The Warning! von Dracos-Princess ================================================================================ Kapitel 29: Epilog / Part eins - Dinner auf Malfoy Manor -------------------------------------------------------- Vier Monate später   ~*~   Hass kann nur durch Liebe überwunden werden. - Mahatma Gandhi   ~*~       Verzweiflung zierte das Gesicht der jungen Frau, die schnaubend vor ihrem Spiegelschrank stand und nicht recht zu wissen schien, zu welcher Robe sie nun greifen sollte. Unzählige Kleider hatte sie bereits vor ihren Körper gehalten, zahllose Hüte hatte sie auf ihrem Kopf niedergelegt, doch sobald es darum ging, Dracos Eltern zu besuchen, brach in dem Cottage, das Draco zur alleinigen Verfügung stand und sie dort ihre Ferien verbrachten regelrecht das Chaos aus – ohne zu wissen, jene Panik zu vertreiben. Bereits seit Wochen erging es der Gryffindor-Schülerin so. Vermutlich würde sich diese Angst niemals legen.   Merlin, wenn sie nur an ihren ersten Besuch in Wiltshire dachte – es war grauenvoll, beängstigend. Die kalten Wände, die abstoßenden Blicke der vielzähligen Portraits, die die langen, dunklen Korridore zierten... Damals beschlich ein ungutes Gefühl Hermine, während sie gemeinsam mit Draco zum Salon im Erdgeschoss marschierte – wissend, dass Draco sie als seine Freundin vorstellen würde. Doch entgegen ihrer Erwartungen führten sie ein langes, vielleicht auch unkonventionelles Gespräch. Deutlich hatte sie heraushören können, wie Lucius versuchte, sich herauszureden. Wohingegen Narzissa einen aufgeweckten Eindruck vermittelte, indem sie stets das Gespräch mit Hermine suchte. Immerzu verwickelte sie die Schülerin in ein Gespräch – sei es auch nur, um sie nach den prachtvollen, vier Meter hohen Rosenbüschen zu befragen. Aber Hermine wäre nicht Hermine gewesen, hätte sie nicht längst Narzissas Intentionen durchschaut, denn während Lucius noch immer versuchte, nach Ausreden zu suchen, war es Dracos Mutter, die genügend Schneid besaß und Hermine frei heraus fragte, ob sie nicht für einen Neuanfang bereit wäre.   In diesem Moment hatte sich alles gedreht. Alles hatte sich so unwirklich angefühlt. So... anders. Ihr war übel geworden, nachdem seine Mutter sogar so weit gegangen war, und ihren eigenen Ehemann – hinsichtlich seiner Ausreden – in die Schranken gewiesen hatte.   „Liebes?“, machte sich Draco bemerkbar, als er das Schlafzimmer betrat und mithilfe des Spiegels ihr verträumtes Gesicht wahrnahm. „Worüber denkst du nach?“ Ferner kam er seiner Freundin immer näher, bis er hinter ihr ankam, seine Hände auf ihren Schultern platzierte und seinen Mund an ihr Ohr heranführte. „Denkst du immer noch, dass Lucius dir einen Fluch nachjagen möchte?“   „Nein, natürlich nicht.“ Peinlich berührt neigte sie ihren Kopf zur Seite, angesichts ihrer damaligen Gedanken. Ja, sie hatte damals Angst und ja, sie dachte, dass Lucius ihr einen Fluch auf den Leib fluchen würde.   „Gut. Wäre auch etwas spät, nicht?“ Zwischenzeitlich hatte er damit begonnen, die verspannten Schultern seiner Freundin zu massieren.   „Stimmt.“   „Oder denkst du darüber nach, wie du mich am besten verführen kannst?“ Zärtlich küsste er ihren Haaransatz und erschauderte, als er darüber sinnierte, wie ihre Finger seine Haut streicheln könnten. „Wenn ja, musst du dir überhaupt keine Sorgen mache, Liebes. Ich werde schon verrückt, wenn ich dich ansehe – ganz ohne dein Zutun.“ Umgehend hatte er seine Hände von ihren Schultern zurückgezogen, ehe er die enganliegende Krawatte um seinen Hals löste und diese aufs Bett warf. Denn wie auch Hermine, wollte er sich umziehen, weil er im privaten Umfeld auf seine Arbeitskleidung verzichtete. Es wirkte immer so aufgesetzt. Das gestriegelte, biedere passte einfach nicht mehr zu ihm.   Dass er sich überhaupt dazu bereit erklärt hatte, in seinen wohl verdienten Ferien seinem Vater in dessen Firma aufzuhelfen, war schon grotesk – aber er wurde älter... Hermine sowieso, die währenddessen bei Flourish und Blotts aushalf.   „Nein“, schmunzelte sie. „Auch darüber denke ich nicht nach“, klärte sie ihn auf, während sie ihren Freund, sowie sich selbst im Spiegel betrachtete. Nachdem Draco ihr offenbart hatte, sein eigenes Heim in den Ferien nutzen zu können, war sie überrascht, dennoch froh, nicht in Wiltshire zu verweilen. Bisher klappte alles Zusammenleben auch ganz wunderbar. Keine einzige Sekunde hatte Hermine diesen gewagten Schritt bereut, aber mit zunehmendem Alter kamen Zweifel. Schließlich war der Mann hinter ihr kein unattraktiver Mensch. Im Gegenteil. Draco hatte bereits so manches Schindluder getrieben und oft wurde Hermine von Fragen heimgesucht, die ihr nicht gut taten.   