Wer bin ich wirklich? von Francys ================================================================================ Kapitel 43: Kagomes Vater ------------------------- Kapitel 43: Kagomes Vater Kagomes Sicht: Das war doch … konnte das etwa wirklich …? Paralysiert von der Person, die plötzlich vor mir erschien, stand ich da und starrte auf den Rücken des Fremden. Mein Bauch zog sich vor Freude zusammen, ich hatte auf einmal das Gefühl, dass jetzt alles gut werden würde. Nur warum? Ich wusste nicht, wer dieser Mann war, oder was er hier wollte. Doch schien mein Herz die Person zu identifizieren beziehungsweise zu kennen. War er es wirklich? Schnell versuchte ich mich an mein erstes Treffen zu erinnern, als sich mein Vater im Palast der Götter zeigte. Da das Bild damals aber verzerrt und verschwommen war, konnte ich mir also nicht zu hundert Prozent sicher sein. „Na endlich zeigst du dich, alter Mann“, sagte Fudo auf einmal. Ich zuckte zusammen und starrte meinen Feind an. Er zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Die Beweise, dass das hier vor mir wirklich mein Vater war, vervielfältigten sich. Ich schaute mich um und entdeckte Sesshoumaru am Himmel, er war gerade dabei, neben mir zu landen. Als ich aber einen genaueren Blick auf sein Gesicht erhaschen konnte, erschrak ich sofort. Mein Mann sah schrecklich aus. Dunkle Augenringe und die sonst so glatte und reine Haut des Daiyoukais sah völlig erschöpft aus. Es machte ihn verwundbarer, da sein perfektes Aussehen total zerstört wurde. Wütend über die Tatsache, dass Fudo dafür verantwortlich war, drehte ich mich zu dem Übeltäter um und fixierte ihn. Schade das Blicke nicht töten konnten, dachte ich aufgebracht. „Geht es dir wieder besser?“ Meine Frage war natürlich überflüssig, ich fühlte mich jedoch dazu verpflichtet, irgendetwas zu sagen. „Hn“, machte Sesshoumaru und zog dabei Bakusaiga. Entsetzt schaute ich zuerst die Klinge an, danach Sesshoumaru. „Du willst doch nicht wirklich noch kämpfen?“ Der Lord schien meinen Kommentar überhört zu haben und stellte sich schützend vor mich hin, direkt neben dem Fremden. „Sturkopf“, murmelte ich leise, war mir aber sicher, dass der feine Lord diese Worte gehört hatte. „Warum lebst du Hund eigentlich noch?“, fing Fudo an zu sprechen, „Du bist schwerer zu brechen als gedacht.“ Sesshoumaru knurrte daraufhin und ich suchte nach Susanoo. Als ich den Hauptmann fand, drückte ich ihm Touga in den Arm. Er nickte, schien zu verstehen und verschwand ins Schloss. Als er hinter der dicken Holztür verschwunden war, suchte ich nach einer geeigneten Waffe. Seufzend musste ich leider feststellen, dass sich weder Bogen noch Pfeile in meiner Nähe befanden. Nun gut, dann musste ich die beiden Männer eben mit meinem puren Reiki unterstützen. Bereit für den Kampf stellte ich mich neben Sesshoumaru hin und starrte zu Fudo. Der sah uns abwechselnd ins Gesicht, ehe er sich am Kopf kratzte und daraufhin laut anfing zu lachen. Danach zog er sein Schwert und griff direkt Sesshoumaru an. Der Daiyoukai jedoch wich aus, kam zu mir, umgriff meine Taille und sprang mit mir zur Seite. Als wir beide landeten verzog er kurz sein Gesicht. Ich musste nicht nachfragen, um zu wissen, dass er noch starke Schmerzen verspürte. „Sesshoumaru, bring dich in Sicherheit!