Let me be your favourite hello and hardest goodbye von Nuessjen ================================================================================ Kapitel 14: Überwältigend ------------------------- Sasuke Der Morgen hatte schon scheiße begonnen, nachdem Itachi mich schon beim Kaffeetrinken über Sakura ausgefragt hatte. Und da ist ihm doch tatsächlich rausgerutscht, dass er mit ihr über unsere gemeinsame Vergangenheit geredet hat, dabei hab ich ihm doch gesagt, dass er genau das nicht machen soll! Sakura ist meine Patientin…ok! Sie ist viel mehr als das für mich, aber sie muss mir vertrauen können, wahrscheinlich kann sie es jetzt nicht mehr, weil sie sich belogen fühlt oder so. ich könnte es ihr nicht einmal übel nehmen, immerhin hab ich ihr ganz bewusst nicht davon erzählt, dass wir uns eigentlich schon so lange kennen. Mebuki war so viel mehr für Itachi und mich, mehr als nur die beste Freundin meiner Mutter, mehr als nur ihre Leidensgenossin. Sie war fast wie eine Tante, stets besorgt um uns, dass wir vielleicht nicht mit der Krankheit unserer Mutter zurecht kämen, dass wir in der Schule absacken oder gar uns von unseren Freunden distanzieren. Letzteres war bei mir der Fall, meinen besten Freund Naruto hab ich zu dem Zeitpunkt wirklich immer weiter weg von mir geschoben, immer mehr Distanz zwischen uns gebracht, zu groß war die Angst, dass ich ihn verlieren könnte, dass ich noch einmal den Schmerz durchmachen muss, den ich zu dem Zeitpunkt durchlief. Und auch da hatten Mutter und Mebuki immer ein offenes Ohr für mich, ihnen gegenüber waren mir auch damals meine Tränen nicht peinlich. So viele hatte ich vergossen, aus Angst, sie eines Tages wegen meiner Mutter vergießen zu müssen. Dass das letztendlich auch eintrat…irgendwie war es von Anfang an klar. Die Zeit mit ihr wurde intensiver, jeder Tag wurde mehr gelebt als vorher, jedes Gespräch tiefgründiger und immer mehr auf die Zukunft ohne sie gelenkt. Sie wollte, dass wir glücklich werden, dass wir nicht die Fehler machen, die sie gemacht hat, es war auch sie, die mich ermahnte, auf Sakura böse zu sein. Es wäre ihr gegenüber nicht fair, immerhin hätte sie nicht nur ihre Mutter verloren, sondern müsste auch noch arbeiten gehen mit 14 Jahren, um ihren Bruder und sich durchzufüttern, die Miete zu zahlen und auch noch die Schule nebenbei meistern. Ich war einfach verletzt, als Sakura nicht mehr zu uns kam, nach dem Tod ihrer Mutter ließ sie sich nicht mehr blicken. Ein paar Mal hab ich sie auf dem Schulweg getroffen…doch kein einziges Mal schenkte sie mir ihre Aufmerksamkeit. Und immer hab ich mich gefragt, was ich falsch gemacht habe…ob es daran lag, dass ich ein paar Jahre älter war oder sie mich einfach dafür hasste, dass meine Mutter noch lebte. Ich hab mir damals wirklich Gedanken gemacht…noch heute hallen immer wieder die Worte meiner Mutter in meinem Inneren wider. Immer wieder höre ich ihre Worte, dass ich ihre Zeit geben soll, dass sie doch noch ein Kind ist, das mit der ganzen scheiß Situation umzugehen lernen muss, dass ich auf sie aufpassen soll. Mit einer ihrer letzten Wünsche, immerhin war Sakura wie eine Tochter für sie geworden, die sie nie hatte. Ich hab es mir wirklich zu Herzen genommen und umso schwächer und machtloser fühle ich mich heute. Ich kann ihre nicht helfen, wenn sich kein Stammzellspender für sie finden lässt. Verdammt…was mache ich nur, wenn ich sie verliere?! Die Visite lief ganz gut, bis wir an