Wer bin ich wirklich? von Francys ================================================================================ Kapitel 65: ... muss fühlen! ---------------------------- Susanoos Sicht (Hauptmann): Mit dem Rücken an der Wand lehnend, saß ich auf meinem Futon und starrte in die Leere. Nur die, auf den Boden aufklatschenden, Regentropfen hörte ich von draußen. Völlig in Gedanken versunken drehte ich meinen Kopf zur Seite und sah aus dem kleinen Fenster in meinem Zimmer. Es würde wohl bald gewittern, dachte ich gelangweilt und blickte wieder nach vorn. Schon wieder drehte sich alles in meinen Gedanken um dieses Weib … die, die aus dem Walde kam … Prinzessin der Wildhunde. Seit dem Vorfall mit Sesshoumaru, der ihre Identität sofort erkannt hatte, spukte sie in meinem Kopf herum. Ich ballte meine Finger zur Faust. Wie mich das nervte! Ich wollte nicht mehr an die Gefangene denken… … denn sie erweckten Bilder meiner Vergangenheit in mir… ¸.•*‘*•.¸¸.•*‘*•.¸¸.•*‘*•.¸ „Was soll das heißen?“, fragte ich meinen Vater geschockt. Er sah mich kühl an. Seine Augen spiegelten nichts als Kälte und Gefühllosigkeit wieder. „So, wie ich es gerade gesagt habe. Ich widerhole mich nicht, Susanoo“, antwortete er schlicht. Ich sammelte Sauerstoff in meinen Wangen und sah ihn wütend an. „Das kann doch nicht dein ernst sein! Du verkaufst deinen eigenen Sohn?“, schrie ich aufgebracht. „Ja.“ Als diese Worte meine Ohren erreichten, war ich geschockt. Ich erstarrte und stand einfach nur still da. „Gerade du tust das? Du warst doch selbst Opfer einer Zwangshochzeit und total unglücklich“, brüllte ich weiter. „Ruhe.“ Mein Vater knurrte und kam mir einen Schritt näher. „Du bist schon lange soweit, um zu heiraten und als Oberhaupt dieses Clans ist es unsere Pflicht, die Mitglieder zu beschützen“, erklärte er nun wieder ruhiger. Ich schluckte. Er hatte zwar recht, doch ich wollte nicht einfach irgendeine dahergelaufene Hündin zur Frau nehmen, denn eigentlich… „Warum wehrst du dich so sehr dagegen?“, fragte er mit einem gewissen Unterton. Ahnte er es etwas? Nein, das durfte nicht sein! „N-nein…“, antwortete ich schluckend. „Susanoo, egal was du vor hast, schlage es dir sofort aus dem Kopf! Du wirst die Prinzessin des anderen Clans heiraten und damit Frieden in den Westen bringen. Habe ich mich klar ausgedrückt?“ Er verschränkte seine Arme vor der Brust und tippte ungeduldig auf seinem Ellenbogen herum. „Aber…“, widersprach ich. Mein Vater packte mich am Kragen und zog meinen Körper zu sich heran. „Mein Wort ist Gesetz oder willst du dem Befehl des Clanoberhaupts nicht mehr Folge leisten?“, fragte er drohend. Ich schluckte wieder. „I-ich liebe aber…“ Kaum hatte ich den Satz beendet, da warf mich mein Vater durch den Wald. Ich knallte gegen einen Baum und saß benommen auf dem Boden. „Hör mir auf mit deinem Weibstück. Du wusstest, dass wir uns niemals für die Liebe entscheiden können. Oder habe ich meinen Sohn zu einem Narren erzogen?“, knurrte er. Ich stand auf, hielt mir dabei aber noch den Kopf und sah zu meinem Vater. Der grauhaarige Inu- Youkai schien wirklich wütend zu sein. Hatte ich mir die ganze Zeit etwas vorgemacht? War ich zu naiv? „Gehorche mir nun und schicke einen Boten los, um die Hochzeit anzunehmen!“, befahl er. Ich nickte, sah stur auf den Boden und verkrampfte meine Muskeln. Wie ich dieses Leben verabscheute… „Geh!“, knurrte er nun. Ich drehte mich um, war bereit los zu laufen, als er mich wieder aufhielt. „Du solltest auch der Frau Bescheid geben und sie über deine Verlobung informieren, bevor das Dorf es herumerzählt.