkennen. Besonders die Lichter der Siedlungen in der Ferne stachen hervor und gaben der ganzen Aussicht eine friedliche Ruhe. Solch einen Anblick über das Kaiserreich hatte sie selten gesehen und ihre Augen fingen an vor Begeisterung zu strahlen. Für solch einen Ausblick hatte sich das ganze Treppen steigen wirklich gelohnt. „Danke“, murmelte sie und blickte nach links, wo sich Aymeric rücklings auf die Mauer gesetzt hatte und sie mit einem Lächeln beobachtet hatte. „Du bist zu leicht zu begeistern“, neckte er sie und schweifte mit seinem Blick ebenfalls kurz über die Lichter in der Ferne.

Ava erfreute sich noch eine Weile an den Lichtern, während Aymeric seinen Blick auf sie gerichtet hatte.

Dann wollte sie von ihm wissen, weshalb er sie hier hoch gebracht hatte, denn allein wegen der Aussicht konnte das nicht sein. Während sie zu ihm blickte, wandte er seinen Blick dem Boden vor seinen Füßen zu. Er schien darüber nachzudenken, wie er am besten anfangen sollte. Nach kurzer Zeit fing er dann erst einmal an ihr Recht zu geben, dass er sie nicht nur der Aussicht wegen hier her gebracht hatte. Daraufhin folgte eine kurze Pause, in der er seine Gedanken ordnete. „Du warst immer an meiner Seite. Von dem Tag an, an welchem ich dich und Aleph in dem Wald getroffen hatte“, fing er an und Ava legte ihren Kopf etwas schief und sah ihn leicht verwirrt an. Ava dachte darüber nach, wie sie Aymeric schon seit knapp 16 Jahren betrachtete. Als einen Freund, der ihr genauso zur Seite gestanden hatte wie sie ihm. Damals war es ein Schock für sie gewesen, als sie heraus gefunden hatte, dass er der zukünftige Kaiser von As’lihan sein würde. Doch ihre Freundschaft hat darunter nie gelitten, sie hatte ihn nie als solchen wahrgenommen. Er war stets ein zweiter Bruder für sie gewesen.

Als Ava noch dabei war ihre Gedanken zu ordnen, stand Aymeric von der Mauer auf und ergriff ihre Hand. Sie blickte zu ihm auf, als er ihren Namen flüsterte und in dem Moment als sich ihre Augen trafen, machte Aymeric vor ihr einen Kniefall. Noch bevor Aymeric etwas sagen konnte weitete Ava ihre Augen vor erstaunen.

„Hiltja Ava Taw… Ava. Ich möchte meine Zukunft mit dir gestalten, wie wir auch schon unsere Vergangenheit gemeinsam gestaltet haben. Darum bitte ich dich, bleib auch noch die Stunden, die wir getrennt voneinander sind, an meiner Seite und werde meine Frau."

Es liefen einige Tränen über ihre Wangen und sie fing an den Kopf leicht zu schütteln. Als sie einen Schritt zurück machte, ließ er ihre Hand los und blickte sie leicht verwirrt an. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und fing dann sanft an zu nicken. Als sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete und sie ein leises 'Ja' von sich gab, sprang Aymeric auf und nahm sie in die Arme.

Als sie dabei waren ihr Versprechen durch einen Kuss zu besiegeln, nahmen sie Alephs aufgebrachte Stimme aus der Ferne wahr. Beide drehten ihre Köpfe zu der Richtung aus der sie seine Stimme hörten und sahen eine dunkle Gestalt durch die Dunkelheit laufen. Aymeric gab Ava einen Kuss auf die Wange, von welchem sie total überrascht wurde und rasch ihren Kopf wieder zu ihm drehte. „Lass uns den schnellen Weg hinunter nehmen“, gab er leise von sich und nahm Ava noch im selben Moment brautmäßig hoch. Sie schrie kurz auf, als sie den Boden unter ihren Füßen verlor, blickte dann aber zu ihm hinauf. Aymeric hatte sich mittlerweile auf die kleine Mauer gestellt und schwarze schimmernde Flügel hatten sich an seinem Rücken gebildet. Er sah kurz mit einem Lächeln zu ihr, bevor er einen Schritt nach vorne machte und hinunter glitt. Sie hatte ihre Arme um seinen Hals geschlungen um sich an ihm festzuhalten. In Windeseile hatte Ava wieder festen Boden unter ihren Füßen und die Flügel an Aymerics Rücken lösten sich Feder für Feder auf. Ava und Aymeric blickten sich tief in die Augen und Aymeric näherte sich ihr etwas, als Aleph plötzlich Aymeric eine Hand auf die Schulter legte. „Shin hat spitz bekommen, was ihr hier getrieben habt.“

Sowohl Aymeric als auch Ava sahen etwas grimmig zu Aleph, der etwas außer Puste zu sein schien. Kurz darauf wurde Ava bewusst, was ihr Bruder soeben von sich gegeben hatte und hakte nach, was es mit der Aussage auf sich hatte. Aymeric hatte keine Lust auf eine Diskussion mit ihr und ging davon, während er Aleph viel Glück wünschte und ihn bat einen neuen Zauber auf das Gebiet um den Turm zu wirken. Etwas verlegen kratzte sich Aleph am Nacken, während er von Ava einen bösen Blick erntete. Doch im nächsten Moment zuckte Ava gelassen mit den Schultern und meinte, dass er hier noch etwas zu tun hätte, während sie sich von ihm wegdrehte und einige Schritte davon ging. Aleph sah ihr verwundert nach, bis sie sich umdrehte und in das Gras setzte. „Du kannst es mir ja erklären, sobald du mich zu ihnen begleitest“, gab sie mit einem schelmischen Lächeln von sich und gab ihm mit einer Handbewegung zu verstehen, dass er seiner Arbeit nachgehen könnte. Kurz verdrehte Aleph seine Augen, machte sich dann aber daran einen neuen Zauber um den Turm zu wirken.

