Sturm & Drang von die-in-darkness ================================================================================ Kapitel 54: Russisch für Anfänger --------------------------------- Kapitel 54 Unten wartete Hilary schon, mit der angezogenen Emilia, auf dem Arm. Sie saß bereits am Tisch und aß genüsslich eines der belegten Brötchen, als die Jungs dazu kamen. „Wir haben schon mal angefangen.“, sagte die brünette, ehe sie nochmal von dem Brötchen abbiss und Emilia ein kleines Stück in den Mund schob. Wortlos betrachtete Kai seine Frau samt Kind und goss sich einen Kaffee ein, der hinter den beiden auf der Arbeitsfläche stand. Als Max dann ebenfalls dazu kam, warf er dem blau-haarigen eine auffordernde Geste zu. Der sah den Amerikaner genervt an, trat von hinten an Hilary's Stuhl und küsste sie von der Seite auf die Wange. „Morgen.“, nuschelte er ihr ins Ohr. Hilary erschrak und riss den Kopf herum zu ihm. Doch da hatte Kai sich schon ein ganzen Stück von ihr entfernt und setzte sich gerade an den Tisch. Er sah sie nicht weiter an. Dann kam auch Max, gut gelaunt an den gedeckten Tisch, begrüßte Emilia und grinste Kai, der ihm gegenüber saß, breit an. „Das kriegst du wieder.“, fauchte er den Blondschopf auf russisch an, der ihm ebenfalls auf russisch, ein herzallerliebstes 'Ich dich auch~' entgegnete. Hilary schaute von einem zum anderen, da sie nichts verstand. Emilia allerdings, amüsierte sich bei dem gebotenen Programm prächtig. Sie klatschte lachend in die Hände. Als Kai sie aber darauf ernst ansah, verstummte das Klatschen. Kai's Tochter verzog das Gesicht. Aus dem lächelnden Mund, wurde ein grimmig verzogener. Max und Hilary konnten nicht mehr und prusteten laut los. Emilia versuchte wirklich das ernste, grimmige Gesicht ihres Vaters nachzuahmen. Dann hielt sie die Arme auf und wollte zu dem blau-haarigen. „Sie will zu dir!“, sagte Hilary und forderte Kai auf, sie zu nehmen. Skeptisch zog er eine Augenbraue hoch. Das letzte Mal endete es in lautem Gebrüll, dachte er zurück. Emilia aber wollte nicht mehr warten. Sie wand sich in den Armen ihrer Mutter und strampelte ungehalten los. Also packte Kai Emilia an den Seiten und zog sie zu sich herüber. Er schaute sie noch einmal grimmig an, als wolle er ihr sagen, dass sie sich zusammenreißen sollte, und setzte sie darauf auf seinen Schoß. So hatte er es immer bei Hilary gesehen. Und kaum saß sie bei ihrem Vater, war das kleine Kind zufrieden, schaute interessiert über den Tisch. „Steht dir gut!“, grinste Max und kassierte darauf einen Tritt gegen sein Schienbein. Und Emilia griff sich das Brötchen ihres Vater und lutschte darauf herum. Als Kai es ihr wegnehmen wollte, zerrte sie angestrengt an ihrer, eben errungenen Beute. Resignierend trat er das Brötchen an seine Tochter ab, schnaufte und trank nur seinen Kaffee. „Übrigens...In zwei Tagen ziehen wir um.“ „Schon?!“, Hilary war sichtlich überrascht über die Information. Denn so wie das Haus bei der Besichtigung aussah, konnte sie es sich nicht vorstellen dort in ein paar Tagen schon einzuziehen. „Ich habe vorhin eine E-Mail bekommen. Die Arbeiten werden bis dahin abgeschlossen sein. Möbel rein, fertig.“, Kai sah dem Ganzen wohl eher gelassen entgegen. Wenn die Firma es ihm schon schrieb, würde es wohl stimmen. Für die braunhaarige jedoch noch ziemlich ungewohnt. Max sah innerlich schon das Ende seines Aufenthalts bei den beiden und verabschiedete dabei schon von Emilia. Dabei würde er sie so gerne mit in die USA nehmen. „Ähm, so schnell?“, vergewisserte sich die junge Frau nochmal. Kai nickte nur stumm und trank seinen Kaffee weiter, während Emilia das angelutschte Brötchen jetzt mit ihren kleinen Fingern auseinander pflückte. „Und was ist mit mir?