“ Meine Forderung wurde ignoriert, als hätte ich nie etwas gesagt. Der Lord stand mit mir auf, drehte sich um und stürmte auf Fudo zu. Der jedoch errichtete eine Barriere aus Feuer um seinen Körper, sodass Sesshoumaru daran abprallte und einige Meter nach hinten flog. Die Schlossmauer bremste ihn ab, er rutschte an ihr herunter und blieb einige Sekunden reglos auf dem Boden liegen. „Sesshoumaru“, schrie ich und rannte schnell zu ihm. Endlich regte sich mein Mann, ich stützte ihn, damit er wieder aufstehen konnte. Dabei verzog er so oft das Gesicht, dass ich mir langsam wirklich ernsthafte Sorgen machte. „Bitte hör auf!“ Erneut versuchte ich Vernunft in seinen Kopf zu prügeln. Doch er war einfach zu stolz. „Nein“, knurrte er. Seine Augen bohrten sich in das Gesicht von Fudo, der das Geschehene nur mit einem fiesen Grinsen beobachtete. „Tu dir nicht noch mehr Schmerzen an“, flehte ich. Meine Stimme zitterte vor Angst, ich könnte ihn verlieren. Nun folgte ich seinem Blick und sah zu Fudo. Er war gerade dabei, sein Schwert und einige Flammen auf uns zu abzufeuern. Ich stellte mich auf die Beine und drückte mein Reiki nach außen. „Fass ihn nicht an“, schrie ich. Fudo lachte laut los, mit einem Schwung feuerte er eine weitere Druckwelle auf uns ab, sodass mir der Sand des Hofes ins Gesicht flog. Mein Reiki erstellte eine Barriere, es schien auch zu klappen, denn der Schutz ließ keine Attacke vorbei. So schien es jedenfalls im ersten Moment. Plötzlich riss die Barriere und mit einem Knall löste sie sich auf, sie schaffte es jedoch den Angriff zu neutralisieren. Fudo hatte anscheinend so etwas erwartet und schlug ein weiteres Mal auf uns ein. Eine dunkelgraue Energiewelle fegte über den sandigen Erdboden. Zusammen mit einigen heißen Flammen, kam der Angriff immer näher. Ich versuchte uns zu schützen, doch mein Reiki schien aufgebraucht. Ich hatte vorhin bei Sesshoumaru anscheinend zu viel verbraucht, weshalb meine Kräfte langsam dem Ende nahe waren. Als ich mir diese Niederlage eingestehen musste, drehte ich mich zu Sesshoumaru um, warf mich vor ihm hin, kniff meine Augen zu und wartete auf den kommenden Schmerz. Mein Körper wurde im nächsten Moment durch die Luft gewirbelt, als wäre ich leicht wie eine Feder. Panisch riss ich meine Seelenspiegel wieder auf und konnte erkennen, wie Sesshoumaru unsere Körper gedreht hatte, sodass er vor mir kniete und der Angriff auf seinen Rücken gerichtet war. „Was machst du denn du Idiot?“ Meine vor Angst bebende Stimme hallte über den gesamten Hof. Nur noch ein Wunder konnte uns retten. „Ich schütze das, was mir gehört“, flüsterte Sesshoumaru. In meinen Augen bildeten sich Tränen. Mit dem dreckigen Sand brannten diese in meinem Gesicht, doch es war mir egal. Ich wollte den Daiyoukai zur Seite schieben, dass wenigstens er leben würde, aber ich war zu schwach. Wie ich es manchmal verfluchte! Das nächste was ich hörte, war ein Knall und eine gewaltige Energiewelle drückte mich auf den Boden. Danach wurde alles schwarz um mich herum. Das letzte was ich sah, waren die goldenen Augen meines Gefährten, in denen sich anscheinend auch Tränen gesammelt hatten. Susanoo’s Sicht (Hauptmann): Oh nein! Der Lord und die Lady des Westens waren in ernsthafter Gefahr! Jemand musste ihnen doch helfen… als ich verzweifelt durch eines der Fenster schaute, wurde mein Herz schwer wie Blei. Ich rief Jaken, der sofort ankam. Ohne ein weiteres Wort reichte ich ihm den Prinzen und zog mein Schwert. „Pass auf ihn auf! Bring ihn zu den Kriegern des Schlosses“, befahl ich streng. Der Kappa nickte und rannte los. Ich folgte ihm ein Stück, trat hinaus auf den