Der Schatten in mir von Lucinia ================================================================================ Kapitel 4: Unterwerfung ----------------------- Am Abend desselben Tages lag Chandra auf ihrer Couch und schalt sich für ihre Dummheit. Nun bereute sie es, am Mittag vor Zayn geflüchtet zu sein, denn nun war er fort und sie hatte keine Ahnung, wo er war. Sie kannte nichts als seinen Namen und das war definitiv zu wenig, um erahnen zu können, wo er sich aufhielt, falls er denn überhaupt noch in Pyritus war. Gut möglich, dass er längst abgereist war. Vielleicht hatte er ja mittlerweile genug Informationen gesammelt. Chandra seufzte und fuhr durch das schwarze Fell von Lunel, welcher auf ihrem Bauch lag und zu ihr hochsah. Für ihren Geschmack sah der Ausdruck in seinem Gesicht ein wenig zu vorwurfsvoll aus, als wollte er sie noch in ihrem Gefühl bestätigen, etwas falsch gemacht zu haben. „Was schaust du denn so?“ Als Antwort zuckte sein Schwanz einmal nach links und rechts – okay, Lunel war wohl schlecht drauf. „Ach komm“, stieß Chandra empört aus. „So toll war er gar nicht.“ Nun legte das Nachtara seine Ohren ein wenig nach hinten und gab ein kehliges Geräusch von sich. „Ja, okay, du hast gewonnen. Er war schon ganz gut.“ Sie verdrehte die Augen und dann legte sie den rechten Arm über ihr Gesicht. „Oh man, warum denke ich das überhaupt? Das ist doch verrückt.“ Und vor allem war es nervig. Sie wollte es sich ungerne eingestehen, aber irgendwie vermisste sie Zayn ein klein wenig. Vielleicht nicht ihn als Person, aber doch zumindest die Umstände, die er mit sich gebracht hatte. Abwechslung, Spannung, den Hauch des Gefühls, das sich vielleicht etwas ändern könnte … wobei, nein, das war absurd. Niemals würde sich etwas an ihrer Lage ändern. Sie würde auf ewig hier in dieser Stadt gefangen sein, da sie zu besonders, zu gefährlich war, als dass Ray es wagen könnte, sie frei in der Welt herumlaufen zu lassen. Sie war wie ein Experiment, das es im Auge zu behalten galt. Doch in dieser Stadt würde sie eines Tages umkommen. Wenn sie die Wohnung verließ, musste sie stets darauf achten, keinen dunklen Pokémon zu begegnen. Zayn hatte recht mit dem, was er sagte – seit zwei Jahren stieg die Anzahl dieser Pokémon kontinuierlich, daher wurde es auch zunehmend schwerer, ihnen auszuweichen. Tagsüber vermied sie es, Pokémonkämpfen zu begegnen, und nachts lief sie immer zügig weiter, wenn jemand mit solch einem Pokémon ihren Weg kreuzte. Aber jede Begegnung wurde schwieriger, denn die Reaktionen ihres Körpers auf die Dunkelheit der Pokémon fielen mit jedem Mal extremer aus. Anfangs war ihr nur ein wenig unwohl geworden, mittlerweile zerriss es sie beinahe von innen heraus und sie verlor fast das Bewusstsein. Davon wussten natürlich nur wenige, doch niemanden interessierte es sonderlich. Sie wurde aus ihren Gedanken geholt, als es an der Tür klingelte. Ehe sie dies begriffen hatte, war Lunel schon aufgesprungen und in den Flur geflitzt. Nervös lief sie ihm hinterher. Wer konnte das sein? Es war neunzehn Uhr und bereits fast dunkel draußen. Viele Möglichkeiten für Besuch gab es nicht, weshalb es meistens nichts Gutes verhieß, wenn jemand an der Tür stand. Durch die offene Türe sah sie Lunel, wie er in der Küche auf der Fensterbank saß und nach draußen spähte. Sunny hatte sich mittlerweile auch hinzugesellt und sprang exakt in diesem Moment ebenfalls nach oben. Chandra trat hinter die beiden Pokémon ans Fenster und als sie nach rechts unten sah, fiel ihr erst ein Stein vom Herzen, denn es war zum Glück nicht ihr Bruder, der draußen stand. Dann bildete sich sogleich der nächste Klos in ihrem Hals, denn Zayn war zwar vermutlich die bessere Option, aber auch kein einfacher Besuch. Aber er war wieder da. Er stand dort unten vor der Eingangstüre und wartete darauf, dass sie ihn rein ließ. Dass er sich überhaupt gemerkt hatte, wo sie wohnte. Eigentlich sollte Chandra sich freuen, immerhin hatte sie bis eben noch schmollend auf dem Sofa gelegen, weil sie nicht wusste, ob sie ihn wiedersehen würde. Doch statt sich zu freuen, lief sie mit vor Nervosität wackeligen Beinen zur Türe. Als er erneut klingelte, grummelte sie: „Ist ja gut, du Nervensäge.