“ Ich schaute nicht zurück, lief einfach weiter und nickte nur mit dem Kopf. Im Moment war ich mit meinem Vater fertig, ich wollte ihn nicht mehr sehen, denn im Moment war sie wichtiger… „Reika“, begrüßte ich sie. Mein Mädchen drehte sich zu mir um und lächelte mich liebevoll an. Ich musste schrecklich aussehen, denn der Gedanke, ihr jetzt das Herz brechen zu müssen, machte mich verrückt. Auch wenn ich ein Dämon war, so wurde ich dank meiner herzlichen Mutter auch mit Liebe erzogen und sehnte mich jetzt auch danach. „Hallo Susanoo, na wie war es bei deinem Vater?“, fragte sie gut gelaunt. Ich sah zur Seite, der Blick in ihre Augen fiel mir schwer. „Gut“, log ich. Sie kam zu mir und schlang ihre Arme um meine Mitte. Ich erwiderte die Umarmung, obwohl mein Verstand mir sofort signalisierte, dass es falsch war. „Ich habe dich vermisst“, sagte sie. Ihre Stimme klang wie ein herrliches Lied eines Vogels. Nun hob sie ihren Kopf und stellte sich auf die Zehen. Ihr Gesicht kam immer näher… was sollte ich tun? Sollte ich…? Bevor ich überhaupt entscheiden konnte, was ich machen wollte, da presste sie ihre Lippen auf meine. Das war der Moment, indem mein Körper mir nicht mehr gehorchte. Ich schlang meine Hände um ihre Taille und zog sie enger an mich. Schnell, besitzergreifend und leidenschaftlich bewegte ich meinen Mund und sie stieg in meinen Takt mit ein. Ich war wirklich süchtig nach dieser Frau… Reika keuchte in den Kuss hinein, ich tat es ihr gleich. Mein Körper so nah an ihrem, machte mich unheimlich glücklich und nun sollte ich dieses Gefühl beiseiteschieben und verlieren? Das fühlte sich falsch an! Langsam lösten sich unsere Lippen voneinander und wir schnappten schnell nach Luft. „Danke“, flüsterte sie glücklich. Ich lächelte schwach. Daraufhin nahm sie meine Hand und lief mit mir zu unserem Lieblingsplatz am Fluss. Dort setzten wir uns auf einen Baumstamm. „Nun erzähl schon, was wollte dein Vater von dir?“, fragte diese Perfektion einer Frau. Sie kannte mich gut und wusste daher sofort, dass etwas nicht stimmte. Ich holte tief Luft, sah ihr danach ernst in die Augen. „Ich…“, fing ich an zu erklären, „… ich muss den Clan verlassen.“ Nun weiteten sich ihre Augen. Sie drückte ihre Augenbrauen zusammen und auf ihrer Stirn erschien eine kleine Kule. „Warum?“ Nun hatte ihre Stimme den lieblichen Klang verloren. Sie stand den Tränen nahe. Reika… „Ich werde heiraten“, antwortete ich schnell. Vorsichtig sah ich in ihr Gesicht, sie schien wie versteinert. Ihre Augen verfärbten sich langsam rot, die Tränen sammelten sich langsam in ihnen. Der Damm schien bald zu brechen. Ich hob meine Hand und legte sie sanft auf ihre Wange. „Du … wirst was?“ Meine Miene verzog sich, es schmerzte in meiner Brust. „So … plötzlich?“, fragte sie erneut. Ich nickte. „Ich muss heiraten.“ Meine Betonung richtete sich darauf, dass ich es bestimmt nicht freiwillig tat. „Wen?“, hakte sie nach. „Die Prinzessin, damit der Frieden bleiben kann“, erklärte ich. Stille. Es war so ruhig, dass ich schon vermutete, sie würde nicht mehr neben mir sitzen. Doch da hörte ich es. Ihr Schluchzen. „Reika…“, flüsterte ich. Meine Stimme brach ab und ich nahm sie einfach nur in den Arm. Lange saßen wir so da, bis die Nacht uns begrüßte und unsere Körper sich das letzte Mal innig berührten. ¸.•*‘*•.¸¸.•*‘*•.¸¸.•*‘*•.