Sturm & Drang von die-in-darkness ================================================================================ Kapitel 62: Das endgültige Urteil --------------------------------- Kapitel 62 „Denk doch mal an die anderen...das Zentrum...Max...Emilia...“, betroffen sah der blau-haarige zur Seite weg, kniff die Lippen aufeinander. „Bitte!“, Hilary flehte ihn an... „Halt dich da einfach heraus! Gibst du mir den Zettel, Gregor?“, auffordernd hielt er dem Arzt seine ausgestreckte Hand entgegen. Wortlos händigte der dunkelhaarige das Dokument aus. „Das kannst du nicht machen!“, fassungslos starrte sie den Russen an. Ihr stiegen die Tränen in die Augen als ihr Mann, gegen ihren Willen, unterschrieb. „Hilary...es tut mir leid...aber letztendlich können wir ihn nicht dazu zwingen.“, er trennte einen Teil des Dokuments ab, den er in seine Unterlagen heftete. „Wie kannst du dein Leben einfach so wegwerfen?! Ich habe dich als Kämpfer kennengelernt, der für das gekämpft hat, was er erreichen wollte! Und jetzt lässt du dich einfach so unterkriegen?! Das kann ich nicht verstehen!“, die ersten Tränen rollten über ihr Gesicht, die sie sich schnell wegwischte. Gregor trat an Hilary heran und legte tröstend seine Hand auf ihre Schulter. „Ich habe auch einen anderen Kai in Erinnerung...“ Es herrschte eine unangenehme Stille zwischen den Erwachsenen. Kai hielt stur das kleine Papier in der Hand, während die brünette betroffen zum Boden blickte. Der Arzt brach schließlich das Schweigen. „Darüber sprechen wir nochmal.“, wand er sich an seinen Patienten und drehte sich zum Gehen. „Nein.“ Mit einem lauten Geräusch zerriss der Russe das kleine Papier in kleine Teile. Hilary starrte mit verweinten Augen ungläubig auf das Krankenbett. War das alles ein schlechter Scherz? Kaum überrascht drehte sich Gregor wieder zurück, öffnete erneut die Krankenakte und zerriss die Einverständniserklärung wie Kai es tat. „Gut. Hätten wir das geklärt. Ich werde veranlassen, dass die OP so schnell wie möglich durchgeführt wird.“ „Hm.“ Es klopfte an der Tür. Kai wies seinen langjährigen Freund an, sie zu öffnen. „Heeeey! Oh. Stör ich?“ „Nein, komm nur rein, Max. Es ist bereits alles geklärt. Wenn es Neuigkeiten gibt, informiere ich dich. Ich meine euch...“ „Gibt es was Neues? Weißt du jetzt wann du wieder nach Hause darfst?“ „Kai muss operiert werden...“ „Was?! Wann denn???“ „Sobald wie möglich.“, Emilia stürzte ihrer Mutter an die Beine und umarmte sie fest. „Hey mein kleiner Engel! Du hast mich ganz schön vermisst, hm?“, sie hob die kleine hoch, damit auch Kai seine Tochter begrüßen konnte. In diesem Moment verspürte er ungemeine Erleichterung, sich nicht doch gegen die Operation entschieden zu haben. Die Aussicht darauf sein Kind nur noch eine begrenzte Zeit reden oder lachen zu hören, schmerzte ihn. Müde lächelte er Emilia an, die sich sofort zu ihm vorbeugte. Hilary setzte sie langsam auf seine Oberschenkel. Die kleine fing rasch an vor sich her zu brabbeln, fast schon schien es, als führte sie ein Gespräch mit ihrem Vater. Einziges Problem: er verstand kein Wort. Manchmal nickte er kurz, wenn sich ihre Tonlage so anhörte, als würde sie ihm eine Frage stellen. Max war amüsiert darüber, dass auch sein Eisklotz von Freund liebevoller Zuhörer sein konnte. „Im Zentrum ist im Übrigen alles geklärt, dass bis auf weiteres alles mit mir zu regeln ist. Du kannst in Ruhe gesund werden!“, berichtete der Amerikaner stolz. Kai blieb jedoch skeptisch. „Ich will trotzdem, dass du alles vorher mit mir absprichst.“ „Klar, Chef!“ Zufrieden grinste der Russe. „Es wird Zeit, dass ihr geht. Der Drachen von gestern wird heute auch wieder hier sein.“, das war nicht gut. Wieder eine Standpauke zu bekommen von der unfreundlichen Krankenschwester, wollte keiner der Drei. „Klar...der will ich nicht mal im Dunklen begegnen!