Wieso sie? Was hatte Draco an ihr gefunden?   Aufgrund ihrer geschworenen Ehrlichkeit, hatte Hermine ihn des Öfteren darauf angesprochen und er hatte immer geantwortet, dass er sowohl ihr Äußeres, als auch ihren Intellekt liebte. Schlussendlich der größte Faktor jedoch darin bestand, dass er unendlich in ihre liebevolle Seite verliebt gewesen war. Ihr außergewöhnlicher Charakter war es, den Draco so interessant und anziehend fand.   „Nein?“, erwiderte er stutzig. Irgendetwas schien sie zu beschäftigen, was scheinbar mit ihm in Zusammenhang stand. „Du denkst nicht darüber nach, wie wir beide uns in den Laken wälzen und -“   „Nein“, lächelte sie ihm gezwungen entgegen, bevor sie sich vom Spiegel entfernte und nach einer weiteren Robe griff, die ausgebreitet auf ihrer Bettseite lag. „Ich dachte nur darüber nach, dass du und Harry derselben Meinung wart, anlässlich des Films, den wir uns zusammen im Kino angesehen haben. Erinnerst du dich?“   „Bei Merlins Bart, wie könnte ich Titantic vergessen?“, erwiderte er kopfschüttelnd und spielte Hermines Spiel mit. „Mir wurden drei Stunden meiner wertvollen Zeit gestohlen, nur um mit anzusehen, wie eine Frau ihre angeblich große Liebe im eiskalten Atlantik ertrinken ließ.“ Er verschluckte Hermines Protest, indem er fortfuhr: „Seien wir ehrlich, Liebes: Beide hätten auf diese verdammte Tür gepasst. Selbst ich – ein perfektionierter Egomane – hätte alles daran gesetzt, dich mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln auf diese Tür zu zerren. Nicht zu vergessen, was wir alles in diesen drei vergeudeten Stunden hätten anstellen können. Das ist es, was mich tatsächlich stört.“ Abschließend schloss er den Abstand zu seiner nachdenklich wirkenden Freundin und zog sie in seine Arme, ehe er sanft ihre Stirn küsste. Noch heute – vier Monate später – konnte er nicht genug von ihr bekommen und es fühlte sich noch immer so frisch an. Als wäre diese Obsession ihr gegenüber nie zu Ende gegangen, aufgrund seiner stetig steigenden Liebe zu ihr.   Gut, vier Monate waren nicht die Welt, für Draco jedoch ein enormer Fortschritt.   „Mag sein“, entgegnete sie kleinlaut und genoss den beißenden Schauer, der ihr jedes Mal über den Rücken jagte, sobald er eine beliebige Stelle ihrer Haut berührte. In jedem sich ihm bietenden Augenblick bemühte sich Draco, ihr zu zeigen, wie viel sie ihm bedeutet. Und sie schämte sich ein wenig. Sie selbst wollte ihm diese Gefühle doppelt zurückgeben.   „Ich bin mit den physikalischen Gesetzen nicht sonderlich gut vertraut, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass beide auf diese dämliche Tür gepasst hätten und es regt mich noch heute auf, dass Harry und ich der gleichen Meinung waren, was den Film betrifft.“ Inmitten seiner Worte begannen seine Hände, kreisende Bewegungen auf ihrem Bauch auszuführen und er genoss ihre summenden Laute sehr. „Ich hatte gehofft“, flüsterte er inzwischen, „ich käme wunderbar durch den Film, aber alles was ich spürte, war gähnende Langeweile, während du jeder Szene aufmerksam gefolgt bist. Nicht viel hätte gefehlt und auch ich wäre – wie Potter – eingeschlafen.“   „Ihr seid Kulturbanausen. Titanic ist mit seinen elf Oscars der mit Abstand erfolgreichste Film unseres Jahrhunderts.“ Nie hatte sich Hermine eine engere Bindung zwischen Harry und Draco erhofft, doch hatten sie in kürzester Zeit gelernt, sich zu tolerieren. Ja, sie hatte keinerlei Erwartungen an die beiden unterschiedlichen Menschen und doch war sie überrascht, dass sie sich immer weniger angeschrien hatten.   „Unerklärlich. Bis heute verstehe ich nicht, wie Frauen diesen Film aushalten, geschweige denn ihn sich mehrmals im Kino ansehen konnten. Drei Stunden sinnlos die Zeit totgeschlagen – weiter nichts. Oder lag es am Schauspieler?“   Lächelnd löste sie sich aus Dracos Gefangenschaft und trottete abermals zum Spiegel – mit einer neuen Robe in der Hand. „Ich hätte eure Gesichter fotografieren sollen.“   „Du bist zu spät“, informierte er sie feixend. Nochmals trat er an Hermine heran, umschlang ihre Taille und presste ihren Körper gegen seinen. Schnaufend drückte er seine Nase in ihre Haare, schloss die Augen und murrte: „Und jetzt Butter bei dir Fische, Granger. Ich habe dein Spiel mitgespielt und erwarte, dass du mir sagst, was dich wirklich bedrückt.“ Er war vielleicht nicht so schlau wie sie, aber noch lange nicht unaufmerksam, gar blind oder blöd.   „Was meinst du?“ Ihr stockte der Atem. Hatte er sie tatsächlich durchschaut?   „Liebes, was soll das?