Sturm & Drang von die-in-darkness ================================================================================ Kapitel 6: Schock ----------------- Kapitel 6 „DING DONG! Nächster Halt, Osaka.“ Das war ihre Haltestelle. Sie stand auf und verabschiedete sich von der älteren Dame. Schnell eilte sie zu einer der Türen und machte sich bereit. Emilia war wach geworden und Hilary reichte ihr eines ihrer Spielzeuge. Kurz darauf wurde der Zug langsamer und hielt schließlich an. Die Türen öffneten sich. Draußen standen viele Menschen, die in die Bahn wollten. Die junge Frau hatte kaum Platz um mit dem Kinderwagen heraus zukommen. Um durch die Massen zu kommen, fuhr sie allen die noch im Weg waren über die Füße, sonst würde ja keiner an die Seite gehen. Als die Reisenden ausgestiegen waren, drängten sich die Massen von außen in den Zug. Als wäre das der einzige Zug der fahren würde. Verrückt, die Menschen. Hilary ging langsam nach Hause. Eigentlich wollte sie da gar nicht mehr hin. Sie seufzte laut auf. Dann setzte sie ihren Weg fort. Wie lang es wohl dauern würde, bis sie aus der Gegend wegziehen konnte? Gedankenversunken schloss sie die Haustür auf und ging durch den langen Flur zum Fahrstuhl. Sie drückte den Knopf und wartete ungeduldig. Endlich war der Aufzug da. Schnell huschte sie hinein und fuhr in die 5. Etage. Die schwere Tür schloss sich und an jeder Etage leuchtete ein kleines Lämpchen auf. Dann kam die 5. Etage. Dort stieg sie aus. An den Flurwänden waren viele Schmierereien. Sie empfand es als Qual hier wohnen zu müssen. Den einzigen Vorteil den es gab, war die niedrige Miete. Hilary seufzte ein weiteres Mal ehe sie ihre Wohnungstür öffnete und in ihre Wohnung trat. In der Wohnung sah es etwas schöner aus als draußen. Die Wände hatte sie in einem gelb-orange gestrichen. Leider verdeckte die Farbe die Risse in den Wänden nicht. Und Geld zum Renovieren hatte sie auch nicht. Jedes Mal, wenn sie die Wohnung betrat, kam ihr der gleiche Gedanke. Jetzt befreite sie erstmal Emilia von der dünnen Sommerjacke und den kleinen Schühchen. Sie durfte auf der weichen Decke im Wohnzimmer liegen. Die Junge Mutter konnte ihre Tochter nirgends unbeaufsichtigt lassen, denn sie drehte sich schon fast auf den Bauch. Nun räumte sie ihre Sachen vom Wochenende wieder in den Kleiderschrank, denn die brauchte sie in der nächsten Zeit nicht mehr. Den Beutel, mit Ray's Leckereien brachte sie in den Kühlschrank. Das würde sie am Abend essen. Der Rucksack war ausgeräumt und verstaut, da rief sie ihr Sofa. Emilia übte fleißig das Drehen, doch Hilary nahm sie zu sich. Nichts ging über kuscheln mit Mami. Der Fernseher lief nur nebenbei, damit wenigstens einer ihr etwas erzählte. Sie starrte an die weiße Zimmerdecke. Dort konnte sie auch schon kleine Risse erkennen. Zum Glück gab es keinen Schimmel in der Wohnung. Die Zeit verging wie im Flug und das Abendessen für Emilia war an der Reihe. Die kleine war auf Hilary's Brust eingeschlafen. Vorsichtig stand sie auf um ihre Tochter sanft zu wecken. Verschlafen schaute sie ihrer Mutter an. In ihrem Zimmer wickelte sie Hilary und zog ihr das Schlafzeug über. Einen Moment musste sie aber noch warten, während ihr Brei gekocht