Schlosshof. Lord Sesshoumaru wurde gerade gegen die Schlossmauer geschleudert und seine Gefährtin rannte voller Sorge zu ihm. „Sesshoumaru“, schrie sie. Ich brauchte keine besonderen Hundefähigkeiten haben, um zu riechen, dass sie große Angst um ihn hatte. Ich wollte gerade zu ihnen gehen, da hielt mich dieser fremde Mann auf. „Warte“, sagte er und streckte einen Arm vor meiner Brust aus. Ungläubig starrte ich die Person an. Das konnte doch nicht sein Ernst sein! Dieser Abschaum von Fudo feuerte einen weiteren Angriff auf die beiden ab und ich zitterte leicht. Nein, dachte ich nur noch und starrte das Paar des Westens an. Kagome erschuf eine Barriere, die den Angriff abwehren konnte. Erleichtert wischte ich mir über die Stirn. Die Kraft der Lady war wirklich bemerkenswert. Schon vorhin, als sie Sesshoumaru rettete, war ihre Macht wirklich um Weiten stärker als ich zuerst vermutete. „Sie sind gerettet“, murmelte ich leise. Der Fremde schüttelte neben mir den Kopf. „Schaut genauer hin“, forderte er. Ich gab nach und folgte seiner Anweisung. Im nächsten Moment blieb mein altes, dämonisches Herz stehen. Die Barriere hielt nicht stand und zersplitterte im nächsten Moment. Da Fudo damit gerechnet hatte, feuerte er einen weiteren Angriff auf die beiden ab. Der Schock war mir ins Gesicht geschrieben. Ich konnte sehen, wie Lady Kagome versuchte, eine weitere Barriere zu errichten, doch schien ihre Kraft aufgebraucht. „Oh nein!“ Automatisch machte ich einen Satz nach vorn, doch der Mann hielt mich erneut fest. „Lasst mich los“, knurrte ich. Der Mann schüttelte erneut mit dem Kopf. „Nein, bringt Euch nicht unnötig in Gefahr“, sagte er ruhig. Wie konnte der Typ so kühl reagieren? Sesshoumaru war ja schon kalt, aber der … schien regelrecht eingefroren zu sein. „Sie werden sterben“, stellte ich fest. Das lag auf der Hand, denn Lord Sesshoumaru konnte sich nicht mehr rühren und die Lady war auch am Ende ihrer Kräfte. „Das werden sie nicht.“ Dieser Satz sprach er so gleichgültig aus, dass mir ein Schauer eiskalt den Rücken runter lief. Ich riss mich von ihm los und sprintete an Fudo vorbei, zu meinen Freunden. Als ich zu ihnen sah, tauschte Sesshoumaru gerade ihre Positionen, sodass der Daiyoukai nun alles abbekommen würde. War das sein grandioser Plan? Alles abzufangen, in der Hoffnung, dass Kagome überleben würde? Ich schnaubte und beschleunigte meine Schritte. Gerade war der Angriff direkt hinter Sesshoumaru, da teleportierte sich der Fremde auf einmal direkt vor die Beiden. Mit einem Schwert wehrte er den Angriff ab und er wurde zurück zu Fudo geschleudert. Das gehässige Lachen von diesem Wicht brach ab, nun schien er wütend auf den Mann zu sein. „Wie ich dich verabscheue“, spuckte Fudo ihm entgegen. Die beiden kannten sich also? „Das beruht auf Gegenseitigkeit, Fudo“, antwortete der Fremde. Sie schauten sich ernst und voller Hass in die Augen. „Lang ist es her, alter Mann.“ Die Stimme von Fudo klang voller Abscheu. Der Mann verdrehte die Augen. „Viel zu lange“, fing er an zu sprechen, „Du hast sie genug terrorisiert.“ Fudo lachte. „Oh nein, es ist noch lange nicht genug.“ Eine gewaltige Energie sammelte sich um den Fremden herum und aus irgendeinem Grund erinnerte sie mich etwas an Kagome. „Es ist vorbei“, schrie er. Fudo schluckte, wich jedoch ein Stück zurück. „Es ist erst vorbei, wenn ich euch alle vernichtet habe“, antwortete der rotäugige Feind. „Ich werde es jetzt beenden“, sagte der Fremde und stürmte daraufhin auf Fudo zu. Der wich aus und verschwand in einer dunklen Rauchwolke. „Ich komme wieder“, drohte er. Danach wurde es still. Ich stand überfordert herum und beobachtete den Mann. Er steckte seine Waffe weg, sah zu mir und zeigte auf mich. „Wie ist Euer Name?