“ Er hingegen wurde ungehaltener, sein Griff fester. „Ich merke, dass dich etwas... belastet. Und ich wüsste gerne, was es ist?“   Zaghaft sanken ihre Hände, die die Robe hielten, nach unten. Ihr Blick sank gen Boden, weil sie ihn nicht ansehen wollte. „Ich weiß nicht, wie deine Eltern reagieren werden.“   Er hatte so etwas geahnt und verstand ihre Sorgen. Er selbst wusste nicht, inwiefern Lucius ausrasten würde. Dennoch gab es für sie keinen Grund, sich zu fürchten, da er stets an ihrer Seite wäre. Nur wie konnte man das in Worte ausdrücken? „Liebes, du machst dir zu viele Gedanken.“ „Tatsächlich?“ Abermals neigte sie ihren Kopf in seine Richtung. Aus den Augenwinkeln konnte sie die hauchzarten Schneeflocken durch das beschlagene Fenster beobachten.   „Ja, vielleicht sage ich es ihm auch gar nicht.“   „Ob es das besser macht?“ Ihre Zweifel waren berechtigt. „Schließlich ist dein Vater eher der Mensch, der es nicht gerne sieht, wenn er etwas zum Schluss erfährt, nicht?“   „Du doch auch nicht“, neckte er sie, um ihre Nervosität ein wenig einzudämmen. „Aber mach dir keine Gedanken. Ich werde mit meinem Vater schon fertig. Vielleicht kriegst du dann auch das Foto, das du unbedingt willst – nur eben von Lucius' entgleisendem Gesicht.“ Kurz glitt sein Blick über ihre dünnen Finger. An einem von ihnen steckte der Ring, den er ihr vor zwei Wochen schenkte.   Überstürzt hatte er gehandelt, ja. Allerdings war er verblüfft, dass sie ja gesagt hatte – war Hermine Granger doch immer der Mensch, der bedacht und umsichtig vorging. Umso erfreuter war er, dass sie seinen Antrag angenommen hatte, mit dem Ziel, für immer bei ihm zu bleiben. Er hätte der glücklichste Mann auf Erden sein müssen, doch trübten Hermines Angst jene Gefühle.   „Draco!“   „Hermine!“, erwiderte er genauso erschrocken, jedoch mit der nötigen Ironie in der Stimme. „Lucius wird es überleben. Außerdem scheint meine Mutter dich sehr zu mögen, was dir einen wahren Vorteil verschafft.“   „Du bist unmöglich.“ Grinsend entschied sie, das zu tragen, was Narzissa ihr hatte zukommen lassen – einen knielangen, beigen Glockenrock aus Chiffon, der oberhalb ihrer Taille mit einem hellbraunen Gürtel zusammengebunden wurde.Über ihren Kopf zog sie den dazugehörigen Wollpullover, der das Gesamtbild mit ihren weißen Pumps abrundete.   „Komm, Hermine. Es wäre schon witzig, Lucius' kalkweißes Gesicht festzuhalten, oder nicht?“ Mit seinem Geständnis, dass er seine Freundin heiraten würde, leitete er gleichzeitig die Abnabelung gegenüber seiner Eltern ein und er war froh. Unendlich froh. Gleichzeitig streifte er sich eines seiner schwarzen Hemden über, schlüpfte in eine dunkelblaue Jeans und zwängte sich abschließend in seinen schwarzen Blazer.   „Ich sag's ja: kindisch und unmöglich.“ Aber sie war genauso, denn sie trat zum Bett heran, schnappte sich eines der Kissen und warf es nach Draco. Seinen Zynismus konnte sie ihm zwar nicht austreiben, aber mittlerweile wollte sie das auch gar nicht mehr. Zu eingenommen war sie von seiner Art. Sie wollte ihn gar nicht mehr anders, weil sie gelernt hatte, mit seiner direkten Art umzugehen – zudem machte es ihn einzigartig. „Aber keine Angst, ich werde ein Foto davon machen, wenn dein Vater dir einen Beinklammerfluch hinterherjagt.“ „Ach, das würdest du wollen, ja? Aber mir meinen Spaß nicht lassen – wie gemein.“ Er warf das Kissen zurück auf seine Seite, bevor er sich neben sie stellte, seinen Arm um ihre Taille legte und raunte: „Würde ich dich nicht so abgöttisch lieben... Merlin, Granger.“ Seine Hand war zu ihrem Hintern gelandet, infolgedessen er fest hineingriff.   „Ganz genau. Das würde ich unbedingt wollen, da mir ein solches Foto in meiner Sammlung -“   „Granger!“ Er war gewiss nicht wegen ihrer Worte... erregt. Viel mehr ihres Körpers wegen, der in ihrer Kleidung noch viel besser zur Geltung kam.   „Ja, Malfoy?“ Hermine wusste, wie sie ihn am besten ärgern konnte. Auch die unzähligen Sticheleien mochte sie. Selbst Harry fand Gefallen daran, da er ebenfalls Mittel und Wege gefunden hatte, Draco zu provozieren – worüber sich Draco stundenlang hätte aufregen können. Aber das war nun mal Harrys Talent, dessen Anwesenheit oftmals ausreichte.   „Wir gehen jetzt besser, bevor ich das Abendessen noch absagen muss.“ Und bei Merlin, er würde es absagen, wenn er länger den feinen Stoff zwischen seinen Fingern spüren würde. Dass er gegen die Attribute einer Frau verlor, war unfair. Aber er würde sich jedes Mal revanchieren. Ab und an zwickte es vielleicht, wenn er verlor, aber er schätzte ihre Schlagfertigkeit. „Und auch wenn wir nur zu meinen Eltern gehen, muss ich sagen“, seine Stimme wurde immer leiser, „dass du viel zu verrucht in diesen Kleidern aussiehst. Hätten wir mehr Zeit, ich würde sie dir vom Leib reißen.