Wer bin ich wirklich? von Francys ================================================================================ Kapitel 62: Wildfang -------------------- Kapitel 62: Wildfang Susanoos Sicht (Hauptmann): Ich rannte durch die Wälder, als würde mich der Teufel persönlich jagen. Da mir aber bewusst war, dass diese Manifestation des Bösen, Fudo, hinter Sesshoumaru und seiner Gefährtin her war, wusste ich, dass es eigentlich absoluter Schwachsinn war. Wofür beeilte ich mich eigentlich so? Mein netter Herr wollte es mir nur heimzahlen, weil ich ihn in einer eher schwachen Verfassung gesehen hatte. Wenn ich es aber so bedenke, dann fand ich das alles andere als schwach. Endlich gab es eine Frau, die in ihm lang unterdrückte Emotionen weckte. Wenn ich ehrlich war, hatte ich den Lord auch noch nie so befreit und - ich konnte gar nicht glauben, dass ich dieses Wort überhaupt in einem Satz mit ihm verwendete - glücklich gesehen. Leicht lächelte ich. Ich gönnte meinem Freund das Glück, wenn es jemand verdient hatte, dann er. Ich lief weiter, der Wind peitschte in mein Gesicht, ich rannte in unbeschreiblich schneller Geschwindigkeit davon. Der Geruch von den Truppen des Südens kam immer näher, ich würde wohl sehr bald eintreffen. Nach einigen Stunden kam ich an meinem Ziel an. Da es langsam Nacht wurde, brannte schon ein großes Lagerfeuer in der Mitte einer riesigen Lichtung. Drum herum standen viele Krieger, die Schlangen-Youkai. Schnell suchte ich nach meiner Ansprechperson, die sie anscheinend anführte. Nach einigen Sekunden fand ich ihn – Daikis Sohn. Schnurstracks ging ich zu ihm, er drehte mir gerade den Rücken zu. „Kommt Ihr vom Schloss des Westens?“, fragte der Mann mich. „Ja.“ Ich verbeugte mich und er drehte sich zu mir um. Ich sah in moosgrüne Augen, die mich sofort an seinen Vater erinnerten. Er hatte brünette, schulterlange Haare, dessen Strähnen ihm ins Gesicht fielen. Genau wie der Fürst, zeichneten sich gelbe Dämonenmale in seinem Gesicht und er trug eine schwarze Rüstung, darunter einen grünen Kimono, sowie Hakama. „Mein Name ist Susanoo und ich bin der Hauptmann des Westens, ich wurde vom Lord geschickt, um Euch zum Schloss zu begleiten“, stellte ich mich vor. Der Sohn von Daiki sah mir in die Augen und lächelte leicht. „Ihr braucht Euch nicht zu verbeugen, Susanoo-san. Ich bin Isamu, Prinz und Erbe des Südens“, sagte er. Ich kam wieder hoch und erwiderte sein freundliches Lächeln. „Es freut mich Euch kennen zu lernen, Isamu-san.“ Der Sohn des Lords grinste weiter: „Mich freut es ebenfalls.“ Ich schaute mich um, einige Leute schienen sich zur Ruhe zu begeben, legten sich auf Bäume und einige auf den Boden. „Bei Sonnenaufgang geht es weiter?“, fragte ich neugierig. Isamu nickte. „Ja, wir sind die ganze Zeit durchgelaufen, nun tut uns etwas Schlaf gut“, erklärte er. Das war verständlich. Die Schlösser waren sehr weit entfernt, selbst Youkais mussten mindestens einmal eine Pause machen. „Ich würde Euch gern die Pläne meines Vaters erklären, wenn Ihr noch Zeit habt“, sprach Isamu. Ich fand das natürlich gut und somit zogen wir uns zurück und sprachen über die Unterstützung des Südens. „Also bleibt ihr solange, bis unser Feind besiegt ist?“, hakte ich nach. Isamu gab mir recht. „Ja, so ist es abgesprochen.