“ Sie beschloss, ihm unten die Türe zu öffnen, bei einer Erdgeschosswohnung war das kein Problem. Sie öffnete die Türe und sah Zayn, der lässig gegen den Briefkasten lehnte. „Guten Abend“, sagte er mit ernster Stimme. „Hey …“, erwiderte Chandra. Bevor sie mehr sagen konnte, lief Zayn unaufgefordert an ihr vorbei und nach oben. „Wir müssen reden.“ Sie lief ihm hinterher, wobei ihr auffiel, dass er einen vollen Rucksack auf den Schultern trug, der am Vortag noch nicht dagewesen war. Statt jedoch weiter darüber nachzudenken, wurde ihr auf einmal etwas anderes klar. Etwas viel Merkwürdigeres. In ihrer Wohnung angekommen, schloss sie die Türe. Zayn ließ sich derweil von Sunny und Lunel begrüßen, die um ihm herumschwänzelten. „Sag mal, woher wusstest du, wo klingeln musst?“ Immerhin kannte er ihren Nachnamen nicht, sie hatte ihn ihm nicht gesagt. Zayn sah sie an und auf einmal stand da dieser Hauch von Überraschung in seinen Augen. Ha, mit dieser Frage hatte sie ihn eiskalt erwischt! Für sie war das ein weiterer, kleiner Beweis, dass er mehr wissen musste, als er vorgab. „Die Klingelschilder sind nach Stockwerken sortiert und im Erdgeschoss liegen nur zwei Wohnungen. Ich habe einfach geraten, welcher Name dein Nachname ist“, erklärte er, da er sich recht schnell wieder gefangen hatte. Zu Chandras Unmut stimmte dies zwar, minimierte aber keineswegs ihre Vermutung, dass er nicht schon zuvor gewusst haben könnte, wie sie mit vollständigem Namen hieß. Doch fürs Erste beließ sie es dabei. „Hey, wo hast du den Rucksack her?“, stellte sie die nächste Frage. „Du bist ganz schön neugierig. Der war im Pokémon-Center und da wäre ich gestern auch wieder hingegangen, aber du wolltest mich ja hierbehalten“, zwinkerte er, ehe er selbstverständlich ins Wohnzimmer lief. Er war also wahrscheinlich bereits ein paar Tage hier in der Stadt – gut, das verwunderte Chandra mittlerweile nicht mehr. Allerdings … „Du siehst nicht so aus, als hättest du vor, heute wieder dorthin zurückzugehen.“ Ertappt sah Zayn auf, nachdem er den Rucksack auf den Boden gestellt und sich aufs Sofa gesetzt hatte. „Ehrlich gesagt hat es mir hier besser gefallen.“ Unwillkürlich musste sie grinsen. „Von Fragen hast du auch noch nichts gehört, oder?“ „Na ja, ich hatte gehofft, dass wir im Laufe des Abends so weit kommen, dass du mich gerne hier hast.“ Chandra nahm die Hände vors Gesicht, mit sich ringend, ob sie verzweifelt lachen oder die Bemerkung ignorieren sollte. Dieser Kerl brachte sie noch um den Verstand. Sie entschied sich für die zweite Option und schluckte eine schlagfertige Erwiderung runter. „Möchtest du vielleicht etwas trinken? Wasser?“ „Oh ja, gerne.“ Sie ging in die Küche, füllte für sich und ihn zwei Gläser mit Wasser und stellte sie im Wohnzimmer auf den Couchtisch, dann setzte sie sich selbst. „Danke. Also, ich würde sagen, du hast mir einiges zu erzählen. Und versuch gar nicht erst, dich wieder rauszureden“, wiederholte Zayn ihre Worte vom Morgen. „Heute Morgen habe ich dir etwas erzählt und nun bist du dran.“ Es wäre ja auch zu schön gewesen, wäre er einfach so vorbeigekommen, dachte Chandra. Natürlich wollte er sie zum Vorfall vorhin befragen, doch was konnte sie ihm erzählen, ohne zu viel zu verraten? Im Grunde war jedes Wort eines zu viel. „Was willst du wissen?“ „Was war heute Mittag mit dir los? Wieso hast du so schlimm auf das Vulpix reagiert? Denn das war es doch, oder? Ich habe schon öfters solche Pokémon gesehen und ich bin dabei noch nie fast umgekippt und habe das auch noch nie von jemandem gehört. Fandst du den Anblick so unerträglich oder woran lag es?