A oder B? von Tobiz ================================================================================ Prolog: Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unseren Nachthimmel ---------------------------------------------------------------- Es war ein warmer Tag im Sommer. Die Ferien waren nur noch wenige Wochen entfernt und der Unterricht in der Schule bestand immer mehr aus Filmen schauen, die mehr oder weniger mit dem Fach etwas zu tun hatten. Ich saß am Freitagnachmittag in meinem Zimmer und zwang mich, mein alles entscheidende Referat vorzubereiten. Als ich von der Schule kam, war das Erste, was ich von meiner Mutter zu hören bekam: „Toni, nach dem Essen machst dein Referat! Das ist die einzige Chance, wie du das Schuljahr noch bestehen kannst. Vergiss das bitte nicht.“ Sie schwang dabei mit ihrem Zeigefinger auf und ab, was immer bedeutet, dass sie es ernst meint. Meine kritischen Fächer sind Geschichte und Physik, doch mein Geschichtslehrer meinte, dass ein Referat nicht die ganze Leistung vom Schuljahr aufbessern könne. Keine Chance. Meine Physiklehrerin war da schon netter. Und da sie mit ihrem Stoff fast durch war, wies sie mir ein Thema zu, was ihrer Ansicht nach immer zu kurz kommt in der Schule: Die Astronomie. „Stelle alle Planeten des Sonnensystems vor und nenne ein paar Besonderheiten bei ihnen“, erklärte sie, als ich nachfragte, worüber genau ich halten soll. Nach 5 Minuten der Recherche musste ich schockiert feststellen, dass es ganze 8 Planeten gibt. Das war doch unmöglich, die alle an dem Wochenende zu lernen und dann sogar Besonderheiten zu kennen. Ich erinnerte mich, dass es eine Eselsbrücke gibt. Irgendwas mit Vater und Planeten. Doch als ich die Namen aller Planeten durchging und keinen mit P finden konnte, fühlte ich mich nochmals bestätigt, dass ich keine Ahnung von dem Thema hatte. Ich konnte schon das Klatschen hören, wenn meine Lehrerin sich während des Referats auf die Stirn haut. Meine Freundin Lisa - wir sind nur Freunde - hätte mir sicherlich helfen können. Sie und meine Lehrerin fachsimpelten immer miteinander, wenn sie sich sahen, was nur passierte, wenn Lisa mich abholte, denn sie war nicht einmal in ihrem Kurs. Ich kramte mein Smartphone raus, um sie anzurufen, doch ließ es wieder los. Sie war auf der Beerdigung ihrer Großmutter. Sie konnte ich also nicht um Hilfe bitten und alle anderen meiner Freunde hatten etwa so wenig Ahnung wie ich. Doktor Googel und Wikipedia mussten mir genügen. „Also. Wie fange ich an?“, sortierte ich meine Gedanken. „Das mit der Eselsbrücke ist möglicherweise keine so schlechte Idee.“ Meine Finger tippten einen geeigneten Suchbegriff und schon erkannte ich, dass es nicht mehr „Planeten“ heißt, weil irgendeinem der Planetenstatus aberkannt worden ist. Da fiel es mir wieder ein. „Stimmt, da war ja neulich was“, stellte ich mit der wiedergefundenen Erinnerung fest. Naja, „neulich“ war nicht so ganz richtig, da es schon 12 Jahre her war, aber das sollte mir meinen neuen Mut nicht nehmen. Dass sich die Reihenfolge der Anfangsbuchstaben von den inneren zu den äußeren Planeten orientiert, wusste ich ebenfalls nicht. „Dann weiß man ja, welcher Planet an welcher Stelle kommt, wenn man die Eselsbrücke kennt“, fand ich endlich den Sinn der Eselsbrücke heraus. Dass 2 Planeten mit M beginnen, sollte mich auch nicht aufhalten. Ich war nicht zu stoppen. Ich suchte für jeden Planeten ein geeignetes Bild und machte ein Layout das ich für jeden Planeten benutzen konnte. Doch in welcher Reihenfolge? „Meine Lehrerin freut sich bestimmt, wenn ich sie von innen nach außen präsentiere. Dann kann ich auch die Eselsbrücke mit einbauen“, entschied ich. Das war der Moment, an dem ich die Eselsbrücke aber erst einmal lernen musste. Ich konnte sie mir zwar relativ schnell merken, doch die zugehörigen Namen wollten einfach nicht meinen Schädel. Nach 10 Minuten war ich fertig und ging sie als Kontrolle nochmal durch. Alles wieder weg. Ich war am Verzweifeln. „Wie kann man nur so blöd sein und sich nicht 8 Namen merken?