“, fragte Max nun leise von der gegenüberliegenden Seite. Hilary zuckte mit ihren Schultern und schaute abwartend ebenfalls zu Kai. Der blieb einen Moment still, schien zu überlegen, was er antworten sollte. „Ich lass dir ein Hotel in der Nähe buchen.“, sagte er entspannt und lehnte sich zurück. Dabei hielt er Emilia mit beiden Händen an der Hüfte fest und sie ließ sich auch nach hinten fallen. Irgendwie schien sie total ausgeglichen auf dem Schoß ihres Vaters. Lag es daran, dass sie ihren Willen bekam, oder eher an der ruhigen Art Kai's? Hilary bemerkte an dem blau-haarigen, dass er gelassener und nicht so kühl, wie sonst immer, war. Ob er gefallen daran fand Vater zu sein? Max beendete das Frühstück, als er abrupt freudig aufstand, darüber dass er weiter mit Emilia spielen konnte, und räumte den Tisch ab. „Hilary.“, gerade als sie aufstehen wollte, um ihrem Freund zu helfen, hielt Kai sie davon ab. Er sprach ziemlich leise, so dass Max nicht weiter auf ihn aufmerksam wurde. Die brünette sah ihn an. „Jetzt musst du wirklich mal Russisch lernen, Hil!“, fuhr Max dazwischen. „Wenn du jetzt hier bleibst, wirst du nicht drum...herum...kommen?“, Max pausenloser Satz verlangsamte sich mehr und mehr. Ihn durchbohrten die rot-funkelnden Rubine von Kai. „Äh...hä hä...“, der Blondschopf räusperte sich kurz und drehte sich schnell herum zur Küche. Er drehte das Wasser extra weit auf, damit er nicht hören konnte was Kai mit seiner Frau zu besprechen hatte. Sein Talent dafür, in genau den Augenblicken dazwischen zu fallen, wo es am unpassendsten war, lag ihm anscheinend im Blut. Warum sollte er eigentlich nicht mithören? „Max hat Recht. Dein Russisch ist miserabel und ab heute werden wir nur noch bedingt japanisch mit dir sprechen.“, sprach der blau-haarige zu Hilary, die aus allen Wolken fiel. Das wäre ihr Untergang. Jetzt würde nicht einmal mehr ihre Freunde verstehen. Wie gemein, aber es passte zu Kai. Jetzt wo Tisch und Geschirr abgeräumt und sauber waren, unterrichtete Kai auch Max sein Vorhaben. Etwas mitleidig sah der blonde seine Freundin an, aber Kai hatte es bei ihm nicht anders gemacht. Er war zuversichtlich und lächelte. „Das packst du schon! Als erstes...hier! Präg' dir die Begriffe von den alltäglichen Gegenständen ein!“, Max hielt der brünetten eine Unmenge an verschiedenen Gegenständen vor die Nase, die Kai auf Russisch benannte, und Hilary die Worte wiederholte. So gut sie es eben konnte. Dann verlagerten sie ihren Unterricht ins Wohnzimmer. Die brünette hatte keinen Moment lang mehr Ruhe. Alles was sie anschaute oder berührte musste sie benennen. So ging der Tag schnell hinüber und am Abend konnten sie schon erste Erfolge verbuchen. Hilary verwechselte zwar noch einiges, aber ihren ersten Sätze klangen schon sicher. Kai, der sich ober erfrischt hatte, kam nun mit seinem Laptop unter dem Arm nach unten und erntete einen gequälten Blick. „Bitteeee keine Arbeit, Kai!“ Der Russe verdrehte die Augen, schüttelte den Kopf und legte Hilary das Gerät auf den Schoß. Er klappte es auf. Der Bildschirm zeigte eine Internetseite mit unendlich vielen Möbeln. „Äh...?“ Mit einer Geste deutete er ihr, dass sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Laptop richten sollte. „Such dir was aus.“, sagte Kai locker und setzte sich zu Max und Emilia auf den Teppich. Verdutzt sah sie ihm hinterher, fragte aber nicht weiter nach. Als sie dann den nächsten Gegenstand sah, den Max hoch hielt, schaute sie schnell auf den Laptop. „Kriegt sie eine Pause?“, erkundigte sich Max auf russisch. „Ja.