Beyond the Visible - Der Fuchsgeist von Yuurei ================================================================================ Kapitel 15: Chapter 15 - Insecurity ----------------------------------- Als hätte man ihn aus einem Traum gerissen, schrak der Fuchsdämon zurück und fand sich verunsichert wieder im Diesseits. Seine Augen waren feucht und das Herz lag ihm schwer in der Brust, sein zitternder Leib nur mühsam imstande ihm Halt zu geben, als er sich auf den Händen abstützte und versuchte seine wirren Gedanken zu ordnen. Er hatte sie gesehen, seine Erinnerungen. Er hatte ihn einen Mörder genannt, ihn, der mit alledem nichts zutun und selbst alles verloren hatte. „Sasuke es…es tut mir so… leid..“, schniefte Naruto nur und spürte, wie ihm die Tränen über die Wangen liefen. Es war still. Seine blauen Augen erstarrten vor Schreck, als er auf den regungslosen Körper seines Freundes blickte, der vor ihm auf den kalten Boden lag. „Sasuke!“ Er stürzte beinahe über ihn beim Versuch ihn an sich heranzuziehen. „Sasuke sag was!“ Nichts. Sein Puls raste und er versuchte zu lauschen. Nichts. Kein Atmen, kein Herzschlag, kein Puls. Die feuchten Augen des Fuchsdämons füllten sich abermals mit Tränen, als er seinen Freund an sich heranzog und ihn an sich presste. „Sasuke wach auf. Bitte…“, schluchzte er leise, während er seinen Freund in seinen Armen wog. Das durfte nicht sein! „Du kannst jetzt nicht sterben.“ Er klammerte sich an ihn und flehte in Gedanken jeden Gott, jeden Dämon und jede Macht der Welt an, dass sein Freund die Augen öffnete und ihn beschimpfte. Die Stirn an die seines Freundes gelegt flüsterte er ihm zu. „Du kannst mich nicht allein lassen.“ „Sein Leben liegt in deiner Hand.“, flüsterte es leise in die pelzigen Ohren des Dämons. Er hob den Kopf und erblickte den weißen Fuchsgeist, der ihm zuvor die Wahrheit über seine Familie offenbart hatte. Narutos Gesicht verzog sich zu einem wütenden, wenngleich auch verzweifelten Ausdruck. „DU! Du hast zugelassen, dass das passiert! Wieso hast du mir nicht die Wahrheit gesagt?“, schrie er ihm entgegen, die spitzen Eckzähne scharf hervorblitzend. „Wahrheit ist nie absolut. Alles ist Wahrheit, doch du hast dich von deinen Gefühlen beherrschen lassen, anstatt dich selbst auf die Suche nach seiner Wahrheit zu machen.“ Narutos Lippen verzogen sich zu einem schmalen, bebenden Strich. So ungern er es zugab, aber der Fuchs hatte recht. Er war Schuld. Er hatte an ihm gezweifelt, hatte geglaubt er wäre wie die Anderen und das, obwohl er es hätte besser wissen müssen. „Sein Leben liegt in deiner Hand.“, wiederholte der weiße Fuchsgeist die Worte des Schattens. Naruto hob seinen Kopf. Sollte das heißen, er hatte ihn ermordet? Der weiße Fuchs schwieg, ehe ein scharfes, pfeifendes Geräusch Narutos Aufmerksamkeit auf Sasuke lenkte. „Er atmet!“ Beinahe hätte er ihn vor Überraschung fallen gelassen. Es war ein furchtbares Geräusch, aber der Schwarzhaarige atmete, auch wenn ihm noch immer das Blut seiner Qualen im Gesicht klebte. „Dir allein obliegt die Macht seine Qualen zu lindern, denn deine Kräfte sind es, die seinen Fluch beeinflussen können. Hüte dich vor den Schatten deiner Wut, kleiner Fuchsdämon.