Beyond the Visible - Der Fuchsgeist von Yuurei ================================================================================ Kapitel 21: Chapter 21 - Time ----------------------------- Ein weites Feld bunt leuchtender, schwebender Sphären erstreckte sich vor den Augen des jungen Dämons, als sein Körper sich schließlich in der fremden Welt manifestiert hatte. Es wirkte beinahe, als würden sich die Nordlichter in den glatten Oberflächen der Sphären spiegeln. Er konnte die Energien spüren. Die Magie, die seine Adern durchströmte und ihn dazu verleitete einige tiefe Atemzüge der vibrierenden Luft zu nehmen. Er hatte es geschafft. Das Reich der Dämonen. Ein Ort, den er bisher nicht einmal aus Erzählungen kannte. Es wirkte ruhig, geradezu unheimlich. Stille. Kein Vogelgezwitscher, kein Rascheln der Baumkronen, nichts. Die Zeit schien geradezu still zu stehen in dieser ihm so fremden Welt. „So…und jetzt?“, fragte er sich nur und blickte hinter sich. Kein Schweif. Nun, so einfach, wie er es sich vorgestellt hatte, würde es dann wohl doch nicht werden. Sein Blick richtete sich auf eine kristallene Turmspitze, die in der Ferne zu erkennen war und das warme Licht des Himmels reflektierte. Naruto entschied sich dem gewundenen Pfad vor seinen Füßen zu folgen, seinem Instinkt folgend, der ihn schnurstracks in Richtung des Turmes führte. „Wirklich eigenartig“ Der junge Fuchsdämon ließ seinen Blick schweifen und doch entdeckte er nichts. So fremd und neu, ja regelrecht aufregend ihm diese ihm unbekannte Welt auch schien, so still war es in ihr. Er hatte niemanden gesehen, war niemandem begegnet. Weder Tier, noch Geist, noch eine andere Form des Lebens war ihm begegnet. Selbst die Blumen auf den endlos scheinenden Weiten dieser Felder, waren lediglich aus Stein. Ein faszinierender Anblick, doch fehlte dem jungen Dämon das Gefühl der Wärme, das ihn die Menschenwelt gelehrt hatte. Hier gab es augenscheinlich nichts. Nicht einmal den Geruch des Windes, der Pflanzen oder der Jahreszeiten. Er fühlte nichts, in dieser beinahe unendlichen Weite. Ein kalter Schauer jagte Naruto über den Rücken, als er sich beim Gedanken ertappte, dass er sein Leben womöglich in dieser Welt hätte verbringen müssen, wäre er ein vollblütiger Dämon. Nein, da war ihm die Menschenwelt doch um Einiges lieber, selbst wenn es nur Sasuke war, der ihm die liebevolle Seite der Menschen gezeigt hatte. „Sasuke…“ Gedankenverloren blickte der Fuchsdämon in den Himmel. Ob er es wirklich bis Sonnenuntergang schaffen würde, seinen Schweif zu manifestieren? Er musste. Er hatte es ihm immerhin versprochen. ◊◊◊ Gefühlte Stunden waren vergangen, ehe der Fuchsdämon schließlich ein Plateau erreichte. Ein riesiges, in allen Farben schillerndes Kristallplateau in Form eines Hexagons, an dessen Seiten sich marmorierte Säulen auftürmten und unter einem verzierten Dach zusammenführten. Es wirkte seltsam befremdlich auf den Blonden, unnatürlich und wie von Hand erschaffen und doch so übersinnlich, als wäre es seit jeher an diesem Ort. Die Energie, die seinen Körper durchströmte, war geradezu aus der Luft zu greifen und ein schweres, schauderndes Seufzen entwich den feinen Lippen des Dämons, als er sich unter dem Dach des Pavillons in alle Richtungen wandte und feststellte, dass um ihn herum wirklich nichts existierte. Nichts, außer den seltsamen Sphären und diesem einsamen Pavillon. „Ich wusste, dass du an diesen Ort kommen würdest.“ Erschrocken fuhr der Dämon herum, als er die leise säuselnde Stimme vernahm, die ihm bereits so oft durch die Ohren gestrichen war. Eine Stimme, die nur er verstand. „Wo bist du? Wer bist du?“ Seine Augen huschten durch die Wolken, die sich im Schein der langsam sinkenden Sonne in einem satten Creme-Ton zeigten. „Ich bin hier, überall.“, hallte es aus dem Nichts wider. „Fürchtest du dich? Bist du wütend? Dabei warst es doch du selbst, der die Macht gesucht hat, naiver kleiner Fuchs.“ Narutos Nackenhaare stellten sich auf und ohne es zu wollen, verspannte sich sein junger Körper unter den Provokationen dieser Stimme. „Zeig dich endlich! Was willst du von mir?“ Die pelzigen Schweife des Dämons peitschten auf den schillernden Boden unter ihm, ließen ihn vibrieren. Das warme Licht der untergehenden Sonne reflektierte sich in den kristallenen Platten des Pavillons, zogen ihr Lichtspiel schließlich auf dem Körper des Dämons, der sich im Zentrum dieses Schauspiels befand. Narutos Blick jedoch irrte ziellos durch die Luft, hoffend den Ursprung der Stimme zu finden, die ihn verspottete. „ZEIG DICH!“ Erneut peitschte er auf den Boden, ließ ihn unter sich beben. Was sollte dieses Spiel? „Was begehrst du?