“, fragte er. Ich zögerte einen Moment, beschloss aber zu antworten: „Susanoo. Ihr seid?“ Plötzlich lächelte der Mann erfreut und nickte. „Mein Name ist ebenfalls Susanoo“, erzählte er. Ich staunte. War er etwa…? „Seid Ihr etwa der Gott?“ Die Frage rutschte mir schneller heraus, als ich eigentlich nachgedacht hatte. Mein Namensbruder nickte und mir fiel die Kinnlade herunter. Danach lief er zur Lady und zu Sesshoumaru. „Wo kann ich sie hinbringen?“ Ich reagierte nicht sofort, da ich die neu gewonnen Informationen erst einmal verarbeiten musste. „In Ihr Gemach“, antwortete ich schließlich. Susanoo nickte und hob Lady Kagome auf. „Bringt Ihr den Hund mit?“ Ohne zu Zögern lief ich zu Sesshoumaru, hob ihn auf meine Schulter und gemeinsam brachten wir die beiden in ihr Gemach. Als Susanoo die Trümmer in Kagomes ehemaligen Gemaches sah, hob er nur die Augenbrauen. „War das etwa auch Fudo?“ „Ja.“ Ich ging weiter und öffnete die Tür, betrat das Zimmer. Vorsichtig legte ich Sesshoumaru auf sein Bett. „Und wo ist ihr Zimmer?“ Die Stimme von Susanoo klang geschockt. Ich zuckte mit den Achseln und zeigte auf das Bett des Herren. „Hier.“ „Das ist doch nicht Euer Ernst, oder?“ Ich schaute in das leicht verärgerte Gesicht des Gastes und überlegte kurz. Warum war er so aufgebracht darüber? Es war doch nichts dabei, dass der Fürst ein gemeinsames Gemach mit der Fürstin hatte. „Das Gemach, was Ihr gerade gesehen habt, war das ehemalige Zimmer von Lady Kagome. Da Sesshoumaru sie Rund um die Uhr schützen wollte, holte er sie in sein Gemach“, erklärte ich kurz. Susanoo nickte und legte endlich Kagome neben Sesshoumaru auf das Bett. Danach schaute er der Lady ins Gesicht und zog scharf die Luft ein. „Das glaube ich jetzt nicht … sie sind den Bund eingegangen“, stellte er geschockt fest. Ich nickte und beobachtete den Mann. Plötzlich drehte er sich um und verließ das Zimmer durch die Balkontür. Etwas verwundert blickte ich ihm hinterher. Was hatte der Mann nur? Lange konnte ich darüber nicht grübeln, denn langsam regte sich die Lady wieder… Kagomes Sicht: Ich öffnete die Augen, das Erste was ich sah, war Sesshoumarus schlafendes Gesicht. Kurz lauschte ich seinen regelmäßigen Atemzügen, ehe ich ihm sanft über die Wangen strich. „Ihr seid wach, Lady Kagome“, begrüßte mich Susanoo. Ich zuckte kurz zusammen, setzte mich auf und schaute ihn an. „Es scheint so“, fing ich an zu reden, „Wir haben tatsächlich überlebt.“ Der Hauptmann lächelte glücklich. „Ja, das habt Ihr Susanoo zu verdanken“, sagte er. Ich erwiderte sein Lächeln. „Vielen Dank Susanoo.“ Auf einmal schüttelte er schnell seinen Kopf. „Nicht ich habe Euch gerettet, sondern er“, erklärte er und zeigte dabei auf die Balkontür. Ich überlegte einen Moment, bis mir auffiel, was der Freund von Sesshoumaru gerade gesagt hatte. „Susanoo?“ Der Hauptmann nickte. „Er ist in den Garten gegangen“, berichtete er mir. Schnell sprang ich auf, was sich im nächsten Augenblick als Fehler herausstellte. Mir wurde leicht schwindelig und ich wankte unsicher hin und her. Ich drohte zu fallen, doch Susanoo hielt mich fest. „Vorsichtig MyLady. Er wird Euch schon nicht weg rennen“, sprach er. Ich schaute ihn etwas überfordert an. Ich hatte also doch Recht! Der Fremde war mein Vater. „Wisst Ihr nicht, wer das ist?