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Let me be your favourite hello and hardest goodbye

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich danke euch für 39 Favos!=) Komplett anzeigen

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Schwarz wie die Nacht.

Ich kuschle mich weiter an den warmen Körper neben mir, nehme mir jede Zeit der Welt, um aufzuwachen, lasse die Augen aber geschlossen, genieße die Nähe zu Sasuke, seine warme Haut auf meiner. Seinen Arm hat er wieder um mich geschlungen, mich ziemlich besitzergreifend an sich gezogen, sodass ich meine Wange an seine feste Brust lehnen kann, seinen betörenden Geruch einatme. Er hat mir meine alte Wohnung gekauft…die, in der ich noch mit Mum und Haru gewohnt habe, wo alles noch irgendwie gut war und dann ganz plötzlich und ruckartig schlimm wurde. Die Wohnung, in der sich Haru das Leben genommen hatte, die Wohnung, die ich deswegen nur noch zum Schlafen betreten habe. Meine Tage hab ich immer in der Uni verbracht von früh bis spät, einfach, damit ich nicht in die vier Wände treten muss, in denen ich immer wieder an diesen grausamen Anblick erinnert werde. So viele Jahre ist es jetzt her und trotzdem vergeht dieser stechende Schmerz in meiner Brust nicht, wenn ich daran denke. Wenn ich an Mum denke…durchflutet mich ein warmes Gefühl, kaum mehr Trauer, eher Erleichterung. Da ich nun selbst in der Situation stecke und ziemlich gut nachfühlen kann, wie sie sich gefühlt hat, wie sehr sie gelitten hat, kann ich Erleichterung über ihren Tod spüren, dass sie endlich nicht mehr diese quälenden Schmerzen ertragen muss. Wie oft habe ich mir im letzten Jahr gewünscht, dass die Qualen endlich ein Ende finden mögen…
 

Doch bei Haru….ich kann keine Erleichterung verspüren. Ich weiß, dass er gelitten hat, aber ich hätte ihm helfen können oder wir hätten ihm helfen lassen, von einer anderen Person, wir hätten die Schule wechseln können und dann wäre vielleicht alles etwas anders geworden…aber er hat resigniert und sich einfach gegen dieses Leben entschieden. Das Leben, für welches ich so hart kämpfe, diese Qualen auf mich nehme, so wie es Mum schon gemacht hat…und er hat einfach alles weggeworfen. Am Anfang war ich einfach nur wütend auf ihn, dass er das gemacht hat, in der Wohnung, wo wir so viele tolle gemeinsame Stunden verbracht haben, dass er mich einfach hier alleine zurückgelassen hat. Und seine letzten Worte in dem Abschiedsbrief haben mir damals komplett den Boden unter den Füßen weggezogen.
 

„Jetzt kannst du dein Leben leben, ohne eine weitere Belastung. Sei endlich frei.“
 


 

Er ahnt gar nicht, wie sehr mich diese Worte verletzt und motiviert zugleich haben. Dadurch hatte ich die Kraft doch mit dem Studium weiterzumachen, mich nicht gehen zu lassen und etwas aus meinem Leben zu machen. Ich weiß, dass er das gewollt hätte…
 

Sasuke schnarcht immer noch fröhlich vor sich hin, sodass ich mich aus seinem Griff befreie, immer darauf bedacht, ihn nicht zu wecken und ins Badezimmer verschwinde, um mich langsam für den Tag fertig zu machen. Der Gang zu den Gräbern ist schwer für mich, zu viele Erinnerungen, die auf mich einprasseln werden. Wie das Leben wohl jetzt aussähe, wenn all das nicht passiert wäre? Einerseits fänd ich es natürlich verdammt schön, wenn meine Mutter noch leben würde, es ihr gut ginge und sie einfach jederzeit für mich erreichbar wäre...und auch Haru wäre noch da, hätte mich vielleicht, wenn unser Leben normal verlaufen wäre, wie ein kleiner Bruder eben genervt und mir den letzten Nerv geraubt. Aber er würde jetzt studieren und vielleicht sogar Bücher schreiben, kreativ und talentiert war er ja immer. Und andererseits finde ich dieses Wunschdenken nicht nur total absurd, sondern auch beängstigend. Allein der Gedanke, dass ich Sasuke wahrscheinlich nie kennengelernt hätte….wenn Mus Krankheit nicht gewesen wäre, und Sasuke nicht so viel Ausdauer bewiesen hätte, der Gedanke daran lässt mich erschaudern. Nein, ich wüsste wirklich nicht, wo ich jetzt stehen würde, ganz ohne ihn. Egal, wie mein Leben seit Harus Tod verlaufen ist, die Ziele, die ich erreicht habe und die Hürden, die ich überwunden habe, nichts hat in mir jemals so viel Freude und Glückseligkeit gebracht wie die Begegnung mit Sasuke. Seit dieser Nacht, die er an meinem Bett verbracht hat, sind einige Monate vergangen, Monate, die mein Leben und auch mein Denken über die Zukunft wirklich stark verändert haben. Denn jetzt zählt für mich nur noch eins : ein Leben mit Sasuke. Egal wie.
 

