Sturm & Drang von die-in-darkness ================================================================================ Kapitel 35: Plan ---------------- Kapitel 35 Oben wurde Kate gerade von dem netten Bediensteten vorsichtig geweckt. Verschlafen schaute sie ihn einen Moment an und beschloss dann, nicht nach unten zu gehen. Sie hatte immer noch Kopfschmerzen. Also blieb sie im Bett. Vielleicht auch besser so, denn so würde sie nichts von seinem kleinen Ausrutscher erfahren. Unten setzten sich Kai und seine Tante an den Tisch und warteten auf Hilary. „Wie war euer Tag?“ „Gut.“ „Haha, nicht so gesprächig, Junge. Was habt ihr denn den ganzen Tag gemacht? Verrätst du mir das?“, hakte sie weiter nach, um die Zeit zu überbrücken, bis Hilary und Kate unten sein würden. Doch Kai wurde abgehalten ihre Fragen zu beantworten, denn Dimitri kam als erstes herein und berichtete, dass Kate nicht zum Abendessen erscheinen würde und ging dann wieder aus dem Raum. „Was hat sie?“ „Sie hat sich heute ein wenig übernommen.“, lächelte sie ihren Neffen wissend an. Der warf ihr nur einen auffordernden Blick zu. „Ist ja gut. Sie hat heute den halben Tag damit verbracht, Brautkleider anzuprobieren. Und jetzt ist sie total erschöpft.“ „Hm.“, er verschränkte die Arme vor seiner Brust. Dann öffnete sich die Saaltür ein weiteres Mal und die brünette kam herein. Sie entschuldigte sich und nahm dann am Tisch Platz. Jetzt fehlte nur noch Kate. Aber sie wusste nicht, dass sie nicht kommen würde. Mila wünschte einen guten Appetit. Während des Essens berichtete Hilary von den Dingen, die sie heute erlebt hatte. Endlich konnte sie von allem erzählen. Was sie gesehen hatte, was sie beeindruckte und das Kai ihr ein Wörterbuch schenkte. Sogar von ihren Sprachversuchen erzählte sie der Dame. Ludmila lachte ungehalten los. Das trieb der jungen Frau ein weiteres Mal die leichte Röte ins Gesicht. „Wir werden alle fleißig mit dir üben, dann wirst du schnell lernen!“, ermutigte sie Mila und fing darauf an ihr die Gegenstände, die auf dem Tisch standen, zu übersetzen. Überfordert von den verschiedenen Wörter sackte sie auf dem Stuhl zusammen. Wie sollte sie sich das alles merken? Hilfesuchend sah sie zu Kai. Doch der sah sie nicht weiter an, sondern wischte seinen Mund mit der Stoffserviette ab. „Wenn du ein Wort wissen willst, sag es einfach. Ich werde meine Angestellten davon in Kenntnis setzen, dass sie dir helfen sollen. Also keine Scheu, mein Kind.“ „Hmm...“, erwiderte die Japanerin überwältigt von dem Engagement. Das Essen wurde beendet und Hilary brachte ihre Tochter ins Bett. Dafür war es allerhöchste Zeit. Heute war sie länger wach, als sonst. Sie verließ zusammen mit Emilia den Saal. Nun waren Mila und Kai alleine. Unter dem durchbohrenden Blick seiner Tante, legte sich Kai noch etwas Obst auf seinen Teller. Was wollte sie denn noch? Genervt schaute er sie an. „Was?!“, zischte er sie an. „Es ist Zeit, dass wir uns einmal ausführlich unterhalten...“, angespannt sah er sie nun an. Wie immer lächelte sie. Als ob sie nie etwas anderes gemacht hätte. Ihr Neffe zog eine Augenbraue nach oben und aß ein Stück Obst vom Teller. „Was meinst du damit?“, fragte er bedrohlich. Mila schmunzelte nur vor sich hin. „Euer kleines Geheimnis. Es ist ja nicht so, dass ich es nicht für mich behalten könnte...aber mich interessiert jetzt wirklich sehr, was das zwischen euch werden soll.“ Erschrocken fuhr er herum. Noch ehe er etwas darauf fragen konnte, nannte sie ihm die Antwort. „Ich habe euch gesehen...Sehr unvorsichtig von dir.“ Sein Ausdruck war wie versteinert. Seine Haltung angespannt. Und das Essen auf seinem Teller rührte er nicht mehr an. Wie konnte er sich nur dazu hinreißen lassen. Jetzt hatte er die Quittung dafür bekommen. Mila wusste Bescheid und nun musste er Rechenschaft ablegen. Bis ins kleinste Detail. „Was soll das werden, Kai?