“ Da war er wieder; dieser kleine Hauch von Sorge. Äußerst unangenehm für Chandra. Wie ging man damit um? „Wie du ja schon weißt, haben diese Pokémon nahezu keine Gefühle mehr. Ihre Wesen wurden zusammen mit ihren guten Gefühlen, ihren Stärken und Schwächen weggesperrt in ihr tiefstes Inneres. Und dieses Innere ist für sie unerreichbar, denn es ist umgeben von dichten Schatten, von Dunkelheit. Das ist wahrscheinlich schwer zu verstehen für jemanden, der davon keine Ahnung hat. Stell dir diese Dunkelheit wie eine Art Mauer vor. Sie lässt von innen so gut wie nichts durch, verwandelt das Pokémon aber in eine eiserne, willenlose Kampfmaschine, die geleitet ist von Hass und dem grenzenlosen Verlangen nach Zerstörung. Letztendlich verleiht sie dem Pokémon ungeheure Stärke, die jedoch letztendlich auch nur in Selbstzerstörung endet. Und das einzige Gefühl, das diese Mauer durchlässt, ist das Leid, das das Pokémon tief in sich spürt, weil es gefangen ist in diesem Zustand. Es möchte kein skrupelloses Kampfobjekt sein, aber es kann nichts dagegen tun.“ Sie holte einmal tief Luft. „Und genau hier komme ich ins Spiel. Ich sehe nicht einfach nur ein Pokémon, das gefühlskalt und brutal ist. Ich sehe die Schatten, welche es peinigen, und ich spüre die Dunkelheit in seinem Herzen. Ich fühle das Leid, das solch ein Pokémon spürt, wenn es sich dagegen sträubt, und jedes Mal spüre ich, wie es den Kampf dagegen verliert, weil es nie eine Chance hatte. So war es auch vorhin. Ich fühle den Schmerz des Pokémon, als wäre er mein eigener. Mir wird schwindelig und schlecht, ich zittere am ganzen Körper und jedes Mal bin ich erfüllt von Angst, weil ich nicht weiß, was mit mir passiert und ob ich den Anfall dieses Mal noch überlebe, denn mit jedem Mal reagiere ich schlimmer darauf.“ Als sie mit ihrer Erzählung fertig war, fühlte sie sich glatt ein wenig erleichtert. Wahrscheinlich hatte sie schon viel zu viel verraten, aber nachdem Zayn miterlebt hatte, wie sie durch diese Hölle gegangen war, konnte er auch mehr darüber erfahren. Ehrlich gesagt war es Chandra in diesem Moment gleich, ob dies ihren Bruder wütend stimmen könnte – er musste es ja nie erfahren. Zayn machte auf sie einen sprachlosen Eindruck und brauchte einen Moment, um diese neuen Informationen zu verarbeiten. „Aber wie ist so etwas möglich?“, stieß er schließlich hervor. „Ich weiß es nicht so wirklich.“ „Oh man“, er lehnte sich nach hinten, „und ich habe dich dazu gedrängt, nach draußen und dorthin zu gehen. Du hättest mich aufhalten müssen, es mir sagen müssen.“ „Hättest du es mir denn geglaubt?“, fragte sie. „Ich denke schon, ja. Das tut mir leid, Chandra. Ich wollte nicht, dass du leidest.“ Ihr Name in Zusammenhang damit, dass er sich für etwas entschuldigte, wofür er im Grunde nichts konnte, ließ sie ungewollt erröten. Nervös inspizierte sie den Boden. Sie war so ein Narr und viel zu anfällig für Nettigkeiten. Zayn hätte doch längst das Weite suchen sollen, aber er war immer noch hier und hielt sie nicht für verrückt. „Schon okay“, murmelte sie, „du konntest es ja nicht wissen.“ Bevor einer von beiden das Gespräch weiterführen konnte, klingelte es zum zweiten Mal an der Tür. Chandra sah mit vor Schreck geweiteten Augen Richtung Flur. Wer ist das denn jetzt? Zayn saß hier neben ihr und Devin holte sie abends nie von zu Hause ab. Damit war die Liste der normalen Möglichkeiten abgearbeitet. Nein, bitte nicht … Abermals eilte sie zum Küchenfenster und als sie nach draußen sah, gefror ihr das Blut in den Adern. „Wer ist denn da?“ Zayn war hinter ihr in die Küche getreten und erhaschte einen Blick aus dem Fenster, ehe Chandra ihn schnellstmöglich außer Sichtweite zog. „Du erwartest neben mir noch mehr Männerbesuch?“, witzelte er. „Das ist kein Männerbesuch, du Arsch“, entgegnete sie und griff sich mit Händen, die vor Nervosität zitterten, an die Stirn. „Das ist mein Bruder.“ Nun begriff auch Zayn den Ernst der Lage – zumindest auf seine ironische Art und Weise. „Oh, der nette Typ vom Telefon.