“ Das war beruhigend. Dank dem Einsatz von Lady Kagome, da sie die Tochter des Südens nicht zum Tode verurteilt hatte, war das Bündnis zwischen den Ländern stärker geworden. Wieder ein Grund um sie zu verehren. Sie würde eine wunderbare Fürstin werden, ohne Zweifel. Ich wollte gerade etwas fragen, da unterbrach ich unser Gespräch. Ich roch eine fremde Person in unserer unmittelbaren Nähe. Sofort sprang ich auf, Isamu sah mich verwirrt an. „Hier ist jemand“, erklärte ich kurz. Er griff nach seinem Katana und machte sich für einen Kampf bereit. Auch ich war sofort bereit, meine zwei Sichelwaffen zu ziehen, um den unerwünschten Gast zu vertreiben. „Wo ist er?“, fragte Isamu. Ich schnupperte erneut und sah in Richtung Süden. „Dort drüben.“ Kurz nach diesen Worten rannte ich los, wie von einem Tarantel gestochen. Ich brauchte nicht zurück schauen, meine Nase verriet mir, dass Isamu dicht hinter mir war. Nach einigen Minuten stand die Person vor mir, der Prinz des Südens und ich schnappten überrascht nach Luft. „Es ist eine Frau?“, fragte Isamu laut. Ich wunderte mich ebenfalls, was wollte denn eine Frau hier? Sie sah an sich sehr wild aus. Rotbraune, knielange Haare, die in einem strengen Pferdeschwanz zusammen gebunden waren. Ihre Augen waren goldbraun und das Gesicht an sich ziemlich feminin, aber man erkannte es kaum durch den Dreck. Das Einzige was man erkennen konnte waren die leicht rötlich angehauchten Streifen auf ihren Wangen. Sie trug einen dunklen Kimono, bedeckt von Schlamm und beschmutzter Erde. Der Obi war weiß, durch den Dreck fast schon grau. Doch kurz über den Knien war der Kimono abgerissen, wahrscheinlich um sich besser verteidigen zu können. Auf ihren Schultern trug sie einen langen Speer und einen Bogen mit Köcher. Ihre Hand umgriff ein älteres Katana. Sie schien wohl schon länger unterwegs zu sein. Nur ein schwarzer Brustpanzer schützte ihren Oberkörper, doch auch der schien schon rissig zu sein. „Wo ist das Schloss des Westens?“, schrie sie. Isamu und ich sahen uns an. Was wollte sie denn dort? „Warum willst du das denn wissen?“, antwortete ich mit einer Gegenfrage. Sie knurrte mich an. „Das geht dich nichts an!“ Was war das nur für ein Weib? Langsam verlor ich die Geduld. „Ohne weiteres, wird dir niemand sagen, wo es ist“, sagte ich. Nun lachte sie. „Na dann finde ich es eben selbst.“ Bei diesen Worten zuckte sie mit den Schultern und ging an uns vorbei. Ich drehte mich zu ihr um, sah ihr nach. „Was willst du im Schloss?“, schrie ich. Sie blieb stehen, drehte sich jedoch nicht zu uns um. „Wie ich schon sagte, das geht dich nichts an. Ich finde es selbst und dann…“, antwortete sie. Bei den Worten bekam ich ein ganz schlechtes Gefühl. Was sollte das denn heißen? Was hatte diese Frau nur vor? Sie lief los, ich ihr hinterher. Irgendwie sagte mir mein Instinkt, dass sie nichts Gutes vor hatte. Sie war schnell, das musste ich ihr lassen. Doch irgendwann holte ich das Weib ein und griff nach ihrem Arm. Sie griff mich mit ihrem Katana an, ich wich zurück. „Lass deine Finger von mir!“, fauchte sie. Ich stellte mich ihr in den Weg, damit sie nicht wieder fliehen konnte. „Ich lasse dich erst durch, wenn du mir sagst, was du im Schloss des Westens willst“, sagte ich. Sie fixierte mich mit einem wütenden Blick. „Du gehst mir auf die Nerven, ich habe keine Zeit für so einen Schwachsinn“, knurrte sie wieder. Ich roch an ihr, dass sie auch eine Inu-Youkai war. Der Geruch von Nervosität, einen Hauch von Angst und Wut klebte an ihr, wie eine zweite Haut. Was hatte diese Frau nur für ein Problem? Ich legte meinen Kopf schief und sah in ihre goldbraunen Augen. Sie sahen auch … traurig aus. „Egal was passiert, ich muss zum Schloss und meinen Auftrag beenden“, erklärte sie nun etwas ruhiger. „Welchen Auftrag?“, fragte Isamu nun, der auf der anderen Seite von ihr stand, sie war nun eingekesselt. „Das kann ich nicht sagen!