Sturm & Drang von die-in-darkness ================================================================================ Kapitel 67: Gute Neuigkeiten ---------------------------- Kapitel 67 Um die Mittagszeit herum herrschte bei Hilary Zuhause regen Treiben. Sie bereitete mit Max zusammen Essen vor, dass sie mitnehmen würden ins Krankenhaus. Max wusste bereits wie fad das essen dort schmeckte und Kai war schon ein kleiner Feinschmecker. Emilia hielt unbesorgt ihren Mittagsschlaf als Hilary wie ein aufgescheuchtes Huhn durch das Haus lief. „Ich wecke jetzt Emilia.“ „Aber wir haben doch nicht Zeit.“, warf der blonde ein. „Ich aber nicht!“, zischte die junge Frau zurück. Max verfiel in lautem Gelächter. „Haha, du kannst es kaum erwarten!“ Doch Hilary ließ sich nicht aus der Unruhe bringen. „Ja! Eine Frechheit, dass ich erst zu den üblichen Besuchszeiten zu ihm darf!!“, regte sich die brünette weiter auf und stieg die Treppe nach oben. Max entschied sich dann dafür seine Freundin einfach machen zu lassen. Er beruhigte sich schnell wieder und zog sich an. Es hatte wieder geschneit in der letzten Nacht und die Einfahrt lag voll mit Schnee. Um dann nicht von Hilary eins auf den Deckel zu bekommen, entschloss er sich freiwillig dazu Schnee zu schieben. Sicher ein halber Meter der in der Nacht fiel. Aber in der kalten Jahreszeit kein Wunder in Russland. Die Vorweihnachtszeit begann und es wurde für russische Verhältnisse kalt. Genau dieses Wetter mochte Max nicht. Schnee schieben noch viel weniger. Um an den Wagen zu kommen, blieb ihn nichts anderes übrig. Mit dem Schneeschieber bewaffnet erkämpfte er sich den Weg zur Garage. Wenigstens das Auto bräuchte er nicht vom Schnee befreien. Gerade als er fertig war, kam Hilary mit Emilia dazu und um das ganze abzurunden, fielen erneut große, weiße Flocken vom Himmel. „Aaaaahhhh....nicht schon wieder...“ Hilary wusste sofort worauf er anspielte. „Ist doch toll! Nicht so wie in Tokio...“ „Ihr passt echt zusammen...“, und seufzte. „Hm?“, Hilary begriff den Zusammenhang nicht schnell genug um darauf zu kontern. „Komm steig ein!“ „Ja ja! Komm Emilia, wir besuchen deinen Papa.“, die kleine grinste wie ein Honigkuchenpferd. Emilia war schon so groß, dass sie nicht mehr in die Babyschale passte, sondern einen normalen Kindersitz bekam. Stolz schaute sie während der Fahrt aus dem Fenster. Seit einigen Tagen versuchte die kleine freihändig zu laufen. Noch wollten die kleinen Beinchen nicht das tun was sie sollten. Doch bis zu ihrem ersten Geburtstag würde sie es noch schaffen können. Nach Erreichen des Ziels, wollte Hilary gerade losrennen, als Max sie erneut ausbremste. Er konnte ja verstehen, dass sie zu Kai wollte, aber warum musste sie immer rennen? Er warf ihr einen verständnisvollen Blick zu. Sie seufzte. „Ist ja guuuut...“, so liefen sie gemeinsam auf die Intensivstation. Heute brauchte sich Hilary nicht erkundigen, denn sie wusste immerhin wo sie ihren Mann finden würde. Vor seiner Zimmertür blieben sie stehen. „Max, wartest du kurz mit Emilia? Ich will sehen ob es ihm gut geht.“, Max nickte zustimmend und Hilary klopfte an, bevor sie die Tür öffnete. Doch anders als erwartet, war das Zimmer leer. Die Japanerin stand wie von einem Blitz getroffen im Raum. Ihr Herz raste, sie atmete unkontrolliert schnell. „...w-was....“, mit weit aufgerissenen Augen stürzte sie heraus. „Was ist hier los?! Kai ist weg! Max!! Er ist nicht da!“, ein ungutes Gefühl durchfuhr sie. „Was wenn-“, stürmisch hielt sie eine vorbeilaufende Fachkraft an. „Was ist hier los?! Wo ist Kai??“ „Meinen Sie Herrn Hiwatari?