“ Der weiße Geist verpuffte und hinterließ den Blonden ratlos inmitten der kalten Nacht. ◊◊◊ „Es tut mir so unendlich leid Sasuke…“, flüsterte der Fuchsdämon leise, nachdem er seinen Freund gewaschen und auf den kleinen Futon gebettet hatte. Sasuke war kalt wie der Tod und hatte noch immer kein einziges Wort gesagt. Seine Augen waren geschlossen, doch er atmete. Liebevoll kuschelte sich Naruto an seinen Freund, konnte noch immer kaum glauben, dass er ihn beinahe ermordet hatte. Er hatte ihn leiden lassen, ihm für etwas Schmerzen zugefügt, für das er nicht einmal etwas konnte. Nein, im Gegenteil. Sasuke hatte beinahe dasselbe erlitten, wenn nicht gar Schlimmeres. Naruto fühlte sich schlecht. Er hatte sich von seinen Impulsen überrumpeln lassen und die wichtigste Person in seinem Leben beinahe getötet. „Ich bin ein Monster…“, flüsterte er reumütig, als er den Schwarzhaarigen an sich heranzog. Er war wirklich ein Monster. Die Dorfbewohner hatten Recht gehabt. Unerwartet spürte der Fuchsdämon plötzlich kalte Finger an seinem Arm und öffnete abrupt die Augen, nur um in die, nun beinahe weißgrauen Augen seines Freundes zu blicken. Geschockt ob dieses Anblickes, aber gleichsam glücklich, dass sein Freund zu sich gekommen war, zog er ihn in seine Arme und vergrub das Gesicht in seiner Halsbeuge. „Es tut mir so leid Sasuke! Ich…“ Die kalte Hand des Schwarzhaarigen schob sich langsam, ja geradezu zärtlich in die goldblonden Haare des Dämons. „Du hast…nichts falsch gemacht.“, wisperte er leise, seine Stimme gebrochen und rau. Es war okay. Er hatte nichts Falsches getan, auch wenn Sasuke selbst noch immer nicht wusste, was geschehen war. Er ahnte, was im Argen seiner eigenen Erinnerungen lag. „Sasuke…“, schluchzend und schniefend presste der Fuchsdämon sich an seinen Freund. Wie konnte er nach allem was er getan hatte sagen, er hätte nichts Falsches getan? ◊◊◊ „Soll ich dir wirklich nicht helfen?“, fragte Naruto besorgt und schlich um seinen Freund herum. Tagelang hatte er ihn gepflegt – oder es zumindest versucht – und war froh, dass sein Freund wieder aufstehen konnte, doch machte er sich Gedanken. „Wenn ich noch einen Tag länger deiner Pflege ausgesetzt bin, sterbe ich bestimmt noch.“, erwiderte Sasuke nur und erinnerte sich allein an die missglückten Mahlzeiten der letzten Tage. Sicherlich hatte es der Fuchs gut gemeint, aber seine kulinarischen Experimente hatten Sasuke schlussendlich dazu bewogen, sich sobald es ihm möglich war wieder selbst der Sache anzunehmen. „Du bist ganz schön fies… Ich hab mir echt Mühe gegeben“ Naruto schob schmollend die Lippe vor, auch wenn er wirklich froh war, dass es dem Uchiha wieder besser ging. Was jedoch blieb, war die Unsicherheit. Was hatte der Fuchs gesagt? Er hatte sein Leben in der Hand. Wenn er nicht aufpasste, würde er ihn womöglich wieder verletzen. Allein der Gedanke bereitete dem Fuchsdämon Angst. Er wollte ihn nicht verlieren. Wenn ihm eines bewusst geworden war in diesen vergangenen Tagen, dann, dass er Sasuke wahrlich liebte. Keinen Moment wollte er mehr ohne ihn sein. Doch auch wenn ihn die Versuchung reizte, den Fluch zu brechen, so hatte er Angst seinem Freund mit dem Versuch zu schaden. Wer wusste schon was passierte, wenn er seine Kräfte bewusst auf ihn konzentrierte. „Naruto, was hast du?“ Sasuke riss ihn unvermittelt aus seinen Gedanken. Er spürte, dass etwas nicht stimmte und noch immer hatte ihm Naruto nicht verraten, was genau an jeder Nacht passiert war. Er selbst erinnerte sich kaum an die Ereignisse, spürte beim Versuch sich zu erinnern nur einen heißen, dumpf pochenden Schmerz. „Ich… ach nichts. Ich hab mich nur gefragt, was ich dir jagen soll!