“   Gott, nein, er musste seine Finger zurückziehen und sich seinem Hemd widmen, über dessen Falten er noch einmal strich. Folglich lehnte er sich gegen den Bettpfosten des Baldachins und betrachtete das Mädchen, von dem er früher immer dachte, nie an sie herankommen zu können.   „Es ist zum Niederknien süß, wie du dich aufregst. Aber du hast recht, wir sollten langsam los.“ Eifrig hexte sie die Kleider auf die Bügel zurück, schloss die Schranktüren und ging mit Draco gemeinsam nach unten zum Kamin. Dort angekommen, hielt er sie noch einmal zurück. „Eins musst du mir noch erklären.“ Vorsichtig entnahm er den Krug mit dem Flohpulver aus seiner Haltung, ehe er zu Hermine sah, die abwartend die Arme verschränkte. „Wie hat es meine Mutter geschafft, dass du das anziehst, was sie dir schickt? Ich habe Wochen damit verbracht, dich dazu zu bringen, mit mir zu sprechen und meine Mutter schafft es innerhalb einer Eulensendung, dich in Kleider zu stecken, die du nur zu besonderen Anlässen trägst.“ Wieder flimmerte das Bild vor seinen Augen... Im vierten Schuljahr hatte er kaum die Augen von ihr nehmen können...   Er war wirklich ein unersättlicher Lustmolch.   „Deine Mutter hat eben Charme.“   „Meine Mutter hat Charme?“, wiederholte er argwöhnisch. „Und ich nicht?“ Für diese dreisten Worte hätte er sie am liebsten bis zur Besinnungslosigkeit geküsst, um ihr anschließend doch noch die Kleider vom Leib zu zerren. Aber nein. Ein eindeutiges nein, da sie einfach keine Zeit hatten.   „Ach so, dir geht es um deinen Stolz, Malfoy?“ Kichernd packte sie seinen Kragen um ihn mit sich nach unten zu ziehen. „Dann kann ich gut damit leben.“   „Du kleines Biest.“ Folgsam lief er neben ihr her, bis sie den Kamin erreichten und Draco das Flohpulver aus der angebrachten Halterung entnahm. Ehe Hermine jedoch etwas daraus entnehmen konnte, hielt er es von ihr weg und sprach weiter: „Du weißt schon, dass du mir deine Frechheiten später zurückzahlen musst, oder?“ Im Augenwinkel betrachtete er das Portrait über dem Kamin, gegen das sich Hermine anfänglich vehement gewehrt hatte. Sie beide waren darauf porträtiert worden – eng umschlungen, während Hermines Hand auf seiner Brust ruhte und sie sich gegenseitig immer ansah. Doch dieses Mal schienen die beiden Abgebildeten dem Gespräch der Lebenden interessiert zu lauschen.   „Erinnerst du dich noch, als ich dir erklärt habe, was Dynamit ist?“   „Auch das könnte ich nie vergessen, Granger.“   „Sehr gut“, erwiderte sie, bevor sie ihm die Schale küssend aus der Hand nahm. „Nimm dich in Acht, Malfoy. Sonst besteht die Gefahr einer Explosion heute Abend.“   „Willst du mich herausfordern?“, wollte er augenzwinkernd wissen.   „Vielleicht?“ Sie bestieg zuerst den großen, offenen Kamin. Aus ihrer geballten Faust rieselte bereits der gräuliche Staub, der sie zu ihrem Ziel führen würde. „Lassen wir es darauf ankommen, Malfoy.“ Abschließend zwinkerte sie zurück, warf das Pulver zu Boden und nannte deutlich die Adresse: „Malfoy Manor, Wiltshire.“ Augenblick fraßen sich die grünen Flamme nach oben und verschluckten Hermine gänzlich. Währenddessen erinnerte sie sich daran, wie sie ihm erklärt hatte, was Dynamit war.   „Bei Merlin, diese Frau“, flüsterte er lächelnd in die Stille, nachdem das Feuer abgeklungen war und er selbst in den Kamin stieg. Er liebte dieses Weib so sehr, dass es vermutlich gar nicht mehr in Worte zu fassen war. Im Anschluss tat er es ihr gleich, er warf das Pulver nach unten und wurde unverzüglich zum Zielort gebracht.   Indessen hatte Hermine bereits damit begonnen, den schwarzen Ruß vorsichtig von sich zu klopfen, bevor sie ihren Stab zog und den Rest mittels eines Spruchs entfernte. Wenige Sekunden später stieg Draco aus dem Kamin, doch lange blieben die beiden nicht unentdeckt. Rasch entdeckten sie einen alten Elf, der sich ihnen näherte und darum bat, ihm zu folgen.   „Brisko, ich weiß, du willst es nicht hören, weil ich es dir jedes Mal sage, aber: Wir kennen den Weg“, informierte er das alte Geschöpf, das seine Worte jedoch gekonnt ignorierte und sich nicht davon abbringen ließ, die Beiden in den Salon zu führen. Seine langen Fledermausohren – aus denen bereits weiße, dünne Härchen herauswuchsen – wippten mit jedem Schritt den der Elf nach vorne trat, nach oben und unten, was wiederum Draco ein Lächeln ins Gesicht trieb.   Brisko würde sich auf seine alten Tagen wohl nicht mehr ändern.   „Brisko hat die Ehre, die Gäste in den Salon zu führen, Master Draco. Regeln, die Sie kennen, Master.