Beyond the Visible - Der Fuchsgeist von Yuurei ================================================================================ Kapitel 14: Chapter 14 - Reality -------------------------------- Geschockt, ja geradezu erstarrt blickte Sasuke seinem Freund entgegen. Er spürte sein Blut in seinen Adern rauschen und seinen eigenen Puls in seinen Ohren hämmern. Sie hatten sie gejagt und getötet. Der Clan seines Freundes hatte seine Familie zerstört! „Naruto, was hast du?“, fragte Sasuke vorsichtig. Irgendetwas stimmte nicht, das spürte er. „Mörder.“, wisperte Naruto leise, atemlos und verstört. Sasuke stockte. Was hatte er da gesagt? Der kalte Wind dieser sternenklaren Vollmondnacht zischte zwischen ihnen hindurch, als der Blonde erneut die Stimme erhob. „MÖRDER!“, schrie er wütend, erschrak selbst über die Wut und Verzweiflung, die in seiner Stimme mitschwang. Die Schweife des Dämons peitschten wütend auf den Boden, seine entzürnte Aura die Luft um ihn förmlich sieden. Sasukes Vorfahren hatten seinen Vater ermordet. Grundlos hatten sie ihn vor den Augen seiner Mutter hingerichtet. Ein dumpfer Schmerz durchzog den Körper des Uchiha, als der Fuchsdämon ihm so entgegen schrie. Für eine Sekunde setzte sein Herz aus, ehe ihn der Schmerz in die Knie zwang. Ein atemloses, schmerzverzerrtes Ächzen überkam ihn. Es fühlte sich an, als würde man versuchen ihm das Herz mit der blanken Hand heraus zu reißen. „HAST DU ES GEWUSST?! HAST DU ES MIR ABSICHTLICH VERSCHWIEGEN?“, schrie der Fuchsdämon nur weiter, völlig außer sich aufgrund der Wahrheit, die er kaum zu verkraften vermochte. Sasuke röchelte gequält zu seinen Füßen, krümmte sich vor Schmerz auf dem kalten Waldboden. Blutige Bahnen rannen ihm über die Wangen und aus den Mundwinkeln. Wieso konnte er nichts sagen? Was passierte mit ihm? Er versuchte sich zu fassen, formte mit den Lippen den Namen seines Freundes, als jener schließlich vor ihm stand. Kein Ton verließ seine Lippen. Es vergingen Sekunden, bis der Fuchsdämon das Blut zu seinen Füßen bemerkte und zu sich kam. Erschrocken über sich selbst, sein Verhalten und den Zustand seines Freundes hockte er sich zu ihm herunter. „Sasuke was.. was hast du-? Was habe ich-?“ „War es nicht dein Wunsch, ihn leiden zu sehen?“ Eine kalte, dunkle Stimme schlich sich in den Kopf des Dämons. Ob er ihn quälen wollte? „Sein Leben liegt in deiner Hand. Willst du dich nicht rächen? Nur ein wenig mehr noch. Ein kleines Bisschen mehr.“ Zitternd und nicht imstande mehr als ein atemloses Keuchen von sich zu geben, kauerte Sasuke vor ihm auf dem Boden. Er wusste nicht, was passiert war oder gerade passierte. Er fühlte sich, als würde man ihm die Lunge abschnüren. Seine Augen brannten wie Feuer und der dumpfe Schmerz betäubte seine Sinne. Sollte das wirklich das Ende sein? Dabei wusste er doch nicht einmal selbst, was geschehen war. Mit letzter Kraft packte er seinen Freund am Kragen und zog ihn zu sich herunter, die von blutigen Tränen gefüllten, grauen Iriden direkt in die ozeanblauen des Dämons gerichtet, ehe er die Stirn langsam an ihn legte und ihn sehen ließ. ◊◊◊ „Sasuke mein Schatz, das Essen ist fertig! Sagst du deinem Vater und deinem Bruder bitte Bescheid?“ Rief die schlanke, hübsche Frau mit den langen schwarzen Haaren, die gerade die letzte Schale auf dem gemeinsamen Esstisch für ihre Familie platziert hatte. „Mama,… hat mich Papa nicht lieb?“, erwiderte ihr Sohn schließlich leise, traurig. Seit Tagen hatte sein Vater ihm wieder keinerlei Beachtung geschenkt. Sasuke fühlte sich vernachlässigt. Immer bevorzugte sein Vater seinen älteren Bruder und auch wenn Sasuke seinen Bruder wirklich liebte, so kam er nicht umhin sich selbst wertlos zu fühlen. Es war, als wäre er Luft für seinen Vater. Dabei wollte er doch nur, dass er auch auf ihn stolz war. „Ach Sasuke mein Schatz, dein Vater hat viel zu tun. Weißt du, es ist nicht immer leicht, das Richtige zu tun.