“ Sasuke stockte einen Moment. Sein Innerstes sträubte sich dagegen den Fuchsdämon allein gehen zu lassen. „Wie…wäre es, wenn wir heute einfach im haus bleiben? Wir haben noch genug Vorräte.“, schlug er vor, noch ehe er sich diese Worte einmal durch den Kopf hätte gehen lassen. Narutos pelzige Ohren richteten sich überrascht auf. Sasuke bat ihn zu bleiben? Wie lange hatte er von diesem Moment geträumt? Wie oft hatte er sich in Gedanken ausgemalt, wie es sich anfühlen würde und angefangen zu grinsen? Er wusste es nicht mehr, aber jetzt da es passierte, stand ihm lediglich der Mund offen. „Du..eh..ich soll…also du meinst ich soll bei dir bleiben?“, wiederholte er stotternd und wirkte, als würde er glauben halluziniert zu haben. „Hm.“, Sasuke nickte nur stumm, hatte ihm den Rücken zugedreht. Ja, er wollte nicht, dass er ging und vielleicht nicht mehr zurückkam. Erschrocken ruckte Sasuke zusammen, als ihn die Arme des Fuchsdämons von hinten umfingen und ihn an sich zogen, die fremde Nase eng an seinen Nacken geschmiegt und ein lautes, zufriedenes Schnurren seitens Naruto zu hören. Sasuke spürte die Wärme in sein Gesicht steigen, als er selbst Kopf und Körper gegen seinen Freund lehnte, ihre Intimität für einen Augenblick genoss. „Naruto…“, begann er schließlich leise und versuchte die richtigen Worte für das zu finden, was er ihm sagen wollte – nein - musste. „Hm?“, brummte der Dämon nur und legte die Ohren etwas an, um sich näher an seinen Freund zu kuscheln. „Eines Tages…werde ich nicht mehr bei dir sein können.“ Sasukes Stimme wirkte zittrig, unsicher. Er hatte es ihm nicht sagen wollen, doch war es wohl besser den Dämon auf das Unvermeidliche vorzubereiten, ehe es ihm das Herz brach. Schockiert hob Naruto den Kopf und entließ den Schwarzhaarigen aus seinen Armen. „W-was sagst du da? Aber… warum? Habe, habe ich was falsch gemacht? Ich..ich werde dir nie wieder wehtun, versprochen! Ich benutze meine Kräfte nicht mehr! Ich-“ „NARUTO!“, unterbrach ihn Sasuke und wandte sich schließlich zu ihm um. Sanft legten sich die blassen Hände an die vernarbten Wangen des Dämons. „Nicht, weil ich es nicht möchte, sondern weil Menschen nicht ewig leben.“ Es war als wäre dem Blonden alles im Hals steckengeblieben. Sollte das bedeuten ganz egal was er tat, sein Freund würde sterben? Früher oder später würde er einfach sterben? „Auch das…ist Zeit. Erinnerst du dich daran, was ich dir erzählt habe?“, hauchte Sasuke leise und legte die Stirn an die seines Freundes. „Nichts ist ewig, Naruto. Nicht für uns Menschen.“ Narutos Innerstes rumorte wild. Das konnte doch nicht wahr sein! „Das… das lasse ich nicht zu.“, erwiderte er stur und legte die Arme erneut um seinen Freund, um ihn an sich zu ziehen. „Wenn wir sterben, dann nur gemeinsam!“ Ein Moment zog an ihnen vorbei, ehe Sasuke seine Hände langsam um den Rücken seines Freundes schob und auch ihm Halt spendete. Sie wussten beide, dass der Lauf des Schicksals nicht in ihren Händen lag. Dämonen lebten ewig oder wurden wie die Götter wiedergeboren, aber Menschen taten es nicht. Menschen starben irgendwann und hinterließen nichts, als die Leere in den Herzen derer, die überlebt hatten. „Ich lasse dich nicht sterben.“, flüsterte Naruto erneut und fasste in diesem Moment einen Entschluss. Er würde den Fluch seines Freundes brechen und einen Weg finden zusammen mit ihm zu leben. Hier, oder in der Welt der Dämonen. Irgendwo würde es einen Platz für sie geben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)