Sakuras Zimmer ankamen und diese dummen, neuen Studenten aus dem 4. Semester meinten, ihr ganzes Wissen zeigen zu können. Nur zu dumm, dass sie kaum etwas wussten und Sakura innerlich schon brodelte. Man sah es ihr wirklich an, wie sehr sie ihren Job liebte, dass sie so gerne an deren Stelle stehen würde, oder an meiner Sitzen würde, dass sie so gerne einfach wieder ein normales Leben führen würde. Und ich kann nur hoffen, dass es irgendwann auch so sein wird…und dass ich ein Teil von diesem sein werde. Immer wieder bleibt mein Blick an Sakura hängen, die in dem Armen von Jim hängt, ihre Glatze nicht bedeckt, ihren Kopf stolz erhoben, als wollte sie diesen Dümmlingen vorne zeigen, dass sie sich von dieser Scheißkrankheit nicht runterziehen lässt. Ein dümmliches Grinsen schleicht sich auf mein Gesicht. Ja, ich bin verdammt stolz auf sie. Ich bin so stolz, dass sie dem Ganzen so entgegentritt. Ihre Augen ruhen auf mir und langsam erwache ich aus meiner Trance, ehe ich in ihren grünen Irden versinke. Sie ist wahrlich mein Kryptonit. Sie war, ist und wird es immer bleiben. Itachi schrie mich heute Morgen regelrecht an, dass ich meine Augen öffnen soll, dass ich ihr endlich gestehen soll, was ich fühle. Aber wie soll ich das machen? Wenn ich es ihr gestehe, und sie vielleicht auch so fühlt – denn das meinte er natürlich auch noch – dann muss ich dieses Risiko eingehen, wieder verlassen zu werden…dann stehe ich komplett alleine da. Sie war doch immer meine Hoffnung auf ein normales Leben…auf ein Leben, in dem wir uns gegenseitig Trost spenden könnten, ein Leben, das wir uns selbst aufgebaut hätten, nach unseren Vorstellungen, aber vor allem gemeinsam. Denn das will ich. Eine gemeinsame Zukunft. Alle erheben sich und verlassen das Zimmer, noch bevor ich gänzlich aus meiner Trance erwache und mich auch erhebe, um rauszugehen. Allerdings wirkt Sakura plötzlich sehr hektisch, was meinen Blick natürlich wieder auf sie lenkt. Ein Apfel. Sie hält mir einen Apfel entgegen. Erinnert sie sich?! Bitte, liebes Schicksal, verarsch mich dieses Mal nicht und lass sie sich einfach erinnern. Ich nehme ihr den Apfel aus der Hand, am liebsten hätte ich sie in meine Arme gezogen, erbärmlich geheult wie ein kleines Kind, mich einfach gefreut, dass doch noch Hoffnung besteht, zumindest in emotionaler Hinsicht dieses Leben zu bekommen, das ich mir so sehr mit ihr wünsche. Doch stattdessen beuge ich mich zu ihr hinab, und gebe ihr einen stummen Kuss auf die Stirn, fest und besitzergreifend. So war ich nie und ich weiß wirklich nicht, was es an ihr ist, das mich seit mehr als zehn Jahren nicht loslässt. Einen letzten Blick schenke ich ihr noch, oder eher mir, denn sie starrt mich genauso an, ihre Wangen in einem wunderschönen Rosaton. Erleichtert, erfreut und unendlich verwirrt, begebe ich mich schlussendlich nach draußen, musste mich regelrecht losreißen von ihren Irden, von ihrer Präsenz, die mich immer wieder in ihren Bann zieht. Wann bin ich noch mal so geworden?! Achja…damals. „Sasuke…kommst du später kurz in mein Büro? Nach der Visite? Wir müssten Sakuras Fall mal besprechen, die nächste Knochenmarkspunktion steht an.