“   „Ich weiß, Brisko. Dennoch kannst du bei uns eine Ausnahme machen.“   „Sie kennen die Regeln, Master“, wiederholte er knirschend, während er weiterhin über den schwarzen Marmorboden tapste. „Auch bestand der Herr darauf, Sie hier abzuholen. Überaus erfreut war der Herr, dass Master Draco und die Miss zum Essen kommen. Ebenso die Herrin, Master Draco.“   Verwundert zog sich Hermines Augenbraue nach oben. Folglich lehnte sie sich näher zu Draco und flüsterte ihm hinter vorgehaltener Hand zu: „Seit wann redet Brisko denn so viel?“ Indes betrachtete sie den Elfen, der in seinem schneeweißen Hemdchen und einer schwarzen Hose grazil über den Boden schritt – völlig untypisch für den Elfen; war er doch schon ein sehr alter, verhärmter Elf, dessen Laune man bereits in seinem sonst mürrischen Gesicht ablesen konnte. Nie sprach er mehr als nötig und nun das? Es beunruhigte Hermine, da sie ihn anders in Erinnerung hatte.   Auch Draco schien sich zu sorgen. „Brisko, ist alles in Ordnung?“   Überrascht drehte der Elf sich zu den Herrschaften herum. Seine großen, kugelrunden Augen sahen hinauf zu den zwei Menschenkindern, von denen er eines heranwachsen gesehen hatte. So viele Jahre waren vergangen. „Aber natürlich, Master Draco. Brisko befindet sich in bester Verfassung. Brisko hofft, dass sich der Master, sowie die Miss ebenfalls bester Gesundheit erfreuen können?“ Er durfte nichts verraten. Das hatte er seinem Herren und seiner Herrin versprechen müssen, der das Gespräch mithören konnte, als er seinen Gebietern Tee serviert hatte.   Akina, die jüngste Elfe hätte sicher alles verraten. Ganz gewiss, aber nicht Brisko. Nein, er war ein gehorsamer Elf.   „Ähm, uns geht es auch gut, danke.“ Draco war gar nicht zufrieden. Irgendetwas war hier faul und er wusste nicht, was hier vor sich ging. Brisko war nie der Elf, der viel redete. Zusätzlich wurde sein Verdacht bestärkt, als Brisko sich nach dem Wohlergehen der beiden Schüler erkundigte – das hatte er noch nie getan.   „Das erfreut Brisko, Master Draco.“   „Draco, hier stimmt doch etwas nicht.“ „Ich hab keine Ahnung!“, wehrte er sich sofort, angesichts Hermines Ausdruck. Seine Freundin schien zu glauben, dass er wusste, was los war, aber das war ein Irrtum. Draco wusste gar nichts.   Unterdessen öffnete der Elf die Tür, doch ließ er Draco und Hermine den Vortritt, wohingegen er sich tief verbeugte, als sie den Rundbogen passierten und dennoch sehen konnte, wie Hermine dieser Geste missbilligend entgegensah. Obzwar Lucius seine Elfen besser behandelte, indem er ihnen saubere Kleidung gab, mit dem Versprechen, dass er die Elfen niemals entlassen würde, war es ihr immer noch zuwider, dass sie sich verbeugten. Hinzu kam die fehlende Bezahlung. Allerdings hatte Hermine nicht weiter den Versuch gewagt, mit Lucius darüber zu debattieren. Zu uneinsichtig war er, zu sehr hielt er an seinen Traditionen fest. Wogegen Hermine jedoch glücklich war, war, dass dasselbe Portrait, das in Dracos Cottage hing, auch hier in einer kleineren Version angebracht worden war. Ohne es auszusprechen war ihr klar, dass Lucius dieses Portrait hier aufhing, um Wiedergutmachung zu leisten. Um... sich wortlos bei Hermine zu entschuldigen.   Und sie akzeptierte diese genauso wortlos.   „Hermine!“, entfuhr es Narzissa euphorisch, nachdem sie sowohl ihren Sohn, als auch Hermine erblickte. Eilig schritt sie mit dem Champagnerglas in ihrer Hand auf die beiden zu, doch statt sich ihrem Sohn zu widmen, war es Hermine, die Narzissas Aufmerksamkeit auf sich zog. „Ich freue mich, dich zu sehen, meine Liebe.“ Sie wollte sich tatsächlich besser, aber man bemerkte ihre Unsicherheit. Dennoch ließ sie es sich nicht nehmen, ihrer Schwiegertochter in Spe zur Begrüßung beide Wangen zu küssen, ehe sie zurücktrat, Hermines Hand umfing und das Mädchen ausgiebig musterte. „Und bei Merlins Bart, du hast tatsächlich den Rock und den Pullover angezogen, den ich dir geschickt habe.“   Man sah ihr die Freunde diesbezüglich sehr deutlich an.   „Äh, ich freu mich auch, dich zu sehen, Mutter“, antwortete Draco statt ihrer. Er wurde wie ein fader Nachtisch von seiner eigenen Mutter stehengelassen. War das zu fassen?   „Hallo Draco“, bemerkte sie weniger feinfühlig, da ihre Augen auf Hermines Kleidung hafteten.   Grundgütiger. Seine Mutter war doch sonst nicht so? Oder waren viele Frauen so einfach gestrickt? Draco wusste es nicht, der kopfschüttelnd davon absah, seiner Mutter weiterhin auf die Nerven zu gehen und stattdessen an dem langen Tisch Platz nahm, an dessen Kopfende Lucius saß – die Arme mithilfe seiner Ellbogen auf dem Tisch abgestützt, während seine Hände ineinander gefaltet waren. Im Hintergrund hörte er abermals die Stimme seiner Mutter, die immer noch enthusiastisch mit Hermine plauderte.   „Ich dachte schon, du würdest es nicht tragen wollen – wegen der Farben und womöglich dem Schnitt.“ Nur Narzissa sah in beigen Tönen noch hundert andere Farbnuancen. „Ich wusste ja, dass du lieber bequemere Kleidung trägst, aber nachdem mir meine Schneiderin eines meiner Haute Couture ausgebessert zurückbrachte, musste ich dir ein ähnliches anfertigen lassen.“ Im Anschluss drehte sie die junge Frau und begutachtete den Stoff, sowie die Verarbeitung.   „Danke, Narzissa“, erwiderte Hermine schüchtern, während sie sich verlegen eine Haarsträhne hinter ihr Ohr kämmte. „Es ist wunderschön, aber doch noch etwas gewöhnungsbedürftig.“   „Allerdings!“, grummelte Draco weiter abseits, während er ununterbrochen die ansehnliche Kehrseite seiner Freundin musterte.   „Beschwer dich nicht, Draco“, beschwerte sich Narzissa Malfoy, die wild in Dracos Richtung winkte – den Blick jedoch auf Hermine gerichtet hielt. Nachfolgend führte sie das Mädchen zum Tisch heran und nahm selbst neben ihrem Mann Platz. „Erfreue dich lieber an der Schönheit deiner Freundin. Schließlich darf sie zeigen, dass sie eine hübsche Frau ist.“   Er würde sich nicht auf dieses Niveau herablassen. Stattdessen nahm er ihre Aussage nur augenrollend zur Kenntnis, bevor er seine Hand unter dem Tisch auf ihrem Bein ablegte – in der Hoffnung, den Stoff ein wenig höher schieben zu können.   „Lass gut sein, Narzissa“, verhinderte Lucius eine weitere Aussage seiner Frau, die das Talent besaß, nicht nur Dracos Nerven auf die Probe zu stellen, sondern auch seine. „Aber ich hoffe, es geht euch beiden gut?“ Während er auf eine Antwort der beiden wartete, nickte er seinen Elfen zu, die darauf warteten, dass Essen servieren zu können.   „Lucius?“, entgegnete Draco skeptisch, dessen auf Wanderschaft geschickte Hand augenblicklich zurückgezogen wurde. Er traute seinem Vater nicht über den Weg, weshalb er umso wachsamer sein musste und seine Konzentration auf seinen Vater, statt auf ihre Beine lenkte.   „Was? Ich möchte mich bloß nach euch erkundigen – nichts weiter.“ Zeitgleich beobachtete er eine der Elfen, die ihm eifrig Salzkartoffeln auf seinen Teller schaufelte, bis er mit einem Handwink aufzeigte, dass es genügte. „Also? Ist alles in Ordnung? Wie läufts in der Firma?“ Seit Dracos Beginn hatte er sich zurückgezogen – wollte sehen, wie sich sein Sohn entwickelte, wenn man ihm nicht ständig über den Rücken schaute.   „Die Geschäfte laufen, falls du das meinst?“   „Baldwin sagte mir, du machst dich sehr gut“, lobte er seinen Sohn, schaute jedoch gezielt auf sein Weinglas, das Brisko gerade auffüllte.   „Du hast deine Finger also immer noch im Spiel.“ Was nicht anders zu erwarten war. Vermutlich wollte Lucius bloß schlimmere Katastrophen verhindern. Dass er vielleicht einfach nur höflich sein wollte, als er seinem Sohn ein Kompliment aussprach, wies Draco konsequent zurück. Das hatte Lucius schließlich noch nie getan und er war immer ein Mann gewesen, der alte Gewohnheiten nur schwer ablegen konnte. „Aber deine Sorgen“, betonte er in Lucius' Richtung, „sind unbegründet. Du kannst deinen Urlaub genießen.“   „Draco“, knirschte dieser mit den Zähnen.   „Ich bin dir gar nicht böse, Lucius. Es war absehbar.“   Merklich getroffen wanderte sein Blick auf Hermine, die nachdenklich neben Draco saß, die Hände in ihrer Mitte zusammengefaltet. „Und bei dir? Gefällt es dir im Buchladen?“   „Oh ja, sehr“, nickte Hermine. Ihr Blick richtete sie im Gegensatz auf Narzissa, die ganz anders als Lucius ihr entgegen lächelte. Die Gryffindor-Schülerin kam nicht herum zuzugeben, dass Dracos Mutter eine angenehme Person war. Narzissa war... wirklich nett und Hermine begann, sie zu mögen.   „Schön. Schließlich wirst du deiner Arbeit sehr lange nachgehen müssen, nicht? Wobei ich eher dachte“, erwähnte er amüsiert, „dass du den Weg einer Aurorin einschlägst. Aber das war offensichtlich ein Irrtum meinerseits.“ Lucius gestand sich sehr wohl ein, dass das Mädchen einen positiven Eindruck auf ihn hinterließ. Er dachte sogar darüber nach, irgendwann mit ihr über Muggelerfindungen zu diskutieren. Sicherlich könnte sie ihm auch die ein oder andere Funktion dessen erklären.   „Oh... Nein, die Welt zu retten ist Harrys Part. Die Miteinbeziehung eines Krieges hat mir persönlich gereicht.