“ Chandras Aufmerksamkeit wurde auf den Flur gelenkt, aus dem ein Fauchen zu hören war. Lunel kauerte mit unheilvollem Blick neben der Wohnungstüre, sein Schwanz schlug regelmäßig nach oben und immer wieder auf den Boden. Die Ringe und Streifen in seinem Fell erstrahlten in einem grellen Gelb. Sunny saß neben ihm und bot keinen weniger aufgekratzten Anblick. Auch ihr Schwanz zuckte hin und her und die Perle auf ihrer Stirn leuchtete tiefrot, doch sie versuchte, ihren Bruder zu beruhigen, indem sie ihren Kopf an den seinen schmiegte. Oh nein. Selbst wenn Ray ihnen nicht direkt gegenüberstand, spürten Psiana und Nachtara seine unheilvolle Präsenz und gerieten in einen Zustand der inneren Unruhe. „Er darf auf keinen Fall wissen, dass du hier bist“, wandte Chandra sich wieder an Zayn. „Wir müssen dich irgendwie verstecken.“ „Was soll denn passieren?“ „Solchen Besuch wie dich habe ich normalerweise nicht. Gestern habe ich ihn angerufen und heute steht er vor meiner Tür, was alle paar Monate mal vorkommt. Ray weiß immer mehr als ich. Wenn er dich hier sieht, fängt er an, nachzudenken. Man sieht dir auf zehn Meilen Entfernung an, dass du nicht von hier bist, und wenn er kapiert hat, dass du kein normaler Männerbesuch bist, dann hast du ein verdammtes Problem und dann werde ich dir nicht deinen Arsch retten können.“ Nach dieser Erklärung eilte Chandra ins Wohnzimmer, um sich Zayns Rucksack zu schnappen. „Also tun wir gut daran, dass er nichts von dir erfährt.“ Sie schreckte auf, als er erneut klingelte. „Los, komm mit.“ Sie zog Zayn ins Schlafzimmer und war dankbar, dass er ihr diesmal nicht wiedersprach. Sie öffnete ihren Schrank und warf den Rucksack hinein. „Rein mit dir.“ Kurz sah er sie an, als hätte sie eine Schraube locker, doch dann fügte er sich seinem Schicksal. „So weit sind wir also schon“, grummelte er und schob sich zwischen ihre Kleidung. Im Anschluss schloss sie die Türe wieder und ging zurück in den Flur. Als nächstes galt es, ihre Pokémon in deren Bälle zu verfrachten, sonst würde die Hölle auf Erden ausbrechen, wenn Ray und die beiden ungeschützt aufeinanderträfen. Sie nahm die rotweißen Kapseln vom Schuhschränkchen, das im Flur stand, und wandte sich an Sunny und Lunel. „Es tut mir leid, aber es ist besser so.“ Rote Lichter lösten sich aus den nun geöffneten Bällen, erfassten die Pokémon und dematerialisierten sie, bis sie mitsamt dem Licht in diesen verschwunden waren. Nachdem Chandra die Bälle wieder auf das Schränkchen gelegt und noch einmal tief Luft geholt hatte, drückte sie endlich auf den Knopf, der unten die Tür öffnete. Die Sekunden, in denen sie vernahm, wie ihr fast allzeit gehasster Bruder nach oben kam, waren wie sonst auch von einem inneren Grauen erfüllt. Gerne hätte sie ihn vor verschlossener Türe stehen gelassen, doch stattdessen öffnete sie ihm und sah sich seiner großen, einschüchternden Person gegenüber. „Guten Abend, Schwesterherz“, begrüßte Ray sie in einem netten, tiefen Tonfall. Chandra wusste, immer wenn er nett schien, gab es irgendwo einen Haken. Eine Begrüßung blieb ihr im Halse stecken, so ließ sie ihn hinein und schloss die Türe. Ihre Aufregung wurde gefühlt durch jede Vene ihres Körpers gepumpt, denn ihr wie wild pochendes Herz ließ sie nicht vergessen, dass Zayn nur ein paar Meter entfernt war. Ray hatte noch nie ihre Wohnung durchsucht; sie konnte nur hoffen, dass es jetzt dabeiblieb. Sie war erleichtert, dass die beiden sich nicht vor ihrer Haustüre begegnet waren – nicht auszumalen, wie das geendet hätte. Zwar hielt Ray seine wahre Identität vor Ahnungslosen geheim, doch mysteriöser Besuch bei seiner Schwester war durchaus Grund genug, sein Misstrauen zu wecken. „Was hat so lange gedauert?“, fragte Ray. „Meine Pokémon“, stammelte sie und zeigte auf deren Bälle. „Ach so.“ Ray nickte und lief ins Wohnzimmer. „Sind wir allein?“ „Ja.