“, spielte Max übertrieben. „Seid ihr mit der Bahn hier hergekommen?“ „Nein, hab das Auto genommen. Also keine Wartezeit heute.“ Die jungen Erwachsenen verabschiedeten sich voneinander. Hilary gab Kai wider Willen doch einen Abschiedskuss, bei dem Max sich das Lachen verkneifen musste. Der Kerl stellte sich in Sachen Liebe und Gefühle zeigen echt kindisch an. „Raus jetzt mit euch!“ „Ciao!“ Darauf fiel die Tür zu und Kai's zuvor fröhliche Miene verzog sich zur kalten, emotionslosen. Das musste er allein durchstehen. Er wollte kein Mitleid der anderen, schon gar nicht von Hilary. Ihm wäre es lieber gewesen, sie hätte gar nichts davon erfahren. Bedrückt legte er seine Arme auf das Gesicht. Auf dem Weg zum Auto sahen Max und Hilary die Schwester vom Vortag. Genauso grimmig und schlecht gelaunt. Zum Grüßen war sie zu weit entfernt. Vielleicht auch ganz gut. „Ist das eine gefährliche OP für Kai?“ „Vermutlich. Der Arzt meinte, dass er ohne sie nicht überlebt.“ „Hm... Oh Shit!“ „Was ist denn?“, Max griff an die Windschutzscheibe des Autos. „Damn! Ein Strafzettel...“, der blonde suchte nach einem Verkehrsschild, welches die Parkordnung anzeigte. „Toll...mit Parkuhr... Wer denkt sich sowas an einem Krankenhaus aus?!“ „Ist doch nicht so schlimm...“ „Ja...Kai ist schlechter dran...“ „Ja...“ Max setzte sich geknickt ins Auto, während seine Freundin noch Emilia festschnallte. Dann stieg auch sie ein. „Hast du noch einen Wunsch? Oder direkt zu euch?“ „Fahr nach Hause.“, der Wagen rollte langsam los. Die Japanerin war vertieft. Wieder etwas womit keiner gerechnet hatte. Erst der Zusammenbruch, dann auch noch eine Operation die bedrohlich werden könnte... Was sollte noch kommen? Emilia brauchte doch ihren Vater... Die Japanerin riss die Augen blitzartig auf. In ihrem Kopf schwirrte plötzlich ein grausiger Gedanke. „Halt an, Max!“ „Hä?“ „Halt an!!“, schrie sie zu ihm. Max trat sofort auf die Bremse und Hilary sprang aus dem Auto. „Wo willst du hin?!“, die Antwort blieb ihm verwehrt. Hilary sprintete zurück in die Klinik. In den Fahrstuhl und auf die Station, wo Kai lag. Hektisch schaute sie den langen Gang entlang, suchte irgendetwas. „Doktor Starck! Warten Sie!“, so schnell sie konnte rannte die junge Frau ihm hinterher. Überrascht seinen Namen zu hören, blieb er stehen. „Hm? Oh! Hilary! Hast du etwas vergessen?“ „Nein! Können Herzfehler vererbt werden?!“, fragte sie ganz außer Atem. „Wie kommst du denn darauf?“ „Beantworten Sie einfach meine Frage! Bitte!“ „Puh...Grundsätzlich kann man nicht genau sagen ob ja oder nein. Dazu müssen eine Reihe von Faktoren zusammenkommen die das entscheiden. Was soll denn das jetzt?“ Ohne ein Wort zu antworten, drehte die braunhaarige auf dem Schuhabsatz herum und verschwand. Gregor kratzte sich ratlos mit seinem Kugelschreiber am Kopf. „Verrücktes Huhn...“ Bei Max zurück sprach Hilary ebenfalls keinen Ton mehr. Lediglich mit ihrer Tochter sprach sie. Aber die konnte zum Glück noch keine nervigen Fragen stellen. Etwas später am Abend. Gregor hatte gleich Dienstschluss und bevor er ging, wollte er nochmal nach seinem Problemkind sehen. Da es den Tag über sehr ruhig auf der Station war, genehmigte er sich einen Kaffee im Pausenraum. Und wie immer: Kalt. „Lecker...kalter Kaffee...etwas worauf ich mich den ganzen Tag freue...“, er griff nach ein paar Stücken Zucker. „Hm? Ach, das gibt’s doch nicht...leer... Dann eben ohne Zucker...“, und nach der Milch. Allmählich zierte sich eine kleine Wutader an seinem Hals ab. Der Arzt goss das letzte Schlückchen Milch aus der Packung. „Unfassbar...“, mit der Tasse verließ er den Pausenraum. Jetzt schlappte er zu Kai. Es war 19:45 Uhr. „Hoffentlich schläft er nicht wieder.“ „Doktor?