“ „Das Richtige?“ Neugierig richteten sich die Augen des kleinen Jungen auf seine Mutter. Was bedeutete es denn, das ‚Richtige‘ zutun?“ Mikoto lächelte milde, als sie ihren jüngsten Sohn zu sich heran und auf ihren Schoß zog. „Weißt du Sasuke… in unserer Welt gibt es Menschen, die denken ein Leben ist mehr wert, als ein anderes. Menschen, die ihre eigenen Ideale und Ansichten über alle anderen stellen und dann furchtbare Dinge tun. Dein Vater versucht diese Menschen auf den rechten Weg zurück zu bringen.“ Sasuke schaute mit großen Augen zu seiner Mutter hoch. „Aber, sind wir denn nicht alle eine Familie?“ „Doch Sasuke, das sind wir. Aber auch in unserem Clan gibt es schlechte Menschen, die ihrer eigenen Gier und dem Egoismus verfallen sind.“ „Also ist Papa ein Held?“ Mikoto lächelte sanft. „Ja mein Schatz, das ist er.“ „Dann…will ich auch mal so toll werden! Ich sage ihnen, dass das Essen fertig ist.“ Breit grinsend drückte der kleine Junge seine Mutter und eilte los, um seinen Vater und seinen Bruder zum Essen zu holen.“ „Itachi, du weißt warum wir unser Dorf verlassen haben und in diesen Tempel kamen.“ „Ja, Vater.“ „Sie werden sich kaum länger aufhalten lassen, aber wir können diesem Frevel nicht freien Lauf lassen. Die Dunkelheit hat unseren Clan bereits vor langer Zeit unterwandert.“ „Wir-“ Ein lauter Knall riss Fugaku und Itachi aus dem Gespräch. „Geh zu deiner Mutter und deinem Bruder. Pass auf sie auf!“, wies der Uchiha seinen ältesten Sohn an und machte sich selbst auf den Weg zum äußeren Hof der Tempelanlage. „Was in Gottes Namen-?“, fragte er schockiert, als er die Szenerie vor seinen Augen erblickte. „DAS IST WAHNSINN!“, mischte er sich schließlich in das Gespräch der Ältesten ein, die den Donnergott vor seinen Augen in seinem eigenen Schrein bannten. „Seid ihr des Wahnsinns? Wir sollen die Götter schützen und sie nicht in Ketten legen!“ „Schweig, du Narr!“ Der Hohepriester warf einen verächtlichen Blick auf Fugaku. „Dieser Gott ist ein Gefallener. Besessen von den Dämonen und nicht unseres Schutzes wert.“ Fugakus Augen weiteten sich. Das konnte unmöglich ihr Ernst sein. „Das ist Irrsinn! Das ist... Verrat an den Göttern selbst! Ihr werdet uns alle ins Verderben stürzen, mit eurem Verhalten!“ Der Priester jedoch zeigte keinerlei Einsicht. „Sperrt ihn und seine Familie ein. Wir können nicht riskieren, dass sie uns in die Quere kommen.“ „WAS?“, völlig überfahren vom Verrat der Priester und den Shinobi seines eigenen Clans, wehrte Fugaku sich so gut es ihm möglich war gegen die Männer. Sasukes tiefschwarze Augen weiteten sich, als er diese Szene erblickte. Sein Vater, in Ketten gelegt und bedroht von den Männern, die sie zu ihrer Familie zählten. „Das ist das Balg dieses Verräters! Sperrt sie weg!“, herrschte der Priester seine Untergebenen an. Wie erstarrt stand Sasuke im Rahmen der gewaltigen Schiebetüren, bis sein Vater ihm entgegen schrie, er solle laufen und sich verstecken. Eine Hand griff nach der des kleinen Jungen, zerrte ihn mit sich. „I-Itachi!“ „Lauf Sasuke, nicht stehen bleiben!“ So schnell sie konnten rannten die beiden Kinder aus dem Schrein des Donnergottes und über das Gelände des Tempels. „I-Itachi was ist mit Papa? Was ist mit Mama!“ Sasukes große Augen füllten sich mit Tränen. „Wir können ihnen jetzt nicht helfen. Lauf weiter!“ „Aber wir können sie doch nicht im Stich lassen!“ Dicke Tränen kullerten über die blassen Wangen des kleinen jungen, dessen herz schneller schlug, als ihn seine Beine tragen konnten. Hektisch zerrte Itachi seinen kleinen Bruder in eine der vielen Nischen des Tempels. Die Wachen suchten bereits nach ihnen, doch er würde zuerst seinen Bruder beruhigen müssen. Er kniete sich vor ihn, die Hände auf den Schultern seines kleinen Bruders. „Hör mir zu Sasuke. Wir lassen sie nicht im Stich. Wir werden sie holen und dann alle zusammen weglaufen. Aber erstmal brauchen wir einen Plan. Du willst doch, dass Papa stolz auf dich ist, oder?