Er nahm etwas Erde in die Hand und stellte sich auf das Gras, wo sich der karge Boden mit der saftigen Wiese traf. Er murmelte etwas vor sich hin, bevor er die Erde, welche nun wie kleine Glühwürmchen zu leuchten schien, aus seiner Hand hinunter rieseln ließ. Als die leuchtende Erde komplett aus seiner Hand verschwunden war und erneut auf dem Boden lag, verschwand der karge Boden und der Turm erneut hinter einer Fassade, die die Landschaft unweigerlich fortführte. Ava stand auf und war erstaunt darüber, wie schnell Aleph solch einen Zauber vollziehen konnte. Aleph meinte nur, dass es selbst für Meister der Zauberkunst, wie sie und ihn, noch immer vieles zu lernen gibt. Nicht sonderlich begeistert über seine Aussage, fing sie wieder damit an wissen zu wollen was es mit Aymeric und Shin auf sich hatte.

Während sie sich auf den Rückweg zum Palast begaben, erklärte Aleph ihr, dass fast die komplette Einheit wusste, was Aymeric sie vorhin gefragt hatte. Scherzhaft gab er noch den Kommentar hinzu, dass sie sogar Wetten abgeschlossen hatten, wann Aymeric es endlich tun würde, da er es schon länger vor gehabt hatte. Über diesen Kommentar war Ava nicht sonderlich begeistert und wollte wissen ob sie wirklich die Einzige war, die nichts davon gewusst hatte. „Eine Handvoll, inklusive Shin, wurde unwissend gelassen“, fing Aleph an zu erklären, „wobei man dazu sagen muss, dass der Großteil es nur per Zufall heraus gefunden hatte. Aymeric hatte es zuerst nur Milan und mir anvertraut.“ Als Ava dann wissen wollte, was es mit Shin auf sich hatte, meinte dieser nur, dass sie es selbst herausfinden sollte. Aleph wusste das sich die Truppe auf das Trainingsgelände zurückgezogen hatte, also gingen sie zu diesem. Jedoch lies Aleph seine Schwester darüber im Unklaren, weshalb sie sich dorthin begaben. So nörgelte sie etwas herum und versuchte aus ihm heraus zu bekommen, weshalb sie sich zum militärischen Trainingsgelände begaben.

Nachdem der Klang zweier aufeinander prallende Klingen zu vernehmen war, meinte er, dass sie sich selbst anschauen sollte, was hier stattfand.

Sie liefen ein kurzes Stück, bis sie an die Stelle kamen, an der Fackeln in den Boden gesteckt waren und Aymeric den langsamen Schwerthieben von Shin ausweichte. Die anderen Männer die zur Einheit gehörten hatten sich etwas abseits auf den Boden gesetzt, tranken ihren Alkohol und feuerten sowohl Aymeric als auch Shin an.

"Mehr hast du nicht drauf?", provozierte Aymeric seinen Gegner grinsend.

"Bewech disch... nisch sooooo... viiel.", ertönte die Stimme von Shin.

Nachdem sie die Situation kurz beobachtet hatte, schlug sich Ava eine Hand vor den Kopf. „Wie alt sind die Beiden? Vier?“, sprach sie die erste Frage aus, die ihr in den Sinn kam. Aleph neben ihr zuckte nur mit den Schultern und meinte zu ihr, dass sie ja unbedingt hier her wollte. Er war dabei sich umzudrehen und zu verschwinden, als er von ihr am Handgelenk gepackt wurde. Finster sah sie ihn an und gab ihm den Befehl, das Spektakel hier zu beenden. Sein Blick schweifte über die Gesichter der hier anwesenden. Er gab zu bedenken, dass sich Aymeric ja selbst darauf eingelassen habe und das nicht verhindert hatte. Ihm kam es so vor, als hätten alle beteiligten sichtliche Freude daran. Nach seinen Worten Blickte sich Ava abermals um. Die betrunkene Meute am Boden lachte gelassen und selbst Aymeric schien keineswegs besorgt oder angespannt. Nur Shin schien aus der Reihe zu fallen, mit seinem ernsten Gesichtsausdruck. Aleph riss sich von ihr los und meinte zu ihr, dass er jetzt gehen würde. Doch noch bevor er einen Schritt machen konnte wollte sie von ihm wissen worum es eigentlich ging. Seufzend legte er eine Hand auf ihren Kopf und meinte, dass es um sie ginge, aber wenn sie mehr erfahren wollte, sollte sie die Beiden Streithähne fragen. Damit entfernte er sich einige Schritte und lief Richtung Tor zurück.