“, bekam er die gleichsprachige Antwort. Sie hatte schon viel gelernt, fand der Halbrusse. Etwas Ablenkung dürfte da nicht fehlen. „Darf ich Emilia ins Bett bringen, Hil?“ „Hmmmm.“, gab sie nur von sich und Max verschwand mit der kleinen in dem Nebenzimmer. Hilary war vertieft in die große Auswahl an Möbeln, die sich ihr bot. Vorrangig suchte sie Möbel für Emilia's Zimmer. Der Rest war ihr erstmal egal. Kai hatte einen guten Geschmack was die Einrichtung betraf, also verließ sie sich auf ihn. Der stand nun auf und stützte sich provokant mit seinen Armen an der Lehne ab. Er wollte sie einfach nur ein bisschen necken. Mit Erfolg. Hilary wurde sichtlich nervös. Doch Kai war die Ruhe selbst. Grinsend beobachtete er das Schauspiel vor ihm. Dann zeigte er auf den Monitor. „Sieht doch gar nicht so schlecht aus, oder?“ Hilary sah kurz auf seinen Arm, dann auf den Bildschirm. „Ja.“ „Und auf den Preis brauchst du nicht zu achten.“ „Hm...ok.“, trotzdem achtete sie auf den Preis, egal was er wollte. Max kam auch wieder zurück. Er ließ sich auf die Couch fallen und schaltete irgendeine Sendung im TV an. „Schläft sie etwa schon?“ „Да.“, beantwortete Max ihre Frage auf russisch. Hilary nickte. Denn 'Ja.' kannte sie schon von ihrer Hochzeit. Kai befand den Unterricht für heute als ausreichend. „Sagt mal...seid ihr auch so geschafft wie ich?“ „Нет.“, kam es von beiden Männern. Es war auch nicht anders zu erwarten. Hilary drehte sich zu Kai um. „Kann ich den mit nach oben nehmen?“, der Russe nickte und Hilary verabschiedete sich mit einem schlechten 'Gute Nacht' auf russisch, nach oben. Die beiden Geschäftspartner sahen sich kurz vielsagend an. „War wohl ein bisschen zu viel des Guten, hm?“ „Hm. Vielleicht.“, Kai atmete laut aus. „Ich geh auch hoch.“ Max grinste. „Viel Spaß euch beiden!“, und widmete sich weiter seiner TV-Sendung. Oben hatte es sich Hilary gerade etwas gemütlich gemacht, als Kai die Treppe herauf kam. Überrascht folgte ihr Blick seinen Bewegungen. Die Hände hatte er in den Hosentaschen. Kurz vor ihr, zog er eine Hand heraus und hielt ihr seinen Schlüsselbund vor die Nase. Eine Augenbraue frech hochgezogen, grinste er sie an. „Bitte nicht noch mehr...“, flehte die brünette. Ihr Kopf war zum Zerbersten mit russischen Worten gefüllt. Kai ließ den Schlüsselbund wieder sinken, setzte sich auf die Bettkante, den Rücken zu ihr gewandt. „Du hast dich wirklich gut geschlagen heute.“ „Und du hast wohl vergessen, dass du nur noch russisch reden wolltest?“,neckte sie ihn. „Nein, sicher nicht. Ich wollte dir nur eine Pause gönnen.“, jetzt drehte er seinen Oberkörper zu ihr herum. Lächelte sie sanft an. Hilary tat es ihm gleich. „Danke.“ Kai beugte sich langsam zu ihr, kam der jungen Frau näher. Auch Hilary wusste was nun folgen würde. Ein Kuss. Doch weit gefehlt. Kai schielte interessiert auf den Bildschirm und sah dann keck zu seiner Frau. „Na? Doch nicht das eingetreten, was du dachtest?“ „Äh-?“ Sie rechnete mit einem Kuss, er rechnete damit, dass sie so denken würde. Schlimmer ging es nicht. Hilary wurde knallrot und senkte ihren Kopf. Doch Kai war noch nicht fertig. „Schön, dass es selbstverständlich für dich wird.“, dann griff er ihre Hand und küsste sie auf den Mund. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Wie schaffte er es immer wieder, sie so zu überrumpeln? Ganz automatisch legten sich ihre Hände um seinen Hals, umarmten ihn sehnsüchtig, griffen leicht in sein Haar. Schnell wurde der Laptop und das Suchen nach neuen Möbeln in den Hintergrund gestellt und sie hatten nur noch Augen füreinander... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)