“ Eine Stationsschwester an der Anmeldung, hielt sie auf. Sie hatte bis eben telefoniert. „Bitte keinen Notfall mehr. Ich hab doch gleich Feierabend...“ „Kein Notfall, Doktor. Es geht um ihren Patienten Kai Hiwatari...“, die schwarzhaarige Schwester sprach kurz mit Gregor, erklärte ihm etwas und zeigte auf verschiedene Unterlagen. „Ja, danke. Dann weiß ich Bescheid.“ Kurz darauf klopfte er bei dem blau-haarigen an der Zimmertür und trat ein. „Was willst du?“, wurde er freundlichst von seinem 'Problemkind' begrüßt. „Nur ein bisschen plaudern.“ Skeptisch zog Kai eine Augenbraue hoch. „Und worüber?“ „Es gibt Neuigkeiten. So wie es aussieht könntest du noch diese Woche operiert werden. Termin und Uhrzeit stehen allerdings noch nicht fest.“, locker zog er sich einen Stuhl heran, setzte sich. „Klasse.“, Kai wusste nicht so recht ob es ihn freuen sollte, oder nicht. Wenn die OP noch in der Woche stattfinden sollte, könnte er noch früher den Löffel abgeben, als geplant. „Es steht noch nichts fest, aber es sieht gut aus. Und Schiss brauchst du keinen zu haben. Wir beherrschen allesamt unser Handwerk.“ Das Augenrollen reichte dem Arzt als Antwort. „Ich hab gleich Feierabend und mal sehen was der Abend noch so bringt.“, versuchte der Arzt ein neues Thema zu beginnen. Worauf er hinauswollte? Natürlich auf seine geheimnisvolle Bekanntschaft. „Hast du was am Start?“ „Nein. Obwohl sie ziemlich hübsch ist.“ „Aha.“ Sie steht übrigens immer draußen vor dem Hospital. Tagein, tagaus. Spricht kein Wort, aber einen Tee haben wir bei mir schon getrunken.“ „Soll ich dir Beifall klatschen?“ Gregor lachte kurz auf. „Nein, aber sie erinnert mich an Yulia.“ „Meine Mutter ist tot.“, der Russe drehte den Kopf zum Fenster weg. „Ja, leider. Wenn du hier wieder raus bist, stelle ich sie dir vor. Dann wirst du sehen wovon ich gesprochen habe.“ „Klar...“ Gregor schlürfte seinen kalten Kaffee und sah auf die Uhr. „Hach, geschafft! Feierabend!“ „Bis morgen.“ „Willst du mich loswerden?“ „Ich will dich nicht aufhalten.“ „Scherzkeks. Deine Freundin-“ „Frau.“ „-Frau. Mein ich doch . Ist sie schwanger?“ „Nein.“ „Aber ihr plant Kinder, oder?“ „Verdammt, wie kommst du jetzt darauf?!“, zischte Kai genervt. „Weil deine Frau bei mir war und sich erkundigte, ob Herzfehler vererbt werden können.“ Kai starrte auf die Bettdecke vor sich. Tausende Gedanken schossen durch seinen Kopf. Dann drehte sich ihm der Magen um. Ihm wurde heiß und kalt auf einmal. „Emilia...“ „Was sagst du?“ „Emilia! Sie hat wegen ihr gefragt!“ Zögerlich sah er auf Kai. „Das kleine Mädchen? Sag mir nicht...“, der blau-haarige schaute ihn bitter ernst an. „...dein Kind? Ich hätte es wissen müssen...“, er fuhr angestrengt durch die kurzen Haare. Gibt es vielleicht noch etwas neues in deinem Leben?“ Als würde sein Privatleben den dunkelhaarigen etwas angehen. Er war mit seinem Vater befreundet, woher sollte Kai da wissen, ob diese nicht zufällig von Gregor ausgeplaudert werden würden? Ohne Frage war Gregor eine Plaudertasche und hin und wieder vergesslich, was das Geheimhalten erschwerte. Außerdem, je weniger Informationen die anderen über sein Privatleben wussten, umso weniger Angriffsfläche bot er potentiellen Neidern. Das war auch der Grund warum der Halbrusse so wenig von sich preis gab. „Nein.“ „Erst hast du eine Frau, dann noch ein Kind.. Hast du eventuell noch eine Leiche im Keller versteckt?“ „Frag meinen Erzeuger nach den Leichen. Da wirst du sicher fündig.“ „Hör auf damit, Kai. Du weißt, dass das nicht stimmt...“, Gregor packte seine Sachen zusammen. „Ich muss jetzt los. Morgen berichte ich dir wie es gelaufen ist mit meiner neuen 'Freundin'.“ Der blau-haarige verdrehte nur die Augen und hob die Hand zum Abschied. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)