“, daran habe ich gar nicht mehr gedacht. Bei dieser werden wir sehen, ob Sakura auf die Chemo anspricht oder nicht, ob die Krebszellen zunehmen oder abnehmen. Letzteres wäre natürlich erwünschenswert. Ich nicke nur kurz, gehe dann aber zu den Schwestern, um mir einen Kaffee zu holen. Leider werde ich dort wie ein wie ein Stück Fleisch angeglotzt und begafft, von den meisten Tussen hier hab ich sogar die Handynummer. Meisten aufgeschrieben auf Post-its, die dann an Sakuras Akte klebten, oder an meiner Tasse im Schrank, oder meinem Spind. Die ließen sich wirklich viel einfallen, aber keine einzige hörte auch nur ein Wort von mir. Ich hatte kein Interesse an ihnen und das muss denen doch langsam mal klar werden. Den Kaffee in der einen Hand, einen weiteren Post-it in der anderen, laufe ich schnurstracks auf Jims Büro zu, klopfe kurz und laut an, ehe ich die Tür öffne. Jim sitzt schon hinter seinem Schreibtisch, ein zufriedenes Grinsen auf den Lippen. „Hast du etwa den Studenten die Drecksarbeit aufgebrummt?“, frage ich ihn amüsiert, weiß ich doch, dass er grade anfangs gerne den Macker raushängen lässt. Er nickt lediglich, eher er laut anfängt zu lachen. Ebenso schweigend zeigt er auf den Stuhl vor sich, bitte mich nonverbal, mich zu setzen. Kaum habe ich mich gesetzt, wirft er mir einen Brief zu. Der Absender: Die Deutsche Knochenmarkspenderdatei. Kurz überfliege ich die wenigen Zeilen, die dort auf Englisch stehen, ungläubig, ob ich das jetzt richtig verstanden habe. Grade zweifle ich wirklich an mir uns meinen Kenntnissen in meiner Muttersprache. Möglicher Spender gefunden…warten auf Kontaktaufnahme….weitere Untersuchungen notwendig…möglicher Spender für Patientin Sakura Haruno gefunden. Möglicher Spender. Möglicher Spender. MÖGLICHER SPENDER! Ich springe auf, schaue in Jims Augen, die längst sehr verdächtig glitzern, bemerke erst jetzt meine eigenen Tränen, die mir in Wasserfällen die Wangen runterlaufen. Ein möglicher Spender wurde also in Deutschland für Sakura gefunden, einer, der ihr Leben retten könnte. Der meine Liebe retten könnte. „Darf ich es ihr schon sagen?“, eigentlich soll man Patienten keine unnötige Hoffnung machen. Aber Jim nickt hektisch. „Der Brief wurde dort schon vor einer Woche abgeschickt, also hab ich heute Morgen dort angerufen, der potentielle Spender hat sich bereits gemeldet, und die Untersuchungen wurden auch schon durchgeführt. Sie wollten uns heute die Ergebnisse schicken. 90 % Kompatibilität. Sasuke…Sakura hat jetzt wirklich eine Chance….“, er schluckt kurz sehr hart, ehe er seinen Monolog fortführt: „ Morgen machen wir die Knochenmarkspunktion, und ich hoffe, dass sie anspricht auf die Chemo. Dann können wir in ein paar Wochen die Hochdosis-Chemo beginnen und dann die Stammzelltransplantation durchführen. Endlich…“, er atmet erleichtert aus. Ihm sind glaube ich auch grade etliche schwere Steine vom Herzen gefallen, eine immense Last von den Schultern und während des Lesens ist er bestimmt auch beinahe tausend Tode gestorben. Hektisch nicke ich, nehme die Beine in die Hand und renne schon fast aus seinem Büro. Auf dem Gang wedle ich ein paar Schwestern von mir ab, stürme auf Sakuras Zimmer zu und öffne abrupt die Tür, ohne auch nur anzuklopfen. Erschrocken blickt mir diese entgegen, eingekuschelt in meinem großen Pullover, den ich mal hier vergessen habe, auf dem Bett sitzend und ein Buch lesend. Ein göttlicher Anblick, so viel Anmut liegt in diesem Augenblick, in ihrer Gestalt, in ihrem Anblick. Viel zu dünn ist sie geworden, ihr Gesicht eingefallen, aber so voll Leben und Liebe, dass sie nie richtig krank erscheinen würde…sie ist einfach perfekt. Wie sie hier ganz einfach sitzt, nicht geschminkt und aufgetarkelt, sodass man