Let me be your favourite hello and hardest goodbye von Nuessjen ================================================================================ Kapitel 4: Überraschung. ------------------------ „Heute Abend? Was hast du denn genau mit mir vor?“, skeptisch blicke ich Sasuke an, ich bin mir nicht sicher, welchen meiner Wünsche er mir heute Abend erfüllen möchte. Immerhin hatte ich da so einige. Aber etwas wirklich Großes kann es nicht sein, denn sonst hätte er mich ja an einen anderen Tag darauf angesprochen. Immerhin wird es mir nicht gut gehen nach der Chemo heute, das weiß ich aus Erfahrung, mir ist jetzt schon etwas übel und das nach gerade einmal zwei Stunden. Und weitere zwei Stunden muss ich das noch aushalten…und auch Sasuke scheint zu bemerken, dass sich mir mein Magen dreht und er holt mir etwas kaltes Wasser zum Trinken und ein Kühlpad für auf die Stirn. Kälte hilft gegen Übelkeit und grade dann, wenn man vollkommen überhitzt. Dankbar lächelnd lasse ich mich in den Sessel sinken, schließe die Augen und versuche mich darauf zu konzentrieren, dass es bald vorbei sein wird. Die Übelkeit ist mit das Schlimmste an allem und nicht einmal die Musik, die Sasuke leise angemacht hat, lenkt mich wirklich ab. „Erzähl mir etwas, bitte. Ich brauch etwas Ablenkung“, bitte ich Sasuke, der immer noch mit einem sorgenden Blick neben mir auf den Stuhl sitzt. Kurz schaut er verwirrt drein, bevor er nachdenklich wirkt. Ein kleines Schmunzeln umspielt seine Lippen und zum ersten Mal fällt mir ganz bewusst auf, wie gut ihm ein Lächeln doch steht. Sein sonst so gleichgültiges, ja fast schon strenges Gesicht wirkt damit weich und wirklich lieb, so wie er es auch wirklich ist. An der Universität gingen viele Gerüchte über ihn herum, der Junge, der alle Mädchen abweist, das Arschloch, dass die Mädchen nur ausnutzt und jedem gegenüber mies gelaunt und eiskalt ist. Aber das letzte Gerücht kann ich nicht beurteilen, denn zu mir ist er alles andere als kühl, auch zu Jim ist er das nicht und die Praktikanten behandelt er auch fair und freundlich, sogar dann, wenn sie wirkliche Probleme machen oder haben. Die anderen Gerüchte kann ich nicht leugnen oder bestätigen, immerhin habe ich ihn ja nicht auf so einer Basis kennengelernt. Und werde ich auch nie. Er würde sich bestimmt nie mit einem halb toten Patienten einlassen. Patient. Genau das bin ich. Mehr nicht und da brauch ich mir auch nichts weiter einreden oder mir irgendwie falsche Hoffnungen machen. Jen hat mich gestern Abend noch gefragt, ob der „heiße“ Doktor denn noch Single ist und ich auf ihn stehe. Ich konnte ihr keine Antwort geben, auf beides nicht. Sie meinte, ich müsse doch wissen, auf welchen Typ Mann ich stehe, aber wenn man noch nie verliebt war, oder sich wirklich für Männer interessiert hat, ist das schwer zu beurteilen. Aber jetzt, wie er da sitzt, mich mustert und seine schwarzen Augen über mich gleiten lässt, seine Finger, die mich immer wieder federleicht berühren…ja, er ist mein Typ. Er ist verständnisvoll und freundlich, empathisch und zuvorkommend. Und so eine Art Mann habe ich noch nie getroffen. Wenn das mein Typ Mann ist, dann ist er es wohl. Er denkt immer noch nach, fängt dann allerdings an über seinen großen Bruder Itachi zu erzählen, der in L.A. lebt und dort Mode designt. „Wir sind wirklich grundverschieden. Itachi ist eher aufgeschlossen, kann sofort mit jedem gut umgehen, versteht sich mit jedem und ist auch eher für alles künstlerische offen, womit ich wirklich nichts anfangen kann. Ich weiß noch, als er mir erzählt hat, dass er New York verlässt, um in L.A. Modedesign zu studieren. Ich hab ihn wirklich ausgelacht…Sakura, ich dachte er wäre auf einmal schwul und deswegen würde er das jetzt machen wollen, um irgendeinem Klischee zu entsprechen. Ich hab Tage auf ihn eingeredet, immer wieder gesagt, dass er schwul sein kann, ohne so etwas zu machen. Oh Gott, ich war erst 13 und hab mir solche unnötigen „Sorgen“ um ihn gemacht. Er hat mich regelmäßig deswegen ausgelacht und auch heute zieht er mich immer wieder damit auf. Ich denke, dass ich ihn im Endeffekt nur nicht verlieren wollte, und deswegen so einen Blödsinn zusammengesponnen hab, aber er ist halt mein großer Bruder und ich war damals wirklich vernarrt in ihn. Daran musste ich grade denken, wie ich ihm im Haus hinterherrenne, immer wieder anflehe nicht schwul zu sein und nach L.A. zu ziehen. Ich war wirklich blöd , oder?