“ Eigentlich sah er überhaupt nicht aus wie der Mistkerl, der er nun mal war. Mit dem leicht gebräunten Teint, den lässig, aber stilvoll nach hinten frisierten, kastanienbraunen Haaren und der schlanken, hochgewachsenen Statur erweckte er eher den Eindruck eines angesehenen Junggesellens. Er trug, wie fast immer, einen lockeren, schwarzen Mantel, der ihm bis fast zu den Knien reichte, darunter ein dunkelblaues Hemd und ansonsten eine schwarze Hose und glänzende, ebenfalls schwarze Schuhe. So sah kein Bruder aus, der seine kleine Schwester besuchte, weil er sie gernhatte – so sah allerhöchstens ein Arschloch aus, das einmal mehr seine Macht ausspielen wollte. Spätestens mit einem Blick in seine grauen Augen fiel Chandra zum tausendsten Mal auf, dass in ihnen keine Liebe stand, keine geschwisterliche Zuneigung, keinerlei aufrichtiges Interesse daran, ob es seiner Schwester in der kalten, düsteren Realität Pyritus‘ wirklich gut ging. Es sollte ihr gerade gut genug gehen, damit sie ihm nicht hinter seinem Rücken wegstarb, alles andere – Geld, um sich ihren Lebensstil finanzieren zu können – waren nur Extras, um sie milde zu stimmen, doch liebevolle Gefühle waren ein Privileg, in dessen Genuss Ray wahrscheinlich noch nie gekommen war. „Kannst du bitte schnell machen? Deine Anwesenheit verpestet mir die Luft hier drinnen“, sprach sie kühl. Zwar verspürte sie Nervosität über sein Erscheinen, doch das milderte nicht den Umstand, dass jedes Mal ein Gefühl von Wut in ihrem Inneren entfacht wurde, wenn sie einem der Menschen gegenüberstand, die ihr Leben zerstört hatten. Rays Lippen verzogen sich zu einem süffisanten Grinsen. „Wieso so bissig, Chandra? Gestern klangst du viel netter.“ „Du bist auch nicht gerade ein Vorzeigebeispiel eines Bruders. An dir konnte ich ja zur Genüge lernen, wie man am besten ein Arschloch ist.“ Chandra hätte sich den Mund fusselig reden können, um Ray verbal herunterzumachen, aber erstens war dies nicht möglich und zweitens war er immer derjenige, der vernichtende Worte für sie fand. „Kein Wunder, dass du so respektlos und verzogen bist. Schließlich treibst du es mit dem Abschaum dieser Stadt.“ Autsch, das hatte gesessen. Eigentlich störte sich Chandra nicht an ihrem offenen Lebensstil, doch wenn Ray diesen als Angriffsfläche nutzte, um sie in ihre Schranken zu verweisen, dann traf sie dies jedes Mal. Mit starrem Blick sah sie nach unten. Ray wusste, dass er mal wieder gewonnen hatte, und kam endlich auf den Grund seines Besuches zu sprechen. „Ich habe dir etwas mitgebracht.“ Er griff in die Innentasche seines Mantels und holte ein Fläschchen hervor, das mit kleinen Tabletten gefüllt war. „Ein Medikament, das dir hoffentlich bei deinem Problem helfen kann.“ Ihr Problem. Nein, eigentlich viel eher sein Problem. Chandra müsste nur Pyritus verlassen – am besten gleich ganz Orre – und sie wäre diese grauenvollen Pokémon los. Doch es ging ihrem Bruder nicht im Geringsten darum, ihr die Qualen zu nehmen, die sie litt, wenn sie ein gefühlsloses Pokémon sah. Es gab noch eine andere Sache, ein zweites „Problem“, das mit dem ersten in Verbindung stand, und solange dieses nicht beseitigt war, würde er sie niemals freilassen. Argwöhnisch beäugte Chandra das Fläschchen. „Hat diese Pillen schon mal jemand vor mir genommen?“ „Kennst du noch jemanden mit deinem Problem?“ „Nein, aber … Wer weiß, was sie für Nebenwirkungen haben könnten“, fuhr sie ihn an. Ray trat einen Schritt auf sie zu – eingeschüchtert sah sie zu ihm. „Du wirst schon nicht sterben, liebe Schwester, das verspreche ich dir. Und mein Wort ist mehr wert als deine Angst, das weißt du doch.“ „Aber …“ Es war vergebens, sie würde ihn nicht daran hindern können, ihr ein mysteriöses Medikament zu verabreichen. Zwar könnte sie ihn anlügen und nur so tun, als würde sie die Tabletten schlucken, aber er würde es früher oder später herausfinden. Notfalls ließ er sogar ihr Blut untersuchen, um den Wahrheitsgehalt ihrer Worte zu überprüfen. Alles bereits passiert. „Chandra.“ Plötzlich stand er direkt vor ihr und legte ihr eine Hand auf die Schulter, wodurch sie erstarrte. „Zwei Tabletten am Tag, eine morgens, eine abends. Die Menge hier reicht für einen Monat. Du gibst mir jede Woche Bescheid, wie es dir geht und überprüfst die Wirkung aktiv – tust du das nicht, sehe ich mich gezwungen, das für dich zu übernehmen. Sollte es zu Auffälligkeiten kommen, informierst du mich auch zwischen den Wochen. Verstanden?