“, schrie sie nun wieder. Die Nervosität stieg an. Sie stank schon fast nur noch nach Angst. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. „Lass deine Waffe fallen“, rief ich. Das Weib hob ihr Schwert an: „Niemals. Ich vertraue niemanden!“ Nun kam ich wohl nicht mehr drum herum, ich musste sie bekämpfen. Am liebsten hätte ich mich jetzt auch auf einen Ast verzogen und geschlafen, aber anscheinend wollte mich das Schicksal doch härter bestrafen, als ich zuerst dachte. Ich griff zu meinem Obi und zog die Sichelwaffen. „Na dann habe ich keine andere Wahl. Ich werde dich nicht einfach gehen lassen“, knurrte ich. Sie sah mich überrascht an. „Warum? Was ist der Westen für dich?“, fragte sie. Ich schnaubte: „Es ist mein zu Hause und der Lord ist mein Herr“, antwortete ich schlicht. Mehr ging sie nicht an. Ohne weitere Worte sprang sie auf mich zu und griff mich frontal an. Lächerlich. Als würde sie mich damit verletzen können… Ich hob meine zwei Waffen über Kreuz und dadurch prallte ihr Katana einfach ab. Sie versuchte mehr Druck auszuüben, aber scheiterte. Natürlich. Sie war eine Frau und ich ein Mann. Von Natur aus, hatte ich mehr Kraft als sie, da gab es keinen Zweifel. Sie gab diesen Angriff auf und sprang zurück. Doch sie hatte Isamu vergessen, der sie hinterrücks angriff. Er konnte sie an der Schulter verletzen. Das Weib schrie auf und wich zur Seite. Keuchend hielt sie ihre blutende Schulter. „Ihr Mistkerle!“, fauchte sie. Ich schnaubte und sprang hinterher. Nun griff ich sie an, ich ließ etwas Youki in meine Klinge fließen und schlug zu. Wie zu erwarten wich sie aus, doch mein Youki schnitt eine Wunde in ihr Bein. Dieser Kampf war so was von langweilig, ich könnte gähnen. Aber da hatte ich mich zu früh gefreut. Die Frau drehte sich blitzschnell um und trat mit ihrem nicht verwundeten Bein direkt in mein Gesicht. Ich wurde von der Wucht zurück geschleudert und landete unsanft am nächsten Baum. Unfassbar. Sie hatte mir gerade wirklich ins Gesicht getreten… etwas sauer, aber auch belustigt stand ich langsam wieder auf, da sich alles noch etwas drehte. Als der Schwindel abebbte, rannte ich auf sie zu und nach einem kurzen Blickaustausch mit Isamu war klar, dass wir sie dieses Mal gemeinsam angriffen. Die Frau schien dies bemerkt zu haben und sprang in die Höhe. Somit krachten wir beinahe gegeneinander, aber ich konnte schnell reagieren und ausweichen. Sie war gerissener als ich dachte. Nun sollte ich diesen Kampf erst mal beenden. Ich hatte gerade beschlossen, dass ich sie mit zum Schloss nehmen würde, aber nicht als Gast. Ich sprang in die Luft, direkt zu ihr. Kurz danach schlug ich mit voller Wucht in ihren Nacken, daraufhin wurde sie sofort bewusstlos. Gemeinsam fielen wir runter, ich fing sie jedoch auf, damit das Weib nicht direkt auf den Boden knallte. Isamu sah mich nur überrascht an. „So kann man das auch machen. Ihr seid sehr barmherzig, Susanoo-san“, sagte er. Ich schnaubte. „Nein, aber ich habe da so ein Gefühl…“, antwortete ich. „Was für ein Gefühl?“, hakte er nach. „Sie steht unter großem Druck, anscheinend wurde sie von jemandem erpresst. Ich möchte mich gern vergewissern ob…“ „Ob unser Feind dahinter steckt?“, unterbrach er mich kurz. Ich sah ihn verwundert an. Scharfsinniger Mann. „Genau.