“, hämmerte ich gegen meinen Kopf, was nicht sehr produktiv war, bis mir einfiel, dass es vielleicht auch reicht, wenn ich sie auf meine Karteikarten schreibe. Hoffentlich würde meine Lehrerin nicht verlangen, dass ich sie auswendig kenne. Bei dem Layout kam das nächste Problem: Es sollten ein paar Daten zu dem jeweiligen Planeten draufstehen und bei Wikipedia stand wirklich alles. Es zwar zu viel und die meisten Wörter, die dort angegeben waren, kannte ich nicht z.B. Exzentrizität. Die Erklärung davon verstand ich natürlich kein bisschen. Ich schaute auf die Uhr. „Es sind gerade mal 30 Minuten vergangen?“, starrte ich ungläubig mehrmals auf die Anzeige, aber die Zahl änderte sich nicht. Ich verglich die Zeit mit meiner Arbeit. „Wenn ich in dem Tempo weiterarbeite, werde ich nie fertig und nachher ist noch die Party“, stellte ich traurig fest. Den Gedanken, während der Party hier zu sitzen und etwas über Merkirgendwas zu pauken, verwarf ich sofort wieder. Ich würde auf jeden Fall hingehen. Dennoch war zuerst eine Pause angesetzt. Ich ging die Küche, um mir ein Glas Orangensaft zu holen, als mir meine Mutter aus dem Flur entgegenkam. Sie muss gerade schwimmen gewesen sein, denn sie war triefend nass. „Na, wie läuft es mit dem Referat?“, sprach sie genau das Thema an, über das ich reden wollte. „Komme ganz gut voran“, log ich. Sie musste nicht wissen, dass ich Probleme hatte. Sonst stellte sich vielleicht noch heraus, dass auch sie voll die Ahnung von dem Weltraum hat und das hätte ich nicht ertragen. „Ich mache gerade nur eine Pause“, erklärte ich, hob als Bestätigung das Glas mit dem Orangensaft hoch und verschüttete es fast. „Gut. Ich geh dann mal wieder ins Wasser“, grinste sie und drehte sich um. „Danke fürs Salz in die Wunde streuen“, rief ich belustigt hinterher. Sie wank mit ihrer Hand zum Abschied, ohne sich umzudrehen. Man könnte meinen, dass das nicht gerade zu dem guten Verhalten einer Mutter gehörte, aber ich war es gewohnt und liebte sie für ihren fantastischen Sinn für Humor. Dennoch war sie auch ernst, wenn es sein musste. Wie gerne wäre ich jetzt auch in den Pool gegangen. Es war mit 25 Grad zwar nicht sehr heiß, aber wer konnte da schon still bleiben, während jemand anderes 5 Meter weiter schwimmen geht? Allein deswegen wollte ich schnell fertig werden mit dem Referat. Die Party begann in ein paar Stunden. Es war also noch genug Zeit. Mit schnellen Schritten kehrte ich in mein Zimmer zurück. Mein Bett - oder auch der Arbeitsplatz - war voller kleinen unbeschriebenen Karteikärtchen, meinem Laptop und einigen Stiften. Meine Mutter hasste es, wenn ich auf dem Bett arbeitete, aber das war einfach gemütlicher. Mit einem Blick auf den Bildschirm fiel mir wieder ein, warum ich eine Pause wollte. Diese vielen Wörter. Ich wusste nach wie vor nicht, welche davon wichtig sind oder was sie bedeuten. Dazu kommen noch die „Besonderheiten“, die meine Lehrerin noch betont hatte. Mein Blick fiel auf das Smartphone, welches neben meinem Laptop liegt. „Die Beerdigung sollte schon vorbei sein und sie könnte mir das alles sicherlich in wenigen Minuten erklären“, dachte ich darüber nach, Lisa doch zu fragen. „Aber ich will meine Freundschaft nicht riskieren, falls es ihr nicht gut geht und sie Zeit für sich will. Möglicherweise kann mir jemand anderes helfen.“ Wenn du das Referat alleine bearbeiten willst, lies bei Mars weiter. Wenn du Lisa um Hilfe bitten willst, lies bei Charon weiter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)