Das zufriedene Gesicht von Sasuke betrachtend schließe ich die Tür hinter mir, ermahne Macho leise, damit er nicht laut bellt und Sasuke so doch noch weckt. Ich nehme mir die Zeit und streichle ihn ausgiebig, ziehe ihn näher an mich heran, einfach, weil er so warm und flauschig ist und ich ihn einfach viel zu lieb gewonnen habe. Der Welpe im Körper eines fast ausgewachsenen Rüden. Macho immer noch im Schlepptau ziehe ich im Flur meine Schuhe an, als mich eine Hand an der Schulter berührt. „Morgen, Kirschblütchen. Wo willst du denn hin?“, Itachi steht hinter mir, ebenfalls schon angezogen und anscheinend wollte auch er gerade aus dem Haus gehen. „Du willst dich doch nicht nach eurer lauten Nacht einfach davonstehlen und auf Nimmerwiedersehen über alle Berge verschwinden?“, er lacht zwar kurz auf, schaut mich aber dann wieder ernst an, als wolle er mir drohen, das lieber zu lassen. Manchmal kann er wirklich ein süßer, großer Bruder sein.
 

„Nein…ich wollte auf den Friedhof. Ich war lange nicht an Mums und Harus Grab….willst du vielleicht mit?“, ich widme mich wieder meinen Schuhen. Irgendwie hab ich im Gefühl, dass auch er nicht mitgehen will und meine Enttäuschung, die darauf folgen wird, muss er nicht zu Gesicht bekommen. „Du hast Glück…da wollte ich heute auch hin. Also komm, ich nehm dich gütig, wie ich bin, mit. Im kuschlig warmen Auto!“, sein Lachen erfüllt den Raum, lässt mich für einen winzigen Moment die düsteren Gedanken, die in meinem Kopf herumschwirren, vergessen. Ich würde lügen, würde ich sagen, dass mir seine Anwesenheit nicht gut tut, aber mir wäre es wirklich lieber, Sasuke an meiner Seite zu wissen.
 

Der Weg zum Friedhof ist nicht lang, jedoch ziemlich bucklig und war meine Übelkeit vorher der Nervosität und den Gedanken geschuldet, ist sie es jetzt den ganzen Schlaglöchern in den Straßen und itachis verqueerten Fahrstil. Die frische Luft, die ich einatmen kann, als wir endlich geparkt haben und ich aussteigen kann, lindert diese nur minimal, der Gedanke daran, jetzt gleich die Lilien, welche ich grade auf dem Weg noch besorgt habe, an den Gräbern niederzulegen, steigert sie gleich wieder.
 

Der Kiesel unter unseren Füßen knirscht bei jedem Schritt, dröhnt immer lauter in meinen Ohren, scheint explosionsartig laut zu werden, je näher, wir dem Grab kommen und schon jetzt steigen die Tränen in meinen Augen auf, laufen meine Wangen herab, als ich die Grabsteine erblicke. Harus Grab halb verdeckt von einer anderen Person, die sich aber schnell nach weiter hinten verzieht, wohl den Weg zwischen den Gräbern genutzt hat. Mechanisch bewege ich mich auf die Grabsteine zu, bemerke fast nicht, dass wir angekommen sind, einzig Itachis große Hand signalisiert mir dies. Vorsichtig beuge ich mich nach unten, lege zwei Lilien auf Mums und Harus Grab. Ein Familiengrab, in dem auch noch Platz für mich ist. Damals, als ich meine Diagnose bekam, hab ich alles soweit geregelt, falls der schlimmste Fall eintreten würde, damit Fran sich damit nicht beschäftigen muss und ich mit meiner Familie vereint bin. Direkt daneben ist Mikotos Grab, reichlich bepflanz mit winterharten Pflanzen, aber auch kleine Weihnachtssterne sind dort eingepflanzt. Das Familiengrab von uns ist gepflegt, kein Unkraut zu sehen und auch dort sind Christrosen gepflanzt, welche ein wirklich schönes Bild mit dem Grabstein ergeben. Ruhig und andächtig stehen wir hier, Itachis Hand immer noch auf meiner Schulter ruhend, die Tränen immer noch meine Wange herabfließend. Ich war nie ein Mensch großer Worte und deswegen werde ich vor allem nicht hier am Grab welche schwingen, allerdings ist Itachi derjenige, der das Schweigen zwischen uns bricht.
 