¸ Doch als ich erwachte und sie nicht neben mir lag, war ich besorgt. Ich suchte sie, aber niemand hatte sie komischer Weise gesehen. Als ich meinen Vater fragte, sah er mich nur lächelnd an. Er sagte mir, dass er mein Problem beseitigt hätte und ich nun in Ruhe die Prinzessin heiraten könnte. Ich war außer mir vor Wut und griff ihn an. Mein Verstand konnte nicht verstehen, warum er das tat. Ich hatte die Hochzeit akzeptiert, wollte doch nur meinen Abschied beziehungsweise die letzte Nacht mit ihr genießen und mein Vater hatte befohlen, sie im Schlaf von mir weg zu reißen und sie zu … töten Warum hatte er das getan? Ich konnte es nicht einmal heute verstehen… es war zu viel für mich und somit rannte ich weg. Ich flüchtete vor meinen Pflichten und ließ meinen Clan hinter mir. Irgendwann traf ich auf Sesshoumaru, der gerade seinen Vater verloren hatte und schnell beschloss ich, ihm zu folgen. Seufzend legte ich meinen Kopf in den Nacken und starrte an die Decke. Nun donnerte und blitzte es wie verrückt, ich hatte es bis jetzt gar nicht bemerkt. Langsam stand ich auf und klopfte mir den Staub vom Kimono. Kurz danach lief ich die dunklen Gänge entlang, bis ich bei Sesshoumaru ankam. Er saß wie immer in seinem Arbeitszimmer und stürzte sich in seine Schriftrollen. Ohne anzuklopfen, trat ich ein und sah meinen alten Freund an. Sesshoumaru kommentierte mein Verhalten nicht, er zog einfach nur eine Augenbraue in die Höhe. „Was gibt es?“, fragte er nach einer Weile. Ich stand da, wie bestellt und nicht abgeholt. Was wollte ich eigentlich hier? Aus irgendeinem Grund brachten mich meine Beine automatisch zu ihm. „Nichts…“, murmelte ich leise. Der Daiyoukai schnaubte. „Und deshalb unterbrichst du meine Arbeit?“, fragte er. Pfft, das war typisch. „Du arbeitest sowieso weiter und lässt dich eh nicht unterbrechen, außer vielleicht ich wäre eine schwarzhaarige Schönheit und noch dazu eine Halbgöttin mit tollen Kurven“, antwortete ich lachend. Sesshoumaru knurrte. „Sie ist wenigstens meine Frau und keine nackte Gefangene“, sagte er. Nun schnaubte ich beleidigt. „Du hast vor der Lady auch nichts anbrennen lassen, mein alter Freund“, stellte ich fest. Sesshoumaru stand auf und warf eine spitze Schreibfeder nach mir. Ich wich aus und sie blieb im Holzbalken hinter mir stecken. Nun war er anscheinend böse. „Im Gegensatz zu dir, habe ich mich versteckt gehalten“, knurrte er wieder. Ich lachte kurz auf. „Was hast du? Du hattest ein ganzes Harem im Gästetrakt und konntest dir für jede Nacht eine andere angeln. Sehr zurückhaltend, Sesshoumaru“, stellte ich klar. Nun flog ein Tonbecher in meine Richtung. Ich fing ihn auf und stellte ihn wieder sicher auf den Tisch. „Du solltest deine Aggressionen unter Kontrolle bringen, für die Lady“, sagte ich wieder neckend. Zum Glück nahm mir Sesshoumaru diese Scherze nicht übel. „Hn.“ Er kam zu mir, schubste mich etwas zur Seite und verließ den Raum. Als ich in den Flur trat, kam mir Lady Kagome entgegen. „Worüber habt Ihr denn gerade so gelacht?“, fragte die Fürstin. Ich sah sie an, sie hob den weinenden Prinzen auf dem Arm. „Nicht so wichtig, MyLady.“ Kagome schien meine Antwort zu akzeptieren und lief in Richtung Garten. „Wo wollt Ihr denn hin? Etwa nach draußen? Es gewittert noch…“, fragte ich irritiert. Die Lady lächelte nur und sprach beim gehen: „Es hat doch schon wieder aufgehört“, erwiderte sie. „Wollt Ihr mich vielleicht an die frische Luft begleiten?“, hakte sie nach. Ich nickte schwach und folgte der Lady in den Garten. Draußen angekommen, stellte ich fest, dass sie recht hatte. Das Unwetter war wirklich vorbei und es roch sehr erfrischend. „Ist diese Luft nicht angenehm?