“. Ich breche in schallendes Gelächter aus, dass mir eigentlich übel ist, hab ich schon in der Mitte seiner Erzählung vergessen. Doch eine Frage brennt mir dennoch auf der Zunge: „ Und ist er denn jetzt schwul?“. Sasuke lacht herzhaft auf und mir schießt die Röte ins Gesicht. Sein Lachen klingt wunderschön, und ich finde es wirklich bezaubernd, dass er sich hier so fallen lassen kann. „JA ist er! Aber das hat er erst Jahre später rausgefunden, sich selbst entdeckt. Saku, du glaubst mir nicht, wie peinlich es ihm war, mir an dem Weihnachtsfest damals in die Augen zu schauen, weil ich ja doch Recht hatte…“, immer noch lacht er und überrascht ziehe ich meine Augenbrauen hoch. Saku? Noch nie hat mich jemand so genannt, außer mein Bruder. So hat mich nur Haru genannt und irgendwann, es war glaube ich vier Monate bevor er sich das Leben nahm, hat er damit aufgehört. Sasuke bemerkt meine kippende Stimmung, dass mich etwas bedrückt, denn ich schaue längst nicht mehr überrascht, sondern traurig drein, versuche die Gedanken an Haru zu verdrängen. Ein kurzes Räuspern erweckt meine Aufmerksamkeit und ich blicke Sasuke erwartungsvoll an. „Sorry…ich hätte das nicht ansprechen sollen. Ich weiß das ja mit deinem Bruder…nach der Sache mit der Polizei hat es leider das Lauffeuer in der Uni gemacht.“ Das war mir klar. Mir war klar, dass es jeder wusste, als mir immer wieder mitleidige Blicke zugeworfen wurden oder an meinem Platz Broschüren für irgendwelche Therapiegruppen lagen. Aber ich habe es nie von mir aus angesprochen, das Thema existierte für mich einfach nicht. Ich winke auch hier das Thema ab, gebe ihm zu verstehen, dass ich nicht darüber reden möchte. Einzelne Tränen sammeln sich in meinen Augen, die ich leider nicht zurückhalten kann. „Entschuldige, dass ich schon wieder weine. Die letzten Jahre waren einfach wirklich hart…und das hier „ ich mache mit meinen Armen eine ausladende Bewegung, „toppt einfach alles. Der krönende Abschluss. Ich finde es schön, dass du so über das Leben mit deinem Bruder lachen kannst, schöne Erinnerungen an deine Kindheit hast, und natürlich, dass du ihn noch hast. Es macht mich…einfach etwas traurig, dass er nicht mehr hier ist und mir die Chance gab, um es besser für ihn zu machen“. Deshalb war ich wirklich all die Jahre sauer auf Haru. Hätte er mit mir geredet, hätte ich alles in meiner Macht stehende getan, um ihn auf eine andere Schule zu schicken, wäre noch mehr arbeiten gegangen, hätte ihm noch mehr finanziert. Und jetzt hatte keiner von uns beiden etwas davon. „Aber ich möchte jetzt nicht darüber reden…“. Sasuke nickt. Thema abgeschlossen. „Also, was machen wir nun heute Abend?“, ich bin wirklich ziemlich neugierig und aufgeregt. „Naja…wegen dem Chemoblock können wir noch nicht allzu viel machen und vor allem nichts großes. Aber du hast gesagt, du würdest gerne mal auswärts Essen gehen, weil du dir das nie leisten konntest“, ich nicke kurz zustimmend. Essen gehen würde von der Kraft her gehen, allerdings darf ich das Krankenhaus nicht verlassen, was ich kurz einwerfe. „Deswegen werde ich dich hier auch rausschmuggeln! Und wir werden diesen Wunsch mit einem anderen kombinieren! Mit einem Date, mit einem gutaussehenden Kerl. Da bin ich jetzt einfach mal so eingebildet..“, Sasuke grinst mich verschmitzt an und jetzt erst realisiere ich, was er da gerade sagt. Ich werde ein Date haben. Mit ihm. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)