“ Sasuke nickte, während er sich mit dem Ärmel über die Augen wischte. Itachis sanftes, warmes Lächeln strahlte ihm entgegen, als die Hand seines großen Bruders über seinen Kopf streichelte. „Wir lassen sie nicht allein.“ ◊◊◊ „Itachi! Sasuke! Was macht ihr hier?!“ „Wir sind natürlich gekommen, um euch zu befreien!“, verkündete Sasuke stolz, der es mit der Hilfe seines Bruders geschafft hatte einige Wachen auszuschalten und in den Kerker hinunter zu gelangen, in dem man ihre Eltern eingesperrt hatte. Tagelang hatten sie geplant und Möglichkeiten gesucht, schlussendlich einen Weg gefunden ungesehen in den Kerker unter dem Tempel hinabsteigen zu können. „Sht… leise.“, ermahnte ihn Itachi, der mit einigen Handgriffen schließlich das Schloss geknackt hatte. Nicht umsonst hatte er Jahre seines Lebens in das Training investiert. Er huschte in die kleine Zelle und machte sich daran, auch die Fesseln seiner Eltern zu lösen, als ein schepperndes Geräusch ihn schließlich aufhorchen ließ. „Itachi, ich glaube da kommt jemand!“, flüsterte Sasuke aufgeregt. Sicher war es eine weitere Wache! „Lasst uns zurück.“ Itachi und Sasuke horchten auf bei den Worten ihres Vaters. Sie sollten sie zurücklassen? „Vater das-“ „Nein!“, platzte es beinahe aus Sasuke heraus. Auf keinen Fall würden sie sie hier zurücklassen. „Ich werde sie weglocken“ Ohne darüber nachzudenken rannte der kleine Junge los, unwissend, was ihn auf dem Hof des Tempels erwarten würde. ◊◊◊ Unbarmherzig verbrannten die schwarzen Flammen alles, was sich ihnen in den Weg stellte. Mit rasendem Herzen fand sich der Siebenjährige inmitten des Schlachtfelds wieder, das gequälte Stöhnen der lebendig verbrennenden Männer und Frauen um ihn herum, ehe sie vor seinen Augen zu Asche zerfielen und nichts als die alles verschlingenden Flammen übrigblieben. Verängstigt und verzweifelt schaute er sich um, verstand nicht, was geschehen war, als um dichten Rauch der verschneiten Landschaft schließlich eine Gestalt auf ihn zukam. Groß, weiß wie der Schnee selbst und die Augen brennend vor Hass. „Ein Kind…“ Sie zögerte, schien sich an etwas zu erinnern, während Sasuke starr vor Angst inmitten der dunklen Flammen stand. „Mit dir stirbt das Blut dieser Mörder.“ Mit einem Ruck schnellte die bekrallte Hand der Dämonin hervor, bereit auch das letzte Blut des Clans zu vergießen. Sekunden vergingen, ehe die Augen des kleinen Jungen sich verwundert wieder öffneten und das Bild seines Bruders sich in seine Augen brannte. Durchbohrt von den Krallen der Dämonin, seine Arme fest um seinen kleinen Bruder geschlungen. Ein Schwall Blut spritzte Sasuke entgegen, als Itachi den Blick verschleiert auf ihn legte. „Es tut mir leid, Sasuke.“, wisperte der Ältere nur und rutschte langsam seitlich an seinem jüngeren Bruder vorbei, nachdem die Dämonin ihre Hand zurückgezogen und ihm das Herz aus der Brust gerissen hatte. „Narr.“, entkam es dem dunklen Schatten nur. Verstört und völlig fassungslos starrte der Siebenjährige auf seinen mit Blut besudelten Körper und den Leichnam seines Bruders, der neben ihm langsam vom herabfallenden Schnee bedeckt wurde. Achtlos warf die weiße Füchsin das Herz des Jungen in den Schnee, ließ es von den schwarzen Flammen verbrennen. „Sein Leben für deins?“, fragte sie nur und schnaubte abschätzig. „So sei es. Von diesem Tage an werden die Menschen sich erinnern, was sie uns angetan haben. Ich werde dich nicht sterben lassen, ehe du das Leid erfahren hast, das man uns zuteilwerden ließ, den Schmerz, den die Dämonen und Götter wegen euresgleichen erlitten haben.“ Erneut schnellte ihre Hand hervor und legte sich auf die Tränen überfluteten Augen des Jungen. ◊◊◊ Was blieb, war Schmerz und Dunkelheit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)