Sturm & Drang von die-in-darkness ================================================================================ Kapitel 34: Ausrutscher ----------------------- Kapitel 34 Zurück im Haus, hatte Kate plötzlich schlagartiger Müdigkeit zu tun. Sie entspannte sich gerade auf der Couch, als Mila ihr einen heißen Tee brachte. „Das sind die ersten Auswirkungen der Schwangerschaft. Du solltest deinen Tag etwas ruhiger bewältigen.“ „Ich hab aber noch so viel zu erledigen.“ „Na! Keine Widerrede. Es geht hier immerhin um euer Kind.“ Kate seufzte nachdenklich. Wollte sie wirklich diese ganzen Strapazen der Schwangerschaft auf sich nehmen, nur um Kai heiraten zu können? Mühsam setzte sie sich auf und trank einen Schluck Tee. „Ich werde mich hinlegen, kannst du mich zum Abendbrot wecken lassen?“ „Natürlich. Erhol' dich.“ Darauf verschwand Kate schlurfend nach oben und sie verkroch sich direkt ins Bett. Hilary und Kai waren gerade mit der Metro unterwegs. Beeindruckt von der Gestaltung der Gänge, lief sie Kai hinterher. Am Bahnsteig holte er ein kleines grünes Buch aus seiner Jackeninnentasche. „Hier. Du solltest vielleicht Russisch lernen.“ Das Buch stellte sich als Wörterbuch heraus. Für Anfänger. Hilary nahm das Buch in die Hand, blätterte einige Seiten um und verzweifelte schon an den Buchstaben. „Ich kann die Wörter nicht mal lesen! Ich weiß noch nicht mal wie ich das aussprechen soll...“ „Das lernst du mit der Zeit. Außerdem steht dahinter die Lautschrift.“ Sie schaute noch einmal in das Buch und versuchte irgendein Wort auf gut Glück auszusprechen. „Priiiveeeeet.....“, las sie vor. Sie sah Kai unbeholfen an, der gerade versuchte sein breites Grinsen zu unterdrücken. „Willst du mich eigentlich verarschen?!“, mit einem Satz stand sie auf und schrie ihn peinlich berührt und mit hochrotem Kopf an. Kai schluckte, um sich wieder zu beruhigen. „War doch...gar nicht...so schlecht...“, presste er unter unterdrücktem Grinsen hervor. Sehr zum Unmut der Japanerin, die sich stinksauer von ihm wegdrehte. „Ach, komm schon, so schlecht war es echt nicht.“, versuchte er sie zu beruhigen, doch er merkte schnell, dass ihre Wut nicht gespielt war. Eingeschnappt blieb sie an Ort und Stelle stehen. Der blau-haarige erhob sich nun. „Hey...“, er näherte sich ihrem Hinterkopf und flüsterte zwei kleine Sätze in ihr Ohr. Hilary erschrak und ihre Augen weiteten sich. Dabei verstand sie nicht mal was er sagte, da es auf Russisch war. Wie mit einem Schlag war ihre Wut verschwunden. Langsam drehte sie ihren Kopf herum, um ihm ins Gesicht zu schauen. Kai grinste sie zufrieden an und sah dann auf. „Die Bahn kommt.“, zügig schritt er voran und ließ die Japanerin verwirrt stehen. Durch den einfahrenden Zug wehten ihre Haare durchs Gesicht, dann folgte sie ihm. In der Metro blätterte sie stumm durch das Wörterbuch. Und in Gedanken versuchte sie die Wörter auszusprechen. Sie wollte sich nicht noch einmal so blamieren. Heimlich beobachtete der Russe sie dabei und schmunzelte vor sich hin. An der Endstation stiegen sie aus. Jetzt ging es zu Fuß weiter. Draußen leuchteten bereits die Laternen. Es wurde dunkel, nur der Schnee erhellte die Straßen zusätzlich. Schweigend liefen sie den spärlich beleuchteten Weg entlang. Nach einem längeren Fußmarsch standen sie vor dem umzäunten Grundstück. Das Eingangstor war geöffnet und sie schritten hindurch. „Es ist wirklich schön hier...“, sagte sie und bestaunte wieder einmal die kleinen Lämpchen, die den Weg beleuchteten. Die waren ihr bei der Anreise auch schon aufgefallen. „Sie hat den Hang zu übertreiben.“ Hilary lachte kurz auf. Dann schwiegen sie sich wieder an, bis sie an der Treppe zum Eingang standen. „Dann wollen wir mal...zurück ins Chaos.“, sagte der Russe zuversichtlich. „Kai?“ „Hm?“, er blieb auf der ersten Stufe stehen und schaute zurück. Unentschlossen schnaufte sie kurz. „Ach, nichts.