“, fragte sie völlig perplex. „Ja! Wo ist er?!“, brülle die Japanerin sie verzweifelt an. Doch die Krankenschwester blieb professionell und klärte die brünette auf. „Herr Hiwatari wurde zurück auf Station gebracht.“ „Er lebt?!“ „Natürlich. Nach 24 Stunden Beobachtung werden die Patienten wieder zurück auf die normale Station gebracht. Wenn alles ohne Komplikation war.“ „Also geht es ihm wieder gut?“ „Soweit ja. Entschuldigen Sie mich.“ Hilary lehnte sich außer Atem an die Wand. Sie rechnete mit dem schlimmsten. Warum informierte sie keiner? Max zog sie aus den Gedanken. „Komm schon , Hil. Lass uns zu ihm gehen.“ Etwas später standen die drei vor dem Krankenzimmer in dem Kai vor der Operation lag. Mittlerweile verunsichert klopfte sie erneut an und öffnete die Tür. „Hallo Kai?“, überraschte drehte sich angesprochener herum. „Oh! Ich bin so froh, dass du wohlauf bist!“, glücklich fiel sie an seinen Hals. Der Russe zog scharf die Luft durch den Mund ein. Hilary wich zurück. „Ich... ich wollte dir nicht wehtun...“ „Passt schon. Schön euch zu sehen.“ „Wir freuen uns auch! Emilia hat dich echt vermisst!“, meldete sich auch Max zu Wort. „Ja total! Seid du im Krankenhaus bist, schläft sie sehr unruhig. Hoffentlich bist du hier schnell raus.“ „Gregor meinte, dass ich noch eine Woche hier bleiben muss. Zur Beobachtung.“ „Das ist ja fantastisch!“ „Dann kannst du uns endlich wieder herum kommandieren.“ „Worauf du dich verlassen kannst.“, sagte der Russe trocken und sah seinen blonden Freund vielsagend an. „Wir haben dir übrigens etwas mitgebracht.“, Max kramte im Rucksack herum und zog eine Plastikdose heraus. „Tadaaa! Da ich weiß, dass das Essen hier grausig ist, hat Hilary dir was leckeres gekocht.“ „Danke. Ich werde später essen, wenn es euch nicht stört.“ „Nein.“, sagte die Japanerin und holte Emilia aus dem Wagen. Jetzt konnte die kleine auch wieder zu ihrem Vater. Er sah nicht mehr so ungewöhnlich aus für sie. Am Vortag hingen überall Schläuche an ihm, alles piepste. Heute sah er wieder normal aus, vielleicht noch etwas blass um die Nase aber das würde sich auch schnell bessern. Hilary stellte ihre Tochter hin und ließ sie los. Etwas wackelig und unsicher tapste die kleine drauf los. Ihr Ziel klar im Blick. „Sie läuft?“ Stolz stemmte sie die Hände in die Seiten. „Ja! Max und ich haben fleißig geübt mit ihr! Oh!“, Emilia's Beine gaben nach. Der kurze Weg war doch zu viel für sie. Also nahm die brünette sie hoch und ging zum Bett. Die kleine setzte sie auf Kai's Schoß. Gespannt musterte sie ihren Vater. Der hob die Hand mit einem 'Hey.'. Emilia grinste. Auch Kai musste bei dem frechen Grinsen lächeln. „Da mama papa! Dida, na!“, die kleine plauderte fröhlich drauf los und schaute ihren Vater, der nichts verstand, mit großen Augen an. „Ähm...willst du was essen?“ „Hö?“ „Keks?“, Kai griff in den kleinen Nachttisch und holte einen eingepackten Keks vom Mittag heraus. „Ja!“, sie klatschte in die Hände und griff danach. Zügig wickelte er den Keks aus und gab ihn seiner Tochter, die glücklich auf dem Bett herum krümelte. Und Hilary war dabei die Bettdecke wieder zu säubern. „Du brauchst das nicht zu machen.“, versuchte Kai seine Frau zu stoppen. Er legte seine Hand ruhig auf ihre. „Ich lass euch zwei mal alleine!“, Max merkte, dass er gerade überflüssig geworden war. Daher ging er und bestellte sich in der Cafeteria einen großen Eisbecher. „Wir waren erst auf den Intensivstation...ich dachte, du wärst-“ „Unkraut vergeht nicht.“, er umfasste ihre Hand kraftvoller worauf Hilary ihn ansah. „Es geht mir besser. Sobald die Ärzte ihr OK geben, darf ich sogar wieder aufstehen.