ihr bloß nicht ihren Kampf ansieht. Nein, Sakura versteckt sich nicht, sie ist so eine starke Persönlichkeit. Genau diese Frau brauche ich an meiner Seite. „Sasuke…ist alles ok? Du bist ziemlich blass…setz dich mal hin“, langsam kommt sie auf mich zu, schlingt ihren dünnen, kleinen Arm um meine Taille, ehe sie mich sanft zu ihrem Bett führt, auf welches ich mich auch gleich setze. Sofort setzt sie sich neben mich, hält mir ein Glas Wasser entgegen. Egal, wie schlecht es ihr selbst geht, die ist und bleibt fürsorglich, immer stets darum bemüht, dass es ihren Freunden gut geht. Dankend nehme ich das Glas an, nehme einen kräftigen Schluck, ehe ich allen Mut zusammen fasse und ihre Hände in meine Hand nehme. Sie reißt ihre Augen leicht überrascht auf, drückt meine Hand aber sogleich. „Saku…wir haben heute Post bekommen. Wir suchen ja jetzt schon lange nach einem Spender…und..“, sie unterbricht mich harsch mit einer wegwerfenden Handbewegung. „Damit hab ich längst abgeschlossen, Sasuke. Ich glaube leider nicht mehr daran, dass sich jemand finden lässt.“, oh, wenn du nur wüsstest. Es stimmt mich etwas traurig, dass sie schon so resignierte, das muss ich zugeben. Und trotzdem funkeln ihre Augen…Hoffnung schimmert mir entgegen. „Saku…wir haben einen gefunden! Heute kam der Brief…wir müssen morgen noch eine Untersuchung machen, damit wir dann eventuell bald, mit der Hochdosis-Chemo beginnen können und dann die Stammzell..“, und wieder werde ich unterbrochen, als Sakura mir weinend in die Arme fällt, mich umschlingt, ihren Kopf in meinen Nacken drückt. Nur zu gerne erwidere ich die Umarmung, drücke sie fest und bestimmt an mich, streiche ihr langsam und sanft über ihren knöchrigen Rücken. Bald wird das alles hoffentlich ein Ende haben. Vielleicht geht es ihr bald so viel besser. Ihre Bucketlist kann erstmal ruhen, viele neue Erfahrungen ihren Weg auf sie finden und abgehakt werden, Erfahrungen, die wir vielleicht zusammen machen können. Gott, Sasuke, jetzt reiß dich mal am Riemen und zeig Eier! Du bist doch sonst nie so ein verweichlichter und ängstlicher Kerl! „Sasuke…du verarschst mich hier nicht, oder?!“, kaum verständlich, unter Tränen, die mittlerweile meinen Nacken herablaufen, fragt sie mich das, will ihre Hoffnungen nicht zerbrechen sehen. „Ich würde dich nie verarschen…es kommen noch einige wirklich harte Monate auf dich zu, aber die schaffen wir auch noch gemeinsam, ja? Saku…du wirst wieder gesund!! Du hast es mir ja auch versprochen…“, nuschle ich am Ende, eher zu mir selbst, aber sie wird es gehört haben. Langsam löst sie sich aus meiner Umarmung, immer noch an mir lehnend, viel zu nah an meinem Gesicht. „Gemeinsam? Ich wird kämpfen…das verspreche ich dir. Aber ich möchte davor noch einmal raus aus dem Krankenhaus…“, flüsternd sieht sie mir in die Augen, ihren warmen Atmen kann ich an meinen Wangen spüren, ihren Geruch ganz deutlich wahrnehmen. Sie ist perfekt. Einfach perfekt. „Ja…gemeinsam! Saku…ich werde dich nicht mehr alleine lassen und wenn es nötig ist, werde ich keine Sekunde mehr von deiner Seite weichen!“, leichter Unglauben macht sich in ihrem Anlitz breit. Die einzige Möglichkeit, meinen Ernst zu unterstreichen, ist es, ehrlich zu ihr zu sein. „Zusammen…wir schaffen es zusammen…weil ich dich nie wieder auch nur einmal aus meinem Leben verschwinden lassen werde. Verstanden?! Denn dafür liebe ich dich zu sehr….“. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)