Ava wollte sich das Ganze noch ein wenig anschauen, bevor sie etwas unternahm und ging auf die Männer zu, die am Boden hockten. Als diese sie bemerkten wurde sie freudig und lautstark begrüßt. Milan packte sie an der Hand, zog sie zu sich hinunter und legte dann seinen Arm um ihre Schultern. Als Aymeric und Shin, das Gebrüll der Männer wahrnahmen, blickten sie Beide zu ihnen und entdeckten Ava mitten drin. Shin stürmte auf Milan zu. „Fffoooten weg, Milan!“, brüllte er und hielt die Spitze seine Klinge an Milans Kehle. Dieser nahm sofort den Arm von Ava weg und hob seine Hände hoch. Im selben Moment drückte Aymeric seine Klinge in Shins Rücken und meinte, dass er nun gewonnen hätte. Rasch drehte sich Shin um und widersprach ihm.

"Shin ist der Meinung, Aymeric sei kein guter Partner für dich und will dich ihm nicht überlassen", erklärte Milan, als er Avas verwirrten Blick bemerkte.

Noch bevor Ava etwas dazu sagen konnte fing Shin an herumzubrüllen, dass ihr Bruder sie nicht gut genug behüten würde und er diese Rolle eben übernahm.

"Ihr Bruder hat nichts gegen Aymeric, so wie du!", ertönte Alephs Stimme aus der Dunkelheit und alle Männer fingen an zu lachen. "Du überlässt sie einfach so, solch einem Möchtegern Prinzen?", schrie Shin in die Dunkelheit, da er Aleph nicht sehen konnte. Aymeric gab daraufhin kurz zu bemerken, dass er das mal überhört haben wolle und Alephs Stimme erklang erneut, mit der Bemerkung, dass er nur einen sehe, der geeigneter wäre. Woraufhin Shin stolz den Kopf erhob, in der Hoffnung er sei in Alephs Sicht doch besser als Aymeric. Doch sein Stolz wandelte sich schnell in Groll um, als er Milans Namen von Alephs Stimme vernahm. Und erneut wurde Milan die Klinge an den Hals gehoben. Dieser grinste nur und provozierte Shin mit der Aussage, dass er einfach nur kindisch sei. Bevor alles nun aus den Fugen geriet sprang Ava auf, nahm Shin das Schwert aus der Hand und verlangte das von Aymeric. Sie sprach ein Machtwort aus, dass es für heute genug sei und alle in ihre Zimmer verschwinden sollten. Ohne großes Gemecker nahmen die Männer ihre Sachen in die Hand und liefen los Richtung Palast. Milan und Aymeric blieben vorerst bei Ava stehen und blickten der Meute hinterher wie sie langsam in der Dunkelheit verschwand. Sie drückte Milan die beiden Schwerter in die Hand und bat ihn diese mitzunehmen. Als Milan sich auf den Weg machte, erschien Aleph aus der Dunkelheit und wurde von Aymeric erst einmal freudig begrüßt. Ava wollte von ihrem Bruder wissen, weshalb er denn noch hier sei, immerhin wollte er sofort wieder gehen. Eine Antwort blieb ihr vorerst verwehrt, denn Aymeric ergriff das Wort und wollte wissen ob Ava nun mit in sein Schlafzimmer kommen würde. Aleph schlug sich eine Hand vor den Kopf, während Ava verlegen zu Boden blickte. Kurz darauf erntete Aleph einen fragenden Blick von Aymeric.

"Bitte, erzähl mir nur nichts.", bemerkte Aleph mit einem Schulterzucken und machte sich ebenfalls auf den Weg zurück zum Palast. Ava und Aymeric blickten ihm schweigend nach. Er nahm ihre Hand und setzte sich ebenfalls in Bewegung das Trainingsgelände zu verlassen. Sie lief etwa einen halben Schritt hinter ihm und blickte zu Boden. Eine ganze Weile schwiegen sie sich an, bis Aymeric anfing sie zu beruhigen. "Nur weil ich das Einverständnis deines Bruders habe, übergehe ich nicht deine eigene Meinung." Sie blickte vom Boden zu ihm auf und wollte wissen von welchem Einverständnis er sprach, doch er lachte nur über ihre Naivität.

Bis sie am Palast angekommen waren, vernahmen sie die Kirchenglocke aus der Ferne, die zwei Mal schlug. Er brachte Ava zu dem kleinen Nebengebäude, in welchem ihre Einheit untergebracht war. Jeder hatte dort ein eigenes Zimmer, das sie eigentlich nur zum Schlafen benötigten, da sie selten im Haus blieben und meist auf dem Trainingsgelände anzutreffen waren. Sie blieben vor der Eingangstür stehen, Aymeric gab ihr einen Kuss auf die Stirn und erinnerte sie daran, dass sie morgen einen Termin hatte. Zögerlich öffnete sie die Tür und verabschiedete sich von ihm.

Während sie zu Bett ging, setzte er sich auf das Dach seines Palastes und sah dem Mond beim Wandern zu.