“ Resigniert schnaufte er durch die Nase. Eigentlich konnte er seiner Tante vertrauen. Sie hatte alle Dinge, die er mit ihr besprach, für sich behalten. Ob er nun Mist baute oder es vor hatte. „Ich weiß es nicht, Mila...“ „Was hast du mit Kate vor? Ihr heiratet und sie erwartet ein Kind von dir.“, vorwurfsvoll schaute sie ihn an und ließ den Satz im Raum stehen. Der junge Russe warf sich unentschlossen in den Stuhl. „Kate hat mich betrogen. Das Kind ist nicht von mir.“, beantwortete er ihre Frage. Verspannt fuhr er sich durch die Haare. „Bist du dir da ganz sicher? „Ja, verdammt! Hilary hat das nachgerechnet und in diesem Zeitraum war sie nicht bei mir!“, platzte er heraus und stieß Mila direkt vor den Kopf. Darauf trank sie einen ordentlichen Schluck ihres Kräutertees. Etwas beruhigter setzte sie die Tasse wieder ab. „Und da willst du es ihr heimzahlen, indem du sie auch betrügst?“, fragte sie weiter. „Nein...da habe ich mir schon etwas anderes überlegt...“, er stocherte mit der Gabel im Obst herum. „Hast du Gefühle für sie?“ Er zog die Schultern hoch. Dann halbierte er die Erdbeere vor sich. „Keine Ahnung.“ „Na na...so tief, wie ihr euch in die Augen geschaut habt...sieht es mir aber fast danach aus.“, neckte sie ihn. „Sie hat noch Gefühle für mich. Aber ich bin damals, nach der Nacht mit ihr, einfach abgehauen. Das sitzt tief bei ihr...“, mittlerweile tat es ihm leid, dass er damals so dumm gewesen war. Aber er konnte nichts mehr daran ändern. Er konnte es nur besser machen. Mila hörte ihm weiter aufmerksam zu. „Es ist so anders mit ihr. Anders als...“ „...mit Kate?“, beendete sie seinen Satz. Er nickte nur und sie verstand. „Es ist einfach das Miteinander. Wie sich mich behandelt, wie sie mit mir umgeht, was sie sagt...Ohne nachtragend zu sein...“ „Ja, sie ist eine starke Frau, auch wenn die meisten das nicht an ihr sehen. Aber so kannst du nicht weitermachen, Kai. Wenn Kate das herausfindet, bereitet sie euch die Hölle auf Erden.“ „Da kannst du dir sicher sein.“, fügte er hinzu. Ihr Neffe saß also in der Zwickmühle. Die eine Frau, die er heiraten sollte, an der einen Seite. Und die andere Frau, die ihn liebte und für die er womöglich auch etwas empfand, auf der anderen Seite. Ob das gutgehen würde? „Jetzt erzähl mir lieber von deinem Plan! Dein pfiffiges Hirn, hat doch sicher schon einen gewieften Plan ausgeheckt, oder?“, Mila strotzte geradezu vor Neugier. Sie beugte sich zu ihm vor und sah ihn gespannt an. Kai beugte sich ebenfalls vor, stützte sich mit den Ellenbogen auf dem Tisch ab und fing verräterisch an zu grinsen. „Und zwar...hab ich mir das so vorgestellt...“ Er schilderte seiner Tante bis ins kleinste Detail, was er sich vorstellte. Immerhin hatte sie ihn betrogen. Dass sollte nicht ungesühnt bleiben. Während er nach und nach mehr preisgab, wurden ihre Augen immer größer. Erstaunt blieb ihr Mund offen stehen, als er zu ende gesprochen hatte. „Das ist nicht dein Ernst?“ „Oh doch.“, er schien komplett überzeugt von diesem durchtriebenen Plan zu sein. Und wahrlich, er hatte an alles gedacht. Und da Mila ihn kannte, rechnete sie schwer damit, dass dieser Teufelsplan, auch funktionierte. „Dann wünsche ich dir viel Erfolg dabei. Sollte ich dir in irgendeinem Bereich helfen können, komm einfach in einer ruhigen Minute auf mich zu.“, er wusste, dass er auf seine Tante zählen konnte. Immerhin waren sie vom gleichen Schlag. Kai stand vom Stuhl auf. „Ich gehe ins Bett. Ist schon ziemlich spät und...der Tag war echt anstrengend.“ „Dann erhole dich gut. Gute Nacht.“ „Ach...Mila? Behandle Kate bitte so wie immer. Ich will nicht, dass sie irgendetwas mitbekommt.“ „Verlass dich auf mich. Weiß deine Freundin eigentlich von dem Plan?“ „Nein. Und sie ist nicht meine Freundin!“, kurz und knapp beantwortete er ihre Frage und warf darauf die Tür etwas kräftiger zu. Hilary, seine Freundin? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)