“ „Geht das denn so einfach?“, fragte sie verunsichert. „Klar.“ „Ich meine wegen der Operation. Du musst dich doch sicher noch eine ganze Weile schonen.“ „Du machst dir zu viele Gedanken, Hilary...“, ausdruckslos sah er die brünette an und zog sie zu sich herunter. Ihre Lippen berührten sich zärtlich. Seine Augen waren geschlossen, eine Hand an ihrem Arm, die andere hielt seine Tochter. Sehnsüchtig griff die junge Frau in die Haare den Russen. „Ich hab' dich so vermisst...“, hauchte die Japanerin ihm zu, als sie kurz den Kuss unterbrach. Als er das hörte ließ er die Hand seiner Liebsten los, drückte ihren Kopf dichter an sich und lächelte unbemerkt. Er war auch glücklich sie wiederzusehen. Sie berühren zu können, sie zu küssen, sie zu riechen. Es war wie neu geboren zu sein. Auf einmal schob sich vom unteren Ende mit brachialer Gewalt auch Emilia zwischen ihre Eltern. Sie wollte jetzt auch Aufmerksamkeit und schmusen und geküsst werden. Hilary wich zurück um ihrer Tochter Platz zu machen. „Du fühlst dich wohl missachtet?“, lächelte die Mutter verträumt. Kai wuschelte der kleinen durch die Haare. „Kein Wunder, wenn du nur Augen fr mich hast.“, packte Kai noch einen Rüffel oben drauf. „Stimmt doch gar nicht...“, rechtfertigte sie sich und nahm Emilia zu sich auf den Arm um sie zu kuscheln. Die kleine schmiegte sich an die Brust ihrer Mutter. „Wo ist eigentlich Max hin?“ „Hm...weiß nicht. Ich schreib ihm mal eine Nachricht.“, Hilary zückte ihr Handy und tippte mit einer Hand darauf herum. Nicht mal eine Minute später klingelte es und sie hatte Antwort. Nachricht von: Max 16:48 Uhr „Bin unten in der Cafeteria. Sie ihr fertig? ;-)“ Hilary tippte erneut auf dem Display herum. Diesmal mit hoch rotem Kopf. „Was denkt der sich eigentlich...“ „Schreib ihm, dass wir noch 10 Minuten brauchen. Nach einer OP sollte man es langsam angehen lassen.“ „Hm?!“, Hilary starrte ihren Mann überrascht an. „Aus dir kann man mehr lesen als aus einem offenen Buch. Schreib schon. Er wird schon wissen, dass es nicht von dir kommt.“ Ertappt hielt die junge Frau die Löschen-Taste gedrückt, bis ihr kompletter Text, in dem sie Max ziemlich deutlich sagen wollte was sie von seiner Nachricht hielt, verschwunden war. Sie tippte jetzt Kai's Vorschlag ein und schickte es wortlos ab. Es vergingen darauf nicht einmal fünf Minuten ehe Max schon vor der Tür stand und lautstark anklopfte. Neugierig streckte er seinen blonden Schopf durch den Türspalt. „Fertig?“ Auf diese Frage bekam er prompt Antwort. Hilary schleuderte ihm eine Packung Taschentücher entgegen und verfehlte ihn nur knapp. „Hey?!“ „Schade, ich hätte nicht verfehlt.“ „Probier's doch.“, gezielt warf Max die Packung auf den Halbrussen. „Wenn ich hier raus bin.“, und reichte die Packung an Hilary weiter. „Spielverderber...“ „Kai darf keinen Stress haben.“, mischte sich nun eine Stimme an der Türschwelle ein. „Schon gar nicht darf er sich belasten. Er ist frisch operiert, die Narbe könnte aufplatzen. Denk doch mit!“, ein leichter Hieb mit einer Akte auf Max' Kopf unterstützte diese Aussage. „Wie ich sehe bist du gut angekommen. Und...dein Frauchen hat auch zu dir gefunden.“, Gregor wollte es sich nicht nehmen lassen ihn aufzuziehen. Anders als erwartet, blieb Kai ziemlich gelassen. „Das gilt auch für dich, Gregor.“, Max buffte dem Arzt in die Seite und schaute gespielt ernst. „Ihr seid mir ein paar Granaten... Ich muss euch trotzdem mal raus schmeißen.“ „Warum?“, hakte die brünette nach. „Weil ich die Narbe anschauen muss. Und jetzt raus.