“ Der blau-haarige wägte ab, was er tun sollte. Doch er kehrte nochmal um und stand ihr jetzt gegenüber. Verunsichert betrachtete sie ihn von oben bis unten. Seinen dunkelgrauen Mantel mit den silbernen Knöpfen, der ihm bis zu den Oberschenkeln reichte, seine Hose und seine Schuhe. Und auf Schuhhöhe blieb ihr Blick haften. „Was wolltest du denn...hm?“, ohne darüber nachzudenken nahm er ihre Hand und lenkte ihre Aufmerksamkeit auf sich. Hilary wollte etwas zu ihm sagen, doch sie rang mit sich, ob sie es tun sollte. Der Russe sah ihre Unentschlossenheit und wartete geduldig auf ihre Worte. „Spasibo...“, hauchte sie ihm leise entgegen. Sie versuchte wirklich noch ein zweites Mal ihr Glück mit der russischen Sprache. Sie bedankte sich bei ihm. Das zauberte ihm ein kleines Schmunzeln ins Gesicht. Er bewunderte ihren Mut. Nach der Blamage rechnete er nicht weiter damit, dass sie es nochmal versuchen würde. Der junge Mann schaute kurz zu Boden und schaute ihr von unten in die Augen. Ihre Hand hielt er immer noch fest. Auf seinem Gesicht war noch das kleine Lächeln zu sehen. Die andere Hand legte er sanft auf ihre Wange und fuhr mit dem Daumen über ihre kalte Haut. Hilary schaute ihn verwirrt an, doch sie konnte nicht reagieren. Als seine Hand ihr Gesicht mit zärtlicher Gewalt näher zu sich zog, waren ihre braunen Augen weit aufgerissen. Dann spürte sie seine warmen Lippen auf ihren. Er tat es wieder. Seine Hand hielt ihre fest im Griff. Und seine Augen waren geschlossen. Er spürte, dass sie ihn nicht abweisen würde. Ganz vorsichtig bewegte er seine Lippen gegen ihre. Hilary war überwältigt von ihren Gefühlen. Was tat er da? Warum tat er es? Und was sollte sie tun? Sie hatte Gefühle für ihn, aber er ließ sie damals einfach im Stich. All ihre Gedanken drehten sich im Kreis, doch sie konnten die junge Frau nicht davon abhalten auf ihr Herz zu hören. Unsicher ging sie auf seinen sanften Kuss ein. Sie roch sein Parfüm. Das gleiche wie damals. Wieder kamen ihre Gefühle für ihn hoch. Sein Griff, um ihre Hand löste sich, aber nur um die freie Hand auf ihre andere Wange zu legen. Sein Kuss wurde inniger und verlangender. Sie wussten beide, dass es falsch war, was sie taten. Doch jetzt war den beiden alles egal. Egal welche Folgen das haben könnte. Egal was jetzt noch passieren würde. Hilary hatte ihre Hände sanft auf seinen Mantel gelegt. So standen sie, eine gefühlte Ewigkeit, vor der Treppe. Als von drinnen ein Fenster angeklappt wurde, fuhren die beiden auseinander. Hilary wich sofort zurück und schaute verlegen zu Boden. Auch Kai kämpfte mit seiner Verlegenheit. Er hustete ein paar mal in seine Hand, hatte sich dann aber wieder schnell unter Kontrolle. Warum verfiel er ihr ständig? Oben wurde die Eingangstür einen Spalt geöffnet. Erschrocken sahen Kai und Hilary hinauf. Doch als sie Mila erkannten, atmeten sie entspannt auf. Die Dame stand mit einem freundlichen Gesicht dort und wartete darauf, dass sie reinkamen. Noch einmal schaute er Hilary an, die gerade Emilia aus dem Wagen nahm und griff dann nach diesem. Beim Wegfahren rief er ihr noch etwas zu, ohne sich umzudrehen. Dass konnte nur sie hören. „Das heißt übrigens 'spasiba' nicht 'spasibo'.“ Wieder lief die brünette rot an. Da versuchte sie einen Schritt auf ihn zuzumachen und dann zog er ihre Sprachversuche wieder ins Lächerliche! Wütend stampfte sie mit dem Fuß auf den Schotter, ehe sie zu Mila nach oben lief. Was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten, war, dass sie beobachtet wurden. Die Hausherrin bat sie gelassen herein und nahm Emilia direkt auf den Arm, damit sich ihre Mutter in Ruhe ausziehen konnte. Danach lief sie mitsamt Tochter nach oben, um sie umzuziehen. Der Halbrusse kam wenig später, wie gewohnt, mit kühler Miene, in das Haus. Auch ihn erwartete seine Tante ganz geduldig und freundlich lächelnd. „Dann sind wir ja jetzt komplett und können zu Abend essen.“, sie gab einem Butler Bescheid, damit dieser Kate weckte, und die beiden gingen voraus in den Saal. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)