“ Er wollte, dass sie sich regelmäßig solchen Pokémon wie dem Vulpix vom Mittag aussetzte, und wenn sie es nicht tat, würde er sie dazu zwingen. Wie könnte sie diese Grausamkeit nicht verstehen? Wenn sie wenigstens die Gewissheit hätte, dass ihr diese Tabletten helfen würden, ihre Schwächeanfälle in den Griff zu bekommen. Dem war jedoch nicht so, und Ray wollte ihr aus den falschen Gründen heraus helfen, weshalb Chandra ihn nur sprachlos ansehen konnte. Nun nahm er ihre rechte Hand und legte das Fläschchen in diese. „Du willst mich nicht enttäuschen, Schwester. Denk daran, welcher nette Bruder immer an sein Handy geht, wenn du mal wieder Hilfe bei deinen Eskapaden brauchst. Also, hast du mich verstanden?“ Er klang wieder so ernst und dunkel, wie sie es von ihm gewohnt war, wenn er nicht den netten Bruder spielte. Sie hatte keine Wahl. Sich seinen Anweisungen zu widersetzen, würde ihr mehr Schmerz zufügen, als es jede Nebenwirkung vermögen könnte. Also sah sie in diese stahlgrauen, kalten Augen und nickte. „Ja, ich werde tun, was du sagst.“ „Perfekt.“ Er trat wieder fort von ihr und grinste überlegen. 2:0 für ihn. „Dann möchte ich deine wertvolle Zeit nicht weiter beanspruchen.“ Nach diesen Worten liefen sie zur Wohnungstüre, wo er sich ihr noch einmal zuwandte. „Wir hören uns dann spätestens in einer Woche.“ „Okay.“ Zu mehr war Chandra nicht fähig. Ihre Brust fühlte sich schon wieder so an, als würde ihr Herz Purzelbäume schlagen und dabei ihren Hals anschwellen lassen. Ihr war danach, sich sofort weinend in ihr Bett zu verziehen. Ray öffnete die Tür und wollte gehen, als ihm noch etwas einfiel. „Ach, und pass bei deinen Streunereien auf, dass du dir keine Krankheiten einfängst. Ich weiß nicht, wie sich das mit dem Medikament verträgt.“ Und dann lief er selbstsicheren Schrittes die Treppe hinunter, nach draußen und war fort. 3:0 zu für ihn. Fast schon mechanisch schloss Chandra die Türe und schob das Schloss vor – eine Illusion von Sicherheit. Doch nichts konnte sie vor ihrem wahnsinnigen Bruder schützen. Sie merkte, wie ihre Hände bei der Bewegung zitterten und lehnte den Kopf gegen das kühle Holz. Stockend atmete sie ein und blinzelte nicht, obwohl ihre Augen durch die Tränen in ihnen schon brannten. In einer Hand hielt sie noch immer diese Tabletten und am liebsten hätte sie das Glas auf dem Boden zerschmettern sehen, doch beherrschte sich. „Du hast mir gar nicht gesagt, was dein Bruder für ein Wichser ist“, sagte plötzlich eine Stimme rechts von ihr. Sie schreckte auf und sah zum Schlafzimmer, in dessen Türe Zayn stand, der sie ernst musterte. Am liebsten wäre Chandra einmal mehr aus der Situation geflohen. Sie wollte aus irgendeinem Grund nicht, dass er, der er ihr fast unbekannt war, sah, wie sie vor Verzweiflung fast in Tränen ausbrach. Es war ihr allerdings nicht möglich, dies zu verbergen, denn ein paar Tränen rannen über ihre geröteten Wangen. „Entschuldige bitte, dass du das miterleben musstest. Na ja, so halb“, schniefte sie und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Sie lief wieder ins Wohnzimmer – die Rollläden waren heruntergelassen, also konnte niemand sie beide hier sehen. Zayn lief ihr hinterher. „Das war auch besser. Ich habe alles gehört.“ Verdammter Mist, dachte Chandra ertappt, Ray hätte in seinen Provokationen nicht fieser sein können. Zayns Bild von mir muss endgültig zerstört sein. Sie war ein kleines Flittchen, das in zu vielen fremden Betten schlief – so sah Ray sie, und Zayn dachte nun bestimmt Ähnliches. Aber warum interessierte sie seine Meinung überhaupt? „Ich hoffe doch, du gedenkst nicht, diese Tabletten wirklich zu nehmen?“, fragte er und deutete auf das Fläschchen. „Ich habe keine andere Wahl, das hast du ja sicher gehört“, antwortete sie. „Oh, ja, klar. Ein Psychopath verlangt etwas von dir und du machst das wie der letzte Narr, oder was?“ „Du verstehst das nicht!“, verteidigte sie sich in nun lauterem Tonfall. „Ray ist niemand der leeren Worte. Wenn ich nicht das tue, was er sagt, wird er mich mit Gewalt dazu bringen, die Tabletten zu nehmen. Und wenn ich nur behaupte, sie zu nehmen, wird er auch das herausfinden.