“, fragte die Gefährtin von Sesshoumaru. Ich stimmte ihr zu und gemeinsam spazierten wir über die nasse Wiese. „Sagt mal… es geht mich zwar nichts an, aber…“, fing sie an zu sprechen, „… wer war diese Frau wirklich?“ Ich stockte kurz. Musste sie wieder mit dem Thema anfangen? „Eine … Gefangene.“ Die Lady war damit natürlich noch nicht zufrieden und bohrte weiter: „Eine Gefangene? Seit wann ist sie denn bei uns und warum wurde sie denn eingesperrt?“ Ich zog eine ernste Miene. Lady Kagome bemerkte es und blieb stehen. „Wollt Ihr nicht darüber sprechen? Das kann ich natürlich verstehen. Verzeiht, dass ich damit angefangen habe“, entschuldigte sie sich. Ich schüttelte verneinend den Kopf. „Das ist es nicht, MyLady. Ich fand sie in den Wäldern, als sie das Schloss angreifen wollte. Hana sollte sie waschen und die Frau griff sie dabei an, um zu flüchten“, erklärte ich schnell. Lady Kagome weitete ihre Augen und sah zum Himmel. „Hmm…“, machte sie nur. „Darf ich mit ihr sprechen?“, fragte die Fürstin. Ich sah sie geschockt an. „Das … ist keine so gute Idee. Sie ist gefährlich.“ Dummkopf, dachte ich. Ich sprach hier gerade mit einer Halbgöttin… „Ich denke, damit komme ich schon klar. Aber, wenn es euch verunsichert, könntet Ihr mich begleiten“, schlug Kagome vor. Ich nickte. Damit war ich zufrieden. Wir beendeten unseren Spaziergang und die Lady bat Rin darum, Touga zu Sesshoumaru zu bringen. Danach machten wir uns auf dem Weg in die Kerker. An ihrer Zelle angekommen, schloss eine Aufsicht die Tür auf und die Lady trat zu dem Weib hinein. Die Wilde saß zusammengekauert auf dem Boden und sah erst auf, als die Fürstin direkt vor ihr stand. „Hallo“, begrüßte Kagome Moriko, „Mein Name ist Kagome.“ Die Inu der Wildhunde sah plötzlich auf und sprang auf, direkt an die Kehle der Lady. Ich wollte gerade nach vorn rennen, sie aufhalten, als Kagome ihr Handgelenk fest hielt. Ich zog mich nun zurück und beobachtete weiterhin das Schauspiel vor mir. „Ich … werde dich töten!“, schrie das Weib. Danach trat sie gegen die Beine der Fürstin, die daraufhin das Gleichgewicht verlor und zu Boden fiel. Sie knallte hart auf und sah geschockt zu der Frau aus dem Wald. Die Gefangene schlug in das Gesicht der Lady und das war mein Zeichen. Ich sprang nach vorn und hielt das Weib fest. „Beruhige dich!“, forderte ich. Kagome richtete sich wieder auf und sah die Frau an. „Warum willst du mich töten?“, fragte sie leicht verwirrt. Ich wartete ab, ließ Moriko jedoch nicht los. „Ich muss es tun!“, schrie die Frau. „Was? Warum?“, bohrte die Fürstin weiter. Langsam klang sie genervt, was ich ihr nicht verübeln konnte. „Antworte ihr!“, befahl ich Moriko. Sie hörte nicht auf mich und versuchte erneut sich frei zu reißen. „Lass sie los, Susanoo“, forderte Kagome. Ich war verwundert, denn sie ließ den höflichen Ton weg und duzte mich sogar. „Aber MyLady…“, widersprach ich. „Vertrau mir, ich komm schon klar. Lass sie los und schließe die Zelle“, befahl sie. Ich schluckte. Sollte ich wirklich…? „MyLady…“ „Das ist ein Befehl!“ Verwirrt sah ich zur Fürstin. Das war das erste Mal, dass sie einen Befehl erteilte. Sonst bat sie um etwas oder fragte freundlich nach… „Jawohl, Lady Kagome.“ Ich ließ die Frau los und zog mich zurück. Langsam ging ich hinaus und die beiden Frauen blieben allein. Ob das so eine gute Idee war? Ich würde auf jeden Fall in Hörweite bleiben… ________________________________________________________________________ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)