„Willst du mir erzählen, was mit Haru passiert ist?“, seine Hand verlässt meine Schulter, meine Hände haken sich verbissen nach Halt suchend ineinander. Noch nie habe ich jemanden davon erzählt…wem denn? Fran hatte alles ziemlich live mitbekommen, sie wusste, das Thema wird nicht angeschnitten und sonst hatte ich ja keine Freunde, denen ich mich anvertrauen konnte. Und auch in den Therapiestunden habe ich nie über die Art und Weise des Suizids gesprochen. Flatternd lasse ich die Luft aus meinem Mund heraus, atme zittrig wieder ein, um dann meine Gedanken zu ordnen und meine Worte richtig zu wählen. „Er….wurde schwer gemobbt. Wir hatten beide keine Freunde, aber, so wie ich mit der Situation gut zurecht gekommen bin, dass ich arbeiten musste und dauernd unter Druck stand, so wurde er für das, was ich meiner Meinung nach leistete, gemobbt. Dafür, dass wir zu arm waren, dass er nicht immer das Neuste hatte, es hat ihm einfach schwer zugesetzt. Immer mehr Prügel hat er eingesteckt, wurde erpresst, immer mit der Drohung, noch mehr einstecken zu müssen. Irgendwann – aber die Story kennst du ja bestimmt- wurde ich aus der Vorlesung geholt von zwei Polizisten. Er hatte sich erhängt. In dem Zimmer unserer Mutter…in seinem Abschiedsbrief schrieb er, dass er ihr so wieder nahe sein kann. Ich war so wütend auf ihn, ich war so verdammt wütend…das macht mich zu einem schlechten Menschen, oder?“, meine Stimme bebt, zittert, überschlägt sich unter all den Tränen, die sich den Weg über mein Gesicht bahnen, den Kloß in meinem Hals verdichten.
 

„Nein, das macht dich nicht zu einem schlechten Menschen“, zwei Arme schlingen sich um meine Taille, ein Kuss landet auf meinem Kopf. Wann ist Sasuke hierhergekommen? „Du hattest jedes Recht, wütend zu sein…aber was ist jetzt? Bist du immer noch sauer?“. Bin ich das denn? Tief in mir weiß ich, dass Haru es nie böswillig getan hat, mir damit auch die Möglichkeit gab, mich weiterzuentwickeln, alles wirklich mal hinter mir zu lassen, den Absprung zu schaffen. Sachte schüttle ich meinen Kopf, lehne mich dabei stärker gegen die größte Stütze in meinem Leben. Mein Freund, der immer wieder für eine Überraschung gut ist und mir dies jetzt auch wieder zeigt.
 

„Hey Mum…ich war lange nicht mehr hier, ich weiß. Ich weiß, ich schlafe zu wenig und ich ernähre mich nicht gesund genug. Das hast du mir immer wieder vorgehalten…aber als Arzt hat man nicht mehr so viel Freizeit. Und die möchte ich mit den zwei Liebsten in meinem Leben verbringen….schon gesehen, wen ich dir mitgebracht habe? Oder eher…wer mich zu dir gebracht hat? Ich hatte immer ein Auge auf sie…wie ich es dir versprochen habe…ich versuch es wirklich. Ich werd nie wieder von ihrer Seite weichen…egal, wie hart die Zeit wird, das was uns danach in Aussicht steht, ist viel zu verlockend, als jetzt aufzugeben.“, er dreht mich in seinen Armen, nimmt mein Gesicht in seine Hände, streichelt meine Wangen entlang, immer bedacht, die Bäche von meinen Wangen zu streichen. „Ich lasse dich nie wieder alleine…genauso wenig, wie ich meine Mum alleine gelassen habe. Du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben, nach ihr.“, wissend nicke ich, verstehe vollkommen, was er damit meint. Mum und Haru werden auch immer die Nummer eins für mich bleiben. Sein Blick zärtlich liebevoll, die schwarzen Augen wässrig, bebend schließen sie sich, während dicke Tränen seinen Wimpernkranz entlang laufen, sich ebenfalls ihren Weg über seine Wange bahnen, auf mich herabtropfen, mein Herz berühren. „Heute….heute ist ihr Todestag…“, seine Stimme ist nicht mehr als ein Hauchen, seine Finger krallen sich regelrecht in meine Jacke, als müsse er bei mir den nötigen Halt suchen, um sich nicht vollkommen in seinen Emotionen zu verlieren. Ich bette seinen Kopf in meiner Halsbeuge, das heiße Nass läuft mein Schlüsselbein herunter, streift meinen Port und macht mir wieder deutlich, dass mir noch grauenhaftes bevorsteht und ich vielleicht bald auch hier liegen könnte…
 

„Sasuke…“, eine Stimme reißt uns aus unserer Zweisamkeit, ein tiefes Timbre, das unangenehm in mir widerhallt. Der Mann, den ich vorhin noch hier gesehen habe, der aber zu den anderen Gräbern gelaufen ist, steht auf einmal vor uns. Sasukes Blick klärt sich wieder, und ich sehe etwas in seinem Gesicht, das ich noch nie gesehen habe….in dessen Genuss ich gottseidank noch nie gekommen bin. Abscheu. Nichts anderes als Abscheu.
 

„Was willst du hier, Vater?“.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  sama-chan
2018-10-29T06:42:14+00:00 29.10.2018 07:42
Dachte ich mir doch, dass der Typ am Grab nicht umsonst da war! Bin mal gespannt, warum er Sasukes Abscheu verdient hat. Aber das war echt zuckersüß von ihm, dass er dennoch ans Grab gekommen ist. :)


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