“, begründete der Arzt knapp und schroff. Die drei verließen das Zimmer. Gregor wechselte die Seite am Bett. „Hast du Schmerzen?“ „...“ „Heißt wohl 'Ja'... Wo?“ Kai atmete angestrengt aus. Musste das nun wieder sein? „Gut. Ich finde die Stelle schon.“, grinste Gregor und löste vorsichtig das Pflaster und begann die Brusthälfte rund um die Narbe abzutasten. Der blau-haarige schloss dabei die Augen. Ganz in der Nähe der frischen OP-Narbe musste der Halbrusse einen Laut unterdrücken. „Hier also... Ja es dürfte etwas spannen...aber das sollte sich in den nächsten Tagen legen.“ „Wie groß ist sie?“ „Schau sie dir doch an.“ „Nein. Sag mir wie groß.“ Ein Seufzen von Gregor. „Circa 15 cm.“ „hm...“, das war schon ziemlich groß. Zumal der Russe akribisch auf sein Aussehen achtete. Und nun zierte seinen Oberkörper eine unschöne Narbe, die er schlecht verstecken konnte. „Einen schönen Mann kann nichts entstellen...“, versuchte der Brillenträger ihn etwas aufzuheitern. Nachdem ein frisches Pflaster die Narbe verdeckte, öffnete auch Kai wieder die Augen. Mit dem Aussehen musste er sich erst einmal arrangieren. „Versuch mal bitte dich aufzusetzen.“ Kai tat das worum Gregor ihn bat. Er griff an die rechte Seite seines Bettes und hielt den Knopf an der Fernbedienung gedrückt. Langsam fuhr die Lehne hoch und die Augenbrauen des Arztes wanderten bei beträchtliches Stück weiter hoch. „Was-?“ „Klappt.“ Der dunkelhaarige verschränkte die Arme vorm Körper. „Du warst schon immer pfiffig... und jetzt ohne Blödsinn. Ich mein es ernst.“, Gregor griff die Fernbedienung und fuhr die Lehne wieder herunter. „Jetzt, aufsetzen.“ Dieses Mal war Kai gezwungen sich ohne Hilfe aufzusetzen. Er stützte sich zuerst auf den Unterarmen an und drückte sich dann in die aufrechte Position. Die Schmerzen verdrängte er soweit es ging. In der Abtei musste er früh lernen Emotionen zu unterdrücken. „Zufrieden?“, fragte er pampig. „Sehr. Hast du jetzt Schmerzen? Schwindel?“ „Nein.“, verblüffend, dass eine Operation so schnelle Abhilfe schaffen konnte. Die Überwachungsgeräte zeigten auch keine dramatischen Veränderungen. Zufrieden grinste der Arzt. „Dann darfst du dich hier im Zimmer bewegen. Aber nur kurze Wege und nicht länger als 10 Minuten! Du kannst die Zeit langsam steigern, wenn du merkst, dass alles in Ordnung ist. „Ja.“ „Überschätz' dich nicht.“ „Jaaaaaa...“ „Dann einen schönen Abend noch.“, der Art verabschiedete sich und war sichtlich froh, dass Kai nichts merkte von seinem aufregenden Vormittag. Er schickte Hilary und Max erneut zu ihm und bog in den nächsten Gang ab. „Du sitzt ja schon!“ „Darfst du-“ „Ja.“, schnitt Kai den Satz seiner Frau vorher ab und schaute sie gelassen an. „Wahnsinn...“ „Und du wolltest die OP erst gar nicht machen...“, sagte Max zufrieden. „Ich möchte mich jetzt ausruhen. Könntet ihr gehen?“ „Klar, ruh dich nur aus! Ich komm morgen wieder vorbei, ja?“ „Hm.“ Max winkte seinem Kumpel beim Gehen zu und der blau-haarige ließ sich zurück auf das Bett sinken. Er sah zum Fenster hinaus. Draußen war es dunkel, doch der Himmel leuchtete in rot, die Laternen ließen das Rot noch kräftiger aussehen. Der junge Mann sammelte erneut Kraft und schob die Beine aus dem Bett. Jetzt wollte er es genau wissen und stand auf. Das erste Mal nach dem verunglückten Versuch vor der Operation. Es war nicht weit bis zum großen Fenster. Er tat die paar Schritte, stützte sich dann angestrengt an der Glasscheibe. Eine überragende Aussicht über die Stadt bot sich ihm zur Belohnung. 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