Aymeric

Aymeric saß entspannt auf seinem Thron, gähnte und blickte geistesabwesend zur großen Tür ihm gegenüber. Die ersten Sonnenstrahlen traten durch die Fenster und versetzten den leeren gigantischen Thronsaal in eine märchenhafte Stimmung. Man konnte den Verlauf der Sonne beobachten, wie sie weiter in den Himmel stieg und sich das Licht von einem orange zu einem zarten weiß änderte. Vögel flogen ab und zu an einem der Fenster vorbei und hinterließen einen Schatten auf dem Boden des Thronsaals. Doch Aymeric schien sich daran nicht sonderlich zu stören, geschweige denn es wirklich wahrzunehmen.

Neben ihm ertönte eine Stimme, doch selbst diese nahm er im ersten Moment nicht wahr. Die Wörter die gesprochen wurden schienen bei Aymeric nicht anzukommen. Er vernahm zwar Laute, doch sein Gehirn vermochte diese nicht zu verarbeiten. Erst als die Person neben ihm mit der Hand vor seinem Gesicht herumwedelte, bemerkte er, dass er nicht alleine war. Er zuckte leicht zusammen, als sei sein Geist eben wieder in seinen Körper zurückgekehrt und drehte seinen Kopf nach links. Er blickte in ein erzürntes Gesicht. "Hast du mich gesucht, Aleph?", kam aus seinem Mund und Aleph fing erneut an ihm zu sagen, dass er bitte in sein Arbeitszimmer gehen solle. Mit einer abweisenden Handbewegung, gab er Aleph zu verstehen, dass er momentan nicht vorhabe aufzustehen und Aleph sich wieder verziehen sollte. Sein Kopf bewegte sich wieder gemächlich nach vorne und sein Blick landete auf der großen Tür. Doch Aleph tat nicht was Aymeric wollte, er blieb stehen. Nach einigen Minuten in denen sich Aleph noch immer nicht verzogen hatte, blickte ihn Aymeric aus dem Augenwinkel heraus an und wollte wissen weswegen er immer noch dort stand. Daraufhin meinte Aleph, dass er ihn zur Not auch mit Gewalt hier wegzerren würde. Aymeric fing laut an zu lachen. Durch den leeren großen Raum halte sein Lachen lauter als es ohnehin schon war. Aleph war nicht bewusst was an der Aussage so lustig erschien und bat Aymeric erneut ins Arbeitszimmer zu gehen. Mit einem sarkastischen Kommentar zu Alephs Aussage stand Aymeric dann doch auf und machte sich auf den Weg.

Als Aymeric die Tür zu seinem Arbeitszimmer öffnete, erblickte er Ava, Milan und Resch, die entspannt auf seine Ankunft warteten. Resch stand an eine Wand gelehnt und gähnte, während Milan aus einem der Fenster schaute und Ava auf Aymerics Stuhl Platz genommen hatte und ihren Kopf auf ihre Arme auf dem Schreibtisch abgelegt hatte. Beim Öffnen der Tür blickte keiner zu dieser, erst als Aleph das Wort ergriff und Aymeric ankündigte, fielen die Blicke der Drei zur Tür. Doch lange verweilten die Blicke nicht auf den beiden Neuankömmlingen. Milan blickte zugleich wieder zu dem Fenster hinaus und Ava schloss ihre Augen. Nur Resch nahm Haltung an und blickte weiterhin zu Aymeric und Aleph.

Als die Tür wieder ins Schloss viel, fing Aleph damit an sowohl Milan als auch seine Schwester anzumeckern, wie wenig Respekt sie doch hätten. Ava zuckte nur kommentarlos mit den Schultern und würdigte Aleph keines Blickes, während Milan zu bedenken gab, dass er unter Avas Führung, als zukünftige Kaiserin, und nicht der von Aymeric stand. Aymeric musste sich das Lachen verkneifen während Aleph auf das Gesagte und Getane nur aggressiver reagierte. "Beruhig dich mal wieder", sprach Aymeric ruhig und legte eine Hand auf Alephs Schulter ab, als er sich mit einem Lächeln an Ava wandte und sie bat aufzustehen.

Auf Aymerics Bitte hin stand Ava auf und begab sich zu Resch, der noch immer Haltung bewahrte. Milan trottet ihr nach und stellte sich neben Resch und Ava. Während Aymeric auf seinem Stuhl hinter dem Schreibtisch Platz nahm, meckerte Aleph sowohl Milan als auch Ava in leiser Tonlage erneut an. Milan und Ava würdigten Aleph keines Blickes und hatten ihren Blick auf Aymeric gerichtet, der sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte. Resch überkam die Angst bei den Worten die Aleph so von sich gab. "Hat Aymeric nicht gesagt du sollst dich beruhigen?", warf Ava schnippisch ein und streckte Aleph die Zunge heraus. Sie erntete nur einen bösen Blick von Aleph, denn Aymeric hatte das Wort schon ergriffen und wollte wissen worum es ginge. Da schritt Aleph zu dem Schreibtisch und deutete auf einen Zettel. Als Aymeric den Zettel in die Hand nahm überflog er die Zeilen, die von seinem Cousin Aldrin geschrieben wurden waren. Er brauchte Hilfe bei der Wandlung seiner Militärmacht. Aldrins Vater hatte sich bis zu Letzt auf die Militärmacht von As'lihan verlassen. Aldrin war mit diesem Gedanken noch nie glücklich gewesen und wollte selbst eine mächtige Streitkraft aufbauen, die auch ohne As'lihan funktionierte. Der Friedensvertrag war, seiner Meinung nach, eine gute Gelegenheit umzurüsten, immerhin hatte man von den umliegenden Gebieten nichts zu befürchten.