“ Susanoo lächelte. „Doch. Er ist Euer Vater. Hab ich Recht?“ „Ja.“ Leicht drückte ich den Hauptmann von mir weg und lief zur Tür, die in den Garten hinaus führte. „Passt Ihr auf Sesshoumaru auf?“ Susanoo nickte nur und setzte sich wieder auf den Boden. Nun zögerte ich nicht länger und trat hinaus. Zuerst sah ich niemanden, doch nach einem kleinen Spaziergang entdeckte ich ihn an einem Teich. Er stand vor dem Wasser und schaute gedankenverloren in die Ferne. Ich stellte mich hinter ihm hin und beobachtete den Mann einen Moment lang. Endlich war es soweit und ich konnte mit dem Mann sprechen, der mich, zusammen mit meiner Mutter, zur Welt brachte. Kurz zog ich tief den Sauerstoff in meine Lungen, ehe ich mich traute zu sprechen: „Vater.“ Sofort drehte sich der Mann zu mir um und sah in meine Augen. Ich war wie gelähmt. Eigentlich dachte ich, dass Sesshoumarus Präsenz schon majestätisch und einschüchtern war, doch er übertraf ihn noch ein kleines Stück mehr. Solch eine reine, mächtige und helle Aura hatte ich noch nie wahrgenommen. Ich schaute in seine meerblauen Augen, die mich irgendwie an meine Eigenen erinnerten. Sie sprühten pure Kraft und Wärme aus. Seine schulterlangen, pechschwarzen Haare fielen in sanften Wellen an den Seiten seines Gesichtes hinab. Von seinen Ohren bis zu seinen Lippen trug er einen Vollbart, der mich leicht an einen Weihnachtsmann erinnerte und dieselbe glänzende Farbe hatte wie seine Haarpracht. Er trug eine Rüstung, die mich regelrecht blendete. Sein Brustpanzer war schwarz mit breiten goldenen Streifen, die gerade das Sonnenlicht der Abenddämmerung spiegelten. Seine Schulterplatten verliefen spitz und hatten einen goldenen Rand. Die Kampfhandschuhe waren schwarz. Um seine Hüften hatte er einen goldenen Obi gebunden, was auch sein Schwert an Ort und Stelle hielt. Unter seiner Rüstung trug er anscheinend ein weißes Kimonooberteil und der Hakama war rot. Seine Stiefel gingen ihm fast bis zu den Knien und auch die hatten, passend zu seiner Rüstung, dieses glänzende schwarz. „Kagome.“ Ohne ein weiteres Wort schossen die Tränen an die Oberfläche und verließen meine Augenwinkel. Ich starrte meinen Vater noch einen Moment an, bis sich meine Beine einfach selbstständig machten. Sie rannten förmlich auf den Mann zu und er öffnete seine Arme, bereit mich zu empfangen. Laut schluchzend sprang ich gegen seine Brust und er erwiderte die Umarmung. Ich fühlte mich in diesem Moment so geborgen, dass ich diese Arme niemals mehr verlassen wollte. So lange hatte ich mich nach dieser väterlichen Wärme gesehnt und nach ihm gesucht. Jetzt hatte ich ihn endlich gefunden, meine Gefühle fuhren gerade die Achterbahnfahrt meines Lebens. „Vater.“ Immer wieder schluchzte ich dieses Wort, er fuhr mit seiner Hand langsam an meinem Rücken hin und her. Mein Herz schüttete jede Emotion aus, die ich für ihn aufbringen konnte. Mein Reiki schlug Wellen um uns, damit jeder Eindringling zurück gestoßen wurde. Niemand sollte diesen Moment zerstören. Er gehörte uns. „Ich hab dich … so lange gesucht“, stotterte ich und presste mich noch enger an ihn. Er erwiderte den Druck, strich behutsam über meinen Kopf. „Ich weiß mein Kind. Ich habe auch sehr lange auf dich gewartet“, antwortete er. Seine Stimme war mir vertraut, als würde ich ihn schon mein ganzes Leben lang kennen, genau wie sein Geruch. Er roch frisch und ein Hauch von Kirschblüte war auch vorhanden. Wir standen noch lange so da, bis die Abendsonne am Horizont komplett verschwunden war und die Dunkelheit sich langsam über das Land zog. Als ich mich beruhigt hatte, lösten wir uns voneinander. Susanoo wischte mir noch über die Wangen, ehe er meine Stirn ansah und auf seiner bildeten sich kurz danach tiefe Falten. „Ich habe einiges verpasst“, sagte er. Ich wischte mir über die Augen, ehe ich ihn fragend ansah. „Was meinst du?