“ „Gut, dann werden wir am besten sofort aufbrechen, zum Schloss ist es nicht mehr so weit“, beschloss Isamu. Ich gab ihm recht und war froh, dass der junge Nachwuchskrieger so gut mitdachte. Er war das komplette Gegenteil zu seiner Schwester und kam anscheinend komplett nach seinem Vater. Mehr als beruhigend. Doch trotzdem würde ich ihn weiterhin im Auge behalten, man konnte ja nie wissen und ich wollte nicht, dass dem Paar des Westens etwas passierte. Nach einigen Minuten hatte Isamu seine Leute geweckt und gemeinsam rannten wir in rasender Geschwindigkeit in Richtung Schloss. Bei unserer Ankunft ging gerade die Sonne auf, Sesshoumaru und Lady Kagome warteten vor dem Haupthaus. Natürlich trug die Fürstin auch den Prinzen. Ich blieb vor den beiden stehen und verbeugte mich. Anstand musste sein, privat behandelte ich Sesshoumaru natürlich anders. „Wir sind zurück MyLord, der Auftrag wurde erfüllt“, berichtete ich. Isamu ging an mir vorbei und verneigte sich leicht. Er kam vom Adel und musste nicht auf die Knie. „Seid gegrüßt Lord Sesshoumaru, mein Name ist Isamu und ich bin der Prinz des Südens. Die Krieger meines Vaters und ich sind dank Susanoo-san schneller ans Ziel gekommen, ein besonderer Mann“, lobte er. Bei seinen Worten schaute ich kurz auf, Lady Kagome erwischte mich dabei und lächelte mich freundlich an. „Gut“, antwortete Sesshoumaru nur kurz. Touga, der Prinz, fing plötzlich an zu schreien. Dadurch sah Isamu die Lady und betrachtete sie neugierig. Kagome trug einen edlen Kimono, in den Farben des Westen, genau wie ihr Sohn. „Und Ihr seid?“, fragte Isamu freundlich. Kagome verneigte sich leicht und stellte sich vor: „Ich heiße Kagome, Isamu-sama.“ Der Prinz des Südens hauchte Lady Kagome einen Kuss auf die Hand. „Es freut mich Euch kennen zu lernen“, sagte er schließlich. „Es ist mir eine Ehre“, erwiderte Kagome. Da Touga immer noch schrie und jetzt sogar weinte, zog der Kleine die Aufmerksamkeit auf sich. „Das ist der Erbe des Westens, nehme ich an?“ Sesshoumaru antwortete dieses Mal: „Korrekt. Die neue Fürstin des Westens und der Prinz.“ Danach sah er zu seiner Gefährtin und es kam mir fast schon so vor, als würden sie nur über ihre Augen kommunizieren. „Isamu-sama, bitte entschuldigt mich, ich werde nun gehen und mich um den Prinzen kümmern“, sprach Lady Kagome. Der Erbe des Südens winkte ihr zu und grinste: „Macht das, aber Ihr könnt das –sama weg lassen.“ Daraufhin verabschiedete sie sich erneut und zog sich zurück. „Jaken, bring die Männer in ihre Zimmer“, befahl Sesshoumaru und wie nicht anders zu erwarten sprang der Kappa sofort los. Der Herr der Hunde schaute kurz durch die Reihen und fixierte einen Schlangen-Youkai, der die fremde Frau trug. „Susanoo, wen hast du da noch mitgebracht?“, fragte mich der Lord nun. Ich wusste das die Frage kommen würde… „Sie war allein in den Wäldern unterwegs und wollte unbedingt zum Schloss des Westens. Ihre Gründe hat sie nicht verraten, aber sie stank nach Angst, Nervosität und Wut. Ich habe sie außer Gefecht gesetzt und sie gefangen genommen. Ich vermute unseren Feind dahinter, MyLord“, erklärte ich schnell. Sesshoumaru sah sie nochmal kurz an, drehte sich danach um und befahl: „Bringt sie in die Kerkerräume und nehmt ihr die Sachen ab.“ Ich nickte nur und kümmerte mich selbst darum. Also trug ich die bewusstlose Frau hinunter in einen der Kerker und legte sie auf die Matte am Boden. Nacheinander nahm ich ihr die Waffen und ansonsten trug sie nicht viel. Außer ein paar Heilkräuter und einen zerbrochenen Kamm war nichts weiter von Belang. Doch dann fiel mir eine kleine Kette auf. Sie hatte einen Anhänger, in dessen ein Gesicht eingraviert war. Darunter stand das Wort ‚Vater‘. Ich kniff die Augen zusammen… das würde noch interessant werden… Kurz danach ließ ich sie liegen und ging zu Sesshoumaru, um mit ihm darüber zu sprechen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)