Aymeric blickte zu Ava und wollte von ihr wissen, was sie mit der ganzen Sache zu tun hätten. Ava fing an zu erklären, dass sie in As'lihan fürs Erste absolut nicht mehr gebraucht wurden und sie die Fähigsten Personen in der gesamten Einheit waren um Aldrin bei seinem Vorhaben zu unterstützen. Resch war mit der Theorie um die Elemente und deren Zauber am besten vertraut. Sie betonte, dass Aleph und Shin zwar in der Durchführung mehr drauf hatten als Resch, aber dieser eben über weit mehr Wissen verfügte als die anderen Beiden. Milan war der Beste Nahkämpfer der südlichen Hemisphäre, sowohl mit seinem Schwert, als auch mit Stab und Dolchen war er ungeschlagen. Noch dazu war er ein geübter Jäger und konnte auch mit Pfeil und Bogen umgehen.

Aymeric nickte zustimmend und gab sowohl Resch als auch Milan die Erlaubnis, die Truppe und As‘lihan fürs Erste zu verlassen und nach Novalis zu reisen. Da wollte Resch wissen was mit Ava sei und sowohl er als auch Ava ernteten fragende Blicke von Aleph und Aymeric.

"Niemals!", schrie Aymeric als er Avas entschlossenen Blick sah, woraufhin Ava lautstark protestierte, da sie nicht verstand, weshalb sie hier bleiben müsse, wo es doch ohnehin nichts zu tun gab. Doch sie stieß auf taube Ohren, auch bei Aleph. Milan versuchte sie zu beruhigen, doch sie regte sich nur mehr darüber auf, dass sie nicht gehen durfte. Es mussten keine Grenzgebiete mehr überwacht, geschweige denn eine Taktik oder ein Manöver für einen Feldzug besprochen werden. Aleph gab ihr zu bedenken, dass sie seit letzter Nacht auch noch andere Pflichten hatte.

Doch das war ihr im Moment sichtlich egal. Aymeric blickte erschrocken auf, als sie es aussprach und schickte sowohl Resch und Milan als auch Aleph, mit erhobener Stimme, aus dem Zimmer. Resch und Milan verließen rasch den Raum, während Aleph noch Protest einlegte, im Zimmer bleiben zu dürfen. Doch mit einem eiskalten Blick von Aymeric wurde dieser Protest niedergelegt und so verlies auch Aleph kurzerhand den Raum.

Aymeric atmete einige Male tief durch und ging zur Tür um den Schlüssel umzudrehen. Ava stand noch an Ort und Stelle und bekam ein schlechtes Gewissen, als sie darüber nachdachte, was sie gesagt hatte. Als Aymeric auf sie zuging, senkte Ava ihren Kopf. Er blieb einige Zentimeter vor ihr stehen, nahm eine Strähne von ihrem roten langen Haar und blickte darauf als diese in seiner Hand lag.

"Wiederhol es.", befahl er ihr und festigte seinen Griff um ihre Haarsträhne. Ava schüttelte den Kopf und meinte, dass es nichts zu wiederholen gäbe. Für einen Moment herrschte vollkommene Stille, bevor er ihre Haarsträhne los ließ und sich einige Schritte von ihr entfernte. Er fing an laut darüber nachzudenken, was diese Einheit aus den 21 Männern für sie bedeutete. Aleph hatte sie zwar relativ spät in die Einheit selbst geholt, aber dadurch, dass er immer ein Auge auf sie haben wollte, war sie schon vorher öfter mit der Truppe in Kontakt gekommen. Sie ist mit dieser Truppe groß geworden, genauso wie mit ihm.

Als sich Aymeric zu ihr umdrehte, forderte er sie auf ihn anzuschauen. Sie hob langsam ihren Kopf und erkannte ein Lächeln auf seinen Lippen, doch seine Augen schien es nicht zu erreichen. „Du stellst deine Rolle in der Einheit sowohl über dein eigenes Leben, als auch über mich.“ Bei Aymerics Worten wanderte Avas Blick zur Seite. Sie wollte nicht hören was er zu sagen hatte, auch wenn es die Wahrheit war, wollte sie es nicht aus seinem Munde hören. Erneut kehrte Stille ein und Ava blickte noch immer von ihm weg, während er sich wieder auf sie zubewegte. Er legte seine Hände auf ihre Wangen und ihre Augen fingen an nach seinen zu suchen. Nachdem sie sich kurze Zeit still gegenseitig in die Augen geschaut hatten, gab Aymeric ihr einen Kuss auf die Stirn und murmelte, dass er nicht ohne sie sein könne.