“ Das Fleisch auf ihrem Teller war herrlich zart, doch hatte sie es beherzt zur Seite geschoben, nachdem sie einen Bissen zu sich genommen und bereits die Übelkeit spüren konnte. Zweifelsohne, Lucius' Elfen konnten hervorragend kochen, jedoch trafen sie momentan nicht Hermines Geschmack, der mit jedem Tag in eine andere Richtung schwankte. Was sie heute noch verabscheute, könnte sie morgen schon wieder gerne essen. „Ich wäre – würde ich eine Ausbildung zur Aurorin machen – immer mit Erinnerungen konfrontiert, die ich eigentlich umgehen möchte. Harry ist definitiv der bessere Auror.“ Das war Harrys Weg – nicht ihrer. Sie und Ron wollten etwas anderes. Etwas, auf das sie sich freuten und gerne zurückblicken. So entschied der jüngste Weasley-Junge, dass er es in Betracht zog, nach seinem Abschluss tatsächlich das Studium für Verwandlungen in Angriff zu nehmen, um später als Hogwarts-Professor tätig zu sein. Und jedes Mal grinste Hermine bei dem Gedanken daran – war Ron doch derjenige, der in seinem zweiten Schuljahr seine Ratte Krätze, die in Wirklichkeit Peter Pettigrew war, in einen pelzigen Kelch verwandelte hatte und ausgerechnet dieser jemand wollte Lehrer werden...   Merlin, es war surreal, dass ausgerechnet Ron Lehrer werden wollte. Der Junge, der nie etwas für Unterricht übrig hatte, aber gerade Rons Ziel bezeugte Hermine, wie stark sie sich verändert hatten. Alle.   „Stimmt. Mister Potter hat ja immer diesen heldenhaften Drang verspürt, die Welt -“   „Lucius!“, ermahnte Narzissa ihren Mann bestimmend. „Hör auf. Oder hast du vergessen, was der Junge für uns getan hat?“   „Das habe ich nicht, Darling“, entgegnete Lucius süffisant, ehedem er nach der Hand seiner Frau griff und ihren Handrücken behutsam tätschelte. „Und du weißt auch, dass ich mich mit dem Jungen auseinander gesetzt und ihm für seinen Einsatz gedankt habe, nicht?“ Mehr als deutlich hatte er sich erkenntlich gezeigt, nachdem er mehrere Spenden den finanziell schlechter dastehenden Ministeriums-Abteilungen zukommen ließ.   „Ja.“   „Was ich aber noch wissen muss, Draco“, ergänzte Lucius, der genüsslich sein Fleisch zu Ende gekaut und bereits ein neues Stückchen geschnitten hatte, dies allerdings auf seiner Gabel behielt. „Hast du die Verträge für Gringotts fertig?“   „Davidson hat sie mir heute Morgen auf den Schreibtisch gelegt. Ich muss sie nur noch gegenzeichnen.“ Die Geschäfte seines Vaters machten ihm tatsächlich Spaß – es war seriös. Zusammen mit Gringotts hatte Lucius die Arbeitsbedingungen im Berg erträglicher gemacht, aufgrund des Zauberstab-Verbots, an das sich Kobolde halten mussten. Angesichts dessen hatte Lucius Zauberer in den Berg geschickt, entlohne diese entsprechend und verkaufte die geförderten Edelsteine an Gringotts.   Eine Win-Win-Situation für beide Seiten.   „Du scheinst nicht sehr angetan von dem Burschen zu sein, aber glaub mir, Davidson ist lehrreich und kreativ. Er wird dir – sobald du mein Geschäft übernimmst – zu mehr Vermögen verhelfen“, erwähnte er bedächtig und legte die Gabel zur Seite. Es erfreute den älteren Malfoy, dass er sich inzwischen besser mit seinem Sohn verstand, der zudem gelernt hatte, nicht mehr alles persönlich zu nehmen.   „Na dann“, bemerkte Draco dagegen kühl.   „Und sonst so? Weiter willst du mir nichts erzählen?“ Anschließend griff Lucius' Hand nach einer Serviette, tupfte sich mit dieser seinen Mund ab und provozierte weiterhin. „Irgendetwas vielleicht?“   Folglich sah er skeptisch in das Gesicht seines Vaters. „Nein, wieso?“   „Ich weiß ja auch nicht. Vielleicht möchtest du mir ja erzählen, dass Gregory nach seinem Abschluss den Eulenladen seines Onkels übernimmt?“ „Wozu, wenn du es schon weißt?“ Dracos Magen zog sich auf unheimliche Weise zusammen. Sein Vater benahm sie äußerst merkwürdig – seine kuriosen Andeutungen waren... skurril.   „Du hättest mir auch längst erzählen können, dass Blaise plant, die junge Weasley-Tochter zu heiraten?“ Es war nicht zu überhören, dass Lucius nicht Blaise meinte, sondern gezielt auf etwas anderes lenken wollte. Dass er das Wort heiraten extra betonte, war nicht einmal die Spitze des Eisberges. Und es hatte eben seine Vorteile, wenn man Lucius Malfoy war.   „Lucius, was soll das?“ Genervt warf Draco seine Serviette auf den Tisch. „Worauf willst du hinaus?“   „Darauf, wann du es für erwähnenswert hältst, uns über den Zustand deiner Freundin aufzuklären“, wies er seinen Sohn zurecht, während seine Hand auf Hermines Bauch deutete. „Oder bist du gekommen, um uns nur darüber aufzuklären, dass du und Hermine ebenfalls heiraten wollt? Wenn ja, dann bin ich mehr als bestürzt.