wurde. Sie fütterte die kleine und brachte sie danach gleich ins Bettchen. Für Emilia war das Wochenende sehr anstrengend gewesen. Friedlich schlief sie ein. Und Hilary konnte jetzt das Essen von Ray erwärmen. Still saß sie am Esstisch in der Küche. Nur das Ticken der Uhr begleitete sie. Alles war so trostlos in ihrer Wohnung, dass sie innerlich noch an dieser Situation zerbrechen würde. Es half alles nichts, es musste weitergehen. Sie räumte ihr Geschirr ab und ging zurück ins Wohnzimmer. Der Fernseher lief noch. Sie setzte sich und zappte durch das Programm. Eine Dokumentation fand sie recht interessant, doch lange folgte sie dieser nicht, denn ihre Gedanken waren bei Kai. Sollte sie ihn wirklich anrufen? Sie war so unsicher. Was, wenn Kate etwas davon mitbekam? Sie haderte mit sich selbst. Aber was, wenn sie sich nicht bei ihm melden würde? Er wäre sicher enttäuscht. Oder? Die braunhaarige kramte den Zettel aus ihrer Hosentasche. Sie zückte ihr Handy und tippte die Nummer von dem Stück Papier in das Display. Jetzt brauchte sie nur noch den grünen Hörer zu berühren. Unentschlossen ließ sie das Handy auf ihre Brust sinken. „Nein.“ Sie konnte nicht. Das schlechte Gewissen hielt sie davon ab. Ein Seufzen hallte durch den Raum. Sie konnte doch nicht ewig davonlaufen. Irgendwann würde er doch zu ihr kommen. Und dann würde er sie fragen, warum sie sich nicht gemeldet hatte. „Piep.“, das Handy machte ein Geräusch und Hilary starrte ihr Display fassungslos an. „Oh Gott!“ Sie musste irgendwie auf den Hörer gekommen sein, denn das Handy wählte bereits die Nummer und ein Tuten war zu hören. Ihr Herz raste in ihrer Brust und ihr wurde heiß und kalt auf einmal. Wer würde gleich abnehmen? Kate oder Kai? „Hallo?“ Was sollte sie sagen? Dass hätte sie sich vorher überlegen sollen. Dafür war es jetzt zu spät. Leise fing sie an... „Kai...“ „Wer ist da?!“, er klang ungeduldig. „Ich bin es...Hilary...“, sie wurde immer leiser. Am anderen Ende raschelte es. „Warte kurz.“, er verließ anscheinend den Raum in dem er gerade war. Dann hörte sie eine Tür klappen. „Jetzt. Du hast also meine Nachricht gefunden.“ „Ja.“ „Gut, wir sollten und nochmal unterhalten wegen Emilia.“ „Du brauchst nichts zu machen. Dass hab ich dir doch gesagt.“ „Ich würde euch dazu mal besuchen kommen. Gibst du mir deine Adresse durch?“, seine Frage klang mehr wie eine Aufforderung, der Hilary ohne Zögern nach kam. „Wann passt es dir am besten? Sagen wir nächstes Wochenende?“ So schnell wollte er vorbeikommen? Hilary war überrumpelt. „W-w-was? Am Wochenende? Schon?“, mit jedem Wort sprach sie leiser. „Also komme ich am Freitag Abend zu euch. Oder hast du etwas anderes vor?“ Die brünette schüttelte wild mit ihrem Kopf. Zum Glück konnte er sie jetzt nicht sehen. „N-nein! Ich hab nichts vor...also jetzt schon...“ „Gut, dann bis Freitag.“, und schon hörte sie nur noch ein Tuten. „Aufgelegt...“ Das war das schlimmste Telefonat, dass sie je geführt hatte. Sie hatte mit vielem gerechnet, aber doch nicht, dass er direkt zu ihr kommen wollte. Sie würde das Beste daraus machen. Aber jetzt würde sie erstmal ins Bett gehen, es wurde schon dunkel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)