Als sie ihm antworten wollte, klopfte es energisch an der Tür und der Türgriff wurde hinunter gedrückt. Beide wendeten ihren Blick zur Tür und als die Person dahinter bemerkte, dass die Tür verschlossen war, erklang die Frage nach Aymeric. „Verschwinde“, erklang grimmig Aymerics Stimme.

„Aber es ist wichtig.“

"Verschwinde!", schrie Aymeric so laut, dass Ava kurz zusammenzuckte. Als danach nichts mehr hinter der Tür zu vernehmen war blickten sich die Beiden erneut an. Ava wurde leicht rot im Gesicht, als sie sich in Erinnerung rief, was er vor wenigen Augenblicken gesagt hatte. Sie schlang ihre Arme um ihn und schmiegte sich an ihn. Er strich ihr mit der rechten Hand über den Rücken, während die Linke an ihrem unteren Rücken ruhte und sie weiter an ihn drückte. Sie sprach leise, als sie zu ihm meinte, dass sie ohne ihn keinen Sinn in ihrem Leben sehen würde.

Als Aymeric ihr einen Kuss auf ihren Kopf drückte, wurde die Tür schlagartig aufgebrochen und knallte an die Wand. Aymeric sah aus dem Augenwinkel Shin mit seinem leuchtend grünen Stab herumwedeln. Auf dessen Gerede achtete er nicht. Er drückte Ava etwas fester an sich und flüsterte ihr mit genervter Stimme zu, sie solle ihn zurück zu Aldrin bringen. Ohne groß über die Worte nachzudenken löste sie sich von ihm und ging auf Shin zu. Sie packte Shin am Handgelenk und schleifte ihn hinter sich her. Shin drehte sich zu Aymeric um während er von Ava mitgeschleift wurde und gab Aymeric zu verstehen, dass er gewonnen habe. Woraufhin sich Aymeric nur die Hand an den Kopf schlug. Als Ava und Shin aus seinem Blickfeld verschwunden waren, betrachtete er die nun kaputte Tür. Er drehte sich kurz zu seinem Schreibtisch um etwas auf einen Zettel zu schreiben, dann verlies er das Zimmer. Als ihm eine der Zofen entgegenlief drückte er dieser den Zettel in die Hand mit der Bemerkung, diesen an Aleph weiter zu geben.

Es war später Nachmittag, als Aymeric Alephs aufgebrachte Stimme aus der Ferne vernahm. Aymeric hatte sich auf das Dach des Palastes gelegt und die Sonnenstrahlen auf seiner Haut erfüllten ihn mit wohliger Wärme. Doch Alephs Stimme ignorierte er. Er wollte nicht herunter kommen oder geschweige denn eine Diskussion mit Aleph beginnen. So wurde Alephs Stimme aggressiver und lauter.

"Lass mich in Ruhe, es ist Ruhetag!", rief ihm Aymeric genervt zu, doch Aleph blieb stur und wollte weiterhin, dass er von da oben herunter kommt. Als Aymeric merkte, wie ihm etwas die direkten Sonnenstrahlen auf der Haut wegnahm, öffnete er seine Augen. Noch bevor er so recht realisieren konnte, was es war, schlug ein kleiner Blitz neben ihm ein und er stand rasch auf. "Willst du mich umbringen?!", brüllte er, während er an den Rand des Daches lief. . Er blickte zu Aleph runter, der mit einem Stück Papier in der Hand herumwedelte. Genervt gab Aymeric bei dem Anblick nach und begab sich von dem Dach herunter. "Manchmal bist du einfach alles andere als ein Kaiser", bemerkte Aleph, als Aymeric endlich vor ihm stand.

"Jaja. Keiner sagt, dass ich dich als Babysitter benötige", gab Aymeric genervt von sich und setzte sich unter den nächsten Baum.

"Anscheinend bin ich viel mehr als nur das. Was soll das hier denn eigentlich sein?", wollte Aleph von ihm wissen, während er mit dem Stück Papier in der Hand herumwedelte.

"Wollte dich nur in Kenntnis setzen, dass die Tür hinüber ist."

"Du beliebst zu scherzen. Ich wollte wissen, was mit Ava und Shin ist!"

"Ach so. Er geht mir langsam echt auf die Nerven, da hab ich ihr gesagt, sie soll ihn zurück zu seinem Bruder bringen."

Mit diesen Worten erlitt Aymeric einen Schlag auf den Kopf. Mit einem Stock. So blickte Aymeric grimmig zu Aleph auf und wollte von ihm wissen, ob er eigentlich wüsste, mit wem er es hier zu tun habe. Doch Aleph interessierte sich in dem Moment nicht dafür, dass er Kaiser war. Er hätte Gott sein können und Aleph hätte ihn trotzdem geschlagen. Doch Aymeric verstand nicht recht wo das Problem lag. Und auch Aleph verstand selbst nicht so ganz, was ihm daran genau missbilligte. Ob es nun die Tatsache war, dass seine Schwester für etwa sieben Tage mit Shin zusammen war, oder dass er nicht bei ihr war, um auf sie acht zu geben, war ihm nicht klar. Da fragte er Aymeric ob ihm bewusst war, dass sie für eine gewisse Zeit nicht hier wäre. In Aymerics Augen wurde Trauer und Unsicherheit sichtbar, als er zu bedenken gab, dass er in den letzten Jahren schon längere Zeiträume ohne sie ausgehalten habe. "Damals war der Gedanke aber noch nicht greifbar, dass sie deine… unsere Kaiserin ist!", warf Aleph schlagartig ein und Aymeric blickte ihn leicht erschrocken an.