“ Mein Vater legte den Kopf schief, hielt mich immer noch leicht im Arm. „Du bist jetzt verheiratet?“ Ups. Er meinte wohl das Zeichen auf meiner Stirn – der Halbmond. Automatisch berührte ich die Stelle auf meiner Stirn und bei den Gedanken an Sesshoumaru musste ich lächeln. „Du liebst ihn“, stellte er fest. Meine Augen suchten den verletzten Blick meines Vaters, dem das anscheinend überhaupt nicht gefiel, dass ich einen Mann gefunden hatte. War er etwa eifersüchtig? Nein, er war mein Vater! „Ja ich liebe ihn“, antwortete ich glücklich. In den Augen von Susanoo blitzte etwas auf, aber ich konnte nicht beschreiben, was es war. „Das ist gar nicht gut“, sagte er auf einmal. Warum? Wieso freute er sich nicht für mich? „Was? Warum?“ Mein Vater nahm meine Hand und seine andere legte er auf seine Brust. „Dämonen sind überhaupt kein guter Umgang für dich“, erklärte er. Ich wich ein Stück zurück. Was sollte das denn jetzt werden? „Und warum nicht?“ Er zog tief die Luft ein, ehe er antwortete: „Sie sind undurchschaubar, berechenbar, grausam und eiskalt.“ Durch diesen Satz brachte ich wieder etwas Distanz zwischen uns. „Aber nicht alle“, verteidigte ich mich. Susanoo lachte kurz auf. „Oh mein Mädchen bitte sei nicht so naiv.“ Wie konnte er diesen Moment gerade nur so kaputt machen? Ich ließ seine Hand los und drehte mich von ihm weg. „Was hast du?“ Diese Frage schenkte mir Kopfschmerzen. „Nicht alle Dämonen sind so, wie du sie beschreibst. Ich liebe Sesshoumaru und würde mich freuen, wenn du es akzeptierst“, sagte ich kalt. Susanoo war plötzlich hinter mir und berührte meine rechte Schulter. „Ich akzeptiere es, doch gleichzeitig solltest du dir bewusst sein, dass es niemals gut gehen wird“, antwortete er. Nun drehte ich mich wieder zu ihm um und schaute in seine blauen Augen. „Wenn du es akzeptieren würdest, hättest du so etwas niemals gesagt. Es ist mir relativ egal, ob du schlechte Erfahrungen im Umgang mit Youkais hast. Denn es gibt gute und böse Dämonen, es ist wie bei Menschen, es gibt gute und böse Menschen. Ich gebe dir Recht, manche sind grausam, kalt und gefährlich, doch du solltest so viel Vertrauen in deine Tochter haben, dass sie sich so jemanden niemals aussuchen würde“, erklärte ich ihm meinen Standpunkt. Mein Vater zog die Stirn erneut kraus, nickte aber nach einem Moment. „Gut. Ich werde ihm eine Chance geben, doch er darf dich in der nächsten Zeit nicht berühren“, erwiderte er. Ich wollte gerade widersprechen, da erklärte er mir auch gleich den Grund für seine Forderung: „Sesshoumaru wurde von Fudo verflucht. Immer wenn er dich sieht, an dich intensiv denkt oder dich berührt wird seine Qual aktiviert.“ Nun staunte ich nicht schlecht und sah ihn an. Er strich sich über den Bart und schloss die Augen. „Wir müssen reden, Kagome. Es gibt Einiges, was du noch nicht weißt, aber wissen solltest“, sagte er. Ich gab ihm Recht. Es wurde Zeit, dass ich endlich die ganze Geschichte erfuhr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)