“ Er schüttelte den Kopf. „Und deshalb ist es besser, irgendwelche Nebenwirkungen in Kauf zu nehmen? Diese Pillen sind nicht einmal getestet, du weißt nicht, was da drinsteckt. Du könntest sterben, wenn du sie nimmst – auf seine Worte kannst du einen Scheiß geben. Wer ist er überhaupt, dass er so mit dir umgehen kann? Wenn er wirklich dein Bruder ist, sollte er sich um dich kümmern und wollen, dass es dir gut geht. Stattdessen behandelt er dich wie ein Stück Dreck.“ Betrübt senkte Chandra den Kopf. Stark sein und sich verteidigen war ihr nicht möglich, wenn es darum ging. Ray tat nichts von dem, was ein Bruder normalerweise tat. Er schützte sie nicht, weil er sie liebte, sondern weil sie einen materiellen Wert für ihn hatte – und im Grunde war es weniger ein Schutz als vielmehr Kontrolle über sie. „Wieso bist du ihm gegenüber loyal?“ Nun war Zayn es, der unmittelbar vor ihr stand. „Das ist keine Loyalität“, sagte sie leise, fast flüsternd. „Er ist der Erwachsene, der Macht über mich hat, und ich bin das kleine, schwache Kind, das sich dieser Macht beugen muss.“ Sie wartete auf eine Antwort von Zayn, doch als diese ausblieb, wunderte sie sich. Bis ihr plötzlich das Fläschchen aus der Hand gezogen wurde. „Hey!“, schrie sie Zayn an, der einen Satz nach hinten getreten war und es triumphierend in der Hand hielt. „Gib mir das wieder!“ „Keine Chance, ich lasse dich nicht wie eine Idiotin in dein Verderben rennen“, sagte er und streckte den Arm nach oben, als sie nach den Tabletten greifen wollte. Vergeblich streckte sie ihre Arme aus, doch erreichte seine Hand auch nicht, als sie sprang. Er hielt sie mit der anderen Hand auf Distanz und lächelte bei ihren Bemühungen. „Wenn du noch ein bisschen wächst, schaffst du’s vielleicht.“ „Idiot!“ Statt ihn weiter zu attackieren, sah sie nach links zum Couchtisch und mit einem Male rutschte ihr das Herz in die Hose. „Oh nein“, hauchte sie. „Was ist denn jetzt?“, fragte Zayn irritiert. Chandra hatte nicht daran gedacht, die beiden Gläser wegzuräumen, die noch immer verräterisch voll auf dem Tisch standen. „Unsere Gläser stehen noch da.“ Vor Schock griff sie sich an den Kopf. „Er wird sie gesehen haben, er muss einfach. Dann wird er wissen, dass ich ihn angelogen habe und wir nicht alleine waren.“ Offenbar verstand Zayn nicht, denn er sagte: „Vielleicht hat er sie gar nicht gesehen.“ „Er muss sie gesehen haben! Oh nein, wie konnte ich so dumm sein. Und wenn er weiß, dass jemand hier war …“ Jemand war hier und hatte mitbekommen, wie er ihr etwas Geheimes gegeben hatte, jemand hatte gehört, dass er gar nicht der fürsorgliche Bruder war, der seine Schwester beschützen wollte. Das konnte Ray sich in seiner Position nicht erlauben. Chandra nervte ihn zwar mit ihrem Problem, doch sie war für ihn mindestens ebenso wichtig. Wenn jemand erfuhr, dass ihre Wichtigkeit nur aus einem persönlichen Nutzen heraus resultierte, war das ungünstig für ihn. Erneut wurden ihre Knie weich, als die Angst sich in ihr ausbreitete. „Hey, beruhig dich mal.“ Zayn legte seine Hände auf ihre Schultern und sah ihr in die Augen. „Vielleicht ist es ihm gar nicht aufgefallen, er ist immerhin wieder gegangen. Und selbst wenn, was soll er denn tun? Dich etwa umbringen?“ Nein, viel eher ihn, weil er zu viel wusste. Wenn es darum ging, Leute verschwinden zu lassen, machte Ray keine halben Sachen. „Wir reden hier nicht von einem Idioten, sondern von Ray. Du kennst ihn nicht so, wie ich ihn kenne. Wenn er herausfindet, dass ich ihn angelogen habe, wird er mich bestrafen und mit dir sonst was anstellen.“ Schon wieder waren ihr Tränen in die Augen gestiegen, sodass ihre Stimme gegen Ende weinerlich geklungen hatte. „Verdammt, wieso hast du so große Angst vor ihm?“ Eindringlich bohrten sich Zayns eisblaue Augen in Chandras dunkelgrüne. „Sag mir, was dir so viel Angst macht. Wieso musst du alles tun, was er will? Und wieso bist du gezwungen, hier in dieser Stadt zu leben?“ „Das kann ich dir nicht sagen, es würde dich in Gefahr bringen. Und ich habe mehr als nur geschworen, es niemals jemandem zu sagen.“ Chandra klang wie ein jämmerlicher Schatten des Mädchens, das sie gestern noch gewesen war. „Dann bring mich in Gefahr, Chandra.