“   Augenblick verloren beide – Draco, sowie Hermine – ihre Gesichtsfarbe. Woher wusste dieser alte Sack diese Details, verflucht? Das war es nämlich, was Hermine bedrückte, bevor sie nach Malfoy Manor appariert waren... Sie hatte Sorgen wegen Lucius' Reaktion, und dieser tat nichts anderes, als es wie eine Banalität zu erwähnen.   „Was sagst du da, Lucius?“, entkam es stattdessen Narzissa, die ihr Glas auf den Tisch zurückstellte und den beiden Heranwachsenden entgegensah. „Ist das etwa wahr?“   „Narzissa, überrumple die beiden nicht. Ich habe die Befürchtung, dass sie es uns erst das übernächste Mal hätten sagen wollen.“ Dass er die beiden absichtlich enttarnte, war ihm bewusst. Aber länger als nötig wollte er nicht mehr warten. Dennoch war es... seltsam. Dass sein Sohn Vater werden würde, hinterließ keinen faden Beigeschmack, aber Draco war selbst noch so... so jung und unerfahren im Umgang mit Kindern. Aber Lucius selbst war nicht besser, richtig? Ihm hatten damals ebenso die Erfahrungen gefehlt. Hätte er diese gehabt, nun, er würde nichts heraufbeschwören, aber er glaubte daran, dass er dann ein besserer Vater gewesen wäre.   Aber man konnte Kinder erziehen nicht einfach lernen. Man wuchs mit der Zeit in die Rolle hinein, sammelte Erfahrungen und es kam sogar vor, dass man als Elternteil Fehler machte. Ja, das gehörte zum Eltern werden dazu.   „Also“, röchelte der Junge schließlich, der zeitgleich den oberen Knopf seines Hemdes öffnete. „Ich weiß ja nicht, woher du das weißt, aber -“   „Ich bin dein Vater, Draco.“   Draco hatte die Frage gar nicht böse gemeint, er war lediglich überrascht, angesichts des Wissens, das sein Vater zu haben schien. Noch mehr aber wunderte er sich, wie er davon erfahren hatte, aber Lucius würde sich hüten, seine Quelle preiszugeben. Ob einer der Heiler geplaudert hatte? Höchstwahrscheinlich...   „Und du, mein Junge, bist und wirst immer ein Malfoy sein. Verzeih mir, Draco, aber ich konnte schon des Öfteren hinter deine Fassade blicken.“ Das hatte Lucius mit den Jahren tatsächlich gelernt – in dem Gesicht seines Sohnes zu lesen. Oft waren die Erkenntnisse darauf nicht schön, geschweige denn berauschend, aber heute gab es keinen Grund, etwas negatives zu sehen. Im Gegenteil. Sein Sohn strahlte neben seiner Skepsis auch jenen Stolz eines werdenden Vaters aus – denselben, den Lucius damals verspürt hatte, nachdem er von Narzissas Schwangerschaft erfuhr.   „Ich... Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll?“, fuhr Narzissa dazwischen – unsicher, ob sie sich freuen sollte oder traurig war, aufgrund der Geheimniskrämerei. „Das kommt recht überraschend.“ Aber sie würde sich spätestens dann freuen, wenn die beiden nach Hause gingen und sie genügend Zeit hatte, sich mit dem Thema Enkelkinder zu befassen. Vielleicht würde es sogar ihr neues Lieblingsthema werden. Schließlich war Narzissa stets bemüht, nach außen hin mondän und kultiviert zu wirken. Womöglich würde sie mehr Zeit mit Namen aussuchen verbringen, statt sich über die Tatsache aufzuregen, solange im Dunkeln gelassen worden zu sein.   „Das sind wir auch, Mutter – sehr sogar.“   „Dann wird es wohl Zeit, deinen alten Kinderstuhl herzurichten, nicht?“   „Mutter!“ Merlin, was war das bitte für ein Tag? Draco würde drei Kreuze machen, wenn er mit Hermine heute Abend ins Bett fallen würde. Bis dahin müsste er sich jedoch gedulden und Narzissas Worten lauschen, die bereits tatkräftig daran arbeitete, ihm vorzuschlagen, welche seiner alten Baby-Möbel man noch gebrauchen konnte. Immerhin waren das kostbare Erinnerungsstücke.   „Ich meine ja nur, Draco. Es sind viele Stücke dabei, die man restaurieren kann.“   Seine Mutter war... eben seine Mutter, und er liebte sie – mit all ihren seltsamen Ansichten, mit ihrer verrückten, aber doch lieblichen Art. Ja, er hatte seine Mutter schätzen gelernt. Allerdings galten seine nachfolgenden Worte nicht ihr, sondern der Frau, die sein Kind unter ihrem Herzen trug.   „Granger“, flüsterte er in ihr Ohr, nachdem er seinen Arm um ihre Schulter legte, zu ihr heran gerutscht war und unauffällig seine Hand auf ihren flachen Bauch legte. „Es tut mir leid.“   „Ich liebe dich“, antwortete sie stattdessen.   „Merlin, sag es noch einmal“, verlangte er freudestrahlend.   „Ich liebe dich, Malfoy!“   Genau dieser Satz löste jedes Mal ein Feuerwerk der Gefühle in dem jungen Slytherin aus. Er war dankbar, dass er die Worte aus ihrem Mund hören durfte. Und trotz ihrer jungen Liebe, war er sich sicher: Keine Frau würde jemals diese Emotionen, diese... diese aufrichtigen Gefühle in ihm hervorbringen. Nein, nur sie schaffte das. Seine Granger. Sein Seelenheil. Sein Mädchen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)