"Soll ich sie jetzt in einen Käfig stecken? Nur deswegen?"

Stille kehrte zwischen den Beiden ein. Aymeric wusste, dass Aleph riesige Angst davor hatte seine Schwester zu verlieren. Schon als Aymeric ihm erzählt hatte, dass er sie bitten würde, seine Frau zu werden erfüllte es Aleph mit großer Angst. Er würde alles für seine Schwester tun und war steht's an ihrer Seite um sie zu beschützen. Doch Aleph musste langsam verstehen, was Aymeric schon lange wusste. Ava war sowohl alt genug, als auch stark genug, um auf sich selbst aufpassen zu können. Aymeric stand auf und legte Aleph kurz eine Hand auf die Schulter während er an ihm vorbei ging. "Kümmere dich um die Tür", befahl Aymeric und lief Richtung Trainingsgelände.

Die Stallungen, der speziell ausgebildeten Pferde, befanden sich neben dem Trainingsgelände und so betrat Aymeric diese. Er suchte die Box mit dem einzigen Schimmel. 'Himesh' stand an der Boxentür, der Schimmel stand gelassen in der Ecke und döste. Er schien schon geputzt worden zu sein, so sauber wie sein Fell glänzte. Aymeric lächelte als er den Schimmel betrachtete.

"Oh... euer Majestät." erklang die sanfte Stimme einer Zofe, die hier im Stall arbeitete. Aymeric drehte sich zu ihr. Sie machte einen höflichen Knicks und er bemerkte, dass sie ein Zaumzeug in der Hand hielt. Als die Zofe seinen Blick bemerkte, erklärte sie ihm, dass sie dabei war Himesh für eine Reise fertig zu machen. Aymeric wendete den Blick wieder von ihr ab und blickte erneut zu dem Schimmel, der mittlerweile an die Boxentür gekommen war und den Kopf heraus streckte. Aymeric wollte die Zofe nicht bei ihrer Arbeit behindern und ging einige Boxen weiter. 'Dorchadas' las er auf der Boxentür und blickte kurz in die leere Box. "Soll ich ihn für sie fertig machen?", klang es hinter ihm von der Zofe, die damit beschäftigt war Himesh das Zaumzeug anzulegen. Erneut blickte er die Zofe an und mit einem Lächeln und Nicken gab er ihr zu verstehen, dass sie das tun solle. Die Zofe band Himesh vor seiner Box an und entfernte sich. Aymeric ging auf den Schimmel zu und streichelte ihm sanft über den Hals. "Sieht so aus als müsstest du hier noch eine Weile warten.", sprach er sanft zu dem riesigen Tier.

"Emilia!", hallte es durch die Stallung und die Zofe, die gerade dabei war Dorchadas zu putzen zuckte zusammen. Aymeric, der gegenüber der Box von Dorchadas auf einem Strohballen saß und ein wenig gedöst hatte, öffnete die Augen und blickte zum Eingangsbereich der Stallung. Die Zofe legte das Putzzeug weg und senkte ihren Kopf, während sie auf die Person wartete, die auf sie zuging. Mit grimmiger Stimme wollte Ava von der Zofe wissen, weshalb ihr Pferd noch immer hier stand und keinen Sattel auf dem Rücken hatte. Die Zofe wollte es ihr erklären, doch Ava war nicht gut gestimmt und lies diese nicht aussprechen. Sie hackte auf der Zofe herum, dass sie viel zu langsam sei.

"Was ist dir denn für eine Laus über die Leber gelaufen.", mischte sich Aymeric ein, während er noch immer auf dem Strohballen saß. Entsetzt blickte Ava zu Aymeric, den sie bis eben nicht bemerkt hatte und erstarrte. Als er keine Antwort von ihr bekam, bat er die Zofe ihm zu sagen, wo denn die Sättel aufbewahrt wurden. Verwundert sah die Zofe ihn an und erklärte ihm, dass es am Ende eine Kammer gab in der die Sättel alle hingen. Er ging zu der Kammer und suchte den Sattel von Himesh. Ein Glück war auf jedem Sattel ein Namensschild, sodass er nicht raten musste. Er kam zurück mit dem Sattel auf dem Arm und wurde schräg von den beiden Frauen angeschaut. Als die Zofe ihm den Sattel abnehmen wollte, meinte er, dass er das schon machen würde. Er ging auf Himesh zu, flüsterte beruhigend auf ihn ein und legte den Sattel auf dessen Rücken. Er schnallte den Gurt um den Bauch und lies die Steigbügel runter. Als er Himesh losband und ihn zu Ava umdrehte erntete er erneut schräge Blicke. Aymeric seufzte und drückte Ava die Zügel in die Hand. "Was auch immer dein Problem ist. So verhält sich meine Frau nicht." Mit diesen Worten strich er Ava mit einer Hand über die Wange und drückte ihr auf die andere Wange einen Kuss. Nicht nur Ava errötete, auch die Zofe errötete und wand ihren Blick ab. Ava stand wie festgewurzelt da und sah Aymeric an, als dieser sich zu der Zofe wandte und ihr sagte, sie solle sich wieder um sein Pferd kümmern. Diese nickte leicht und ging wieder zu dem dunkelbraunen Riesen.