“ Sie lächelte, da er wieder ihren Namen sagte und ihr es irgendwie gefiel. Doch dann musste sie schluchzen, da sie innerlich unentschlossen war. „Ich kenne dich doch gar nicht …“ „Ich weiß, das klingt wie aus einer schlechten Schnulze und ich kann verstehen, wenn du hier niemandem vertraust, aber mir kannst du vertrauen. Ich will dir helfen, aber du musst mit mir reden.“ „Wie soll ich das tun? Gestern wolltest du mich auch nur ausfragen und dann wieder aus meinem Leben verschwinden. Vielleicht ist es jetzt genauso …“ Zayn nickte. „Du hast recht, doch gestern kannte ich dich doch noch gar nicht. Du warst nur ein verdammt vorlautes, selbstbewusstes Mädchen und eine Möglichkeit, an Informationen zu kommen, die ich mir nicht entgehen lassen wollte. Doch dann habe ich gesehen, wie liebevoll du mit deinen Pokémon umgehst, womit du dich schon von 90 % der Bewohner Pyritus‘ unterscheidest. Und du hast mich hier schlafen lassen, obwohl du mich nicht kennst. Du bist sogar mit mir rausgegangen, um dir dieses Pokémon anzusehen. Dass du mir das Leben gerettet hast, muss ich wohl nicht extra erwähnen. Und nun habe ich miterlebt, dass dein Bruder dich so schlecht behandelt, obwohl du es mit Sicherheit viel besser verdient hättest. Was wäre ich für ein Mann, wenn ich jetzt einfach gehen und dich alleine lassen würde?“ Er strich ihr über die Wange, was unter normalen Umständen zu viel des Guten gewesen wäre, doch nun beruhigte es Chandra tatsächlich ein wenig. Sie konnte sich nicht entsinnen, wann zuletzt jemand etwas derart Aufrichtiges und zugleich Liebes zu ihr gesagt hatte. „I-ich-“, stotterte sie und brach wieder ab. „Wie kann ich dich nur überzeugen?“ Zayn ließ von ihr ab und schien fieberhaft zu überlegen, was er machen konnte. Vielleicht sollte sie einfach einmal den Gedanken an Ray aus ihrem Kopf verbannen und das Richtige tun … „Ich hab ‘ne Idee!“, stieß er aus. Fragend sah sie zu ihm. „Fragen wir deine Pokémon, was sie denken.“ Bevor sie etwas einwenden konnte, holte er ihre Bälle, kam zurück und öffnete sie selbstverständlich. Wieder zuckten die roten Lichter aus den Kapseln und materialisierten nach nur wenigen Sekunden die beiden eleganten Pokémon. Sunny und Lunel waren nun nicht mehr so nervös wie vorhin, sondern schauten neugierig zu Chandra. Als ihnen auffiel, dass diese ziemlich mitgenommen aussah, schmiegten sie sich sofort an ihre Beine. Sie ging in die Hocke, um die beiden zu streicheln, was sich sogleich beruhigend auf ihr Befinden auswirkte. Gegenüber von ihr kniete Zayn sich ebenfalls hin und sah sie auffordernd an. „Ähm …“, überlegte sie. „Hey, Sunny. Lunel.“ Wie auf Kommando setzten sich Psiana und Nachtara vor sie und sahen sie aufmerksam an, während ihre Ohren leicht zuckten. „Ich muss euch eine wichtige Frage stellen. Ich möchte Zayn etwas sehr Wichtiges erzählen, aber ich weiß nicht, ob ich ihm wirklich vertrauen kann. Was denkt ihr? Kann ich ihm vertrauen?“ Ein paar Sekunden verstrichen, in denen ihre Pokémon erst sie und dann sich ansahen. Im Anschluss sprang Lunel auf und lief zu Zayn, während Sunny sich umdrehte, Chandras linke Hand mit ihrem langen Schwanz umfasste und sie leicht in Richtung Zayn zog. Lunel ging sogar noch etwas weiter, stellte sich auf die Hinterpfoten und legte die Vorderpfoten seitlich um Zayns Hals. Dieser schien kurz verdutzt, dann jedoch kraulte er dem Unlichtpokémon das Kinn. „Ich denke, das ist eindeutig“, grinste er. Chandra ihrerseits lächelte leicht. Es gab wahrscheinlich hunderte Gründe, weiterhin zu schweigen, doch ebenso sehr gab es hunderte Gründe dafür, dieses Schweigen endlich zu brechen, auch wenn sie versprochen hatte, dies nie zu tun. Aber wenn ihre Pokémon ihr versicherten, dass sie Zayn Vertrauen schenken konnte, dann bedeutete das verdammt viel, denn Sunny und Lunel hatten sich in ihren Einschätzungen noch nie geirrt. Zum Teufel mit ihrer Angst. Ray war wieder weg und wie sagte man so schön? ‚Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß.‘ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)