“ Leise, verführend und doch so bedeutungslos umschmeichelte die Stimme den Dämon, ließ ihn spüren, dass er sich an diesem Ort nur einem stellen musste: Sich selbst. Sein Blut rauschte in seinen Ohren. Was er begehrte? Seinen Schweif. Die Kraft, seinem Freund zu helfen. Doch hatte er Schatten ihn versucht auf die Seite der Macht zu ziehen. Bedeutete das nicht, dass er sich der Dunkelheit verschrieb, wenn er nach der Macht strebte, die er brauchte? Die Gedanken schmerzten in seinem Kopf. Er brauchte sie. Er wollte Macht, doch wollte er nicht die Dunkelheit, die an ihr klebte. Angestrengt presste der Dämon seine Kiefer aufeinander, die sonst so tiefblauen Augen durchzogen von blutroten Striemen. „Was… begehrst du?“, säuselte es erneut. Schwankend sackte Naruto auf seine Knie, spürte die unsichtbare Hand, die sich um seine Kehle zusammenschnürte. Die Dunkelheit, die nach seinem Herzen zu greifen schien, versuchte sich seiner zu bemächtigen. „Verschwinde!“ Knurrend krümmte sich der Fuchsdämon auf dem Plateau zusammen. Niemals würde er sich der Dunkelheit beugen. Nicht für alle Macht, dieser Welt. „Was begehrst du?“ Narutos Finger kratzten über den glatten Boden, zogen lange Spuren über das polierte Kristallgebilde, dessen Spiegelbild nur ihn selbst zeigte. Ihn und die Kraft, die es ihn kostete, sich dieser Dunkelheit zu widersetzen. //Sasuke… ich komme zurück. Ich komme zurück!// Sekunden, die zu Minuten wurden und ihn an die Grenzen, seines Bewusstseins trieben. Sekunden, voller Schmerz, voller Angst darüber, ob er sein Versprechen halten können würde. „Liebe.“ Der Blick des Dämons hob sich, als die Sonne über den Horizont rutschte und einen gleißenden Lichtstrahl auf ihn richtete. Die sanfte, liebevolle Stimme, riss den Blonden aus seiner Angst und vermochte es, ihn in die Gegenwart zu ziehen. Sein Blick wanderte über die im Licht verschwommene Gestalt vor seinen Augen, deren lange, feurig rote Haare sich seicht im Wind wogen. Wie eine seichte Brise strich die Hand seiner Mutter über seine Wange, ihr warmer Blick allein auf dem jungen Dämon liegend. „Ich bin so stolz auf dich.“ Narutos Augen füllten sich mit Tränen. Ein Traum? Eine Halluzination? Es war ihm egal. So echt fühlte sie sich an, die Wärme seiner Mutter. Er schlang die Arme um sie und ließ den Gefühlen freien Lauf, die ihn überkamen. Sie war es und nichts an ihr ähnelte der grausamen Gestalt, die seinen Freund verflucht hatte. War es Glück, was er empfand? Erleichterung? Er wusste es nicht und es war ihm egal. Ein liebevolles, wenn auch bedauerndes Lächeln lag auf Kuschinas Lippen, als sie die Hand über den Rücken ihres Sohnes schob. Sie hatten nur diesen einen Moment. Mehr, würde ihnen nicht vergönnt sein, denn ihr Leben war bereits vor langer Zeit geendet. Hier, in den Tiefen der Dämonenwelt. Sie küsste ihn sanft auf die Stirn und entschwand schließlich in Form funkelnde, goldener Partikel im Nichts, gleich einer vagen Illusion. Langsam erhob sich der Blonde, wischte sich mit dem Unterarm über die Augen. Er hatte seine Antwort. Was er begehrte, war Liebe, denn sie gab ihm die Kraft, die er brauchte. Die säuselnde Stimme, war verschwunden. Er war allein. Allein inmitten einer Welt, deren Logik sich ihm nicht erschloss und die ihm doch gezeigt hatte, was er wirklich wollte. Ein seichtes, schimmerndes Licht in seinem Rücken, ließ den Blonden schließlich den Kopf verdrehen. Sein Körper begann zu kribbeln, wandte sich in den heißen Wogen der Energie, die seine Adern in diesem Augenblick flutete und ihn umfing. Er hatte es geschafft. Die in goldenem Licht schimmernden Schweife des Dämons reflektierten das verbliebende Licht des Sonnenuntergangs, ließen die Sonne geradezu vor Neid ob dieses Anblickes erblassen. „Willkommen zuhause, kleiner Fuchs.“ Eine freundliche, fremde Stimme drang an die Ohren des Dämons und ließ ihn hinabschauen. „W…was?“, fragte er verwundert und Blickte auf den schönen Fuchs vor seinen Augen. Ein gewöhnlicher Rotfuchs, wenn man ihn so betrachtete und doch besaß auch er mehrere Schweife. Im Wink nur eines Augenblickes offenbarten sich um den Dämon verschiedene Portale. Jedes an einer anderen Seite des kristallenen Pavillons. Plötzlich schien es Naruto bewusst zu werden. Warum er niemanden gesehen hatte. Es war nicht nur eine Welt. Es waren hunderte, die den Dämonen zur Verfügung standen. „Aber, ich will doch gar nicht bleiben. Ich will heim, zu Sasuke.“, erwiderte er irritiert und ließ den Blick über die Portale schweifen. Kein einziges davon führte ihn in die Welt der Menschen. „Heim?“, widerholte der Rotfuchs irritiert und verstand zunächst nicht, worauf der Blonde hinauswollte. „Heim. In die Menschenwelt! Zu meinem Freund!“, widerholte Naruto energisch. Selbst in den Portalen fielen Dämonen aus den Bäumen und steckten die Köpfe neugierig in die Szenerie. „Aber…weißt du es denn nicht?“, antwortete der Fuchs dem Blonden sichtlich sprachlos. Naruto wurde ganz anders. Was sollte er wissen? „Ein Tag in unserer Welt, hundert in der der Menschen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)