Als Aymeric aus dem Augenwinkel merkte, dass Ava sich kein Stück bewegt hatte und ihn ununterbrochen anstarrte drehte er sich mit einem Grinsen zu ihr. "Willst du mehr?", fragte er schelmisch, als er seine Arme um ihre Taille legte und sie an sich drückte um ihren Hals entlang zu küssen. Ein leises Stöhnen entfloh ihr, als sie seinen Atem und seine zarten Lippen auf der Haut spürte. Sie ließ sich mitreisen von der Stimmung und legte reflexartig ihre Arme um seinen Hals. Als sie seine Hand auf ihrer Haut am Rücken spürte wurde ihr jedoch schlagartig bewusst, dass sie nicht alleine waren und drückte ihn weg. Als sie einen fragenden Blick von ihm bekam, meinte sie leise, dass sie hier in den Stallungen seien und nur wenige Meter weiter eine Zofe sein Pferd fertig machte. "Schick sie weg.", flüsterte er ihr zu, als er sie erneut an sich drückte und wieder damit anfing ihren Hals mit Küssen zu übersehen. "Nein", gab sie stöhnend von sich und drückte ihn erneut weg. Bevor er sie wieder an sich drücken konnte, war sie schon einige Schritte zurück gelaufen und schüttelte mit stark erröteten Wagen den Kopf. Aymeric meinte zu ihr scherzhaft, dass sie total langweilig sei und begab sich wieder auf den Strohballen, auf welchem er zuvor schon gesessen hatte. Er beobachtete Ava mit einem Grinsen, die noch eine ganze Weile dort verharrte und ihre Gedanken ordnete.

Die Zofe gab Aymeric die Zügel von Dorchadas in die Hand und verabschiedete sich mit einem höflichen Knicks. Aymeric stand von dem Strohballen auf und streichelte einmal über die Stirn des Pferdes. Er trat an die Seite des Pferdes und stieg auf, richtete die Zügel in seiner Hand und gab dem Tier zu verstehen, sich in Bewegung zu setzen. Ava stand noch immer geistesabwesend herum, darum griff Aymeric nach den Zügeln von Himesh und riss sie ihr aus der Hand, als er an ihr vorbei ritt. Er ließ sein Pferd in einen leichten Trab fallen und Himesh folgte ihm. "Was?“, murmelte Ava, während sie aus ihren Gedanken gerissen wurde und realisierte was hier passierte. „Nein! Warte!", rief sie und rannte ihm nach, während er lachend davon ritt. Er kam nicht sehr weit, als er auf Resch und Milan traf, die gerade dabei waren auf ihre Pferde zu steigen. Er ließ sein Pferd stoppen und warf Milan die Zügel von Himesh zu. "Passt gut auf sie auf, oder ihr seid Beide tot", warnte er die Beiden mit finsterem Blick und lies sein Pferd losgaloppieren.

Als Ava dabei war Aymeric einzuholen, galoppierte er schon wieder weg. Sie blickte ihm hinterher, wie er in dem naheliegenden Wald verschwand. Erst das schnauben eines der Pferde riss sie wieder in den Augenblick. Sie sah sich um und erblickte neben Himesh, noch zwei weitere Pferde. Resch saß schon auf seinem Fuchsfarbenem. Milan stand noch am Boden und hielt sowohl die Zügel seines Pferdes, als auch die von Himesh in der Hand. Beide waren kreidebleich und schauten zu dem Schimmel. Ava legte den Kopf schief und schnippte mit ihrem Finger. Beide Männer erwachten aus ihrer Trance, doch sie schienen noch blasser zu werden, als sie Ava anschauten. "Habt ihr ein Gespenst gesehen?", wollte Ava wissen als sie auf Milan zuging und ihm die Zügel von Himesh abnahm. Milan schüttelte sanft den Kopf und langsam kehrte wieder Farbe in sein Gesicht, als er auf sein Pferd stieg. "Also ich hab eines gesehen", antwortete Resch und sortierte die Zügel in seiner Hand. Milan sah ihn fragend an, woraufhin Resch meinte, dass er sich schon gesehen habe, wie sein Geist seinem Körper entflieht um in den Himmel aufzusteigen. Milan lachte leise und Ava wollte wissen was er damit meinte. Während sie auf ihr Pferd stieg, starrte sie Resch erwartungsvoll an. Doch Resch antwortete nicht, stattdessen stellte Milan ihr die Frage, ob sie wirklich Aymerics Frau werden wollte und bot sich selbst als Alternative zu dem Kaiser an. Ava bemerkte an der Art wie er sprach, dass etwas in der Luft lag und beharrte darauf zu wissen, was los sei. Milan sah kurz zu Resch, der den Kopf kaum merklich schüttelte und sah dann wieder zu Ava. Er seufzte und lies sein Pferd antraben. Resch folgte ihm, während Ava den Beiden hinter her schrie, dass sie noch immer das Kommando habe.



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